Martin Canine - Kommentare
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Alle Kommentare von Martin Canine
Sie stehen in Reih und Glied und wissen genau, es kann kein Zufall sein, dass gerade sie ausgesucht wurden, um hier zu stehen.. Sie sind nicht irgendwer, sie sind der Polizei wohlbekannt, sie sind nämlich allesamt Verbrecher, die ihr schon seit Jahren auf der Nase herumtanzen. Das ist, was sie verbindet, und dass gerade sie hier in einer Linie stehen und denselben Satz aufsagen sollen, ist nicht willkürlich, sondern von oben so gewollt, dem sind sie sich zur Gänze bewusst. Bei einer Gegenüberstellung suchen sie sich immer einen Verdächtigen und ein paar Statisten, sind sich die 5 Ganoven sicher, und dass man ausgerechnet eine Gruppe von Vorbestraften zusammensteckt, zeugt davon, dass die Polizei auf verzweifelter Suche nach den Tätern ist und alle Verbrecher der Stadt abklappert - oder irgendetwas anderes ganz schon faul ist. McManus, Fenster, Hockney, Kint und Keaton sind die üblichen Verdächtigen. Gemeine Gauner, die das Gesetz am Liebsten von der Straße weghaben würde. Mittelpunkt der nicht immer konform vonstatten gehenden Verhöre ist jedoch Keaton. Ein ehemaliger korrupter Polizist, der auf brutalste Weise die Seiten wechselte und skrupellose Gewalt an Unschuldigen verübte - und den ein oder anderen Zeugen auch gern mal "verschwinden" ließ. Er ist wie ein Phantom, das mal auftaucht, alles in Flammen aufgehen lässt, und sich im Rauch dann wieder in Luft aufzulösen?
Das war einmal. Er ist nun glücklich mit einer Anwältin verheiratet und hat sich schon lange der gesetzestreuen Seite zugewandt. Oder etwa nicht? Kann sich eine kriminelle Seele einfach so radikal ändern? Oder vermisst sie es, immer wieder Blut zu lecken?
Es war ein großer Fehler der Polizei, denn womit sie nicht rechnen konnte, dass sich eben diese 5 Ganoven, deren Vergehen von mehr oder minder harmlosen Trickbetrügereien bishin zum kaltblütigen Mord reiht, zusammen tun und ihre Fähigkeiten kombinieren würden - immer an der Grenze zwischen Moral und Gewalt.
Wir wissen gleich von Anfang an, dass die Lage eskalieren wird, denn als wir in die Geschichte einsteigen, ist die Scheiße bereits am Dampfen. Der Film schildert dann die Ereignisse, die dazu geführt haben, diesen Punkt zu erreichen - und sie zu interpretieren. Was letztlich geschehen ist, bleibt nämlich lange verborgen. Man kann nur mutmaßen. Zentral steht die ungleiche Freundschaft des friedvollen, körperlich beeinträchtigten Tricksers Kint und des geheimnisvollen Gangsters Keaton, die sich an gegenüberliegenden Enden der kriminellen Welt befinden. Die Ausmaße ihrer Verbrechen könnten unterschiedlicher nicht sein. Und selbst, wenn Keaton immer wieder beteuert, dass er nicht mehr im Spiel ist, wird die Größe ihrer Coups immer größer. Und beide Männer werden immer weiter in Brutalität involviert. Und ein Auftrag, den sie von Außerhalb bekommen, sollte die Krönung von all dem werden.
"Die üblichen Verdächtigen" ist ein Meisterwerk des Geschichtenerzählens. Er schafft es, uns so sehr in die Story hineinzuziehen, dass wir uns fühlen, als würden wir tatsächlich einem ehemaligen Involvierten zuhören. Zeitgleich jedoch gelingt dem Film mit seinem Zynismus und seiner teils recht ungehemmten Sprache eine gewisse In-your-Face-Ästhetik, durch die vielen inszenatorischen Kunstgriffe, die sich allen Möglichkeiten des 90er Jahre Independentkinos bedienen, ausgebaut wird. Wie Wes Cravens 'Scream', Kevin Smiths 'Clerks' und Quentin Tarantinos 'Reservoir Dogs' ist Bryan Singers "The Usual Suspects" ein Film, der sich mehr nach der Gestaltung anderer Filme richtet anstatt nach der Realität, die Formeln jedoch durch bewusst gesetzte Kontraste, Regelverstöße und überdeutliche Ausarbeitungen bricht. In der englischen Sprache existiert dafür der Begriff "self aware"; ein passendes deutsches Wort ist mir dafür allerdings nicht bekannt. Aber er macht es perfekt, als Millimeterarbeit. Hier stimmt Sekunde und Sekunde, Detail um Detail, um zum großen Ganzen seinen Teil beizusteuern. Entfernt man nur eine Komponente, verändert es die gesamte Komposition, frei nach Salieri gesprochen, als er in 'Amadeus' über Mozart spricht.
"Die üblichen Verdächtigen" ist einer der 10 oder so besten Filme, die ich kenne. Oder zumindest einer meiner liebsten. Er geht unglaublich leicht von der Hand, obwohl er sich aus hunderten von kleinen Erzählelementen zusammensetzt. Er wirkt natürlich, in all seiner Künstlichkeit. Und er spannt mich ein. Zunächst lächelt er mich an. "Komm schon her" sagt er. "Sieh dir einen guten Film an." Dann legt er locker die Fesseln an und zieht immer weiter zu. Lässt kurz ab und zieht dann ruckartig weiter zu. Und man lässt das gerne mit sich machen. Richtig gerne. Man ist, wie sich das bei einer spannenden Geschichte so gehört, geneigt, sich vollends gehen zu lassen und in einer Art Rausch zu versinken. Es liegt ein so weicher Fluss in der Erzählung, den Charakteren, der Dialogen, der hart sarkastischen Inszenierung, der schleichend zu einem immer reißenderen Strom heranwächst. Und er spielt damit, ködert uns: das erste, was er uns zeigt, ist die Eskalation. Und lässt uns dann von Beginn an hineinlaufen, ohne groß etwas dazu zu sagen. Irgendwie dreist, nicht wahr?
Der Artikel klingt sehr gut, jetzt habe ich Lust, mir beide Filme anzusehen. Komischerweise klingt die weniger umjubelte Kutcher-Variante erstmal intressanter... mal sehen.
Gerade in schlechten Zeiten können solche Filme Seelen und Psychen vor dem Zerbrechen retten. Sie schenken Hoffnung und Trost, wenn man es am Meisten braucht.
Dennoch ein interessanter Gedanke und toller Artikel.
Ich fühle mich aufgrund der äußeren Umstände im Moment nicht in der Lage, sonderlich viel zu schreiben. Kann sich jederzeit ändern oder auch nicht.
Seid also bitte nicht böse, wenn ich in näherer Zukunft nichts poste oder auf längere Antworten nicht zurückschreibe (kurze andere vielleicht schon).
Das alles ist ohne Gewähr und rein emotional. Je nach Verfassung und Vorkommnissen kann das noch anders aussehen.
Ich wünsche euch allen viel Glück und ein baldiges Ende ohne unschuldige Opfer durch dieses unnötige Spiel.
Lg
B.T. aka Dingo
Zittrig erhebt eine alte Frau ihre von tiefen Falten gezeichneten Hände und berührt mit ihrem schwachen Griff eine rostige, schmutzige Haarspange. Ihre Farben sind verblasst, die Oberfläche längst zerschunden, von Jahre langer Überlagerung von Schlamm und Wasser überdeckt, von Kies geschürt.
Vor 84 Jahren befand sich diese Klammer in den Haaren eben dieser Frau. Nur war sie nicht zerkratzt, und auch nicht blass und schmutzig, sie glänzte silbern, war poliert und funkelte in den schönsten Farben. Auch die Frau war noch nicht vom Alter gezeichnet, sie war 17 Jahre alt, hatte leuchtend rote Haare, die im Wind flatterten, ihre Haut war zart, unberührt, ihre Hände waren grazil, ihre Bewegungen galant. "Ich war einmal eine Augenweide" kichert die Greisin, als sie auf eine vergilbte Zeichnung blickt, die eben dieses junge Mädchen abbildet, und wenngleich sie dies mit einem Anflug leichter Ironie sagt, erkennt man an dem Glanz in ihren Augen sehr genau, welche Überwältigung an Gefühlen sie in diesem Moment durchdringt. Alles kommt wieder zum Vorschein, was jahrelang nur mehr verschwommen im Schatten ihres Bewusstseins schlummerte. Die unglückliche Verlobung, das Besteigen des größten, unsinkbaren Schiffes aller Zeit, das Finden desjenigen, der einen liebt, versteht, und in Ehren hält, nicht nur oberflächlich, sondern aus tiefster Seele, und das Niederreißen all dessen, was in solchem Glück begonnen hat. Die alte Frau schluckt erst einmal. "Die Titanic wurde das Schiff der Träume genannt." spricht sie, die Stimme mit dem zittrigen Klang der Erinnerung versetzt, "Und das war sie auch. Das war sie wirklich."
Es gibt einen Moment, als unter der Besatzung und den Passagieren ein leises Lachen aufkommt. Es ist die Art von Lachen, die nach dem Schock erfolgt, wenn man von jemanden erschreckt wird. Zuerst einmal ist man starr, doch diese Starre wird alsbald in Wohlgefallen aufgelöst und man ist sogar amüsiert. Besagter Moment ist auf der Titanic jener, unmittelbar, nachdem das Schiff den Eisberg streift. Wir lachen nicht. Wir wissen bereits, was mit dem Dampfer geschieht, und wir wissen auch, was mit der jungen, 17-jährigen Rose und dem ebenso jungen und lebensfrohen Jack, der ihr gezeigt hat, was es heißt, Glück und Liebe zu spüren, auch dafür, wer man selbst ist, geschieht. Wir wissen, was mit den Träumen passiert, wir wissen, was mit dem alten Ehepaar im Unterdeck geschieht, was mit den Vätern geschieht, die ihren in den wenigen Rettungsbooten sitzenden Kindern lächeln erzählen, sie würden im nächsten Boot nachkommen, und was mit all den Passagieren geschieht, die es sich nicht leisten konnten, erster Klasse mitzufahren.
