Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
TREE OF LIFE ist nichts anderes als der beste Film 2011.
Drei der sieben Filme haben es auch in meine Top 10 geschafft. Und mit MEEK'S CUTOFF auf der 1 kann das cinephile Herz bestens leben!
Sagenhafter Quatsch zum Quadrat, der sich in einer selbstherrlichen Mischung aus Gorebauer-Pleaser mit Torture-Porn-Zielsetzung und scheinorigineller Drehbuchhyperkonstruktion als kunstvolle Variante des ja besonders im südkoreanischen Kino offenbar nimmer abgenudelten Rachethrillers vorkommt, sich aber samt jeder einzelnen seiner aufgeblasenen 140 Minuten in komplettem Schwachsinn besäuft. Von zwei, drei guten Einfällen abgesehen, inszeniert Kim Jee-woon mit schier unglaublicher Beharrlichkeit eine Blödsinnsidee nach der anderen in ständigen Nah- und Halbnahaufnahmen (grandios-doofer Höhepunkt: das formal von Emmanuel Lubezkis Kamerachoreographie geräuberte und innerhalb der Handlung vollkommen irrelevante Blutgesuppe im fahrenden Auto), während sich Choi Min-sik flagrant an einer Parodie seiner "Kultrolle" vom Hammer schwingenden "Oldboy" abarbeitet (mit Erfolg). Ein Film, der offenbar im kompletten Vollrausch entstanden ist und dank seiner hanebüchenen "Wendungen" auf Backebackekuchenniveau sowie der herrlich doofen Anbiederungsstrategie, dumpfesten Splatter mit Schau-mal-einer-da-Logik zu veredeln, gebührend vertrasht werden muss. Zumindest, so lange man sich an der Kunstfeindlichkeit dieser Mumpitzapotheose nicht die Zähne ausschlägt – was keinem zu verübeln wäre. (Extrapunkte für die super tighten Klamotten des Hauptdarstellers!)
Sido fehlt.
Von der Konzeption ("zeigen, wie es wirklich war") bis zur Ausführung eine bodenlose Unverschämtheit, die ihre geradezu prätentiöse Schwachsinnigkeit auch noch erzieherisch verstanden wissen will. Ungeniert und gedankenlos gebärdet sich der Film zwischen allerschlimmster Exploitation – Kindererschießungen im Close-Up mit CGI-Blut, Selbstinszenierung Uwe Bolls als SS-Mann vor Gaskammertüren, das alles bei gleichzeitiger "Akkuratesse" in der Darstellung des Alltags systematischer Tötung – und schamloser Pseudo-Dokumentation, bei der zum Thema befragte Schüler gnadenlos dem tendenziös-idiotischen Geplapper des Regisseurs ausgesetzt und damit aufs Schlimmste düpiert werden. Als Sättigung des schon barbarisch gehaltlosen Abfalls scheut Boll in einer wohl als Conclusio gedachten Geste totaler Geistesabwesenheit schlussendlich auch nicht davor zurück, den Holocaust als quasi "gängiges" Beispiel eines Massenmords in die Geschichte einzugliedern, so wie etwa der Genozid in Darfur oder die Unterjochung der Indianer durch die "Amerikaner" (sic), und diese "Erkenntnis" fortlaufend zu kolportieren ("also gab’s das schon öfter"). Solchem Irrsinn kann man nur noch ohnmächtig ein Zitat gegenüber stellen: "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles).
Ein das eigene Sujet trivialisierendes Drama vor behaupteter Politkulisse, mit dem sich Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Autor George Clooney erneut als großer Denker unter Hollywoods Schauspielequipe in Szene setzt. Im Zusammenhang mit dem historische Wendungen versprechenden US-Wahlkampf Obama/McCain 2008 hätte "The Ides of March" möglicherweise noch so etwas wie einen tagesaktuellen Reiz versprüht, hier und jetzt hingegen hängt er nur wie das schwere Pappende eines klebrigen Fliegenfängers im luftleeren Raum. Dass sich der Film hinter vordergründiger Scheinkomplexität zudem als bloßes Lobbyprodukt von und für Demokraten erweist, geeignet fürs kollektive Abnicken unter Gesinnungsgenossen, macht ihn selbstverständlich auch nicht relevanter. Denn um Politik, also Entscheidungsprozesse und deren Inhalte, geht es in "The Ides of March" keine Minute, das Drehbuch kreist einzig um eine melodramatische Sexaffäre, die dem Präsidentschaftskandidaten zum Verhängnis werden könnte, sowie die hiermit verknüpfte Gewissensprobe eines Wahlkampfhelfers. Damit legt Clooney eben nicht, wie man ihm so bequem andichten könnte, den politischen Machtapparat als moralischen Zirkus frei, sondern bestätigt unter Zuhilfenahme von Seifenopernklischees bestenfalls dessen Fragilität – und wie sehr man doch nach den Regeln der Korruption spielen müsse, um die eigenen Ideen sicher ins Ziel bringen zu können. Was für eine tiefsinnige politische Erkenntnis.
