Rajko Burchardt - Kommentare

Alle Kommentare von Rajko Burchardt

  • »I haven't had an orthodox career, and I've wanted more than anything to have your respect. The first time I didn't feel it, but this time I feel it, and I can't deny the fact that YOU LIKE ME, right now, YOU LIKE ME!«.

    http://youtu.be/u_8nAvU0T5Y

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    • 5

      "Twenty Cigarettes" ist Reduktion auf hohem Niveau, aber leider ohne besondere Konsequenz. In der unglaublichen Ruhe der gefilmten Situationen – kein Off-Kommentar, keine Musik, nur das stille Brennen der Zigarettenglut und diffuse Hintergrundgeräusche sind zu hören – kann man sich schön verlieren, einmal ganz für sich sein und illustre Zusammenhänge darüber spinnen, was einem die Bilder geben oder nicht geben, in welcher Beziehung sie zueinander stehen und was sie einem so über das Rauchen, Menschen, Individualität oder filmische Einheiten erzählen. Konsequenz geht dem Film ab, weil Benning nicht auf Einmischungen verzichtet. "Twenty Cigarettes" ist sehr langweilig und sehr interessant, aber noch interessanter hätte er sein können, wenn sich die Personen (Probanden) freier vor der Kamera bewegen würden. [...]

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      • 5

        Fortsetzung der Architekturarbeiten vom Emigholz, letzter Film der "die Ursprünge, das Schicksal, den Triumph und das Zerbrechen der architektonischen Moderne" inspizierenden Serie "Architektur als Autobiographie", die einen Teil der auf Vorarbeiten zurückgreifenden Sammlung "Photographie und jenseits" bildet, und gleichzeitig Beginn des mehrteiligen Projekts "Aufbruch der Moderne", das augenblicklich fortgesetzt wird. Im Mittelpunkt von "Parabeton - Pier Luigi Nervi und römischer Beton" steht die Kontextualisierung der noch erhaltenen Bauwerke des Titel stiftenden italienischen Ingenieurs Nervi, zufolge Emigholz "als Erfinder stilbildender Konstruktionen der Großmeister des Betonbaus und der Architect’s Architect des 20. Jahrhunderts", mittels abgebildeter Überreste antiker Architektur. In annähernd gleichmäßigen Einstellungen werden die Betonbauten bei gleichzeitiger Kontinuität filmischer Einheiten in Beziehung zu den sie umgebenden räumlichen Verhältnissen, der Landschaft sowie den Menschen gesetzt. Der Aufbruch ergäbe sich beiderseits wörtlich und sinnbildlich aus der Schicksalhaftigkeit der "grotesken Wucherungen ungestalteter, autorenloser, architektonischer Räume". Ein durch gezielte ästhetische Bruchstellen (Blitzeinschlag, eine bimmelnde Straßenbahn) in der strukturformalistischen Inszenierung und starke Rhythmisierung der Bilder weitgehend unverkrampftes Sehvergnügen von erlesener Emigholz-Güte. Gesehen habe ich eine ausreichende erste Stunde.

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        • Info für das Berliner Filmlückenschließertum:

          Im März würdigt das Arsenal mit einer vollständigen (!) Retrospektive das Werk des georgischen Filmemachers Otar Iosseliani, bis auf zwei Ausnahmen ausschließlich auf 35mm und im OmE. An drei Abenden wird Iosseliani darüber hinaus persönlich anwesend sein.

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            Kunstgewerbliche Kriegspornographie aus der Pose des Privilegierten. Der kackbraune Ehren-Bär für einzigartige filmische Dummdreistigkeit 2012 geht an Angelina Jolie.

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              "Lost In Paradise" ist der erste größere Film aus Vietnam, der schwule Protagonisten in den Mittelpunkt rückt und dabei nicht verhöhnt, was Vu Ngoc Dangs Großstadtsonett nicht nur hier auf der Berlinale internationale Festivalaufmerksamkeit eingebracht hat. Möglicherweise also erfüllen die Feel-Good-Einlagen und mitunter allzu exzessive Schönbilderästhetik demnach auch eine strategische Funktion. Erträglicher wird diese bestimmt rundherum gut gemeinte, aber unrettbar mechanisch konstruierte Tragikomödie dadurch allerdings auch nicht.

