MartinNolan - Kommentare

Alle Kommentare von MartinNolan

  • 5 .5

    Lumberton ist eine idyllische amerikanische Kleinstadt. Auf den ersten Blick, scheint eine grenzenlose Harmonie, das Leben in Lumberton zu beherrschen. Doch ausgerechnet in dem schönen Städtchen Lumberton findet eines Tages der Collegestudent Jeffrey Beaumont (Kyle MacLachlan), auf einer Wiese, ein abgetrenntes menschliches Ohr. Sogleich berichtet er von seinem Fund der hiesigen Polizei. Dort wird er dazu aufgefordert über das Ohr zu schweigen. Endgültig von Neugier gepackt, versucht er hinter das Geheimnis des abgetrennten Ohres zu gelangen. Mit einem Male sieht sich Jeffrey in einer beängstigenden Welt voller Gewalt und Sex, die ihn zu verschlingen droht. Welche Abgründe verbergen sich hinter dieser harmonischen Kleinstadt?
    Ähnlich wie ein paar Jahre später bei „Twin Peaks“, führt Regisseur David Lynch den Zuschauer hinter eine harmonisch wirkende Fassade einer idyllischen Kleinstadt und auch in diesem Fall, schafft es Lynch, meiner Meinung nach, nicht, eine mysteriöse Geschichte mit einem unbändigen Reiz zu versehen und dem Zuschauer zu präsentieren. Besonders enttäuschend und schwer fällt mir dieses Urteil, zumal „Blue Velvet“ recht vielversprechend beginnt. Es wird eine idyllische Kleinstadt vorgestellt und bereits in der Präsentation, ist zu erkennen, dass sich hinter dieser hochgezogenen Fassade der Glückseligkeit, unbeschreibliche Abgründe auftun. Dementsprechend begegnet Jeffrey, bereits während seiner ersten Schritte in diese „Hölle“, hemmungslosem Sex und Gewalt. Diese Odyssee nimmt schließlich erst sein Ende, als die Wurzel allen Übels beseitigt wird. Selbst in einem makellosen Garten, der neben der wundervollen Blumenpracht, den Menschen einen ebenso betörenden Duft spendet, kann es Unkraut oder gar Ungeziefer geben und wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum. So könnte man zumindest die anfängliche Kamerafahrt durch einen Rasen deuten, die bei Insekten endet.
    Überhaupt steckt „Blue Velvet“ voller Interpretationsmöglichkeiten. Sei es im Hinblick auf die Handlung an sich, die Kameraeinstellungen oder einzelne Szenen. „Blue Velvet“ ist geradezu durchsetzt mit Elementen, die sich einer Deutung anbieten. Die Frage, die sich jedoch hierbei stellt, ist, ob man als Zuschauer dafür belohnt wird. Im besten Fall führt, ein Interpretationsversuch unabhängig, welches Element nun untersucht wird, zu weiteren deutungswürdigen Komponenten. Möglicherweise lassen sich nur vereinzelt Deutungen anstellen, da man ansonsten einer Auslegungsspirale verfallen würde und sich im Lynch-Universum regelrecht verlieren könnte.
    Was für mich den Filmgenuss erheblich beeinträchtig hat, war die ständige artifizielle Inszenierung von Gewalt und Sex, sowie das fast schon ins Lächerliche gehende Schauspiel von Dennis Hopper. Zwar steht diese Künstlichkeit, der ebenso falschen Harmonie von Lumberton entgegen und in einem solchen Licht betrachtet, erscheint es mir auch sinnvoll, diesen Abschnitt folgendermaßen in Szene zu setzen. Dadurch verliert der Film dennoch ungemein an Reiz. Durch diese Abwesenheit schimmert konsequent eine doch recht lahme Handlung hindurch, von der ich zumindest, etwas enttäuscht war. Denn ziemlich einfallslos entpuppt sich die Geschichte um das abgetrennte Ohr und man mag es kaum glauben, dass Lynch angeblich über mehrere Jahre an dieser Geschichte gearbeitet haben soll.
    Möglicherweise liegt es auch daran, dass mein erster Film von Lynch „Lost Highway“ gewesen ist. Denn abgesehen von „Mulholland Drive“ fehlte mir bis jetzt, bei jedem anderen Lynch-Film, diese Faszination, dieser unbändige Reiz, ja dieser unverkennbare Bann, der einen auch nach dem Film, nicht mehr loszulassen scheint. Dafür habe ich David Lynch und auch besonders Angelo Badalamenti schätzen gelernt und bin auch noch jetzt von ihrem eigenen Stil beeindruckt.
    Doch mit seinen beiden idyllischen Kleinstädten Lumberton und Twin Peaks hat es die Kombination Lynch und Badalamenti nicht geschafft diesen Bann zu kreieren. Wobei ich hier anmerken muss, dass die Arbeit von Angelo Badalamenti als Komponist ausnahmslos brillant ausgefallen ist und mich die mystischen Klänge auch dann verfolgten, wenn der Film an sich mich nicht derart überzeugen konnte.
    Dass dennoch „Blue Velvet“ zu einem derartigen Kultfilm mutierte, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Zum Teil ist dieser Film bestimmt das Produkt seiner Zeit, da besonders die Sex- und Gewaltszenen für zahlreiche Proteste sorgten. Zuvor hatte es eben etwas Vergleichbares nicht gegeben und in diesem Punkt verstehe ich auch ein wenig diesen Kult. Lynch wagte sich damit an bestimmte Grenzen der Gesellschaft. Unterwanderte sie und präsentierte eine leere von gebändigter Leidenschaft zerfressene Gesellschaft. Doch aus heutiger Sicht mag dies bei weitem nicht mehr so faszinieren und da diese Faszination nicht vorhanden ist, treten gewisse Schwächen des Films umso deutlicher hervor.
    Denn neben einer meisterhaften Inszenierung, enthält der Film eine banale Handlung, die mit einem ebenso banalen Schauspielerensemble garniert wurde. Laura Derns mimische Künste konnte ich bereits bei „Inland Empire“ bewundern und in einem ebenso blassen Licht zeigen sich die übrigen Schauspieler und mag es auch den simplen Dialogen zuzuschreiben sein.
    So werde ich nicht den Eindruck los, dass Lynch schlicht und einfach, um einige Sex- und Gewaltszenen, die deutlich im Fokus stehen, eine mehr oder weniger stringente Handlung entwirft, die sich bei aller Einfallslosigkeit hinter einem Berg an Symbolik versteckt.
    „Blue Velvet“ ist mit Sicherheit kein schlechter Film und Anhänger von Lynch-Filmen werden sich diesen Film ohne jeden Zweifel ansehen können. Doch im Vergleich zu anderen Filmen von Regisseur David Lynch, schneidet „Blue Velvet“ nun mal schlecht ab. Schade!

    1
    • 7 .5

      Im Jahr 1982 schwebt über der südafrikanischen Stadt Johannesburg, ein gigantisches Raumschiff. Nachdem einige Monate ohne eine erkennbare Entwicklung vergehen, entschließt man sich, dem Raumschiff zu nähern und es auch zu betreten. Im inneren des Raumschiffs befinden sich über eine Million Außerirdische. Sie scheinen sehr geschwächt und ohne Führung zu sein. Ein Kommandant oder Befehlshaber kann nicht gefunden werden. So wird eine Art Flüchtlingslager für die Außerirdischen errichtet: das District 9. Zwanzig Jahre vergehen und das Lager entwickelt sich zunehmend zu einem Slum. Zu allem Überfluss häufen sich auch die Übergriffe der Aliens, die immer wieder Passanten in Johannesburg überfallen. Unmut macht sich in der Bevölkerung breit. District 9 muss verschwinden! Daher sollen die Außeririschen umgesiedelt werden und zwar in ein neues Lager (District 10), gut zweihundert Kilometer von Johannesburg entfernt. Verantwortlich für dieses Unterfangen ist die MNU (Multinational United), die bereits für die Überwachung des District 9 zuständig ist. Leiter der Operation „Umsiedlung“ ist der MNU-Mitarbeiter Wikus van der Merwe (Sharlto Copley). Während der Umsiedlung allerdings kommt Wikus mit einer außerirdischen Flüssigkeit in Berührung, die sein Leben verändern soll. Die Räumung von Distric 9 läuft nicht nach Plan und zu allem Überfluss ereilt Wikus ein folgenschwerer Unfall.
      Mit beeindruckenden Spezialeffekten und einer unverkennbaren politischen Färbung präsentiert sich „District 9“ im Stile eines Dokumentarfilms. Dieser Stil verkehrt sich jedoch im Laufe des Films um und dem Zuschauer wird mehr und mehr ein konventioneller Actionfilm geboten. Für so manchen könnte dies ein Kritikpunkt darstellen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Film den Zuschauer dabei gekonnt zu unterhalten weiß, schmälert für mich zumindest diesen möglichen Kritikpunkt.
      Desweiteren gilt es zu bemängeln, dass „District 9“ regelrecht zum „großen“ Finale stolpert. Hier und da werden plötzlich noch Hindernisse eingestreut, die zwar ohne jeden Zweifel einwandfrei inszeniert werden, jedoch stets ein seltsamer Nachgeschmack beim Zuschauer entsteht, dass die Handlung „unnötig“ gestreckt zu sein scheint. Wären die Macher an dieser Stelle mit einer größeren Spur an Raffinesse vorgegangen, hätte dies dem Film bestimmt nicht geschadet.
      Wie bereits angesprochen zeigt sich die Erzählung des Films durchgehend wunderbar in Szene gesetzt. Zu authentischer Musik für den Ort des Geschehens, glänzenden Spezialeffekten und soliden Schauspielern bettet Regisseur Neill Blomkamp, eine Science-Fiction Geschichte mit eindeutigen sozialkritischen und politischen Zügen.
      „District 9“ bietet dem Zuschauer über die volle Zeit von knapp zwei Stunden, ansehnliche Unterhaltung. Ein Popcorn-Film, den man sich ohne Bedenken ansehen kann!

