Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 10

    Mit "The Texas Chainsaw Massacre" schuf Tobe Hooper 1974 einen wahren Grundstein des Terror-Genre´s.
    Bereits der Einstieg liefert eine ungemütliche Vorlage in Form eines Nachrichtenreports, die ungemütlich auf das nachfolgende Geschehen einstimmt. Fünf junge Leute fahren durch´s ländliche Texas und landen in der puren Hölle auf Erden.
    Hooper schafft es tatsächlich, von der ersten Minute an die unschöne Atmosphäre bis zum Ende durchzuziehen und durch dreckige, fast schon schwitzende Bilder und dem absolut genial-grauenvollen Klangteppich die absolute Urform von Terror auf den Betrachter zu entfesseln.
    Nach den ersten gut 25 Minuten, in denen die Figuren etwas vorgestellt wurden und die Spannung aufgebaut wurde, explodiert die Atmosphäre in einem ersten Auftritt der Horror-Ikone Leatherface. Von nun an gibt es in dem gerade mal 83 Minuten langen Streifen keine ruhige Minute mehr und Spannung und Terror sind auf höchstem Niveau. Beachtenswert ist es vor allem auch, dass der Film sich mit expliziten und blutigen Details sogar zurückhält, wodurch sich die allerschlimmsten Momente im Kopf des Betrachters abspielen. Die letzten 15 Minuten trennen dann endgültig die Spreu vom Weizen. Panische, um das Leben kämpfende Schreie überlagern die Dialoge und man wird das Gesehene entweder als völlig over the top oder die ultimative Form des Terrors bewerten können.
    "The Texas Chainsaw Massacre" ist 83 Minuten lang gebündelter Horror, wie er aussehen muss. Ein absolut zeitloses Dokument endlosen Terrors.

    16
    • 10

      Ein nicht in Worte zu fassendes Kunstwerk.

      11
      • 7 .5

        In "Waking Life" verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität stetig, während der verunsicherte Protagonist mit philosophischen Themen konfrontiert wird.
        Zuerst fällt der wirklich ungewöhnliche Stil des Films auf. Rein optisch gab es solch einen Film wohl noch nie zuvor und es fällt zunächst einmal gar nicht so einfach, sich auf die fast schon gemäldeartigen Bildkompositionen einzulassen, da sie sehr unruhig und ständig in Bewegung sind.
        Der größte Streitpunkt des Films ist neben seiner Inszenierung aber zweifelsohne der Inhalt. Ohne wirklich narrative Struktur lauscht man abwechselnd komplexen Konversationen, in denen sich die Figuren viele philosophische Themen austauschen. Für mich waren einige dieser Gespräche ehrlich gesagt schon ein wenig zu kompliziert, weshalb das Interesse mit fortlaufender Zeit schon merklich zurückging.
        In der zweiten Hälfte bessert sich der Film allerdings, denn hier geht es vordergründig um das Thema, in welchem Verhältnis Träume zur Realität stehen. Hier kommt es zu wirklich interessanten Gesprächen, die dazu einladen, sich auch selbst Gedanken über das eigene Leben zu machen.
        "Waking Life" ist ein sehr außergewöhnlicher Film, der nicht für jeden geeignet und sehr schwer zugänglich ist. Regisseur Richard Linklater schuf ein mit philosophischen Themen fast schon platzendes Werk, welches viele gelungene Denkanstöße bietet.

        4
        • 6 .5

          "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben" gewann 2010 die goldene Palme in Cannes.
          Regisseur Apichatpong Weerasethakul erzählt die Geschichte von Boonmee, der sich in ein Haus auf dem Land zurückgezogen hat und in Kürze aufgrund seines kürzlichen Nierenversagens sterben wird. Seine Schwester, sein Neffe und ein Pfleger versammeln sich, um ihm bei seinen letzten Momenten beizustehen.
          Der Film ist ein ziemlich schwer zu konsumierender Trip, der von Anfang bis Ende einen meditativ-spirituellen Weg verfolgt. In extrem ruhigen, langen Einstellungen bekommt man wunderschöne Aufnahmen der Natur Thailand´s geboten, die zusammen mit der lauten Tonkulisse der Tiere der Umgebung und einem minimalistischen Score zu einer leicht hypnotischen Stimmung verführen.
          Themen wie Meditation, Tod, Wiedergeburt, Geister und Glaube werden durch extrem symbollastige Erzählmethoden behandelt, was zu vielen Szenen führt, die man kaum verstehen kann und in die man unendlich viel interpretieren kann. Der Zugang zu dem Film blieb mir deshalb trotz der sympathischen Schauspieler und der schönen Inszenierung stark verwehrt, was wirklich schade ist.
          "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben" ist nur aufgeschlossenen Arthouse-Fans zu empfehlen. Stille, langsame Aufnahmen mit meditativ-spirituellem Rhythmus und eine extreme Symbollastigkeit machen das Ganze zu einem besonderen Erlebnis, welches allerdings extrem schweren Zugang gewährt.

