Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
"Catching Fire" ist der zweite Teil der "The Hunger Games"-Reihe. Regie führte nicht mehr Gary Ross, sondern Francis Lawrence.
Der Regiewechsel bedeutet vor allem, dass die hektische Wackelkamera des ersten Teils ruhigeren, saubereren Aufnahmen gewichen ist. Davon profitiert vor allem die zweite Hälfte des Films, in der erneut die Hungerspiele stattfinden. Bis dahin ist es allerdings erstmal ein kleiner Weg, denn der 146-minütige Film konzentriert sich deutlich mehr auf das Erzählen einer Geschichte als der erste Teil.
Erneut geht es um ein gesellschaftskritisches Konzept, welches in interessanten Ansätzen gezeigt wird. Leider werden diese Ansätze in ein viel zu enges Hochglanz-Blockbuster-Korsett gezwängt, das viel mehr am soapigen Liebesdreieck der Hauptdarsteller interessiert ist. Die Liebesgeschichte ist erneut extrem kitschig, noch dazu sind die Qualitäten des Casts sehr gemischt.
Die Leistung von Jennifer Lawrence ist wieder mal das Glanzstück des Streifens. Katniss ist diesmal eine Mischung aus traumatisierter Veteranin, emtionalem Mädchen und starker Kämpferin und Lawrence bringt all diese Facetten sehr gut rüber. Auch Woody Harrelson punktet mit Sympathie und Philip Seymour Hoffman ist spitze in seiner kleinen Rolle. Auf der anderen Seite gibt es aber auch merklich negatives auf der schauspielerischen Seite. Josh Hutcherson entwickelt keinerlei Chemie mit Jennifer Lawrence und sein Peeta ist ein unsympathischer Weichling. Auch der Rest der Schauspieler, die als Tribute in die Hungerspiele geschickt, bleiben völlig blass. Liam Hemsworth ist gar komplett verschenkt worden.
Die Hungerspiele selbst offenbaren zunächst Potential für Spannung, Action, Tempo und Dynamik, was man im vorangegangen Handlungsteil vermisst. Elemente wie die Hindernisse und Gefahren, die in der Arena gestreut werden, sind auch gelungen, doch Duelle zwischen den Tributen selbst sind äußerst rar gesäht. Noch ärgerlicher ist es allerdings, dass die Hungerspiele letztendlich nur dazu da sind, um am Ende noch einen schnellen Twist samt Cliffhanger einzubauen, wodurch die Weichen für die finalen beiden Teile gelegt werden sollen.
"Catching Fire" ist trotz gelungener gesellschaftskritischer Ansätze, einer tollen Jennifer Lawrence und gelegentlichen Spannungsmomenten eine Enttäuschung. Die 146 Minuten schauen sich viel zu lang, die kitschige Lovestory ist nervig und einige der Darsteller sind völlig verschenkt oder untalentierte Milchgesichter. Insgesamt gehobenes Mittelmaß, auch wenn mir die Lust auf die nächsten Teile nun irgendwie etwas vergangen ist.
In "All Is Lost" erleidet Robert Redford auf hoher See Schiffbruch.
Der Einleitungssatz umfasst im Prinzip den kompletten Inhalt des Films, denn der Streifen von J.C. Chandor ist ein Survival-Drama in minimalistischster Form, bei dem es wirklich nur um den Überlebenskampf eines Mannes auf hoher See geht.
Eigentlich ist der Film eine interessante Alternative zu vielen Streifen der heutigen Zeit, da er auf Dialoge, Tempo, schnelle oder viele Schnitte und Twists verzichtet, sich auf nur einen Schauspieler beschränkt und schauplatztechnisch extrem reduziert ist. So ein Film muss dann aber meiner Meinung nach durch Spannung und Schauspiel besonders überzeugen und hier versagt er einfach. Die namenlose Figur von Robert Redford erhält keinerlei Hintergrundinformationen und somit ist mir sein Schicksal völlig egal gewesen. Die meiste Zeit war der Film viel zu langweilig, da keinerlei Spannung aufkam und sich viele Situationen auch noch mehrfach zu wiederholen scheinen.
Robert Redford gibt sich sichtlich Mühe, seiner ums Überleben kämpfenden Figur Profil zu verleihen, doch auch seine Darbietung ist letztendlich nur ganz nett und hebt das Gesamtniveau des Films nur leicht an.
"All Is Lost" ist ein unglaublich minimalistisches Survival-Drama, welches mich durch die Absenz jeglicher Spannungsmomente und das Fehlen von emotionaler Charakterbindung völlig kalt gelassen und oftmals einfach nur gelangweilt hat. Lediglich das interessante Grundkonzept und das bemühte Schauspiel von Robert Redford punkten.
Ich hatte mal wieder Lust, einen Klassiker zu schauen, den ich noch nicht gesehen hatte. Die Wahl fiel auf "Sunset Boulevard" von Billy Wilder.
Der erfolglose Drehbuchautor Joe gerät zufällig auf das Anwesen von Norma Desmond. Norma ist eine gealterte Schauspielerin aus der Stummfilmära und ihr Ruhm liegt lange zurück. Die einzige, die das nicht akzeptieren will, ist sie selbst und so hat sie sich in ihrer edlen Villa in eine Scheinwelt zurückgezogen. In Joe sieht sie den perfekten Mann, um ihr beim Schreiben ihres Drehbuchs zu helfen.
Wilder bietet mit seinem Streifen einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik. Äußerst bitter und mit tollen Dialogen zeigt er, wie Hollywood ruhmreiche Stars fallen und Drehbuchautoren in der Luft hängen lässt. Neben dieser satirischen Betrachtungsweise lebt der Film vor allem von den tollen Schauspielleistungen. Gloria Swanson spielt die eitle, exzentrische und oft dem Wahnsinn nahe Filmdiva einfach nur perfekt. William Holden ist ebenfalls klasse als charmanter, erfolgloser Drehbuchautor Joe, der gleichzeitig trotz eines inhaltlichen Kniffs als Erzähler der Geschichte fungiert.
Der Film bewegt sich vor allem dann in der obersten Liga, wenn die Handlung innerhalb der Villa von Norma spielt. Diese wirkt zugleich anmutig, aber auch sehr gespenstisch und verlassen und spiegelt so das Innenleben von Norma selbst perfekt wieder.
Als der Streifen 1950 erschien, war er seiner Zeit eigentlich weit voraus. Von Kritikern und Publikum wurde er ausgebuht und selbst heutzutage kann man sich kaum vorstellen, dass ein Studio solch ein Drehbuch durchwinken würde. Dabei ist der Streifen heute so relevant wie damals, denn auch aktuell gibt es immer wieder Meldungen von Schauspielstars, die dem Ruhm verfallen sind und völlig abstürzen, sobald ihr Erfolg erlischt. Mit enormer Konsequenz führt Wilder diesen Handlungsansatz zu einem brillanten Ende, das den Film nach einem Knalleffekt mit einer beängstigenden Schlusseinstellung abschließt.
"Sunset Boulevard" ist ein toll inszeniertes, fantastisch gespieltes Drama, welches tief hinter die abgründige Fassade der Traumfabrik Hollywood blickt. Aufgrund seiner Thematik ist der Film definitiv von zeitloser Relevanz und kann heute noch genauso überzeugen wie vor über 60 Jahren.
“All right, Mr. DeMille, I'm ready for my close-up."
Mit "American Hustle" greift Regisseur David O. Russell eine wahre Begebenheit aus den USA der 70er Jahre auf und formt daraus eine satirische, leicht überdrehte Mischung aus Thriller, Drama und Komödie.
