Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
[...] "The Lady Eve" ist eine mutige, weil ganz und gar unkonventionelle "Comedy of Remarriage". Trotz seiner One-Liner und der betont physischen Komik lässt sich Sturges’ Film nicht ohne Weiteres in das Fach der Screwball-Komödien einordnen. Mit seinen großartigen Ideen, den bis in die kleinsten Nebenrollen fantastischen Schauspielern und der geschickten, gezielt das Unerwartete hervorrufenden Regie ist es vor allem ein ungewöhnlicher, letztendlich sogar optimistischer Film.
[...] "The Great McGinty", Sturges’ Auftakt zu einer schillernden, visionären Kinoodyssee durch die 40er-Jahre, die viele der besten und wichtigsten Filme des Genres hervorbringen sollte, ist eine an satirischer Bissfestigkeit kaum steigerbare, überbordend direkte Abrechnung mit den amerikanischen Demokratieverhältnissen, ein einziges überzogen lautes Statement: Politik, das ist nur eine gewaltige Farce. [..] Mit dieser bitterbösen Weltanschauung tritt Sturges gegenüber vielen Kollegen seiner Zeit ungewöhnlich weit hervor, er chiffriert Tabuthemen der goldenen Filmära mit ausfallendem Slapstick und scheinbar unbewusst exaltierter, physischer Komik, um sein kommerzielles Regiedebüt zur radikalen Anschauungspraxis umzufunktionieren: Diese vermeintlich leichte Komödie über die Absurditäten des Lebens ist die in lebendige Bilder gehauchte Zerstörung amerikanischer Illusionen. [...]
[...] Sturges ist ein Meister darin, seine Geschichte mit lebendigen Charakteren und furiosen Dialogen zu erzählen. Kein Moment vergeht, in dem nicht irgendeine Skurrilität hervortritt, und keine Szene, die nicht mit einem Twist schließt. So dynamisch und gleichzeitig so überraschend wie in "Sullivan’s Travels" kennt man den Regisseur, der mit den Erwartungen des Publikums spielt, der eine wahre Freude an den Reaktionen seiner Zuschauer gehabt haben muss. [...]
"Eine große Zivilisation kann erst von außen erobert werden, wenn sie sich von innen bereits selbst zerstört hat.": Mel Gibsons in Originalsprache gedrehter Film erzählt eine archaische Geschichte, in der das behütete, klar hierarchisierte Familienleben der Waldmenschen von zivilisierten, aber dennoch unbarmherzig-wilden Großstädtern bedroht wird. Dieser in kongenialen und vor allem ultrabrutalen Bildern umgesetzte Survivalhorror mit Ethno-Einschlag ärgert und begeistert zugleich: Gibson arbeitet zwar auf handwerklich allerhöchstem Niveau, doch bewegt sich mit reaktionären Botschaften nahe am Fanatismus. Denn bei aller Primitivität des Dargestellten kann selbst die elegante Kameraarbeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Hohelied auf Familie und Patriarchat manische Dimensionen annimmt. Und wenn Gibson dem Zuschauer mit der eingangs zitierten Weisheit dann noch suggeriert, die Maya seien zum Zeitpunkt ihrer Eroberung durch die Spanier im Innern ohnehin bereits einem Zersetzungsprozess erlegen gewesen, legitimiert er damit sogleich noch die koloniale Unterwerfung. "Apocalypto" also ist brillant in Szene gesetztes, aber ideologisch durch und durch fragwürdiges Autorenkino.
[...] "In Bruges" erzählt mit sehr englischer Lässigkeit eine Verlierergeschichte, die Gangsterfilmklischees meist umgeht und gebrochene, uneitle Killer in die Kulturprovinz befördert, wo sie fast schon meditativ das eigene Dasein reflektieren. McDonagh setzt seinen Spielort Brügge glücklicherweise als eigenständigen Charakter in Szene, der die komischen Dialoge der beiden Hauptdarsteller mitkommentiert, mal als bedrohlicher Raum, mal als bildschönes Städtchen oder meist stinklangweilige Kulisse, die diese Figuren führt und lenkt. [...]
