Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 6 .5
    über Topkapi

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Charmant-witzige Gaunerkomödie. Erst gestern auf Arte, nach der gefühlt hundertsten Sichtung, fiel mir auf, wie schamlos sich „Mission: Impossible“ inhaltlich an „Topkapi“ bedient hat. Mittlerweile würde ich sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Einbruchsszene 1:1 nachgedreht wurde, gerade mal der Spatz wurde durch ein herabfallendes Messer ersetzt. Doch anders als „Mission: Impossible“ geht es in „Topkapi“ stets launig und mit einigem Verve zur Sache.
    Peter Ustinovs tollpatschige Art passte hier deutlich besser als zu anderen seiner Rollen („Hercule Poirot“), den Schlemil hatte er drauf wie kein Zweiter. Es ist diese harmlos-naiv-angsterfüllte Art, die einem immer wieder ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert, ohne dass man es merkt. Man beobachtet sein Tun mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude, zumal er ja kein Böser ist. Aber auch den anderen konnte man trotz ihrer verwerflichen Motivationen nicht ernsthaft böse sein, begingen sie ihre moralisch fragwürdigen Taten doch immer mit einer gewissen sympathischen Nonchalance. Melina Mercuri hatte als derart überkandidelte Femme fatale ein paar herrliche Auftritte, in denen sie sich selbst in keiner Sekunde ernst nimmt. Maximilian Schell konnte einem fast leidtun, ebenso wie Jess Hahn. Robert Morley wie immer jenseits von Gut und Böse, jedoch immer stilsicher und mit sichtlichem Spaß an der Sache.
    Atmosphärisch führte Regisseur Jules Dassin eine feine nahöstliche Klinge und kredenzte uns mit ein paar schönen Ansichten Istanbuls optisch Ansprechendes. Auch die Kulissen waren liebevoll gestaltet. Ich fragte mich den ganzen Film über, ob an Originalschauplätzen, etwa dem „echten“ Topkapi-Museum gefilmt worden war. Jetzt, eine Wikipedia-Suche später, hat es sich als wahr herausgestellt, was sicherlich eine gute Entscheidung war. Schön, dass die Behörden damals mitgespielt haben, heutzutage würde das wohl nicht mehr so leicht sein.
    Conclusio: Nicht nur für Filmnostalgiker und -romantiker lohnt ein Blick, allein schon wegen der stilvoll-witzigen Machart möchte ich eine Empfehlung gerne aussprechen. Selbst die arg klamaukigen Einschübe hatten immer ihre Stilsicherheit, womit sich „Topkapi“ über viele seiner Genrekollegen hinweghebt. Inhaltlich war es auch nicht zu wendungsreich - wo Sonderbergh mit seiner „Ocean“-Reihe oftmals über das Ziel hinausschoss, blieb Dassin immer plausibel genug, um keine Seltsamkeiten zu produzieren. Auch die solide sechseinhalb vergebe ich gerne.

    10
    • 3

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Spannungsarmer Episodenhorror. Hier haben wir wieder so ein mittelprächtiges King-Trash-Filmchen, dessen Geschichten beim Lesen mehr Spaß machen als beim Schauen. Wobei ich sagen muss, dass mir allein schon die geschriebenen Essays nicht sonderlich zusagten. Zur skurril und abgedreht kamen sie daher – wobei die Grundideen schon etwas für sich hatten. Die Umdeutung eines harmlosen Partygags zum Mordwerkzeug und Retter in der Not mag als nettes Gedankenspiel ebenso durchgehen wir die rebellischen Körperteile (erinnerten in ihrer optischen Aufmachung an das „eiskalte Händchen“ der Adams Family), hatte inhaltlich letzten Endes jedoch nicht die Strahlkraft um durchgehend unterhalten zu können.
      Der namhafte Cast rettete dem Streifen wenigstens die drei Punkte. Matt Frewer und Christopher Lloyd, beide seit jeher auf schräge Typen abonniert, brachten ihre Figuren auf eine gekonnt-witzige Weise und fuhren damit zumindest ein paar Sympathie-Punkte ein. Wobei ich persönlich eher Frewer auf Quicksilver besetzt hätte – aber gut, das ist natürlich Geschmackssache. Bill Nunn und Veronica Cartwright mochte ich gerne sehen, letztere nicht so eindrücklich wie in den „Hexen von Eastwick“, aber immerhin mit ein paar starken Auftritten. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, ebenso wie die Synchronisation.
      Regisseur Mick Garris mühte sich redlich um eine gute Atmosphäre und hatte damit auch zumeist Erfolg. Lediglich bei den Außenszenen am Jahrmarkt schwächelte die Optik ein wenig. Sicherlich hatte er kein unendlich großes Budget zur Verfügung, holte aus den vorhandenen Möglichkeiten jedoch noch das Beste heraus. Vor allem die Szenen in den staubigen Wüstenlandschaften und der ebenso staubigen Raststätte gelungen, da bewies er ein feines Gespür für Stimmungen.
      Unter dem Strich wirkten die Geschichten wie schwächere Episoden der „Geschichten aus der Gruft“, die sich zwar brav durch das Genre arbeiteten, letzten Endes aber zu grotesk daherkommen um wirklich mehrmals gesehen zu werden. Damit verdienen sie sich lediglich das Prädikat „bemüht“, soll heißen handwerklich recht nett umgesetzt, inhaltlich aber eher mau.
      Fazit: Ein wohl zu Recht dem Vergessen anheimgefallener Streifen, der die Filmlandschaft jetzt nicht maßgeblich aufwertet. Eine recht nette Grundidee entschädigt nun mal nicht für eine schwache Handlung, die zudem auf dem Schirm recht pomadig wirkt. Hatte King in seinen Geschichten zumindest so manch interessante Nebenhandlung zu bieten, so verkam der Film zu einem langatmigen und zähen Möchtegern-Horror-Komödien-Irgendetwas. Von mir daher leider nicht mehr als drei Punkte und eine Empfehlung lediglich für eingefleischte King-Fans.

      8
      • 4 .5

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Und wieder einen MP-Eintrag defloriert!
        Handzahmer Stalker-Psychothriller. Die Idee mit der nicht loslassen könnenden Leihmutter ist natürlich eine grundsätzlich gute, zumal ich mir vorstellen könnte, dass Leihmütter mit den unerfüllten Muttergefühlen so ihre Probleme haben könnten. Ob das Gefühlsleben in dieser Situation wirklich derartige Taten auslösen kann, kann ich nicht sagen, doch auf den ersten Blick finde ich den Gedanken nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
        Leider hatte das Drehbuch von Adam Rockoff zu wenig Drehzahl um dem Streifen wirklich Würze zu verleihen. Einerseits lässt es sich viel Zeit bis ein echtes Bedrohungsszenario entworfen wird, andererseits verhedderte es sich am Schluss in einem Netz aus nicht plausiblen Begebenheiten, die die Dramatik zwar noch einmal steigerten, man jedoch nicht genau darüber nachdenken sollte. Vor allem die Arbeit der Polizei hatte mit einem realen Vorgehen denke ich wenig zu tun, eigentlich war der Polizist in keiner Phase hilfreich für unser frischgebackenes Elternpaar (was dann doch ein wenig Realismus in die Sache brachte 😉). Zudem ließ das Vorgehen und die schlussendlich aufgedeckte Motivation der Leihmutter den Film im Nachhinein in schiefem Licht erscheinen.
        Das Ensemble arbeitete sich engagiert durch den Streifen, hatte jedoch nicht in allen Szenen ein glückliches Händchen. Vor allem unser Elternpaar wirkte in den lockeren Szenen zu überdreht, in den dramatischen andererseits zu wenig eindrücklich, um restlos überzeugen zu können. Ein paar der Nebendarsteller hatten Pech mit der Synchronisation, die sie um eine Klasse schlechter aussehen ließ. Eine Einzelbesprechung lasse ich jetzt mal außen vor, da ich denke, dass auf MP die falschen Darsteller mit den Rollen verknüpft wurden.
        Conclusio: Viel betulicher Aufbau und leidlich wenig Thrill, so könnte man den Streifen kurz beurteilen. Obwohl handwerklich nicht schlecht gemacht, scheitert der Streifen an der Spannungsarmut und den flachen Figuren. Atmosphärisch konnte er den einen oder anderen Punkt schon einfahren, für das wirre und unrealistische Ende ziehe ich aber etwas ab. Eine Empfehlung möchte ich auch nur mit Vorbehalt aussprechen, am Ehesten wird noch zartbesaitetes Suspence-Publikum seine Freunde an diesem Film haben.

