Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 7

    Ich bin ein großer Murakami Ryu Fan. Ich habe im Studium mehrere Hausarbeiten über seine Werke geschrieben. Dabei nimmt er sich oft die Themen von Außenseiter an. Von der Rolle des Japaners der unter dem Druck der Gesellschaft droht zu explodieren und das meist gewaltsame, bizarre Formen annimmt. So ist es auch in dieser Verfilmung, welche die Geschichte weg von Japan in einer kleinen Parallelwelt hievt. Die Ästhetik des Filmes erinnert sehr stark an Tarantino in seinem verträumten Style aus den 60-70er. Das ist geschickt gewählt, da es die Geschichte etwas Zeitlos macht, da sie eine Menschliche ist.
    In unserem Protagonisten schlummert ein Monster, das durch die rigide Fassade ausbrechen möchte. Die Tat mit dem Eispickel muss geschehen, nicht weil er es genießt oder aus Hass, sondern weil ein Drang in ihm so stark wird, dass es seine eigene Familie bedroht. Akribisch baut er sich seinen Plan auf und hofft so, zumindest für eine Weile, den Druck zu entkommen. Als er dann Jackie trifft, wirkt es erst mal perfekt, wenn auch etwas akward. Doch alles dreht und wendet sich, wenn Jackie ihre Fassade bricht. Misskommunikation treibt beide immer weiter, bis nur die Frage ist, wann es losgehen kann. Eine brutales Spiel von zwei verlorenen Seelisch erkrankten Menschen die in ihrer eigenen Realität leben und dem anderen nur das zufügen möchte, was in ihrer verquerten Logik Sinn ergibt.
    Durch die untypische Vorlage, hat der Film auch einen sonderbaren Spannungsbogen an denen man sich erst mal gewöhnen muss. Ich persönlich mochte den Film sehr, da er die Essenz des Originals in seiner eigenen Form toll wiedergegeben hat.

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    • 8

      "Er brauchte Blut. Er musste Menschen morden. Das war ihm eine Art Bedürfnis. Ein Unmensch." - Mascha Rolnikaite über Franz Murer
      Puh, es gibt viele Filme die mich aufregen oder Wütend machen. Aber kein Film hat mein Blut so sehr zum Kochen gebracht wie Murer. Es ist ja bekannt das Österreich nicht die besten waren, wenn es um die entnazifizierung ging. Das ganze ist auch ein extrem schweres Thema, aber was sich damals im Gerichtssaal abgespielt hat ist eine Farce keines gleichen. Da sitzt dieses Monster, welches all die düsteren Knospen in sich zum Blühen gebracht hat und seiner entmenschlichten Mordslust freien lauf gelassen hat.
      Der Film ist relativ nüchtern. Bis auf ein paar wenige Momente wird nicht viel mit Musik gearbeitet oder extra auf die Tränendrüse gedrückt. Dafür braucht man gar nicht viel, die Worte der Opfer allein reichen aus. Die ganze Verhandlung wurde natürlich Wort für Wort aufgezeichnet, weswegen die Worte aus den mündern der Opfer und Täter so viel stärker wirken. Eine justizische Schweinerei die so nie hätte passieren dürfen. Da werden Aussagen verworfen, weil nach zwanzig Jahren sich nicht mehr richtig an die Farbe eines Mantels erinnert wird. Und es ist auch nicht so als ob Murer nur ein kleiner Soldat war, er war Stadtbekannt und gefürchtet. Und das dann biased Aussagen von einem mysteriösen Juden der nur gute Worte überer Murer verloren hatte, die gleiche stärke hat wie die Erzählung eines Sohnes wie sein Vater gnadenlos niedergeschossen wurde. Murer wurde auch verurteilt, was nie zur Sprache kommt, sodass das ganze Verfahren wie eine reinwaschung seines Namens durch die Verteidigung wirkt. Mit dem starken unterschwelligen Problem, das sich Österreich dem Naziproblem nie wirklich vollständig auseinander gesetzt hat.
      Murer ist ein fantastischer Film, der über zwei Stunden das Blut der Zuschauer zum kochen bringt.

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      • 7 .5

        Sean Wick, der Farmer der mit seiner Schrotflinte Arsch kickt. Bad Day for a Cut ist ein super interessanter und teilweise recht untypischer Rache Thriller, der mit seinen interessanten Charakterbeziehungen und einem grandiosen Ende eine tolle Geschichte erzählt. Die Dynamik zwischen Donal und seinem recht inkompetenten Assassinen ist sehr herzlich und spielt die Stärken und Schwächen von beiden aus. Genau so auch der Verein hinter der psychotischen Frankie, welche Donal ständig unterschätzt und die Rechnung dafür immer weiterzahlen müssen.
        Dabei ist das Thema der Rache toll ausgearbeitet. Auge um Auge und die Welt wird blind. „Bad Day For A Cut“ kommt aus einem irischen Sprichwort, von Tagen, an denen es sich nicht lohnt die Felder zu ernten, da es mehr Umstände mit sich bringt. Und genau das ist das die Krux an der Sache. Von einer brutalen Rache zur nächsten zieht es immer weiter seine Kreise und lässt Dolan am Schluss mit der Entscheidung zurück den Kreis zu durchbrechen oder weiter seine zerstörenden Flammen um sich ziehen lassen. Dabei sind die Argumente auch egal: keiner von ihnen hat den tot verdient, aber irgendwie haben sie auch alle ihr Schicksal selbst herbeibeschworen. Da ist es egal warum Frankie Dolans Mutter umgebracht hat, hat sie doch den Tot von Dolan angefordert und reicht es vollkommen als Rechtfertigung für sein Handeln. Es sind die eigenen Entscheidungen die relevant sind, nicht die der anderen. Und das wird mit dem Melancholischen Ende perfekt verkörpert.

        2
        • 6

          Shadow of the Moon hat ein sehr cooles Konzept das zu beginn auch richtig gut wirkt und Brotkrumen mäßig die Spannung auch ganz gut aufrechterhalten kann, aber am Ende dann doch etwas Außer puste gerät.
          Die Idee ist klasse und von Anfang an auch sehr gut umgesetzt. Schön auch das man als Zuschauer gut mitraten kann und selbst viel herausfinden kann. Sobald man aber einen gewissen Punkt erreicht hat, wird der Film ein selbst Läufer, der nicht mehr viel Interessantes mit sich bringt. Man weißt was passieren wird und schaut eigentlich nur unserem Protagonisten beim Zerfallen zu. Leider ist auch nie wirklich klar, wie die Zeitreise funktioniert. Wenn es so passiert wie es eben passiert, ist es eigentlich schwachsinnig von Thomas (und bis zu einem gewissen Grad Rya) irgendwas ändern zu wollen. Da zieht es sich teilweise schon sehr und zerrt etwas am Pacing, sodass zumindest ich gegen später die Konzentration und etwas Lust an dem Film verloren habe. Es entfaltet sich auch am Ende ein Paradox, das einem das Hirn durchknetet und eigentlich das gesamte Zeitliche Konstrukt in sich zusammenfallen lassen sollte.
          Aber dennoch ist es ein guter Thriller. Die Schauspieler sind klasse, die Kamera, Schnitt, Musik und Setdesigns sind ebenfalls klasse gemacht. Gerade das graduelle Altern ist sehr cool dargestellt.