[...] Und mit einem Hauptdarsteller besetzt, der meistens nichts anderes tun darf, als sich aus- und umzuziehen, und selbst dabei noch dreinschaut, als hätte er keinen blassen Schimmer, wie er hier was spielen soll. Womöglich ist das ja das Van Sant-Prinzip: Der Junge kann tun und machen, aber seine Boxershorts in Großaufnahme werden immer mehr Ausdruck haben als er. [...]
[..] Basierend auf dem 1985 veröffentlichten Buch "Savage Grace: The True Story of a Doomed Family" erzählt der Experimentalfilmer Tom Kalin in seinem Spielfilmdebüt die wahrlich beklemmende Geschichte einer dekadenten Wohlstandsfamilie, die, in ihren eigenen Moralvorstellungen gefangen, langsam zugrunde geht. Es ist ein Film über ungesunde Verhältnisse zwischen Menschen, über die zerstörerische Kraft der Familie, und über tiefe Einsamkeit. Und obwohl "Savage Grace" ziemlich unkonzentriert in Szene gesetzt ist, er den eigentlichen Mutter-Sohn-Konflikt, mit dem er beginnt und auf den später auch alles hinauslaufen wird, zwischenzeitlich völlig vernachlässigt, ist dies ein mitreißender Trip in seelische Abgründe, der einige der sinnlichsten und beunruhigenden Szenen des Kinojahres vereint. [...]
[...] "In My Father’s Den", die gleichnamige Verfilmung des Romans von Maurice Gee, ist einer der wenigen Ausnahmefälle, der diese Distanz nicht zu überschreiten, sondern zu wahren versucht, und dennoch die Oberfläche seiner Figuren auflöst, indem er sie in ihrer Beweglichkeit nicht einschränkt. McGann erweist sich als sorgfältiger Beobachter, der weder den Ton angeben noch aufdringlich Führung übernehmen muss, er blickt gemeinsam mit dem Zuschauer auf eine isolierte Gesellschaft, die sich gegen diesen Zustand schon lange nicht mehr zu Wehr setzen möchte, und die doch eigentlich gar nicht so anders ist, als es die allgemeine Betrachtung vom geographischen „Ende der Welt“ zu implizieren versucht – Wo das Ende ist, kann ein Anfang schließlich nicht fern sein, am Schluss dieser selbst zerstörerischen Familienchronik wird nur ein Neubeginn stehen, wenn sich all die Dämonen der Vergangenheit befeit haben. [...]
[...] Denn die angekündigte Vorgeschichte, der Titel gebende Beginn des Terrors, erstreckt sich über geschätzte zehn Minuten Spielzeit, bevor bereits die ersten blutjungen Teenager die weite Einöde durchkreuzen. Diese sehen wie gewohnt blendend aus, haben außer Drogen und Sex nicht viel im Kopf und sind nur schwer bis gar nicht zu unterscheiden von ihren schlüpfrigen Vorgängern aus Nispels Film. Abgesehen also von Leatherface’ Geburt – einem schleimigen, in atmosphärisch gelungenen Bildern festgehaltenem Akt – und manch kleineren Details, die wiederum noch kleinere Details beleuchten sollen/wollen/können, verläuft alles nach dem bewährten Schema: Geile Teens werden von der Saw-Family malträtiert, gefoltert, zersägt, erhängt, geschlagen, bespuckt und was sonst noch auf der Tagesordnung steht. Weniger noch als im Remake, und erst recht ganz weit entfernt von den Sequels Tobe Hoopers und Jeff Burrs, geschieht das ohne Dramaturgie, ohne jegliche Handlung oder irgendwie harmonisch konstruierte Geschichte, sondern einfach frei nach sadistischem Treiben, der Lust am orgiastischen Gorefest und der endgültigen Überführung brachialer Sicko-Elemente in den kommerziellen Hollywoodfilm. [...]
