Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 7
    über Don Jon

    "It´s porn. It´s not fucking heroin."
    Im Regiedebüt "Don Jon" von Joseph Gordon-Levitt, bei dem er auch gleich die Hauptrolle übernimmt, geht es um Jon, den eher die oberflächlichen Dinge wie sein Auto, sein Körper oder Frauen abschleppen interessieren. Trotzdem kann er sich sexuell nie komplett auf eine der Frauen einlassen, denn Jon ist außerdem pornosüchtig und realer Sex ist für ihn kein Ersatz dafür.
    Gordon-Levitt hat sich für sein Regiedebüt direkt ein interessantes Thema ausgesucht und sein Film gewinnt auch auf fast allen Ebenen. Der Streifen ist extrem kurzweilig, ziemlich unterhaltsam mit vielen witzigen Szenen und vor allem gelingt der Spagat zwischen Humor und gelegentlicher Ernsthaftigkeit sehr gut. Obwohl es oftmals eher locker und witzig zugeht, gibt es immer wieder mal Momente, wo es etwas zum Nachdenken gibt, z.B. wenn Gordon-Levitt gegen Ende auch noch einen kleinen Seitenhieb gegen die Kirche verteilt.
    Den fast schon überzeichneten Jon gibt Gordon-Levitt mit spürbarer Freude, darüber hinaus ist der Film aber in fast allen Rollen extrem stimmig und passend besetzt. Vor allem Scarlett Johansson als zickige Tussi und Tony Danza als Jon´s Vater sind wirklich super. Gegen Ende passt die Mischung aus Humor und dramatischeren Tönen dann aber nicht mehr ganz so perfekt und das Ende selbst kommt auch etwas zu plötzlich und nicht 100%ig überzeugend.
    Auch wenn "Don Jon" nicht ganz frei von kleineren Schwächen ist, ist der Streifen für ein Debüt aber trotzdem extrem gelungen und einer der unterhaltsamsten Filme des Jahres. Joseph Gordon-Levitt sorgt für ein Feel-Good-Movie mit einer kleinen Portion Tiefgang und überzeugt mit klasse Humor, tollen Schauspielern und einer gekonnten Inszenierung auf der ganzen Linie.

    5
    • 8

      Nachdem ich diese Doku endlich mal geschaut hab, fühl ich mich wirklich ein bisschen schlecht, dass "The Boondock Saints" einer meiner Lieblingsfilme ist. Ein bisschen.

      4
      • 6 .5

        "New World" ist das Regie-Debüt von Hoon-jung Park, der Autor des genialen "I saw the Devil".
        Statt erneut ein knüppelharter, intensiver Revenge-Thriller ist der Film eine Mischung aus Gangster-Thriller und Drama, in der sich ein Cop undercover in einem Verbrechersyndikat befindet.
        In der ersten Hälfte entfaltet sich der eigentlich simple Plot recht langsam und man ist erstmal damit beschäftigt, alle Charaktere einzuordnen und herauszufinden, wer hier mit oder gegen wen agiert. Man merkt hier aber schon, woran der Streifen ein wenig krankt. Obwohl er größtenteils gut besetzt und sauber inszeniert ist, ist er einfach ein wenig zu glatt und sauber und es kommt zu wenig Spannung auf. Die Charaktere sind nicht fesselnd oder interessant genug und man merkt, dass irgendwie eine richtig markante Figur fehlt.
        In der zweiten Hälfte, nachdem die Ausgangslage und die Figurenverhältnisse relativ geklärt sind, verdichtet sich die Atmosphäre etwas. Es kommt zu ein paar spannenden Momenten, harten Actioneinlagen, die wirklich überzeugen können und der ein oder anderen Überraschung. Das Ende selbst bietet dann ein wenig Diskussionsstoff, mich hat es aber nicht 100% überzeugt.
        "New World" ist im Grunde ein Thriller-Drama, das gar nicht schlecht ist und mit einigen markanten Momenten, guten Darstellern und einer stimmigen Inszenierung punktet. Leider lässt er prägnante Charaktere und Spannung vermissen und schafft es so nicht gut genug, sich aus dem Einheitsbrei der koreanischen Thriller-Welle abzuheben. Am Ende bleibt das Gefühl, dass einfach mehr drin gewesen wäre.

        5
        • Ich muss sagen, ich fand die 6. Season insgesamt gemessen an dem unglaublich hohen SoA-Niveau ein wenig schwächer als z.b. die geniale 5. Season, doch das hat das unfassbar emotional erschütternde Finale wieder wett gemacht. Die letzte Season kann jetzt gerne kommen, alle finalen Schachfiguren sind in Stellung und der letzte Höllenritt steht bevor...

