Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 4 .5

    >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<
    Eigenartiger, aber nicht uninteressanter Film. Biografien sind ja immer so eine Sache, und speziell diese Persönlichkeit hat es besonders in sich. Die Umsetzung als Film Noir in schwarz-weiß war eine gute Entscheidung, das passt zum Thema und ich mag s/w grundsätzlich. Wenngleich die Geschichte bekannt ist, so verströmt der Film doch eine eigenartige und etwas morbide Faszination, insbesondere wenn man die Hintergründe und den weiteren Verlauf der Lebensgeschichte Jack Unterweges kennt. Die tragische und unglückliche Lebensgeschichte wird einerseits abstoßend, andererseits doch berührend dargestellt. Großes Lob an die Inszenierung, Willy Hengstler hat das recht gekonnt in Szene gesetzt. So ist zum Beispiel die Sequenz, in denen Jack seiner Chris den Kundenfang bei der Prostitution „lernt“, eindringlich und auf erschreckende Weise realistisch. Aber auch einige andere Passagen schlimm, diese führen den Zuseher nah an die Depression, damit ist die Jugendschutzfreigabe 12 nach meinem Dafürhalten eher zu niedrig angesetzt.
    Leider weist das Drehbuch mehrere schwache Passagen auf. Die Dialoge selbst mögen zwar authentisch sein, verfehlen ihre Wirkung mitunter jedoch leider sehr. Manches wirkt unausgegoren und holprig, das verhagelt die Stimmung dann doch etwas. Ein erfahrenerer Drehbuchschreiber wäre hier sicherlich hilfreich gewesen.
    Die Darsteller in weiterer Folge daher nicht immer sattelfest, manche hatten ihre liebe Not mit dem bisweilen recht schwachen Machwerk. Besonders Jürgen Goslar überspielt den brutalen und unguten Großvater ziemlich, das kam zu Anfang zwar recht gut an, mit Fortdauer des Film störte das aber ziemlich. Bobby Prem dafür überzeugend, der hat mir eigentlich in jeder Phase gefallen. Ingrid Ettlmayer und Jeanette Mühlmann beide solide und überzeugend. Aber besonders die Nebenrollen nicht passend besetzt, zB. die beiden Polizisten/Gefängniswärter unterirdisch und zum Wegschauen, ein Augen- und Ohrengraus.
    Die schlechte Ton- und Bildqualität an sich ist überhaupt ein ziemlicher Minuspunkt, der nicht allein dem Erscheinungsjahr geschuldet ist, auch damals waren die technischen Möglichkeiten bereits vorhanden. Leider verleiht das dem Streifen etwas Billiges und B-Film-mäßiges, wertet die ganze Produktion damit leider etwas ab. Möglichweise hat man sich an den technischen Möglichkeiten der Zeit der Handlung orientiert (die Schriftart und die Musik sprechen dafür). Wahrscheinlich hat man aber einfach nur einem begrenzten Budget Rechnung getragen und aus der Not eine Tugend gemacht – wie auch immer, für mich passt das eigentlich nicht so richtig.
    Fazit: Ein ungewöhnlicher Film, der nur von gefestigten Persönlichkeiten gesehen werden sollte, ein labiler Charakter könnte sich der Suizidgefahr aussetzen. Film-Noir-Fans jedoch werden ihre Freude an dem Streifen haben, das ist Depression in Reinkultur – aber gut, die Reise ins Zuchthaus ist nun mal kein Traumschiff-Trip. Ich kann ihn wegen der oben beschriebenen Schwächen jedoch nur mit Vorbehalt empfehlen, die von mir vorgenommene Benotung ist eher freundlich. Mit weniger Bezug zum Thema und ohne der speziellen Umsetzung wäre es wohl nur eine zwei oder drei geworden.

    • 6 .5

      >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<<
      Gelungener Okkult-Mystery-Thriller, der auf biblischen Prophezeiungen basiert. Inwiefern sich die Macher an die Vorlagen der Bibel gehalten haben, kann ich als bekennender Atheist natürlich nicht sagen, der Stoff wurde aber ansprechend präsentiert und hat mich über die ganzen 97 Minuten bei Laune gehalten. Längen sind mir auch nach der mittlerweile dritten Sichtung jedenfalls keine aufgefallen.
      Und das, obwohl der Plot keine wie immer gearteten Action- oder Ekel-Szenen beinhaltet und sich somit wohltuend von so manchem Genre-Kollegen abhebt.
      Dabei ist das Drehbuch keineswegs fehlerlos, ein paar Logikschwächen und der ein oder andere etwas holprige Dialog sind mir das schon aufgefallen. Dies tut aber der Spannung keinen Abbruch, die solide Inszenierung macht da einiges wett. Als sehr positiv empfand ich auch die Szenen gegen Ende, das war weder mit dem üblichen Hollywood-Schmalz, noch mit überbordender Action versehen. Das passt für mich so wie es ist.
      Die bisweilen überscharf gezeichneten Charaktere brachten Leben in verstaubt wirkende historische Ereignisse und fügten sich gut in die Handlung der Jetzt-Zeit ein. Der Plot jedenfalls interessant und Neugierde erweckend, das ganze Thema hat dieses gewisse Etwas – was auch ein gewisser Dan Brown ein paar Jahre später erkannt hat. Ich denke, auch Filme wie zB.„Der Exorzist“ oder „Stigmata“, die ja auch auf ähnlichen Grundsätzen fußen, haben ihren Erfolg zumindest teilweise darin begründet. Auch Nicht-Gläubige scheint dieses Kirchen-Thema durchaus zu fesseln - woran es liegt, kann ich im Detail nicht sagen. Es ist wohl eine gewisse Faszination am Übernatürlichen und Spirituellen, gemischt mit einer Portion Neugierde - und ja, sicher auch Sensationslust.
      Doch zurück zum Film und seinen Darstellern: Diese boten Licht und Schatten, nicht jeder hat mich überzeugt. Am wenigsten hat mir Michael Bien gefallen, der wirkte eigentlich in fast allen Szenen hölzern und aufgesetzt, die Action-Rollen scheinen ihm mehr zu liegen. Peter Friedmann solide, wenn auch in einigen Szenen mit Schwächen, hatte offensichtliche Probleme, das mitunter schwergängige Drehbuch glaubhaft zu kolportieren. In den emotionalen Szenen aber solide und glaubhaft. Demi Moore perfekt, hat in so ziemlich jeder Szene geglänzt - ebenso wie Jürgen Prochnow, der den weichherzigen Untergangs-Botschafter wider Willen überzeugend darstellt. Meiner Meinung nach einer seiner besten Leistungen. Sehr gefallen hat mir auch John Taylor.
      Fazit: Ein durchaus empfehlenswerter Film, den man sich auch ein zweites mal ansehen kann. Der Plot bietet keine riesengroßen Überraschungen, ist aber wie gesagt allein schon von der Thematik und der Aufmachung her recht interessant. Mich hat das alles jedenfalls sehr angesprochen. Die zurückhaltende Benotung ist dem Drehbuch und den nicht immer sattelfesten Darstellern geschuldet.

      1
      • 7
        Nospheratu99 24.05.2016, 09:04 Geändert 24.05.2016, 09:05

        >>>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<
        Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung, doch nicht jede Veränderung ist positiv. So oder so ähnlich stellt sich mir die Grundaussage des Films dar, in der ein junger Banker ein schockierendes Erlebnis auf seine ganz spezielle Art verarbeitet.
        Frederik Feinermann ist stark traumatisiert, als einer seiner Bankkunden vor seinen Augen Selbstmord begeht. Als Grund nennt dieser finanzielle Probleme im Zusammenhang mit einem von Frederik vermitteltem Kredit. Auch die Witwe konfrontiert Frederik mit einem dementsprechenden Vorwurf. In einer Mischung aus Schock, Selbstvorwürfen und Zweifeln beginnt Frederik das seiner Meinung nach Richtige zu tun. Fühlt sich im System der Finanzwelt gefangen und möchte dieses auf der einen Seite schädigen, andererseits der Witwe als eine Art moderner Robin Hood helfen. Geht dabei Wege, die er besser nicht eingeschlagen hätte. Aber auch seine Exfreundin soll in Zuge seiner Lebensänderung und „Läuterung“ zurückgewonnen werden. Diese hatte ihn mit dem Hinweis auf eine zu starke Fokussierung auf die Karriere verlassen.
        Die Besinnung und die daraus resultierende Änderung des Lebensstils sind gute Mittel, um aus einer Krise gestärkt herauszukommen. Frederiks Änderung ist jedoch eine in die definitiv falsche Richtung, endet in einem Strudel aus Kriminalität und Gewalt. Anstatt sich professionelle Hilfe zu suchen, wird er kriminell und versucht so, seinen posttraumatischen Stress zu bewältigen. Das schlechte Ende war vorherzusehen, Frederik trifft es doch etwas überraschend.
        Die Inszenierung fand ich in Ordnung, der etwas durchwachsene Plot wurde ansprechend und mit recht guten Bildern präsentiert. Auch der Handlungsfaden entwickelt sich gut und soweit spannend, auch nach der mittlerweile dritten Sichtung fand ich keine Längen und fühlte mich immer noch recht gut unterhalten. Die ungewöhnlichen Charaktere wurden soweit gut gezeichnet, jeder hat sein spezielles und irgendwie auch nachvollziehbares Motiv für seine Handlungsweise.
        Die Darsteller haben mich auch durch die Bank überzeugt, es waren zwar keine oskarreifen Leistungen dabei, eklatante Schwachstellen sind mir aber auch keine aufgefallen. Jürgen Vogel in überzeugend einer für ihn ungewöhnlichen Rolle, bisher sah ich ihn eher aufgedrehte Typen darstellen. Fabian Hindrichs in eigentlich jeder Szene glaubwürdig, ebenso wie Nora von Waldstätten.
        Was mich etwas gestört hat, ist die ein wenig fehlende „Moral von der Geschicht´“. OK, der Plot wird erzählt, aber die Message kommt irgendwie nicht so richtig rüber. Damit wirkt das ganze Machwerk am Ende flach und die Erzählung selber verkommt zum Selbstzweck ohne tieferen Sinn. Trotzdem bietet der Streifen einen interessanten und unterhaltsamen Plot, ist also – so man leichtgängige Entspannung sucht – durchaus zu empfehlen.