Wir wissen es, weil Rose es weiß. Und weil sie ihre nunmehr von faltigen Lidern umrandeten, blauen, glänzenden Augen immer wieder verschließt, um sich die Titanic noch einmal im Geiste anzusehen,
Damals auf der Jungfernfahrt war sie eine unglückliche Reiche, die eigentlich nichts lieber wollte, als sich selbst zu bestimmen, aber, wie es eben in höherem Hause so üblich ist, per Ehe in ein ungewolltes Leben gedrängt werden sollte. "Ich werde dir nichts verweigern, wenn du mich mir nicht verweigerst.", so ihr Zukünftiger, sich wohl bewusst, wie wenig Liebe fließt. Im Jahre 1912 waren die Gefühle einer Frau nichts wert, lediglich ihr Name zählte, und wie viel er ihrem Gatten an Ansehen einbrachte. Jack war ein junger Künstler, der im Leben an materiellen Besitztümern nichts vorzuweisen hat, und dennoch wohlhabender war, als die meisten Mitglieder der hohen Gesellschaft, war er voller Drang nach Abenteuer, er liebte es, "nicht zu wissen, was den nächsten Morgen geschehen wird", und er machte aus jeder hoffnungslosen Situation eine komische, sodass sich alle Sorge und Trauer in Humor und Fröhlichkeit verwandelt. Bittere Fröhlichkeit vielleicht, aber das kleinste Lächeln ist der erste Schritt weg vom Schmerz. Die beiden begegneten sich dabei, als Rose gerade dabei war, sich in die Tiefen des eiskalten, wild wirbelnden Meeres zu stürzen. Jack begann in leichtlebiger Manier davon zu erzählen, wie er ihr wohl oder übel hinterher springen müsse, aber was ihm dabei eigentlich am Meisten Sorgen machen würde, wäre, dass es ihm zu kalt sei. Rose kannte jemanden wie Jack nicht. Jemand, der sich nicht darum scherte, was andere denken, und dem es gleich war, was man sich von ihm erwarten könnte, letztlich würde für ihn immer zählen, dass jeder frei ist, das zu tun, das er auch wirklich tun möchte. Es waren nicht zwei Welten, die hier aufeinander getroffen sind. Nein, gewiss nicht. Es waren im Grunde zwei Herzen, die im selben Takt schlugen, nur in unterschiedliche Umgebungen gebracht wurden. Letztlich sollten Rose und Jack Liebe spüren. Ein Wort, welches man vielleicht zu häufig benutzt, ohne es wirklich zu meinen, aber dieses Mal, da handelt es sich um Liebe. Es ist nicht zu beschreiben, was genau man darunter versteht, man kann sie nicht definieren. Doch man fühlt sie. Ob als Liebender oder Außenstehender.
Die Beziehung der Beiden wirkt, obwohl in eine 'Romeo & Julia'-Geschichte eingebunden, überaus natürlich.
Jack findet sie zwar gleich von Anfang an hübsch, als er sie vom Deck der 3. Klasse aus beobachtet, die starken Gefühle entwickeln sich jedoch erst, als sie mehr und mehr Zeit miteinander verbringen. Zuerst findet Rose die direkte Art des Mannes, der sie teilweise über private Angelegenheiten um ihre Verlobung befragt, sogar ungehobelt. Allerdings wird ihr nach und nach erst klar, dass dieser Mann, der wie sie Kunst versteht, und das Facettenreichtum des Lebens mit offenen Armen empfängt, genauso ist, wie sie selbst es wäre, wenn sie nicht an die Gepflogenheiten und Pflichten der hohen Gesellschaft gebunden wäre. Zunächst besteht diese Zuneigung eher noch aus stark freundschaftlichen Gefühlen, man schwingt auf einer Wellenlänge. Doch mit jedem heimlichen Besuch kristallisiert sich immer mehr heraus, dass man für das Gegenüber mehr empfindet, als für irgendeinen anderen, den man kennt, und dass man sich nicht nur gerne miteinander umgibt, sondern sich ohne diese Gesellschaft nicht mehr vollständig fühlt.
Rose und Jack würden oftmals durch prunkvoll verzierte Türen schreiten, sie würden in festliche Räumlichkeiten eintreten, an verschnörkelten, edlen Tischen und Kästen vorbeigehen und unter den luxuriösen Lustern einander bewundern. Alle diese einst so strahlenden, aufregenden Dinge liegen nun unter einen Schicht grüner Algen, nur mehr in groben Silhouetten erkennbar. Längst ist alles dahin, was einst so viel Pracht versprühte. Und mit dieser Pracht auch die Erinnerung daran, was geschehen ist. Ja, wir wissen, wie die Titanic unterging, haben genaue Daten davon, was sich wo im Schiff befand, wir kenne die Namen der Personen an Bord, können sogar punktgenau sagen, welches Stück des Eisengiganten zu welcher Minute mit Wasser voll lief, überflutet wurde, kippt, abriss und in den Abgrund stürzte. Aber wir können nicht wissen, wie es war, auf der Titanic zu stehen, zu tanzen, zu lachen, sich zu unterhalten, zu lieben, zu hassen, zu weinen, oder sich letztlich mit dem unvorbereitet gekommenen, aber unausweichlichen Untergang und Toden auseinander zu setzen. 1500 Leute sind auf der Titanic gestorben. 700 konnten sich retten. 2200 Schicksale, einzelne Geschichten, von Frauen, Männern, Kinder, jedes Alters, und jeder Dauer. Und was uns verborgen bleibt, ist das, was nicht in den Büchern steht. Wer waren all diese vielen Seelen? Wie sah ihr Leben bis dahin aus? Wie sah es nachher aus? Von denen, die überlebt haben? Die Geschichten von Rose und Jack sind fiktive, aber jene der anderen Passagiere (welche im Film zum großen Teil auf realen Personen basieren) sind es nicht.
"Titanic" beginnt mit Aufnahmen, die zeigen, wie ein Team junger Forscher im Jahre 1996 mit Hilfe moderner Techniken im grünen Meerespelz, der das Wrack fest bedeckt, nahezu verschließt, einige Gegenstände aus einem Tresor bergen. Alle Gegenstände, deren grüne Umrisse gezeigt werden, werden wir später noch sehen, als Rose ihre Geschichte erzählt, und noch einmal in die Zeit eintaucht, als sie selbst an Bord des Schiffes der Träume lernte, was es heißt, zu leben. Die meisten dieser Dinge stehen im Hintergrund, spielen keine beachtliche Rolle, man würde sie glatt übersehen. Doch in den Händen - den faltigen, gebrechlichen Händen - von jemanden, der damit einen Abschnitt seines Lebens, und sei er schön oder tragisch, verbindet, wird auch so etwas wie eine alte, verrostete und verschmutzte Haarspange zu einer unschätzbaren Kostbarkeit.
Also die Gemeinsamkeit mit meiner Mutter beschränkt sich auf eine Vorliebe für Louis de Funes, Doris Day und Loriot, sowie ein paar andere eher ältere Komödien wie Manche mögen's heiß oder Ein seltsames Paar. Und Harry Potter mögen wir beide sehr. Mit den meisten "ernsthaften" Filmen, sowie brutalen Filmen egal aus welchem Grund, Arthaus, Thriller (außer, wenn sie nicht zu heftig sind), Dramen und epische Filme mag sie z.B. garnicht.
Generell ist sie nicht allzu filminteressiert.
Anders bei meinem Vater.
Der hat einen nahezu identen Filmgeschmack, ist für alle Filmgenres offen und liebt auch arthausigere Filme, genauso wie Blockbuster.
Zu seinen Lieblingsfilmen zählen Die üblichen Verdächtigen, Sieben, Memento, Das Leben des Brian, Pi, Kill Bill, Pulp Fiction, Spiel mir das Lied vom Tod, Das weiße Band, Citizen Kane, Matrix, etc.
Alles Filme, die ich auch sehr mag.
Nur hin und wieder sind wir nicht einer Meinung.
Interessant und aus vielen Genres was dabei. Sind auch zumeist sehr gute Filme.
Frage: das geht nach dem deutschen Kinostart, oder?
Wenn man sich die vielen negativen und oft vernichtenden Kritiken, vor Allem des Publikums, zu "Mäusejagd auf der Titanic" durchliest, so liest man als zentralen Standpunkt immer und immer wieder Empörung darüber, dem Schicksal der Titanic ein Happy End zu verschaffen (kein Spoiler, wird gleich zu Beginn erwähnt). Das ist auch verständlich, vergisst man nach den vielen Bearbeitungen des Stoffes allen voran natürlich der meisterhaften James Cameron-Verfilmung, ab und an doch, dass es sich nicht um ein klassisches Märchen oder Legende handelt - man beachte den italienischen Originaltitel - sondern um eine Katastrophe, die sich vor 103 Jahren tatsächlich so zugetragen hat. Dass man damit ein Problem hat, das kann ich nachvollziehen, allerdings ist außer diesem Umstand so gut wie keine ernsthafte Kritik an dem Film zu lesen. Entweder drehen sich Reviews ausschließlich um die "Geschichtsverfälschung", oder es wird noch ein nicht sonderlich differenzierter Kommentar a la "So ein Bullshit" oder "what the fuck soll das sein?" hinten angehängt. Über die filmische Umsetzung wird nahezu kein Wort verloren. Das rechtfertigt vielleicht eine 5.2 oder meinetwegen 4.3 in der IMDB, jedoch nicht eine 1.5. Da muss schon etwas mehr Begründung her.
Hier handelt es sich um den ersten von zwei italienischen Zeichentrickfilmen über die Titanic, in denen Mäuse eine größere Rolle spielen, der andere ist 'Mäuse-Chaos unter Deck der Titanic'. Während ich beim anderen doch einige Kritikpunkte sah, vor Allem, was die Animation und die überzogenen (und ab und an gestohlenen) Figuren angeht, empfinde ich "Mäusejagd auf der Titanic" als gelungenen Kinderfilm, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche erhebt.
1912 begibt sich die junge High Society-Lady Elizabeth mit ihrem Vater und seiner Frau an Bord des Luxusdampfers Titanic. Der Plan sieht so aus, dass sie einen reichen Unternehmer namens Maltravers heiraten soll, worauf vor Allen ihre Stiefmutter versessen ist (wer kann den Braten bereits riechen?). Allerdings hat sie ganz andere Vorstellungen von ihrem Leben: sie möchte lieber einen Mann heiraten, den sie auch von ganzen Herzen liebt, ganz ungeachtet dessen, was er verdient.
Gut nur, dass sich mit dem stattlichen Juan auch gleich ihr Traummann auf dem Schiff befindet. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Dies passt Maltravers natürlich so gar nicht, denn er ist an Rechte für Walfang interessiert, die ihm Elizabeths Vater beschaffen könnte.