Man muss schon durchwegs aufpassen, damit man dem Geschehen immer folgen kann und am Ball bleibt. In flotten Szenen und schnellen Dialogen werden viele Figuren in der Handlung untergebracht. Dazu ist die eigentliche Handlung zwar nicht wirklich anspruchsvoll oder kompliziert, doch Russell baut einige Irrungen und Wirrungen in sein Werk ein, durch die die Handlung öfters mal neue Richtungen einschlägt.
Neben der eigentlichen Geschichte, die sich um die Zusammenarbeit eines FBI-Agenten mit zwei Betrügern dreht, die korrupte Politiker überführen wollen, ist Russell vielmehr an den beteiligten Figuren interessiert. Unterstützt von einem gigantischen Cast tummeln sich hier so einige eigensinnige Charaktere und schräge Vögel, durch die die nicht so spektakuläre Geschichte extrem aufgepeppt wird. So bekommt man unter anderem einen großartigen Christian Bale mit Plautze und Toupet, einen souveränen, herrlich selbstironischen, teils irren Bradley Cooper oder eine Jennifer Lawrence als durchtriebene White-Trash-Tussi mit Hintergedanken. Dies sind allerdings nur einige Darsteller, eigentlich gibt es an allen Ecken und Enden ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Trotz der durchaus üppigen Laufzeit von 133 Minuten schaut man als Zuschauer trotzdem durchgängig gerne zu, was mit den Figuren als nächstes passiert , wer sich hier mit oder gegen wen verbündet und was für betrügerische Aktionen geplant und durchgeführt werden. Dabei geraten die Charaktere trotz der teilweise irrwitzigen Ausufterungen nie zu reinen Karikaturen, sondern erhalten oftmals einen geerdeten Background, durch den sie für den Zuschauer greifbar und nachvollziehbar werden.
Hinzu kommt die wieder einmal brillante Inszenierung von Russell, der hier mit einer spielenden Leichtigkeit eine unglaubliche Lässigkeit und Eleganz an den Tag legt, die durch die famosen Kostüme, die hervorragende Kameraarbeit und den fantastischen Soundtrack abgerundet wird.
"American Hustle" ist ein sehr unterhaltsames, brillant gespieltes und erstklassig inszeniertes Stück Film, mit dem David O. Russell weiterhin seinen Status als ausgezeichneter Filmemacher untermauert.
Wann definieren wir Liebe oder eine Beziehung und welche Grenzen sind gegeben? In seinem unglaublichen, neuen Werk "Her" zeigt uns Spike Jonze eine Zukunft, die gar nicht so weit entfernt von unserer zu sein scheint. Der technische Fortschritt ist noch ausgereifter und die täglichen Abläufe werden von Operating Systems gesteuert.
Mitte in dieser visuell bestechenden Welt lernen wir Theodore Twombly kennen. Sein Job ist es, die Texte für Grußkarten oder Briefe zu schreiben, die sich die Leute zuschicken. In seinen Texten stecken unglaublich gefühlvolle Ausdrücke und so ist er auch privat. Als er sich ein neues Operating System (OS) einrichtet, ändert das alles in seinem Leben.
Die Idee, die hinter "Her" steckt, klingt erstmal extrem skurril und sonderbar. Ein Mann, der sich nur in eine künstliche Stimme ohne Körper verliebt und mit dieser eine Beziehung führt. Doch wenn man sich heutzutage in unserer Gesellschaft umsieht, formuliert Jonze diese Gegebenheiten nur weiter aus und zeigt, wo es hinführen kann.
Der Coup ist allerdings, dass sich Jonze diesem Thema keineswegs albern nähert, sondern einen unglaublich gefühlvollen, melancholischen und warmherzigen Film geschaffen hat, der oftmals schwer berührt.
Joaquin Phoenix ist nach seiner letzten Glanzleistung in "The Master" hier auch wieder in beeindruckender Höchstform und spielt Theodore zwar auch mit einer gewissen Seltsamkeit, aber stets zutiefst sympathisch und liebenswert. Scarlett Johansson leiht dem OS ihre Stimme und ist daher nie zu sehen, doch ihre stimmliche Bandbreite ist einfach nur fantastisch. Auch wenn man sie nie sieht, schafft sie es, dass man stets eine lebendige Person vor Augen hat, wenn sie mit Phoenix interagiert. Selbst Momente, in denen zwischen den beiden sowas wie Sexualität vorkommt, wirken so niemals plump, sondern brillant umgesetzt.
Visuell strotzt der Film nur so vor faszinierenden, kleinen Details, in denen man sich in der Zukunfts-Welt verlieren will und gerne mehr von sehen würde. Ein Beispiel wäre hier z.b. die Art, wie Videospiele in der Zukunft gestaltet sind und gespielt werden. Ein kleines Highlight! Dazu kommt noch der wundervolle Soundtrack von Arcade Fire, der einige Gänsehautmomente beschert.
Mit "Her" hat Spike Jonez mal wieder ein absolutes Juwel geschaffen. Trotz der vordergründig skurrilen Geschichte ist seine visuell bestechende Zukunftsvision eine warmherzige Liebesgeschichte, die sich einfühlsam damit auseinandersetzt, was es bedeutet zu lieben und dass das Körperliche längst nicht alles ist, was wir brauchen, um uns im Leben glücklich zu machen und uns einen Weg aufzuzeigen.
"Henry: Portrait of a Serial Killer" zeigt extrem roh, ungeschönt und fast schon beiläufig, wie ein Mann völlig emotionslos und kalt mordet.
Mit geringem Budget und amateurhaften Darstellern gedreht wirkt der Film ziemlich authentisch und real. Michael Rooker gibt eine ziemlich beängstigende Performance als Serienmörder Henry und gerade sein emotionsloses, kantiges Spiel gibt seiner Figur die nötige Präsenz.
Regisseur John McNaughton verzichtet bei seinem Film auf einen wirklichen Spannungsbogen und setzt auf ein langsameres Erzähltempo, wodurch sich der Film für mich an einigen Stellen trotz der kurzen 82 Minuten Laufzeit merklich gezogen hat. Bis auf 3-4 wirklich heftige Momente hält sich der Film grafisch bedeckt mit Gewalt, doch viel spielt sich im Kopf des Betrachters ab. Dazu trägt auch immer wieder der Soundtrack bei, der teilweise wirklich gelungen ist, teilweise aber auch ein wenig zu dick aufträgt und zu penetrant ist. Einen kleinen Pluspunkt hat sich sicherlich das konsequente, harte Ende verdient.
"Henry: Portrait of a Serial Killer" ist eine oft gelungene, schockierende Erzählung aus dem Leben eines Killers. Leider ist der Film an vielen Stellen ein wenig zu langatmig und der Soundtrack schlägt immer wieder mal über´s Ziel hinaus. Durch die rohe, authentische Inszenierung und das überzeugende Spiel von Michael Rooker reicht es gerade so noch für einen sehenswerten Film.
"Filth" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Irvine Welsh, der auch schon den Roman zu "Trainspotting" schrieb.
Regisseur John S. Baird erzählt die Geschichte von Detective Bruce Robertson. Bruce ist ein extrem korrupter, hinterlistiger und verdorbener Polizist, der sich die Beförderung zum Detective Inspector als Ziel gesetzt hat.
Nebenbei gilt es auch, einen Mord aufzuklären, doch das ist eher nebensächlich. In erster Linie geht es darum, in das kaputte Wesen von Bruce einzutauchen. Baird verwendet einen extrem dreckigen, anstößigen und abgedrehten Stil, um in fantastisch inszenierten Sequenzen in das Innere der Hauptfigur einzudringen. In der ersten Hälfte dominieren schwarzer, extrem britischer Humor und ab und an fast schon pubertär wirkende Gags, die dem Streifen bereits eine markante Wirkung verleihen.