        • 2 .5

          >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<
          Typisch billiger B-Film mit sämtlichen genretypischen Elementen. Die Handlung ist relativ einfach gestrickt und wirkt dadurch ziemlich vorhersehbar, trotzdem bietet der Plot die eine oder andere Überraschung. Die Charaktere sind jedoch stereotyp, was dem Machwerk etwas Zweitklassiges verleiht und es auch keine höheren Ansprüche an den Zuseher stellt. Die handgemachten Effekte waren soweit in Ordnung, jedoch die Computeranimationen habe ich schon einmal besser gesehen. Drehbuch und Inszenierung holten noch das Maximum aus dem Wenigen heraus, das die Geschichte bot, für mehrmaliges Sehen eignet sich der Streifen allerdings kaum. Die Handlung plätschert so dahin und wenngleich die Intention der Szenen erkennbar ist, so hielten sie mich nur mit einigem guten Willen bei Laune. Zu lieblos umgesetzt und ohne zündende Einfälle verkommt das Machwerk zur Dutzendware. Besonders die drei Schwerkriminellen hanebüchen, die sind ausschließlich dem Action-Teil dienlich und liefern den Vorwand für ebendiese Szenen. Eine andere Umsetzung hätte dem Streifen wohl gut getan, jedoch das entsprechende Publikum nicht bedient.
          Erkennbar ist die Kritik an der Pharmaindustrie, die in ihrer Skrupellosigkeit nicht ausreichend getestete Medikamente anbietet und so die Arbeiter zu Versuchskaninchen macht. Dies unterstützt von ebenso skrupellosen Minenbesitzern, die in ihrer Gier nach höheren Gewinnen dieses Unterfangen mittragen, ein ebenso schöner Fingerzeig auf die Denk- und Arbeitsweise von Großkonzernen. Der Mensch/Arbeiter wird als Maschine gesehen und mit einer kalten Kosten/Nutzen-Rechnung bewertet. Unfälle mit Todesfällen werden als Kollateralschäden gesehen und die Kosten mit den gesteigerten Gewinnen mehr als kompensiert. Als die Gefahr einer Aufdeckung besteht, wird entsprechend reagiert, ein Plan B gegen den Skandal.
          Die Darsteller kann man mit viel Wohlwollen als mittelprächtig bezeichnen. Dean Cain leider weder in den harten, noch in den investigativen Szenen glaubwürdig – finde ich sehr schade, in der Superman-Serie hat er mir eigentlich recht gut gefallen. An der Mimik sollte er auf jeden Fall noch arbeiten. Dafür Valentin Ganev ansprechend und glaubwürdig, den abgehalfterten medizinischen Handlanger nahm ich ihm eigentlich schon ab. Biliana Petrinska ebenso wie alle anderen blass und ohne bleibenden Eindruck.
          Fazit: Kein wirklich empfehlenswerter Streifen. Der Versuch einer anspruchsvollen Umsetzung misslingt leider ziemlich, letzten Endes kommt ein billiger Action-Reisser heraus, ohne Tiefgang und Anspruch. Dutzendware mit zwar gut gecasteten, letztlich aber lustlos agierenden Darstellern. Prädikat wertlos.

          • 5 .5
            Nospheratu99 18.05.2016, 08:49 Geändert 18.05.2016, 09:04

            >>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<<
            Ganz nett gemachter, wenngleich ein wenig inhaltsleerer Film. Was genau dargestellt werden sollte, erschloss sich mir nicht so ganz, am ehesten tippe ich noch auf eine Art autobiografische Lebens- und Familiengeschichte. Angereichert wurde die Handlung mit der Bedeutung und Anwendung der Gewürze, ein wenig Familienchronik und welchen Einfluss das Kochen und Essen auf die Befindlichkeit der Familienmitglieder hat. Dabei wurde der gewollte Zusammenhalt und das politisch initiierte Auseinanderbrechen der Familie thematisiert und wie sich die Spaltung auf diese und deren Kulinarik auswirkte. Veranschaulicht wurde dies in netten und ansprechenden Bildern, wenngleich die Handlung dabei für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund gerückt wurde. Das Zubereiten der Speisen stand im Mittelpunkt und auch wenn alles sehr putzig, heiter und fröhlich daherkam, so konnte es mich nicht restlos überzeugen. Es ist einer jener Filme, bei denen man die DVD nicht stoppen muss, wenn man zwischendurch mal raus muss, man verpasst nämlich nicht wirklich etwas. Das Ding plätschert so vor sich hin und irgendwann ist es dann aus.
            Dabei wurde ganz ansprechend inszeniert, die Bilder kommen gut und schön daher. Gegen das Drehbuch kann man auch nichts sagen, bis auf wenige Ausnahmen (zB. die Abschiedsszene am Bahnhof troff vor Schmalz, hätte besser in eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung gepasst) waren die Dialoge in Ordnung und boten sogar den einen oder anderen Schmunzler. Dabei wirkten die Szenen mitunter willkürlich aneinander gereiht, eine echte Erzählfolge gab es nur in groben Zügen, was aber irgendwie zu dem ganzen Machwerk passte und mir nicht weiter störend auffiel.
            Die mir weitgehend unbekannten Darsteller machten ihre Sache so weit so gut, wenngleich die streitenden Eltern manchmal nicht so richtig überzeugten (zB. dieses sich auf die Backe schlagen kam etwas holprig bei mir an). Dafür die Kinder ausgezeichnet, die haben ihre Sache wirklich gut gemacht. Alle anderen Darsteller der Familie ein wenig südländisch-überdreht, aber das ist dort wohl der übliche Modus Vivendi.
            Fazit: Auch wenn der Streifen kaum Potential für mehrmalige Sichtungen hat, so hat er mich das eine mal ganz gut unterhalten. Es ist halt nicht mein bevorzugtes Genre - wenngleich die ungewöhnliche Inszenierung und die ansprechenden Bilder mich vor dem Fernseher gehalten haben, so entschädigten die mich nur wenig für die fehlende Handlung und Aussage. Eine latente Wohlfühl-Atmosphäre ist da einfach zu wenig, um mich restlos zu überzeugen. Eine Bewertung ist schwer - für die Positiva gebe ich eine wohlmeinende fünfeinhalb, ich denke, das kommt für mich hin.

            • 5
              Nospheratu99 17.05.2016, 09:02 Geändert 17.05.2016, 09:06
              über Oculus

              >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<<
              Mittelprächtiger Horrorfilm über einen „bösen“ Spiegel. Lässt man sich auf die Grundfrage ein, ob ein seelenloses Ding tatsächlich „böse“ sein kann und – so wie in diesem Fall – die Seelen seiner „Opfer“ gefangen nehmen kann, so erwartet einen ein perfides Katz- und Mausspiel zwischen diesem Ding, das sich gegen seine Zerstörung wehrt und den beiden Protagonisten. Diese erkennen die wahre Natur des „bösen“ Dinges, versuchen daraufhin dieses zu entschlüsseln und für die Mitmenschen kenntlich zu machen.
              Ich denke, ein Spiegel eignet sich aus zwei Gründen besonders gut für einen solchen Plot (grundsätzlich könnte man ja auch andere leblose Dinge nehmen). Zum einen ist der Spiegel das Symbol der Eitelkeit (Superbia, die Nummer 1 der Todsünden), zum anderen zeigt er den Menschen in seiner reinen und unverfälschten Art. Man bekommt mit all seinen Fehlern und Schwächen sprichwörtlich „den Spiegel vorgehalten“, kann sich also nicht verstellen, sämtliche tierischen und verrohten Eigenschaften werden offenbart. Genauso wie die „Opfer“ des gegenständlichen Spiegels in der Vergangenheit ihre menschlichen Eigenschaften verloren und den Wahnsinn verfielen (Kaylie zählt diese zu Anfang entsprechend spannungswirksam auf – übrigens eine gute und interessante Sequenz).
              Drehbuch und Inszenierung waren leider ein wenig durchwachsen, die ständigen Rückblenden taten dem Spannungsaufbau nicht gut. Das auch, weil besonders im späteren Verlauf des Films bereits bekannte Informationen nur wiederholt und leicht verändert dargeboten wurden. Die (etwas dürftige) Handlung in der Jetzt-Zeit sollte damit wohl zusätzlich mit Spannung aufgeladen werden – was bei mir leider nur teilweise funktioniert hat, manche Szenen lahmten mitunter. Das Ganze wirkte dann zerhackt und erforderte bei der ersten Sichtung einiges an Konzentration, die ich – weil es bei der Sichtung bereits später am Abend war – nicht aufbringen konnte und ausgestiegen bin. Die Schlusssequenz dafür wieder spannend und mit überraschendem Ende.
              Von Seiten der beiden Hauptdarsteller bekam man solide Leistungen, leider überzeugten mich die Nebendarsteller zum Teil nicht. Besonders Katee Sackhoff und Rory Cochrane als Eltern für mich nur in den Szenen glaubwürdig, als sie bereits dem Wahnsinn verfallen waren, vorher gefielen sie mir eigentlich gar nicht. Karen Gillan und Brenton Thwaites dafür zwar nicht oskarreif, aber bemüht und soweit ansprechend. James Lafferty hatte eine zu eindimensionale und undankbare Rolle, um ihn wirklich einschätzen zu können, wirklich oft zu sehen war er ja auch nicht.
              Die Spezialeffekte waren in Ordnung, die gefangenen Seelen mit den leuchtenden Augen schockten zwar nicht, schufen aber eine latent gruslige Atmosphäre. Dafür die „Sicherungsmaßnahmen“ eher putzig, die Idee mit den Weckern und diesem herabschwingenden Anker ganz nett.
              Fazit: Keine Perle der abendländischen Filmkunst, aber für zwischendurch ganz ok. Hat mich weder positiv noch negativ berührt, ich denke, eine glatte fünf ist angemessen. Wird eher keinen Eintrag in die Geschichtsbücher finden.