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      • 9

        Der amerikanische Bürgerkrieg geißelt das Land und neben all den Verbrechen, scheint die Sonne alles Leben geradezu verbrennen. In dieser Hölle gilt es lediglich zu überleben und wenn nötig mit allen erdenklichen Mitteln.
        Sentenza (Lee van Cleef), ein skrupelloser Kopfgeldjäger, erfährt durch einen seiner Aufträge von einem spektakulären Schatz. Ein Mann namens Bill Carson, der sich zuvor Jackson nannte, soll eine Regimentskasse der Südstaatenarmee veruntreut haben. Insgesamt sollen sich darin Münzen im Wert von 200.000 Dollar befinden. Daher macht sich Sentenza sogleich auf den Weg, um Bill Carson aufzuspüren und den vergrabenen Schatz zu bergen.
        Währenddessen ist der mexikanische Bandit Tuco (Eli Wallach), ein steckbrieflich gesuchter Bandit auf der Flucht, vor einigen Kopfgeldjägern. Dabei gerät er in einen Hinterhalt und steht plötzlich drei Kopfgeldjägern gegenüber. Seine Lage erscheint aussichtlos. Er wird schon bald am Galgen hängen. Doch plötzlich taucht ein mysteriöser, wortkarger, großgewachsener Mann auf. Er wird „Der Blonde“ (Clint Eastwood) genannt. Mit flinker Hand und drei gezielten Schüssen erledigt er die drei Männer. Tuco ist erleichtert und bedankt sich voller Freude bei dem fremden Mann. Doch seine Freude währt nicht lange, denn schon kurze Zeit später sieht er sich gefesselt auf seinem Pferd wieder. Der Blonde scheint ebenfalls ein Kopfgeldjäger zu sein. Das Schicksal meint es jedoch gut mit Tuco und der Blonde arbeitet mit ihm zusammen. Das Geld und die Gier macht sie allerdings wieder zu Feinden. Doch dann erfährt Tuco ebenfalls von den unterschlagenen Münzen. Jedoch nicht wo sie sich befinden. Ihm fehlt ein wichtiges Detail, um den Schatz zu bergen. Der Zufall will es, dass der Blonde dieses erfährt und daher machen sie Tuco und der Blonde auf, um den immensen Geldbetrag zu Tage zu befördern. Wird die Gier erneut das fragile Band, welches sie verbindet, zerstören? Oder wird sogar Sentenza ihnen zuvor kommen? Existiert dieser gewaltige Schatz überhaupt?
        So wie für Regisseur Sergio Leone üblich, finden sich in „Zwei glorreiche Halunken“ im Vergleich zu anderen Filmen, wenige Dialoge. Im Fokus liegen mehr die beeindruckenden Bilder, die von den effektvollen Klängen von Ennio Morricone begleitet werden. Die komponierte Musik von Morricone ist hierbei nichts anderes als ein Geniestreich. Mag der Zuschauer sich vielleicht noch, nach dem Film, an einige prägnante Szenen oder Sätze erinnern, erklingen dagegen in jedem Fall, die unvergesslichen Melodien von Morricone weiterhin in den Ohren.
        Es ist an dieser Stelle bestimmt kein Fehler von einer gelungen Symbiose von Bild und Musik zu sprechen. Ähnlich wie bei einem weiteren Film von Leone „Spiel mir das Lied vom Tod“ kompensiert die wunderbare Kombination von Bild und Ton, die dialogarme Inszenierung. Denn in dieser glühenden Hölle in der Verrat, Gewalt und Gier an der Tagesordnung stehen, gibt es nur wenig Platz für viele Worte. Dort entsteht also ein gewisser Freiraum, welchen Sergio Leone unvergleichlich zu nutzen weiß. Handlungen lassen allzu zu „große“ Wort obsolet werden und somit liegt der Fokus auf der Inszenierung. Diese setzt sich aus vielen unterschiedlichen Kameraeinstellungen zusammen. Besonders der Gegensatz zwischen den Nahaufnahmen, beispielsweise bei den Gesichtern der Kontrahenten und der langsam über die Landschaft fahrenden Aufnahmen, bieten neben dem zahlreichen Einsatz von verschiedenen Perspektiven und dem Verfahren Schnitt-Gegenschnitt, einen unverkennbaren Stempel von Leone, der er es vorbildlich versteht, jeden einzelnen Moment in Szene zu setzen. Hierzu gesellen sich nicht weniger brillant, die einnehmenden Melodien von Ennio Morricone. Gemeinsam schaffen sie (Leone und Morricone) es, eine packende Atmosphäre zu kreieren, der sich der Zuschauer nur schwer entziehen kann.
        Ebenso verhält es mit den glänzend gezeichneten Charakteren, sowie mit den Schauspielern, die ihre jeweilige Rolle spielen. Der wortkarge und heimtückisch blickende Clint Eastwood, der geschwätzige und etwas einfältige Eli Wallach und der konstant verschmitzt lächelnde, herzlose Lee van Cleef. Nahezu jede Rolle wurde einwandfrei besetzt. Nicht zu glauben, dass Leone angeblich über eine Umbesetzung der Rolle des Blonden nachgedacht haben soll. Im Nachhinein kann man sich keinen besseren Schauspieler als Clint Eastwood vorstellen.
        Einziger wirklicher Kritikpunkt, den ich anmerken möchte, ist der lange Atem des Films, den man als Zuschauer besonders gegen Ende verspürt. Dies ist wohl dem Stil von Leone zu zuschreiben. Doch verfliegt dieser Eindruck schlagartig, sobald der Film zum großen Showdown einläutet. Denn hat man als Zuschauer, diese Wand der Langatmigkeit erst einmal durchbrochen, wird man sogleich mit einem fulminanten Finale belohnt. Sukzessiv baut Leone hierbei gekonnt, unterstützt durch die Musik von Morricone, eine fast unerträgliche Spannung auf, die sich erst im letzten Moment vollkommen entlädt.
        Was ebenfalls noch beanstandet werden muss, ist die deutsche Synchronfassung. Mir ist durchaus bewusst, dass gerade Filme in der jeweiligen originalen Sprache angesehen werden sollten. Doch in vielen Fällen erlauben es die ausgezeichneten Synchronsprecher, Filme auch in deutscher Sprache zu sehen. Allerdings kann ich in diesem Fall davon abraten und empfehle den Film in englischer Sprache anzuschauen.
        Mir persönlich ist es daneben nicht klar geworden, weshalb Clint Eastwood als Blonder bezeichnet wurde. Womöglich habe ich da etwas nicht ganz verstanden.
        Fakt ist dennoch, dass „Zwei glorreiche Halunken“ ein herrausragender Film geworden ist, der nicht zuletzt dank der kongenialen Zusammenarbeit von Regisseur Sergio Leone und Komponist Ennio Morricone, einen festen Platz in der Filmgeschichte sicher hat. Diese unvergleichbare Kombination von Bild und Musik, zieht den Zuschauer selbst nach mehr als vierzig Jahren in seinen Bann und führt ihn zugleich, in eine faszinierende von Gewalt und Geld geprägte Welt.
        Sollte man vielleicht kein besonderes Faible für Westernfilme aller Art besitzen, lohnt es sich dennoch mal einen Blick in diesen Film zu werfen. Denn womöglich könnte man einen beeindruckenden Film verpassen, der selbst abseits aller Western-Elemente zu überzeugen weiß.

        5
        • 8

          Die Grundlage der Geschichte bieten vier gleich aussehende Reisetaschen. Die erste Tasche gehört dem nachdenklichen und etwas zurückhaltenden Musikwissenschaftler Howard Bannister (Ryan O´Neal). Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit seiner These, dass bereits die Menschen in der Steinzeit sich mit der Musik auseinandergesetzt haben. Daher trägt er in seiner Tasche prähistorische Steine mit sich, um seine These auf einem Kongress vorzustellen.
          In der zweiten Tasche befindet sich lediglich Kleidung. Doch das eigentlich spannende ist sein Träger. Getragen wird die zweite Tasche nämlich von der quirligen und vergnügten Studentin Judy Maxwell (Barbara Streisand). Sie scheint das Unheil geradezu anzuziehen, denn egal wo oder was sie unternimmt, enden die meisten Vorhaben in einem riesigen Chaos. Judy hat ein Auge auf den unbeholfenen Wissenschaftler geworfen und versucht nun Howard zu erobern. So kommt es zu mehr oder weniger komischen Situationen.
          Die dritte Reisetasche beinhaltet zahlreiche Juwelen und gehört der wohlhabenden älteren Dame Mrs. van Hoskins. Sie bewohnt zurzeit das Hotel „Bristol“. Der Portier des Hotels versucht so gemeinsam mit dem Hausdetektiv, die Juwelen der alten Dame zu stehlen.
          In der vierten Reisetasche befinden sich wichtige und geheime Dokumente der Regierung. Daher entbrennt ein Kampf zweier Spione, um diese Tasche.
          Alle vier Taschen samt ihren Besitzern und Verfolgern treffen sich unglücklicherweise in dem Hotel „Bristol“ und werden prompt vertauscht, sodass eine turbulente Hetzjagd nach der jeweilig richtigen Tasche beginnt.
          Ursache dieser Komödie mögen vermutlich die Taschen sein. Im Fokus des Films allerdings stehen Howard und Judy und deren Beziehung zu einander. Macht nämlich Howard zu Beginn, einen abweisenden Eindruck gegenüber Judy, erliegt er dennoch dem unwiderstehlichen Charme von Judy und verliebt sich schlussendlich in sie.
          In diesem Film begegnet der Zuschauer vielerlei Klischees. Diese werden aber zum einen dank grandioser Schauspieler und zum anderen augenzwinkernder Inszenierung, nicht erfüllt, sondern mehr noch überflügelt. Besonders gelobt sei an dieser Stelle, das Schauspiel von Ryan O´Neal, der wunderbaren Barbara Streisand und der stets keifenden Madeline Kahn, welche die Frau von Howard spielt, die diese Figuren hervorragend ausfüllen.
          Bereits zu Beginn des Films erwarten den Zuschauer, viele komische Momente. Insbesondere die Szenen mit O´Neal und Streisand stechen markant hervor. Es finden sich also zahlreiche Pointen, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Dann allerdings zeigt der Film ungefähr in der Mitte einige Schwächen. Diese sind jedoch schnell vergessen, da sogleich die eigentliche Hetzjagd nach den Reisetaschen beginnt und ein Haufen von Menschen in Autos, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, durch San Francisco stürmt. Die turbulente Verfolgungsjagd findet schließlich im Gerichtssaal ihr vorzeitiges Ende.
          Die einzelnen Figuren sind wunderbar gezeichnet und schaffen es in der Kombination zu herrlichen Konfliktsituation, worüber sich der Zuschauer ausgezeichnet amüsieren kann.
          Der Film mag unter Umständen als Klamauk abgestempelt werden und vermutlich ist er das auch. Aber da dieser Klamauk mit so viel Witz und Charme aufwarten kann, durch den der Zuschauer geradezu verzaubert wird, sticht „Is´was Doc?“ deutlich aus den sonst so flachen und ermüdenden Komödien hervor.
          Sollte man den Film noch nicht gesehen haben, kann ich dazu raten dies unbedingt nachzuholen. Denn „Is´was Doc?“ bietet dem Zuschauer in den knapp neunzig Minuten, grandiose Unterhaltung mit einer entzückenden Barbara Streisand. Nebenbei sind einige Verweise auf andere Hollywoodfilme (z.B. „Leoparden küsst man nicht“, „Love Story“) zu entdecken, welche den Genuss des Films zusätzlich versüßen.
          Ich kann diesen Film nur empfehlen, sollte man mal einen harmlosen aber dennoch unterhaltsamen Film sehen wollen, der neben einer guten Portion Komik auch noch mit Charme dienen kann. Denn dies fehlt heutzutage vielen vermeintlich lustigen Filmen: Charme!

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          • 6

            Der Zweite Weltkrieg wütet über Europa. Die deutsche Wehrmacht hat bereits Teile von Frankreich erobert. Ansonsten herrscht das Vichy-Regime über das unbesetzte Frankreich. Casablanca ist die Hauptstadt von Marokko, welches der Regierung von Vichy unterliegt. Daher zieht es viele Flüchtlinge nach Casablanca, die von dort aus, nach Lissabon wollen, um in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten (USA) zu gelangen. Doch für viele Menschen entpuppt sich Casablanca als Endstation, da sie ohne gültiges Visum nicht ausreisen können. Die Preise auf dem Schwarzmarkt für gültige Visa überschlagen sich daher und korrupte Beamte ziehen aus ihrer Position skrupellos ihren Vorteil. In Casablanca hat sich ebenfalls ein Amerikaner niedergelassen und betreibt erfolgreich einen Nachtclub „Rick’s Café Américain“. Rick Blaine (Humphrey Bogart) ist der Leiter des Nachtclubs und zeigt sich als kalter und wortkarger Mann. Durch einen mehr oder weniger glücklichen Zufall fallen ihm zwei Transit-Visa in die Hände sprich goldene Tickets, um dieser Hölle zu entfliehen. Die Unterwelt als auch die Polizei sind hinter diesen Visa her. Daher versteckt Rick sie zunächst und wartet ab. Doch dann betritt plötzlich Victor László (Paul Henreid), ein berühmter Widerstandskämpfer den Club. Begleitet wird er von der bezaubernden Ilsa Lund (Ingrid Bergmann). Sie wollen sich gemeinsam nach Amerika absetzten. Das Problem welches sich ihnen stellt. László wird von den Deutschen verfolgt und da die französische Regierung mit ihnen kollaboriert, wird er niemals ein gültiges Visum erhalten. Ganz im Gegenteil. Die Deutschen wollen ihn tot sehen. Das Schicksal von Victor und Ilsa liegt damit in den Händen von Rick. Doch Rick und Ilsa kennen sich bereits aus Paris. Beim Anblick von Ilsa überkommen ihn die verdrängten Emotionen und der Schmerz kehrt erneut in sein Herz. Was ist in Paris geschehen? Wird Rick dennoch Victor und Ilsa helfen?
            In einer politisch aufgewühlten Zeit, wird ein verbitterter Mann von der Liebe gezeichnet, vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt. „Casablanca“ könnte man auch in Anbetracht der damaligen poltischen Situation, als kitschigen Propagandafilm bezeichnen. Möglicherweise ist er das auch. Dennoch muss gesagt sein, dass „Casablanca“ solide erzählt wird und nur in wenigen Momenten Schwäche zeigt. Dieser Film vereint Themen wie Liebe, Verrat, Schmerz und bettet diese in einen politischen Rahmen. Vermutlich wäre „Casablanca“ nicht zu solch einem Klassiker mutiert, wäre er in einer anderen Zeit entstanden. Denn gerade diese weltpolitischen Spannungen, die selbst in Casablanca zu spüren sind, verleihen dieser doch recht „einfachen“ Liebesgeschichte, die notwendige Dramatik. Dies und besonders einzelne Sätze aus den verschiedenen Szenen, brennen sich in das Gehirn des Zuschauers und so grassiert der Mythos „Casablanca“ von nun an in der Welt. Nur so lässt sich der enorme Erfolg des Films erklären. Denn an dem besonderen Talent der Schauspieler kann es bestimmt nicht gelegen haben. Insbesondere nicht am Schauspiel von Humphrey Bogart.
            Humphrey Bogart erscheint allzu blass in seiner Rolle und lässt sein schauspielerisches Talent (sofern welches vorhanden war) ziemlich hinterm Berg. Besonders deutlich wird dies in den Szenen mit Paul Henreid und Claude Rains. Bogart sagt seine Sätze lediglich auf und rückt sogleich in den Hintergrund, sobald eine andere Figur in der Szene auftaucht. Weshalb Bogart zu einer Ikone und sogar als einer der größten männlichen amerikanischen Filmstars gilt, bleibt nach diesem Film, zumindest mir, völlig schleierhaft. Zumal es in dieser Zeit ausreichend Alternativen gab, denen dieser Titel zugestanden hätte. Möglicherweise besitzt Bogart in „Casablanca“ einen gewissen Charme. Diesem bin ich auf jeden Fall nicht begegnet. Ingrid Bergmann dagegen glänzt in ihrer Rolle und sei es auch nur ihrer Schönheit zugesprochen.
            „Casablanca“ erzählt routiniert im Zeichen der weltpoltischen Geschehnisse, eine dramatische Liebesgeschichte, die dank einiger genialer Dialoge, weltberühmt wurde. Dennoch wird die Geschichte zu kühl und oberflächlich dargestellt und allzu oft schimmert die Politik hindurch, sodass sich Empathie seitens des Zuschauers nur beschränkt ergibt.
            Es ist bestimmt kein Fehler „Casablanca“ mal gesehen zu haben. Dennoch reicht es vollkommen nach einmaliger Sichtung, den Film beiseite zu legen und sich anderen Filmen zu widmen.

