Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 9 .5

    Mit "Night on Earth" hat sich Jim Jarmusch erneut selbst übertroffen und einen absolut genialen Episodenfilm abgeliefert.
    Eine Nacht lang bekommt der Zuschauer Einblick in eine Taxifahrt in jeweils einer anderen Stadt oder anderem Land. Als erstes nimmt uns Jarmusch mit nach Los Angeles, wo Victoria Snelling von Winona Ryder gefahren wird. Diese erste Episode bringt uns direkt mitten rein in die gewohnt entspannte, geniale Atmosphäre, die Jarmusch in seinen Filmen direkt von Anfang an mit Leichtigkeit kreiert. Bereits in dieser Episode setzt Jarmusch zwei völlig gegensätzliche Figuren auf engsten Raum, wobei herrliche Dialoge entstehen. Die zweite Episode in New York ist dann direkt mein Favorit, ein genialer Giancarlo Esposito mit einem herrlichen Slang fährt bei Armin Mueller-Stahl im Taxi mit, der nur gebrochen Englisch mit immer wieder ein paar Fetzen Deutsch spricht. Diese Episode ist die lustigste von allen, ich musst öfters sehr laut lachen. In der dritten Episode in Paris bringt uns Jarmusch auf seine typisch ironische und melancholische Art die Vorurteile und Missverständnisse zwischen Menschen nahe, in diesem Falle aufgrund der Hautfarbe oder der Blindheit einer Frau, die Fahrgast im Taxi ist. Episode 4 in Rom fiel ein wenig für mich ab, Robert Benigni hat für mich einfach ein wenig zu überdreht agiert, trotzdem ist auch diese Episode aufgrund des später sehr makabren Humors wieder sehr sehenswert. In der letzten Episode in Helsinki erwartet man eigentlich wieder etwas humoriges, doch Jarmusch liefert hier nochmal eine ziemlich tragische Episode ab, die einen etwas nachdenklich stimmt.
    Alles in allem hat Jim Jarmusch bei "Night on Earth" beinahe alles richtig gemacht, jede Episode strotzt vor Einfallsreichtum und Kreativät, dazu kommen super Schauspieler und die unterschiedlichen Schauplätze in der ganzen Welt. Dadurch, dass Jarmusch jede Episode in ihrer Originalsprache belassen hat, transportiert er den Flair der jeweiligen Stadt perfekt. Ein wirklich überragender Episodenfilm, der auch für Leute empfehlenswer ist, die mit Jim Jarmusch sonst nicht so viel anfangen können. Zum Schluss noch die Reihenfolge der Episoden nach meinem Bevorzugen:

    1. New York
    2. Paris
    3. Helsinki
    4. Los Angeles
    5. Rom

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    • 8

      In "Mystery Train" verbindet Jim Jarmusch seine typische, lässige Erzählweise mit einer episodenhaften Geschichte, die einen Einblick in das Leben von verschiedenen Figuren innerhalb von 24 Stunden gibt. Diesmal stammen die Charaktere der jeweiligen Episoden sogar aus unterschiedlichen Ländern, wodurch Jarmusch einen noch abwechslungsreicheren Blick auf verschiedene Kultureigenheiten bietet. Der Cast ist durch die Bank weg gewohnt großartig, vor allem die dritte Episode kann durch einen herrlichen Steve Buscemi und einen abgefuckten Joe Strummer begeistern. Die Episoden wirken anfangs ziemlich willkürlich, doch nach einer Weile bemerkt man die Gemeinsamkeiten und Motive, die sich durch jede der Episoden zieht. Musik ist diesmal ein wesentliches Merkmal des Films, so spielt der "King" Elvis Presley eine zentrale Rolle in jeder Episode. Hauptschauplatz der Geschichte ist das Hotel Arcade, welches sich auch in Memphis befindet, der Heimatstadt von Elvis. Allein die kleinen Szenen mit Screamin´ Jay Hawkings als Nachtportier und Cinqué Lee als Page sind so herrlich, dass sie allein schon ein Ansehen des Films rechtfertigen. Eine spitzenmäßige Musikuntermalung, natürlich auch mit Songs von Elvis, tut ihr Übriges, um diesen Film wieder zu einem absoluten Must-See für Jim Jarmusch-Liebhaber werden zu lassen.

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      • 8

        "Down by Law" ist der dritte Film von Jim Jarmusch, welcher seine beiden Vorgänger nochmals übertrumpft. Die Inszenierung ist mittlerweile bekannt, die Bilder kommen wieder mit langsamen Einstellungen daher und das Ganze ist in schönem Schwarz-Weiß gehalten. In extrem gelungenen, musikalisch toll unterlegten Szenen bekommt man Jarmusch-typisch die Figuren vorgestellt, die in diesem Film noch sympathischer und cooler sind als von Jarmusch bisher gewohnt. Nach kurzer Zeit finden sich drei völlig verschiedene Charaktere in einer Gefängniszelle wieder, wobei alle drei nicht wirklich kriminell und eher unfreiwillig dort gelandet sind. Anfangs können sie sich gegenseitig keine Sekunde lang leiden, doch nachdem einer von ihnen einen Plan für den gemeinsamen Ausbruch parat hat, entwickelt sich ihr Verhältnis in eine andere Richtung. Anstatt den Fokus auf eine spannende Ausbrecher-Story zu setzen, zeigt uns Jarmusch drei schräge, symphatische Figuren, die von großartigen Schauspielern verkörpert werden und im Laufe der Geschichte zu einem tollen Team heranwachsen. Jarmusch bietet hier außerdem witzigere Pointen als jemals zuvor, von daher ist "Down by Law" ein wirklich entspannt anzuschauender, atmosphärischer Film mit einem tollen Soundtrack und grandiosen Schauspielern.

