Niho - Kommentare
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Alle Kommentare von Niho
Ich bin schon fast geneigt, Partei zu ergreifen für diesen Wohlfühl-Streifen, wenn er so einer dümmlichen Kritik ausgesetzt ist. Diese hat a.) in bestimmten Fällen rein gar nichts mit dem Film zu tun und diskrediert sich b.) durch die Verwendung von denunziatorischen Kampfbegriffen wie "Islamophobie". Dass empirisch beweisbare Aussagen, die die unverhohlene Freude großer Teile der muslimischen Welt über 9/11 feststellen, einfach als Rassismus abgekanzelt werden, zeigt, dass manche Leute ein simples Weltbild lieber der Objektivität vorziehen.
Zur Kenntnis: Für diese geschichtsrelativierende Erinnerungssoap, die die deutschen Täter zu Opfern und polnische Partisanen zu Tätern macht, musste das ZDF jetzt Schmerzensgeld an den 94-jährigen Veteranen Zbigniew Radlowski zahlen, der gegen das filmgewordene Balsam auf die deutsche Seele geklagt hatte. Das ZDF geht nun in Berufung und so ist Radlowski auch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg viel Glück dabei zu wünschen, gegen die Deutschen zu kämpfen.
Bericht über den Prozess: https://www.tagesschau.de/ausland/urteil-polen-zdf-101.html
Spätestens jetzt, wenn das Nachgeplapper zivilisationsmüder Sentenzen aus "Fight Club" bis in das neueste Erzeugnis von Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer reicht (https://www.youtube.com/watch?v=i_yPTqQ4Qyk), sollte endgültig klar werden, dass die dargebotenen Weisheiten alles andere als gehaltvolle, kritische Erkenntnisse sein können. Im vergleichsweise besseren Fall stehen sie für postmodernen Konformismus, der heute stets mit kapitalismuskritischen Stichpunkten und progressivem Gehabe daherkommt. Im weitaus schlechteren Fall verdichtet sich in den rebellischen Sprüchen das Bedürfnis, gerade die positiven Versprechungen moderner Zivilisation zu denunzieren und sie durch archaischere Gemeinschaftsformationen zu ersetzen.
Evolution, Familie, Tod, Gott, Theodizee und das Leben selbst - angesichts dieser Überfülle an Themen von bleierner Schwere kann man Terrence Malick definitiv nicht vorwerfen, nicht ambitioniert genug gewesen zu sein. Malick will all das verbinden, Mikro- und Makrokosmos in Relation setzen, vom Kleinen zum ganz Großen kommen. Ein Versuch, der in den allermeisten Fällen nur schiefgehen kann. Mit "The Tree of Life" ist so ein belangloser Brocken eines Films entstanden, der vor allerlei aufgeblasener Phrasen und Tiefsinn vorgaukelndem Geflüster nur so überläuft.
In seinen noch besten Momenten - dann also, wenn Malick das Familiengeflecht und das Aufwachsen in der Vorstadt gründlichst durchbuchstabiert - ist die Inszenierung immerhin recht gekonnt und kann zumindest für einige Minuten darüber hinwegtäuschen, dass der Film abgesehen von abgegriffener Esoterik nichts zu bieten hat. Sobald Malick den kleinen Rahmen gegen den Versuch eintauscht, existenzielle Grundfragen, die oft nicht so intelligent sind, wie sie erscheinen, zu thematisieren, erinnert "The Tree of Life" restlos an Hochglanz-Werbung, Natur-Dokus oder extravagante Bildschirmschoner. Das Schauspiel-Ensemble agiert dabei sichtlich bemüht, als würde die intellektuelle Schlichtheit des Films dadurch kaschiert werden. Liebe, Harmonie, Gnade, scheinbar unberührte Natur und hin und wieder Schicksalsschläge, die jedoch im großen Ganzen aufgehen - "The Tree of Life" ist eine widerspruchsfreie Messe auf all diese Phänomene, die dennoch nie zur weiteren Auseinandersetzung ausreichen. Vergessen bleiben sollte dabei auch nicht, dass im Reden über das alles überstrahlende Schöne um uns herum auch immer ein opportunistisches Moment steckt.
Es wird nicht besser, wenn man die Rezeption des Films betrachtet: Hier findet sich eine Melange an Lobhudeleien, durchsetzt von der fatalen Verwechslung von Philosophie mit diffuser Spiritualität, über religiös-fanatische Beschwörungen von prätentiösen Luftblasen wie Erlösung und Erhabenheit, bis hin zum dreisten und dadurch wohl auch so lächerlichen Vergleich mit Kubricks "2001", der die Auseinandersetzung mitnichten lohnt.
Selbst wenn der herbeigeredete Gehalt des Films außer Acht gelassen wird, fällt auf, wie oft von "Bildgewalt" und "monumentaler Bildsprache" gesprochen wird. Darin liegt wahrscheinlich auch die Erklärung für die Beliebtheit des Films: Jene vor Bedeutungsschwere triefenden Szenen sollen für Staunen, Gebanntheit und Begeisterung sorgen. "The Tree of Life" setzt hier allein auf die Kraft des Gezeigten, unterlegt von eingeflüsterten Allgemeinplätzen, und treibt dem Zuschauer so systematisch das Denken bis zur völligen Entmündigung aus. Zu faszinierenden Bildern gehört jedoch nicht umsonst eine inhaltliche Einbettung, die den Zuschauer anregt und fordert - zumindest, wenn man den kunstfeindlichen Aussagen, dass Filme zum "Berieseln" und "Abschalten" gemacht wären, eine Absage erteilen möchte.
Adorno fasste einmal den Gedanken, dass Wut und Denken sich wechselseitig ausschließen. Nach "The Tree of Life" sollte man hinzufügen, dass selbiges auf wortloses Staunen und Denken zutrifft.