Zeitgleich ist auch eine Gruppe Mäuse an Bord, die alles daran setzen wollen, das zu verhindern, und Elizabeth, die die Gabe erhalten hat, mit Tieren zu sprechen, zu helfen.
"Mäusejagd auf der Titanic" ist für Kinder eigentlich ein gutes Abenteuer, man sollte allerdings bei der im Film dargestellten Titanic nicht an den echte Dampfer denken, sondern an ein fiktives. Der Name "Titanic" im Titel war im Jahre 1999 nun einmal ein Publikumsmagnet, und bis heute ist er synonym mit Schiffsunglücken. Freilich hat das Werk allerdings nichts mit der Vorlage zu tun. Und man musste auch ein kindgerechtes Ende finden. Dennoch handelt es sich um einen ungemein süßen Film mit einigen liebenswerten Charakteren. Die beiden Mäuseprotagonisten sind mutige Abenteuernaturen mit einem starken Gerechtigkeitssinn, die sich bemühen, das Richtige zu tun und dabei auch noch Spaß haben. Elizabeth ist eine Frau, die weiß, was sie sich von der Liebe erwartet und sich nicht vorschreiben lässt, was sie zu tun hat, auch, wenn sie erstmal Angst vor der Reaktion hat, kann sie sich überwinden und steht zu ihren Wünschen. Weiters ist sie äußerst tierlieb, vorurteilsfrei und bewertet die Leute nach ihren inneren Werten. Den Bösewicht als Walfänger darzustellen, empfinde ich auch als gute Idee, um zu vermitteln, dass es verabscheuungswürdig ist, gefährdete Tierarten töten zu wollen.
Kinder bekommen einige gute Botschaften vermittelt, die ich beide als positiv erachte: zum Einen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu bestimmen, was man will. Zum Anderen, sich seine begangenen Fehler einzugestehen und das Richtige zu tun. Außerdem gibt es gute Vorbilder sowohl unter den vier- als auch zweibeinigen Figuren.
Ich finde auch, dass der Film, anders als sein "Gegenstück" aus 2001 gut gezeichnet ist. Freilich, das hier ist nicht Disney, aber der teilweise japanisch anmaßende, flüssig aussehende Look spricht doch an - wenngleich sofort erkennbar ist, welcher Schauspielerin die Protagonistin nachempfunden ist. Dazu kommt noch, dass der Score überzeugen kann und an einigen Stellen mit den Bildern so gut harmoniert, dass man sich etwas verliert, weshalb einige Szenen, etwa, als Elizabeth zum ersten Mal die Titanic sieht, Anflüge von etwas Magischen haben. Generell setzt man hier weniger auf Slapstickeinlagen wie in klassischen Cartoons, sondern auf eine weitaus spielfilmartigere Inszenierung, was Tempo, Design und Gewichtung von Ernst und Humor betrifft.
Leider ist nicht der ganze Film so gut, vor Allem die zweite Hälfte bietet einige Albernheiten, die man sich hätte sparen können.
Was mir nicht gefallen hat, obwohl es auch dazu beiträgt, gewisse Werte zu vermitteln, ist die Geschichte, wie der Eisberg auf das Schiff trifft. Erstmals finde ich, die Tatsache, dass die Bösewichte ebenfalls mit Tieren, nämlich Haien, kommunizieren können, nicht passend für den Film, und auch der Plan an sich wirkt willkürlich hineingeschrieben; man hätte den Eisberg einfach auftauchen lassen sollen. Das bedarf keiner Erklärung. Alles danach passt wiederum halbwegs in das Konzept. Nichtsdestotrotz ist die erste Hälfte wesentlich besser gelungen, und wirkt auch innerhalb der Zeichentricklogik etwas "realistischer".
Alles in Allem ist "Mäusejagd auf der Titanic" ein solider, lieber und netter Zeichentrickfilm, und man kann seine Zeit sicherlich schlechter verbringen. Man hätte auf einige Einlagen und Nebenfiguren verzichten können und andere Ideen dafür weiter ausbauen können, aber der Film an sich ist flotte, spannende Unterhaltung, besonders für die jüngeren Zuschauer sicher auch aufregend. Die älteren werden dem Ganzen aber wohl mehr abgewinnen können, wenn man in der Lage ist, solche Filme auch mit Kinderaugen sehen zu können.
"Mäuse-Chaos unter Deck der Titanic" ist nach 'Mäusejagd auf der Titanic' der zweite italienische Zeichentrickfilm mit sprechenden Mäusen, der plus minus ein Jahr zur Jahrtausendwende entstanden ist. Ich bin mir nicht sicher, ob der erste in Italien so großen Erfolg hatte, dass man auf den Zug aufgesprungen ist, oder ob es sich um Zufall handelt - die Parallelen erscheinen mir doch etwas spezifisch. Welcher nun den Titel "bester animierter Titanicmäusefilm aus Italien" verdient, wird sich noch zeigen, als dass ich den anderen heute Abend zu sehen gedenke. Ich erwarte episches.
In "Mäuse-Chaos unter Deck der Titanic" (auch bekannt als "Titanic: The Legend goes on") werden diverse Figuren an Bord des weltberühmten Dampfers gezeigt, sowohl menschlicher als auch tierischer Natur. Mit dabei unter den Zweibeinern ist neben zwei dicken und doofen Ganoven, einem französischen Schleimbolzen, einer grazilen Sängerin, einem Privatdetektiv und einigen anderen lustigen Figuren die Waise Angelika, die unter ihrer bösen Stiefmutter und ihren 2 furchtbaren -schwestern zu leiden hat, auf dem Schiff im stattlichen William allerdings ihren Traumprinzen gefunden hat... und sich fest vorgenommen hat, ihre Mutter zu finden. Unter den vierpfotigen Gästen sind einige Mäuse, darunter eine Familie mit einem jungen abenteuerlustigen Mäuserich und eine mexikanische Band, einigen Hunden, darunter dem mutigen Anführer Fritz, einer Krähe, sowie einem Team aus einer fiesen Katze und einem etwas dümmlichen, fledermausartigen Köterchen, nebst anderen. Im Grunde erzählt der Film viele kleine Geschichten um all diese Charaktere, bis gegen Ende der altbekannte Eisberg auf das Schiff trifft.
Um ehrlich zu sein halte ich diesen Film nicht für so schlecht, wie er gemacht wird, und als Zeichentrickfilm für Kinder durchaus geeignet und unterhaltsam. Nun gut, wer auch immer hinter der Kamera stand, war keineswegs professionell am Werk. Kein Gespür gibt es für Dramaturgie oder Handlung, so passiert alles irgendwie und überall, ab und an scheinen besonders Slapstickszenen willkürlich hineingeworfen - etwa, als der Koch die Mäuse während der Musikeinlage mit einem Schinken jagt (ich mag solche Momente... hab mir meinen kindlichen Humor Film sei Dank ja bewahrt) und bis zuletzt tauchen Figuren auf, die davor kaum oder gar nicht zu sehen waren. Und ja, was am Ende passieren wird, ist klar, sobald Angelika beginnt, von ihrem Plan zu erzählen, ihre Mutter zu finden (Anm.: das ist der erste Satz des Filmes). Aber dennoch macht dies der Cartoon auf amüsante und flotte, überdrehte Weise. Eine Vielzahl an Figuren, die überzogener kaum sein könnten - grausame Stiefmütter, tollpatschige Gauner, spöttische Schwestern, schmalzige Womanizerfanzosen - sorgen für ständiges Amusement, und vor Allem die Schiffsgäste auf 4 Pfoten sorgen für gute Laune. Und ja, das Ganze nicht immer ganz freiwillig und oftmals hat man sich nicht einmal die Mühe gegeben, zu kaschieren, wo man sich hier bedient hat (Cinderella, Aristocats, Feivel der Mauswanderer,...). Fritz ist ab sofort in die Liste der coolen Filmtiere aufgenommen.
Kinder werden sofort an den vielen turbulenten Gags ihren Gefallen finden - schusselige Ganoven sind immer noch ein absoluter Klassiker und Drisella 2.0 und Anastasia Reloaded haben ihren Vorbildern ein hohes Maß als exorbitanter Übersteigerung voraus.
Besonders unangenehm fällt zwar die Animation auf, wo Stillshots noch durchaus solide auf Cartoonlevel anzusehen sind - und ja, das hier wirkt eher wie ein TV-Cartoon aus der Zeit, als es noch nicht gängig war, animierte Billigproduktionen mit Flash oder CGI zu erstellen - es allerdings nicht gelingt, eine halbwegs flüssige Bildfolge zu liefern, dies trägt jedoch für die etwas älteren Zuseher erheblich zur Unterhaltung bei. Die Gesichtsausdrücke der Figuren ändern sich während eines Satzes so radikal, dass in einem Großteil der Szenen nur schwer erkennbar ist, was in ihnen denn nun vorgeht. Oftmals werden bedeutungslose Nebensätze mit einer Mimik wiedergegeben, als hätte der Charakter zuerst auf eine Chilischote gebissen und dann einen lustigen Witz gehört. Es erinnert etwas an die Illustrationen eines Sprachschulbuches.
Die Anzahl an geloopten Szenen ist weiters auffällig groß - so erhält Fritz an mehreren Szenen exakt die gleiche Mimik und Gestik, nur vor anderem Hintergrund.
Das Ganze hat ein gewisses Trashappeal und ist durch den möglich gewordenen Vergleich zu schlechten CGI-Produktionen wie 'Happy Fish' sogar gut gealtert. Denn selbst, wenn ich der "neuen" Technik nicht negativ gegenüberstehe: billige analoge Handzeichnungen sind immer noch angenehmer zum Ansehen als billige Computeranimation - dort kann es noch zusätzlich plastisch und (wortwörtlich) hohl wirken.
Der eigentliche Untergang des Schiffes wurde kindgerecht umgesetzt, dabei aber dennoch nicht verharmlost, sofern das für einen Film wie diesen eben möglich ist (Mini-SPOILER: Eine [menschliche] Nebenfigur schafft es nicht, rechtzeitig zu entkommen, dies erfahren wir ganz am Ende des Films in einem "Was-ist-danach-geschehen?"-Voice Over). Dennoch sei dazu geraten, diese Titanic hier nicht als den echten Dampfer zu verstehen - da sei zur meisterhaften James Cameron-Verfilmung geraten, die bis auf die fiktionalen Protagonisten sehr nah an der echten Ereignissen ist - sondern als irgendein fiktives Schiff. Der Name Titanic zog durch den Erfolg des 11-fachen Oscargewinners seinerzeit sicherlich am Besten, bis auf die Elemente Schiffsunglück und Eisberg hat der Cartoon damit jedoch wenig gemein.