          5
          • 9 .5

            Ich war nicht bereit für den Film. Schon von Anfang an hat sich ein ungemütliches Gefühl in mir breit gemacht, das von Minute zu Minute schlimmer wurde. Vinterberg ist ein Genie seines Faches und erzählt hier eine Geschichte mit solch einem Feingefühl und brillanter Nüchternheit, dass es teilweise zu authentisch wirkt. Massenhysterie in Aktion, mit all den hässlichen Narben die sie mit sich zieht.
            Ungünstige Elemente und eine launische Stimmung ziehen brutale Kreise, bei der jeder nur das Beste im Sinn hat. Die größte Krux liegt in dem Interview von Klara mit der Kindergärtnerin Grethe und dem Mann, der leitende Fragen stellt und sie erst gehen lässt, wenn sie das sagt, was er hören möchte. Doch nicht nur dieser Moment ist absolut frustrierend. Jedes Mal wenn Klara die Situation klar stellen möchte, bekommt sie von ihrer Umwelt etwas anderes eingeredet.
            Die Ungerechtigkeit tut weh und spätestens als Grethe den Eltern von Klara und der Ex-Frau von Lucas Bescheid gegeben hat, ist nur noch verbrannte Erde da. Lucas Leben wie er es kannte ist vorbei. Und wie es eben so ist, spricht sich es rum. Plötzlich sind es viele Kinder und ein Keller in dem die Gräueltaten passiert sein sollen. Der kleine Ort hämmert auf Lukas ein, mit derselben Gnadenlosigkeit, die er in ihren Köpfen den Kindern angetan hatte. Auch als er festgenommen und wieder freikommt, da die Aussagen der Kinder einfach nicht stimmen, überzeugt das nur diese die ihm das eh nicht zugetraut haben. Den Höhepunkt der Grausamkeit wird erreicht, als er eine Plastiktüte in seinem Garten findet. Unter den friedlichen Umständen der Kirche, blickt er noch einmal zu seinem besten Freund und eskaliert im Suff. Doch dann kommt tatsächlich Bewegung ins Spiel und es kehr etwas Normalität zurück. Aber all das ist eine Farce, den es sind Dinge zu Bruch gegangen die nie wieder heilen werden.
            Ein absolut großartiger Film der auf allen Ebenen brilliert. Direktion, Drehbuch, Schauspiel, Musik und Pacing sind allesamt fantastisch. Nur ist es keine leichte Kost. Eine Geschichte, die so authentisch erzählt wird, das man noch lange daran nagen wird.

            5
            • 8

              Jeremiah Johnson ist ein einzigartiges Epos. Von Sidney Pollack selbst als moderner Stummfilm beschrieben, funktioniert der Film sehr stark über die Bildliche Ebene bei denen Worte einen geringen Stellenwert innehaben. Das merkt man an der Familie die Johnson sich aneignet, von einem Sohn, der aus traumatischen Gründen nicht mehr reden kann und einer Frau die kein Wort von ihm versteht.
              Das was mich immer wieder an diesen Film denken lässt, sind aber vor allem die atemberaubenden Landschaften von Utah. Von Wüsten, Wäldern, Bergen und Tälern bekommt man ein fantastischer Querschnitt von den schönsten Landschaften welche die USA zu bieten hat. Diese ist aber nicht nur beeindruckend zum ansehen, sondern spiegelt auch gleichzeitig die Innenwelt der Charaktere wieder. Den auch Narrativ, mit den vielen Zeitstprüngen und ständigen voranschreitet, bietet der Film so einiges. Pollack schafft es ohne große Worte tiefe und innige Beziehungen aufzubauen, bei der man als Zuschauer nicht nur in den guten, sondern auch schlechten Momenten Empathisch mitfühlt.
              Wie historisch akkurat das Ganze ist, kann man natürlich nicht sagen und vieles wurde sicherlich beschönigt. Aber das macht die Ark von Jeremiah und den Gestalten, die er trifft nicht weniger stärker. Vor allem die Orientierungslosigkeit von Johnson und das abrupte Ende sind starke Elemente, die vor allem den Mythos von Johnson gut beschreibt.

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              • 6

                Ich liebe Sion Sono! Bis jetzt gab es noch keinen Film von ihm den ich nicht mochte, oder mir zumindest eine besondere Erfahrung geboten hat. Mit Prisoners of the Ghostland war ich zum ersten mal etwas verhalten beim Einlegen der Blu-ray. Ein Regisseur kann sonst noch so talentiert sein, wenn man einen bizarren internationalen Film dreht, kann sowas wie eine Sprachbarriere das Werk daran hindern das volle Potential auszuschöpfen. Als ich dann noch gesehen habe, dass er auch nicht das Drehbuch geschrieben hat (etwas das er eigentlich immer tut, natürlich bei seinen Original Filmen sowie Verfilmungen von Manga vorlagen etc) wurde ich noch etwas nervöser. Und leider hat es sich meine Sorge bewahrheitet, so gern ich es auch anders hätte. Immer wieder blitzt die Genialität von Sono im Film auf. Nicholas Cage ist auch super als Hiro besetzt und bietet eine großartige Performance. Die Setdesigns sind auch sehr gut gemacht und bieten einen tollen Western-Samurai-Apokalypse Genre mix, bei den man manchmal leider nicht genau weiß wo er hin will. Zu viel unnötige Exposition die nicht wichtig ist. Zu viele Sonderbare Gestalten, bei denen man das Gefühl bekommt, das sie nur im Film sind um Sonderbar zu wirken, anstatt einen tieferen Sinn zu haben. Das Ganze wird mit der Zeit etwas besser und nimmt eine tolle weitere Ebene an, die aber auch nicht durchgehend überzeugen möchten. Es fehlt dem Film auch etwas an feinschliff. Was nicht bedeuten mag das Sono Filme manchmal nicht extra rough around the edges sind, aber hier hier wirkt es ungewollt und störend. Sprache ist ein weiterer Faktor das den Film etwas herunterzieht. Ein herzlicher Mix aus japanisch, englisch und teilweise chinesisch ist eigentlich eine sehr coole Sache. Ich wünschte mir nur das sie etwas radikaler durchgezogen hätten und einfach die Japaner japanisch sprechen lassen, anstatt (zugegeben für Japaner sehr gutes aber eben doch) gebrochenes Englisch.
                Ich kritisiere den Film nur so hart weil ich die Arbeit von Sono liebe und ich glaube das er etwas besseres hätte machen können. Wenn er doch zumindest noch das Screenplay angepasst hätte, das gefühlt auch an der Sprachbarriere leidet. Allen in allen ist der Film ein besonderer Trip, den man sich auf jeden Fall mal geben kann.

