Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 4 .5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Durchwachsener Teenie-Horror mit Licht und Schatten. Das auf einer Kurzgeschichte basierende Gruselstück konnte mit einer interessanten Grundprämisse aufwarten, da die Polaroid-Kameras der achtziger Jahre ihren mittlerweile gewonnenen Kultstaus meiner Ansicht nach durchaus zu Recht tragen. Damals wie heute finde ich die Polaroids faszinierend, da sie ein sofortiges physisches Ergebnis liefern, das in seiner Art einzigartig und de facto nicht reproduzierbar ist. Damit stellen die Polaroids ein fotografisches Leckerli für jeden Hobby-Knipser dar und können auch in diesem Streifen ganz gut reüssieren.
    Leider verhedderte sich die Handlung zusehends in den typischen Ungereimtheiten des Genres und so konnte mich der Streifen als reiferen Seher mit Fortdauer immer weniger packen. Dazu kam ein wirres und unlogisches Verhalten der Protagonisten (ok, Teenager neigen bekanntermaßen ja zu wirrem und unlogischem Verhalten, ich meine hier eine „generelle“ Unlogik im Verhalten aller Protagonisten). Damit wirkt die Handlung besonders gegen Ende hin unausgereift und effekthaschend. Dazu versuchte Kleuberg die im Mittelteil schwächelnde Geschichte mit billigen Jumpscares aufzupeppen, was im weiteren Verlauf zusehends versagte. Das Finale optisch jedoch wieder mit etwas mehr Biss, dafür bin ich bereit, einen Extrapunkt springen zu lassen.
    Die jungen Mimen mühten sich nach Kräften und konnten stellenweise durchaus für Unbehagen sorgen. Sie fanden in ihren stereotypen Charakteren aber ebenso wenig Herausforderung wie Akte-X-Star Mitch Pileggi, der für eine Nebenrolle gewonnen werden konnte. Gegen Prescott, Young und Logan möchte ich daher nichts Negatives sagen, zumal sie ihre Aufgaben recht gut erfüllten, mit ihren eindimensionalen und stereotypen Figuren aber auch kaum Herausforderungen vorfanden.
    Zumindest nicht im Negativen auffällig waren auch die Effekte und die optische Machart. Hier hatte Kleuberg seine Hausaufgaben gemacht und bewegte sich recht passabel im Rahmen seiner Möglichkeiten. Das Figurendesign jedoch nicht allzu gelungen, in dieser Hinsicht habe ich schon grusligere Geister gesehen. Aber gut, für eine FSK14-Wertung hatte der Streifen dann doch etwas zu bieten.
    Fazit: Schon die FSK-Freigabe zeigt, für welche Zuschauerschicht die Produktion gearbeitet hat. Und obwohl sich das Ergebnis hinter anderen Produktionen dieser Art nicht zu verstecken braucht, wirkt es für einen älteren Seher unausgegoren und seicht. Flackernde Lichter und billige Jumpscares können eine richtig aufgebaute Spannung eben nicht ersetzen. Und so hatte der Streifen trotz einer ansprechenden visuellen Umsetzung nur wenig Potential. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung trägt dem Gebotenen noch am ehesten Rechnung, und auch eine Empfehlung möchte ich nur mit einigen Vorbehalten aussprechen.

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    • 6
      Nospheratu99 25.02.2019, 08:15 Geändert 25.02.2019, 08:33

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Ein sehr ungewöhnlicher Streifen. Er enthält sich einer Handlung fast völlig und erzählt eigentlich nur einen szenischen Kampf um das Wesen des Menschen und seines Wohlbefindens. Dieses wird durch den Tod des Kindes empfindlich gestört, worauf von Trier eine filmische Fragestunde veranstaltet wird, inwiefern die seelische Befindlichkeit die Interaktion zwischen den Menschen beeinflusst und wie Gott und Teufel dazu stehen.
      Man müsste sich wohl intensiv mit dem Wesen des Satanismus befassen, dann würde man wohl mehr mit der Symbolik und der Bildsprache von Triers anfangen können. Schon allein die Frage, ob die drei Bettler eine „Erfindung“ von Triers sind oder im Satanismus eine reale Bedeutung haben, stellte mich vor eine unlösbare Herausforderung, zumal mir für eine nähere Auseinandersetzung mit diesem Thema sowohl die Zeit als auch die Muße fehlen. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann ist das Bedrohungsszenario, das durch die Angst vor der Natur aufgebaut wird. Womöglich ist die Natur Mitteleuropas zu einem gezähmten und in Ketten gelegten Freiland verkommen, das wohl mit der rauen Wildnis des Mittelalters keinerlei Ähnlichkeit mehr hat. Ich persönlich habe die Natur eigentlich noch nie als bedrohlich erlebt. Hier stellt Lars von Trier eine reichlich veraltete Denkweise zur Schau, das Schema Natur=Chaos=Gefahr punktet bei mir hier nicht. Natur ist meiner Ansicht nach eben nicht chaotisch, sondern folgt eigentlich sehr engen Gesetzmäßigkeiten. Womöglich stellt die oberste dieser Gesetzmäßigkeiten („Jeder ist sich selbst der Nächste“) einen Gegenpol zur konsensualen und untereinander loyalen christlichen Lehre dar, womit die natürlichen Vorgänge als antichristlich und letztendlich „böse“ angesehen werden. Eine für mich wie gesagt veraltete und unpassende Ansicht, Natur ist weder gut oder böse, sie ist einfach wie sie ist.
      Aber auch mit der psychiatrischen Heilkunst dürfte von Trier noch eine Rechnung zu begleichen zu haben. Sowohl die ärztlichen als auch die therapeutischen Behandlungen erweisen sich als vollkommen wirkungslos und erreichen bei der Frau eher das Gegenteil einer Heilung. Die vermeintliche Genesung erweist sich letzten Endes als unumkehrbares Abrutschen in den Wahnsinn. Der Mann und Therapeut sieht als letzten Ausweg in seiner Überforderung nur mehr die Tötung der Frau. Womöglich geschieht der Mord aber auch aus einer existenziellen Angst des Mannes heraus. Zuvor hatte sich dieser der mentalen und später auch physischen Attacken der Frau nicht erwehrt und alles mehr oder weniger mit sich geschehen lassen. Erst als eine für ihn lebensbedrohliche Situation entsteht, greift er zu ultimativen Gegenwehr. Von Trier lässt hier kein gutes Haar an der Psychotherapie, die der Frau nicht nur nicht helfen kann, sondern ihr letzten Endes großen Schaden zufügt.
      Leider rücken die gezeigten Grauslichkeiten und pornografischen Szenen von Triers Streifen eher in Richtung dumpfer Provokation als ernstzunehmender Auseinandersetzung mit seinem Thema. Dass er hier derart in die Vollen greift, schadet dem Gesamtergebnis meiner Ansicht nach mehr als es ihm nützt. In der gezeigten Weise wird die Aussage womöglich in jener Form verwässert, als dass den expliziten Szenen mehr Aufmerksamkeit zu Teil wird als der Message selbst. Warum er seinen eigentlich interessanten Denkansatz nicht für sich selbst stehen lässt und dafür lieber den Bürgerschreck geben will, erschließt sich mir eigentlich nicht so richtig. Aber gut, womöglich war der Wusch nach filmischer Reputation eben stärker als jener nach thematischer Tiefe.
      Zu Dafoe und Gainsbourg möchte ich nicht viel sagen, eigentlich wirken die beiden eher wie Statisten als Charaktere, zumal man von den Protagonisten ja nicht einmal die Namen, geschweige denn einen anderen persönlichen Hintergrund erfährt. Womöglich war die Intention, dass die beiden jedes x-beliebige Paar auf der Welt darstellen kann und persönliche Züge in dieser Darstellung eher störend als nutzbringend sind.
      Fazit: Ein mehr als ungewöhnlicher und kontroversieller Film. Sowohl die zehn mit Herz als auch eine glatte Null wären für mich argumentierbar, ich vergebe aus dem Bauch heraus eine sechs. Empfehlenswert ist er ausschließlich für hartgesottene Seher, zarte Seelen werden von der expliziten Bildsprache wohl schockiert sein. Inhaltlich aber nicht uninteressant, eine gewisse Vorbildung den Satanismus betreffend ist sicherlich von Vorteil.

      6
      • 5
        über Blast!

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        Stirb Langsam auf der Ölborinsel. „Blast“ kann sein großes Vorbild in keiner Weise verleugnen und verströmt den Geruch der Kult-Action aus jeder Pore. Bedient sich dabei einer ähnlich eingleisigen und stark vorhersehbaren Handlung und garniert das Ganze mit unterhaltsamen launigen Einzeilern. Blast nimmt sich oftmals nicht allzu ernst und das tut der Darbietung auch gut. Unter dem Strich bleibt ein keineswegs langweiliges und streckenweise sogar halbwegs spannendes Katz-und-Maus-Spiel, dem man sein schmales Drehbudget eigentlich nur bei den (gottlob sparsam eingesetzten) Computeranimationen ansieht und das durch eine passable Atmosphäre durchaus punkten kann. Eine geradlinige Regiearbeit und ein deutliches Gut-Böse-Muster werden durch ansprechende Kulissen und brauchbare Leistungen der Darsteller ergänzt und können für eine einzige Sichtung durchaus unterhalten. Und selbst wenn die schablonenhaften Charaktere und die vorhersehbare Handlung wohl kaum Potential für eine Erwähnung in den Geschichtsbüchern bieten, so hatte das Dargebotenen stellenweise durchaus seinen rauen Charme.
        Zumindest blieben nichtssagende oder dümmliche Dialoge weitgehend außen vor, das Drehbuch des Autorenduos Freund und de Souza kam ebenso solide auf den Schirm wie die Regiearbeit Hickox´. Sie bewegten sich innerhalb der Grenzen ihrer Möglichkeiten und trafen damit eine weise Entscheidung, alles andere wäre der Wirkung eher ab- als zuträglich gewesen.
        Gefreut hat mich das Wiedersehen mit Vinnie Jones, irgendwie mag ich diesen kauzigen Typen mit der Schlägervisage. Der hat seine Rollenprägung gefunden und wird wohl bis zum Ende seiner Tage schräge und negativ konnotierte Charaktere mimen, was ihm jedoch ein sichtliches Vergnügen bereitet. Hannes Jaenicke mit leidlich wenig Bildschirmzeit hielt ich für verschenkt, ebenso wie Shaggy, dessen Protagonist die ersten zwanzig Minuten nicht überleben durfte. Alle anderen ohne Höhen und Tiefen, jedoch soweit glaubwürdig in ihren eindimensionalen Rollen.
        Conclusio: Auch wenn alles schon mal da war und sich der Streifen durch eigentlich nichts von anderen Genre-Vertreten abhob (weder im Positiven noch Negativen), so hatte die eine Sichtung durchaus ihren Unterhaltungswert. Es ist definitiv mehr als ein reiner Bügelfilm, summa summarum aber wie gesagt nichts für die Geschichtsbücher. Ein netter Zeitvertreib für zwischendurch und eine solide fünf, nicht mehr und nicht weniger.