[...] Denn bei aller Mühe, die sorgfältig entwickelten Stränge in einen Zusammenhang zu bringen, krankt der Film an seinen plump aufbereiteten Ansprachen, die er vor dem Zuschauer hält und ihn dabei einer aufdringlich moralinen Lehrstunde aussetzt. Auf die anfänglich abschreckenden, den automatischen Antirassismus des Publikums heraufbeschwörenden Sequenzen voller Gewalt in Wort und Tat folgen alsbald Zufälle und überkonstruierte Begegnungen der Figuren, die ausschließlich Läuterung und Selbsterkenntnis mit aussöhnender Vergebung koppeln und floskelartige Weisheiten predigen, anstatt den ungemütlichen Weg differenzierter Konfrontation zu gehen. Nicht Ohnmacht, nicht Unlösbarkeit finden hier Erwähnung, sondern vielmehr die bemüht unbemühte Erforschung der Ursachen des Rassismusproblems, die in verkalkuliertem Populismus mündet. [...]
[...] "Friday the 13th" ist ein Genrefilm in seiner pursten Form, er hat das selbst erklärte Ziel, Zwölfjährigen das Fürchten zu lehren, und er hält daran bis zum bitteren Ende fest. Ohne formale Umschweife erzählt Cunningham diese völlig unindividuelle Geschichte, die sich stärker noch als die von "Halloween" an Alfred Hitchcocks "Psycho" anlehnt bzw. sich wunderbar selbstzweckhaft und plump bei ihm bedient. Doch gerade dadurch inszeniert er seinen Film ohne Illusionen, und gerade deshalb ist das alles auch so charmant: Cunningham führt den Zuschauer nicht an der Nase herum! Auch wenn es manchen nicht genügen mag, lediglich die stark vereinfachte Oberfläche der Hitchcockschen Idee serviert zu bekommen, nur einer - mit Carpenters Film verglichen - banalen Reduktion auf äußere Spannung hinaus und Konflikte zum Mittel des Zeckes Gewalt beizuwohnen. [...]
Irgendwo zwischen Verschmelzungsfantasie, religiöser Ikonographie und biologischem Fatalismus formuliert Cronenberg die Schicksalhaftigkeit des Körpers subversiver denn je: "Dead Ringers" ist ein Meisterwerk des Genres, das seine bitteren Thesen stets als Fragen in den Raum stellt, der antievolutionäre Grundton des Films ist bedrückend und tragisch zugleich. Jeremy Irons brilliert in der Rolle seines Lebens. Ein Film, den es neu zu entdecken gilt.
[...] "Speed Racer" ist, was es zu beweisen galt: Eine schnelle, quietschbunte, überladene Gut-Gegen-Böse-Geschichte für die ganze Familie. Eine simpel gestrickte, üppig inszenierte Comic-Achterbahnfahrt für groß und klein. Und natürlich ein Retro-Film mit Sixties-Flair, der so unverhohlen naiv, so aufmüpfig kindlich daherkommt, als würde er alles, was er sagt und tut, nicht nur unbedingt für wahr halten, sondern auch überhaupt der erste sein, der so eine Geschichte auf genau so eine Art erzählt. [...]
[...] Regisseur Jake Paltrow, Familie und Freunde kommen hier zusammen, um lustigen Kollektivunfug zu treiben. Das heißt im Falle von "The Good Night" eine Loser-Komödie, die in halbernsten Duseligkeiten schwelgt und sich womöglich als leichtfüßig- sympathische Großstadtgeschichte versteht. Doch dieser gähnend langweilige Fantasy-Liebesfilm ist vor allem eins: unglaublich trist. [...]
