Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 8 .5

    Wenn du einschläfst, stirbst du.
    Wes Craven, Meister des Horrors, hat mit "A Nightmare on Elm Street" einen tollen Film geschaffen, der auf eine kreative, brillante Idee aufbaut. Das Thema ist deshalb so gut, da sich jeder damit identifizieren kann. Albträume sind uns bekannt, doch Craven formuliert diese noch weiter aus und sorgt dafür, dass die Protagonisten in ihren Träumen getötet werden und so auch in der Realität sterben.
    In surreal ausgearbeiteten Sequenzen entfaltet Craven ein Abbild der Wirklichkeit, in dem ganz und gar die Regeln von Killer Freddy Krueger herrschen und wo es für die heranwachsenden Teenager, seine Opfer, kein Entkommen gibt außer sie schaffen es aufzuwachen.
    Dieses Spiel mit der Angst vor dem Einschlafen und der tödlichen Ausweglosigkeit während des Träumens macht einen großen Reiz des Films aus. Im späteren Verlauf des Streifens fügt Craven seinem Werk noch weitere Facetten hinzu, wenn es darum geht, die Motive und den Charakter von Freddy Krueger aufzudecken und zusätzlich seine Handlungen in Verbindung mit dem passiven Verhalten der Eltern zu setzen.
    Fantastisch, neben den schon erwähnten Traumsequenzen, ist außerdem abschließend das Ende. Egal was passiert, (Alb-)träume werden niemals enden. Na dann, gute Nacht...

    15
    • 8 .5

      "Halloween" von John Carpenter ist ein Kult-Horror-Streifen, der bei Film- und vor allem Horrorfans jedes Jahr am gleichnamigen Fest zum Pflichtprogramm gehören sollte.
      Carpenter´s Werk hat sich bis heute sehr gut gehalten und kaum Staub angesetzt. Natürlich ist man heutzutage ein wenig abgestumpft durch immer explizitere Gewaltdarstellungen in Horrorfilmen, doch "Halloween" überzeugt keinesfalls im Bereich der Gewalt.
      Viel mehr lebt der Film vom unglaublich dichten, atmosphärisch brillanten Score von Carpenter selbst, der den Film absolut perfekt unterstützt. Allein das Halloween-Theme ist absolut Kult und zählt für mich zu den besten Genre-Scores aller Zeiten.
      Neben der genialen Einführungssequenz aus der Ego-Perspektive des kleinen Michael Myers ist ein toller Faktor des Films, dass er mit der ständigen Ungewissheit der Figuren und somit auch des Zuschauers spielt. Andauernd ist Michael Myers irgendwo kurz zu sehen oder taucht auf und man ist als Zuschauer durchwegs sehr gespannt darauf, wann er denn zuschlagen wird. Dieses Spiel mit den Erwartungen und dem straffen Spannungsbogen macht einen wahnsinnig großen Reiz aus, da verkommen die durchaus brutalen, wenigen Kills eher zur Nebensache. Michael Myers selbst ist auch eine faszinierende Figur, da er so gut wie keine Charakterisierung erhält und durch die Maske wie im Film schon beschrieben praktisch wie das reine, pure Böse wirkt.
      "Halloween" ist ein brillanter Genre-Klassiker, der durch die geniale Regie von John Carpenter, vor allem dem Score, lebt und der mit Michael Myers eine absolute Kult-Ikone der Horrorfilm-Geschichte erschaffen hat. Pflichtprogramm für Genre-Fans!

      11
      • 7

        Verschrobene, aber menschliche und dadurch sympathische Charaktere. Absurde, schräge Situationen. Trockener Humor. Ein Schuss Melancholie und Tragik. Der Wert von Freundschaft und Familie. Fantastisch durchkomponierte, farbenprächtige und detailreiche Bilder. Tolle Musik.
        Wes Anderson beweist erneut, dass er sich kein Stück verbiegen lässt und zu den wenigen Regisseuren gehört, die keinen Meter von ihrem eigenen Stil abweichen. Zusammen mit dem tollen Hauptdarsteller-Trio Owen Wilson, Jason Schwartzman und Adrien Brody ist der Trip drei ungleicher Brüder durch Indien ein typischer Film, der alle Markenzeichen von Anderson vereint und dem hier und da lediglich ein wenig der überspringende Funke fehlt.

        11
        • 9

          Im Voraus war ich ja noch ein wenig skeptisch. "Stromberg" als Kinofilm - kann das Konzept über 2 Stunden funktionieren? Es kann, und wie.
          Autor Ralf Husmann war anscheinend wieder in absoluter Höchstform und hat zusammen mit Regisseur Arne Feldhusen allen Fans der Serie ein wundervolles Denkmal beschert. Es spielen sich zwar nur ca. 20% des Films im Büro ab, doch der grandiose, bitterböse Wortwitz ist schonungsloser als je zuvor, die Situationskomik immer noch gnadenlos witzig und jede, wirklich jede Figur aus der Serie bekommt nochmals einen Auftritt.
          Die ersten 15 Minuten sind direkt so unfassbar lustig, dass ich leichte Tränen in den Augen hatte vor Lachen und allgemein sind in dem Film keine 5 Minuten vergangen, wo ich nicht herzlich gelacht hab. Auch das Ende ist eine nette Idee, um die Serie in Würde zu beenden und dem fiesesten, aber genialsten Chef der Welt nochmal ein passendes Denkmal zu bescheren.
          "Stromberg: Der Film" ist ein würdiger, fantastischer Abschluss für die meiner Meinung nach lustigste, deutsche Serie, die ich kenne. Vom bitterbösen Wortwitz und brüllend komischen Fremdschamsituationen der Vorlage wurde kein Stück abgewichen und so bekommen Fans hier ein wundervolles Abschiedsgeschenk, das kaum besser hätte ausfallen können.
          "Ne Firma ist wie 'ne Ehefrau. Die fickt dich, wenn du gar nicht mehr damit rechnest"

