Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 8

    Dario Argento #3 - "Tenebrae"
    Nach den Ausflügen in´s surreale, kunstvolle Horror-Fach mit "Suspiria" und "Inferno" kehrte Dario Argento mit "Tenebrae" zu den Wurzeln des Giallo zurück.
    Völlig ohne übersinnliche Phänomene geht es hier wieder um die Grundelemente, die Argento´s Schaffen schon immer geprägt haben. Ein Autor, der in eine Serie von brutalen Morden verstrickt wird, ein unbekannter Killer mit schwarzen Handschuhen und Rasierklinge, knallrote Stöckelschuhe und wunderschöne Frauen, die noch wunderschöner umgebracht werden.
    Argento inszeniert sein Werk wieder mit atemberaubendem Stilbewusstsein, indem er helle, toll ausgeleuchtete Sets und Kulissen mit grausamen, spannenden Mordsequenzen ausfüllt, dabei wieder Kamerafahrten von einem anderen Stern bietet und die Band Goblin für einen grauenvoll, wunderbaren Score sorgt.
    Tat ich mir bisher immer mit den grundlegenden Handlungen in Argento´s Werken schwer, da sie meist von durchschnittlichen Darstellern, sinnbefreiten Dialogen und vielen Längen geprägt waren, zeigt er sich hier erzählerisch merklich gereifter. Die Handlung rund um den Autor Peter Neal, ziemlich gut von Anthony Franciosa gespielt, der in Rom für sein neues Buch wirbt und um einen Killer, der nach den Szenen des Buchs mordet, ist durchwegs atmosphärisch und spannend und sobald man glaubt, den Mörder zu kennen, kommt Argento mit einem Twist um die Ecke. Zu Beginn des letzten Drittels hängt der Film dramaturgisch zwar kurzzeitig wieder ein wenig durch, doch das macht Argento mit einem Finale wieder wett, das so twistgeladen, blutverströmt und stimmig daherkommt, dass die grauenvollen Schreie einer Figur nicht ohne Grund markerschütternd bis in den Abspann nachhallen. Ein wundervoller Spät-Giallo von Argento, der inszenatorisch perfekt (die mehrminütige Kamera-Fahrt in und um ein Haus zweier Lesben herum!) und erzählerisch gereift daherkommt. Sinnlich-erotisch bis grauenvoll-verstörend bekommt man hier alles geboten, was das Giallo-Herz verlangt.

    9
    • Auf jeden Fall overhyped, aber für zwischendurch für den geneigten Genre-Fan durchaus zu empfehlen.

      • 8

        Dario Argento #2 - "Profondo Rosso"
        Argento zeigt, dass er inszenatorisch vermutlich auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt ist und man merkt, dass er sein Handwerk nun perfekt beherrscht.
        Problematisch bleibt allerdings weiterhin, dass er zwar als Regisseur extrem talentiert ist, als Drehbuchautor aber immer noch deutlich schwächelt. Die Szenen, in denen der unbekannte Killer auftaucht, sind einfach nur genial inszeniert. Kameraführung, Farbspiel, Kulissen und ein toller Score sorgen für Momente, die extreme Spannung erzeugen. Die Gewalt ist deutlich expliziter geworden und Argento sorgt für eine unheimliche Stimmung, daher ist der Film stilistisch teilweise schon nah am Horror-Genre, bleibt im Kern aber immer noch eine Mischung aus Krimi und Thriller.
        Während die Mordsequenzen als opulent inszenierte Spektakel daherkommen, hängt der Film aber in den Szenen dazwischen wieder sehr durch. Es mag einfach keine durchgehende Spannung aufkommen, immer wieder kommt es zu langen, überflüssig wirkenden Dialogsequenzen und ab und an gibt es Anflüge von Humor, der nicht wirklich passen mag. Schauspielerisch befindet sich ebenfalls alles auf solidem Niveau, aber nichts von wirklich erwähnenswerter Bedeutung.
        "Profondo Rosso" zeigt einen Dario Argento in inszenatorischer Hochform, der auf erzählerischer Ebene aber leider trotzdem immer wieder daneben greift und der über 126 Minuten Laufzeit immer wieder zähe Momente auffährt. Eine Sichtung lohnt sich aufgrund der künstlerisch beeindruckenden Mordszenen und Suspense-Momente trotzdem auf jeden Fall.

        8
        • 7 .5

          Dario Argento #1 - "The Bird with the Crystal Plumage"
          Das Regiedebüt von Dario Argento ist eine Mischung aus Krimi und Thriller, bei der ein amerikanischer Autor in Rom einen Mordversuch in einer Kunstgalerie beobachtet, der ihn nicht mehr loslässt. Als er erfährt, dass der Täter schon andere Frauen auf dem Gewissen hat, macht er sich selbst auf die Suche nach diesem.
          Man merkt aufgrund der kleinen Inhaltsangabe schon, dass dieser Streifen keinesfalls durch die Handlung besticht. Argento erzählt eine relativ schlichte, simple Geschichte, die nach dem typischen Whodunnit-Prinzip einen Kriminalfall entfaltet. Die Schauspieler agieren durch die Bank weg eher durchschnittlich und die Figuren sind etwas schlicht oder hölzern gezeichnet, dazu sind die Dialoge auch nicht wirklich der Rede wert.
          Allerdings sollte man einen Film von Argento keinesfalls auf die inhaltlichen Aspekte reduzieren, sondern sich voll und ganz auf die Inszenierung konzentrieren. Für ein Debüt ist der Film erstaunlich stilsicher und stellenweise genial inszeniert, dazu kommt ein absolut brillanter Score von Ennio Morricone. Vor allem in den Szenen, in denen der Killer zuschlägt, verbinden sich Bild und Ton zu einer fast schon hypnotischen, faszinierenden Einheit, die eine wirklich beklemmende Atmosphäre aufkommen lässt. Von Momenten dieser Art hätte es ruhig noch viel mehr in dem Film geben dürfen. Ansonsten gibt es einige Szenen, die etwas zu unspektakulär oder ausgedehnt daher kommen, doch die Auflösung am Ende ist dann nochmal gelungen.
          "The Bird with the Crystal Plumage" ist ein Debüt, welches bereits das erstaunliche, inszenatorische Talent von Dario Argento durchsickern lässt. Story, Figuren und Dialoge sind eher durchschnittlich, aber als erste Fingerübung taugt der Film durchaus und hinterlässt schon etwas Eindruck.

