Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
Timothy Daltons Bond-Einstand überzeugt durch eine ernsthafte Geschichte, die den Titelhelden nicht weiterhin als ironischen, verführerischen Sprücheklopfer, sondern monogamen Agenten mit der richtigen Mischung aus Herz und Härte versteht. Dalton brilliert in jeder Hinsicht, während der ideenreich und spannend erzählte Film zunächst alle Erwartungen erfüllt. Leider aber überzeugt der 15. Bond im letzten Drittel zusehends weniger, die Afghanistan-Episode wirkt aufgesetzt, unrhythmisch und ziellos, sodass "The Living Daylights" sein Potential, einer der absoluten Höhenfluge der Serie zu werden, dann doch noch verschenkt.
Trotz fortgeschrittenen Alters schultert Roger Moore seinen letzten Bond mit souveräner Leichtigkeit. Nach der enttäuschenden Pre-Title-Sequenz entwickelt John Glen eine nahezu konkurrenzlose Dynamik, die selbst in den vergleichsweise ruhigen, dafür jedoch clever austarierten Pferderennszenen aufrechterhalten wird. Die Besetzung mit Patrick Macnee und Christopher Walken ist zudem ein wahrer Coup, der auch die guten, aber offensichtlicher denn je gedoubelten Actionszenen ausgleicht.
Ein brillantes Drehbuch sichert der nicht selten konventionellen und zu sehr aufs Offensichtliche abzielenden Geschichte stets die Glaubwürdigkeit. Das Psychodrama entwirft jenseits mancher Genreklischees ein fesselndes Bild von Einsamkeit – und zwar hinsichtlich beider zentralen Figuren, die kongenial von Cate Blanchett und einer überragenden Judi Dench interpretiert werden. Abgesehen von kleineren Ausrutschern ist "Notes on a Scandal" somit ein feines Zweipersonenstück von außerordentlich starker narrativer Intensität.
Das Loblied auf den American Dream trägt Robert Zemeckis mit Bravour vor. Leider fehlt der absurden, in letzter Konsequenz aber durchaus sinnbildlich für die Einzigartigkeit der US-Geschichte intendierten Geschichte nahezu jede Ironie – die Beschwörung einer Kultur-Fantasie ist ebenso naiv wie ernst gemeint und filmt hübsch an jedem Schatten vorbei. Die verklärende Pseudoleichtigkeit des Films sollte deshalb nicht als Bruch missverstanden werden: Zemeckis hat hier tatsächlich einen hübsch reaktionären Hollywoodzauber entworfen.
Eine mindestens so verstörende wie faszinierende Dystopie, meisterlich in Regie und Inszenierung, mit streng durchkomponierten Bildern und herausragender Kameraarbeit. Bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt, fesselt der ultraatmosphärische Science Fiction-Film durch seine kongeniale Erzählung, die das Sujet nicht bis ins kleinste durchseziert und sich vor allem nie selbst ausstellt - ein modern classic des Genres, der völlig zu Unrecht übersehen wurde.
Angestrengt in Szene gesetzt und fast zwanghaft männlich, gefällt Tony Scotts Road Movie als postmoderne Bonnie and Clyde-Version lediglich phasenweise durch feine Kabinettstückchen und stilisierte Gewalt. Ansonsten ist der von Over Acting durchzogene Testosterontrip nur ein romantisch-verklärender Abgesang auf den American Dream, dem es ganz deutlich an Reife fehlt.
Die subtile Komplexität und Wahrhaftigkeit eines "Brokeback Mountain" zum Beispiel, der ebenfalls Natur und Mensch in den Kontext unerfüllter Liebe setzte, erreicht Marco Kreuzpaintners ausnahmslos gut gemeinter Film natürlich nicht. Dennoch versteht es die sensibel erzählte und aufrichtige coming of age-Geschichte mit einigen brillant inszenierten Sequenzen und sorgfältigem Drehbuch zu begeistern, nicht nur des gelungenen Scores, sondern auch der glaubwürdigen Jungdarsteller wegen. Dass Kreuzpaintner das richtige Gespür für den intimen Stoff entwickelt, schützt ihn leider nicht vor unnötigen Klischees, Albereien und einem allzu friedfertigen Ausgang: Allen recht machen kann man es bei einem derartigen Stoff nämlich nicht.
