Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • Da wird jemand immer besser...

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    • Beste Folge!
      Erzählerisch gut und sehr witzig!
      Onkel Paul die große Pflaume... was ist da der Bezug dazu?
      Einer der schlechteren Louis de Funes-Filme...

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      • 8 .5

        Bei Filmen wie "Ponyo" wird mir ganz warm ums Herz, ich fühle mich, als wäre die Welt im Reinen und warte nur darauf, dass ihre Weiten, ihre Schönheit und ihre Wunder entdeckt und geliebt werden. Wobei die Bezeichnung "Filme wie Ponyo" vorsichtig anzuwenden ist, zumal es diese kaum zu finden gibt; sie schlummern ausschließlich hinter den Toren des Studio Ghibli, eines Universums voller Magie und Zauber, immer bereit, uns auf eine Reise mitzunehmen. Kinder jeden Alters können mit Totoro spielen oder mit Kiki auf dem Besen reiten, und mutige Jugendliche brechen mit Prinzessin Monoke und Nausicaä auf, um zu verhindern, dass das Zauberland so kaputt wird wie unsere Realität in 'Die letzten Glühwürmchen'.
        Aber "Ponyo" ist ein Bewohner der Kinderecke des Studios, und nimmt Jung und Alt, aber Junggeblieben, mit in eine fantastische Welt in Mitten des Ozeans, und lässt uns an den ersten Schritten eines Goldfischmädchens an Land teilhaben.

        Der Film beginnt mit wunderschön gestalteten und gezeichneten Unterwasseraufnahmen, ein Getümmel aus Fischen, Quallen, selbst kleinen Partikeln und prachtvollen Farben und Formen - endless forms most beautiful.
        Inmitten dieser Vielfalt schwebt ein Zauberer, der seines Amtes waltet und die Bewohner des Meeres vor den Tücken der Oberfläche beschützt. Doch ein Goldfischmädchen ist vom Land so fasziniert, dass es es nicht mehr aushält und die Welt dort oben erkunden will. Doch leidet bleibt es in einem auf dem Wasser treibenden Glas stecken, und wird an den Strand gespült, wo es vom kleinen Jungen Sosuke gefunden wird, der sie sofort ins Herz schließt. Er gibt ihr den Namen Ponyo. Leider wird sie von ihrem Vater, dem Magier, bald nach Hause geholt, doch sie lässt sich nichts sagen, und verwendet all ihre Zauberkräfte, um sich in ein Menschenkind zu verwandeln und zu Sosuke zurückzukehren. Doch durch ihre Magie gerät das Gleichgewicht der Welt auseinander...

        "Ponyo" ist ein herzensguter Film für die ganze Familie und ein Glücklichmacher, wie man ihn nur selten sieht, mit der Energie eines aufrichtigen und sympathischen Kindes und Kreativität und Detailverliebtheit eines großen Malers. Es ist ein Film, der eine durchwegs positive Aura ausstrahlt und einem Märchen gleichkommt - nicht die voll Grausamkeit strotzenden Geschichten a la Brüder Grimm, sondern die hinreißenden, wundersamen Varianten der Moderne. Und das auf eine so charmante Weise, es kribbelt, als hätte man sich frisch verliebt. Wie etwa 'Porco Rosso' zeigt uns die Erzählung des menschgewordenen Goldfischmädchens eine Welt, die auf unserer basiert, jedoch mit fantastischen Elementen angereichert und erweitert wurde. Magie geht Hand in Hand mit Zivilisation (der Film dürfte in den 70ern oder 80ern spielen, sieht man sich die Telefone und die Abwesenheit des Internets an), und das freut sehr. Obwohl, wie für Miyazaki typisch, auch Themen wie Umweltverschmutzung angesprochen werden, bleibt der Grundtenor des Films gutherzig. Keine Figur erscheint böse, selbst der Antagonist, Ponyos Vater, will im Grunde nur Gutes für seine Tochter. Ein besonders gutes und starkes Frauenbild wird vermittelt, Ponyo ist ein Mädchen mit Träumen, das sich aber auch zu helfen weiß, und Sesukos Mutter ist an der Erhaltung der Natur interessiert, sorgt sich um die Bewohner eines Altenheims, geigt ihrem Mann, der durch seinen Beruf vollbeschäftigt ist, auch mal die Meinung und kümmert sich liebevoll um ihren Sohn, dem sie einen guten Mittelweg aus Spaß und Verantwortung vermitteln will. Die Figuren, unterschiedlicher Herkunft und Alters, respektieren sich allesamt, und leben friedlich in Einklang und Harmonie. Die kindliche, aber nicht kindische, eher zarte als überdrehte Art des Werkes in Kombination mit atemberaubenden Bildern und nicht zu bändigender Abenteuerlust macht ihn zu einem Genuss für Groß und Klein. Ein Film, in den man hineinfallen und sich vetlieren kann, egal, ob einem die Welt über oder unter Wasser besser gefällt.
        Weiters kommt der überaus kreative und mit viel Herzblut gefertigte klassisch handgezeichnete Anime gänzlich ohne Gewalt oder angsteinflößende Inhalte aus und kann jedem kleinen Filmfreund uneingeschränkt empfohlen werden.

        "Ponyo" ist eine Idylle, und eine aufregende Rundreise in ein Universum voller Faszination, Güte und Fantasie. Es ist auch wundersam, wie es animierte Werke, die sich mit der Unterwasserlandschaft beschäftigen, immer wieder schaffen, diese uns fremden Tiefen überwältigend und neuartig zu gestalten, trotz der Tatsache, dass sie ihre Wurzeln in den großen Wassermassen unserer Ozeane besitzen. So gelingt es auch Hayao Miyazaki mit seiner Version der kleinen Meerjungfrau, uns bereits mit den ersten Aufnahmen in den Bann zu ziehen. Und dann für weitere eineinhalb Stunden.

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        • 3 essenzielle Gedanken zum Text:

          1. Toast!
          2. Storytechnisch und dramaturgisch bislang die beste Folge, und das erste Mal, dass ich es eher spannend als lustig fand (was gut ist)
          3. Groovy

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          • Martin Canine 09.10.2015, 06:34 Geändert 09.10.2015, 06:36

            Wieder sehr lustig geworden.
            Vor Allem die Dialoge bein Saw-Moment^^

            PS: Terminator 2 könnte es irgendwann sogar mal schaffen, der ist wahnsinnig gut, aber Teil 1 ist in meinen Augen ein Bisschen besser.

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            • 3

              Das Hauptproblem an "Restrepo" ist, er leidet an einer sogenannten Scheinneutralität. Er versteckt sich hinter dem Schleier einer Dokumentation, und beleuchtet nur einseitig, obwohl es durchaus auch anders möglich gewesen wäre, aber das Argument, es sei ja alles auch so passiert, wird man trotzdem verwendet finden.
              Ein Dokumentarfilm ist jedoch immer nur so neutral wie sein Regisseur, da er zwar eine Wahrheit wiedergibt, diese aber beliebig filtern kann. Nein, er soll sie sogar filtern, um dem Zuschauer etwas zu vermitteln - man muss sich auch immer genau ansehen, was eine Doku aussagen will - es sei denn, es handle sich um eine historischer oder biologischer Natur.

              Dies ist aber bei "Restrepo" nicht der Fall. Live vorort gefilmt bebildert das Werk den Alltag einer Gruppe US-amerikanischer Soldaten, die in Afghanistan stationiert sind, um eine Dorfgemeinschaft zu beschützen, deren Ziel es ist, eine Straße zu erbauen, um die Infrastruktur zu stärken, wenngleich dies nicht im Sinne der Taliban, die diese Verwestlichung nicht gerne mitansehen, liegt.
              Das ist die Grundsituation des Films, und eigentlich ein mutiges Unterfangen, denn die Kamera ist auch mit an Bord, wenn es Kugeln nahezu hagelt, und man damit rechnet, dass jeden Moment eine Ladung Blei in Kopf einer Person landet. Das Ganze freilich wenig ästhetisch, da das Drehen ohnehin bereits schwer fiel, aber es bringt eine gewisse Authenzität und Intensität in die Angelegenheit, die im weiteren Verlauf noch etwas problematischer werden als zu Beginn.
              Den Großteil des Filmes stellen jedoch das Alltagsleben der Einheit und ein sich durch die gesamte Filmlänge ziehendes Interview mit den Überlebenden des Einsatzes dar, welches zeitgleich als Erzähler-Ersatz fungiert.

              Hier tritt eben besagte Scheinneutralität an. Es gibt keinen Off-Sprecher, der die Ereignisse selbst dokumentiert, die Narrative wird den beteiligten Soldaten überlassen, die in die Kamera sprechen und ihre Sichtweise kundtun. Der Verzicht eines "richtigen" Erzählers kann zwar zu einer gewissen Neutralität führen, man muss jedoch das Verhältnis gut ausbalancieren, und Aussagen, die verharmlosend oder glorifizierend sind, deren Inhalt jedoch aus verschiedenen Standpunkten unterschiedlich aufgefasst werden können, entsprechend kontrastieren.
              Krieg ist ein kontroverses Thema und verdient es, von mindestens 2 Seiten beleuchtet zu werden. Es soll im Zuschauer Konflikte auslösen. Eine Dokumentation bietet wie auch ein Spielfilm genug Möglichkeiten und Material, um dies zu vollbringen.