          6
          • 8 .5
            über Ed Wood

            "Ed Wood" ist die Hommage von Tim Burton an den schlechtesten Regisseur aller Zeiten und Trash-Legende Ed Wood.
            Der Film handelt von den vielen Versuchen von Edward D. Wood Jr., seine Filme finanziert zu bekommen und zu drehen. Als er den mittlerweile abgehalfterten, aber sympathischen Bela Lugosi trifft, der damals für seine Darstellung als Dracula berühmt wurde, wittert er seine Chance, sowohl Lugosi als auch ihm selbst zu großem Ruhm zu verhelfen.
            Burton ist mit diesem Werk ein wirklich fantastischer Film gelungen. Dabei behandelt er den Charakter Ed Wood stets mit Respekt und zeigt ihn als leidenschaftlichen Filmliebhaber, der meist gut gelaunt und voller Tatendrang ist und sich von keinem von seinen Visionen abbringen lässt. Selbst von negativem Feedback lässt er sich nie unterkriegen. Johnny Depp liefert dabei in der Rolle als Ed Wood wohl eine seiner besten Leistungen ab. Dabei steht ihm Martin Landau als Bela Lugosi allerdings in nichts nach und zwischen beiden entsteht ein wirklich berührendes, besonderes Verhältnis.
            Viel mehr als nur ein Biopic über Ed Wood ist dieser in Schwarz-Weiß gedrehte Film aber auch eine Liebeserklärung an das Medium Film selbst, bei dem stets voller Leidenschaft in Erinnerung an vergangene Filmklassiker geschwelgt wird.
            "Ed Wood" ist der wahrscheinlich beste Film über einen der schlechtesten Regisseure. Eine etwas schräge, aber liebevolle Hommage an einen ebenso schrägen, aber genauso höchst liebevollen Menschen, der das Medium Film liebt, genauso wie es dieser Film tut.

            9
            • 8

              "The Imposter" ist der Debütfilm von Bart Layton.
              Im Jahr 1994 verschwindet der 13-jährige Nicholas Barclay spurlos. 3 Jahre und 4 Monate später erhält seine Familie einen Anruf, dass ihr Sohn in Spanien aufgetaucht sei. Mehr sollte man vorab nicht über die Handlung wissen, denn dann ist der Überraschungseffekt deutlich größer.
              Der Film ist eine Mischung aus realen Aufnahmen, realen Interviewsequenzen und inszenierten, gespielten Passagen. Layton arbeitet eine Geschichte auf, die sich wirklich so ereignet hat, was das Ganze noch unglaublicher macht. Durch den eingeschlagenen Stil wirkt die Dokumentation viel mehr wie ein spannender Thriller, bei dem Layton gekonnt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers pokert, um dann im letzten Drittel einige unerwartete Haken zu schlagen. Besonders gelungen ist das Ende, welches einen definitiv mit Diskussionsstoff zurücklässt und zum Nachdenken anregt.

              4
              • 7 .5

                "The Paperboy" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans aus dem Jahre 1995.
                Die Geschichte spielt in Florida Ende der 60er Jahre, wo zwei Journalisten einen Fall neu aufwickeln wollen, bei dem ein Mann eventuell unschuldig im Todestrakt sitzt.
                Diese Grundstory dient allerdings nur als Gerüst, das den Film zusammenhält, denn in Wirklichkeit geht es viel mehr um die verschiedenen Figuren, die sich in dieser Geschichte befinden.
                Regisseur Lee Daniels inszenierte mit diesem Film eine mitunter völlig unkontrollierte Trash-Thriller-Groteske mit herrlicher, schwüler Südstaatenatmosphäre , in denen sich nach der noch relativ gewöhnlichen Einführung die seltsamen Vorfälle nur so aneinander reihen. Konventionen werden zu keiner Zeit eingehalten und das Geschehen bleibt immer sehr unvorhersehbar und überraschend.
                Der Cast ist außerdem wirklich hervorragend. Fast jeder der Schauspieler ist gegen den Strich besetzt und vor allem Nicole Kidman als lasziv-abgefucktes White-Trash-Flittchen und Matthew McConaughey mit einer überraschend andersartigen Charakterentwicklung beeindrucken. Andere Darsteller wie Zac Efron, John Cusack, David Oyelowo oder Macy Gray fügen sich aber auch hervorragend in den Film ein.
                "The Paperboy" ist einer der ungewöhnlichsten Filme der letzten Zeit. Letzten Endes kann man den Film aufgrund seiner unberechenbaren Erzählstruktur, den undurchsichtigen und merkwürdigen Figuren und der fast schon frechen Trashigkeit verfluchen. Mir persönlich hat dieser größtenteils augenzwinkernde Schabernack aber durchwegs gefallen, weshalb ich eine klare Empfehlung aussprechen kann.

                9
                • 10

                  In "Lost in Translation" zeigt Regisseurin Sofia Coppola zwei verlorene Seelen, die sich in der Großstadt Tokio verlieren und zueinander finden.
                  Coppola ist es perfekt gelungen, die einzigartige Atmosphäre von Tokio einzufangen, wobei die Metropole dabei sowohl von ihrer schönen als auch ihrer abstoßenden Seite gezeigt wird.
                  Bill Murray, der wahrscheinlich nie besser war, spielt den gealterten Schauspieler Bob, der in einer Midlife-Crisis steckt. Lustlos und gelangweilt irrt er durch sein Hotel, genervt erscheint er bei dem Arbeitsauftrag, wofür er in Tokio ist und bei Nacht ist er mit dem neonlichternen, hektischen Treiben der Stadt völlig überfordert. Auf der einen Seite ist die grandiose und wunderschöne Scarlett Johansson, welche die gerade mal 19-jährige Charlotte spielt, die verheiratet ist und ebenfalls mit ihrem momentan Leben unzufrieden ist.
                  Nachdem diese Figuren perfekt eingeführt worden, finden die beiden in ihrer scheinbar hoffnungslosen Lage zueinander und es entfaltet sich einer der schönsten und wundervollsten Liebesgeschichten, die jemals verfilmt wurden. Coppola verzichtet dabei fast vollständig auf gängige Klischee´s, stattdessen sorgt sie immer wieder für magische Momente. Der Humor ist ebenfalls gelungen und vor allem die trockene Art von Bill Murray und der Clash der Kulturen sorgt für einige wirklich witzige Situationen, die sich perfekt in den rhytmisch zurückgenommen Erzählfluss der Geschichte einfügen.
                  "Lost in Translation" ist ein wunderschöner, faszinierender Liebesfilm mit überragenden Darstellern und einem gelungenen Soundtrack, der perfekt das Gefühl vermittelt, wie es sich anfühlt, wenn man sich in der fremden Masse alleine fühlt, das Leben aber trotzdem stets die richtigen Momente für einen bereit halten kann.