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            • 6

              Das kleine Städtchen Twin Peaks steht unter Schock. Laura Palmer (Sheryl Lee), eine beliebte Schülerin, wurde tot und in Plastik eingewickelt, gefunden. Laura wurde ermordet. Es scheint sich aber um keinen gewöhnlichen Mord zu handeln. Denn sogleich reist ein FBI-Agent nach Twin Peaks. Agent Cooper (Kyle MacLachlan) begegnet einer idyllischen Kleinstadt und ihren Bewohnern. Doch er spürt, dass hinter all dem Schein, sich zahlreiche Spannungen befinden. Welches Geheimnis verbirgt sich in Twin Peaks? Warum musste Laura sterben?
              Da es sich in diesem Fall, um einen Pilotfilm handelt, muss hier differenzierter geurteilt werden. Denn basierend auf diesem Film, erstreckt sich eine Serie von immerhin zwei Staffeln. Figuren werden vorgestellt und eine Handlung wird begonnen, die den Zuschauer in seinen Bann ziehen soll. Eben genau diesem Schema folgt auch David Lynch. Doch schaffen es die Figuren und ihre Geheimnisse es leider nicht vollends zu faszinieren beziehungsweise den Zuschauer zu motivieren, hinter all diese Intrigen und Lügen zu blicken.
              Man besucht als Zuschauer das Städtchen Twin Peaks, legt eine kurze Pause ein, um eventuell zu tanken und etwas zu essen. Dabei erfährt man hier und da einige Geschichten beiläufig. Interessant macht diese Sache allerdings der mysteriöse Mord an Laura Palmer. Doch nachdem kurzen Besuch in Twin Peaks sind die Personen und ihre anerzählten Geschichten, bereits vergessen sobald die nächste Stadt zu erkennen ist und neue Eindrücke, die alten verdrängen.
              Gelobt sei dennoch die Musik von Angelo Badalamenti, der er es mit nur wenigen Tönen schafft, eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen und Twin Peaks mysteriöser erscheinen zu lassen, als das Städtchen in Wirklichkeit ist.
              Irgendwie mag ich mich mit dem Städtchen Twin Peaks und dessen Bewohnern nicht recht anfreunden. Dies zeigte sich bereits bei der Serie als auch bei dem Film „Twin Peaks: Fire Walk with Me“. Die Geschichten an sich werden durchaus gekonnt in Szene gesetzt und besonders durch die Musik von Badalamenti in eine dunkle Hülle eingebettet. Dennoch mag der Funken nicht überspringen.
              Zum Glück gibt es für den Pilotfilm noch ein extra produziertes Ende, sodass ich mit diesem Städtchen abschließen konnte und mich nun anderen Projekten von Lynch und Badalamenti widmen kann.
              Wer sich für Lynch und seine Filme interessiert, darf gerne mal in die Serie reinschauen. Denn ich denke obwohl ich für meinen Teil nicht von „Twin Peaks“ fasziniert werden konnte, hat die Serie durchaus ihren Reiz und bietet ohne jeden Zweifel eine spannende Geschichte, falls man sich auch darauf einlassen kann.
              Der Pilotfilm ist wenn man ihn als Film betrachtet und nicht als eine Art Einleitung für eine Serie, ebenso wie „Twin Peaks: Fire Walk with Me“ relativ schwach. Zwar noch etwas besser als der tatsächliche Film, der die Vorgeschichte zur Serie erzählt, aber immer noch, im Vergleich zu andreren Filmen von Lynch, dürftig.

              • 6 .5

                Eveyln Couch (Kathy Bates) ist Hausfrau und lebt mit ihrem Mann in einer unerfüllten und unglücklichen Ehe. Sie versucht etwas daran zu ändern. Aber alle ihre Versuche verlaufen im Sand. Eines Tages trifft sie in einem Altersheim, welches sie mit ihrem Mann wöchentlich aufsuchen, um dessen Tante zu besuchen, eine alte Dame namens Ninny Threadgoode (Jessica Tandy). Diese beginnt ihr die Geschichte von Idgie Threadgoode (Mary Stuart Masterson) zu erzählen. Idgie ist eine selbstbewusste und eigenwillige Frau, die sich den Problemen stellt. Je mehr Ninny von Idgie berichtet, umso faszinierter wird Evelyn von dieser Frau und sie entschließt sich, es ihr in Zügen gleichzutun und wird von Mal zu Mal selbstbewusster. Sie ist endlich auf dem richtigen Weg, ihr Glück zu finden.
                Erzählt werden im Grunde demnach zwei Geschichten. Zum einen die Geschichte von Evelyn, einer verunsicherten Hausfrau in den Wechseljahren und zum anderen die Geschichte von Idgie, einer selbständigen, starken Frau, die sich den Problemen im Amerika der frühen Jahre des 20. .Jahrhunderts stellt. So befindet sie sich in einer Umgebung, in welcher sowohl Frauen als auch Schwarze diskriminiert werden.
                An manchen Stellen zeigen sich einige überzogene Szenen, die etwas über ihr Ziel hinausschießen. So zum Beispiel die Szene in der Evelyn einparken möchte und zwei junge Frauen ihr den Parkplatz dreist wegnehmen. Da fallen dann Sätze wie: „Wir sind jünger und schneller“ und natürlich noch ein eingebildetes Lachen hinterher. Und dann entschließt sich Evelyn endlich sich zu wehren. Alles dies erscheint, doch mehr als plakativ.
                Nun gut, zum Glück sind solche Szenen sehr selten zu finden und „Grüne Tomaten“ wird reizend erzählt. Unterstützt wird die solide Erzählweise durch die hervorragende und berührende Musik von Thomas Newman, der seine Klasse als Komponist bereits bei Filmen wie „American Beauty“, „Die Verurteilten“ oder auch „Road to Perdition“ gezeigt hat. Hier hört man ihn, bei einem seiner ersten Filme und man spürt bereits hier, dass Newman es unvergleichlich schafft den Zuschauer mit seiner Musik zu berühren und vor allen Dingen, die Bilder gekonnt mit Musik zu untermalen.
                „Grüne Tomaten“ kommt nur selten vom Weg ab und erzählt mitfühlend die Geschichte zweier Frauen, die sich den Problemen stellen. Über all dem schweben Begriffe wie Menschlichkeit, Liebe und Trauer. Diese finden sich aber nicht in einem kitschigen Rahmen wieder, sondern werden behutsam behandelt.
                Es ist ein ansehnlicher Film, der über die Länge von über zwei Stunden, den Zuschauer berührt und unterhält. Doch alles in einem gewissen Maße.
                Was daher etwas unpassend wirkt, ist dieser unverkennbare Stempel „Frauenfilm“. Dies zeigt sich bereits bei der DVD-Hülle und dem Menü. Über dem Titel thront wie ein Brandzeichen das Logo „Bild der Frau“ und neben dran gleich „Love-Collection“ und klickt man sich durch das Menü der DVD, erkennt man unweigerlich, dass es sich bei dem Cursor um ein Herzchen handelt.
                Die Frage ist hierbei: Was soll das Ganze?
                All dies führt nur dazu, den Film noch tiefer in eine Schublade zu stecken und allein durch die Aufmachung zu glauben, man würde mit zwei Stunden Schmalz übergossen werden. Dem Aussehen nach zu Folge trieft „Grüne Tomaten“ nur so von Gefühlen und Kitsch und da wird ihm, ohne jeden Zweifel Unrecht getan. Es mag bestimmt kein Ausnahmefilm sein, der einen als Zuschauer beeindruckt. Aber bestimmt ist „Grüne Tomaten“ ein ordentlicher und liebenswürdiger Film, den man sich gerne mal ansehen kann, sollte sich eine Gelegenheit ergeben.
                Also sollte der Film zufällig im Fernsehen kommen oder bekommt man ihn als Geschenk überreicht, ist ein Blick hinein, sicher kein Fehler oder gar verschwendete Zeit.

                • 7

                  Felix Krull (Horst Buchholz) ist um die zwanzig Jahre alt und Sohn eins bankrotten Unternehmers. Er verfügt neben seinem guten Aussehen, über gewisses Talent zum Schauspielnern und weiß sich gewählt zu artikulieren. Nachdem er meisterlich durch die Musterung für das Militär fällt, verschafft ihm sein Pate, der Maler Schimmelpreester (Paul Henckels), eine Stelle in einem Pariser Hotel. Daher setzt er sich umgehend in den nächsten Zug nach Paris. So beginnt eine aufregende Zeit für Felix, der dank seinem Aussehen und Charme, es versteht den wohlhabenden Damen den Kopf zu verdrehen. Einige Überraschungen warten so auf Felix, welche jedoch nicht immer erfreulich sein werden.
                  Der Film erzählt die Geschichte von Felix Krull solide und durchaus unterhaltsam. Gelobt sei an dieser Stelle das Schauspiel von Horst Buchholz, der als Felix nicht nur die Frauen im Film, sondern auch den Zuschauer durch seinen Charme bezaubert. Besonders angenehm ist hierbei die Sprache von Thomas Mann, welcher sich der Film bedient, die für sich allein genommen, bereits sehr ansprechend ist.
                  Mag an vielen Stellen, ein leichter Witz zu verspüren sein, verbirgt sich doch dahinter absehbare Tragik des Lebens. Da wäre zum Beispiel der vereinsamte ältere Herr, der sich lediglich Gesellschaft wünscht; wohlhabende Frauen, die von der Monotonie ihres Lebens müde geworden sind; sowie der unbändige Reiz der Jugend respektive Schönheit, der sich im fortgeschrittenen Alter zu verlieren scheint.
                  Doch die Geschichte kommt dennoch so leichtfüßig mit einer spürbaren Ironie daher, dass all diese Tragik, erst im Nachhinein mitschwingt. Witz und Charme des Films schaffen eine angenehme Atmosphäre, welche den Zuschauer über die gesamte Laufzeit wunderbar umschließt.
                  Sollte man die Bücher von Thomas Mann gelesen haben, darf man gerne mal einen Blick in die Verfilmung riskieren. Ebenso kann man bei Gelegenheit sich diesen Film anschauen, sollte man die Bücher nicht kennen.
                  „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ mag zwar ein wenig harmlos wirken und vielleicht ist der Film das auch. Doch da er solch einen spürbaren Zauber besitzt, sei es nun der Sprache von Thomas Mann geschuldet oder dem grandiosen Schauspiel, der den Zuschauer von Beginn zu fesseln scheint, macht diesen Film besonders und ohne jeden Zweifel sehenswert. Gerne auch zum wiederholten Male!