          15
          • 8 .5

            In "The Life Aquatic with Steve Zissou" schickt Wes Anderson Bill Murray und seine Crew auf eine der wohl schrägsten Expeditionen aller Zeiten.
            Neben "Fantastic Mr. Fox" würde ich dieses Werk definitiv als meinen Favoriten von Anderson zählen. Allein das Setting auf dem Forschungsschiff und die Unterwasserszenen mit ihren animierten Unterwasserlebewesen sind so charmant und gelungen, dass der Film schon allein dadurch viel Spaß macht. Hinzu kommt die typische Anderson-Atmosphäre, bei der die Handlung stark zwischen einem melancholischem, tragischen Tonfall und total skurrilen, schrägen Einfällen schwankt. Dies ist zwar in jedem seiner Filme das Markenzeichen von Anderson, doch in kaum einem seiner Filme ist die atmosphärische Gratwanderung so stark wie hier.
            Großen Anteil dazu trägt vor allem auch das absolut fantastische Schauspiel von Bill Murray in der Hauptrolle, der hier eine seiner stärksten Performances überhaupt abliefert. Über die 2 Stunden Laufzeit hinweg haben sich zwar leider auch ein paar Längen in den Film eingeschlichen, doch der Film hat genügen amüsant-schräge Momente zu bieten, um die volle Laufzeit unterhaltsam zu bleiben.
            "The Life Aquatic with Steve Zissou" ist atmosphärisch für mich die bisher auffälligste Gratwanderung von Wes Anderson. Einerseits ist der Film ein sehr komisches, schräges Meeresexpeditionsabenteuer mit liebevoller Inszenierung, auf der anderen Seite eine tragische, melancholische Familiengeschichte mit vielen nachdenklichen Momenten. Insgesamt auf jeden Fall einer meiner Favoriten bisher von Anderson.

            7
            • 7 .5

              Mit "The Royal Tenenbaums" präsentiert Wes Anderson eine Familiengeschichte, die er wie gewohnt in seinem typischen Stil inszeniert.
              Im besten Sinne altmodisch kommt dieses Werk von Anderson daher, das durch die Kapiteleinleitungen, die knallbunten Farben, die fantasievollen Sets und Kostüme sowie eine begleitende Erzählerstimme wie ein Märchen wirkt.
              In diesem Märchen präsentiert Anderson dem Zuschauer die Geschichte einer Familie, bei der die einzelnen Mitglieder natürlich wieder sehr skurril und schräg sind. Obwohl der Streifen auch seine amüsanten Momente hat, bringt Anderson stellenweise auch eine große Portion Tragik mit in sein Werk, wenn er nach und nach beginnt, das zerrüttete Verhältnis der Familie und so manch kaputtes Innenleben der Mitglieder offen zu legen.
              Nachdem Anderson nun schon bekannter und vor allem geschätzter war, hat er für diesen Film einen gigantischen Cast versammeln können, der vor Stars nur so überquillt. Am besten gefallen haben mir hier Luke Wilson, Gwyneth Paltrow und Gene Hackman.
              Trotzdem muss ich aber auch wieder sagen, dass die Figuren für meinen Geschmack wieder nah an der Karikatur waren und es so schwer war, immer einen emotionalen Draht zu ihnen aufzubauen. Die 109 Minuten haben sich stellenweise etwas lang angefühlt und Anderson hätte die Laufzeit trotz seines Ideenreichtums etwas drosseln können. Nichtsdestotrotz ist der Film aber visuell wieder ein Genuss, was erneut an dem meisterhaft ausgewählten Soundtrack liegt, der vielen Szenen einfach eine wundervolle Atmosphäre verleiht.
              "The Royal Tenenbaums" ist wieder mal typisches Wes Anderson Material, der einer Familien-Tragikomödie seinen ganz speziellen Stempel aufdrückt. So richtig emotional mitnehmen konnten mich seine Figuren diesmal leider nicht, doch die Inszenierung und der Cast allein sind definitiv schon eine Sichtung wert.

              9
              • 8

                Nach seinem bereits sehenswerten Einstand "Bottle Rocket" legt Wes Anderson mit "Rushmore" noch eine Schippe drauf und liefert einen durch und durch tollen Film.
                Zunächst muss man sich erstmal in die wieder mal Atmosphäre des Films eingewöhnen. Hauptfigur Max Fischer wirkt anfangs wie ein neunmalkluger Besserwisser und allgemein ist der Stil von Anderson wieder recht speziell geworden.
                Nach einer Weile, wenn man sich darauf eingelassen hat, dass Anderson hier wirklich durchgängig nach seinen Regeln inszeniert und uns eine Art eigenen, skurrilen Blick auf die Welt gewährt, entwickelt der Film eine sehr warmherzige Ausstrahlung, bei der sich eine mal kuriose, mal melancholische Geschichte um das Heranwachsen und die Liebe entfaltet.
                Gespickt mit zahlreichen, liebevollen Details und ungewöhnlichen Eigenarten taucht man gerne immer weiter in das Anderson-Universum ab, zumal der Streifen wunderschön gefilmt wurde und deshalb sehr angenehm anzuschauen ist. Highlight für mich neben den tollen Darstellungen von Jason Schwartzmann, Bill Murray und Olivia Williams ist der fantastische Soundtrack des Films, der viele Hits aus den 60ern und 70ern bietet und den Film absolut genial untermalt.
                "Rushmore" ist eine unkonventionelle, manchmal gewöhnungsbedürftige Mischung aus Coming-of-Age und romantischer Tragikomödie, die mit ihren skurrilen Details, der verspielten Inszenierung und den kauzigen Figuren so nur von Wes Anderson stammen kann.