          10
          • 7 .5

            Angepriesen als eines der Horror-Highlights des Jahres, hab ich mir gestern in der Halloween-Preview gespannt "You´re Next" angeschaut.
            Nach einem stimmigen Prolog verläuft der Film zunächst nach typischen Genre-Konventionen. Genau das ist auch schon ein Problem, an dem der Streifen krankt. Alles, was man in den ersten gut 40 Minuten sieht, hat man in etlichen anderen Horror-Filmen schon gesehen. Die Charaktere sind relativ vorhersehbar gezeichnet, obwohl der sich anbahnende Konflikt zwischen einzelnen Mitgliedern der Familie zu Beginn auf jeden Fall Potential hat. Wenn der Film dann loslegt und sich als eine Art Home-Invasion-Terror-Streifen präsentiert, sind die Schockmomente auch meistens nicht sonderlich überraschend und die gezeigte Brutalität ist anständig, aber nicht wirklich heftig.
            Erst in der zweiten Hälfte hebt sich der Film dann etwas ab, indem zwei recht überraschende Handlungswege eingeschlagen werden, die das Geschehen erzählerisch in neue Bahnen lenken. Nun kommt auch teilweise schwarzer Humor in den Film dazu, der auch oftmals recht passend ist. Das Design der Verkleidungen der Eindringlinge hat mir gut gefallen, das aufgelöste Motiv war aber irgendwie nicht zufriedenstellend und hat der Drohkulisse sehr viel genommen. Regisseur Adam Wingward zeigt, dass er handwerklich definitiv einiges drauf hat, auch wenn der Film in dieser Hinsicht gespalten daher kommt. Auf der einen Seite ist die Kamera in manchen Passagen deutlich zu unruhig und viel zu stark verwackelt, auf der anderen Seite gibt es stellenweise hervorragende Momente, die durch Ego-Perspektiven, Zeitlupen, tolle Kameraeinstellungen und vor allem den Einsatz der Musik bestechen. Die Musik ist für mich das Highlight des Films, denn die ist wirklich absolut genial und wird mit fortschreitender Laufzeit sogar immer besser. Schauspielerisch ist alles solide, lediglich Sharni Vinson kann sich aus dem Cast herausheben aufgrund ihrer Figur.
            "You´re Next" ist abschließend nicht einfach zu bewerten. Das erhoffte Genre-Highlight ist der Film leider nicht geworden, dafür verläuft er einfach größtenteils viel zu konventionell und überraschungsfrei. Andererseits zeigt sich aber ständig, dass das Potential definitiv vorhanden war, denn inszenatorisch bewegt sich der Film teilweise auf wirklich guten Ebenen und ab und an gibt es durchaus gelungene Einfälle. Insgesamt auf jeden Fall ein überdurchschnittlicher Horror-Streifen, dem ein raffinierteres Drehbuch zu mehr verholfen hätte.

            5
            • 8

              Bisher haben mir alle Filme, die ich von Sion Sono geschaut hab, wirklich sehr gut gefallen, da mir sein kontroverser, unkonventioneller Filmstil einfach zusagt. Auch "Strange Circus" war wieder ein kleines Erlebnis und reiht sich in die Riege seiner anderen, mir bekannten, hochwertigen Filme ein.
              Sono greift das Thema Kindesmissbrauch für sein Werk auf und verpackt die Handlung in sehr bizarre, surreale Bilder, die vom Farbdesign und der künstlerischen Gestaltung sehr eindringlich wirken. Dazu kommt ein Soundtrack, der teilweise wirklich unter die Haut geht und eigentlich fröhliche Klavier- oder Orgelstücke, die eine grauenhafte Atmosphäre erzeugen.
              Der Geschichte ist zunächst etwas schwer zu folgen, denn Sono erzählt die Geschichte, indem er Realität, Traum, Gegenwart und Vergangenheit zu einem albtraumhaften, mitunter schwer erträglichen Szenario vermischt, dass wie von ihm gewohnt auch nicht mit sexuell expliziten und gewalttätigen Einlagen spart. Kurz vor der Hälfte gibt es eine Art erzählerischen Bruch, bei dem der Film kurz Zeit braucht, um wieder mit sich in Einklang zu kommen, doch dann geht es wieder sehr seltsam, verschachtelt und mysteriös weiter. Gegen Ende wird für meinen Geschmack dann ein wenig zu stark auf Erklärungen und Auflösungen gesetzt, doch mit den letzten 5 Minuten reißt Sono das Ruder dann nochmal ein wenig rum und entlässt den Zuschauer nachdenklich und verwirrt in den Abspann.
              "Strange Circus" ist ein, aufgrund des durch und durch japanischen Filmstils, schwer verdauliches, verstörendes, puzzleartiges Drama, das durch die guten Darsteller, die tollen Bild- und Tonkompositionen und die rätselhafte Geschichte fasziniert. An manchen Stellen trägt der Film ein wenig zu dick auf und gegen Ende hätte sich Sono mit Erklärungen ein wenig bedeckter halten können, aber ansonsten hat er wieder ein für ihn typisches Erlebnis geschaffen, das sich auf jeden Fall lohnt.

              12
              • 8

                Geoffrey Fletcher, Oscar-Preisträger für sein Drehbuch zu "Precious", liefert mit "Violet & Daisy" sein Regiedebüt ab, welches von der Kritik sehr zwiegespalten aufgenommen wurde.
                Violet und Daisy sind äußerlich zwei normale, nett wirkende Mädels. Die beiden arbeiten allerdings als eiskalte Auftragskillerinnen, die ihre Aufträge mit tödlicher Präzision ausüben. Bei ihrem neuesten Job wird sich die Lage allerdings deutlich verändern, denn ihr neuestes Ziel begrüßt die beiden mit einer warmen Decke und Keksen in seiner Wohnung.
                Wenn man sich zunächst nur den Beginn des Streifens anschaut, könnte man meinen, man ist in einer Mischung aus "The Boondock Saints" und einem der älteren Tarantino-Filme gelandet. Die beiden Hit-Girls werden in einer cool inszenierten Sequenz eingeführt, in der sie nach einem trivialen Dialog in Nonnenkostümen eine Truppe Gangster ausschalten. Der Coup des ganzen Films liegt aber in dem sehr gut konstruierten Drehbuch von Fletcher, der hier nach dem Beginn bereits erzählerische Haken schlägt, bei denen man sich zu keiner Zeit sicher sein kann, was als nächstes passiert.
                Von einer flotten, grotesken Action-Komödie wandelt sich der Film in ein langsames Coming-of-Age-Charakterdrama, bei dem Fletcher einige emotional tiefgründige Momente in der unkonventionellen Handlung platzieren kann. Der Erzählton ist nie klar definiert und so schwankt das Geschehen zwischen Thriller, Drama, Action und Kammerspiel, wird garniert mit vielen Dialogen, die manchmal etwas abstrus sind, wobei im späteren Verlauf auch einige leicht surreale Momente ihren Weg in den Film finden.
                Unterstützt wird diese gewagte Mischung durch den gelungenen Cast, allen voran Saoirse Ronan und Alexis Bledel in den Rollen der beiden Killerinnen und einem großartigen James Gandolfini, der hier ganz anders agiert, als man es sonst von ihm gewohnt ist.
                Für ein Regiedebüt zeigt sich Fletcher zudem außerordentlich stilsicher und bietet eine schöne Kamera, tolle Schnitte und einen hervorragenden Soundtrack, bei dem mir ein spezielles Stück extrem im Ohr geblieben ist.
                "Violet & Daisy" ist ein außergewöhnlicher Film, der aufgrund der Verweigerung von filmischen Konventionen verständlicherweise viele sehr zwiegespalten oder enttäuscht zurück lässt. Ich fand es toll, mal wieder einen Film zu sehen, der nicht nur erstklassig inszeniert ist, sondern inhaltlich auch zu überraschen vermag und bei dem man nicht sofort weiß, was als nächstes passiert oder wie er enden wird.