        5
        • 6 .5

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Gelungene Romanadaption. In dieser sehr stimmungsvollen Verfilmung machten die Drehorte und die liebevoll gestalteten Kulissen einiges her, aber auch die Leistungen des darstellenden Personals überzeugten durch die Bank. Es ist ja weder die erste, noch die letzte Bearbeitung des Stoffes, „Der Hund von Baskerville“ ist meines Erachtens Doyles bestes Holmes-Abenteuer und geradezu prädestiniert für atmosphärische Verfilmungen. Regisseur Hickox macht hier viel richtig und kostet die Stimmungen auch schön aus, lediglich bei den Landschaftsaufnahmen hätte man da oder dort ansprechendere Gegenden finden können. Zudem sah man der Produktion an, dass viel im Studio gedreht wurde, was jedoch den einzigen Wertmutstropfen dieses Filmes darstellt.
          Auch hatte die Synchronisation nicht immer ein gutes Händchen für die tonale Ausprägung. Zwar waren durch die Bank erfahrene und gute Sprecher gecastet worden, doch einerseits passten die Stimmen nicht immer hundertprozentig zu den Personen, andererseits machte sich das Fehlen von Tontechnik mitunter bemerkbar. Damit zog man den Streifen auf das Niveau einer besseren TV-Verfilmung, was mit etwas mehr Technik-Einsatz nicht nötig gewesen wäre. Aber gut, das kann man den Machern des Filmes nicht notwendigerweise ankreiden.
          Dafür hatte man beim Cast auf eine authentische Typenauswahl geachtet, sowohl Holmes als auch Dr. Watson waren passend besetzt – Richardson und Churchill erinnerten optisch stark an das Duo Rathbone/Bruce, was jedoch positiv zu sehen ist. Gut, dass man Dr. Watson nicht als allzu tollpatschig darstellt hat, was mir die Darstellung von Bruce teilweise verleidet. Auch Ronald Lacey (den hätte ich fast nicht erkannt) als Inspektor Lestrade glänzte nicht durch die aufgesetzte Unfähigkeit anderer Interpretationen. Brian Blessed mit ambitionierter Darstellung des trunkenen Künstlers, alle anderen ohne Fehl und Tadel.
          Fazit: Eine durchaus empfehlenswerte Romanadaption, die ihren Charme ganz gut auszuspielen versteht und sich damit auch für mehrere Sichtungen eignet. Mit altehrwürdigen Schlössern, wabernden Nebeln und detailreich ausgestatteten Kulissen englischer Infrastruktur konnte er ebenso seine Punkte einfahren wie mit den gelungenen Auftritten der Mimen. Lediglich die Synchronisation mit etwas Luft nach oben, was zwar merkbar, aber jetzt nicht nachhaltig störend war. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.

          8
          • 5

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
            Unfreiwilliger Generationenwechsel in der Kannibalen-Familie. Als den Familienvater der urbanen Menschenfresser überraschend das Zeitliche segnet, wirft das für die Hinterbliebenen existentielle Probleme auf. Nicht nur, dass sein Uhren-Reparatur- und Verkaufsstand von einem Tag auf den anderen geschlossen wird, haben die beiden Söhne auch keine Ahnung vom Einfangen und der Zubereitung der Opfer. Die neue Aufgaben- und Kompetenzteilung droht die Familie zu zerstören.
            Leider bleibt Regisseur und Drehbuchautor Jorge Grau mit unserer Familie seltsam unklar – allein schon die Frage, ob das Verspeisen ihrer Mitmenschen aus kulinarischen oder spirituellen Gründen erfolgt, lässt er unbeantwortet. Dass die Opfer rituell getötet werden, spricht eher fürs Spirituelle, doch andererseits wird auch immer wieder von „Hunger“ gesprochen. Und auch warum die Mutter und nunmehrige Witwe mit Prostituierten als Opfer ein Problem hat wissen wir ebenso wenig wie den familiären Hintergrund. Warum etwa wurden sie zu Kannibalen? Klar, die Nachkommen sind damit aufgewachsen, doch was war mit den Eltern – haben die eine Art Erbkrankheit oder ist es auch ein familiäres Erbe von ihnen?
            Fragen über Fragen, doch letzten Endes konzentriert sich Grau auf die Entwicklung seiner Figuren und auf die sich daraus ergebenden Probleme. Er zeigt die Söhne als ungelenk und in ihrem Lebensmodell auch unfähig, für ihre Nahrung zu sorgen. Somit räumt er seinen Figuren nur wenig Überlebenschancen ein, ihre Versuche ein Opfer zu fangen scheitern zumeist bereits im Ansatz.
            Obwohl der Film handwerklich durchaus seinen Reiz hat, lastet die inhaltliche Oberflächlichkeit schwer. Dabei begeht Grau keineswegs den Fehler, sich an ekelhaften Schlachtungsszenen zu ergötzen, sondern zeigt uns eher eine dreckige und düstere Stimmung inmitten der Großstadt. Indem er diese zu einem grindig-wilden Dschungel mutiert und dabei alles Schöne und Edle geflissentlich ausblendet, zeigt er uns die widerlichen Facetten seiner Heimat. Unter dem Strich ist es eine lebensfeindliche und ungute Umgebung, sogar (oder gerade) für Kannibalen. Möglicherweise ist es auch als gesellschaftliche Allegorie zu verstehen, dass sich die Menschen in den Slum-Molochen quasi selbst auffressen müssen um Überleben zu können. Dazu kommt eine unbrauchbare und lächerlich wirkende Polizei, denen die Zustände der Großstadt längst entglitten sind und die einen chancenlosen Kampf gegen das Verbrechen führt.
            Fazit: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Möglicherweise gab es hier einen Subtext, doch wurde dieser wie der Streifen selbst nicht hinreichend ausformuliert um tatsächlich Wirkung zu zeigen. Und so sehen wir lediglich eine Familie an der Unfähigkeit der Nachkommenschaft scheitern, für sich selbst zu sorgen. Das hatte vor dem Hintergrund des Kannibalismus schon auch seinen Reiz, doch blieb der Streifen substanziell zu leer um tatsächlich gefallen zu können. Für die ungewöhnliche Thematik und Machart vergebe ich wohlmeinende fünf Punkte.

            4
            • 3 .5
              Nospheratu99 18.07.2022, 08:38 Geändert 20.07.2022, 08:28

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Halbgare Religions-Mystery. „Die Wächter der Apokalypse“ versuchen auf der Dan-Brown-Welle mit zu schwimmen, die christlich-jüdische Religionsmysterien mit einer fiktiven Geschichte um das Ende der Menschheit verknüpft. Das klingt auf den ersten Blick besser als es letzten Endes dann ist, denn leider werden mit einer eher unglaubwürdigen Handlung und naiv reagierenden Figuren lediglich die negativen Elemente Browns kopiert. Es fehlen sowohl die plausiblen religiösen Hintergründe sowie die mysteriös-schöne Atmosphäre, womit einen der Streifen zu keiner Zeit richtig packen kann.
              Zu einer schwachen und auch leidlich banalen Handlung gesellt sich eine pomadige Inszenierung, die die sakrale Schnitzeljagd langsam und zäh durch die Laufzeit treibt. Dazu wollten die „seltsamen“ Zufälle keine wie immer geartete Stimmung aufkommen lassen und auch das Bedrohungsszenario wirkte nicht. Warum für religiöse Eiferer-Sekten Geld offenbar keine Rolle spielt, erschließt sich mir ebenso wenig wie die durchgängigen Stereotypen, die uns Regisseur Mario Carballo durch die Bank vorsetzt. Ebenso riecht man die ach so überraschenden Wendungen schon meilenweit gegen den Wind, womit sich das Filmchen leider oftmals selbst untergräbt. Carballos Regiearbeit wirkte fast den ganzen Film über gezwungen-angestrengt, zwar mit ein paar ansprechenden Einfällen, aber eben auch durchgängig langatmig.
              Darstellerisch hatte man wenig zu meckern, doch leider versenkte die mitunter schwächelnde Synchronisation einiges der schauspielerischen Wirkung. Zumindest ein paar Sympathiepunkte kann man unserem Hauptdarsteller-Pärchen Diego Martin und Ana Talacon gutschreiben. Akte-X Gruselgesicht Brian Thompson leider verschenkt in seiner Mini-Rolle, hatte der überhaupt Text? Alle anderen mit Licht und Schatten, doch bis auf wenige Ausnahmen mit keinen gravierenden Schwächen.
              Fazit: Prädikat „bemüht“, und man weiß ja, was das bedeutet. Leider kam der Streifen zu keiner Zeit so richtig in Fahrt. Maue Action und eine angestrengt auf Religions-Mystery getrimmte Geschichte ließen keine so rechte Stimmung aufkommen, womit der Streifen nur begrenzte Unterhaltungswerte bietet. Somit möchte ich eine Empfehlung nur mit einigen Vorbehalten aussprechen und mehr als eine leicht trashige dreieinhalb ist auch nicht drinnen.