        4
        • 5 .5

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Nicht uninteressantes Biopic. Vorab möchte ich sagen, dass die Person Larry Flynt hier als höchst unsympathisch dargestellt wurde, was womöglich den Tatsachen entspricht, mir es aber nicht erlaubte, auch nur einen Funken Empathie für diesen Menschen zu empfinden. Er ist als krakeelender Prolet dargestellt, der außer Sex eigentlich kaum etwas im Kopf hat und zu keinerlei menschlichen Regungen fähig erscheint. Ein gefühlskalter, unguter Typ, von dem man sich besser fernhält. Dazu kommt eine extravagant outrierte Persönlichkeit, die womöglich aus Minderwertigkeitskomplexen aus der Jugend entstammt und in ihrer Summe sehr abstoßend wirkt. Derartige Menschen sind mir so was von zuwider, sodass ich fast den Attentäter ob seiner schlechten Treffsicherheit tadeln möchte. Flynts darauffolgende Unfähigkeit zum Geschlechtsverkehr erscheint aus diesem Blickwinkel betrachtet schon ein kleiner Treppenwitz der Geschichte zu sein, da wurde ihm gerade das für ihn Wichtigste genommen.
          Abgesehen von seiner widerlichen Persönlichkeit möchte ich ihm in der Sache jedoch Recht geben, besonders was seine Argumentation der Freiheit betrifft. Der Mensch hat – gerade in dieser Hinsicht – den freien Willen zu entscheiden, ob er sich mit diesen Dingen auseinander setzten möchte oder nicht. Wem die Hefte zuwider sind, der soll sie einfach nicht kaufen und mit Nichtbeachtung strafen. Auch seine Frage, was denn pervers im eigentlichen Sinne des Wortes sei, hat durchaus Hand und Fuß. Ich selbst habe mich beispielsweise bezüglich der FSK-freigaben schon oft gefragt, warum ein blanker Nippel ebenso „schlimm“ wie umherspritzende Gedärme oder platzende Köpfe ist. Das steht in kaum einem Verhältnis zueinander, hier wird meiner Ansicht nach zu wenig differenziert. Abgesehen davon, dass Nacktheit im Film oftmals kaum in einem sinnvollen Kontext zur Handlung steht und bei der Darstellung in der Regel mit billiger Provokation gearbeitet wird, sehe ich das weniger schlimm als ausufernde Gewalt (die sich den Vorwurf des mangelnden Bezugs oftmals ebenso gefallen lassen muss).
          Doch zurück zum Film und seinen Darstellern. Das Ensemble bot durch die Bank hochwertige Kost, angefangen von sehr guten Schauspielerleistungen über eine ausgewogene Regie Formans und ein passendes Drehbuch hatte ich von dieser Seite keinerlei Grund zur Klage. Und selbst wenn die Darstellung eigentlich durchgängig distanziert und sachlich-kühl erfolgte, so spricht das Endergebnis durchaus für sich. Der Streifen ist jedenfalls mehr als eine reine Sachverhaltsdarstellung, zeigt uns die Charaktere soweit nachvollziehbar und glaubwürdig.
          Conlusio: Trotz einer leidlich unsympathischen Hauptfigur eigentlich schon zu empfehlen. Gefallen hat mir die Produktion durchaus, trotzdem mag ich Flynt nicht und das drückt auch hier die Bewertung. Damit schlage ich die Leistung der Filmkünstler zwar wohl deutlich unter Wert, die Antipathie fließt bei der Bewertung jedoch mit ein wie Gift in die Suppe.

          5
          • 9 .5
            über Lucky

            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
            Gelungene Arthaus-Produktion über die Endlichkeit des Lebens. Obwohl der Streifen in seiner Langsamkeit durchaus Ähnlichkeit mit der ausgebüxten Schildkröte hat, so konnte er durch seine interessante und launige Machart sowie die wunderbare Atmosphäre und die tollen Bilder durchaus punkten. Stanton hatte hier wohl viel aus sich selbst in die Figur des „Lucky“ einfließen lassen, was der Figur eine besondere Note bescherte und durchgehend ansprechend wirkte. Er gibt uns hier einen charmanten Griesgram, der sich seiner Sterblichkeit bewusst wird. Stellt davon ausgehend Überlegungen hinsichtlich seines Endes an, lässt sein Leben Revue passieren und resümiert über seine Existenz. Ein eigentlich eher trockenes Thema wurde hier einigermaßen locker und dennoch tiefgründig bearbeitet. Dazu kamen einige unerwartete Schenkelklopfer, die wie Blumen in der Wüste die ansonsten eher ernsthafte Thematik bestens aufzulockern imstande waren.
            Unser guter Lucky hat die Welt nicht gerettet und wenn überhaupt wohl nur marginal verbessert. Er hat keine Heldentaten vollbracht, keine großen Entdeckungen gemacht und hebt sich auch sonst nicht aus der Masse von Millionen anderen Normalos ab. Er hat jedoch eines erreicht, was vielen Menschen verwehrt bleibt: Zufriedenheit. Lucky wirkt mit seinem Leben und den Dingen, die ihn ausmachen, zufrieden. Und wenn man sich die hohe Anzahl an Menschen vergegenwärtigt, die den lieben langen Tag den verpassten Gelegenheiten und vorenthaltenen Chancen nachtrauern, dann hat Lucky diesen Menschen viel voraus. Gänsehaut pur etwa die letzte Szene, als sich Lucky die riesigen Kakteen ansieht, in die Kamera lächelt und in Ruhe und Würde davon stapft. Es wirkt wie ein filmischer Abschied, den Stanton uns hier gegeben hat und damit mit seinem Leben und seiner Karriere auf eine zufriedene Art und Weise abschließt. Ohne Reue, ohne mit den Dingen zu hadern, wie er es teils im Film und wohl auch manchmal mit seinem Leben getan hatte. Damit setzt er einen positiven Schlusspunkt und gibt uns eine wohltuende Message mit auf unserem weiteren Weg.
            Flankiert wurde Stanton von einer Reihe Altstars, die womöglich in ähnlichen Situationen sind. Skerritt, Lynch und Begeley hatten ihre Karrieren und sind möglicherweise in derselben Weise gealtert. Damit strahlen sie eine Gelassenheit aus, die Nachwuchsdarstellern oft fehlt. Keiner hat es nötig, sich in den Vordergrund zu spielen, sie wirken mit ihrem Sein ebenso zufrieden wie Stanton. Da ist wohl nur wenig gespielt und viel gelebt.
            Conclusio: Ein empfehlenswerter und warmherziger Film. Ich mochte ihn von der ersten bis zur letzten Minute und fühlte mich einerseits gut unterhalten, andererseits auch einigermaßen motiviert, über manche Dinge nachzudenken. Die entschleunigte Machart und die wunderbaren Bilder sind für mich ein Garant für mehrfache Sichtungen, da allein schon die positive Message und die herrliche Atmosphäre den Streifen dafür qualifiziert. Eine nahezu vorbehaltslose Empfehlung ist daher nur mehr Formsache, ebenso wie eine hohe Bewertung.