[...] Kaum ein Film des Genres entwarf bislang ein derart faszinierend zermürbendes Berufsbild, mit der Romantisierung eines James Bond haben die Agenten von le Carré nichts gemein. Sie sind gebrochene Seelen, ohne Identität und soziale Verbindung, auf ewig verloren im endlos trägen Gewerbe des Geheimdienstes. In der Beobachtung des Milieus erweist sich Alfredson bei seiner Umsetzung als Meister der Zwischentöne. Bis zur Beklemmung verdichtet er die Anordnung der Figuren und komprimiert stückweise ihre Bewegungsräume. In einer ausdauernd von Subtilität und Detailreichtum bestimmten und geradezu analytischen Inszenierungshaltung untersucht er mit breitesten Scope-Bildern grau-brauner Färbung stets, was sich jenseits des Offensichtlichen zuträgt. Die Präzision und Konzentration dieser Romanadaption kann nicht weniger sein als die große begnadete Handschrift eines absoluten Ausnahmefilmemachers.
Nach allen Regeln der Kitschkunst gefertigtes Rührstück über schwarze Hausmädchen im Mississippi der 60er, die nicht mehr nur länger bei Wohnungsputz und Kindererziehung weißer Mittelstandsfamilien helfen, sondern auch eine junge angehende Journalistin zu einem Buch über ihren diskriminierenden Arbeitsalltag inspirieren. Mit einem üppigen Ensemble, das der sorgfältig aufgezogenen Süßlichkeit die volle Breitseite verleiht, und einer beispiellos schwarzweiß gedachten Konfliktdramaturgie erfüllt "The Help" nicht nur jegliche Oscarkriterien mit Auszeichnung, sondern setzt die Tradition eindimensional gestrickter Hollywoodfilme ähnlicher Ausrichtung gnadenlos fort. Schwarze versteht der Film unterm Strich als Menschen ohne Eigenschaften, die sich mit Opfergaben in die Selbstlosigkeit demütigen (lassen), wenn sie nicht gerade mit klischeehafter Güte und Weisheit stillschweigend die ganz große Wahrheit hinter allem erkennen – bis im Finale die Ansprachen fallen, was sonst. Dass "The Help" deren weiße Unterdrücker zu aufgetakelten, geradezu karikaturesken Antagonisten stilisiert, um aus rassistischer Aggression auch noch fiebrige Spannungsmomente zu kreieren, versichert ihn aber immerhin gegen jede Form von Ernsthaftigkeit. Eine doppelt und dreifach gezuckerte Schmalzstulle von einem Film, bei der man wohl selbst noch den Erstickungstod in Kauf nehmen muss, um wenigstens eine Träne der Rührung vergießen zu können. Help!
Fast schon penetrant gut gemeintes Familienmelodram, in dem ein Mittelklasseehepaar darum bemüht ist, den Tod seines vierjährigen Sohnes bewältigen und wieder auf die Alltagsbahnen des gewohnheitsmäßigen Suburbia-Lebens zusteuern zu können. Obwohl John Cameron Mitchells Inszenierung Subtilitäten mal wieder ganz hinten anstellt (vgl. auch "Shortbus") und das vom Autor der Theatervorlage, David Lindsay-Abaire, selbst adaptierte Drehbuch scheinbar keine konstruierte Offensichtlichkeit auslassen möchte, gelingen "Rabbit Hole" einige mehr als passable Momente, in denen der eindringliche Stoff konzentriert problematisiert wird. Dem Film hätte dabei weniger Üppigkeit in seinen evidenten Details gut getan, tieferes Kratzen am Oberflächenlack ebenso. Kidman und Eckhart spielen sich mit bemerkenswerter Zuversicht an allen Schwächen vorbei, wobei er noch viel besser ist als sie und trotzdem nicht für den Oscar nominiert wurde. In einer (nicht unfreiwillig komischen) Szene überraschte mich übrigens ein herzlicher Lachanfall, für den ich dem Film zusätzlich sehr dankbar bin.