          • 9

            Nach langen 3 Jahren melden sich die Coens endlich mit ihrem neuen Werk "Inside Llewyn Davis" zurück.
            Es ist schön, dass die beiden immer noch überraschen können und sich wie gewohnt in keine feste Schublade pressen lassen. Die hochwertige, glanzvolle Inszenierung, die auch schon zuletzt "True Grit" auszeichnete, behalten sie auch hier wieder dabei, inhaltlich ist der Streifen aber wieder deutlich kleiner und intimer.
            Erneut greifen die beiden das Motiv um das Scheitern eines liebenswerten Verlierers auf und formen daraus eine Reise in das New York der 60er Jahre. In der aufkeimenden Folk-Music-Szene befindet sich Llewyn Davis, ein unglaublich talentierter junger Mann, dem aber trotzdem nie wirklich Erfolg vergönnt ist. Eher episodenhaft und ohne eine durchgängige Story begleitet man Llewyn auf einer kleinen Odysee und wird mal traurig, mal lustig Zeuge seines Lebens. Am Ende könnte man fast das Gefühl haben, man ist nicht viel schlauer wie am Anfang und dass sich der Plot nur im Kreis gedreht hat, doch die Art und Weise, wie die Coens hier wieder einmal vorgehen, ist einfach faszinierend und gelungen.
            Obwohl es in dem Film eigentlich einige Momente gibt, die eher tragisch sind, versprühen die Coens mit dem Streifen eine unglaubliche Warmherzigkeit, bei der man sich den gesamten Film über total wohl fühlt. Einen wesentlichen Anteil dazu tragen gewohnt toll geschriebene Dialoge mit teilweise sehr gutem Wortwitz und der fantastische Soundtrack sowie die gelungene Entscheidung, angestimme Songs auch komplett auszuspielen, bei. Zum anderen ist der Cast wieder mal exzellent und vor allem Oscar Isaac in der Hauptrolle liefert eine brillante Leistung ab, bei der er nicht nur durch seine Gesichtsausdrücke, sondern auch durch seine wundervolle Gesangsstimme punktet. Ebenfalls klasse waren Carey Mulligan als kratzige Furie und John Goodman in einer kleinen, aber umso skurrileren Nebenrolle.
            Mit "Inside Llewyn Davis" melden sich die Coens in Höchstform zurück und liefern eine eigenwillige, kauzige Mischung aus Charakterstudie und Tragikomödie ab, die mit ihrer warmherzigen Melancholie, skurillen Einschlägen, einem wunderbaren Soundtrack und einem unglaublich starken Hauptcharakter berührt und nachwirkt. Vorerst 8.5 Punkte mit deutlicher Tendenz nach oben.

            12
            • 5 .5

              Mit "The Counselor" hat Autor Corman McCarthy sein erstes Originaldrehbuch geschrieben, das von Ridley Scott verfilmt wurde.
              Leider merkt man recht bald, dass McCarthy keinesfalls solch ein guter Drehbuchautor wie Romanautor ist. Allein den Film einem Genre zuzuordnen ist nicht einfach, am ehesten ist er wohl ein Thriller-Drama. Das Problem ist lediglich, dass bei der Geschichte um einen gescheiterten Drogendeal und die fatalen Folgen nur ganz selten so etwas wie Spannung aufkommt und der Streifen als Thriller somit schon mal enttäuscht. Statt eine Art Spannungsbogen zu spannen werden meist umfangreiche Dialogpassagen aneinandergereiht, in denen sich die Figuren (einerseits pseudo-, andererseits stimmige)philosophische Wortwechsel liefern. Oft sind die Dialoge aber auch einfach zu banal bzw. überflüssig und drehen sich nur um Dinge, die im weiteren Handlungsverlauf eh offensichtlich sind.
              Der Erzählfluss ist häufig auch unzusammenhängend und die Handlung springt zwischen Orten hin und her, es tauchen öfter Figuren auf und dann nicht mehr und insgesamt ist hier kein wirklich roter Faden zu erkennen. Immer wieder blitzen Momente durch, die andeuten, was für Potential in dem Film steckt und es kommt auch hier und da mal eine gelungene Atmosphäre auf, doch viele Möglichkeiten bleiben einfach ungenutzt.
              In Sachen Drama muss man zudem auch die Figurenzeichnung bemängeln. Die Charaktere bleiben viel zu blass skizziert und meist oberflächlich, so dass man zu niemandem einen Draht bekommt. So ist es für die minimal anziehende Spannungskurve in der zweiten Hälfte des Streifens nicht sonderlich dienlich, dass es einem eigentlich egal ist, was mit wem passieren wird.
              Der Cast ist natürlich durch die Bank weg klasse und spielt die ihnen aufgelegten Figuren überzeugend, zudem hüllt Scott die dreckige Botschaft von einer Welt ohne Moral in schicke Hochglanzbilder, doch das sind positive Eigenschaften, die eigentlich auch vor der Sichtung des Films schon feststehen.
              "The Counselor" ist ein Film, der sich zwischen alle Stühle setzt. Ein toller Cast, die stimmige Inszenierung und gelungene Einzelmomente stehen einer dünnen Handlung, blassen Figuren, teils zähen Dialogen und einem fehlenden Spannungsbogen gegenüber. Es ist schade, wie viel angedeutetes Potential hier verschwendet wurde.

              6
              • Mir hat die Verleihung auch gefallen und "La Grande Bellezza" war zurecht der Abräumer. Wirklich ein absolut fantastischer Film.