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                  • 7

                    Lee Gum-ja (Lee Yeong-ae) wird nach dreizehn Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Der Grund für ihren Aufenthalt im Gefängnis: Sie hat im Alter von neunzehn Jahren, einen fünfjährigen Jungen entführt und ermordet. Ihr noch junges Alter zur Tatzeit und die Grausamkeit ihres Verbrechens, sowie ihre bezaubernde Schönheit verhalfen ihr zu einem zweifelhaften Ruhm. Im Gefängnis wurde sie als gutherziger Engel bezeichnet und sorgte sich um jeden Mitgefangenen. Sie wird daher auch vorzeitig entlassen. Nun ist sie wieder in Freiheit und sie schwört um jeden Preis Rache. Denn so wie es scheint, verbirgt sich hinter dem Verbrechen an dem kleinen Jungen, ein noch viel größeres, gar entsetzliches Verbrechen, welches es zu rächen gilt. Welch schreckliches Geheimnis steckt hinter dieser Geschichte?
                    Mit „Lady Vengeance“ schließt Regisseur Park Chan-wook seine Trilogie über die Rache ab. Diesmal wird, im Unterscheid zu den beiden vorherigen Filmen, eine schöne junge Frau zu Rächerin.
                    Die Handlung wird hierbei allerdings bis zur ungefähr siebzigsten Minute etwas holprig mit einigen Rückblenden erzählt. Außerdem werden beispielsweise im Gefängnis zu viele Personen mit Namen eingeführt, die im weiteren Verlauf der Geschichte, keine weitere Verwendung finden. So gelangt der Film mit seiner konfusen Erzählweise zum Höhepunkt. Ab diesem allerdings entfaltet sich eine durchdachte und packende Geschichte, die einen gewissen Eindruck hinterlassen mag.
                    „Lady Vengeance“ bildet trotz seiner Stellung als letzter Film in der Reihe, die goldene Mitte. Während bei „Sympathy for Mr. Vengeance“ die Rache, ohne eine erkennbare emotionale Ebene inszeniert wird und dadurch eine kühle Atmosphäre erschafft, wird dagegen bei „Oldboy“ gerade diese emotionale Ebene vollkommen überstrapaziert. Emotionen werden in einem solchen Maß dargestellt, sodass sich ebenfalls tatsächliche Empathie verweigert. Dagegen wandelt „Lady Vengeance“ auf einem Mittelweg und schafft, wenn auch mit einigen anfänglichen Schwierigkeiten, die Balance zwischen fehlender und absoluter Emotionalität. Die Kluft, die sich bei den anderen beiden Filmen, zwischen dem Zuschauer und den Figuren eröffnet, wird durch diesen Film überwunden.
                    Welcher Film nun die Thematik am besten darstellen mag, ist und bleibt eine Frage der subjektiven Empfindung. Fakt ist, dass Regisseur Park Chan-wook mit „Lady Vengeance“ einen würdigen Abschluss für seine Trilogie gefunden hat. Zwar steht dieser Film dennoch ein wenig im Schatten von „Oldboy“, da in diesem vor allem die Handlung besser erzählt wurde. Wären allerdings die anfänglichen siebzig Minuten von „Lady Vengeance“ nicht derart undeutlich erzählt, wäre vielleicht sogar ein „besserer“ Film entstanden.
                    Wer sich bereits „Oldboy“ angesehen hat, wird sich höchstwahrscheinlich, wenn er begeistert war, auch die restlichen Filme der Trilogie anschauen. Aber Menschen, die sich lediglich für das Thema Rache interessieren, dürfen gerne mal einen Blick in „Lady Vengeance“ riskieren und seien damit auch gleichzeitig auf „Oldboy“ verwiesen.

                    2
                    • 6 .5

                      Nemo Nobody (Jared Leto) ist mit seinen 118 Jahren im Jahre 2092, der letzte Sterbliche auf der Erde. Der Wissenschaft ist es nämlich gelungen den Tod zu überwinden. Mit Hilfe eines Arztes versucht sich Nemo an sein vergangenes Leben zu erinnern. In zahlreichen Rückblenden werden die Leben von Nemo erzählt. Sie haben richtig gelesen: die Leben! Denn Nemo führt in seinen Gedanken verschiedene Leben, die sich jeweils aus unterschiedlichen Entscheidungen ergeben haben. Als Schlüsselszene der Erinnerung entpuppt sich eine Rückblende mit der, allem Anschein nach, alles beginnt.
                      Nemo ist neun Jahre alt und seine Eltern lassen sich scheiden. Gemeinsam mit seinen Eltern steht er an einem Bahnhof. Sie warten auf den Zug, den die Mutter nehmen wird. Während der Zug nun in den Bahnhof donnert, wird Nemo vor die Entscheidung gestellt, bei welchem Elternteil er nun leben wolle.
                      Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Leben des Nemo. In dem einen Szenario lebt er bei seiner Mutter. Im anderen bei seinem Vater.
                      Haben die Entscheidungen, die wir treffen, Einfluss auf unsere Zukunft oder ist unser Weg vielleicht bereits vorherbestimmt? Gibt es sowas wie das Schicksal oder sind wir nur alle ein Spielball des Zufalls?
                      Mit diesen und noch anderen Fragen sieht sich der Zuschauer von „Mr. Nobody“ konfrontiert. Was weniger erstaunen mag ist, dass der Film keine wirklichen Antworten dem Zuschauer an die Hand gibt, was zugegeben auch unmöglich erscheint. Vielmehr gibt er Hinweise und Anregungen sich als Mensch mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Ebenso findet sich eine alte Frage nach der Existenz wieder, die den Menschen schon immer beschäftigt hat: Wer bin ich und existiere ich überhaupt? Kann ich meiner Existenz absolut sicher sein?
                      So beginnt „Mr. Nobody“ vielversprechend und erweckt den Eindruck eines spannenden und intelligenten Filmes. Doch die zu Beginn noch intelligent anmutende Geschichte verkommt im Verlauf des Films mehr und mehr zu einer konventionellen Liebesgeschichte beziehungsweise zu Liebesgeschichten. Man wird nach rund sechzig Minuten als Zuschauer das Gefühl nicht mehr los, mehrere Liebesgeschichten präsentiert zu bekommen, die sich in ein mehr oder weniger philosophisches Gefüge einordnen. Romanzen mit ihren Höhen und Tiefen verbergen sich hinter großen Fragen der Menschheit. Dadurch entwickelt sich „Mr. Nobody“ zu einem ermüdenden und spannungslosen Film, wobei man als Zuschauer dennoch auf ein überraschendes Ende hofft.
                      Das Ende dagegen offenbart zu guter Letzt, dass selbst das Szenario des alten Nemo in der Zukunft, ein reines Gedankenspiel gewesen ist. So schließt sich nun der intelligente Kreis der Erzählung in dessen Mittelpunkt sich jedoch eine banale Liebesdramatik verborgen hat.
                      Der Mensch steht ständig vor Entscheidungen. Manche scheinen unbedeutend andere dagegen besonders gravierend. Entweder sind die Konsequenzen unserer Entschlüsse im Sinne unseres Handels oder eben nicht. Doch bei vielen dieser Momente, schwebt stets eine Frage über den Dingen. Was wäre wenn?
                      Dieser Frage widmet sich grob gesagt der gesamte Film. Doch auch der Zuschauer könnte sich diese Frage stellen. Was wäre zum Beispiel, wenn der Film statt dieser seichten Liebesgeschichte sich zu bitteren Dramatik getraut hätte? Oder was wäre wenn, der Film nicht nur einen emotionalen Teil von Nemo beleuchtet hätte?
                      Es muss bei aller Kritik deutlich gesagt sein, dass „Mr. Nobody“ filmtechnisch sehr gut gelungen ist und mit beeindruckenden Einstellungen aufwarten kann. Ebenso verhält es sich mit der Auswahl an Musikstücken, die die Szenen begleiten. Möglicherweise wäre sogar ein wirklich „großer“ Film entstanden. Dennoch verweilt „Mr. Nobody“ zu sehr auf einer konventionellen Liebesgeschichte und schöpft das Potenzial der Thematik nicht genug aus, sondern ganz im Gegenteil versteift sich auf die Liebe , was im Nachhinein betrachtet, dem Film möglichweise den Wind aus Segeln nimmt.
                      Es wäre wohl zu viel, den Film allein auf Grund seiner hervorragenden Machart zu empfehlen. Doch wer sich für solche Themen interessiert, darf sich „Mr. Nobody“ gerne mal ansehen. Wer allerdings eine intelligente Handlung über das Leben und die Probleme, die es in sich birgt, erhofft, könnte womöglich enttäuscht werden.
                      Alles in allem bleibt „Mr. Nobody“ ein ansehnlicher Film über Entscheidungen und die Liebe, der seinem tatsächlichen Potenzial Verlust geht.

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                      • Nun ja es gibt vereinfacht gesagt, nur zwei Möglichkeiten für einen "guten" Actionfilm:
                        1. Die Klischees zu überzeichnen und somit einen Schleier der Ironie, der Komik zu entfalten.
                        2. Die Klischees "neu" zu präsentieren und in einen anders definierten Rahmen einzufügen.
                        "96 Hours" macht hierbei alles falsch, da sie sich für keine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Am Ende ist bestimmt kein schlechter Film entstanden. Aber mit Sicherheit ein Film, der nur zum Teil unterhält und sehr schnell in Vergessenheit gerät.

                        • 6 .5

                          Eine schwangere Frau wird von einigen zwielichtigen Männern verfolgt. Bei ihrer Flucht kommt sie an einer Bushaltestelle vorbei. Dort sitzt ein geheimnisvoller Mann, der eine Karotte isst. Als dieser Mann die Notlage der Frau erkennt, eilt er ihr sofort zur Hilfe und erledigt ihre Verfolger. Doch plötzlich tauchen immer mehr Männer auf und so kommt es zu einem gewaltigen Schusswechsel. Währenddessen bringt die Frau ihr Kind zur Welt. Kurze Zeit später stirbt die Frau. Nun liegt das Leben des Neugeborenen in den Händen des fremden Mannes. Da die Flut an Killern kein Ende nehmen will, flüchtet er mit dem Baby in seinem Arm und bringt es zu einer Prostituierten Donna Quintano (Monica Belluci), um es zu stillen. Nun erfährt man auch den Namen des geheimnisvollen Retters. Sein Name lautet Mr. Smith (Clive Owen). Gemeinsam mit Donna stehen sie einer Armee von Killern gegenüber, die von Hertz (Paul Giamatti) angeführt wird. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem Baby? Warum muss es sterben?
                          Die Handlung des Films ist äußerst simpel gestrickt und absurd. Doch da sie nur als Grundlage für konstante Gewaltdarstellungen fungiert, sollte man als Zuschauer nicht unbedingt darauf großen Wert legen.
                          Denn was diesen Film auszeichnet sind nun mal die Actionszenen, wobei man als Zuschauer meinen könnte, der gesamte Film sei eine große Actionszene. In dieser Hinsicht macht „Shoot´Em Up“ nicht viel falsch. Es gibt einen Protagonisten (Mr. Smith) und einen Antagonisten (Hertz). Im Kampf gegeneinander treffen sie ein paar Mal aufeinander, wobei dann unzählige Männer ihr Leben als Kanonenfutter lassen müssen. Nach jeder Actionszene findet sich dann am Schluss noch ein markiger Spruch, der das Gemetzel formvollendet kommentiert (z. B. „Esst mehr Gemüse“, „Apropos Ladung verschießen“). Am Ende kommt es zum großen Finale und einer der Beiden zieht als Sieger von dannen. Unterbrochen werden dabei die Gewaltszenen mit einigen mehr oder weniger komischen Einlagen.
                          Es vergehen keine fünf Minuten, ohne dass es nicht zu einem Schusswechsel kommt oder Blut fließt. Der Zuschauer wird regelrecht mit Action bombardiert und da die Handlung selbst einen Hund nicht überfordern könnte, ist dieser Film ideal, um für 83 Minuten das Gehirn abzuschalten und die Bilder auf sich wirken zu lassen. Denn die Actionszenen sind in einem solchen Maß grandios inszeniert, dass auch Zuschauer mit ansonsten gewissen Ansprüchen an Handlung oder Entwicklung von Charakteren, ihren Spaß haben werden.
                          Meiner Meinung nach muss sich dennoch „Shoot´Em Up“ hinter Filmen wie „Machete“, „Planet Terror“ oder „Sin City“ stellen, da diese Filme neben ihren ebenso grandiosen Actionszenen es verstehen den Zuschauer auch emotional zu erreichen.
                          Bei „Shoot´Em Up“ rauschen die Bilder der Gewalt nur an einem so vorüber, bis der Abspann beginnt und man langsam wieder anfängt aus der Welt des Stumpfsinns zu entfliehen und sein Gehirn wieder zu aktivieren.
                          Wer einen großartig inszenierten Actionfilm sucht, der den Zuschauer bestens unterhält, wird mit „Shoot´Em Up“ alles richtig machen. Sollte man aber einen intelligenten Actionthriller erwarten, könnte man unter Umständen mehr als enttäuscht werden.