                  10
                  • Freu mich auch mega, die 5. Staffel war schon ein absoluter Höhenflug. Bin gespannt, ob die überhaupt noch getoppt werden kann.

                    2
                    • 6 .5

                      "The Purge" ist ein Thriller, der auf ein höchst interessantes Konzept aufbaut.
                      Im Amerika des Jahres 2022 ist die Arbeitslosigkeit und Kriminalität so niedrig wie nie, denn einmal im Jahr gibt es eine Nacht, in der sämtliche Verbrechen legal sind und sich alle Bürger austoben können. Für die mittelständische Familie Sandin wird diese "Säuberung" in diesem Jahr allerdings kein besonderes Vergnügen.
                      Aus dieser gesellschaftskritischen Prämisse formte Regisseur und Drehbuchautor James DeMonaco einen knallharten Action-Thriller, der mit seiner beklemmenden Atmosphäre stellenweise gar an einen Horrorfilm erinnert. Nachdem das Konzept anfangs erklärt wurde, werden die Hauptfiguren noch schnell vorgestellt und ohne große Umschweife kommt der Film recht bald zur Sache. Zwar gibt es unter den Figuren leider auch einige klischeehafte Charakterisierungen, doch der Film hat über seine schlanken 85 Minuten hinweg keinerlei Längen zu verbuchen und weiß sogar stellenweise mit überragenden Spannungsmomenten zu begeistern.
                      Die anfänglich aufgeworfene Gesellschaftskritik wird schnell verworfen, nur einige moralische Untertöne werden fortan noch in das Geschehen gestreut, doch in erster Linie ist der Streifen kompromisslose Home-Invasion-Thriller-Action-Unterhaltung. Dadurch, dass sich der Film außerdem fast nur im Haus der Familie Sandin abspielt, wird ein stimmiges, realistisches Terror-Szenario geboten, welches aufgrund der psychotischen Widersacher eine wirkliche Bedrohung erzeugt.
                      Leider hat der Film auch ein großes Manko, nämlich einige wirklich ärgerliche Logikpatzer, bei denen meine Handfläche automatisch in Richtung meiner Stirn wanderte. 2-3 Momente und Taten in dem Film sind wirklich derartig unlogisch und nicht rational nachvollziehbar, dass man sich fragt, wie man so etwas in ein Script schreiben kann.
                      Insgesamt ist "The Purge" aber wirklich sehenswerte Thrillerkost mit einem originellen Konzept, welches gut gespielt und mit viel Spannung und Härte dargeboten wird. Wären da nur nicht diese ärgerlichen Logikschwächen und ein paar charakteristische Durchhänger, der Streifen wäre der Thriller-Geheimtipp der letzten Zeit.

                      7
                      • 7

                        "Die fantastische Welt von Oz" ist ein von Sam Raimi inszeniertes Fantasy-Abenteuer.
                        Der Film ist ein Prequel zur bekannten Geschichte des Zauberers von Oz und erzählt, wie dieser das erste Mal in der Fantasie-Welt landet. Nach einem unterhaltsamen Auftakt in schwarz-weiß und 4:3 kommt der Magier im knallbunten Oz an, welches durch prächtige Farben und künstlich erzeugte Kulissen prachtvoll erstrahlt. An einigen Stellen wirkt das CGI zwar ein wenig zu künstlich und auch ein wenig billig, doch der Gesamteindruck ist durchaus positiv. Dies liegt auch an den künstlich erzeugten Figuren, vor allem der fliegende, sprechende Affe Finley ist wirklich wunderbar und sorgt für einige witzige und rührende Momente, ebenso wie das kleine Porzellanmädchen.
                        Die erste Hälfte des Films ist voll von tollen Momenten, was auch an einem herrlich aufgelegten James Franco liegt. Er gibt den charmanten Scharlatan mit einer wirren Hingabe und ist wirklich eine Idealbesetzung. Weniger ideal ist leider Mila Kunis, die anfangs noch überzeugend ist, doch später aufgrund einer Charakterwandlung total overacted und wirklich nervt.
                        In der zweiten Hälfte, vor allem im letzten Drittel ist die neuartige Welt mit ihren außergewöhnlichen Figuren weitesgehend festgelegt und die ziemlich vorhersehbare Story rückt dann in den Vordergrund. Hier wurde leider viel Potential verschenkt, da das Geschehen deutlich auf der Stelle tritt und Momente von vorangeganger Qualität sehr rar sind. Im Finale gibt es dann noch einmal gelungene Einfälle, bei denen vor allem die Regie von Raimi auffällig ist und beim Kreaturendesign ganz leicht an längst vergangene Horror-Momente von ihm erinnert, aber ablenken von der klischeehaften Story kann das leider eben auch nicht gänzlich.
                        "Die fantastische Welt von Oz" ist ein nettes Fantasy-Abenteuer in einer schönen Welt mit einigen wirklich tollen Momenten und Figuren und einem hervorragend agierenden James Franco. Leider verschenkt der Film ab der zweiten Hälfte sehr viel Potential und es bleibt der Eindruck, dass hier noch einiges mehr drin gewesen wäre.

