MoeByDays - Kommentare

Alle Kommentare von MoeByDays

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      Sehr stimmig inszenierter Nordic Noir-Thriller mit überzeugenden Darstellern und einem durchaus spannenden, wenn auch wenig innovativen Mainplot. 'Der Kastanienmann' funktioniert deswegen besonders gut, weil die Handlung nicht unnötig breitgetreten, sondern schön kompakt in 6 Häppchen serviert wird. Natürlich sind die Figuren mitsamt ihren persönlichen Tragödien irgendwie dem Skandinavien-Krimi-Stereotypen aus den Rippen geschnitten. Die stimmungsvolle Umsetzung und die wirklich guten Performances passen aber einfach. 'Der Kastienmann' verzichtet dabei zum Glück auf ausufernde Liebesgeschichten, unglaubwürdige Wandlungen oder den ganz großen Knall, sondern widmet sich größtenteils angenehm nachvollziehbar dem titelgebenden Kriminalfall und einigen stets überschaubaren, zwischenmenschlichen Nebenschauplätzen. Die Hintergründe werden in einem angenehmen Erzähltempo aufgedröselt und das herbstliche Setting stützt die (nie zu aufdringliche) düstere Atmosphäre ungemein. Am Ende hat diese Mini-Serie mich zwar nicht komplett begeistert, aber irgendwie eben dann doch rundum überzeugt.

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        MoeByDays 24.10.2021, 10:37 Geändert 08.11.2022, 12:09

        [Let op, Spoiler!] Das 2018er Sequel-Reboot hat mir durchaus Spaß gemacht und konnte sogar im Re-Watch nochmal punkten. 'Halloween Kills' irritiert als direkte Fortsetzung leider. Die Rückblenden zur "Nacht des Grauens" fand ich dabei zunächst noch durchaus gelungen. Dass aber alte (eigentlich völlig egale) Figuren wieder ausgekramt (oder hinzugeschrieben) werden und jede davon mit einem lebenslangen Trauma ausgestattet wird, ist unnötig und geht auch an liebevollem Fanservice vorbei. Auch Handlung und Feeling des Films sind komplett wirr. War Laurie im ersten Teil noch die einsame, verrückte Alte, scheint es plötzlich für jeden Haddonfielder selbstverständlich zu sein, sich über die Rachlust gegenüber Michael Myers zu definieren und statt in Angst zu verfallen, proaktiv mit Stöcken und Steinen bewaffnet, "Evil Dies Tonight"-proklamierend in Kleinstgruppen auf die Jagd nach ihm zu gehen. Die tumultartigen Szenen im Krankenhaus sind anstrengend, übertrieben und langatmig inszeniert - auch die explizite Darstellung des Freitods ist fragwürdig, weil der Film an einer Stelle, an der er eigentlich (vergeblich) bemüht ist, einen ernsten Ton zu treffen, nicht von den gorehound-voyeuristischen Ambitionen ablassen kann. Ansonsten nimm 'Halloween Kills' natürlich übliche Realismus-Schwächen mit und lässt die Figuren grenzdebil handeln. Das ist ok. Leider wirkt vieles aber insgesamt etwas pseudo-ernst & bemüht düster. Die optische Umsetzung ist hingegen absolut gelungen. Michael sieht gut aus, Haddonfield ebenfalls. Kamera und Schnitt sind auf hohem Niveau und der Score wird sehr cool eingesetzt. Auch gegen die deutlich drastischere, ziemlich gut umgesetzte Gewaltdarstellung habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Dasss Michael hier endgültig vom effektiv mordenden Stalker zum Sadisten mutiert, der auch gern mal einen ganzen Messerblock in einen sterbenden Rentner ballert und anfängt mit seinen Opfern zu spielen... naja. Bei der Zweitsichtung kam der Film bei mir besser weg, weil die anfängliche Enttäuschung sich gelegt hatte. Insgesamt wurde ich schon irgendwie unterhalten, wirklich gut ist diese Fortsetzung aber nicht.

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          'Squid Game' hat mich auf jeden Fall abgeholt. An die darstellerische Korea-Weirdness inkl. theaterhaftem Overacting habe ich mich generell gewöhnt. Die meist in den Spielen angesiedelten, plötzlichen Gewalteruptionen sind teilweise sehr drastisch, aber auch effektiv und verkommen nicht zum Selbstzweck. Die Figuren sind zwar den üblichen Stereotypen der "sympathischen Versager" nachempfunden, aber mit so viel Herz gespielt, dass es mich wirklich mitgezogen hat. Den Höhepunkt erreichen die Emotionen in der "Murmel"-Folge, das ging mir durchaus nah. Die verrückte Optik der Spielstätten, die Masken, die VIPs - das alles ist irgendwie etwas drüber, aber trotzdem cool in Szene gesetzt - der Look stimmt einfach. Als Allegorie auf die koreanische Leistungsgesellschaft und deren soziale Ungerechtigkeit funktioniert 'Squid Game' ähnlich wie 'Parasite' oder 'Burning' - auch wenn es sicherlich nicht die Tiefe dieser Werke erreicht, sondern deutlich gefälligere "in your face"-Pfade einschlägt und sich dazu eine Scheibe von 'Battle Royal' und dem 'Saw'-Franchise abschneidet. Am besten funktioniert die Serie dabei, wenn sie sich auf die moralischen Dilemma fokussiert, mit denen die Protagonisten von Spiel zu Spiel konfrontiert werden. Dass es Logikfehler gibt und nicht alle Handlungen der Figuren nachvollziehbar sind, fällt für mich aufgrund der "over the top"-Aufmachung nicht weiter ins Gewicht. Einige Twists fand ich allerdings zu bemüht - insbesondere die letzte Folge konnte für mich nicht die Klasse der ersten Episoden erreicht. Da sich die Handlung im Laufe von S1 bereits weitgehend entmystifiziert, bleibt abzuwarten, ob eine weitere Staffel das Niveau halten kann. Bis hierhin funktioniert 'Squid Game' als recht eigenwilliger Genre-Hybrid aber überraschend fesselnd und kurzweilig.