              Warum ist 'Whore's Glory' eine brillante Dokumentation über Prostitution? Weil diverse Meinungen kundgetan werden und somit deutlich wird, dass man nicht nur Schwarz und Weiß vorliegen hat, sondern abwägen und selbst entscheiden muss, vielleicht auch zu gar keiner klaren Lösung kommt. Daran scheitert jedoch "Restrepo", oder aber er versucht es erst garnicht. Sein Fokus liegt auf den Soldaten, ihren Standpunkten und ihrer Perspektive.
              Und ja, die Taten der Taliban sind schrecklich. Jeder, der einmal mit Flüchtlingen aus einer entsprechenden Region zu tun hatte, der wird dies wissen. Aber vor Allem den Dorfbewohnern wird hier furchtbar unrecht getan.
              Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, und zwar für etwas, das sie nicht unbedingt selbst wollen, eher müssen, denn die Idee der Straße ist nicht auf ihrem Mist gewachsen.
              Die Soldaten töten im Kampf eine Gruppe unschuldiger Zivilisten. Das zeigt der Film zwar, überlässt es allerdings dem verstörend kühlen Captain, zu schildern und sich zu rechtfertigen, wie es dazu kam. Die Grundaussage ist letztlich, es sei zwar traurig, kann im Gefecht aber durchaus passieren. Sieht man, wie schwarz und eiskalt dieses Denken ist - wenngleich sicherlich irgendwo wahr, aber erst, wenn man bereits im Kampf ist; wer hinterfragt denn in diesem Werk, ob der Einsatz überhaupt gerechtfertigt ist? Genau. Niemand. - dann kann man solche Szenen auch einbauen.
              Das Problem ist, dass Filme wie dieser oft auch von Leuten gesehen werden, die wenig über diese Sachverhalte nachdenken. Und das wird es gefährlich. Diese Personen muss man daran erinnern, dass es diese andere Seite, diese Opfer, auch noch gibt. Wo sind denn die Familien der Getöteten, die nachwievor mit den Mördern ihrer Kinder, Männer, etc. zusammenarbeiten müssen. Was haben sie dazu zu sagen? Der Film zeigt es uns nicht. Er zeigt garnichts von den Dorfbewohnern, außer, wenn sie etwas von den Soldaten wollen, z.B. Schadensersatz, als die Kämpfer gezwungen sind, eines ihrer Rinder zu erschießen, da es sich auf ihr Geländer verirrt hatte. Was uns der Film zeigt, ist, wie die Teamkameraden fertig sind, als 2 ihrer Leute während des Einsatzes versterben - verständlich, da die Einheit durch die Erlebnisse sehr zusammengeschweißt wurde. Was er uns jedoch zeigt, ist, wie auch nur eine Träne zurückgehalten wurde, als man die unschuldigen Dorfbewohner erschoss. Oder generell, wie sich Verzweiflung und Traumatisierung breitmachten. Und glaubt mir, es gibt Bilder des Einsatzes, auf denen die Gesichtsausdrücke Bände sprechen. In den Interviews nach dem Krieg lächeln die Soldaten, während der Schlachten verpönten sie humorvoll den Gegner und im Camp singen sie oder tanzen zu Eurodancemusik. I see what you did there.

              Aber meine liebste Beobachtung: was der Film zeigt, ist eine Texteinblendung am Ende, dass im Zuge des Projektes fast 50 US-Amerikanische Soldaten ihr Leben ließen. Es folgt ein weitere Texttafel, dass sie 2010 abgezogen sind. Und der Abspann. Ich brauche wohl nicht zu schreiben, was fehlt, oder?

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              • Ach komm, Blair Witch Project ist doch super!
                Obwohl ich eher schätze, wenn ich lossprinte, würdd ich mich den Wolfsdämonenrudel aus Prinzessin Mononoke anschließen^^

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                • 7
                  Martin Canine 06.10.2015, 18:58 Geändert 10.10.2015, 11:02

                  Wenn Jim Abrahams' 'Hot Shots!'-Filme die Haute Cuisine der Filmparodien sind, ist "Superfast!" zweifelsfrei die Fast Food-Variante. Das ist ein Aufstieg im Vergleich zu z.B. 'Fantastic Movie', der seineszeichens wiederum ein Fertiggericht für die Mikrowelle war. Für eine Vielzahl von Gourmets ein absolutes Todesurteil für den Genuss der Speisen, denn wer würde schon etwas derart Billiges und Unschickes essen? Man weiß ja nichtmal, was da alles drin ist. Bäh.
                  Nun ja, ich bin einer, der sich, wenn ich weiß, dass es halbwegs gut schmeckt, auch mal was Fertiges reinschmeißt. Die Käsenudeln sind z.B. ganz lecker. Und genauso läuft es auch bei Spoof Movies und mir ab. Für ein paar ganz billige unintelligente Lacher für die bescheuerte, infantile Seite meines Gehirns ist der filmische Mikrowellenfraß aus dem Hause Seltzer und Friedberg durchaus noch zu haben. Das ist, sofern sie bei einem Filmzitat nicht den Gag vergessen, oder in Ekelparaden ausbrechen. Ersteres war das Problem von 'Disaster Movie', der Parodie an Parodie reihte aber kaum auch nur den Ansatz eines billigen Schmunzlers zeigte, während unter Zweitem vor Allem 'Meine Frau, die Spartaner und ich' litt. Aber dennoch gab es immer wieder mal etwas Doofes zum Lachen. Ich mag z.B. die 'Kill Bill'-Parodie in 'Date Movie' sehr gerne, wo alle Anwesenden nur eine einzige Erinnerung an Sophie Monks erotische Szene besitzen, oder aber die bescheuerte Zeitlupensequenz in 'Die Pute von Panem' voll mit exotischen Kills.
                  Manche Wortspiele und Slapstickeinlagen sind oft auch schon so blöd, dass sich der pubertierende Vollhonk in mir ein Lächeln nicht verkneifen kann.

                  Aber reden wir nicht vom Kühlregal, sprechen wir von Burgerbuden. "Superfast!" ist nämlich eher Burger King als Chef Menü. Und ja, ich mag Burger King.
                  Es handelt sich hierbei um das neueste Projekt der beiden Filmemacher - auch wenn sich einige hier weigern, die Werke der beiden als Filme anzuerkennen - einer Persiflage oder eher Verarschung der erfolgreichen 'Fast & Furious'-Filme, einer Reihe, von der ich 3 Teile gesehen habe und keinen einzigen davon auch nur ansatzweise mochte. Und nein, der Tod von Paul Walker wird nicht ausgebeutet, zumal die Produktion bereits lange zuvor begann. Und eine 20 Millionen Dollar Produktion lässt man nicht einfach so im Sand verlaufen, man dreht sie erst recht ab.
                  Aber egal. Was ich durch meine Reise durch das schnelle und furiose Franchise gelernt habe, ist, dass dessen Welt, die von Testosteron, dicken Muskeln, Gangsterleben, Superschlitten, Superschnitten und Supertitten nur so trieft, so ziemlich das leichteste Ziel ist, das man sich als Parodist vorknöpfen kann. Die Frage war nur, schaffen es Seltzer und Friedberg, dieses auch sauber zu treffen?

                  Klare Antwort: ja.
                  Ein Bisschen hält uns "Superfast!" zwar auch zum Narren, fast so, als wüsste er, dass er nicht ganz so dermaßen schlecht und zum Augenverdrehen ist, wie man es erwarten würde, zumal er die uneinfallsreichsten Gags bereits zu Beginn verbrät - da wird mit dem Wagen über Füße gefahren, Schilder umgestoßen und Leute am Kopf getroffen. Aber ganz ehrlich: es wird rasch besser. Denn anstatt sich auf öden und verbrauchten, weil in dieser Form schon zu oft dagewesenen Slapstick zu versteifen, zieht der neueste Spoof der beiden Kindsköpfe seinen Humor vorwiegend aus 2 Komponenten:
                  1. Er bringt seine Darsteller dazu, in komplett ernsthafter und cooler Manier die lächerlichsten Dinge zu sagen.
                  2. Er legt die Schwächen und den Aufbau der Reihe offen.

                  Der Protagonist ist Vin Serento, ein glatzköpfiger, maskuliner Ganove, der sich mit illegalen Straßenrennen oder anderen krummen Dingern sein Geld verdient. Er bereitet gerade das nächste Rennen vor, als zwei gefährlich aussehende Typen nach vorne treten und ihren Einsatz preisgeben: fünf Kilo bestes Marijuana und eine Kiste Tech 9s. Vin schreitet voran und erhebt lässig seinen Kopf: "ich sehe schon, das wird kein Freundschaftsrennen." Jetzt wird es ernst. Er erhöht seinen Einsatz: "Ich bring den Scheiß hier auf ein ganz neues Level. Zwei Worte. Spa-Tag. Das volle Programm. Aromatherapie. Feuchtigskeitsbad. Gurken-Peeling zur Reinigung und Entschuppung."
                  Es ist nicht einmal, was er sagt, sondern wie er es sagt. Mit der Härte und Überzeugung eines echten knallharten Gangsters. Dies funktioniert vor Allem, weil seine Umgebung, eine Gruppe harter Straßenkämpfer, darauf einsteigt. Das Timing ist diesmal besser als in den Vorgängerfilmer der beiden Parodisten. Ein Manko der vergangenen Filme war, dass auf derartig blöde Aussagen die anderen Figuren des Films verwundert oder mit hochgezogener Augenbraue reagierten. In der Welt von "Superfast!" ist das Unmännliche männlich.
                  Vin Serento ist immer der coolste Bad Boy der Stadt - vor Allem als er stolz von seiner Ausbildung im Ballett und Ausdruckstanz berichtet.
                  Zeitgleich übertreibt er die Klischees der Reihe punktgenau. Aber nimmt sich dabei auch selbst aufs Korn. Als Vin 3 Leute für ein großes Ding engagiert, nimmt er nicht irgendwelche, sondern die ultimativen Machofilmarchetypen: Rapper Cameo, Cool Asian Guy und Model turned Actress ("sie hat nicht viel Dialog, sieht aber verdammt gut aus").
                  Besonders hervorzuheben ist auch die Dwayne Johnson-Parodie des Films - ein sich mit Babyöl eincremender, hautenge Shirts tragender Waschlappen, der seine nicht gerade gut funktionierende Birne hinter dem Image eines Muskelpaketes versteckt.
                  Dazwischen gibt es immer wieder witzige Momente die sich - kleine Ausrutscher ausgenommen - als relativ unekelig und angenehm erweisen.

                  "Superfast!" zieht seinen Humor in erster Linie aus Albernheit und Satire, weniger aus Shock Value. Und er bleibt bei seinen Parodien innerhalb des Franchises und vermeidet etliche sekundenlange Seitenhiebe auf andere Filme, die dann als Gag herhalten sollen. Eine Verbesserung auf allen Ebenen gegenüber den Vorgängern, es sind einige wirkliche Lacher dabei. Wohl die meisten in einen Spoof seit 'Nicht noch ein Teenie-Film'.
                  Und er ist auf jeden Fall besser als der Originalfilm.