Intellektuelle Vergnügungssucht über einen englischen Buchautor und eine französische Kunsthändlerin, die in wohlgestalten Plansequenzen durch die Toskana flanieren, anregende Gespräche führen und schlechten Wein trinken. Ihr arbiträres Diskursgeschwafel über Kunst- und darüber abgeleitete Lebensfragen gerinnt bald zur trügerischen Demonstration von Schein und Sein, während sich im eitlen Vortragsgestus der beiden Protagonisten vor allem immer erst einmal dickwanstig aufgeplustert wird, um dann deklamatorisch auf den eigenen einfältigen Hirnsport zu verweisen. Irgendwann grinst die Binoche dann mal in die Kamera und winkt den Fetischisten der Vierten Wand zu, ob dass sich das Gedankengeflecht noch weiter verdichten mag. Was in diesem scheinbar kopfsportlich gedehnten Debattierclubverhalten herumkommt, ist so geistreich wie der Burger mit Pommes und Cola, den Binoches Filmsohn zu Beginn bestellen lässt – eine Figur apropos, die den urgrundbanalen Sublimierungszirkus schon durchschaut, bevor er überhaupt begonnen hat. Nur mag das Regisseur Abbas Kiarostami leider trotzdem nicht davon abhalten, diesem noch den ganz langen roten Teppich auszurollen und seine beiden "Liebesfälscher" darauf schamlos um die Wette palavern zu lassen. "It's not very simple being simple", wie wahr, wie wahr.
Solider Prätentionsmainstream von der Festivalstange, dem das betont Unkonkrete wohl mal wieder als Schutzmechanismus vor Deutungshoheit und Positionierung dienlich sein soll. "Essential Killing", der zweite Film des polnischen Neue-Welle-Urgesteins Jerzy Skolimowski nach dessen fast jahrzehntelanger Regiepause, fährt einige besonders ulkige Momente auf, während sich Vincent Gallo als Taliban-Irgendwas auf seinem Surivialtrip respektabel abmüht. In der kitschigen Visualisierung von Rückblenden und Träumen und Wahnvorstellungen und Christentrash tendiert der Film aber ins Kopfschüttelige. Was das forcierte Einleben in eine solche Figur eigentlich soll, bleibt natürlich auch unbeantwortet.
Wem die melodramatische Perversion eines "Talk to Her" (Hable con ella), in der sich ja nichts anderes als die Radikalität menschlicher Begierden spiegelte, noch nicht weit genug ging, darf sich von Pedro Almodóvars neuem Film in psychologische Abgründe entführen lassen, die sonst nur noch ein David Cronenberg zu ergründen wagt. Zwischen totaler Frauen- UND Männerverstehung, Genreaneignung und maximal trügerischer Arthauskultiviertheit setzt "The Skin I Live In" von der ersten Minute an einen disparaten Gedankenstrom in Gang, der seine exploitativen Elemente allerhöchstens bildästhetisch verschleiert, inhaltlich jedoch genüsslich auskostet und bedachtvoll <-> eruptiv in extreme Fragestellungen überführt. Voller Schön- wie gleichermaßen Hässlichkeit und entscheidendem Blick fürs Bizarre, ein wunderbares Vergnügen. Mit solchen Filmen kommt wohl nur noch ein vermeintlicher Kunstgewerbler wie Almodóvar durch.
[...] Mit einer am Ende der 90er angesiedelten Geschichte um zwei Rapper, deren Freundschaft auf dem Weg zum kommerziellen Musikgeschäft durch Missgunst und unterschiedliche Haltungen zum Hip-Hop auf eine Bewährungsprobe gestellt wird (Beef), reflektiert "Blutzbrüdaz" die neueren Entwicklungen in der Szene (leichte Parallelen zu Aggro Berlin inbegriffen) mit erfrischendem Unernst, naivem Charme und geradezu niedlich-quirligen Figuren. Selbst die Klischees des Genres, den Chauvinismus etwa oder das unsägliche Mackergetue, bricht der Film auf erheiternde Art. Damit ist "Blutzbrüdaz" ein wohltuender Gegenentwurf zur proletenhaften Attitüdenrevue von "Zeiten ändern Dich", der sich mit anbiedernden Korrekturen am Medienimage seines Hauptdarstellers auch noch selbst demontierte. [...]
