Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 10

    Im Jahre 1994 erschien ein neuer Film von Quentin Tarantino, der heutzutage vermutlich jedem Film-Fan ein Begriff sein wird: "Pulp Fiction".
    Es fällt mir nicht gerade leicht, etwas zu diesem Streifen zu schreiben, da dieser Film meine Leidenschaft zu Filmen entfachte und wohl deshalb auch bis heute mein absoluter Lieblingsfilm aller Zeiten geblieben ist. Tarantino schuf einen absoluten Meilenstein, der die Filmsprache völlig veränderte und den sehr viele Menschen heutzutage fast schon auswendig mitsprechen können. Völlig zurecht, denn praktisch alles an diesem Film ist nahezu perfekt.
    Angefangen bei der tollen Story, bei der innerhalb von 24 Stunden ein Handlungsgeflecht ausgebreitet wird, in welchem sich die Wege von verschiedenen Figuren kreuzen, was allerdings nicht chronologisch erzählt wird. Bei der allerersten Sichtung fragt man sich noch, wie diese bruchstückhaften Episoden zusammenpassen, doch gegen Ende verknüpft Tarantino alle losen Enden zu einem stimmigen Gesamtbild, bei dem alles Sinn ergibt. Die Figuren in "Pulp Fiction" sind allesamt absolut großartig und mit fantastischen Darstellern besetzt. John Travolta gelang ein großes Comeback als lässiger Killer mit schmieriger Frisur, Samuel L. Jackson hebt den Coolness-Faktor auf eine neue Ebene, Bruce Willis darf als Boxer sogar schauspielern und bis in die kleinste Nebenrolle sind hier nur tolle Darsteller zu sehen, auch Tarantino selbst gibt sich die Ehre.
    Das größte Talent von Tarantino kommt natürlich auch zur Geltung und so darf man hier den genialsten und besten Dialogen lauschen, die das Regie-Genie jemals geschrieben hat. Haschisch-Bars in Amsterdam, Fußmassagen, Burger, 5 Dollar Shakes oder biblische Zitate sind nur einige Themen, um denen es in den Dialogen geht und so gelingt Tarantino wieder auf perfekte Weise, was es bis dato noch nicht in diesem Ausmaß gab: Gangster wirken wie völlig normale Leute und reden ständig über die simpelsten Dinge, was zu extrem lustigen Situationen führt, in denen man, obwohl man einen Thriller schaut, herzlich lachen kann. An der ein oder anderen Stelle gibt es wieder die Tarantino-typischen Gewaltspitzen, die aber teilweise in pechschwarze Situationskomik verpackt werden ("Oh man, I shot Marvin in the face").
    Handwerklich ist der Film absolut perfekt. Die einzelnen Sets und Orte, die langen Kamerafahrten ohne Schnitt und einer der besten Soundtracks aller Zeiten sorgen dafür, dass es an diesem Streifen wirklich gar nichts zu bemängeln gibt.
    "Pulp Fiction" könnte man simpel als Meisterwerk bezeichnen. Filmische Meisterwerke gibt es allerdings viele, jedoch keins wie dieses. "Pulp Fiction" ist nichts weniger als ein cineastischer Urknall, ein perfektes Juwel. Eine filmische Wundertüte, die prall gefüllt ist mit liebevollen Details und Zutaten, bei denen man nach wiederholten und mehrfachen Sichtungen immer wieder neue Dinge entdecken kann, die einen immer wieder aufs Neue begeistern. Seit meiner ersten Sichtung damals gab es sicherlich schon einige Filme, die der Qualität dieses Films Konkurrenz machen, doch er wird auf ewig einen Ehrenplatz in meinen Alltime-Favorites behalten.
    "Three tomatoes are walkin' down the street.
    Papa Tomato, Mama Tomato and Baby Tomato.
    Baby Tomato starts lagging behind, and Papa Tomato gets really angry.
    Goes back and squishes him and says: "Ketchup."
    Ketchup.

    12
    • 9

      Um an Geld zu kommen, teilte Quentin Tarantino eins seiner Drehbücher in 2 Teile, um sie zu verkaufen. Einer der beiden Teile landete bei Regisseur Tony Scott und so entstand der Film "True Romance".
      Der Streifen ist eine Mischung aus altmodischer, fast schon kitschiger Lovestory und knallhartem Action-Thriller. Allein das ist schon eine interessante Kombination, was aufgrund des wundervoll geschriebenen Drehbuchs auch voll aufgeht. Man merkt schon zu Beginn den unverkennbaren Stil von Tarantino, da sich erstmal sehr viel in den Dialogen um alte Filme oder popkulturelle Zitate dreht. Zwischen Christian Slater, der heutzutage leider nur noch in öden B-Movies verschimmelt, und der wunderschönen Patricia Arquette entsteht schnell eine tolle Chemie, wodurch die Handlung dann Fahrt aufnimmt. Durch ein Missverständnis schlittert das Paar auf die kriminelle Schiene, was in einem actionreichen Thriller-Plot mündet, bei dem es immer wieder zu harten Momenten kommt. Im Gegensatz zu seinen aktuelleren Filmen verzichtete Tony Scott hier noch auf die hektischen Schnitte oder unpassenden Farbfilter, wodurch der Film wirklich sehr gut aussieht.
      Allgemein ist die erste Hälfte des Films quasi perfekt und eine grandiose Szene reiht sich an die nächste. Neben dem tollen Hauptdarsteller-Duo liegt die Würze des Films allerdings in 2 anderen Dingen. Zum einen bietet der Streifen großartige Nebendarsteller, die zwar alle meist recht wenig Screentime haben, aber dafür maximalen Eindruck hinterlassen. Gary Oldman als urkomischer, durchgeknallter Zuhälter, Christopher Walken als harter Gangster, James Gandolfini als eiskalter Killer oder Brad Pitt als fauler Kiffer sind nur einige der Highlights, die man in dem Film vorfinden wird. Zum anderen wird der Film mit dem vielleicht besten Score von Hans Zimmer überhaupt unterlegt. Der Mann, der heutzutage kaum noch wirklich überzeugende Scores abliefert, hat hier sein Meisterstück geschaffen und macht den Film zu einem akustischen Hochgenuss.
      Was den Film für mich nicht zu einem absoluten Meisterwerk macht, ist lediglich, dass in der zweiten Hälfte leider ein paar Längen auftreten, durch die die Handlung ein wenig ausgebremst wird.
      "True Romance" ist eine furiose Mischung aus Action und Lovestory, die mit herrvoragenden Figuren, tollen Dialogen und fantastischer Musik glänzt. Quentin Tarantino ist nicht zu Unrecht sehr zufrieden damit, was Tony Scott aus seinem Drehbuch gemacht hat. Zum Abschluss hier noch ein Link zu dem Song, dessen Melodie mir immer durch den Kopf geht, wenn ich an "True Romance" denke:
      http://www.youtube.com/watch?v=jq5kbNW8VKU