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        • 7 .5

          Nach "Permanent Vacation" folgt "Stranger than Paradise", der zweite Film von Jim Jarmusch", ähnlichen Motiven wie sein Debut. Diesmal stehen 3 Figuren im Vordergrund, die sich anscheinend an keinem Ort richtig zu Hause fühlen können und deswegen ständig auf der Reise bleiben müssen. Jarmusch setzt erneut auf eine sehr langsame, spannungsarme Inszenierung, bei der die Aufnahmen extrem real wirken, während wir nach und nach an die sympathischen, lebensnahen Charaktere gebunden werden. Durch die Schwarz-Weiß-Bilder und den gelungenen Soundtrack ist der Film von einer tristen Stimmung durchzogen, während Jarmusch von den verschiedenen Städten wieder ziemlich einsame Schauplätze auswählt, damit man die Motive der Figuren jederzeit nachvollziehen kann. Gegen Ende hat Jarmusch allerdings noch einige wirklich ironisch - erheiternde Momente in den Film eingebaut, wodurch "Stranger than Paradise" stimmig endet und letztendlich wieder als volle Empfehlung für Freunde von kleineren, unaufregenderen Filmen durchgeht.

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          • 7

            "Permanent Vacation" ist das Debut des beliebten Independent-Regisseurs Jim Jarmusch. Mit praktisch keinerlei finanziellen Mitteln und mithilfe von Freunden zeichnet Jarmusch in diesem Film ein ungewohntes Portrait vom damaligen New York. Chris Parker wandelt als zielloser 16-jähriger Allie durch heruntergekommene Gassen und führt Gespräche mit Fremden, von denen viele sehr merkwürdige Zeitgenossen sind. Im Gegensatz zu anderen Filmen wird New York hier als trister, fast schon verstörend vereinsamter Ort gezeigt. Die Menschen in der Gegend, in der Allie umherwandert, wirken alle perspektivlos, einige scheinen bereits völlig vom Wahnsinn besessen zu sein. Zusammen mit der schnörkellosen Kameraführung und einem tollen Soundtrack schafft es Jarmusch, seine alltäglichen Bilder in eine ungewöhnlich melancholische Atmosphäre zu versetzen, was durch das natürliche Schauspiel aller Laiendarsteller zusätzlich verstärkt wird. "Permanent Vacation" ist ein gelungenes, kleines Independent-Debut, auf eine wirkliche Handlung muss man zwar verzichten, dafür bekommt man ein erfrischend differenziertes Bild von New York geboten, zusammen mit Szenen, die wirken als seien sie aus dem wahren Leben gegriffen.

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            • 8
              über Ted

              Da ich mir in letzter Zeit eh sehr viel Family Guy im Original ansehe, hab ich mir nun auch "Ted" im O-Ton angeschaut. Seth MacFarlane schafft die Gratwanderung zwischen Mainstream-Komödie und seinem einzigartigen Family Guy-Stil und bietet einen erfrischenden, witzigen und abgedrehten Film. Der Cast ist durchwegs spitze besetzt, Mark Wahlberg beweist wieder mal, dass er sowohl ernste auch als lustige Rollen beherrscht und es entwickelt sich eine perfekte Chemie zwischen ihm und dem titelgebenden Teddy. Mila Kunis ist zauberhaft wie immer und fügt sich toll in das Gesamtbild ein, wie der restliche Cast bei denen einige Cameos für lustige Überraschungen sorgen können. Seth MacFarlane haucht Ted mit seiner einmaligen Stimme Leben ein, zusammen mit den gelungenen Animationen wirkt der Teddy wirklich sehr lebendig. Die Gagdichte ist sehr hoch, wer Family Guy mag, wird sich sofort mit der Art des Humors anfreunden, der oft unter die Gürtellinie zielt und schön politisch inkorrekt daher kommt, aber auch wieder viele Querverweise auf die amerikanische Popkultur bietet. Einzig an der Story hapert es hier und da ein wenig, auf Spielfilmlänge kann man eben nicht ununterbrochen Gags abfeuern, daher musste MacFarlane den Zuschauer auch mit einer durchgehenden Storyline bei Laune halten. Die Story losgelöst von den Gags ist allerdings ziemlich vorhersehbar, MacFarlane vernachlässigt hierbei seine respektlose Art und fährt desöfteren die sanfte Mainstream-Schiene. Für Fans von Seth McFarlane und seinen Serien ist "Ted" auf jeden Fall ein Must-See, man wird sich sofort wohl fühlen und auch alle anderen, die gerne was zu lachen haben und mit einer gehörigen Portion Fäkalhumor klar kommen, werden mit dem Film zufrieden sein.