Achja, und da es schon viele andere erwähnt haben, es gibt eine Rapeinlage von Fritz. Wohl, da es kein ernsthaftes Drama um 1912 sondern ein Kinderfilm aus 2001 ist. Offenbar gibt es je nach Region 2 unterschiedliche HipHop-Songs, "Party Time" (4 von 5 Sternen) oder "I'm The Boss" (3 von 5 Sternen). Beide sind unterhaltsam as fuck, ersterer passt jedoch kein Bisschen in den Kontext. Es gibt viel zu wenige Filme mit rappenden Hunden. Vor Allem, wenn sie für die Animation während der Musik plötzlich auf 2 Beinen gehen.
Fazit: besser als die meisten Disney-Direct-to-DVD-Sequels; mit eigenem Charme und keinem Plan von Filmtechnik. Aber Spaß hatte ich, und viele junge Zuschauer sicherlich auch. Mehr will der Film zu keiner Zeit. Und gaukelt das auch nie vor.
Nur kurze Frage: wo erfahre ich, wer mit dieser umwerfende Stimme die Lieder des Schiffssängerin eingesungen hat? Die ist ja der Wahnsinn!
Ein Herz für Troublemaker am Troublemaken!
Ich würde ja schreiben, "The Wall" steht und fällt damit, wie man zur Musik steht, doch die britische Progressive Rock-Band Pink Floyd hat sich so etabliert wie Stanley Kubrick im Medium Film: jeder mag sie, auch, wenn er es nicht tut.
Und ja, ich mag Pink Floyd, auch wenn ich Werke wie ihren Opus Magnum 'Dark Side of the Moon' für etwas überschätzt halte, wenn ich daneben ein Album wie 'The Wall' im Regal stehen habe, welches episch, bombastisch, stellenweise symphonisch und kraftvoll, sowie inhaltlich überaus intelligent ist. Ich kenne aber auch noch lange nicht alles von ihnen. Lange Rede kurzer Sinn: die CD, die hier als Ausgangspunkt dient, finde ich große Klasse.
"The Wall" ist im Grunde genommen eine Kollage von Musikvideos zum gleichnamigen Album der Gruppe. Was letztlich etwas, das man man annähernd einen roten Faden nennen könnte, hineinbringt, ist die kleine, aber feine Tatsache, dass es sich bei der Vorlage um ein Konzeptalbum handelt. Aber lasst euch nicht täuschen: das hier ist nicht 'Tommy', welcher einen klaren Handlungsverlauf, Charaktere und Struktur aufwies. "The Wall" ist die wesentlich abstraktere Erfahrung, in denen Nebensächlichkeiten wie Figuren oder Aufbau eine eher symbolische Funktion besitzen.
In einer von insgesamt drei längeren rein animierten Sequenzen (jene zum Song 'Goodbye Blue Sky', auch ein Highlight der CD) schlüpft aus einer weißen Taube blutig ein schwarzer, kantig gezeichneter Falke, dessen Flugmanöver denen eines Kampfflugzeuges entsprechen. In weiterer Folge reißt er ein Stück Hugel aus der Landschaft, dass es "blutet", die britische Fahne verwandelt sich in ein blutdurchtränktes Kreuz (weitere Kreuze schweben in Reih und Glied durchs Land, die Formationen sprechen Bände) und Skelettsoldaten werden zu ihren eigenen Grabsteinen. Es ist eine beeindruckende Szenerie, die Bildsprache arbeitet durch Assoziationen, mehr als das sie konkret erzählt, was vor sich geht, unterlegt von Roger Waters' überlappenden Zeilen "D-d-d-did you see the frightened ones?".
Die zentrale Figur, das kann man mit Sicherheit sagen, ist ein Junge, später Mann, namens Pink. Von ihm ausgehend werden diverse Aspekte seines Lebens und einer geschädigten Psyche episodisch geschildert. Sein Lehrer macht ihn vor der Klasse nieder, degradiert seine Kunst (denn nur was der Lehrer als solche empfindet ist auch welche!), während dieser zuhause selbst seiner Frau untergeordnet steht, seine Mutter füttert ihn mit Angst und Sorgen, um ihn weiterhin bemuttern zu können, sein Vater ist in den Krieg gezogen, und im Erwachsenenleben hat er ein großes Problem damit, Frauen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen, auch da er seine Probleme in Drogen und Sex betäubt.
Es ist die Musik selbst, die dieses Psychogramm erschafft, oft auch klar und deutlich ausformuliert, während das Bildmaterial diesen Inhalt in kryptisch verschlüsselten Bildeindrücken, die einem Fiebertraum oder einer Abarbeitung von Thesen des Psychologen Siegmund Freud gleichkommen. Dabei schwankt das Bildmaterial zwischen alltäglichen, unspektakulären Eindrücken, symbolischen Brüchen der vierten Wand und hoch opulenten, surrealen und politischen Kunstwerken innerhalb der handgezeichneten Sequenzen (eine davon erfolgt zu einem genialen Song 'What Shall We Do Now?', welchen man am zugehörigen Album vergebens sucht).
Ab und an wird nicht mehr ersichtlich, was Realität und Drogenhalluzination ist, sowie, ob Pink zu einem Musiker oder einem Diktator wurde, beziehungsweise was nun der Wahrheit entspricht.
Dauerhaft unterlegt ist der Film mit den Liedern des gleichnamigen Konzeptalbums, die nur in seltensten Fällen von den Filmfiguren vorgetragen werden und mehr den Zweck einer Unterlegung dienen als in den filmischen Kontext miteingebunden zu werden. Wobei dies eigentlich falsch herum gesagt ist: das Bildmaterial ist Unterlegung für die Musik, die die wahre Narrative und Prämisse dieses zweifelsfrei eigenartigen Stückes Filmgeschichte darstellen.
Das ist keine negative Kritik. Aber man sollte gewappnet sein, hier mehr einem Event als einem Film beizuwohnen, mehr einer audiovisuellen Symbiose als einer Geschichte oder einem klar strukturierten Kunstfilm beizuwohnen. Was die optischen Eindrücke zusammenhält, ist das, was wir weiters in unserem Kopf daraus machen und was wir zusammenfügen. Für den Filmliebhaber schwer bis unmöglich einzuordnen. Denn der Filmliebhaber wird hier auch weit weniger beansprucht als der Musikliebhaber. Denn die 95 Minuten, die "The Wall" dauert, beinhalten some of the best music, die jemals aufgenommen wurde. Als jemand gesprochen, der jegliche Art von Musik gleich wertschätzt.
Auch der Hobbypsychologe wird sich vielleicht erfreuen können.
Und ob die Mauer nun eine emotionale, eine ausgrenzende, oder einschließende, oder ein Mosaik aus Ziegelsteinen namens Weltbevölkerung ist, sie erfüllt ihren schwer symbolischen Zweck.
Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie sich die "X-Men"-Reihe entwickelt hat und immer noch entwickelt, vor Allem angesichts der Tatsache, wie viel dominanter und trivialer das Genre der Superheldenverfilmungen in den letzten Jahren geworden ist, und auch wie sie sich stilistisch angepasst hat. Zum Einen hat Christopher Nolans großartige 'The Dark Knight'-Trilogie dafür gesorgt, düstere Antihelden für die breite Masse interessant zu machen, zum Anderen wurde das Avengers-Universum zum feuchten Traum vieler Comicfans, auch, wenn mir persönlich nicht so ganz einleuchtet, haben diese Filme für mein Verständnis weder oberflächlich noch inhaltlich die Nase vorn. Wie dem auch sei, die Werke um die Mutanten haben sich den Trends neuerer Genrevertreter nicht gebeugt und ihren unverwechselbaren Stil - atemberaubende Blockbusteraction wird kontrastiert mit sozialkritischen Elementen - beibehalten.
Die "X-Men"-Filme gehören zu den wenigen Werken, die genau dem nachgehen, was viele fantastische Werke leider vergessen: die übernatürlichen Elemente der Story auf eine realistische Reaktion treffen zu lassen. In den Filmen um Wolverine, Storm, Rogue, Xavier und Konsorten treffen die Mutanten (ja, sie werden nicht als Superhelden bezeichnet) auf gesellschaftliche und politische Probleme, welche ihren Ursprung in der Realität haben, wie Diskriminierung und Xenophobie, in einigen Fällen sogar Verfolgung. Somit sind sie bis zu einem gewissen Grad auch eine Parabel und binden immer wieder heftige Sozialkritik ein, ohne aber zu vergessen, was sie letzten Endes sind: Science Fiction. Anders als Spiderman oder Superman, welche als Einzelkämpfer als Helden gefeiert werden, werden die Mutanten als Minderheit betrachtet, und zwar eine, welche den "normalen" Menschen zusätzlich noch überlegen ist. Natürlich hat die breite Bevölkerung auch Angst davor, was passieren könnte. Was sollte ein Mädchen, welches durch Wände gehen kann, daran hindern, in Häuser einzubrechen? Der erste Film der Reihe bietet eine Vielzahl an intelligenten Zitaten und gut geführten Argumentationsaustauschen.
Man hat sich die Welt und die Gefühle der darin gezeigten Individuen und Massen hier durchgedacht, bevor man sie niedergeschrieben hat.
Es gibt keine Reihe von "Superhelden"-Verfilmungen, bei der ich mich so - oder überhaupt - darüber freue, wenn eine neue Fortsetzung angekündigt wird. Mit Ausnahme der 2 Spinoffs zur Figur Wolverine, schaffte es das Franchise, ihr hohes Niveau zur Gänze zu halten und der Prämisse treu zu bleiben - es ist die Chronologie einer unterdrückten Randgruppe, und wie sich diese mit dem Umstand der Andersartigkeit arrangiert.
Auch "Days of Future Past" bleibt der Prämisse treu, wenngleich er bereits den fünften Film des Franchise - und sogar dem siebten, wenn man die 'Wolverine'-Spinoffs mitzählt - darstellt, und zwar mit dem zusätzlichen Hindernis, nicht chronologisch zu den Vorgängerfilmen zu stehen: 3 Filme spielen direkt hinter einander, einer vor dieser Trilogie, ein Spinoff zwischen besagtem Prequel und der Trilogie und eines nach den drei Werken. Dieser Film hier ist zeitlich am Spätesten angesiedelt, und auch unmittelbar vor den 3 "Hauptfilmen". Andere Franchises schaffen es oft nicht einmal, ein einfaches Sequel auf dem Qualitätsstandard des ersten Werkes zu halten, schon garnicht, wenn dieser so dermaßen hoch ist wie hier.