      6
      • 8

        "Are you gonna bark all day little doggie, or are you gonna bite?"
        1992 machte ein Mann mit einem Film auf sich aufmerksam, der heute ein absoluter Kultregisseur geworden ist. Quentin Tarantino liefert mit "Reservoir Dogs" ein Debüt, das es in sich hat und bereits zeigt, was für ein riesiges Talent in ihm steckt.
        6 Verbrecher planen einen Raub auf einen Juwelierladen, doch der Coup geht gehört schief. Die Cops waren informiert und haben die Räuber schon erwartet, einer innerhalb der Gruppe muss ein Verräter sein. Die Verbliebenen finden sich nach und nach in einer Lagerhalle ein, wo das Geschehen immer heftiger eskaliert.
        Der Film weist bereits alle Merkmale auf, durch die Tarantino zu solch einem Ruhm gelangte und ihm zu Kultstatus verhalf. Ohne wirkliches Geld und vorweisbare Regieerfahrung überzeugte er die Darsteller allein durch sein Drehbuch, so dass er in seinem ersten fertigen Film bereits Hochkaräter wie Harvey Keitel, Steve Buscemi, Tim Roth, Michael Madsen oder Chris Penn. Mit einer fast schon legendären Introsequenz werden die Figuren eingeführt und die größte Stärke von Tarantino wird bereits offenbart. Wie kein anderer versteht er es, einen perfekten Erzählfluss hauptsächlich durch herausragende, teils urkomische Dialoge zu erzeugen. In einer Zeit, in der Gangster in Filmen hauptsächlich kalte, glatte Perfektionisten waren, zeigte Tarantino, dass diese Leute auch nur Menschen wie du und ich sind. Sie reden über banale Alltagsthemen oder was sie eben interessiert. Dazu machen sie Fehler und sind bei weitem nicht perfekt in ihren Handlungen.
        Der Film wurde mit einem schmalen Budget gedreht und spielt hauptsächlich in der kargen Lagerhalle. Dabei bekommt man allerdings keine gewöhnliche Erzählweise geboten, sondern eine unchronologische Inszenierung. Mittels Rückblenden wird die Planung des Raubs und die Zusammenstellung des Teams geschildert, doch der Fokus liegt auf einer Art Kammerspiel in der Lagerhalle. Die Spannung verdichtet sich zunehmend, der Erzählton ist rau und hart und der Film steuert auf seinen unausweichlichen Höhepunkt zu. Dabei muss man auch die stets hervorragende Kameraarbeit loben, die meist in langen Einstellungen alles perfekt einfängt.
        Markenzeichen des Films neben dem Cast, der Erzählweise und den Dialogen sind auf jeden Fall die auffällige Coolness, die durch die Outfits und Namen der Figuren erzeugt wird, sowie der fantastische Soundtrack mit Songs, die perfekt zur jeweiligen Szene passen. Highlight ist sicherlich eine Folterszene, bei der das Stück "Stuck in the Middle with you" zum Einsatz kommt und Michael Madsen aufdreht wie noch nie.
        "Reservoir Dogs" ist ein extrem starkes Debüt eines damals jungen Meisters, welches sich durchaus schon mit Werken von erfahrenen, älteren Regisseuren messen kann. Tarantino hat alles richtig gemacht und begeistert auf ganzer Linie mit einem kultigen Gangster-Thriller, der sich deutlich vom Einheitsbrei abhebt aufgrund seiner Dialoglastigkeit, Inszenierung und Erzählweise.

        10
        • Ich hab mich bisher noch nicht zur 8. Season hier geäußert, muss mich aber auch dem allgemeinen Tenor hier anschließen. Als reguläre Season wär sie vielleicht noch ganz in Ordnung, aber als finale Staffel ist das einfach nur total schwach und enttäuschend.
          Die Haupthandlung hat nie eine klare Richtung eingeschlagen, es gibt total unnötige Nebenstory´s (Masuka und seine Tochter...wtf) und alles wirkt viel zu konstruiert und ist mit Logiklöchern gespickt. Abschließend würde ich nur gerne mal meine Gedanken zum Ende der Serie nächste Woche äußern:
          Ich fände es gelungen, wenn Dexter mit Hannah und Harrison flüchten kann. In der letzten Szene spielt Harrison im Garten und wird von Dexter ins Haus gerufen. Er läuft hinein und man sieht, dass er noch irgendetwas verbuddelt hat. Die Kamera enthüllt dann als finale Einstellung, dass er Tiere getötet und verbuddelt hat, wodurch klar wird, dass er sich nun ebenfalls wie Dexter entwickeln wird.

          1
          • 8

            "This is the End" ist eine Komödie über die Apokalypse, die im typischen Stil von Seth Rogen daher kommt.
            In dem Film spielen sich alle Schauspieler selbst, zumindest eine selbstironische, überzeichnete Version davon. Jay Baruchel kommt in Los Angeles an, um mit seinem alten Kumpel Seth Rogen abzuhängen und beide landen bald bei einer Hausparty von James Franco. Nach einem wilden Partytreiben bricht dann auch noch die Apokalypse los.
            Wer einen Blick auf Cast und Regie wirft und dabei Namen wie Seth Rogen, Jonah Hill, Danny McBride oder Craig Robinson liest, kann sich schon ungefähr vorstellen, was einen bei diesem Streifen erwartet.
            Von Anfang an zeichnet sich der Film durch sehr lustige Dialoge, gelungene Filmparodien, urkomische Situationen und überraschende Gewalteinlagen aus. Natürlich geht der Humor oftmals ziemlich unter die Gürtellinie, aber der Cast legt einfach so eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, so dass fast jeder gekonnte Gag zu 100% zündet.
            Für ein überschaubares Budget von 32 Mio. Dollar sind die Effekte ziemlich gelungen, der Soundtrack ist zu jeder Zeit perfekt gewählt und je länger der Film läuft, umso chaotischer und abgedrehter wird das Geschehen. Hier und da haben sich zwar einige Längen eingeschlichen, doch insgesamt bleibt der Streifen eigentlich immer unvorhersehbar und weiß oft zu überraschen.
            "This is the End" ist ein wilder, abgedrehter Spaß mit einem Cast, der sich für nichts zu schade ist. Wer mit der Art des Humors etwas anfangen kann, wird auf keinen Fall enttäuscht und sollte sich den Streifen auf jeden Fall anschauen. Mit Sicherheit eine der besten Komödien des bisherigen Kinojahres.