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                          • 5 .5

                            In der New Yorker Schwulenszene ereignen sich einige grausame Morde. Steve Burns (Al Pacino), ein ehrgeiziger Polizist, begibt sich undercover in die Szene, um dem Mörder auf die Spur zu kommen. Burns ist heterosexuell und nicht vertraut mit dieser „Welt“. Schritt für Schritt taucht er in die ihm fremde Welt aus Drogen und Sex ein. Doch wird er tatsächlich den Mörder so ermitteln können?
                            „Cruising“ kann mit zwei wirklich beachtlichen Schauspielern aufwarten (Al Pacino, Paul Sorvino). Auch was die Atmosphäre betrifft, ist der Film sicher nicht schlecht. Zumindest soweit man dies beurteilen kann, wenn man sich nicht zu der Schwulenszene in den 80er Jahren zählen kann. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass lediglich ein kontroverses Thema aufgegriffen wurde, eine plumpe Geschichte darum gestrickt wurde, die dann durch einen mehr oder weniger bekannten Hauptdarsteller getragen werden sollte. Treffen wollte man hier mit Sicherheit mehr den Nerv der Zeit, als einen guten Film zu produzieren.
                            Dabei folgt „Cruising“ einem bekannten Schema für Thriller. Es wird der Mörder, sowie der Ermittler vorgestellt. Dann ereignen sich nacheinander ein paar Morde, während der Ermittler allmählich dem Mörder auf die Schliche kommt und es zum „großen“ Finale kommt.
                            Al Pacino spielt seine Rolle gewohnt überzeugend. Er ist aber auch, dass einzig Gute an diesem Film und würde er nicht die Hauptrolle spielen, dann wäre die Kritik ohne jeden Zweifel noch wesentlich schlechter ausgefallen.
                            Wer ein Faible für Al Pacino hat oder sich für die Schwulenszene in den 80er Jahren interessiert, darf gerne mal einen Blick riskieren. Alle Anderen können „Cruising“ ohne Bedenken im Regal stehen lassen und sich den besseren Thrillern zuwenden.

                            4
                            • 8
                              über Elling

                              Elling (Per Christian Ellefsen) und Kjell Bjarne (Sven Nordin) sind seit zwei Jahren Zimmergenossen einer psychiatrischen Klinik. Elling ist ein reservierter, nachdenklicher, schwächlicher und verschüchterter Mann, der seit dem Tod seiner Mutter mit dem Leben überfordert ist. Kjell Bjarne dagegen ist ein Bär von einem Mann, hat allerdings einen sehr begrenzten Intellekt. Er isst für sein Leben gern und möchte, da er immer noch Jungfrau ist, endlich mit einer Frau Sex haben. Nach diesen zwei Jahren in der Psychiatrie sind sie Freunde geworden und sollen daher gemeinsam an einem Resozialisierungsprogramm teilnehmen. Ihnen werden eine Wohnung, sowie ein wenig Geld zur Verfügung gestellt. Nun sollen sie unter Beobachtung eines Sozialarbeiters versuchen, den Alltag zu meistern.
                              Die Geschichte der beiden Männer wird rührend erzählt. Es ist belustigend und traurig zugleich wenn Elling sich überwinden muss, ans Telefon zu gehen oder schlicht und einfach im Supermarkt um die Ecke ein paar Einkäufe zu tätigen. Für Elling und auch für Kjell Bjarne ist der Alltag gespickt mit unzähligen Hürden, die es zu überwinden gilt. In ihrem Kampf gegen ihre Ängste ergänzen sich die Beiden und helfen sich gegenseitig nicht wieder in alte Muster zu verfallen.
                              Es mag vielleicht kitschig klingen und womöglich ist „Elling“ auch kitschig. Dennoch verzaubert der Film (besonders durch das herausragende Schauspiel der Hauptdarsteller) den Zuschauer gekonnt, sodass die Geschichte an keiner Stelle einen fatalen Fehler aufweist, welcher stören könnte.
                              „Elling“ zeigt durch die Augen zweier besonderer Menschen, die großen Schwierigkeiten des Alltags. Wenn eine Sache automatisch, gar selbstverständlich erscheint, weiß man nicht, die kleinen Dinge zu schätzen. Als Zuschauer feiert man mit Elling und Kjell Bjarne ihre kleinen Erfolge und freut sich über ihre Fortschritte. Aber genauso fühlt man mit ihnen mit, sobald sie einer weiteren Wand der Angst begegnen.
                              Tragik und Komik finden sich einem angenehmen Verhältnis wieder und so erliegt schlussendlich der Zuschauer dem Charme diesem Film, sodass am Ende das Verlangen aufkommen könnte, noch etwas mehr Zeit mit Elling und Kjell Bjarne verbringen zu können.
                              Dieser Film lehrt den Zuschauer auf entzückende Weise, das Leben zu genießen und auch im sonst so tristen Alltag, das Besondere zu entdecken.

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                              • 7 .5

                                Die Präsidentschaftswahlen stehen kurz bevor, da bahnt sich ein sexueller Skandal für den amtierenden Präsidenten der USA an. Er soll angeblich einer minderjährigen Schülerin sexuelle belästigt haben. Diese Nachricht könnte ihm bei den Wählern das Genick brechen. Daher wird ein Team zusammengestellt um den Präsidenten vor diesem Skandal zu bewahren. Geleitet wird dieses Team von Conrad Brean (Robert De Niro) auch „Mr.Fix-It“ genannt. Brean glaubt diesen Skandal nur durch ein Ablenkungsmanöver zu schmälern sprich die Wähler auf eine andere Nachricht zu fokussieren. Deshalb inszeniert Brean mit dem Hollywoodproduzenten Stanley Motts (Dustin Hoffman) einen fiktiven Krieg gegen Albanien. Warum ausgerechnet Albanien? Weil die Öffentlichkeit nicht viel über das Land und dessen Bewohner weiß. Das Fremde erscheint stets bedrohlich, weil man es nicht kennt. Zumal ist im Ernstfall mit keinem ernstzunehmenden Rückschlag zu rechnen. Sogleich werden falsche Bilder über den Krieg in Albanien aufgenommen, die kurze Zeit später in den Medien zu sehen sind. Der Plan scheint aufzugehen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit liegt auf dem Krieg und nicht etwa auf dem Sex-Skandal des Präsidenten. Doch Brean hat den anderen Präsidentschaftskandidaten unterschätzt und so kommt es zu einem unerbittlichen Medienkrieg.
                                „Wag the Dog“ blickt hinter die Kulissen der Politik und entlarvt sowohl die Manipulierbarkeit der Medien als auch die der Öffentlichkeit, sowie deren Naivität. Ohne sich tatsächlich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen, wird schlicht und einfach das geglaubt was zu sehen ist. Diese Mentalität eröffnet für gewisse Menschen die Möglichkeit, die grobe Masse an Meinungen zu ihren Vorteilen zu modellieren.
                                Der Film ist zwar als eine Satire auf die amerikanische Öffentlichkeit gemünzt. Dennoch entheben sich die Grundzüge des Films dem amerikanischen Raum. So wird man als Zuschauer auf unterhaltsame Weise dazu aufgerufen, dass zu hinterfragen was einen präsentiert wird. Nicht alles zu fressen, was einem vorgesetzt wird.
                                Mit hochkarätiger Besetzung (Robert De Niro, Dustin Hoffman, William H. Macy, Woody Harrelson…) hat Regisseur Barry Levinson, einen soliden Film geschaffen, der auf ansprechende Weise, den Zuschauer vergnügt und ihn zugleich ermahnt.
                                Es mag kein großer Film daraus geworden sein, dennoch macht man keinen Fehler sich „Wag the Dog“ bei Gelegenheit mal anzuschauen

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                                • 5

                                  Jake Wyler (Chris Evans), ist Schüler der John Hughes High School. Er ist gehört zum Footballmannschaft der Schule und wird von allen geliebt. Ganz anders verhält es sich mit Janey Briggs (Chyler Leigh). Sie legt nicht viel Wert auf ihr Äußeres. Trägt eine Latzhose, eine Brille und einen Pferdeschwanz. Jake wettet, dass er selbst aus dem hässlichen Entlein Janey, eine Abschlusskönigin machen kann. Doch nachdem Jake Janey näher kommt, erkennt er ihre wahre Schönheit und die Beiden verlieben sich ineinander.

                                  Ein in gewissen Zügen unterhaltsame Parodie, einiger bekannter „Teenie-Filme“, welche den ein oder anderen Lacher für den Zuschauer bereit hält. Wer mit dem zum Teil derben Fäkalhumor, keine Probleme hat und mindestens einen „Teenie-Film“ gesehen hat, wird mit „Nicht noch ein Teenie-Film“ ein wenig unterhalten werden.

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                                  • 8 .5

                                    Im Jahr 1930 verschlägt es eine schöne junge Frau, eines Nachts in die verschlafene und abgelegene Kleinstadt Dogville. Tom Edison jr (Paul Bettany), der sich selbst als Schriftsteller und Philosophen bezeichnet, entdeckt die junge Frau. Sie erzählt ihm, ihr Name sei Grace Margaret Mulligan (Nicole Kidman) und sie würde von Kriminellen verfolgt. Da Tom in der Ferne zwei Schüsse hören konnte, glaubt er der Frau und versteckt sie vor den Gangstern. Grace bleibt über Nacht in Dogville. Am nächsten Tag beruft Tom ein Gemeindetreffen ein, bei welchem über das Schicksal von Grace entschieden werden soll. Die Gemeinde kommt zu dem Schluss, dass Grace zwei Wochen Asyl gewährt bekommt, in denen sie sich bewähren muss. Sind diese zwei Wochen verstrichen soll erneut abgestimmt werden. Um den Menschen dieses Städtchens näher zu kommen (insgesamt handelt es sich dabei um fünfzehn Menschen), möchte sie für jeden Einzelnen, ein paar kleine Arbeiten erledigen. Zunächst scheinen sich die Menschen von Dogville gegen ihr Angebot zu sträuben. Doch allmählich schafft es Grace und fügt sich in das Leben des Städtchens ein. Sie lernt die Bewohner besser kennen und geht überall zur Hand, wo Hilfe benötigt wird. Da taucht plötzlich ein Polizeiwagen auf. Ein Polizist steigt aus und befestigt am Kircheneingang, ein Steckbrief der Grace zeigt. Langsam scheint sich die harmonische Stimmung in Dogville zu verändern und für Grace soll ihr Aufenthalt schon bald ein Albtraum auf Erden werden. Wer ist die schöne Fremde in Wirklichkeit? Welche Geheimnisse verbirgt sie vor den Bewohnern?
                                    Regisseur Lars von Trier durchleuchtet präzise eine heuchlerische, rücksichtslose und egoistische Gesellschaft und zeigt den Versuch sich dieser zu Nähern. Inszeniert wird die Handlung in einer speziellen Form. Denn „Dogville“ bedient sich einer sehr minimalistischen Darstellungsweise. Präsentiert wird dem Zuschauer ein durch Kreide gezeichnetes Dorf. Nur einige Möbel und ein paar Autos sind auf dem sonst kargen Bühnenbild zu erkennen. Dem Zuschauer zeigt sich so eine Theateraufführung mit einigen Extras, wie verschiedenen Kameraperspektiven und zusätzlichen Geräuschen (z.B. Bellen eines Hundes, Öffnen einer Türe…), die im ersten Moment skeptisch machen. Es ist eine neue Form des Films, der sich Lars von Trier in diesem Fall bedient, welche sich zwischen Theater und Film befindet. Könnte man zu Beginn dieser Form misstrauisch gegenüber stehen, sollte man sich als Zuschauer dennoch dazu bewegen sich diesem Format zu öffnen oder ihm zumindest eine Chance einzuräumen. Denn so erwartet den Zuschauer eine spannende und aufwühlende Geschichte, die ohne jeden Zweifel der Diskussion benötigt.
                                    Denn „Dogville“ entlarvt auf intelligente Weise, die Niederträchtigkeit des Menschen, sowie dessen grenzenlosen Egoismus.
                                    Präsentiert wird dem Zuschauer ein verschlafenes Städtchen, ein vertrauter und geschlossener Kreis von Menschen, in welches ein Fremdkörper eindringt und versucht diesen Kreis zu durchbrechen. Doch je näher sie den Bewohnern kommt, desto deutlicher zeigt sich der wahre Charakter dieser Menschen. Das zu Beginn vorhandenen Misstrauen beider Parteien (von Grace und den Bewohnern von Dogville) kehrt sich in ein offenes, freundliches Verhalten um. Harmonie ist in Dogville eingekehrt. War Grace anfangs ein Störfaktor hat sie sich liebevoll in die Gemeinschaft integriert und das träge und eingeschlafene Dorfleben spürbar verändert, erneut aufblühen lassen. Sie ist für jeden Einzelnen da und erledigt ihre Arbeiten sehr gewissenhaft. Doch genau in diesem Punkt, liegt der fatale Fehler von Grace. Denn immer mehr verkommt sie zu einer Sklavin des Städtchens und jeder beutet sie auf seine Weise aus. Sie ist zu einem Werkzeug verkommen. Vollständig entmenschlicht scheint es für das Martyrium von Grace kein Ende zu geben. Denn in den verklärten Moralvorstellungen der Bewohner, gibt es keinen Platz für Mitleid.
                                    Beeindruckend und empfindsam wird der Weg der Instrumentalisierung von Grace inszeniert. Zwar sind einige Längen für den Zuschauer zu verspüren. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass erstens „Dogville“ eine Laufzeit von fast drei Stunden umfasst und zweitens diese Momente sich nur selten zeigen, sei einiger Langatmigkeit gern verziehen.
                                    Das gesamte Schauspielerensemble, allen voran Nicole Kidman, spielen ihre Rollen hervorragend und erleichtern es ungemein sich als Zuschauer in das Städtchen „Dogville“ zu versetzen. Trotz oder vielleicht gerade wegen des Minimalismus des Films, versteht es der Film den Zuschauer zu erreichen. Am Ende schließlich bleiben ambivalente Emotionen zurück und eine Geschichte über die man gerne reflektiert.
                                    Wer sich nicht an der Form der Inszenierung oder an der Laufzeit von fast drei Stunden stört, wird mit einem eindrucksvollen Film belohnt werden, der noch lange im Gedächtnis nachklingen wird