            4
            • 6

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Atmosphärisch dichter Gerichtssaal-Thriller. Die auf wahren Begebenheiten fußende Handlung thematisiert die geistliche Ausrichtung der Gesetzgebung im Amerika der zwanziger Jahre. Die Meinungsfreiheit wird zu Gunsten religiöser Empfindungen eingeschränkt, wodurch die der Bibel widersprechende Theorie von Darwins Abstammungslehre einen Gesetzesbruch darstellt. Der angeklagte Lehrer muss seine Unschuld beweisen, doch wie beweist man eine Theorie? Oder den Wahrheitsgehalt eines Bibelzitats?
              Und so rutscht der Prozess in ein Sammelsurium an religiösen Fanatismus, politisch motivierte Selbstdarstellung und eifersüchtig vorgetragene Eitelkeiten ab. Die Wahrheit bleibt (wie so oft) ein Nebenaspekt, die Argumentation gleitet zunehmend in einen rechthaberischen „Mia-san-Mia“-Disput ab. In Wahrheit sind beide Seiten ohne jegliche Argumente - auch das letzten Endes gesprochene, salomonische Urteil ist von politischer Obrigkeit angeordnet, vor den Wahlen will sich niemand den Mund verbrennen.
              Damals wie heute erscheint die Thematik brandaktuell. Heutzutage sind es zwar andere Themen, jedoch werden die Hahnenkämpfe mit den gleichen Spiegelfechtereien und dümmlicher Wortklauberei geführt wie der in diesem Streifen gezeigte Prozess. Letzten Endes gibt es da wie dort keine Gewinner, wie immer wenn Lautstärke das einzige und letztendlich gültige Argument ist. In diesem Sinne zeigen sowohl Kramers Regie als auch das Script des Autorenquartetts ein feines Gespür für die unabwägbare Sache und lassen ihre Figuren um deren Ansichten tanzen wie das Rumpelstilzchen um das Lagerfeuer. Mitunter trugen sie zwar etwas zu dick auf, dennoch fanden sie immer wieder Zugang zur Thematik. So hatte Reverend Brown nach seiner Wutrede ein zu schnelles Einsehen, im Normalfall fehlt den Eiferern jedoch jegliche Selbstreflexion. Ja, der Ansatz war erkennbar, jedoch in diesem Fall nicht so recht plausibel.
              Die Mimen brachten soweit gute Leistungen, überspeilten mitunter jedoch etwas. Eventuell war das der damalige Modus Vivendi, vielleicht waren in der Öffentlichkeit stehenden Personen einfach exaltierter als heutzutage. Womöglich traf es aber auch nur den an die Theaterschauspielerei angelehnten Geschmack der Darstellung im Allgemeinen. Besonders Gene Kelly übertrieb es oft mit der Exzentrik seiner Figur, ebenso wie Fredric March. Alle anderen im Bereich des Erträglichen, Spencer Tracy etwa zeigt, dass eine kraftvolle Darstellung nicht unbedingt mit lauten Worten oder großen Gesten einhergehen muss. Claude Atkins in manchen Szenen mit Problemen, den fanatischen Reverend nahm ich ihm nur bedingt ab.
              Conclusio: Ein recht guter Vertreter seiner Art. In der Aussage kann er wohl mit anderen starken Produktionen wie die „12 Geschworenen“ durchaus mithalten, hatte aber Probleme mit seiner mitunter zu amplitudenhaften Darstellung des Fanatismus - da ging die Glaubwürdigkeit ein wenig auf Kosten des Dramas. Unter dem Strich aber trotzdem empfehlenswert, man muss sich nur auf diese Art der Darstellung ein Stück weit einlassen können. Für das Gesamterlebnis vergebe ich eine solide sechs, allein die zeitlose Thematik und die kantige Machart hat sich das verdient.

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              • 9

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Vorausschickend sei gesagt, dass ich die digital nachbearbeitete Version sah und diese auch kommentiere. Da ich nicht weiß, ob diese Fassung auch neu synchronisiert wurde, bewerte ich auch die Synchronisation nicht extra.
                Der krönende Abschluss der Geschichte um Anakins Aufstieg und Fall. Der finale Teil der Jedi-Saga lebt vor allem von den sich zuspitzenden Ereignissen, die Entscheidung steht auf der Kippe und das bot natürlich einiges an Spannungspotential. Marquand und Lucas kosten diese Entwicklung auch leidlich aus und damit gewann dieser Streifen ungemein. Auch die menschliche und spirituelle Entwicklung Lukes war merkbar, aus einem unsicheren Jungen mit Höhen und Tiefen war ein gefestigter Charakter geworden, der seine Entscheidungen konsequent vertritt. Auch ein letztendlich geläuterter Darth Vader wusste zu gefallen und bot ein deutliches Mehr an Dramatik, das dem direkten Vorgängerstreifen ein wenig gefehlt hatte. Und selbst wenn nicht alle Handlungsteile einen direkten Bezug zum Kampf gegen das Imperium hatten, so überzeugte er doch durch eine kurzweilige und unterhaltsame Machart.
                Optik und Effekte wieder auf hohem Niveau. Diese hatten hier den Vorteil, den Streifen nicht im Alleingang tragen, sondern die Ereignisse lediglich unterfüttern zu müssen, was das Gesamterlebnis deutlich bereicherte. Man hatte den Eindruck, nicht von einer bombastischen Bilderflut erschlagen zu werden, sondern durchaus auch handlungstechnische Tiefe und charakterliche Entwicklungen zu sehen. Damit hatte der letzte Teil einen deutlichen Bonus gegenüber seinen Vorgängern und selbst wenn manche Szenen zu dick aufgetragen erschienen, so wirkten diese niemals so, als ob sie eine inhaltliche Leere ausfüllen müssten. Die Spannung wurde von den verschiedenen Schauplätzen quasi flächendeckend getragen.
                Was mir weniger gefallen hat, waren die Ewoks. Obwohl man die pelzigen Wesen im Laufe der Zeit doch liebgewinnt, so passen die hüpfenden Teddybären meiner Ansicht nach besser in eine Kinderserie als in ernstzunehmende Science-Fiction. Lucas wollte wohl so weit wie möglich weg von den „herkömmlichen“ Eingeborenen und Ureinwohnern, um ja zu keinen wie immer gearteten politischen Fragen Anlass zu geben.
                Die Mimen agierten wie in den anderen Teilen auch, wobei man zumindest Harrison Ford die Spielfreude ansah. Mark Hamill als gefestigter Jedi wurde viel Raum geboten, den er ebenso wie Carrie Fisher zu nutzen verstand. Aber auch alle anderen mit guten Leistungen, getragen von einer hervorragenden Regie hatte das Ensemble wenig Mühe und überzeugte durch die Bank.
                Fazit: Eigentlich eine glatte zehn, die für mich unpassenden Ewoks drücken die Bewertung jedoch etwas. Dennoch möchte ich für diesen Teil eine fast uneingeschränkte Empfehlung abgeben, ein Film mit hohem Unterhaltungswert und eine gelungene Melange aus Launigem und Drama. Die Sichtung der anderen Teile ist für das Verständnis der Protagonisten natürlich von Vorteil, obwohl man ihn auch für sich sehen kann.

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                • 4

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Schwache Geschichte. Zwar hatten der Handlungsaufbau und die Thematik an sich durchaus Potential für zumindest gediegene Mystery gehabt, jedoch versandete Jeff Buhlers Erzählung in spannungsarmen Dialogen und lauen Erklärungen - warum er hier nicht stärker in die Vollen greift, weiss wohl nur er. Anstatt mit den Ängsten und Befindlichkeiten der Eltern zu spielen, erklärt und plausibilisiert er seinen Film förmlich zu Tode und lässt den beiden Charakteren nur wenig Raum. Damit verkamen die Eltern zu eigentlich filmischen Randfiguren und stereotypen Durchschnittsmenschen, mit denen man gerade mal Mitleid haben kann. Es sind wohl diese freundlichen, durchschnittlichen Personen, die ein durchschnittliches Leben ohne Ecken und Kanten anstreben und sich in ihrem Mittelmaß wohl fühlen. Sie wollen nirgendwo anecken und enthalten sich daher jeglicher Positionierung. Dafür palavert sich der Seelenwanderungs-Experte minutenlang durch die Szenerie und hatte gerade durch den übertrieben wirkenden Informationsfluss mit latenter Unglaubwürdigkeit zu kämpfen.
                  Aber auch Nicholas McCarthys Regiearbeit wollte keine rechte Atmosphäre glücken, bis auf ein paar Szenen gegen Ende hatte die Optik nur wenig Eigenständigkeit. Er schien sich hier genauso wenig weit aus dem Fenster lehnen zu wollen wie Buhlers Drehbuch, womit die Arbeiten eine leider eher glücklose Allianz eingingen. Und so hatte die Geschichte dann recht wenig Kontur und Tiefenschärfe, blieb leider flach wie ein Brett und auch sonst nur wenig ansprechend.
                  Negativ ist mir auch der Cast aufgefallen. Jackson Robert Scott meiner Ansicht nach glatt fehlbesetzt, er ist einfach zu lieb und bieder, strahlt kaum Bösartigkeit aus. Seine giftigen Blicke, die er den Eltern zuwirft, hatten kaum Gänsehaut-Potential und lösten in mir eher Mitleid als Grusel aus. Dabei hatte ich den ganzen Streifen über das Gefühl, das Thema des „Bösen Kindes“ schon öfter und auch besser behandelt gesehen zu haben. Es hätte ja nicht gleich Erbsensuppe oder Penetration mit Kruzifixen („Lass Dich von Gott ficken!“) sein müssen, ein wenig mehr Suspence hätte der Sache schon gutgetan. Taylor Schillig und Peter Mooney fielen ihren bedeutungslosen Rollen leider ebenso zum Opfer wie Colm Feore, nicht vorhandene Möglichkeiten können eben nicht genützt werden.
                  Conclusio: Kann ich eigentlich nicht empfehlen. Die Werksbeschreibung hatte sich besser gelesen als der Streifen dann letzten Endes auf die Leinwand kam. Alles in allem wirkte der Film schwach und blass, die Kinokarte war für mich leider verschwendetes Geld. Die Gewalt blieb zwar off-Screen, aber auch eine explizitere Darstellung hätte die Kohlen wohl nicht mehr aus dem Feuer geholt. Es bleibt ein fadenscheiniger und schwacher Streifen, der sein Potential in keiner Weise nutzen kann.