            5
            • 7

              Mit "The Bling Ring" liefert Sofia Coppola ihren neuen Film ab, ein Portrait über den oberflächlichen Lifestyle amerikanischer Glamour-Teenager.
              Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Coppola die Geschichte um eine jugendliche Clique, die aus Langeweile und Sucht nach prominenter Anerkennung in die Villen von Stars einbricht, um sich derer Besitztümer zu bedienen.
              Die Regisseurin setzt dabei auf ihre unverkennbare Handschrift, mit der sie tolle Bilder kreiert, die mit einem absolut herausragenden Soundtrack unterlegt wurden. Wenn sich die Darsteller beim Party machen in Clubs dem absoluten Exzess hingeben, erinnert der Streifen in manchen Momenten an den thematisch ähnlich gelagerten "Spring Breakers" aus diesem Jahr. Auch hier bekommt man einen Einblick in die leere Oberflächkeit, welche die Realität der Protagonisten beherrscht. Immer wieder wiederholen sich einige der Tätigkeiten, wodurch ein rauschhafter Zirkel entsteht, aus dem die Teenager nicht ausbrechen wollen.
              Hier kristalliert sich dann leider die auffälligste Schwäche des Films heraus. Wirklich viel hat Coppola inhaltlich nicht zu erzählen und die Aussage des Streifens ist schon sehr früh zu erkennen. Lediglich durch die makellose Inszenierung kann sie diesen Mangel etwas kaschieren
              Im Cast liefern alle eine zufriedenstellende Leistung ab, ohne großartig hervorzustechen. Lediglich gegen Ende, wenn der Exzess verglüht und die Fassaden bröckeln, lassen einige der Darsteller emotional ein wenig tiefer blicken und schaffen es, dass ihre Figuren zu mehr werden als schimmernde Oberflächen.
              "The Bling Ring" ist eine inszenatorische glanzvolle Studie über das wahnhafte Nacheifern von Promis. Inhaltlich ist der Film leider nicht ganz so stark und ein wenig schwach auf der Brust, wodurch er sich an einigen Stellen ein wenig zu sehr im Kreis dreht.

              6
              • 8 .5

                Auch wenn die Serie ab und an ein paar kleine Längen und Schwächen hat, bietet "Six Feet Under" neben unfassbar authentischen Charakteren und vor allem anfangs einer perfekten Mischung aus schwarzem Humor und Tragik das schlichtweg beste Serienfinale überhaupt. Normalerweise schreibe ich meine Kommentare immer gerne etwas umfangreicher, doch hier genügt mir zu schreiben, dass mich das Ende von "Six Feet Under" ununterbrochene 20 Minuten zum Weinen gebracht hat und ich heute noch leicht Gänsehaut bekommen, wenn ich an dieses Finale zurück denke.

                8
                • 1
                  über Seed

                  Mit "Seed" wollte Uwe Boll laut eigener Aussage einen nihilistischen, verstörenden Horrorfilm machen.
                  Einen dermaßen schlechten Horror-Film hab ich schon lang nicht mehr gesehen. Hier passt wirklich von Anfang bis Ende überhaupt gar nichts.
                  Die Inszenierung ist unterirdisch und auf absolutem Amateur-Niveau. Die Aufnahmen sind die meiste Zeit über verwackelt, die Beleuchtung ist quasi nie vorhanden und ständig spielt sich alles im Dunkeln ab, wodurch man kaum was erkennt.
                  Beim Cast zeigt sich auch keine Verbesserung. Jeder Schauspieler agiert hier durch die Bank weg miserabel und die Dialoge, die sie aufsagen dürfen, sind absolut für die Tonne.
                  Von der Story her bekommt man eben einen gewöhnlichen Horror-Film, bei dem auf wirre Art und Weise entweder Szenen aneinander gereiht werden, die langweilig sind und ewig in die Länge gezogen werden oder Szenen, die 0815-Kills zeigen. Lediglich bei einer Szene geht Boll in die Vollen und versucht mit expliziter Gewalt zu schockieren, allerdings ist diese total unnütz in den Kontext des Films platziert.
                  "Seed" ist in praktisch allen Belangen eine absolute Katastrophe. Lediglich der gelegentliche Einsatz von stimmiger Musik und das konsequente Ende passen, ansonsten stimmt hier von A-Z gar nichts. Einen verstörenden Horror-Film wollte Uwe Boll machen. Das ist ihm wohl gelungen.

                  5
                  • 6 .5

                    „Who doesn´t love a good magic trick?”
                    Vermutlich fast jeder mag gut gemachte Zaubertricks, bei denen wir staunen und uns durch die perfekte Illusion ein einmaliges Erlebnis beschert wird. Regisseur Louis Leterrier drehte mit "Now You See Me" einen Thriller, bei dem es um vier Magier geht, die bei ihren Zaubershows am Ende meist Geld auf das Publikum regnen lassen, welches an anderen Orten aus Bankentresors oder ähnlichem verschwindet. Schnell heftet sich ein FBI-Ermittler mit einer Interpol-Agentin an ihre Fersen, um sie zu überführen.
                    Zunächst beginnt der Streifen auch wirklich gut. Die Einführung der vier Magier ist sehr charmant und gelungen und es wird ein extrem hohes Tempo vorgelegt. Tatsächlich hält der Film dieses Tempo beinahe den gesamten Film über durch, wobei es praktisch nie zu Verschnaufspausen kommt. Einerseits ist das ein positiver Aspekt, auf der anderen Seite gelingt es dadurch dem Cast aber nie, ihren Figuren so etwas wie eine wünschenswerte Tiefe zu verleihen. Der Cast an sich ist nämlich absolut hervorragend und bietet durch die Bank fast nur Hochkaräter, doch die meisten können ihr gegebenes Figurenpotential nur andeuten und müssen sich der High-Speed-Inszenierung unterordnen.
                    Hierbei ergibt sich dann auch der große Knackpunkt des Films für mich. Es ist fast schon paradox, denn der Film macht genau den Fehler, gegen den er die meiste Zeit eigentlich vorgehen möchte. Wie anfangs schon erwähnt gibt es nichts schöneres, als eine großartige Illusion zu erleben, doch die Zaubertricks hier in dem Film werden fast immer enttarnt und entpuppen sich dabei meist als zwar groß angelegte, aber eben simple Taschenspielertricks. Das hohe Tempo kaschiert es zwar ziemlich gut, aber bei genauem Hinsehen kann man doch auch einige Logiklücken ausmachen und was man wirklich hinterfragen will, wird einfach nur als selbstverständliche Magie abgetan und der Rest der Illusionen wird eben in Form von einigen sehr clever wirkend wollenden Twists auf dem Silbertablett serviert.
                    "Now You See Me" macht anfangs wirklich einen tollen Eindruck und punktet durch die blitzschnelle Inszenierung und den hervorragenden Cast. Leider stellt sich der Film selbst ein Bein, indem er seine Ideale plump bloß stellt und durch die Inszenierung jegliches Maß an Vertiefung der Figuren im Keim erstickt. Äußerlich eine hübsche Illusion, die sich aber als simpler Trick entlarvt.