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                  • Martin Canine 05.10.2015, 23:26 Geändert 06.10.2015, 07:26

                    Da Ratespiel war so... mann oh mann, herrlich! <3
                    Die Gags, bei denen du auf die Eigenheiten der Communitymitglieder eingehst sind super!

                    You call yourself a movie fan and haven't seen the Godfather?
                    Part I, Part II - learn the basics, man, THEN go out start chatter
                    I'm your worst nightmare, guess who was Freddie's teacher?
                    Night of the Hunter bitch and I'm the fuckin' preacher
                    I'm Dingo, the D ain't silent, I'm the predator that crushes Arnie
                    No matter where you go I'm so close you can hear my heartbeart
                    I don't need a mask to be a beast - I'm not Jason
                    Or Michael Myers or Jigsaw or Ghostface and
                    You scream in fear and then ask "Will it hurt?" "Yes it will!"
                    I'm not a famiy man like in A Serbian Film
                    I'm too complex you got confused - Lost Highway
                    You're a cheap knockoff, you're The Front Page I'm His Girl Friday
                    But I bet you don't even have a clue of those classics
                    I'm Caligula - I make them go down and I'm epic - Titanic
                    But now it's time to go, so I'm gonna end
                    This song with a quote I bet you all know what it is:
                    *zückt Waffe*
                    Say hello to my little friend!
                    *die Waffe feuert DVDs des Filmes Fantastic Mr. Fox ab*

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                    • Martin Canine 04.10.2015, 00:54 Geändert 04.10.2015, 00:55

                      Ich hätte da eine Frage:
                      Früher hieß es immer, Pixar sind die Animationsfilme von Disney... also irgendwie hat früher jeder Pixar sofort mit Disney assoziiert. Wann hat sich das eig. geändert? Also warum ist Frozen hier nicht dabei?

                      PS: Mein liebster davon ist Findet Nemo.

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                      • filmfreak180, hiermit schenke ich dir mein Handy und gebe es zur Vernichtung frei. Offenbar hat sich die ganze gute Musik - Björk, Kanye West, Prince, Madonna, Eminem, ICP, Nightwish,... - verflüchtet und lauter Müll ist drauf gelandet. Tut mir leid.

                        Abgesehen davon: ich liebe es, wie wir uns als Filmfans bezeichnen und ganz offenbar die Parallelen zu den bekanntesten Filmen nicht kennen^^
                        Super, TM!

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                        • Mein lieber Herr Troublemaker, sie haben sich selbst übertroffen... hab furchtbar gelacht!
                          ...aber ehrlich, selbst im Sharknado werd ich diesen Drecksfilm nicht los!? Aaaaaahhhh!!!!

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                          • Klasse, Troublemaker!
                            Du hast meine trickreiche Dingohaftigkeit perfekt eingefangen^^
                            Aber ganz ehrlich: wie geil wär das denn???

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                            • 9 .5

                              "Geständnisse" ist ein fieser, gemeiner Film. So fies und gemein wie zuletzt wohl 'Oldboy' war, zwar nicht so visuell, aber psychologisch vielleicht noch fieser und gemeiner. Eine Aneinanderreihung fieser und gemeiner Individuen, die einander Fieses und Gemeines angetan haben, und nun anderen, unschuldigen Individuen Fieses und Gemeines antun. Wie diese Kette weitergeht, muss nicht erst erwähnt werden.

                              Das Glied eben dieser, welches als erstes beleuchtet wird, bildet eine Lehrerin. Der Film setzt ein, als diese ihren letzten Tag an der Schule hat, und vor ihren Schülern eine Rede hält. Sie beginnt entspannt, erzählt ihrem Schülern die üblichen Themen. Ob sie eine gute Lehrerin war, und dass sie über die Jahre gelernt hat, wie Schüler so ticken, aber auch, dass sie ihnen schwer vertrauen kann, da sie sehr trickreich sein. So hätte eine Schülerin einmal vorgetäuscht, Suizid begehen zu wollen, um einen Lehrer im die Falle zu locken. Damit die Schüler lernen würden, dass man nicht zu weit gehen sollte, erzählt sie eine Geschichte. Sie handelt von ihrer Familie. Noch ahnt niemand, was sie am Ende der Stunde loslassen wird. Ihr Mann wäre mit dem HIV-Virus infiziert, was sie erst durch eine plötzliche, schockierende Nachricht erfahren hätte. Sie selbst hat sich nicht angesteckt, und auch das Kind, welches sie von ihn bekommt, wächst prächtig und gesund heran. Doch ohne Vater, denn dieser isoliert sich von seiner Tochter, um sicher zu gehen, dass das Virus nicht auch auf sie übergeht. Das Mädchen ist dennoch glücklich und unbeschwert, und für seine Mutter das Wichtigste und Beste in ihrem Leben. Dieses Mädchen lag aber eines Nachts leblos im Schwimmbecken der Schule. Fort. Einfach über Nacht aus dem Leben gerissen. Eine Welt zerbricht. Schlagartig. Die Polizei kommt zu dem Schluss, es wäre ein Unfall gewesen, da alle Umstände darauf hindeuten - sie hat sich nachts heimlich rausgeschlichen, um den Hund zu füttern, stolperte und ertrank.
                              Doch die Lehrerin und Mutter hat gewisse Indizien bemerkt, die ihr sofort bekannt vorkamen und die sie umgehend 2 Personen zuordnen konnte. Der Tod ihrer Tochter war kein Unfall - es war Mord. Und 2 Schüler aus ihrer Klasse waren dafür verantwortlich. Sie nennt sie nur Schüler A und Schüler B. A hätte die Intention gehabt, ihre Tochter umzubringen, scheiterte jedoch. B wollte ihre Tochter nicht töten, brachte sie jedoch unwissentlich um, als er den vermeintlichen Mord von A vertuschen wollte.
                              Da die Schüler noch zu jung sind, um für ihre Verbrechen belangt zu werden, beschließt sie, den Fall mit ihren belastenden Indizien nicht neu aufrollen zu lassen. Stattdessen verkündet sie am Ende der Rede ihr Geständnis: sie hat die Milch der beiden Täter mit dem Blut ihres Mannes versetzt.

                              "Geständnisse" bewegt sich nicht im Rahmen gut und böse, oder moralisch vertretbar und verwerflich. Er zeigt Figuren, die so pervers kaputt sind, dass das, was sie tun, bar jeder Logik, jeden Verstandes und jeder Vernunft liegt - es sind Figuren, die nur Schmerz, und ganz selten auch noch Hoffnung kennen. Und die Umsetzung dieser schadet wiederum einem Anderen.
                              Der Auslöser für all das? Zunächst scheint der tragische Tod des Kindes zentral für alle folgenden Taten und Abscheulichkeiten zu sein. Aber der Film gräbt, nachdem er uns erst lang und breit weismacht, die beiden fiesen, gemeinen Sadisten hätten alles selbst in Gang gesetzt, tiefer und zeigt uns, wie unsere Gräuel doch nur daraus resultieren, dass wir Gefäße sind, und mit dem gefüllt werden, das die Welt für uns bereithält. Dies macht der Film durch wechselnde Perspektiven, sodass er allen Beteiligte eine Chance gibt zu sprechen. Nein, das macht ihre Grausamkeiten nicht minder grausam, aber der Blick wird ein anderer. Sadismus verwandelt sich in einen verzweifelten Hilfeschrei. Gewalt in einen Drang, sich zu beweisen. Sinnlose Brutalität wird zur Konsequenz aus einem viel länger zurückliegenden Missstand, der die Seele des Täters schlichtweg gebrochen hat.
                              Shuya (Schüler A) wirkt von Beginn an wie ein Psychopath. Er ist der Mastermind hinter dem Mordplan, der ohne mit der Wimper zu zucken gesteht, als wäre es nichts, und ihn eiskalt durchgezogen hat, wohlwissend, was genau er getan hat und dass er dafür nicht persönlich belangt werden kann. Er ist es auch, der seine Infizierung aus Kalkül zu seinem Vorteil nutzt, da er durch sie ein Druckmittel gewonnen hat. Trotz eines bald in Anspruch genommenen, negativen HIV-Tests. Doch wird uns in der zweiten Hälfte des Films zunehmend klar, wie es dazu kam, dass er so wurde. Shuya ist ein durch und durch kaputtes Individuum - aber er wurde selbst kontinuierlich kaputt gemacht. Einige Sätze und Zitate, die er davor anbrachte, klangen zu Beginn gestört und schadenfroh... doch ein Satz wie "Kennen Sie das Geräusch, wenn etwas Wichtiges für immer verschwindet?" erhält eine komplett andere Bedeutung, weiß man, wo er ihn zuvor verwendete.
                              Und Naoki (Schüler B)? Er isoliert sich komplett und verrottet in seinen 4 Wänden. Wortwörtlich. Niemand darf ihn berühren, niemand darf ihm zu nahe kommen. Sein Leben ist vorbei, er verwandelt sich in einen umherlaufenden Kadaver, mit dem alleinigen Lebenszweck, andere von ihm fernzuhalten. Warum war so jemand wie er an einem Kindermord beteiligt? Es passt nicht zusammen. Vorerst. Doch wir lernen mit der Zeit, zu verstehen. Zu begreifen, nicht zu verzeihen. Wir lernen, finden eine Erklärung, wir hassen, was alle Beteiligten tun, aber hassen genauso, was ihnen angetan wird.
                              Jede Aktion führt zu einer Reaktion, und die schiere Herzlosigkeit wird zum Verzweiflungsakt stark gebrochener Herzen. Wieso all das, die Frage bleibt. Wir sehen ja nur einen Teil der Kette. Was davor geschah, und davor, und was noch geschehen wird, das bleibt im Dunkeln. Aber es ist da. Und das beunruhigt sehr. Dann hätte eines der psychologisch bestialischsten Filmenden, die ich bislang je gesehen habe, auch versöhnlicher ausfallen können. Man wünscht es den Figuren - allen - sogar, doch dann wäre es kein konsequenter Film.

                              Für seine hässliche Thematik ist "Geständnisse" pervers hübsch anzusehen. Heitere Indiemusik, helle Optik, ästhetische Bildkomposition - die fast schon süße Verpackung beißt sich auf zynische Weise mit dem schwer verdaulichen, verdrehten Inhalt. Etwa wie die Milchtüte mit dem Virus.