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          • 7

            'Blutgletscher' ist ein bisweilen latent trashiger, aber durchaus effektiver Öko-Tiermutations-Horror in der knurrigen Germknödelvariante. Klar, es wird mächtig bei 'The Thing', 'Alien' und 'The Mist' abgekupfert – das aber durchaus charmant. Das Alpen-Setting macht nämlich richtig Bock und die Mundart tut ihr übriges, um dem Film das nötige Quantum Identität zu verpassen. Die Story will zum Glück auch nicht zu viel und lässt Setting und Monster-Design wirken. Die Effekte pendeln zwischen dezent lo-fi und „ganz geil“ und treffen damit den richtigen Ton für so einen Indie-Streifen. Hier wurde sich sichtlich Mühe gegeben. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten liefert 'Blutgletscher' deswegen insgesamt wirklich ab, weil der Film sich größtenteils auf die eigenen Stärken in Form der atmosphärischen Kulisse und den coolen, praktischen Effekten konzentriert. Die Öko-Awareness-Message kann man dem Film dafür nicht wirklich abnehmen - passt aber schon. Was hingegen nicht so passt, sind die schauspielerischen Leistungen, die von Figur zu Figur stark schwanken. Positiv hervorzuheben ist dabei Gerhard Liebmann als Janek, dem Alpenmann fürs Grobe. Insgesamt hat mich die Expedition zum Blutgletscher sehr gut unterhalten, gerne mehr davon!

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            • 6

              Netter Aufhänger mit Potenzial, den ich mir gut in einer 'Tales Of The Crypt'-Episode hätte vorstellen können - leider aber etwas holprig und langatmig umgesetzt. Die Story entwickelt sich mühsam bis weird und der Film torkelt zwischen Horror-Thrill, Mystery und Kunst-Satire hin und her, ohne eines der Genres ausreichend bedienen zu können. Das große Figuren-Aufgebot an Unsympathen macht zwar aufgrund der guten Performances durchaus Spaß, bedient sich aber doch der immer gleichen Stereotypen. Unterm Strich bleibt ein äußerst merkwürdiger Film, der aufgrund des großartigen Casts aber zumindest für eine Einmal-Sichtung noch zu unterhalten weiß.

              • 7 .5
                MoeByDays 30.09.2021, 13:40 Geändert 30.09.2021, 14:47
                über Dune

                [Let op, Spoiler!] 'Dune' ist auch zur Halbzeit bereits ein optisch unheimlich opulentes, von pompösen Hans Zimmer-Bombast-Sound begleitetes Sci-Fi-Epos für Erwachsene - so viel ist (für mich) sicher. Die Kostüme sind klasse, Kulissen und Landschaft samt der visuellen Inszenierung herausragend und die Schauspieler-Auswahl großartig. Denis Villeneuve widmet sich der von Frank Herbert bis ins Detail erdachten Welt des Wüstenplanets außerdem sehr respektvoll und durchaus eng an der Buchvorlage. Eine abschließende Bewertung ist ohne Teil 2 aber nicht wirklich möglich. Hier weist die fast 600-Seiten-schwere Buchvorlage (ich kenne bisher nur Band I) dem Format "Film" dann eben doch einige Grenzen auf. 'Dune Part I' besteht gewissermaßen zu 50% aus Exposition. Villeneuve bemüht sich zwar um eine Spannungskurve und inszeniert erst den Anschlag auf die Atreides und dann das Duell zwischen Paul und Jamis als vorläufigen Höhepunkt, so ganz funktioniert das aber eben nicht, wenn man den Film für sich allein betrachtet. Zwangsläufig kann 'Dune' auch das epische Ausmaß, die gesellschaftlichen und mythologischen Besonderheiten und die Breite der Handlung nicht ganz originalgetreu abzeichnen. Die Entwicklung von Paul, seine Rolle als Auserwählter, das Herantasten an die Fremen und ihre Kultur (davon hoffentlich mehr in Teil II), die Schule der Bene Gesserit, die Rolle der Gilde - all das muss gewissermaßen 'in a nutshell'-mäßig und ziemlich flott funktionieren. Einige Figuren - insbesondere aus den Reihen der Harkonnens, wie Rabban und Peter de Vries - kommen daher auch (zunächst) zu kurz. Die vielen inneren Monologe, von denen das Buch lebt und die viel Input und Erklärung liefern, fallen komplett weg. Trotzdem meistert Villeneuve diese Mammutaufgabe wirklich exzellent und manövriert äußerst spielend zwischen Welterklärung und "Mut zur Lücke" durch den gesamten Plot, den er ansonsten äußerst stringent nach der Vorlage ausrichtet. Ich wüsste nicht, wie man das außer in Form einer Serie, besser umsetzen könne. So empfinde ich 'Dune' auch für Neueinsteiger in die Materie nicht als zu sperrig. Das gelingt auch, weil Villeneuve den Grundton des Buches etwas kinofreundlicher gestaltet. Die Sprache wirkt weniger förmlich, Paul darf Lady Jessica auch mal "Mom" nennen oder mit den Vertrauten seines Vaters rumkumpeln und die detaillierten Ausführungen zu Politik, Ökologie & Philosophie werden etwas geglättet. Ich freue mich jedenfalls auf Teil II und wittere für das Gesamtwerk durchaus Potenzial für eine 8+ Wertung.

