MoeByDays - Kommentare

Alle Kommentare von MoeByDays

  • 7 .5
    MoeByDays 01.12.2022, 11:55 Geändert 01.12.2022, 12:43
    über X

    Schmutzig, fies & ein bisschen irre. "X" ist eine handwerklich makellos inszenierte Hommage an das Horror-Kino der 70s & 80s und trifft den Ton aus verstörenden Bildern, Seriosität & stereotypen Genre-Vibes richtig gut. Die Effekte sind spitze, die Maske der Antagonisten geil, fies-eklig & mit dem richtigen Grad an Überzeichnung eingesetzt. Auch die bisweilen doch recht drastische Darstellung überrascht & liefert einen guten Spagat aus expliziten Einstellungen, ausufernder Gewalt & humorlos-zweckdienlichen Tötungen. Insgesamt hatte auch die FSK hier wohl einen guten Tag. Überraschend gut funktioniert auch die für Genre-Standards doch sehr ausgiebige Exposition. Die Story ist ansonsten angenehm reduziert, gibt aber genug für ein bisschen Meta-food-for-thought her und kokettiert dabei mit den gängigen Genre-Regeln zwischen Trieb, Sex & Frustration auf eine besonders unangenehme Art & Weise. Nicht übertrieben deep, aber doch irgendwie clever. Darüber hinaus liefert "X" sogar einige wirklich ansprechende Kameraeinstellungen. Einordnen würd ich den Film letztlich irgendwo zwischen Retro-Slasher, 'Texas Chainsaw'-Terror & einer Prise elevated Horror mit morbidem Arthouse-Schwips. Gerne mehr davon!

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    • 5
      MoeByDays 24.11.2022, 15:22 Geändert 24.11.2022, 15:33

      'Smile' ist routiniert, stibitzt den größten Kniff aber beim deutlich stimmigeren 'It Follows' und führt den Plot ansonsten äußerst uninspiriert & vorhersehbar durch die oft-gesehene Formel einer Protagonistin, die ihr psychothrill-hokuspokus-angeswaggertes Martyrium in detektivischer Eigenarbeit durchstehen muss, weil ihr Umfeld sie für paranoid & bekloppt hält. Dazu gibt's noch ein kleines Familientrauma, einen verflossenen Ex-Cop und einen Haufen Jumpscares. Das ist alles wirklich nicht mies und wird gerade in der ersten Hälfte sogar noch ganz stimmungsvoll & mysteriös vorgetragen - insgesamt wirkt der Film aber auf mich einfach zu bemüht, zu pseudo-fies, zu unausgegoren. Schade finde ich vor allen Dingen, dass 'Smile' es anders als 'It Follows' überhaupt nicht schafft mit der Paranoia des Zuschauers zu spielen und sich stattdessen in eine höhere Schockeffekt-Schlagzahl flüchtet. Trifft für mich trotz okay'er darstellerischer Leistungen & solidem Tempo einfach nicht den richtigen Ton zwischen Popcorn- & elevated Horror. Wem die Prämisse hier schon Spaß macht, der sollte 'It Follows' auf jeden Fall mal sichten.

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      • 4 .5
        MoeByDays 08.11.2022, 12:25 Geändert 08.11.2022, 17:18

        [Let Op, Spoiler!] Auch im dritten Teil der Reboot-Trilogie wird mal wieder versucht alles ein bisschen anders anzugehen. Statt einem Oldschool-Slasher gibt es zum vermeintlichen Abschluss ein psychothrill-angehauchtes, äußerst deprimierendes Horrorfilmchen über Haddonfield's gescheiterte Existenzen. Die Atmosphäre ist hier und da sicherlich ganz stimmig. Im Kontext wirkt das aber genau wie die "Haddonfield Mob vs. Sadisten-Gottkaiser-Michael"-Schlachtplatte 'Halloween Kills' unnötig, irritierend und inkonsequent. Statt einem grande finale wird ein langatmiger Schwenker in fremdes Terrain serviert. Sehr viel Exposition, neue Figuren, eine nicht nachvollziehbare Weirdo-Lovestory, viel pathetisches Gebrabbel und vor allem: ganz, ganz wenig Michael. Dass man diesen so würdelos & altersschwach abdanken lässt, ist für Fans eine herbe Enttäuschung. Die neue Trilogie hat stark begonnen, sich dann aber ziellos verirrt und wild pseudoernste Gedankenblitze & Twists zusammengewürfelt. Da täuschen auch die insgesamt sehr hochwertige Ausstattung und einige kreative Kill-Momente leider nicht drüber hinweg. 'Halloween Ends' ist als stand-alone-Nummer sicherlich nicht ganz so übel, vielleicht sogar "ganz ok" - im Kontext eines großangelegten Drei-Teilers, der sich anmaßen möchte diese Geschichte auszuerzählen ist das aber ärgerlich & schwach.