                3
                • 10

                  Jep Gambardella ist ein mittlerweile 65 Jahre alter Mann, der vor 40 Jahren als Autor einen Welterfolg schrieb. Seitdem hat er kein weiteres Buch mehr veröffentlicht und gibt sich lieber dem süßen Leben hin, das aus Partys und Frauen besteht. Durch ein einschneidendes Erlebnis beginnt er dann allerdings, all das zu hinterfragen und sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen.
                  Paolo Sorrentino legt mit "La Grande Bellezza" ein tiefsinniges Werk über die menschliche Leere und der Suche nach dem Sinn des Lebens vor. Bereits zu Beginn zieht einen der Film einfach nur in den Bann, denn der Film ist optisch und akustisch so dermaßen atemberaubend, weswegen man sich der hypnotischen Wirkung kaum entziehen kann. Die Kamera fängt in schwebenden Einstellungen wunderschöne Bilder ein, dazu kommt ein ständig gegensätzlicher Soundtrack, bei dem sich auch mal sakrale Chöre mit lauten Elektro-Songs abwechseln.
                  Statt auf einen durchgängigen Handlungsbogen setzt Sorrentino eher auf eine episodenhafte Erzählweise, bei der man Jep bruchstückhaft durch sein Leben begleitet. Immer wieder werden die frivolen Partys und bildschönen Sets mit Dialogszenen angereichert, in denen Sorrentino bissig hinter die Fassade von oberflächlichen, gealterten High-Society Leuten blickt, die ihre ruhmreichen Zeiten längst hinter sich haben, sich dies aber niemals eingestehen würden.
                  Toni Servillo ist absolut grandios als Jep Gambardella und man folgt dem sympathischen Zyniker genauso gern auf Schritt und Tritt, wie es die detailverliebte Kamera macht. An der ein oder anderen Stelle des knapp 140 minütigen Werkes tritt der Film vielleicht ein bisschen auf der Stelle, dies macht er aber wieder durch die vielen unglaublich magischen, kleinen Momente wett, wie z.B. die surreal angehauchten Tagträume von Jep, in denen er in der Vergangenheit schwelgt und die sich trügerisch mit der Realität mischen, was dann nicht einfach zu unterscheiden ist.
                  "La Grande Bellezza" ist ein tiefgründiges, zynisches Meisterwerk, bei dem Paolo Sorrentino den Zuschauer an die Hand nimmt, um ihm durch ein ebenso wunderschönes wie abgründiges Rom zu folgen, was aufgrund der rauschartigen, hypnotischen Inszenierung zu einer genüsslichen Reise wird.

                  10
                  • 9

                    Es lässt sich kaum mit Worten beschreiben, was Joshua Oppenheimer mit seiner schockierenden Dokumentation "The Act of Killing" auf die Beine gestellt hat.
                    Oppenheimer begleitet Anwar Congo, der 1965 im Auftrag des Militärs Mitglied einer paramilitärischen Einheit wurde, die für einen Genozid in Indonesien verantworlich war, der Millionen von Menschen das Leben kostete. Bis heute mussten sie sich nie für ihre Taten verantworten und werden vom Volk teilweise sogar als Helden gefeiert.
                    Neben Szenen, in denen Congo ganz normalen Tätigkeiten und Hobbys nachgeht, kommen immer wieder Momente, in denen er ruhig und stolz von seinen Taten berichtet, die er begangen hat. Völlig entsetzt folgt man den Schilderungen unvorstellbar grauenvoller Verbrechen.
                    Der Clou der Dokumentation ist es, dass Oppenheimer Congo und dessen Freund Herman, ebenfalls ein Massenmörder, die Aufgabe gibt, ihre Handlungen in einem Spielfilm zu inszenieren. Hierdurch dringt er tiefer in die Psyche dieser Mörder ein, als es normale Gespräche jemals schaffen könnten. Dadurch entstehen immer wieder auch Momente, die bei mir eine ungemütliche Gänsehaut ausgelöst haben aufgrund ihrer quälenden Intensität. Ein weiterer Aspekt des Erlebnisses dieser Dokumentation ist auch die zermürbende und quälende Laufzeit von 159 Minuten im Director´s Cut.
                    "The Act of Killing" ist ein schockierender, aufwühlender und beeindruckender Kraftakt von einer Dokumentation, der tief in die Psyche von Massenmördern vordringt und Unglaubliches zu Tage befördert, was den Zuschauer noch lange zum Nachdenken anregen kann. Es ist nicht immer einfach, hier durchwegs hinzuschauen und das Gesehene zu verkraften, doch es lohnt sich.

