Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
Der neue Anderson ist der alte Anderson. Zerrüttelte Familienverhältnisse stehen abermals im Mittelpunkt, garniert mit skurrilen Figuren, lakonischen Dialogen und vielen hübschen Einfällen. Gewohnt sinnfrei und wenig durchdacht, gefällt der Film mit vielen gelungenen Kabinettstückchen und einem überaus spielfreudigen Ensemble. Den obligaten Kniefall muss man davor dennoch nicht machen - das ganze ist genauso postmodern und kurzlebig wie die Arbeiten von Jim Jarmusch, Kevin Smith oder Richard Linklater. "Studentenulk auf hohem Niveau.", hat es mal jemand genannt - gekonnt, witzig, sehenswert. Mehr aber auch nicht.
Wenn die goldene Kugel auch zugegeben ein ziemlich dünner Vorwand ist, um die Handlung in Gang zu setzen, so macht der Film seine dramaturgischen Patzer durch irrwitzige Stunts, wunderschöne Sets und den diabolischen Christopher Lee wieder wett. Obwohl "Man With The Golden Gun", jenseits seiner etwas uninspirierten Regie, der bis dato chauvinistischste Bond ist.
Ein zwiespältiges Experiment: Als gesellschaftliche Utopie über Entfremdung, Faschismus und Medienverfall lesbar, ergötzt sich der Film an seiner verzerrten Ästhetik und unterzieht den Zuschauer jener Manipulation, die auch dem jungen Alex in der Handlung widerfährt. Ein zum Klassiker verklärtes, menschenfeindliches Faszinosum.
Das Moore-Debüt ist in jeder Hinsicht eine runde Sache. „Live & Let Die“ ist ungeheuer schwungvoll in Szene gesetzt, kann mit gewohnt vielfältigen Schauplätzen aufwarten und erzählt einmal nicht vom Kalten Krieg, sondern widmet sich einer obskur dargestellten Voodoosekte, die ihre Kontakte über ganz Harlem verstreut. Der rassistische Unterton des Films ist nicht von der Hand zu weisen, doch die brillante Musik und das großartige Titelthema (Paul McCartney), die Krokodilszene und bezaubernde Jane Seymour – all das ist zu gut, um es verdammen zu können.
Auch in vierter Folge ist "Saw" ein bemerkenswert anstrengendes, um Kunstfertigkeiten bemühtes Folterabenteuer, das Spannung mit hektischem Schnitt gleichzusetzen versucht. Das ganze ist konstruiert bis Anschlag und mitunter weniger eklig als sein Vorgänger, wenn auch ungleich hanebüchener in der eigenen Logik: An den Haaren herbeigezogen (Mordpläne aus dem Jenseits) und grobschlächtig in der Wahl seiner Mittel, dürfte der konfus und verwirrend erzählte, mit gelifteten Darstellern am Rande des Over-Acting-Wahnsinns besetzte Horrorschmu zumindest Franchise-Jünger begeistern – geeignet für Zuschauer, die gegen ihre epileptischen Anfälle Tony Scott-Filme konsumieren müssen.
Das schlimmste an diesem Film ist gar nicht einmal seine aufgesetzte Freundlichkeit, seine möchtegern-naive Unschuld und der beinahe schmerzhaft übergestülpte Zuckerguss, nein, selbst Audrey Tautou als talentfreies Habt-mich-alle-lieb-Rehäuglein macht aus Jeunets Film keine ausschließlich unerträgliche Folter: Es ist vor allem der verlogene Fantasieappell, mit dem dieser Unfug seine vermeintlich niedlichen Ideen schamlos ausstellt.
In "Finding Neverland" ging es um die Magie des Alltags, darum, Fantasie als Rettungsanker aus der Tristesse zu begreifen. "Lemony Snicket's" dagegen spielte in einer gänzlich artifiziellen Welt, die in ihrer Konsistenz durch den Schrecken des realen Alltäglichen (Tod der Eltern) bedroht schien. In beiden Filmen spielte Dustin Hoffman eine Nebenrolle - und an beide erinnert diese Fabel, die von einem welken Wunderladenbesitzer als Lebensmagier erzählt. Hoffman spielt diese Rolle nahe am Rande des Over-Acting-Wahnsinns, während Natalie Portman eine entzückend androgyne Gehilfin abgibt. Das alles ist süßlich bis Anschlag, unerträglich einfallslos und rundherum von Burtons "Charlie & the Chocolate Factory" abgekupfert. Das brave und gänzlich nichts sagende Märchen lehrt: Unser aller Zeit ist zwar endlich, doch mit ein wenig Fantasie leben wir auf ewig in den Herzen unserer Geliebten weiter. Ein Wunderladen als lebensbejahendes Zaubersymbol - frohe Weihnacht mit Walden Media.