                7
                • 7 .5
                  über Smashed

                  In "Smashed" gewährt uns Regisseur James Ponsoldt einen Einblick in das Leben einer jungen Alkoholikerin und den damit einhergehenden Schwierigkeiten.
                  Die Grundschullehrerin Kate trinkt mit Leidenschaft jeden Tag und ist fast durchgehend betrunken. Als sie sich eines Morgens vor ihrer Klasse übergibt und auch noch eine schwere Notlüge verbreiten muss, beschließt sie, ihr Leben zu ändern. Gar nicht so einfach, wenn der eigene Ehemann (wie immer toll: Aaron Paul) selbst Alkoholiker ist, und nicht an eine Veränderung denken mag.
                  Ponsoldt ist ein authentisches Drama über Alkoholismus gelungen, welches vor allem durch die fantastische Schauspielleistung von Mary Elizabeth Winstead in der Hauptrolle besticht. Sie schafft es, verschiedene Facetten ihrer Figur wirklich hervorragend zu verkörpern und trägt den Film mühelos im Alleingang. Der Nebencast ist aber auch durch die Bank passend besetzt und Darsteller wie Octavia Spencer, Nick Offerman, Megan Mullally, Mary Kay Place oder wie oben erwähnt Aaron Paul erhalten alle immer wieder kleine Momente, um ihr Können zu zeigen.
                  Die Handlung selbst ist dabei recht simpel gehalten und gab es in der Form sicherlich schon in vielen anderen Filmen. Ponsoldt reißt viele Themen und Punkte dabei meist nur oberflächlich an, denn um wirklich tiefgründige oder emotional aufrüttelnde, bewegende Momente zu erzeugen, fehlt es dem Film einfach an zusätzlicher Länge. Die 80 Minuten Laufzeit reichen aber trotzdem aus, um einen übergreifenden Einblick in die Ups and Downs einer alkoholabhänigigen Frau zu bekommen.
                  "Smashed" ist ein kleiner, feiner Film geworden, der vor allem durch die hervorragenden Schauspielleistungen und die sensible, aber authentische Inszenierung überzeugt. Zum ganz großen Wurf reicht es aber aufgrund zu knapper Laufzeit und teilweise oberflächlicher Herangehensweise dann doch nicht.

                  6
                  • 6

                    Da momentan der zweite Teil im Kino läuft und ich Animationsfilme mag, war es Zeit, dass ich mir mal "Cloudy with a Chance of Meatballs" anschaue.
                    Der erste Film des Sony Pictures Animation Studios ist ein total abgedrehter, schriller Ritt, bei dem eine gelungene Idee umgesetzt wird. Der bisher erfolglose Erfinder Flint Lockwood will mit einer Konstruktion für Aufsehen sorgen, die Wasser in Essen verwandelt. Die Charaktere in dem Film sind allesamt recht sympathisch, doch insgesamt war mir der Stil einfach viel zu überdreht und hektisch.
                    Es scheint, als wollten die Verantwortlichen immer noch eins draufsetzen, so dass der Film irgendwann viel zu übertrieben und laut wird. Auch die Gags oder Slapstick-Momente, von denen es recht viele in dem Film gibt, haben nicht oft bei mir gezündet oder einfach nicht meinen Geschmack getroffen. Das jüngere Zielpublikum dürfte mit dem Film trotzdem seinen Spaß haben, denn er ist eindeutig eher auf die kleineren abgestimmt.
                    "Cloudy with a Chance of Meatballs" zählt für mich leider zu den weniger guten Animationsfilmen. Die Grundidee ist gelungen, die Charaktere sympathisch und schräg und das Ganze ist gut animiert, doch der Stil war mir persönlich einfach zu abgedreht und schlicht nicht witzig genug.

                    2
                    • 8

                      "The Last Will and Testament of Rosalind Leigh" ist ein ziemlich unbekannter Low-Budget-Horrorfilm, der alle nötigen Zutaten optimal aufbereitet und dadurch für ordentlichen Grusel sorgen kann.
                      Leon kehrt in das alte Haus seiner Mutter zurück, die kürzlich verstorben ist. Das Haus ist vollgepackt mit Antiquitäten, die Leon gern verkaufen möchte, doch schon bald häufen sich merkwürdige Ereignisse.
                      Regisseur Rodrigo Gudiño kümmert sich wenig um heutige Sehgewohnheiten im Horror-Genre und zieht unbekümmert sein eigenes Ding durch, wodurch ein wunderbar klassischer Grusel-Faktor aufkommt, der mehr durch subtilen Spannungsaufbau und ungemütliche Momente als durch Schockeffekte oder Gewalt erzeugt wird. Vor allem die extrem gute Kameraführung, die in extrem langsamen Einstellungen immer wieder durch das Haus fährt, in Kombination mit der zurückhaltenden, aber intensiven Musikuntermalung, sorgt für eine wirklich hervorragende Atmosphäre, bei der es teilweise wirklich ordentlich knistert. Gudiño hält es zu fast keinem Zeitpunkt für nötig, die aufgestaute Anspannung in laute Schockmomente zu entladen, sondern gestattet es dem Zuschauer lieber, sich an dem wunderschön eingerichteten und zugleich angsteinflößenden Haus zu ergötzen und mit der Hauptfigur Leon in die unheimliche Atmosphäre abzutauchen, die von den geheimnisvollen Gegenständen des Hauses ausgeht. Dass Leon´s Mutter Mitglied in einer Art Engelskult war und das Haus voll mit Überresten davon ist, macht das Geschehen ungemein gruseliger.
                      Komplett ohne Schwächen ist der Streifen dann aber dennoch nicht, denn gänzlich kann es sich Gudiño leider nicht verkneifen, ein minimales Fantasy-Element einzubauen, ohne das der Film genauso gut oder noch besser funktioniert hätte.
                      "The Last Will and Testament of Rosalind Leigh" ist eine Abkehr von modernen Horror-Konventionen und eine Rückkehr zu den Wurzeln des Grusels. Rodrigo Gudiño beweist in seinem Debüt, dass er einiges vom Genre perfekt versteht und zeigt, dass es weder Blut noch Schockeffekte braucht, um einem Angst einzujagen. Meiner Meinung nach ein absoluter Geheimtipp!
                      "And when faith is gone, loneliness can be a monster"