                    9
                    • 6

                      Vorneweg muss ich sagen, dass ich Charlotte Roche kein bisschen leiden kann und von ihrem Buch immer noch nichts halte, doch mehr oder weniger unfreiwillig war ich dann gestern im Kino in "Feuchtgebiete" gesessen.
                      Um den Film ist im Vorfeld jetzt schon ein riesiger Hype entstanden, da er so skandalös und obszön sein soll im Hinblick auf freizügige Darstellungen. Tatsächlich zeigt der Film deutlich mehr als alle anderen Filme, die derzeit aus unserm Lande kommen. Trotzdem gibt es bis auf 3 oder 4 Szenen jetzt nichts, was man wirklich als anstößig bezeichnen könnte.
                      Meine größte Schwierigkeit mit dem Film ist letztendlich aber der Inhalt. Bis Ende war mir irgendwie nicht klar, ob der Film jetzt ein ernstzunehmendes Drama oder eine Komödie sein soll, denn die Trennlinie verläuft wirklich unglaublich dünn. Wenn der Film tatsächlich die angebliche Message von Roche´s Buch transportieren soll, nämlich dass sich Frauen ihrem Körper und ihrer Sexualität bewusst werden sollen, dann ist das natürlich alles immer noch total Banane und absoluter Vollquatsch. Bei den ganzen sexuell anzüglichen Szenen wird immer noch deutlich, dass das einfach immer noch pure, plakative Provokation ist. Wenn man den Film allerdings als Portät eines jungen Mädchens betrachtet, welches psychisch etwas gestört ist und mit dem Erwachsenwerden und einem zerrütteten Elternhaus umgehen muss, macht das Ganze durchaus einiges richtiges. Genau dann, wenn der Streifen auf die allzu provokanten Szenen verzichtet, und durch Flashbacks das Innenleben der Protagonisten beleuchtet, bekommt man wirklich gelungene Momente.
                      Darstellerisch gibt es hier durchwegs solide Leistungen. Carla Juri gibt sich viel Mühe in der Hauptrolle, doch man merkt ihr immer an, dass sie Schweizerin ist und so ist ihr Akzent den ganzen Film über stark gewöhnungsbedürftig.
                      Ein Aspekt des Films, der ganz und gar nicht diskussionwürdig ist, ist allerdings die Regie von David Wnendt. Die Inszenierung ist nämlich wirklich erstklassig und durch tolle Kamerafahrten, passende Schnitte, schöne Farbgebungen und den gut gesetzten Einsatz von Musik wird der Film audiovisuell niemals auch nur ansatzweise langweilig. Besonders hervorzuheben sind Szenen, in denen Momente der Protagonistin aus Vergangenheit, Gegenwart und Einbildung zu einem halluzinatorischen Fiebertraum verschmelzen.
                      "Feuchtgebiete" ist nach wie vor Geschmackssache, allerdings konnte selbst ich, der das Buch immer noch ablehnt, dem Film einiges abgewinnen. Betrachtet man den Film unter einer speziellen Anschauungsweise und der Inszenierung, bekommt man definitiv einen der interessantesten Filme geboten, die derzeit aus unserem Land kommen. Die vielen gewollt provokativen Momente sind aber immer noch recht ärgerlich und trüben das Gesamtbild extrem.

                      7
                      • "Die Jagd" ist wirklich ein absolut großartiges Drama mit erschütternder Thematik und grandiosen Schauspielleistungen. Ich würde mich sehr über eine Blu-ray freuen.
                        Mein Lieblingsfilm mit Mads Mikkelsen wäre wohl "Casino Royale", da ihm die Rolle des Bond-Gegenspielers ausgezeichnet steht.

                        • 7 .5

                          Mit "The Fall" hat Regisseur Tarsem Singh erneut einen Film geschaffen, bei dem seine visuelle Kraft voll und ganz zum Vorschein kommt.
                          Die Geschichte spielt in den 20er Jahren, wo die kleine Alexandria mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus liegt. Sie lernt den verletzten Stuntman Roy kennen, der vermutlich nie mehr laufen kann. Dieser beginnt, dem kleinen Mädchen ein episches Märchen zu erzählen, in dem sich fünf Helden auf einen Rachefeldzug gegen einen bösen Governor begeben.
                          In eben diesem Märchen kommt Singh´s visuelle Ausdruckskraft wieder einmal voll zum Vorschein. Fast komplett ohne Spezialeffekte gedreht erinnern die farbenfrohen Landschaften, Architekturen und Kostüme fast durchgehend an wunderschöne Gemälde. Inhaltlich kann die märchenartige Geschichte allerdings nicht mit der visuellen Brillanz mithalten und ist recht simpel gestrickt.
                          Allgemein ist das größte Problem des Streifens vor allem in der ersten Hälfte, dass die Geschichte in der realen Welt und das erzählte Märchen nicht immer ganz harmonieren oder zusammenpassen wollen. Zwischen der kleinen Alexandria und Stuntman Roy entsteht zwar eine wirklich gelungene Chemie, da beide Figuren super gespielt werden, doch so ganz vermag der Film einen einfach noch nicht zu fesseln oder emotional mitzureißen.
                          Erst im letzten Drittel bekommt der Streifen dann die erwünschte emotionale Schlagkraft und beide Welten funktionieren prächtig miteinander, was den Film nochmal deutlich nach vorne treibt.
                          "The Fall" ist eine gelungene Geschichte über die Macht der Fantasie und Vorstellungskraft, bei der der Inhalt leider nicht immer mit der visuellen Brillanz mithalten kann. Es wäre noch mehr drin gewesen, schön bleibt der Film aber trotzdem.

                          6
                          • 8

                            Die Dokumentation "Tod in Texas" von Werner Herzog beschäftigt sich mit der Todesstrafe, die heute immer noch in Texas durchgeführt wird.
                            Herzog selbst hält sich diesmal auffällig zurück und lässt stattdessen die Beteiligten und Hinterbliebenen zu Wort kommen. Durch seine freundliche, ruhige Art öffnen sich die Interviewpartner wirklich stark und man bekommt sehr intime und schmerzliche Momenten aus den Leben der jeweiligen Personen offenbart.
                            Es wird zwar offensichtlich, dass Herzog selbst eindeutig ein Gegner der Todesstrafe ist, trotzdem ist seine Doku zu keiner Zeit zu subjektiv geraten und gibt einem viel Stoff zum Nachdenken.
                            "Tod in Texas" ist eine aufwühlende, authentische Dokumentation, bei der die Tragik des Todes über den Häuptern aller Beteiligter schwebt. Trotz allen Schmerzes und der Trauer schafft es Herzog dennoch, den Zuschauer mit einer lebensbejahenden Botschaft aus dem Film zu entlassen.