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                  • 4 .5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Thriller-Duzendware. Das Motiv der „bösen“ Stiefmutter wird hier zwar durchaus spannend und atmosphärisch einigermaßen dicht beackert, bietet unter dem Strich jedoch wenig Innovation. Damit verkommt der Film im weiteren Verlauf zu einer nur wenig inspirierenden und ein wenig banal anmutenden Adaption dieses Themas. Auch wurde die letztendliche Motivation der Stiefmutter mit einem lapidaren „psychopathische Irre“ für mich nicht hinreichend dargestellt, ein wenig mehr Tiefe hätte bei der Auflösung nicht geschadet. Somit hatte der Streifen kaum Potential für große Jubelgesänge meinerseits, zu oft und auch tiefgründiger behandelt habe ich das bereits in anderen Produktionen schon gesehen.
                    Man kann ja sagen, dass derartige familiäre Probleme oft auch ohne die „böse Stiefmutter“ entstehen, wobei es meist die Jugendlichen sind, die die (Stief-)Eltern gegeneinander ausspielen. Allein die gezeigte Familiensituation bietet oftmals ordentlich Konfliktpotential, was so gesehen in der Natur der Sache liegt, wenn sich viele Menschen zu viel/zu wenig verantwortlich fühlen. Da wird oft aus einer gut gemeinten Tat ein Drama.
                    Doch zurück zum Film: Gegen Sean Olsons Regie kann man nichts sagen - handwerklich war diese so weit in Ordnung, riss mich aber jetzt auch nicht massiv vom Hocker. Die Kulissen und Ausstattungen hatten ebenfalls eine recht durchschnittliche Optik, diese möchte ich weder verdammen noch loben. Martin Stereos Drehbuch ebenso solide, wenngleich ein wenig von der Stange. Große Überraschungen bot es ebenso wie die Handlung nicht, leistete sich aber auch keine massiven Entgleisungen. Manche Szenen besser, andere weniger gut, zumindest hatten die Ränkespiele Tiffanys Hand und Fuß. Auch die Synchronisation soweit so gut, das habe ich schon schlechter erlebt.
                    Die Mimen fanden in ihren stereotypen Protagonisten nur wenig Möglichkeiten vor und so blieb auch die charakterliche Darstellung blass und schwach. Tyler Christopher etwa ein Komplettausfall, einen smarten Anwalt würde ich seiner Figur niemals zugestehen. Annie Wersching dafür mit durchaus guter Darstellung, ihr nahm ich die verzweifelte Mutter eigentlich schon ab. Kimberly Crossmann mit Licht und Schatten, ebenso wie Kennedy Tucker – sie erschien mir für die Rolle des problembehafteten Teenagers als zu reif und erwachsen.
                    Conclusio: Wahrscheinlich wohl ein besserer B-Film, der zwar auf den ersten Blick nicht wie einer aussieht, unter dem Strich aber bestenfalls die „normale“ Genre-Kost verabreicht. Für einmal Schauen durch seine annehmbare Atmosphäre und den passablen Spannungsaufbau absolut in Ordnung, letzten Endes aber wohl nichts für die Geschichtsbücher. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung kommt für mich am Ehesten hin, weder möchte ich den Film empfehlen, noch definitiv abraten.

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                      Nospheratu99 06.02.2019, 08:19 Geändert 06.02.2019, 08:44

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Spannende, jedoch nicht durchgehend plausible Kriminalgeschichte. Mit den Erzählungen Dürrenmatts habe ich beim Lesen so meine Probleme. Er verschachtelt seine Handlungen relativ kleinteilig und verliert sich in endlosen Charakterbeschreibungen, Details und sonstigen eigentlich Nebensächlichkeiten. Wiewohl Vajda und Dürrenmatt diesen aus meiner Sicht unnützen Ballast außen vorließen und die Geschichte stringenter und letzten Endes auch besser als im sonstig Geschriebenen erzählten, bewegten sie sich damit auf meine Sehgewohnheiten zu. Eine feine Atmosphäre, komplettiert mit guten Landschaftsaufnahmen und passenden Kulissen rundete das Gesamterlebnis ab und damit hat das Gebotene durchaus Potential für mehrfache Sichtungen.
                      In diesem Streifen krankt es vor allem an der Handlung. Ja, spannend und ungewöhnlich ist die Geschichte, letzten Endes ist sie aus kriminalistisch-juristischem Blickwinkel betrachtet aber problematisch. Gegen wir dazu einen Schritt weiter und stellen uns eine nachträgliche behördliche Untersuchung der Vorgänge vor. Wir haben auf der einen Seite einen suizidalen Tatverdächtigen, der vor seinem Dahinscheiden ein Geständnis abgelegt hat. Und wir haben einen von der Polizei getöteten Tatverdächtigen, gegen den zwar eine Reihe von Indizien spricht, für dessen Schuld jedoch kein einziger schlüssiger Beweis (!) vorliegt. Eine heikle Lage, ein echtes Gericht hätte da so seine Schwierigkeiten. Für Dürrematt schien am Wichtigsten, dass der Täter (und der Zuschauer/Leser weiß ja, dass Schrott es war) außer Gefecht gesetzt wurde und die Bürger in Sicherheit leben können, für einen „geübten“ Krimiseher ist die Geschichte denke ich letzten Endes etwas holprig.
                      Das Ensemble jedoch auf hohem Niveau. Rühmann in Ernst hatte ebenso wenige Anpassungsschwierigkeiten (den kenne ich eher aus dem Komödienfach) wie Siegfried Lowitz. Gert Fröbe wie immer eine Klasse für sich – es ist ja wirklich erstaunlich, mit wie wenigen Szenen er seinen Charakter herausarbeiten kann. Ein verzweifelt wirkendes Brüllen und man weiß irgendwie alles: Aus einfachen Verhältnissen stammend, in „bessere“ Kreise eingeheiratet und mit seiner neuen Rolle heillos überfordert; daraus resultierend Frust, Unsicherheit und Minderwertigkeitskomplexe vor sich herschiebend. Und all das in gerade mal acht (!) Szenen.
                      Conclusio: Mit einer besser ausgearbeiteten Geschichte wäre das Werk runder geraten. So blieb es bei einem zwar spannenden und interessanten Kriminalstück, bei dem jedoch mehr die handelnden Charaktere als die Story selber im Mittelpunkt standen. Optisch und atmosphärisch war der Streifen auch wohlgeraten, allein deshalb spreche ich die Empfehlung gerne aus. Versierte Fernseh-Kriminalisten werden aber wohl mehrere Haare in der Suppe finden, daher nivelliere ich ein wenig nach unten, eine solide sechs geht sich aber locker aus.

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                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        Gelungenes Kammerspiel über Vorurteile, Schuld und Sühne. Ich denke, besonders die liebe Eudora Fletcher wird ihre Freude an diesem Streifen haben, stellt dieser doch gewissermaßen einen Archetypus an gesellschaftlichem Rollenverhalten und gruppendynamischen Prozessen dar. Obwohl der Streifen im Grunde seiner Natur natürlich ein sehr dialoglastiges Werk ist und eventuell auch als Hörspiel aufgeführt werden könnte, haben die Darsteller mit ihrem Verhalten dennoch großen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Der Schöffen-Beratungsraum des Gerichts mutiert zu einem klassen- und gesellschaftsspezifischen Biotop, in dem verschiedenste Schichten aufeinanderprallen und sich aneinander abarbeiten. Das Aufschaukeln der Emotionen ist die logische Folge verschiedener Ansichten, von Vorurteilen, gegenseitiger Vorbehalte und gesellschaftlicher Unterschiede. Da werden aus harmlosen Plaudereien plötzlich klassenspezifische Ränkespiele, aus eigentlich nichts entsteht ein kommunikativer Flächenbrand, der zwischenmenschliche Verwüstung und verbrannte Erde hinterlässt. Und obwohl Rose mitunter ein wenig plakativ und vordergründig zu Werke geht, entfaltet das Stück/der Film doch eine große Wirkung, indem der Zuschauer mehrfach gekonnt hinters Licht geführt wird. Denn irgendwann ist man selber mit seiner erlernten gesellschaftlichen Prägung mittendrin statt nur dabei und ertappt sich selbst, anderslautende Meinungen abzuqualifizieren, Menschen in gesellschaftliche Schubladen zu stecken und sie entsprechend abzuurteilen. Manch einer wird da wohl aufs Glatteis geführt und damit erscheint die letztendliche Entlastung des Angeklagten nur ein wenig mehr als Makulatur zu sein, da die davor aufs Tapet gebrachten „Argumente“ und „Beweise“ letztlich auch nur aus den angeprangerten Vorurteilen entstehen.
                        Die Mimen agierten auf hohem Niveau, wobei man auch sagen muss, dass Miners gutes Gespür für Typen und Charaktere dem Ensemble auch entgegenkam. Getragen von einem groß aufspielenden Henry Fonda entwickelten sämtliche Kollegen ihre Protagonisten bestens und trieben deren Fehler und Verhaltensweisen vor sich her. Die meisten hatten einen gewissen Wiedererkennungswert, bestand der Cast doch zu einem Gutteil aus bekannten Darstellern.
                        Fazit: Unspektakulär, in seiner Einfachheit aber höchst wirkungsvoll. Wie bei vielen anderen Filmen muss man solche Kammerstücke wohl mögen, um den Streifen gut zu finden. Für mich passt es so weit so gut, dieser auf zwischenmenschlichen und persönlichen Befindlichkeiten basierende Verdrehung und letztendliche Entwirrung der Fakten bietet ein gutes Spannungspotential, das auch nach mehrfachen Sichtungen seinen Effekt hat. Man sollte zwischen den Sichtungen aber durchaus Zeit vergehen lassen, sonst wirken die ausgewalzten Diskussionen träge und langwierig. Eine Empfehlung möchte ich aber gerne aussprechen, allein die psychologischen und sozialen Komponenten qualifizieren ihn für eine hohe Bewertung.