              • 2 .5
                Nospheratu99 13.05.2016, 08:53 Geändert 18.05.2016, 08:56

                >>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!! <<<<
                Zugegeben, als Teenager fand ich den ganz gut, mittlerweile habe ich meine Meinung aber grundlegend revidiert. Damals haben mich die Kampfszenen unglaublich beeindruckt (mit der Musikuntermalung war das ja auch ganz mitreißend gemacht), dieses Heldenpathos und die Rache für den im Krankenhaus liegenden und ums Überleben kämpfenden Kollegen Ray Jackson waren für mich damals starke Elemente. Heutzutage kommt das eigentlich nur mehr lächerlich und unglaubwürdig daher. Die verschiedenen Kampf“stile“ teilweise hanebüchen, manche Kämpfer hampeln nur irgendwie ungelenk auf der Matte herum (und werden auch zu Recht sofort ausgeknockt). Die Choreografie de facto nicht vorhanden, es wirkt, als hätte die Regieanweisung „geh rein, lass die Muskeln spielen und schau gefährlich aus“ gelautet. Außerdem, bei welchem Kampfsport darf man auf einen bewusstlosen Gegner eintreten??? Also tut leid, das kann irgendwie gar nichts.
                Auch das Drehbuch nicht das Gelbe vom Ei, die Dialoge sind hölzern und wirken improvisiert. Allein bei den Rückblenden kommt so etwas wie Atmosphäre auf, der Rest einfach wirres und zusammenhangloses Draufgehaue, für das die äußerst dünne Handlung maximal den Vorwand liefert. Ich saß vor dem Fernseher und fragte mich, was ich daran damals gut gefunden habe. Es ist genau sowie bei der Serie „Knight Rider“. Als Dreizehnjähriger war ich, wenn das lief, nicht vom Fernseher wegzubekommen, heutzutage halte ich keine einzige Folge bis zum Ende aus. Vielleicht ist man als junger Mensch von solchen „Helden“-märchen eher angesprochen und empfindet Handlung generell eher als überbewertet… Aber wahrscheinlich ändert sich der Geschmack einfach im Laufe der Zeit. Damit zieht sich so ein Machwerk dann einfach nur dahin, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
                Weiters die Darsteller: Jean-Claude Van Damme außer bei de Kampfszenen am Schluss de facto ohne Mimik, zeigt in dem Streifen sein ganzes schauspielerisches Untalent. Physisch jedoch beeindruckend, gutaussehend, austrainiert und sehr beweglich, auch das ein Punkt, der mir früher mehr bedeutet hatte als heutzutage. Donald Gibb auf der gleichen Ebene, stellt hier seinen zugegebenermaßen beeindruckenden Körper zur Schau, das wars aber auch schon. Der Rest irrlichtert durch den Film und hat offensichtliche Probleme, die unglaubwürdige Handlung plausibel darzustellen.
                Fazit: Ein in die Jahre gekommenes Action-Spektakel, abgehalftert wie seine Macher. Heutzutage eigentlich nicht mehr zu empfehlen und für mich maximal aus nostalgischen Gründen sehenswert. Lässt man die Jugenderinnerungen aber außen vor, dann stinkt das Machwerk aber stark ab. Ich schwankte zwischen einer Bewertung nach damaligen und heutigen Gesichtspunkten, entschied mich dann aber für meinen heutigen Geschmack und vergebe mit viel Wohlwollen eine zweieinhalb, mehr ist da leider nicht drinnen.

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                • 7 .5

                  >>>> Achtung!! Enthält Spoiler!! <<<<
                  Zeitloser Klassiker mit Starbesetzung. Ist mir immer wieder eine Freude, den Film zu sehen. Auch wenn hier die komödienhaften Passagen für meinen Geschmack mitunter etwas überrepräsentiert sind, so ist der Streifen mit seiner tollen Atmosphäre ein richtiges Erlebnis. Die vielen kleinen Details, die dann von Hercule Poirot zu einem überraschenden Gesamtmosaik zusammengesetzt werden und der Fall damit gelöst wird, sind vielschichtig und unterhaltsam. Die Entscheidung, an Originalschauplätzen zu drehen war eine gute, dadurch wirkte alles authentisch und realistisch.
                  Über die Darsteller müssen wohl nicht viele Worte verloren werden, eigentlich jede Rolle wurde mit bekannten Schauspielern besetzt. Peter Ustinovs Poirots sind die besten, auch David Niven gekonnt und stilsicher wie man ihn kennt. Angela Lansbury schien auf Schriftstellerinnen abonniert gewesen zu sein, dieses versoffene und abgehalfterte Exemplar brachte sie etwas überkandidelt, war wohl für die humorigen Einschübe zuständig. Aber auch alle anderen gekonnt und glaubwürdig.
                  Drehbuch und Inszenierung halten sich ziemlich genau an das Buch, was leider dann und wann zu Längen führt. Die verschachtelte Handlung entwickelt sich wie in der Romanvorlage relativ langsam und verlangt vom Zuschauer (wie das Buch vom Leser) trotzdem einiges an Aufmerksamkeit. Ich persönlich mag das ganz gerne, habe aber bei manchen Dingen erst bei mehrmaliger Sichtung durchgeblickt. Sind jemandem bei der Auflösung am Schluss nicht alle Details erinnerlich, so wirken diese Szenen eigentlich nicht wirklich, ich empfand es bei der ersten Sichtung als ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Erst bei den folgenden Sichtungen merkte ich den Bezug.
                  Fazit: Sehr empfehlenswert, muss man aber unbedingt öfters ansehen. Das sollte einem wegen der guten Stimmung und des unterhaltsamen Plots aber nicht schwer fallen. Zu oft sollte man es aber auch nicht sehen, sonst bietet der Streifen Längen. Man sieht, vom Zuseher wird also einiges abverlangt ;-). Die gute Atmosphäre und die ausgezeichneten Leistungen der Darsteller entschädigen aber dafür.

                  • 6 .5

                    >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<
                    Gelungene Gesellschaftssatire, die den Alltagsrassismus thematisiert. Interessanter Weise musste der Streifen bei seinem Erscheinen ja einiges an Kritik einstecken, wurde er doch mit dem „Black Man Theatre“ in Verbindung gebracht. Also wenn das jemand in dieser Weise interpretiert, dann hat er den Film meiner Ansicht nach wenn überhaupt, dann falsch verstanden. Ich glaube auch nicht, dass sich James Earl Jones für ein solches Machwerk hergegeben hätte. Klar geht es um einen dunkel gefärbten Weißen, der sich seine Erfahrungen als Schwarzer aber sicher anders vorstellt als es in Wirklichkeit dann eintritt. Besonders diese kleinen, teils fast unmerklichen Bemerkungen der anderen, diese fein nuancierte negative Befindlichkeit, die dem vermeintlich Schwarzen entgegenweht, bis hin zur offenen Diskriminierung und sogar zur übertriebenen Freundlichkeit, all das sind die Dinge, die den Unterschied eben ausmachen. So schläft Lisa Stinson letzten Endes ja nur mit ihm, weil er schwarz ist (ihre danach getätigte Aussage über das sich nicht bewahrheitete Vorurteil die Penisgröße betreffend finde ich immer wieder witzig). Auch die beiden Kommilitonen, die in seiner Gegenwart Witze über Schwarze reißen und es nicht als Beleidigung, sondern als harmlose Satire verstanden wissen wollen, ein gutes Sinnbild mit (mittlerweile wieder) aktuellem Bezug.
                    Präsentiert wird die Thematik in pointierter, lockerer und ansprechender Art und Weise. Das Drehbuch halte ich für gelungen und auch gegen die Inszenierung kann ich nichts sagen. Obwohl eine Komödie für eher junges Publikum, gleitet diese aber nie ins pubertär-blödlerische ab, das Niveau ist durchwegs gut. Die achtziger-Jahre-Optik ist natürlich dem Erscheinungsjahr geschuldet und fällt auch heutzutage nicht weiter negativ auf - die Thematik selbst hat jedenfalls keinerlei Staub angesetzt und ist aktueller denn je. Im Schlussdrittel wird der Film dann leiser und die Stimmung kippt ins leicht Problematische. Der Liebeskummer musste wohl sein, ohne den geht es in einem amerikanischen Film offenbar nicht. Leider verhagelt das die ansonsten durchgehend heitere Stimmung etwas, besonders bei der wiederholten Sichtung ist mir das negativ aufgefallen.
                    Die Darsteller bringen soweit solide Leistungen. Thomas C. Howell ist aber anzumerken, dass das Komödienfach nicht sein bevorzugtes ist. Er bringt seinen Charakter und die Pointen zwar glaubhaft, Ayre Gross hatte aber mehr Lacher und wirkte dabei auch komischer. Besonders die Verteidigungsrede am Schluss immer wieder ein Brüller. Alle anderen mehr als nur Stichwortgeber oder Pointen-Zuträger, die durchwegs gute Besetzung der Nebenrollen wäre rein dafür auch überqualifiziert.
                    Fazit: Obwohl der Streifen schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist er auch heutzutage noch wegen der guten Pointen und des immer noch aktuellen Plots absolut empfehlenswert. Den Herz-Schmerz mittendrin bräuchte ich persönlich nicht, daher auch meine etwas zurückhaltende Bewertung, ohne den hätte ich eine siebeneinhalb oder eine acht vergeben.

                    • 5

                      >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!!! <<<<
                      Licht und Schatten bei diesem Streifen. Fangen wir mal mit den Dingen an, die mir gefallen haben: Das waren vor allem die herrlichen Endzeit-Szenen, besonders die Visionen von Carl Winters, als er durstend durch die Wüste stapft. Das aus dem Salzsee hervorbrechende Pferdeskelett – eine Wucht. Die Maske auch ok, man sah das Schwein ja nur selten und auch dann nur teilweise, was aber gut passte und so weit realistisch daherkam. Daran sieht man, dass man auch mit wenig Budget ein anständiges Monster auf die Beine stellen kann. Als Positivum möchte ich weiters die Klangeffekte und die Musik, vor allem den Titelsong erwähnen. Auch die Schlusssequenz, als Carl gegen den Razorback kämpft und sich dieser die Eisenstange in den Leib rennt, das kam wirklich super bei mir an. Es gab in früheren Zeiten tatsächlich so eine Jagdmethode für Wildschweine, die auf einem ähnlichen Prinzip basierte. Man rammte einen angespitzten Pflock schräg in den Boden und stellte sich davor, dass das Schwein den Pflock nicht sehen konnte. Dann reizte ein anderer Jäger das Wildschwein, sodass es hinter ihm herrannte. Der Jäger bog dann kurz vor dem zweiten, unmittelbar vor dem Pflock stehenden Jäger ins Gebüsch ab. Das wütende Windschwein kannte den Unterschied zwischen dem einen und den anderen nicht und stürmte auf den zweiten zu. Der sprang im letzten Moment zur Seite, das Wildschwein rammte sich den Pflock selber in den Leib und starb daran. Eine doch relativ gefährliche Methode - als das Schwarzpulver und die Feuerwaffen aufkamen, wurde das dann nicht mehr praktiziert.
                      Doch zurück zum Film und zu den Negativpunkten. Nicht gefallen haben mir manche Szenen zu Anfang, besonders die allererste Sequenz, als das Schwein das Baby entführt. Eine schlimmere Schmierenkomödie habe ich selten erlebt. Die Verzweiflungsschreie Bill Kerrs und seine Darstellung peinlich, das Kind hat ein Erwachsener mit verstellter Stimme synchronisiert, das war merkbar und tat der Sequenz nicht gut. Auch die Hinterwäldler, die Carl Winters niederschlagen und in der Wüste zurücklassen, stereotyp und derart überspielt fies, dass man sich fragen muss, warum er mit denen überhaupt mitgeht. Generell waren die Nebendarsteller durch die Bank nicht die Besten, gefallen haben mir eigentlich nur Gregory Harrison, der gab das sich in der Wildnis durchkämpfende Weichei wirklich gut, und seine Helferin Arkie Whiteley. Der Rest wie gesagt mit einer durchwachsenen Leistung. Das Drehbuch leistete sich auch so manche Schwäche, manche Dialoge holperten ein wenig dahin und versauen die ansonsten recht gute Atmosphäre. Ein paar Logikfehler leiste man sich auch, aber da wollte man wohl die Spannung steigern (etwa als Carl auf das Schwein schießt. Die Hinterwäldler gaben ihm zuvor die Info, dass ein Razorback durch eine starke Knochenplatte am Rücken geschützt ist und wo schießt der hin? - Erraten, auf den Rücken...hallo?). Auch der Plot bietet bei mehrmaligem Ansehen die eine oder andere Länge, da hätte man rhythmisch besser inszenieren können.
                      Fazit: Ein mittelprächtiger Streifen - nichts für die Geschichtsbücher, aber für einmal schauen ok. Positiva und Negativa halten sich in etwa die Waage, ich gebe daher eine mittelmäßige fünf.