Richtig genial wird der Streifen dann allerdings in der zweiten Hälfte, wo das Ganze in eine deutlich ernstere, düsterere Richtung geht. Dabei wird der Stil des Films gleichzeitig noch verrückter und durchgeknallter und Momente zwischen Realität und Fiktion gehen nahtlos ineinander über. Der Wechsel gegen Ende in die ernstere Richtung schadet dem Streifen aber überhaupt nicht und vor allem der Schluss ist einfach nur perfekt gewählt und inszeniert.
Das alles würde allerdings nur halb so gut funktionieren, wenn der richtige Hauptdarsteller für diesen charaktergetriebenen Film fehlt. Mit James McAvoy hat man hier eine absolut überragende Wahl getroffen, denn er hat in der letzten Zeit bewiesen, was er schauspielerisch drauf hat und darf hier seine meiner Meinung nach beste Leistung bisher abliefern. Mit wahnsinniger Mimik und Ausstrahlung, seinem extremen, schottischen Akzent und sogar emotionaler Tiefgründigkeit spielt er hier völlig entfesselt und wie losgelöst und scheut sich auch nicht, gelegentlich einige Tabus zu brechen. Seine subjektive Perspektive ist es, die der Geschichte ihren wahnsinnigen, surrealen Drive verleiht. Hinzu kommt ein absolut brillanter Soundtrack, der kongenial ausgewählt wurde und perfekt zu den jeweiligen Szenen passt.
"Filth" bedeutet, 97 Minuten lang mit einem James McAvoy in Bestform und der grandiosen Inszenierung von Baird über einem Abgrund zu taumeln, aus dessen Sogwirkung es kein Entrinnen gibt. Für mich ein Streifen mit absolutem Kultpotential aufgrund der vielen genialen Einfälle und dem speziellem Erzählton.
"Same rules apply"
In dem Drama "Dallas Buyers Club" behandelt Regisseur Jean-Marc Vallée die wahre Geschichte um einen AIDS-Patienten.
Der abgehalfterte, raue Trailerpark-Rodeo-Cowboy Ron Woodroof erhält die Diagnose: HIV-positiv.
Anfangs widmet sich der Film dem Innenleben von Woodroof und wie er mit der Krankheit umgeht. Anfangs extrem homophob und unfreundlich, wandelt sich sein Charakter, als er einen Transsexuellen kennenlernt. Mit diesem verkauft er illegale Drogen an andere AIDS-Patientien, nachdem diese bei ihm selbst Wirkung zeigen.
Eigentlich geht es in dem Streifen fortan weniger um die Erforschung des Leidensweges eines AIDS-Patientien, sondern um eine Kritik am Gesundheitssystem und der Pharmakonzerne in den USA. Die Problematik ist, dass die legalen Medikamente eher schädlich und nutzlos sind und toxinfreie Drogen aus dem Ausland, die Wirkung zeigen, werden nicht geprüft und als illegal erklärt. Das wird alles ganz gut geschildert, aber insgesamt hat mich der Streifen dadurch einfach zu wenig berührt oder gar mitgerissen.
Der Film wird natürlich klar von den Schauspielleistungen getragen. Matthew McConaughey beweist erneut seine überragenden Fähigkeiten und brilliert als abgemagerter Redneck, der im späteren Verlauf zu tiefergehenden Gefühlen fähig ist. Auch Jared Leto als transsexueller Rayon spielt sehr gut und stellt seine optische Wandlungsfähigkeit wieder einmal unter Beweis.
"Dallas Buyers Club" ist ein extrem gut gespieltes, sauber inszeniertes, inhaltlich aber nicht tief genug gehendes Drama, das zu viele Themen und Aspekte behandeln möchte, vieles aber dadurch leider zu oberflächlich belässt.
Eigentlich hatte ich vorab keine besonders große Lust, mir den neuen Streifen "Nebraska" von Alexander Payne anzusehen. Nach seinem fantastischen "The Descendants" hat Payne die Qualität aber weiterhin aufrecht erhalten und erneut einen wunderbaren Film geschaffen.
Der Film handelt von Woody Grant, einem alten, mürrischen und leicht dementen Mann, der ein Werbeprospekt für einen Millionengewinn hält und sich als Ziel setzt, diesen abzuholen. Nach Startschwierigkeiten macht er sich mit seinem Sohn David auf die Reise, während sie ihr schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis aufarbeiten und vergangene Orte und Erlebnisse der Familie Revue passieren lassen.
Payne hat erneut eine wundervolle Tragikomödie geschaffen, die seine ganz eigene Handschrift trägt. Die Figuren, die er uns zeigt, sind herrlich verschroben, kautzig und teilweise sonderbar, aber eigentlich alle auf ihre Art extrem liebenswert und einfach menschlich. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase an den langsamen Erzählstil, die schönen Landschaftsaufnahmen und die ungewöhnlichen Charaktere entfaltet sich eine Art melancholischer Road-Trip, der mit lustigen, skurrilen Dialogen, tollen Nebenfiguren, amüsanten Ereignissen aber auch teilweise tragischen Momenten aufwartet. Dabei gelingt Payne die Gratwanderung zwischen tragisch, komisch und warmherzig extrem gut.
Der Cast ist ebenfalls wirklich klasse und vor allem Bruce Dern als Woody, Will Forte als Sohn David und June Squibb in der Rolle von Woody´s Frau sind absolut hervorragend.
"Nebraska" ist eine tolle, melancholische Tragikomödie, die wie eine Hommage an das raue Herz der US-Provinzen und ihre Bewohner wirkt. Mit viel Charme, Respekt und Warmherzigkeit lässt uns Payne daran teilhaben, was es bedeutet, alt zu werden, das Glück zu suchen und Werte wie Familie und Freundschaft zu ergründen.
"There's Woody's little sister, Rose. She was only nineteen when she was killed in a car wreck near Wausa. What a whore! "
Aufgrund der durchwegs positiven Bewertungen hier und der Vergleiche mit "Oh Boy" wollte ich mir von "Frances Ha" auch mal ein Bild machen.
Stilistisch und inhaltlich ähnelt der Film "Oh Boy" auch durchaus. In schicken Schwarz-Weiß Bildern folgt der Zuschauer der 27-jährigen Frances, die relativ planlos und ohne viel Geld durch ihr Leben wandelt. Dabei gibt es keine wirkliche Rahmenhandlung, es werden eher verschiedene Situationen und Verabredungen abgehandelt.
Leider gibt es an dem Film einen entscheidenden Punkt, durch den er trotz des bis dahin noch vorhandenen Potentials einfach scheitert. Sämtliche Figuren, eigentlich auch Hauptfigur Frances selbst, sind dermaßen unsympathisch, uninteressant oder sogar nervig. Durch das bemühte Schauspiel von Greta Gerwig ist die von ihr gespielte Frances noch einigermaßen in Ordnung, doch beispielsweise ihre Freundin Sophie ist eine der unerträglichsten Figuren, die ich in den letzten Jahren in einem Film ertragen musste. Leider hat mich der Streifen deshalb durchgehend kalt gelassen und eher gelangweilt, so dass ich trotz optisch schicker Inszenierung und teils stimmiger Musik froh war, als der Film vorbei war.
"Frances Ha" steht und fällt mit der Sympathie zu den Figuren. Mag man sie, wird man den Film auch mögen. Ich mochte eigentlich niemanden, deswegen ist der Film für mich einfach durchgefallen.
"On a daily basis I consume enough drugs to sedate Manhattan, Long Island, and Queens for a month."
Mit "The Wolf of Wall Street" meldet sich Regie-Legende Martin Scorsese mit einem heißerwarteten, neuen Film zurück.