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                • 8

                  [Let op, Spoiler!] Wahnsinnig unterhaltsam, kultig, maximal 90s-vibin' und mit der damals neu-entdeckten Meta-Ebene und genre-referentiellem Witz versehen sogar fast schon innovativ - mindestens aber ziemlich "frisch". Bleibt für mich eine Genre-Perle, die immer Spaß macht, auch wenn die Nostalgie die Wertung sicher etwas über die objektiv-verdiente Punktzahl hievt. Matthew Lillard und Skeet Ullrich geben außerdem ein ziemlich nettes Killer-Weirdo-Pärchen ab.

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                  • 8
                    MoeByDays 25.09.2021, 12:51 Geändert 25.09.2021, 14:51

                    [Let Op, Spoiler!] Jetzt – ca. 5 oder 6 Jahre nach der Erstsichtung – fühle ich mich pünktlich zur Season endlich bereit für einen weiteren Durchlauf. Trotzdem wollte ich vorab noch mal retrospektiv meine Empfindung festhalten, weil mich der Film damals wirklich nachhaltig beeindruckt hat und für mich locker zu den Top 5 Horror-Flicks der letzten 10-15 Jahre zählt. ‚It Follows‘ baut den kompletten Plot auf einer simplen, aber durchaus einfallsreichen Prämisse auf und tut gut daran diese nicht unnötig zu erklären oder entmystifizieren. Klar, das „Sex-Ding“ liest sich zunächst etwas trashig, wird aber zum Glück weder billig noch mit unnötig viel Meta-Schlagstock als STD- oder Promiskuitäts-Disclaimer benutzt. Diese Deutungs- und Gedankenspielereien sind sicherlich interessant, haben für mich aber eher im Nachgang – und selbst da nur eine nebensächliche – Rolle gespielt. Bei der Sichtung blieb mir persönlich wenig Zeit für deutungsgeschwängerte Gehirnaktivität, weil ‚It Follows‘ mich mit Anlauf in die Tiefen meiner Couch gedrückt hat und die Anspannung erst lang nach dem Abspann nachließ. Die Paranoia und den Terror, die der Film im Laufe der Handlung auf seine Figuren und den Zuschauer überträgt – mal still und leise, mal plötzlich und lärmend – hat zumindest mit mir irgendwas gemacht. Schon die Szene nach dem Auto-Sex, quasi der Türöffner für die Prämisse von ‚It Follows‘ ist sehr intensiv inszeniert. Über die komplette Laufzeit des Films ist die Bedrohung greifbar. Oft nur subtil, aber irgendwie dann eben doch mit kräftezehrender Präsenz. Ein großes Plus sind die durchweg sehr guten Darsteller, denen man in tristen Bildern den psychisch zermürbenden Leidensweg spürbar ansieht. Überhaupt schwingt trotz all dem Horror ein ganz vorsichtiger, beklemmend-melancholischer Coming-Of-Age-Unterton mit, der nicht zuletzt davon lebt, dass man den Protagonisten dabei zusieht, wie sich ein dunkler Schatten über die, sonst immer so romantisiert und sehnsüchtig inszenierte Adoleszenz zwischen Selbstfindung und sexuellem Erwachen, legt. Bei ‚It Follows‘ fühlen sich die Figuren irgendwie echt an, nicht wie überzeichnete, dauerfeiernde Gen Y-Abziehbilder. Ohne dass mit großer Exposition und deeper Charakterzeichnung Sympathien generiert werden müssen, ist man als Zuschauer viel näher an den Protagonisten und deren verzweifelten Bewältigungsstrategien. Auch wenn der Film sich (abgesehen von dem nicht näher beleuchteten "Sex-Curse") durchaus bodenständig gibt und nicht in Fantastereien oder Arthouse-Kino abschweift, hängt immer ein genre-atypischer Grauschleier über dem Szenario. Die Kameraarbeit ist erstklassig und nährt fortwährend die Paranoia des Zuschauers. Auch der Score ist äußerst kreativ, effektiv und trägt wesentlich zur Atmosphäre bei. Insgesamt macht das ‚It Follows‘ für mich zu einem außergewöhnlichen Film, den man vor allen Dingen als Genre-Fan gesehen haben sollte.