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                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          In Ansätzen ansprechender, unter dem Strich jedoch recht schwacher Genrebeitrag. Dieser lose auf den anderen „Day Of The Dead“-Streifen basierende Film hatte mit seiner billigen Machart in eigentlich jeder Szene zu kämpfen und konnte bis auf ein paar gewitzte Stellen nicht wirklich überzeugen. Hatten die mit Säure (?) gefüllten, zur Zombievernichtung zweckentfremdeten Kondome noch durchaus ihren Charme, so bewegten sich Handlung, Drehbuch und Inszenierung in den engen Bahnen des Genres und konnten ihr Wesen als B-Film in keiner Weise verheimlichen. So hätten sich etwa die Alien-Viren zum Schluss einsichtig zeigen und einer friedlichen Koexistenz zustimmen können, was zumindest einen Hauch von Andersartigkeit vermittelt hätte, in der gezeigten Form blieb man jedoch den Konventionen verhaftet und schaffte kein Alleinstellungsmerkmal. Auch aus dem schrägen Hausmeister hätte man noch das ein oder andere Bonmot herausholen können, in dieser Form blieb es bei einer durchaus ansprechenden, aber eben einzigen Szene zum Schluss.
                          Und so verabreichte uns Conlee inszenatorisch bestenfalls Durchschnittskost und genretechnischen Einheitsbrei auf der Basis eines B-Films. Dumme oder sinnlose Dialoge gab es gottlob nicht, dafür nicht immer nachvollziehbares Verhalten der Protagonisten. Denen konnte man zumindest eine gewisse Menschlichkeit nicht absprechen - man weiß aber, was mit dem Begriff „menscheln“ in Wirklichkeit gemeint ist.
                          Leider wurde das Gesamterlebnis von der Synchronisation noch zusätzlich getrübt, da besonders die Stimmlagen nicht immer mit den Stimmungslagen harmonieren wollten. Besonders der „Ghetto-Gangsta“-Zynismus der drei Bandenmitglieder ein Graus, das hatte schon etwas von einer Schmierenkomödie. Dafür halbwegs passend in den spannenden Szenen (womöglich hatte ich mich da aber auch schon an das unterirdische Niveau gewöhnt).
                          Darstellerisch gab es nur bedingten Anlass zur Meckerei, wobei man sich immer vor Augen halten muss, in einem B-Movie gelandet zu sein. Sicherlich wurden die Regieanweisungen soweit so gut erfüllt, das nicht immer sattelfeste Drehbuch und die wie gesagt schwache Synchronisation gereichten den Mimen aber meist nicht eben zum Vorteil. Die Hauptdarsteller Peter-Kaiser, Ramirez und Colceri zumindest ohne gröbere Schwächen, ebenso wie die drei „Gangstas“. Nathan Bexton überspielte in manchen Szenen ebenso wie Billy Morrison garstig, das passte leider nicht wirklich.
                          Fazit: Wieder ein schwacher Zombiestreifen mit dem Prädikat „Bemüht, aber glücklos“. Wobei ich jetzt nicht glaube, dass man mit mehr finanziellem Einsatz auch ein Mehr an Qualität herausholen hätte können, allein schon die eindimensionale und latent vorhersehbare Geschichte hatte nur wenig Potential. Eine Empfehlung möchte ich daher maximal für Trash- oder Genrefreunde aussprechen, allen anderen sei von dem Ding tunlichst abgeraten.

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                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Vorausschickend sei gesagt, dass ich die digital nachbearbeitete Version sah und diese auch kommentiere. Da ich nicht weiß, ob diese Fassung auch neu synchronisiert wurde, bewerte ich auch die Synchronisation nicht extra.
                            Der Fortsetzung von „Krieg der Sterne“ war anzumerken, dass es einen Vorgänger gab und eine weitere Fortsetzung geplant war. Der Film hatte keinen richtigen Beginn und kein eigentliches Ende, womit er seine Nebenteile zwar gut ergänzt, für sich allein genommen von Seiten der Handlung aber nicht so recht überzeugen kann. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die Sichtung ohne die Kenntnis der anderen Teile nur wenig Sinn macht. So werden die Handlung und die Entwicklung der Charaktere zwar einigermaßen stringent vorangetrieben, dennoch hatte ich nach dem Schauen das Gefühl, dass etwas fehlt.
                            Trotzdem kann die Optik und die Machart durchaus punkten, wenngleich ich nicht mit allen Darstellungen glücklich bin. Die Effekte natürlich auf allesamt hohem Niveau, schaffen eine nahezu perfekte Illusion. Seien es die Schwertkämpfe zwischen Vader und Luke oder auch die Schlachten im All, alles überzeugte und wirkte wie aus einem Guss. Auch die Selbstzweifel Lukes bei seiner Ausbildung rundeten seinen Charakter gut ab, er wirkte wie ein junger Mensch, der zwar hochmotiviert seine Aufgaben angeht, jedoch mit sich selbst zu kämpfen hat. Auch seine Weigerung, sich Vader anzuschließen wirkt eher wie die Trotzreaktion eines indoktrinierten Kindes als eine aus tiefster Überzeugung getroffene Entscheidung. Damit rundet Hamills Spiel die Befindlichkeiten seines Protagonisten wunderbar ab und lieferte eine fein abgestimmte und ausgewogene Leistung. Unpassend fand ich hingegen die sich anbahnende Liaison zwischen Lea und Han. Da wurde das machomäßige und überhebliche Gehabe Han´s derart übertrieben dargestellt, dass ein mir bisweilen die Zehennägel aufrollte. Womöglich war das den damaligen Zeiten geschuldet oder sollte eine humorige Note in die ansonsten dramatische Handlung bringen, das Verhalten Solo´s stieß bei mir aber nur auf wenig Gegenliebe. Auch die optische Umsetzung Yodas hatte Schwächen, da hatten die Puppenspieler manchmal kein gutes Händchen. Mitunter wirkte er wie ein philosophisches Teletubby, vor allem die Mundbewegungen im weiteren Verlauf ein Graus. Da hätte man bei der digitalen Nachbearbeitung doch reagieren und per CGI nachbessern können.
                            Fazit: Hat ähnliche Probleme wie der Mittelteil des „Hobbit“ oder die „Zwei Türme“ der Jackson-Trilogie, wenn auch nicht so stark ausgeprägt. Ein Film ohne Anfang und Ende, wie gesagt sinnlos ohne die anderen Teile. Trotzdem hatte auch dieser Teil seine Stärken, eingepflegt in Vorgänger und Nachfolger entfaltet er durch seine gute Optik und ansprechende Figurenzeichnung eine soweit positive Atmosphäre. Kleine Schwächen lassen ihn gegenüber dem Vorgänger leicht abfallen, eine solide sechseinhalb hat er sich aber redlich verdient.

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                              Nospheratu99 28.01.2019, 09:12 Geändert 28.01.2019, 10:44

                              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                              Optisch ansprechender Hexenhorror. Rob Zombie inszeniert dabei wie man ihn kennt, versucht sich diesmal am Salemer Hexenprozess. Die auf wahren Begebenheiten fußende Handlung stellt damit einen weiteren Beitrag zu diesem Thema dar, an dem sich schon viele andere Künstler versucht hatten.
                              Und es sollte nicht die schlechteste Bearbeitung sein. Natürlich sucht man die tiefgründige Charakterisierung der Protagonisten in diesem Streifen vergeblich, Zombie arbeitete in gewohnter Manier hauptsächlich mit teils verstörenden, teils ätherisch schönen optischen Eindrücken. Über seine Figuren verrät er uns nur das für das Verständnis der Handlung Notwendigste, echte Empathie stellte sich daher nicht ein. Zombie bediente sich durch die Bank an Stereotypen, die zwar halbwegs zum Geschehen passen wollten, jedoch von Oberflächlichkeit geprägt waren. Warum man die Afroamerikaner beispielsweise gerne als triebhafte Selbstparodien darstellt, erschließt sich mir nicht so richtig - aber das sind wohl jene Amerikanismen, mit denen man als Mitteleuropäer ein gewisses Verständnisproblem hat.
                              Dafür bekam man eine Menge an fast schon Arthaus-artigen Gruselsequenzen vorgesetzt, die in ihrer Gesamtheit schon einigermaßen punkten konnten. Zombie zeigt wieder ein gutes Gespür für Stimmungen und einen stilsicheren Umgang mit spiritueller Atmosphäre. Und selbst wenn manche Szenen wie aus einem Musikvideo daherkamen, so wirkten allein diese schon recht gut. Da wurde Sheri Moon als eine Art Höllenmadonna auf einem Berg Leichen inszeniert, oder ausgemergelte Frauenkörper als Symbol für die weibliche Unterdrückung ins Bild gerückt. Mit Plastikpenissen onanierende, gesichtslose Götzendiener durften dabei ebenso nicht fehlen wie ein grotesk verformter Satan oder neugeborene wirre Fleischklumpen, die als „Erlöser“ angebetet wurden.
                              Überhaupt wirkte der ganze Film ein wenig wie aus der Zeit gefallen und erinnerte eher an den Hexengrusel der siebziger Jahre, wo viel mit Grenzüberschreitungen in Form von nackter Haut und Sexualität gespielt wurde. Zombie bedient sich leidenschaftlich an ebenjenen Elementen, die zwar damals für Skandale sorgten, heutzutage aber kaum noch aufregen. Interessant auch die Aufarbeitung des Geschlechterkonflikts: Zombie gibt sich hier durchaus versöhnlich, indem er die Rettungsversuche an Heidi allesamt von Männern durchführen lässt. So gesehen inszeniert er die Männer als das neue schwache Geschlecht, deren Versuche allesamt als nur mit wenig Nachdruck und letztlich ineffizient ausgeführt gezeigt wurden.
                              Beim Ensemble schart Zombie wieder seinen illustren Kreis an Darstellern um sich. Meg Foster als Oberhexe hatte dabei ebenso wenig Probleme mit ihrer Rolle wie Bruce Davison und Sheri Moon. Ein deutlich erschlankter Ken Foree fiel seiner geringen Präsenz etwas zum Opfer, hatte aber seine guten Momente. Die kurzen Auftritte von Sid Haig und Michael Berryman habe ich wohl übersehen, dafür Billy Drago gut im Bild.
                              Fazit: Ein optisch opulenter und einigermaßen wuchtiger Streifen, der inhaltlich zwar nur Schonkost liefert, mit einer guten Atmosphäre aber ebenso punkten kann wie durch das fast schon lustvolle Spiel mit den Horror-Klischees der siebziger Jahre. Muss man natürlich mögen um es gut zu finden - für mich hat es ganz gut gepasst, jedenfalls haben mich die fünf Euronen, die ich für die aus dem Wühltisch gezogene Blue Ray berappt habe, nicht gereut.