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                • 8 .5

                  Nach ‚Die Irre Heldentour des Billy Lynn‘ und ‚Geminy Man‘ hab ich die Hoffnung in Ang Lee schon verloren. So waren meine Erwartungen an Life of Pi ziemlich gering. Aber holy moley hab ich meine Meinung schnell wieder revidiert. Life of Pi ist ein fantastisches, feinfühliges, phantasiereiche doch in der Realität Fußendes Märchen. Der verzauberte Blick nach Indien hatte für mich erst ein Gefühl von Slumdog Millionär hervorgerufen, was aber schnell revidiert wurde. Pi ist eine interessante Person die ich noch nie so in einem Film gesehen, geschweige den im echten Leben getroffen habe. Der Umgang mit Religion und Glauben ist interessant und richtig erfrischend. Auch wenn ich Pi mehr als Philosoph einstufen würde, ist sein fester Glaube doch etwas, sodass die Beschreibung nicht ganz zutrifft.
                  Der Film hat von Anfang an ein Wes Anderson oder Amelie Vibe, der alles etwas surrealer und magischer erscheinen lässt. Wobei sich Life of Pi aber von den anderen Filmen abhebt, ist die brutale Realität in dem der Film trotz überzogener Darstellung fußt. Der Tiger ist ein Tiger und bleibt bis zum Schluss ein wildes Tier, der nie wirklich vermenschlicht oder Disneyfiziert wird. Sowas macht die heftigen Szenen auch so viel Eindrucksvoller. Als das Boot unterging hat sich mein ganzer Körper angespannt. Ähnlich wie bei Cast Away hat die Katastrophe die genaue Wucht, die es braucht.
                  Die Geschichte auf dem Boot ist großartig erzählt und strotz nur so vor Kreativität und atemberaubenden Bildern. Die Charakterentwicklung die Pi dabei durchmacht ist fantastisch gemacht und geht dabei Hand in Hand mit Fähigkeiten und Spiritualismus. Im Allgemeinen ist der Symbolismus des Filmes Stark wie ein Tiger. Die Philosophischen Konzepte sind dabei auch so simple und verständlich gehalten, ohne deren Gewichtung zu verlieren. Das ganze kommt noch stärker heraus am Ende, als man eine alternative Geschichte hört und man selbst dazu aufgefordert wird die nicht vorhandene Wahrheit dazwischen zu suchen.
                  Ein wirklich grandioser Film, der alles was er erreichen möchte mit Bravour meistert.

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                  • 7 .5

                    Teilweise etwas langatmig, hat Sweet Virginia doch etwas ganz Besonderes an sich. Die Geschichte ist keine, die noch nie erzählt wurde. Aber gerade die Charaktere und die Umgebung, in der sie sich befinden, bieten eine großartige Leinwand für ein introspektiven Blick. Und dessen stärken ist der Film sich auch bewusst. Gerade Christopher Abbott als Elwood macht so eine großartige Figur, wie man sie selten gesehen hat. Von der ersten Sekunde an verhält er sich auffällig, als ob er nicht ganz in diese Welt gehört. Aber im Verlauf bemerkt man die düsteren tiefen in ihm und sein unendliches potential für Gewalt. Eine Gefahr für jeden um ihn herum und auch für sich selbst, von Wut und Hass getrieben. Nur wenn er mit Sam zusammenkommt, dem Idol seines Vaters, weicht er auf und zeigt eine andere Seite. Aber nicht nur er ist toll charakterisiert, die junge Lila, Bernadett und Sam sieht man ohne Maske und erkennt wie verletzlich sie sind. Gerade Sam ist ein interessanter Fall. Ein Tier von einem Mann, der nach seinem Unfall schwach zurückbleibt. Toll dargestellt und inszeniert mit den Bewohnern von Raum 128.
                    Die Landschaft und Zeitlichkeit ist feinfühlig implementiert. Die Stadt die aus Rambo First Blood bekannt ist hat immer noch seinen Charm, der teilweise an Twin Peaks erinnert. Mit kleinen Häusern und Straßen inmitten von Bergen, auf denen kaum jemand unterwegs ist. In der eine Spirale der Gewalt seine Kreise zieht und verzweifelte Menschen zu verzweifelten Taten drängt.

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                    • 7

                      Man merkt von der ersten Minute an, dass dieser Film ein Passion Projekt der Schwestern ist, die den Film nicht nur geschrieben und gedreht haben, sondern auch selbst als bizarre Berliner Schwestern auftauchen. Ein Film mit viel Empathie für eine Szene, die sonst eher niedergeschwiegen wird. Man kann verstehen, warum die Leute das mit ihrem Körper machen möchte. Gerade Ruby Realgirl fand ich faszinierend, die sich mehr zu einem Plastik Objekt entwickeln möchte, damit sie weniger Objektifiziert wird. Mit einer starken Protagonistin, die einen tollen Wandel durchmacht und einen faszinierenden Einblick in die düsteren Ecke unsere Welt blicken lässt. Mit einer interessanten Mischung aus Horror, schwarzer Komödie und Drama, ist American Mary etwas sehr Einzigartiges.
                      Mary ist einen tollen Charakter die etwas ganz Eigenes auf die Beine stellt. Auch die Beziehungen zu ihren Kunden und den Leuten aus dem Strip Club ist toll gemacht und super erzählt. Man merkt auch gleich von welchen Filmen die Soska Schwestern ihre Inspiration geholt haben, und spielen die stärken davon aus, ohne sie Gedankenlos zu kopieren. Etwas Cronenberg, etwas Audition, etwas Legally Blond. Dazu ist der Film auch nicht vorhersehbar, was es spannend bis zum Schluss gehalten hat.
                      Leider verliert der Film viel Drive gegen Ende. Man hat das Gefühl sie waren sich nicht sicher, wie sie den Film beenden möchten und ziehen ein Aspekt aus dem Hut, den sie vor Ewigkeiten aufgebaut und dann brach liegen lassen haben. Man könnte das so verstehen das jemand außerhalb der Szene, mit weniger Empathie seine Wut auslässt. Aber Overall wirkt es doch etwas schnell und unverdient abgearbeitet. Die Soska Schwestern hätten sich auch teilweise etwas mehr Mühe geben können, wenn es um den gesamten Ton des Filmes geht. Dr. Grant (der seine Fluchwörter so oft einsetzt und akzentuiert wie ein 13 Jähriger dessen Mama gerade nicht da ist) und Dr. Black sind absolute Karikaturen, die dem Gefühl und ambiente des Films eher schaden. So auch der Cop, der mit seinem breiten kanadischen Akzent sehr heraussticht. Das sind alles keine Aspekte, die den Film brechen, aber Kleinigkeiten auf die sie in der Zukunft achten könnten.
                      Nichtsdestotrotz ist der Film ein besonderer den man auf jeden Fall mal gesehen haben, und die Schwestern ein paar Filmemacher die man im Auge behalten sollte.