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                    • 7 .5

                      ‚The House That Jack Built‘ ist eine zweieinhalb Stunden andauernde Tour-de-force durch die finstersten Ecken menschlicher Abgründe. Hat der Film zu Beginn trotz der rohen Gewalt noch einen grotesken bis schwarzhumorigen Anstrich, bleibt auch hartgesottenen Zuschauern spätestens ab Incident #3 das Lachen im Hals stecken. Die Gewalt wird – physisch, wie psychisch – verdammt explizit in quälend langen Einstellungen eingefangen und nimmt immer obskurere Ausmaße an. Und das ziemlich sicher eben AUCH zum Selbstzweck, der Provokation willen und weil es eben Lars von fucking Trier ist. Das gehört wohl einfach zum Teil der Wahrheit. Die Diskussion über die Grenzen der Kunst (die der Film ziemlich selbstreferentiell ebenfalls zieht) ist allerdings schwierig und ermüdend. Ich sehe es jedem nach, der hier angewidert wegzappt und den Film als Schund abstempelt. Trotzdem sollte man ‚The House That Jack Built‘ meiner Meinung nach nicht in die Torture-Porn-Ecke stellen, weil er allein handwerklich einfach so viel richtigmacht und sich nicht ausschließlich durch das „Kamera drauf halten“ definiert. Die Inszenierung hat eine abscheuliche Ästhetik, spielt mit Farben, Kameraeinstellungen, Stille und dem immer wieder plötzlich vor sich hin lärmenden roadmovieesquem Theme. Auch die Erzählweise ist durchaus interessant. Zwar brechen die eingeschobenen Fotocollagen und die philosophisch-anmutenden, oberflächlich selbsttherapierenden Zwiegespräche die Gewalt-Eruptionen immer nur kurz, schaffen es aber auch einen Rahmen für den Plot zu geben. Der Epilog zieht dann nochmal alle artsy-fartsy Mindfuck-Register und kommt mit einem Dantes Inferno-Vibe daher. Passt für mich. Besonders hervorheben möchte ich die wirklich beängstigende Performance von Matt Dillon. Eine abschließende Bewertung fällt mir trotzdem schwer. Sicherlich ist es gewollt, dass es irgendwie weh tut, wie wenig Fokus auf die Opfer gelegt wird, während sich ein Soziopath in bedeutungsschwangeren Erklärungen seiner Weltsicht verliert. Und, dass man sich nach der Sichtung irgendwie schlecht fühlt, vermutlich auch. Trotzdem bleibt die Frage, ob man sich von so einem Film überhaupt unterhalten lassen möchte und was man daraus am Ende wirklich mitnimmt. Das kann, darf und soll dann jeder für sich entscheiden.

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                        MoeByDays 20.09.2021, 11:59 Geändert 21.09.2021, 16:02

                        Ziemlich süßes, liebevoll inszeniertes young-adult-Adventure mit einer sympathisch wie selbstbewussten Millie Bobby Brown, schönen Kulissen, einem netten 4th-Wall-Gimmick und einer Prise Dramatik. Der Extra-Kick Feminismus wird schön und nicht zu gewollt in die Story eingewoben. Enola darf ihre Grrrl-Power beweisen und dabei trotzdem immer mal wieder niedlich, verliebt und verletzlich sein - das passt alles soweit. Der eigentliche Plot konnte mich nicht wirklich packen, auch weil die beiden Storylines sich gelegentlich im Weg stehen. Trotzdem hat 'Enola Holmes' auf einen Couch-Sonntag mein Herz angenehm umschmeichelt. Auch Henry Cavills deutlich empathischere, wenn auch für manchen Sherlock-Ultra an Blasphemie grenzende Interpretation der Figur hat mir gut gefallen. Alles in allem schöne Feel-Good-Vibes, die zwar keinem weh tun oder lange nachwirken, aber durchaus unterhalten können. Süß!

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                          MoeByDays 07.09.2021, 10:19 Geändert 07.09.2021, 10:47

                          'American Horror Story' hat mich damals mit S01 zunächst überrascht - und mit S02 sogar regelrecht geflasht. 'Coven' gefiel mir ebenfalls noch ganz gut, obgleich sich hier bereits einige Längen einschlichen. Die 'Freak Show' habe ich trotz großartigem Beginn nicht mehr zu Ende geschaut und in 'Hotel' habe ich nur noch kurz aus Gewohnheit reingezappt. Die einst so stürmische Liebe war endgültig erkaltet. Nun - einige Jahre später - konnten die trashig-charmante Camp-Slasher-Hommage '1984' und ein stückweit auch der Mockumentary/Found-Footage-Hybrid 'Roanoke' das Feuer neu entfachen. Was ich dabei lernen musste ist, dass 'AHS' trotz hohem Tempo und oftmals ausuferndem Body Count etwas Geduld vom Zuschauer abverlangt. Zumindest dann, wenn das erste High, einen 7stündigen Horrorflick bingen zu können, verflogen ist. Obwohl die Serie vieles so unglaublich gut macht und stets bemüht ist die Geschichten mit unvorhergesehen Wendungen, erzählerischen 'side-quests', Querverweisen und inszenatorischen Gimmicks aufzuwerten, geht den meisten (der mir bekannten sechs) Staffeln zumindest zwischenzeitlich immer mal wieder etwas die Luft aus - was nicht zuletzt an der ambitionierten Aufgabe liegt, ein selten die 90-Minuten-Marke überschreitendes, temporeiches Genre in das Serienzeitalter zu überführen. Gefühlt hat jede Staffel mindestens 2-3 Folgen zu viel oder verläuft sich an dem ein oder anderen, zu konstruiert wirkenden Nebenschauplatz. Das ist allerdings ein Makel, mit dem man sich durchaus arrangieren kann. Generell überwiegt nämlich eindeutig die Qualität. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg klasse, das Gore-Level sitzt, Optik und Sound sind für das Genre auf extrem hohen Niveau und grundsätzlich sieht man der Serie einfach an, dass sie mehr ist, als eine Fließband-Produktion. 'AHS' hat quasi von Beginn eine eigene DNA entwickelt und verstanden, das Anthologie-Format rund um eine illustre Schauspieler-Riege äußerst eigenwillig zu gestalten. Die Macher liefern jedes Mal interessante Ideen, die verschiedenste, klassische Horror-Motive mal explizit, mal dramatisch und mal herrlich selbstironisch in bizarren, vertwisteten Crossover-Geschichten verknüpfen und dabei äußerst seriös die ganze Klaviatur vom Spukhaus-Horror über Psychodramen und Slasher bis zu rabiatem Terror/Torture-Thrill spielen. On top bastelt die Serie sich dabei sogar ein kleines eigenes Universum, in dem es immer mal wieder Referenzen und Easter Eggs zu entdecken gibt. Nachdem ich die Serie in einem zwischenzeitlichen Tief etwas abgerated habe, gibt's für das stimmige Gesamtwerk jetzt wieder einen wohlverdienten Punkt und ein 'Scusi' oben drauf. Besonders freue ich mich auf die noch nicht gesichtete Crossover-Staffel 'Apocalypse'. Spannend wird sicherlich auch das Double-Feature und die Spin-Off-Serie, die zwar nicht ganz so verschachtelte Plots, dafür aber das Potenzial von kurzweiliger Unterhaltung versprechen.