              6
              • 7 .5

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Wenn man nur lange genug in den Abgrund blickt, dann blickt der Abgrund auch irgendwann mal in einen selber. Ob der Beschützerinstinkt Chris Kyles fehlgeleitet war oder nicht, darüber könnte man nach diesem Film trefflich diskutieren. Und auch, ob die Anschläge auf das WTC tatsächlich der Auslöser für ihn waren, zu den Seals zu gehen.
                Tatsache ist jedoch, dass ihm der Kriegseinsatz mehr zugesetzt hat als er es selber wahrnahm und er sich damit in eine lange Reihe derer begibt, die vom Krieg zerstört wurden. Seine grundlegend gute Intention wendete sich letzten Endes gegen ihn und ließ ihn in einer schwarz/weiß-malerischen Moral untergehen. Das Böse, das sind schließlich ja immer die anderen und das Gute und Gerechte steckt in einem selbst. Fehlendes Hinterfragen und mangelnde staatliche Selbstreflexion trieben ein Land in einen Krieg, in dem es letzten Endes nur Verlierer gab. Verlierer wie Chris, die sich dessen nicht einmal bewusst waren.
                Clint Eastwood konzentriert sich auf die Befindlichkeiten seines Protagonisten und zeigt dessen Weg zwischen glänzendem äußerem Schein und mentaler Abdrift tragisch und schwer. Bradley Coopers zurückhaltendes Spiel zeigte uns einen Menschen, dessen nach außen vorgetragene, stoische Ruhe das innere Brodeln nahezu vollständig verdeckt. Doch irgendwann ist auch für die breitesten Schultern die Last zu groß, und das Rückgrat bricht.
                Ob die gezeigten Kriegshandlungen den realen Ereignissen Rechnung tragen oder nicht, kann ich mangels besseren Wissens nicht sagen. Zumindest erscheint es nicht unplausibel und auch wenn es viele Kritiker wohl anders sehen, so fand ich die Einsätze weder pathetisch noch kriegsverherrlichend. Man sieht ja, wie Kyle an den Ereignissen zerbricht und das sogar relativ deutlich. Ein in einen Krieg gehetztes Land verheizt seine Kämpfer, indem es die wahren Hintergründe verschleiert und ihnen einen Kampf gegen den Terror vorgaukelt, den es so wohl nicht gegeben hat. So gesehen kann „American Sniper“ eher als Antikriegsfilm herhalten und rechtfertigt die Kritik meines Erachtens nicht.
                Handwerklich fand ich den Streifen durchwegs gelungen. Ruppige Kriegsszenen wechselten mit mühsam aufrecht erhaltener Familienidylle, die jedoch mehr Schein als Sein war. Gute Darstellungen der Mimen rundeten das Schauspiel um den problembehafteten Kämpfer gut ab und verliehen dem Film eine dramatische Eindrücklichkeit. Auch die Synchronisation machte einen guten, weil unauffälligen Eindruck.
                Conclusio: „American Sniper“ ist das Bildnis eines zerbrechenden Mannes, der sich mühsam an seinen Heldenruhm klammert um nicht vollständig abzurutschen. In seinem Umfeld leiden alle unter seinen Einsätzen, und auch seine Familie droht daran zu zerbrechen. Bleibt nur die Frage, ob er je erkannt hat, einer Lüge aufgesessen zu sein. Unter dem Strich finde ich die siebeneinhalb angemessen und auch eine Empfehlung kann ich aus handwerklicher Sicht gerne aussprechen, auch wenn die Kernaussage wohl nicht jedermanns Sache ist.

                10
                • 4 .5
                  über Body

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Gut erdachter, handwerklich jedoch etwas versenkter Thriller. Grundsätzlich hatte die Geschichte um den durch die Schuld der drei Einbrecherinnen verunfallten Hausmeister eine gewisse Spannung aufzubieten. Doch trotz dieses durchaus vorhandenen Thrills wollte die Sache unter dem Strich dann doch nicht vollends zünden. Die kühlen Überlegungen der drei Damen, wie mit dieser verfahrenen Situation weiter umzugehen sei, hatten ihr Potential. Gelegentlich gruselte es mich vor diesen Grazien, die ihr eigenes weiteres Schicksal gegen das Leben eines Unschuldigen abwogen und dabei den Egoismus langsam aber sicher Oberhand gewinnen ließen.
                  Leider blieben die Diskussionen leidlich flach und nur wenig emotional, irgendwie merkte man den dreien nicht an, worum es hier wirklich ging. Ob das nun an der nur wenig überzeugenden Performance des Ensembles oder den uninspirierten Synchronsprechern lag, ist zu entscheiden natürlich Geschmackssache. Meiner Ansicht nach gingen die Darsteller und die Sprecher eine unheilige Allianz des Seichten ein und versauten die zudem recht schablonenhaft charakterisierten Figuren (wir sehen die Bitch, die Moralische und die Weinerliche) vollends. Damit ließ das Kammerspiel seine Eindrücklichkeit leider ein Stück weit vermissen, was die an sich gute Idee leider zusehends in den Sand setzte.
                  Zudem schienen unsere Damen für dumme und egoistische Schulmädchen schon ein paar Lenze zu viel auf dem Buckel zu haben. Sie wirken optisch einfach zu reif und zu „erblüht“ für Heranwachsende - wofür sie selbst natürlich nichts können, da hätte die Maske eventuell etwas kaschieren können. Diese zeigte bei den schweren Verletzungen am Schluss zwar durchaus Sehenswertes, griff bei der Schminke der Darsteller aber mitunter zu stark in den Farbtopf. Eigentlich war nur das weinerliche Mauerblümchen passend geschminkt.
                  Fazit: Eine an sich ganz gute Idee kam durch wenige, aber merkbare handwerkliche Schwächen leider nicht so recht zur Geltung. Es schmerzt mich ja mitunter ein wenig zu sehen wie vorhandenes Potential achtlos verschenkt wird, und „Body“ ist dafür fast leider schon ein Paradebeispiel. Damit möchte ich die Idee mit einer leicht unterdurchschnittlichen, jedoch immerhin über Trash-Niveau angesiedelten Bewertung schon honorieren, die Umsetzung lässt aber eben auch nicht mehr zu. Zu einer vorbehaltslosen Empfehlung reicht es auch nicht.

                  7
                  • 0 .5
                    Nospheratu99 14.07.2022, 13:32 Geändert 15.07.2022, 10:38
                    über Rocker

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Fehlender Bezug auf allen Linien. So wie ich die Sache sehe, versteht sich „Rocker“ als Antithese zum Bürgertum. Unser „Held“ eifert den amerikanischen Motorradgruppen nach und hat außer Saufen und blöden Sprüchen eigentlich kaum etwas auf dem Kasten (man kann ja nicht einmal behaupten, dass er faul wäre, zumindest seine Leber arbeitet hart). Er lässt sich durch Hamburg treiben und bildet sich ein, damit die große Freiheit zu verkörpern. Findet sich mega-cool und begreift die Tragik seines Daseins nicht im Entferntesten. Und so wühlt er sich durch Saufgelage auf Pump in verkommenen Spelunken, kriminell ergaunertem Geld und ziellosem Sich-Treibenlassen. Letzten Endes scheitert er an den fehlenden Perspektiven. Zwischendurch zieht er auch den Bruder seines ermordeten Kumpels auf die schiefe Bahn und ergeht sich in alkoholischen Phantasien (die Szene, in der er die amerikanischen Dealer um das Geld betrügt, ist etwa absolut lächerlich).
                    Was sich mir insbesondere nicht erschließt ist die Tatsache, dass Lemke hier einen Taugenichts zum Helden hochstilisiert und das nicht einmal auf eine besonders komische oder intelligente Art und Weise. Was ist denn dieser ach so tolle Gegenentwurf zum Bürgertum? – Kriminalität? Prekariat? Alkoholismus? Gewalt? – Ok, Gerd schießt mittendrin ein paar launige Sager heraus, doch diese kommen selten über eine matte Peinlichkeit hinaus. Wer das cool und kultig findet, ok, das sei ihm unbenommen, für mich hatte das keine wie immer geartete Sympathie.
                    Vielleicht gibt es ja eine gewisse lokale Komponente, die einem Gerd näherbringt. Möglicherweise ist er ja so eine Art norddeutsches Original, das mehrere launige Stereotypen auf sich vereint und dadurch in diesem Landkreis für Begeisterung sorgt. Sicherlich können viele Seher mit Mundl Sackbauer aus „Ein echter Wiener geht nicht unter“ oder dem Major Kottan aus der gleichnamigen Serie nichts anfangen, das sind ja eher so die Wiener Typen. Möglicherweise ist Gerd ja das norddeutsche Pendant zu diesen Figuren.
                    Fazit: Wenn es wem gefällt, der soll seine Freude am „Rocker“ haben, für mich hielt er nichts bereit. Ich fand alle Figuren durch die Bank abstoßend und widerwärtig und weit am unteren Ende der Coolness-Skala. Für die halbwegs passable Musikauswahl vergebe ich einen halben Punkt, der Rest ist völlig an mir vorbeigezogen.