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                    • 7 .5

                      "The Wicker Man" ist ein Film aus dem Jahr 1973 von Robin Hardy, der viele Genres kombiniert und in vielen Kreisen Kult wurde.
                      Die Handlung dreht sich um den christlichen Polizisten Howie, der auf die schottische Insel Summerisle kommt, um ein vermisstes Mädchen zu suchen. Dort angekommen wird er Zeuge von seltsamen Bräuchen und Zeremonien der kauzigen Inselbewohner, die bald stark mit seinem religiösen Verständnis kollidieren.
                      Hardy ist mit seinem Film eine einzigartige Genre-Mischung gelungen, die sich ungefähr aus Horror, Krimi und Musical zusammensetzt. Der Streifen lebt von dem Konflikt, der sich zwischen der christlich-konservativen Einstellung von Howie und den Inselbewohnern anbahnt, die einer völlig eigenen Glaubensrichtung nachgehen. Immer wieder kommt es zu seltsamen Momenten wie bizarren Zeremonien, skurillen Gesangseinlagen oder merkwürdigen Verhaltensweisen, die sich rational kaum nachvollziehen lassen.
                      Wenn man sich allerdings bewusst macht, dass Hardy mit seinem Werk den Fanatismus aller unterschiedlichen Religionsrichtungen anprangert, funktioniert der Film selbst in seinem einzigartig wirkenden Mikrokosmos und man merkt, dass die Aussage auch heute noch von unglaublicher Aktualität und Relevanz ist.
                      Die Krone setzt Hardy seinem Streifen mit dem Finale auf, das den Betrachter durch seine Radikalität und bittere Konsequenz verstört zurücklässt.
                      "The Wicker Man" ist sicherlich kein perfekter Film und hat definitv seine Ecken und Kanten, doch die Schauspieler überzeugen allesamt, die Inszenierung ist gelungen bis hin zum knallharten Ende und vor allem die Botschaft, die inmitten dieses vordergründlich chaotischen Treiben steckt, ist damals wie heute extrem wichtig.

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                      • 2
                        • 7 .5

                          Mit "The Exorcist" hat Regisseur William Friedkin einen Klassiker gedreht, der Filmgeschichte geschrieben hat.
                          Friedkin nutzt die recht üppige Laufzeit von 132 Minuten, um sich vor allem der Geschichte und den Figuren zu widmen. Dabei kommt der Streifen an vielen Stellen eher wie ein Drama daher, das an vielen Stellen mit Horror-Elementen gespickt wurde. Immer wieder blitzt in kurzen Momenten das subtile Grauen unter der Oberfläche hervor, doch bis zur endgültigen Entfesselung lässt sich Friedkin bis zum Finale Zeit.
                          Man kann schon nachvollziehen, dass der Film damals bei Erscheinen für Empörung sorgen konnte. Die Effekte sind tricktechnisch für die Zeit wirklich gut, die Sprache ist teilweise äußerst obszön und die ein oder andere Szene ist ziemlich anstößig. Leider hat der Film für mich persönlich zu wenig von solchen wirklich fesselnden oder gruseligen Szenen zu bieten. Über die gesamte Laufzeit hinweg kommt es immer wieder zu weniger packenden Szenen und der Film zieht sich etwas.
                          Die Inszenierung ist überzeugend und vor allem der Score ist an einigen Stellen grandios, das Ganze ist durchwegs von allen Beteiligten gut gespielt, doch es hat eben das gewisse Etwas und der durchgängige Horror-Faktor gefehlt, damit der Film für mich in der oberen Liga der Horror-Filme mitspielen kann.
                          "The Exorcist" ist ein guter Horror-Film mit einigen Szenen, die zurecht bis heute immer wieder zitiert werden. In meine persönliche Lieblings-Horror-Liste schafft es der Streifen aber nicht.

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                          • "It's like violence is like sex. It's all about the buildup."
                            Einer der 5 besten aktuellen Regisseure.

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                            • 9

                              Wer sich auch nur ansatzweise für Nicolas Winding Refn interessiert, die meisten oder alle seiner Filme gesehen hat und sehen will, wie der Mann denkt, arbeitet, aufgewachsen ist und privat drauf ist, muss hier einfach einen Blick riskieren.
                              Eine absolut wundervoll gemachte Dokumentation, bei der nach gerade mal 64 Minuten keinerlei Fragen über Refn offen bleiben und nach der man sich von der wunderbaren Art dieses genialen Regisseurs geradezu inspiriert fühlt und mit einem Glücksgefühl zurückbleibt.

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                              • 9