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                      • 5 .5
                        über The Fan

                        >>>> Achtung! Enthält Spoiler!! <<<<
                        Recht gutes, wenn auch nicht unbedingt herausragendes Fan-Drama. Der menschliche und berufliche Absturz Gil Renards lässt diesen in eine Parallel-Wirklichkeit des Sportfan-Daseins abkippen, was sich zu einer ernsthaften psychotischen Störung auswächst. Grenzüberschreitung und verzerrte Wirklichkeiten sind die Folge, das Ganze steigert sich bis zu einem gefährlichem Maß. Sieht man sich die Bilder von Fankrawallen so an, dann kann man die Handlung wirklich nachvollziehen. Interessanter Weise ist eine solche übersteigerte Fixierung gar nicht einmal so selten, wenngleich in diesem Ausmaß und auf eine einzelne Person bezogen natürlich ungewöhnlich. Normaler Weise wird hier schon das Team in den Vordergrund gestellt, die Spieler sind ja mehr oder weniger austauschbar. In diesem Fall ist wohl das absurd hohe Gehalt des Spielers ausschlaggebend, zumal Gil unter seinen wirtschaftlich prekären Verhältnissen zu leiden hat.
                        Zum passablen Plot kommt ein wirklich guter Robert de Niro, der die seelischen Befindlichkeiten durchaus ansprechend darstellt. Positiv überrascht hat mich auch Wesley Snipes, der bringt den von Selbstzweifeln geplagten Sportler wirklich überzeugend. Hätte ich ihm in dieser Form bis dahin nicht zugetraut, für mich war er bisher eher ein reiner Action-Haudrauf. Die schnoddrige Synchronisation ist in dieser Form leider nicht immer passend, beeinflusst den Film zwar nicht nachhaltig negativ, wirkt sich in einigen Szenen aber recht störend aus.
                        Das eher unrealistische Ende hingegen kostet den Film leider einiges. Ich glaube nicht, dass man einen Sportler in dieser Situation aufs Feld lassen würde, da gäbe es wohl einige Möglichkeiten, diese Situation zu umgehen. Ich denke, die Macher wollten zusätzliche Spannung und Dramatik schaffen, leider versagt das in dieser Form für mich etwas. Aber gut, wir sind hier in einem Thriller und ein wenig Hinterherlaufen muss da natürlich sein.
                        Fazit: Ein durchaus sehenswerter Streifen. Die Handlung hat meinen Geschmacksnerv aber nur gestreift und daher ist das Machwerk für mich für mehrere Sichtungen auch nicht wirklich geeignet, wegen der guten Hauptdarsteller aber zwischendurch recht unterhaltsam.

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                        • 3 .5
                          Nospheratu99 06.05.2016, 08:24 Geändert 06.05.2016, 08:24

                          >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<
                          Gute Produktion. Man sieht dem Streifen eigentlich in jeder Szene an, dass hier Könner am Werk waren. Der Plot wurde spannend dargeboten, die Handlung entwickelte sich gut und der Erzähler aus dem Off war passend getextet und gab genau jene Hintergrundinformationen, die man braucht um die Handlung plausibel zu finden. Auch die wenigen Computereffekte passten ins Bild und unterstützten die Wucht der Bilder, ohne zum Selbstzweck zu verkommen. Spezialeffekte vom Feinsten, auch die Farbeffekte gut, man konnte allein dadurch die Wirksamkeit der Droge nachvollziehen.
                          Vor allem die Darsteller allesamt auf hohem Niveau, Bradley Cooper sehr gut und in jeder Phase überzeugend. Mit Robert De Niro wurde ebenfalls ein Top-Schauspieler gewonnen, der hat mich bisher in eigentlich jeder Rolle überzeugt, so auch hier. Gegen Abbie Cornish kann ich auch nichts sagen, sie brachte ihre Rolle ebenfalls glaubhaft. Auch die Nebendarsteller passabel.
                          Absolut nicht gefallen hat mir jedoch die Grundaussage des Streifens. Ich meine, was wollte man dem Zuschauer kolportieren? Dass man Außergewöhnliches nur mit leistungssteigernden Drogen schaffen kann? Dass alle erfolgreichen und brillanten Leute auf Droge sind? (Der Anwalt, der potentielle Kooperationspartner von Carl Vann Loon und wer weiss wer noch). Fakt ist, dass leistungssteigernde Drogen der Gesundheit nicht förderlich sind (auch die legalen wie Nikotin oder Koffein – Alkohol grundsätzlich auch, der steigert die Leistung aber nicht und bremst ja eher), das muss man an dieser Stelle denke ich nicht extra erwähnen. Und doch will uns dieses Machwerk offenbar etwas anderes weismachen. Eddie Morra wirkt am Ende wie der Gewinner auf allen Ebenen, strebt sogar das Präsidentenamt an und scheint dabei auch gute Chancen zu haben (da freut man sich so richtig auf die nächste Wahl oder?). Dass er den Entzug geschafft hat, will er zwar glauben machen, ist jedoch stark zu bezweifeln.
                          Nach dem Ende hatte ich das Gefühl, gerade einen Werbefilm für gehirnleistungssteigernde Drogen gesehen zu haben. Ich frage mich, wer den Film finanziert hat und was der für Hintergedanken dabei hatte. Nehmen wir an, ein von Selbstzweifeln geplagter und erfolgloser Mensch sieht sich das an. Was wird ihm suggeriert? – „Nimm gehirnleistungssteigernde Drogen und Du wirst der Hero“ Nebenwirkungen: Gibt’s, kann man aber in den Griff kriegen. Abhängigkeit: Kein Problem, der kalte Entzug kann Dich zwar umbringen, aber so langsam kommst Du da schon runter. Meiner Ansicht nach hätte Eddie Morra einfach nur mit dem Alkoholmissbrauch aufhören müssen, dann hätte er diese „Klarkeit“ auch ohne der Droge erlangt.
                          Unter dem Strich keine gute Aussage, wie ich finde und dass der Streifen schon für Sechzehnjährige freigegeben ist, lässt die Sache nicht in besserem Licht erscheinen. Abschließend kann man in kurzen Worten sagen: Gute gemachter Film, Sch…-Message. Die dreieinhalb Punkte vergebe ich für die Regie, die Darsteller und die Effekte. Eine fette NULL für die Grundaussage.

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                          • 6 .5
                            Nospheratu99 04.05.2016, 09:48 Geändert 04.05.2016, 09:49

                            >>>> Achtung! Enthält Spoiler !!! <<<<<
                            Recht gelungener Streifen. Wenn ich persönlich mit der Grundthematik auch nicht allzu viel anfangen kann, so ist die Intention der Macher erkennbar und diese sehr drastisch, aber gut umgesetzt.
                            Der Film zeigt einen Menschen, der in einer abstrakten und wertverschobenen Welt lebt. Zählbare Werte sind die Optik und das persönliche Image, innere Werte werden als nebensächlich betrachtet oder als pervertierte Form akzeptiert (der bösere und schlechtere Charakter ist der attraktive, nicht etwa der gute und sozial ausgewogene). Und so lebt Patrick Bateman sein Leben. Getrieben vom Wunsch, sein attraktives Äußeres zu perfektionieren, treibt er eine Köperkult der Extraklasse (s. sein Fitness- und Körperpflege-Programm zu Anfang), ein guter Seitenhieb auf diese ganze „GNTM-Szene“. Auch seine berufliche Tätigkeit ist mehr auf Schein als auf Leistung aufgebaut, sein Wirken im Büro scheint mehr eine repräsentative als eine leistende Funktion zu sein, man sieht ihn eigentlich immer nur zeitungslesend und auf der Suche nach einem Tisch in den gefragtesten Restaurants. Trotzdem scheint er bestens zu verdienen, ebenfalls ein schöner Fingerzeig auf das Wirken einiger Zeitgenossen.
                            Das alles ist Zeugnis (eigentlich eher Ursache, aber das ist so nicht erkennbar) einer inneren Leere, da weder berufliche, noch charakterliche Leistungen von ihm erbracht und von seiner Umwelt erwartet werden. Sein Geist verkümmert in dieser entmenschlichten Welt, lässt auch ihn entmenschlichen und sich von den Gesetzen der menschlichen Gemeinschaft mehr und mehr entfernen. Er wird zum Wolf unter Wölfen, die Schafe sind wehrlose und ahnungslose Opfer. Er lockt mit Geld, persönlichen Vorteilen und vorgeblicher Freundschaft, die Opfer erkennen seine wahre Natur zu spät. Das Ganze wird garniert mit pseudo-brillanten Einschüben, man denke nur an den etwas auswendig gelernt wirkenden Vortrag über Phil Collin´s musikalisches Schaffen. Hier versucht er eine intellektuelle Seite zu zeigen, die ihm nicht innewohnt und die letzten Endes auch nur sein Image stärken soll – einen anderen Sinn hat das meiner Ansicht nach nicht.
                            Patrick Bateman gerät in einen sich immer schneller drehenden Strudel aus Gewalt und Wahnsinn, der sich gegen Ende ins Absurde steigert und den Schluss nahelegt, dass alles nur seiner kränkelnden Fantasie entsprungen ist. Das Wiederauftauchen seiner Opfer und die plötzlich aufkommende Normalität (so wird zB. seine „Beichte“ auf dem Anrufbeantworter als Scherz interpretiert) werden von ihm ungläubig zur Kenntnis genommen.
                            Inszeniert wurde spannend, auch nach mehrmaliger Sichtung weist der Plot keine Längen oder Einbrüche auf. Der Erzähler aus dem Off liefert gekonnte Unterstützung der Handlung, so etwas mag ich einfach und für mich gewinnt der Film dadurch ungemein. Die Grundaussage für mich wie gesagt nachvollziehbar, wenngleich ich die Darstellung für stark übertrieben halte (für mich ebenfalls ein Indiz auf ein Phantasieprodukt Batemans).
                            Die Darsteller erbrachten durch die Bank ausgezeichnete Leistungen, vor allem Christian Bale trägt den Film gekonnt und stilsicher. Aber auch bei allen anderen sind mir keine Schwächen aufgefallen. Reese Witherspoon schön und gottseidank nicht so überdreht wie man sie sonst kennt, Willem Dafoe solide in seiner Nebenrolle.
                            Fazit: Ein guter und empfehlenswerter Streifen, der das Potential für mehrmalige Sichtungen hat, ohne dass einem langweilig wird. Der Grund für meine zurückhaltende Bewertung ist der Umstand, dass ich mit dem Grundthema wie gesagt nicht allzu viel anfangen kann, die gelungene Umsetzung und die guten Leistungen der Schauspieler machen das aber mehr als wett.