Im Versuch, die Abgründe des titelgebenden Menschenfeinds zu ergründen, verzettelt sich Noé gründlich. Wenn der Schlachter, überzeugend gespielt von Philippe Nahon, meist verbal, schließlich jedoch auch aktiv alle möglichen Tabus überschreitet, bombardiert "Menschenfeind" den Zuschauer beinahe ununterbrochen mit lauten Geräuschen, Texteinblendungen und hektischen Kamerafahrten. Form und Inhalt bedingen sich hier kaum. Stattdessen wird der Skandal in vollen Zügen zelebriert und "Radikalität" und "Unbequemlichkeit" werden so zu Schauwerten an sich erklärt. Dass "Menschenfeind" dabei durchaus Potential hat, davon zu erzählen, wie sich das gesellschaftliche Sein auf das Denken und Handeln des Protagonisten auswirkt (ähnlich dem nicht viel besseren "Falling Down" oder dem wesentlich angenehmeren "Taxi Driver"), versäumt der Film schnell, denn dazu müsste eine distanziertere Betrachtung den Zweifel ausmerzen, dass der Nihilismus und Menschenhass schlussendlich legitimiert und nachvollzogen werden soll.
Die unmittelbare Nähe, die der Film zu seinem Protagonisten hält, suggeriert permanent, dass erst durch das genaue Wissen über dessen Innenleben der Ursprung des Hasses ergründet werden könnte. Aber auch Noé gelingt hier nicht, was höchstens durch kühle Analyse zumindest ansatzweise möglich wäre: die Irrationalität rational zu erfassen. Anstatt die Umwelt des Protagonisten und ihn selbst kritisch zu betrachten, fixiert sich "Menschenfeind" auf zynisches Palaver ohne jede Erkenntnis, um dem Protagonisten schließlich noch im moralischen Relativismus Zugeständnisse zu machen. Das mag aufgrund zaghafter Versuche einer tiefer gehenden Auseinandersetzung immer noch innovativer sein als der inhaltlich reichlich unterkomplexe Nachfolger "Irreversibel", der seinen misanthropischen Kern ebenso schlecht verbergen konnte, ist aber letztlich nur reaktionäres Schock-Kino mit edlem Anstrich.
Anstatt "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" auf einen simplen Krimi-Plot zu reduzieren, sollte man sich bewusst sein, dass Fritz Langs filmischer Meilenstein aus dem Jahre 1931 mit heute beliebtem Tatort-Brei oder ausgelutschten Whodunit-Streifen kaum etwas zu tun hat. Ähnlich wie in Hitchcock-Filmen, die ihre gesamte Genialität neben der technischen Raffinesse vor allem im Subtext entfalten, ist "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" nicht nur virtuos gefilmtes Stück Filmgeschichte, sondern darüber hinaus flammendes Plädoyer gegen den Mob der breiten Masse, der nach Lynchjustiz lechzt und sich zugunsten der dazu nötigen Macht als Gegensouverän konstituiert. Der über 80 Jahre alte Film zeigt, wie unhinderlich das Fundament abstrakten, bürgerlichen Rechts in einer Atmosphäre durchdrungen von Paranoia, Angst und Misstrauen untergraben werden kann, um an dessen Stelle die direkte Pöbelherrschaft zu setzen, die vom Individuum und dessen Rechten nichts mehr wissen will. Besonders gegen Ende entstehen so, speziell durch die von Peter Lorre brilliant verkörperte Rolle, einprägsame Szenen, die glücklicherweise klar Partei ergreifen und den Wahnsinn des Volksmobs auf den Punkt bringen, wenn dieser die humanistischen Ideale rechtsstaatlicher Gerichtsbarkeit bis zur Unkenntlichkeit zurichtet.
Jene im Film so überzeugend wiedergegebene Irrationalität der Masse wurde in der Realität schließlich, im Gegensatz zum Ende des Films, nicht gebändigt, sondern kam im antisemitischen Pogrom erst voll zu sich.
"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist heute sicherlich visuell gealtert - aktuell bleibt er in seiner Aussage aber in ungebremster Dringlichkeit.
"Werk ohne Autor" von Florian Henckel von Donnersmark will sowohl über mehrere Jahrzehnte erzähltes Historiendrama, als auch tiefgehende Meditation über Kunst, Schuld und Wahrheit sein, ist letztlich aber nur der neueste Anwärter für den Thron des geschmacklosesten deutschen Vergangenheitsbewältigungs-Filmchens alá "Der Untergang", "Dresden" oder "Unsere Mütter, unsere Väter". Jedenfalls sind die Deutschen in "Werk ohne Autor" bis auf ein paar Ausnahmen anständig geblieben, obwohl die bösen Alliierten sogar das unschuldige, lammfromme Dresden bombardiert haben. Gerade deswegen können sie sich ja heute anmaßen "Wehret den Anfängen" zu schreien oder Filme wie diesen zu drehen.
Wohlgemerkt schaffen es ebenjene Filme sonst erfreulicherweise nicht auf die Kinoleinwand oder werden für die Möglichkeit einer Oscar-Nominierung eingereicht, sondern verenden im Fernsehen und damit meist bei einem Publikum, das wohl nichts besseres zu verdienen scheint.
Ein Film wie "Werk ohne Autor", der seine selbst gepredigte Maxime des Nicht-Wegschauens so pervers ernst nimmt, dass ihm das differenzierte Sehen vergeht, wodurch schlicht kein Unterschied mehr zwischen Gaskammer, brennendem Dresden und erschossenen Wehrmachtssoldaten festgestellt werden kann, ist streckenweise jedoch so dreist dumm und einfach gestrickt in seinen historischen und politischen Aussagen, dass eine Oscar-Nominierung schon einmal kaum möglich erscheint. Die stümperhafte Optik und dilettantische Kameraführung, sowie der keinen Raum für eigene Emotionen lassende Einsatz von Filmmusik dürften ihr Übriges tun.
Ärgerlich ist es selbstverständlich trotzdem, wenn ein Film, der dem Publikum von Beginn an vorgeblich weise Nullnummern serviert und sich selbst für einen tiefsinnigen Exkurs von der hinter jede neuzeitliche Philosophie zurückfallende "Weltformel" bis zur modernen Kunst hält, die der Protagonist fernab von jeder durchdachten Konzeption als verschwommene und hohle Verdoppelung der Realität begreift, nun eine solche Aufmerksamkeit bekommt. Die Figuren, deren Charakterzeichnung je nachdem zwischen eindimensional überzeichnet und großzügig vernachlässigt schwankt, geben hin und wieder dann entsprechend peinliche sprachliche Schwellkörper von sich, unter deren aufgeblasener Fassade sich selten mehr als luftleere Phrasen verstecken: Das Motto von "Werk ohne Autor" - Alles was wahr ist, ist auch schön - soll schließlich begründen, warum die "Kunst" des Protagonisten besonders authentisch, aus dem Leben gegriffen und einfach echt sei. Dieses billige Credo, das ebenso aus einem x-beliebigen, mit halbgaren Alltagsweisheiten vollgestopften Poetry-Slam stammen könnte, pflegt einen Kult der Eigentlichkeit, die jede die Wirklichkeit transzendierende, kritische Kunst, welche sich nicht nur aus dem unwichtigen Gefühlsleben des Künstlers schöpft, ad absurdum führt. Folgerichtig bleibt im späteren Verlauf des Films auch die These unwidersprochen, dass Kunst sowieso nur subjektiv ist, damit der Durchschnittszuschauer nicht überfordert wird und gar darüber nachdenken muss, dass Kunst mehr sei als hübsche, die Realität abbildende Dekoration.
