Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • 9 .5
    Martin Canine 28.10.2015, 15:59 Geändert 28.10.2015, 17:57

    1969 fährt ein Filmteam in eine ländliche Gegend in Bethel, auf der in Kürze ein groß angelegtes Musikfestival stattfinden wird, bei welchem ein großes Staraufgebot an Künstlern gegen Krieg und Konservativismus und für Freiheit und Individualität ihre Lieder zum Besten geben sollten. Sein Ziel war es, eine Dokumentation über die 3 Tage, die die Veranstaltung dauerte, zu drehen, um festzuhalten, was auf der Bühne als auch im Umfeld von Woodstock geschieht. Das Fest würde später als das größte Musikereignis aller Zeiten in die Geschichte der Musik, und auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts eingehen, doch welche Ausmaße es annehmen wird, das konnte seinerzeit niemand ahnen. Der Zuschauer erlebt mit, wie das zunächst riesenhafte Event erst monumentale und dann beinahe biblische Ausmaße annimmt - und wird nicht nur Zeuge einiger der größten Livedarbietung überhaupt, sondern auch einer gewaltigen Stimmung und Aura, einem Gefühl, bei etwas Großem dabei zu sein, welches es so später nie mehr gab. 60000 Besucher wurden erwartet - in etwa 400000 Besucher fanden sich letztlich auf dem Gelände der Farm, auf dem das Spektakel von Statten ging; die meisten davon ohne etwas zu bezahlen, da der Andrang so groß und die Anzahl der illegal auf das Gelände gekommenen Zuhörer so überwältigend war, dass eine Kontrolle, ob den nun jeder bezahlt hat, nicht mehr durchführbar war, weshalb das Woodstock-Event nicht nur zum berühmtesten Festival der Welt, sondern auch zum finanziellen Flop wurde.
    Anders sah es mit diesem Film aus: nicht nur war ihm 1971 der Oscar für den besten Dokumentarfilm zugedacht, offenbar wollten auch so viele Leute das Megaevent auf der Leinwand sehen - sei es, um ein Gefühl zu bekommen, wie es war, dabei gewesen zu sein, oder aber, um dieses Erlebnis noch einmal zu spüren - dass die Einspielergebnisse die hohen Verluste von Woodstock weitgehend ausglichen. Was macht diesen Dokumentarfilm so besonders? Warum ist es ein Vertreter dieses ansonsten von der Masse kaum beachteten Genres, welches den sechsterfolgreichsten Film '70 darstellt? Und warum gilt gerade dieses Werk als beste Doku über die 3 Tage voll Frieden und Musik, wo es doch etliche andere zu dem Thema gibt, die teilweise mehr Informationen zu bieten kann?

    Die Antwort ist ganz einfach: weil er Woodstock nicht kommentiert, sondern einfängt. Wir erfahren nichts über die Entstehung und Organisation des Festival, was hinter der Bühne geschieht, oder warum gerade diese Künstler ausgewählt wurden (zumal ja neben seinerzeit wie auch heute beliebten und politischen Musikern auch die ein oder andere unbekanntere Bubblegum Pop-Gruppen dabei war). Wie wurde das Festival so groß? Warum wurde es überhaupt veranstaltet? Wer nichts über Woodstock weiß, der weiß nachher nicht viel, sondern nur ein wenig mehr. Tatsächlich thematisiert "Woodstock" nur, was Teilnehmer der titelgebenden Veranstaltung, oder aber die Umgebung selbst erleben konnte. Und genau das ist der springende Punkt. Der Film will gar nicht erklären, sondern Eindrücke vermitteln.

    Dabei kann er nämlich mit einem Allroundpaket aufwarten, in welchem er zwar nicht alles verpacken kann, dafür jedoch von überall etwas, was wiederum ein rundes und sehr authentisches Gesamtbild der 3 Tage zeichnet, und das innerhalb einer Dauer von dreieinhalb Stunden in der erweiterten Fassung. Dies schafft er durch das Schaffen von Kontrasten, die Vielfalt und Abwechslungsreichtum bebildern.
    Ausgiebig Zeit nimmt er sich für hautnahe Aufnahmen der Liveauftritte, die vom explosiven Rock von The Who über die kratzig-ausufernde Stimmgewalt einer Janis Joplin bishin zum mit der E-Gitarre gespielten Vietnamkrieg von Jimi Hendrix zwar noch lange nicht alle Musikstücke, aber die wichtigsten, besten und nachhaltigsten liefert, und das in voller Länge. Man kann von einem Best Of sprechen, und gleichzeitig von einem repräsentativen Zeitdokument um die Musiklandschaft der ausklingenden 60er Jahre.

    Dennoch besteht ein überaus großer Anteil des gezeigten Materials darin, Leute vorort, also direkt auf dem Gelände, oder aber in der näheren Umgebung, zu Wort kommen zu lassen, und das mit verblüffendem Ergebnis. So finden sich zwar die zu erwartenden Stimmen wieder; fröhliche, rebellische Jugendliche und junge Erwachsene, die ihre Begeisterung für freie Liebe und Drogen, wie aber auch ihre stark politischen und weltanschaulichen Ansichten zeitweise überraschend differenziert kundtun, und stinkige alte Leute, die über die unsittliche Jugend schimpfen, die Unreinlichkeit und den vielen Drogenkonsum kritisieren und sie als missraten ansehen. Jedoch zeigt "Woodstock" zu meinem Erstaunen auch noch ganz andere Seiten: einen Uniformträger, der meint, die jungen Besucher des Konzertes gehören zu den friedlichsten und nettesten Leuten, die er getroffen hat und kann sie nur loben. Als das Filmteam hierzu meinte, dass sie überrascht wären, dass ein "Cop" so denkt, erwiderte er, er sei auch kein Cop, sondern Polizeichef. Wir sehen ebenfalls Personen Anfang 20, die zur Veranstaltung kamen, und sich zwar der Musik und der Botschaft erfreuen, jedoch nichts davon halten, sich mit Substanzen das Hirn zu vernebeln.
    Hier geht der Film wahnsinnig differenziert vor, und zeigt wirklich alle Seiten und Typen von Personen, die sich um so ein großes Ereignis ansammeln konnte. Eine Kollage aus Eindrücken, Meinungen, schrulligen Tätigkeiten im Zuseherbereich und Geschehnissen. Eine Wechselwirkung aus Bühne und der als Tribüne fungierenden Wiesenfläche. Besondere Momente sind, als der Ansager on stage Benachrichtigungen für das Publikum bereithält. Wie fühlt sich wohl jemand, der während Woodstock einen Heiratsantrag bekam, wenn er heute noch einmal, mit vielleicht 65, 70 Jahren "Woodstock" sieht und über die Zeit seit damals reflektiert? Wie verlief die Ehe? Und hält sie auch heute noch Stand? Oder war sie nur von kurzer Dauer, oder gar furchtbar?
    Wir werden es nicht erfahren. Aber durch solche kurzen Momente wird dieser Film lebendig. Er atmet und pulsiert, ohne jemals eine trockene Abhandlung zu werden.