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                      • 7

                        Primal Fear ist ein interessanter und fantastisch geschriebener Film, der einen von der ersten bis zur letzten Sekunde bannt. Die Prämisse an sich ist schon eine gute, und wird dann mit Hintertürchen Politik und Skrupellosigkeit gefüllt. Richard Gear als Marty bringt die Arroganz und Intelligenz eines guten Anwalts perfekt rüber. Mit einem gigantischen Ego, das gefüttert werden muss, der auch bereit dafür ist alles dafür zu tun. Laura Linney als Janet ist auch eine fantastische Gegenspielerin, die noch nicht so verdorben ist wie Marty, und versucht ihren Kopf über Wasser zu halten und das richtige zu tun. Aber der geheime Gewinner ist natürlich Norton als Aaron, der mit dieser Rolle gleich ein Statement für seine zukünftige Karriere gesetzt hat. Und auch wenn ich meistens sehr allergisch auf Geschichten mit Dissoziativer Identitätsstörung reagiere, hat dieser Film diese Gradwanderung fantastisch vollführt.
                        Etwas das mich aber am Ende doch etwas gestört hat, war das der Plan von Aaron etwas zu komplex und von zu vielen Faktoren abhängig ist, sodass er schon verdammt großes Glück hatte, das alles so lief wie es eben lief. Nichtsdestotrotz ist das Ende großartig und hinterlässt ein flaues Gefühl in der Magengrube, welche die gesamte Charakterentwicklung von Marty komplett auf den Kopf stellt.

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                        • 1 .5

                          Krieg der Welten ist ein absoluter Klassiker, so ergibt es doch Sinn das sich Spielberg um eine Modernisierung des Werkes kümmert. Was dabei aber rausgekommen ist, ist meiner Meinung nach dem schlechtesten Film den ich von ihm gesehen habe.
                          Die Voraussetzungen waren alle da: H.G.Wells Geschichte, Spielberg als Regisseur, Williams am Taktstock und Cruise als Protagonist. Aber so wirklich will es dann doch nicht. Tom Cruises Charakter ist unerträglich nervig und trifft eine dämliche Entscheidung nach der nächsten. Anstatt nach Hause zu seinen Kindern zu gehen, schaut er lieber gespannt zu wie ein Roboter aus dem Boden bricht und alle Menschen um ihn herum pulverisiert. Er hat auch nichts was ihn wirklich herausstechen lässt. Klar muss nicht jeder Protagonist ein Superheld sein, aber etwas wäre da doch schön gewesen. Die Kinder sind auch ziemlich nervig. Goku als Edgy Teen der später obsessiv dem Militärbeitreten möchte und Fanning als kleines Mädchen, das mit der Situation überfordert ist. Dabei fand ich sie gar nicht so nervig, da sie immerhin Authentisch war und genau das machen würde, wenn ein Kind in ihrem Alter in so einer Situation wäre. Williams Soundtrack ist dröge und langweilig, ohne irgendwelche interessanten Kniffe. Das CGI ist gut gelungen, wird aber nicht wirklich interessant eingesetzt. Ich mochte das Alien Design, das eher süß als verstörend wirkte. Im Allgemeinen dreht der Film erst in der letzten halben Stunde auf, wenn die rote Grütze zu fließen beginnt. Davor wird man gelangweilt von Cruise und seiner Familie und unnötig in die länge gezogenen Szenen und versuchen von Humor die einfach nur flachfallen. Im Allgemeinen hat der Film mich mehr als nur einmal an The Happening erinnert. Die Stimmung der sonderbaren flüchtenden Apokalypse oder wenn die Flüchtlinge dem Militär hinterher auf das Schlachtfeld rennen. Außerdem haben die Charaktere eine ähnliche tiefe und ein furchtbar unglaubwürdiges Happy Ending.
                          Aber das was mir am miesesten bei Krieg der Welten aufstößt, sind die 9/11 Anspielungen. Die Klamotten die vom Himmel fallen, der Staub der alles bedeckt, der Sinn nach Rache und der Drang von Goku sich dem Militär anzuschließen. All das wirkte sehr taktlos und unpassend, vor allem wenn man das Originalwerk kennt, bei den es darum geht wie einfach ein Imperium zermürbt werden kann, nur um dann von den kleinsten Wesen gerettet zu werden. Hier passiert was ähnliches, nur mit mehr Militär und Raketenwerfern.

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                          • 7

                            Was für ein Heist Film. Ein Genre das mir sehr gut gefällt und irgendwie immer geht. Mit einem ausgeklügelten Plan, der auf vielen Ebenen funktioniert und ein ständiges Grübeln lässt. Mit großartigen Schauspielern, die interessanten Charaktere verkörpern die interessanten Entscheidungen treffen. Mir ist nicht ganz sicher, warum gerade Spike Lee diesen Film gedreht hat, aber er beweist einfach mal wieder was für ein talentierter Regisseur er ist. Mit vielen Filmen die das ‚Perfekte Verbrechen‘ anpreisen, kommt dieser hier dem Prädikat doch am nächsten. Dazu ist der Film Handwerklich super gelungen und hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht, trotz der vielen bewegenden Teilen.