                        6
                        • 8

                          Mit "Mud" liefert Regisseur Jeff Nichols seinen nächsten Film nach dem großartigen "Take Shelter" ab.
                          Statt einem Psycho-Mystery-Drama hat Nichols hier einen waschechten Südstaatenfilm gedreht, der sich nicht so richtig in ein festzulegendes Genre einordnen lässt. Am ehesten würd ich den Film als Mischung aus Jugenddrama, Abenteuerfilm und Thriller beschreiben.
                          Im Mittelpunkt stehen die beiden Jungs Ellis und Neckbone, die von Tye Sheridan und Jacob Lofland wirklich ausgezeichnet verkörpert werden, vor allem Tye Sheridan als Ellis liefert eine wirklich erinnerungswürdige Leistung ab. Auch Matthew McConaughey knüpft nahtlos an Schauspielqualitäten alá "Killer Joe" an und gibt eine undurchsichtige, aber sympathische Darbietung als Mud, vor allem sein Sing-Sang-mäßiger Texas-Slang ist erneut ein Vergnügen.
                          In wunderschön gefilmten Bildern und mit einem tollen Score unterlegt erzählt Nichols eine schöne Geschichte rund um´s Erwachsenwerden, die Liebe, Freundschaft und Kriminalität. Hier und da ist der Streifen vielleicht ein wenig zu lang geraten, doch wirklich störend beziehungsweise unnötig fiel für mich nur die finale Szene ins Gewicht. Diese hätte Nichols einfach weglassen sollen, um den idealen Ausstieg aus seiner Geschichte zu packen.
                          "Mud" ist ein kraftvoll inszeniertes Drama mit einer tollen Geschichte, welches durch die wirklich starken Darsteller und die schwüle Südstaaten-Atmosphäre besticht.

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                          • 8

                            In "Le Samourai" spielt Alain Delon einen gefühskalten Auftragskiller, der in den einsamen Straßen von Paris unterwegs ist.
                            Selten hat man die Stadt Paris so trostlos und kalt erlebt, wie in Jean-Pierre Melville´s Film. Mit einem völlig wortlosen Beginn und tristen, kalten Bildern schafft er zunächst einen vielversprechenden Einstieg in das Leben von Auftragskiller Jef Costello.
                            In einem sehr gemächlichen, langsamen Tempo wird er bei seiner Arbeit gezeigt, doch bei seinem letzten Auftrag unterläuft ihm ein kleiner Fehler und er wird gesichtet. Von nun an versucht ihn die Polizei zu überführen.
                            Highlight des Streifens ist dabei ganz klar Hauptdarsteller Alain Delon, allein durch seine Augen und seinen Blick verleiht er seinem Auftragskiller eine unglaubliche Kälte und Emotionslosigkeit, bleibt allerdings jederzeit präzise und auf alle Situationen vorbereitet.
                            Bemerkenswert ist auch die tolle Musik, wobei eigentlich fröhliche Jazz- oder Bluesmelodien dem Werk eine regelrechte Schwere und Melancholie auferlegen.
                            Leider war die eigentliche Handlung nach dem tollen Einstieg für mich einfach zu unspektakulär und viel zu langsam inszeniert. Spannung kam nur gelegentlich auf und bis auf das wiederum passende und gelungene Ende lebte der Film für mich eben hauptsächlich nur von seinem Hauptdarsteller, den kühlen Bildern und der tollen Musik.
                            "Le Samourai" hat es mir mit seiner extremen Langsamkeit schwer gemacht, einen wirklichen Zugang zur Handlung zu ermöglichen, die für mich bis auf gelegentliche Ausnahmen weitesgehend spannungsarm blieb. Durch den spektakulären Hauptdarsteller, die hervorragende Musikuntermalung und die kühlen Bilder ist der Film aber trotzdem unbedingt sehenswert.

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                            • 8

                              In "Despicable Me", dem Animations-Einstand von Universal, bekommt man zur Abwechslung mal einen fiesen Anti-Helden als Hauptfigur geboten.
                              Superschurke Gru, der mit seinen runden, gelben Helfern, den Minions, meist Dinge stiehlt, bekommt Konkurrenz und versucht, wieder die Spitze der Schurkenführung zu erklimmen.
                              Kurz und knapp lässt sich sofort sagen, dass das Animations-Debüt von Universal in allen Belangen ein Volltreffer ist. Schurke Gru ist eine gelungener, alternativer Held, dazu kommt eine flotte Handlung, in der natürlich auch Platz für einen berührenden Nebenplot ist. Die Gags sind gut gesetzt und sorgen mit vielen kleinen Details für Lacher, die Musik ist wirklich klasse und die schusseligen, urkomischen Minions sind das Highlight des Films und ein absolut genialer Sidekick.
                              Obwohl natürlich auch sehr kindgerecht ausgelegt, ist "Despicable Me" auch für Erwachsene ein herrlicher Spaß, der eigentlich alles bietet, wofür man Animationsfilme liebt.