Wo Vernunft und kühle Distanz gefragt wären, setzt der Film auf Spiritualität und Esoterik, wie zum Beispiel bei der Parallelisierung von erwachender Inspiration des Künstlers für ein Gemälde und der darauffolgenden Schwangerschaft seiner Frau, oder bei der Porträtierung der schizophrenen Tante des Protagonisten und deren lebenslangen Wirkung auf ihren Neffen. Fast wirkt es so, als würde hier dem Zuschauer nicht zugetraut werden, das Ermorden von geistig Behinderten auch zu verabscheuen, wenn diese nicht engelsgleich und mit an Genialität grenzendem Wahnsinn gezeichnet werden. Dazu passt die misslungene Dramaturgie von "Werk ohne Autor": Innerhalb der allermeisten Szenen vermag es von Donnersmarck nicht zu schaffen, Worte für sich sprechen zu lassen, sondern benötigt jedes Mal die bereits erwähnte dick aufgetragene Filmmusik oder wahlweise Rückblenden. Der Hauptkonflikt verläuft am Ende außerdem einfach im Sand und legt damit offen, dass hier in erster Linie eine Geschichte persönlicher Vergangenheitsbewältigung und damit einhergehender Selbstverwirklichung erzählt wurde, die an realen, objektiven Konsequenzen ihre Grenzen findet.
"Werk ohne Autor" kann nur so rundheraus eingebildet und deplatziert sein, weil aus allen seinen Bildern das gute Gewissen der Macher spricht, hier mahnend den Zeigefinger zu heben, ohne auf den Gedanken zu kommen, diesen gegen sich selbst zu richten.
Dass verflachte, entkernte und undialektische Kapitalismuskritik nicht nur im Feuilleton, sondern heutzutage gesamtgesellschaftlich zum guten Ton gehört, ist nun beileibe keine neue Nachricht mehr. Ebenso wenig neu ist die vermeintliche Beschäftigung mit lang verstorbenen Denkern, sobald sich deren Geburts- oder Todesdatum nähert. "Der junge Karl Marx" zeigt exemplarisch, wie die kulturindustrielle Zurichtung ehemals ungern gesehener Theorien allzu oft stattfindet: Man versichert sich gegenseitig der Genialität der jeweiligen Menschen, betont gleichzeitig aber natürlich ihre gefährlichen Tücken und Fehler, nur um sich umso sicherer sein zu können, dass es kein Verlust ist, wenn man die größten Teile der angeblich sowieso veralteten und utopischen Theorien ins Geschichtsbuch verbannt. Was im kollektiven Gedächtnis übrig bleibt, sind entleerte Begriffe und hohle Phrasen - oder gefällige, bequeme Filme wie dieser, die alles historisieren, um ja nichts zu verstehen.
Sowohl altlinke Marx-Dogmatiker, als auch bürgerliche, antikommunistische Konformisten werden wohl Gefallen an diesem Film finden: Während die einen der alten Zeit und den plattesten Teilen marxistischer Frühschriften hinterher trauern können, untermauert er auf der anderen Seite das bereits vorhandene Bewusstsein, dass eine tiefergehende Beschäftigung mit der Kritik der politischen Ökonomie sowieso nicht lohnt, weil man den Inhalt weitestgehend zu kennen glaubt und als falsch bzw. mindestens weltfremd abtut. "Der junge Karl Marx" ist so nicht nur handwerklich unteres Mittelmaß, sondern der beste Beweis dafür, dass die Ausrichtung des Films völlig verfehlt ist. Kritik kann Gegenstand von Kunst, also auch von Filmen sein, ohne in Pathos abzudriften oder nur auf Selbstbestätigung zu zielen. Das ist jedoch weder auf die dümmliche Art und Weise wie hier möglich, noch kann ein Film allein das Beschäftigen mit Theorie ersetzen. "Der junge Karl Marx" regt nicht einmal dazu an; zeigt in keiner Sekunde über das Dargestellte hinaus, sondern verliert sich in seiner verzerrten Historisierung, als wolle er den Zuschauer bestärken, sich den letzten Rest eigenständigen Denkens zugunsten des Einrichtens und Abfindens im Falschen abzugewöhnen.
In seinen besten Momenten schafft es "BlacKkKlansman", die Diskrepanz zwischen rassistischem Denken in Kollektiv-Eigenschaften und den davon betroffenen individuellen Personen nahezu perfekt einzufangen, ohne dabei in Pathos abzurutschen.
Der ansonsten ideenreiche, jedoch recht zäh von Spike Lee inszenierte Film schafft es aber nicht, diesem aufklärerischen Potential über die gesamte Länge treu zu bleiben: Zu blass verbleibt der äußerst notwendige Versuch einer kritischen Betrachtung der Black Panther Bewegung; zu vereinfacht und oberflächlich erscheint die Auseinandersetzung mit dem Ku-Klux-Klan im Besonderen, und Rassismus, sowie Antisemitismus, im Allgemeinen. Wo durchaus Potential vorhanden gewesen wäre, um ein detailreiches Bild dieser Phänomene zu zeichnen, setzt Lee stattdessen darauf, sich einzelne Sündenböcke als Übel mit Name und Adresse herauszupicken, oder Neo-Nazis gleich als dümmliche, zurückgebliebene Hinterwäldler darzustellen, über die man vor allem lachen sollte. Das kommt keiner intelligenten Analyse, sondern letztlich nur der eigenen moralischen Selbstvergewisserung zu Gute. Die Gemeinschaft der Guten als Zielgruppe des Films, die hier das schwarze Schaf auf dem Präsentierteller geliefert bekommt, wird deswegen wohl auch nichts gegen das besonders platte Trump-Bashing des Films einzuwenden haben. Gründe für differenzierte Kritik am amtierenden Präsidenten der USA gibt es dabei selbstverständlich genug. Wenn der "Protest" sich allerdings auf das infantile Niveau herablässt, Trump als Erben und Verfechter von Nazi-Idealen hinzustellen, dann ist das nicht nur billig und unfreiwillig entlarvend gegenüber den Filmemachern, deren politische Urteilskraft in Frage zu stellen ist, sondern ebenfalls schlicht falsch.