Die Handlung setzt nach den Ereignissen von 'X-Men - der letzte Widerstand' und 'Wolverine - Weg des Kriegers' ein, zeigt allerdings eine alternative Entwicklung, die einige der Ereignisse, die in ersterem Film passieren, nicht berücksichtigt. Dr. Xavier, Wolverine, Storm und Magneto sind die einzigen Verbleibenden der ursprünglichen X-Men, die noch nicht gefangen genommen oder getötet wurden. Durch eine Reise in die Vergangenheit gelingt es ihnen, eine Gruppe jüngerer Mutanten aus einer lebensbedrohlichen Situation zu retten. In dieser Zukunftsvision werden die Bürger mit dem mutierten X-Chronosom von Robotern geoutet und gejagt, und man versucht, durch Forschung an den Mutanten mehr über deren Anomalien in Erfahrung zu bringen.
Geschuldet ist dies Mystique, welche den Plan verfolgte, den Projektleiter einer Mutantenaufspürsoftware zu ermorden. Da sie allerdings erwischt wurde, wurde ihr Fall zum Vorzeigebeispiel dafür, dass die Mutanten eine Bedrohung für die Menschheit darstellen und trug indirekt zu ihrer Verfolgung bei. Das Ziel besteht darin, Logan in die Vergangengeit zu schicken und Mystique an dem Attentat zu hindern. Dafür muss er die beiden Männer zusammenbringen, die ihr Leben am Meisten geprägt haben: Xavier und Magneto, beide zu dieser Zeit auf unterschiedlichen Seiten stehend und verfeindet.
"Days of Future Past" ist ein gelungener Film, der durch seine Idee der Zeitreisen und der dadurch entstehenden parallelen Realitäten nicht an die Kontinuität der Vorgänger gebunden ist. Man sollte die vorangegangenen Teile dennoch gesehen haben, um die Charaktere und den allgemeinen, differenzierten Tenor nachvollziehen und verstehen zu können. Auch der Fokus der Reihe, der sich in deren Verlauf stark verlagert hat, wird entsprechend fortgesetzt. Die Protagonistin des ersten Films, Rogue, erscheint hier nur in der gleichnamigen Fassung, und dafür auch nur in einer Nebenszene, während die anfängliche Nebenrolle Mystique weiter in den Vordergrund rückt und besonders ihr Zwiespalt aus revolutionärem Tatendrang, der sie zu Magneto brachte, und der engem Verbundenheit zum friedliebenden Xavier, welcher hier in jungen Jahren mit verlorener Hoffnung als draufgängerischer Quasi-Junkie gezeigt wird, ist ein starker Aspekt des Filmes. Die charakterliche Entwicklung der Figuren Xavier und Magneto wird wie bereits bei 'Erste Entscheidung' zentraler Punkt der Handlung. Diesmal reflektieren die älteren und weiseren Versionen über ihr ehemaliges Ich. Beide machten Fehler, als sie jung waren, beide hatten ihre Freundschaft für radikalen Tatendrang oder Gleichgültigkeit verworfen. Linksradikal kommt Magneto daher, er möchte zum Aufstand der Unterdrückten aufrufen, sie sollen endlich ihren Platz einnehmen und sich gegen die Menschen erheben - sie brauchen sich nicht zu verstecken. Wie alle Linksradikale dieser Welt sind seine Standpunkte ungemein intelligent und richtig, sowie die Methoden moralisch verwerflich und menschenverachtend. Xavier wiederum betäubt seine negativen Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit der Welt damit, sich ein Gegenmittel zur Unterdrückung seiner Kräfte einzuflößen. Die Figuren waren immer schon ein großer Trumpf der Reihe.
"Days of Future Past" überzeugt auch auf formeller Ebene, in dem er in den richtigen Momenten, wie etwa Kampfchoreografien oder generell Einsätzen von visuellen Effekten, ein hohes Tempo auffährt, aber nicht vergisst, dass Szenen, welche der Charakter- und Handlungsentwicklung, oder aber dem Aufbau eines gesellschaftlichen Echos dienen, sowie Denkansätze und Herausforderungen für den Zuschauer parat haben, eine behutsamere und intensivere Inszenierung brauchen; es wird sich Zeit genommen, um auf das Publikum zu wirken.
Somit reiht sich dieses etwas alternative Sequel/Prequel qualitativ nahtlos in die bisherigen Filme (abzüglich der Spinoffs um Wolverine) ein und ist erneut ein großartiger Comicfilm, der Lust darauf macht, auch in Zukunft wieder in die Welt der Mutanten einzutauchen.
Ist das gerade tatsächlich passiert?
Cla$$ic ist ein... gutes Album... also so richtig. Und zwar nicht nur von Shindys Seite... sondern auch von Bushido... keine Provokationen... gute Vergleiche... toller Flow... atmosphärisch richt... was ist passiert??? Ich muss das erstmal verarbeiten...
(Albumreview folgt. Wahrscheinlich. Vielleicht.)
Ich hätte die Serie irgendwie gerne als Kind gesehen. Ich mag solche Serien. Bin aber die Generation, die unmittelbar danach kam. Naja, hab auch viele tolle Serien gesehen :3
Es gibt einen Moment in "Letters from Iwo Jima", als der japanische Leutnant einen verwundeten Amerikaner bei sich aufnimmt und dessen letzten Stunden beiwohnt. Obwohl auf verschiedenen Seiten kämpfend, und offensichtlich von unterschiedlichem Rang, sind sie für diese Zeit gleichgestellt. Vergessen sind Herkunft und Dekoration, die Gespräche werden auf Augenhöhe geführt, haben etwas Freundschaftliches, nahezu Intimes. Der Leutnant sieht hier nicht einen feindlichen Soldaten auf dem Sterbebett vor sich liegen, sondern blickt auf ein fühlendes Wesen, welches, wie er selbst auch, Familie und Träume hat. Und Seele.
Vielleicht sieht er auch seine einstige Freundschaft zur US-amerikanischen Bevölkerung auf dem Sterbebett dahinscheiden, die er einst als selbstverständlich ansah.
Der Leutnant ist Takeichi Nishi, der im Jahre 1932 olympisches Gold in der Disziplin Reiten gewinnen konnte. Er erinnert sich an ein eher scherzhaftes Gespräch, welches in einem befreundeten amerikanischen Hause geführt hat:
"Was würden Sie tun, wenn sich Amerika und Japan im Krieg befänden?" wird er gefragt.
"Nun, ich bin mir sicher, wir würden eine wunderbare Allianz bilden."
Im weiteren Verlauf wird auch noch besprochen, wie es wäre, würden sie gegeneinander kämpfen, doch es ist dieser eine optimistische Satz, der nach all den verbrannten, zerbombten, verstümmelten und tödlich verwundeten Soldaten beider Seiten im Gedächtnis bleibt.
"Letters from Iwo Jima" ist eine von zwei beeindruckenden Verfilmungen, die Clint Eastwood von der Schlacht um Iwo Jima gedreht hat, bei der sich 22000 japanische mit 100000 US-amerikanischen Soldaten messen mussten und die auf beiden Seiten zahlreiche Opfer forderte. Sein Gegenstück ist 'Flags of our Fathers', der sich auf die Gefühlswelt und Erlebnisse der amerikanischen Kämpfer konzentriert, während 'Letters' die Ereignisse aus der Sichtweise der Japaner schildert. Es sind zwei Seiten derselben Münze, nicht zuletzt dar die behandelten Krieger im Grunde gleich sind. Es sind Leute mit Familie, Freunden, Idealen, Ängsten, Freude und Hoffnungen. Leute, die Briefe an ihre Liebsten schreiben, voller Sehnsüchte, bald wieder nachhause kommen zu können und ihre Frauen und Kinder endlich wieder in den Arm nehmen und ihnen Mann und Vater sein zu können. Die Japaner agieren im Kampf zwar strategischer, man könnte sogar meinen kaltblütiger, und die Amerikaner offensiver, aggressiver, doch innen drin sind sie alle gleich.
Die Japaner wissen, dass sie einen verlorenen Kampf bestreiten. Es kommt keine Verstärkung mehr, weder von oben noch von der See. Es stehen 22000 Asiaten 100000 Amerikanern entgegen, eine aussichtslose Lage, die zu gewinnen schlicht und ergreifend nicht möglich ist, was sich bereits unmittelbar vor Beginn der Schlacht unter den Soldaten verbreitet und die Einzelindividuen, ganz gleich von welchem Rang, zu unterschiedlichen Reaktionen verleitet, die die zunächst vorherrschende Disziplin nach und nach zerbröckeln lässt.
General Kuribayashi, der die Schlacht leitet, ist ein exzellenter Taktiker, dessen erfolgreiche Planung darauf beruht, den Gegner nicht zu degradieren, sondern ihn zu respektieren und zu verstehen. Nur wenn man ihn nachvollziehen und wertschätzen kann, ist es möglich, ihn zu besiegen. Die Kämpfer selbst machen es sich gerne einfach und sehen den Gegner als wilde, unzivilisierte Barbaren, die keine Gefühle kennen - dann kann man besser und leichter töten - aber sobald man mit dem Feind zu kommunizieren beginnt, durchdringt es einen: das Gegenüber besitzt genauso Empfinden und Empathie wie man selbst.
Dies gilt für Amerikaner wie Japaner.
Der junge Saigo ist wiederum jemand, der in diesem Einsatz nicht sinnlos sterben will. Für einige mag er ein Narr oder Feigling sein, aber für mich ist er lediglich jemand, der die Absurdität des Krieges erkennt, und sich bewusst Befehlen und Anordnungen widersetzt, um abwechselnd zu fliehen, oder auf besserem Posten zu kämpfen, je nachdem, was die Situation ihn anzubieten scheint. Dafür riskiert er mehrfach sein Leben - und er scheißt auf die vielgepriesene japanische Ehre. Er hält auch bis zum Schluss zu Kuribayashi, der immer mehr seiner Kontrolle über das Geschehen verliert, in dem er auf ungewöhnliche Strategien oder sogar direkt zur Flucht in ein anderes Gebiet setzt. "Wenn ich ehrlich sein, man sollte diese Insel versenken", meint der General zu Beginn des Filmes. Doch er verteidigt sie mit vollstem Herzen. Und er weiß, womit er die Insel am Besten schützen und solange wie möglich durchhalten kann.