Der Streifen schildert die auf Tatsachen beruhende Geschichte um Jordan Belfort, der in den 80er Jahren als Börsenmakler an der Wall Street durch nicht ganz legale Geschäfte ein Vermögen scheffelt.
Scorsese erzählt seinen Film allerdings nicht als realistisches Biopic, sondern knallt dem Zuschauer eine mitunter extrem skurrile, abgedrehte Satire vor den Latz. Die gesamten Geschehnisse werden aus der subjektiven Perspektive von Belfort geschildert und immer wieder aus dem Off kommentiert. Über die epische Laufzeit von 179 Minuten hinweg wird man Zeuge einer typischen Rise-and-Fall-Geschichte, die teilweise in Sachen Größenwahn an "Scarface" erinnert, nur mit viel Sex & Drugs an der Börse statt Waffen und Drogenhandel.
In Sachen Sex & Drugs gibt sich der Film trotz Kürzungen für die niedrigere Rating-Freigabe sehr freizügig und Scorsese inszeniert stellenweise wahre Exzess-Orgien. Auf dem Höhepunkt absurder Drogenexperimente lässt der Film einen auch mal minutenlang die Kinnlade runterklappen aufgrund der abgedrehten Szenen und Einfälle. Hier erinnert der Streifen dann teilweise fast ein wenig an "Fear and Loathing in Las Vegas". Subtile Satire ist natürlich etwas anderes, doch Scorsese macht von Beginn an klar, wohin die Richtung geht und so ist die Aneinanderreihung solch ausufernder Exzesse nur konsequent. Wenn man es nicht wüsste, würde man gar nicht meinen, dass hier ein 71-jähriger Regisseur am Werk ist. Der Film ist inszenatorisch so dermaßen energiegeladen und stets nach vorne gehend, dass es so wirkt, als wäre hier ein junger Regisseur verantwortlich, der sich einen hohen Status erarbeiten möchte.
In die Rolle von Jordan Belfort ist mal wieder Scorsese´s Lieblingsdarsteller Leonardo DiCaprio geschlüpft, der hier natürlich absolut brilliert. Er versucht erst gar nicht, in irgendeiner Weise professionell die Fassung zu wahren, sondern gibt sich gemäß der schrillen Vorlage ganz dem Exzess hin, so dass man hier in Bezug auf seine Performance gerne das böse Wort mit O verwenden könnte. Die abgedrehte, zugedröhnte Seite von Jordan Belfort ist allerdings nur eine Facette seiner Figur. Den durchtriebenen, charismatischen Redner, der die Kunden um den Finger wickelt oder den von Gefühlen bewegten Menschen bekommt DiCaprio auch auf den Punkt gespielt hin. Matthew McConaughey hat leider nur ca. 10 Minuten Screentime, dafür ist seine Rolle ein kleines Highlight. Im Gegenzug bekommt man dafür aber sehr viel Jonah Hill, der hier einfach nur eine wahnsinnige Leistung abliefert, die oftmals urkomisch ist und sich gar nicht hinter DiCaprio verstecken muss. Die restlichen Nebenrollen sind ebenfalls hervorragend besetzt, aber das soll jeder für sich selbst entdecken.
"The Wolf of Wall Street" ist eine wilde, abgedrehte Satire, die mit ihrer energiegeladenen Inszenierung in jedem Moment unterhält. Extrem gut gespielt und mit fantastischen Einfällen gespickt ist der Film ein absolutes Muss für Leute, die sich kein ernsthaftes Biopic erwarten und mit viel nackter Haut, Drogenkonsum und ca. 540 "Fucks" in einem Film klarkommen. Bleibt am Ende nur noch die Frage: Wann bekommen wir den 4-Stunden-Cut zu sehen?
"I will not die sober!"
"Jaws" ist ein Film von Steven Spielberg, der als Klassiker der Filmgeschichte gilt.
Dem Streifen ist es sicherlich zu verdanken, dass sich viele Leute auch heute noch nervös umsehen, sobald sie in einem Meer mal etwas weiter hinaus schwimmen. Die erste Hälfte nutzt Spielberg, um die aufkommende Panik unter den Bewohnern des Badeorts Amity Island zu zeigen, an dessen Strand sich Haiattacken häufen. Leider zieht sich dieser Abschnitt bereits über eine Stunde über die erste Hälfte hinaus, weswegen ich mich hier oftmals sehr gelangweilt hab. Spielberg gelingt es gut, bei den Attacken des Hais Spannung aufzubauen, indem er diesen zunächst gar nicht erst zeigt. Hinzu kommt der großartiger Score von John Williams, ohne den der Streifen damals wohl kaum solche eine Wirkung erzeugt hätte. Diese Momente gibt es aber in der ersten Hälfte extrem selten, weshalb ich mich eben wie oben erwähnt meistens etwas gelangweilt hab.
In der zweiten Hälfte spielt der Film dann nur auf offener See, wo sich das Hauptdarsteller-Trio daran macht, den Hai zu töten. Auch hier hält sich die Spannung größtenteils sehr in Grenzen, weshalb diese Hälfte hauptsächlich von dem engagierten Schauspiel des Trios Roy Scheider, Richard Dreyfuss und Robert Shaw und den letzten 15 Minuten lebt, von der Streifen schließlich mehr an Spannung gewinnt. Der Hai selbst ist hier nun auch deutlich expliziter zu sehen und das Design kann sich auch heute noch durchaus sehen lassen, trotz des geringen Budgets des Films.
"Jaws" ist für viele zurecht ein Klassiker, mich konnte er aufgrund vieler Längen aber nicht durchgängig begeistern, sondern hat mich oftmals eher gelangweilt. Die motivierten Schauspieler, der tolle Score und die gekonnte Inszenierung des weißen Hais sorgen aber trotzdem für einige gute Momente.
Nach einem 3-tägigen Marathon durch die gesamte erste Season ist es nun Zeit, ein Fazit über "House of Cards" zu ziehen.
Ich war vorher ein wenig skeptisch, ob mich eine Serie, die sich anscheinend hauptsächlich um die amerikanische Politik dreht, überzeugen oder fesseln kann. Bereits ab der ersten Folge beweist die Serie allerdings, wo ihre Stärken liegen und wächst im Verlauf der gesamten Season immer wieder über sich hinaus.
Im Kern der Handlung geht es um den Congressman Francis "Frank" Underwood, der seit Jahren den Posten als "Majority Whip" inne hat, sich am Anfang der Season aber den Posten als "Secretary of State" als sicher verspricht. Als der Präsident ihm diesen Posten aber überraschenderweise verweigert, schmiedet Frank erbitterte Rachepläne.
"House of Cards" bietet dem Zuschauer einen interessanten, oftmals bitterbösen Einblick hinter die Kulissen von amerikanischen Politiksystemen. Im Mittelpunkt stehen allerdings die Pläne und Aktionen von Frank Underwood, der hier nach allen Regeln der Kunst Intrigen abzieht, bei denen sich der Zuschauer aufgrund der stellenweise unglaublichen Kompromisslosigkeit nur verwundert die Augen reiben kann. Das schlimmste ist, alles wirkt meistens so realistisch, dass man sich vorstellen kann, dass es in unserer Realität wirklich solche Menschen wie Frank Underwood hinter politischen Strippenziehern verbergen. Außerdem werden Themen behandelt, wie sehr das Streben nach Macht den Menschen in seinen innersten Eigenschaften definiert oder verändert und welchen Einfluss die Medien/Presse auf die Politik hat und andersherum.