Unerklärlich eigentlich, wie jener selbe Regisseur, der Bond zuvor als seriösen Teamworker und Witwer porträtierte, aus der Kultfigur nun einen sprichwörtlichen Clown stricken kann – der sicherlich schlechteste Film der Serie unterläuft selbst "Moonraker" in Punkto Gags und Dialoge, nebst wirrer Geschichte, schlechten Schauspielern und schwacher Action. Der unausgegorene Ringelpietz um die vermeintliche Intrigantin und Titelheldin fällt dabei noch weitaus weniger ins Gewicht als die dreisten Indiana Jones-Bemühungen: Von Geklautem geklaut – das hätte das Original Bond nicht nötig.
Unter den Roger Moore-Bonds ist "For Your Eyes Only" zweifellos der seriöseste: Keine Albernheiten, keine Nonsens-Gadgets, kein Übermaß an Eigenironie. Die neuen Nuancen tun dem Film sicherlich gut, leider aber ist die Geschichte nur eine Reprise des George Lazenby-Abenteuers – und auch sonst scheint sich John Glen eher am gesetzten Ton von "On Her Majesty’s Secret Service" zu orientieren. Die brillanten Stunts und ein großartiges Finale, das Bond als sauberen Teamworker ausweist, können jedoch über viele Hänger und den relativ unerträglichen Titelsong hinwegtrösten.
Die Noir-Slackerkomödie der Coen-Brüder wartet mit irrwitzigen Dialogen und amüsantem Situationswitz auf, wird aber nicht zuletzt vor allem durch die brillante Performance von Jeff Bridges getragen. Die kalkulierte Coolheit und permanente Selbstgefälligkeit ist nicht zu leugnen, besonderen Spaß bereitet der simpel gestrickte Film dafür jedoch umso mehr, wenn er sich mit zahlreichen Kinozitaten von THE THIEF OF BAGDAD bis hin zu Busby Berkeley vergnügt.
David Cronenberg Reise in die englischen Suburbs verspricht zermürbende Beobachtungen, doch sein Bild russischer Gangster im Londoner Untergrund bedient vorwiegend Kinoklischees, die trotz ihrer Offensichtlichkeit nie gebrochen werden. Das nahezu völlige Fehlen einer Metaebene – nur phasenweise dringt die Philosophie des Fleisches, der Konflikt zwischen Körper und Geist ins Geschehen vor – degradiert den metaphernfreien Film zum zugänglichsten Werk des Regisseurs, das über seine fehlenden Motivkonstanten hinaus mit seltsam gestrigen Lösungen aufwartet. Ein guter solider Genrefilm, ein schwacher unbefriedigender Cronenberg.
Eine nach Schema F gestrickte Buddy-Klamotte, die in überambitionierter Edelästhetik weit übers Ziel hinausschießt: Geschmacklosigkeiten am laufenden Band werten den menschenverachtenden Testosteronbrei bei seiner Zielgruppe zweifellos auf – die ermüdenden und in ihrer plumpen Rassenideologie weder komischen noch selbstreflexiven Jokes werden jedoch auch durch einige fulminante Actionszenen nicht erträglicher. Michael Bay auf dem Zenit seines Unvermögens.
Was Sidney Lumets eher unbekannten Film auszeichnet, ist vor allem sein unheimlich differenziertes Familienbild. Die Revoluzzer-Eltern werden weder einer Verklärung unterzogen, noch ihrer fatalen Erziehung wegen angeklagt – sie sind ganz einfach ewige Idealisten, die auferlegte Bürgerlichkeit mit romantisiertem Fundamentalismus paaren. Als fürsorglicher Sohn zwischen Selbstfindung und Familientreue liefert River Phoenix seine womöglich beste Leistung ab, die neben dem ebenso überragenden Spiel Martha Plimptons und Judd Hirschs fast die bemerkenswert genaue visuelle Inszenierung vergessen lässt.