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                                    • 7

                                      Grady Tripp (Michael Douglas) ist Professor für englische Literatur und lebt in Pittsburgh. Vor sieben Jahren ungefähr gelang ihm mit seinem Roman „Die Tochter des Brandstifters“ der große Durchbruch. Die Kritiker lobten sein Buch und es wurde selbstverständlich mit dem renommierten Falkner-Preis ausgezeichnet. Doch nach diesem Erfolg, wurde es um Grady still. Er ist mittlerweile in den Fünfzigern angekommen und arbeitet seit nunmehr sieben Jahren an einem neuen Buch, welches einfach kein passendes Ende finden will. So haben sich in der langen Zeit, über 2500 Seiten angesammelt. Er schreibt ohne Ziel, ohne sich endgültig auf ein Ende festlegen zu können. Er schreibt um des Schreibens Willen. Ebenso scheint er diese Lethargie beim Schreiben vollständig verinnerlicht zu haben. Denn sein Leben erweckt den Eindruck, dass er nur noch lebt um zu leben. So führt er zum Beispiel eine heimliche Affäre mit der Kanzlerin des Colleges Sara Gaskell (Frances McDormand), welche sich bereits über Jahre hinzieht. Seine dritte Ehefrau Emily hat ihn gerade verlassen. Dennoch kann er sich nicht entschließen mit Sara, die ebenfalls verheiratet ist, endlich eine offizielle Beziehung einzugehen. Zu viele Bedenken und Zweifel plagen ihn. Zumal besucht ihn sein Lektor Terry Crabtree (Robert Downey jr.), um endlich das Manuskript von Grady lesen zu können. Hinzu kommen noch die Studentin Hannah Green (Katie Holmes), die eindeutige Acvancen macht und für Grady zu schwärmen scheint und der Student James Leer (Tobey Maguire), der sich als äußerst begabter Schriftsteller herausstellt und bereits einen Roman verfasst hat, auf welchen Terry Crabtree ein Auge geworfen hat. Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen und Grady findet sich vor einem Haufen vor Problemen wieder, die einiger Entscheidungen bedürfen. Wird er aus seiner Lethargie, aus seinem Schlaf erwachen? Oder wird er sich hinter seinen geschriebenen Seiten verstecken und den Konfrontationen aus dem Weg gehen?
                                      Der Film kann mit großen Schauspielern aufwarten. Zu nennen wären hier zum einen Michael Douglas, Robert Downey jr, Frances McDormand und zum anderen Tobey Maguire und Katie Holmes. Dennoch ist kein großer Film aus diesen großen Namen entstanden.
                                      „Die WonderBoys“ besitzt eine feine Melancholie, die nur durch einige Pointen durchbrochen wird. Thema diese Films ist die Angst. Die Angst zu leben. Das zu machen, was man sich im Innersten zwar wünscht, aber aus gewissen Zweifeln nicht realisiert. Die Konsequenz, die sich daraus ergibt, scheint ohnehin der einfachere Weg zu sein und so verfällt der Mensch in eine Art Trance. Er ist sich möglicherweise seiner Handlungen noch bewusst, weiß aber insgeheim, dass er sie ändern muss. Bei vielen Menschen ist dies kein Dauerzustand, sondern wechselt sich mit mutigeren, glücklicheren Phasen ab. Doch bei Grady sind aus diesem schwermütigen Zustand bereits sieben Jahre geworden. Er muss sich endlich wieder endgültig für etwas entscheiden und diesem vagen Zustand, diesem Sumpf des Wartens entkommen.
                                      Die Handlung wird solide inszeniert, doch kann sie den Zuschauer nicht vollends erfassen. Es ist zwar unterhaltsam mit anzuschauen in welches Problem Michael Douglas als nächstes stolpert, aber leider nicht mehr. Dazu fehlen unter Umständen, die dramatischen Momente oder eben die Extreme: Die Darstellung von grenzenloser Freude und bedrückendem Seelenschmerz.
                                      Dennoch bietet der Film viele Ansätze, die den Zuschauer womöglich gedanklich stimmen könnten. Denn an so mancher Stelle wird man sich selbst oder Personen, die man kennt, wiedererkennen.
                                      Wer sich eher mit actiongeladenen Filmen vergnügt, wird mit „Die WonderBoys“ bestimmt nicht seine Freude haben, da trotz einer Turbulenten, der Film in einem ruhigen Stil gehalten ist. Alles andere hätte ihn auch mit Sicherheit, seiner Melancholie beraubt.
                                      Ein Film, der zwar solide unterhält, aber rückblickend betrachtet den Zuschauer nicht wirklich erreicht. Wer ein Anhänger von Micheal Douglas ist oder etwas für solche leicht melancholischen Filme übrig hat, kann allerdings mal reinschauen.

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                                      • 8 .5

                                        Amerika im 19 Jahrhundert. Die zu teilen karge und unfruchtbare Landschaft wird mehr und mehr mit einem Netz aus Schienen durchzogen. Die Eisenbahn soll das neue Transportmittel im Wilden Westen werden. Vorbei die Zeit der Pferde und Kutschen und vorbei die Zeit der Stille. Denn hinter dem Unternehmen Amerika mit der Eisenbahn zu vernetzen, lauert das große Geschäft. So ist es nicht verwunderlich, dass um das Geld, welches in Aussicht steht, ein regelrechter Krieg entbrennt. Denn neben alldem Lärm durch die Bauarbeiten, werden auch ebenso die Stimmen der Gier laut.
                                        Der Film erzählt von der Auseinandersetzung zwischen den skrupellosen Bahngesellschaften und den Menschen, die deren Gewinn buchstäblich im Weg stehen.
                                        Brett McBain (Frank Wolff), ein verwitweter Farmer, hat vor einiger Zeit mit seinen Kindern, ein Stück Land gekauft, welches außerhalb der Stadt in der Wüste liegt. Einige hielten ihn für verrückt, sich dort niederzulassen, da das Land sehr trocken und unfruchtbar ist. Doch dies war McBain durchaus bewusst. Einziger Beweggrund dieses Fleckchen Erde zu kaufen, war die Eisenbahn. Denn die geplante Route der Bahn führt gerade durch dieses Land. Das Motiv der Eisenbahnunternehmer dabei ist, dass dort die einzige Wasserquelle im Umkreis von 50 Meilen zu finden ist. Da es sich bei der Eisenbahn, um eine Dampflokomotive handelt, benötigt diese ständig Wasser. Der tatsächliche Plan von McBain ist es, einen Bahnhof zu bauen. Diesen muss er, laut Vertrag, errichten bevor die Eisenbahnschienen das Land erreicht haben. Andernfalls verliert er die Rechte an dem Grundstück. Doch gelingt es ihm einen Bahnhof innerhalb der Frist zu bauen, würde das für ihn zu unermesslichen Reichtum führen. Denn ein Bahnhof ist der Grundstein einer Stadt, von welcher dann McBain der Gründer wäre. Doch sein Vorhaben soll sich anders gestalten als gedacht. Mr. Morton (Gabriele Ferzetti), der Baumeister der Eisenbahnlinie möchte um jeden Preis verhindern, dass McBain rechtzeitig eine Station bauen kann. Er selbst möchte das Land besitzen. Aus diesem Grund schickt er eine Gruppe von Outlaws zur „Sweetwater Ranch“ (so hat McBain seine Farm genannt), dessen Anführer Frank (Henry Fonda) ist. Frank und seine Männer gehen bei der Landerschließung äußerst rücksichtslos und brutal vor. So erschießen sie sowohl McBain selbst als auch alle seine Kinder. Währenddessen kommt am Bahnhof Jill McBain (Claudia Cardinale) an. Sie und Bret haben vor einem Monat geheiratet und nun wollten sie gemeinsam auf der „Sweetwater Ranch“ leben. Als sie allerdings dort ankommt, werden sie mit den Leichen ihres Mannes und dessen Kinder begrüßt und ahnt noch nicht in welcher Gefahr sie sich befindet, die sie durch das unerwartete Erbe bedroht. Sie bleibt als Witwe allein im Kampf gegen den eiskalten Geschäftsmann Morton und seinen erbarmungslosen Handlanger Frank. Doch als sie ihre Situation zu erkennen scheint und sie sich den Killern von Morton ausgesetzt sieht, taucht plötzlich ein unbekannter Mann (Charles Bronson) auf. Er trägt ständig eine Mundharmonika mit sich, die er hin und wieder auch bespielt. Er hilft ihr aus ihrer prekären Situation und rettet sie vorerst vor den Mördern. Ein dunkles Geheimnis scheint ihn an diesen Ort verschlagen zu haben. Doch weshalb trägt er ständig eine Mundharmonika mit sich? Was hat es mit der sich wiederholenden Melodie auf sich, die er spielt?
                                        Die Hitze, die in der Luft liegt und hin und wieder mal von etwas aufgewirbeltem Staub abgewechselt wird, verleiht der menschlichen Seele eine unvergleichliche Monotonie. Die Sinne sind getrübt von dieser unerträglichen brütenden Sonne. Der einzige Weg in dieser Hölle sich zu behaupten ist: erbarmungsloser Opportunismus! Neben alldem Vergnügen an Gewalt und der zerstörerischen Gier, ist das einzige Gefühl, welches dort existieren kann, die Rachsucht.
                                        Sergio Leone greift diese Atmosphäre des Amerikas im 19. Jahrhundert auf und entwickelt daraus ein unvergleichliches Epos, welches durch atemberaubende Musik von Ennio Morricone unterlegt wird. Dabei lässt sich der Film viel Zeit seine Geschichte zu erzählen. So könnten manche Szenen für den einen oder anderen Zuschauer, einen zu langen Atem besitzen. Dennoch sei diesen Szenen verziehen, da „Spiel mir das Lied vom Tod“ es meisterlich gelungen ist, Musik und Bild in Szene zu setzten, gar mit beiden Elementen zu spielen. So manifestiert sich beispielsweise die weltweit berühmte Melodie, die auf der Mundharmonika gespielt wird als eine bedeutungsvolle Komponente innerhalb der Erzählung.
                                        An vielen Stellen scheint sogar die Musik anstelle des Dialogs einzusetzen und erzeugt in diesem Moment eine unverkennbare Spannung, welche den Zuschauer packt. Ebenso verhält es sich mit der Atmosphäre in dem Film. Die sengende Hitze vergangener Zeit scheint förmlich den Zuschauer zu betäuben. Möglicherweise liegt es gerade an dieser langsamen Erzählweise, aber man könnte glauben sich von Anfang bis zum Ende des Films tatsächlich im Wilden Westen zu befinden oder zumindest nur für einen Augenblick.
                                        Was ein wenig am Ende, neben der Langatmigkeit, stören könnte ist, dass nach der Auflösung der Film abrupt endet und man sich als Zuschauer noch mehr Information gewünscht hätte.
                                        Dennoch ein Film, der selbst sollte man ansonsten kein Freund des Westerns sein, eine Sichtung ohne jeden Zweifel wert ist. Denn was hier geboten wird, eröffnet dem Zuschauer eine neue, andere Perspektive des Films. Unvergleichlich arbeiten Bild und Musik zusammen und ergänzen sich in einer nie zuvor gesehenen Art, dass alleine diese Erfahrung es lohnenswert macht, „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu sehen.
                                        Sergio Leone hat mit diesem Film trotz einigen Längen, einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der sich mit Sicherheit vor heutigen Produktionen nicht verstecken muss.