Eine derart skrupellose, eiskalte und manipulative Figur wie Frank Underwood hat man in den letzten Jahren selten in einer Serie erlebt, schon gar nicht als Hauptfigur. Sympathien in irgendwelcher Art lassen sich zu keiner Weise für ihn empfinden, weshalb selbst die Bezeichnung "Anti-Held" noch zu milde für ihn ist. Kevin Spacey spielt diese Figur mit einer derartigen Intensität und Präzision, dass es einen öfters fröstelt.
Doch auch der Rest des Casts wurde einfach perfekt besetzt und jede einzelne Nebenfigur bekommt hier genügend Freiraum für Entfaltung und interessante Charakterzüge. Erwähnen sollte man hier vor allem die von Robin Wright gespielte Ehefrau von Frank, Claire, die ebenso wie er meist als eiskalte Geschäftsfrau agiert, doch im Gegensatz zu ihm ab und an überraschend emotionale Wesenszüge offenbart. Auch der von Corey Stoll gespielte Congressman Peter Russo ist wahnsinnig faszinierend in seiner charakterlichen Mischung aus ambitioniertem Streben und dem Laster nach Alkohol, Drogen und Nutten.
Die Handlung der Serie wirkt von Anfang bis Ende extrem gut durchdacht, ist perfekt durchkomponiert mit einem traurigen, schockierenden Höhepunkt in Folge 11 und mit messerscharfen Dialogen ausgestattet. Dazu kommt das kongenial integrierte Stilmittel, dass Frank immer wieder die 4. Wand durchbricht, indem er zynische Worte oder Blicke direkt an den Zuschauer richtet.
An einigen Stellen könnte man natürlich kritisieren, dass einige Ereignisse etwas überschnell ablaufen, Intrigen zu leicht funktionieren oder hier und da vielleicht ein wenig dick aufgetragen wird. Da man hier aber im Kern eine Thriller-Serie geschaffen hat und keine
Als ausführender Produzent wurde hier unter anderem David Fincher ins Boot geholt, der bei den ersten beiden Folgen auch Regie führte und der der Serie seinen typischen Stempel aufdrückt. Man bekommt kühle, in leichtem Blauton gehaltene Bilder, schicke Kamerafahrten, nette Technikspielereien wie aufploppende SMS-Fenster im Bildschirm oder einen elektrisierenden, fantastischen Score, der dem Geschehen stets die nötige Fahrt verleiht.
Nicht genug loben kann man übrigens Netflix, die alle Folgen einer Season auf einen Schlag online stellen, womit sie zeigen, dass sie wie kaum jemand verstanden haben, wie der heutige Sehkonsum von Serienfans funktioniert und heutzutage behandelt werden muss.
"House of Cards" ist neben "Hannibal" der beste Serienneustart aus dem Jahr 2013 für mich. Eine derart fesselnde, schockierende, perfekte gespielte und meisterhaft inszenierte Polit-Thriller-Serie hat es schlichtweg noch nicht gegeben und ist für jeden Serienfan absolutes Pflichtprogramm.
"It's so refreshing to work with someone who'll throw a saddle on a gift horse rather than look it in the mouth."
Mit "The Thing" drehte John Carpenter 1982 ein Remake des Originals aus dem Jahr 1951.
In dem Film geht es um eine Forschungsstation in der Antarktis, die von einem außerirdischen Organismus infiltriert wird. Dieser Organismus kann menschliche Zellen kopieren und so eine Person exakt nachstellen.
Carpenter nutzt die Ausgangssituation vor allem, um die angespannte Lage zwischen den Figuren zu zeigen, da hier sich niemand gegenseitig mehr trauen kann und der Organismus jederzeit unvorbereitet zuschlagen kann. Klassischen Horror gibt es eher seltener, was für mich auch einen der größten Kritikpunkte darstellt. Effekttechnisch ist der Film allerdings absolut genial und selbst heutzutage wirken die Szenen, in denen sich Körper transformieren und in eklige, schleimige Alienwesen umformen, extrem gelungen.
Darstellerisch überzeugt vor allem Kurt Russell durch seine charismatische, raue Art. Er ist durchwegs ein deutlicher Sympathieträger und so lässt es sich leicht verschmerzen, dass die anderen Figuren etwas weniger gut gezeichnet sind.
"The Thing" ist ein Horrorfilm, der hier und da ein paar Längen hat und horrortechnisch gerne mehr aufdrehen dürfte. Die Effekte sind aber über alle Zweifel erhaben und mit Kurt Russell bekommt man einen starken Hauptdarsteller, von daher lohnt sich eine Sichtung in jedem Fall.
Paul Greengrass setzt in seinem Film "Captain Phillips" eine wahre Begebenheit als Spielfilm um.
In dem Streifen geht es um ein Containerschiff, das von Captain Phillips und seiner Crew nach Mombasa befördert werden soll. In der Nähe von Somalia wird das Schiff von einer Gruppe Piraten geentert, die die Besatzung als Geiseln nehmen und Geld fordern.
Greengrass nimmt sich zunächst ausreichend Zeit, um die Ausgangslage zu etablieren. Captain Phillips steht hier eindeutig im emotionalen Mittelpunkt und so bekommt er auch die umfassendste Charakterisierung. Auf der Seite der Piraten wird aber auch gezeigt, dass diese Motive haben und nicht nur gewalttätige Wilde sind.
Ab dem Punkt, an dem die Piraten das Schiff entern, geht Greengrass auf allen Ebenen in die Vollen. Hochspannung, Dynamik und schauspielerische Glanzleistungen werden geboten und man fiebert sehr mit.
Allerdings gibt es auch eine zweite Hälfte, in welcher der Streifen deutlich abbaut. Durch einen gewissen Handlungsschritt geht ein Großteil der Spannung irgendwie verloren und der Film zieht sich sehr in die Länge. Es ist mir schon klar, dass hier wahre Begebenheiten möglichst getreu nachgestellt werden sollen, doch es ist nunmal keine authentische Dokumentation, sondern ein Spielfilm und innerhalb seines Thriller/Drama-Genre´s hätte ich mir einfach mehr durchgehende Spannung oder Intensität gewünscht.
Ohne zuviel spoilern zu wollen ist die zweite Hälfte eigentlich mehr ein in die Länge gezogener US-Navy-Einsatz, bei dem der eigentlich im Mittelpunkt stehende Captain Phillips ein wenig zu sehr in den Hintergrund rückt. Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig arg kritisch an, denn der Film hat ab und an immer noch einige Spannungsmomente und vor allem Tom Hanks in der Hauptrolle gibt Vollgas und liefert eine tolle Leistung. Auch die Inszenierung von Greengrass mit seiner typischen Wackelkamera passt stimmig in das Geschehen, auch wenn der Score ein wenig zu aufdringlich und überdramatisch daher kommt.
"Captain Phillips" ist ein ganz guter Film mit einer stimmigen Inszenierung, einigen Spannungshöhepunkten und einem tollen Tom Hanks. Letztendlich verschenkt er aber viel Potential und ist zu oft leider nicht mehr als "nur" ein gewöhnlicher Geiselnahme-Thriller, den es in dieser Form schon oft zu sehen gab.
Trotz seines mittlerweile höheren Alters dreht Woody Allen weiterhin regelmäßig noch Filme. Ich persönliche kenne noch nicht viele Filme von ihm, doch auf "Blue Jasmine" hatte ich mich schon gefreut.
Allen widmet sich in seinem Film der amerikanischen Upper-Class, wirft einen Blick hinter die Fassade und badet stellenweise fast schon in Zynismus. In einem unglaublich flüssigen, konstanten Erzählflow treibt er die Geschichte um die ehemals reiche Jasmine French voran, die nach einer persönlichen Krise nach San Francisco zu ihrer Adoptivschwester Ginger reist, da sie nun pleite ist. Immer wieder springt die Geschichte zwischen der Gegenwart und Rückblenden hin und her, wodurch Allen die Geschichte rund um die Figuren vertieft und ihnen Tiefe verleiht.