Ein wahrhaft teutonisches Experiment: Wer diesen weltfremden, homophoben, nur auf Eskalation hin angelegten, mit Darstellern frisch aus der Schauspielschule besetzten und schematisch inszenierten, kurzsichtigen und in seiner schlussendlichen Trivialität bemitleidenswerten Dooffilm ohne mittelschwere Brechanfälle übersteht – der darf gern auch den nächsten Oliver Hirschbiegel-Film goutieren. Prost.
"Six Feet Under"-Co-Regisseur Michael Cuesta entwirft ein tristes Vorstadtbild, das trotz geringem Budget beachtlich photographiert und obendrein brillant gespielt ist. Die ungewöhnliche coming of age-Geschichte eines schwulen 15jährigen geht nie leichte Wege, obwohl sie mit Jugendkriminalität, Pädophilie und Elternproblemen durchaus ausgelastet und schwer beladen scheint. Nicht zuletzt die komplexen Figuren verleihen dem in jeder Hinsicht bemerkenswerten Regiedebüt eine zutiefst glaubwürdige Note – ein unbedingt sehenswerter Geheimtipp.
Christopher Nolans Magierduell gefällt mit jedem Bild, jeder Ausstattungsnote und jeder feinen Geste seiner Hauptdarsteller – doch hinter der vermeintlich verschachtelten Geschichte verbirgt sich nicht mehr als ein Ringen um eitle Männerkomplexe, das weder Platz für eine Auseinandersetzung mit der Blendwirkung von Unterhaltung, noch tiefer gehende Fragen nach Schein und Sein findet. Der um seine Storytwists herumkonstruierte und leider fürchterlich vorhersehbare Film bleibt deshalb letztlich vor allem stilvoller, aber durch und durch gewaltiger Budenzauber.
New Lines Post-LOTR-Versuch ist eine ziemlich wüste Zusammensetzung aus altbekannten Fantasyzutaten. Größtes Problem des möchtegern-epischen Märchens ist seine Erklärungswut, mit der er die fremde Welt zugänglich machen will. Anstatt Magie und Lust zu versprühen, in das Reich und dessen Geschichte eintauchen zu wollen, macht sich eher Langeweile breit. Der Film kommt kaum voran, ist erschreckend ideenarm und austauschbar, gönnt seinen Stars fast nur Miniauftritte und rückt stattdessen ein nervtötendes rothaariges Mädchen in den Mittelpunkt, das nicht nur unsympathisch und hässlich ist, sondern auch noch eingebildet und dumm. Die ganze Geschichte ist letztlich weitaus überschaubarer als sie tut – es geht um Kinder, die Kinder retten – und ist zwar nicht mit christlicher Ideologie aufgeladen (wie etwa die Walden Media-Debakel), wartet dafür jedoch mit seltsamen russischen Pelzmützenmännern auf, die Kinder ans Ende der Welt entführen. Bekloppt.
Werner Herzog begibt sich auf eine Reise zurück an jene Drehorte, die den eigentlichen Star seiner Filme bildeten, um über Klaus Kinski und sein mal durch Hassattacken, dann wieder freundschaftliche Nähe geprägtes Verhältnis zum Schauspieler zu sinnieren. Über Kinski erfährt man dabei wenig, meist bleibt er der passive Dämon, der durch die bemüht seriösen, nervig gesetzten Off- und On-Kommentare des Regisseurs wie eine Kreatur zwischen Genie und Wahnsinn zu entmystifizieren versucht wird.. Außer eitle Eigenwerbung und allerlei Pseudoesoterik kommt dabei nicht viel herum – die Selbstinszenierung Herzogs wird nur durch einige wertvolle Setaufnahmen erträglich. Ansonsten nämlich findet die Dokumentation keinerlei schlüssige Erklärung für die Hassliebe der beiden Exzentriker.