Auch, wenn so mancher Leutnant ein anderes Ziel verfolgt, so setzt der Eine einen ganz eigenen Plan durch, ein Anderer wiederum befehligt seiner Einheit einen kollektiven Suizid.
Zusammen ergeben 'Flags of our Fathers' und "Letters from Iwo Jima" einen detaillierten Querschnitt auf die Individuen, die an der Schlacht um Iwo Jima beteiligt waren. Beide Filme verurteilen und beschönigen keine der zwei Parteien, daran ist Eastwood keineswegs interessiert. Ihm ist wichtig, aufzuzeigen, dass trotz Uniform, Helm und Waffe in jedem Soldaten, ganz gleich der Herkunft, ein Herz schlägt. Gut und Böse gibt es unter den Kämpfern nicht zu suchen, die echten Bösen sind, wenn überhaupt, jene, die oben in ihren Stühlen sitzen und andere befehligen, die Krieger wie Schachfiguren umherzuschieben. Ohne selbst zu wissen, was am Schlachtfeld vor sich geht. Ein Krieg ist kein Verlust von Material, er schädigt Seelen.
Wenngleich beide Filme von einander unabhängige und abgeschlossene Geschichten erzählen, so rate ich doch dazu, sich beide anzusehen, sofern möglich direkt hintereinander, oder zumindest noch am selben Tag. Nicht nur werden viele Einzelszenen aus 2 Blickwinkeln gezeigt (so wird durch 'Flags' klar, woher der Feuerstrahl herkommt, der die unterirdischen Soldaten aus "Letters" verbrennt, und eine US-amerikanische Truppe kommt am Schauplatz des Harakiri vorbei, den eine Einheit im japanischen Film vollzogen hat, nebst etlichen anderen Überschneidungen), beide Filme ergänzen sich inhaltlich so, dass man von beiden Nationen gute und schlechte Seiten zu sehen bekommt - es gibt Sadisten, es gibt Patrioten, aber es gibt auch Freunde, es gibt jene, die Angst haben und jene, die einfach nur überleben wollen. Und im Endeffekt keine Helden, lediglich zerstörte Schicksale.
Sie kommen mit ihrer Flotte über den Pazifik angefahren, bewaffnet und zum Kampf bereit. Sie sind Soldaten und ziehen für die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg. Ihr Ziel: eine japanische Vulkaninsel namens Iwo Jima, von welcher aus sich strategisch der beste Angriff vorbereiten lässt. Es ist das Jahr 1944 und der zweite Weltkrieg allgegenwärtig, auch, wenn die amerikanische Bevölkerung ihm schon überdrüssig erscheint und ein schnelles, rasches Ende für sie wohl das Angenehmste wäre.
Die jungen Krieger wissen in etwa, wie der Krieg so abläuft, ohne ihn selbst wirklich erlebt zu haben. Sie docken an Land an, als Flieger über ihren Köpfen sausen. Es ist fast zu ruhig, aber jeder weiß, es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Als sie alle ihre ersten Schritte auf den schwarzen Sand gesetzt haben, wird das Feuer eröffnet. Es knallt, es kracht, es explodiert, die Granaten prasseln überall ein, die Kugeln sausen durch die Luft und schneiden diese wie Sägeblätter, und zumindest gedämpft aus der Ferne sind die Bombeneinschläge wie Feuerwerke zu hören - wenn sie nicht neben dir dein Trommelfeld zum Platzen bringen und deinen Kameraden in Arme, Beine, Kopf und Gedärme zerlegen, welche deinen Rücken eindecken, als du es gerade noch geschafft hast, dich auf den Boden zu werfen. Willkommen im Krieg.
"Flags of our Fathers" ist ein Teil von Clint Eastwoods Verfilmung der Schlacht auf Iwo Jima, die er in 2006 anfertigte, und die aus 2 Filmen, 'Letters from Iwo Jima' und eben diesem Werk besteht. Beide Filme drehen sich um dieselben Ereignisse, schildern diese jedoch jeweils aus der Sichtweise eines der beiden bekriegenden Parteien. 'Flags' beleuchtet die amerikanische Seite. Dies bedeutet allerdings nicht, dass er diese beschönigt. Davon ist er soweit entfernt wie diese zu verurteilen. Hat der Krieg erst einmal begonnen, gibt es für das Individuum kein Gut und Böse mehr. Man tötet. Und man wird getötet.
Ja, viele preisen, ihre Kameraden nicht im Stich lassen zu wollen, und doch sind sich hier viele selbst am Nächsten und würden sofort das Schlachtfeld verlassen, bekämen sie Gelegenheit dazu. Andere sind so zusammengeschweißt, dass sie von einander bereits quasi abhängig sind - auf emotionaler Ebene, im Einsatz SIND sie abhängig - und sich an diese Person klammern und beschützen wollen. Nicht aus Ehre, nicht aus Heldentum, darauf wird ganz offenkundig geschissen. Sondern, weil sie in dieser Extremsituation sonst niemanden haben. Und ja, es sind Freunde, so eng beieinander wie Brüder. Aber sie sind keine Helden.
Als Helden vermarktet wird eine Gruppe junger Soldaten, die in Iwo Jima eine US-amerikanische Flagge aufstellten. Warum das? Ein Kriegsfotograf nahm einen Schnappschuss davon auf. Der Mast war noch nicht gerade aufgestellt, die Männer nur von hinten zu erkennen und auch das Flattern war nicht besonders ästhetisch eingefangen worden. Doch war es dieses Bild, welches in nahezu jeder Zeitung der USA abgedruckt wurde, und welches zum Symbol für Hoffnung und Sieg erhoben wurde. Der Impakt dieses Bildes sollte dafür sorgen, dass das Budget für den Krieg wieder aufgestockt wird und vermehrt Kriegsanleihen gekauft werden.
Geschossen wurde das Foto eigentlich nicht von der ersten gehissten Fahne, da diese ein Politiker hat mitgehen lassen. Jene, die auf dem Bild zu Ruhm gelangte, war eigentlich lediglich die Ersatzflagge. Dies sorgte auch für einige Verwirrungen bei der namentlichen Nennung, welche Männer nun eigentlich auf dem Bild zu sehen sind.
Lediglich drei von diesen als Legende vermarkteten Fahnenaufstellern sind noch am Leben und werden aus dem Kriegsgebiet herausgeholt. Rene, Doc und Ira. Ersterer wohnte der Tat eigentlich nicht bei, und letzterer möchte eigentlich gar nicht als Held gesehen werden, da er in seinen Augen nichts Heldenhaftes geleistet hat. Die drei sollen auf Tournee gehen und sich als Quasi-Prominente dafür einsetzen, dass die Bürger wieder beginnen, den Krieg zu finanzieren. Ira trifft es am Härtesten, denn als lebende Legende wird er zwar vom Volk gefeiert, als Bürger darf er sich aufgrund seiner indianischen Herkunft jedoch nicht einmal in einer Bar betrinken, um zu vergessen, was er in den Schlacht gesehen hat und wie er seinen besten Freund verlor.
In einer Szenerie, die Paul Bäumers Urlaub im 1930er Jahre Meisterwerk 'Im Westen nichts Neues' ähnelt, treffen die "Helden" von Iwo Jima auf Politiker, die "mal davon gehört haben", dass der Krieg wohl schlimm wäre. Diese Leute wissen nicht, wie es dem Individuen dort unten geht, und es interessiert sie nicht. Sie steuern die Schachfiguren nicht einmal. Sie befehligen nur die Spieler, zu spielen.
"Stimmt es, dass sie einen Japaner mit einem Tomahawk niedergestreckt haben?" wird Ira von einem grinsenden High Society-Schickimicki gefragt. "Nein", entgegnet dieser mit einem geheuchelten Kichern. "Das sollten Sie aber sagen, das verkauft mehr Auflagen", wird ihm erklärt.
Hier werden Mythen geschaffen, die die Masse bewegen, von Personen, die mit den Ereignissen auf Iwo Jima nicht vertraut sind, und das auf so perverse Weise, dass jenen, die miterlebt haben, was dort geschieht, nur schlecht werden kann.
Zwei Mütter werden immer wieder gezeigt: eine, deren Sohn auf dem Foto zu sehen ist, jedoch nicht genannt wird, und eine, deren Sohn nicht abgebildet, jedoch in allen Zeitungen als Fahnenhisser erwähnt wird. Beide klammern sich an dieses Bild, obwohl sich beide nicht ganz sicher erscheinen, ob sie ihr Kind erkennen. Auf beide wird von oben an zwei unterschiedlichen Stellen des Filmes geschissen.
Die Farben des Filmes sind blass und gefiltert, grau dominiert die Szenerie des Schlachtfeldes, und der sich darauf befindlichen Personen. Das Geschehen pendelt nichtchronologisch zwischen dem grausamen Geschehen am Schlachtfeld und dem in der sicheren Stadt hin und her.
Wenngleich "Flags" und 'Letters' auch als zwei eigenständige Filme funktionieren, so rate ich doch dazu, sich alle beide anzusehen, sofern es möglich ist sogar noch am selben Tag. Nicht nur verlaufen die Kriegsszenen oftmals parallel, so werden dieselben Angriffe (z. T. sogar durch dieselben Einstellungen)
Diese Filme sind als Gesamtwerk konzipiert und sollten von daher auch als solches behandelt werden.
So meint ein amerikanischer Offizier in diesem Werk, man solle die Sanitäter beschützen, da die Japaner wissen, dass ohne sie mindestens zehn weitere Soldaten sterben werden. Im japanischen Pendant erklärt der Befehlshaber, dass man Sanitäter vor Allem deswegen erschießen sollte, da die Amerikaner sehr viele Krieger opfern würden, um einen von ihnen zu beschützen.
Auch ein Angriff, bei dem die Japaner in Tunneln agieren, wird in seinem vollen Umfang erst deutlich, wenn man beide Filme gesehen hat.