                    6
                    • 6 .5

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Investigative Aufdecker-Doku über die Machenschaften der (Plastik-)Müll-Entsorger. Dabei entlarvt Benedict Wermter die Recycling-Branche als ineffektiv und als fast reines Vehikel des Greenwashing. In den neunziger Jahren als Heilsbringer gegen die zunehmende Vermüllung des Planeten gefeiert, offenbarten sich schon bald die Unmöglichkeiten des Systems. Lediglich ein geringer Prozentsatz des Plastikmülls ist tatsächlich wiederverwendbar, das Meiste wird verbrannt oder zu minderwertigen Kunststoffen verschmolzen. Der größte Rest landet jedoch in riesigen Mülldeponien in Afrika und Asien, zumeist in armen Ländern, die selbst über kein funktionierendes Entsorgungssystem verfügen und die ihre Abfälle einfach ins Meer kippen. Die Folgen sind bekannt.
                      Und so hat sich anstelle eines funktionierenden Wiederverwertungssystems eine Branche entwickelt, die den Konsumenten seit Jahrzehnten Sand in die Augen streut. Dies mit Rückendeckung der europäischen Regierungen, die dies mittels fragwürdiger Gesetzgebung erst ermöglichen (so gilt zB. exportierter Plastikmüll als recycelt und kann in die „positive“ Statistik einfließen – eine absolut perverse Umdeutung der Realität).
                      In Wien wird das Meiste des (Plastik-)Mülls einfach verbrannt und damit Fernwärme und Strom erzeugt. Das ist meines Erachtens noch die beste Möglichkeit, denn selbst wenn hier jede Menge Kohlendioxyd und sonstige Umweltgifte entstehen, so können diese zumindest gefiltert werden und der giftige Filterkuchen ist kleinteiliger zu entsorgen als der Plastikmüll an sich. Natürlich ist es auch nicht die ultima ratio, doch zumindest erfolgt die Verbrennung kontrolliert und nicht wild, so wie in den türkischen Deponien, so das Zeug einfach mal so in die Landschaft gekippt und angezündet wird.
                      Leider bietet Wermter auch keine Lösung für das Plastik-Dilemma – weil es einfach keine gibt. In den sechziger Jahren hat sich eine rein auf Erdöl-Produkte basierte Verpackungsindustrie gebildet, die keine anderen Möglichkeiten kennt. Auch der Konsument kann nicht anders handeln als Plastik-Verpackungen zu kaufen, da ihm keine Alternativen angeboten werden. Mit einem Wort: Man kommt, ob man nun will oder nicht, nicht an Verpackungsmaterialien aus Plastik vorbei. Das ist eine traurige Tatsache, einige wenige Null-Abfall-Projekte mal ausgenommen. Und auch die in dieser Weise lebenden Menschen berichten, dass die Null-Abfall-Lebensweise ein Full-Time-Job ist, den man sich auf Dauer nicht leisten können wird (irgendwann mal muss man ja auch arbeiten).
                      Am Ende stimmte mich die Weglosigkeit traurig, denn obwohl der Plastikmüll für einen Europäer aus dem Auge ist, so ist das Problem keinesfalls gelöst. Auch ich sehe keinen Ausweg und die Entwicklungen lassen das Schlimmste befürchten.

                      13
                      • 5
                        Nospheratu99 12.07.2022, 11:41 Geändert 13.07.2022, 15:51

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Nettes, unter dem Strich jedoch leidlich flaches Kriegsheimkehrer-Drama. Die Grundintention war klar, eigentlich sagte es ja schon der Titel. Die darin angesprochenen „besten“ Jahre waren die, die unseren drei Heimkehrern im Krieg gestohlen wurden. Was blieb, ist eine verblassende Heldenattitüde, die in zunehmenden Traumata versinkt. Dazu gesellen sich Schwierigkeiten in der gesellschaftlichen und familiären Wiedereingliederung.
                        Anders als etwa in Borcherts „Draußen vor der Türe“ werden die Schicksale unserer drei Kriegshelden jedoch insofern marginalisiert, als dass keiner der drei auch nur in die Gefahr des Abrutschens ins Prekariat kommt. Bei Fred sind es lediglich die Liebesirrungen, die ihm nach seiner Rückkehr Schwierigkeiten bereiten, doch mit dieser Frau hätte er sie wohl auch ohne Kriegseinsatz gehabt. Bei Al gelingt der gesellschaftliche und berufliche Neustart ohne gröbere Probleme, seine Alkoholprobleme werden von einem verständnisvollen Umfeld akzeptiert. Lediglich Homer hatte mit seinen Verstümmelungen zu kämpfen, doch auch hier hielt eine liebevolle Verlobte zu ihm. Seine Familie hätte ihn aber auch ohne Hochzeit vor dem Abgleiten in die Depression bewahrt. Natürlich gab es zwischendurch immer wieder Probleme und Rückschläge, diese waren jedoch nie derart dramatisch, dass man sich ernsthaft Sorgen um die drei Ex-Soldaten machen musste.
                        Im Gegenteil haftete der Darstellung etwas nonchalant Leichtes an und gelegentlich gab es sogar komödiantische Anflüge. Ob die Sauftour eine derart lockere Leichtigkeit versprühen sollte lasse ich einmal dahingestellt, zum sonstigen Inhalt hätte etwas mehr Dramatik jedenfalls besser gepasst als die bonvivante Lässigkeit. Und so brachte mich der sarkastische Unterton Myna Loys fast schon zum Lachen, das hatte schon fast etwas von Cary Grant an sich. Vielleicht wollte Regisseur Wyler seinen Streifen auch nicht überdramatisieren, dabei hätte das Thema für mich schon auch gut und gerne mehr Eindrücklichkeit und Schwere vertragen können.
                        Geschauspielert und synchronisiert war es so weit so gut, da griff ein Rad schön ins andere. Myna Loy mag ich seit den „Dünner-Mann“-Filme, wobei sie mir her eher fehlbesetzt erschien, denn ihre Stärken liegen eindeutig in der Komödie. Dies könnte man ebenso gut für Frederic March sagen, auch seine lockerleichte Art passte nicht zu der inhaltlichen Dramatik. Alle anderen ohne Fehl und Tadel.
                        Conclusio: Für einen derart ernsten Stoff etwas zu leger inszeniert, aber ansonsten ganz gut schaubar. Sympathische Figuren und eine gute inhaltliche Ausprägung schaffen inmitten einer angenehmen Atmosphäre fast schon einen Wohlfühl-Streifen. Das ist die Stärke, aber gleichzeitig auch die Schwäche, etwas mehr Ernsthaftigkeit hätte der Geschichte gut zu Gesicht gestanden. So blieb es bei einer angenehmen Lockerheit, aber eben auch nicht mehr als das.

                        6
                        • 6
                          Nospheratu99 11.07.2022, 08:22 Geändert 18.07.2022, 12:48

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          Bärbeißiges Drogen-/Familiendrama. Earl ist ein Dinosaurier, kommt aus einer anderen Zeit und tut sich schwer mit dem Leben im Hier und Jetzt. Er kommt aus einer Zeit, in der ein Mann sich über seine Arbeit und beruflichen Erfolg definierte und den daraus gewonnenen Wohlstand. Die Familie als Nutznießer seiner Tätigkeit hatte sich dem unterzuordnen und ihn zu unterstützen. Andere Rassen als die weiße galten als minderwertig und nicht gleichberechtigt. Dabei versteht er seine Rolle als alter weißer Mann durchaus zu spielen und bietet damit genau die passende Mischung aus Harmlosigkeit und Respekteinflößung, die ihn nicht ins „Beuteschema“ der Polizisten fallen lassen und damit für einen Drogenkurier prädestinieren. Endlich kann er beruflichen und materiellen Erfolg zur Schau stellen.
                          Wie auch in anderen seiner Filme macht es sich Eastwood mit seiner Figur ein wenig leicht und zeigt den Drogenkurier-Opi als hemdsärmeligen und knorrigen Charakter, der im Laufe des Films seine charakterliche Entwicklung durchmacht und letztendlich menschliche Wahrheiten und gesellschaftliche Änderungen erkennt und akzeptiert. Wie immer geht dieser Prozess jedoch ohne Widerstände und verlustfrei vonstatten, was in dieser Form natürlich nicht so recht einleuchten will. Veränderung und deren Erkenntnis ist oftmals ein schmerzhafter und frustrierender Vorgang, speziell wenn diese den bisherigen eigenen Lebensentwürfen diametral entgegensteht. Earl beobachtet die Entwicklungen jedoch ohne Frust und sogar mit einer Mischung aus Neugierde und schmunzelnder Lockerheit, womit man sich als Zuseher dann fragt, warum er diese Entwicklungen nicht schon längst durchlief. Letzten Endes muss sich Eastwood also die Frage gefallen lassen, warum es erst zu dieser Entfremdung zwischen Earl und seiner Familie kam.
                          Dafür kann „The Mule“ mit einem lockeren Charme durchaus unterhalten. Indem Eastwood uns nicht nur Stereotype, sondern glaubwürdige menschliche Figuren vorsetzt, spielt er seine Stärken und die seiner Darsteller-Kollegen gut aus. „The Mule“ ist jedenfalls deutlich mehr als ein 08/15-gestricktes Drama, sondern zeigt uns menschliche Figuren, die man sich durchaus vorstellen könnte. Dass nicht alle Drogendealer ultrahart und hypernervös sein müssen, dachte ich mir schon. Dass sich alte Menschen aber so mir nichts, dir nichts an zeitgemäße Gegebenheiten anpassen, wollte ich nicht so recht glauben.
                          Fazit: Ein keinesfalls uninteressanter, in letzter Instanz jedoch nicht restlos überzeugender Streifen. Ich möchte „The Mule“ einen gewissen Unterhaltungswert durchaus zugestehen. Getragen von nachvollziehbaren Figuren, einer guten Atmosphäre und einem annehmbaren Fazit gefällt der Streifen denke ich auch bei mehrfacher Sichtung, auch wenn ich es bei der einen wohl belassen werde. Die solide sechs ist hochverdient und auch eine Empfehlung kann ich reinen Gewissens aussprechen.