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              • 3

                Nachdem mir die beiden Vorgänger immer noch sehr gut gefallen, hab ich mir mit einer gewissen Vorfreude den dritten Teil angeschaut. Leider hat mich "Rec 3: Genesis" in fast allen Belangen komplett enttäuscht. Nach einer kleinen Einführung in typischer Handkamera-Manier wechselt der Film auf einmal in eine gewöhnliche Inszenierung mit normaler Kamera. Allein dieser Stilbruch war für mich schon ein totaler Reinfall, klar wollten die Macher wahrscheinlich nach zwei ähnlichen Teilen einen neuen Weg einschlagen, aber wenn das Resultat so miserabel ausfällt wie in diesem Fall, hätten sie gerne drauf verzichten können. Die Optik ist überhaupt ziemlich billig geraten, zusammen mit der unpassenden Musikuntermalung wirkt das ganze eher, als hätten Amateure zugleich eine Hommage sowie Parodie der ersten beiden Teile drehen wollen. Die Handlung läuft nach bekannten, altbackenen Mustern ab, wie man sie schon in zig anderen und vor allem besseren Filmen dieser Art gesehen hat, mit den Protagonisten hab ich zu keiner Zeit mitgefiebert, obwohl sie eine umfassendere Charakterisierung als die in Teil 1 und 2 bekommen haben. Als negative Krönung finden sich dann auch noch einige Humor-Einlagen in dem Film wieder, die einfach völlig unpassend waren und für mich auch kein bisschen lustig. Das was beide Vorgänger ausgezeichnet hat, nämlich die packende Atmosphäre und gut getimte Schockeffekte, fehlt hier völlig. Das meiste spielt sich bei heller Beleuchtung ab und Schockeffekte gab es vielleicht 2 Stück. "Rec 3: Genesis" war für mich eine starke Enttäuschung, außer 3-4 einigermaßen gelungenen Momenten und einer gut aussehenden Hauptdarstellerin hatte der Film für mich rein gar nichts überzeugendes zu bieten.

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                • 9

                  "Take Shelter" ist einer dieser Filme, der wahrscheinlich kein allzu großes Publikum finden wird, da ihm keine so große PR zuteil wird wie größeren Mainstream-Produktionen. Ich hatte mich schon lange auf den Film gefreut und er hat mich wirklich absolut begeistert. Regisseur Jeff Nichols gibt uns einen Einblick in das Leben von Curtis, der einen unaufregenden Job und eine schöne kleine Familie hat. Gleich zu Beginn entfaltet sich eine eindringliche Atmosphäre, das Idyll der tollen Familie wird getrübt, als man sofort sieht, dass Curtis´ Tochter taubstumm ist. Die Szenen innerhalb der kleinen Familie sind wahnsinnig beeindruckend und aufwühlend zu gleich, was vor allem durch die überragenden Leistungen der drei Darsteller gelingt. Doch Curtis hat zusätzlich mit einer anderen Sache zu kämpfen, denn ihn plagen fürchterliche Albträume, die seiner Meinung nach das Ende der Welt ankündigen. Die charakterliche Wandlung vom gutbürgerlichen Menschen zum psychisch an sich Zweifelnden wird dabei von Michael Shannon dermaßen genial portraitiert, so dass sich in einigen Szenen eine kleine Gänsehaut bei mir breit machten. Nichols verwendet diese Charakterdarstellung für den gesamten Film, man fragt sich als Zuschauer bis zum Ende, ob Curtis mit seinen Theorien Recht behalten wird oder einfach nur psychisch entgültig am Ende angekommen ist. Jessica Chastain glänzt hierbei auch als Frau von Curtis, die hier perfekt spielt, wie es sich anfühlen muss, nach und nach einen geliebten Partner zu verlieren, weil dieser mehr und mehr dem Wahnsinn verfällt. Die Atmosphäre ist schon sehr früh auf einem hohen Niveau, doch Nichols kann sich stückchenweise immer mehr steigern, die Szenen werden immer intensiver bis hin zur kontrovers diskutierten Schlussszene. Bei mir hat diese Szene zusammen mit dem tollen Abspann - Song nochmal für eine Gänsehaut gesorgt, daher empfand ich sie als wirklich gelungen. "Take Shelter" sticht in diesem ohnehin schon äußerst guten Kinojahr nochmals sehr positiv hervor, bietet eine unfassbare Spannung und Atmosphäre, die vor allem von der Stille der Bilder und der genialen Schauspieler ausgeht und hat mich wirklich beeindruckt.

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                  • 9
                    über Stalker

                    "Stalker" von Andrei Tarkovsky ist ein dunkler, symbolischer Brocken. Obwohl er grob dem Science-Fiction Genre zugeordnet ist, beinhaltet er keine künstliche Effekte oder typische Elemente des Genres. Tarkovsky lässt 3 Menschen in ein Gebiet pilgern, welches "Die Zone" genannt wird und unter mysteriösen ungeklärten Umständen abgesperrt wurde. Inmitten dieser Zone soll sich ein Raum befinden, in dem der tiefste Wunsch erfüllt wird, sobald man ihn betritt. Je tiefer die Gruppe in die Zone vordringt, umso mehr steigert Tarkovsky die Atmosphäre. Selten sorgen Aufnahmen von purer, karger Natur für solch ein Unbehagen beim Zuschauer. Tarkovsky setzt auf eine sehr langsame Erzählweise, in der Mitte und gegen Ende bekommt man viele Dialoge geboten, über die man viel nachdenken kann und die mit der effektiven Inszenierung für viel Interpretationsstoff sorgen. Je näher die Gruppe ihrem Ziel kommt, umso mehr kehrt sich ihr Innenleben nach außen und jeder wird mit seiner Persönlichkeit konfrontiert. Tarkovsky behandelt unter anderem Themen wie Glauben, Wissenschaft, Sehnsüchte, Ängste und stellt sie teilweise einander gegenüber. Auf eine klare Auflösung wartet man natürlich vergebens, man wird mit vielen offenen Fragen zurückgelassen und muss sich selbst einen Reim auf das Gesehene machen. Die ersten ca. 25 Minuten können für mich nicht mit dem tollen Rest des Films mithalten und ein paar mal war mir die Langsamkeit einen Tick zu fordernd. "Stalker" ist trotzdem ein Fest für Filmliebhaber, die auf unkonventionelle Filme stehen und gerne nach dem Filmgenuss noch länger über den Film nachdenken. Er bietet eine eindringliche Inszenierung gepaart mit tiefgründigen Fragen über unser aller Dasein, daher hat er zurecht die Zeit überdauert und wirkt heute genauso aktuell wie 1979.