Auch reißische und recht lieblos angefügte Videomontagen wecken schlussendlich immer mehr den Eindruck, dass "BlacKkKlansman" ein hervorragendes Beispiel für selbstgefällige Feindbildpflege und leider nicht für eine sorgfältige und kritische Untersuchung alter und gleichzeitig doch aktueller Ressentiments und Geschehnisse darstellt.
Etwas grotesk mutet es schon an, wenn bekannte Populärphilosophen wie Slavoj Žižek, aber auch die überragende Mehrheit der Zuschauer einen Film wie "Sie leben!" zum ideologiekritischen Meisterwerk hochjubeln, obwohl selten ein vermeintlich kritischer Film so überdeutlich den Beweis dafür erbrachte, dass Gesellschaftskritik nicht per se fortschrittlich, visionär oder durchdacht - kurz: sinnvoll - ist.
Der Protagonist Nada, der offensichtlich für das Unterbringen unfreiwillig peinlicher Dialogfetzen herbeigeschrieben wurde, erkennt in "Sie leben!" durch eine Brille, die die Wirklichkeit quasi entzaubert, dass die Welt von Außerirdischen kontrolliert wird, die in Werbung und Kultur Botschaften verstecken, um die Menschen gefügig zu halten. Wer meint, dass der Film zeigen würde, wie alltäglich Manipulation, Kontrolle und Propaganda Verbreitung finden, irrt gewaltig: Auf plumpe Art und Weise charakterisiert Carpenter den Kapitalismus als ein System, das von einer riesigen, globalen Elite gesteuert wird, um einen Großteil der Menschen durch unterschwellige Botschaften auf ihre Seite zu ziehen und so zum blinden Konsum zu zwingen. Die Verschwörung, die der Film hier zeichnet, könnte ebenso gut aus antisemitischen Fantastereien wie den "Protokollen der Weisen von Zion" stammen. Passend dazu haben die Außerirdischen nicht nur übermenschliche Fähigkeiten, indem sie skrupellos und durchtriebenen ihre finsteren Pläne durchsetzen, sondern sehen auch schon so hässlich und unmenschlich aus, dass schnell klar wird, wie wenig Carpenter daran gelegen ist, von seiner manichäischen und projektiven Welterklärung abzurücken, um dem Zuschauer Raum für eigenes Denken zu lassen.
Die Brille, die der Protagonist aufsetzt, taugt nämlich gerade nicht als Metapher für Theorie und Kritik, denn gerade jenes simple Betrachten der Gesellschaft unter einem einzigen Muster und das blitzartige vermeintliche Durschauen eigentlich komplexer Strukturen ist charakteristisch für Verschwörungstheorien aller Couleur, aber nicht für Ideologiekritik, die ein notwendig falsches Bewusstsein auf einem langwierigen, schweren Weg aufhebt. Immerhin schafft es der Film diesen Aspekt der schwierigen Überwindung und auch der Abwehr dagegen durchaus korrekt zu zeigen, obwohl Nada das Tragen der Brille zuerst sogar konträr dazu als Drogenrausch bezeichnet.
Ansonsten bedient "Sie leben!" aber spätestens dann wieder den Narzissmus derjenigen, die sich den Kapitalismus als Verschwörung bösartiger Überwesen vorstellen, wenn der Protagonist allein durch die Enttarnung einer einzelnen Außerirdischen eine halbe Armee auf den Plan ruft. In der realen Welt ist es glücklicherweise noch nicht so weit, dass man gegenüber einem einzelnen Verrückten derartige Maßnahmen ergreift.
Hatten ähnliche geartete Filme wie "Die Körperfresser kommen" noch einen Begriff davon, dass potentiell jeder Mensch Teil eines apersonalen, unhumanen Systems und damit Träger bestimmter Ideologien sein kann, wird Ideologie hier als etwas dargestellt, dass der guten Menschheit allein von einer mächtigen Elite aufgezwungen wird. Dem Zuschauer scheint der Film so zu suggerieren, dass ohne diese dekadente und hinterlistige Clique alles in bester Ordnung wäre. "Sie leben!" bringt so keinerlei Verständnis von kapitalistischer Totalität und der Dialektik näher, die inhärent in der Kulturindustrie und der modernen Gesellschaft enthalten ist, sondern zeigt letztlich nur, dass das vermeintliche Durchschauen der Dinge, welches selber wieder zu Ideologie wird, nicht besser als das Hinnehmen der Verhältnisse ist.
"Monsieur Claude und seine Töchter" wäre auch in Absehung seiner Beschäftigung mit Themen wie Rassismus, Vorurteilen und Feindbildern kein guter Film.
Der Streifen, der 2014 nicht nur in Frankreich ein Millionenpublikum erreichte, hatte seine Aufmerksamkeit jedoch von Anfang an sicher. Keineswegs allein durch den bewusst provokant gesetzten Inhalt, sondern auch durch seine öde Fernsehfilm-Optik, seinen zahnlosen Humor und das Wohlfühl-Harmonie-Geblubber, das sich hier Story nennt.
Es wäre dabei verkehrt, diesem Machwerk abseits davon reinen Rassismus vorzuwerfen. Permanent wird sich vor allem gegen Ende des Films damit gebrüstet, die Werte der Weltoffenheit und Toleranz hochzuhalten. Das gefällt der breiten Masse - ob in Frankreich oder anderswo: Auf die richtig üblen, aber empirisch in dieser Form halt auch kaum noch existenten Rassisten schimpfen und sich gleichzeitig permanent des Status Quo vergewissern, gehört weitgehend zum guten Ton beim Aufstand der Anständigen. Durch das penetrante Auf-die-Schulter-klopfen merkt man dann doch glatt nicht mehr, dass es noch lange nicht sonderlich subversiv ist, die Aussage zu betonen, dass wir doch alle nur Menschen seien. Wer nicht im hinterletzten Provinzkaff haust, verfügte normalerweise auch schon vor "Monsieur Claude und seine Töchter" über diese bahnbrechende Erkenntnis und brauch sich das nicht durch billige Propaganda eintrichtern zu lassen.