Meisterlich erzählt Fellini seine Außenseitergeschichte als Parabel über Geschlechterhierarchien, italienische Erziehung und das Erwachsenwerden. Die tragende Musik von Nino Rota wird bestärkt durch das überragende Mimenspiel Giulietta Masinas, während das Lied der Straße vor allem eines der Abschiede bedeutet: Eine lebensbejahende, menschliche Geschichte, die in ihrer stilisierten Inszenierung und dem Mut zur Fantasie mehr über den Neorealismus verrät, als es sich Fellinis Gefolgschaft seinerzeit vor Augen zu führen wagte.
Der klar strukturierte Film ist etwas zu gradlinig, etwas zu konventionell erzählt, aber Jeff Bridges und Edward Furlong als Vater-Sohn-Gespann laufen derart zu Höchstformen auf, dass Martin Bells Drama zu Unrecht übersehen wurde – zumal Clint Eastwoods PERFECT WORLD sich einiges bei ihm ausgeliehen haben dürfte.
Zeitloses Kinomonument, das mit gigantischen Studiobauten, prachtvollen Technicolorfarben und noch immer beeindruckenden Spezialeffekten zu den meistkopierten Filmen aller Zeiten gehört. Unvergesslich die zum Archetyp avancierte Handlung, die wunderbaren Songs, die bezaubernde Judy Garland. Und unvergesslich der Regenbogen, mit dem alles erst begann…
Auf zahlreichen Ebenen wurde Ridley Scotts Arbeit betrachtet und erforscht, doch keine komplexe Theorie war je so stark wie die simpelste und eindringlichste These des Films: „Blade Runner“ zeigt eine zutiefst inhumane Welt, personifiziert durch einen ungreifbaren Großstadtmoloch, der Replikanten, künstliche Menschen, generiert. Deren Schutzbedürftigkeit und Wunsch nach einfachem Menschsein kulminiert in einem zutiefst humanen Grundappell, der in einem grandiosen Schlussmonolog Rutger Hauers Ausdruck findet. Fragen nach objektiver Realität und medialer Kodierung stehen der tragischen Erkenntnis gegenüber, dass mit jedem vergangenen Leben ein unschätzbarer Wissensverlust einhergeht. Ein filmisches Meisterwerk, herausragend inszeniert. Der beste Science-Fiction-Film aller Zeiten.
Stephen Frears nimmt sich ein provokantes Thema vor: Die englische Königsfamilie. Doch anstatt diese als leichtes Opfer für billige Polemik zu missbrauchen, schlägt er dank eines brillanten Drehbuchs überaus feine, sowohl satirisch als auch tragikomisch lesbare Töne an. Dass der Film deshalb immer ein wenig unausgegoren – oder auch: unberechenbar wirkt – kann man ihm als Schwäche oder auch als Stärke auslegen. Ganz zweifellos jedoch liefert Helen Mirren eine überragende Darstellung der Titelfigur ab, die zu den besten Schauspielleistungen der letzten Jahre gehört.
Die Pre-Title-Sequenz setzt wieder einmal neue Maßstäbe, doch schon kurz bevor der wunderbare Bondsong einsetzt, folgt ein Vorgeschmack auf das, was kommen soll: Humor, der böse am Ziel vorbeischießt, eine komplett vom Vorgänger abgekupferte Handlung, nicht immer überzeugende Tricks sowie lahme Schurken. Trotz wunderbarer Locations, brillanter Musik und tollem Setdesign ist "Moonraker" als plumpe Antwort auf "Star Wars" deshalb eine große Enttäuschung.
"The Spy Who Loved Me" lässt seine beiden Vorgänger wie Fingerübungen aussehen: Das Quasi-Remake von "You Only Live Twice" legt gleich mit seiner Pre-Title-Sequenz eine neue Messlatte an und präsentiert nicht weniger als den brillantesten Stunt der Filmgeschichte. Trotz eines schwächelnden Bösewichts, erreichte die Reihe nur noch selten eine derartige Rasanz, die Vielfalt der Schauplätze, Gimmicks und Kampfszenen, sowie eine großartige Barbara Bach als Bondgirl und Ken Adams unerreichtes Produktionsdesign machen Lewis Gilberts zweiten Bond zu einem der großen Highlights der Serie.