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                    • 6

                      "Happy Together" ist leider bisher der schwächste Film, den ich von Wong Kar-Wai gesehen habe. Diesmal dreht sich die Handlung um die komplizierte Beziehung eines homosexuellen Pärchens, welches Hong Kong verlässt um in Buenos Aires einen Neustart zu wagen, was dann aber auch wieder Komplikationen mit sich bringt. Der Film ist inszenatorisch typisch Wong Kar-Wai, viele verschiedene Farbfilter und die raue Handkamera verleihen dem Streifen wieder einen sehr authentischen und ehrlichen Look. Die Darsteller spielen auch wieder sehr bodenständig und realistisch, was dem Film zusätzlich zu Gute kommt. Leider hat mich die Beziehungsgeschichte diesmal nicht wirklich mitgerissen, alles wirkt diesmal ein wenig zu kühl und unspektakulär und der Film plätschert an einigen Stellen vor sich hin. Das Setting in Buenos Aires hat mir auch nicht so wirklich gefallen, da waren die bisherigen in Hong Kong gedrehten Filme atmosphärisch einfach eine ganze Klasse stärker. Kameraführung, Musikuntermalung und die schauspielerische Leistung stimmen also bei "Happy Together", nur an der Geschichte hat es diesmal stark gemangelt, was für eine knappe überdurchschnittliche Wertung reicht.

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                      • 8 .5

                        "Fallen Angels" von Wong Kar-Wai ist inszenatorisch genauso hochwertig wie "Chungking Express". Ursprünglich war das Script als dritter Handlungsstrang für "Chungking Express" gedacht, deshalb verwundert dies nicht. Trotzdem schlägt der Film inhaltlich eine andere Richtung ein, war der Vorgänger eher mit positiven Gefühlen behaftet, thematisiert Kar-Wai in diesem Film eher die Einsamkeit und die unerfüllte Liebe. Aufgrund des Handlungsstrangs mit einem Auftragskiller geht es hier auch bedeutend kälter und härter zu, wobei der Film im Kern immer noch mehr Melodram als Actionthriller ist. Den rauen Killereinsätzen setzt Kar-Wai einen ruhigen Handlungsstrang entgegen, der für mich leider ein wenig zu viel Intensität rausgenommen hat und etwas zu viel Raum eingenommen hat. Kar-Wai versteht es trotzdem wieder meisterlich, vor allem mithilfe toller Independent-Songs das Innere seiner Figuren zum Vorschein zu bringen, die einsam durch ein träumerisches Hong Kong wandeln zu lassen. Dabei verfolgt er eben sein eigenens Tempo, einen klassischen Spannungsbogen sucht man vergeblich, die Geschichte läuft praktisch einfach vor sich hin und gibt Einblicke in das Leben jeder Hauptfigur. "Fallen Angels" ist dementsprechend wieder ein sehr gelungenes Melodram mit passend düsterem Thrillereinschlag.

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                        • 9 .5

                          "Chungking Express" von Wong Kar-Wai ist ein gelungener Film über das Thema Liebe. Ich mag allgemein den Stil fernöstlicher Filme, da sie eine ganz eigene und andersartige Atmosphäre transportieren als amerikanische Filme. Was zuerst auffällt, ist der ziemlich geniale Inszenierungsstil von Kar-Wai. Der Film ist optisch ein wahrer Genuss, es wird ein tolles Farbenspiel in Kombination mit vielen unterschiedlichen Kamerafahrten geboten. Vor allem am Anfang hat der Film eine klasse Dynamik, die Kamera bewegt sich eigentlich ununterbrochen und kommt selten zur Ruhe. In Verbindung mit einem tollen Soundtrack erzählt Kar-Wai zwei Liebesgeschichten, in denen sich 4 Figuren im hektischen Alltag von Hongkong recht zufällig begegnen. Kar-Wai erzählt diese Geschichten mit einer lockeren Leichtigkeit, wobei auch Themen wie Liebeskummer in einer ziemlich amüsanten Art behandelt werden. Das Spiel der Schauspieler macht den Film zusätzlich sehenswert, jeder kann durch eine schöne Natürlichkeit überzeugen. Insgesamt hat mir "Chungking Express" gut gefallen, aber für eine sehr hohe Wertung hat mich der Film nicht wirklich berührt oder eine gewisse Nachhaltigkeit geboten, die ich bei solch einer Art von Filmen gerne gehabt hätte.