Ein weiteres herausstechendes Merkmal eines typischen Woody Allen sind auch hier wieder die Dialoge. In messerscharfen, pointierten Dialogen und Wortgefechten wird das Innere der Figuren Schicht für Schicht tiefer freigelegt und teilweise geht Allen trotz seiner beschwingten Inszenierungsweise so tief, dass es teilweise fast schmerzt. Auch sehr passend war die Musikuntermalung, die im jazzigen Retro-Gewand daherkommt und eigentlich nicht immer zu den gezeigten Szenen passt.
Der treibende Motor des Streifens ist aber allen voran Cate Blanchett. In der Vergangenheit hat sie ja schon durchblicken lassen, was sie schauspielerisch kann, doch hier liefert sie wohl die Leistung ihres Lebens ab. Der Balanceakt zwischen arroganter, hochnäsiger High-Society-Zicke, bemitleidenswerte, von persönlichen Schlägen gebeutelte arme Frau und dem völligen Wahnsinn nahem Wrack gelingt ihr absolut unglaublich. Ich hoffe, der Oscar 2014 als beste Hauptdarstellerin ist ihr sicher. Abgesehen von ihrer brillanten Leistung hat Allen aber allgemein einen absolut erstklassigen Cast zusammenstellen können, bei dem auch Darsteller wie der überragende Bobby Cannavale (unbedingt auch mal in Boardwalk Empire - Season 3 erleben!), Sally Hawkins, Andrew Dice Clay oder Louis C.K. in ihren Nebenrollen voll überzeugen. Lediglich Alec Baldwin bleibt in seiner Rolle ein wenig zu unauffällig, da er diese Art Figur einfach zu häufig spielt.
"Blue Jasmine" ist eine lockerleicht inszenierte, inhaltlich aber teilweise fast schon schmerzhaft tiefgehende Tragikomödie, die durch die pointierten Dialoge, die famosen Darsteller, allen voran eine brillante Cate Blanchett, und einer gelungene Mischung aus Humor, Zynismus und Tragik überzeugt. Auch schön übrigens, dass Allen nicht auf Nummer sicher gegangen ist und den Film vielleicht etwas seltsam und plötzlich, aber ziemlich genial enden lässt.
Mit "The Broken Circle Breakdown" liefert Felix Van Groeningen einen emotionalen Faustschlag von einem Drama ab.
In nicht chronologischer Erzählweise wird der Zuschauer Zeuge der Geschichte von Didier und Elise. Sie ist eine junge Tätowiererin, er ist Sänger einer Bluegrass-Band. Die beiden finden und verlieben sich und eine wunderschöne Zeit bricht für die beiden an, gekrönt von der Geburt ihrer Tochter. Leider ist dieses Glück nicht dauerhaft und so nimmt eine Tragödie ihren Lauf.
"The Broken Circle Breakdown" bietet die gesamte Palette, die man sich von einem meisterhaften Drama erwarten darf. Die Schauspieler, allen voran Johan Heldenbergh und Veerle Baetens als Didier und Elise spielen sich förmlich die Seelen aus dem Leib. Vor allem in den gemeinsamen Performances der Songs von Didier´s Bluegrass-Band entwickelt sich zwischen dem optisch sehr unterschiedlichem Paar eine unglaubliche Chemie. Die Gesangsdarbietungen sind dermaßen gefühlvoll und emotional, doch auch in den anderen gemeinsamen Szenen meistern beide sämtliche Gefühlsphasen perfekt.
Der Film profitiert extrem von der unchronologischen Erzählweise, denn dadurch wird der Zuschauer ebenso wie die Hauptfiguren auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt, bei denen gerne mal tieftraurige, erschütternde Momente auf lebensbejahende, warmherzige folgen.
Die Dialoge sind dabei auch erstaunlich tiefgründig und intelligent geschrieben. Themen wie der Konflikt zwischen Glaube und Ethik werden mühelos in die Gesamtgeschichte eingeflochten und bieten einen extremen Mehrwert neben der ohnehin schon äußerst packenden, aufwühlenden Hauptstory.
Die meiste Zeit über war ich emotional sogar noch relativ gefasst, doch in den letzten 15-20 Minuten folgt Höhepunkt auf Höhepunkt. Selbst ein kleiner Abstecher in surreale Bilderfolgen fügt sich gegen Ende perfekt und überraschend in die Handlung ein und spätestens beim unglaublich emotionalen Schlussmoment zerreißt es einen förmlich.
"The Broken Circle Breakdown" könnte einigen an manchen Stellen zu dick aufgetragen sein in Sachen Kitsch oder konstruierter Emotionalität. Wer sich davon nicht abhalten lässt, bekommt das erschütterndste, aufwühlendste, aber auch schönste und warmherzigste Drama seit langer Zeit zu sehen. Perfekt gespielt, mit einem wunderbaren Soundtrack und bestechend inszeniert.
"The Blair Witch Project" hat damals aufgrund der geschickten Werbekampagne für Aufmerksamkeit gesorgt und dem Found-Footage-Genre zu einer Art Durchbruch verholfen.
Als ich den Film das erste mal gesehen hab, war ich ungefähr 10 Jahre alt. Natürlich hab ich gedacht, alles sei real und so hat das Ganze durchaus für ein paar schlaflose Nächte bei mir gesorgt. Doch auch wenn man den Film heutzutage nochmal schaut, hat er kaum Staub angesetzt.
Die fiktiven Dokumentationsaufnahmen über drei Studenten, die in den Wäldern dem Mythos der Hexe von Blair nachgehen, bekommen aufgrund von Laiendarstellern und verwackelten, unscharfen Kameraaufnahmen eine extreme Authentizität. Anfangs wird durch Interviewgespräche der Mythos der Hexe etabliert und die Spannung langsam aufgebaut. Als sich das Team dann tief in den Wäldern verläuft und es nachts zu seltsamen Vorkommnissen kommt, kommt der wahre Horror zum Vorschein.
Die Macher spielen perfekt mit den Urängsten des Zuschauers und der Film ist vor allem so eindringlich, weil man eben nichts zu sehen bekommt. Die große Enthüllung oder Offenbarung eines Fantasywesens bleibt aus, lediglich durch die Nutzung der Naturkulisse sowie dem Spiel mit Licht und Schatten sowie Geräuschen wird hier eine ungemütliche Atmosphäre erzeugt, die weitaus mehr schockiert und fesselt, als Gewaltexzesse oder Special-Effects.
Die Panik, Verzweiflung und Wut der Darsteller wirkt real und ungeschönt und ihr amateurhaftes, aber dadurch wichtiges Spiel trägt zum Gesamtbild des Films bei.
Das Ende ist dann nochmal ein ganz großes Kunststück und an Intensität sowie Konsequenz kaum zu überbieten.
"The Blair Witch Project" ist ein ausgezeichnetes Zeitdokument. Wo die heutige Generation ihre Horror-Filme immer noch härter, blutiger und mit Jump-Scares durchsetzt sehen will, zeigt dieser Film, dass eine kreative Idee, eine originelle Umsetzung samt genialer Werbekampagne sowie ein raffiniertes Spiel mit den Urängsten voll ausreicht, um einen tollen Horror-Film zu schaffen.
In "Rush" setzt Ron Howard die wahren Ereignisse rund um die beiden Rennfahrer James Hunt und Niki Lauda als Spielfilm um.