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                            [Let op, Spoiler!] 'The Mothman Prophecies' entpuppt sich als Mystery-Thriller mit hohem Drama-Anteil, dessen Schauspieler zwar zu überzeugen wissen, aber nicht über die träge Erzählweise und die fehlende Substanz der Story hinwegtäuschen können. Das behutsame Tempo kann zwar zu Beginn des Films Atmosphäre erzeugen und den Zuschauer neugierig machen, schleppt sich aber spätestens ab dem Mittelteil so träge dahin, dass auch das (vorhersehbare) Finale den Puls nicht mehr beschleunigen kann. Obwohl der Subplot um den schmerzhaften Verlust des Ehepartners gut gespielt ist, will sich diese Thematik außerdem nicht so recht in den Mystery-Kontext einklinken. So hatte ich manchmal das Gefühl, zwei Filme gleichzeitig zu schauen, die notdürftig verknüpft wurden. Am Ende wird dem Zuschauer zwar vieles erklärt, es bleibt aber ein unbefriedigendes "so what?"-Gefühl. Weil die Umsetzung ansonsten wenig Anlass zum Meckern gibt, lasse ich trotzdem versöhnliche 6 Pünktchen für den Mottenmann da.

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                              MoeByDays 23.08.2021, 10:03 Geändert 23.08.2021, 11:34

                              'The Final Girls' funktioniert als Camp-Slasher-Hommage trotz der ziemlich trashigen Idee überraschend "seriös". Der Humor sitzt, Optik und Musik sind richtig gut und das Gefühlsbuffet zwischen Witz, Drama und Horror wird ziemlich ausgewogen serviert. Was mich am meisten überzeigt hat, waren die erstklassigen schauspielerischen Leistungen. Ein humoristisches Highlight stellt hier sicher die over-the-top-Performance von Adam DeVine als toxisch-maskulines Großmaul dar. Das Spotlight teilen sich aber Taissa Farmiga und Malin Åkerman. Beide spielen die tragisch bis skurrile Mutter-Tochter-Beziehung sehr einfühlsam und überzeugend. Gerade dieser, für mich überraschend ernste Fokus verleiht dem Film einen gewissen Twist. Ansonsten erfindet 'The Final Girls' das Rad nicht neu und kann gerade auf Slasher-Basis nicht wirklich viele Aha-Effekte liefern. Insbesondere die Jason-Reinkarnation Billy hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen und auch die Kills wurden nicht sonderlich kreativ und etwas blutarm umgesetzt. Besonders witzig ist dafür das Aufeinandertreffen der zynisch bis nerdigen Millenialls mit hohem Awareness-Level und den eindimensionalen 80er-Stereotypen. Unterm Strich ergibt das keinen großartigen, aber absolut soliden und liebevoll inszenierten Film, der deutlich weniger klamaukig ist, als es das scary-movie-esque Poster suggeriert.

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                                Direct2DVD-Horror-Trash trifft Softpornästhetik. Furchtbare Darsteller, grausige Maske, billigstes CGI-Gehunze und eine strunzdumme, schlecht recycelte Story, die versucht paranormalen Nonsense in das ohnehin bereits in Teil I auserzählte "Franchise" einzubasteln. Müll.

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                                  MoeByDays 19.08.2021, 00:04 Geändert 19.08.2021, 01:14

                                  Klar, insgesamt natürlich hahnebüchener Quatsch: underperformende Jungdarsteller, stereotype Figuren zwischen toxischer Alphamaskulinät und ballköniglichen Schauspielträumereien, lahme Kills und jede Menge Logikabstinenz. Trotzdem: Type O in der stimmigen Eröffnungssequenz, ganz viel (ausversehen) charmanter 90er-Cringe, eine unterhaltsame bis unsinnige Rahmenhandlung und die wohlige Videothek-Nostalgie verleiten mich zu 1 bis 1,5 Bonuspünktchen. Die 90s, oder?! Kannst nich' mit ihnen, kannst nich' ohne sie.