Der linksliberal-bürgerlichen Öffentlichkeit, die sich vor Lachen kaum halten kann bei so vielen Vorurteilen auf einmal, folgt der Film spätestens dann auf Schritt und Tritt, wenn er darauf beharrt, dass jene Vorurteile doch irgendwie dazu gehören und letztlich ebenso ihren wahren Kern hätten. Zumindest in diesem Punkt weiß man sich durchaus einig mit dem alten konservativen Opa vom Stammtisch, der jedoch längst nicht die Mehrheit der Zuschauer ausmacht.
Der ansonsten omnipräsente Multikulti-Antirassismus von "Monsieur Claude und seine Töchter", der sich weitestgehend deckt mit den ordinären Auslassungen der moralischen Zivilgesellschaft, zum Beispiel in Form liberaler und toleranter, stets auf ganz viel Diversity bedachten Bürgerinitiativen und Studentengruppen, ist schlicht keine sinnvolle Kritik des (zeitgenössischen) Rassismus, die immer einen universalistischen Kern haben müsste. Stattdessen könnte die Message des Films auch lauten, dass alle halt so sind und bleiben, wie sie sind - gedeckt von gegenseitiger Toleranz. Dass dieses postmoderne Credo kein bisschen progressiv ist, zeigt "Monsieur Claude und seine Töchter" perfekt, weil er seine Figuren nur als Abziehbilder einer Kultur, Nation oder Religion sprechen lässt. Dieses Durcheinanderwürfeln und Legitimieren irgendwelcher Kollektive, die den Angehörigen eingeschrieben sind, als wäre es beispielsweise ihre Augenfarbe, ist das Gegenteil eines den Rassismus angreifenden Universalismus.
Da hilft es auch nichts, dass sich am Ende alle lieb haben und miteinander den Karneval der Kulturen feiern, wenn es dabei um nichts anderes geht als ein friedliches Nebeneinander in allgemeiner Getrenntheit durch Herkunft, Glaube und Nation und eben keine Gesellschaft von Individuen, die sich fernab dieser vermeintlich determinierenden Faktoren konstituiert.
Gegen seinen Willen ist dieser Film ein (selbstverständlich kein bisschen unterhaltsames) Lehrstück, dass Rassismus (und darüber hinaus auch Antisemitismus, den der Film fatalerweise unter Rassismus subsumiert) heute halt nicht mehr so funktioniert wie vor 50 Jahren und nur analysiert und kritisiert werden kann, wenn man sich nicht selber eines Denkens in starren Identitäten bedient, die Menschen qua Geburt Eigenschaften und Macken einschreiben, ob nun negativ oder positiv.
Kaum zu glauben, wie schwachsinnig die Kritik ist, dass die homosexuellen Figuren von heterosexuellen Schauspielern verkörpert werden.
Als würde das bloße Fehlen einer außerhalb vom Film existierenden Erfahrung die Unmöglichkeit implizieren, diese Rolle trotzdem nachvollziehbar zu verkörpern. Diese "Kritik" leistet, in dem sie heterosexuellen Schauspielern das völlige Fehlen von Einfühlungsvermögen zuschreibt, sogar einer Ansicht Vorschub, die Stereotypen erst verstärkt und Identitäten konstruiert, die sich als völlige Antipoden gegenüber stehen. Das ist dann tatsächlich gefährlich und kein Fortschritt für das "Queer Cinema".
Trotz der durch die gesellschaftliche Dimension gegebene interessante Grundprämisse ist "Downsizing" nicht mehr als ein stetiges Schwanken zwischen halbgarer Komödie und belanglosem, linksliberalem Umweltdrama.
Für eine Komödie ist Paynes Film allerdings viel brav und schafft es kaum, für mehr als ein müdes Lächeln zu sorgen, wenn er am laufenden Band wandelnde Stereotype (am besten natürlich die hilflose Vietnamesin mit Sprachbarriere oder der zwielichtige, reiche Osteuropäer) aufeinanderprallen lässt, die die Handlung von Logikloch zu Logikloch und dabei schön weit weg von der durchaus voller Potential steckenden Ausgangsidee treiben lassen.
Dass der Film nämlich als Komödie nichts taugt, wäre überhaupt kein Makel, wenn Payne verstehen würde, aus all dem eine Gesellschaftssatire zu machen, die nicht devot dem Zeitgeist hinterher dackelt, sondern hinterfragt, aneckt und bewusst unbequem ist. Dabei hat "Downsizing" sicherlich seine Momente, in denen der Kern einer Kritik, die über schnöde asketische Hippie-Pamphlete hinausgeht, durchschimmert. Doch spätestens am Ende, wenn betont wird, dass der Prozess des "Downsizings" nur deswegen zum Scheitern verurteilt ist, weil nicht einmal ein Viertel der Weltbevölkerung dem Angebot dazu gefolgt sind, verliert sich die Botschaft des Films in nichts weiter als Konsumkritik, die noch nie subversiv, sondern stets affirmativ und moralisch war. Statt die Kritik auf das falsche Ganze zu lenken, welches mit Verzichts-Apologetik und dem im Film zentralen "Downsizing" höchstens zu verwalten und nicht aufzuheben ist, verkörpert "Downsizing" leider nur das weit verbreitete, esoterisch angehauchte Bewusstsein, das einen Mangel an Empathie und Zusammenhalt für gesellschaftliche Probleme verantwortlich macht und jeden Menschen, der jene Probleme auf radikalere Art und Weise kritisiert, einer Unkenntnis des unveränderlichen "Wesens des Menschen" bezichtigt. Paynes Tragikomödie könnte zeigen, dass Gesellschaftskritik nie eine Frage der Selbstfindung war oder sein wird. Er könnte die Absurdität eines Zeitgeistes zeigen, der Probleme symptomatisch angeht und nie tiefer dringt. Aber das wäre weder spaßig anzusehen, noch publikumsfreundlich - dafür aber mutig und zum Nachdenken anregend.
So ist "Downsizing" aber lieber ein Feel-Good-Movie, für all jene, die glauben, dass durch ein wenig Verzicht und Minimalisierung die sprichwörtliche Erlösung bevorsteht, wenn doch nur jeder mitmacht.