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                            Nospheratu99 10.07.2022, 12:24 Geändert 10.07.2023, 08:45
                            über KM 31

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Passabler Horrorthriller. Schon ganz zu Beginn wartet „KM 31“ mit einer interessanten Geschichte auf, die durchaus Lust auf mehr zu entfachen imstande ist. Leider zieht sich der Mittelteil zwar nicht uninteressant, doch eher spannungsarm dahin, womit die Sache mittendrin immer wieder an Drehzahl verliert. Als Zuseher verdichtet sich zunehmend der Verdacht, wie die Unfälle geschehen und wer dahinterstecken könnte, dennoch scheinen die Protagonisten einem gewissen Verständnisproblem anheimgefallen zu sein. Die schlussendliche Auflösung lässt somit den Knalleffekt vermissen und bringt den Streifen zwar noch halbwegs gut, aber eben nicht mehr fulminant durchs Ziel. So gesehen kann man zwar von einem passablen Unterhaltungswert sprechen, so richtig vom Hocker reißt einen die Sache dann aber wieder auch nicht.
                            Es ist zumindest interessant zu sehen, dass die Welt der Geister und der Verstobenen in Südamerika einen ganz anderen Stellenwert hat als in Mitteleuropa. Das Leben mit den Toten ist ein gleichsam natürlicher Teil des Umgangs mit der Vergänglichkeit – während man dieses Thema hierzulande gerne ausblendet und verschweigt, ist man diesen Dingen gegenüber in Lateinamerika offener und integriert sie lockerer ins irdische Leben. Und so tun sich auch Geschichtenerzähler leichter, dem geneigten Publikum einen rachsüchtigen Geist zu verkaufen, womit auch die schlussendliche Akzeptanz bei den Figuren leichter von der Hand geht.
                            Der Cast lieferte ganz gut ab. Man sieht in „KM 31“ glaubwürdige Figuren, die soweit so gut dargestellt werden. Und selbst wenn keiner der Mimen in die Gefahr einer Oskar-Nominierung kommen wird, so kann man von einer guten und mannschaftlich geschlossenen Leistung sprechen. Lediglich die Synchronisation patzte dann und wann mal, doch über die gesamte Laufzeit gesehen kann man die Übersetzung schon abnicken.
                            Inszenatorisch und optisch gab es kaum Beanstandungen, außer dass sich Regisseur und Drehbuchautor Castaneda brav an die Usancen des Genres hält und diese auch soweit so gut abarbeitet. Das verlieh seinem Streifen zwar eine gewisse Biederkeit, doch zumindest bekommt man als Zuseher, was man erwartet hat.
                            Conclusio: Ein auf durchschnittlichem Niveau ganz gut schaubarer Film, der vor allem im Mittelteil auch gewisse Phasen der Unaufmerksamkeit großzügig verzeiht und mit seinen Mitteln halbwegs unterhalten kann. Interessant sind vor allem die Darstellungen der kulturellen Unterschiede, damit hebt er sich deutlich über den Einheitsbrei hinweg. Unter dem Strich zwar nichts für die Geschichtsbücher, doch wenn auf anderen Sendern nichts Besseres läuft, macht man als Horror-Fan mit „KM 31“ definitiv nichts falsch.

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                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Gelungener Genremix. In diesem Krimidrama mit Mystery-Einflüssen setzt uns Regisseur Declan Dale zwei Handlungsstränge vor, die sich am Ende auf seltsame und tragische Weise verbinden. Dabei lässt er verschiedene Figuren innere und äußere Konflikte austragen, die erst ganz zum Schluss eine dramatische Wendung erfahren. Vor allem die religiösen Erscheinungen haben ihren ganz eigenen Reiz, wirken sie doch seltsam deplatziert und nicht wirklich zur sonstigen Machart passend. Dennoch wollte die Sache unter dem Strich ganz gut munden – manchmal passen derartige Stilbrüche einfach gut und bringen eine eigene, interessante Stimmung in den Film.
                              Die Figurenzeichnung hatte etwas eigenartig Verstörendes an sich, trotzdem konnten die zum Teil schablonenhaften Charaktere eine gewisse Wirkung entfalten. Viele der Darstellungen kennt man ja aus anderen Gangster-Rap-Filmen, dazwischen wirkte unsere verblendete „Jungfrau Maria“ wie eine Statue im Morast. Dabei hatten sowohl Gut als auch Böse ihre Sympathieträger in ihren Reihen und das zeigt uns, dass die Welt eben nicht nur schwarz oder weiß ist. Es waren eben genau diese Grautöne, die dem Film ihren Stempel aufdrückten und diesen damit ungemein gewinnen ließen. Die Erkenntnis, dass jeder durch seinen eigenen Tümpel watet und versucht, das Beste daraus zu machen, war einer der großen Pluspunkte dieses Streifens.
                              Ein durchgehend zurückhaltender Keanu Reeves brachte uns den gebrochenen und vom Leben gezeichneten Ermittler plausibel und glaubwürdig. Er agierte ganz anders als in anderen Filmen (und sah auch ganz anders aus), womit er einen Beweis für seine Wandelbarkeit erbrachte. Ich hatte ja ständig das Gefühl, dass seine Figur kurz vor dem Amoklauf steht und dass es irgendwann dazu kommen würde, doch der menschliche Bruch war offenbar so groß, dass er nicht einmal dafür die negative Energie aufbrachte. Anna de Amas ebenfalls sehr gut, auch die anderen ohne Fehl und Tadel. Sogar gegen die Synchronisation lässt sich nicht viel sagen, diese blieb unauffällig und somit gut.
                              Fazit: Ein ungewöhnlicher Gangster-Rap-Buddy-Cop-Mystery-Streifen, den ich mir durchaus auch ein zweites Mal zu Gemüte führen könnte. Womöglich muss man dafür in der richtigen Stimmung sein, bei mir hat es gestern gut gepasst. So gesehen ist eine Empfehlung beinahe schon obligatorisch, und auch die sechseinhalb finde ich hochverdient. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, von einem Psychogramm zu sprechen (dazu werden zu viele Figuren gezeigt), doch immerhin reicht es für ein gewisses Maß an Eindrücklichkeit. Gibt’s in ausgezeichneter Bild- und Tonqualität auf Youtube.

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                                Schwacher Horror-Thriller. Obschon die Geschichte ihren Reiz hatte, konnte die filmische Umsetzung leider nicht so recht punkten. Besonders die Figurenzeichnung ließ zu wünschen übrig, aber auch so mancher Handlungsteil wurde zu wenig erklärt um wirklich glaubwürdig zu sein.
                                Dass die Charaktere nicht so recht landen konnten ist sicherlich auch den kulturellen Unterschieden geschuldet - selten derart naive und einfältige Schulmädchen gesehen. Man meint sie ja schon fast intellektuell zurückgeblieben, lediglich die unsympathische Streberin zeigte so etwas wie altersgerechtes Verhalten. Den ganzen Film über fragte ich mich, ob sich die Halbwüchsigen in Korea tatsächlich so benehmen wie in diesem Streifen. Grundsätzlich glaube ich ja, dass die asiatischen Jugendlichen nach außen hin eine für europäische Verhältnisse ungewöhnliche Fröhlichkeit an den Tag legen, was man hierzulande als überkandidelt und ein Stück weit seltsam empfinden würde. Vielleicht war es einfach aber auch nur schlecht geschauspielert und ließ deswegen jegliche Glaubwürdigkeit vermissen.
                                In den dramatischen Szenen wiederum was das Verhalten einigermaßen adäquat, trotzdem ließen die Darsteller einige Wünsche offen. Vielleicht war es aber auch nur der miserablen Synchronisation geschuldet, ein User vor mir hatte in seinem Kommentar explizit die Originalversion empfohlen.
                                Die Effekte waren in Ordnung, zumal die Handlung keine wie immer gearteten diesbezüglichen Ansprüche stellte. Das Meiste spielte im spirituellen Bereich und sieht man einmal von den visuell eher eigenartig gehaltenen Halluzinationen der Protagonistin ab, so gab es kaum Übersinnliches darzustellen. Zudem boten die Actionszenen und Spannungssequenzen nichts, was man nicht schon zuvor in anderen Produktionen besser gesehen hätte. Die Grundprämisse war jedenfalls unangenehm und auch einigermaßen furchtbar, selbst wenn die optische Darstellung eher bieder und zum Teil auch spröde daherkam.
                                Die Darsteller konnten sich nicht so recht in Szene setzen und alles was an dramatischem Potential vorhanden war, wurde wie gesagt von der lausigen Synchronisation versenkt. Eine eigene Betrachtung erspare ich mir daher an dieser Stelle, das wäre dem Ensemble gegenüber nicht fair.
                                Fazit: Trotz einer halbwegs passablen Geschichte kam der Streifen unter dem Strich nicht über eine lauwarme Gruselmär hinaus. Das Fluch-Genre wurde in anderen Streifen schon besser und eindrücklicher abgehandelt, im Vergleich damit schafft es diese Produktion nicht einmal ins Mittelmaß. Eventuell hält dieser Film etwas für zartbesaitete Seher bereit, hartgesottene Horror-Fans werden damit wohl nicht glücklich werden. Mehr als eine schwache drei will ich für diese Darbietung nicht springen lassen.