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                              • Martin Canine 28.09.2015, 23:34 Geändert 28.09.2015, 23:35

                                ...oder aber es ist doch nur ein ganz normaler Kinderfilm. Hab heute nach langem mal wieder Ratatouille gesehen. Super Film. Vor Allem die Message, die für Kinder genau richtig ist, damit sie lernen Spaß an der Kreativität zu haben. Denn Kreativität und differenzierzes Denken hängen nahe beieinander. Aber irgendwie... musste ich auch bei diesem Beitrag hier an Ratatouille denken. Aber nicht unbedingt an die Figuren von Remy oder Linguini.

                                Ich hab Alles steht Kopf nicht gesehen. Aber ich wette, der hat eine ganz ähnliche Aussage und soll zeigen, dass man immer etwas Positives sehen soll. Mein Interesse ist jedenfalls geweckt und vielleicht guck ich auch mal wieder einen Pixarfilm, vielleicht ist der ja wieder so gut wie die "Alten".

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                                • STEPPIN ON

                                  "Went on a path to paradise
                                  Through a game with broken dice
                                  Fifty miles bad fifty miles good
                                  I walk a bridge of rotten wood
                                  Expect it to stay valid when
                                  I step on branches paper thin
                                  And demand them to carry stones
                                  Winter arrives, cuts down my rose
                                  When what's once merged turns shatteres glass
                                  And future dreams forgotten past
                                  And one remains, the other breaks
                                  My bits and pieces I burn on a stake

                                  A sacrifice of better days
                                  After all days won't stay the same
                                  So my bridge, I'm going home
                                  I hope I'll find my way there on my own

                                  Will I now need to carry on?
                                  Just lick my wounds and carry on?
                                  Can I step on another bridge
                                  That's made of metal pipes or bricks?
                                  And can I trust that I won't fall?
                                  It's hard to do so, after all
                                  Two years have passed and times have changed
                                  I now must go and rearrange...

                                  ...the path I'm stepping on."

                                  -Martin Canine

                                  ---

                                  "Love cannot save you from your own fate"
                                  -Jim Morrison

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                                  • über Björk

                                    HALLO MOVIEPILOTEN!
                                    HIERHER SCHAUEN!
                                    Ja, ich hab zwar gerade wieder ganz viel Muse für Filmreviews, und hatte sogar bereits eine Einleitung zu schreiben begonnen, doch diese wunderbare, vielseitige Stimme, die dabei durch die Kopfhörer in meine Hundeohren eindrang, inspirierte und entzückte mich so sehr, da gab es halt eine spontane Planänderung. Lange Rede, kurzer Sinn: Musikreview zu Björk! Los!

                                    ---
                                    Album: Debut
                                    Interpret: Björk
                                    Jahr: 1993
                                    Genre: Pop
                                    Titelanzahl: 12
                                    ---

                                    Die isländische Musikerin Björk ist eines der großen Ausnahmetalente, die von fernab der USA kommen und es dennoch geschafft haben, überall auf der Welt zum Begriff zu werden, sowie Kritiker und Publikum gleichermaßen in euphorischste Lobeshymnen zu versetzen. Kein einziges Album ihrer mittlerweile über 22 Jahre reichenden Diskografie sah sich jemals mit überwiegend negativen oder auch nur mittelmäßigen Rezensionen konfrontiert - der Durchschnitt der Kritikerwertungen diverser Magazine und Websites schwankt zwischen 'sehr gut' und 'Meisterwerk'. Obwohl es, wie bei jedem Künstler, der sich wie sie bei jeder CD neu erfindet, unter Fans gewisse Werke gibt, die sich als anfangs etwas sperrig erweisen.
                                    Wer aufgrund ihrer aggressiven Electroarrangements a la 'Army of Me' zu ihr gefunden hat, dem werden die experimentellen Acapellastücke von 'Medulla' erst einmal etwas befremdlich vorkommen, oder die Hip-Pop-Nummern auf 'Volta'. Letztlich kam aber jedes Album vortrefflich an, und diverse ihrer Werke finden sich in Bestenlisten, und das nicht nur genre- oder zeitabhängig.
                                    Einer der Gründe für Björks Erfolg - trotz des in den meisten Ländern kaum aussprechbaren ö im Namen - ist sicherlich, dass ihre Musik zu 100% direkt aus ihrer Seele stammt.

                                    'Debut' ist zwar de fakto nicht ihr erstes Album, wenngleich das der Titel nahelegt - es existiert, wenngleich schwer erhältlich, ein nach ihr benanntes Studioalbum, welches sie im Alter von 11 Jahren aufnahm - aber das Album, das ihre Solokarriere und ihren internationalen Siegeszug begründete. Auch war es Björks erste künstlerische Arbeit, bei der sie sich vollends verwirklichen konnte. Bei allen vorangegangenen Arbeiten, z.B. mit ihrer ehemaligen Band The Sugarcubes, arbeitete sie immer unter jemandes Vorstellungen, und war eher Instrument als selbst kreativer Kopf. 'Debut' war erstmals authentisch Björk, und die Musik, die sie machen wollte und will.

                                    Musikalisch fokussiert 'Debut' zur Gänze die Stimme der Sängerin, sodass die Bandbreite ihres Organs hörbar wird, während die instrumentale Untermalung einfach, unauffällig und im Hintergrund bleibt. Pathetische Produktionen wie 'Joga' oder 'I've Seen it All' wird man hier nicht finden, die aufregende Stimmung entsteht weniger durch die Symbiose aus majestätischer Instrumentalisierungen, als durch die Stimme allein, die über die an weichen Housenummern orientierten Beats streicht.
                                    Was nicht heißt, dass die Produktion schlecht sei, nein nein. Sie ist präzise vorgenommen worden, um Björks Stimme und ihre über Jahre hinweg gesammelten, selbstgeschriebenen Texte zu präsentieren, gleichzeitig aber auch ein gehöriges Stück zum gesamten Klang beizutragen.

                                    'Human Behavior', in dem Björk ihre Mitbürger beobachtet und ihr merkwürdiges Verhalten kommentieren ("They're terribly, terribly, terribly moody!") wäre ohne seine zunächst fröhliche, und durch E-Gitarren etwas zackiger werdende Popmelodie nur halb so eindrucksvoll.
                                    Auf 'Crying' stolziert der lebhafte Gesang auf einem drolligen, mit tiefen Pianoklängen und schrulligen Synthesizern verzierten Dance-Beat, während man sich bei 'Venus as a Boy' bei Reggea bedient.

                                    Aber der Star bleibt hier dennoch Björks einzigartige Stimme. Keine andere Sängerin erreicht auch nur ansatzweiseihre Klangfarbe. Wir reden nicht von ihrer Fähigkeit, kraftvoll, sanft, hauchig, leicht, angespannt, wasauchimmer zu singen. Sie kann das perfekt. Einige andere gute Sängerinnen auch. Besonders zeichnet sie die Wärme in ihrer Kälte aus. Sie singt nahezu immer eisig durch den Hals, oft über statischen Rhythmen, die nur selten ihren Akkord ändern und erreicht ein Spektrum an Emotionen; Vespieltheit, Wut, Trauer, Spitzbübischkeit, Humor, Neugierde; die die eines Charakterdarstellers übertreffen.
                                    "Debut" ist in erster Linie der positiven Seite gewidmet, selbst die Lieder, deren Thematik etwas weniger fröhlich ist.
                                    "I can not live peacefully without you, I miss you terribly" schluchzt Björk auf 'Aeroplane' in ihr Mikrofon, und doch hat das stark swing- und bluesinspirierte Stück etwas leichtfüßiges, denn im Grunde liebt Björk die Liebe, auch, wenn sie ab und an ihre Schattenseite hat. Und Lieder wie das Trance-orientierte 'Violently Happy' vermischen die Spitzenerlebnisse der Liebe auf humorvolle Weise mit dem rationalen Denken, das sich hin und wieder auch mal einschaltet.
                                    "Violently happy - 'cause i love you / I'm aiming too high / It will get me into trouble / I'm driving my car too fast / With ecstatic music on" heißt es auf dem durch seine spacige, fast schon etwas an Kraftwerk erinnernde Synthesizerdominanz aufregendsten Instrumental des Albums.
                                    Mit 'Play Dead' folgt allerdings noch ein Knaller zum Ende, der wegweisend für die Zukunft sein sollte - es ist der erste Song von Björk, der auf einem überwältigenden, mit Streichern beladenen Beat eine herzzereißende Katharsis beinhaltet. Das bedrückende, opulente und bombastische Grande Finale eines ansonsten sehr minimalistischen - und grandiosen - Albums.

                                    8.5/10

                                    7
                                    • 9 .5

                                      Es gibt Filme, die zeigen uns ein möglichst authentisches Abbild unserer Realität. Sie weisen auf Probleme hin, die sie direkt ansprechen, sie können uns aber auch zum Lachen bringen oder Spannung erzeugen. Dennoch legen wir bei diesen Filmen einen gewissen Wert auf Authenzität und Realismus. Gerade dadurch zeichnen sich diese Werke aus.
                                      Aber auch das genaue Gegenteil kann der Fall sein. Wenn ein Film uns in eine fremde Welt, die unserem Tagein Tagaus kaum gleicht, entführt, und auf eine Reise mitnimmt, die voller Zauber, Schrecken oder Faszination steckt, und die wir in dem uns bekannten Universum so nicht erleben können.

                                      "Der dunkle Kristall" ist gänzlich in der Fantasie verankert. Und was für eine große, weitläufige Fantasie! Eine, in der man versinken kann, eine, in der jeder Tag wie ein Abenteuer wirken würde, eine, bei der sich hinter jeder Hecke etwas Wunderschönes oder abartig Hässliches verbirgt, das nur darauf wartet entdeckt zu werden.
                                      Wo nicht einmal die Pflanzen so aussehen, wie man sie kennt, und das gesamte Land im Einklang zwischen üppiger Natur, Magie und Technologie lebt. Der Wald wächst in überwältigender Größe und Schönheit, ist bedeckt mit einer Vielfalt an Exotik.
                                      Und alles scheint lebendig zu sein. Von der kleinsten Wurzel über graueste Berge und staubtrockenste Wüste.
                                      Sofort, nachdem der erste Blick auf das düstere, von schwarzen Wolken und lila und grünen Lichtern überflutete Reich bzw. der finstere Palast der Skekse erfolgte, und dann das friedliche, in helle Mutter Erde gehüllte, urzeitlich anmaßende Dorf der Urus sieht, fühlt man sich als Liebhaber für die fantasievollen, fremden Welten schon in der Welt heimisch - und das, obwohl der Film mit (auwendigsten) Puppen gedreht ist.