    Was der ästhetischen Doku einen riesigen Vorteil verschafft, ist die Tatsache, dass sie zum Einen ausschließlich das Festival fokussiert, und zum Anderen zeitgleich mit diesem entstand. Wir sehen keine Zeitzeugen oder Historiker, und der Einfluss dieses Highlights der Hippiebewegung wird auch außen vorgelassen - wohl auch, da das Filmteam von Beginn an davon ausging, einfach nur irgendein ganz erfolgreiches Musikevent abzufilmen, und nicht DAS Muikevent aller Zeiten, welches auch noch 46 Jahre später als geschichtliches Ereignis gilt. Es kam letztlich ein großes Zeitdokument dabei heraus, welches das einzigartige Feeling des Höhepunktes der 68er Bewegung auch für Generationen danach hautnah und unvoreingenommen vermitteln kann.

    18
    • *blubb*
      Hallo, hörst du mich? ;3
      Sehr gut.

      Ich liebe solche Folgen.
      Aber Superhero Movie ist doch lustig!

      4
      • Jar Jar Binks ist eine bessere Filmfigur als Vito Corleone.

        1
        • Martin Canine 26.10.2015, 22:23 Geändert 26.10.2015, 22:24

          Ich bin ein Dingo
          Und ich sag Bingo
          Ich bin der Coole
          Und du bist wie Schule
          Niemand mag dich
          Jeder mag mich
          Ein Bauer plagt sich
          Ein Schlauer fragt nicht
          Ich bin ich und du bist du
          Bitch nenn mich nicht Winnie Puuh
          Du bist du und ich bin ich
          Ich spucke dir ins Gesicht
          Ich hab hier den besten Reim
          Und du bist so blöd wie Schleim
          Eins, zwei, drei und vier
          Ich bin echt das beste Tier
          Fünf, sechs, sieben, acht
          Am Abend sagt man gute Nacht
          Sag mal Klettergerüst - "Klettergerüst"
          Du hast 'ne nackte Frau geküsst
          Der Dumme sagt was? - "Was?"
          Hehehe....pssst das
          Ich gehe superkrass
          Und mache jedermann hier nass
          Vom Eistee
          Du bist keine Eisfee
          Wer Fisch brät ist ein Barschkoch
          Und du bist ein Arschloch

          Da staunt ihr, watt? Ich bin fast so gut wie Soulja Boy ;3

          6
          • Martin Canine 26.10.2015, 15:47 Geändert 26.10.2015, 22:10

            Voredammt nochmal, wie soll ich von da drinnen die Welt retten?
            Da hilft nur eins: wir müssen uns ausziehen. Vertraut mir. Das hilft immer.

            2
            • Machete braucht doch keine Angst zu haben. Er ist Machete. Schon vergessen?

              3
              • Martin Canine 24.10.2015, 23:06 Geändert 24.10.2015, 23:11

                Ich hab einstweilen nur 1 Poster, nämlich Pulp Fiction. Das Motiv mit Mia Wallace.
                Aber dieser Zustand wird sich radikal ändern, sobald ich irgendwann mal meine eigene Wohnung habe.
                Da kommt eine Wand mit Filmen voll und eine Wand mit Musikern.

                PS: sind keine Poster, aber ich hab noch 3 solche Bilderrahmen mit unzähligen Fotos von Schauspielern des klassischen Hollywoods (Marilyn, Audrey, Humphrey, sind alle da):
                http://www.ikea.com/de/de/images/products/drops-collage-rahmen-fur-fotos-schwarz__28501_PE115123_S4.JPG

                6
                • Martin Canine 24.10.2015, 20:00 Geändert 24.10.2015, 20:16

                  Uuuuuund weg...

                  ...ob du an den selben Film denkst wie ich? ;3

                  3
                  • 5 .5

                    Luc Bessons "Arthur und die Minimoys" ist strikt in zwei Teile unterteilt, der eine spielt über der Erde und ist mit realen Darstellern besetzt, der andere spielt unter der Erde in der winzig kleinen Welt der Minimoys, die vollständig computeranimiert wurde. Und jetzt lasst euch das auf der Zunge zergehen: es ist die menschliche Welt, die ich interessanter finde. Ja, zum ersten Mal in der Filmgeschichte würde ich das Leben in der Nicht-Fantasy-Umgebung einem kleinen märchenhaften Universum vorziehen. Was ist geschehen?