                                Das Debüt von Regisseur Na Hong-jin, "The Chaser", halte ich für einen guten, aber doch leicht überbewerteten Film. Umso gespannter war ich aber trotzdem, wie sein zweiter Film "The Yellow Sea" geworden ist.
                                Der hochverschuldete Taxifahrer Ku-Nam bekommt ein Angebot von Gangster-Boss Myung-Ga, mit dessen Erfüllung er seine Schulden komplett abbezahlen könnte. Er soll in Seoul eine Person töten und könnte da auch gleich noch ein ausstehendes Gespräch mit seiner geflohenen Frau führen. Natürlich kommt nach Annahme des Angebots alles anders.
                                Hong-jin hat sich im Vergleich zu seinem Debüt in fast allen Bereichen nochmal merklich gesteigert und bietet mit seinem erst zweiten Film eine virtuose Kombination aus Drama und Thriller, die den Zuschauer über die gesamten 140 Minuten Laufzeit hinweg in einen hoffnungslosen, brutalen Sog reißt. Eine gute Stunde nimmt sich Hong-jin zunächst Zeit, um seine Figuren und die Geschichte zu etablieren. In ausgewaschenen Bildern und in einem gemächlichen Erzähltempo wird man in das trostlose Milieu eingeführt, das die Figuren umgibt und man bekommt einen aufwühlenden Einblick in das Leben dieser Menschen.
                                In der zweiten Hälfte ändert sich der Erzählton dann plötzlich und Hong-jin lässt immer wieder rasante, heftige und ziemlich brutale Gewaltorgien, Verfolgungen oder Auseinandersetzungen auf den Zuschauer los. Durch das Abwechseln von langsamen, charakterbezogenen Drama-Momenten und den flotten, furios choreographierten Thriller-Szenen entsteht eine mitreißende, fantastische Dynamik. Trotzdem muss man stets voll dabei bleiben, denn in der zweiten Hälfte wird die Story immer komplexer und das Figuren- sowie Handlungsgeflecht wird dichter und unüberschaubarer.
                                Der Cast macht seine Sache durchwegs hervorragend und niemand fällt ansatzweise negativ auf. Obwohl Jung-woo Ha eigentlich die Hauptrolle spielt, erweist sich Kim Yun-seok als durchtriebener Gangster-Boss als das eigentliche Highlight in dem Film, denn jede seiner Szenen reißt er absolut an sich und vor allem in den überraschenden Gewaltausbrüchen offenbart er eine beängstigende Präsenz.
                                "The Yellow Sea" zeigt nach einem ohnehin schon überzeugenden Erstling einen noch deutlich gereifteren Na Hong-jin, der sein Handwerk nun schon so gut wie perfekt zu beherrschen scheint. Jeder, der mit koreanischen Thrillern/Dramen etwas anfangen kann, sollte sich diese komplexe Achterbahnfahrt der Emotionen und Eindrücke nicht entgehen lassen.

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                                • 7

                                  "The Necessary Death of Charlie Countryman" ist das Regiedebüt von Fredrik Bond, der vorher als Werbefilmer tätig war.
                                  Die Herkunft des Regisseurs aus der Werbefilmbranche ist den ganzen Film über nicht zu übersehen. Inszenatorisch fährt Bond große Geschütze auf und verpackt seinen Streifen in wunderbare Bilder, die oft von einem hervorragenden Soundtrack begleitet werden. In dieser Hinsicht stimmt bei dem Film schon mal einiges.
                                  Darstellerisch ist der Film ebenfalls auf höchstem Niveau. Shia LaBeouf spielt großartig und bietet eine seiner besten Leistungen bisher, Mads Mikkelsen ist wie immer grandios und Evan Rachel Wood als mysteriöses Love Interest ist ebenfalls klasse.
                                  Das einzige, wo der Film ein wenig zu wünschen übrig lässt, ist der Inhalt. Die Geschichte von Charlie Countryman, der nach dem Tod seiner Mutter durch eine Vision von ihr nach Bukarest geleitet wird und sich dort in die Geliebte eines Gangsters verliebt, ist inhaltlich etwas zu unentschlossen. Bond kann sich nicht so ganz entscheiden, ob er eine melancholische, leicht surreale Liebesgeschichte oder einen ernsten, harten Thriller zeigen will und so packt er von allem etwas in den Film, was den Streifen dramaturgisch etwas zerfasert und ziellos wirken lässt.
                                  "The Necessary Death of Charlie Countryman" ist ein interessanter Indie-Streifen, der inszenatorisch und schauspielerisch auf hohem Niveau ist, sich inhaltlich aber zu unentschlossen und dramaturgisch schwächelnd präsentiert. Nicht ganz der von mir erhoffte große Wurf, aber definitv sehr sehenswert.

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                                  • 7

                                    Schon in den ersten Momenten wird es unbehaglich. In quälend langsamen Einstellungen fängt die Kamera das Innere des Hauses ein, in dem sich der gesamte Film abspielen wird. Wenn das verlassene Haus dann von einem Unbekannten betreten wird, der sich umsieht und anscheinend irgendetwas vorbereitet, ist der Grundstein für die restliche Handlung gelegt.
                                    Mit "Home Sweet Home" bekommt man lupenreine Home-Invasion-Kost, bei der das eigentlich traute, gemütliche Eigenheim zum Schauplatz des Terrors umfunktioniert wird und wo ein Paar die Hölle durchleben muss.
                                    Die völlige Abszenz jeglichen Humors und das realistische Szenario sorgen für eine durchwegs beklemmende Atmosphäre, bei der der Regisseur zwar durchaus auf die wenigen plumpen Jump-Scares hätte verzichten können, doch die Spannung bleibt stets erhalten. Die Inszenierung ist extrem effektiv und die Kameraeinstellungen und Musikstücke tragen sehr viel zum ungemütlichen Gesamtbild des Streifens bei.
                                    Die Auflösung am Ende hätte nicht unbedingt sein müssen, da ich es persönlich lieber mag, wenn maskierte Übeltäter in solchen Filmen bis zum Abspann unbekannt bleiben, da der Horror somit kein enthülltes Gesicht erhält.
                                    Wer Lust auf 80 Minuten voll subtiler Spannung, blankem Terror und einer Menge Unbehagen hat und über einige Logikfehler in der Handlung sowie ein paar unnötige Jump-Scares hinweg sehen kann, ist mit "Home Sweet Home" auf jeden Fall gut bedient.
                                    "I had a lovely time"
                                    P.S.: Ich möchte noch ein Dankeschön an "lieber_tee" richten, denn ohne seinen Kommentar zu dem Streifen hätte ich ihn vermutlich übergangen.