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                                        • 4 .5

                                          Der mysteriöse Mord an einer Prostituierten namens Teresa Banks führt die beiden FBI-Agenten Chester Desmond (Chris Isaak) und Sam Stanley (Kiefer Sutherland) nach Deer Meadow. Während Sam die Leiche näher untersuchen möchte und mit ihr daher aus der Stadt abreist, versucht Chester einige Spuren zu finden. Dabei verschwindet er auf ebenso mysteriöse Weise, wie der zu untersuchende Mord. Nun wird Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) auf den Fall angesetzt. Zu seinem Bedauern kann er jedoch den Fall nicht lösen. Aber eins ist ihm bewusst und zwar dass ein schreckliches Geheiminis über dem Ort zu schweben scheint und er ahnt, dass es noch zu weiteren Morden kommen wird. Ein Jahr nach diesen Vorfällen wird nun die Geschichte, der 17-jährigen Laura Palmer (Sheryl Lee) erzählt, welche in Twin Peaks lebt und auch dort zur Schule geht. Ihr Leben weist gewisse Parallelen mit dem von Teresa Banks auf. In ihr, von außen betrachtendem glücklichem, Leben scheinen sich unheimliche Dinge einzuschleichen. Immer mehr verliert sie sich dabei in einem Meer aus Drogen und Sex, bis das Mysteriöse in einem verstörenden Höhepunkt gipfelt, der ihr Leben vollkommen verändert. Welcher böse Geist ist in dem Städtchen Twin Peaks eingekehrt? Welches Geheiminis verbirgt sich hinter ihm? Sind die Parallelen zu Teresa Banks nur Zufall? Was ist mit diesen Frauen passiert?
                                          Was sich zunächst wie ein „normaler“ Thriller zu entwickeln scheint, entpuppt sich am Ende als ein verstörender Lynch-Film. Denn aus den vom Anfang unternommen Untersuchungen, entsteht der Eindruck nun zu erfahren, was mit Teresa Banks geschehen ist. Was beispielsweise der Buchstabe „T“ unter ihrem Nagel zu bedeuten hat. Was dieser grüne Ring? Stattdessen wird mit dieser Normalität gebrochen und der Zuschauer findet sich schlagartig im typisch unheimlichen Lynch-Universum wieder. Nun begleitet der Zuschauer die junge Laura Palmer auf ihrem hemmungslosen Leidensweg, der mit dem Tod endet. Die Spannungskurve verschwindet in der Versenkung, da man sich nun einem „Teenie-Film“ zu widmen glaubt. Tatsächlich soll aber an Laura das Verbrechen eines bösen Geistes exerziert werden, welcher möglicherweise auch am Tod von Teresa schuldig ist. Doch gerade dieser Abschnitt mit Laura kann nicht überzeugen. Der Zuschauer sieht eine ständig weinerliche und hysterische junge Frau, die geplagt von ihren Visionen, abwechselnd von ausgelassener Freude zur heulenden Verzweiflung schwankt. Vor allem dieses konstante Jammern geht zuweilen einem auf die Nerven und man hofft, dass Laura doch recht bald ihr Ende finden wird.
                                          Wie es für Lynch typisch ist, lässt sich im Film eine Vielzahl an Symbolen und geheimnisvollen Rätseln finden, die es zu deuten beziehungsweise lösen gilt. Was im Gegensatz zu anderen Filmen von ihm (z.B. „Lost Highway“) hierbei jedoch fehlt, ist die Motivation dies auch zu tun. Laura wirkt in solch einem Grade unsympathisch und die Handlung derart konstruiert, dass bei einem schier die Lust fehlt zu versuchen, dieses Konglomerat an Geheimnissen zu entwirren. Es wird also ein Lynch-Universum geboten, das über nur eine geringe Anziehungskraft verfügt. Im Gegensatz zu sonstigen Filmen von David Lynch. Hinzu mag noch kommen, dass „Twin Peaks: Fire Walk with Me“ sehr vielversprechend beginnt und gekonnt einen Spannungsbogen aufzieht. Dieser wird aber mit einem Male dem Zuschauer entrissen und es beginnt eine neue, eine andere Geschichte, sodass bei einigen das Gefühl des Betrugs aufkommen könnte. Betrogen um einen spannenden Thriller.
                                          Vielleicht war dieser Bruch Bedacht gewählt und mit Sicherheit ist es im Vorhinein klar, dass man keinen „normalen“ Thriller geboten bekommt, da David Lynch als Regisseur zu Werke war. Doch trübt eben diese Tatsache dennoch den ohnehin schwachen Film ungemein. Einzig und allein die Musik von Angelo Badalamenti sticht aus diesem Film hervor. Unvergleichlich schafft es Badalamenti mit wenigen fast schon hypnotisierenden Melodien, eine mysteriöse Atmosphäre zu schaffen, die den Zuschauer in seinen unheimlichen Bann ziehen.
                                          Hätte die Musik von Angelo Badalamenti gefehlt, würde die Kritik noch weitaus schlechter ausfallen, da ansonsten der Film zu vielen Schwächen aufweist. Neben einer zwar mysteriösen aber schwachen Handlung und nicht überzeugenden Schauspielern, besitzt „Twin Peaks: Fire Walk with Me“ schlichtweg keine packende Atmosphäre, die womöglich die Langatmigkeit der Erzählung verzeihen würde.
                                          Selbst für Anhänger von Lynch könnte dieser Film eine Enttäuschung darstellen, denn man wird nicht den Eindruck los, dass hier lediglich einige bekannte Symbole aus der Serie „Twin Peaks“ entnommen wurden und dann in einen mysteriösen Kontext ohne wirklichen Hintergedanken eingebettet wurden. So zumindest der Eindruck.

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                                          • 8

                                            William Munny (Clint Eastwood) ist ein ehemaliger Outlaw, der für Geld zahlreiche Verbrechen begangen hat. Nun lebt er, dank seiner verstorbenen Frau, mit seinen Kindern auf einem Stück Land und betreibt eine kleine Schweinefarm. Doch bei all dem Anstand, bleibt das Glück ihm fern. So erkranken viele Schweine an der Schweinepest. Um die Farm und seine Familie steht es finanziell gesehen schlecht. Da erfährt William, dass auf zwei Viehtreiber aus Big Whiskey, ein Kopfgeld von 1000 Dollar ausgesetzt wurde. Kurzerhand verlässt er seine Kinder und die Farm und reitet nach Big Whiskey. Auf dem Weg dahin gesellt sich noch sein ehemaliger Partner Ned Logan (Morgan Freeman), der ein ausgezeichneter Schütze ist, dazu. In dem Städtchen angekommen, gestaltet sich der scheinbar „einfache“ Auftrag, allerdings anders als geplant.
                                            Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ bietet dem Zuschauer eine beeindruckende Atmosphäre, die nicht zuletzt neben den guten Schauspielern und der wunderbaren Musik, durch die authentische Landschaft erzeugt wird. Die Geschichte und deren Inszenierung verstehen es den Zuschauer zu unterhalten und in die Welt des Westerns zu befördern. Dennoch kommen einige Zweifel über den Auslöser der Handlung auf. Einer Prostituierten wird das Gesicht zerschnitten. Die Schuldigen werden auch bestraft und kehren mehr oder weniger reumütig mit einem Präsent als Entschuldigung zu ihrem Opfer zurück. Trotzdem beschließen die anderen Prostituierten, die Übeltäter mit dem Tode zu bestrafen und setzen daher ein immenses Kopfgeld auf sie aus. An diesem Punkt könnte sich so manch ein Zuschauer wundern. Denn als man die verletzte Frau und ihre Wunden sieht, mögen diese vielleicht unschön wirken, doch zeugen sie nicht von einer ekelerregenden Entstellung. Ein paar Schnitte im Gesicht und eine Handvoll hysterischerer, selbstgerechter Frauen schwören Rache. So zumindest der entstandene Eindruck, was die Motivation der Geschichte betrifft. Glücklicherweise rücken diese in den Hintergrund und in den Fokus treten jegliche Klischees des Western. Diese werden aber keinesfalls bestätigt oder gar glorifiziert. Nein! Ganz im Gegenteil wird der einstige Glanz des Westerns mit seinen rücksichtslosen Verbrechern und den furchtlosen „Helden“, durch eindringliche Wirklichkeit getrübt. Mit einem gewissen Anteil an Komik, den der Film neben all der Tragik enthält, schließt Clint Eastwood womöglich mit einem Teil seines Lebens ab. Er schlüpft zum letzen Mal in die Rolle eines Cowboys und in Gedenken an „seine“ Regisseure (Sergio Leone und Don Siegel) erschafft Eastwood, einen überzeugenden Westernfilm, der jedoch den Glanz vergangener Westernfilme, in einem neuen Licht erscheinen lässt. Man könnte fast schon sagen: Der Westernfilm sei mit „Erbarmungslos“ ebenso wie Clint Eastwood gealtert, erwachsen geworden. Erwachsen aus all dem Pathos, aus all der Idealisierung. Zurück bleibt nur das Spiel mit diesen, welches am Ende das wahre Gesicht von Gewalt offenbart. Zerstörung und Trauer.
                                            „Erbarmungslos“ kann man als ein Abgesang auf den Westernfilm anerkennen. Routinierte Zuschauer in Sachen Western werden daher sicher nicht enttäuscht werden. Selbst wenn man über keinerlei Kenntnisse verfügt, wird man „Erbarmungslos“ als Zuschauer, auf Grund guter Schauspieler, passender Musik und hervorragender Inszenierung, genießen können.