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                              • 10

                                "I wanna fuck a 14-year old"
                                Mit "Only God Forgives" vollführt Nicolas Winding Refn nach seinem gefeierten "Drive" eine 180-Grad-Wende, die tatsächlich überraschend wie brillant zugleich ist.
                                Die eigentliche Handlung tritt schon von Beginn an in den Hintergrund und ist nur Mittel zum Zweck, um durch die makellose Inszenierung eine Atmosphäre zu schaffen, die an einen unerträglichen Albtraum erinnert. In rot oder blau getauchte Bilder, die mit einem intensiven Score unterlegt sind, brennen sich tief in den Sehnerv des Zuschauers und durch das fast schon quälend langsame Erzähltempo wird man in eine Art Trance versetzt.
                                Auffällig sind vor allem im ersten dritten Drittel geniale Sequenzen, in denen die Psyche von Ryan Gosling´s Figur Julian seziert wird. In diesen Momenten sind Realität und Einbildung schwer von einander zu trennen und Refn stößt in Sphären vor, die teilweise an David Lynch erinnern.
                                Überhaupt ist die Figur von Ryan Gosling extrem interessant. Er spricht in dem gesamten Film nur einige Sätze und sein Charakter ist fast schon gegensätzlich zu dem von "Drive". Julian ist ein psychisch labiler Feigling, der seiner Mutter hörig ist und Gewalt ist für ihn nur der allernötigste Ausweg, er verabscheut sie schon beinahe. Immer wieder scheinen ihn Dämonen zu plagen und er scheint Erlösung zu suchen.
                                Als Gegenpol steht die fantastische Kristin Scott Thomas, die als vulgäre Furie und Mutter von Julian eine hervorragende Leistung abliefert. Für sie ist Gewalt der einzig nötige Weg zum Erfolg, sie agiert blind vor Rachsucht und ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Als dritten im Bunde haben wir den Cop und Racheengel Chang, den Richter, der Gewalt als formelle Bestrafung einsetzt, wenn sie für ihn eben gerechtfertigt und angebracht ist. Er ist der Dämon, der sich immer wieder vor Julian materialisiert.
                                Aus diesen drei Figurenkonstellationen und Gewaltmotiven lässt Refn einen nihilistischen Strudel auf den Betrachter los, der entweder anwidert oder fasziniert. Natürlich könnte man die Story als extrem simpel und oberflächlich ansehen. Hinter die Materie zu blicken und sich mit den Beweggründen der dargestellten, brutalen Eskalationen auseinanderzusetzen würde ich allerdings sehr empfehlen, da Refn ein viel zu brillanter Regisseur ist, anstatt Gewalt einfach nur zu verherrlichen und sich an ihr zu ergötzen.
                                "Only God Forgives" ist ein weiteres Meisterwerk im bisherigen Schaffen von Nicolas Winding Refn. Ein surrealer Albtraum in Rot- und Blautönen mit faszinierenden Figuren und eine nihilistische Milieustudie, die gleichzeitig die Beweggründe von Gewalt seziert, ohne sie zu glorifizieren. Nach "Drive" standen Refn praktisch alle Türen in Hollywood offen. Durch welche er gegangen ist, ist in der Tat erstaunlich.

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                                • 8

                                  Mit "Laurence Anyways" liefert das junge Regie-Talent Xavier Dolan seinen dritten Film ab.
                                  Laurence, Lehrer und leidenschaftlicher Schriftsteller, eröffnet seiner Freundin, dass er sich sein Leben lang schon als Frau fühlt und fortan als Frau weiterleben möchte, sie aber weiterhin liebt.
                                  Aus dieser Grundsituation formt Dolan einen wahrhaft riesigen Film, in dem er vordergründig die Themen Liebe und Transsexualität behandelt. Über einen Zeitraum von 10 Jahren wird die Transformation von Laurence beleuchtet und dabei geht es sowohl darum, was diese Veränderung bei ihm auslöst, als auch wie sein Umfeld, vor allem seine Freundin Fred damit umgeht. Dabei umgeht Dolan gekonnt gängige Klischees und punktet durch authentische und lebensnahe Situationen und Gespräche.
                                  Die Darsteller sind hervorragend und sorgen dafür, dass der Film so richtig funktioniert. Vor allem Melvil Poupaud als Laurence und Suzanne Clément als Fred spielen sich förmlich die Seelen aus dem Leib und decken alle Facetten ihrer Figuren ideal ab. Besonders intensiv sind wieder die Konfliktsituationen geraten, die ähnlich wie in "I Killed My Mother" relativ anstrengend und heftig in Szene gesetzt werden.
                                  Beim Stichwort Inszenierung spielt Dolan ohnehin bereits fast in seiner eigenen Liga. Trotz seines jungen Alters kreiert er Bildkompositionen in Verbindung mit genialer Musik, die einen wirklich staunen lassen. Wie bei seinen vorherigen Filmen gibt es auch hier wieder ruhige Kamerafahrten, hektische Wackelkameraaufnahmen, Zooms, Zeitlupen, Farbenspiele und einiges mehr. Über die umfangreiche Laufzeit von knapp 170 Minuten sind diese Stilmittel allerdings gekonnt verteilt, wodurch es zu keinem visuellen Overkill kommt.
                                  Die Laufzeit ist dann auch der einzig wirklich gravierende Mangel. Vor allem in den letzten 30-40 Minuten zieht sich der Film schon merklich und die Geschichte dreht sich ein wenig zu stark im Kreis. Es wirkt, als hätte Dolan sich schwer getan, einen passenden Schlusspunkt setzen zu können, da er soviel auf einmal wollte.
                                  "Laurence Anyways" ist ein kleines Epos über tiefgreifende Themen, virtuos inszeniert und beeindruckend gespielt. Lediglich die lange Laufzeit mit einigen zähen Passagen verhindern, dass es der Film zu einem Meisterwerk schafft.