                6
                • 7

                  "Bottle Rocket" ist das Langfilmdebüt von Regisseur Wes Anderson, bei dem man seinen typischen Stil teilweise schon gut erkennen kann.
                  Zusammen mit seinem damaligen Kumpel Owen Wilson, der hier zusammen mit seinem Bruder Luke sein schauspielerisches Debüt gibt, schrieb Anderson das Drehbuch. Dabei ist ein sehr lockerer, entspannt inszenierter Independent-Film entstanden, der vor allem durch seine teilweise schrägen, aber sympathischen Figuren überzeugt.
                  Inhaltlich ist der Streifen ein Spagat aus Road-Movie und Buddy-Comedy, doch auch eine kleine Liebesgeschichte bringt Anderson ebenfalls in dem Film unter, die sich super einfügt. Ebenfalls auffällig ist hier auch schon das tolle Gespür von Anderson für Musik und so enthält der Film einen wirklich stimmigen Soundtrack, der für Laune sorgt.
                  Natürlich ist der Film insgesamt trotzdem ein typisches Debüt, dem es hier und da noch an Feinschliff fehlt und der vor allem handlungstechnisch gelegentlich auf der Stelle tritt, doch das macht er durch die sympathische Atmosphäre wieder wett.
                  "Bottle Rocket" ist ein lockerleichter Einstieg in das Filmschaffen von Wes Anderson. Ein sympathischer Film, der zwar noch nicht der ganz große Wurf ist, der aber durch die tollen Figuren und die schöne Inszenierung unterhält.

                  7
                  • 9

                    "La vie d'Adèle" ist ein französisches Drama, das 2013 die goldene Palme in Cannes gewonnen hat.
                    Abdellatif Kechiche hat mit seinem Film ein 3-stündiges Epos geschaffen, bei dem es um das Leben der jungen Adèle geht, die feststellt, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt.
                    Der Streifen hat durchaus für Kontroversen gesorgt, denn im Gegensatz zu amerikanischen Filmen gibt es hier durchaus freizügige Sexszenen zu sehen, die mehrere Minuten dauern. Diese Szenen sind allerdings niemals pornographisch oder voyeuristisch, sondern sehr erotisch und sinnlich inszeniert, was die gesamte Atmosphäre des Films unterstreicht.
                    Kechiche wählte für sein Werk eine unglaublich intensive Inszenierung, bei der die Kamera zu jeder Zeit sehr nah an den Gesichtern der Figuren haftet. Dadurch und durch das Verzichten eines Soundtracks erreicht er einen fast schon dokumentarischen Stil, der den Film sehr authentisch wirken lässt.
                    Grundsätzlich hätte Kechiche seine Geschichte auch in 2 statt 3 Stunden erzählen können, doch gerade die Länge einiger Szenen, das Verweilen im Augenblick und das Auskosten des Moments macht einen Großteil der funktionierenden Wirkung aus, die der Film ausstrahlt.
                    Dass es hier um eine lesbische Liebe geht, wird bis auf wenige Ausnahmeszenen eigentlich zur Nebensache. Es dreht sich mehr um die eigentlichen Facetten der Liebe, das Kennenlernen, das Knistern, die Sinnlichkeit und Erotik, aber auch die Enttäuschung, Trauer und der Streit.
                    Ein großer Faktor für das Gelingen dieses Werks ist für mich vor allem das Schauspiel von Hauptdarstellerin Adèle Exarchopoulos. Schon lange hab ich keine so gute weibliche Schauspielperformance gesehen und durch ihr Spiel verleiht sie ihrer Adéle eine unglaublich sympathische, lebensnahe Ausstrahlung. Auch Léa Seydoux ist extrem gut und beide Frauen wurden in Cannes neben dem Film selbst zurecht mit einem Preis ausgezeichnet.
                    "La vie d'Adèle" ist ein authentisches, gefühlvolles und intimes Liebesdrama, das von atmosphärischen Momenten und dem fantastischen, mutigen Schauspiel der Hauptdarstellerinnen lebt.

                    9
                    • 9
                      über Utopia

                      Mit "Utopia" bekommt man mal wieder eine kleine, aber feine Serienperle aus Großbritannien, wie es sie in letzter Zeit ja häufiger gibt.
                      Highlight ist hier ganz klar die Inszenierung, die neben "Breaking Bad" für mich zu der genialsten zählt, die ich bisher in einer Serie sehen durfte. Die Art, wie hier ungewöhnliche Kameraeinstellungen, knallbunte Farbkombinationen und ein total schräger wie genialer Soundtrack miteinander verbunden werden, ist definitiv eine Erfahrung und allein audiovisuell ist die Serie ein absoluter Hochgenuss.
                      Die dargebotene Geschichte ist komplex, mysteriös und mit vielen Twists & Turns gespickt, wobei es teilweise sogar dazu führen kann, dass man kurz den Überlick verliert, wenn man nicht voll aufpasst. Atmosphärisch ist die Serie auch erstklassig und bietet schwarzen Humor genauso wie sehr heftige Gewalteinlagen.
                      Da die erste Season (eine zweite wird wohl bald erscheinen) nur 6 Folgen hat, liegt der Fokus sehr auf der verschachtelten Handlung, doch auch die Figuren kommen nicht zu kurz und durch die gelungenen Schauspielleistungen gibt es ebenfalls gekonnte Charaktermomente. Erwähnen sollte man hier auf jeden Fall Neil Maskell, der hier einen unglaublich verschrobenen Killer spielt und dessen Performance fast schon Kultpotential hat.
                      "Utopia" ist ein kleines Serienjuwel, das aufgrund guter Darsteller, einer originellen wie komplexen Handlung und vor allem einer bahnbrechenden, genialen Inszenierung überzeugt. Durch einige offen bleibende Fragen nach dem Finale bin ich auf jeden Fall sehr gespannt auf die Fortsetzung.
                      "Where is Jessica Hyde?"