                      8
                      • 7

                        "The Seasoning House" ist das Debüt von Regisseur Paul Hyett, der hier direkt mal atmosphärisch ziemlich viel Eindruck hinterlässt.
                        Die taubstumme Angel wird in ein heruntergekommenes Bordell verschleppt, nachdem ihre Familie von serbischen Soldaten getötet wurde. Regisseur Hyett versteht es von Beginn des Films an, einen in die heftige Atmosphäre zu ziehen. In einer langsamen Erzählweise und mit kalten, schonungslosen und brutalen Bildern wird die Situation des taubstummen Mädchens geschildert, die Tag für Tag miterlebt, wie andere Mädchen widerwärtig vergewaltigt werden. Danach ist sie auch noch dafür zuständig, die geschundenen Mädchen zu reinigen, damit sie für den nächsten Kunden bereit sind.
                        Hyett schafft es, dass man einen guten Draht zu der Hauptfigur aufbaut und mit ihr mitfühlen kann, was wichtig für den späteren Verlauf des Films ist, denn hier kippt die Erzählart. Aus dem bitteren, realistischen Drama wird ein etwas schnellerer Thriller mit brutalen Tötungsszenen, die aber stets realitätsnah inszeniert wurden. Rosie Day gibt bei ihrem Schauspieldebüt eine wirklich überzeugende Darstellung der taubstummen Angel ab und empfiehlt sich definitiv für weitere Rollen, die Anspruch und Tiefgang verlangen. Leider kann die zweite Hälfte nicht mit der ersten mithalten, da hier ein wenig zu stark auf Genre-Konventionen gesetzt wird, anstatt die hervorragend etablierte Atmosphäre weiter auszunutzen und auszubauen. Mit der finalen Einstellung gibt es aber nochmal einen gelungenen, treffenden Schlusspunkt, der den Zuschauer recht hoffnungslos zurücklässt.
                        "The Seasoning House" ist deprimierende, schonungslose Filmkost, die vor allem durch die Hauptdarstellerin und die hervorragende Atmosphäre in der ersten Filmhälfte überzeugt. Hätte man von den konventionellen, etwas altbackenen Momenten in der zweiten Hälfte Abstand gehalten, wäre hier ein absolutes Genre-Highlight entstanden. So oder so bleibt der Streifen aber unbedingt sehenswert.

                        3
                        • 6

                          Mit "Lone Ranger" hat Gore Verbinski seinen neuen Film abgeliefert, mit dem er an den Kinokassen ziemlich untergangen ist.
                          Wenn man sich den Streifen angeschaut hat, kann man leider auch verstehen, wieso der finanzielle Flop zumindest teilweise gerechtfertigt ist. Zunächst aber zu den positiven Dingen: Armie Hammer und Johnny Depp fügen sich super in ihre Rollen ein und harmonieren in den gemeinsamen Szenen wirklich gut. Depp spielt zwar wieder nur eine Variation seiner bekannten Rollen, doch im Zusammenspiel mit Hammer kommt es zu einigen gelungenen Szenen, die durchaus ziemlich witzig sind. Beim Nebencast gibt es eigentlich auch keine Ausfälle zu verzeichnen, vor allem William Fichtner als Bösewicht ist ziemlich überzeugend geworden.
                          Verbinski nutzt sein riesiges Budget natürlich voll aus und die Actionszenen sind wie zu erwarten ziemlich bombastisch inszeniert. Für einen Disney-Streifen ist der Erzählton an manchen Stellen überraschend rau und brutal ausgefallen, was dem Streifen aber nicht schadet. Hier muss man aber nun zu dem kommen, was dem Film einfach erheblich schadet.
                          Mit 150 Minuten Laufzeit ist das alles einfach deutlich zu lang geraten und Verbinski scheint sich nicht getraut zu haben, Szenen aus dem Film zu schmeißen, so dass es häufig zu Längen und Leerlauf kommt, wo Verbinski einfach kürzen hätte müssen. Neben seiner langen Laufzeit ist das größere Problem des Films aber seine zerfaserte Erzählweise, bei der nie eine richtige Struktur oder Form in das Geschehen kommt. Humor und ernste Passagen wollen nie wirklich zusammenpassen und manche Szenen scheinen zu beliebig aneinandergeschnitten worden zu sein, was wirklich schade ist, denn in Sachen Einzelszenen gibt es immer wieder wirklich gelungene Einfälle oder Momente, die dann wieder für Spaß und Unterhaltung sorgen. Vor allem beim Finale dreht Verbinski noch mal richtig auf und sorgt für rasante, überdrehte Action, die einfach stimmig ist und zeigt, wie der gesamte Film durch so eine Mischung ausgesehen haben könnte.
                          "Lone Ranger" ist auf jeden Fall nicht das Desaster oder der Blockbusterflop des Jahres, da gab es dieses Jahr weitaus schlechtere Kandidaten. Der Cast macht seine Sache gut, die Inszenierung ist opulent und es gibt einige unterhaltsame, gelungene Einzelmomente. Leider wird das Gesamtbild erheblich durch die viel zu lange Laufzeit und die zerfaserte, uneinheitliche Erzählweise getrübt.