                                      "Der dunkle Kristall" ist unter der Regie der 'Muppets'-Erfinder Frank Oz und Jim Henson entstanden, unterscheidet sich aber durchaus von den heiteren Komödien besagter Tiere.
                                      Es ist ein urtypischer Fantasyfilm, dessen Geschichte weitgehend ernst und im Stile einer klassischen Legende oder Sage daherkommt, und neben einer ganzen Reihe bezaubernder Szenen durchaus auch über schaurige und fies-unheimliche Momente verfügt, die vielleicht dem ein oder anderen allerkleinsten Zuschauer etwas zu creepy erscheinen mögen. Wobei in "Der dunkle Kristall" aber natürlich vor Allem ein Kinderherz schlägt, welches mit vollster Euphorie pocht.
                                      Unser Protagonist ist ein Gelfling, eine Rasse, die weitgehend als ausgestorben gilt. Er lebt im Dorf der friedliebenden Urus, die ihn großgezogen haben, und deren Ältester im Sterben liegt.
                                      Zeitgleich geht auch der Imperator der grausamen Skekse (okay, die Dinger sind richtig cool) zugrunde, wenngleich in einem von Zwietracht und Intrigen zerstreuten Umfeld. Während die Urus das Ableben in einem ruhigen Ritual willkommen heißen, streiten sich die Skekse auch vor dem Tod schon um die Nachfolge der Herrschaft.
                                      Unser Held Jen wird geschickt, um den Splitter eines Kristalls zu holen, der dazu führen soll, die beiden Völker zu vereinen. Auf der Reise begegnet er neuen Freunden - so zum Beispiel Kira, auch sie ist ein Gelfling - und lernt etwas über eine uralte... ich bin schon ganz hibbelig, es zu sagen: Prophezeihung.

                                      "Der dunkle Kristall" ist ein reiner Fantasyfilm und in diesem Genre grandios gelungen. In jeder Einstellung steckt ein Löffel Liebe und ein großer Schuss Abenteuerlust, und man ließ es sich nicht nehmen, dies auch zu zeigen.
                                      Mit der Gestaltung des Universums hat man sich große Mühe gegeben und viel Sorgfalt walten lassen, und sich nicht zurückgenommen, das volle Potenzial an Ideen auszuschöpfen. Es sind oftmals kleine Spielereien im Szenenbild, die im Ganzen gesehen die wundervolle Welt der Urus und Skekse ergeben und derartig lebhaft, magisch wirken lassen. Man versinkt leicht darin.
                                      Der Film bedient sich zwar über weite Strecken bekannten Dramaturgien und Handlungen, setzt diese aber gekonnt und selbstbewusst ein, dass es beinahe einer Hommage gleichkommt. Fantasyfans, die sich gerne selbst einmal in solch einer abenteuerlichen Situation befinden wollen, werden an dem Plot, der von Legenden über herzige Nebenfiguren bishin zu gefährlichen Schurken alle Stationen im Leben eines waschechten Märchenhelden bietet, riesigen Gefallen finden.
                                      Besonders die Mischung aus klassischem Fantasy mit Hexereien, Waldmagie und schamanistischen Einlagen und Elementen aus Steampunk und SciFi, etwa die Maschinerien der Skekse oder das Planetarium von Aughra, ist sehr aufregend, zumal sich die Stile nicht beißen, sondern immer dem urtümlichen Fantasy hörig bleiben.

                                      Fazit: "Der dunkle Kristall" ist perfektes Kino für all jene, die sich gerne verzaubern und in märchenhafte Dimensionen entführen lassen. Und gerade das Kind im Herzen freut sich, wenn es mit solchen liebevollen Abenteuern versorgt wird.

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                                      • Und auch, wenn ich dem Sieg nicht nahe war... ich hoffe, dass sich nun 1, 2 Leute mehr dieses überwältigende und leider zu Unrecht unbekannte Werk ansehen.

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                                        • 6 .5

                                          Guten Abend, meine werten Herr- und Frauschaften, es ist mal wieder soweit!
                                          Die Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour geht in die nächste Runde! Bekomme ich ein kräftiges Arooooooo??????
                                          Gut so!
                                          Und jetzt begrüßt meinen Co-Moderator und guten Kumpel - er ist derjenige, der Marnie für Hitchcocks Meisterwerk hält, der in Lars von Trier seinen Seelenverwandten gefunden hat, und der die 3 Wünsche auf Moviepilot ins Leben gerufen hat - einen prima Kerl, Troublemaker69.
                                          Ach ja, und dann gibt es da den Dingo namens Martin Canine, der wohl ich bin.
                                          Zuletzt widmete sich unsere kleine aber feine (bald große und famose!) Show einem meiner absoluten Lieblingsfilme, der 20, 15, vielleicht 10 besten Werke, die ich bislang gesehen habe, und den mein lieber Freund hier noch nicht kannte, Stanley Kubricks 'Uhrwerk Orange'. Er war ähnlich begeistert wie ich. Nun sollte ich hingegen einen Film sehen, der ihm ähnlich viel bedeutet wie mir das Droog-Meisterwerk, einen Episodenfilm von 4 verschiedenen Autorenfilmern, darunter 2, die wir beide als Meister ihres Faches betrachten. Diesmal geht es also um 'Four Rooms'!

                                          ---

                                          (Enthält SPOILER)

                                          Das Problem mit "Four Rooms" ist nicht, dass er nicht brillant sei. Denn er ist genial, schlichtweg atemberaubend. Das Problem ist jenes, dass er innerhalb seiner Laufzeit brillant, super, mittelmäßig und furchtbar ist, und genau in umgekehrter Reihenfolge als hier aufgelistet.
                                          Der Film wird zusammengehalten vom Hotelpagen Ted, der an Sylvester alleine Nachtschicht hat und von Zimmer zu Zimmer marschiert, wo er eben gerade gebraucht wird. Genau in 4 dieser Zimmer treten Ereignisse ein, bei denen 4 Autorenfilmer meinten, sie wären es wert, auf der Leinwand zu landen. Jeder Raum besitzt einen eigenen, von den anderen weitgehend unabhängigen Handlungsstrang, bei dem - so sieht es zumindest aus - jeder der einzelnen Filmemacher komplett freie Hand hatte. Jeweils eine stammt von Allison Anders bzw. Alexandre Rockwell. Und jeweils eine von Robert Rodriguez bzw. Quentin Tarantino. Um es sogleich vorwegzunehmen: 2 Episoden sind sehenswert. Und ohne dem Klischee entsprechen zu wollen: es lohnen sich die Stories der beiden auch heute renommierten Regisseure. Und ich hatte mich vorab nicht informiert, wem welcher Strang zuzuschreiben ist. Dies war ohnehin klar ersichtlich.

                                          Die erste Episode, geschrieben und inszeniert von Allison Anders, ist ein grandios gescheiterter Einstieg in das Werk, und beginnt den Film mit einem Knall wie dem einer Pistole, die dich in deine Kniescheibe trifft und dir fürchterliche Schmerzen zufügt. Sie dreht sich um eine Gruppe Hexen (ja, richtige Hexen, keine Möchtegernseherinnen a la AstroTV), die ein Ritual ausführen wollen, um eine versteinerte Göttin wieder ins Leben zurückzuholen. Doch leider konnte eine der Hexen ihre Zutat nicht besorgen: das Sperma eines Mannes. Gerade da kommt Ted in den Raum.
                                          Ich hatte vor Kurzem wieder einmal Ed Woods 'Glen or Glenda' gesehen. Ein Film, der furchtbar ist, bizarr und unverständlich, aber durch Sympathie und unfreiwillige Komik besser unterhält als so manche Komödie. Dieser Strang wäre genauso zu beschreiben, allerdings müsste ich nachdem Wort "unverständlich" einen Punkt setzen. Alleine meine kurze Inhaltsangabe klingt nach einem perfekten Plot für einen Porno, schlicht und ergreifend zu dem Zweck, einen Kontext zu erschaffen, der zum Sex zweier Figuren führt. Und genauso fühlt es sich auch hier an - nur, dass der Sex nicht bebildert wird. Dafür wird das Publikum schonmal durch eine groteske Szene angeheizt, in der eine Hexe ein Bild der Göttin zeigt, um Ted zu vermitteln, wie sie aussah - es zeigt zwei Frauen bei einem SM-Spielchen. Sinn? Das Bild beginnt sich zu bewegen und farbig zu werden. Und nochmal: Sinn?
                                          Das Traurigste ist jedoch, Superstar Madonna in einer Rolle zu sehen, die von jeder xbeliebigen Statistin verkörpert werden kann.
                                          Ihr wisst, ich bin großer Fan, und gerade in den 90er Jahren war Madonna experimentell und künstlerisch unterwegs.
                                          Besonders doof ist auch, dass diese Folge keinerlei Dramaturgie oder Spannung aufweist. Alles läuft wie am Schnürchen. In einer Zwischensequenz meint Ted sogar, es war der angenehmste Teil des Abends. Nicht für mich.