                      13
                      • 8

                        "Der Schaum der Tage" ist ein Film, auf den ich mich lange gefreut und im Kino leider versäumt hab. Umso erfreuter war ich, als heute endlich die Arthaus Edition mit der Langfassung im Briefkasten lag.
                        Michel Gondry hat mit dieser Roman-Adaption einen unglaublich skurrilen, surrealen und abgedrehten Film geschaffen. Zunächst ist es kaum zu glauben, mit welch verspielter Detailverliebtheit einem hier praktisch im Sekundentakt außergewöhnliche Elemente um die Ohren fliegen. Im Vordergrund des Films steht definitiv die schräge Parallelwelt, die Gondry hier entwirft. Man könnte jetzt unzählige Sachen aufführen, die sich allein schon unglaublich verrückt lesen, doch das soll jeder bei der Sichtung für sich selbst erleben.
                        Ungewöhnlich sind auch die Stop-Motion-Animationen, die Gondry sehr häufig benutzt, wodurch sein Werk einen fast schon kindlich-naiven Touch erhält, welcher der surrealen Welt zusätzlich eine faszinierende Atmosphäre verleiht.
                        Negativ anmerken muss ich aber trotzdem, dass mir hier und da Momente ein wenig zu kitschig oder dick aufgetragen waren. Gondry bewegt sich jederzeit sehr nah am visuellen Overkill, aber da ich solche Filme sehr mag, ging das Konzept für mich über weite Strecken auf.
                        Inmitten dieser Welt erzählt Gondry die Liebesgeschichte zwischen einem Paar, das zunächst im siebten Himmel schwebt, später aber mit tragischen Ereignissen konfrontiert wird. Es ist extrem überraschend und gelungen zugleich, wie Gondry hier im späteren Verlauf des Films die Atmosphäre total kippen lässt und sein vorher kunterbunter, zuckersüßer Film fast schon irritierend zu einer schweren Tragödie wirkt. Dies lässt sich auch in der Bildgestaltung erkennen, mehr soll hier nicht verraten werden.
                        Romain Duris und Audrey Tautou passen sehr gut in die Rollen des Liebespaares und die Chemie zwischen ihren Figuren passt. Ihre Figuren sind allerdings nicht sonderlich tiefgründig gezeichnet, weshalb mir der emotionale Tiefgang der Liebesbeziehung teilweise ein wenig gefehlt hat. Erwähnenswert ist auch wieder mal Omar Sy, der hier auch erneut als absoluter Sympathieträger fungiert.
                        "Der Schaum der Tage" ist ein visuelles Feuerwerk, das sich oft am Overkill bewegt. Michel Gondry liefert mit seinem Werk einen unkonventionellen, surrealen, abgedrehten Film ab, den man definitiv nicht alle Tage zu sehen bekommt. Überraschend ist es auch, wie hier im Erzählton gewechselt wird und man zwischen romantischer Komödie und niederschmetternder Tragödie alle Facetten zu sehen bekommt. Lediglich einige kitschige Momente und etwas fehlender, emotionaler Tiefgang verhindern, dass es der Film für mich zu einem absoluten Meisterwerk schafft.

                        6
                        • 8

                          Dank Arte konnte ich diesen Klassiker auch mal nachholen.
                          "Das Cabinet des Dr. Caligari" ist ein schöner Stummfilm, der durch seine spezielle Farbgebung, die verzerrten Theaterkulissen und vor allem durch die beklemmend-hypnotische Musikuntermalung eine gruselige Atmosphäre erzeugen kann. Auch wenn der Film bald schon 100 Jahre alt ist, hält diese Wirkung bis heute an, auch wenn natürlich nicht ganz so intensiv wie damals. Einige Szenen wirken für heutige Sehgewohnheiten etwas langgezogen und vor allem die langsamen Texttafeln sind gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten bekommt man hier einen rundum sehenswerten Klassiker. Erwähnenswert ist vor allem das tolle Ende, das einen richtigen Twist präsentiert.

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                          • 7
                            über Oldboy

                            Mit "Oldboy" hat Regisseur Spike Lee ein Remake des Meisterwerks von von Park Chan-wook gedreht.
                            Vorab muss ich sagen, dass ich das Original mehr als verehre und im Prinzip zu einem meiner 3 absoluten Lieblingsfilme aller Zeiten zähle. Man könnte nun wieder die allgemeine Diskussion starten, ob Remakes überhaupt sinnvoll sind, doch betrachtet als eigenständiger Film hat die Version von Lee durchaus ihre Qualitäten.
                            Die Geschichte und der grundsätzliche Handlungsverlauf gleicht dem Original, nur an einigen Stellen geht Lee eigene Wege und baut kleine Elemente in seine Version ein, die gut passen.
                            Eine entscheidene Komponente, die den Film für mich allein schon lohnenswert macht, ist die exzellente Kamerarbeit von Sean Bobbitt, der tolle Bilder kreiert, die den Film visuell sehr genussvoll machen. Alles in allem ist der Film zu keiner Zeit so poetisch und melancholisch wie das Original. Mit nur 103 Minuten Laufzeit fehlt hier einfach die erzählerische und vor allem charakterliche Tiefgründigkeit. Lee konzentriert sich mehr darauf, die entscheidenden Stationen des Originals abzuhaken, um die Geschichte möglichst nah an der Vorlage zu inszenieren.
                            Insgesamt ist der Film eigenständig betrachtet trotzdem ein düsterer, rätselhafter Rache-Thriller, der auch schauspielerisch durchaus gut besetzt ist. Josh Brolin passt wirklich gut in die Hauptrolle, zeigt zwar emotional keinen großen Facettenreichtum, überzeugt aber vor allem als grimmiger Berserker, der durch seine unsympathische Art prima als Antiheld funktioniert. Auch Elizabeth Olsen und Samuel L. Jackson spielen ihre Figuren wirklich überzeugend. Sharlto Copley in der Rolle des Antagonisten hat mich nicht vollständig überzeugen können, vor allem im Vergleich mit der Leistung von Yoo Ji-tae im Original bleibt seine Figur viel zu blass und unspektakulär. Überrascht war ich von der harten, expliziten Brutalität, die in teilweise extrem gnadenlose Momente mündet. Auch die finale Szene selbst, unabhängig von der Auflösung, hat mir wirklich gut gefallen.
                            "Oldboy" von Spike Lee ist zu keinem Zeitpunkt so poetisch, emotional oder intensiv wie das Original von Park Chan-wook, aber trotzdem ein gut besetzter, ernster Rache-Thriller, der erstklassig gefilmt wurde und hier und da mit eigenständigen Einfällen und gnadenloser Härte überzeugt.