                    Arthur lebt bei seiner Großmutter, da seine Eltern nie Zeit für ihr haben. Wie sein verschwundener Großvater ist er eine echte Abenteuernatur, fasziniert von fremden Kulturen und Erfindungen. Leider stehen die beiden vor einem großen Problem, denn sie können sich das Grundstück, auf dem sie leben nicht mehr leisten. Doch dann liest Arthur in den Aufzeichnungen seines Opas von einem im Garten vergrabenen Schatz aus Rubinen, die er von einem afrikanischen Stamm geschenkt bekam. Dieser zeichnete sich dadurch aus, dass die Männer unglaublich groß sind, doch sie waren überzeugt, es müsse in der Natur zu allem ein Gegenstück geben, so auch zu ihnen. Und sie fanden es, in den Minimoys - winzig kleine elfenartige Wesen, die direkt neben ihnen lebten. Als ein Unternehmer das Grundstück pachten will, ist Arthur fest entschlossen, die Edelsteine zu finden - bis eines Nachts eine Gruppe hochgewachsener afrikanischer Männer vor seiner Haustüre erscheint und die Pforte zur Welt der Minimoys öffnet - diese leben unter der Erde des Grundstücks, und sollen Arthur helfen, seinen Schatz zu finden. Doch bald schon sieht sich der in einen Minimoy verwandelte Arthur dem bösen M gegenübergestellt, den er zusammen mit Prinzessin Selenia und dem typischen Sidekick Beta besiegen muss, denn er plant, das Dorf der kleinen Wesen zu überfluten.

                    Uff... das war's so ungefähr und man merkt hier bereits, auf welch holprigen Beinen der Plot steht. Alleine, dass die großen Männer, die Arthur in einen Minimoy verwandeln, beim wahren Namen des bösen M (Malthazar) erschaudern, einem Bösewicht, der vielleicht 2cm groß ist, sorgt schonmal für ein paar unfreiwillge Lacher. Außerdem wird der, dessen Name nicht genannt werden darf, etwas zu sehr mythifiziert, dafür, wie banal seine Geschichte, die gegen Ende erzählt wird, erscheint. Generell erscheint das Ökosystem, welches teilweise im Garten angesiedelt ist, teilweise recht wackelig - denn sobald es an die Oberfläche geht, wird vergessen, wo das Ganze spielt. Hier stehen teilweise kleine Häuser auf dem Grundstück, das würde Großmutter oder Arthur doch auffallen und ist außerdem zu gefährlich. Und ich bin keiner, der Fantasy viel hinterfragt, manches fällt einem doch extrem auf. Genauso wie die besonders eindimensionale Charakterzeichnung der nichtmenschlichen Figuren, die kaum über Schablonen hinausreichen. Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn die Persönlichkeit der Großmutter interessanter und ausgereifter ist als die der weiblichen Hauptrolle.

                    Viele Details, die im Geiste eigentlich sehr liebevoll erscheinen (was bietet eine Welt im Zentimeterformat nicht alles für Möglichkeiten? Die Schallplattendisco und das Nusskatapult wären auch sehr süß, wäre der Kontext nicht derartig mittelmäßig bis albern...), werden durch die überaus lustlose Umsetzung der computeraniminierten Welt leider geschmälert.
                    Und auch, wenn ich es mich, nachdem ich in letzter Zeit mit 'Die Reise ins Labyrinth' und 'Die unendliche Geschichte' einige Fantasyfilme gesehen habe, in denen das Element Fantasy tatsächlich nur Einbildung, Traum, Geschichte oder ähnliches ist, mal wirklich glücklich macht, einen Genrebeitrag zu sichten, in dem die märchenhaften Inhalte tatsächlich mal filmische Realität sind - obwohl auch die wirkliche Welt ganz deutlich und oft gezeigt wird - finde ich die Umsetzung der Welt äußerst flach und unausgereift.

                    Die Hälfte, in der mit realen Darstellern gearbeitet wurde, ist allerdings, wie erwähnt, um Längen besser. Um Welten, wenn man so will. Auch, wenn man nicht so will. Kindgerecht werden Themen wie Vernachlässigung und Geldprobleme aufgearbeitet, sogar mehrmals in Nebensätzen Trunksucht und Arbeit-vor-Familie-Einstellungen erwähnt; dennoch wird genug Platz für lustige, auflockernde Szenen gelassen. Arthurs Abenteuergeist ist nahezu ansteckend und es macht Spaß, dem Leuchten in seinen Augen zuzusehen, als er aus Strohhalmen ein Bewässerungssystem bastelt. Seine von Mia Farrow gespielte Großmutter ist eine ideale Bezugsperson, die immer liebevoll und verständnisvoll bleibt, und wenn sie einmal härter durchgreifen muss, erklärt sie ihrem Enkel auch genau, warum. Er liegt ihr sehr am Herzen, und selbst, wenn er mal etwas übermütiger ist, bleibt sie ruhig und kann mit der Situation so umgehen, dass er nie freies Spiel hat, aber dennoch ein angenehmes und respektvolles Verhältnis beider Parteien stattfindet. So gesehen ist "Arthur und die Minimoys" zum Teil ein perfekter Kinderfilm, der eine tolle Identifikationsfigur bietet, gute und schlechte Vorbilder klar als solche erkennbar macht und von Witz und kindlichem Erkundungsdrang nur so durchzogen ist.
                    Da tut es um so mehr weh, dass man das für eine schwache, hohle und nicht sonderlich charmante Fantasystory hinwarf, deren Hauptmanko nicht darin besteht, dass sie sich etlichen Klischees bedient - das tat eine Vielzahl an ausgezeichneten Genrevertretern ebenfalls - sondern mit welcher Gleichgültigkeit sie das tut. Wirklich viel Mühe scheint man sich mit der Märchenwelt nicht gegeben haben. Dennoch ein Film, der Kindern eine Menge Spaß machen kann, und dies auch vortrefflich. Alle anderen sollten eher zu Bessons Klassiker 'Das fünfte Element' greifen, bis heute ein turbulentes und spannendes Abenteuer für Jung und Alt.

                    ---

                    Zur deutschen Synchro: leider relativ lausig der Einsatz von Bill Kaulitz als Arthur, und das nicht, weil ich etwas gegen ihn oder Tokio Hotel hätte, sondern einfach, weil er für die Rolle des menschlichen Arthur, so gut seine Stimme auch zu der ähnlich emohaarigen Minimoy-Variante passt, einfach zu alt klingt - Kaulitz war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 17 Jahre alt, Arthur soll 12 sein und sieht aus wie 8. Überraschenderweise macht Nena, im Anbetracht, dass ihre Rolle gut 30 Jahre jünger sein soll, eine wesentlich bessere Figur, auch, wenn ich mich bis heute frage, welchen Sinn es hat, sowohl im Englischen als auch im Deutschen eine Sprecherin zu besetzen, deren Altersunterschied sowohl zu ihrer Figur, als auch zum männlichen Pendant derartig groß ist - und das als jemand, der sowohl mit Nena als auch mit Madonna sehr viel anfangen kann.