                            12
                            • 7

                              "The Cell" ist das Regiedebüt von Tarsem Singh, der vor allem auf visueller Ebene ein Könner ist.
                              Die Polizei kann einen psychopathischen Serienkiller fassen, der aber ins Koma fällt. Irgendwo hat er noch ein lebendes Opfer versteckt, welches innerhalb von 40 Stunden ertrinken wird. Eine Psychologin soll mithilfe einer innovativen Technik in das Unterbewusstsein des Psychopathen eindringen, um das Versteck ausfindig zu machen.
                              Der Plot selbst ist nichts wirklich herausragendes. In etlichen Thrillern geht es um genau solch eine Handlung, wo die Polizei ein noch lebendes Opfer retten will. Lediglich in dem Aspekt der Reise in das Unterbewusstsein unterscheidet sich "The Cell" von anderen Thrillern. Nach der Einführung, die gut 40 Minuten dauert, dringt die Psychologin zum ersten Mal in das Unterbewusstsein des Serienkillers ein.
                              Genau hier setzt Singh dann auch seine größte Stärke ein. Visuell ist der Film absolut bahnbrechend, vor allem für die damalige Zeit. Singh entführt den Zuschauer in bizarre, surreale Bilderwelten, die durch verstörende Kostüme und Sets, extreme Farbgebungen und brillante Kamerafahrten geprägt sind. In diesen Momenten ist der Film total faszinierend und reißt einen extrem in seinen Bann.
                              Der Cast leistet durchgängig solide Arbeit, ohne wirklich erwähnenswertes zu bieten, während der Score von Howard Shore sehr eingängig ist und perfekt passt.
                              "The Cell" ist ein betörendes Gemälde auf der einen Seite, perfekt inszeniert in seinen surrealen Albtraumwelten. Auf der anderen Seite entpuppt sich die Rahmenhandlung nur als konventioneller Thriller, der mit Überraschungsarmut und einem etwas enttäuschenden Ende daher kommt.

                              5
                              • 7

                                Ich hab die Vorlage noch nie gespielt, doch aufgrund einiger positiver Meinungen wollte ich mir "Silent Hill" auf jeden Fall mal ansehen.
                                Die Story handelt von Rose, die mit ihrer schlafwandelnden Adoptivtochter Sharon in das Städtchen Silent Hill unterwegs ist, da die diesen Namen während ihrer Schlafwanderungen immer wieder wiederholt.
                                Vor allem in der ersten Hälfte ist "Silent Hill" Horror-Kino, wie man es sich nur wünschen kann. Schon bald verliert Rose Sharon in Silent Hill und irrt von nun an durch das verlassene Städtchen, während sie früh merkt, dass hier einiges anders läuft. Regisseur Christophe Gans entfesselt eine absolut hervorragende Atmosphäre, denn er verzichtet auf plumpe Schockeffekte. Stattdessen bekommt man toll designte Setpieces, bei denen einige albtraumhafte Szenarien mit verstörenden Kreaturen geboten werden. In Kombination mit dem intensiven, im positiven Sinne grauenvollen Score und der stetigen Ungewissheit über das Geheimnis der Stadt entsteht so eine ziemlich fesselnde Atmosphäre, die einen förmlich aufsaugt. Zwar fällt in der ersten Hälfte der Nebenplot bereits ein wenig störend auf, in dem Rose´s Ehemann auf der Suche nach ihr ist, doch überwiegend dominiert der positive Eindruck. Für meinen Geschmack waren mir auch einige Kulissen und Kreaturen ein bisschen zu CGI-lastig designed.
                                In der zweiten Hälfte löst sich die intensive Atmosphäre leider zunehmend, denn von nun an gibt es immer mehr Erklärungen, was in Silent Hill vor sich geht. Man kommt nach und nach hinter das Geheimnis und es werden eigentlich alle rätselhaften Fragen geklärt. Hier haben sich auch kleine Längen in den 125 minütigen Film eingeschlichen und es gibt immer noch den etwas unpassenden Nebenplot. Das Ende selbst stimmt dann aufgrund seiner düsteren Konsequenz allerdings wieder versöhnlicher und entschädigt dann nochmal für ein paar verpatzte, vorangegangene Momente.
                                "Silent Hill" ist insgesamt gelungene Horror-Unterhaltung. Zwar fällt das eindrucksvoll aufgebaute Konstrukt in der zweiten Hälfte ein wenig in sich zusammen, doch vor allem die atmosphärisch überragende erste Hälfte bleibt hängen und hinterlässt mächtig Eindruck, da hier atmosphärisch und inszenatorisch einige Register gezogen werden. Eine klare Empfehlung also für Genre-Freunde.

                                8
                                • 4 .5

                                  Nachdem mir die beiden bisherigen Filme von Regisseur Richard Kelly, "Donnie Darko" und "Southland Tales", gut gefallen haben, hab ich mir auch mal "The Box" angeschaut.
                                  In den 70er Jahren hat die Familie Lewis mit Geldproblemen zu kämpfen und hangelt sich von Rechnung zu Rechnung. Eines Tages finden sie vor ihrer Haustür ein Paket, in dem sich eine Holzkiste mit rotem Knopf befindet. Am nächsten Tag erfährt die Familie von einem mysteriösen Mann mit halb verbranntem Gesicht, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch sterben wird, wenn sie den Knopf drücken. Im Gegenzug erhalten sie dafür eine Million Dollar. Das Ehepaar hat 24 Stunden Zeit für eine Entscheidung...
                                  Aus dieser Grundsituation formt Kelly einen Mystery-Thriller, der vielversprechend beginnt, aber dann leider nichts aus seiner Prämisse macht. Es wäre interessant gewesen, wenn Kelly die moralischen Elemente besser verfolgt hätte, doch stattdessen verliert er sich in einem Mystery-Plot mit Science-Fiction- und Fantasy-Elementen, die nicht so recht mit dem vorangegangen Plot harmonieren.
                                  Für mich hat der Cast auch leider nicht wirklich funktioniert. Cameron Diaz und James Marsden geben sich zwar Mühe in der Rolle des Ehepaars, doch die Chemie stimmt nicht wirklich zwischen den beiden und so bleiben ihre Figuren recht belanglos für den gesamten Verlauf des Films. Einzig Frank Langella kann mit seiner rätselhaften Präsenz für ein wenig Stimmung sorgen.
                                  Die Inszenierung von Kelly ist das Einzige, was dem Streifen noch einige Pluspunkte beschert, denn die subtil eingestreuten, beklemmenden und beunruhigenden Momente vor allem im ersten Drittel des Films sind gelungen und erinnern atmosphärisch stellenweise sogar an die filmischen Glanzleistungen eines David Lynch. Trotzdem driftet er wie schon erwähnt einfach viel zu stark ab und die mysteriösen Momente sind viel zu überdreht und over the top. Der Film ist mit 115 Minuten Laufzeit außerdem viel zu lang geraten und hätte locker 15-20 Minuten kürzer ausfallen dürfen.
                                  "The Box" bietet ein interessantes Konzept und eine ordentliche Inszenierung, doch der Film verläuft sich nach dem ersten Drittel in unausgegorenen Science-Fiction-Fantasy-Quatsch, dazu hat mich der Cast nicht wirklich überzeugt. Leider eine ziemliche Enttäuschung vom ansonsten überzeugenden Regisseur Richard Kelly.