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        • 7
          MoeByDays 07.11.2022, 13:31 Geändert 01.02.2023, 16:29

          'Im Westen Nichts Neues' ist vor allem optisch opulent - toll & schmutzig ins Szene gesetzt, explizit genug aber & auch nur dann drastisch, wenn es sein muss. Richtig gut fand ich auch das schaurige Sound-Design. Die Darsteller spielen und leiden hier ebenfalls sehr überzeugend. Trotzdem bedient sich der Film inhaltlich der Blaupause des (modernen) Antikriegsfilms. Das mag an der Romanvorlage liegen, führt aber eben auch dazu, dass sich alles irgendwie ein wenig zu routiniert anfühlt, um den großen Wurf zu landen. Ganz sicher stimmt hier die Message. Bis auf wenige Szenen ist hier alles trostlos, scheiße, brutal & deprimierend. Die Inszenierung kennt zwischen dem unbarmherzigen Schrecken des Schützengrabens und der durchaus nicht komplett verkitschten Darstellung von Kameradschaft allerdings nur wenig Zwischentöne & führt seine Protagonisten trotz guter Darbietungen eher blass & oberflächlich durch im Großen & Ganzen vorhersehbare Geschehnisse. Das mag im Sinne der Vorlage auch gewollt sein. Im Ergebnis macht es den Film aber für mich fast ein wenig zu steril & distanziert. Die Handlungsstränge um General Friedrich und die Kapitulationsverhandlungen wirkten für mich ebenfalls insgesamt eher unnötig - hier hätte ich gerne noch mehr Zeit mit den Hauptfiguren verbracht. Unterm Strich liefert Netflix hier aber einen wirklich sehenswerten Film ab.

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          • 6 .5

            Auch wenn 'The Watcher' inhaltliche Schwächen hat und den Realismus immer neuen, mal mehr, mal weniger einleuchtenden Twists & Verdachtsmomenten opfert, hat mich dieses durchaus atmosphärische back & forth auf volle Distanz unterhalten können. Die tadellose Inszenierung , der bis in die Nebenfiguren klasse aufspielende Cast, ein großartig unsympathisch bis bemitleidenswert-getriebener Bobby Cannavalle und einige wirklich schaurige Momente machen das für mich zu einer knackigen Nummer, der ich auch das semi-befriedigende Ende verzeihen kann. Solide.

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            • 7
              MoeByDays 07.11.2022, 12:03 Geändert 09.01.2023, 09:08

              Auch Teil 2 überzeugt durch einen klasse Cast, die kurzweilige Story, tolle Kulissen/Kostüme und den äußerst charmanten Genre-Mix. 'Enola Holmes' liefert komödiantisches Detektiv-Rätselraten, Coming-Of-Age-Momente und soviel, bewusst großzügig aufgetragene, feministische Grrrl-Power, dass die HaltStopDasBleibtAllesSoWieEsIst-Fraktion erneut getriggert durch's Netz wüten dürfte. Anders als so manche, für meinen Geschmack zu lieblos auf 'woke' getrimmte Produktion, bekommt der Film vor allem diese feministische Komponente spielend hin, weil er lebendige Figuren zeichnet, den zeitgeschichtlichen Kontext nutzt und das Thema bewusst idealistisch & 'in-your-face' zum Dreh- & Angelpunkt macht. Die Laufzeit ist vielleicht etwas üppig, ansonsten passt hier für mich aber wirklich sehr viel. Vor allem Henry Cavill & Millie Bobby Brown harmonieren wunderschön süß & schrullig zugleich. Dass diese Adaption jetzt sogar noch ein Stück tiefer in die Sherlok-Welt hineinstolpert, gefällt mir ebenfalls ziemlich gut. Well done!

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              • 5 .5
                MoeByDays 18.10.2022, 14:13 Geändert 24.10.2022, 12:53
                über Antlers

                [Let op, Spoiler!] 'Antlers' verschenkt leider das Potential, ein wirklich gutes, ernsthaftes Horror-Drama zu sein und verliert sich mit voranschreitender Laufzeit in der Belanglosigkeit eines mythologisch-angehauchten, aber nie zu Ende gedachten Creature-Horrors. Gerade die erste Hälfte weiß mit guten schauspielerischen Leistungen, trist-bedrohlicher Atmosphäre & ernsten Untertönen zu überzeugen, bietet stimmungsvolle Sets und auch Figuren, die nicht komplett egal sind. Am Ende bleibt davon allerdings nur wenig übrig. 'Antlers' degradiert sich gewissermaßen selbst zu einem willkürlich anmutenden Genre-Mix. Der Film weiß die Balance nicht zu halten, käut auf der Horror-Ebene nur oberflächlich & kurz angebunden altbekanntes wieder und opfert seine durchaus interessante & ernste Prämisse einem gleichermaßen aufgeblasen wie unrealistischen Showdown. Definitiv kein Murks, aber leider auch im Gesamtbild sehr durchwachsen. Geht so.

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                • 6
                  MoeByDays 17.10.2022, 09:07 Geändert 08.12.2022, 10:18

                  Nach zwei Folgen bin ich angesichts der bisweilen sehr miesen Bewertungen positiv überrascht. Flanagan hat ein Händchen für tolle Darsteller und liebevoll inszenierte Figuren, die sich trotz dramaturgischer Überzeichnung ihrer Schicksale lebendig & vielseitig anfühlen. Seine Charaktere holen mich einfach immer ab. Der Horror-Anteil ist bisher moderat & weniger beängstigend als bspw. in 'Hill House', die Art und Weise, wie kleine Spukgeschichten in den Main-Plot eingeflochten werden, gefällt aber durchaus. Schön finde ich auch, dass man trotz des 'young adult'-Aufhängers diese eigenwillige Horror/Drama-Handschrift jederzeit erkennt. Dass er die Kids wie altkluge Erwachsene reden lässt, stört mich weniger - auch weil die Schicksale & das Setting so speziell sind und der Serie ohnehin etwas düster-märchenhaftes anhaftet. Ansonsten hatte ich bisher Spaß, mal sehen, wie es weitergeht.