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                                  über Skyline

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                                  Optisch gut gemachter, inhaltlich jedoch schwacher Genre-Vertreter. Die Geschichte um die ums Überleben kämpfenden Freunde hatte durchaus ihre Schauwerte zu bieten, schaffte es jedoch nicht restlos zu überzeugen. Zu stereotyp waren die Charaktere ausgebildet und zu wenig ausgebildet war die Handlung letzten Endes. Komischer Weise sah ich just in jenem Moment den Abspann, als die Sache interessant zu werden begann. Damit kam der Steifen nicht über eine lange Reihe inhaltsleerer Action-/CGI-Gewitter hinaus, die einen zwar visuell unterhalten können, man sie jedoch im Moment des Endes sofort wieder vergisst.
                                  Auch von der Stringenz her hatte die Regiearbeit Luft nach oben. Dass etwa auf den „Tag 1“ der „Tag 2“ folgt und auf diesen wiederum der „Tag 3“, hätte ich auch ohne die Einblendung erraten, doch dass nach der Anfangssequenz 24 Stunden in die Vergangenheit gesprungen wurde, hätte ich schon gerne gewusst. Zudem waren auch nicht alle Reaktionen der Protagonisten hundertprozentig plausibel, doch angesichts der außerirdischen Bedrohung zumindest hinnehmbar.
                                  Die visuellen Effekte waren wie gesagt gut gemacht und damit gewann der Streifen schon etwas. Jedenfalls hob er sich optisch deutlich von vielen Trash-Produktionen ab, auch das Drehbuch verschonte uns weitgehend von dummen und nichtssagenden Dialogen. Zumindest waren die Figuren, wenn auch schablonenhaft gezeichnet, greif- und nahbar und selbst wenn uns nicht nur Sympathieträger präsentiert wurden, so hatten die Figuren zumindest eine menschliche Komponente. Es waren keine Superhelden oder Übermenschen, sondern Wesen aus Fleisch und Blut mit Fehlern und menschlichen Schwächen.
                                  Eric Balfour und Scottie Thompson gaben uns ein Liebespaar mit Ecken und Kanten, das im Angesicht der Gefahr zusammenwächst. „Scrubs“-Star Donald Faison agierte wie man ihn aus der Serie kennt, eigentlich hätte man seine Figur von dort 1:1 übernehmen können (auch seinen Synchronsprecher hatte man für die deutsche Version engagiert). David Zayas mit Licht und Schatten, alle anderen ohne Fehl und Tadel.
                                  Fazit: Kein Trash, aber bei Weitem auch keine Sternstunde des Filmeschaffens. Zumindest die handwerklichen Hausaufgaben wurden gemacht. Lediglich inhaltlich und von der Figurenzeichnung hergab es noch etwas Luft nach oben, derartigen Überlebenskampf habe ich schon öfters und – so ehrlich muss man sein – deutlich besser gesehen. So gesehen möchte ich eine Empfehlung ausschließlich für eingefleischte Alien-Invasion-Survival-Action-Fans aussprechen, alle anderen werden wohl bald gelangweilt das Handtuch werfen. Eine vier drängt sich geradezu auf.

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                                    Nospheratu99 05.07.2022, 11:50 Geändert 06.07.2022, 09:51

                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                    Schwerfälliger Kannibalen-Horror. Zugegeben, die Inhaltsangabe liest sich durchaus interessant (eigentlich nimmt die Beschreibung auf MP schon den ganzen Film vorweg) und ich denke auch die Buchvorlage (so es eine gibt) könnte spannend sein. Leider scheitert der Film an der plumpen und nur wenig durchdachten Inszenierung sowie an seinen unglaubwürdigen Figuren. Möglicherweise war die Charakterisierung unserer Helden in den siebziger Jahren in dieser Form en vogue, heutzutage wirken die Figuren abgehoben und einfältig. Thom sollte womöglich aristokratisch und spleenig daherkommen und seine Entourage eine Hommage an die freie Liebe dieser Zeit darstellen, was damals womöglich besser ausgesehen hat als heutzutage. Aber auch Arletty wurde mit einer fast schon herzzerreißenden Naivität gezeigt, was mich mitunter schon ziemlich mit den Augen rollen ließ. Derartige Frauenbilder wirken heutzutage fremdartig und unglaubwürdig.
                                    Auch inhaltlich leistete man sich Schnitzer am laufenden Band. Indem Regisseur Huyck eine unausgegoren wirkende Mischung aus Zombie- und Kannibalen-Horror mit verqueren Flüchen, ja, sogar mit religiösen Verirrungen kreuzte, setzte er uns eine eher hanebüchene Mischung aus verschiedenen Subgenres vor. Jedenfalls hatte die Geschichte kaum Strahlkraft und wirkte wie das Hirngespinst eines Mittelschülers, das über das Prädikat „bemüht“ nicht hinauskommt. Einer stringenten Logik verschließt sich die Handlung ebenso wie eines glaubwürdigen Aufbaus. Ja, die Ansätze waren da, letztendlich wirkte alles jedoch fadenscheinig und schwach.
                                    So gesehen kann ich die Leistungen der Darsteller auch nur schwer einschätzen, an diesen seltsamen und unglaubwürdigen Figuren kann man meiner Ansicht nach nur scheitern. Die billige Maske machte den Mimen das Leben keinesfalls leichter, auch diese entfaltete nur begrenzte Wirkung.
                                    Fazit: Kein Wunder, dass Regisseur Willard Huyck nicht für seine Horrorfilme berühmt wurde. Leuten wie Craven oder Carpenter kann er nicht das Wasser reichen und auch bei „Messias des Bösen“ hat er sich nicht eben mit Ruhm bekleckert. Eine Empfehlung möchte ich keinesfalls aussprechen, nicht einmal für Trash-Freunde. Für das Bemühen der Beteiligten im Allgemeinen lasse ich mal dreieinhalb Punkte springen, mehr kann ich mir bei allem Entgegenkommen nicht abringen.

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                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                      Passables Psychodrama. Als Kriminalfilm (wie in der Beschreibung) möchte ich den Streifen jetzt nicht notwendigerweise sehen, steht doch nicht die Aufklärung des Verbrechens selbst, sondern eher die Motiv- und Ursachenforschung im Vordergrund. In einer geschlossenen Anstalt für hochgradig gewaltbereite Geisteskranke versucht eine Pfarrerin zum Wesen eines Gewaltverbrechers vorzudringen und die Gründe für sein Verhalten zu finden. Das klingt im ersten Moment nicht allzu spannend, dennoch hatten die in Rücklenden gehaltenen Sitzungen durchaus ihren Reiz.
                                      Die trostlose Atmosphäre in der Anstalt war das große Plus des Streifens. Indem uns Regisseur Kragh-Jacobsen eine Stimmung zwischen Apathie und eines freizulegenden Geheimnisses vorsetzte, hatte die Darbietung schon auch ihren Reiz. Die nordische Stimmung zwischen naturnahen Gegenden mit ihren bunten Holzhäusern stand im Gegensatz zu der grauen und morbiden Aufbewahrungsanstalt, aus der es für die Insassen nur einen Weg hinausgibt. Inmitten dieser Mischung aus Hoffnungslosigkeit eröffnet sich ein vielschichtiger und problembehafteter Charakter, der mehr erlitten hat, als seine Seele ertragen kann.
                                      Björje Ahlstadt brachte den problembehafteten jungen Mann eindrücklich und glaubwürdig. Seine physisch wie psychisch solide Leistung verlieh seiner Figur ein hohes Maß an Nachvollziehbarkeit, womit der Streifen auch gewann. Sofie Grabol mag ich schon seit „Freeze – Alptraum Nachtwache“, die gefiel mir auch hier recht gut, auch wenn sie die religiöse Komponente ihres Charakters nur wenig einfließen ließ. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation war auf gutem Niveau.
                                      Conclusio: „Die Stunde des Luchses“ bot jetzt keine nägelkauende Spannung, doch immerhin ein nachvollziehbares und gut gemachtes Psychogramm eines ungewollten Menschen, der an der Lieblosigkeit seines Umfeldes zerbricht. Dazu gab es einiges an nordischer Atmosphäre, die ich in Filmen immer wieder gerne sehe. So gesehen kann ich diesen Streifen doch ganz gut empfehlen, und auch eine solide sechs vergebe ich gerne. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.