Eine der schönsten, schrillsten, merkwürdigsten Liebesgeschichten des Kinos. Oder das Bekenntnis eines Wunderkinds: Nach zwei fast epischen, langen Ensemblefilmen das Antistatement "Punch-Drunk Love". P.T. Anderson inszeniert sein eigenes Gegenteil, einen Bruch mit der Erwartungshaltung. Zwischen Absurdität und Surrealismus, David Lynch und Wes Anderson ist dies eine kleine, überschaubare Geschichte, 90 Minuten lang, mit festen Haupt- und Nebendarstellern. Fast schon böse in seinem Willen zur Gegenwehr, seiner Absage an Stringenz und Plausibilität, aber ungemein virtuos in Szene gesetzt. Und hier bleibt Anderson sich dann doch treu mit seiner beweglichen, schnellenden Kamera, dem unvermittelten Schnitt, dieser jazzigen, ungehobelten, alles überstrahlenden Musik als eigenen Charakter. Dieser überwältigenden Erzählung aus Sicht eines schrägen Adam Sandlers in seiner besten Rolle, dieser nahezu autistischen Form des Erzählens, diesem Einfühlen in die Wahrnehmung eines gestörten, liebenswerten Menschen. Und dabei ist "Punch-Drunk Love" nur eine Zwischenübung, die beängstigend ist in ihrer Hochwertigkeit: Selbst ein einfacher Gag hat bei Anderson schon das Niveau eines Fast-Meisterwerks.
Eigentlich kann man ein Regiedebüt ja nicht wirklich als Fingerübung bezeichnen. Anders lässt sich "Hard Eight" aber schwer fassen: Es beschlich mich immer wieder das Gefühl, dass P.T. Anderson hier nur etwas herumspielt, ausprobiert, ganz gekonnt mit filmischen Mitteln jongliert, um sie in eine etwas andere, etwas ungewohnte Anordnung zu bringen. Der Film folgt einem sehr eigenen Rhythmus, der sich ganz aus seiner willkürlichen Geschichte ergibt. Immer wieder erhöht Anderson das Tempo, immer wieder fährt er es herunter, auf lange starre Einstellungen folgen lange Steady-Cam-Shots, und der Schnitt ist alles andere als ausgeglichen. Da scheint jedoch immer ein Konzept im Hintergrund die Dinge zu steuern, nur ist der streng seiner lethargischen Erzählung verschriebene Film somit alles andere als in banalen Unterhaltungskategorien festzuhalten. Anderson erprobt sich noch, und das meiste wird erkenntlich und wesentlich verbessert, wesentlich stimmiger in "Boogie Nights" wieder aufgegriffen. Unter anderem die Praxis, den Schauspielern ihre Rollen auf den Leib zu schreiben: In die Fußstapfen von Philip Baker Hall wird dann Julianne Moore treten, und Aimee Mann nicht mehr nur den Abspann besingen. Sehenswert, vor allem zur Vervollständigung.
Das legendäre Spielfilmdebüt von Steven Spielberg, immer noch fesselnd, immer noch faszinierend. Ein ungemein ökonomischer Actionfilm, abgedreht in 12 Tagen, fürs Fernsehen. Und noch immer erstaunlich, wie sehr Spielberg die simple Prämisse mit ausgeklügelten Kameraspielereien, windigen Einstellungen und effektivem Schnitt aufwertet, wie gradlinig und temporeich er diese Verfolgungsgeschichte auf den endlosen Highways der USA erzählt. Ein Hitchcock auf Rädern sozusagen, konzipiert als reines Suspense-Kino mit unvergesslichen Momenten, so etwa jene Szene, in der Dennis Weaver (ja, der aus "Touch Of Evil") in einem Lokal sitzt und panisch überlegt, wer von den Anwesenden dort sein gesichtsloser Peiniger sein könnte. Selten wurde innere Paranoia so auf den Punkt inszeniert, ein Musterbeispiel fürs Einbeziehen des Publikums. In diesen Momenten erzielt sogar der ansonsten unnötige und nervige Voice-Over seine Wirkung, obwohl Spielberg verständlicherweise dagegen war, dem Helden eine erklärende Stimme für den Zuschauer zu verleihen (wodurch nebenbei auch ein wenig verloren geht, dass "Duel" prinzipiell wie ein Stummfilm funktioniert). Im Übrigen einer der wenigen Spielberg-Filme, bei dem die Identifikationsfigur gänzlich auf sich gestellt ist und keinen Raum fürs Harmonische, (Ersatz-)Familiäre oder Freundschaftliche erobert.