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                                    MoeByDays 15.08.2021, 21:20 Geändert 16.08.2021, 09:49

                                    Ganz sicher nicht richtig mies, dafür aber irgendwie stinkelangweilig. Die Nummer, den Horrorplot als selbstironische Slasher-Hommage zu verpacken, hat man mittlerweile einfach zu oft - und eben auch deutlich besser - gesehen. 'You Might Be The Killer' versucht nicht subtil, sondern in-your-face-witzig zu sein, kann aber nur schwachbrüstige One-Liner und die üblichen slasher-klischee-Witzchen liefern. Der Film tut sich außerdem keinen Gefallen damit, seine Twists schon im ersten Drittel zu verballern. Die Erzählweise ist zwar ganz nett, aber nicht wirklich rund umgesetzt. Die Kills passen dafür, die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls passabel. Weil der Film insgesamt aber einfach absolut gar keine Atmosphäre erzeugt, ziehe ich als Genrefan selbst die generischsten 08/15-Slasher vor. Wer Lust auf etwas Meta-Witz hat, sollte zu 'A Cabin In The Woods' oder 'Behind The Mask' greifen, wer ablachen will, ist mit 'Tucker & Dale vs. Evil' bestens versorgt. 'You Might Be The Killer' kocht hingegen leider nur auf Sparflamme. Lahm.

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                                      Teil I hat mich gut unterhalten, die Fortsetzung ist aber für meinen Geschmack eher mau. Dabei sieht man dem Film die aufwendige Produktion durchaus an. Plottechnisch und atmosphärisch wurde das Pulver aber offensichtlich in Runde #1 verschossen. Das Setting im Schulbus wirkt zunächst interessant - die klaustrophobische Komponente kommt aber leider zu kurz. Stattdessen geht es direkt in die Vollen. Da der Creeper längst entmystifiziert ist, wird die Kamera pausenlos drauf gehalten. No fucks given. Die BodyHorror-Effekte sehen zwar wirklich gut und detailliert aus, werden aber lächerlich inflationär präsentiert und driften teilweise dann doch in mehr oder weniger (unfreiwillig) komische Gefilde ab. Der Cast besteht größtenteils aus toxisch-maskulinen Vollaffen, deren Entscheidungen ähnlich unergründlich sind, wie die Jagdgewohnheiten des Creepers, der immer mal wieder durch die Gegend fliegt und in fast schon masochistischer Art und Weise darum bemüht ist, seinen Opponenten genügend Gelegenheit zu geben, ihm Eisenstangen oder Harpunen in die Hirse zu zimmern. Trotz des fast konstant hohen Tempos, schafft der Film es spätestens nach der skurillen Enthauptungsszene nicht mehr mitzureissen - zu offensichtlich wird der komplette Plot inkl. der Figuren der Zuschaustellung der Kreatur untergeordnet. Es mag nach dem ersten, durchaus atmosphärischen Teil eine naheliegende Idee gewesen sein, den Creeper selbst zur Hauptattraktion zu machen und die Story mit einem Horror-Action-Streifen fortzusetzen - für mich funktioniert das aber leider nicht wirklich. Außer dem wirklich coolen Monster-Design und einem schicken Score bietet 'Jeepers Creepers 2" nicht viel. Geht so.

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                                        MoeByDays 03.08.2021, 17:24 Geändert 03.08.2021, 17:28

                                        [Let op, Spoiler!] Super-kruder Mix aus Selbstzitaten, 08/15-Slash und okkult-esoterischem Telepathie-Sekten-Mumpitz. Michael kriegt ungewöhnlich viel Screentime und ist hart-busy. Er darf durch den Dreck robben, im Fluss treiben, ein Jahr lang in einer Scheune herumliegen, durch Haddonfield cruisen, Tina daten (fast second base!) und findet zwischendrin trotzdem die Zeit, sich einen state-of-the-art Serienkiller-Schrein in seinem HQ herzurichten. Obendrauf gibt es einen zum Soziopath verkommenen Dr. Loomis, Slapstick-Bullen, irgendeinen nicht näher erläuterten Kult und den üblichen Teenager-Quatsch. ​Das ist alles so wahllos zusammengeschustert, das man dem Film eine gewisse Selbstironie unterstellen möchte. Leider ist der Streifen aber größtenteils bierernst geraten. Michael wirkte selten so entmystifiziert und bemüht vermenschlicht. Lost in Haddonfield, ein richtiger Sadboy irgendwie. Einzig Danielle Harris spielt ihre Rolle erneut toll. Dem armen Mädel beim Leiden zuzusehen ist tatsächlich das Härteste an diesem Film, mit all dem Geschrei und den unangenehmen Loomis-Dialogen aber auch wirklich anstrengend. Merkwürdiger Film. Schade.