                                          Wo dieser Abschnitt noch an jeglichem Wert scheiterte, lässt der nächste sogar eine Prämisse erkennen, und besitzt Ansätze zur skurrilen Komik. Das Hauptproblem ist jedoch die Formlosigkeit und die Unfähigkeit zum Aufbau. Bei Alexandre Rockwell wird Ted beim Eintritt in den Raum mit einer Knarre bedroht. An einen Stuhl gefesselt sitzt eine Frau, geknebelt und des Fremdgehens beschuldigt. Ted findet sich hier zwischen Fronten wieder, außerdem werden ihm abstruse Worte in den Mund gelegt und er wird zu bizarren Handlungen gezwungen, so muss er schonmal am Ohr der gut verschnürten Dame knabbern wie auf einen Kauknochen. Bis zum Schluss wird das Geschehen immer bizarrer, und scheint seine Begründung im Minutentakt zu ändern - handelt es sich um eine sexuelle Fantasie des Paares, oder doch um eine Anschuldigung der Untreue? Es wäre gelogen, zu sagen, der Strang hätte keine amüsanten Momente, die besitzt er nämlich.
                                          Dennoch fehlt Rockwell (zumindest hier, sonst kenne ich nichts von ihm) jegliches Gespür dafür, Gags in Szene zu setzen. Timing, Dramaturgie und ein roter Faden werden oft ziemlich verpatzt, oder ganz aus den Augen gelassen, so wirkt das Ergebnis zwar, als hätte es gute Ideen, wäre allerdings einfach drauf losgeschossen worden, ohne viel Gedankenverschwendung. Wirklich aufregend ist das Ganze nicht, es prickelt nicht und hat wenig Charme, aber im Gegensatz zur vorangegangenen zeigt diese Episode zumindest in eine Richtung, die gefallen könnte. Aber den ersten Schritt in diese Richtung wagt man immer noch nicht.

                                          Robert Rodriguez' Beitrag zur Anthologie ist gleichzeitig der erste, der vollends überzeugt
                                          und das Lustigste, das der Edeltrashexperte jemals auf die Leinwand brachte. Gemessen an Schenkelklopfern. Schwierig zu sagen, ob man die Geschichte um 2 Geschwister, die den Silvesterabend allein im Hotelzimmer verbringen, und den Auftrag bekommen, "artig zu sein", eher mit Dick und Doof oder Duffy Duck vergleichen sollte.
                                          Ted muss freilich den Babysitter spielen, doch hat er auf die Rotzgören keinen Bock und hätte am Liebsten, sie würden einfach die ganze Zeit still sein. Wir wissen bereits, wer am Ende der Leidtragende sein wird, und wie es rübergebracht wird, ist einfach klassischer Slapstick in goldener Reinform. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass sich das Werk hier an ein erwachsenes Publikum richtet - Alkohol, Zigaretten, tote Prostituierte, benutzte Heroinspritzen, Erotikkanäle. Das Unartigsein der beiden Kids geht über das der Tiny Toons weit hinaus. Das Timing ist in dieser turbulenten Komödie mit jenem aus Klassikern wie 'Boeing Boeing' gleichzusetzen. Und natürlich kommen die Eltern (als Vater spielt Antonio Banderas einen mexikanischen Gangster) genau dann wieder nachhause, wenn die Lage am Allerallerschlimmsten aussieht. Es macht Spaß. Großen Spaß.

                                          Das Highlight dieser unausgeglichenen Fahrt ist die Schlussepisode von Quentin Tarantino. Nicht von Kultregisseur Quentin Tarantino, sondern vom jungen Wunderkind Quentin Tarantino, der größten Hoffnung der 90er Jahre Filmbranche.
                                          Ted wird ein weiteres Mal in ein Zimmer berufen - das Penthouse. Dort hat sich ein junger, aufstrebender Regisseur eingenistet (ratet mal, wer den spielt), der vom Pagen eine ganze Liste an Gegenständen beordert hat - unter Anderem einen Kübel Eis, ein Brett und ein Hackebeil so scharf wie der Teufel. Und da ist das Geniale: wer Tarantino kennt - und das weiß Tarantino, damit spielt er sich ja - der wird nur auf den Einsatz des Hackebeils warten. Und genau deswegen setzt Herr Quentin, der damals gerade durch 'Reservoir Dogs' und 'Pulp Fiction' zum größten Star der Bohéme aufstieg, auf minutenlange Monologe, bis er überhaupt einmal dazu kommt, wofür er das Beil braucht. Und dann noch mehr, damit dessen möglicher Einsatz spruchreif wird.
                                          Aber es ist ein Tarantino, und deswegen sind es auch keine gewöhnlichen Dialoge, sondern tarantinoeske. Das bedeutet, er stachelt zum Spannungsaufbau an, während er stilvoll und überaus cool über seine Lieblingsfilme, die Preise von Alkohol und Einspielergebnisse philosophiert.
                                          Immer mal wieder mit ironischem Foreshadowing. Vieles davon in einem Take, bevor plötzlich schlagartig das Tempo angehoben wird.
                                          Ich liebe es, wie frisch diese Episode wirkt. Hier schöpft Tarantino aus schier unermesslichen Ideen und Abermilliarden an Inspirationen. Eine Unverbrauchtheit, die ich auch dem zum Greifen nahen 'The Hateful Eight' wünsche.

                                          Es ist das exquisite Sahnehäubchen auf der Torte, bei der man sich in der unteren Region nicht so ganz sicher sein kann, ob es sich wirklich einfach nur um scheußlich schmeckende Schokolade handelt.
                                          "Four Rooms" ist ein besonders unebenes Werk, dessen 4 Zutaten von widerlich bitter bis exquisit süßlich reichen. Auch Ted wirkt von Raum zu Raum anders. Zu Beginn eher etwas naiv, dann sehr überdreht, gefolgt vom typischen idiotischen Kinderhasser a la Tim Curry in 'Kevin allein in New York' und zu guter Letzt fast schon cool und lässig. Am Besten man betrachtet die Abschnitte als einzelne Kurzfilme, da man am Ende kaum ein Gesamtwerk erhält. Und auch, wenn ich Kurzfilme normalerweise nicht bewerte (außer ich hätte einen triftigen Grund), mache ich hier mal eine Ausnahme, um auf eine treffende Benotung des kompletten Filmes zu kommen.
                                          2.5 plus 4 plus 8.5 plus 10 dividiert durch 4 macht 6.25, ich bin mal gnädig und runde auf, da es immer noch besser ist, wenn ein Film besser anstatt schlechter wird, der Film wirklich höchst geniale Momente hatte, ich Rodriguez und Tarantino jeden Punkt gönne und generell beim Eintreten des Abspanns ein eher positives Gefühl hatte. Mehr als das ist aber letztlich, so leid es mir um das brillante Material der 2 begabten Regisseure auch tut, nicht drinnen.

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                                          Hey, ihr Moviepiloten da draußen!
                                          Ja, DU!
                                          Genau DU, der das hier gerade liest.
                                          Du kennst doch bestimmt dieses Szenario: du siehst gerade eine Folge deiner Lieblingsshow, der Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour, und denkst dir: Mann, ich wäre auch gern mal dabei. Neben dem coolen Rebellen und dem kessen Dingo Filme zu reviewen und meine Leidenschaft fürs Medium kundzutun.
                                          Tja dann freut euch! Denn genau das ist jetzt möglich! Troublemaker69 und Martin Canine suchen einen Gast für ihre nächste Sendung!
                                          Voraussetzungen sind eine Leidenschaft für Filme und eine eigene Meinung!
                                          Alles, was ihr tun müsst, um euch zu bewerben, ist in den Kommentaren zur Review von 'Four Rooms', entweder von Troublemaker69 oder Martin Canine euer Interesse zu bekunden und mit etwas Glück seid ihr dabei!
                                          Also worauf wartet ihr noch? Los!

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                                            Das Erste, das ich machen werde, ist "Fritz the Cat" mit 'Harold und Maude' zu vergleichen. Und das Zweite ist, zu sagen, was für ein klasse Film er ist.
                                            Wie komme ich darauf, den Sexfilm um den immergeilen Kater mit der verzweifelten Liebesgeschichte zwischen Alt und Jung gleichzusetzen? Und genau das ist es: beide Filme werden extrem falsch kategorisiert und fürchterlich pauschalisiert (man beachte die MP-Inhaltsangabe dieses Films!), in dem sie auf die im Film gezeigten Aspekte der freien Liebe reduziert werden. Letztlich sind beide Filme Portraits des Zeitgeistes der Summer of Love-Generation, und beide Male erhält man schwerst politische, ideelle und zu einem gewissen Grade auch radikale Filme, obwohl man vielleicht eher auf seichte Unterhaltung gesetzt hat. In 'Harold und Maude' werden die beiden Protagonisten, deren Alter 60 Jahre voneinadertrennen, vor Allem verwendet, um Charaktere zu zeigen, die der Gesellschaft nicht entsprechen, die sich nichts darum pfeifen, was man von ihnen hält und denen die Regeln und Gesetze nichts bedeuten, sondern vor Allem ihre eigene Moral ausleben, wobei die alte Maude vom Leben, und der junge Harold vom Tod besessen zu sein scheinen. Gerade Maude lebt die Vorstellungen der Hippiezeit vollends aus.
                                            "Fritz the Cat" hingegen erzählt im klassischen Sinn keine Geschichte mit dramaturgischem Aufbau, sondern schildert Szene für Szene Fritz' Suche danach, wie er seine politischen Ideale und seinen Drang zur Verbesserung und Veränderung am Besten ausleben kann. Fritz ist ein Kater, der in einer anthropomorphen Version unserer realen Welt lebt, und auf ein New Yorker College geht. Er ist ein Kind der 68er Bewegung, das sein Potenzial, die Welt grundlegend zu revolutionieren, unter allen Umständen verwirklichen will.

                                            Diese Welt beinhaltet alle damals relevanten Gruppierungen und Orientierungen, die unter den jungen Revolutionären geherrscht haben: Links- und rechtsorientierte Gruppen, die Boheme, Friedensdemonstranten, Kiffer, Fixer (ideell nicht zu verwechseln!), Verfechter der freien Liebe - oder aber auch bei den Erwachsenen diejenigen, die ihre Kinder nicht verstehen. Gerade der Anfangsdialog zwischen den Arbeitern, die über ihre Kinder sprechen, und sie mit sich in ihrer Jugend vergleichen, beinhaltet schon einen Kernpunkt des Films - wie wird diese Bewegung rezipiert wurde.
                                            Die afroamerikanische Bevölkerung wird durch Krähen dargestellt, und der Film punktet darin, keine rein positiven oder negativen Archetypen dieser Bevölkerungsgruppen zu erschaffen. So macht sich Fritz in einer Bar für Krähen zwar einen Freund, genauso wollen einige andere mit ihm genau gar nichts zu tun haben, weil er keiner von ihnen ist, so wird ihm z.B. ins Bier gespuckt. Gerade die Szenen in Harlem wurden trotz Verlagerung in eine anthropomorphe Gesellschaft als überaus realistisch beschrieben, wo manche von einer Black Power-Revolte träumten (auch Fritz selber), während es andere wiederum einfach nicht interessierte, welche Haut-, oder in diesem Fall Fell- oder Federfarbe man hat. Anfang der 70er Jahre hat die Rassenfrage Schwarze und die jungen Weißen gleichermaßen bewegt, und man hat sich auf beiden Seiten gewünscht, dass sich etwas ändert, und hierbei variiert es von friedlich zu brutal. Und hier wird beides bebildert, ohne wirklich urteilend zu sein. Letztlich stellt sich Fritz auf ein Auto in Harlem und hält eine Rede, wie sich die Krähen gegen das Feindbild Autorität erheben sollen. Und ja, sie folgen ihm, und gehen auf zwei Polizisten los. Diese werden im Film übrigens als zwei dicke Schweine dargestellt, die aus einem Donald Duck-Cartoon stammen können - der eine dumm, der andere lächerlich. Hieran erkennt man auch deutlich, dass der Film selbst in Richtung links schwingt, und als Statement gegen Konventionen und überaus reale Missstände anzusehen ist, selbst aber auch die Methoden der 68er Bewegung karikiert, und zeigt, ab wann das Handeln absurd wird.