                          7
                          • 9

                            Mit "Inglourious Basterds" begibt sich Quentin Tarantino regietechnisch in ein neues Genre, nämlich dem Kriegsfilm.
                            Die erste Kapiteleinblendung verkündet es schon, hier geht es nicht um die geschichtlich korrekte Darstellungsweise des zweiten Weltkriegs, sondern um eine märchenartige Abwandlung ganz nach den Vorstellungen Tarantino´s. Im Gegensatz zu den ganzen bierernsten Geschichtsverfilmungen, die es zuhauf gibt, formt er etwas völlig eigenes und schreibt die Weltgeschichte um.
                            Im Voraus war es relativ schwer, sich einen Kriegsfilm unter der Feder Tarantino´s vorzustellen, doch die Herangehensweise von ihm ist denkbar simpel wie raffiniert. Die Kriegsführung besteht hier nämlich rein aus der Dialogführung, dem großen Markenzeichen von Tarantino. Hatte er in seinem vorherigen Film "Death Proof" bei den Dialogen merklich geschwächelt und viele ihn schon abgeschrieben, zeigt er hier wieder in Hochform, weshalb er immer noch zu den Meistern des geschliffenen Wortes gehört. Vorzeigebeispiel sind hier vor allem Kapitel 1 und Kapitel 4, in denen auf geniale Art und Weise die Spannung rein durch die Konversation entsteht und dann meist sehr rapide in kurzen Gewaltexplosionen entladen wird. Bei diesem Streifen ist es unverzichtbarer denn je, die Originalfassung zu schauen, denn Tarantino jongliert mit unterschiedlichen Sprachen und Dialekten hin und her, was maßgeblich zum atmosphärischen Ton beiträgt.
                            An der Darstellerfront hat er wieder einige internationale Stars am Start, doch vor allem die deutschsprachige Riege ist es, die hier glänzt. Man merkt den deutschen Darstellern zu jedem Moment die Spielfreude an, dass sie in einem Film von Tarantino mitwirken dürfen und so laufen Schauspieler wie August Diehl zur Hochform auf und können sich im internationalen Vergleich locker behaupten. Brad Pitt glänzt mit breitem Südstaatenakzent, Mélanie Laurent ist eine feurige Rächerin, doch am Ende bleibt vor allem einer im Gedächtnis. Christoph Waltz ist die Entdeckung überhaupt und seine Darstellung des "Jew Hunters" Hans Landa lässt einen wahrhaftig erstaunen. Deutsch, Englisch, Französisch und teilweise Italienisch spricht er praktisch fließend und durch seine teils charmante, teils kindliche, teils teuflische und eiskalte Art erzeugt er eine beeindruckende Präsenz, durch die jeder andere Darsteller in gemeinsamen Szenen mit ihm zurückstehen muss.
                            Stilistisch besteht der Film praktisch aus 5 großen Einzelszenen, die fast theatermäßig inszeniert werden und die trotz des Kriegsfilm-Genres auch Anleihen an Italo-Western durchschimmern lassen. Im Gegensatz zu Tarantino´s meisten anderen Filmen, die vor allem durch die schrägen, spritzigen Dialoge und die Einzelszenen statt dem Gesamtkontext in Erinnerung bleiben, merkt man hier, dass ihm wirklich viel Wert daran lag, etwas zu erzählen und die Dialoge jederzeit unabdingbar für den Handlungsverlauf sind.
                            "Inglourious Basterds" ist eine fantastische Geschichtslehrstunde ganz im Sinne von Tarantino, der hier munter sämtliche geschichtliche Richtigkeiten über den Haufen wirft und mit einem tollen Cast, theaterartigen Sequenzen und messerscharfen Dialogen zu alter Form aufläuft.

                            10
                            • 8 .5

                              "Death Proof" ist der Beitrag von Quentin Tarantino des Grindhouse-Doublefeautures mit Robert Rodriguez.
                              In verwaschenen, mit Bildfehlern und Sprüngen durchzogenen Bildern huldigt Tarantino dem schmuddeligen und dreckigen Kino der 60er und 70er Jahre. Dabei kann er vor allem durch die hervorragende Atmosphäre punkten, die er durch die stimmigen Sets und den fantastischen Soundtrack erzeugt.
                              Mit diesem Streifen entfernt sich Tarantino weiter vom Mainstream als zuvor, denn diesmal gibt es wieder ausufernde Dialogpassagen, in denen es sich eigentlich nur um Dinge dreht, die für die eh schon simple Handlung völlig irrelevant sind. Es stehen wieder Frauen im Vordergrund, die sich über typische Frauenthemen auslassen, doch Tarantino schießt diesmal tatsächlich ein wenig über das Ziel hinaus und verliert sich etwas zu sehr in den langen Dialogen. Auch die weiblichen Figuren, vor allem in der ersten Hälfte des Films, sind teilweise nicht wirklich sympathisch, was man von den sonst so prägnanten Charakteren aus dem Tarantino-Universum nicht gewohnt ist.
                              Auf der anderen Seite hat man allerdings Kurt Russell, der den charismatischen Psychopathen Stuntman Mike mit derartiger Spielfreude mimt, so dass er jede Szene, in der er vorkommt, völlig an sich reißt. Mit einem Erzählkniff, der fast ein wenig an Hitchcock´s "Psycho" erinnert, bekommt man dann in der zweiten Hälfte eine wesentlich stärkere Frauengruppe zu sehen, die den Spieß gehörig rumzudrehen vermag.
                              "Death Proof" ist eine Mischung aus viel Licht und ein wenig Schatten. Die Inszenierung, Atmosphäre, ein genialer Kurt Russell und eine geniale, handgemachte Verfolgungsjagd gegen Ende stehen einer simplen Handlung, recht dünnen Dialogen und teilweise flachen Charakteren gegenüber, weshalb Tarantino mit diesem Film etwas hinter seinen Glanzleistungen zurück bleibt.

                              11
                              • 7 .5

                                "Despicable Me 2" setzt die Geschichte um Gru, seine adoptieren Mädchen und die kultigen Minions fort.
                                Diesmal geht es wieder darum, dass ein Superschurke gefasst werden soll. Gru führt mittlerweile ein schurkenfreies Leben und wird von einer Organisation rekrutiert, um den Schurken zu finden.
                                Die Macher führen die Erfolgsformel aus Teil 1 nahtlos weiter und liefern wieder einen großen Spaß für Groß und Klein. Die Handlung ist zwar nicht mehr ganz so toll wie im Vorgänger und im Mittelteil gibt es mal einen kleinen Hänger, aber der Rest ist wieder rundum gelungen. Der Streifen ist grandios animiert, der Soundtrack wieder schön entspannt, die Charaktere wirklich sympathisch und vor allem haben die Verantwortlichen das Kultpotential der Minions zu 100% genutzt, so dass diese deutlich mehr Screentime als in Teil 1 bekommen. Dies führt wieder zu wirklich witzigen, teils schrägen Momenten, bei denen kein Auge trocken bleibt.
                                "Despicable Me 2" ist insgesamt ein klein wenig schwächer als der Vorgänger, doch für Fans von diesem ist die Fortsetzung ebenfalls blind zu empfehlen und praktisch Pflicht, allein wegen den Minions. Falls ein nächster Teil kommt, dürfte Gru aber ruhig wieder ein bisschen fieser sein.