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                          • 9
                            über Geister

                            "Geister" ist eine Mini-Serie von Regie-Exzentriker Lars Von Trier, der auch hier wieder etwas geschaffen hat, was als völlig außergewöhnlich zu bezeichnen ist. Zuerst fällt einem sofort die merkwürdige Inszenierung auf. Das Ganze ist mit einer Handkamera gefilmt, auf künstliche Kulissen wurde verzichtet, ebenso auf zusätzliche Scheinwerfer und über das Bild wurde noch ein bräunlicher Farbfilter gelegt. An diese Inszenierung gewöhnt man sich allerdings schnell, dadurch hebt sich die Serie optisch auf jeden Fall von allem bisher Gesehenen ab. LvT nutzt hier als Schauplatz ein altes Krankenhaus in Dänemark, in dem sich allerlei schrullige und eigenartige Figuren tummeln. Durch das Serienkonzept hat LvT genügend Zeit, um diese Figuren hervorragend zu entfalten und zu entwickeln, während er inhaltlich einiges auffährt. Atmosphärisch hat man wohl noch nie eine Serie wie "Geister" zu sehen bekommen. Zusätzlich zu dem eigenartigen Inszenierungsstil erzählt LvT eine ziemlich gruselige, skurrile Story, bei der man nie weiß, was als nächstes passiert. Immer wenn man denkt, absurder wird es nicht mehr, kommt direkt eine neue überraschende Wendung oder völlig skurille Aktion, die einen immer wieder fassungslos auf den Bildschirm blicken lässt. Doch immer, wenn die Story droht zu verstörend zu werden, blitzt eine große Portion zynischer, herrlicher Humor durch, die vor allem von der absolut genialen Figur des Dr. Helmer ausgeht, der in dem bizzaren Szenario immer wieder für einen Lacher sorgen kann, allerdings auch wieder auf eine sehr sarkastische Art und Weise. In den 8 ca. 60-75 Minuten langen Episoden geht es also gefühlsmäßig auf und ab, abwechselnd verstört, erheitert oder einfach nur fasziniert schaut man dem Geschehen zu, einige Episoden stechen zwar ein wenig mehr hervor als andere, aber jede Einzelne bietet trotzdem eine Handvoll genialer Szenen, weshalb jede Folge als top zu bezeichnen ist. Im Abspann jeder Episode richtet LvT zusätzlich noch persönlich immer abschließend ein paar Worte an den Zuschauer, was auch sehr originell ist. Ein paar kleine Längen verhindern für mich ganz knapp die Höchstwertung, ansonsten ist "Geister" eine absolute Ausnahmeserie, die mächtig Eindruck hinterlassen hat und die völlig einzigartig und außergewöhnlich ist.

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                            • Grandioses Gewinnspiel, wann werden denn ca. die Gewinner informiert?

                              • 9 Züge beim schnellen Spiel. Ein echt spaßiges Spiel^^

                                • 8

                                  Nach langer Wartezeit und sehr hoher Vorfreude hab ich nun "The Dark Knight Rises" endlich gesehen, für mich wahrscheinlich mit der meisterwartete Film 2012. Nach dem großartigen Vorgänger entstand ein riesiger Hype um den letzten Teil der Trilogie, dem Christopher Nolan für viele nicht Stand halten konnte. Bei "The Dark Knight" waren meine Erwartungen beispielsweise nicht so hoch, umso mehr hat mich der Film damals geflashed. Beim Finale der Trilogie waren meine Erwartungen dementsprechen um einiges höher, doch Nolan hat mich letztendlich wieder komplett überzeugen und die hohen Erwartungen gekonnt stemmen können. Nolan bietet wieder eine gewohnt großartige Inszenierung, bei der er perfekt zwischen tiefen Charaktermomenten und krachenden Actionszenen. In diesem Finale führt Nolan zudem 4 neue Charaktere ein, was dazu führt, dass Bruce Wayne und vor allem der dunkle Ritter auffällig weniger Screentime bekommen. Nolan nimmt den Zuschauer wieder sehr an die Hand, wie von ihm gewohnt legt er viel Wert darauf, möglichst viel zu erklären und von Anfang an jeder Figur möglichst viel eigene Screentime zu verschaffen. Dies führt dazu, dass Zuschauer enttäuscht sein werden, die sich viel Action und Szenen mit Batman erhoffen, da man stattdessen viele Dialoge und Storyentwicklungen geboten bekommt. Diese Art der Geschichtenerzählung hat mir wieder exzellent gefallen, Nolan´s Absicht war eben nun mal seit dem ersten Teil, die Geschichte hinter dem dunklen Ritter auf realistische und düstere Weise zu portraitieren, in diesem Fall vor allem den Werdegang des Bruce Wayne. Christian Bale liefert wieder eine großartige Leistung ab und muss Bruce Wayne in diesem Finale physisch und psychisch an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Joseph Gordon-Levitt fügt sich mit einer starken Präsenz stimmig in den Cast ein, Tom Hardy liefert trotz mimischer Einschränkungen und zumindest in der deutschen Synchro gewöhnungsbedürfigen Stimme einen bedrohlichen und intensiven Bane ab, doch genau die Frau, die im Vorfeld skeptisch beäugt wurde, liefert hier die größte Überraschung im Cast ab. Anne Hathaway spielt die Rolle der Selina Kyle/Catwoman absolut genial, indem sie ihre körperlichen Reize mit einem Augenzwinkern voll und ganz ausspielt und erfrischend zwischen lasziv - verführerisch und tödlicher Präzision wechselt. Die 165 Minuten Laufzeit vergehen erfreulich flott, die Kameraführung von Stamm-Kamera-Mann Wally Pfister bietet wie immer erstklassige Bilder und der wuchtige Soundtrack von Hans Zimmer unterlegt das Geschehen stets passend. Leider machen sich diesmal im sonst so stimmigen Script von Nolan einige Unstimmigkeiten bemerkbar, einige Momente wirken etwas unlogisch und deplatziert, was man sonst von den perfekt durchdachten Scripts von anderen Nolan - Filmen wie z.b. Memento oder Inception nicht gewohnt ist. Ohne explizit etwas zu verraten kann ich auch verstehen, dass das Ende auf gespaltene Meinungen stößt, ich weiß auch knapp 24 Stunden nach der Sichtung immer nocht nicht sicher, was ich davon halten soll, aber insgesamt wurde schon eine gute Möglichkeit gewählt, die Trilogie würdig zu beenden. Trotzdem hätte ich mir von Jonathan Nolan, der Drehbücher wie z.b. zu Memento hervorgebracht hat, etwas mehr erhofft. "The Dark Knight Rises" ist ein spitzenmäßiger Abschluss einer grandiosen Trilogie geworden, Nolan bleibt für mich weiterhin einer der besten Regisseure im Mainstream-Blockbuster-Bereich und ich bin froh, dass er sich nun wieder einem neuen, eigenständigen Projekt widmen wird, welches ich mir mit Sicherheit wieder voller Genuss ansehen werde.