Vor gut 15 Jahren erschien "The Room" - ein Film, der in dieser Zeit einen solchen Kultstatus erreichte, dass er noch heute für volle Kinosäle sorgt. Dass "The Room" dabei keineswegs von vornherein als Trash-Film ersponnen wurde, zeigt "The Disaster Artist". Franco hat hier einen ebenso liebenswürdigen, wie interessanten Film geschaffen, der glücklicherweise weit weg davon ist, sich über Wiseau und seinen Film stumpf lustig zu machen und dabei eine Nacherzählung zu liefern. Im Gegenteil: Das Machwerk wirkt nicht nur unheimlich realistisch, nicht zuletzt wegen Francos grandiosem Schauspiel des schlechten Schauspiels und reichlich skurriler Momente, sondern zeigt auch deutlich, wie bewundernswert ein Film sein kann, der gerade weil er schlecht ist so geliebt wird.
Aus diesem Grund ist "The Disaster Artist" auch erfrischend kurzweilig, wenn auch am Ende die Reaktion auf den Film reichlich übertrieben dargestellt wird.
Umso lobenswerter aber, dass der Film durchaus seinen Reiz haben dürfte, falls man "The Room" noch nicht komplett gesehen hat. Mir persönlich hat das Schauen der Komödie über das Original dann auch noch mehr Spaß gemacht als das Original selbst, was letztlich aber auch davon abhängt, ob Trash bei einem persönlich schon für Schenkelklopfer sorgen kann oder meist nicht für mehr als Schmunzler reicht.
Wie so ziemlich jeder gute bis sehr gute Horrorfilm der letzten Jahre passt sich "It Comes at Night" überhaupt nicht an das typische Horrorfilm-Schema an. Trey Edward Shults inszeniert stattdessen ein postapokalyptisches Horrordrama, das durch eine beinstarke Atmosphäre letztlich für mehr pures Grauen sorgt, als es ein klassischer Schocker mit Jumpscares und vermeintlich gruseligen Monstern jemals schaffen könnte. Der Zuschauer erfährt dabei im Gegensatz zu Filmen mit ähnlichen Szenarien so gut wie keine Einzelheiten über die Vorgeschichte der Familien und der Krankheit, sowie der Frage, wie es im Rest der Welt angesichts dieser aussieht. "It Comes at Night" macht dadurch glücklicherweise nicht den Fehler jedes Detail auf Biegen und Brechen zu erklären - einer der Gründe, weshalb sich in der ersten Stunde zuerst langsam, schließlich in schnellerem Tempo eine unterschwellige Spannung aufbaut, die fast mit Händen zu greifen ist, ehe der Horror sich am Ende voll und ganz Bahn bricht.
Dabei liefert jeder Schauspieler eine überzeugende Leistung beim Verkörpern von Figuren ab, die von purer Verzweiflung, Angst und Überlebenswille zerfressen sind. So zeigt "It Comes at Night" letztlich auch ein hervorragendes Beispiel von Gruppendynamik in einer solchen ausweglosen Situation, welche unausweichlich ins Verderben führt.
Ein getrennt lebender, hart arbeitender Vater und seine Tochter, der mysteriöse Ausbruch einer Krankheit und selbstverständlich eine infizierte Person, die schließlich die Ereignisse in Gang setzt - In den ersten Minuten fühlt sich "Train to Busan" wie ein moderner Zombiefilm nach Schema F an. So ganz vermag er sich in der kompletten Laufzeit auch nicht zu lösen von einigen Klischees bei den Charakteren, Logiklöchern und einem triefenden Kitsch, der trotz überemotionaler Musik gerade noch als erträglich durchgehen kann. Davon abgesehen ist "Train to Busan" aber ein verdammt guter Zombie-Film: Weg von übertriebenem Splatter und schlürfenden Untoten zu einem spannungsgeladenen, teilweise gar klaustrophobischen Horrorfilm mit einem interessanten und bis jetzt wohl noch nie so gekannten Setting. Bei den zahlreichen Verfolgungen durch die nicht sonderlich langsamen Zombies krallt man sich am liebsten irgendwo fest vor Spannung. Da kann man dann auch freilich über die Mängel von "Train to Busan" hinwegsehen und sich von einem tollen Film unterhalten lassen.
"Gypsy" vereint von Anfang an einfach unglaublich großes Potential in sich: Einerseits durch die Grundidee, die Beschäftigung mit der menschlichen Psyche, die quasi zum Mittelpunkt der Serie erklärt wird, andererseits durch den gut besetzten Cast und einer Naomi Watts, die mal wieder auf verdammt hohem Niveau spielt.
Schon in der ersten Folge wird deutlich, dass "Gypsy" dabei kein besonders schnelles Erzähltempo an den Tag gelegt. Zwar erhält man so einen geradezu intimen Einblick in die jeweiligen Figuren, aber weite Teile haben für die Serie entweder keine großartige Bedeutung oder fungieren mehr als Lückenfüller, um die Story langsam weiter zu treiben. Langweilig wird die Serie deswegen noch lange nicht, aber es dürfte schnell klar werden, dass man "Gypsy" auch radikal kürzen könnte und eine wesentlich straffere Geschichte bekommen würde.
Von der Kategorisierung als "Psychothrillerserie" sollte man sich nicht zu sehr täuschen lassen: Serienfans, die sich auf Nervenkitzel, Wahnsinn und Wendungen freuen, werden sicherlich enttäuscht sein. "Gypsy" ist vielmehr gemächliches Psychodrama, vielmehr detailreiche Charakterstudie mit gelegentlichen Höhepunkten als rasante Verfolgungsjagd durch die menschliche Psyche.
Wer sich darauf einlassen kann, wird für 10 jeweils rund 45-60 Minuten lange Folgen wohl gut unterhalten werden. Ansonsten bleibt "Gypsy" tatsächlich weit hinter den Erwartungen zurück.
Im Nachhinein kann man froh sein, dass "Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa" durch Arte und den WDR vorerst nicht ausgestrahlt wurde, sonst wäre dieser Doku wohl wesentlich weniger Aufmerksamkeit zuteil geworden.
Dabei zeigt der Film in 90 Minuten prägnant, welche Formen der Antisemitismus nach Auschwitz im 21. Jahrhundert angenommen hat.