                  Edit: Die Main-Story entwickelt sich tatsächlich ein wenig zäh und für meinen Geschmack etwas ziellos. Der Binge-Faktor ist gering, das Gesamteindruck leidet dadurch etwas - auch die Entwicklung von Ilonka hat mir nicht gefallen. Dass S2 nicht kommen wird und viele Fragen offen bleiben, macht eine Bewertung noch schwerer. 'The Midnight Club' erfordert etwas Geduld und fühlt sich nicht so rund an wie Flanagans andere Werke. Trotzdem gibt es äußerst liebevoll geschriebene Figuren, super Darsteller, einige sehr gute Mini-Stories & schöne wie tragische Momente.

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                  • 6 .5
                    MoeByDays 04.10.2022, 10:44 Geändert 05.10.2022, 11:15

                    Erstaunlich effektiver Slasher mit atmosphärischem Setting & klasse Pacing. 'Haunt' hat keine Ambitionen irgendwas neues zu erfinden oder aus generischen Genrestandards auszubrechen, nimmt die üblichen Stereotypen samt austauschbaren Figuren, Logikschwächen und Quatsch-Ende mit, bewegt sich ansonsten aber sehr souverän auf Horror/Slasher-Terrain. Gewalttechnisch ist das ziemlich explizit & on-point, inhaltlich wird zwar auf Sparflamme gekocht, aber eben auch nicht unnötig mit Pseudotwists rumhantiert. Die Laufzeit passt ebenfalls. Sicher ganz weit weg von anspruchsvollem Horror, für Genrefans aber auf jeden Fall was für die Oktober-Watchlist und äußerst unterhaltsam.

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                    • 6
                      MoeByDays 19.09.2022, 10:36 Geändert 19.09.2022, 12:35

                      Bin positiv überrascht. Das Pacing stimmt, der hohe Quatschfaktor auch überwiegend. Klar, das ist alles ziemlich albern, mit diesem XXL-Augenzwingern meines Erachtens nach aber auch deutlich weniger cringy, als pseudoernste Eso-Ergüsse wie 'Eternals' oder 'Shang-Chi'. Dazu gibt's einen extrem coolen Christian Bale und ernstere Untertöne, die sich für meinen Geschmack gut in den PopcornComedyVibe einfügen. Hier & da schießt 'Love & Thunder' ganz sicher übers Ziel hinaus - trotzdem ist das nochmal ein MCU-Film, der mich auf einen Sonntagabend gut unterhalten hat.

                      • 6

                        Humorvoll geschriebene, skurrile Figuren und ein gut aufgelegter Cast machen aus 'Werewolves within' einen größtenteils kurzweiligen, schwarzhumorigen "Horror"-Whodunit mit einer Portion Coen-weirdness. Trotzdem muss der Film sich den Vorwurf gefallen lassen, etwas vorhersehbar & schablonenhaft daher zu kommen - das ist aber zu verschmerzen. Im OT durchaus empfehlenswert.

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                        • 6

                          Cooler Aufhänger für einen Young Adult-Film. Setting & Prämisse sind stimmig, die Figuren erwartungsgemäß generisch. Schauspielerisch gefallen Will Poulter & Thomas Brodie-Sangster, der Protagonist weniger. Hin & wieder ist 'Maze Runner' etwas zu bemüht dramatisch & lässt die Kids etwas zu altklug rumschwadronieren, das Geschehen wirkt auch etwas gehetzt. Dafür sieht das alles gut aus & liefert ein Ende, das neugierig macht. So richtig begeistern konnte mich der Film zwar nicht, abendfüllend unterhalten aber schon. Irgendwas zwischen 5,5 & 6 Pünktchen find ich hier angemessen.

                          • 5

                            Generisch, uninspiriert, gewissermaßen aber auch routiniert und nicht all zu peinlich. Die Figuren sind diesmal woke, dafür aber komplett egal. Die Beklemmung vom Original fehlt vollständig, die Bemühungen ein paar sentimentale Feels durch einen überflüssigen Auftritt von Sally Hardesty hervorzulocken ziehen ebenfalls nicht. Dafür stimmen Body Count & Gore-Level. Überflüssig? Bestimmt. Ich hab aber schlimmeren Murks gesehen.

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                              MoeByDays 29.08.2022, 11:17 Geändert 29.08.2022, 14:49

                              Sehr eigenwilliger Genre-Mix mit klasse Besetzung. Zugegeben, man kommt nicht so leicht rein in den merkwürdigen Vibe dieses latent ziellosen noir-angeswaggerten Horror/Dramedy-Hybriden, der immer mal wieder B-Movie-Feels versprüht. Jim Cummings spielt den cholerisch-manischen Kleinstadtbullen aber wahnsinnig intensiv & unterhaltsam. Chaotisch, anstrengend & immer am Rande des Nervenzusammenbruchs fällt es dem Zuschauer zwar nicht so leicht Sympathien für diesen getriebenen End-30er zu entwickeln, das gibt dem Film aber auch den gewissen Drive. Der Horror/Kriminalfall rückt nie zu sehr in den Vordergrund und liefert letztlich auch nur wenig neues. Als sehr figurenzentriertes, coen-esques Thriller-Drama mit B-Movie-Charme hat mich 'The Wolf Of Snow Hollow' aber durchaus positiv überrascht.