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                                  • 8

                                    Nachdem ich schon lange auf "Prometheus" gespannt war, lief der Film heute zu meiner Freude in der 3D-OV-Sneak. Zuerst einmal muss auf jeden Fall erwähnt werden, dass der Streifen audiovisuell eine wahre Wucht ist. Ridley Scott hat inszenatorisch alles richtig gemacht, bietet tolle Effekte, eine packende, düstere Atmosphäre und eine Soundkulisse, bei der ab und zu der ganze Kinosaal zu vibrieren schien. Der Cast besticht mit ziemlich guten Schauspielern, darunter Noomi Rapace, Charlize Theron, Idris Elba und vor allem der großartige Michael Fassbender, der hier allen die Show stiehlt. Storytechnisch fand ich den Film auch äußerst gelungen, ich kann verstehen, dass viele Kritik daran üben, dass Scott viele Fragen unaufgeklärt lässt, aber genau das macht für mich noch einen gewissen Zusatzreiz und eine ordentliche Nachhaltigkeit aus. Der Spannungsbogen war super gelöst, am Anfang kommt der Film ein klein wenig behäbig in die Gänge und besticht durch die Erforschung des Unbekannten, während später die Spannungs-,Grusel-, sowie Brutalitätsschraube ordentlich angezogen wird und man immer mehr in den Bann des Films gerissen wird. "Prometheus" ist ohnehin der erste richtige ernstzunehmende Science-Fiction-Film seit Jahren, der diesem Genre auch wirklich gerecht wird, sodass für mich nur Kleinigkeiten negativ ins Gewicht fielen, wie z.b. ein paar zu schwach ausgeleuchtete Charaktermotive sowie die ein oder andere kleine Länge. Nichtsdestotrotz hat mich "Prometheus" vor allem wegen den vorab veröffentlichten, enttäuschten Kritiken sehr beeindruckt und wer die Alien-Reihe mag, wird von diesem Film sicherlich auch nicht enttäuscht werden.

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                                    • 6 .5

                                      "Der Lorax" ist ein Animationsfilm, der sowohl für die kleinen als auch für Erwachsene geeignet ist. Die Öko-Botschaft, dass man die Umwelt schützen und pflegen soll, wird überdeutlich vermittelt und in eine typische abenteuerliche Geschichte verpackt, damit jeder Spaß an dem Film hat. Das Beste am Film waren für mich auf jeden Fall die Nebenfiguren, also die Tiere, die den Wald bewohnen. Während die Hauptfigur ein typischer Standartcharakter ist, sorgen die Auftritte des kauzigen Lorax und der schrägen Waldtiere für viel Unterhaltung. Die restliche Story hat mich nicht großartig beeindruckt, auch die Gesangseinlagen sind ganz unterhaltsam, aber nichts besonderes. Ich hätte mir mehr Szenen mit dem Lorax und den Tieren gewünscht, die Auftritte von diesen kommen merklich zu kurz und während der Abwesenheit dieser Charaktere wurde der Spaß für mich doch störend gebremst. "Der Lorax" ist nette Animationsunterhaltung für zwischendurch, macht vor allem durch die Nebenfiguren Spaß, aber kann nie an die großen Vorbilder von Pixar anknüpfen.

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                                      • 6 .5

                                        "John Carter" ist eine Mischung aus Science-Fiction/- Fantasy/-Abenteuerfilm, die mich mit gemischten Eindrücken zurückgelassen hat. Der Film sieht natürlich durch sein gewaltiges Budget von 200 Million Dollar fantastisch aus und die Effekte sind wie zu erwarten toll. Am Anfang läuft das Ganze etwas zäh an und ich hab früh gehofft, dass der Film so langsam mal Fahrt aufnimmt. Nach ca. 20 Minuten geschieht dies auch endlich und durch den Wechsel zum Mars bekommt man fantasievolle Wesen und Umgebungen geboten. Das Tempo zieht etwas an und die Geschichte nimmt an Fahrt auf, wobei die Story an sich 08/15-Thematiken bedient, die man so schon dutzende Male erlebt hat. Der Cast spielt solide, aber nicht besonders großartig herausstechend, während ich auf der Seite der animierten Figuren den außerirdischen Hund einfach klasse fand. Ab der Stelle, als John Carter dann also auf dem Mars angekommen ist, bekommt man über die restliche Laufzeit des Films ein Wechselspiel aus tollen, aber auch aus überflüssigen, zähen Szenen geboten. Teilweise werden richtig bildgewaltige Schlachten geboten, doch dann kommt es immer wieder zum Stillstand, da oft kitschige Dialogszenen eingeschoben werden, die den Spaß deutlich ausbremsen. Gegen Ende bekommt man nochmal ein recht gelungenes Finale geboten, welches Möglichkeiten für eine Fortsetzung offen lässt. "John Carter" ist ein recht unbrutaler Mainstream-Blockbuster, der meiner Meinung nach zu Unrecht gefloppt ist, da er alle Aspekte beinhaltet, die auch andere Blockbuster schon zu finanziellen Erfolgen werden ließen, aber von einem Meisterwerk ist er dann doch noch weit entfernt.