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                                • 4

                                  Der erste "Kick-Ass" hat mir wirklich sehr gut gefallen, daher war ich gespannt, wie der zweite Teil wird.
                                  Um es gleich vorweg zu nehmen, der Streifen ist wirklich eine derbe Enttäuschung in eigentlich allen Belangen. Statt parodistische, gelungene Witze, hintergründige Anspielungen und den Mix aus Gewalt und dramatischen Elementen tritt der Nachfolger eigentlich alle Zutaten mit Füßen. Die Handlung schlägt neue Bahnen ein und es geht im Grund darum, dass sich die Menschen hinter dem Superheldendasein in ein gewöhnliches Leben fügen müssen beziehungsweise ihre Daseinsberechtigung hinterfragen. Der Fokus liegt deutlich stärker auf Hit-Girl, doch ihre Storyline entpuppt sich als total belanglose, langweilige und teils platte Highschool-Coming-of-Age-Geschichte. Die neu eingeführten Nebencharaktere wie z.B. Jim Carrey als Colonel Stars & Stripes oder Donald Faison als Dr. Gravity bleiben komplett ungenutzt und blass und ihre Screentime ist extrem gering. Das einzige, was mir etwas gefallen hat, war das Verhältnis zwischen Dave und seinem Dad, was vor allem für den späteren Verlauf wichtig ist.
                                  Gab es im ersten Teil noch wirklich witzige Stellen, wo man lachen konnte, bietet der zweite Teil extrem platten Humor, mitunter sogar peinlichen Fäkalhumor, bei dem ich kein einziges mal gelacht hab. Der Grundton sollte dem Comic nach anscheinend eher düster werden, aber die meiste Zeit war es einfach nur wirklich albern. Die teilweise angepriesenen, kontroversen Gewaltausbrüche und die FSK 18 Freigabe des Films konnte ich auch zu keinem Zeitpunkt erkennen und der Film war nicht wirklich härter als Teil 1. Erst in den letzten ca. 25 Minuten nimmt der Film etwas an Fahrt auf und schafft es ein wenig, Action und Dramatik auszubalancieren, doch den Gesamteindruck kann das kaum noch retten.
                                  Die Darsteller haben sich zum Glück nicht sonderlich geändert und vor allem Aaron Taylor-Johnson und Chloë Moretz fügen sich wieder gut in ihre Figuren ein. Christopher Mintz-Plasse geht diesmal völlig over the top, was mir an einigen Stellen auch einfach zu übertrieben war.
                                  "Kick-Ass 2" reiht sich ein in die Reihe der unnötigen Fortsetzungen und ist eine große Enttäuschung. Darsteller und Inszenierung gehen noch in Ordnung, doch das Drehbuch ist einfach komplett misslungen und so geht der zweite Teil im Vergleich mit dem ersten komplett unter und kann nur in wenigen Szenen noch überzeugen.

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                                  • 8

                                    Nach seinem furiosen, stilwütigen "Kill Bill: Volume 1" beschließt Quentin Tarantino seinen Rache-Zweiteiler, wobei er die Erwartungshaltung der Zuschauer geschickt unterläuft.
                                    Im Gegensatz zum schnellen, actionreichen Vorgänger nimmt Tarantino hier das Tempo deutlich raus und kehrt wieder größtenteils zu seinen Wurzeln zurück. Die eigentliche Handlung wird immer wieder von Flashbacks unterbrochen, durch die man die entscheidenden Hintergründe und Motive über den titelgebenden Rachefeldzug erfährt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Figuren, vor allem die Braut, wesentlich an Tiefe und emotionalen Mehrwert erhalten, durch die das comichaft überzogene von Teil 1 einer zutiefst menschlichen Komponente weicht.
                                    Stilistisch bekommt man wieder ausgefeilte, umfangreiche Dialogpassagen geboten, wobei die Atmosphäre eher an einen melancholischen Western erinnert, als an einen Martial-Arts-Kung-Fu-Streifen.
                                    Vor allem Uma Thurman und David Carradine, von dem in Teil 1 nur die Stimme zu hören war, profitieren erheblich von der tiefergehenden Charakterisierung und vor allem in den gemeinsamen Szenen zwischen den beiden knistert es förmlich. Gewalttechnisch ist der Film auch eher zurückhaltend, doch wenn es mal kracht, kommen die Gewaltausbrüche recht heftig und schnell. Ein Manko wäre für mich der Soundtrack, der von Robert Rodriguez und RZA komponiert wurde. Der ist zwar nicht schlecht, aber insgesamt zu unspektakulär und unauffällig.
                                    "Kill Bill: Volume 2" beendet die Rache-Geschichte von Tarantino extrem gut. Der stilistische Bruch ist überraschend und gelungen, denn dadurch bekommen Handlung und Figuren hervorragende Tiefe. Lediglich kleine Längen und der Soundtrack sind Mankos, die das Gesamtbild etwas trüben und den zweiten Teil hinter dem ersten Teil positionieren.

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                                    • 10

                                      "Revenge is a dish best served cold"
                                      Mit "Kill Bill: Volume 1" schuf Quentin Tarantino den ersten Teil seines zweiteiligen Rache-Epos. Nachdem er schon drei Filme innerhalb des Gangster-Genres drehte, huldigte er als nächstes seinem heiß geliebten Eastern-Genre, bei dem eine totgeglaubte Braut Rache üben will.
                                      In der Hauptrolle ist Uma Thurman, Tarantino´s selbsternannte Muse, zu sehen, die die rachsüchtige Braut einfach perfekt als kalte Killermaschine verkörpert. Wieder einmal in unchronologischer Reihenfolge entfaltet Tarantino seine Rache-Story, wobei der Streifen visuell einfach atemberaubend geraten ist. Texteinblendungen, wundervolle Kamerafahrten, Farbspiele, Zeitlupen, Schwarz-Weiß-Szenen oder eine kleine Anime-Sequenz sind nur einige der Stilmittel, durch die der Film stets überraschend und abwechslungsreich bleibt.
                                      Im Gegensatz zu seinen vorherigen Filmen kommt der Film weitesgehend ohne Tarantino´s Dialoglastigkeit aus, denn diese beschränken sich meist nur auf das Wesentliche. Der Soundtrack ist wieder mal absolut großartig, teilweise perfekt passend, teilweise erstaunlich ungewöhnlich, was einigen Szenen eine noch markantere Präsenz verleiht.
                                      Neu ist auch, dass Tarantino zum ersten mal sehr auf Action setzt, was ihm auch einfach nur perfekt gelingt. Die Kampfszenen, die größtenteils aus Schwertfights bestehen, sind spektakulär choreographiert und Tarantino lebt seine Vorliebe zum Kung-Fu- oder Italo-Western-Genre aus, indem er das Kunstblut fontänenweise spritzen lässt und diverse Körperteile den Eigentümer verlassen. Die 110 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug und trotz der vielen liebevollen Details, die sich im Film entdecken lassen, lässt Tarantino noch Handlungsstränge und Erklärungen offen, um den Zuschauer direkt hungrig auf den zweiten Teil zu machen.
                                      "Kill Bill: Volume 1" zeigt neue Seiten von Quentin Tarantino. Er beweist, dass er auch ohne lange Dialogpassagen ein Meisterwerk schaffen kann, indem er perfekt choreographierte Action in einem visuellen Feuerwerk abbrennt, welches immer wieder zum Erleben, Genießen und Staunen einlädt.