"High School Musical 2" ist ein gefundenes und sehr einfaches Fressen für all jene, die Musicals unerträglich finden: Er ist aalglatt, keimfrei, kitschig, affektiert, over-acted. Das war sein Vorgänger indes auch, und im Gegensatz zum ersten Versuch Kenny Ortegas, ein wenig "Grease" in harmlose Disney-Channel-Formen von heute zu pressen, ist die zweite Auflage des dünnen Competition-Stoffes um erste Liebe und unbeschwerte Rivalitäten ziemlich fad ausgefallen. Die Songs haben weniger Pepp und Wiedererkennungswert als im ersten Film, und auch wenn die Tanzeinlagen zwar besser choreographiert und inszeniert sind (Lucas Grabeel sticht dabei weiterhin besonders hervor), fehlt ihnen jeglicher Charme. Die Geschichte bleibt dieselbe, während die upcoming Teenstars zwar nach wie vor fleißig vor sich hin trällern (und das immer noch ziemlich gut), bei ihren Performances dieses Mal jedoch noch einige Zentimeter dicker auftragen als zuvor. Zac Efron ("Hairspray") sorgt dabei für den Höhepunkt: Seine wild gestikulierte Solonummer vor Schluss ist eigentlich nur noch als Trash goutierbar – wie überhaupt der ganze Film, bei dem das schwule Barometer unentwegt ausschlägt. Und das, obwohl doch alles so harmlos und unschuldig gemeint war.
[...] In "Raiders of the Lost Ark" bleibt nicht einmal die Zeit, sich auf den Film einzulassen: Sofort bindet Spielberg den Zuschauer ans Geschehen, indem das Berg-Logo des Verleihs Paramount unmittelbar in die Szenerie übergeht und sich als Bestandteil in sie einfügt. Wenn man nun nicht bereit ist, sich in dieses abenteuerliche Setting fallen zu lassen, wird man für die nächsten zwei Stunden vermutlich nicht auf seine Kosten kommen und außen vor bleiben. In den wenigsten Fällen hingegen dürfte es nicht gelingen: Angelehnt an die Pre-Title-Sequenzen der James Bond-Filme eröffnet der Film mit einer rasanten, für sich stehenden Schatzsuche, die das Tempo der Handlung angibt, die zentrale Figur Indiana Jones einführt und in ihren naiv-abenteuerlichen Fallen- und Hindernismanövern, der Etablierung erster Bösewichte und Heldentaten einen Vorgeschmack liefert auf die etwas cheasige Präsentation des Films, der sich augenscheinlich an alten B-Serials orientiert. Wer bei so vielen verlockenden Angeboten ein Einsteigen ins Abenteuer ablehnt, der muss resistent gegen die verführerische Macht der Hollywood-Unterhaltung – oder prinzipiell nicht bereit sein, sich auf Spielbergs manipulatives Spiel einzulassen. [...]