                    PS: Der Stamm heißt Bogomatasalei. Nur ist mir das etwas zu doof, das jedes Mal zu schreiben und immer einen anderen Fehler hineinzuschreiben. Danke für das Verständnis.

                    8
                    • Wow, die letzten paae Zeilen haben mich sogar akkurat getroffen!^^

                      Nur schade, dass es schon bald aus ist...

                      5
                      • Martin Canine 21.10.2015, 22:51 Geändert 21.10.2015, 22:52

                        Littlefoot und OMG geht ja noch...
                        ...stell dir vor, Simba sagt ROFLCOPTER als er Nala wiedertrifft...
                        ...oder der Prinz aus Dornröschen, bevor er aufbricht, sie zu retten: YOLO.

                        4
                        • 8 .5

                          Uwe Bolls "Rampage" spiegelt eigentlich ziemlich gut die Meinung wieder, die ich nach 3 seiner Werke und einigen Interviews von besagtem Filmemacher habe. Zum Einen mag ich seine Filme, und zwar nicht auf eine "so schlecht, dass sie schon wieder gut sind" Art und Weise. Ich denke nämlich, diejenigen Arbeiten, die er wirklich machen will, erledigt er gewissenhaft und mit Bravour - sehr beeindruckend und intensiv. Diejenigen, die er dreht, um Geld zu verdienen, um sich diese Selbstverwirklichungsfilme zu finanzieren, werden lustlos und oberflächlich inszeniert, aber nicht disaströs, lediglich äußerst seicht und ohne Herzblut. Hart für die Fans der Vorlage, die sich eine leidenschaftlichere Verfilmung erhofften.
                          Auch wenn ich der Meinung bin, Boll kann ein wirklich guter Regisseur sein, wenn er will, so ist er doch das unsympathischste Arschloch, welches sich aktuell in der Filmbranche so herumtreibt.
                          Ob er nun Schauspieler als Nutten bezeichnet, oder Hollywood als Schwuchteln, alle, die ihn nicht mögen als Fotzen oder aber Attentäter anhimmelt, jemand, der so radikale und gefährliche Ansichten besitzt wie Boll und diese noch stolz ausspricht, kam mir bislang noch nicht unter. Mit diesem Werk hier verhält es sich ähnlich wie mit Boll insgesamt.

                          "Rampage" handelt von einem Amokläufer, der sich vornimmt, die Bevölkerung mal ordentlich zu säubern. Um ihn herum nur Idioten, die groß reden, ohne viel gegen die Dinge zu unternehmen, die sie als so verachtenswert, Arbeiter der Gesellschaft, die ihre Aufgabe nicht gut erfüllen, im Ausland herrscht Gewalt und Armut, während man hierzulande darüber philosophiert, was man essen darf und was nicht. So geht das nicht weiter. Angepisst von Prädigern und Beprädigten gleichermaßen schnappt er sich einen kugelsicheren Anzug sowie ein ganzes Waffenarsenal, mit dem er mal so richtig die Straßen aufräumen will. Der Film fokusiert vor Allem die eigentliche Tat und zwar in sehr detailliertem Ablauf, zeigt zu Beginn jedoch auch den Alltag des Protagonisten Billy, loopt aber immer wieder Zitate, Gedankenstimmen oder Ausschnitte aus Medien und Reportagen. Verbindet man all diese Punkte, so ergibt sich ein Bild der Psyche des Protagonisten.

                          "Strafrechtlich unbedenklich", aber sicher nicht moralisch.
                          Boll ist es nicht so wichtig, seine Hauptfigur zu hinterfragen, denn in einigen Szenen schlüpft er nahezu in dessen Rolle und richtet über diejenigen, die ihm auf die Nerven gehen. Dann jedoch gibt es immer wieder diese Momente, in denen Billy sadistisch oder mit schweren Gottkomplexen zu sehen ist, die wieder dafür sprächen, Boll distanziere sich von seiner Figur - und Boll stellt sich nie besser da, er ist. Es ist also etwas schwer zu durchschauen, ob sich der Regisseur nun mit dem teilweise als unsympathisch angelegten Hauptfigur identifiziert oder nicht, vermutlich weiß er, dass die Taten nicht recht sind, sympathisiert jedoch trotzdem mit ihm. Die Motive Billys bleiben weitestgehend nicht nachvollziehbar, der Schütze sieht sich als Held und seine Taten als gerechtfertigt, und verfolgt eine irrationale Logik. So sind bei der Opferauswahl eine Menge Fußgänger dabei, die - selbst, wenn man davon ausgeht, dass Billy etwas gegen oberflächliche Leute, Blender, Konsumenten, etc. hat, er kennt die Zivilisten ja nicht! - er grundlos niederschießt (er wird sicher ein eigenes Verständnis von Gut und Schlecht haben), er lässt jedoch eine Gruppe älterer Bingospieler in Ruhe, selbst den Mann an der Theke, der schlechte Sandwiches verkauft (Leute, die ihre Tätigkeit in dieser Hinsicht nicht gut erledigen, stehen ansonsten ganz oben auf der Liste), mit der Begründungen, er könne ihnen ohnehin nicht "helfen".