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                              Der für mich bislang beste Polt. Handlung und Inszenierung top, die Stimmung ist ruhig und entspannt wie bei allen anderen Polts und das ist es, was die Filme ausmacht. Dazu gute Darsteller und ansprechende Optik.
                              Es beginnt wie alle anderen Polts, langsam und auf den ersten Blick ereignislos. Minimalismus pur, die ländliche Idylle wird gut eingefangen. Im nördlichen Weinviertel gehen die Uhren eben anders und das sieht man. Die dörfliche Gemeinschaft ist grundsätzlich homogen und geschlossen, jedoch mit den üblichen zwischenmenschlichen Konflikten. Leute von außerhalb wie der Weinkritiker Hafner oder der Hauptkommissar werden als Störung des Idylls, bestenfalls als notwenige Übel gesehen, geduldet aber nicht gemocht. Und deren Verhalten passt auch ins Bild, Hans Hafner kostet seine Stellung im wahrsten Sinne des Wortes aus, lässt keinen Zweifel an seinem schlechten Charakter, wie er auch selber zugibt.
                              Doch auch in der verschworensten Gemeinschaft gibt es menschliche Abgründe und die deckt Herr Polt auf seine eigene und unnachahmliche Art und Weise auf. Die kleinen persönlichen Tragödien bleiben natürlich auch nicht aus, in einer Weingegend ist beispielsweise die Trunksucht ein ständiger Begleiter.
                              Die Inszenierung passt sich den regionalen Gegebenheiten an, die Personen agieren langsam und unaufgeregt, was die ländlich entschleunigte Lebensart sehr gut darstellt. Die schönen und teils malerischen Bilder schaffen eine Wohlfühlstimmung, in die der Mord als eine Art Schlange im Paradies kriecht. Polt ist zwischen seiner beruflichen Profession und der Bekanntschaft, ja teilweise seiner tiefen Freundschaft und Verbundenheit mit den Dorfbewohnern hin- und hergerissen, sieht die dörfliche Gemeinschaft als etwas Heiliges und möchte diese möglichst erhalten. Sieht daher von drastischen Ermittlungsmethoden und Verdächtigungen ab, geht behutsam mit den Menschen um. Trotz der Kritik seines Vorgesetzten hat seine Vorgehensweise schließlich Erfolg, die Tat und die Hintergründe werden aufgedeckt.
                              Die Darsteller agieren überzeugend und glaubhaft. Gefallen haben mir neben Erwin Steinhauer, der seinen Part gekonnt bringt, vor allem Ludwig Hirsch, der überzeugt als Archetypus des gescheiterten und desillusionierten Revoluzzers, der seine Ideale letzten Endes erst durch seine Resignation wirklich und wahrhaftig verrät. Aber alleine kann man eben keine Veränderung bewirken. Monica Bleibtreu unterhaltsam in ihrer dankbaren Rolle, ebenso wie Peter Kern und Klaus Ofczarek.
                              Fazit: Ein durchaus empfehlenswerter Streifen. Wer Spannung und Action sucht ist hier grundfalsch, es werden wie gesagt Langsamkeit und Entschleunigung geboten. Lässt man sich darauf ein, so wird man mit einem hintergründigen und tiefsinnigen Film belohnt, der eben durch seine Unaufgeregtheit zu gefallen weiß. Der Streifen entspannt wunderbar und lässt einen die einfachen Dinge im Leben wertschätzen.

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                                Nospheratu99 02.05.2016, 11:09 Geändert 02.05.2016, 13:39

                                >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<<
                                Sehr guter Episoden-Mystery. Fand ich die beiden Autofahrer zu Anfang noch etwas langweilig und zäh, entschädigten mich die Folgen sehr dafür. Besonders die vierte war wegen eines herausragenden John Lithgow absolut sehenswert. Der Plot war eigentlich relativ simpel, wegen der atmosphärischen Dichte jedoch geriet dieser Teil zum Highlight der Folgen. Die Panik und die Todesangst von John Valentine kriechen praktisch aus dem Fernseher heraus und bemächtigt sich des Zusehers. Das ist wirklich gelungen. Das Monster selber verkam dabei irgendwie zum grusligen Aufputz, was der Geschichte aber nicht schadet – im Gegenteil, das kam sehr pfiffig und innovativ daher.
                                Aber auch die anderen Folgen recht kurzweilig und in ihrer Gesamtheit durchaus interessant. Die erste mit dem Rassisten, der ethnische Verfolgung am eigenen Leib erfährt, wirkt als überzeugender Horrortrip, auch hier ist die Verzweiflung des Verfolgten stark spürbar. Was mich daran ein wenig gestört hat, dass stark auf das NS-Judenthema zugegriffen wurde, dafür andere Themen komplett ausgespart wurden. Konsequenter Weise hätte man da das Indianer-Thema bringen müssen, hat sich aber wohl nicht daran herangetraut. Das ist ja ein immer noch etwas wunder Punkt in den Staaten. Vielleicht gibt es dramaturgisch aber auch einfach nicht so viel her.
                                Die Episode im Altersheim Mystery pur mit einem ordentlichen Schuss esoterischer Philosophie. Diese wusste mit der Darbietung des Man-Ist-So-Alt-Wie-Man-Sich-Fühlt-Themas sehr zu gefallen. Die alten Menschen schöpfen wieder neue Lebensfreude, allein der zweifelnde Zauderer bleibt in seinem verknöcherten Zustand zurück. Veränderung kann es ja nur durch Mut geben und manch einer bleibt halt lieber in seinem bekannten Elend, als eine unbekannte und möglichweise bessere (oder vielleicht auch schlechtere, wer weiß das im Vorhinein schon) Alternative anzustreben. Die Geschichte mit dem allmächtigen Kind, das in seiner Unerfahrenheit Leid und Kummer über seine Mitmenschen bringt, ebenfalls eine philosophische. Macht bringt nun einmal auch Verantwortung mit sich und wenn diese auf Grund mangelnder Empathie gedankenlos eingesetzt wird, kann es leicht zur Katastrophe kommen. Das Ende aber versöhnlich und mit der Hoffnung auf vertrauensvolle Läuterung. Auch die Rahmengeschichte soweit in Ordnung, bis auf die Länge zu Anfang ansprechend und gut.
                                Die Darsteller brachten passable Leistungen, vor allem wie gesagt John Lithgow herausragend, alle anderen glaubhaft. Scatman Crothers sympathisch und ansprechend, auch Vic Morrow bringt den Ungustl überzeugend.
                                Die Regiearbeiten ebenfalls sehr gut, man sah den Episoden an, dass hier Könner am Werk waren. Das Tempo der Handlung gut und stimmig und auch die Darsteller wurden gut eingesetzt. Die Stimmungen waren den jeweiligen Episoden angepasst, es kam alles gut und ansprechend an. Die Geschichten selber sind soweit in Ordnung, gewinnen vor allem an der Darbietung. Ein durchaus empfehlenswertes Machwerk, das auch das Zeug zu mehrmaligen Sichtungen hat.