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                                    Mit "Valhalla Rising" hat Nicolas Winding Refn seinen bisher wohl schwierigsten Film geschaffen.
                                    Im Mittelpunkt der im 11. Jahrhundert angesiedelten Handlung steht Mads Mikkelsen als Krieger One-Eye, ein Sklave, der sich von seinen Herrschern befreien kann und eine Gruppe von Christen nach Jerusalem führen soll. Die Reise führt allerdings nach kurzer Zeit ins Ungewisse und bald befürchten die Christen, dass sie in der Hölle gelandet sind.
                                    Refn schert sich wie immer nicht um Konventionen. Nach einem erstaunlich brutalen Beginn entwickelt sich der Streifen zu einem meditativen, spirituellen Erlebnis, in dem sich viele religiöse Symboliken verbergen. Dazu kommt die extrem langsame Inszenierung mit den äußerst reduzierten Dialogen, Mikkelsen selbst spricht beispielsweise kein einziges Wort. Von seiner Performance lebt auch ein Teil des Films. Obwohl sein One-Eye völlig stumm ist und dazu keine einzige Miene verzieht, da er anscheinend keinerlei Gefühle besitzt, geht von ihm eine rätselhafte Faszination aus, der man früh verfallen kann.
                                    Gedreht wurde in Schottland, wodurch es zu zahlreichen wunderschönen Aufnahmen kam, bei denen man weitläufe, karge Landschaftsplateaus bestaunen kann. Der Schauplatz selbst wird dadurch schon fast zu einem eigenständigen Protagonisten.
                                    "Valhalla Rising" ist das bisher schwierigste Werk von Refn. Statt einem normalen Film wirkt sein Werk oftmals wie ein symbolträchtiges, spirituelles Gemälde, welches dazu einlädt, eine spirituelle und komplexe Reise anzutreten. Dabei bleibt allerdings jedem selbst überlassen, ob er sich auf diese Reise einlassen kann, denn ansonsten wird man schon nach 15 Minuten vor Langeweile fast einschlafen.

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                                    • 8

                                      "Fear X" ist ein Psychothriller vom meisterhaften Regisseur Nicolas Winding Refn, der in seinen besten Momenten ein wenig an die Werke von Stanley Kubrick oder David Lynch erinnert. Im Gegensatz zu seinen ersten Filmen setzt Refn hier auf eine hypnotische, verwirrende und mitunter surreale Atmosphäre, die aufgrund ihrer Langsamkeit verständlicherweise abschreckend wirken kann. Die Darsteller sind auch durch die Bank weg toll, John Turturro ist großartig wie immer und auch James Remar hat mir sehr gut gefallen.
                                      Während sich der Film in der ersten Hälfte wie eine Mischung aus Krimi, Thriller und Drama anfühlt, ist die zweite Hälfte ein spürbarer Game-Changer, bei dem das Geschehen immer mehr in irrationale Gefilde abdriftet, bei denen man als Zuschauer mit einigen Puzzleteilen und Interpretationsansätzen gefordert wird. Bemerkenswert ist auch das wunderschöne Farbenspiel, bei dem der Farbe Rot besondere Aufmerksamkeit zu Teil wird.
                                      Mit "Fear X" wird bereits deutlich, welche Wege Refn mit seinen späteren Filmen verfolgt. Weg vom authentischen, realistischen Straßenkino hin zu einem abstrakten, künstlerischen Gefühlskino, das erlebt und erfahren werden will.

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                                      • 8

                                        Neben den wirklich spaßigen "Hellboy"-Filmen beweist Guillermo del Toro mit "Pans Labyrinth", dass er ernste Stoffe auch beherrscht.
                                        In der Zeit kurz nach dem spanischen Bürgerkrieg reist das kleine Mädchen Ofelia mit seiner schwangeren Mutter zu dem Vater des Kindes, einem eiskalten Hauptmann. Umgeben von der grausamen Realität flüchtet sie nach und nach in eine düstere, sowie faszinierende Märchenwelt, in der sie einige Aufgaben erledigen soll.
                                        Regisseur Del Toro beweist wieder, dass er ein wahrer Bildermagier ist und erschafft vor allem in den Fantasy-Szenen eindringliche Impressionen, in die man fasziniert abtauchen kann. Ein harter Kontrast ist die nebenbei stattfindene Realität, in der das brutale Treiben von Hauptmann Vidal gezeigt wird, der in der wäldlichen Umgebung Jagd auf Partisanen macht, die er alle töten will. Dies führt auch zu einigen überraschend brutalen Szenen, in denen die Gewalt erschreckend intensiv gezeigt wird.
                                        Das einzige Problem, dass ich mit dem ansonsten tollen Film hatte, ist der schwindende Fantasy-Faktor im letzten Drittel. Del Toro konzentriert sich ein wenig zu stark auf die (durchaus gelungenen) Ereignisse in der Realität, wodurch es ihm final leider nicht vollständig gelingt, die düstere Märchenwelt mit der ebenfalls düsteren Realwelt zu verknüpfen. Das Ende wiederum ist allerdings dann nochmal extrem stark und setzt einen emotionalen Schlusspunkt, der schön und traurig zugleich ist.
                                        "Pans Labyrinth" zeigt einen relativ ernsten Guillermo del Toro, der einer düsteren, ernsten Geschichte seinen völlig eigenen Stempel aufdrückt, was zu einer unkonventionellen und interessanten Mischung führt, der leider nur ein wenig die letztendliche, erzählerische Konsequenz und künstlerische Verknüpfung fehlt.