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                                MoeByDays 22.08.2022, 11:18 Geändert 23.08.2022, 11:06

                                Bildgewaltig, fantasievoll, skurril, vor allem aber unheimlich detailverliebt, herzerwärmend & süß. Als Zuschauer wird man genau wie Chihiro ohne große Exposition oder Erklärungen hineingeworfen in diese merkwürdige Welt. Miyazaki lässt die Dinge einfach geschehen, erschafft gerade dadurch aber ein unglaublich gefühlvolles Abenteuer mit großartigen Bildern und tollem Score, das fernab von der konventionellen Disney-Formel funktioniert.

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                                • 6 .5
                                  MoeByDays 21.08.2022, 16:00 Geändert 21.08.2022, 16:09
                                  über Nope

                                  [Let op, Spoiler!] Jordan Peele serviert einmal mehr einen unkonventionellen Horrorfilm und bedient sich wild an den verschiedensten Genres. Die Ausführung inkl. Sound & Bild ist exzellent, schauspielerisch ist das ebenfalls 1-2 Ligen über dem Genre-Gros: vor allem Daniel Kaluuya, Steven Yeun & Brandon Perea haben mir gefallen und holen alles aus den zwar nicht unbedingt super-deep, dafür aber kitschfrei & auf den Punkt gezeichneten Figuren. Der Plot schlendert irgendwo zwischen Pferderanch-Familien-Drama, Hollywood-Satire & Ufo-Horror hindurch, gönnt sich bewusst einige Längen - nebst saustarkem & schockierendem Killer-Chimp-Sideplot - und wird so manch einen Zuschauer vermutlich verärgert & ratlos zurücklassen. Tatsächlich gibt es hier nämlich nicht sonderlich viel Horror, trotz geschickter Suspense nur wenig "echten" Thrill und fast gar keine expliziten Bilder. 'Nope' erinnert gewissermaßen an einen M. Night Shyamalan-Film, tauscht aber dessen pseudovertwisteten, bierernsten Meta-Nonsens (sorry, MNS!) gegen eine allgegenwärtige Lässigkeit zwischen Humor, Drama & out-of-the-box-Horror. Für meinen Geschmack war der Film trotzdem eine Viertelstunde zu lang und konnte mich in den actionlastigeren Szenen auf der Ranch nicht komplett packen. Dazu wird die deutsche Synchro der Performance von Keke Palmer (vermutlich?) nicht gerecht. Vor Sichtung der OV gibt es deswegen erstmal vorsichtige 6,5 Punkte mit Potenzial für ein Pünktchen mehr. Begeistert hat mich vor allen Dingen die unkonventionelle Herangehensweise. Jordan Peele steht definitiv auf meiner Liste.

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                                    MoeByDays 15.08.2022, 14:01 Geändert 13.09.2022, 17:40

                                    Nun ja. Schön fand ich die Effekte, das absolut übertriebene, aber unterhaltsame Finale & einige Kamerafahrten. Teilweise auch den Score, weniger aber dessen effekthascherischen, beinahe grotesk wirkenden Einsatz. Die schauspielerischen Leistungen inkl. der Dialoge waren meiner Meinung quasi durchgängig grottig, das Sound-Design zu bemüht und die Story mau. Das alles ist für einen Horror-Streifen eigentlich gar nicht so schlimm, wenn der Vibe stimmt. Bei einigen Filmen liebe ich ja genau diese fehlende Subtilität und die bisweilen stümperhafte Umsetzung. Tatsächlich bewerte ich gerade in diesem Genre sehr versöhnlich, weil ich eine gewisse Nostalgie gegenüber einfältigen Horror-no-brainern verspüre. 'Malignant' haftet in meinen Augen aber eine aufgesetzte Ernsthaftigkeit an, dem die Ausführung einfach nicht gerecht wird. Beim Schauen war ich mir nie sicher, wann der Film charmant trashig und wann hart & schockierend sein wollte. Vielleicht habe ich den Film mit der falschen Stimmung oder im falschen Setting geschaut, mag sein. Ich verstehe auch jeden, der über die Schwächen hinweg sehen kann und Spaß mit dem Film hat. Es gibt aber sicherlich mindestens genau so viele Gründe, den Film kacke zu finden. Für mich hat das unterm Strich einfach nicht wirklich funktioniert.

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                                      MoeByDays 11.07.2022, 09:54 Geändert 27.07.2022, 10:32