Gus van Sant erweist sich als wagemutig, neugierig, bewegt von jugendlicher Entfremdung. Der Tod ist allgegenwärtig in „Elephant“, und jeder Zuschauer weiß, dass es in diesem Film um nichts anderes gehen wird: Eine Aura des Todes, des Gleichgültigen, des luftleeren Raumes umgibt die Teenager in diesem Mikrouniversum, aufgeladen mit Makrometaphern und Vorschlaghammersymbolik. Der formalen Kunstfertigkeit aus langen Einstellungen, unscharfen Hintergründen und umso schärferen Nahaufnahmen, aus ungeschnittener Shooter-Perspektive und lichtbetonten Settings, stehen hilflose Erklärungsversuche und Deutungsansätze gegenüber: Hitler im Fernsehen, Waffen übers Internet, schwule Annäherung unter der Dusche. Eine fatalistische Beiläufigkeit und eine Unbegreiflichkeit des Geschehens durchziehen den Film, machen ihn prätentiös, interessant, verstörend. Und in all seiner Undeutlichkeit auch besonders unnötig.
Fast erstickt die Anne Rice-Adaption in ihren schwülstigen Dialogen, der ausladenden Opulenz und dem überzogenen (Cruise) bzw. gelangweilten (Pitt) Spiel seiner Stars, die sich dem erdrückenden Homo-Subtext mit aller Gewalt zu entziehen versuchen. Neil Jordans elegante Inszenierung, die brillante Musik und das grundsätzliche Gespür fürs Andersartige eines Vampirs, das Verlangen, Begehren und der Schmerz einer unterdrückten Lust, all das macht den Film dennoch zu einem faszinierenden Erlebnis, dem man sich kaum entziehen kann.
Eine mindestens so clevere wie doppelbödige, irrwitzige und pointierte Geschichte, herausragende Choreographien und unglaubliche Steppeinlagen zeichnen Kellys und Donens Essenz des Genres aus - ein mit unzähligen Evergreens versehenes, gute Laune versprühendes und wunderbar verspieltes Technicolor-Vergnügen - das schönste Jukebox -Musical aller Zeiten.
Nachdem ihm das Feuilleton beim Vorgänger vorzüglich auf den Leim ging und Eli Roths "Hostel" fälschlicherweise als subversive Metapher auf die Folterbilder der Gegenwart las, rudert der Regisseur keinesfalls zurück, sondern schockt den intellektuellen Kleingeist genüsslich mit impertinenter Drastik und einem Minimum an Handlung. Dabei ist seine Fortsetzung ungleich komischer und wesentlich bissiger, wenn erst all jene Genreregeln gnadenlos bedient und dann schließlich ad absurdum geführt zu werden. Die Täterperspektive gewinnt dem Stoff zusätzliche Reize ab, sodass "Hostel II" in jeder Hinsicht eine deutliche Steigerung bedeutet.
Jack Claytons "The Innocents" ist atmosphärisch dichter, unheimlicher und photogener Haunted House-Horror, brillant in Szene gesetzt, überragend gespielt von der facettenreichen Deborah Kerr. Vor allem aber arbeitet der Film mit derart vielen Doppelkodierungen, dass sein wahrer Schrecken erst aus dem Bild einer paranoiden, frigiden Puritanerin erwächst - die unschuldige Kinder mit aller macht zu domestizieren versucht, um eigene sexuelle Dämonen zu bändigen. Den aussagekräftigen wie gewagten Höhepunkt bildet dabei eine leidenschaftliche Kussszene zwischen ihr und einem kleinen Jungen: Zweifellos liegt der größte Horror bei "The Innocents" in der Darstellung des Verhüllten, das sich langsam einen Weg nach außen bahnt.