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                                        • 7 .5
                                          MoeByDays 02.08.2021, 13:24 Geändert 02.08.2021, 17:23

                                          [Let op, Spoiler!] 'H20' bringt Laurie und Jamie Lee Curtis zurück, löscht die durchwachsene "zweite" Trilogie aus dem Kanon und würdigt die Michael Myers-Origin-Story scream-sei-Dank mit dem nötigen, aber durchaus humorvollen Respekt. Die 90er stehen dem Genre einfach gut! Generell verzeihe ich diesem bisweilen unfreiwillig schrägen Jahrzehnt und dessen cineastischen guilty-pleasures aus Nostalgiegründen so einiges - davon profitiert die Wertung vermutlich auch. Der Film selbst macht sicherlich nicht mehr als nötig, liefert aber ein klasse Pacing, ordentliche Darsteller und ein sehr gutes Final-Girl-Kapitel zum Schluss. Auch das Setting weiß zu gefallen, obwohl Michael sich erstmals aus der gewohnten Haddonfield-Komfortzone herausbewegen muss. Trotz durchwachsener Kritiken mein zwotliebster Halloween!

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                                          • 6
                                            MoeByDays 02.08.2021, 13:06 Geändert 04.08.2021, 15:15

                                            [Let op, Spoiler!] An und für sich zwar voll ok, aber eben auch äußerst generisch. Einen Pluspunkt gibt's für Michael, Donald Pleasence, Haddonfield und den ikonischen Score. Der Film kriegt zwar wieder die Kurve ins Franchise, erklärt Laurie Strode aber beiläufig für tot und schenkt ihr off-screen eine Tochter. Das nervt. Der Twist am Ende ist recht fies, läuft aber letztlich mit Teil VI irgendwie ins Leere. Ansonsten ist das alles 'geht so' bis 'solide'. Ich persönlich bevorzuge die Timeline mit 'H20' als Teil III, weil diese trotz 'Resurrection' die drei für mich besten Filme der Reihe vereint. Da es aber eigentlich schon seit 'Season Of The Witch' keinen Kanon mehr gibt, freu ich mich ohnehin über jeden Auftritt von Michael - und dieser hier macht wenig falsch.

                                            • 8 .5
                                              MoeByDays 28.07.2021, 16:05 Geändert 28.07.2021, 17:34
                                              über Burning

                                              Wie man diesen Film erlebt oder bewertet, hängt sicher von den eigenen cineastischen Vorlieben, der Stimmung und den Erwartungen ab. Ich will deswegen auch gar nicht darüber urteilen, ob das jetzt ein Meisterwerk ist, das man „verstehen“ oder „fühlen“ muss oder ob es sich um einen pseudokünstlerischen Langweiler handelt. Mich persönlich hat ‚Burning‘ allerdings von vorne bis hinten gepackt. Der Plot wird getragen von einer Schwermut, die ich nur schwierig beschreiben kann. Alles fühlt sich gleichzeitig fremdartig und vertraut an, abstrakt und banal – irgendwie schön, irgendwie trist. Und genau so widersprüchlich sind auch die Figuren in ihrer zwischenmenschlichen Interaktion. Sie sind Freunde, Geliebte und Konkurrenten – in ihren Leben eng verzahnt und voneinander abhängig, gleichzeitig aber auch unendlich weit voneinander entfernt. Grenzen verschwimmen in ‚Burning‘ stetig. Es geht (vermutlich?) um Sehnsüchte, Ängste, die Selbstfindung in Job und Beziehung, gesellschaftlichen Druck, Geschlechterrollen, um Macht, Status und nicht zuletzt darum, was denn die große Wahrheit und der große Sinn hinter all dem Treiben ist und wie viel von dem, was wir als real empfinden, eigentlich nur durch unsere eigene Perspektive oder die Wahrnehmung anderer verzerrt wird. Das klingt nach hartem Tobak, furchtbar existenzialistisch, artsy fartsy und nach style-over-substance. Aber der Film kleidet all diese Emotionen in eine für mich unaufdringliche Nüchternheit und holt zu keiner Zeit den Meta-Schlagstock raus. Manche Dialoge haben bedeutungsschwangere Ansätze, andere wirken unbeholfen, unangenehm und überzeichnet. Diese spezielle, koreanische Weirdness steht dem Film ausgesprochen gut. Der eigentliche Plot hybridisiert Psychothrill, Beziehungsdrama, post-Coming-Of-Age und Gesellschaftskritik und zeigt viele wiederkehrende Bilder, in die man unendlich viel hineininterpretieren kann. Film- und Deutungsenthusiasten können sich deswegen in den tollen Bildern und der schleppenden Handlung auf die Suche nach den kleinen oder großen Wahrheiten machen. Man kann aber auch einfach zuschauen und die merkwürdige Stimmung aufsaugen, wenn man es zulässt, über die Inhaltsebene hinwegzusehen. Ich verstehe, wenn ‚Burning‘ für viele nicht das liefert, was man erwartet. Der Film serviert zu wenig Psychothriller-Mindfuck auf der einen und zu wenig superabstrakten Arthouse auf der anderen Seite, sondern setzt sich vielmehr – äußerst introvertiert – in eine ruhige Ecke dazwischen und füttert Schrödingers Katze. Ich jedenfalls fand das auch in Überlänge großartig. Das gilt vor allem auch für die schauspielerischen Leistungen, die jazzigen Noir-Sounds und die schönen Landschafts- und Stadtaufnahmen.