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                                  >>>> Achtung! Enthält Spoiler <<<<
                                  Und noch eine dieser mittelprächtigen King-Verfilmungen. Grundsätzlich ist gegen den Streifen wenig einzuwenden, außer einer recht wenig innovativen und ziemlich vorhersehbaren Handlung und einem zeitweiligen Abgleiten ins Teenie-hafte passt hier eigentlich viel zusammen. Dennoch bleibt hier alles irgendwie im Mittelmaß.
                                  Die Inszenierung erzeugt eine gute und durchgehend spannende Atmosphäre, die von der Musik und den Soundeffekten bestens untermalt wird. Die große Stärke der King-Bücher, also die Beziehung der Menschen untereinander wird auch thematisiert wie ich meine recht gut dargestellt (man denke an die Szenen im Wirtshaus), zwar nicht so ausführlich wie in den Büchern, aber immerhin. Die Personen werden mit all ihren Schwierigkeiten und persönlichen Problemen dargestellt, das erzeugt einen gewissen Realismus und hat Überzeugungskraft. Gefallen hat mir auch die Traumsequenz. Dass der Werwolf ausgerechnet der Pfarrer ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie – ausgerechnet der Unverdächtigste ist der Bösewicht. Trotzdem wirken manche Szenen wie aus einem Jugend-Abenteuerfilm – ob das jetzt daran liegt, dass die Hauptprotagonisten Kinder sind oder an der lockeren Inszenierung, kann ich nicht sagen. In seiner Gesamtheit ist der Film jedoch definitiv nichts für Heranwachsende - obwohl er nicht sonderlich gruslig ist, schafft er bei der ersten Sichtung doch ein paar nette Schock-Effekte.
                                  Die Leistungen der Darsteller auch soweit in Ordnung, wenn auch nicht oscarverdächtig. Gary Busey spielt den kinderfreundlichen Onkel mit Alkoholproblemen überzeugend, hintergründig tragische Figuren kann er gut. Everett McGill nicht immer sattelfest, jedoch überzeugend und furchteinflößend in den Szenen, in denen er Marty Coslaw einschüchtern möchte. Corey Haim in manchen Szenen zu leger, das passte nicht immer, dafür Megan Follows stilsicher als ältere Schwester.
                                  Die Maske war ganz ok, die Kostüme jedoch nicht vom aller feinsten. Der Werwolf sah eher wie ein zu klein geratener Grizzly aus und bewegte sich auch langsam und behäbig wie ein Bär, strahlte also in den Szenen, in denen er zu sehen war, kaum Gefahr aus.
                                  Was mich wirklich gestört hat, ist die mangelnde Auflösung am Schluss. Der Werwolf ist besiegt und die beiden Kinder und der Onkel stehen in einem stark beschädigten Haus mit der Leiche des Pfarrers, dem eine Silberkugel im Herz steckt. Soweit so gut - doch was weiter? Ich meine, wenn die Polizei dieses Ensemble so findet, dann landen die Kinder im Jugendknast und der Onkel im Zuchthaus für psychisch gestörte Rechtsbrecher. Dennoch kommen sie nach Hause wie nach einem Campingausflug, auf dem sie sich verlaufen haben. Die Auflösung bleibt offen. Was passiert mit der Leiche des Pfarrers? Wird die wahre Geschichte von der Polizei vertuscht oder schaffen sie es, die Dinge innerhalb der Familie zu verschleiern? Fragen über Fragen, die man wenigstens in einem Halbsatz beantworten hätte können.
                                  Fazit: Für eine nette Zwischendurch-Abwechslung ist der Film absolut ok, wenn auch kein Highlight der Filmgeschichte. Alles in allem haben die beteiligten Personen einen passablen Job gemacht und ein relativ unterhaltsames und durchaus empfehlenswertes Machwerk geschaffen.

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                                    Nospheratu99 28.04.2016, 09:29 Geändert 28.04.2016, 09:31

                                    >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<<
                                    Mittelprächtige Verfilmung der ausgezeichneten Romanvorlage. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, ich bezeichne es als einen der wenigen anspruchsvollen Zombie-Plots. Sind die meisten anderen Vertreter dieses Genres hirnlose Action-Reißer, wird hier das Thema niveauvoll und hintergründig präsentiert. Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer ein starkes Thema, das sich hier auch gut in Szene setzen lässt. Der Wunsch, einen geliebten Verstorbenen (in dem Fall ein Kind, das verstärkt das Ganze noch zusätzlich) wieder zurück zu bringen ist nachvollziehbar und gemeinsam mit der Liebe zur Nachkommenschaft lässt sie einen mitunter wider die Vernunft handeln.
                                    Die Vorzeichen standen also recht gut und wurden so weit so gut umgesetzt. Drehbuch und Regie entwickelten die Handlung in gutem Tempo, man hielt sich relativ genau an das Buch, was der Produktion auch gut tat. Auch die präsentierten Bilder und Kulissen passten dazu, deckten sich weitgehend mit meiner Vorstellung, die ich beim Lesen hatte und schufen damit eine vielversprechende Stimmung. Was passte also nicht?
                                    Absolut negativ aufgefallen sind mit die beiden Hauptdarsteller. Dale Midkiff, de facto ohne Mimik und schlecht wie in fast all seinen anderen Rollen, schaffte es eigentlich nie, den trauernden Vater glaubwürdig darzustellen. Trauer verarbeitet jeder anders, das ist mir schon klar. Manchen merkt man diese stärker, manchen weniger stark an. Trotzdem sollten in einem Film wenigstens Ansätze davon erkennbar sein. Louis Creed wirkte, als ob er unter Drogen stehen würde (ok, er ist Arzt und könnte sich da helfen) und der Situation persönlich außenstehend – als ob er lediglich Gast einer Trauerfeier wäre und nicht Trauernder selber. Aber auch vorher fiel er mit seiner hölzernen Darstellung ziemlich durch. Ebenso wie Denise Crosby, die ziemlich blass blieb. War sie mir vorher schon in Raumschiff Enterprise unangenehm ausgefallen, bestätigte sie hier den schlechten Eindruck. Unterspielen schön und gut, aber das war gar nichts. Gerade einmal die Szenen gegen Ende (als Rachel Creed panisch nach Hause hastete) brachte sie glaubhaft rüber, aber da war dann auch nichts mehr zu retten.
                                    Die Nebendarsteller dafür recht passabel. Fred Gwyne, abseits seiner Herman-Munster-Prägung, gab den freundlichen, lebenserfahrenen und manchmal knorrigen Nachbarn glaubhaft. Ebenso wie Michael Lombard, der den unguten Schwiegervater bravourös darstellte. Die Kinderrrollen auch soweit in Ordnung und Andrew Hubatsek als Zelda wirklich zum Fürchten. Hier und bei dem kleinen Rückkehrer Gage hatte die Maske gute Arbeit geleistet.
                                    Fazit: Mit besseren Hauptdarstellern hätte es eine gute King-Adaption werden können. Diese beiden versauen den Streifen allerdings ziemlich, agieren wie Darsteller in einem schlechten B-Film und so finde ich das Machwerk unter dem Strich nur wenig empfehlenswert. Ohne die beiden hätte ich eine sechs vergeben, für jeden der beiden ziehe ich aber einen Punkt ab.

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                                      Nospheratu99 27.04.2016, 09:41 Geändert 27.04.2016, 12:42

                                      >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<
                                      Mit diesem Streifen konnte ich eigentlich nie so richtig warm werden bin es auch heute noch nicht. Lange Zeit war es mir nicht klar, warum das so ist und woran es liegt, dass ich da nicht so hineinfinden kann. Grundsätzlich finde ich den Streifen ja gar nicht mal so uncool, aber mit dem letzten Drittel kann ich so überhaupt nichts anfangen. Habe ich da irgendeine Sub-Botschaft nicht verstanden? Oder irgendeine Symbolik übersehen?
                                      Interessanter Weise öffnete mir der Beitrag meines Vor-Kommentators die Augen. Ich las den ersten Absatz, der aus dem Film zitierte und fragte mich, ob ich zu der beschriebenen Gruppe gehöre. Die Antwort war ein klares „Nein“. Und damit geht die Handlung mit der Weltverschwörung und der Null-Linie so ziemlich an mir vorbei, die darauf setzt, dass der Zuseher sich dieser Gruppe zumindest manchmal/teilweise zugehörig fühlt. Ist das nicht der Fall, versagt jeglicher weiterer Argumentationsansatz.
                                      Dabei hat die nihilistische Grundeinstellung schon etwas Wahres: Der Mensch ist ein Problemlöser, besonders die Bewältigung von direkten und wenig abstrakten Schwierigkeiten wird gerne angepackt und im Regelfall auch gut erledigt. Die komplexeren Themen überfordern jedoch manche unserer Mitmenschen, sie sehen sich in für sie nicht nachvollziehbaren und undurchschaubaren Mechanismen gefangen, resignieren dann geistig und das erzeugt eben jenen Frust, der die Grundlage des Handelns der Mitglieder des „Fight Club“ bildet.
                                      Dabei wäre es ja relativ einfach: Lassen wir die Lockungen des Konsums und die Bevormundung durch die Medien einfach mal aussen vor und stellen uns die Frage, was wir denn eigentlich wirklich vom Leben und der Welt erwarten und wie wir es bekommen können. Der eine oder andere wird vielleicht erstaunt sein, mit welch einfachen und banalen Dingen er oder sie zufrieden sein kann. Da braucht es mitunter keine hochtrabenden Gedanken oder superteure Sachen. Ich meine jetzt nicht, sich zwangsläufig von jeglichem Konsum oder Denken loszusagen, aber vielleicht ist es für den einen oder anderen einfach schon zufriedenstellend, zB. einen Baum zu pflanzen und dem Kreislauf des Lebens einen kleinen Schubs zu geben…
                                      Doch zurück zum Film: Bis zur Minute achtzig finde ich diesen wirklich gut und ansprechend, dann geht es für mich wie gesagt in eine nicht nachvollziehbare Richtung. An der Regiearbeit ist wirklich nichts auszusetzen, wuchtige Bilder und ein gut getexteter Erzähler aus dem Off schaffen eine gute und interessante Atmosphäre. Die Darsteller bringen durch die Bank gute Leistungen, vor allem die drei Hauptdarsteller grandios. Aber auch die Nebenrollen gut besetzt und gespielt, ich wusste gar nicht, dass Meat Loaf so etwas drauf hat.
                                      Fazit: Ein durchaus empfehlenswerter Film, man muss jedoch in der richtigen Stimmung dafür sein, sonst nervt er gewaltig. Eine Bewertung ist schwer - ich nehme mal die siebeneinhalb, weil mir nichts Besseres dazu einfällt. Ich denke, das kommt für mich hin.