Dass "Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa" dabei den Antizionismus als heute am weitesten verbreitete Art des Antisemitismus herausstellte, rief natürlich allerlei Kritik hervor: Im wiedergutgewordenen Deutschland ist man sich schließlich von FAZ bis taz einig, dass man nur "völlig legitime Israelkritik" betreibt. In Wirklichkeit aber wird dämonisiert, delegitimiert und mit doppelten Standarts gearbeitet. Welche Heuchelei eigentlich betrieben wird, wenn man alljährlich den toten Juden gedenkt, gleichzeitig die Lebenden aber am liebsten inmitten von islamistischen Diktaturen entwaffnen würde, scheint da keinem aufzufallen.
Und genau aus diesem Grund war ein Film wie "Auserwählt und ausgegrenzt - Der Hass auf Juden in Europa" längst überfällig. Natürlich ist es nicht machbar, alle Facetten des modernen Antisemitismus in 90 Minuten ausführlichst darzustellen, aber allein schon die Tatsache, dass das Ressentiment schon lange nicht mehr nur auf rechter Seite zu finden ist, sollte allmählich den Weg ins Alltagsbewusstsein vieler Menschen finden.
Zum Nachvollziehen des Streits um die Doku ist zudem folgender Text zu empfehlen: https://lizaswelt.net/2017/06/29/die-kaltherzigkeit-der-ertappten/
Was im Trailer noch aussah, wie ein "Shutter Island"-Verschnitt in den Alpen, beginnt wesentlich zufriedenstellender als zu erwarten war. "A Cure for Wellness" wird in seinen fast 150 Minuten auch fast gänzlich von dieser Atmosphäre getragen, die sich durch schlüssige Optik und stimmigen Soundtrack schon in der ersten halben Stunde zu voller Form entwickelt. Rein handwerklich ist "A Cure for Wellness" also mehr als nur akzeptabel.
Inhaltliche Originalität sucht man mit fortschreitender Laufzeit aber immer vergebener:
Wie so viele Thriller schafft es "A Cure for Wellness" zwar interessante Fragen zu stellen, aber entweder die Antworten bleiben völlig aus oder sie sind so banal, dass nicht nur Genre-Fans auffallen dürfte, dass man das schon tausendmal gesehen hat - aber in wesentlich besser.
Zwischendurch wird dabei immer wieder versucht, verstörende Horror-Momente einzubauen. Diese entlocken aber spätestens dann nur noch ein Gähnen beim Anschauen, wenn jede dieser Szenen mit einem sich windenden Büschel von Aalen endet. Das Ende selber ist schließlich nicht sonderlich überraschend und eigentlich nicht erwähnenswert, wenn man davon absieht, dass der Zuschauer dann doch noch einen typischen Abziehbild-Bösewicht bekommt.
Überlegt man sich schließlich, wie wenig Inhalt hier auf 150 Minuten gestreckt wurde, kommt man um die Frage nicht herum, ob dem Film eine geringere Laufzeit zumindest ein klein wenig geholfen hätte.
Es sind Filme wie "A escondidas", die einen trotz "nur" durchschnittlicher Erwartungen immer wieder vom Hocker reißen.
Vorab sollte vielleicht erwähnt werden, gerade heute am Internationalen Tag gegen Homophobie, wie ungemein wichtig Filme wie "A escondidas", die (versteckte) Homosexualität thematisieren, auch im Jahre 2017 noch sind.
Neben diesem Thema spricht "A escondidas" aber auch weitere brennende Themen wie Abschiebungen und Fremdenfeindlichkeit an. Natürlich kann all das in rund 90 Minuten nur angeschnitten werden, aber insgesamt erzählt der Film durch diese Aspekte eine runde Geschichte, die trotz, ja sogar aufgrund des Schwankens zwischen positiver und bedrückender Grundstimmung in ihren Bann zieht.
Der Film überzeugt aber auch völlig unabhängig davon in erster Linie durch hervorragende Darsteller und einen liebevollen, wenn auch langsamen Erzählstil, der sich in seiner Schlichtheit weder im Pathos, noch in der Belanglosigkeit verliert.
Sicherlich kann sich nicht jeder mit " A escondidas" anfreunden, aber wer sich zumindest im Ansatz für die behandelten Themen interessiert, bekommt einen hochaktuellen, realistischen Film zu sehen.
Die Aufmerksamkeit, die "13 Reasons Why" bekommen hat, führte letztlich auch dazu, dass ich der Serie, die hier leider wie das Buch wieder den unsäglichen Titel "Tote Mädchen lügen nicht" trägt, eine Chance gegeben habe.
Das Buch las ich vor ein paar Jahren und hatte seitdem schon wieder den größten Teil vergessen. Insgesamt war es mir als ganz okay bis gut in Erinnerung geblieben.
Die Serienadaption übertrifft das Buch meiner Meinung nach aber auch um Längen. Das ist den zahlreichen Handlungssträngen zu verdanken, die sich um die hauptsächliche Story ansiedeln und der Geschichte, aber auch den Charaktere wesentlich mehr Tiefe verleihen.
Durch einen idealen Score und einem überzeugenden Timing für Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit schleichen sich in "13 Reasons Why" darüber hinaus auch nur wenige Längen ein, was die 13 knapp einstündigen Folgen insgesamt recht kurz wirken lässt.
Meine Wertung für die Serie musste ich dennoch anpassen, nachdem ich die zweite Staffel vor einigen Monaten angesehen habe. Möchte man ein Beispiel sehen, wie sehr sich eine Serie durch unglaubwürdige, offensichtlich konstruierte und unrealistische Fortsetzungen der ersten Season in die Belanglosigkeit schießen kann, dann ist "Tote Mädchen lügen nicht" bestens dafür geeignet.
Einige Kommentare zur Serie, die sich auch hier auf moviepilot tummeln, zeigen dennoch die Notwendigkeit einer Serie, die sich mit so vielen sensiblen Themen auf einmal beschäftigt. Wenn der Tenor einiger User lautet, dass die Gründe für den Suizid der Protagonistin völlig unzureichend, ja gar lächerlich wären, dann fragt man sich, wie deutlich bestimmte Botschaften eigentlich noch artikuliert werden müssen.