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                                        über Rimini

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Filmischer Boulevard of Broken Dreams. „Rimini“ ist ein typischer Uli Seidl. Auch wenn er hier mit seinen Figuren vergleichsweise einfühlsam umgeht und sie nicht wie in anderen seiner Produktionen mit seiner ihm zu eigenen, abartigen Gnadenlosigkeit vorführt, sehen wir auch in diesem Streifen menschliche Tristesse von Anfang bis Ende. Es sind durch die Bank gescheiterte und lebensunfähige Personen, die sich in ihrer verzweifelt wirkenden Suche nach heiler Welt und mühsam aufrecht erhaltenem Schein aneinander abarbeiten. Seidl bleibt mit der Kamera immer bis zur letzten Instanz drauf, kein gnädiger Schnitt entlässt seine Charaktere ins Off, nichts bleibt der beschönigenden Phantasie des Zusehers überlassen.
                                        Ein gescheiterter Sänger, der seine deutlich gealterten weiblichen Fans gegen Bares sexuell beglückt und damit offenbar mehr verdient als mit seiner Kunst. Mehrere sich im Stadium des physischen Verwelkens befindliche Frauen, die sich die Zuwendung ihres Idols erkaufen und von besseren Zeiten träumen. Eine lebensunfähige Tochter, die als letzten materiellen Ausweg das „ihr Zustehende“ einfordert. Enttäuschte Erwartungen, wohin man blickt – das ist Seidl in Reinkultur, auch wenn er sich hier wie gesagt erstaunlich nachsichtig mit seinen Figuren zeigt.
                                        Perfider Weise entdeckt man in Seidls Figuren fast umgehend auch ein Stück von sich selbst, und selbst wenn die eigene Existenz keinesfalls derartig armselig wie jener in „Rimini“ erscheint, so sieht man unwillkürlich gewisse Parallelen. Warum das so ist? – Ich persönlich denke ja, dass man seinen Mitmenschen gegenüber ein Bild abgeben will, das besser ist als die Wirklichkeit. Ärgerlich ist es, wenn man wie unser abgehalfterter Schlagersänger enttarnt wird und die anderen hinter die täuschende Fassade blicken.
                                        Seidl setzt unseren Sänger oftmals in den Kontext mit hilflosen und gestrandeten afrikanischen Migranten. Zu Anfang blickt Richie noch höhnisch auf sie herab, erst später wird ihm gewahr, dass er mehr mit ihnen gemein hat als ihm lieb ist. Und so registriert er die Inbesitznahme seines Hauses durch die sprachlosen Ausgestoßenen zu Anfang mit einer Mischung aus Überraschung und Abscheu. Später werden ihm die Ähnlichkeiten klar und er arrangiert sich mit seinen neuen Mitbewohnern. Das ist aus emotionaler Sicht zwar nachvollziehbar, in letzter Instanz jedoch unglaubwürdig – der einzige Vorwurf, den sich Seidl gefallen lassen muss.
                                        „Rimini“ glänzt mit einem grandios aufspielenden Ensemble. Michael Thomas tut, als hätte er sein ganzes künstlerischer Leben auf eine derartige Rolle gewartet und gab uns den abgehalfterten Schlagerstar mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er diesen Habitus mit der Muttermilch aufgesogen. Tessa Göttlicher besticht vor allem in den Impro-Szenen als fordernde und verzweifelte Tochter. Überhaupt schien Seidl seinen Mimen ein Maximum an textlicher Freiheit gelassen zu haben, was der Darstellung etwas unangenehm Realistisches verlieh.
                                        Fazit: Die Zurschaustellung menschlichen Niedergangs ist eigentlich grusliger als jeder Zombie-Streifen. Seidls Figuren kommen einem wie immer unangenehm nahe, strecken ihre widerlichen Finger nach einem aus und berühren einen an Stellen, wo man es so ganz und gar nicht möchte. So gesehen kann ich „Rimini“ ausschließlich gefestigten Persönlichkeiten empfehlen, Zartbesaitete sollten einen Bogen um Seidl machen. Dennoch möchte ich für die Eindringlichkeit, die hervorragende Bild- und Symbolsprache sowie und die handwerklich gelungene Machart eine hohe Bewertung vergeben.

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                                          Gut angetragener TV-Krimi. Handwerklich lässt sich gegen die Produktion wirklich nichts sagen, neben einer guten Kameraarbeit mit vielen feinen Einstellungen regionaler Gegebenheiten und einer schönen Musikuntermalung können vor allem ein schön harmonierendes Hauptdarsteller-Paar punkten. Ostrowski zeigt schon in den ersten Szenen, dass deutlich mehr als ein Blödel-August in ihm steckt, aber auch Leuenberger muss sich mit ihrer Darstellung der Ex-Polizistin im Zeugenschutzprogramm keine schlechte Nachrede gefallen lassen. Schwächen gab es lediglich bei den Nebenrollen – der tschechische Tierschmuggler etwa nah an der Schmerzgrenze.
                                          Dazu getraut sich das Macherduo Hübner und Vershinin auch heiße Eisen anzufassen – dass der Multi-Kulti-Fraktion die Darstellung des arabischen Verbrecherclans gefallen wird, wage ich zu bezweifeln, bei denen werden unangenehme Wahrheiten (Stichwort „Toleranz“) gerne verharmlost und aus dem eigenen Wahrnehmungsbereich ausgeblendet. OK, dafür war der Treppen-Treter ein Einheimischer, das sollte die Gutmenschen dann wieder versöhnen.
                                          Leider leisteten sich Hübner und Vershinin im inhaltlichen Aufbau einige Ungereimtheiten, was die Geschichte etwas nach unten zog. So wurde die Grundsatzkonstellation nicht ausreichend erklärt (wie gerät Zankl etwa an den Enkel des Clanchefs?) und auch dass das Clanmitglied ganz alleine und ohne den anderen etwas zu sagen mal eben so anreist um Tabula rasa zu machen, erscheint nur wenig glaubwürdig. Aber gut, Augen zugedrückt und weitergeschaut…
                                          Ein paar richtig fiese Gewaltspitzen rundeten den Streifen ganz gut ab, und selbst wenn sich das Meiste abseits der Kamera abspielte, so schaffte es der Schnitt, das Kopfkino derb weiterlaufen zu lassen. Ob es nun die historische Römerlanze im Auge des Arabers oder die Mistgabelzinken im Bauch des Junkies waren (zuerst dachte ich ja, es hätte die schwangere Junkie-Braut erwischt, das wäre dann so richtig übel gewesen), Hübner griff hier ganz gut in die Vollen und das tat dem Streifen auch gut.
                                          Fazit: Einer der besseren TV-Krimis. Auch wenn nicht immer alles so hundertprozentig passte, so bot der straffe Spannungsbogen gute Unterhaltung. Plausible Figuren und eine wendungsreiche Geschichte machten durchaus Lust auf mehr, auch die handwerkliche Komponente passte. Daher eine solide sechs und eine wohlmeinende Empfehlung von mir.

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                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                            Passabler Kampfsportfilm. Zugegeben, ich habe schon schlechtere, aber auch bessere Eastern gesehen. Obwohl die Geschichte erzählerisch halbwegs passabel vorgetragen wurde, hatten die Darsteller durchaus Luft nach oben. Die Synchronisation ebenfalls nicht auf höchstem Niveau, aber immerhin erträglich.
                                            Dazu gesellten sich nicht immer sattelfeste Dialoge, was jedoch an den kulturellen Unterschieden liegen kann. Kantonesisch werden manche Dinge womöglich anders ausgedrückt als im Deutschen, was die mitunter holprigen Texte erklären würde.
                                            Die Kämpfe waren ansprechend choreografiert und damit gewann der Streifen ungemein. Auch wenn manche Bewegungen und Kampfstile nur wenig Sinn machten und mitunter ins unfreiwillig Komische abglitten, so wirkte das meiste fetzig und gut gemacht. Auf jeden Fall dürfte nicht mit Schnüren oder grafischen Tricks gearbeitet worden sein, alles wirkte ehrlich und physikalisch möglich. So gesehen kann man die Sache durchaus abnicken, speziell wenn man sich das Erscheinungsdatum vor Augen hält.
                                            Conclusio: Martial Arts-Nostalgikern dürfte bei diesem Streifen das Herz aufgehen, für mich hielt "Die Tochter des Meisters" nicht nur Erbauliches bereit. Dennoch möchte ich die ambitionierte Produktion keinesfalls unter Durchschnitt bewerten und für das geneigte Publikum auch empfehlen. Drama gab es auch ein wenig, doch die Kämpfe standen deutlich im Vordergrund.

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                                              Durchwachsene Urlaubsklamotte. Um es gleich mal ganz klar zu sagen: Die feine Klinge führen Goldstein und Daley nicht – es sind zumeist eher derbere Zoten, die unseren Griswalds widerfahren. Überraschender Weise können diese jedoch ganz gut unterhalten, ein paar herzhafte Lacher bot die Chose durchaus. Selbst wenn manche der Gags peinlich und intelligenzbefreit daherkommen, so machen die skurrilen Figuren und die grotesken Situationen einiges wieder wett. Sogar die herrlich schräg verhinderten Sexeinlagen konnten vor dem Hintergrund des biederen Familienausfluges schon auch punkten. Und auch die beiden mitunter verhaltensauffällig wirkenden Jungs boten den einen oder anderen Lacher, was die Sache unter dem Strich nicht gänzlich absaufen ließ. Zumindest wurden die Pointen gekonnt gesetzt und auch das Timing stimmte.
                                              Großes Kompliment an Ed Helms und Christina Appelgate, die ihr Elternpaar erstaunlich stilsicher durch den Tümpel der Peinlichkeiten waten ließen. Die beiden schienen keinesfalls gewillt zu sein, ihre Figuren gänzlich bloßzustellen und gaben ein charmantes und liebenswertes Gespann ab, das man mit einer Mischung aus Mitleid und Entgegenkommen gerne auf ihrer Reise begleitete. Da musste sich sogar ein Chevy Chase ordentlich ins Zeug legen um zu seinen Lachern zu kommen. Und auch Chris Hemsworth blödelte sich mit Sixpack und Banane in der Unterflak mit sichtlichem Vergnügen durch seine Szenen.
                                              Conclusio: Man muss diesem Humor natürlich ein Stück weit wohlgesonnen sein, sonst wird man mit dieser Darbietung keine rechte Freude haben. Bei mir hielt sich die Schadenfreude angesichts der netten und sympathischen Figuren etwas im Hintergrund, die lockerleichte und bisweilen sketchhafte Inszenierung machte viel wieder wett. Uneingeschränkt empfehlen möchte ich die Griswalds nicht, doch für eine einzige Sichtung kann die schräge Familie schon herhalten. Eine durchschnittliche Fünf trägt dem Ganzen für mich noch am Ehesten Rechnung.