                                      [Let op, Spoilers] Nach S01 war ich noch nicht komplett hooked, konnte den Hype aber schon nachvollziehen. Auch S02-03 haben einen unterhaltsamen Binge-Faktor mit einem lächerlich hohen Body Count und liefern alternative Superhelden-Action fernab der immer häufiger enttäuschenden MCU-Feelgood-Oase. Die Idee von 'The Boys' ist zweifelsohne spannend, einige Figuren sind auch wirklich gut geschrieben, die Dialoge ebenfalls. Schauspielerisch haben mir Antony Starr & vor allen Dingen Karl Urban am besten gefallen - überhaupt finde ich Billy Butcher, seine Figur & Story sehr, sehr sehenswert umgesetzt, da treffen sich Drama & Witz einfach wirklich überzeugend. Die eigenwillige Inszenierung um 'Black Noir' in S03 stellt ein weiteres kleines Highlight in Sachen Kreativität und Dramaturgie da - hier hätte ich gern noch mehr gesehen. Andere Handlungsstränge, wie etwa das Hughie/Starlight Beziehungsding, 'A-Train's Bruder-Twist oder der krude Fisch-Porn / Scienetology / Persönlichkeitskrisen-Story-Mix um 'The Deep' konnten mich dagegen nie so ganz abholen, sind aber immer um Diversität bemüht. Die teilweise sehr drastische Darstellung von Gewalt & Sex passt grundsätzlich und schraubt nicht nur den Härtegrad, sondern auch die Skurrilität bisweilen hoch. Sicherlich ist das ein wichtiges Trademark der Serie. Hier liegt dann aber trotzdem irgendwie auch mein Hauptkritikpunkt - das wirkt auf mich hin und wieder dann doch etwas inflationär, zu bemüht "edgy" und gleitet etwas in voyeuristischen Popcorn-Gore ab. So wird bereits in S01 die ganze Palette von Fuß- und Mama-Fetisch bis hin zur Kiemen-Vergewaltigung, Delfin-Road-Kill & dem Missbrauch von Babys als gliedmaßen-abtrennende Laserguns aufgefahren. S02 und S03 bemühen sich hier ordentlich nachzulegen. Krass ist das auf jeden Fall - kreativ auch, keine Frage - in den besten Momenten auch schockierend oder witzig, weil die Serie damit häufig überraschend den Ton ändert. Gewissermaßen verlieren die grenzüberschreitenden Verhaltensweisen der Figuren aber damit relativ schnell an Kraft und man stumpft als Zuschauer ab. Dass Homelander ein Psychopath ist, dem alles zuzutrauen ist, kriegt man schnell mit - seine Figur wird dadurch, dass jede seiner Handlungen gefühlt noch einen drauf setzen muss, aber nicht unbedingt spannender. In all der Unvorhersehbarkeit von 'The Boys' erschöpft sich das Potential für echte Überraschungen dadurch. Hätte mir grundsätzlich etwas subtiler besser gefallen. Überhaupt gehen viele Figuren 'back & forth' in ihren Entscheidungen, vieles wirkt zusammengesponnen und nicht konsistent. Wir sprechen hier aber eben immer noch über eine Comic-Verfilmung - und diese ist zudem, soweit ich verstanden habe, sehr nah an das Original angelegt, sicher ein weiterer Pluspunkt für die Fanbase - cool! Den Spagat zwischen vulgärer Superhelden-Action, Kreativität, Drama & binge-würdigem Popcorn-Storytelling meistert 'The Boys' jedenfalls ziemlich souverän. Sehenswert!

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                                        MoeByDays 07.07.2022, 11:07 Geändert 08.07.2022, 22:26

                                        [Let op, Spoiler!] Sehr atmosphärischer & durchaus emotionaler Coming-Of-Age-Horror-Thriller mit tollen Jungdarstellern, einem schaurigen Ethan Hawke und klasse eingefangenen Sets & Bildern. Die Mystery/Horror-Komponente schwebt immer etwas diffus über dem Plot, lässt sicherlich Interpretationsspielraum – aber nie das Gefühl aufkommen, ein Rätsel darzustellen, das vom Zuschauer entschlüsselt werden soll. Sie ist viel eher Treiber für die Handlung & das Schicksal von Finney und den anderen Kids, als Aufhänger für große Twists & bemühte Erklärungen. Der „Grabber“ bleibt als Figur betont roh, nie zu präsent, kaum in seiner Geschichte & Motiven beleuchtet, aber in seinen Auftritten unheimlich bedrohlich. Im Mittelpunkt der Handlung stehen dafür durchgängig die Kids, deren Probleme zwischen Selbstfindung und Krisenbewältigung ziemlich einfühlsam, aber nie zu aufdringlich in den Entführungsplot integriert werden. Es wird viel angedeutet, aber wenig auserzählt. Der Film lebt vor allem von der dichten Atmosphäre und einer cleveren Erzählweise. So manch einem mag das am Ende nicht genug sein, auch weil nicht immer die allerhöchsten Ansprüche an Realismus gestellt werden, große Aha-Erlebnisse ausbleiben und vieles eben weder erläutert wird, noch wirklich „errätselt“ werden soll. Mich hat es aber von Anfang bis Ende gepackt. Inszenatorisch fand ich das toll, selbst die wenigen Jump-Scares sitzen. „The Black Phone“ ist sicherlich kein großer, bedeutender Film, dafür aber ein kleiner und sehr liebevoll umgesetzter Genre-Beitrag, der gar nicht vorrangig von einem brutalen Kindermörder, sondern viel mehr von dessen Opfern und gewissermaßen auch deren gemeinsamer Selbstermächtigung gegen Unterdrückung, Selbstzweifel und Tristesse erzählt.

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                                          MoeByDays 04.07.2022, 17:51 Geändert 05.07.2022, 08:51

                                          [Let Op, Spoiler!]

                                          Der liebevoll inszenierte Mix aus 80s-Nostalgie-getränktem Kid-Adventure, Drama & bisweilen äußerst düsterem SciFi-Horror hat damals mit S01 nicht nur den Puls der Zeit getroffen, sondern auch direkt in mein Herz. Die Duffer Brudis wissen, wie man Geschichten erzählt und tolle Figuren erfindet. Sie haben die Sehnsucht nach dem naiven „Alles wird gut“-80s-Kino inkl. tollem Synthie-Score, klasse Schauspielern und schicken Sets nicht nur gestillt, sondern sogar überraschend souverän in das heutige Serienzeitalter überführt ohne beliebig oder wiederkäuend zu wirken. Dass S02 und S03 das Niveau nicht ganz halten konnten – geschenkt. Mir hat es durchgängig Spaß gemacht.