                            4
                            • 5 .5

                              Wim Wenders Collection- 5/5 - "The Million Dollar Hotel"
                              Mit dem letzten Film aus der Collection hat mir Wim Wenders leider auch keinen großen Gefallen mehr getan.
                              Der Anfang ist zunächst richtig stark. Die Kamerafahrten über Hochhäuser, dazu ein toller Song von U2-Sänger Bono und ein toller, rätselhafter Einstieg in die Geschichte. Leider hält der Film sein vielversprechendes Niveau nicht weiter, denn der Rest des Streifens ist erzählerisch extrem zerfasert und ziellos.
                              Auch wenn sich die Grundgeschichte um einen Todesfall eines Hotelbewohners dreht, geht es mehr um die Menschen, die sonst in dem Hotel wohnen. Ausnahmslos jede Figur in dem Film ist extrem schräg und überdreht, was mir die meiste Zeit ziemlich auf die Nerven ging. So fand ich auch überhaupt keinen Zugang zu den jeweiligen Charakteren und auch die kleine Liebesgeschichte, die in den Film eingebaut wurde, ließ mich kalt. Einzig die von Mel Gibson gespielte Figur hat mir gut gefallen.
                              Handwerklich ist der Film wiederum gelungen und bietet schöne Einstellungen. Das Highlight bleibt aber trotzdem der Soundtrack, der von Bono mitkreiert wurde.
                              "The Million Dollar Hotel" war für mich über weite Strecken eine äußerst schleppende, zähe Angelegenheit. Auch wenn der Film gut gemacht war, hab ich zu den Figuren einfach keinerlei Zugang gefunden und die Handlung hat mich somit völlig unberührt gelassen. Nur der tolle Soundtrack und das Schauspiel von Mel Gibson haben mich überzeugt.

                              6
                              • 6

                                Wim Wenders Collection- 4/5 - "Buena Vista Social Club"
                                Ich halte mich diesmal kurz: Wer die Musik mag, um die es in der Doku geht, und sich zudem sehr für die Menschen interessiert, die hinter der Musik stehen, wird hier glücklich werden.
                                Ich persönlich fand die Musik ganz nett und die Leute sympathisch. Die Doku selbst war mir ein wenig zu simpel gestrickt. Die Musiker erzählen eben über ihr Leben und werden beim Musizieren gezeigt. Vom außergewöhnlichen Inszenierungsstil von Wim Wenders war hier nichts zu vermerken, es war einfach nur eine ganz gewöhnliche Dokumentation. Mir persönlich hätte es wahrscheinlich auch gereicht, die Musik nur von der CD zu hören, anstatt mir die komplette Doku anzuschauen.

                                9
                                • 6

                                  Wim Wenders Collection- 3/5 - "In weiter Ferne, so nah!"
                                  6 Jahre nach "Der Himmel über Berlin" drehte Wim Wenders ein Sequel von diesem, da der Film ziemlich erfolgreich wurde, auch international. Wie es aber leider öfters der Fall ist, ist dieses Sequel meiner Meinung nach ein weites Stück hinter dem Vorgänger zurückgeblieben.
                                  Engel Cassiel, wieder sehr gut gespielt von Otto Sander, steht diesmal im Vordergrund und erneut streift er durch Berlin, um die Gedanken und Gefühle der Menschen aufzunehmen und ihnen notfalls beizustehen.
                                  Die ersten gut 45-60 Minuten hält Wenders grundsätzlich das Niveau des Vorgängers. Erneut extrem poetisch und in fantastischen Bildern wird die melancholische Reise von Cassiel gezeigt. Nastassja Kinski und Willem Dafoe fügen sich als Cast-Neuzugänge extrem gut in den Film ein und spielen ihre Figuren wirklich toll.
                                  In der zweiten Hälfte fügt Wenders seinem Konzept dann eine neue erzählerische Facette hinzu, indem er sich damit auseinandersetzt, wie das menschliche Dasein auch Schattenseiten mit sich bringt und auch kriminelle Elemente einbaut.
                                  Ab der zweiten Hälfte hat der Streifen für mich dann auch deutlich abgebaut. Der Inszenierungsstil und die Handlung wird viel konventioneller, die Ereignisse ziehen sich teilweise extrem und stellenweise war mir der Film hier ein wenig zu öde.
                                  "In weiter Ferne, so nah!" ist ein Sequel, das handwerklich größtenteils sehr gelungen ist. Leider flacht der Film in der zweiten Hälfte viel zu stark ab. Trotz des emotionalen Endes, mit dem Wenders den Streifen noch ein wenig abfängt, bleibt hier ein leicht fader Nachgeschmack zurück, wie es bei Sequels leider häufiger der Fall ist.

                                  7
                                  • 8

                                    Wim Wenders Collection- 2/5 - "Der Himmel über Berlin"
                                    Mit diesem Film geht Wim Wenders erzählerisch in eine komplett andere Richtung als in seinem vorherigen "Paris, Texas". Statt einer geradlinigen Handlung gibt es in "Der Himmel über Berlin" praktisch gar keine richtige Geschichte.
                                    Die Engel Cassiel und Damiel wandeln durch Berlin. Die Welt sehen sie nur schwarz-weiß, zudem hören sie die Gedanken der Menschen und können nie wahrgenommen werden, außer von Kindern.
                                    Wenders Streifen kann in vielerlei Weise betrachtet werden. Der Film funktioniert genauso als Portät über das damalige Berlin wie als Meditation über die Bedeutung des menschlichen Daseins.
                                    Auf extrem poetische, philosophische und ruhige Art und Weise bekommt man Szenen zu sehen, in denen die Engel durch die Hauptstadt laufen und die unterschiedlichen Gedankenfetzen der Menschen aufnehmen. Was es allerdings wirklich bedeutet, neben dem rein geistigen Dasein auch ein körperliches zu führen, können sie nie spüren und so bleiben ihnen eigene Gefühle oder Sinneswahrnehmungen fremd.
                                    Im Grunde ist der Film ein poetisches Filmgedicht, ein Kunstwerk, das von den philosophischen, teilweise in Gedichtform geschrieben und vorgetragenen Monologen, den ausdrucksstarken Schauspielern, allen voran Bruno Ganz und Otto Sander, und der sinnlichen, hypnotischen Inszenierung getragen wird. Ab und an wird dem Film, wie auch schon "Paris, Texas", die Laufzeit ein wenig selbst zum Hindernis, da Wenders einige Szenen gerne sehr in die Breite dehnt und bei manchen Momenten lange bei den Geschehnissen verweilt wird.
                                    Die Kamerafahrten und Bildkompositionen sind absolut hervorragend und der Wechsel zwischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der Sicht der Engel und Farbeinstellungen aus der menschlichen Welt sind originell. Dazu kommt eine Klangkulisse, in der neben der klassischen Musik die Stimmen der Figuren selbst eine Art Musikuntermalung bietet.
                                    "Der Himmel über Berlin" ist ein filmisches Gedicht, auf das man sich einlassen muss. Wer sich in den Film fallen lassen kann, bekommt eine poetisch-meditative Auseinandersetzung mit den Fragen des Menschseins sowie feinfühlige Momentaufnahmen aus dem damaligen, geteilten Berlin.