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                                    • 5

                                      Die Vorfreude war groß, als feststand, dass Robert Rodriguez ein Sequel von "Machete" drehen wird.
                                      Leider lässt sich nach der Sichtung des Streifens klar sagen, dass "Machete Kills" in fast allen Belangen hinter dem tollen ersten Teil zurückbleibt. Obwohl es relativ lang gedauert hat, bis der Film nun erschienen ist, ist der Überraschungseffekt des Vorgängers ziemlich verpufft. Natürlich passt Danny Trejo wieder optimal in die Rolle des unkaputtbaren Machete und er erledigt seinen Part mit geradezu stoischem Autopilot. Der Hauptgrund, warum man sich diesen Film ansieht, ist mit Sicherheit die Vorfreude auf brutale, abgedrehte Actionszenen. In diesem Punkt enttäuscht der Film allerdings auch, denn auch wenn es einige gelungene, kreative Action-Momente gibt, sind diese viel zu rar gesäht und die sonstige Action ist viel zu langweilig, unspektakulär und wird fast schon nebensächlich abgehandelt.
                                      Der Fokus liegt viel zu stark auf dem Erzählen einer Handlung. Dass diese komplett abstrus ist, vor Logiklücken strotzt und viel zu abgehakt daher kommt, ist jetzt kein sonderlich harter Kritikpunkt in einem Film, der sich als überzogene Trash-B-Movie-Hommage sieht. Über die 105 Minuten des Films hinweg wird aber genau auf diese Geschichte viel zu viel Wert gelegt, was immer wieder zu langweiligen, zähen Passagen führt. Am schlimmsten ist es, dass die Handlung nach einer guten Stunde in völlig schwachsinnige Regionen abdriftet und vor allem, dass viele Plotelemente oder potentielle Showdowns einfach ausgespart werden, um die Weichen für einen dritten Teil zu stellen.
                                      Das positivste an dem Film sind zweifelsohne die lustigen Cameo-Auftritte , die zwar teilweise nur eine kurze Screentime haben, aber diese meist effektiv nutzen.
                                      "Machete Kills" verschenkt einfach viel zu viel Potential. Robert Rodriguez hätte eine spaßige, rasante Trash-Splatter-Orgie zünden können, beschränkt sich aber viel zu stark auf die schlechte Story und die gelegentlichen Cameos und vernachlässigt dadurch das wichtigste in einem "Machete"-Film: Überzogene Action und kreative Einfälle am laufenden Band. Der Streifen ist zwar immer noch stellenweise unterhaltsam, insgesamt aber trotzdem eine ziemliche Enttäuschung.

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                                      • 5

                                        "Dogtooth" ist ein griechischer Film, der 2011 auch für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war.
                                        Der Streifen ist eine Mischung aus Sozialsatire und Drama und handelt von einem Elternpaar, welches ihren drei Kindern von Kinderbeinen an ein völlig verkehrtes Weltbild beibringt und sie dabei in der heimischen Villa abschottet.
                                        Das Konzept der Geschichte ist zunächst ziemlich gelungen. Ohne eine wirkliche Erklärung wird man direkt in den ungewöhnlichen, verwirrenden Alltag der Familie eingeführt, was erstmal zu einigen wirklich merkwürdigen Szenen führt.
                                        Vor allem der Cast fügt sich auch wirklich gut in die Handlung ein und spielt mit sichtlicher Hingabe, wobei die meisten auch vollsten Körpereinsatz zeigen müssen.
                                        Leider sind das interessante, vielversprechende Grundkonzept und der Cast auch schon meine einzigen wirklich positiven Punkte, die ich dem Film anrechnen möchte.
                                        Nach rund 20-25 Minuten hat man die Intention des Streifens dann nämlich eigentlich begriffen und der Film bietet eigentlich kaum noch Szenen, die sich nicht auf dem eingeführten Konzept ausruhen. Alles wird irgendwie mit fortschreitender Laufzeit redundant, anstrengend und zäh und von der von mir erhofften Provokation und Verstörung hab ich leider nie etwas gemerkt. Der kalte, distanzierte und nüchterne Inszenierungsstil trägt auch sicherlich nicht dazu bei, dass man sich dem Film irgendwie nähern könnte. Gegen Ende, wenn der Film genau die Richtung einschlägt, die ich mir schon viel, viel früher gewünscht hätte, kommt dann auch schon direkt der Abspann.
                                        "Dogtooth" hat ein interessantes, originelles Grundkonzept und einen Cast, der sich diesem Konzept bedingungslos hingibt, bietet darüber hinaus aber nichts, was die 93 Minuten Laufzeit rechtfertigt. Aufgrund des vielen verschenkten Potentials schleppt sich die zähe Mischung aus Drama und Satire somit nur ins Mittelmaß.