So kommen die Soldaten aus 'Flags' mehr oder minder beiläufig an einer Stelle vorbei, an der eine Gruppe japanischer Kämpfer mit Handgranaten Harakiri begangen hat. Erst der japanische Film erläutert Schicksal und Beweggründe dieser Einheit. Im Gegenzug wird in 'Letters' plötzlich Feuer im Tunnel entfacht, während man in 'Flags' in einer längeren Sequenz des Einsatz eines Flammenwerfers mitbekommt. Es ergibt sich ein komplexer Querschnitt der gesamten Schlacht, wodurch klar wird, dass es hier keine gute und keine böse Seite gibt, sondern einzelne Individuen, die von oben in eine abgrundtief böse Situation getrieben werden und unterschiedliche Charaktereigenschaften und Einstellungen aufweisen. In beiden Filmen gibt es keine Helden. Nur Leute, die in manchen Situationen etwas Herausragendes erbringen.
Aber nicht aus Patriotismus und schon gar nicht aus Heldentum, sondern, weil sie es in diesem Szenario für das beste halten. Und weil sie, selbst im Krieg, immer noch ihre Emotionen und ihre Seele beibehalten haben.
Da fehlt noch die Szene, in der ich auf einem 300 Meter Thron sitzend vom Rücken eines Feuerdrachen aus eine 3 Millionen starke Armee der coolsten Fantasyfilm- und -serienfiguren befehlige, und wir gemeinsam die Welt vor einem Meteoritenhagel retten, in dem wir unsere Magie bündeln und eine riesige Energiewelle freisetzen, die alle Brocken vernichtet.
Bin schon auf das Sequel gespannt :3
Vor etwa einer halben Stunde (also noch gestern) kam mein Stöckchen raus:
http://www.moviepilot.de/news/agent-007-25-aka-martin-canine-fangt-das-moviepilot-stockchen-5-in-geheimer-mission-160316
Diese Review ist einem ganz besonderem Fuchs gewidmet, den ich vor 2 Jahren an Halloween für mich gewinnen konnte. <3
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Foxy Fox sitzt den ganzen lieben langen Tag in seiner Höhle unter der Erde und lebt das Leben so, wie man es sich in zivilisierten Tierkreisen erwarten. Seinen Lebensunterhalt verdient er damit, Kolumnen in einer Zeitung zu veröffentlichen, durch die er sich durchaus über Wasser halten kann, was seine Frau Felicity Fox sehr freut, da er als Familienvater für sie und seinen Sohn Ash Fox, der sich gerade in der Pubertät befindet und damit beschäftigt ist, seinen Platz zu suchen, zu sorgen hat und daher mit einem gemütlichen, sicheren Lebensstil besser dran ist. Aber Herr Fox, der, wie er meint, sein halbes Fuchsleben bereits hinter sich hat, kann sich dadurch nicht selbst erfüllen, er sieht seine Berufung in dem riskanten Job, Hühnchen von den Farmen diverser Bauern zu stehlen. Wie es der Zufall so will, ist eine Immobilie in Aussicht, der die Farmen der drei Landwirte Boggis, Bunce und Bean gegenübergestellt sind, für einen Meisterdieb also ein gefundenes Fressen, um zu beweisen, dass man es immer noch draufhat. Was zu Beginn noch die nötige Ladung Adrenalin ist, wird jedoch bald bitterer Ernst, als die Bauern beschließen, dies nicht mehr auf sich sitzen zu lassen und Jagd auf die Tiere der Umgebung zu machen.
Wes Andersons "The Fantastic Mr. Fox" gehört zu meinen Lieblingsfilmen. Damit meine ich nicht dieses Filmgeschmacksschaufenster, welches sich da rechts neben meinem Profil für Interessierte zur Schau stellt, sondern dieser handvoll Filme, die ich endlos sehen kann, ohne, dass sie auch nur irgendwas von ihrer schon zu Beginn sehr hohen Qualität verlieren, im Gegenteil mit dem Alter reifen wie Wein. Beziehungsweise besser als Wein, denn anders als dort kann ich sogar selbst bezeugen, dass es so ist. Aber ich schweife ab. Warum mag ich diesen Film so sehr? Nicht ganz eineinhalb Stunden dauert er, ist vollends mit Stop Motion gedreht und bemüht sich nicht darum, irgendwie sauber oder perfekt auszusehen. Sogar schmuddelig wirkt er, mit seinen fellsträubenden 12 Bildern pro Sekunde.
Aber es ist ein Film, den man richtig lieb gewinnen kann, auch, wenn er - wenngleich zwar durchaus für alle Altersgruppen geeignet - kein Kinderfilm ist, denn er beschäftigt sich ziemlich direkt mit reiferen Themen, mit denen junge Kinder wohl kaum etwas anzufangen wissen. Alleine mit dem Wortschatz, den ich in meiner Inhaltsangabe verwende, der jedoch auch so im Film Verwendung findet, würden die meisten unter 12-14 Jährigen ihre Probleme haben. Eigentlich etwas schade, denn hier wird eine großartige Botschaft über Individualität vermittelt.
Tatsächlich beschäftigt sich dieser fantastische Fuchs mit zwei Phasen des Lebens, in denen man damit zu kämpfen hat, sich einzufügen, und diese weitestgehend parallel. Zum Einen ist da Foxy, der offensichtlich die Midlife Crisis durchlebt, und zum Anderen ist da sein Sohn Ash, der sich gerade im schwierigen Alter befindet. Ach ja, und er ist *wedelt mit den Armen herum* anders. Anders inwiefern? Nun ja, er ist überaus feminin, in Ausdrucksweise und Gehabe, er trägt gerne ein Cape, hat einen sehr eigenartigen Sinn für Humor, ist direkt und zynisch, und versucht sich generell an dem, was er am Wenigsten kann, was für ihn auch zu einem Problem in der Schule führt. Er idealisiert seinen Vater, einem der größten Athleten im Tierreich. Natürlich ist Ash in keinster Weise annähernd sportlich begabt, versucht aber generell, sich als großer Künstler im Turnen und Ballspiel zu präsentieren. Sein Talent spielt dabei keine Rolle - er will den Platz des Athleten einnehmen, das hat er sich fest in den Kopf gesetzt. Freilich ist er nicht gerade einer der Beliebtesten seiner Klasse (gut inszeniert und geschrieben ist, dass Ash seine gespielte Cool-Attitüde durchzieht und auch nie aus dem Charakter fällt, um beim Zuschauer ein tristes Gefühl zu erzeugen, es würde auch nicht in die Figur passen).
Das eigentliche Problem an Ash ist nicht, dass er mit seiner Art überall aneckt, sondern, dass er versucht, jemand zu sein, der er nicht ist. Denn nun stelle man sich folgendes vor: Kristoffersen, sein Cousin, ist all das, was er sein will, ohne es selbst so wirklich zu wollen. Es fällt ihm einfach leicht. Er ist ein toller Sportler, kann Karate und hat sich in der Klasse sofort eine Freundin angelacht. Und Ashs Vater ist begeistert von ihm. Und das ist noch etwas Tolles am Film: die Figuren sind nicht perfekt, aber auf realistische Art und Weise. Ich denke, dass ein Vater nämlich unbewusst öfters den Fehler macht, falsche Signale zu senden, wenn er es nicht schafft, seinem Kind immer mal wieder zu vermitteln, dass es, wie es ist, perfekt ist und vielleicht nicht immer Beachtung schenkt. Ash missinterpretiert auch die Abenteuerlust seines alten Herren, und möchte ihm zeigen, dass er das auch kann, um ihm zu imponieren - doch welcher Vater will sehen, wie sich sein Kind in Gefahr begibt (außer vielleicht, man nennt sein Kind Chris Kyle...)?
"The Fantastic Mr. Fox" spielt in einer Welt, in der anthropomorphe Tiere in einem durchdachten Sozialgefüge leben, welches auf unserer Realität basiert und auch wie diese aufgebaut ist, mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: die reale Welt der Menschen existiert ebenfalls noch und ist auch nachwievor die dominante der beiden Gesellschaften, obwohl beide Parteien genau voneinander wissen. Jeder hat seinen Platz, man darf sich nur nicht darüber hinweg erheben. Und man hat Gott sei Dank nicht folgenden Fehler gemacht, der IMMER. WIEDER. GEMACHT. WIRD.: denn nicht alle Tiere sind hier anthropomorph, wodurch auch Fleischfresser auf ihre Kosten kommen. Wie viele (teils umwerfende) Filme auf diese Frage gar nicht eingingen, ist immens. Hier verhält es sich so, dass die Tiere zwar im Einklang mit der Natur leben, aber durchaus dieselben Dienstleistungen, Rechtslagen, und andere wirtschaftliche Gegebenheiten besitzen. Vor dem Kauf einer Immobilie (ein Baum) konsultiert Mr. Fox erstmal seinen Anwalt (einen Dachs).
Der gesamte Film wirkt somit überaus lebendig, er vergisst aber auch nie, die Tiere als solche auch darzustellen und ihre Eigenheiten einzubringen. Der Konflikt Zivilisation vs. Instinkt ist sogar eines der zentralen Themengebiete dieses Werkes. Und auch hier wieder etwas Großartiges. Entschuldigung, fantastisches: eben diese Eigenheiten führt der Film auch als solche an, nicht etwa als Gag - haha, das ist ein Wolf, der muss heulen - sondern als in dieser Welt realistisch auftretende Eigenschaft, die man auch zum Vorteil nutzen kann, und die die Vielfalt dieser artenübergreifenden Gesellschaft aufzeigt.
Abgesehen davon ist es ein flotter, spaßiger und auch ziemlich cooler Film, der mit seiner Machart, seinem Stil und einer Vielzahl an skurrilen Einfällen und Running Gags zur Vielfachsichtung einlädt. Seien es Blaubeervorlieben von Beagles, seien es Gepfeife und Geklacke, die Herr Fox stolz als sein Markenzeichen präsentiert, seien es die uneleganten Versuche von Ash, elegant zu wirken, seien es Apfelweine, Bad Boy-Ratten, Opossums mit Spiralenblick, derbe Sprache, die mit dem verfuchst tollen Wort "Fuchs" ersetzt wird (im Englischen "cuss") oder aber generell neurotische, freakige Charaktere (Ash!!!!!!! <3 <3 <3) und die Tatsache, dass das Drehbuch wirkt, als hätte man Juno und Little Miss Sunshine zusammengeklatscht, alle tempoarmen Szenen hinausgeschmissen und mit Anthros und Figuren, die so bizarr sind wie vom Mond angereichert. Kurzum: es gibt keinen Grund, warum ich diesen Film nicht lieben sollte. Er strahlt so vieles aus, was ich liebe, und vor Allem ist er ein individualistischer, anarchischer Film, der sich um nicht schert, was man von so einem Film erwarten - er ist eben *wirbelt Arme durch die Luft* anders.