                            6
                            • 4

                              Handwerklich gehört Fincher für mich zu den besten Regisseuren, die wir haben. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie Benjamin Button in seinen Korpus hinein passt, war ich mal gespannt wie er so ein Konzeptuelle Liebesgeschichte erzählen wird.
                              Leider wurde ich dabei etwas enttäuscht. Das liegt nicht nur an der Erzählart, sondern vor allem an der Geschichte, die erzählt wurde. Der Film ist eher bieder. Bietet fantastische Kostüme, Maske und Sets, aber viel mehr leider nicht. Das Konzept funktioniert großartig in einer Kurzgeschichte, hat aber zu wenig Auswirkung auf die Erzählung im Film. Man hätte das Gimmick rausnehmen können und es hätte den Film in keinerlei Weise verändert. Vielleicht ist das auch die Aussage des Filmes, aber für drei Stunden ausgewälzt ist dann der Charakter von Benjamin und den Menschen um ihn herum wiederum nicht interessant. Benjamin macht nichts mit seinem Leben. Ist er am Anfang noch abenteuersüchtig, steckt er seit dem Erbe fest. Alles was er noch schafft ist seine Frau zu schwängern und die beiden gelbsüchtig allein zu lassen. Wir lernen auch nie was ihn ticken lässt, was er mag oder hasst. Einzig die Liebe zu seiner Frau motiviert ihn irgendwas zu machen, aber selbst das reicht nicht, wenn er einmal Verantwortung übernehmen soll.
                              So zieht sich der Film hin, bis ich irgendwann komplett das Interesse verloren habe. Für Leute die der Film gefällt freu ich mich, für mich ist das mit Abstand das schlechteste Fincher Werk (und ja, da zähl ich Alien 3 mit rein).

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                              • 7

                                Ein Film den ich in meiner Kindheit ein, zwei Mal gesehen habe und dann nur als Randnotiz zurück geblieben ist. Man kennt ja die Geschichte das eigentlich Pocahontas der große Wurf werden sollte und Der König der Löwen als kleineres Projekt dazwischen. Genau sowas macht es Pocahontas und seinem Vermächtnis etwas hart.
                                Aber ja, der Film hält sich. Die Musik ist toll bis herausragend. Die Konflikte sind vielschichtig und interessant gemacht. Der Artstyle ist noch richtig schön von Hand gezeichnet. Und obwohl manchmal die Perspektive etwas sonderbar wirkt, muss man doch die Kunst dahinter wertschätzen. Die Sidekicks gehören auch zu einen der besten die Disney so gezaubert hat.
                                Leider sind die Charaktere etwas flach und es wird nicht viel Raum dafür geboten, dass sich mehr als Pocahontas und Smith weiterentwickeln. Der Fokus auf die Liebesgeschichte nimmt leider auch dem größeren Konflikt etwas die Luft weg, auch wenn es durch eine tolle Szene und den ‚Savages‘ Song dann doch noch die Kurve gekratzt bekommt. Etwas mehr Blut hätte gewissen Szenen auch noch mehr Gravitas gegeben, wenn nicht explizit dann doch zumindest implizit.
                                Aber das sind nur kleine Kritikpunkte. Das Menschliche verlangen ‚die Anderen‘ auszulöschen und Angst vor ihnen zu haben, wird hier toll dargestellt, ohne irgendwie einseitig zu wirken. Ein guter Film der inmitten der fantastischen Konkurrenz ein bisschen untergeht.

                                • 8

                                  Ich bin ein großer Edgar Wright Fan. Auch wenn mir Baby Driver nicht so gut gefallen hat, war ich sehr gespannt was er mit Last Night in Soho auf die Leinwand zaubert. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ein faszinierender Thriller, der nie so wirklich vorhersehbar war, und dabei nicht nur Nostalgische Kultur relativiert, sondern auch eine eindrucksvolle Darstellung von Sexuellen Missbrauch zeigt.
                                  Mit unserer Protagonistin Ellie reisen wir nach London um dort ihren Traum in Erfüllung zu bringen. Verträumt verharrt sie in der Vergangenheit und hat scheinbar die Empathische Fähigkeit ein Blick hinter den Vorhang der Realität zu werfen. Nach den ersten Tagen (welche meine persönliche Hölle wäre), findet sie Zuflucht in einer kleinen Wohnung, in der sie zu träumen beginnt. Die Welt zwischen Ellie und Sandy sind fließend, und auch wenn sie keinen Einfluss auf die Visionen nehmen kann, verliebt sich Ellie in die Welt und Sandy. Doch das die Welt nicht aus Rosen bestehen wird Ellie schnell klar und sie kann alsbald die Welten nicht mehr voneinander trennen. Geisterhaften Wesen greifen nach ihr, mit verzerrten Gesichtern und stummen Schreien. Sie versucht alles diesen Horror zu entkommen bis am Ende der letzte Schleier genommen wird, um die Wahrheit zu zeigen.
                                  Ellie als unzuverlässige Erzählerin ist großartig und wird fantastisch eingesetzt. Das auch sie nicht die ganze Wahrheit sieht, wird einem schnell klar. Das macht aber den Horror der ihr widerfährt nicht weniger realistisch und zermürbend. Eine großartige Darstellung von zu großer Empathie und einem Fünkchen Schizophrenie. Gerade diese realistischen Grauen wie sexueller Missbrauch und der Paranoia, die damit einher fährt, machen diesen Film so effektiv. Dazu ist der Film natürlich auch Stylisch as hell und gespickt mit Wrights Handschrift und -werk.
                                  Last Night in Soho ist ein besonderes und originelles Werk, wovon die Filmlandschaft nur profitieren kann.

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                                  • 0