Angesiedelt in der Formel-1-Szene der 70er Jahre entfaltet Howard die Rivalität zwischen den beiden Rennfahrern. Auf der einen Seite sehen wir James Hunt. Hunt ist eine typische Rampensau. Süchtig nach dem Adrenalinkick, Siegen und ein Frauenschwarm. Regeln und Vorschriften biegt er sich gerne zurecht, um an die Spitze zu gelangen und Rücksicht auf Verluste sind für ihn auch kein Faktor. Chris Hemsworth kann in dieser Rolle wieder einmal absolut brillieren und zeigt sein ganzes schauspielerisches Können. Auf der anderen Seite ist Niki Lauda. Eher ein versierter Fahrer, bei dem Technik und Sicherheit im Vordergrund stehen. Trotzdem ist er genauso wie Hunt ein geradezu verbitterter Fahrer, dem der Sieg unglaublich wichtig ist. Dass gerade Daniel Brühl Lauda so gut spielen kann, hätte wohl nicht jeder sofort anerkannt. Doch Brühl meistert die Rolle meisterhaft, trifft vor allem Akzent und Mimik seines Vorbilds haargenau.
Die Rivalität und das erbitterte Duell zwischen diesen beiden macht den Reiz dieses Streifens aus. Weder Hunt noch Lauda funktionieren als Sympathieträger. Ganz im Gegenteil verhalten sich beide vor allem dem jeweils anderen gegenüber wie Arschlöcher und beide haben Ecken und Kanten.
Ich persönlich war nie wirklich an der Sportart interessiert, doch Howard gelingt es, dass man nach dem Film verstehen kann, was für die Beteiligten den großen Reiz dieses Sports ausmacht. Ohne wirklich zu glorifizieren treibt er in toll gefilmten Rennduellen die Spannung immer wieder auf die Spitze. Selten war der Einsatz von Handkameras sinnvoller. Trotzdem machen diese Wettrennen nur einen Teil des Films aus und die Charaktere bleiben stets im Vordergrund.
"Rush" ist ein hervorragendes Drama, das vom packenden Zusammenspiel seiner vielschichtigen Charaktere und der dynamischen Erzählweise lebt. In dem erbitterten Duell zwischen James Hunt und Niki Lauda kann es letztendlich nur einen Gewinner geben. In diesem Fall ist es der Zuschauer.
Nach seinem beeindruckenden Meisterwerk "Shame" ist Steve McQueen mit einem neuen Film zurück. In "12 Years a Slave" erzählt er die Geschichte von Solomon Northup aus dem 19. Jahrhundert. Der Afro-Amerikaner aus dem freien Norden wird verschleppt und als Sklave in den Süden verkauft, wo er wie andere Afro-Amerikaner Qualen durchleiden muss.
McQueen bietet in seinem aktuellen Werk einen eindringlichen, teils erschütternden Einblick in die Zeit der Sklaverei. Von der Thematik her kommen teilweise Erinnerungen an Tarantino´s "Django Unchained" auf, vom Tonfall her ist das Gezeigt hier aber meist eher das Gegenstück. Schon früh wird in langen, für McQueen typische Einstellungen das Leiden von Solomon sehr eindringlich dargestellt. Dabei kommt es immer wieder zu Szenen, in denen die Kamera völlig statisch auf den Geschehnissen verweilt. Diese Kompromisslosigkeit gibt dem Film auf jeden Fall eine wichtige Note, die bei diesem brisanten Thema auch zwingend notwendig ist.
Ansonsten merkt man aber, dass der Film optisch und erzählerisch im Vergleich zu McQueens vorherigen Werken deutlich glatter und oft eben typisches "Oscar-Material" ist. Vor allem im Mittelteil schleichen sich dadurch leider deutliche Längen ein, in denen der Erzählfluss ein wenig ins Stocken gerät und wo man die intensiven Gänsehautmomente ein wenig vermisst.
Schauspielerisch werden natürlich ebenfalls große Geschütze aufgefahren. Chiwetel Ejiofor ist absolut brillant als Solomon Northup. Er ist in fast jeder Szene zu sehen und glänzt durch alle möglichen Gefühlsfacetten hindurch. Auch Darsteller wie Benedict Cumberbatch, Newcomerin Lupita Nyong’o oder Michael Fassbender, der mittlerweile schon zum Standartrepertoire von McQueen zählt, zeigen fantastische Leistungen. Lediglich die kleine Nebenrolle von Brad Pitt will sich nicht wirklich homogen ins Gesamtbild einfügen und dient vordergründig nur dazu, die Geschichte irgendwann zu einem Ende zu führen.
Auch in Sachen Zeitgefühl ist der Streifen hier und da erzählerisch unausgeglichen. Auch wenn im Film wie im Titel schon verraten 12 Jahre abgedeckt werden sollen, könnte der Handlungszeitraum auch 12 Monate betragen und man würde kaum einen Unterschied merken.
"12 Years a Slave" konnte meinen unglaublich hohen Erwartungen nicht durchwegs erfüllen. Natürlich ist der Streifen immer noch ein ausgezeichnetes Drama mit brillanten Darstellern, einer tollen Austattung und stellenweise Gänsehaut erzeugenden Momenten. Trotzdem kommt es auf erzählerischer Ebene immer wieder zu Längen und die Inszenierung schielt trotz der teilweise erstaunlichen Kompromisslosigkeit immer wieder ein wenig zu arg auf die Academy-Awards.
Ich mag skurrile, surreale oder abstrakte Filme, die sich den gängigen Sehgewohnheiten gerne mal verweigern. Leider hatte ich mit "Valerie" dann doch so meine Schwierigkeiten.
Auf der einen Seite bietet der Film teilweise wirklich eindrucksvolle Bildkompositionen sowie einen schönen Soundtrack. Leider fand ich zu der vertrackten, skurrilen Geschichte keinen wirklichen Zugang. Trotz der kurzen Laufzeit von nur 73 Minuten hat mich der Streifen relativ schnell gelangweilt und ziemlich kalt gelassen.
Viel mehr kann ich über den Streifen auch gar nicht schreiben. Entweder man wird von den Bildern und der Machart des Films mitgerissen, oder eben nicht.
Fantastische Liste... Die Hälfte der Auswahl ist auch in meiner Top 10 2013 :)
Gesehen in klassischem 2D und OV.
Mit "The Desolation of Smaug" legt Peter Jackson den heiß erwarteten zweiten Teil seiner "The Hobbit"-Trilogie nach.
Jackson knüpft nach einem kleinen, einleitenden Flashback nahtlos an Teil 1 an und führt die Geschichte um die Zwergentruppe, Gandalf und Bilbo auf ihrer Reise nach Erebor fort.
Jackson untermauert weiterhin seinen Status als hervorragender Geschichtenerzähler und wenn man sich voll auf seine erschaffene Welt einlassen kann, trotz wieder mal etwas übermäßig eingesetztem CGI, wird man erneut in ein durchwegs unterhaltsames, mit Höhepunkten gespicktes Fantasy-Abenteuer mitgenommen.
Man muss sich zwar damit abfinden, dass der titelgebende Hobbit eigentlich etwas in den Hintergrund rückt und man die Reihe eigentlich eher "The Dwarfs" nennen könnte, aber spätestens bei der ersten, bombastischen Sequenz im Spinnenwald ist man wieder voll drin. Da die wichtigsten Figuren nach Teil 1 nun etabliert sind, gibt Jackson meistens Vollgas und hält den erzählerischen Bogen durchwegs gespannt. Lediglich die Passage rund um Tauriel, Kili und Legolas fand ich unpassend und überflüssig und hätte man von mir aus auch weglassen können. Allgemein hatte ich mir von Legolas schon etwas mehr erwartet. Er glänzt zwar in den Action-Momenten, bleibt aber charakterlich relativ blass.