                                            Wir sprechen von einer Generation, die im nachhinein betrachtet zwar nicht alles verändert hat, aber den Grundstein legte, für ein Umdenken zu sorgen, und Individualität und Toleranz in die Gesellschaft injezierte, selbst, wenn einige ihrer Handlungsweisen für die heutige Generation, die eben diese zwei Werte prädigt, unverantwortlich erscheinen mögen - es war damals nötig.
                                            Fritz selbst ist Teil dieser Ende 60er Amfang 70er Ära und ist von oben bis unten voll damit, selbst etwas bewirken zu wollen und die sozialen Strukturen niederzureißen. Nur weiß er nicht wirklich, wohin damit. Er schließt sich sowohl friedlichen als auch gewalttätigen Protesten an, zweierlei Seiten, links und rechts, obwohl er zweifelsfrei zu ersterem tendiert, aber er macht dort mit, wo er vermutet, etwas bewegen zu können. Er kämpft für schwarz und für weiß, und oftmals richtet das Resultat mehr Schaden an als es Frieden bringt.
                                            Fritz weiß oberflächlich über die Missstände Bescheid, und ist besessen davon, etwas zu ändern, im Endeffekt ist er jedoch kein Intellektueller, und keiner, dem ein bestimmtes Thema besonders am Herzen liegt, sondern jemand, der einfach ankämpfen will, ohne das Ganze durchzudenken. Er sucht sich Probleme aus, und möchte etwas Wichtiges schaffen. Wie viele Studenten im Collegealter damals wohl waren.
                                            Eine Szene, die das Gesamte auf satirische Weise zeigt, ist jene, als Fritz einen Raum betritt, und seine Zimmergenossen dabei beobachtet, wie sie für ihre Klausuren vor Haufen von Zetteln sitzen und büffeln. Fritz richtet sich nun direkt ans Publikum, und philosophiert darüber, wie die Schüler ihre Zeit in der Schule verschwenden, und sich Stunden lang im Lernen verlieren, um irgendwann einmal einen angesehenen Platz in der Gesellschaft zu ergattern, dabei aber vergessen zu leben. Das tripartige Szenario endet darin, dass er seinen Notizenberg anzündet, nur um Sekunden später zu realisieren: Oh Gott, was habe ich getan? Ich habe meine Notizen angezündet. Ich werde die Klausuren nicht bestehen. Ich hol besser eine Löschdecke.
                                            In dieser Szene steckt viel drin. Hier will Fritz sich gegen das System auflehnen, schafft es aber doch nicht, es auch vollends durchzuziehen.
                                            Es ist ein Film, der den Zeitgeist einfängt, in dem er entstanden ist, und das trotz einiger comichafter Szenen - es gibt genauso Momente, die an harte Realität grenzen, und auch nicht lustig sind. Das hier ist keine reine Komödie. Gerade die Szenen in Harlem, oder auch später in der radikalen Gruppen, bieten Szenen mit authentisch und brutal inszenierte Gewalt, bei der einem das Lachen vergeht. Obwohl es zwischendurch auch was zu lachen gibt.

                                            Das sind dann die Momente, die "Fritz the Cat" wohl seinen Ruf gaben: wenn Fritz leichtlebig freie Liebe und Drogenkonsum auslebt. Das zeigt der Film auch mehr oder minder explizit und eigentlich auch klamaukartig überdreht, sodass man die Szenen aus dem Kontext gerissen durchaus auch mit weniger anspruchsvollen Werken assoziieren könnte. Aber das soll man auf gar keinen Fall machen. "Fritz the Cat" ist eine Fabel und Parabel, die ungefiltert und ungeschönt beißende Sozialkritik und Ideale unterbreitet, aber auch nicht unreflektiert zum Besten gibt. Er macht Spaß, durch seinen politisch inkorrekten Humor, beeindruckt aber auch durch seine ernsten Handlungsszenen, die manchmal auch schon an die Nieren gehen können. Durch seine wie aus dem Alltag eines 68ers gegriffene Struktur, seiner deftigen Komik, seinem Zeichenstil (und generell der Tatsache, diese Thematik anno 72 als Cartoon aufzuziehen) und der Vielzahl an Denkansätzen und zur Sprache gebrachten sozialen Problemen gibt es letztlich einen anarchischen und nachhallenden, wie auch einzigartigen und originellen Film. Einer der besten, die ich dieses Jahr erstmals gesehen habe.

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                                            • 8 .5

                                              Michael Niavarani ist der beste lebende Komiker im deutschsprachigen Raum. Sein Humor geht einen Grad zwischen intelligentem Kommentar, herrlichem Nonsens, unheimlich viel Selbstironie, politischer Inkorrektheit und richtiger Aussage. Das alles verpackt er so locker leicht und sympathisch in Gags, die ihn selbst als sympathischen, dicken Teddybären darstehen lassen, ohne aber einen dummen oder unangenehmen Eindruck zu hinterlassen wie etwa Mario Barth.
                                              Nicht einmal der sonst so hart klingende Wiener Dialekt klingt bei ihm grantig - selbst, wenn er es sein sollte. Niavaranis große Kunst ist sein lebhaftes erzählen ohne Blatt vor dem Mund, aber eben nicht aufgesetzt. Er findet genau die richtige Balance zwischen Schwachfug und Cleverness, Blödelei und Erzählkunst. Er ist auf sympathische Weise albern und mimt oftmals den Naivling, und das Ganze mit Inhalt, das macht seine Kabarettprogramme wie 'Gefühlsecht' mit Viktor Gernot oder 'Encyclopedia Niavaranica' auch so dermaßen lustig und verleiht ihnen auch im Heimkino einen enormen Wiederanschauwert.

                                              In "Das Desaster Dinner", welches das Stück 'Pyjamas pour six' von Marc Camoletti ins gegenwärtige Österreich verfrachtet und auf Niavaranis Humor ummodelt, spielt der Halbperser den untreuen Ehemann Stefan Spiegel, der sich auf ein Wochenende mit seiner Geliebten, dem Model Susanne, freut, während seine Frau Jacqueline zu ihrer Mutter fährt. Als Alibi lädt er seinen besten Freund Robert zu sich ein, mit dem er angibt, ein Männerwochenende verbringen zu wollen, während er in Wirklichkeit die Geburtstagsfeier seiner Affaire samt Catering geplant hat. Doch als seine Frau hört, dass der Freund der Familie kommt, folgt der Schock - sie besteht darauf, am Wochenende ebenfalls hier zu bleiben. Warum das? Robert ist nämlich ihr heimlicher Geliebter!
                                              Doch wohin jetzt mit Susanne? Stefan kommt DER Plan: er überredet Robert mit Ach und Krach dazu, "Susi" als seine Freundin auszugeben - sehr zum Missfallen von Jacquline. Als alle außer Robert kurzfristig aus dem Haus sind, leutet es an der Tür: "ich bin's, die Susi" eröffnet ihm im ärgsten Wiener Dialekt eine nicht gerade sehr hochgewachsene Dame mit nahezu gleich großem Koffer im Gepäck. Auch wenn ihre Erscheinung nicht ganz den Aussagen Stefans entsprechen, eröffnet Robert ihr den Plan und sie erklärt sich - für 100 Euro - wenn auch etwas verwirrt, dazu bereit Roberts Geliebte zu spielen. Und nun die eher weniger freudige Überraschung: nachdem er Jacqueline schon "seine" Susi vorgestellt hat, deckt Stefan den Irrtum auf: diese Susi ist nicht seine Affaire, sondern die Köchin vom Catering-Service, Susanna! Ob die "echte" Susanne nun noch immer in Feierlaune ist, wenn sie erfährt, dass sie nun die Köchin spielen muss?

                                              Ich liebe Verwechslungskomödien. Tatsächlich gibt es nur äußerst wenige, die mir nicht gefallen. Und wenn der typische Niavarani-Humor auch noch eingebunden wird, dann kann man sich schon ausmalen, dass das Ergebnis meinem Humor ziemlich genau entspricht. Hier handelt es sich zwar nicht direkt um einen Film, sondern um die TV-Ausstrahlung bzw. die DVD-Version eines Stückes, aber dennoch sieht sich das Ergebnis wie ein Film mit Laughing Track.
                                              Niavarani spielt hier zwar eine turbulente Rolle, die von einer grotesken und brenzligen Situation in die nächste stolpert, aber er spielt sie so, wie man es von seinen Kabarettprogrammen kennt: sympathisch, albern und tollpatschig, aber nicht zu extrem. Und wenn er grantig wird, dann richtig schön komisch: "Wenn ich rausfinde, wer es ist... schneid ich ihm die Eier ab!" Und wenn sich seine ewigen Pläne und Ausreden nach und nach in Luft auflösen und neue an den Haaren herbeigezogen werden, dann kichert man mehr, je verzweifelter Stefan wird.
                                              Es ist nicht einmal, was er sagt, sondern wie.
                                              Vor Allem im Kontext des Stücks. Die Art, mit der er die Dialoge darbringt ist göttlich. Und sei es nur, wen er hinter einer Ausrede ein halb anbettelndes "Glaubst du mir das?" hinzufügt. Aber Robert tut einem am Meisten Leid. Da sich so gut alle Beteiligten in irgendeinerweise betrügen, fällt es einem leichter, hier Sympathien zu finden, und gerade Robert ist bei jeder Geschichte der Leidtragende. Entweder ist Stefan oder Jacqueline böse auf ihn, und wenn er gegen Ende nur ein säufzendes "Jacqueliiiiine.. " raunzt, ist es irgendwo so putzig, dass es wieder witzig ist.
                                              Die besten Gags gehen jedoch auf das Konto der Köchin Susanna, hervorragend gespielt von Claudia Rohnefeld. Ihre Figur ist schelmisch, direkt und ohne Blatt vor dem Mund, muss gegen Ende für fast alle Charaktere eine unterschiedliche Rolle einnehmen (luxt ihnen dafür umso mehr Moneten ab) und das mit einer unheimlichen Präsenz. Sei es, wenn sie im betrunkenen Zustand eine Tanzeinlage zu 'Sway' einlegt, kurzzeitig für eine Prostituierte gehalten wird und unwissentlich einen wunderbar zweideutigen Dialog abgibt ("ich hab das alles von meiner Mutter gelernt", "Die Schürze ist ein Schutz gegen die Flecken!"), oder mit gequältem Lächeln ihrem "Geburtstag" beiwohnt - diese Rolle ist von vorne bis hinten mit lustigen Momenten zutapeziert.