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              • Traue mich nicht diesen Film zu sehen. Wenn ich ihn nicht mögen sollte, kündigt Le Samourai mir bestimmt die Moviepilot-Freundschaft. :/

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                  Weil wohl keine Besprechung des Thatcher-Films ohne Worte schäumenden Sprudels über Meryl Streeps ja so, so eindrückliche Verwandlung zur britischen Regierungschefin auskommen darf, sei gleich vorneweg gesagt: Fieberhafteres Acting wird man dieses Jahr sicherlich nicht mehr im Kino zu sehen bekommen. Wahrlich eisern, jaja, tut sie es Habitus und Körpersprache der Iron Lady gleich, am Rande zur Selbstparodie und in der Anmutung zeitweilig wie eine aufgetakelte Drag Queen auf Amphetamin. Folglich zelebriert dieser Film weniger den Thatcherismus der 80er Jahre, als vielmehr den Streepismus des Schauspielgewerbes: Ein Verkaufsargument namens Mimikry. [...]

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                  • 7 .5
                    über Captive

                    Der philippinische Regisseur Brillante Mendoza gilt spätestens seit seinem Cannes-Erfolg "Kinatay" vor drei Jahren als ein besonderer Liebling der europäischen Festival-Cinéphilie und selbstverständlich auch des so genannten Weltkinos (siehe "The Woman in the Septic Tank"). Das Kernthema seines letzten Films greift der Regisseur nun erneut auf: Wie schon "Kinatay" kreist auch "Captive" um Gefangenschaft, Isolation und die vielen Gesichter der Gewalt. [...]

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                    • 5

                      Die Idee ist besser als der eigentliche Film. Dessen Albernheiten sind zwar immer sympathisch (und Eugene Domingo in einer Nebenrolle entzückend komisch), aber weder allzu clever noch weitschweifig. Manch Witz sogar ist schlicht dümmlich. Dennoch sei angemerkt: Ich habe in vielen Jahren Berlinale noch keinen Film gesehen, bei dem sich das Publikum während der Vorführung so derart enthusiastisch zeigte wie hier. Schallendes Gelächter, Szenenapplaus, fast irritierend. Da nehmen die Zahlen einen auch nicht mehr wunder: "Woman in the Septic Tank" ist der erfolgreichste philippinische Independentfilm aller Zeiten.

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                      • 5

                        Der wenig diffizile Umgang mit den wohl unumgänglichen Gestaltungsmitteln des Tränendrüsenkinos verstellt leider einen Film, der geistvoller hätte sein können. "Extrem laut und unglaublich nah" ist sehr kitschig, sehr amerikanisch und immer ein wenig zu viel. Und damit aber auch eben die ganz hollywoodtypische Bewältigung des nationalen Traumas, so rundheraus legitim wie nachvollziehbar. Kein schlechter Film.

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                          • Selbst in diese wenigen Minuten schummelt Alfredson noch Spuren seiner feinsinnigen Ironie. Neben PTA der aktuell beste Filmemacher der Welt.

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                              • Info für die Berliner Mekas-Jüngerschaft:

                                Das Arsenal zeigt mit ORNETTE: MADE IN AMERICA (25.02.) und THE CONNECTION (28.02.) im Februar zwei restaurierte Filme der US-Indie-Prinzessin Shirley Clarke (35mm).

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                                • Info für die Berliner Kunstbeflissenheit:

                                  James Benning stellt am 7. Februar um 20 Uhr im Kino Arsenal seinen neuen HD-Film "Nightfalls" vor, der in einer einzigen Einstellung "ein Stück Wald während des Übergangs vom Tag zur Nacht zeigt". Die Vorführung findet in Anwesenheit des Regisseurs und offenbar bewusst außerhalb der Berlinale statt.

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                                  • 4

                                    Ein schönes Pferd, ein aufrechter Junge, ein schlimmer Krieg. Steven Spielberg verbindet einmal mehr Allgemeinplätze und fährt vor historischem Setting die ganz dicken Gefühle auf. Während John Williams majestätisch eine seiner stärksten Musiken seit Jahren orchestriert, galoppieren und rennen wir mit dem wunderbaren Ross durch die Schrecken des Ersten Weltkrieges, die unter der Suche nach wahrer Freundschaft zum gemütlichen Hintergrunddekor umorganisiert werden. Über Gebühr banal und arm an Zwischentönen und Subtilität, erweist sich der das alte große Epos anklingende "Gefährten" leider als einer der bisher schwächsten Spielberg-Filme. [...]

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                                      [...] Ein Film, in dem lauter verrückte Dinge passieren. Ein Familienpapi zieht samt Anhang aufs Land und kauft einen alten Zoo. Und die Sanierung desselbigen wird von zahlreichen unvorhergesehenen Zwischenfällen begleitet: eine sanfte Romanze zwischen Daddy (Damon) und Tierpflegerin (Johansson), ein geplatzter Scheck (auweia) und schlechtes Wetter (abenteuerlicher Höhepunkt am Ende). Was landläufig wohl unter Feel-good-Movie firmiert, ist eine einzige Kette rigoroser Banalitäten, die dem Zuschauer mit allerschlimmster Alltagsgefühlsduselei und behaupteter Leichtigkeit um den Hals geknotet wird. Da gibt’s die entzückenden Kinder, die tollen Tiere und die nichtigen Familienprobleme (Sohnemann wollte gar nicht aufs Land ziehen, na so was), und das alles in warme Sommerfarben gehüllt – außer natürlich, wenn es regnet (was aber nur einmal passiert, im großen Finale halt). Die reinste Gute-Laune-Hölle ist das. [...]