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                                        Nospheratu99 19.04.2016, 15:02 Geändert 19.04.2016, 15:04
                                        über Krabat

                                        >>>> Achtung! Enthält Spoiler !!! <<<<<
                                        Zuerst muss ich vorausschicken, dass ich das Buch nicht kannte, also vollkommen unvoreingenommen an den Film herangehen konnte. Und der hat mich sehr gut unterhalten und taugt nach meinem Dafürhalten auch für mehrmaliges Ansehen, ohne dass es zu Längen kommt.
                                        Das Grundthema ist schnell erfasst: Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Die Warnung an die Jugendlichen, sich blindlings einer Gruppe anzuschließen, bevor man sie vollständig kennt. Schließlich ist ja auch Krabat zu Anfang froh, einer Gruppe anzugehören, einen Platz gefunden zu haben, wo er anerkannt wird, wo man ihn schätzt und ihm – nach anfänglicher Durchsetzungsphase und Initiation – Freundschaft und Respekt entgegenbringt. Dazu noch die Künste, die man ihn lehrt und deren er sich als sehr talentiert erweist. Aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht Selbstbewusstsein, ein Gefühl der Stärke und der Überlegenheit anderen Menschen gegenüber. Der souverän abgewehrte Angriff der Soldaten (die eigentlich eher wie eine Bande marodierender Plünderer aussehen) nur mit Holzstöcken als Waffe zeigt diese Überlegenheit gut. Auch die Bewunderung der Dorfbewohner, speziell der jungen weiblichen, stärken ihn und sein Bewusstsein. Überwiegen zu Anfang die positiven Aspekte, so wird ihm später im Zusammenhang mit der Freundschaft/Liebe zu einer der Gruppe Außenstehenden klar, worauf er sich da eingelassen hat. Diese Erkenntnis kommt fast zu spät. Ein Fluchtversuch scheitert und so muss er zuletzt die Gruppe und den Meister von innen heraus bekämpfen. Dabei gab es ja schon genug Anzeichen, dass mit dieser Gruppe bzw. der Mühle etwas nicht stimmt.
                                        Die Inszenierung ist gut und mitunter düster, verzichtet weitgehend auf Gewalt und Splattereffekte, aus einem Jugendbuch sollte natürlich keine Blutoper werden. Dennoch wurden die Handlung und die Charaktere gut entwickelt und als Zuschauer hat man Zeit, die Atmosphäre in sich aufzunehmen und die (zugegebenermaßen etwas einfach gestrickte) Handlung auf sich wirken zu lassen. Trotzdem hielt es mich auch nach der dritten Sichtung eigentlich immer bei Laune und ließ keine Langeweile aufkommen. Die Inszenierung kippte nach meinem Begriff auch nie ins teenieartige ab, obwohl der Streifen wohl eher für diese Altersklasse gemacht war. Gefallen hat mir auch, dass es einen Erzähler aus dem Off gab, das mag ich irgendwie.
                                        Die Darsteller sind zwar nicht oskarreif, aber dennoch in ihrer Gesamtheit soweit in Ordnung, große Schwächen sind mir jedenfalls keine aufgefallen. Positiv erwähnen möchte ich Christian Redl, der hat mir in seiner Rolle mit dem Altern und Wiedererstarken recht gut gefallen. Dafür Daniel Brühl eher blass, von ihm hätte ich mir mehr erwartet. David Kross solide, spielte seine Rolle überzeugend.
                                        Fazit: Ein für mich sehr empfehlenswerter Film. Allein die durchgängig gute Atmosphäre hält mich die ganze Laufzeit bei Laune. Die recht ungewöhnliche Geschichte hat durchaus Tiefgang und wird mit guten Spezialeffekten unterhaltsam dargebracht.

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                                          Nospheratu99 19.04.2016, 08:57 Geändert 19.04.2016, 09:08

                                          >>>> Achtung! Enthält Spoiler!! <<<<<
                                          Sehr charmant, der Streifen. Thematisiert wird das Außenseitertum und der schwierige und langwierige Kampf um einen Platz innerhalb einer Gemeinde - besonders wenn man dieser in seiner Lebenseinstellung diametral gegenübersteht. Für den erzkatholisch-konservativen Bürgermeister ist Vianne Rocher die personifizierte Sünde: Alleinerziehend, lebensfroh, atheistisch und Schokoladeproduzentin. Und das auch noch in der Fastenzeit. Daher steht er ihr, obwohl er sie im Grunde seines Herzens zwar mag, sie all seinen Lebensgrundsätzen jedoch zuwider handelt, doch eher ablehnend gegenüber. Als sie beginnt, sich ihre Stellung in der Gemeinde zu erkämpfen und die Freundschaft von mehreren Dorfbewohnern erringt, eskaliert die Lage.
                                          Die Stimmung ist grundsätzlich heiter und fröhlich, wenngleich die Menschen mit ihren Problemen und Problemchen doch zu ringen haben. Oft sind es kleine, aber doch störende Hindernisse, die die Lebensfreude einschränken. Doch auch diese wollen umgangen werden. Mit ihren Schokokreationen versüßt Vianne Rocher den Dorfbewohnern sprichwörtlich das Leben und hilft ihnen, Mut und Freude zu gewinnen. Comte de Reynaud fürchtet um seinen Einfluss und möchte dem Treiben unbedingt ein Ende setzen. Instrumentalisiert dafür sogar die Person des schwachen Pater Henri, schreibt sogar dessen Predigten. Ein Fingerzeig darauf, dass die Kirche mitunter als willfähriger Helfer von totalitären Staatssystemen funktioniert (hat). Die Ablehnung aller anderen, nicht in sein Weltbild passender Menschen ist ein weiteres Instrument seiner Machterhaltung. Dass er am Schluss dann doch seinen menschlichen Gefühlen erliegt und das Kriegsbeil begräbt, versöhnt mit seinen hetzerischen und ränkischen Taten. Dass der umherziehende Roux am Ende auch sesshaft wird, zeigt die Veränderung des Lebens und wie Menschen aufeinander (ein-)wirken und sich und andere unmerklich - zwar nicht immer unbedingt beabsichtigt, aber dennoch - verändern.
                                          Die schauspielerischen Leistungen waren durch die Bank ausgezeichnet, jeder brachte seine Rolle sehr glaubhaft. Johnny Depp in seiner ersten „Piraten“rolle, Julie Dench souverän wie in allen ihren Darstellungen und Lena Olin erbringt einen weiteren Beweis ihrer Wandlungsfähigkeit. Alfred Molina überzeugt in seiner dankbaren Rolle ebenso wie Juliette Binoche, sie bringt die rastlos Suchende rührend, löste bei mir einen ständigen Drang aus, ihr helfen zu wollen.
                                          Fazit: Ein netter, ansprechender und auch anspruchsvoller Film, der mit seiner durchgängigen guten Stimmung zu gefallen weiß. Die Handlung wird charmant gebracht und hat durchaus Potential zum mehrmaligen Sehen. Wenn es auch nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre ist, so war ich die vollen 121 Minuten eigentlich gut unterhalten. Kann ich also guten Gewissens empfehlen.

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                                            Nospheratu99 18.04.2016, 10:45 Geändert 18.04.2016, 10:48

                                            >>>> Achtung! Enthält Spoiler!!! <<<<<
                                            Einer der mittelprächtigen Louis des Funes-Filme. Obwohl der Streifen zwischendurch immer wieder zu unterhalten weiß, ist er kein durchgängig lustiger Film. Dazu hat er immer wieder Längen und manches wirkt zu manisch, um komisch zu sein.
                                            Eine Ausprägung der Komödie ist die Übertreibung, das heißt, dass „normale“ Alltagssituationen durch übertriebene Darstellung lustig und humoristisch wirken. Dieses Stilmittel wird bei den Luois-des-Funes-Filmen oft sehr gekonnt eingesetzt, hier allerdings zum Teil so weit übertrieben, dass es über die Grenze des Lustigen hinausgeht. Passiert gottseidank nicht allzu oft, wirkt aber ungemein störend. Die passenden Pointen aber gut gesetzt und stimmig in die Handlung eingebettet. So wechseln sich Licht und Schatten einander ab, auf durchgängig sehr lustige Passagen folgen Längen oder die besagten Manien. Die Szene mit dem auf die Hochzeitsgesellschaft herabfallenden Insektenpulver infantil und schon fast peinlich, dafür die Rutsche in den Wassergraben immer wieder ein Brüller.
                                            Die große Stärke des Films ist das Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Charaktere, das schafft eine eigene und latent unterhaltsame Stimmung. Die „Läuterung“ des auf die pure Geldvermehrung fokussierten Kunsthändlers zum Genussmensch ein auch heute noch vakantes Thema, da gibt es auch in meinem persönlichen Umfeld einige Kandidaten dafür. Die beiden Amerikaner haben eigentlich keine komische Rolle, dafür hatte Ibrahim Seck als Diener mehrere starke und sehr lustige Parts. Louis des Funes überdreht wie man ihn kennt, Jean Gabin in einer seiner untypischen Rollen, brachte den dickköpfigen Ex-Soldaten sehr gut. Trotzdem wirkte er aber nicht immer komisch, da besonders er zu stark überspielte. Mitunter in seiner Darstellung aber auch sehr lustig. Lyne Chardonnet fiel in ihrer undankbaren Rolle leider ziemlich durch, auch sie brachte ihre Pointen nicht wirklich komisch.
                                            Störend wirkte für mich das Ende, das kann irgendwie ziemlich abrupt und löste die Fragen nach dem Vertrag oder der weiteren beruflichen Tätigkeit Félicien Mézeray´s (oder auch nicht) nicht wirklich auf, das lässt den Eindruck entstehen, dass die Handlung eigentlich nur den Vorwand für einige Blödelei liefert und das stört mich dann doch etwas. Es gibt dem ganzen Machwerk etwas Seichtes und Unvollständiges. Aber gut, eine Komödie will nun mal unterhalten und wahrscheinlich sind solche Ansprüche dann in ihrer Erwartungshaltung etwas zu hoch angesetzt. Trotzdem kostet es den Film einiges, fünf Punkte halte ich für passend.

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                                              Nospheratu99 15.04.2016, 08:53 Geändert 15.04.2016, 08:59

                                              Das Experiment „Bollywood meets Horror“ ist leider kolossal fehlgeschlagen. Das hier war einer der wenigen Filme, die ich mir nicht bis zum Ende angetan habe. Die Mischung aus Suspence mit diesen Tanz- und Gesangseinlagen war kaum zu ertragen, eine Atmosphäre konnte sich dadurch nie entwickeln und dadurch wirkten dann auch die Suspence-Elemente lächerlich und unglaubwürdig. Teilweise saß ich vor dem Fernseher und kam mir vor wie im sprichwörtlichen, diesmal aber tatsächlichen falschen Film.
                                              Dabei ist die Produktion ja durchaus hochwertig, angefangen von den Kostümen über die Ausstattung bis zu den technischen Mitteln wurde offenbar nicht gespart. Allein das Drehbuch und die Inszenierung passten absolut nicht zu der Handlung, das konnte unter dem Strich gar nichts und dadurch fiel der Streifen dann auch ziemlich durch.
                                              Auch die Darsteller konnten mit dem Ganzen nicht wirklich etwas anfangen und versagten fast auf der ganzen Linie. Dabei möchte ich ihnen ihr Talent nicht notwendigerweise absprechen - möglicherweise können sie die üblichen Bollywood-Liebesschinken gut bringen, Suspence können sie jedenfalls nicht. Teilweise überspielten sie das Ganze derart, dass es wie gesagt unglaubwürdig und zum Teil lächerlich wirkte. Damit reihten sie sich nahtlos in das schlechte Drehbuch und die zerhackte Inszenierung ein. Die ziemlich durchwachsene Synchronisierung gab dem Ganzen dann auch den Rest.
                                              Wie gesagt, nach etwa einer Stunde habe ich das Handtuch geworfen und beschlossen, dass das Leben zu kurz für solch ein Machwerk ist und einfach abgeschalten. Anfänglich war ich ja noch neugierig ob der Mischung, doch das Dargebotene war dann leider weit über der Schmerzgrenze. Wobei die musikalischen Einlagen für sich allein genommen ja ganz gut waren, die Musik, der Gesang wirklich erste Sahne und die Tanzeinlagen harmonisch und perfekt, nur passte es einfach nicht zum Rest. Der Versuch des Aufbaus einer furchteinflößenden Atmosphäre ging dadurch flöten und die Stimmung war verloren.
                                              Die eineinhalb Punkte vergebe ich für die Produktion, die Ausstattung und den grundsätzlichen Mut, ein solches Wagnis einzugehen. Der Rest konnte leider gar nichts und ich glaube auch nicht, dass DIESER Stilmix Zukunft hat. Zu groß ist die Kluft zwischen den Genres, das KANN nach meinem Dafürhalten nicht funktionieren.