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                                  • 7
                                    über Elysium

                                    Mit "Elysium" meldet sich Regisseur Neill Blomkamp nach seinem Überraschungserfolg "District 9" zurück.
                                    Blomkamp zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft, denn im Jahr 2154 haben sich die Reichen und Wohlhabenden aufgrund von vielen Krankheiten und Überbevölkerung auf der Erde auf eine Raumstation eingesiedelt. Auf dieser Elysium getauften Station haben sie die besten technischen und medizinischen Geräte, um alle Krankheiten zu heilen, während die Zustände auf der Erde wirklich schlimm sind und die Bewohner dort verarmt und in schmutzigen Slums leben.
                                    Mitten in dieses gelungene Szenario, bei denen die gesellschaftskritischen Ansätze schnell sichtbar werden, platziert Blomkamp die Geschichte eines einfachen Arbeiters, der aufgrund lebenswichtiger Maßnahmen nach Elysium reisen muss.
                                    Optisch ist der Streifen ein wahrer Augenschmaus. Blomkamp setzt auf eine Hochglanzoptik, doch die Bilder von der zukünftigen Erde könnten nicht trister und schmutziger sein, während das Leben auf Elysium von technischer Überlegenheit und Wohlstand gezeichnet ist. Hier ergibt sich allerdings schon der erste Kritikpunkt. Bis auf die Regierungsführung sieht man praktisch kaum andere Bewohner von Elysium, weshalb der kleine Planet auf der Raumstation fast schon wie ein Mysterium wirkt, da er so undurchdringlich inszeniert wurde. Hier wären mehr Szenen wünschenswert gewesen, die das Leben und den Alltag auf Elysium zeigen und dadurch den Gegensatz zum gut herausgearbeiteten Alltag auf der Erde zeigen.
                                    Die eigentliche Story inmitten dieses Szenarios ist schließlich nichts, was besonders innovativ ist, sondern lediglich eine Handlung, die es in der Form schon häufiger gab und im wesentlichen eine Such- und Bringaktion mit Actioneinschüben darstellt. Diese Actioneinschübe sind dafür aber wieder optisch klasse inszeniert, lediglich der gelegentliche Einsatz von sehr verwackelten Aufnahmen fällt ein wenig störend ins Gewicht. Das gleichen die Actionszenen aber durch einen überraschend hohen Härtegrad wieder aus.
                                    Der Cast ist größtenteils wirklich zufriedenstellend, vor allem ein routiniert-motivierter Matt Damon gefällt neben einem herrlich fiesen Sharlto Copley als Antagonist, während Jodie Foster zu eindimensional bleibt.
                                    Gegen Ende wird es dann deutlich actionlastiger und der Film bietet ein krachendes Finale, bei dem die vorab angedeuteten, gesellschaftskritischen Ansätze leider zu stark auf der Strecke bleiben.
                                    "Elysium" bietet viel lohnenswertes, vor allem ein gelungenes Szenario, eine fantastische Optik mitsamt guter und harter Action sowie einen sehenswerten Cast. Leider hat Blomkamp einige Ansätze nicht sauber zu Ende gedacht, weshalb erzählerisch einige Möglichkeiten auf der Strecke bleiben. Insgesamt ein sehenswerter, recht gelungener Science-Fiction-Film, dem es aber an Schlagkraft und erzählerischer Finesse zu einem wirklich herausragenden Streifen fehlt.

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                                    • 4 .5

                                      In "Gallowwalkers" hat Wesley Snipes nach seinem Gefängnisaufenthalt sein schauspielerisches Comeback.
                                      Das B-Movie präsentiert sich dabei als Mischung aus Western, Horror und Fantasy und kann in erster Linie durch die Inszenierung punkten. Regisseur Andrew Goth hat wirklich starke Bilder geschaffen, bei denen eine fiebrig-surreale Atmosphäre aufkommt und die weitläufigen Aufnahmen der kargen Wüstenlandschaften sind wirklich gelungen.
                                      Die Inszenierung ist allerdings dann schon das einzige wirklich positive an dem Film. Der Film beginnt zwar wirklich gut und vielversprechend, doch man weiß erstmal eine Weile überhaupt nicht, um was es in dem Film überhaupt gehen soll. Der Erzählfluss wird immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, die nach und nach Licht ins Dunkel bringen und man kommt langsam dahinter. Letztendlich ist die Story aber dann ansich nicht wirklich spektakulär und dient nur als Flickenteppich für eine konventionelle Rachegeschichte, nur dass es eben nicht um Rache an Menschen, sondern an zombieartigen Wesen geht. Wirkliche Spannung kommt eigentlich nie auf und der Handlungsbogen ist unausgeglichen, weshalb sich der Film ein wenig voran schleppt.
                                      Wesley Snipes wird hier als Star verkauft, doch wirklich überzeugend ist er nicht. Er hat zwar immer noch eine gewisse Präsenz, wirkt aber nicht wirklich motiviert. Der Rest des Casts ist ebenfalls durchschnittlich bis nicht weiter erwähnenswert, was auch auf die uninspirierten Dialoge zutrifft.
                                      "Gallowwalkers" ist definitiv kein Film, den man sich wegen Wesley Snipes anschauen sollte. Viel mehr kann der recht brutale Mix aus Western und Horror durch die starken Bilder überzeugen, wobei Handlung und Dialoge total auf der Strecke bleiben. Insgesamt viel zu viel verschenktes Potential und nur optisch sowie atmosphärisch überzeugend.