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                                        Ein Meisterwerk formaler Könnerschaft, das in der akribischen, ja geradewegs punktuellen Nachempfindung spezifischer Genremotive und ihrer Eigenschaften gleichförmig vor sich hin illustriert, während sich das ästhetische Flirten mit ruchbaren Symbolen und Inszenierungstricks nach und nach als bloße Anfertigung erweist. Statt den dargestellten (sexual-psychologischen) Horror zu ergründen, konzentriert "Amer" ihn von der ersten Minute an lediglich pittoresk auf der Bildebene, die seine ausufernden Einfälle in der Summe unsichtbar wie Fliegen auf grauem Samt werden lässt (lärmenden akustischen Signalen zum Trotz). Eindrucksvolle Kunstfertigkeit verklumpt zur wirkungslosen und bald auch lästigen handwerklichen Demonstration, die Aneignung der Grundlagen behauptet, aus ihnen aber keine eigene Kraft, geschweige denn genuine Sinneslust schöpft (oder nachvollziehbare Eindrücke). Was über dem Verpuffungseffekt bleibt, ist passivierendes Anschauungsmaterial, das seltsam zwischen Experimentalfilm und Giallo-Gebilde hängt, und dessen Potenzial in eine gesamtfilmische Form gepasst so viel realiter effektiver wäre. Ein laues stilistisches Lüftchen, das wohl nur in die hoffnungsvoll offenarmige Gunst der Genre-Aficionados wehen kann.

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                                        • Ich hoffe, dass es mir nie so schlecht im Leben gehen wird, dass ich über diese Serie auch nur einmal schmunzle.

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                                          • 6

                                            [...] Mit "Jack und Jill" ist Sandler endgültig zu jener Sorte Komödiant gereift, die er in Judd Apatows "Wie das Leben so spielt" noch – mehr oder weniger – verulkte. Für die intellektuellen Apatow-Beobachter mag sich das als konsequente Schlussfolgerung darstellen, am breiten Publikum scheint so viel potenzierter Nonsens aber mittlerweile abzuprallen. Die zum endgültigen Prinzip erhobene Doofheit dieses Films ist nichtsdestotrotz um einiges vergnüglicher, als die sich in ihrer eigenen langweiligen Gemütlichkeit eingerichtete Spaßgrauzone eines "Kindsköpfe" etwa. Und irgendwie ist "Jack und Jill" in all seiner Maximierung der üblichen Sandler-Zutaten beinahe radikal.

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                                            • 6 .5

                                              Lieber hätte sie einen toten Sohn, als einen Narziss, eröffnet Judi Dench ihrem John Edgar mit versteinerter Miene. Was die Mutter dem künftigen FBI-Ermittlerguru in diesem, vielleicht dem schrecklichsten Moment von "J. Edgar" rhetorisch verkleidet raten möchte, ist nicht weniger als ein Leben im Duckmäusertum. Die nach wie vor nur vermutete Homosexualität des FBI-Begründers rückt in der Kinoadaption seines Schaffenswerkes ins Zentrum aller Geschehnisse. Wider Erwarten erzählt Clint Eastwood keine faktenorientierte Politik-, sondern eine sanftmütige Liebesgeschichte. Zwischen J. Edgar Hoover und seinem engsten Vertrauten, dem Anwalt und Berater Clyde Tolson. [...]

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                                              • Wer mich schon immer mal unsittlich berühren wollte, wird an diesem Tag Gelegenheit dazu haben.

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                                                • Die Verwendung des Fremdmaterials im Film ist tatsächlich äußerst stupide und irritierend, wie ich auch bereits in meinem Text zu THE ARTIST schrieb.

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                                                    [...] "The Artist" zeigt nichts, das man nicht schon wüsste, und nebst seiner oberflächlichen Thematisierung wünscht man sich vergeblich, dass er den industriellen und persönlichen Umbruch, den er da zu zeigen glaubt, auch wirklich einmal problematisieren würde. Die Art, wie dieser Film konzeptionell mangelhaft und inszenatorisch unausgegoren in Erscheinung tritt, mag durch Witz, Charme und auch eine mitunter spürbare Liebe zum technischen Material goutierbar gemacht werden, doch was er letztlich über Kunst und Künstler oder über das Stumm- und Tonfilmkino sagen möchte, das bleibt diffus. [...]

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