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                                        Nach seinem Meisterstück "Pulp Fiction" verfilmte Quentin Tarantino einen Roman von Elmore Leonard, aus dem dann "Jackie Brown" wurde.
                                        Der Streifen ist eine Mischung aus Krimi und Thriller, bei der Tarantino diesmal auf eine verschachtelte Erzählweise verzichtet. Dies ist auch schon der größte Kritikpunkt an dem Streifen, denn der Plot ist zwar nicht schlecht, aber insgesamt viel zu gewöhnlich, linear und es wird keine große Spannung erzeugt. Die 2,5 Stunden Laufzeit ziehen sich an einigen Stellen und man hat das Gefühl, Tarantino hätte die Handlung auch in etwas weniger Zeit erzählen können.
                                        Im Gegenzug dazu steht allerdings wieder mal die großartige Inszenierung von Tarantino. Die famose Musikauswahl aus Soul, R&B, Country zusammen mit den tollen Kamerafahrten erzeugt eine unwiderstehliche Atmosphäre, durch die der gesamte Film extrem entspannt und lässig daher kommt. Die Settings und einzelnen Szenen sind wie gewohnt sehr gut durchdacht, so dass der Film trotz des simplen Plots extrem angenehm zu schauen ist.
                                        Der Cast ist wie zu erwarten auch wieder absolut erstklassig. Zum ersten Mal setzt Tarantino auf eine starke Frauenfigur als Hauptperson, weshalb er Pam Grier, eine seiner Lieblingsschauspielerinnen, besetzte. Neben ihr ist es aber auch der Nebencast, der in Erinnerung bleibt. Ein total gemächlicher, fauler Robert DeNiro, eine dauerbekiffte Bridget Fonda, ein wie immer genialer Samuel L. Jackson oder ein famoser Robert Forster sind nur einige der Highlights, die es zu erleben gilt.
                                        "Jackie Brown" hat gelegentliche Längen und überrascht aufgrund des elegischen Tempos und der reifen Figurenzeichnung. Die geniale Inszenierung und der tolle Cast machen den Streifen zusätzlich unbedingt sehenswert und zu einem weiteren starken Tarantino, der von Sichtung zu Sichtung wächst.

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                                        • 9

                                          "Prisoners" hat vorab extrem gute Kritiken bekommen und wurde teilweise als bester Thriller seit "Sieben" beworben, daher bin ich heute mit extrem hohen Erwartungen in die OV gegangen.
                                          Anfangs noch recht ruhig und harmonisch, zieht die Atmosphäre nach gemächlichem Spannungsaufbau extrem an und Regisseur Denis Villeneuve entfaltet eine intensive Mischung aus Thriller und Drama. Die Handlung ist nicht extrem innovativ, doch die Art der Inszenierung ist so dermaßen packend und spannend, so dass die 153 Minuten Laufzeit praktisch ohne Längen auskommen.
                                          Villeneuve beschäftigt den Zuschauer mit moralischen Fragen und den Beweggründen von Selbstjustiz, dabei bezieht er aber nie klare Stellung und begeht nicht den Fehler, das Thema zu verherrlichen oder glorifizieren. Nebenbei ist die "Krimi"-Handlung zu jederzeit spannend und unvorhersehbar und es war mir bis zum Ende nicht möglich, selbst auf die Auflösung zu kommen. Der Grundton ist durchgehend sehr düster und pessimistisch und immer wieder kommt es zu gänsehauterzeugenden Spannungsmomenten, bei denen man fast die Luft anhält. Der gesamte Film wird ab und an von religiösen Symbolen oder Motiven angereichert, was sich aber auch zu keinem Zeitpunkt störend auswirkt und stimmig in das Gesamtbild einfügt. Lediglich das Ende des Streifens war für mich nicht hunderprozentig rund, aber da sollte sich jeder selbst eine Meinung bilden.
                                          Die Performances sind allesamt wirklich fantastisch, vor allem Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal liefern mit die beste Leistung ihrer Karriere und gehören für mich ganz klar mit zum Besten was ich dieses Jahr im Kino sehen durfte.
                                          "Prisoners" kann die hohen Erwartungen definitv erfüllen und ist ein klares Highlight des bisherigen Kinojahres. Eine ungemütliche, intensive Mischung aus Thriller und Drama, die mit hochspannenden Momenten und brillanten Schauspielleistungen in ganz hohe Qualitätssphären durchdringt.

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                                          • 5 .5

                                            Regisseur James Wan hat mit "Insidious" vor 3 Jahren einen Horrorfilm abgeliefert, den ich zu einen meiner absoluten Favoriten innerhalb des Genres der letzten ca. 8 Jahre zählen würde. Nun legt er ein Sequel nach, welches die Handlung von Teil 1 weiterführen soll.
                                            Stilistisch trägt der Film durch und durch die Handschrift Wans. Subtiler Spannungsaufbau und erschreckende Momente liegen ihm einfach und so finden sich auch in diesem Sequel wieder einige solcher Szenen.
                                            Ein Problem des Films ist aber, dass vor kurzem erst "The Conjuring" von Wan in den Kinos lief, daher fühlen sich einige Schockeffekte und Horrormomente irgendwie vertraut und ähnlich an. Inhaltlich hinkt der Film dem grandiosen ersten Teil auch sehr weit hinterher. Der Versuch, viele ungeklärte Fragen aus dem Vorgänger zu klären, funktionieren nicht wirklich und nehmen dem ganzen viel an Spannung. Auch der Fokus auf einen Erzählstrang rund um ein Geisterjäger-Team aus Teil 1, der zudem noch unpassende Humoreinschübe enthält, will nicht wirklich zünden. In den letzten gut 30 Minuten geht dem Streifen dann merklich die Puste aus und es finden sich kaum noch gruselige oder schockierende Momente. Das Ganze verkommt fast schon zu einem Thriller, der immer abstruser wird.
                                            "Insidious: Chapter 2" kann leider lange nicht mit dem überragenden Erstling mithalten. James Wan kann aufgrund seiner stilsicheren Inszenierung zwar hier und da für gelungene Momente sorgen, doch man merkt jetzt, wieso er jetzt regietechnisch das Genre verlassen möchte. Er hat im Horrorgenre nun schlicht alles erzählt und gezeigt, bei weiteren Filmen dieser Art würde er sich nun nur noch wiederholen.