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                                        • 7 .5

                                          Mit "Hellboy II" legt Guillermo del Toro eine Fortsetzung vor, die den Vorgänger eigentlich in allen Belangen übertrifft.
                                          Der erste Teil war schon wirklich sehenswert, doch beim zweiten Teil merkt man sehr früh, dass Del Toro ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung hatte. Was hier an kreativen Ideen und abgefahrenen Kreaturen aufgefahren wird, ist einfach nur ein Heidenspaß und macht das Ganze zu einer erstklassigen Comic-Verfilmung.
                                          Neben dem wahrhaft gigantischem Effektspektakel vergisst es der Regisseur allerdings auch nicht, seinen Figuren weiterhin Profil zu verleihen und ihre charakterlichen Facetten zu erweitern oder zu vertiefen. Gewohnt großartig ist natürlich auch wieder Ron Perlman, dem die Rolle einfach perfekt steht und der sich schauspielerisch wirklich auslebt.
                                          "Hellboy II" ist ein verspieltes Effektspektakel mit liebenswürdigen Figuren und haufenweise abgefahrenen Kreaturen, welches von Anfang bis Ende durch gelungenen Humor und grandiose Actionszenen punktet und somit allen Comic-Fans das Herz aufgehen lässt.

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                                          • 7 .5
                                            über Hellboy

                                            "Hellboy" ist die Verfilmung von Guillermo del Toro des gleichnamigen Comics.
                                            Der Regisseur verzichtet von Anfang an auf Durchhänger und setzt auf einen durchwegs unterhaltsamen Erzählfluss, der vor allem auf Action und Humor setzt.
                                            Ron Perlman schlüpft in die Rolle des roten Helden und macht dabei einen wirklich tollen Job, indem er eine Mischung aus extremer Coolness und teilweise jugendlicher Kindlichkeit setzt.
                                            Der Film kann nicht wirklich mit einer sonderlich fesselnden Handlung punkten, sondern reiht eher viele, gelungene Actionmomente aneinander, wobei Del Toro in Sachen Creature Design einige wirklich skurille und gelungene Wesen aus dem Hut zaubert, wobei hier sogar noch etwas mehr drin gewesen wäre.
                                            "Hellboy" ist durchgängige Unterhaltung, die sich als unterhaltsamer Mix aus Fantasy und Action präsentiert, gelungenen Humor zu bieten hat und vor allem durch den extrem charismatischen Ron Perlman auftrumpft.

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                                            • 7

                                              Nachdem Justin Lin die "Fast & Furious"-Reihe mit Teil 5 zu nie dagewesener Qualität führte, setzt er die Erfolgsformel mit dem sechsten Teil zu weiten Teilen fort.
                                              Die Handlung ist wieder einmal zweckdienlich, um für großkalibrige Actionszenen zu sorgen, in denen Lin meist wie gewohnt sämtliche Regeln der Physik außer Kraft setzt. Die Chemie zwischen den Darstellern ist erneut wirklich gut und es gibt wieder einige amüsante Momente, doch leider ist vor allem die Figur von The Rock diesmal ein wenig zu passiv.
                                              Leider schafft es Lin nicht, den sechsten Teil genauso flott und kurzweilig zu inszenieren wie Teil 5, wodurch es in den 130 Minuten immer wieder zu Längen kommt, die vor allem durch die etwas unpassende, emotionale Komponente entstehen, in denen die Haupthandlung immer wieder unterbrochen wird. Der Showdown fährt dann aber wieder große Geschütze auf und stellt die Fans auf jeden Fall wieder zufrieden, inklusive einer wirklich vielversprechenden Ankündigung im Abspann.
                                              "Fast 6" bietet ähnlich wie Teil 5 erneut kurzweilige Action-Unterhaltung mit einem sympathischen Cast, die aber immer wieder durch unnötige Längen und einen leider zu passiven The Rock getrübt wird.

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                                              • 4 .5