                                          Zu S04: Die Episoden auf Spielfilmlänge auszuweiten funktioniert hier & da richtig gut und hat mich gerade in der ersten Staffel-Hälfte absolut eingefangen, auch wenn die Spannung nicht konstant hoch ist. Das große Aufgebot an Figuren nimmt mittlerweile einfach viel Zeit in Anspruch. Ausgerechnet im Finale geht dem Plot dann aber etwas die Puste aus. Ganz eindeutig war der Peak in Episode 7 – eine der besten Folgen dieser Serie, die etliche Stränge so nachvollziehbar zusammenbringt, dass man sich fast wünscht, die Duffer Bros hätten „Stranger Things“ mit dieser Season (und dann eben etwas runder) zu Ende gebracht. Nicht allen Figuren wird ein gleichermaßen spannender Subplot zugewiesen. Richtig, richtig gut hat mir die Komponente um Will gefallen, der leider zu wenig Screentime bekommt. Das wurde nicht nur in den ersten Staffeln nach und nach angeteastert, sondern ist auch wirklich toll und glaubwürdig gespielt. Hut ab vor Noah Schnapp und seiner eindringlichen Performance. Hat mir fast ein Tränchen ins Auge getrieben. Schade, dass vor lauter Weltuntergangs-Horror und Figuren-Overload vermutlich weiterhin wenig Platz für dieses Thema bleibt. Auch wenn Will in der Serie oft im Schatten bleibt, ist sein Leidensweg zwischen Upside-Down, Familiendrama & Selbstfindung ziemlich tragisch. Halte durch, Will! Auch Jonathan wird übrigens erst im sehr emotionalen Dialog mit seinem Bruder wieder greifbar und verkommt bis dahin zusammen mit seinem Sidekick zum Slapstick-Pothead, während sein Beziehungsding eigentlich ziemlich kalt lässt (Go, Steve!). Die anderen Kids machen ihr Ding wieder solide, wenn es auch etwas schade ist, dass so viel in Kleingruppen agiert wird. Max kriegt sehr viel Fokus, ihre Geschichte wird glaubhaft beleuchtet, hat mir in allen Komponenten (Billy, Lucas, Vecna-Konfrontation) gut gefallen – besonders die „Running Up That Hill“-Szene ist unfassbar packend inszeniert. Ein großer Zugewinn war außerdem Eddie (RIP!) - sein "most metal"-Moment ist inhaltlich totaler Quatsch, wird aber einfach geil inszeniert. Leider trauen sich die Duffer Brudis nicht wirklich eine Figur aus dem Maincast für die Dramaturgie zu opfern. Nicht, dass ich mir den Abgang einer liebgewonnenen Figur wünsche - bei all dem, was in Hawkins passiert, wäre das bei aller Liebe aber einfach zwangsläufig und auch eine Chance für die Serie. Hier bleibt „Stranger Things“ einfach zu zahm. Der Russland-Plot wurde etwas breitgetreten, hat mir aber grundsätzlich auch gefallen, weil ich sowohl Enzo, als auch Yuri mochte und Murrays Karate-Neuerfindung trotz aller Überzeichnung gefeiert habe. Trotzdem hätte das locker ein 1-Episoden-Spinoff sein können, vor allem weil die Wiedereingliederung in den Mainplot etwas lieblos geworden ist. Das Wiedersehen von Hopper und Eleven verpufft etwas. Ansonsten wurde ich durchgehend unterhalten, alles sah toll aus, war gut gespielt, mit klasse Sound unterlegt und hat endlich etwas "closure" gebracht. Man merkt hier einfach deutlich, dass die Duffer Brüder einen Masterplan hatten - vermutlich aber nicht mit so viel zeitlicher Kapazität gerechnet haben. Auch wenn die Story quasi auserzählt wirkt und ich auf einen 7-folgen-langen Endboss-Fight verzichten kann, bin ich bei so viel gelieferter Qualität optimistisch, dass die Showrunner erneut etwas aus dem Hut zaubern, den eher unfreiwillig nötigen Zeitsprung nutzen und mit Season 5 ein würdiges Ende schaffen. Wieder mal kaum Grund zu meckern, ich bleibe Fan!

                                          S01: 10
                                          S02: 9
                                          S03: 7,5
                                          S04: 8

                                          Summa sumarum eine "objektive" 8-9 und eine gefühlte 10 in meiner coming-of-age-wave-boy-Seele <3

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                                          • 7 .5
                                            MoeByDays 28.06.2022, 14:57 Geändert 28.06.2022, 16:09

                                            Mit einer Bewertung tu ich mir schwer, da hier lediglich Original-Filmmaterial, Polizeifunk-Mitschnitte und Nachrichten-Schnipsel genutzt werden, um die Ereignisse chronologisch nachzuerzählen. Trotzdem liefert 'Gladbeck: Das Geiseldrama' gerade wegen der fehlenden Kommentierung ein rohes und ungeschöntes Zeitzeugnis ab, das seine Wirkung nicht verfehlt. Hier darf kein Beteiligter nachträglich revidieren, relativieren oder erklären. Als Zuschauer wird man hineingeworfen in diesen Strudel aus perfidem Voyeurismus, in dem sich Journalisten wie Geiselnehmer selbstgefällig im medialen Rampenlicht sonnen, während das Schicksal der Opfer zur Nebensächlichkeit zu verkommen scheint. Rückblickend lässt sich nur schwer verstehen, wie das alles so passieren konnte. Das Ausmaß an Polizeiversagen ist erschreckend, das Verhalten von Medienvertretern und Zaungästen macht absolut fassungslos. Den Betroffenen und allen Angehörigen gilt uneingeschränktes Mitgefühl.