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                                            • Neben Emmanuel Lubezki und Benoît Debie einer meiner 3 absoluten Lieblinge hinter der Kamera. Jeder Film, bei dem er für die Kameraarbeit verantwortlich ist, ist ein wahrer Hochgenuss für die Augen.

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                                                über Gravity

                                                Nach seinem grandiosen Film "Children of Men" meldet sich Regisseur Alfonso Cuarón nach fast 5 Jahren mit seinem neuen Werk "Gravity" zurück.
                                                Durch den Trailer hat man glücklicherweise mal keinen wirklichen Eindruck vom Gesamtwerk bekommen und so bekommt man hier einen Weltraum-Survival-Thriller zu sehen, in dem zwei Astronauten um ihr Leben kämpfen müssen.
                                                Cuarón hat erneut mit Kamera-Gott Emmanuel Lubezki zusammengearbeitet, wodurch wieder Bilder entstanden sind, die einfach nur faszinieren. Lange Fahrten durchs All, bei denen sich die Kamera immer wieder dreht und kreist und viele Sequenzen, die ohne Schnitte auskommen, sorgen für ein optisches Erlebnis der Spitzenklasse, bei denen sich Kino wirklich mehr als lohnt. Ich hab nur die OV-2D-Version gesehen, daher kann ich zum vielfach gelobten 3D nichts sagen, aber auch so hat es der Streifen immer geschafft, mich voll und ganz in seinen Bann zu ziehen.
                                                Das liegt neben der fantastischen Kamera-Arbeit auch an dem phänomenalen Score von Steven Price. In den besten Szenen verschmelzen Bild und Ton zu einer dichten, atmosphärisch beeindruckenden Einheit, bei der das Gefühl von Schwere- und Orientierungslosigkeit einmalig auf den Zuschauer übertragen wird, währen die Spannung in diesen Szenen auf die Spitze getrieben wird.
                                                Auch wenn der Film audiovisuell und effektetechnisch praktisch makellos ist, trennt die eigentliche Handlung das Werk für mich von einem absoluten Meisterwerk. Inhaltlich bekommt man eben "nur" einen recht linearen Survival-Thriller, bei dem ich an einigen Stellen den erwünschten Tiefgang vermisst hab. Im Kern ist "Gravity" eigentlich ein Zwei-Personen-Kammerspiel in den Weiten des Alls und erfordert daher schauspielerische Glanzleistungen. Sandra Bullock und George Clooney machen ihre Sache auch wirklich gut, doch Clooney ist szenentechnisch zu stark limitiert und Bullock neigt ab und an zu etwas deutlichem Overacting.
                                                "Gravity" ist ein kurzweiliger Science-Fiction-Survival-Thriller, der durch ein perfektes Handwerk des Regisseurs und die dichte, packende Atmosphäre glänzt. Inhaltlich kann sich der Film nie von seinen linearen Fesseln lösen und schauspielerisch wäre vielleicht sogar noch etwas mehr drin gewesen, dem Gesamterlebnis tut das alles aber nur wenig Abbruch.

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                                                • Wundert mich, dass hier der Tod von Andrea durch Todd nicht gelistet ist. Auch wenn die Szene so schnell und fast schon beiläufig kommt, ist sie dafür umso schockierender und heftiger gewesen.

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                                                  • 7

                                                    Mit "Pacific Rim" liefert Guillermo del Toro einen Blockbuster ab, mit dem er sich einen Herzenswunsch erfüllt hat.
                                                    Die Handlung ist denkbar simpel und es geht zusammengefasst eigentlich nur darum, dass riesige Roboter gegen riesige Monster kämpfen. Als der erste Trailer auftauchte, kehrten vermutlich nicht nur bei mir erstmal schlimme Erinnerungen an Filme wie "Transformers" zurück. Zum Glück lässt del Toro solche Streifen weit hinter sich und überzeugt stattdessen mit viel Herzblut.
                                                    Die Roboter, sogenannte Jaeger, können nur von 2 Piloten gleichzeitig gesteuert werden, die sich gedanklich durch eine Art neurologische Verbindung vereinen, wodurch sie Einblicke in die Gedanken und Erinnerungen des jeweils anderen bekommen. Durch diesen erzählerischen Kniff verleiht del Toro seinen Figuren an manchen Stellen eine gewisse emotionale Tiefe, wodurch ein eindimensionales Charakterbild vermieden wird.
                                                    Nach dem recht furiosen ca. 20 minütigen Einstieg nimmt der Regisseur das Tempo und die Action erst mal raus und konzentiert sich ganz auf die Entwicklungen zwischen den Figuren. Nach rund 70 Minuten fährt del Toro dann alles an Effekten und Action auf, was mit dem hohen Budget möglich war und liefert atemberaubende Effekte und krachende Action. Dabei gerät der Erzählton des Films nie zu ernst, denn immer wieder gibt es einige Szenen, die das Ganze durch Humor auflockern.
                                                    Charlie Hunnam, der in der fantastischen Serie "Sons of Anarchy" regelmäßig brilliert, funktioniert auch hier durchgehend als Sympathieträger, doch auch der Rest des Casts wie z.B. Idris Elba oder Rinko Kikuchi können sich sehen lassen.
                                                    Wer Logik und tiefgehenden Anspruch sucht, ist bei diesem Film natürlich fehl am Platz, allerdings ist das Ganze für meinen Geschmack 10-15 Minuten zu lang geraten.
                                                    "Pacific Rim" ist lupenreiner Blockbuster-Bombast, der etwas zu lang geraten ist und insgesamt ein wenig mehr Tiefgang vermissen lässt. Dieser ist nämlich durchaus stellenweise vorhanden und mithilfe des gelungenen Casts lässt der Film einige Vertreter des Genres dadurch locker hinter sich und ist mehr als nur hirnlose Hochglanz-Ware.

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