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                                      • 2 .5

                                        Ich war wirklich gespannt auf den neuen Film von Regisseur Ben Wheatley. "Kill List" halte ich nach wie vor für eine der Geheimtipps der letzten Jahre, während mich "Sightseers" umso mehr enttäuscht hat.
                                        Sein neuester Film ist auch wieder ein Genre-Mix, der Mann wird sich wohl niemals auf ein festes Genre innerhalb eines Filmes festlegen können. Hier kombiniert Wheatley Historien-Drama mit psychedelisch-surrealem Arthouse, doch erneut scheitert der Regisseur fatal. Der Trend, der in "Sightseers" begonnen hatte, setzt sich hier fort. Wheatley schafft es einfach nicht mehr, ansatzweise interessante Figuren zu kreieren. Die gesamte erste Hälfte des Streifens versinkt in belangloser Langeweile, in der die Hauptfiguren über ein Feld irren und sich über weitestgehend uninteressante Dinge unterhalten.
                                        In der zweiten Hälfte kippt der Film dann in einen surrealen, mystischen Trip, bei dem sich Wheatley bei Regisseuren wie Jodorowsky, Herzog oder Lynch bedient zu haben scheint. Leider erreicht er zu keinem Zeitpunkt die Intensität der genannten Regisseure und das Ganze wirkt unfassbar zäh, anstrengend und zu gewollt auf Kunst getrimmt. Die 90 Minuten schauen sich doppelt so lang und einzig und allein die, trotz des niedrigen Budgets, recht gelungene Inszenierung mit Schwarz-Weiß-Bildern und stimmigen Schnitten weiß zu überzeugen.
                                        Mit "A Field in England" hat mich Ben Wheatley erneut bitter enttäuscht. Es mag gut sein, dass manch einer an dem Streifen gefallen finden wird, doch man muss definitiv in der richtigen Stimmung sein für diesen experimentellen, auf große Kunst getrimmten Brocken. Mich hat der Film leider kaum erreicht und so war es mit das anstrengendste und zähste Filmerlebnis des bisherigen Filmjahres.

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                                        • 9

                                          Nach seinem brillanten Meisterwerk "There Will Be Blood" ist Regisseur Paul Thomas Anderson mit seinem neuesten Film "The Master" zurück.
                                          Zuerst lässt sich mit Freude feststellen, dass Anderson seinen eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzt. Ohne sich auch nur annähernd einem Massenpublikum anzubiedern, hat er ein Werk geschaffen, welches extrem sperrig und fordernd geworden ist.
                                          "The Master" ist verglichen mit den meisten momentanen anderen Filmen allein schon eine Besonderheit. Einen klassischen Spannungsbogen oder irgendwelche Handlungshöhepunkte geschweige denn eine Art finale Klimax wird man hier vergeblich suchen. Auf den ersten Blick könnte man von dem Film deshalb vielleicht sogar erstmal enttäuscht sein, doch viel spielt sich hier unter der Oberfläche ab. Anstatt einfach nur einen plumpen Film über Scientology abzuliefern, hat Anderson ein faszinierendes Porträt erschaffen, dass vor allem durch die Charakterkonstellationen lebt.
                                          Der größte Triumph neben der gewohnt meisterhaften Inszenierung und dem wieder genialen Score von Jonny Greenwood ist deshalb der Cast. Das Comeback von Joaquin Phoenix könnte nicht gelungener sein und seine Performance raubt einem schier den Atem. Der von ihm gespielte Freddy Quell ist ein bedrohlicher, unberechenbarer und undurchschaubarer Alkoholiker. Durch seine leicht gebückte Haltung, die zusammengekniffenen Augen und die schiefen Lippen katapultiert sich Phoenix in eine Liga mit den absolut besten Schauspielern. Neben ihm beweist auch Philip Seymour Hoffman erneut, wieso er zu den besten Charakterdarstellern überhaupt zählt. Lancaster Dodd, seine Rolle, ist charismatisch und anziehend, doch auch ihn umgibt diese merkwürdige Undurchschaubarkeit, was allerdings auf viele Figuren in diesem Film zutrifft.
                                          "The Master" ist vermutlich der bisher sperrigste Film von Regie-Genie Paul Thomas Anderson. Ein faszinierendes, gleichzeitig anziehendes und abstoßendes Drama, welches perfekt inszeniert und gespielt ist und gerade aufgrund seiner Sperrigkeit viel zum Nachdenken anregt.

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                                          • 8

                                            Nachdem Paul Thomas Anderson mit "Boogie Nights" und "Magnolia" zwei lange Filme gedreht hatte, legte er mit "Punch-Drunk Love" einen ganz anderen Film nach.
                                            Der Film ist genretechnisch ziemliches Neuland für Anderson und mit 91 Minuten ist der Film recht kurz geraten, doch inszenatorisch ist der Film durch und durch ein typischer PTA geworden.
                                            Der größte Überraschungscoup ist sicherlich die Besetzung von Adam Sandler in der Hauptrolle. Sonst kann ich eigentlich wenig mit dem Humor in den Filmen mit Adam Sandler anfangen, doch hier zeigt er, dass er wirklich schauspielern kann. Anfangs wirkt alles noch ein wenig merkwürdig, doch nach und nach lernt man die Figur von Sandler wirklich gut kennen und er offenbart sich trotz seiner speziellen Charakterzüge als zutiefst sympathisch und liebenswert.
                                            Obwohl man den Film oberflächlich als Liebeskomödie bezeichnen kann, könnte sich der Film selbst kaum deutlicher von den meisten Filmen aus diesem Genre unterscheiden. Oftmals verfolgt Anderson einen ziemlich hektischen Stil, der mit der genialen, ungewöhnlichen Soundkulisse perfekt die alltägliche Überforderung von Sandler´s Figur ausdrückt. Immer wieder streut er total schräge, skurrile Momente ein, die mich wirklich zum Lachen gebracht haben. Durch den flotten Erzählfluss vergehen die 90 Minuten wirklich wie im Flug und ehe man sich versieht, läuft schon der Abspann.
                                            Mit "Punch-Drunk Love" bleibt Paul Thomas Anderson weiterhin auf absolutem Erfolgskurs. Zusammen mit einem ungewohnt guten Adam Sandler liefert er eine schräge, bizarre, unterhaltsame und liebenswerte Perle ab, die man einfach gesehen haben sollte.