                                    Ich bin kein Fan der Wachowskis. ‚Matrix‘ ist nach wie vor ein Meilenstein der Filmgeschichte und mit dem Drehbuch von ‚V for Vendetta‘‘ haben sie fantastische Arbeit geleistet. Aber Matrix 2 & 3, Sense 8, Jupiter Ascending sind Filme und Serien, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Pseudotiefe in stümperhafte Ausführung. Wenn ich jetzt also diesen Film zerreiße, wisst ihr immerhin, woher es kommt.
                                    Ich wollte Cloud Atlas auch mögen. Ich bin ganz offen an den Film rangegangen, der eine interessante Prämisse hat, mit der man richtig viel machen könnte. Die Geschichte durch die Zeiten in kleinen Aspekten aufzuteilen und so vage zu verbinden könnte was richtig Cooles sein. Aber mein guter Wille wurde Schritt für Schritt zermürbt, bis ich nach drei Stunden nur noch reinen Frust in mir zurück blieb. Wie kann es sein das ein Film mit so einem aufgeblasenen Budget teilweise so schlecht aussieht? Die Kostüme, die Maske und die Sets wirken eher wie die Bühne für einen Sketch von Saturday Night Live. Anstatt die Schauspieler hinter den Masken verschwinden zu lassen, habe ich das Gefühl das sie diese extra dick aufgetragen haben, damit auch ja nichts verloren geht. Egal ob die Schauspieler teilweise gar nicht mehr richtig darunter Schauspielern können und die komplette Mimik eingefroren ist. Dabei machen die Schauspieler echt gute Arbeit. Gerade Tom Hanks gibt sich mühe und hat sichtlich Spaß die verschiedenen Rollen zu verkörpern.
                                    Aber es gibt Aspekte, die können einfach nicht gerettet werden. Dafür das sie eine große Geschichte erzählen wollen, ist die Atmosphäre und der narrative Ton extrem unterschiedlich. Natürlich liegt das auch an den Erzählern der Geschichte, aber so hat man öfters das Gefühl das man sich durch mehrere Programme durchzappt anstatt eine kohärente Geschichte zu erleben. Auch die Qualität der verschiedenen Geschichten schwankt extrem. So wird ein totalitäres System, Sklaven und das Ausbrechen aus einem Altenheim gleichgesetzt.
                                    Qualitativ unterscheiden sich die Geschichten auch sehr in ihrer Gravitas und Qualität. Was nicht so toll ist, wenn einen drei Geschichten interessiert aber man sich durch die anderen durchquälen muss. Und gerade, wenn es um die Zukunft geht, greift der Film für mich voll ins Klo. Die Dystopie ist wie „Babys erste Science-Fiction Geschichte“. Genauso auch die Philosophie die via die verschiedenen Geschichten an den Zuschauer herangetragen werden soll. Das sie sowas nicht können hat man ja bei Matrix gemerkt. Ein Kernkonzept können sie toll umsetzten, aber sobald sie ausholen, wird es zu einem undurchschaubaren und selbstgefälligen Schrott.
                                    Noch ein letzter Aspekt, den man einfach ansprechen muss. Ich kann mir vorstellen was sich die Filmmachenden dabei gedacht haben, die Rollen in der Zukunft zu drehen und auch den weißen Schauspieler Asiatische Züge zu verpassen. Aber musste es wirklich so gemacht werden? Die Art und Weise wie Tom Hanks in der fernen Zukunft spricht erinnert an Minstrel Shows und Blackface, ohne sich gleich Schuhcreme ins Gesicht zu schmieren. Und während Leute einen Aufstand machen das Scarlett Johanson eine Person in einem Roboter Körper spielt und es als Whitewashing bezeichnen, ist Yellowface hier scheinbar voll in Ordnung. Gerade auch was sie mit Hugo Weaving gemacht haben, ist eine Schande. Ein grüner Voodoo Goblin in Top Hat, eine fiese Frau die eher wie eine Karikatur einer Trans Person aussieht und dann natürlich noch die verschliztung in Neo-Seoul wirken alles andere als Progressiv oder Clever, sondern hinter der billigen Maske und Kostüme einfach nur dämlicher aber wohlgemeinter Rassismus.
                                    Cloud Atlas ist für mich ein weiterer Beweis wie talentlos die Wachowskis sind und was für eine Geldverschwendung es ist, ihnen immer wieder Millionen Gelder zu stecken, wenn so etwas dabei rauskommt. Übrigens hat der deutsche Steuerzahler 20 Millionen Dollar an diesen grauenhaften Werk geblecht. Lasst euch das auf der Zunge zergehen wenn ihr euren nächsten Gehaltscheck seht.

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                                    • 2 .5

                                      Nach der Vorfreude kommt der Fall. Jack Reacher hat mir richtig gut gefallen. Ein etwas anderer Action Film mit so viel Liebe zum Genre und effektive narrativen wie auch filmtechnischen kniffen. Crusie wieder in der Rolle zu sehen und Edward Zwick der mit Last Samurai nicht nur bewiesen hat das er gute Filme machen kann, sondern auch toll mit Cruise zusammen arbeiten kann, hat die Erwartungen natürlich immer weiter geschürt.
                                      Aber der Film hat nichts was den ersten Teil so gut gemacht hat. Die Geschichte ist flach mit uninteressanten Charakteren und einer Tochter die einfach reingequetscht wird um etwas mehr Spannung aufzubauschen. Vom cleveren Reacher bekommt man hier nichts mehr zu sehen, dessen jagt nach der Wahrheit das höchste Gut war. Auch der Bösewicht fällt ziemlich flach. Aber was dem Film am meisten fehlt, ist die Atmosphäre des ersten Teils. Viel zu viel dröhnende Musik, die klingt wie aus der YouTube Royality Free Music Library. Statt spannenden Feuer- und Faustgefechte bekommt man ein verschnittenes Chaos vorgesetzt, das damals schon ausgelaugt war und heute noch viel mehr. An sich ist der Film ein mittelmäßig bis schlechter Action Film, aber was es mit dem Potential von McQuirres ersten Teil gemacht hat, macht es so unertragbar.

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                                      • 8

                                        Der Name Jack Reacher hat mir irgendwas gesagt, auch wenn ich ihn mit Jack Ryan verwechselt habe, hat man den Namen schon mal gehört. Die Verwechslungsgefahr wurde aber nicht besser durch die Wahl von Tom Cruise, den man als Ethan Hunt schon gut genug kennt. Ich denke damit bin ich nicht alleine, und das ist etwas das sehr schade ist. Denn der Film ist wirklich gut! Vor allem als ich Christopher McQuarries Name gelesen habe, war mir klar, dass der Film anders als ein 0815 Actionflick sein wird.
                                        McQuarrie gehört zu einem der besten Action Regisseure unserer Zeit, der von Film zu Film besser wird. Er nimmt sich die klassischen Elemente und gibt ihnen ein kleinen Twist oder extra Aufmerksamkeit, sodass etwas tolles entsteht. So sind die Actionszenen in Jack Reacher eher gedeckt: Statt treibende Musik brilliert der Film durch gut eingesetzte Stille. Statt ständiger explosiver Action, wird durch fantastisches Sounddesign und sorgsames vorgehen, ein Gefühl von Authentizität entwickelt, das jedes Feuergefecht unfassbar spannend macht. Dazu eine interessante Geschichte mit fähigen Gegenspielern und Mediatoren dazwischen. Jack Reacher als Charakter ist auch etwas anders als die normalen Action Heroes, bei dem der Detektivische Aspekt viel stärker herausgehoben wird. Man merkt das es auf einer soliden Buchvorlage basiert und trotz fehlenden inneren Monolog kann man dem Hirn rattern von Reacher gut zusehen und nachverfolgen. Tom Cruise gibt natürlich auch sein absolut bestes und zeigt einfach mal wieder das er einer der besten, lebenden Action Stars ist. Natürlich muss man manchmal auch seine suspecion of disbeliefe anschalten, aber das zerrt in keiner Art und Weise an dem Film, der es schafft eine Authentisches Gefühl rüberzubringen, ohne am Spaß eines übertriebenen Action Films zu sparen.