                          Boll erschafft ein spannendes und bedrohliches Setting, in Kombination mit einer im Zentrum stehenden Figur mit einem schweren psychischen Schaden und radikaler Vorgehensweise, ganz gleich, ob vom Autorenfilmer beabsichtigt. Direkt zuvor habe ich 'Der Baader Meinhof Komplex' gesehen (ebenfalls von einem deutschen U-- ---l, aber einem moralisch sehr viel weniger gefährlichen) und die Parallelen dahinter sind erschreckend und erhellend: wo DBMK lediglich differenziert thematisiert, ist "Rampage" sehr direkt im Geschehen. Der raue, metallische Geschmack des Radikalen ist des Films ständiger Begleiter. Und das überaus authentisch, das Wirrwarr an verworrenen, verdrehten Eindrücken einer korrupten, feucht-fröhlich selbstzerstörerischen Welt, die sich jedoch im Geiste des Schützen immer weiter verzerrt und zu einer verqueren Logik wird, könnte den Gedankengängen eines Charles Manson entsprungen sein. Ob das nun daherrührt, dass sich Boll außerordentliche Mühe gab, oder einfach seinen Aggressionen freien Lauf ließ, lässt sich schwer sagen, so wie sich generell schwer sagen lässt, inwiefern der Film auf der Seite von Billy oder der Unschuldigen steht. Er schafft es sehr oft bewusst, das Publikum zum Mitzittern mit den Opfern zu bewegen - und dann wieder gibt es Momente, in denen der Antiheld/Antagonist Nervensägen abknallt, die unzureichend ihre geschäftlichen Pflichten erfüllen, wie man es wohl aus dem Alltag kennt und dann gedanklich, wenngleich jedoch niemals tatsächlich, vielleicht auch gerne machen würde.

                          Tatsache ist, egal, wie man zu seiner Person oder seinen Auftragsarbeiten steht, dass Boll hier eine filmische Glanzleistung geschaffen hat, die zwar nicht weniger fragwürdig daherkommt als seine eigene Person, jedoch vielleicht gerade deswegen ein sehr hohes Maß an Intensität und Adrenalin versprüht, das Ganze abgerundet durch Mosaik des Gedankengutes von Billy, welches an und für sich hintergründige Standpunkte in Dimensionen hinaufsetzt, die den Extremismus lange erreicht haben und somit selbst zu dem werden, was eigentlich verurteilt gehört.

                          8
                          • "Eine Taube kackt ihm auf dem Kopf."
                            :(
                            :|
                            :)
                            :3

                            4
                            • Schauspieler:
                              Cary Grant
                              Tom Hanks
                              Leonardo DiCaprio

                              Schauspielerinnen:
                              Barbara Stanwyck
                              Marilyn Monroe
                              Audrey Hepburn

                              2
                              • In 13 Tagen... wird es regnen.

                                Jetzt wird's interessant(er als es ohnehin schon ist).

                                4
                                • Martin Canine 18.10.2015, 18:56 Geändert 18.10.2015, 18:57

                                  Higurashi bekommt man nirgendwo auf Deutsch oder Englisch auf DVD zu kaufen, oder?
                                  Die Serie interessiert mich sehr...

                                  Tolle Liste übrigens!

                                  3
                                  • 2
                                    • https://m.youtube.com/watch?v=NmOoekbK6YI

                                      Hehehe...

                                      2
                                      • 6 .5

                                        Katy Perry gehört zwar nicht zu den besten Popmusikern dieses Jahrzehnts - einen Titel, den man neben einer kreativen und gefälligen Wucht wie Lady Gaga sowieso nur vorsichtig vergeben sollte - sie ist jedoch definitiv einer der besseren. Die Musik strotzt sicher nicht vor Einfallsreichtum und Kunstgriffen, dennoch besitzt Fräulein Hudson eine unbestreitbare Vielzahl an eingängigen und spaßigen Liedern, die einem schonmal ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, wenn sie uns ins freche Erdbeer- und Zuckerwunderland mitnimmt. Vor Allem "E. T." schafft es regelmäßig mal in eine Gute Laune-Playlist von mir. Sie erschien mir immer als ein Popsternchen, welches weder aufdringlich noch gemacht wird, sondern das macht, was sie gerne will - freaky und bunt sein. Sie steht für Individualität und Freude am Leben, und das ist etwas sehr Gutes. Ihr Charisma und Spaß an ihrer Tätigkeit trägt auch ihre Musik, und genau so auch "Part of Me", einen Dokumentarfilm, die Perry auf einer Tour begleitet und dabei ihren Werdegang schildert. Und hier mein Eindruck: der gesamte Film wirkt bis zu einem gewissen Grad unecht - außer Katy Perry selbst. Interviews mit Freunden wirken, als hätte man ihnen Worte in den Mund gelegt, und auch die auftretende, klischeehaft anmaßende Struktur scheint arg gefiltert, sodass man in jeder einzelnen Szene erkennen kann, wie zuerst im Drehbuch gestanden hat, was passieren soll und man dann versuchte, sie so hinzulotsen, um all das mitzuerleben. Perry wirkt so natürlich und authentisch, als würde man sie in Zivil auf der Straße treffen.

                                        An ihrer Echtheit zweifelte ich keinen Moment, sie ist eine nette, aber auch freche Göre, die Spaß daran hat, Leute glücklich zu machen, manchmal aber auch ganz schön zu kämpfen hat, auf der Bühne zu lächeln, wenn es ihr privat nicht ganz so kuschelig-knuffig geht, wie sie es gerne versprühen würde. Aber man merkt ganz oft sehr deutlich, die Regisseure sind nicht an einem korrekten Portrait der Vorgänge um die erfolgreiche Popmusikerin interessiert, sondern wollen das bebildern, was sie für ihre jüngeren Fans am Eindrucksvollsten halten. Sie wissen aber genau, Katy Perry ist eine kleine Rebellin (begonnen hat sie als fetzige Rockgöre, die sich dann immer weiter in Richtung Pop entwickelt hat, aber gewisse Einflüsse davon sind in ihrer Musik immer noch zu hören), die dabei nicht unbedingt mitmachen würde, und filmen daher alles, was sie tut, um sich dann das Beste herauszuschneiden und zu verfremden - oder sie forcieren Situationen. Dies merkt man vor Allem an einer Szene, in der Frau Hudson hinter der Bühne mit Kindern konfrontiert wird. Dass ihr in dem Moment tatsächlich das Herz aufgeht, ist nicht anzuzweifeln, sie freut sich wirklich darüber, die kleinen Fans glücklich zu machen.
                                        Aber das Feeling, dass die Kids für die Kamera dort drapiert wurden, zieht sich durch die Szene.