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                                        • 7

                                          Gesneaked.
                                          Nachdem ich vor ein paar Tagen bereits Steven Soderberghs letzten Film "Haywire" gesehen habe, konnte ich heute in der Sneak direkt seinen neuen Film "Magic Mike" sehen. Ich habe keinen Trailer vorher gesehen und wusste nur, dass es um eine Gruppe Stripper geht und Channing Tatum mitspielt. Was mich als männlichen Zuschauer also eigentlich abschreckt, hat durch Soderberghs fantastische Regie dann doch voll und ganz überzeugen können. Für amerikanische Verhältnisse geht der Film ziemlich freizügig mit der Thematik des männlichen Striptease um und man merkt früh jedem Schauspieler aus dem spitze gewählten Cast die Spielfreude deutlich an, vor allem Matthew McConaughey spielt so ungezügelt und erfrischend wie selten zuvor. Bei dem Thema hätte leicht ein peinlicher, nervender Film entstehen können, doch die Szenen, in denen die Stripshows der Gruppe gezeigt werden, sind so herrlich überzogen inszeniert, dass man viel zu lachen hat und von Anfang bis Ende Spaß an dem Film hat. Soderbergh entscheidet sich allerdings nicht nur für eine eindeutige Betrachtungsweise des Stripgeschäfts, sondern bringt auch leichte dramatische Elemente in seinem Film unter, bei denen die Schattenseiten des Geschäfts beleuchtet werden. Dazu kommt eine sehr hochwertige Inszenierung, bei der ein gelungener Digital - Look gewählt, ab und an Unschärfe-Filter eingesetzt und der Film mit einem durchwegs fantastischen Soundtrack unterlegt wurde. Leider sind für mich die dramatischen Elemente nicht konsequent genug zu Ende durchgeführt worden, stattdessen verlässt sich Soderbergh vor allem gegen Ende viel zu stark auf Klischees und Altbewährtes, was leider einen großen Kritikpunkt für mich darstellt. Hätte Soderbergh mehr Mut gehabt und noch mehr auf unkonventionelle Handlungsverläufe gesetzt, hätte der Film vielleicht sogar in der Liga eines "Boogie Nights" spielen können, so allerdings hinterlassen kleine vergebene Chancen einen leicht faden Nachgeschmack in einem ansonsten extrem unterhaltsamen Film.

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                                          • 7

                                            "Training Day" ist ein erstklassiger Actionthriller, der durch den starken Cast und die famose Regie von Antoine Fuqua begeistert. Die Grundprämisse ist nichts aufregend neues, ein recht zimperlicher Anfänger-Cop wird mit einem erfahrenen, knallharten Cop zusammengesetzt und die Handlung spielt sich an einem Tag ab. Der Film funktioniert in erster Linie durch das brilliante Spiel der beiden Hauptdarsteller Ethan Hawke und Denzel Washington. Hawke mimt den Rookie mit Bravour, er wirkt unsicher aber trotzdem kann er direkt Sympathiepunkte für sich verbuchen. Washington spielt hier eine Rolle, wie man von ihm schon aus vielen anderen Filmen kennt, aber in diesem Film wirkt er nochmal ein ganzes Stück stärker als gewohnt. Es entwickelt sich früh eine starke Chemie zwischen den beiden und durch die unterschiedlichen Charaktertypen beider Figuren entstehen immer wieder mitreißende Konfliktsituationen, bei denen es mit der Zeit immer schwerer fällt, auf welchen Seite man nun eher steht. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Authentizität, die von dem Film ausgeht. Fuqua drehte hauptsächlich in realen Ghettos und kriminellen Bezirken. Wenn Gangs und Dealer zu sehen sind, kann man davon ausgehen, dass diese wirklich real sind und das verleiht dem Film eine tolle Atmosphäre. Gegen Ende verläuft sich die Handlung ein wenig in zu vertrauten Gefilden, so dass "Training Day" nur knapp den Status als Meisterwerk verfehlt.

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                                            • 6 .5
                                              über Ong-Bak

                                              "Ong Bak" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Story ist völlig unspektakulär und langweilig. Meistens wartet man nur darauf, bis endlich die nächste Fight-Szene beginnt. Dank des topfiten, agilen Tony Jaa sind die top choreographierten Fights auch schon fast Grund genug, sich diesen Film anzusehen. Man bekommt harte, gut geschnittene Kämpfe geboten, die ohne Tricks und künstliche Effekte inszeniert wurden. In der Mitte werden auch einige kleine Gags eingestreut, wobei mir manchen Sachen ein wenig zu albern waren. Der Rest des Casts bietet eine recht schwache Leistung und ein Großteil wird eh nur als Kanonenfutter verbraucht. Wer also auf eine logische, mitreißende Story verzichten kann und hauptsächlich an den Martial-Arts-Fights interessiert ist, wird mit "Ong Bak" sicherlich Spaß haben. Ich wurde auch gut unterhalten, allerdings hat mich die völlige Abwesenheit einer mitreißenden Story oder jeglichen Spannungsmomenten dann doch etwas arg gestört.