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                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                Gut ansehbares Künstler-Drama. Ich wusste es ja irgendwie schon immer: Bei modernen Kunstschaffenden ist das (sich) Verkaufen-Können mitunter schwerer als die Herstellung der Kunstgegenstände. Ob es sich nun um Plastiken, Skulpturen handelt oder um Bilder – der Käufer/Mäzen/Kritiker will überzeugt werden, bevor er das Kunstwerk goutiert. Und wer weiß, vielleicht waren Picasso und Dali einfach bessere Verkäufer als der unbekannte XY, dessen Bilder in schmuddeligen Läden und/oder gleich auf der Müllkippe landeten.
                                                Eigentlich sind Walter und Margret ein künstlerisches Dream-Team. Die talentierte, aber scheue Malerin und der wortgewandte Verkäufer scheffelten Geld, wurden wegen des Betrugs nicht so recht glücklich damit. Die Melange aus Gewissensbissen, Gier, Druck und Überforderung konnte nicht lange gut gehen. Mit etwas mehr Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl hätten die beiden den kunstschaffenden Stein der Weisen haben können, doch so…
                                                „Big Eyes“ ist ein untypischer Burton – womöglich hatte der auch mal genug von schrägen und schaurig-schönen Settings und zeigt uns das toxische Künstlerpaar relativ normal und menschlich nachvollziehbar. Beide taten mit gleichsam leid – der getriebene und verlogenen Walter schien seinen Obsessionen fast schon hilflos ausgeliefert zu sein. Damit treibt er sein und Margrets Leben in eine ungute Richtung, an der sie letztendlich scheitern. Das gesunde Augenmaß wurde zusehends verloren…
                                                Christoph Walz agierte wie man ihn kennt, diese nonchalante Mischung aus naivem Charme und widerwärtiger Durchtriebenheit hat er einfach drauf. Obschon es leider seine einzige Rollenprägung darstellt, so muss man neidlos anerkennen, dass er diese wirklich perfekt draufhat und damit auch gut punkten kann. Amy Adams mühte sich redlich, neben ihm bestehen zu können und hatte vor allem gegen Ende ein paar wirklich gute Auftritte. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte gut.
                                                Conclusio: Trifft thematisch jetzt nicht so ganz meinen Geschmack, trotzdem hat mich die Geschichte doch ganz gut unterhalten. Meine Meinung von der Kunstszene ist nicht sonderlich hoch und zumindest da fühlte ich mich bestätigt. Ich möchte nicht definitiv abraten, es ist ein ganz guter Film.

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                                                  Nospheratu99 24.06.2022, 09:18 Geändert 24.06.2022, 12:51

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                  Spiel der Geschlechter im Weltraum. Gleich zu Anfang wusste ich nicht, ob ich James´ Situation wunder- oder furchtbar finden sollte. Einerseits lebt er in einer ansprechenden Umgebung im Luxus und selbst wenn er nur Holzklasse gebucht hat, fehlt es ihm lediglich an menschlicher Gesellschaft. Dies ist der große Pferdefuß der Sache – auch als die hübsche und kluge Aurora an seiner Seite steht, kann ich mir diese exklusive Gesellschaft, bestehend aus einem einzigen Menschen und einem Barkeeper-Androiden nicht so recht vorstellen. Es ist eine Art wunderbarer Horror, in diesem goldenen Käfig gefangen zu sein – auch mit einer derart charmanten und hübschen Mitgefangenen. Ich denke mal, dass sich die beiden über kurz oder lang (auch ohne dem aufgedeckten Geheimnis der Erweckung) an die Gurgel gegangen wären – früher oder später hätte der Lagerkoller die Oberhand gewonnen. Da waren die technischen Probleme ja schon fast ein Geschenk des Himmels.
                                                  Der Film gewann vor allem mit der Optik und der Beziehung zwischen James und Arora. Die schicksalshafte Begegnung der beiden vor dem Hintergrund der gemeinsamen Einsamkeit hatte durchaus ihr Potential, das wie ich finde auch so weit so gut ausgeschöpft wurde. Es ist ja fast schon eine „typische“ Romanze mit sämtlichen Liebesirrungen und –wirrungen, doch wie ich finde gut inszeniert und vor einem ungewöhnlichen Hintergrund spielend.
                                                  Christ Pratt und Jennifer Lawrence lieferten gut ab und zeigten uns zwei konträre Figuren, die das Schicksal zusammengeführt hatte und die sich nun in menschlicher Exklusivität miteinander auseinandersetzen. Die bei weitem interessanteste Rolle hatte meines Erachtens aber Michael Sheen, der uns einen charmanten und stets stilsicheren Robo-Barkeeper darbot. Diese Mischung zwischen menschlicher Interaktion und maschineller Eintönigkeit (der Tender schien über ein gewisses Kommunikations-Repertoire zu verfügen, blieb aber immer in den Grenzen seiner Programmierung und lernte nicht dazu) war durchaus ansprechend und interessant.
                                                  Conclusio: Ein durch und durch „normales“ Beziehungsdrama gewann mit vor einem durch und durch ungewöhnlichen Hintergrund. Indem Drehbuchautor John Spaihts gekonnt Altbekanntes mit Neuem vermischte und Regisseur Morton Tyldum die Sache auch optisch gekonnt in Szene setzte, mochten die „Passagiere“ ihren Charme und ihre Andersartigkeit gut ausspielen. Tyldum und Spaihts stellen uns ihre Welt und ihre Figuren ausreichend vor, was die Laufzeit von fast zwei Stunden durchaus rechtfertigt. Bei mehrfachen Sichtungen wirkt vieles womöglich langatmig und zäh, daher werde ich dazwischen immer einige Zeit verstreichen lassen. Eine Empfehlung kann ich guten Gewissens aussprechen und auch die sechseinhalb ist hochverdient.

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                                                    über Redwood

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Durchwachsenes Ding. In dieser Mischung aus Beziehungsdrama und Backwood-Vampirfilm geht es recht betulich zur Sache. Wohl hatte die Betrachtung der Pärchen-Dynamik vor dem Hintergrund der schweren Erkrankung des Mannes durchaus ihr Potential, wenn man jedoch gemäß der Beschreibung auf einen Vampirfilm eingestellt ist, empfindet man diesen Teil jedoch als ausufernd und öde. Zumindest erfuhren unsere beiden Protagonisten dadurch Profil und Kontur, was man dem Streifen schon zugutehalten kann.
                                                    Leider wollte der Übergang vom Beziehungsdrama zum Terror-Teil nicht so recht klappen. Hatte der Stilbruch etwa bei Tarantinos „From Dusk Til Dawn“ durchaus seinen Reiz, so wollte das Umschalten hier keine rechte Begeisterung auslösen. So wurde etwa die Erkenntnis, dass es sich bei den animalisch anmutenden Verfolgern um Vampire handelt, viel zu leicht getroffen und von der Frau einfach mal so akzeptiert. Das schob den Streifen auf eine unglaubwürdige und trashige Schiene, was man mit einem ebenso behutsamen Herantasten wie an die Paardynamiken leicht hätte umgehen können. Aber auch ein paar andere Sequenzen seltsam und irgendwie unpassend. Obschon es am Ende erklärt wurde und mit dem Prolog in Einklang zu bringen war, machte es mittendrin keinen schlanken Fuß.
                                                    Ein kleiner Pluspukt waren die Leistungen des Ensembles, vor allem Tatjana Nardone gefiel mir gut. Sie bildete mit Muzz Khan ein ansprechendes Pärchen, das gut miteinander funktionierte. Buffy-Star Nicholas Brendon hätte ich im ersten Moment gar nicht erkannt, doch auch der lieferte ganz gut ab. Womöglich erreicht er einmal einen Status, den etwa Ken Foree für die Zombiebekämpfung einnimmt 😉.
                                                    Ausufernde Blut- oder sonstige Effekte gab es nicht zu sehen, das hätte auch nicht sonderlich gut zu dieser Geschichte gepasst. Die wenigen blutigen Einlagen waren aber gut gemacht und auch diese groteske Skulptur sah einigermaßen gut aus. Zudem verschafften die Landschaftsaufnahmen in dem Naturpark und die passenden Drehorte dem Streifen eine halbwegs annehmbare Atmosphäre.
                                                    Fazit: Kein Meilenstein des Filmschaffens, doch immerhin ein halbwegs schaubarer Vertreter seiner Art. Ein paar inhaltliche und inszenatorische Schwächen kosten die Durchschnittsbewertung, da diese von den Positiva nicht ganz ausgeglichen werden konnten. Eventuell hätte man die Vampire gänzlich streichen und sich auf die menschliche Komponente (etwa die Gewissensbisse des Mannes am Schluss) konzentrieren können, das wäre dem Film wohl besser zu Gesicht gestanden. So vergebe ich eine vier, das ist deutlich über Trash-Niveau, aber immer noch unterdurchschnittlich. Eine Empfehlung möchte ich auch nur mit Vorbehalt aussprechen.

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