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                                            • 8
                                              MoeByDays 19.06.2022, 23:10 Geändert 20.06.2022, 08:46

                                              'Train To Busan' gehört für mich definitiv zu den besten Vertretern des Genres, schaufelt einen ordentlichen Haufen Drama in den Zombie-Apokalypsen-Plot und kann vor allen Dingen auf handwerklicher Ebene absolut abholen. Die Panik ist greifbar, das Ausmaß der Katastrophe wird in gnadenlosem Tempo spürbar gemacht und mit unheimlich geiler Maske, stimmigen Kulissen und wild-übereinander-polternden Zombiehorden in wahnsinnig aufwendig, ohne copy-paste-CGI-Tricks daherkommenden Actionen-Sequenzen inszeniert, die kaum eine Verschnaufpause bereithalten. Die Story konzentriert sich auf das Wesentliche, skippt all zu großes Klimbim rund um die Virus-Entstehung und kümmert sich stattdessen darum, dem Zuschauer die Protagonisten und ihren Leidensweg in einem effektiven Setting näher zu bringen. Das funktioniert erfrischend "konservativ", ohne übermäßig deepe Figurenzeichnung, ausufernde Rückblicke oder Epiloge - sondern einzig allein über das fast immer nachvollziehbare Verhalten der Figuren und das sehr eindringliche Schauspiel. Sicher muss man den Hang zur Theatralik mögen und über einige stereotype Darstellungen hinwegsehen. Trotzdem lässt das wohl die wenigsten Zuschauer kalt und hat zumindest mich ein ums andere Mal direkt in die Magengrube getroffen. Dann darf auch der Score ruhig mal bombastisch werden, go for it, ich fühl's! Die korea-typische, sozialkritische Komponente rundum eine, im Egoismus versumpfende Zwei-Klassen-Gesellschaft wird zwar nicht unbedingt subtil, aber insgesamt - trotz ein wenig Überzeichnung - sehr stimmig präsentiert. Sicherlich erlaubt sich der Film auch auf Logik/Realismus-Ebene den ein oder anderen, storydienlichen Kniff, was die Fähigkeiten der Infizierten und den Ablauf der Infektion angeht - das bleibt aber gerade für Genreverhältnisse vollkommen im Rahmen. Alles in allem zieh ich den Hut davor, wie spielend der Film zwischen bodenständiger, vom Stereotypen-Teller-naschender Solidität mit handwerklicher Perfektion und inszenatorischer Frische mit Herz & Hirn balanciert. Richtig, richtig gut - nicht nur für Zombie- und Horror-Fans!

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                                              • 5 .5
                                                MoeByDays 29.05.2022, 22:52 Geändert 23.06.2022, 10:30

                                                [Let op, Spoiler!] So la la. Zugegeben, mit den letzten beiden Folgen kriegt 'Obi-Wan Kenobi' gerade so die Kurve. Und es ist auch super schön, McGregor wieder als Obi Wan zu sehen. Er spielt nach wie vor klasse und liefert eine glaubwürdige Version des spürbar zerrissenen Kenobi im Exil ab. Auch das Wiedersehen mit Jimmy Smits als Bail Organa sitzt und weckt Erinnerungen - die Last-Minute Cameos in Folge 6 ebenfalls. Der Look ist insgesamt besser als bei 'Boba Fett', sieht aber nicht so hochwertig aus wie bei 'Mando'. Schade. Am ärgerlichsten ist aber einfach die lieblose Story. Es irritiert, wie schnell die Idee des gekonnt im Schatten agierenden Obi Wan im Exil verworfen wird. Stattdessen inszeniert man einen uninspirierten Kidnap-Loop rund um eine junge Leia. Der ganze Plot um die rebellische Prinzessin wirkt nicht nur wie aus der Disney-Restefabrik entliehen, er ist zudem konstruiert und unglaubwürdig. Lediglich in den letzten beiden Folgen gibt es ein paar schöne Obi-Wan / Leia-Momente. Gebraucht hätte ich das trotzdem nicht. Als ob das nicht reichen würde, bekommt die Semi-Antigonistin Reva vieeeeeel zu viel Screentime und eine inkonsequent bis unlogisch aufgelöste Backgroundgeschichte mit vielen Plotholes. Obi Wan selbst ist zwar meistens irgendwie dabei, so richtig im Fokus steht er aber bis zur letzten Folge kaum. Was bleibt, ist grundsätzlich solide Weltraum-Unterhaltung, etwas Fanservice und eine richtig, richtig gute Folge. Das erst klasse angeteaste Wiedersehen mit Darth Vader verpufft zunächst in der Belanglosigkeit, die Flashbacks zu Anakin & Obi Wan machen aber Spaß und das Finale liefert ein richtig gutes Duell und McGregor/Christensen-Momente, wie ich sie mir vorgestellt habe. Generell sind einige Vader-Sequenzen wirklich gelungen. Insgesamt reicht das aber einfach nicht. 'Obi Wan Kenobi' hat wenig bis gar nichts zu erzählen, schenkt der wichtigsten Figur zu wenig Aufmerksamkeit und leidet zwischenzeitlich an seinen Logikschwächen und den inkonsequent bis dämlich agierenden Figuren. Während ich über die vielen Probleme des 'Boba'-Spinoff noch großzügig wegsehen konnte, weil man dafür zumindest einen ausgedehnten 'Mando'-Teaser bekam, waren meine Erwartungen hier wirklich, wirklich hoch. Mit dem tollen Finale kriegt Disney mich Narren fast schon wieder zu einer 6er-Wertung, aber die bekommen die Säcke jetzt einfach mal aus Prinzip nicht. Man muss es einfach mal schaffen mit diesen Budgets und den Schauspielern aus dem Universum mehr als nur abendfüllende Unterhaltung mit dem "Ok"-Stempel rauszuholen.