[...] Nach einer umwerfenden Busby Berkeley-Musicalnummer zu Cole Porters "Anything goes" beginnt "Indiana Jones and the Temple of Doom" schon in den ersten Minuten mit einer Folge schneller Actionszenen, die Massenpanik, Schießereien, eine Autoverfolgungsjagd, einen Flugzeugabsturz sowie eine turbulente Schnee- und Flussfahrt auf einem Schlauchboot umfassen, und die in einer derart halsbrecherischen Rasanz montiert sind, dass jeder zweistündige Actionfilm mit ihnen bereits bestens ausgelastet wäre. Allein die erste halbe Stunde des Films löst jedes Versprechen nach abenteuerlicher Unterhaltung ein, mit dem der Vorgänger gelockt haben dürfte. [...]
[...] Das ziemlich überschaubare Finale schließlich konzentriert sich ausschließlich auf das Vater-Sohn-Band, der Schatz als solcher will nur gefunden werden, um den verletzten Jones sr. mit seinen heilenden Kräften zu retten. Den extrem albernen Ton dieses christlich-mythologischen Unterbaus einmal außen vor gelassen, enttäuscht "Indiana Jones and the Last Crusade" hier mit seiner fehlenden Konzentration auf das eigentliche Abenteuer, das noch die beiden Vorgänger so wunderbar bedienten. Spielberg und Lucas hatten hier wohl schlicht etwas mehr vor, etwas wichtigeres, ernsteres, höhergestelltes – vielleicht als Reaktion auf die Kritik am zweiten Film, oder vielleicht auch deshalb, weil Spielberg Ende der 80er-Jahre einfach schon viel zu sehr Spielberg war, als dass er ganz auf die naiv unbeschwerte Kraft seines Peter-Pan-Impulses hätte vertrauen können.
[...] Nur weil die großartige Laura Linney, deren zerbrechliche Unscheinbarkeit selbst die blasseste Rolle aufwertet, und der beständig glaubwürdig abgewrackte Philip Seymour Hoffman hier die Hauptrollen übernommen haben, wird man sich in die Hände dieses dünn geschriebenen Geschichtchens begeben und nicht allzu enttäuscht das Kino verlassen ob seiner Grobheit. Immerhin durchzieht "The Savages" ein gewisses Verständnis für seine Helden, eine sehr menschliche Grundhaltung. [...]
[...] "Une femme est une femme" ist Godard-Kino in nervigster Ausprägung. Eine einzige Aneinanderreihung scheinbarer Willkürlichkeiten, die nur dazu dienen sollen, ihren Regisseur als denkendes Ingenium auszuweisen. Ein selbstverliebter Film ist das, der sich ausstellt und dabei gehörig gefällt, der aber nicht einladend oder amüsant daherkommt, sondern nur unangenehm wirkt, aufdringlich, mit sich selbst beschäftigt. Das ist fast so etwas wie spätpubertäres Akademikergeplänkel, typisches Filmstudentenzeugs, Cineastenmasturbation, Technokratengetue, Egofutter, das sich selbst prostituiert. Eine Klamotte, die sich clever glaubt, aber nur aus lauter Zotteligkeiten und Phrasen besteht über Frauen und Männer und deren Verhältnis, zumindest so wie es sich Godard vorstellt. [...]
[...] Denn er erzählt eine reine, pure Geschichte aus zutiefst glaubwürdiger Perspektive – der eines (großen) Kindes. "E.T." ist nicht nur ein Film über Einsamkeit und Freundschaft, es ist der konsequenteste Film über Kinder für Kinder, den Spielberg je inszeniert hat. In der Tradition des Pinocchio-Stoffes und sichtlich beeinflusst von Peter Pan, gelingt es ihm, sich ganz in die Erlebniswelt seiner Figuren einzufühlen. [...]
[...] Aber "Iron Man" darf sich diese Fehler irgendwie noch erlauben, er fühlt sich ohnehin nur wie ein Pilot an, der schon mal das Grundgerüst aufstellt. Es ist überdies auch ganz bestimmt eine Herausforderung, einem der verhältnismäßig weniger bekannten, oder zumindest nie bis zum Mainstream durchgedrungenen Marvel-Helden eine attraktive, erfolgreiche Kinoverpackung überzustülpen. [...]