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                                            • 6 .5

                                              Im Sommer 1977 treibt ein Serienkiller in New York sein Unwesen. Er nennt sich selbst „Son of Sam“. Nachdem er bereits sieben Menschen umgebracht hat und die Polizei noch keine brauchbare Spur hat, nimmt sich ein Mafiaboss der Sache an und setzt einige Männer auf den Fall an. Vinny (John Leguizamo) und seine Frau Dionna (Mira Sorvino) leben im Stadtteil Bronx. Die Ehe der beiden scheint nur noch Fassade zu sein, die langsam zu verfallen beginnt. Außerdem ist ein alter Freund von Vinny und Bekannter im Viertel zurück. Richie (Adrien Brody) hat sich aber äußerlich stark verändert. Er hat sich der Punk-Szene angeschlossen. Viele im Viertel und auch Vinny beginnen sich von ihm zu distanzieren. Er ist nicht mehr einer von ihnen und das lassen sie ihn auch spüren. Zu allem Überfluss tanzt Richie in einem Schwulenclub und dreht Pornos. Nachdem nochmals Menschen ermordet werden und sich der Kreis der Verdächtigen immer kleiner ziehen lässt, gerät Richie in Verdacht der „Son of Sam“ zu sein. Er verhält sich, aus Sicht der Anderen im Viertel merkwürdig. Er gilt daher von nun an als der gesuchte Mörder. Vinny kann dies nicht glauben und die Probleme in seiner Ehe kulminieren mit dem Konflikt zwischen seinem besten Freund Richie und ihm. Ist er der Mörder? Sollte er seinen Freund verraten? Die Probleme scheinen Vinny zu erschlagen und so mündet alles in einem dramatischen Ende.
                                              Die Schauspieler, der Schauplatz und die Musik schaffen eine gelungene Atmosphäre. So beginnt die Geschichte um ein Viertel in dem ein Mörder umgeht vielversprechend. Der Spannungsbogen beginnt allmählich sich zu spannen und man taucht als Zuschauer in das New York der 70er Jahre ein. Doch sogleich folgt das große Manko des Films, welches jegliche Möglichkeiten auf Spannung zerstört. Dem Zuschauer wird nach kurzer Zeit der Mörder gezeigt. Waren es zu Beginn nur einige Umrisse sprich der Zuschauer wurde in Unwissenheit über die Identität des Mörders gelassen, wird eben gerade die dem Zuschauer präsentiert und so klingt darauffolgend der Spannungsbogen vehement ab. Nun stehen die zwischenmenschlichen Probleme im Fokus der Geschichte. Nur beiläufig werden einige Ausschnitte aus dem Fernseher gezeigt, die den Betrachter informieren, dass es den Mörder noch gibt. Der Mörder und die Suche nach diesem sind vielmehr Auslöser für folgenreiche Konfrontationen, die die Spannung unter den Menschen zu Tage fördert.
                                              So zerrissen der Protagonist Vinnie ist, ebenso verhält es sich mit dem Film. Neben einigen Gewalt- und Sexszenen, glaubt man manchmal eine Seifenoper zu sehen. Wie bereits gesagt, werden mehr und mehr die Schwierigkeiten einzelner Menschen gezeigt. Der Zuschauer ist also nicht mehr auf einer Suche nach dem Mörder. Dies hat bereits der Regisseur für einen getan. Nein, man begibt sich auf die Suche nach Problemen der Zwischenmenschlichkeit, Vertrauen, Liebe und Freundschaft.
                                              Am Ende kommt der Film noch einmal, wie zu Beginn in Fahrt und baut gekonnt einen dramatischen Höhepunkt auf, der auch den Zuschauer fesselt. Doch mildert dies nur ein wenig die etwas langatmige Erzählweise, die sich durch eine Vielzahl an Sexszenen auszeichnet. Der Film überzieht leider sein mögliches Pensum an Zeit und zusammengenommen mit der Tatsache, dass man als Zuschauer den Mörder bereits kennt, wirkt „Summer of Sam“ so ermüdend, wie ein langer und heißer Bürotag im Sommer.

                                              • Ich finde immer noch, dass James Gandolfini nicht wirklich wie ein Mafiaboss aussieht.
                                                Hätte ihn daher auch etwas weiter oben angesiedelt. Dennoch eine gute Liste, die ohne jeden Zweifel von Bryan Cranston angeführt wird. Er ist und bleibt als Walter White, einer der Bad Boys!

                                                • 5 .5

                                                  Basil (Alan Bates) ist ein gebildeter Mann und von Beruf Schriftsteller. Er hat allem Anschein nach, sein Leben behütet verbracht und ist nie ein wirkliches Risiko eingegangen oder anders gesagt: Er hat noch nie ein Abenteuer bestritten. So kommt es, wie gelegen, als Basil eine Braunkohlemine auf Kreta erbt. Als er im Hafen auf das Schiff nach Kreta wartet, lernt er den lebenslustigen und wunderlichen Alexis Sorbas (Anthony Quinn) kennen. Sorbas hat nach eigener Aussage bereits in einer Mine gearbeitet und so stellt Basil, den ihm noch unbekannten Mann, als Vorarbeiter an. So reisen die beiden Männer auf die Insel Kreta, welche sowohl für Basil als auch für Sorbas, so einiges an Überraschungen zu bieten haben wird.
                                                  Sobald die beiden Hauptfiguren auf der Insel ankommen, wird man ebenso wie Basil in eine völlig fremde Welt geworfen und hätte Basil nicht Alexis bei sich, wäre er verloren. Doch der erste Eindruck, die anfängliche Befremdlichkeit würde mit der Zeit verfliegen, stellt sich keineswegs ein. Die Menschen auf Kreta und ihre Sitten bleiben dem Zuschauer verschlossen und wirken, vielleicht bedingt durch ein Gefühl des Fremden, sehr unsympathisch. So werden die Bewohner Kretas als gnadenlose und extrem konservative Gruppe dargestellt, die sich zum Geschrei und Gejammer der alten Frauen zu bewegen scheinen.
                                                  Während man den beiden Hauptfiguren (Basil und Alexis) an mancher Stelle Sympathie entgegenbringt und Verständnis für ihr Verhalten aufbringt, wandelt sich dies sprunghaft ins komplette Gegenteil.
                                                  Diese Ambivalenz erstreckt sich über den gesamten Film. So bleiben bestimmt einige wenige Momente im Gedächtnis des Zuschauers. Doch beinhaltet der Film einen zu langen Erzählatem, dass „Alexis Sorbas“, weniger unterhält und mehr die Zeit zu stehlen scheint.
                                                  Zwar treffen mehr als deutlich, zwei unterschiedliche Lebensvorstellungen aufeinander. Der reservierte, gebildete Basil und der aufbrausende, lebensfreudige Alexis. Daraus ergeben sich in einigen Szenen, wunderschöne Dialoge, die den Zuschauer zum Nachdenken anregen. Doch bilden solche Momente die Ausnahme.
                                                  Es ist die Erzählung zweier Männer, die gemeinsam Scheitern und dennoch Tanzen. Warum? Aus zwei Gründen: Der erste Grund mag banal klingen, bildet jedoch das Fundament für den zweiten Grund. Sie haben sich gefunden und sind Freunde geworden. Möglicherweise waren sie es bereits zu Beginn, doch am Ende wird dem Zuschauer, ein gestärktes Band der Freundschaft präsentiert. Darin liegen ihr Glück und der zweite Grund für ihren gemeinsamen Tanz. Ihnen wurde, ein anderer Blick auf das Leben gezeigt. Eine neue Perspektive eröffnet, die ihr Leben ohne Frage bereichert hat.
                                                  Ein anderer Gedanke erlaubt zu glauben, Basil habe nun von Alexis gelernt, das Leben mit den Händen zu packen und sollte man mal danebengreifen, bloß nicht aufgeben. Sondern stattdessen tanzen und mit einem Lächeln, einen neuen Versuch beginnen.
                                                  „Alexis Sorbas“ bietet einiges an Szenen, die den Zuschauer nachdenklich stimmen, aber nicht fesseln. Anthony Quinn spielt seine Rolle überragend und trägt zuweilen den Film alleine. Dennoch überwiegen die negativen, skurrilen Momente, die sich mit einer langatmigen Erzählweise verbinden und dadurch „Alexis Sorbas“ zu einem missglückten und ermüdenden Film verkommen lassen.

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                                                  • 7 .5

                                                    Ausgelassene Sexorgien und sinnlose Gewalt bestimmen das Leben einiger Jugendlicher, deren einzige Motivation der Spaß an der Freude ist.
                                                    Der Zuschauer begleitet Alex, einen Anführer einer kleinen Bande aus sadistischen Halbstarken, die ohne Rücksicht auf Verluste ihr Vergnügen haben wollen. Er erzählt dem Zuschauer seine Geschichte. Nach einigen Eskapaden landet Alex von seinen Freunden verraten im Gefängnis. Das Urteil lautet vierzehn lange Jahre. Nach zwei Jahren wird Alex hellhörig als er von einem Resozialisierungsprogramm der Regierung hört und meldet sich freiwillig, um an diesem Experiment teilzunehmen und endlich den Gefängnismauern entkommen zu können. Er wird darauf konditioniert seinen einstigen Vorlieben, rabiate Gewalt und Sex, zu entsagen. Die frühere Lust kehrt sich in einen derartigen Ekel um, dass Alex am Ende der experimentellen Therapie geheilt scheint. Er wird demnach entlassen und kehrt nach Hause zurück. Doch als er dort ankommt, scheint ihn als das Leid und das Unheil aus vergangener Zeit einzuholen.
                                                    Wie bereits im Film „2001: Odyssee im Weltraum“, der einige Jahre zuvor erschien und bei welchem Stanley Kubrick ebenfalls für Regie und Drehbuch verantwortlich war, finden sich als musikalischen Untermalung, klassische Stücke. Doch während bei „2001: Odyssee im Weltraum“ dem Zuschauer atemberaubende Aufnahmen präsentiert werden, liegt der Fokus in „Clockwork Orange“ auf der Darstellung von Gewalt und Sex. Bildeten die Musik und die Bilder in „2001“ eine geschlossene Einheit, werden durch das Einspielen von klassischer Musik zu gewalttätigen und obszönen Szenen, unverkennbare Kontraste erzeugt, die ihre Spuren beim Zuschauer hinterlassen.
                                                    Bis Alex, der Protagonist und Erzähler des Films im Gefängnis landet, erscheint „Clockwork Orange“ in erster Linie skurril und surreal und all die in Szene gesetzten Darstellungen von sinnloser Gewalt und zügellosem Sex fügen sich nicht so recht in einen Handlungsrahmen, der den Zuschauer zu fesseln weiß. Unter Umständen schockierten die Bilder zur damaligen Zeit. Dies kann man aber mit heutigen Maßstäben betrachtend ohne jeden Zweifel nicht mehr behaupten. In dieser Hinsicht geht dem Film bestimmt etwas an Wirkungskraft verloren. Doch diese entfaltet sich ohnehin erst im späteren Verlauf des Films, in dem der Zuschauer sich mit gesellschaftskritischen Fragen auseinandergesetzt sieht. Hier zeigen sich beispielsweise Täuschungsmechanismen politischer Machtinhaber, Sadisten in Polizeiuniform und verarmte, obdachlose Menschen, welche im Kontrast zu einzelnen, wohlhabenden Personen stehen. Über all dem schweben Fragen, wie: Was bedeutet Gerechtigkeit? Auge um Auge, Zahn um Zahn? Oder verbirgt sich womöglich hinter diesem Begriff ein komplexer, gar nicht realisierbarer Gedanke? Sind die gewalttätigen und sexuellen Übergriffe, Ausdruck einer durch die Zivilisation sprich Kultur unterdrückten Natur? Sind sie (die Übergriffe) ein Versuch sich von den Fesseln der Selbstbeherrschung zu befreien? Oder verbergen sich jeweils individuelle Ursachen hinter den Taten?
                                                    Das Schicksal von Alex bekommt durch die intelligente und berührende zweite Hälfte des Films, eine schleichende kulminierende Tragik, welche den Zuschauer betroffen macht.
                                                    Diese Tragik und die Fragen, die sich mit diesem Film für den Zuschauer ergeben, lassen neben all den Sex- und Gewaltszenen, einen innovativen und auch revolutionären Film erscheinen, der es durch die Regie von Stanley Kubrick schafft, den Zuschauer auf einer visuellen und emotionalen Ebene zu berühren. Dennoch wirkt die Atmosphäre in dem Film zu skurril und surreal, sodass sich eine spürbare Distanz bildet. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.
                                                    „Clockwork Orange“ hat sich zu einem Kultfilm entwickelt. Dies zeigt sich auch in den Bewertungen, welche in einer fast schon unheimlichen Majorität, den Film auf ein unerreichbares Podest stellen.
                                                    Ohne jeden Zweifel hat Regisseur Stanley Kubrick mit seinem Film, den Nerv der Zeit getroffen und dies führte zu vehementer Kritik und Verboten des Films. Da Darstellungen von Sex und Gewalt zuvor nie, so inszeniert wurden. Es muss aber aus heutiger Sicht gesagt sein, dass deren Wirkung verblasst ist. Dem Zuschauer zeigt sich so ein interessanter, skurriler Film, der durch seine behandelten Themen und die schleichende Tragik des Protagonisten, sich aller Zeiten enthebt. So mögen manche ihn daher als Meisterwerk betiteln. Fakt ist, ob nun Meisterwerk oder nicht, dass man als Zuschauer „Clockwork Orange“, zwar nicht unbedingt gesehen haben muss, sollte man sich nur oberflächlich mit dem Medium Film auseinandersetzen, das Sehen des Films dennoch seine Zeit Wert ist.

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