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                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                Grundsätzlich gut angetragene, wenngleich durch die Klischeehaftigkeit und fehlende Tiefe letztendlich nur durchschnittliche Charakterstudie. Die Wandlung unseres guten Henrys von Saulus zum Paulus erfolgte in behäbigen Schritten und konnte mit seinem eher uninspiriert wirkenden Drehbuch leider nur bedingt punkten. Warum Nichols und Abraham die Klischeelinie so konsequent befuhren weiß ich nicht, etwas mehr Auseinandersetzung mit dem Thema hätte dem Streifen jedenfalls nicht geschadet. Und so blieben die Figuren seltsam stereotyp und blass, was die wie ich finde an sich gute Machart und die gekonnt aufgebaute Atmosphäre leider nicht so recht zur Entfaltung bringen ließ. Henry lavierte sich zwar halbwegs glaubwürdig durch seine Rekonvaleszenz und die Rückkehr ins Leben, schob aber immer eine eigenartige Distanz vor sich her, womit ich mir mit der Empathie ihm gegenüber etwas schwertat. Dabei störten die launigen Einschübe sogar weniger als die fehlende Tiefe, womit die Chance auf einen wirklich guten Streifen leichtfertig vertan wurde. Das Thema hätte ja durchaus Potential gehabt, für mich scheiterte das Ding an der zu seichten Herangehensweise und der Oberflächlichkeit. Handwerklich hatte Nichols seine Hausaufgaben zwar gemacht und brachte feine Kulissen und ansprechende Settings auf die Leinwand, enttäusche jedoch bei der Ausarbeitung der Charaktere. Warum Nichols so sehr auf vordergründig dramatische oder launige Effekte setzt und sich dabei so wenig um seinen Henry schert, weiß wohl nur er, da hätte man einiges anders/besser machen können.
                                Dabei legten sich die Mimen durchaus ins Zeug. Harrison Ford hatte, flankiert von einer groß aufspielenden Anette Benning, wirklich ansprechende Szenen und lieferte einen erstaunlich runden und ruhigen Part ab. Da war nichts zu sehen vom einstigen Actionhelden, er lieferte eine wirklich gute Performance und Talentprobe. Die kleineren Rollen fielen dem schwachen Drehbuch leider fast ausschließlich zum Opfer, lediglich Elizabeth Wilson hatte einige positive Auftritte. Die Synchronisation ebenso erstklassig wie die Darsteller.
                                Fazit: Ein gutes Thema scheiterte an einem schwachen Drehbuch und einer pomadigen Inszenierung. Dabei wurde leider viel Potential verschenkt, womöglich hatten die Produzenten zu wenig Mut sich weiter aus dem Fenster zu lehnen. Damit geriet der Streifen ein wenig Richtung Popcorn-Kino, was diesem unter dem Strich leider nicht guttat. Eine Empfehlung möchte ich daher nur mit einigem Vorbehalt aussprechen.

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                                • 3 .5

                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                  Laue Geschichte mit visuellem Bombast. Die Anleihen an das Hollywood-Abenteuer-Kino der Neunziger- und Nullerjahre waren unverkennbar, der Streifen kam nahezu als Tomb-Raider-Remake daher. Mit Shu Qui wurde sogar eine Darstellerin mit einer frappierenden optischen Ähnlichkeit zu Angelina Jolie gecastet, was womöglich nicht gewollt war, aber zumindest auffällig. Die eingebrachten Horror-Motive mit den Zombies konnten zwar zumindest teilweise für Überraschung und Spannung sorgen, versagten in weiterer Folge aber ebenso wie die blassen und nur wenig sympathischen Protagonisten. Hatten diese zu Anfang mit ihren Alltagsproblemen zwar noch halbwegs Kontur, gerieten sie im Laufe der Handlung zu reinen Hüpfmännchen, deren Treiben man mit einer Mischung aus Belustigung und Langeweile verfolgte.
                                  Ansonsten gab es jede Menge CGI-Bilder, die zwar ansprechend auf den Schirm gebracht wurden, wegen ihres inflationären Einsatzes im Laufe der Geschichte jedoch starke Abnützungserscheinungen zeigten. Der Handlungsfaden gestaltete sich leider reichlich dünn und schien lediglich als Vorwand für die Actionszenen herhalten zu müssen. Diese wurden besonders im letzten Drittel derart ausufernd zelebriert, dass mich der Streifen da ziemlich verlor und ich den Sender wechselte. Zudem wurden auch die Motive der „Bösen“ nicht so recht erklärt, eine lapidare Allmachtsfantasie musste für dafür genügen.
                                  Die Darsteller hatten ebenfalls kein gutes Händchen für ihre Figuren und überspielten derart, dass es fast schon über die Grenze der unfreiwilligen Komik hinausging und stellenweise peinlich wirkte. Womöglich ist das die Art der asiatischen humorigen Darstellung, jedoch habe ich schon einige andere Streifen aus diesem Raum gesehen, die eine solche Übertreibung nicht zeigten. Warum man hier derart über das Ziel hinausschoss ist mir ein Rätsel, zumal dieses Agieren wegen seiner Permanenz durchaus gewollt zu sein schien. Die Figuren hatten alle ein derart aufdringliches Gehabe, dass es den Streifen in keine gute Richtung führte und in dieser Hinsicht eher kontraproduktiv war.
                                  Fazit: Ein hübsch verpacktes Nichts. Einzig die computergenerierten Bilder konnten stellenweise überzeugen, ansonsten hatte der Streifen leider nur wenig zu bieten. Dabei schien aufwändig und hochwertig produziert worden zu sein, leider überwogen jedoch die Schwächen. All jenes, was ich schon an „Tomb Raider“ nicht mochte, wurde hier verstärkt und damit stürzte der Streifen bei mir so ziemlich ab. Eine Empfehlung möchte ich definitiv nicht aussprechen.

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                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                    Optisch ansprechender, unter dem Strich jedoch eher durchschnittlicher Selbstfindungs-Trip. Visuell mochte mir der Streifen eigentlich fast durchgehend gefallen, Fabienne Berthaud hat ein gutes Gespür für Stimmungen und die dazu passenden Bilder. Vor allem die Settings hatte sie gut ausgesucht - erst das heruntergekommene Strand-Kaff als Symbol für die zu Ende gehende Ehe, dann mit Las Vegas der Aufbruch in eine neue, bunte und glitzernde Welt (die sich letzten Endes jedoch nicht als solche herausstellt, wie in der Stadt ist auch der Aufbruch mehr Schein als Sein) und letzten Endes die raue Schönheit der Wüstenlandschaft, die das Ankommen in einem ebenso rauen, aber selbstbestimmten Leben darstellt.
                                    Trotz des eher gemächlichen Erzählstils und der eigentlich banalen Handlung hatte der Streifen also schon etwas zu bieten. Besonders die ruhige Dramaturgie war auffällig und auch die Nachvollziehbarkeit der Motive und Handlungen der Protagonisten konnte einen gewissen Realismus aus dem Hut zaubern, den man in so einer Produktion nicht unbedingt zu finden erwartet. Dennoch gerieten einige Passagen zäh und langatmig, da trat der Streifen auf der Stelle und zeigte einem lediglich die bereits hinreichend bekannten Stimmungslagen. Berthaud versuchte jene etwas schwächelnden Passagen wohl mit einigen eher aufgesetzt wirkenden Szenen (wie etwa der Schlägerei in der Bar) künstlich aufzupeppen, allein es blieb beim Versuch. Und so mäanderte sie ihre Geschichte mit mal besseren, mal weniger guten Passagen durch die Laufzeit bis zum erwartbaren Ende.
                                    Die Mimen fanden sich gut in ihre Protagonisten ein und hatten keine größeren Probleme mit den Charakterdarstellungen. Kruger verkörperte ihre leicht stereotyp angehauchte Lebens-Neuanfängerin ebenso gut wie Reedus seinen einsamen Schweiger (sogar noch stärkerer Stereotyp). Das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern erfreute mich ebenso wie der gute Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern, die ohne Kitsch und vorurteilsfrei gezeigt und dargestellt wurden.
                                    Fazit: Ein netter und angenehmer Film, der handwerklich überzeugt, niemanden weh tut und getragen von einer guten Optik auch über die meisten Laufzeit zu gefallen weiß. Damit spielt er seine Stärken zwar ganz gut aus, bleibt aber in letzter Konstanz relativ belanglos und oberflächlich. Der Versuch Tiefe zu erreichen war erkennbar, dennoch lief einfach zu viel ins Leere um mich wirklich zu erreichen. Dennoch ein grundsolider Streifen, von dem ich eigentlich nicht abraten möchte. In die DVD werde ich aber wohl nicht extra investieren, wenngleich ich denke, dass er latent Gefahr läuft, in der Versenkung zu verschwinden (bzw. je nach Geschmack zum Geheimtipp zu avancieren).