[...] Alles, was es am Remake von "Let the Right One in" zu loben gäbe, wäre verdientes Lob fürs Original. Alles, was an ihm banal und unüberlegt erscheint, geht auf sein eigenes Konto. Eine recht einfache Rechnung also. "Let Me In" ist nicht viel mehr als die gemütliche, von Ecken und Kanten befreite Hollywoodisierung des Stoffes. Eine Umdeutung des Materials findet nicht statt, selbst noch die Übertragung in einen anderen (filmischen) Kulturkreis bleibt erkenntnisfrei. "Cloverfield"-Regisseur Matt Reeves erzählt einfach noch mal nach, was er gesehen (und nicht etwa in der Romanvorlage gelesen) hat, und das auch noch auf einem von jeglichem Tiefsinn befreiten Niveau. Dass die US-Kritik vor diesem schalen Neuaufguss in die Knie ging, kann nur mit Untertitelfaulheit zu erklären sein.
Hier stellen sich einem noch mehr die Nackenhaare auf als bei der Auswahl der (angeblich) besten Filme des Jahres.
Bin dann doch erstaunt, wie scheiße der Massengeschmack so ausfällt.
Die besten Filme des Jahres stehen leider gar nicht zur Wahl. :(
[...] Nach Jahren im Ruhestand schickte New Line den nimmer toten Crystal-Lake-Mörder direkt in den Weltraum, 400 Jahre in der Zukunft. Das ging zwar vor ihm schon bei den Critters, dem Leprechaun oder Pinhead schief, doch den Versuch war es offenbar wert: Immerhin begnügte sich das Studio nicht mit redundanten Plots wie noch der Vorgänger Paramount, sondern bemühte sich zumindest um eine gewisse Variation der Jason-Abenteuer. Und abgesehen vom trashigen Schlussteil, in dem der Titelheld als Cyborg auftritt, ist der zehnte "Freitag"-Film eine ziemlich vergnügliche Angelegenheit. [...]
[...] "Jason goes to Hell“ verkündete abermals den Tod des Antihelden, erzählte aber zunächst einmal die Geschichte seiner Wiederbelebung: Als Geist befällt er verschiedene unschuldige Menschen, die dann zu wütenden Killermaschinen mutieren. Der Film brachte die Serie effektiv, fantasiereich und nicht unoriginell zu einem vorläufigen Ende, mit hohem Bodycount, saftigen Mordsequenzen und wunderbar abstrusem Finale. Nachdem Jason zur Hölle gefahren ist, wird in der letzten Einstellung bereits das Crossover mit Freddy angekündigt – auf das die Fans aber noch 10 Jahre warten sollten. [...]
[...] "Freitag der 13. – Todesfalle Manhattan" versprach mit Titel und Plakatdesign einen durch New York wütenden Jason und damit die Abkehr vom ausgelutschten Camp-Setting. Allerdings erwies sich der Film als Mogelpackung: Die Handlung spielt auf einem großen Schiff, dessen Besatzung von Jason Stück für Stück dezimiert wird. Die Reise vom Crystal Lake nach Manhattan endet erst kurz vor Schluss – und gerade als man sich Jason zumindest für die letzten Minuten über den Times Square spazieren wünscht, wird das Finale in den U-Bahn-Untergrund verlegt. Großes Kino. [...]
[...] Schema F als Franchise-Konzept: Anders als bei den Freddy-Filmen, die von Teil zu Teil immer wieder neue Ansätze und visuelle Konzepte vorstellten, zeichnen sich die Jason-Einsätze durch ihren Unwillen zur inhaltlichen und inszenatorischen Veränderung aus – die strikte Monotonie ist Prinzip und sicher auch Erfolgsrezept der Serie. Im siebten Film dann sogar mit blumigen "Carrie"-Anleihen, so wunderbar spirituell wie hier wurde der eigene Slashermythos nie wieder beschworen. [...]