                                              • 7
                                                über Haywire

                                                "Haywire" mag von der Inhaltsangabe her wie ein überflüssiges B-Movie anmuten. Regisseur Steven Soderbergh aber setzt den Film sehr stilvoll in Szene und verzichtet auf hektische Schnitte. Hinzu kommt ein entspannter jazziger Soundtrack und ein für diese Art von Film extrem hochwertiger Cast. Wer den Film allerdings hauptsächlich wegen Namen wie Antonio Banderas, Michael Fassbender oder Channing Tatum anschaut, wird enttäuscht, da sie alle nur kleinere Nebenrollen spielen. Soderbergh legt den Fokus voll und ganz auf Hauptdarstellerin Gina Carano, die im echten Leben MMA-Fighterin ist und deshalb physisch perfekt in der Rolle aufgeht. Sie überzeugt sowohl als Eyecandy aufgrund ihres wundervollen Aussehens, aber auch in den Action-Szenen. Die Story ist nichts übermäßig besonderes, eben ein typisches Geheimdienst - Szenario, bei der die Jägerin zur Gejagten wird. Soderbergh´s Regie ist optisch immer auf hohem Niveau, dazu wird die Geschichte immer wieder durch Rückblenden vorangetrieben. Alles in allem eigentlich kein besonders herausragender Film, aber eine stilvolle, gelungene Inszenierung und die starke Präsenz der Hauptdarstellerin machen "Haywire" dann doch noch auf jeden Fall sehenswert.

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                                                • 8

                                                  Mit "Vengeance" hat Johnnie To einen Rachethriller von hoher Qualität gedreht. Das Rachethema ist natürlich mittlerweile sehr häufig in Filmen vertreten, aber To hebt den Film mit seiner erstklassigen Inszenierung weit über durchschnittliche Vertreter des Genres hinaus. Das Tempo ist die meiste Laufzeit des Films eher langsam gehalten, selbst bei den wilden Shoot-Outs verwendet To häufig John Woo-mäßige Zeitlupen. Beinahe jeder Shoot-Out wird zusätzlich noch von optischen Highlights verfeinert, die den Film einfach zu einem wahren Fest fürs Auge machen. Allgemein wirkt alles perfekt durchkomponiert, jede Szene ist bis ins letzte Detail durchdacht. Zu einem überzeugenden Rachethriller gehört meist ein starker Hauptdarsteller. Hier tut sich dann ein Kritikpunkt des Films auf, da Hauptdarsteller Johnny Hallyday zwar über den passenden grimmigen und markanten Gesichtsausdruck verfügt, aber eben leider fast ausschließlich nur diesen einen Gesichtsausdruck zeigt und so ein wenig zu steif und leblos rüberkommt. Wer Filme über das Thema Rache mag und einem eher ruhigen Stil mag, kann ruhigen Gewissens einen Blick wagen, da Johnnie To dieses Thema inszenatorisch brilliant umsetzt und auch immer wieder kleine, neuartige und erfrischende Impulse in den Film einbaut.

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                                                  • 9

                                                    "The Raid" ist ein Actionfilm aus Indonesien, der mit gerade mal 1 Million Dollar entstanden ist und gegen den Actionfilme aus Hollywood nahezu lächerlich wirken. Wie von fernöstlichen Filmen gewohnt, ist die Authentizität und Atmosphäre förmlich erdrückend. Regisseur Gareth Evans hat sich für den Streifen Nachwuchsschauspieler und Martial-Arts-Kämpfer Iko Uwais an Bord geholt, der zusammen mit dem Rest des Casts eine famose Leistung hinlegt. Die Inszenierung ist einfach unglaublich intensiv, bei vielen Szenen hab ich gemerkt, wie mein Puls mit angestiegen ist. Immer wieder wechselt der Film zwischen harter, brutaler Action und nervenzerfetzend spannenden Einschüben hin und her. Die Actionszenen sind dabei so überragend gut in Szene gesetzt, dass einem spätestens bei den Martial-Arts-Kämpfen die Kinnlade runter klappt und man kaum fassen kann, was man da gerade an brillianten Kampf-Choreographien zu sehen bekommt. Auf CGI und künstliche Effekte wird komplett verzichtet, stattdessen bekommt man reale, ungeschönte Kämpfe serviert. Um die Popularität außerhalb Indonesiens zu steigern, hat man nachträglich einen Soundtrack von Linkin Park - Mitglied Mike Shinoda anfertigen lassen, der den gesamten Film mit pulsierenden, treibenden Sounds voran peitscht. Die Story ist das Einzige, was man dem Film als Negativpunkt ankreiden könnte, da es so ein Ausgangsszenario schon oft genug gab. Trotzdem ist die Umsetzung einfach so perfekt gelungen, dass man mit den Schlüsselfiguren sehr früh mitfiebert, was bei Actionfilmen nicht unbedingt immer der Normalfall ist. Man muss diesen Film einfach selbst gesehen haben, es lässt sich schwer in Worte ausdrücken, wie einen dieser Film bei der Sichtung wegfegt. Ich komme nicht drum herum, die Höchstbewertung zu geben, für Fans von Actionfilmen wird mit diesem Film ein Traum wahr und das geplante Hollywood-Remake wird niemals ansatzweise an die dreckige, ungeschönte Atmosphäre dieses meisterhaften Originals heranreichen.

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