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                                        • 9

                                          Mit "Suspiria" hat Dario Argento seinen mit Abstand besten Film geschaffen.
                                          Er löst sich von den Giallo-Wurzeln und geht diesmal eher endgültig den Weg in´s Horror-Genre. Allein die erste Viertelstunde ist das ideale Beispiel, wie perfekt inszenierter Horror auszusehen hat. Die stürmische, verregnete Nacht, das atemberaubende Spiel mit den Farben, der unglaublich intensive, bizarre Score von Goblin und der schockierende erste Mord. Argento kreiert direkt zu Beginn Szenen, die sich auf ewig in´s Gedächtnis einbrennen.
                                          Durch das Spiel mit den knalligen Farben, die den Film fast durchgehend in Rot-, Blau-, oder Grüntöne tauchen, entsteht eine unwirkliche, traumähnliche Atmosphäre, in die sich der Zuschauer einfach fallen lassen muss. Am besten dreht man den Sound noch ordentlich auf, denn dann entfaltet der Streifen eine unglaubliche Sogwirkung, die man innerhalb des Horror-Genres nicht in vielen Filmen erleben wird.
                                          Wenn man jemanden von der Qualität des Films überzeugen will und ihm ein wenig von der Geschichte erzählt, kann es einem einfach nicht gelingen, denjenigen zu begeistern. "Suspiria" muss einfach persönlich erfahren werden und definiert sich durch unglaubliche Bilder, den einzigartigen Score, der sicherlich zu den besten der Horrorfilmgeschichte zählt und die dadurch erzeugte Atmosphäre, die teilweise für fast schon schweißtreibende Szenen sorgt und einen immer wieder mit Härte und Schocks attackiert, dabei aber mit unwiderstehlicher Schönheit umgarnt.
                                          "Suspiria" ist ein formvollendeter, stilistisch bahnbrechender Horrorfilm, bei dem die Darsteller und Dialoge zu vernachlässigen sind und bei dem man einfach nur in die einmalige Atmosphäre abtauchen sollte.

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                                          • 7 .5

                                            Mit "As I Lay Dying" hat James Franco die gleichnamige Romanvorlage von William Faulkner aus dem Jahre 1930 verfilmt.
                                            Die Geschichte dreht sich um eine arme Farmerfamilie in den Südstaaten, die sich auf einen von Hindernissen geprägten Weg macht, um die gerade verstorbene Mutter an ihrem gewünschten Ort zu beerdigen.
                                            Franco, der auch selbst eine Rolle in dem Film übernimmt, liefert ein extrem sperriges, zermürbendes Drama ab, welches einem durch den langsamen Erzählstil und den unglaublich schwer zu verstehenden Südstaatenslang den Einstieg erstmal schwer macht. Im Roman wird die Handlung aus der Sicht von 15 Personen erzählt, weshalb Franco sich wohl dafür entschieden hat, das Geschehen vor allem anfangs hauptsächlich mit Split-Screens zu inszenieren. Teilweise wirkt das etwas gewöhnungsbedürftig und nicht immer stimmig, aber mit fortschreitender Laufzeit treten diese Split-Screens mehr und mehr in den Hintergrund und das Innenleben der Figuren sowie das zerrüttete Familienverhältnis wird immer tiefer beleuchtet, wodurch sich immer stärkere Abgründe auftun.
                                            Insgesamt ist der Film wirklich ziemlich beeindruckend inszeniert und Franco sorgt mit eindringlichen Bildern, teilweise merkwürdigen Monologen der Figuren, extremen Zeitlupen und dem fantastischen Cast für eine intensive Atmosphäre, die einen trotz der sperrigen Geschichte zu fesseln vermag.
                                            Der Cast liefert dabei durchgehend Höchstleistungen ab und wirklich jeder einzelne Darsteller kann absolut überzeugen. Leider merkt man, dass die Vorlage sicherlich noch deutlich komplexer und tiefgreifender ist und dass es Franco über die 110 Minuten Laufzeit hinweg nicht komplett gelingt, alle Facetten der Geschichte und Charaktere zu beleuchten, weshalb einige Aspekte zu oberflächlich bleiben und die Handlung gelegentlich zu fragmentarisch abläuft.
                                            "As I Lay Dying" ist eine schwer zugängliche, beklemmende Reise mitten in das kaputte Innenleben einer zerrütteten Familie. James Franco verpasst zwar den emotionalen Zugang zu den Figuren und es wirkt, als sei er teilweise mit der Vorlage überfordert gewesen, doch dies macht er durch ein perfektes Gespür für Bilder und Atmosphäre sowie den herausragenden Cast wieder wett.