                                        Generell macht "Part of Me" aber Spaß. Wir erfahren etwas über Katys Kindheit in einer christlichen Familie, wie sie mit religiöser Musik scheiterte, dann jedoch in New York einen offeneren Lebensstil entdeckte, und mit vielen Elementen, die sie später prägen sollten, in Kontakt kam. Es wird auch klar, dass Katy nur 2 Stile machen könnte, in denen sie ihre freakige, flippige Attitüde ausleben kann: Indie-Rock und verrückte Popmusik. Aufzeichnungen älterer Auftritte mit Gitarre und rauer Atmosphäre dürften den ein oder anderen extrem positiv überraschen.
                                        Besonders Laune macht es immer, wenn ihre Liveshows gezeigt werden. Die Frau hat Power und verbreitet im Publikum mit viel Energie ein gutes Gefühl. Und das knallbunte, verspielte Bühnenbild schmeichelt dem Vorhaben, indem es, wie ein opulenter Obstkuchen dekoriert, übertrieben und so süß daherkommt, dass Zuckerschocks vorprogrammiert sind. Das Schönste ist, zu sehen, wie ihre Fans vom Katy-Fever angesteckt werden. Wie bei einer Aufführung der Rocky Horror Show kommt das Publikum voll kostümiert, und ist stolz darauf, ihre eigene Verrücktheit zu zelebrieren. Nichts ist zu bunt, nichts ist zu freaky, nichts zu kitschig.
                                        Wer ihrer Musik etwas abgewinnen kann, egal wie viel, der wird in diesen Momenten wirklich viel Spaß haben und sich beim Mitsummen ertappen. Wenn man alleine ist, auch gerne beim Mitsingen. Man sieht hier auch, wie viele wohlbekannte Hits die gute Katy bereits hatte, obwohl es heutzutage schwer ist, sind eine langfristige Karriere aufzubauen. Als occasional listener, der immer mal wieder was von ihr hören kann, sich aber noch nie so wirklich mit ihr auseinander gesetzt hat, hat der Film auch mein Interesse geweckt, sie mal live sehen zu wollen. Wäre sicher ein spaßiger Abend.
                                        Katy Perrys Charme trägt Film, Musik und ihre Shows, und ist somit

                                        Unterm Strich kann man "Part of Me" als PR-Gag sehen, was er sicherlich auch ist, jedoch einer zu einer durchwegs sympathischen Frau, an deren Leben man auch gerne teilhat. Dass man an der ein oder anderen Stelle zu deutlich merkt, dass die Filmemacher an einer dramaturgisch cleveren Struktur und Handlung interessiert waren, und die Singer-Songwriterin in gewisse Situationen hinein inszeniert, schmälert zwar das Sehvergnügen etwas, war jedoch zu erwarten. Letztlich bin ich sogar ziemlich positiv überrascht, wie viel gute Laune diese eineinhalb Stunden verbreiten, auch, wenn man die Beziehung zwischen Katy Perry und Russell Brand etwas zu sehr in den Vordergrund rückte - so etwas ist immer noch eher privat.
                                        Im Großen und Ganzen bereut man es jedoch nicht, sich dieses Stück angesehen zu haben, sofern man der Musikerin nicht komplett ablehnend gegenüber gestellt ist.
                                        Und Fans bekommen für ihr Geld sogar ein Bisschen mehr geboten als man erwarten könnte.
                                        Am Ende bleibt man, in jedem Fall, mit einem Lächeln zurück.

                                        7
                                        • Aaaaaalso:
                                          Es ist kein Geheimnis, dass ich die Fast & Furious-Filme kein Bisschen mag.
                                          Aber dennoch sind sie erfolgreich - offenbar mögen viele Leute das Franchise.
                                          Warum sollte man denen eine Reihe wegnehmen, nur, weil man sie selbst nicht mag?
                                          Ansehen muss ich mir die Reihe ja nicht, und diejenigen, die sie mögen, sollten wiederum die Möglichkeit haben, noch mehr davon zu sehen.
                                          Generell: warum sollte man wollen, dass ein Franchise stoppt?
                                          Oder dass ein verhasster Regisseur aufhört, Filme zu drehen? Ein anderer freut sich wieder darüber, und das ist ja auch völlig okay, auch, wenn man es selbst vielleicht nicht nachvollziehen kann.

                                          10
                                          • Martin Canine 16.10.2015, 15:20 Geändert 16.10.2015, 20:03

                                            Ach wie gut dass niemand weiß, was ich letzten Sommer getan habe^^

                                            Die Geschichte wird kontinuierlich lustiger!

                                            4
                                            • Oh Mann ich genieße diese Geschichten. Wirst auch immer stilsicherer und lustiger.
                                              Vor Allem dass ich Zähne fletschen als nicht normal erachte^^