Rob Zombie unternimmt in seiner Version des „Halloween“-Stoffes den Versuch einer Neuinterpretation und kann zunächst mit einer recht fesselnden ersten Hälfte punkten, bei der man alle Schwächen gern übersehen kann. Schnell jedoch entpuppt sich das Vorhaben als böse Mogelpackung, bei der Zombie seine Freakshow-Ästhetik daheim lässt und lieber die Scope-Kompositionen eines John Carpenter zu imitieren versucht, dabei aber eine Bruchlandung nach er nächsten erleidet und schließlich den ganzen Mythos der Figur aufgibt. Wirr erzählt und unzureichend in Szene gesetzt, hat der Film keinen Schimmer von dem, was er da nacherzählt: Der Subtext geht flöten und die biedere Moral von einst wird reproduziert: Was hat sich der Herr nur dabei gedacht.
Wie auch Tarantino, dessen Grindhouse-Beitrag viel zu gut war, um schlecht sein zu können, scheitert Rodriguez an den eigenen Ambitionen. Ihm hingegen fehlt auch noch die inszenatorische Reife des Kollegen - und so ist „Planet Terror“ leider nur ein postmoderner, selbstgefälliger, kokett pseudo-cooler Möchtegern-Film, völlig fehlkonzipiert und langweilig obendrein. Der Film will seinem Selbstanspruch nach der Schmuddelära huldigen, macht aber fortwährend nur einen Kniefall vor John Carpenter, der mit Grindhouse ungefähr so viel zu tun hat wie Michael Bay mit der Nouvelle Vague. Hohles Zitate-Kino für jedermann, weder Fan-Leckerbissen noch Cineasten-Mahlzeit, sondern einfach nur Oberflächenreize im Dauertakt.
Von Neil Jordan hätte man durchaus eine unkonventionelle, zumindest aber ideologisch vertretbarere Version des Selbstjustiz-Stoffes erwarten dürfen. Stattdessen aber schlägt der Film sogar noch tiefer in die Kerbe als es der ebenfalls gerade gestartete „Death Sentence“ tat, schreibt Justizia einseitig ab und bezieht vorschnell eine manipulative Stellung zum Leiden seiner Heldin. Stinklangweilig und dröge inszeniert, erschöpft sich der Film in Peinlichkeiten und wirren „Taxi Driver“-Zitaten - eine herbe Enttäuschung!
Die viel gepriesene Optik des Films ist reine Redundanz - bereits nach wenigen Minuten ist das visuelle Konzept vollends entfaltet und erschöpft sich gänzlich selbst. Die profane und ideologisch höchst fragwürdige Geschichte wird von ermüdenden Kriegsszenen getragen, die in ihrer überstilisierten Erscheinung keinesfalls den sowohl homphoben als auch misogynen Charakter des Films schmälern können. Nach dem infantilen "Dawn of the Dead"-Remake eine weitere sinnlos und krude inszenierte Selbstbeweihräucherung des Zack Snyder, die in keiner Hinsicht an die "Sin City"-Umsetzung heranreicht.
Grauenvoll gefallsüchtiges Biopic, das weder imstande ist, die Schizophrenie des Helden zu inszenieren, noch darauf verzichtet, seinem Publikum jegliche Sympathien aufzuzwingen. Russell Crowes Over-Acting schreit nach dem ungerechtfertigten Oscar, während Ron Howards einfältige Regie dem unsäglich weinerlichen Film den letzten Rest gibt. Ein durch und durch widerwärtig kalkuliertes Hollywood-Drama.
Konventionell und kitschig erzählt, überzuckert mit Disney-üblicher TV-Glasur und ganz bestimmt mindestens so vorhersehbar wie simpel, begeistern die jungen Schauspieltalente mit Spielfreude und peppigen Songs. Ein Musical, bei dem die Tanz- und Gesangseinlagen weitgehend über den schwachen Rest hinwegtrösten.
So wunderbar skurril und verschroben, so liebenswert und warmherzig sind ganz sicher nur die wenigsten Animationsfilme. Eine Karikatur aus nostalgischen Bildern und mitreißender Musik, die mit feinem Sarkasmus Eigenheiten der neuen wie auch der alten Welt durch den Kakao zieht. Ideenreich, detailliert, großartig.