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                                            • SPOILER
                                              Ich weiß nicht, ob diese Theorie sich bewahrheitet, aber ich hab sie in einem anderen Forum gelesen und sie könnte eine schlüssige Antwort bezüglich des "Brody-Babys" sein:
                                              Der Schwangerschaftstest zeigt, dass Carrie noch Clozapin in ihrem Körper hat. Wenn man auf Clozapin ist, dann ergibt das einen Test, der eine falsch-positive Schwangerschaft anzeigt. Sie ist nicht schwanger, sondern will nur kontrollieren, ob die Medikamente aus der Psycho-Klinik aus ihrem System sind.

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                                                • 8 .5

                                                  Dario Argento #5 - "Opera"
                                                  Der letzte Film bei meiner kleinen Reise durch die Werke von Argento war "Opera", der wie erhofft nochmal alles bot, was ich an dem Regisseur schätzen und lieben gelernt hab. Die Kulisse, in der sich die Handlung abspielt, ist zu großen Teilen die titelgebende Oper. Argento nutzt diesen Schauplatz wirklich perfekt, indem er die eindrucksvolle Kulisse, klassische Musik und Operngesänge und atemberaubende Kamerafahrten verwendet, um seine erneut heftigen Mordszenen so genial wie nur möglich zu gestalten. Selten befanden sich pure Schönheit und grausames Töten so nahe beieinander, wie in diesem Spät-Giallo von Argento, bei dem er in den 80ern ein letztes Mal bewies, weshalb er ein Meister seines Fachs war.
                                                  Die Handlung ist gewohnt zweitrangig, die Schauspielführung nicht wirklich optimal, doch Argento schafft es, die dichte Atmosphäre stets aufrecht zu erhalten und die Spannung gut aufzubauen. Man merkt, wie er sich inszenatorisch einfach wieder ausgelebt hat und vor allem zwei Szenen, bei der eine mit festgeklebten Nadeln unter den Augen und die andere mit einem Türspion zu tun hat, sind so hervorragend gestaltet, dass sie sich tief ins Bewusstsein einbrennen. Der Killer ist mal wieder kaum zu erraten und wird mit einem geschickten Trick enthüllt, doch diesmal fügt Argento nach dem eigentlichen Finale noch eine Art Epilog hinzu, der irgendwie etwas deplatziert wirkt und den er sich auch hätte sparen können.
                                                  "Opera" ist wieder einmal bestechende Giallo-Unterhaltung, bei der Argento vor allem die Opern-Kulisse voll ausnutzt, um optisch und akustisch brillante Highlights in Sachen Tötungsakte zu schaffen. Zum Abschluss seines Filmschaffens der 80er hat er nochmal ein tolles Werk gedreht, das für Fans ein absolutes Muss darstellt.

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                                                  • 8

                                                    Dario Argento #4 - "Phenomena"
                                                    Mit diesem Film versucht sich Argento an einer Mischung aus zwei Erzählstilen und somit auch Handlungssträngen. Die junge Jennifer kommt in ein Schweizer Mädcheninternat, wo sie entdeckt, dass sie neben schlafwandlerischen Tendenzen auch eine übersinnliche Verbindung zu Insekten besitzt. Nebenbei treibt allerdings auch ein Killer im Umfeld des Internats sein Unwesen, der es auf junge Mädchen abgesehen hat.
                                                    Argento inszeniert seine teilweise schräge Geschichte gewohnt mit inszenatorisch überwältigender Routine. Der Film fühlt sich an wie eine Mischung aus skurrilem Fantasy-Schauermärchen und blutigem Giallo-Slasher, wobei Argento auf die 115 Minuten Laufzeit hinweg immer wieder Mühe hat, den Film mit Handlung auszufüllen, was man mittlerweile aber auch von ihm gewohnt ist. Dieses Manko macht er durch die detailverliebte Inszenierung wieder wett, bei der er dem Zuschauer traumähnliche, surreale Sequenzen, wunderschöne, unheimliche Landschaftsaufnahmen der Schweiz, Close-Ups von Insekten oder brutale Mordszenen bietet. Was sich Argento dabei gedacht hat, ein paar subtile Spannungsmomente mit schneller Heavy-Metal-Musik zu unterlegen, weiß wohl nur er selbst, aber irgendwie macht das auch wieder eine der vielen, kleinen Besonderheiten des Streifens aus.
                                                    Jennifer Connelly, die zum damaligen Zeitpunkt noch 15 Jahre alt war, liefert trotz leichter Unsicherheit eine sehr gute Leistung in der Hauptrolle ab und sieht nicht nur niedlich aus, sondern zeigt in den richtigen Szenen eine überzeugende Präsenz.
                                                    Mit dem Finale begibt sich Argento dann nochmal auf albtraumhaftes Terrain, welches ein wenig an "Suspiria"-ähnliche Zeiten erinnert und liefert eine ordentliche Portion Grusel und Gewalt, sowie einen gelungenen Schlussakt.
                                                    "Phenomena" hat durchaus seine Längen, weiß aber durch eine souveräne Jennifer Connelly, die betörende, mitunter traumähnliche Inszenierung sowie die schaurige, skurrile Geschichte zu überzeugen. Ein hartes, aber wunderschönes Gruselmärchen, welches in der Form einfach nur von Dario Argento stammen kann.

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