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                                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                      Fehlender Bezug auf allen Ebenen. Obwohl der Ansatz der Screwball-Komödie erkennbar war, hatten die Figuren jedoch kaum Potential, das Zwerchfell nachhaltig in Bewegung zu versetzen. Grundsätzlich lebt eine Komödie unter anderem von der Übertreibung, hier übertreibt es Smith aber mit der Übertreibung derart, dass keine launige Stimmung aufkommen will. Diese schon fast ins Manische reichende Überspitzung der Charaktere verfehlte genau deswegen ihre Wirkung völlig und kam als durchgehend hanebüchen und dummdreist daher. Dazu gesellten sich de facto sinnlose Dialoge und dämliche Kalauer, die meinen Geschmack nicht einmal in groben Zügen trafen. Und so rumpelte der Streifen durch die Laufzeit, bis ich etwa in Minute vierzig beschlossen habe, dass das Leben zu kurz für so einen Schwachsinn ist und das Handtuch warf.
                                      So gesehen möchte ich auch die Leistung der Mimen nicht näher besprechen, an diesem Drehbuch kann man meiner Ansicht nach eigentlich nur scheitern. Möglicherweise wurden die Regieanweisungen so weit so gut befolgt und das Beste aus dem Skript herausgeholt, was aber für mich nicht erkennbar war.
                                      Conclusio: Für mich ein klassischer Finger-weg-Film, verschwendete Lebenszeit. Allein die Synchronisation konnte halbwegs punkten, dafür und für die passende Songauswahl des Soundtracks vergebe ich den halben Punkt. Der Rest hat mich überhaupt nicht angesprochen, weder der Humor noch die Geschichte kitzelten meine Geschmacksknospen.

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                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Durchwachsene Biografie. Obwohl der Streifen dem olympischen Grundgedanken einigermaßen huldigt und auch sonst den einen oder anderen Sympathie-Bonus sammeln kann, hat er mich unter dem Strich nicht wirklich begeistert. Es ist am ehesten die Figur des Michael „Eddie“ Edwards, die mir nicht gefallen hat. Möglicherweise bestehen in der Charakterisierung gewisse Ähnlichkeiten, dennoch wirkt Eddie in den meisten Szenen wie ein Dorfdepp, der bereit ist für seine fünf Minuten Ruhm Leib und Leben zu riskieren. Damit hebt er sich nicht wirklich von all den Jackass-Typen und Youtube-„Helden“ ab, die für ein paar Klicks waghalsige Stunts aufführen, etwa in leere Schwimmbecken springen, sich Zitrone in die Augen träufeln oder sich mit entblößtem Hinterteil über eine Bahn Schleifpapier ziehen lassen. Kindertraum hin oder her, letzten Endes geht es um die Geltungssucht eines ansonsten in der Masse verschwindenden Kleinbürgers. Dass die olympischen Teilnahme-Regeln in GBR nach seinem Auftritt geändert wurden, wundert mich nicht. Das Komitee wollte wohl ähnliche Auftritte für die Zukunft verhindern.
                                        Die Darstellung Egertons jedenfalls geht in Richtung Verballhornung, wie er mit enthusiastisch vorgerecktem Kinn und den herabgezogenen Mundwinkeln durch das Bild stapft, ja da wirkt er doch sehr einfach gestrickt. Und dann noch diese Monsterbrille, da war die Lachnummer dann perfekt. Seine Figur wirkte wie durch den Matsch gezogen und der Lächerlichkeit preisgegeben, was womöglich die historischen Tatsachen halbwegs richtig widerspiegelt, im Film aber relativ schlimm wirkte. Ich hatte eigentlich den ganzen Streifen über fast Mitleid mit Eddie, den sein Antrieb nach Aufmerksamkeit leider einiges kostet.
                                        Wenn ich mir im Vergleich dazu etwa „Cool Runnings“ in Erinnerung rufe (der ja zur selben Zeit spielt), dann finde ich diesen wesentlich lustiger, was jedoch erreicht wird ohne die Protagonisten in dieser Art vorzuführen und letztlich als Pausenclowns abzuqualifizieren. „Cool Runnings“ wirkt um einiges leichtfüßiger und charmanter als „Eddie The Eagle“, selbst wenn das Team ähnlich viele Rückschläge hinnehmen musste wie unser guter Eddie.
                                        Die Mimen taten den von ihnen geforderten Dienst, das wacklige Endergebnis konnten sie aber ebenso wenig verhindern wie das an sich solide Drehbuch. Egerton und Jackman harmonierten soweit passabel vor der Kamera und auch sonst hatte ich mir kaum einer Darstellung ein Problem.
                                        Der einzige und massivste Kritikpunkt war Fletchers Regie, warum er Eddie derart einfach gestrickt und mit fast schon mitleidserregender Dummheit darstellen ließ, erschließt sich mir nicht wirklich. Mitunter hatte ich den Eindruck einer fast schon gewollten Dekonstruktion, was das Seherlebnis nachhaltig schmälerte.
                                        Fazit: Womöglich ein klassisches „gut gemeintes“ Biopic, das seinen Helden letzten Endes in keinem guten Licht dastehen lässt. Ich hatte kaum einen Draht zu Edwards, das häufigste in mir ausgelöste Gefühl war Mitleid. Damit habe ich mit diesem Streifen trotz seiner an sich guten Produktion so meine Probleme und vergebe mal eine vier.
                                        PS. Ist man in Calgary wirklich schon im V-Stil gesprungen? Wenn ich in meinen dunklen Erinnerungen krame, so meine ich, dass der erst später gekommen ist.

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                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          Grundsolide Mystery vom Horror-König. Auch wenn die ruhige Inszenierung den Spannungsaufbau eher gemächlich betreibt, kann der Streifen durch seine von Beginn weg gute Atmosphäre und die an Hitchcock erinnernde Machart durchaus unterhalten. Vorweg muss ich sagen, dass ich die Novelle gelesen hatte, der Schlussgag für mich also keine so große Überraschung darstellte. Trotzdem wollte mir das Gebotene durchaus gefallen, vor allem das visuell gut gestaltete Setting und die fein ausgearbeiteten Charaktere nahmen viel von Kings Erzählung in die Produktion hinein und das tat dem Film sichtlich gut. Dazwischen immer wieder hervorragende Szenen, die auch in qualitativ höherwertigen Produktionen gute Figur gemacht hätten (etwa die Traumsequenz mit dem Fallen aus großer Höhe, oder die Schlusssequenz, als sich Mort der identen Persönlichkeit bewusst wird). Koepp scheut auch nicht davor zurück, Anleihen von anderen Künstlern zu nehmen, was aber nicht als Plagiat daherkommt sondern im Gegenteil gut zur Handlung passen will. Und so hat die Darbietung durchaus Potential für mehrfache Sichtungen, allein schon die eingefangenen Stimmungen und das gute Spiel der Darsteller qualifiziert den Film für eine hohe Bewertung. Dazu kommt, dass ich für das Thema Film im Film durchaus empfänglich bin und die Geschichte allein schon dadurch ein gutes Standing bei mir hat.
                                          Beim Cast hatte sich Koepp nicht lumpen lassen und bis in die Nebenrollen bekannte Darsteller verpflichtet. Timothy Hutton kenne ich eher als Schauspieler aus der zweiten Reihe, der hier jedoch ebenso gut ablieferte wie Maria Bello. Johnny Depp wie immer eine Klasse für sich, der beherrscht dieses fein nuancierte Spiel perfekt. Da reicht oft schon ein Blick oder eine Geste, die seine Mimik und Körperhaltung bestens unterstreicht. John Turturro, seit jeher offenbar auf schräge Typen abonniert, bringt seine Stärken ebenso gut in Stellung wie Charles Dutton.
                                          Gefallen hat mir auch die Musik, wobei ich hier nicht ganz unparteiisch bin. An dieser Stelle möchte ich mich als Philip-Glass-Fan outen und jedem Leser das Tirol Konzert für Piano und Klavier ans Herz legen. https://www.youtube.com/watch?v=LBNyieQkYoA
                                          Conclusio: Ein ansprechendes Mystery-Stück wurde gut verfilmt. Nach vielen eher schwachen King-Verfilmungen ist dieser Streifen nahezu eine Wohltat, einerseits weil er eine hohe Werkstreue zeigt, andererseits auch die Befindlichkeiten des Anti-Helden gut kolportiert. Die Empfehlung ist daher nur mehr Formsache und auch die sieben Punkte halte ich für angemessen.

                                          5
                                          • 5 .5
                                            Nospheratu99 20.01.2019, 15:45 Geändert 20.01.2019, 15:47

                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                            Gelungener TV-Krimi. Mit den anfänglichen Rückblenden hatte Autorin Elisabeth Herrmann einen guten Riecher für den spontanen Aufbau von Spannung, man musste zu Anfang erst die losen Fäden gedanklich verknüpfen. Damit kam ich ganz gut in der Geschichte an und hatte sofort eine gedankliche Aufgabe. Ansonsten hielt sich Herrmann an alle Genrekonventionen und auch Josef Rusnaks hauptabendgerechte Inszenierung erfand das Rad nicht neu. Das kann man jetzt als gut oder schlecht erachten, mir persönlich hätte man hier ruhig stärker in die Vollen greifen können. Auf ausufernde Gewalt oder ausgewalzte Actionszenen wurde vollständig verzichtet, auch das kann man je nach Geschmack natürlich auch so oder so sehen. Trotzdem hielten die feine Optik und die ansprechende Atmosphäre den Streifen lange Zeit gut auf Kurs, weder Herrmann noch Rusnak wollten irgendwelche Risiken eingehen und brachten den Film letztlich auch gut über die Ziellinie. Damit geriet der Streifen zwar ein wenig in Richtung Einheitsbrei, konnte durch eine interessante Geschichte und passende Darsteller jedoch durchaus punkten. Auch die schlussendliche Wendung durfte natürlich nicht fehlen und selbst wenn diese als ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirkte, verfehlte sie ihre Wirkung nicht.
                                            Jan Josef Liefers mimte den investigativen Anwalt recht ordentlich und auch wenn er durch seine Leistung wohl nicht in die Gefahr einer Oskar-Nominierung kommen wird, so hatte er seine Figur meist im Griff. Manchmal war ihm jedoch anzusehen, dass sein Fach eher die launige Unterhaltung ist, da bot er eben jene unterschwellige Komik, für die er zwar bekannt ist, welche in diesen Fall aber nicht so recht passen wollte. Frau Müller hingegen manchmal etwas zu überdramatisch, was man allerdings auch als Charaktereigenschaft ihrer Protagonistin auslegen könnte. Das Wiedersehen mit Thomas Heinze erfreute mich ebenso wie der gelungene Auftritt von Friedrich Liechtenstein.
                                            Bei dieser Gelegenheit möchte ich ein Sonderlob für die Musikauswahl aussprechen – mit diesen jazzigen Klängen wurden besonders die in den USA spielenden Szenen bestens untermalt und das hob die Atmosphäre deutlich an.
                                            Fazit: Für einmal Schauen durchaus empfehlenswert, in seiner Gesamtheit jedoch nichts für die Geschichtsbücher. Zu sehr wurde auf die Mainstream-Tauglichkeit geachtet um ihn wirklich aus der Masse von vielen anderen TV-Krimis herausragen zu lassen. Die hauptabendgerechte Machart lieferte zwar gute Schauwerte und eine nicht unspannende Geschichte, blieb unter dem Strich aber zu brav und bieder um eine hohe Bewertung rechtfertigen zu können.