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                                              • 5 .5
                                                MoeByDays 26.07.2021, 10:13 Geändert 26.07.2021, 14:18

                                                [Let op, Spoiler!] Ein zweischneidiges Schwert, würd ich sagen. Das Setting und die ganze Aufmachung machen wirklich was her. Die Mythologie ist klasse. Der finstere Score und ein paar ästhetische Spielerein wie das rote Licht und die Sirenen verleihen dem Film bisweilen sogar einen Hauch von Terrorkino. Neben den extrem düsteren Szenen in der Hütte wird außerdem mit dem Kontrast der sonnigen, kalabrischen Einöde gespielt. Das kennt man natürlich alles schon, trotzdem ist die Umsetzung wirklich stimmig und atmosphärisch. Der Härtegrad ist anständig, auch wenn ‚A Classic Horrorstory‘ nur selten explizit wird. Schauspielerisch ist das alles geht-so-ok, die Figuren sind aber genretypisch ziemlich egal. Mit zunehmender Laufzeit offenbart der Film leider immer mehr Plotholes, merkwürdige Verhaltensweisen der Figuren und lenkt die Karre schließlich durch die krude Auflösung mehr oder weniger gegen die Wand. Wie so oft, ist es der Twist, der diesem ansonsten soliden Werk unverhofft trashige bis komödiantische Züge verleiht. Die Idee ist grundsätzlich nicht wirklich scheiße, aber auch nicht wirklich neu. Am meisten stört mich daran, dass ‚A Classic Horrorstory‘ den ganzen Vibe verliert und die Stimmung komplett ins Groteske kippt. Es wird einfach ein wenig albern. Im grande finale, das nicht wirklich eins ist, mutiert die Protagonistin dann plötzlich zum Alpha-Final-Girl und latscht anschließend boss-like aus dem Mafiasektenfilmproduzenten-Areal heraus. No fucks given. Nach dem Abspann gibt’s ein bisschen selbstreferenziellen Trash-Metakäse oben drauf. Ist nicht witzig, nicht clever, nur irgendwie lahm. Schade. Und dabei bin ich in diesem Genre echt genügsam. Diese ganzen Versuche, alles neu zu erfinden, tolle Twists reinzupacken, das Stimmungsbarometer im Verlauf des Films zu kippen und besonders clever zu sein, nerven mich größtenteils. 'A Cabin In The Woods' war in dieser Hinsicht ein frischer, spaßiger Genrebeitrag. Aber das muss man doch nicht noch mal um 'Midsommar' und 'Texas Chainsaw'-Zitate, sowie einer Prise HostelDarknetMafia-Mumpitz ergänzt, aufwärmen? Na ja. Trotzdem lässt die hohe Qualität aufhorchen und auf zukünftige Produktionen hoffen.

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                                                • 5 .5
                                                  MoeByDays 24.07.2021, 15:40 Geändert 26.07.2021, 14:18

                                                  [Let op, Spoiler!] Auch #3 liefert leider nicht wirklich ab. Die Sarah Fier Origin-Story ist plottechnisch durchaus gelungen. Der große Twist ist zwar sicher nicht weltbewegend, trotzdem gibt das der Story auf den letzten Metern noch mal einen gewissen Kick. Schön fand ich vor allem, dass die Liebesgeschichte aus dem ersten Teil erneut thematisiert wird. Leider wirken die Jungdarsteller im mittelalterlichen Zwirn allerdings nicht sonderlich authentisch, sondern eher wie Cosplayer. Zu hübsch, zu geschminkt, zu clean, zu divers und aus der Zeit fallend. Was das angeht, bleibt sich 'Fear Street' gewissermaßen treu. Der young-adult-millenial-vibe schleppt sich durch alle Jahrzehnte und Jarhunderte. Das nervt mich als Freund liebevoller Retro-Inszenierungen zwar, ist aber vielleicht einfach auf das Zielpublikum zugeschnitten. Wobei ich bei dem erstaunlichen Härtegrad der Reihe auch nicht so recht weiß, wen das in erster Linie ansprechen soll. Whatever. Der zweite Teil von '1666' hat mich jedenfalls komplett enttäuscht. Es wird einfach zu abstrus, random und bisweilen albern. Sheriff Goode ist auch plötzlich der Antichrist. Seine Figur, die in Teil 2 durchaus interessante Ansätze zeigt, wird dem Plottwist geopfert. Am Ende bleibt ein äußerst unstetes, schwarz-weiß-malendes Horrormärchen, das viel versucht, aber nur wenig wirklich gut macht. Ich kann aber nicht abstreiten, das mich 'Fear Street' insgesamt relativ anständig unterhalten hat. Alles in allem: geht so / ganz ok.

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                                                    über mother!

                                                    'Mother!' trieft nur so vor bedeutungsschwangeren Deutungsansätzen. Die ausladende Metaebene hat mich dabei allerdings auch im Nachgang nicht sonderlich tief beeindruckt . Zu willkürlich - und von den absurden Geschehnissen erschlagen - wirken die Versatzstücke aus Bibelzitaten, Beziehungsdrama und Gesellschaftskritik für mich. Als unangenehmer Horrortrip, bei dem man als Zuschauer fast so viel aushalten muss, wie J. Law, hat mich dieser Film mit seiner bisweilen äußerst anarchischen Inszenierung aber durchaus gepackt. Wer Spaß an bildgewaltigem Psychothrill und mentaler Selbstzerstörung hat, kann sich diesen emotionalen Torture-Porn deswegen mal bei 'nem Weinchen reinziehen. Wer das nicht tut, erspart sich aber gegebenenfalls auch etwas. Ob 'Mother!' am Ende besonders tiefsinnig, besonders bescheuert oder irgendwas dazwischen ist, muss jeder für sich entscheiden.