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                                    • 7

                                      Nachdem mir "Saló" gestern anscheinend noch nicht genug war, hab ich mich heute an den nächsten Film gewagt, der ebenfalls extrem kontrovers und zudem ziemlich unbekannt ist.
                                      Ein Mann, anscheinend eine Art Detektiv, kommt an einer Villa an. Er ist an der Schulter verletzt und kämpft mit dem Bewusstsein. Vor der Villa graben eine Mutter und eine Tochter ein Grab. Als der verletzte Detektiv in die Villa der beiden kommt, nehmen diese ihn als eine Art Geisel, um ihre sexuellen Obsessionen an ihm auszuleben.
                                      "Singapore Sling" fängt bereits merkwürdig an, doch das ist nur der Beginn eines Films, der so dermaßen bizarr, verstörend und verwirrend wird, dass man oft ein ungutes Gefühl verspürt. Der griechische Regisseur Nikos Nikolaidis hat mit seinem Werk eine schier undefinierbare Genre-Mischung geschaffen, die Elemente aus den Genres Thriller, Krimi, Horror, Drama und Sexploitation enthält.
                                      Inszenatorisch ist der Film eine wahre Wucht. Obwohl 1990 erschienen, sieht er durch seine kunstvollen Schwarz-Weiß-Bilder und die altmodische, stilvolle Musikuntermalung eher aus, als wäre er 30-40 Jahre früher gedreht worden. Die Kameraeinstellungen und Bildkompositionen sind fantastisch und der gesamte Film wirkt perfekt durchkomponiert.
                                      Inhaltlich ist der Film aber dafür umso kontroverser. Die Rahmenhandlung ist irgendwie faszinierend, aber so surreal und rätselhaft, dass man nie wirklich einen vollen Durchblick erlangen kann. Dazu kommen teils absurde Monologe bzw. Ansprachen direkt an den Zuschauer, die eine sehr sonderbare Wirkung verstören.
                                      Wenn es dann an die Darstellung der sexuellen Praktiken geht, ist die Inszenierung extrem explizit. Nikolaidis zeigt teilweise extrem abartige Praktiken, bei denen auch einige Körperflüssigkeiten eine Rolle spielen und wo BDSM-Praktiken noch nicht ansatzweise das extremste sind. Als Beispiel sei hier einfach mal genannt, dass eine Masturbation mit einer Kiwi äußerst detailliert geschildert wird. Die Darsteller, vor allem Meredyth Herold, müssen vollen Körpereinsatz zeigen und generell geben sich hier alle 3 Schauspieler dem vollen Wahnsinn hin.
                                      Der Film kommt nur mit 3 Schauspielern aus und spielt sich ausschließlich innerhalb der Villa oder davor ab. Atmosphärisch durchlebt man hier ein wahres Wechselbad der Gefühle. Auch wenn man den Blick oftmals abwenden möchte oder durch die extremen Szenen abgestoßen wird, ist man irgendwie durchgehend von der brillanten Inszenierung, der seltsamen Atmosphäre und der surrealen, mysteriösen Geschichte fasziniert.
                                      "Singapore Sling" ist extremes, verstörendes und bizarres Grenz-Kino. Lediglich für Leute, die Gefallen an solchen Filmerfahrungen empfinden, würde ich den Film uneingeschränkt empfehlen. Für alle anderen sei dieser Kommentar neben der Wertung dann auch gleichzeitig eine Warnung, denn sonst erlebt man sicherlich eine unangenehme Überraschung. Alle anderen sollten diesem albtraumhaften Trip germe mal eine Chance geben.
                                      P.S.: Der Film ist hierzulande vom Label Bildstörung ungeschnitten veröffentlicht worden und für Volljährige kaufbar.

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                                        Kaum ein Film wird auch heute noch so kontrovers diskutiert wie Pasolini´s "Saló" von 1975.
                                        Pasolini führt die grausame Fratze des Faschismus und ihre unmenschlichen Mechanismen schonungslos vor. Der Film selbt spielt 1944 im von Nazis besetzen Saló. Vier wohlhabende, mächtige Männer nehmen eine große Gruppe junger Männer, Soldaten und Frauen auf ihrem Schloss gefangen.
                                        Hier entfaltet sich unterteilt in Kapitel, sogenannte Höllenkreise, ein unfassbar grausames Szenario, in dem die junge Gruppe von den Machthabern versklavt, erniedrigt und gefoltert werden und sämtliche moralisch verwerfliche Handlungen wie Vergewaltigung und andere Perversionen an ihnen durchgeführt werden.
                                        Dabei ist der Streifen durchwegs sehr elegant und stilvoll inszeniert, was einen harten Kontrast zu den abscheulichen, dargestellten Geschehnissen darstellt. Durch den äußerst nüchternen Erzählstil kann man dem Film schwer vorwerfen, sich an den Gräueltaten zu ergötzen, denn jegliche Effekthascherei wird hier konsequent umgangen und man bekommt ein extrem realistisches Abbild von Zuständen, die damals aktuell waren, aber auch heute nicht vergessen werden sollten, wenn man sich aktuelle Ereignisse ähnlicher Abgründe vor Augen führt. Ist der Streifen die meiste Zeit über schon sehr heftig und teilweise schwer verdaulich, sind die letzten gut 10 Minuten dann nochmal ein markerschütternder Abstieg in die Hölle und es wundert einen nicht mehr, dass die Segmente bzw. Kapitel des Films in Höllenkreise benannt sind.
                                        "Saló" ist ein unglaublich kontroverser, erschütternder und harter Film, der zugleich aber handwerklich von unbestreitbarer Qualität ist. Inhaltlich ist er ebenfalls von höchster Relevanz, auch weil das Geschehen mit solch schonungsloser Radikalität und bitterer Realitätsnähe vorgeführt wird.