                                                Gesneaked.
                                                "The Call" ist ein Thriller, der nach den altbekannten Mustern aufgezogen wurde. Was man in dem Film zu sehen bekommt, hat man schon in vielen anderen Thrillern sehen können, meistens eben origineller.
                                                Zugute halten kann man dem Streifen, dass er auf überflüssige Nebenplots oder ähnliches verzichtet und sich von Anfang bis Ende nur auf die Haupthandlung konzentriert. Was mich nach einiger Zeit extrem genervt hat, war, dass ca. 65% des Films aus panischem Rumgeschreie und Rumgeheule besteht. Viele der Darsteller setzen auf schrilles Overacting, was sich auf die Handlung ziemlich negativ auswirkt. Halle Berry kann hier noch am ehesten überzeugen.
                                                2/3 des Films weisen immerhin noch Ansätze von Spannung auf und vor allem der Einsatz von einigen Musikstücken ist recht gelungen, doch im letzten Drittel versagt der Film dann auf voller Linie. Es wird kramphaft versucht, Horror- und Psychoelemente unterzubringen, was irgendwie völlig unpassend ist. Während dem gesamten Film gibt es immer wieder typische Momente, an denen die Logik völlig aussetzt. doch gegen Ende wird es teilweise schon arg absurd. Die letzte Szene ist dann wirklich nur noch ärgerlich und setzt dem schlechten Schlussakt noch die Krone auf.
                                                "The Call" ist ein 08/15-Thriller, der nur durch bekannte Darsteller und stellenweise Spannung überzeugen kann. Durch nervige Logiklücken, unpassendem Overacting sowie einem völlig vermasselten letzten Drittel mitsamt unglaublich bescheuertem Ende ist der Film letztendlich nicht mehr als unterdurchschnittlich.

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                                                • 9

                                                  Mit "Trance" meldet sich Regisseur Danny Boyle mit einem neuen Film zurück, in dem er die Grenzen der Wahrnehmung verschwimmen lässt und in die Tiefen des Unterbewusstseins abtaucht.
                                                  Der Streifen beginnt zunächst wie ein flottes Heist-Movie, kippt dann aber recht bald in einen psychologisch ausgetüftelten Thriller, der immer wieder sowohl mit der Wahrnehmung der Figuren als auch des Zuschauers spielt. Das hohe Tempo, welches Boyle von Beginn an anschlägt, kann er durch den gesamten Film hinweg halten und liefert so eine adrenalingeladene Achterbahnfahrt ab, die durchwegs bei der Stange hält. Es macht wirklich Spaß, wenn man merkt, dass man gekonnt immer wieder mal hinter´s Licht geführt wurde und sich die Perspektiven geschickt verändern. Boyle nimmt das Geschehen allerdings nie allzu bierernst und streut immer wieder gelungene, schwarzhumorige Einschübe ein, die den Film wirklich bereichern.
                                                  Inszenierungstechnisch ist der Film ebenfalls extrem stark und begeistert durch brillante Bildkompositionen und Farbspiele sowie einem wuchtigen, tollen Soundtrack. Von den Darstellern sind vor allem James McAvoy, Rosario Dawson und Vincent Cassel einfach hervorragend, da sie ihre Figuren mit verschiedenen Facetten ausspielen dürfen, die nach und nach enthüllt werden.
                                                  Mit "Trance" präsentiert sich Danny Boyle in absoluter Höchstform und liefert einen absolut fantastischen Thriller ab, der in allen Belangen überzeugt. Das Tempo ist hoch, der gelegentliche Humor ist schön schwarz, die Handlung ist packend und voller Überraschungen, die Inszenierung ist sowohl optisch als auch akustisch brillant und die Darsteller sind hervorragend. Für mich persönlich eines der Highlights 2013 bisher.

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                                                  • 2

                                                    Mit "Olympus Has Fallen" liefert Antoine Fuqua einen Actionfilm ab, der auf fast allen Ebenen kläglich scheitert.
                                                    Grundsätzlich hab ich nichts gegen reinrassige Actionfilme einzuwenden, solange sie Unterhaltung, Spannung oder eben abwechslungsreiche oder packende Action bieten können. "Olympus Has Fallen" bietet von diesen Aspekten aber rein gar nichts. Von Anfang an trieft der Film vor amerikanischem Pathos und ätzendem Patriotismus, was meistens extrem nervig ist.
                                                    Das einzige Positive an dem Film ist ein gut aufgelegter Gerard Butler, der sich mit Charme und Kaltblütigkeit durch die stupiden Gegnerhorden metzelt, wobei Fuqua die Action wirklich fast schon gewaltverherrlichend inszeniert. Ich bin eigentlich nicht negativ gegenüber brutalen Szenen eingestellt, solange sie etwas aussagen oder in den Kontext der Handlung passen. Hier wirkt die Gewalt allerdings so übertrieben explizit, so dass das Ganze extrem überflüssig und deplatziert wirkt. Bis auf wenige ansehnliche Nahkämpfe bekommt man nur stupide 0815-Schießereien geboten, die eben nur durch die explizite Brutalität auffallen. Effekttechnisch sieht es auch nicht viel besser aus. Eine Sequenz zu Anfang, die wohl an 9/11 erinnern soll, ist extrem billig animiert und sticht extrem negativ aus dem sowieso schon negativen Film hervor.
                                                    Es tut fast schon weh, dass sich Gerard Butler durch ein solch ödes, vorhersehbares und überraschungs- sowie spannungsarmes Script schleppen muss. Von den anderen Darstellern kann nur Rick Yune als fieser Oberbösewicht Kang überzeugen, der Rest der Gegner ist gesichtsloses Kanonenfutter. Auf der Seite der Guten bleiben Schauspieler wie Aaron Eckhart oder Morgan Freeman völlig blass und verschenkt und können zu keiner Zeit wirklich überzeugen.
                                                    "Olympus Has Fallen" ist ein absoluter Tiefpunkt des bisherigen Filmjahres. Hier stimmt fast gar nichts und man muss ätzenden Patriotismus, lahme Action, klischeehafte Figuren und ein ödes Script über sich ergehen lassen. Lediglich ein spielfreudiger Gerard Butler und ganz wenige gelungene Nahkampfszenen retten den Film vor dem absoluten Ultra-Desaster.

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