                                              9
                                              • 4 .5

                                                Das Autoren- und Regieduo Aaron Seltzer und Jason Friedberg, seineszeichens abonniert auf gemeinhin als Spoof Movies bezeichnete Filmparodien, sieht sich seit Beginn ihrer Karriere mit Hassparolen konfrontiert, die teilweise über gewöhnliche Abneigung gegen ihr Schaffen hinausgeht und bis zu Todesdrohungen und Krebswünsche reicht.
                                                Dennoch erwiesen sich ihre größeren Filme immer als erfolgreich und lockten eine Vielzahl an Zuschauer ins Kino. 'Beilight', eine Parodie auf die seinerzeit overhypte 'Bis(s)'-Reihe, spielte 2010 das vierfache seines Budgets ein. Dass sich ihre letzten 3 Komödien, 'Die Pute von Panem', der hier reviewte "Hangover Girls" und 'Superfast' (in meinen Augen ihre beste Arbeit bis jetzt) allesamt finanziell eher mittelprächtig bis schlecht machten, liegt wohl nicht an sinkendem Interesse an ihren Persiflagen, sondern daran, dass Friedberg und Seltzer zu einem Independendstudio wechselten, welches in Sachen Vermarktung nur bedingt mit den großen Vertrieben mithalten kann. In Deutschland kam beispielsweise nur ihre 'Hunger Games'-Verarsche in die Lichtspielhäuser, die anderen beiden Filme fanden ihre deutschsprachige Prämiere im Heimkino. Ironischerweise sind es genau diese Filme, die bei der Kritik am Besten wegkamen: nämlich nicht vernichtend schlecht, sondern nur relativ schlecht bis leicht unterdurchschnittlich - sie wären weit weg davon, empfehlenswert zu sein, aber dennoch eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängern - so haben ihre letzten beiden Filme einen IMDB-Schnitt von 4.0, während ihre früheren Werke mit Bewertungen von 2.3 oder gar 1.7 verrissen wurde. Folgt man dem Message Boards der Seite, sieht man jedoch, dass der Hass kein wenig zurückging. Und das bei Leuten, die nichts weiter tun, als ihre infantilen Blödeleien während des Filmschauens in ein Skript zu verpacken. Verdient sowas richtigen Hass, der teilweise in Todeswünschen mündet? Pfui.

                                                Dennoch geht es hier nicht direkt um die Macher, sondern um eines ihrer Schöpfungen, nämlich "Hangover Girls", einer Genreparodie auf Partyfilme a la 'Hangover', 'Brautalarm', '21 & Over', 'Spring Breakers' oder 'Project X', die diesmal jedoch einen kleinen aber feinen Unterschied aufweist: es wird kein Film direkt parodiert. Zwar hält man sich stark an Genrekonventionen und die Handlung erinnert stark an bereits bekannte Vertreter, hier wird jedoch vermieden, ganze Szenenblöcke eines Originalwerkes zu übernehmen und durch Gags anzureichern.
                                                4 Freundinnen planen einen Junggesellinenabschied in Vegas, der manierlich und geplant verlaufen soll: zuerst soll im Hotel eingecheckt, dann geht es auf zu einem Celine Dion-Konzert und dann ein gemütliches Abendessen. Nur ist Vegas die Stadt der Sünde, und als auch noch die Kreditkarte der Veranstalterin gesperrt wird, verläuft der Abend anders als geplant: nun werden Stripclubs unsicher gemacht, Pillen geschmissen und beim Frauenwrestling werden die Damen im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen. Doch nicht nur Spaß soll den Abend dominieren: Polizisten, wütende Ehemänner-in-spe und Bazillen sind ihnen auf den Fersen - und das alles auf Videokamera aufgezeichnet!

                                                Also erstmal: ich habe noch nie, nie nie nie nie nie nie nie so eine lausige Found Footage-Umsetzung gesehen. Nicht nur sind nahezu immer alle vier Protagonistinnen - einschließlich der angeblichen Kamerafrau - im Bild, weiters wird auch aus verschiedenen Perspektiven gefilmt, der Film ist fertig geschnitten und bearbeitet, mitsamt Montagetechniken, Zensurbalken und Texteinblendungen. Seine Prämisse verliert der Film ziemlich rasch. Ehrlich gesagt halte ich es aber bei einer Komödie, die auf schnelle Lacher aus ist, nur für einen geringen Minuspunkt, dass er dieses Konzept nicht vollends durchsetzt.
                                                Warum ich "Hangover Girls" aber für einen der schwächeren Werke der beiden Parodisten halte [Anmerkung: ich fand, die meisten Filme der beiden waren für infantile, bescheuerte Lacher noch durchaus gut], liegt an der im Vergleich zu ihren Spoof Movies relativ geringen Gagdichte zu Beginn. Der Vorgängerfilm um die Abenteuer von "Kantmiss Evershot" wurden in der ersten Minute 4, 5 Einlagen hineingedonnert. Über deren Lustigkeit kann man sich freilich streiten, aber es erzeugte einen Art Rausch des Dauerschmunzelns und -kicherns, mit einigen Lachern hier und da. Ja, mein Humor ist wirklich so tief, auch privat, außerhalb der Filmwelt.
                                                Erst als die Frauen ausgeraubt werden, und ab diesem Zeitpunkt beschließen, auf alles zu scheißen, womit pure Anarchie herrscht, wird es richtig rasant. Vor Allem eine Montage von diversen Tasks, die die Gruppe erfüllen muss, z.B. Leute erschrecken, in der Öffentlichkeit wie ein Huhn laufen, eine kraushaarige Frau kitzeln, schafft es, durch offensichtlichen Spaß am Dreh seitens der Darstellerinnen und guter Situationskomik zu überzeugen.
                                                Die zu Beginn eigentlich amüsanteste Szene, in der die Mädchengang in ein Haus einbricht, um Rache zu üben, was allerdings durch unzureichende Rechtschreibung nicht so ganz klappen will, disqualifiziert sich leider für den Titel einer wirklich witzigen Szene, in dem sie gegen Ende in widerlichen Fäkalhumor abdriftet.
                                                Ein weiteres Highlight ist eine Szene, in der die Hangover Girls vor der Polizei flüchten und sich in einem Müllcontainer verstecken müssen, was sicherlich gut 2 Minuten in Anspruch nimmt und von der Kamera in einem Take gefilmt wird. Diese Sequenz ist eine gelungene Parodie auf Found Footage-Horrorfilme wie etwa 'Blair Witch Project', und übernimmt sogar deren Spannungsaufbau gekonnt, inklusive Jump Scare.