                                              Der einzige Makel ist jedoch die Rolle des Models Susanne. Liest sich diese auf dem Papier wohl noch ziemlich gut - eine Diva, die vom Kochen keine Ahnung hat und sich zu gut für alles ist - ist sie in der letztlichen Inszenierung jedoch so dermaßen unsympathisch und vulgär, fast schon grausam, dass sie zum Unterhaltungswert kaum etwas beiträgt und ihn in ihren Wutanfällen sogar noch etwas schmälert. Wo Niavaranis Auszucker einen noch zum Lachen bringen, weil sie mit Schmäh gezeigt werden, ist es nicht wirklich amüsant, einer arroganten Schnepfe dabei zuzuhören, wie sie ihren Geliebten als beschissenes Arschgesicht bezeichnet. Weshalb man dieser Rolle so wenig Humor zugedacht hat, in einem Werk, welches ansonsten alle 5 Sekunden einen erstklassigen Gag und wunderbare Situationskomik bietet, ist mir etwas schleierhaft. Man hätte Susanne wohl besser als klischeehaftes Dummchen geschrieben, und weniger als gemeine Tyrannin.

                                              Aber letztlich tut es dem Spaß keinem Abbruch. "Das Desaster Dinner" ist wunderbare Comedy, die den genialen Niavarani-Humor mit der Komik der brillanten französischen Verwechslungskomödie mischt. Wer also beides mag, dem ist sehr hierzu geraten.

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                                                Okay ich sag's einfach heraus, frei und ungeschönt, bar jeden Mitgefühls oder jeder Samthandschuhe: "Dawn of the Dead" hat mich enttäuscht. Ja, das steht es. Tatsächlich. Und bevor die Frage kommt: ja, er hat mir gefallen. Aber eben nicht so sehr, wie es sein guter Ruf impliziert. Und ja, ich weiß um seine filmhistorische Bedeutung Bescheid. Er ist zusammen mit 'Night of the Living Dead' der wichtigste und wegweisendste Vertreter des Zombiegenres, und ohne ihn würden Untote, wie wir sie heute kennen, anders aussehen.
                                                Aber aber aber aber: vor Allem ist mir wichtig, wie sich der Film heute anschaut, und tatsächlich ist er um vieles angestaubter als sein 10 Jahre älterer (!) Vorgänger.

                                                Aber zuerst mal ein paar Worte zu eben diesem Werk.
                                                'Night of the Living Dead' aus dem Jahre 1968 war ein Schwarzweißfilm von George A. Romero, in dem die Untoten aus ihren Gräbern steigen und über die Lebenden herfallen. Eine Gruppe von Personen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Beziehungen zueinander und unterschiedlicher Herkunft verschanzt sich in einer Hütte und leistet von dort aus Widerstand gegen die Zombiemeute. Aber letztere kommt dabei weniger zum Einsatz, als man meinen möchte. Eigentlich war.der Film weniger auf den Kampf Mensch gegen Zombie ausgerichtet als auf den Kampf Mensch gegen Mensch. Es ging darum, wie die diversen Leute unterschiedlich in dieser apokalyptischen Situation reagieren, und auch, wie sie aneinander geraten, wenn zwei unterschiedlicher Meinung sind, wie zwei dominante Figuren einen Konkurrenzkampf entwickeln und hilflose Charaktere sich an ihnen klammern, es geht darum, wann Gnade aufhört und Überlebenswille wichtiger ist, oder aber, ob man sie ganz verliert. Es war ein psychologisches Experiment, und ein Kammerspiel. Und weiters war bemerkenswert, wie humorfrei und aussichtslos dieses Filmchen daherkam. Wer sich anno 68 eine Geisterbahnfahrt a la 'Das Monster aus dem Amazonas' erwartete, kam mit strahlendem Gesicht in den Saal und kam mit deprimiertem Blick wieder hinaus - nicht, weil er schlecht war, aber weil der Film keinen Spaß machen sollte. Ich gab ihm 10 Punkte und kaufte mir ein T-Shirt von dem Streifen.

                                                10 Jahre später wiederholt sich die Geschichte. Gleicher Regisseur, gleiche Handlung, ebenfalls wenig Budget, nur in ein Einkaufszentrum verlegt, in Farbe und um einiges brutaler. Und in meinen Augen weniger gut.
                                                Nun aber zum Positiven: Szenarien wie dieses sind, wenn sie halbwehs realistisch dargebracht werden, immer interessant. Schon in Hitchcocks 'Die Vögel' gibt es die Szene in der Bar, in der während der Vogelattacken die Bewohner des Kaffs unterkommen und spekulieren, warum das alles. Ist es ein Zeichen Gottes? Wehrt sich die Natur? Ist es das jüngste Gericht? Oder doch nur eine Säuche?
                                                Auch hier ist es interessant, wenn man dabei zusehen kann, wie die extreme Lage die Bevölkerung spaltet. In immer wieder gezeigten Fernsehausschnitten wird darüber debattiert, ob die Zombies als Menschen gelten oder nicht, und inwiefern man Mord begeht, wenn man sie durch einen Kopfschuss unschädlich macht. Hier werden durchaus philosophische Standpunkte ausgetauscht, über die man in so einem Fall sicherlich nachdenken könnte, und bei der Moral und Vernunft kollidieren werden.
                                                Die von vielen hochgelobte Sozialkritik an der Konsungesellschaft... ich sehd sie, ohne sie genial zu finden. So "kaufen" die Protagonisten erstmal seelenruhig unnötigen Mist, als sie die Zombies vorerst von sich abgeschottet haben. Ja, solche Einlagen sind vorhanden, aber dennoch reicht es mir nicht aus, den Film als vorwiegend konsumkritisches Werk zu betrachten. Kritik kommt hier nicht scharf, und generell nicht wirklich zahlreich vor - die meiste Zeit der überlangen 156 Minuten widmet sich dem Kampf gegen die Zombies, die hier stellenweise allerdings doch etwas weniger agil wirken als noch 10 Jahre zuvor. Die Holzhütte aus NOTLD bat kaum stabilen Schutz, die Glasvitrinen des Einkaufszentrums jedoch schon.

                                                Und dennoch ist "Dawn of the Dead", anders als sein kammerspielartiger Vorgänger in erster Linie ein Actionfilm. Zombies werden mit Schüssen weggeballert, ihnen wird vom Helikopter die Schädeldecke abgetrennt, Köpfe explodieren, Stücke werden aus Hälsen gebissen und Leute ausgeweidet (dieses Stilmittel wurde erst hierdurch populär). Es gibt viele blutige Auseinandersetzungen, die zumeist sehr zackig vonstatten gehen, und im Kontrast zum trostlosen 'Night of the Living Dead', findet man hier ausgesprochen viele Comic Relief-Momente, um nicht zu sagen sogar große Stücke des Filmes, die mit Augenzwinkern, Ironie und einer gewissen Unbeschwertheit behaftet sind.
                                                Wenngleich sich hier die Zombieinvasion extrem ausgebreitet hat, wirkt die Stimmung deutlich kontrollierter und ein Stück weit auch so, als würde sich die Lage normalisieren. Ja, es gibt Tode auf Seiten der Menschen, aber das klaustrophobische Gefühl der ständigen Bedrohung, das ist geringer geworden. Die Guillotine über den Köpfen der Figuren ist so weit oben, dass man noch eine gute Chance hat, ihr auszuweichen.
                                                Es kommt zwischen ihnen auch seltener zu Auseinandersetzungen, alles läuft harmonischer und einstimmiger ab und somit zeigen auch die Figuren weniger von sich.

                                                Das alles sind Gründe, weshalb ich finde, dass "Dawn of the Dead" seinem Ruf als Meisterwerk nicht gerecht wird. Es ist keine schlechte Kritik, denn es handelt sich auch um keinen schlechten Film. Es ist solider Zombiefilm mit viel Action, einigen ganz interessanten Szenen, in denen gezeigt wird, wie man sich mit der Situation arrangiert, und er wirft hier und da interessante Fragen zu dem Thema auf, die sich mit der Moral der Tötung der Zombies beschäftigt, sofern man diese überhaupt noch töten kann.
                                                Und Spaß gemacht hat er ja, auch wenn ich mir wünschte, dass Herr Dario Argento, der ja an diesem Film massiv beteiligt war, endlich einsehen würde, dass Goblin zwar auf dem Tonträger wunderbar klingen, sich in einem Film aber wie nachträglich krampfhaft eingefügt anfühlen. Nichtsdestotrotz kann man 2 einhalb Stunden seines Lebens in dieses Stück Untotenaction investieren, aber dennoch muss ich letztlich sagen, die Nacht ist der Dämmerung in jedem Fall vorzuziehen.

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                                                • https://m.youtube.com/watch?v=p6y72BF3ejk

                                                  In anderen Worten: ja. Ja, auf jeden Fall.

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                                                  • Ach schade, nicht dabei :(

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