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                                          Nachdem "The Raid" für mich einer der besten Action-Filme der letzten 10 Jahre ist und ich mich unfassbar auf "The Raid 2" dieses Jahr freue, hab ich mir "Merantau" von Gareth Evans auch noch angeschaut.
                                          In der Hauptrolle wurde wieder Kampfkunst-Experte Iko Uwais besetzt, der auch hier wieder vor allem durch seine grandiose Körperlichkeit glänzt. Im Gegensatz zu "The Raid" konzentriert sich Evans hier noch ein wenig mehr darauf, neben den Kampfszenen auch eine Geschichte zu erzählen.
                                          Diese ist einfach gehalten und bietet keine großen Überraschungsmomente, ist teilweise aber durchaus spannend und hat sogar einige emotionale Momente. Das Herzstück des Films sind aber natürlich wieder die Actionszenen. Evans ist momentan handwerklich mit Sicherheit einer der begabtesten Regisseure und inszeniert die Kämpfe, die erneut fast immer ohne Schusswaffen und nur auf körperliche Auseinandersetzungen setzen, mit einer atemberaubenden Brillanz. Jeder Schnitt und jede Kamerabewegung ist perfekt gesetzt, beim Tempo wird oft variiert und der Soundtrack ist sehr treibend und untermalt die spannende Dynamik in den Gefechten optimal.
                                          Natürlich ist es wieder ein wenig fragwürdig, dass hier so gut wie jeder, vom kleinen Ganoven über Handlanger bis hin zu den Business-Gangstern im Umgang mit der Kampfsportart extrem gut geschult ist, aber daraus besteht nun mal die Dramaturgie des Films und dadurch kommen die packenden Auseinandersetzungen erst zu Stande.
                                          "Merantau" ist noch nicht ganz das Meisterwerk wie "The Raid", aber die Inszenierung von Regisseur Gareth Evans ist auch hier bereits absolut überragend und er schafft es, eine emotionale, dramatische Geschichte mit atemlos-packenden Kampfchoreographien zu verbinden.

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                                          • 7 .5
                                            über Cube

                                            Gedreht mit geringem Budget avancierte "Cube" trotzdem zu einem Geheimtipp für Genre-Freunde.
                                            Der Film ist eigentlich weniger klassischer Horror als stattdessen mehr eine Art Mystery-Psycho-Thriller. Er spricht die Urängste in uns an, denn genauso wie die Figuren des Streifens sind wir zunächst genauso ratlos der rätselhaften Ausgangssituation ausgeliefert. Zunächst ist da erstmal ein seltsamer Raum, bei dem alle Seiten gleich aussehen. Es stellt sich heraus, dass man es hier mit einer Art Gefängnis zu tun hat, das wie ein Würfel konstruiert wurde und in dem in jedem neuen Raum tödliche Fallen lauern können.
                                            Unsere sechs Protagonisten können sich untereinander zunächst nicht trauen, doch auch wir als Zuschauer werden im späteren Verlauf sicherlich noch überrascht sein, denn eigentlich ist hier niemand der, für den man ihn zunächst hält.
                                            "Cube" ist unglaublich effektiv in seiner Machart. Trotz des geringen Budgets funktioniert das Konzept des Films einwandfrei, da viel mit Kameraperspektiven und Wahrnehmungen gespielt mit, sei es bezogen auf Raum oder Charaktere. Da lässt es sich dann insgesamt auch verschmerzen, dass hier nicht die allertalentiertesten Darsteller besetzt wurden und hier und da doch schon ein wenig Overacting negativ auffällt. Die grafische Gewalt wird nur spärlich eingesetzt, aber die wenigen Momente haben es durchaus in sich und sind ziemlich explizit ausgefallen. Die Spannung wird auch ziemlich gut aufrecht erhalten, man rätselt und fiebert auf jeden Fall mit, ob oder wie es einen Ausweg aus diesem klaustrophobischen Albtraumszenario geben wird. Das Ende selbst ist dann auch ziemlich klug gewählt, lediglich die letzten Ereignisse vor dem eigentlichen Schluss sind dann leider etwas unpassend und fügen sich störend in das Gesamtbild ein.
                                            "Cube" zeigt mal wieder, wie viel man mit wenig erschaffen kann. So bekommt man hier einen kleinen, nicht durchwegs feinen, aber spannenden und originellen Thriller geboten, der vor allem durch das kreative Setting sowie Design und die beklemmende Atmosphäre punktet.

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                                            • 7 .5

                                              Nachdem mich "Universal Soldier: Day of Reckoning" nach der damaligen Sichtung schon ziemlich begeistert hat, wollte ich "Regeneration" unbedingt noch nachholen, vor allem weil hier auch John Hyams Regie führte.
                                              "Regeneration" ist noch nicht ganz das brachial-verstörende Inferno wie Hyam´s Nachfolger, doch auch hier blitzt sein Talent als Regisseur bereits mehr als deutlich hervor. Der Streifen ist ein unglaublich düsterer, harter und depressiv-nihilistischer Action-Reißer. Was man dem Film am meisten ankreiden muss, ist sein formelhaftes C-Movie-Handlungsgerüst (Terroristen nehmen Geiseln, stellen Forderungen und drohen mit Bombenanschlag mitsamt nuklearem Super-GAU). Ansonsten punktet er aber vor allem durch die wahnsinnig starke Atmosphäre. Hier gibt es keine pseudo-coolen One-Liner oder stylische Kills zu bestaunen. Die anrückenden Soldaten werden von übermenschlichen Kampfmaschinen mit Kugeln durchsiebt oder ihnen wird in langen Einstellungen förmlich das Leben aus dem Körper geprügelt. Dazu passt auch der karge, triste Ostblock-Look, in dem der Streifen gehalten ist.
                                              Die Helden der alten Garde, allen voran Van Damme, sind hier desillusioniert, verbraucht, müde und ihr Einsatz im Gefecht wird lediglich mit künstlichen Mitteln hervorgerufen. In fast schon philosophischen Ansätzen wird hier raues Action-Feuer mit Diskursen über den freien Willen und das menschliche Dasein angereichert, hinzu kommt die souveräne Regie von Hyams, der hier mit tollen Kameraeinstellungen, teilweise sogar Plansequenzen und dem intensiv-brummenden Soundtrack glänzt.
                                              Neuzugang und MMA-Fighter Andrei Arlovsky entwickelt mit seiner stoischen Mine und der brachialen Körperlichkeit eine unheimliche Präsenz, Dolph Lundgren wirkt ein wenig zu steif und lustlos (auch wenn das bei ihm vermutlich immer so ist) und vor allem Jean-Claude Van Damme hat im höheren Alter durch sein verbrauchtes, zerfurchtes Gesicht schauspielerisch überraschendes zu bieten und fügt sich perfekt in den niederschlagenden Erzählton ein.
                                              Für "Universal Soldier: Regeneration" gilt mit Abstrichen dasselbe wie für "Day of Reckoning". Eigentlich öde C-Movie-Action wird durch die tolle Regie von John Hyams zu einer Dampf-Walze, die mit ihrer unerbittlichen Härte und der depressiven Atmosphäre einfach fasziniert.