Abgesehen von diesem kleinen Hänger im Mittelteil läuft Jackson im letzten Drittel aber wieder zur Höchstform auf. Smaug alleine ist eine Sichtung des Films schon wert und die mächtige Stimme von Benedict Cumberbatch zusammen mit den gerissenen, cleveren Wesenszügen des Drachen machen ihn zu einer faszinierenden Figur, die einfach perfekt umgesetzt wurde.
Die Inszenierung ist wie zu erwarten sehr schön und verspielt samt epischem Bombast-Score, nur wie schon erwähnt war an einigen Stellen zu stark mit CGI aufgetragen. Wenn man den ersten Teil noch als Kinder-Film bezeichnen könnte, ist der Action-Anteil hier deutlich gesteigert wurden und es werden auch diverse Orks gemeuchelt oder enthauptet. Mit der düstereren Atmosphäre nähert sich Jackson also wieder deutlich näher seiner TLOTR-Trilogie an.
"The Desolation of Smaug" ist eine kleine Steigerung zum ersten "The Hobbit"-Teil und begeistert mit vielen fantastischen Sequenzen, einer liebevollen Inszenierung und guten Schauspielern. Im Vergleich zum ersten und letzten Drittel fällt das zweite Drittel leider merklich ab, so dass zu einem Meisterwerk wieder Luft nach oben bleibt. Peter Jackson ist aber trotzdem auf dem richtigen Kurs und man kann auf den finalen Teil der Trilogie schon gespannt sein.
"In Bruges" ist gerade mal der erste Langfilm von Regisseur Martin McDonagh, was bei der vorliegenden Qualität des Streifens eigentlich kaum zu fassen ist.
Die Handlung dreht sich um die beiden Auftragskiller Ray und Ken, die von ihrem Boss Harry in das mittelalterliche Brügge geschickt werden, um auf weitere Instruktionen zu warten.
Direkt von Anfang an wird man von dem Film in seinen Bann gezogen, denn McDonagh gelingt es durch genial geschriebene, teils urkomische Dialoge zwischen Ray und Ken, dass zwischen den beiden sofort eine unglaubliche Chemie entsteht. Die Meinungsverschiedenheit der beiden über Brügge sorgt für einen amüsanten Ton, bis McDonagh seinem Streifen allerdings eine unglaublich bewegende, tragische Note beifügt, die die Vergangenheit einer der beiden Hauptfiguren betrifft.
Von nun an bietet der Streifen einige unvorhersehbare Wendungen und wechselt meisterlich zwischen tragischen, fesselnden, bewegenden und immer noch lustigen Momenten. Vor allem die Balance zwischen trockenem, schwarzen Humor und emotionalen, tief bewegenden Ereignissen ist erstaunlich.
Schauspielerisch besticht der Film durch Colin Farrell, der hier seine meiner Meinung nach beste Leistung überhaupt abliefert, und Brendan Gleeson, der vor allem im späteren Verlauf auch für einige äußerst bewegende Momente sorgt. Nicht unerwähnt lassen sollte man aber auch Ralph Fiennes, der als Chef von den beiden mit heftigen Wutausbrüchen glänzt und für unterhaltsame Szenen sorgt.
Inszenatorisch ist hier alles einwandfrei und vor allem der wundervolle Score von Carter Burwell, der hauptsächlich aus Klavierstücken besteht, sorgt für die nötige emotionale Wucht, die den Streifen in unglaubliche Sphären hebt.
Es ist beeindruckend, wie McDonagh die Spannungskurve immer weiter verdichtet und nach genialen 2/3 des Streifens noch ein letztes Drittel hinknallt, das unfassbar spannend und bewegend ist und mit einer finalen, raffinierten Idee glänzt, nur um den Zuschauer dann sogar noch mit einem perfekt gewählten Ende nachdenklich in den Abspann zu entlassen.
"In Bruges" ist ein Film, den man einfach gesehen haben muss. Perfekt gespielt, mit genialen Dialogen angereichert, in malerischer Kulisse angesiedelt und mit einem Handlungsverlauf, der zwischen Lachen und Weinen alles auffährt, bekommt man hier eine wahre Perle, die alles bietet, was ein Meisterwerk bieten muss.
"What's a fifty year old lollipop man doing, knowing fucking Karate? What was he, a Chinese lollipop man?"
"No Country for Old Men" ist ein Film der Coen-Brüder von 2007, der unter anderem auch mit 4 Oscars ausgezeichnet wurde.
Der Streifen handelt von Llewelyn Moss, ein Kriegsveteran, der in der Wüste von Texas einen Koffer voll Geld findet, der bei einem gescheiterten Drogendeal mit einigen Toten zurückblieb. Von nun an hat er einen unberechenbaren Killer am Hals, der hinter dem Geld her ist.
Mit "The Big Lebowski" haben die Coens ihren wohl kultigsten, witzigsten und coolsten Film geschaffen, doch "No Country for Old Men" ist sicherlich ihr dichtester, spannendster und atmosphärischster. Allein die Art der Inszenierung gebührt schon jegliches Lob. Kamera-Gott Roger Deakins fängt die schwülen Bilder von Texas in breiten, langsamen Einstellungen ein und ein besonderes Markenzeichen des Films ist, dass die Coens so gut wie vollständig auf musikalische Untermalung verzichtet haben. Dadurch entsteht eine für einen Thriller sehr außergewöhnliche Erzählweise, bei der auf Hektik oder ausgedehnte Action verzichtet wird.
Das Katz- und Mausspiel, das sich zwischen Llewelyn und Anton Chigurh, dem Killer, entfaltet, ist allerdings dermaßen fesselnd und im weiteren Verlauf kommt es zu Szenen, in denen die Coens mit beinahe unerträglich spannenden und langsam inszenierten, kleinen Showdowns für absolute Höhepunkte sorgen. Wenn es zu actionreichen Momenten kommt, dann richtig und mit Brutalität wird dann auch nicht gespart. Zwischen den spannungsgeladenen und intensiven Momenten sticht auch ein Nebenplot hervor, bei dem zwei Sheriffs dem Verbrechen stets hinterherhinken, was durch genial geschriebene Dialoge für eine Menge Spaß sorgt.
Bei einem Streifen der Coens dürfen natürlich die markanten Figuren nicht fehlen. Josh Brolin spielt den grimmigen, entschlossenen Einzelgänger Llewelyn großartig, doch den Vogel schießt eindeutig Javier Bardem ab. Seine Darstellung des eiskalten, unberechenbaren Killers mit lächerlicher Frisur und ungewöhnlichem Mordwerkzeug muss man einfach selbst gesehen haben und Bardem wurde hierfür völlig zurecht mit dem Oscar belohnt. In weiteren Rollen glänzen vor allem Tommy Lee Jones als gealterter Sheriff Bell kurz vor dem Ruhestand, der immer wieder über sein Leben und Umfeld grübelt sowie Woody Harrelson als Hitman.
Wie gewöhnlich scheren sich die Coens kein bisschen um die Erwartungshaltung des Zuschauers. Gegen Ende wird brutal mit den Sehgewohnheiten des Genres gebrochen, jede Form von Höhepunkt ausgespart und der Film endet mit einem fast schon poetischen, ruhigen Dialog.
In "No Country for Old Men" verschmelzen die schwülen Texas-Aufnahmen, die ruhige, aber unglaublich spannende und packende Inszenierung sowie geniale Charaktere und Dialoge zu einem fiebrigen, intensiven Meisterwerk, das man einfach gesehen haben muss. Selten war die Arbeit der Coens in derartiger Höchstform zu bestaunen als bei diesem Film.
"And in the dream I knew that he was goin' on ahead and he was fixin' to make a fire somewhere out there in all that dark and all that cold, and I knew that whenever I got there he would be there. And then I woke up... "