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                                        • 5

                                          Spice World: Girl Power in Homöopathischen Portionen.
                                          Mir fehlen die Worte den Film richtig zu beschreiben. In einer Filmvorlesung hat mein Dozent einmal gesagt: Eine Narrative beginnt, wenn Zeitlichkeit involviert ist. Sobald ein Punkt auf einem weißen Hintergrund von Punkt A nach Punkt B bewegt hat man quasi ein narrative. Spice World bringt mich zum zweifeln an dieser Aussage. Dabei bewegt sich Spice World viel, teilweise zu viel. Der Film ist sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst, und zelebriert mit einem kräftigen Augenzwinkern und dem ständigen durchbrechen von allen Ebenen. Darin scheint der Film auch wirklich. Wenn die Spice Girls plötzlich Aliens treffen, den selbst die Gravitation der Erde kann ihr Starpotential nicht bremsen, die Bösewichte einen Plan aushecken und dabei dramatischer Regen inmitten eines Büros ensteht, wenn man einen Plot nach den anderen anhören muss, bis man sich endlich auf den Plot von dem was gerade passiert geeinigt hat. Meta über Meta, bis zum bitteren Ende, mit kleinen Sketchen die weder wirklich lustig sind noch der Geschichte etwas neues bietet. Und genau da ist die Krux der ganzen Geschichte. Viele Szenen sind einfach nur wahllos aneinander geworfen, ohne wirklich etwas zu erzählen. Man wird in Situationen hineingeworfen, die man scheinbar schon irgendwie kennen sollte, wie die Gewinner eines Wettbewerbs durch die Stadt zu fahren. Dazu die Spice Girls, die nicht wirklich schauspielern können aber dennoch ihr bestes geben. Aber nur weil sie ein Metakommentar machen, das sie mehr als ihre Rollen sind und via Perücken die Rollen einmal tauschen, passiert leider auch nicht viel mehr. Girl Power in Homöopathischen Portionen. Mit vielen Szenen die eher zynisch wirken als wirklich progressiv oder clever.
                                          Der Film ist einfach eine Promotion für die Spice Girls. Mit Teilweisen brillanten Einfällen und Konzepten, die aber nicht konsequent durchgezogen wurden. Und so vielen Füllermaterial, das es teilweise schon echt nervig wird.

                                          • 7 .5

                                            Ein Filmklassiker, bei den ich tatsächlich vergessen habe, wie gut er eigentlich ist. Für mich ist Robert Zemekis der bessere Spielberg, und auch hier beweist er wieder einmal was er drauf hat. Aber auch Tom Hanks zeigt, was für Schauspielerisches Schwergewicht ist. Hab ich doch vergessen wie untragbar nervig und aufreibend sein Charakter am Anfang des Filmes ist und sich über die Katastrophe weiterentwickelt. Es ist auch faszinierend wie schnell die 2 ½ Stunden des Filmes an einem vorbeiziehen, mit vielen Szenen, die nicht unbedingt die schnellsten und einfachsten sind.
                                            Bis er aus seinem Nickerchen über dem Ozean aufwacht, ist der Film auch nicht besonders interessant. Der Blick in das neu eröffnete Russland ist interessant und man fragt sich bei der Interaktion mit seiner Familie und Freunde, ob er überhaupt irgendwie Zeit für diese hat. Aber sobald er aufwacht und sich langsam der Situation bewusstwird, wird der Film schnell richtig gut. Der Verzicht auf jegliche Musik in der Absturzszene und der panischen Kakophonie des sich zerberstenden Flugzeuges haben so eine Spannung in mir erzeugt, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Scharfes Metall, flammen, tosende Wogen mit unendlicher tiefer und inmitten eines hoffnungslosen Ozeans, hält sich eine arme Gestalt an den Nylonseilen fest, bis das Gewitter ihn in erdrückender Dunkelheit zurücklässt.
                                            Und die erdrückende Stille bleibt. Einzig das Rauschen des Meeres und des Windes bieten Chuck und dem Zuschauer eine ständiges ambiente. In dieser Stille fühlt man mit ihm mit. Man sieht die stärken des Menschen in seiner Reinform. Werkzeuge und ständiges testen lassen ihn sich langsam an die aussichtslose Situation gewöhnen. Durch einen Blutverschmierten Volleyball findet er auch endlich einen Gesprächspartner, der ihn Jahre später, wie ein Wahnsinniger wirken lässt, ihn aber von einem anderen Wahnsinn gerettet hat. So wird Wilson auch für den Zuschauer zu einem vollständigen Charakter, dass man richtig mitfühlt, wenn er für immer verloren gespült wird. Als Chuck zurück kommt, hat sich die Welt weitergedreht. Gerade das Treffen von Chuck und seiner damaligen Freundin ist ganz großes Kino, und zeigt eine Vielschichtigkeit in so groben Begriffen wie Liebe, in denen beide irgendwie weiterleben müssen. Besonders toll auch die Szene, in der Chuck alles nochmal Revue passieren lässt und seinem stummen Freund Wilson das Herz ausschüttet.
                                            Ein großartiger Film, der sein Konzept gnadenlos durchzieht.

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                                            • 7 .5

                                              Shwashank Redemption ist nicht nur der am besten bewertete Film auf IMDB, er wird für viele auch für den besten Film aller Zeiten gehalten. Und er ist auch wirklich herausragend. Die Geschichte ist vielschichtig und bringt gleichzeitig das Epos von so vielen Jahren hinter Gittern gut rüber, ohne dabei zu dick aufzutragen. Mit starken Charakteren die sich im Verlauf der Geschichte immer weiter entwickeln und trotz der eingezwängten Umstände niemals wirklich stehen bleiben. Die Freundschaft zwischen Andy und Red gehört nicht umsonst zu einen der besten Bromances die es da draußen gibt. Dazu ist Andy auch ein faszinierender Charakter, der durch Hartnäckigkeit und vielen nützlichen Fähigkeiten aufwartet und so nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben der anderen Insassen, Wärter und vor allem des Direktors besser macht. Dabei spielt vor allem letzterer mit Feuer, an dem er sich letztendlich verbrennt. Alle Errungenschaften von Andy und seinen Freunden fühlen sich erarbeitet an und haben deswegen einen so viel stärkerer Tragweite, als man es vielleicht in anderen Filmen sieht. Aber auch das Drama ist toll ausgearbeitet, wenn sich herausstellt das Andy wahrscheinlich unschuldig ist und deswegen aufs härteste bestraft wird. Und natürlich das Schicksal vom institutionalisierten Brooks, der auf das Leben da draußen nicht klarkommt. Jedes Mal weiß ich was auf mich zukommt und jedes Mal trifft es mich wieder wie eine Abrissbirne mit voller Wucht.
                                              Aber all das Leid und die Hürden machen das Ende so unfassbar zufriedenstellend. Nicht nur den letzten Tag von Andy im Gefängnis, sondern auch der Epilog von Red. Trotz des grauen Hintergrundes hat der Film viel Farben und Leben, durch die großartigen Charaktere und die Schauspieler, die sie verkörpern. Mit mehreren Legendären Szenen, hat der Film nicht nur ein fester Fuß in der Popkultur, sondern auch bei Filmliebhaber rund um die Welt.
                                              Ein Kritikpunkt habe ich aber noch, der nichts direkt mit dem Film zu tun hat. Ich verstehe nicht wie viele Leute (vor allem in den USA) diesen Film so hochpreisen und dann nichts gegen kaputte Gefängnis-Systeme aufschreien. Ein Gefängnis soll nicht nur Strafe sein, sondern den Insassen die Fähigkeiten geben dort draußen sich behaupten zu können. Das zeigt Shashank Redemption fantastisch mit der Bibliothek und dem Problem davon institutionalisiert zu werden. Es wäre schön wenn die Botschaft des Filmes auch über den Abspann hinaus ragen würde.