                                            6
                                            • 4
                                              • 6 .5
                                                Nospheratu99 18.01.2019, 08:14 Geändert 18.01.2019, 13:37

                                                Den ganzen Film über habe ich mich gefragt, was wohl mit Homer und seinem Forscherdrang heutzutage in Mitteleuropa passieren würde. Vermutlich wäre er erst zum Psychologen geschickt worden und später in den Jugendknast gewandert. Womöglich ist die Darstellung seiner Experimente hier übertrieben, in unseren Breiten und heutzutage hätte er wohl ein trauriges Schicksal erlitten und wäre keinesfalls in diese Position gekommen, die er in den Staaten erreicht hat. Die gemeinhin als „Schule“ bezeichnete Talentvernichtungsmaschinerie würde sich wohl an ihm so lange austoben, bis jeder Funke Hoffnung und Motivation in ihm erloschen ist.
                                                Ansonsten sah ich eine gute Inszenierung mit einer durchgehend ansprechenden Atmosphäre, feine Darstellerleistungen und eine warmherzige Geschichte. Jake Gylenhaal und Laura Dern mag ich gerne, aber auch Cooper, Owen, Scott und Lindberg hatten ihre Momente.
                                                Alles in allem eine feine Biografie, die ich durchaus empfehlen kann.

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                                                • 4

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                  Hat mich trotz guter Inszenierung und passabler Mimen leider nicht wirklich angesprochen. Es ist eine relativ langatmig vorgetragene Liebesgeschichte, die eigentlich fast ausschließlich emotional verkrüppelte Menschen zeigt. Jeder schleppt sein Päckchen mit sich herum und sich selbst durch ein düsteres, dreckiges Leben in prekären Verhältnissen und grindiger Umgebung. Dazu gerieten weder Johnny noch Frankie für mich zu Sympathieträgern, wodurch mir das Schicksal der beiden ziemlich egal war und ich auch Johnnys Hartnäckigkeit nicht so recht nachvollziehen konnte. Der neunmalkluge Knastie mit dem Stalker-Syndrom hatte für mich ebenso wenig Potential wie die frigide Frau Rühr-mich-nicht-an. Klar, sie ist arm, hatte ein schweres Schicksal und ihr Vertrauen in die Männerwelt ist von engen Grenzen umschlossen. Das erklärt ihr Herumeiern natürlich einigermaßen, macht es in letzter Konsequenz aber nicht besser. Dass sich Johnny mit dieser relativ verbissenen, fast schon an Stalking grenzenden Werbung um sie selber keinen Gefallen tut, weiß er wohl nicht. Trotz des leicht positiven Endes sehe ich ehrlich gesagt kaum eine Zukunft für die beiden, schon gar nicht in dieser unwirtlichen Umgebung.
                                                  Das ist ja das Nächste, das mir nicht gefallen hat. Gibt es solche Gegenden wirklich? Ich hatte ständig das Gefühl, das sich der ganze Film in einer Art Kloake abspielt, die Gebäude wirken samt und sonders schmutzig, abgewohnt und teilweise sogar abrissreif. Die Wohnungen und auch das Lokal wirkten ebenso schmuddelig und nur wenig anheimelnd. Bewohnt von gesellschaftlichem Randfiguren, die zwar menschlich jetzt nicht verdammenswert erscheinen und untereinander eine gewisse Loyalität zeigen, in dieser Umgebung aber persönlich und auch emotional einem latenten Abstumpfungsprozess unterworfen sind. Warum sich Marshall eine derart triste und trostlose Umgebung erdacht hat, weiß wohl nur er. Womöglich lag es ja auch in seiner Absicht, die Charaktere so abgestumpft und fast schon lethargisch in ihrem Elend zu zeigen, sodass die Liebe unter diesen Umständen wie eine Blume in der Wüste wirken mag.
                                                  Wie auch immer - die Produktion machte zwar einen erstklassigen Eindruck, blieb jedoch wegen der fast schon erbärmlichen Optik ebenso wirkungslos wie die eigentlich guten Leistungen von Pacino und Pfeiffer. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht das richtige Zielpublikum für diese Art von Film, womit die ganze Darbietung einfach spurlos an mir vorübergezogen ist. Freunde des Genres werden wohl sicherlich mehr Freude an dem Streifen haben als ich. So gesehen schlage ich ihn mit meiner vier wahrscheinlich deutlich unter Wert, eine höhere Wertung lässt das mangelnde Seherlebnis jedoch leider nicht zu.

                                                  5
                                                  • 7 .5
                                                    Nospheratu99 16.01.2019, 07:45 Geändert 16.01.2019, 07:45

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Der alternative Superhelden-Film. Schon ganz zu Anfang war klar, dass dieser Streifen so rein gar nichts mit Marvel & Co zu tun hat, eigentlich erscheint er durch seine entschleunigte Machart das ganz andere Ende der Helden-Skala zu sein. Damit repräsentiert er ebenso wie seine beiden Hauptprotagonisten Dunn und Price einen filmischen Gegenentwurf, quasi ein Helden-Negativ zu den bekannten Filmen.
                                                    Dunn wirkt keinesfalls wie ein Superheld, er sieht nicht so aus wie einer und handelt anfangs auch nicht so. Anders als in herkömmlichen Heldenepen stehen hier nicht die Taten Dunns, sondern der Mensch im Vordergrund, der mit allen seinen inneren Konflikten und persönlichen Befindlichkeiten gezeigt wird. Shyamalan beweist hier ein gutes Gespür für seine Heldenfiguren (auch für den Antagonisten) und deren Umfeld, damit gewinnen beide ungemein und werden zu plausiblen Charakteren. Davids Distanz zu seiner Frau etwa resultiert aus einer tiefen Unzufriedenheit heraus, die Menschen befällt, die meinen, ihren Platz im Leben nicht gefunden zu haben. Er kann sich ihr nicht anvertrauen, da sie ihm in dieser Situation ohnehin nicht helfen kann. Er kapselt sich ab und die Ehe droht daran zu zerbrechen. Je mehr er sich seiner Fähigkeiten bewusst wird, desto mehr kann er auch wieder auf sie zugehen und auch seine Ehe damit quasi „unzerbrechlich“ machen. Das Innere dringt nach außen und so wie das Äußere immer ein Spiegelbild des menschlichen Innenlebens darstellt, ändert sich auch Dunns Bezug zu seinem persönlichen Umfeld. Aber auch die Motive Price´s aus seiner Sicht nachvollziehbar, wenn auch mit fragwürdiger Argumetation. Hier heiligt der Zweck keinesfalls die Mittel.
                                                    Shyamalans Inszenierung stellte sich mit seiner an Behäbigkeit grenzenden Ruhe ebenfalls diametral gegen andere Superhelden-Filme. Wer epische Kämpfe, wuchtige Detonationen und massive Zerstörung sucht, wird in diesem Streifen ebenso wenig fündig werden wie wenn er bei Marvel Tiefgründigkeit und charakterliche Entwicklung suchen würde. Shyamalan ließ Willis lange, stumme Blicke durch die Szenerien werfen, minutenlange Diskussionen mit Jackson führen und sogar die körperliche Auseinandersetzung mit dem Serienkiller wirkte wie in Zeitlupe gefilmt. Trotzdem erschien kaum eine Szene langweilig oder lau, getragen von einer dichten Atmosphäre hatte sogar die maskenhafte Mimik Willis eine ungemeine Wirkung. Der beruhigende Regen tat sein Übriges und ließ den Ruhepuls in schon fast lebensbedrohliche Tiefen absinken. Die ständige Bezugnahme auf die Comics konterkarierte die bedächtigen Bilder ebenfalls recht gut und obwohl der stereotype Grundsatz des Konflikts zwischen Gut und Böse aus diesen entliehen wurde, hatten die Figuren nur wenig Ähnlichkeit mit Comichelden.
                                                    Mit Willis und Jackson hatte Shyamalan die richtigen Typen für seine Figuren gefunden. Willis hatte mit dem introvertierten Schweiger auf mich eine ebenso große Wirkung wie Jackson mit dem intelligenten Widerpart. Alle anderen mit zu kleinen Rollen um eine nähre Betrachtung zu rechtfertigen.
                                                    Fazit: Ein Streifen, den ich wegen seiner Frische und seiner tollen Atmosphäre wirklich empfehlen kann. Trotz der langsamen Erzählweise blieb mein Interesse an der Handlung und den beiden Protagonisten eigentlich immer hoch. Bei mehrfachen Sichtungen könnte es zu Längen kommen, daher werde ich es bei der einen wohl belassen. Trotzdem bin ich über die eine Sichtung sehr froh, hat sie mir doch das Tor zu einem Gegen-Entwurf der Heldengeschichten geöffnet, den ich bis dato für nicht möglich gehalten habe. Womöglich sind die stillen Helden einfach die größeren, weil sie sich für die Sache und nicht für die Publicity aufopfern.

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