                                                Das Problem ist, dass man auf diese Momente sehr lange warten muss, besonders in der ersten Hälfte. Die erste halbe Stunde bietet so zum Beispiel nur 3 wirkliche Kicherszenen, dazwischen ist man gezwungen, zu warten. Der Film wirkt genauso geregelt wie der ursprünglich geplante Ablauf des Junggesellinenabschiedes, und erst als dieser immer weiter auseinanderfällt und die Abenteuer der Gruppe chaotischer wird, wird es auch der Film. Und ich finde flotte, temporeiche Komödien nun einmal doch viel ulkiger als langsame. Denn selbst, wenn deren Gags nur Mittelmaß erreichen, halten sie im Summe besser bei Laune, als wenn es lange Durststrecken gibt.
                                                "Hangover Girls" hat von Anfang an meine Sympathien gewonnen, da ich den Cast und die herrlich pubertären Kindsköpfe am Regiestuhl mag, aber ich finde es schade, dass erst ab der Hälfte der Laufzeit die Partystimmung eintritt, die der Film vermitteln will. Da hätte ich doch lieber noch ein paar Figuren aus anderen Filmen in die Zwischenräume gequetscht.

                                                8
                                                • Ich würde jetzt mal behaupten, ist in einer engen Männerfreundschaft einer homosexuell, kommen die meisten Schwulenwitze von dem.

                                                  5
                                                  • 10
                                                    über Baraka

                                                    "Baraka" ist eine Würdigung unseres Planeten, eine Kritik und eine Liebeserklärung unserer Zivilisation und eine Faszination an der Vielfalt unserer Kulturen. Ein Schauspiel des Lebens und was man daraus gemacht, sei es in der Nähe von Technologie oder Natur, eine Rundreise durch die Vielseitigkeit, die das Leben auf der Erde ausmachen, im Guten wie im Schlechten, und dies vollkommen wertefrei, aber auch ungeschönt, wenn uns Schönheit gezeigt wird, so fängt sie der Film nur ein, und erschafft sie nicht, selbiges mit den unschönen Momenten.

                                                    Es handelt sich um einen kommentarlosen, ästhetischen Dokumentarfilm (sofern diese Bezeichnung für einen Film ohne Narrative angebracht ist), der in 24 Ländern auf 6 Kontinenten gefilmt wurde und Aufnahmen von Individuen und Massen der jeweiligen Bevölkerung auf Bild bannt. Zu sehen sind die Rituale der verschiedenen Völker, seien sie religiöser, traditioneller oder industrieller Natur, ineinander übergehend, gegenüberstellend als Teile eines Mosaiks oder einer Kollage, die zusammen einen Gesamteindruck der vom Menschen bewohnten Welt darstellen (im Jahre 1992, dennoch wirkt das Werk überraschend modern und zeitgemäß), der vor Allem dadurch seinen Reiz gewinnt, wie unterschiedlich und divers das Leben auf unserem Erdball doch ist.
                                                    Regie und Künstler hinter diesem filmischen Experiment ist Ron Fricke, der 10 Jahre zuvor bereits als Kameramann an Godfrey Reggios 'Koyaanisqatsi' beteiligt war, der in ähnlicher audiovisueller Ästhetik wortlos den Fortschritt und die damit verbundene Schnelllebigkeit und Hektik bebildert, jedoch weit mehr Videoclipästhetik aufweist (bei "Baraka" werden Filmsequenzen mit passender Musik unterlegt, bei 'Koyaanisqatsi' gingen Bild und Ton Hand in Hand).
                                                    Auch "Baraka" kommuniziert ohne etwas Verbales zu sagen, denn er spricht eine Sprache, die wir alle verstehen. Er zeigt uns, was uns diese Welt bietet und sie ausmacht, und was wir wertschätzen und hüten sollen.
                                                    Dass er ein Meister seines Faches ist, dessen Sinn für in jeglicher Art überwältigende und sich spiegelnde Motive unbestritten bleibt.

                                                    Wir sehen Menschen, die mit anderen in einer Bewegung verschmelzen, als ein Tänze und Zeremonien aufgeführt werden, und wir sehen Bürger kreuz und quer laufen als sie zwischen den Hochhäusern ihre alltäglichen Fußmärsche laufen.
                                                    Mit markantem Schnitt werden die zusammengepferchten Küken auf dem Fließband mit den Menschenmassen einer U-Bahn kontrastiert, und ein Tattoo in einer asiatischen Großstadt verwandelt sich zum Gegenstück der Gesichtsbemalung eines afrikanischen Ureinwohners. Letzten Endes zeigt "Baraka" auch, dass wir alle im Grunde ein großes Ganzes sind, dass sich durch seine abwechslungsreichen Details auszeichnet. Wir sind alle zwei Seiten derselben Münze. Wir feiern Leben und Tod, und das in exorbitant inszenierten Feiern, wir zelebrieren unsere Religion und unsere Spiritualität, aber auch die Tradition, und die Ästhetik selbst. Liebe, Alltag, Trauer, Glauben, und noch vieles mehr. Die Bedeutung, die wir unseren Gefühlen, Empfindungen und unserem Bewusstsein geben, spiegelt sich wieder in den langen Gewändern der türkischen Derwische, in den Lichtern der US-amerikanischen Großstädte, den entspannten Gesichtern der Besucher eines japanischen Badehauses,
                                                    den unheimlichen steinernen Gängen der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz, den in Reih und Glied stehenden und liegenden Flugzeug- und Menschenfriedhöfen, in den erstaunten Augen eines in die Kamera blickenden afrikanischen Kindes.

                                                    In aller Pracht, und in aller Härte ist "Baraka" einzigartig darin, ein rundes Bild der Welt unserer modernen Zivilisation zu zeigen, welches natürlich nicht alle schier endlosen Spektren der Existenz abdeckt, diesem Vorhaben jedoch so nah kommt und so gerecht wird, wie ich es sonst nicht erlebt habe. Unsere Zivilisation, das bedeutet nicht die westliche, nicht die europäische. Es bedeutet die Zivilisation der Welt. Voller Farben und Formen, die uns manchmal wunderschön und manchmal schrecklich vorkommen, und letztlich alle Teile eines Ganzen ausmachen. Man sieht, dass nicht alles, was auf der Oberfläche des blauen Planeten vor sich geht, gut ist. Und man sieht, dass weit nicht alles schlecht ist.

                                                    15