"Projekt A" setzt sich in knapp 90 Minuten vor allem mit anarchistischer Praxis in Europa auseinander. Aus diesem Grund sollte man also auch nicht erwarten, dass es sich bei diesem Dokumentarfilm um eine tiefgreifende Beschäftigung mit anarchistischen Ideen von Bakunin über Goldman bis zu Proudhon handelt. Vielmehr versucht der Film, die Frage zu stellen, was Anarchismus im 21. Jahrhundert bedeuten kann. Hat diese utopische Idee überhaupt eine Zukunft? Steckt dahinter tatsächlich mehr als schwarzer Block, Chaos und Selbstjustiz?
Es tut "Projekt A" unheimlich gut, dass die Macher des Films gar nicht erst versuchen, abschließende Antworten auf Fragen zu finden, die sich in ihrer Gänze in 90 Minuten nicht einmal ausformulieren ließen. Stattdessen sind es die gezeigten Ansätze, die den Film interessant machen - auch für Leute, die weit entfernt davon sind, sich weitestgehend mit anarchistischen Ideen zu identifizieren.
Vergessen sollte man dabei nicht, dass "Projekt A" sich mit linksradikalen, anarchistischen Perspektiven befasst. Ansätze wie der Anarchokapitalismus wurden hier ausgeklammert, was dem Film aber sicherlich gut getan hat.
"Hacksaw Ridge" ist dermaßen belangloses Hochglanz-Kino, dass man sich zwischendurch immer wieder fragt, wie dieser Film überhaupt so viel Aufmerksamkeit generieren kann. Seien es nun die Nominierungen bei den Oscars, die Lobeshymnen auf eine Story, die aus einer lieblos zusammengeklatschten Liebesgeschichte, viel religiösem Ballast und Kriegsszenen, die man so schon gefühlt tausende Male gesehen hat oder andere, weniger wohlmeinende Kritiken, in denen nicht selten einfach nur der blanke Antiamerikanismus fröhliche Urstände feiert.
Dabei ist die Idee, die Geschichte von Desmond Thomas Doss, der im Kriegsdienst das Tragen einer Waffe verweigerte und die Medal of Honor für seine Taten als Sanitäter erhielt, nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Der mit Pathos gespickte Weg, den Gibson hier gewählt hat, ist allerdings der vollkommen falsche Ansatz.
Auf den ersten Blick scheint sich "Girl on the Train" in die Reihe von mehr oder weniger guten Verfilmungen diverser Thriller wie "Gone Girl" oder "Ich darf nicht schlafen" einzureihen. Der Film bleibt dabei aber leider, wie übrigens auch das Buch, weit hinter den Erwartungen zurück.
Das heißt jedoch nicht, dass "Girl on the Train" ein totaler Griff ins Klo ist: Die innovative Grundidee der Vorlage wird oftmals überzeugend umgesetzt, der Wechsel aus Erzählperspektiven und Zeitebenen funktioniert größtenteils und Emily Blunt überzeugt als die Alkoholikerin Rachel auf ganzer Linie.
Mit fortwährender Laufzeit überreizt Taylor in seinem Film allerdings so manches Stilmittel, nimmt der Geschichte allzu oft die Spannung, legt schon viel zu früh Fährten, die dafür sorgen, dass die Auflösung letztendlich nicht mehr besonders überraschend ist.
Dass ein Film meist nicht der Buchvorlage die Stirn bieten kann, dürfte niemanden überraschen. Doch auch abseits von diesem Vergleich ist "Girl on the Train" nicht mehr als ein passabler Versuch, einen Thriller zu inszenieren.
So summieren sich viele kleine Dinge mehr und mehr auf, was sich vor allem im letzten Drittel des Films niederschlägt.
Ironischerweise macht man als Zuschauer eine ähnliche Erfahrung, wie wenn man aus dem Fenster eines fahrendes Zuges schaut und eine Sache kurz Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Er ist eine kurze Beobachtung, die man genauso schnell wieder vergisst, wie man sie entdeckt hat.
Mit "Blair Witch Project" erschien im Jahre 1999 ein Film, der bis heute einer der Horror-Meilensteine überhaupt ist und dabei quasi auch der Ursprung einer Welle von Found-Footage- Filmen war, die irgendwann auch über das Horror-Genre hinaus ging.
Jetzt, 17 Jahre später, ist mit "Blair Witch" ein Sequel erschienen, welches die Geschichte von damals weiterführen will - eben nur in einer moderneren Form.
Nun ist "Blair Witch" mit seinen dutzenden HD-Kameras, Walkie-Talkies und einer Drohne aber nicht nur moderner, sondern auch lauter und hektischer.
War "Blair Witch Project" noch so reizvoll, weil er keine Jumpscares hatte, aber sich die Möglichkeit zumindest offen hielt, lässt "Blair Witch" eben keine Sekunde aus, in der einer der Charaktere mit lautem Gekreisch in die Kamera springt. War "Blair Witch Project" noch dadurch so erschreckend, weil er den Horror betont unkonkret hielt, spürt man bei "Blair Witch" hingegen, dass Adam Wingard eben nicht atmosphärischen Grusel erzeugen, sondern lieber ein effektbeladenes, lautes Spektakel inszenieren wollte, welches zugegebenermaßen immerhin äußerst kurzweilig und hin und wieder auch spannend daherkommt.
Das ist auch auch ganz logisch, wenn man die vielen neuen Ideen betrachtet, die Wingard in "Blair Witch" untergebracht hat. So wurde auch entgegen aller Erwartungen nicht versucht, eine Rundum-Erklärung für die Geschehnisse mitzuliefern, denn dann wäre der Film am Ende wohl komplett gescheitert.
So zeigt sich die Stärke des Films vor allem im letzten Drittel, wenn "Blair Witch" zunehmend auf übermäßig viele Kamerawechsel und eine allzu schnelle Erzählweise verzichtet. Das hätte dem Film auch in der Mitte gut getan: Mehr Atmosphäre, weniger Sprints durch den Wald.
Fazit: Man merkt "Blair Witch" in jeder Sekunde an, wie er versucht, ein würdiger Nachfolger des Found-Footage-Klassikers zu sein. Doch trotz aller Ambitionen besinnt sich der Film nicht auf das Wesentliche, also den Grusel, der durch nichts weiter als Ungewissheit erzeugt wird. Wingard hätte einen wesentlich besseren Film inszenieren können, ohne gleich so tief in die Trickkiste zu greifen.
Den Vergleich mit "Blair Witch Project" hält der Film also in keinster Weise statt. Für sich betrachtet liegt er dabei genau im Horrorfilm-Durchschnitt.