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                                              • 6

                                                Ein Film den ich als Kind sehr mochte aber leider etwas an Glanz verloren hat. Die Mischung aus Slapstick Comedy und Kung Fu ist eine fantastische, auf die Jackie Chan ein Großteil seines Erfolges aufgebaut hat. Genau diese Aspekte sind auch hier großartig herausgearbeitet und bieten das klare Highlight des Filmes. Die ganze Welt ist auch toll aufgebaut und ausgearbeitet. Aber leider fehlt dem Film der rote Faden um die Narrative durchgehend spannend zu halten. So springt man von einem Highlight zum nächsten, wird aber ständig von den weniger ausgearbeiteten Zwischentöne runtergezogen. Zumindest ging es mir so, und hat etwas am Pacing und der allgemeinen Qualität gezerrt. Es fehlt auch eine ganzheitliche Geschichte die von Anfang bis zum Ende erzählt wird. Es gibt viele kleine Elemente davon, aber nichts ist wirklich ausgearbeitet oder wirklich gut umgesetzt. Das es auch keine klaren Protagonisten gibt, tut dem Film nicht so gut. Kann man sowas gut machen, wirkt es hier teilweise eher mühselig. Und ist sowas wie das stumme Mädchen und der Lolli toll als Metapher aufgebaut, fällt es im Großen und Ganzen doch etwas flach. Etwas das mir auch mit der Dauer auf die Nerven ging, war der Soundtrack. Mit einem richtigen Orchester wären die Songs gut und würden super auf die Szenen und Stimmungen passen. Aber diese Art von Midi Konzert kann ich schon seit N64 Zeiten nicht mehr hören. Wenn man zum Beispiel Legend of Zelda Songs in Midi und Orchester probehört, hört man die selben Songs in ganz anderen Qualitäten und Dimensionen.
                                                Mit einem neuem Soundtrack und einem etwas anderen Cut könnte man sicherlich viel aus dem Film herausholen. So ist es teilweise vielleicht sogar besser den Film in kleinen Szenen anzuschauen und andere einfach zu überspringen.

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                                                • 7 .5
                                                  über Hair

                                                  Dafür das ich den Film nur peripher kannte, war ich überrascht wie viele guten Songs aus dem Musical stammen. Hair ist ein sonderbarer Film, der eine spannende Gradwanderung zwischen Verherrlichung und brutaler Realität widerspiegelt. Ich persönlich bin kein großer Fan von Hippies. Viele ihrer Ideen sind fantastisch und stimmen genau mit meinen Wertvorstellungen überein, aber overall stehe ich dann eher hinter Leuten wie Frank Zappa, die teilweise den gleichen Kampf geführt haben, aber nicht in dieselbe Schublade gesteckt werden wollten (empfehlenswert dafür „We’re Only In It For The Money“).
                                                  Der Film hat keine wirklichen Helden. Es ist eine Ansammlung von Menschen, die sich zufällig getroffen haben und eine träumerische Vorstellung der Welt ausleben. Jeder mit einem massiven Ego und einem Platz, in dem sie sich dort zurechtfinden. Damit mein ich nicht nur die Hippies, sondern natürlich auch die reichen Schnösel. Zum Beispiel Berger: ein absoluter Protohippie mit allen was ein Hippie ebenso verkörpert (auch wenn er mir zu rapey ist und nicht weiß was ‚Nein‘ heißt). Von freier Liebe und Gleichstellung aller Menschen, rennt er genauso schnell zu Mami wenn er mal etwas Geld braucht. Hud, der als cooler freier Schwarzer in der Gruppe besticht, bis er auf die Mutter seinen Kindes trifft und sein self absorbed, wahres Gesicht zeigt, mit leeren Floskeln und Angst vor der Realität.
                                                  So kann der Film trotz der guten Musik teilweise etwas nervig sein. Auch der vage Plot des Filmes lässt manche Szenen eher wie unnötige Füller wirken, anstatt relevant für die Geschichte und Charaktere. Aber wo der Film brilliert, ist das Ende. Das nicht nur symbolisch sondern auch erzählerisch unfassbar stark ist. Es relativiert alles zuvor gesehene. All die Zeit zusammen, als die Surrealen Elemente, werden plötzlich und gewaltsam wieder auf die Ebene der Realität gezogen. So wird alles irgendwie relativiert, während alles auch irgendwie gleich bleibt. Ein Film der teilweise etwas zu lange geht, aber dann doch eine sehr interessante Geschichte erzählt, die erzählt werden muss.

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                                                  • 6 .5

                                                    Im Netz der Spinne ist ein interessanter Thriller, der die stärken einer ausgeklügelten Geschichte hinter sich hat, mit ein paar guten Twists auf dem Weg zum Ziel. Die Schauspieler machen zum großen Teil einen guten Job, gerade der Bösewicht und das entführte Kind, das tatsächlich durch cleveres Handeln brilliert. Leider sind viele Aspekte auch etwas überzogen. Allen voran das furchtbare CGI zu Beginn des Filmes und der absolut furchtbare Soundtrack, der einfach nicht die Klappe halten möchte. Auch kommen gewisse Charakterentwicklungen etwas zu kurz, gerade bei der Rolle von Morgan Freeman, bei den man das Gefühl hat, man sollte ihn so gut kennen wie ein James Bond oder ähnliche Filmserien Figuren.
                                                    Was den Film aber besonders heute so sehenswert macht, ist die Technik und ihre Relevanz in der Geschichte. Der Blick in ein frühes Internet, und der damaligen Technik als ich gerade mal ISDN zuhause hatte, war super spannend zu sehen. Dazu unterhält der Film auch ganz gut von Anfang bis zum Ende.

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