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                                                  MoeByDays 25.04.2022, 11:23 Geändert 20.06.2022, 15:35

                                                  Unterhaltsam! Oscar Isaac performt zunächst sympathisch & darf vor allem in E04 und E05 richtig glänzen - ich liebe den Typen einfach und freu mich, dass 'Moon Knight' ihn so sehr ins Spotlight stellt. Ethan Hawke spielt ebenfalls gut und liefert einen der interessanteren MCU-Antagonisten ab. Das marvel'sche Megaverse selbst wird quasi gar nicht beachtet oder zitiert - finde ich ebenfalls erfrischend, bin gespannt wie der Moon Knight in zukünftige Filme integriert wird. Die Handlung geht ein wenig unstet back & forth und wird schließlich merkwürdig gerafft zu Ende gebracht. Das irritiert zugegeben. Dafür gibt es aber ein paar nette Twists, die für den ein oder anderen ungeahnten deep cut sorgen. Die Action-Sequenzen & CGI sehen nicht immer konstant super aus, truth be told: hinter 'Moon Knight' steckt einfach kein MCU-Kinobudget. Da wurde in 'Loki' vermutlich mehr investiert. Trotzdem gefällt mir dieser weirde Superhelden/Mythologie/Psycho-Aufhänger trotz erzählerischer Irrwege und optischen Abstrichen ziemlich gut. Der Mix aus düsterer Story & Humor sitzt größtenteils und schlägt nur an wenigen Stellen zu sehr ins Klamaukige - etwa bei der Darstellung von Taweret. Sicherlich hat man bei der Inszenierung der Adventure-Komponente ansonsten alles schon mal bei Indy, 'The Mummy' und co. gesehen und nicht alle Entscheidungen der Figuren wirken schlüssig, Spaß macht das aber trotzdem. Für mich eine coole Nummer für zwischendrin und insgesamt deutlich frischer, als fast alle jüngeren MCU-Serien und -Filme.

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                                                    MoeByDays 19.04.2022, 10:33 Geändert 19.05.2022, 12:21

                                                    [Le top, Spoiler!] Zwar wird Teil III etwas straighter vorgetragen, als der bisweilen wirre 'Grindelwalds Verbrechen', kann aber trotzdem den Eindruck nicht revidieren, dass der wunderschön auserzählte erste Teil als Stand-alone-Film besser funktioniert hätte. Yates schafft es hier abgesehen von einigen Twists weder eine, über das übliche Potter-Knowledge hinausgehend wirklich packende Geschichte zu erzählen, noch seinen Figuren neue Facetten abzugewinnen. Die düstere Atmosphäre steht dem Film allerdings wirklich gut und erinnert an die Richtung, in die bereits im Potter-Universum nach dem Feuerkelch gesteuert wurde. Hervorzuheben ist hier insbesondere die tolle und durchaus emotionale Eröffnungssequenz. Selten wurde es in der Welt von JKR außerdem so offensichtlich politisch. Wenn sich inmitten des prä-NS-Deutschlands ein wütender Mob von Zauberern von einem Fanatiker zum Krieg gegen die Muggel mobilisieren lässt, ist das zwar wenig subtil, lässt dem Zuschauer aber trotzdem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Das Problem ist leider die Inkonsequenz der Erzählung, die immer wieder irritiert. Der Taschenspieler-Trick mit dem Fake-Qilin verwandelt erst alle in gewaltbereite Kriegsbefürworter – und dann wieder ruckizucki zu Grindelwalds Gegenspielern. Abgesehen davon, dass der esoterische Aberglaube der Magierwelt gegenüber einem omnipotenten Tierwesen irgendwie Quatsch ist. Dumbledores Blutpakt wird über alle drei Filme als absolut unkapputbar und bedrohlich inszeniert und dann in einer Szene und einem Zweizeiler revidiert. Yates biegt sich die Story immer wieder so, wie es gerade passt. Superenttäuschend. Die Tierwesen sind trotz massig CGI zwar wieder cool inszeniert, es scheint aber vor allem so, als würde man diese bemüht als tragende Säule in die Handlung hineinschreiben, nur um den Titel weiterhin zu rechtfertigen. Wenn am Ende kurzerhand quasi alle Figuren wieder an der Seite des Guten stehen und Grindelwalds falsches Spiel vor aller Öffentlichkeit enttarnt wird, fragt man sich auch, was denn jetzt zwei Filme lang noch passieren soll (falls die Filme überhaupt kommen). Insgesamt wirkt das einfach etwas konstruiert und aufgeblasen. Schauspielerisch wie inszenatorisch ist das sicherlich mehr als tadellos und ja - es macht auch durchaus Spaß diesen Film zu schauen. Auch Mikkelsen überzeugt obgleich der eher blassen Figurenzeichnung von Grindelwald, dessen tiefe Verbindung zu Dumbledore trotz der frühen Liebesbekundigung von letzterem kaum nachvollziehbar erscheint. Insgesamt ist mir das im Kontext der Potter-Welt dann trotz solidem Unterhaltungswert aber einfach viel zu wenig. Knapp besser als „geht so“ vielleicht, großzügig bewertet.

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