[...] Obwohl er die Geschichte des mittlerweile erwachsenen Tommys (in Drittbesetzung) fortführt, bildet "Freitag der 13. – Jason lebt" nach der Zäsur durch den Vorgänger einen Neuanfang des Mythos: Um den toten Machetenschwinger wieder quicklebendig auf Teenie-Jagd befördern zu können, musste der Film ein übernatürliches Element in die Serie einbringen. Die ständigen Auferstehungen des Titelhelden wurden demnach fortan mit Blitzschlägen, dämonischen Kräften, Telepathie oder anderem Mystik-Popanz erklärt, womit sich die "Freitag"-Filme in eine ähnliche Richtung wie die "Nightmare On Elm Street"-Serie bewegten. Nicht von ungefähr erschien das viele Jahre später realisierte Aufeinandertreffen von Freddy und Jason in einem Fantasy-Kontext recht plausibel. "Jason lebt" hat die "Freitag"-Abenteuer auf ein äußerlich neues Level gebracht und damit ordentlich Knete eingespielt. Dazu trödelte Alice Cooper fröhlich "He’s Back" im Titelsong des neuen Films – Mr. Voorhees erfreute sich also bester Gesundheit. [...]
[...] Ähnlich wie "Halloween III", in dem Michael Myers keine Rolle spielte, verzichtet der fünfte Jason-Film nach dem offiziell verkündeten Tod des Helden im Vorgänger einfach auf die Titelfigur und schickt stattdessen einen billigen Nachahmer ins Rennen. Der Film setzt den vierten Teil inhaltlich fort und überlässt den zuvor von Feldman gespielten Jungen Tommy den Dämonen seiner Vergangenheit. Notgedrungen wird darum eine Rachegeschichte gesponnen, in der sich irgendein Irrer mit Hockeymaske als Jason ausgibt. Unspannend und dilettantisch inszeniert, wurde der Etikettenschwindel vom Publikum entsprechend quittiert: "Ein neuer Anfang" blieb weit hinter den Erwartungen zurück. [...]
[...] Der Film spult erneut die bereits ihrerzeit reichlich langbärtige Geschichte vom Camp, den Teenies, Jason und der folgenden Metzel-Party ab. Im Mittelpunkt des vierten "Freitag"-Teils steht dabei ein kleiner Junge, gespielt vom einstigen Kinderstar Corey Feldman, der den Hockeymaskenkiller schließlich ein für allemal zur Strecke bringt. B-Movie-Nase Joseph Zito knüpft nicht an die stimmungsvolle Ästhetik Steve Miners an und setzt den Film inspirations- und ideenlos in Szene. Lediglich die bekannten Zutaten und mitunter recht blutigen Mordeinlagen dürften den geneigten Fan zufrieden stellen. [Anmerkung von mir: LOL] [...]
[...] Der Figur einen Erkennungswert zu verleihen, dürfte aus Produzentensicht höchstwahrscheinlich dem etwas enttäuschenden Einspiel des zweiten Films geschuldet gewesen sein, das nur noch bei etwa der Hälfte des Originals lag. Jason mit einem lumpigen Kartoffelsack über dem Kopf – das kam wohl nicht so gut an. Der dritte, fast doppelt so erfolgreiche "Freitag" ist allerdings auch weitaus cheesiger inszeniert als sein Vorgänger, obwohl erneut Steve Miner für die Regie verpflichtet wurde. Die Konzentration auf Jason als neuen verlässlichen Superstar des Slasherfilms, der jedes Jahr einen erneuten Feldzug durch die Kinos unternahm, sowie die Marketingstrategie, den Film in 3-D und Cinemascope auf die Leinwand zu bringen, standen ganz deutlich im Mittelpunkt der zweiten Fortsetzung, die zu den stilistisch schönsten Slasherfilmen der 80er Jahre zählt. [..]
[..] Cunninghams Film hat in gewisser Hinsicht die Strukturen und komplexen Ansätze des Subgenres banalisiert und erfrischend verspielt zum Selbstzweck freigegeben: Die Identifikation mit dem Mörder dient einem fast interaktiven Happening-Charakter – und das Abschlachten dummdreister Teens gerinnt zur Party, deren Make-Up-Effekte von Tom Savini der eigentliche Hauptdarsteller sind. Insofern musste Jason Voorhees für das Sequel zurückkehren, nachdem sein Tod schon im letzten Augenblick des ersten Films widerlegt wurde, und er musste natürlich ebenso zum Horrorstar stilisiert werden. Als verwilderter Sohn, der nun wiederum den Tod seiner Mutter rächt, meuchelt er sich durch die schlüpfrige Bagage des Camp Crystal Lakes. Der auch innerhalb der Serie schwer unterschätzte Film ist fantastisch in Szene gesetzt, photographiert und ausgestattet. [...]