Von daher verleihe ich dem Streifen nun höchst offiziell den Titel, der schon lange überfällig war: bester Fuchsfilm aller Zeiten.
Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir. Daa Ganze war eine witzige, chaotische und zwischenzeitlich sogar ziemlich spannende Geschichte, die nicht nur Filme, sondern auch die Community ausgiebig und humorvoll zitierte. Ein wundervolles Projekt, in das du da so viel Zeit investiert hast. Grandios.
Und an alle anderen:
Ich höre nicht Roberto Blanco!!! Nein.
Zu meinen Lieblingsmusikern gehören untee Anderem Madonna, Björk, Nightwish, Kanye West, Eminem, Prince, Insane Clown Posse und Michael Jackson, nebst vielen anderen, aber sicherlich NICHT Roberto Blanco!!!
Ich empfehle "Casino Royale". Also den aus 1967 mit Peter Sellers. Ich hatte Alpträume. also so richtig.
Ansonsten für die weniger Wagemutigen: Bis das Blut gefriert. War bislang jedes Jahr mein Halloweenfilm seit 5 Jahren, wird es aber heute nicht werden. Ein schauriger Schwarzweißfilm mit dichter Atmosphäre und gespenstischem Inhalt... Gänsehaut garantiert.
Und jetzt das Lustige:
Nach der leicht anzüglichen Einleitung habe ich tatsächlich das unschuldige Wort "Büschen" gedanklich so ausgesprochen, dass eine Verniedlichungsform der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale herauskam... TM69, was führst du nur mit mir auf!? ;3
Bin gespannt, wie das ausgeht. ;3
PS: sehr gut gelungen
Das wurde aber auch langsam Zeit, den guten Unruhestifter im KdW zu lesen.
Und dann noch mit so einem poetischen Kommentar <3
Richtig supi. Wie damals schon.
HALLO MOVIEPILOT!
WISST IHR NOCH, WAS DIESE BEGRÜSSUNG BEDEUTET?
Genau, nach Langem habe ich mal wieder Lust gehabt, eine Musikreview zu schreiben. Warum das? Zum Einen habe ich gerade keinen Plan, welchen Film ich mir vornehmen soll, und zum Anderen ist die Masse an auf deutschen Filmseiten unreviewten Musikalben zu groß, um sie zu ignorieren. Und somit geht es auch schon los, und zwar diesmal sogar mit einer CD einer zeitlich relevanten Künstlerin.
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Album: The Fame
Interpret: Lady Gaga
Jahr: 2008
Genre: Pop
Titelanzahl: 16 (Version im Doppelpack mit 'The Fame Monster')
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Rückblickend ist "The Fame" für Lady Gaga das, was einst 'The First Album' und 'Like a Virgin' für Madonna waren: tanzbare Popmucke at its Best von einer Musikerin, die sich im weiteren Verlauf ihrer Karriere als übergroße Künstler herausstellten. Der Begriff Künstler passt hier außerordentlich gut, denn neben der Musik ergibt sich das Gesamtwerk Gaga aus multimedialen Komponenten, die alle zusammen harmonieren - öffentliches Auftreten, schriller Kleidungsstil, schockierende Bühnenshows, provokative Attitüde und linksliberale Botschaften gehören ebenso zur Popikone wie ihre Musik. Und das ist wichtig: es ist IHRE Musik. Ihre Hits, ihre Alben und mit ihrer Lust und Laune am Experimentieren verändern sich auch die Lieder. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Rundumphänomen, somit auch hinter den Songs, und geht einen Schritt dorthin, wohin man im Mainstream des 21. Jahrhunderts hinmusste: dem Experimentieren; in den 80ern und 90ern beliebt, bis dato im 21. Jahrhundert jedoch quasi vergessen.
Lady Gagas Ego wurde durch ihren immensen Erfolg in derartige Höhen gepusht, dass ihre Musik nahezu gezwungen war, sich anzupassen, und dies auch vortrefflich tat. Immer radikaler, monumentaler und verrückter wurden die Klänge (man höre den feministischen Wahnsinn des Songs 'Scheiße' des Albums 'Born This Way') und ihre Person. Sie ist die größte Mainstreamkünstlerin seit Madonna und Michael Jackson (Prince hat seine Relevanz und Qualität ja leider schon viel früher verloren), und trägt diesen Titel mit Stolz.
"The Fame", welches das Debutalbum der damals 22-jährigen Newcomerin darstellt, ist dahingehend fast noch minimalistisch und zurückhaltend. Es hat zwar den Startpunkt für eine riesenhafte Karriere dargestellt, ließ selbst aber kaum andeuten, in welche Richtung sie später einmal gehen wird. Es ist geradlinig und einfach gehalten, und überzeugt rein durch seinen hohen Unterhaltungswert, sowie stark im Ohr bleibende Melodien. Gaga kommt hierbei zugute, dass ihre Stimme und vor Allem ihre Performance und "Line Delivery" einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Obwohl sie zwar auf einigen der Tracks a la Popsternchen quasi nach Zahle singt und bemüht ist, mit Eleganz und Perfektion alle Töne zu treffen, so blitzt zwischen den einzelnen Zeilen häufig ein Hang zum "hässlichen Singen" auf, mit dem sie vor Allem auf der Hitsingle 'Poker Face' diesen aguileraesken Charme zu brechen versucht. Gerade Momente wie das maskuliene, gefilterte "I get him hot / show him what I got" dieses Songs sollten später ihren Stil maßgeblich prägen und sich durch mehrere großartige Lieder ziehen. Alles an diesem Lied, sei es der explosive Refrain, die markanten männlichen Backgroundsänger, der für Nicht-HipHop sehr gelungene Quasi-Rap oder das unverwechselbar stotternde "P-P-P-Poker Face, P-P-Poker Face" nach dem Chorus, alles ist so einfach und einprägsam, dass es schon etwas Brillantes besitzt.
Auf der Lead Single 'Just Dance', mit der sich Gaga überraschenderweise sofort auf Platz 1 der Charts positionieren konnte, gelang ein kleines Popwunder, bei welchem man, und sei es nur für sich in den eigenen 4 Wänden, dem Titel sofort Folge leisten will. Die Instrumentale beider Nummern wurden vom Hitproduzenten RedOne geschaffen, der auf sichere und harmonische 00er Synthpop-Samples setzt. Rein musikalisch bieten sich wenige Überraschungen, dafür jedoch ist es Mainstream auf hohem Niveau.
Auch auf dem Charterfolg 'Lovegame', sowie auf 3 weiteren Stücken, finden sich seine Dance-Beats wieder, die zumeist gut mit dem Gesungenen harmonieren und es unterstützen. Auf besagter Single erweist sie sich jedoch als eingängiger als Gagas Chorus.
Auch die restlichen Tracks erweisen sich größtenteils als Glücksgriff:
'Starstruck' wird Hassern des Autotune-Effektes sauer aufstoßen, hier wird das Programm ins Abstrakte übersteigert, wie man es sonst nur von Kanye West kennt - der Vergleich passt sogar ganz gut, bedenkt man, wie hiphop-lastig der Beat doch klingt.
Das herausragende 'I Like it Rough' ist allerbester Eurodance-Synthpop, bei dem man sich fühlt, als wäre man in die Zeit zwischen Cyndi Lauper und Masterboy gereist und hätte ein Duett arangiert.
Und 'Brown Eyes' ist eine beeindruckende Blues Ballade, die klassische Merkmale des Genres mit Elektronik und Rock vermischt. Hier liefert Gaga eine der besten Gesangsleistungen dieser CD und ihrer Karriere - hier wendet sie nicht nur eine dreckig klingende und kratzige Stimme an, sondern zieht sie von Anfang bis zum Ende durch und bleibt dabei kraftvoll und emotional. Die Dame kann singen. Spätestens seit ihrem Jazzalbum 'Cheek to Cheek' sollten das selbst Skeptiker wissen. Und bereits hier zeigt sie Beeindruckendes.
Was auf "The Fame" allerdings noch fehlt, ist künstlerische Freiheit, oder aber der Hang zu abenteuerlichen und den Zuhörer herausfordernden Arrangements und Texten. Ein Großteil der Instrumentale basiert auf kurzen und prägnanten Synth-Melodien und an digital angehauchten Beatboxen, wie man das in erster Linie von Künstler des Young Money-Labels kennt, und für kommerziell erfolgreiche Popmusik geradezu geschaffen scheint. Die Lieder sind einfach zu verarbeiten und drehen sich um Themen wie Tanzen, Flirten oder berühmt sein. Man merkt, dass sich Gaga erst als Popstar etablieren musste, bevor sie ihr wahres, experimentierfreudigeres Ich zeigen konnte. Während sie auf nachfolgenden Alben durch radikale Darstellungen von Sex und Religion, sowie Aufrufen zum Feminismus und zur Gleichstellung von Homosexualität auffiel - sowie durch Musikvideos und Mode, die teilweise bewusst an der Grenze des guten Geschmacks lagen - sind es hier gut durchdachte, aber dafür auch sehr spaßige Smash Hits, durch die Lady Gaga hier die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch die Produktion fällt im Gegensatz zu später folgenden Releases, auf denen man auf weitaus düsterere, rauere und bis ins Extreme verzerrte Elektronik setzte, die oftmals dem Durchschnittshörer fast schon ins Gesicht gedrückt wurden, gut verdaulich aus, und das Endergebnis bleibt weitgehend verträglicher und feucht fröhlicher Teen Pop, der aber dem ein oder anderen frommen, weniger wagemutigen Gaga-Fan besser bekommt als die Ära, in der Dame Verrückt die Ästhetik der hässlichen, derben Klänge entdeckte.
Fazit: obwohl man zwar durchaus sagen kann, dass sich "The Fame" mit seinen einprägsamen Melodien und angenehmen Beats zwar durchaus zu den besseren Stücken der charttauglichen Musik einreiht - mehr noch, jede andere Sängerin würde sich die Finger danach lecken - ist jedoch nach Gaga-Standards keineswegs von dem Genie, welches man von späteren Werken wie der 8-Track-CD 'The Fame Monster' (ob EP oder Album ist bis heute umstritten) oder dem experimentellen Electro-Album 'Born This Way', sondern ein vielversprechender Start in eine noch viel größere Zukunft.
7/10
Ich poste hier mal diesen Link mot Kindheitsserien und --filmen, da gibt es nämlich einige, hab als Kind sehr viel RTLII und Super RTL geschaut:
http://www.moviepilot.de/liste/kindheit-martin-oberndorf