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                                              • Einer meiner absoluten Lieblingsdarsteller... Ich bin einfach nur traurig und schockiert, ein großer Verlust für die gesamte Filmwelt... Ruhe in Frieden und danke für die unvergesslichen Schauspielmomente, die du uns beschert hast.

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                                                • 5

                                                  Mit "Thor 2: The Dark Kingdom" wird die 2. Marvel-Phase zur Vorbereitung für "The Avengers 2" weitergeführt.
                                                  Nach den Ereignissen von "The Avengers" springt die Handlung des Films zunächst zwischen der Erde und verschiedenen Planeten hin und her, weshalb der Erzählmotor anfangs ziemlich stottert. Die Balance zwischen der erzählten Geschichte, Action- und Charaktermomenten sowie Humor-Einlagen will nicht so richtig aufgehen und es dauert, bis der Film diese Elemente in die Waage bringt. Natürlich sind die Effekte gut gelungen, so wie es sich für eine Big-Budget-Comic-Verfilmung nun mal gehört, doch erst in der Mitte des Films nimmt der Film an Fahrt auf. Dies liegt neben bombastischen Action-Momenten in erster Linie an den tollen Darstellern, die den Figuren viel Ausstrahlung und Charisma verleihen. Hier seien mal Chris Hemsworth als Thor, Natalie Portman als Jane und Tom Hiddleston als Loki hervorgehoben, die vor allem in gemeinsamen Szenen für viel Unterhaltung sorgen. Die Figur von Stellan Skarsgård wird eigentlich nur für Slapstick-Einlagen verschwendet, was nicht wirklich gut gelungen ist. Auch Christopher Eccleston als Bösewicht Malekith bleibt wegen der Maske hinter seinen Möglichkeiten zurück.
                                                  "Thor 2: The Dark Kingdom" kann trotz des gelungenen Mittelteils, teils tollen Darstellern und netten Effekten nicht wirklich für Begeisterung sorgen. Verglichen mit dem ersten Teil und vor allem mit "The Avengers" fehlt hier einfach die durchgängige Unterhaltung sowie dynamische Situationen zwischen den Figuren. Für zwischendurch und als Einstimmung auf das nächste "Avengers"-Spektakel ist der Streifen letztendlich nicht mehr als ein kleiner Appetithappen.

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                                                  • 6

                                                    "Homefront" ist ein Actionfilm mit Jason Statham, der mal wieder in Einzelgänger-Manier gegen seine Widersacher vorgeht.
                                                    Das Drehbuch wurde von Sylvester Stallone geschrieben und wie von Stallone gewohnt kommt der Streifen dadurch wieder ziemlich oldschool daher. Nach einem actionreichen, etwas hektischen Einstieg wird erstmal die Bremse angezogen und der Film konzentriert sich eher darauf, die Verhältnisse zwischen den Figuren aufzuzeigen und die Spannung langsam aufzubauen.
                                                    Jason Statham gibt sich gewohnt charismatisch und teilt teilweise wieder kräftig aus. Auch die Chemie zwischen Izabela Vidovic, die seine Tochter spielt, stimmt und die gemeinsamen Szenen sind in Ordnung. Am meisten war ich darauf gespannt, wie sich James Franco in dem Film macht. Zunächst wird der als abgedrehter Redneck eingeführt, wobei er teilweise an seine überragende "Spring Breakers"-Performance erinnert. Im späteren Verlauf bekommt seine Figur allerdings sogar einen Funken Tiefe verliehen, wodurch durchblitzt, was hier an Potential noch vorhanden gewesen wäre.
                                                    Auch wenn das Südstaaten-Setting sehr stimmig ist, schöpft der Film nämlich leider nicht aus dem vollen Konfliktpotential, das zwischen den Figuren von Statham und Franco vorhanden war, sondern konzentriert sich eher auf einen unspektakulären Plot um rachsüchtige Biker, die Statham umlegen wollen.
                                                    Die Actionszenen sind schick und deftig umgesetzt, aber insgesamt zu rar gesäht. Der Film folgt einem simplen 3-Akte-Schema, wobei sich die ersten 2 Akte bis auf kleine Einschübe nur auf das Erzählen der Handlung beschränken. Erst in der letzten halben Stunde nimmt der Streifen mehr Fahrt auf und bietet einiges an Action.
                                                    "Homefront" ist ein gewöhnliches Statham-Vehikel, das in den Actionszenen auf jeden Fall punktet. Schade ist nur, dass sich Stallone als Drehbuchautor praktisch nichts getraut hat und so das vorhandene Konfliktpotential zwischen den durchaus interessanten Figuren völlig unausgeschöpft lässt. Dadurch bleibt der großartige James Franco ein wenig zu sehr an der Leine angebunden, zudem ist der Handlungsfluss zu arm an Action und Tempo.

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