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                                            • 9

                                              Mit "Die Jagd" liefert Thomas Vinterberg ein Drama ab, welches stark zum Nachdenken und zur Diskussion anregt.
                                              Lucas ist 42 Jahre alt und arbeitet als Kindergärtner. In dem kleinen Städtchen in Dänemark, in dem er lebt, hat er einige Freunde und allgemein ist der Umgang untereinander sehr freundlich. Eines Tages kommt es allerdings zu einem Ereignis, das alles verändern wird.
                                              Vinterberg zeigt mit seinem Film auf, wie eine Lüge die Saat des Misstrauens darstellt. Die anfängliche Idylle kippt rasch und Hauptfigur Lucas sieht sich in einer Lage wieder, die man niemanden wünschen würde. Fortan entspinnt sich ein schwer zu ertragendes Drama, bei dem man teilweise fassungslos und wütend reagiert. Die allgemeine Leichtgläubigkeit der Menschheit wird zwar angeprangert, doch im Grunde biedert sich Vinterberg keiner Partei in dem Film an und zeigt die Handlung des Films aus allen Sichtweisen. Sehr eindringlich ist auch die zurückhaltende Inszenierung, bei der auf viel Musik verzichtet wird, die wenigen musikalischen Passagen aber dann besonders intensiv wirken. Nur eine Sache würde ich dem Film negativ ankreiden. Eine Stelle in dem Film, die die eigentliche Handlung ins Rollen bringt, wirkt ein wenig zu stark konstruiert und ist nicht komplett nachvollziehbar.
                                              Der Cast ist wirklich stark und vor allem Mads Mikkelsen ist gewohnt großartig. Die zerbrechliche und emotionale Darstellung von Lucas raubt einem stellenweise fast den Atem.
                                              "Die Jagd" ist ein stilles, unglaubliches intensives und fantastisch gespieltes Drama, welches gewagte Themen behandelt. Nach dem Film bleibt man auf jeden Fall nachdenklich und vielleicht auch wütend zurück und zumindest mir war bewusst, einen der besten Filme des Jahres gesehen zu haben.

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                                              • 10
                                                über Shame

                                                In "Shame" ergründet Regisseur Steve McQueen das Innenleben eines Sexsüchtigen.
                                                Brandon sieht gut aus, ist um die 30 Jahre alt, wohnt in einem schicken Loft in New York, hat einen gut bezahlten Job und hat viele Affären. Hinter diesen Affären steckt allerdings etwas mehr, denn Brandon ist sexsüchtig und wird ununterbrochen von seinem Verlangen triebgesteuert. Emotionale Beziehungen und Intimität sind für ihn äußerst unangenehm und als eines Tages seine Schwester Sissy bei ihm auftaucht, die extrem aufmerksamkeitsbedürftig ist, gerät sein Leben aus den Fugen.
                                                Die Inszenierung von McQueen fällt dabei sehr früh auf, denn diese ist wirklich meisterhaft. In langen, ohne Schnitt gedrehten Passagen lässt er seinen Darstellern viel Freiraum, um ihre Figuren perfekt zu entfalten. Zusammen mit wunderbarer Musik bekommt man durchgängige Hochglanzbilder zu betrachten, in denen Hauptfigur Brandon seinem Alltag nachgeht.
                                                Besonders erwähnenswert ist vor allem das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller Michael Fassbender und Carey Mulligan. Fassbender liefert eine seiner besten Leistungen überhaupt, während Mulligan als zerbrechliche und emotionale Diva auch fantastisch besetzt ist. Absolut unglaublich ist ihre gesangliche Interpretation des Sinatra-Klassikers "New York, New York", die in ihrer Emotionalität geradezu überwältigend ist.
                                                McQueen schafft es absolut genial, Emotionen und Aussagen nur durch die Mimik seiner Darsteller zu übertragen. Auf viele Dialoge verzichtet er, doch trotzdem spürt man ständig ein gewisses Brodeln unter der Oberfläche und die Anspannung droht ständig zu explodieren. Mit den letzten gut 15 Minuten gelingt dem Regisseur dann noch mal eine herausragende Meisterleistung, bei der auf sämtlichen Ebenen, sei es emotional, inszenatorisch oder schauspielerisch, aus den Vollen geschöpft wird und der Zuschauer mit einem perfekt gewählten Schlussmoment in den Abspann entlassen wird.
                                                "Shame" ist ein absolutes Meisterwerk. Steve McQueen hat nach "Hunger" zu wahrlich inszenatorischer Perfektion gefunden und zusammen mit den fantastischen Darstellern, die sowohl äußerlich als auch innerlich blank ziehen, gelingt ihm ein kraftvolles und aufwühlendes Drama von anrührender Intensität und überwältigender Brillanz.

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                                                  Nachdem James Wan mit "Saw" und "Insidious" bewiesen hat, dass er herausragende Horror-Filme inszenieren kann, war meine Vorfreude auf "The Conjuring" vor allem nach den fast schon euphorischen Vorabkritiken wirklich riesig.
                                                  Insgesamt muss man direkt sagen, dass sich der Film handlungstechnisch schon sehr an "Insidious" orientiert und wieder ein Haunted-House Szenario bietet, welches nicht wirklich innovativ daher kommt. Es ist aber vor allem die stilsichere Regie von Wan, die den Film vor allem in der ersten Hälfte von 08/15-Genre-Streifen abhebt.
                                                  Die Kameraführung ist wirklich richtig gut, die Soundkulisse ist sehr dicht und laut und immer wieder sorgt Wan so für schaurige Spannungsmomente, bei denen in langen Einstellungen auf den Schockhöhepunkt hingearbeitet wird, falls er überhaupt kommt. Leider bleiben die gruseligen Momente immer ein wenig zu subtil, so dass es keine Szenen gibt, die wirklich schockieren oder aufwühlen können.
                                                  Mit voranschreitender Laufzeit geht diese Atmosphäre aber leider immer mehr verloren. Im Gegensatz zum setting- und personentechnisch reduzierten "Insidious" ist "The Conjuring" einfach viel zu überladen mit verschiedenen Figuren und Schauplätzen, weshalb sich die Geschichte zunehmend ein wenig zerfasert. Da bringt es auch nicht sonderlich viel, dass die meisten Darsteller recht gute Arbeit abliefern.
                                                  Im letzten Drittel entgleiten Wan dann leider endgültig die Zügel des vorangegangen, subtilen Grusels und der Streifen setzt auf viel zu lärmige, aufdringliche Szenen und Geschehnisse, was auf Dauer leider so gar nicht mehr zu gruseln oder schockieren mag.
                                                  "The Conjuring" ist leider ein James Wan auf Sparflamme. Natürlich ist es ihm immer noch hoch anzurechnen, dass er auf unnötig brutale oder blutige Szenen verzichtet und seine Regie ist nach wie vor stilbewusst, doch wirklich eindringlicher und angsteinflößender Horror wie mit "Insidious" ist ihm hier nicht noch einmal gelungen.

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