Harry Potter meets Pirates of the Caribbean meets The Witches of Eastwick: Mit überschaubaren Effekten versehener, überaus uneinheitlicher Fantasy- und Abenteuermix, der trotz seiner wirren Elemente und zahlreichen deplatzierten, dafür aber umso kurioser erscheinenden schlüpfrigen Witze (die nicht selten dem Homo-Bereich entflohen sind), solide unterhält - nicht zuletzt wegen einer großartig aufgelegten Michelle Pfeiffer.
[...] Indem der Regisseur seine Hauptfigur mit strengen, teilweise schon krankhaften Eigenschaften ausstattet – immer wieder klettet sich Gallimard an ‚seine’ Butterfly, umschlingt sie fest und geht dabei nie tatsächlich auf sie ein –, setzt er sich auch mit dem Wesen des Narzissmus auseinander. Wie auch in der griechischen Mythologie Narziss vielmehr als jemand begriffen wird, der sein im Wasser gespiegeltes Selbst deshalb liebte, da er zu einem einsamen Leben verdammt war, erscheint Gallimard seiner Eitelkeit zum Trotz wie eine tragische, gescheiterte Existenz auf der Suche nach Zuneigung. Hier kann "M. Butterfly" mehr als jede andere Arbeit von Cronenberg als exzentrischer Liebesfilm gelesen werden, der sich mit Fragen um zwischenmenschliche Abhängigkeit, Verschmelzungsfantasien und schließlich dem Wesen der Liebe selbst auseinandersetzt. [...]
Ironischerweise zeigt ausgerechnet „Hook“, dass Spielberg sein Peter-Pan-Syndrom nicht überwinden konnte: Eine überfrachtet in Szene gesetzte, steife und gleichzeitig quietschbunte Studionummer, deren grundsätzlicher Fehler nicht verzeihlich ist - Peter Pan erwachsen werden zu lassen.
Nicholas Hytner entwirft hier die rosafarbene Homofantasie einer schwulen Schule, bei der alle Laster und Leiden pseudointellektuell wegdiskutiert werden, um sich nach Klassenschluss vom dicken Lehrer antatschen zu lassen. Ernsthaftigkeit und Witz sind dem Film genauso fremd wie eine stilsichere Inszenierung. Leider erklärt Hytner im Epilog die homosexuelle Selbstfindung seines Helden Posner auch noch für vergeblich, da er - obwohl ihm das Coming Out im Gegensatz zu seinem attraktiven Lehrer gelang - stets damit zu kämpfen haben wird, seinen Schülern nicht an die Wäsche gehen zu müssen. Dieser Fatalismus von der ewig verklemmten Schrankschwester entlarvt all die Möchtegern-Sentimentalität als reinen Irrsinn - ein doofer Film ist das.
Eine fulminant inszenierte Parkhaus-Sequenz außen vorgelassen, ist Kevin Bacon hier stets auf der Flucht vor irrem Killer/Gangster/Punks-Gesindel, alles im Dienste seiner Lieben daheim. Obwohl der Haussegen ohnehin etwas schief zu hängen scheint, sollte man nicht dem Trugschluss verfallen, der Film würde den Untergang seiner Figur zelebrieren und all jenen Schlamassel gar kritisch beäugeln - frei nach dem Motto: der Kerl greift zu Selbstjustiz und macht alles schlimmer, das ist gar Subversion im B-Moviegenre -, denn letztlich rechtfertigt James Wan wie zu erwarten war jeden seiner ausgiebigen Blutspritzer, garniert mit Familiensülze und nervigem Gejaule auf der Soundtrackspur, nahezu faschistoider Ästhetik und reichlich äußerer Spannung (die aus reiner Zuschauer-Manipulation generiert wird). Fertig ist ein beschämend unterhaltsamer Film niederer Instinkte, die er nicht hinterfragt, sondern bedient.
Schräg und schrullig, anders und immer auch etwas verdorben inszeniert Waters seinen ersten PG-Film als subversive Hommage an die Kraft des Miteinanders: Divines letzter Auftritt in einem gänzlich sehens- und liebenswerten Vergnügen, das zum Kulthit avancieren sollte.