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                                                Nospheratu99 14.04.2016, 13:57 Geändert 15.04.2016, 12:50

                                                >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<
                                                Einer der besseren Hitchcocks. Von Anfang bis Ende spannend und unterhaltsam, freut mich das Ansehen nach der x-ten Sichtung immer noch. Die durchgängig dichte und gute Atmosphäre hält mich immer wieder vor dem Schirm, wenngleich die Geschichte auch nicht immer hunderprozentig glaubwürdig ist. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Punkt, der alles zum Einsturz bringt. Im Zuge der Ermittlungen zum (wie später herauskommt vorgetäuschten) Selbstmord wäre es zu einem Leichenbeschau gekommen, an dem auch Scottie Fergusson teilgenommen hätte und der hätte ja wohl - so er nicht blind oder stark fehlsichtig ist – erkannt, dass die Leiche nicht die der Madeleine Elster ist. Es hätte eine Doppelgängerin oder die Zwillingsschwester sein müssen, um ihn zu täuschen. Vergessen wir nicht, Scottie hatte sich in Madeleine verliebt, hat sie geküsst und kannte ihr Gesicht aus der Nähe. Eine Solche Ähnlichkeit ist meiner Ansicht nach in Echt nicht reproduzierbar. Hitchcock wusste schon, warum er hier ein und dieselbe Darstellerin einsetzte. Nebensächlichkeiten wie die auf wundersame Weise in Sekundenschnelle trocknende Kleidung sind merkbar, fallen aber nicht negativ ins Gewicht. Dafür ist das Psychospiel zwischen Judy Barton und Scottie Ferguson im zweiten Teil des Streifens immer wieder ein Genuss.
                                                Ansonsten war die Handlung stimmig und die Inszenierung sehr gut. Das Rätsel um die vermeintliche Seelenwanderung war gut gebracht und spannend aufbereitet. Damit traf Hitchcock bei der Veröffentlichung den Nerv der Zeit, in die damals aufkommende Psychoanalyse wurden große Hoffnungen gesetzt und im Fahrwasser dieser Entwicklung kam auch die Strömung der übersinnlichen Phänomene (wieder) auf. Diese wurden damals zum Teil recht intensiv wissenschaftlich erforscht und man gestand diesen Dingen ein gewisses Potential zu. In den späten Sechzigerjahren verflachte das Interesse jedoch weitgehend, wird aber auch heute noch in Filmen immer wieder gerne thematisiert. Hitchcock ließ die Thematik jedoch nur am Rande zu, die schlussendliche Aufklärung als „profanen“ Mordfall ließ die Handlung nicht ins Übersinnliche abkippen, was dem Streifen sicher nicht gut zu Gesicht gestanden wäre.
                                                Die Darsteller haben von A bis Z überzeugt, man sah auch in diesem Film das teilweise nüchterne Unterspielen der damaligen Zeit, trotzdem wurden alle Gefühle und Regungen überzeugend kolportiert. James Steward souverän wie man ihn kennt, sogar in den Momenten der Schwäche und Kim Novak in allen Szenen schön wie der junge Frühling, weder Wasser noch Wind können der Schminke etwas anhaben. Barbara Bel Geddes grandios als heimlich Liebende und auf das Abstellgleis Geschobene.
                                                Fazit: Obwohl der Streifen schon ziemlich Staub angesetzt hat, traue ich mich ihn immer noch guten Gewissens zu empfehlen. Allein wegen der tollen Optik und der Atmosphäre taugt er zum mehrmaligen Ansehen.

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                                                  Nospheratu99 14.04.2016, 09:02 Geändert 15.04.2016, 12:54

                                                  >>>> Achtung! Enthält Spoiler!! <<<<
                                                  Die Ansage auf der DVD („Die russische Antwort auf Herr der Ringe“) finde ich zwar stark übertrieben, trotzdem hat mich dieses bildgewaltige Fantasy-Epos durchaus überzeugt. Vor allem die interessanten und überraschenden Einfälle, diese kleinen, das Gesamtbild abrundenden Nebensächlichkeiten (etwa zu Anfang die Matryoshka, aus der plötzlich Spinnenbeine wachsen und die dann die beiden Wächter attackiert) fand ich wirklich gelungen. Die düstere Atmosphäre und die ansprechende Optik halten mich auch nach der x-ten Sichtung immer noch die vollen 114 Minuten absolut bei Laune. Auch die Tatsache, dass die Handlung in der Jetzt-Zeit spielt, damit eine quasi direkt vor unseren Augen und doch unbemerkte Handlungsebene schafft, finde ich faszinierend. Eine aufgeklärte Welt, in der – unsichtbar für die Augen der Öffentlichkeit, der TV-Kameras und Talkshows – Wesen leben, die eigentlich nicht in diese passen und die sich deshalb im Verborgenen bekriegen. Dazu die Kulisse Moskau mit seinem Mix aus Ostblock-Exotik und westlicher Prägung.
                                                  Die Inszenierung ist durchaus stimmig, wenn auch mitunter etwas klischeebesetzt. Die Guten werden als Idealisten dargestellt, die in wirtschaftlich einfachen Verhältnissen leben und für die gute Sache kämpfen, während die Bösen in Luxus schwelgen – wohl eine Metapher auf die Russenmafia und die Polizei. Die unschuldigen Opfer sind durch die Bank Frauen und das Kind, das alles entscheiden kann und wohl auch wird. Der „große Andere“ ebenfalls wohl eine Metapher auf den technischen Fortschritt, der ein Segen oder eine Büchse der Pandora sein kann. Auch die Verbindung von moderner Technik und übernatürlichen Komponenten ist interessant und in seiner Mischung ungewöhnlich. Etwa das Aufspüren der durch den Fluch erzeugten „Wirbel“ mittels einer geheimen Internet-Suchmaschine hat schon etwas. Ein Fingerzeig, dass trotz aller fortschrittlichen Techniken nicht auf die althergebrachten Komponenten vergessen werden sollte.
                                                  Das Spiel der Darsteller fand ich auch recht gut, die Charaktere waren richtig besetzt und wurden von den Schauspielern im Allgemeinen auch glaubhaft gebracht. Vladimir Menshov für meine Begriffe manchmal etwas zu väterlich, doch seine Rolle verlangte wohl weniger Autorität und mehr Menschlichkeit. Viktor Verzhbitskiy sehr gut, strahlte eine unterschwellige Aggression und latente Bedrohung aus. Licht und Schatten bei Konstantin Khabenskiy, der wirkte nicht immer sattelfest, hatte aber auch einen schwierigen Part. Mariya Poroshina soweit in Ordnung, hatte weder Höhe- noch Tiefpunkte.
                                                  Fazit: Für mich zumindest für Genre-Mix-Liebhaber absolut empfehlenswert. Eingefleischte Fantasy-Fans werden wohl ihre liebe Not mit diesem Streifen haben, die werden wohl die Handlung in der Jetzt-Zeit nicht mögen. Weiters hatte ich auch den Vorteil, das Buch nicht zu kennen und völlig unvereingenommen an den Film herangehen zu können - die mitunter recht enttäuschten Kommentare der anderen User legen einen solchen Schluss zu.

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                                                    Nospheratu99 13.04.2016, 14:20 Geändert 14.04.2016, 16:37

                                                    >>>> Achtung! Enthält Spoiler! <<<<
                                                    Gestern die Premiere gesehen und mit ziemlich gemischten Gefühlen nach Hause gegangen. Grundsätzlich finde ich das Thema durchaus interessant, trotzdem wusste ich bisher relativ wenig darüber. Überrascht war ich vom Stand der Technik und des Machbaren ebenso wie von der Dimension, die die Reproduktionsmedizin bereits angenommen hat. Ich fand die Informationen auch interessant dargebracht und die Interviews mit den Ärzte gelungen, da hat man die richtigen Leute vor die Kamera geholt.
                                                    Was mir allerdings weniger gefallen hat, war der mit Fortdauer des Films latent negative Unterton, der in allen Beiträgen steckte, besonders was die ethischen Fragen betraf. Natürlich muss man diese Komponente genau beleuchten, allein die Behandlung des Themas passte hier meiner Meinung nicht. Die sich positiv äußernden Personen hatten alle einen leicht manisch-abnormalen Touch, so dass man sie bestenfalls belächelte. Dafür wurde zB. die problembehaftete Tochter der alleinerziehenden Mutter als "armes Opfer" präsentiert mit nachvollziehbaren, jedoch nicht erfüllbaren Wunsch, den Vater kennenzulernen. Hier wurde zum Beispiel nicht nachgefragt, was sie sich von einem Kennenlernen mit ihrem Vater erhofft hätte und wie sie einer eventuell negativen Erfahrung (zB. Vater ist Alkoholiker oder an Krebs gestorben) umgehen würde.
                                                    Auch die „wissenschaftlichen“ Ethiker äußerten sich durch die Bank kritisch und dem Grundton nach der Invitro-Fertilisation gegenüber eher ablehnend. Es wirkte, als hätte man aus einer breiten Palette bewusst eben jene Beiträge ausgewählt, dass jene Personen, die dem Ganzen positiv gegenüberstehenden, als „abnormal“ (bestenfalls unwissend) und alle sich negativ äußernden Personen als „normal“ und wissend dargestellt waren. Es sei ja jedem (und natürlich auch einem Dokumentarfilmer) seine Meinung zugestanden, nur drängte sich mir aber das Gefühl auf, dass die Meinungsbildung der Zuschauers in eine gewisse Richtung gelenkt werden, schlimmstenfalls sogar Ängste geschürt werden sollte. Das empfinde ich als manipulativ und mag es auch bei Michael Moore nicht - deswegen bin ich wahrscheinlich auch einer der Wenigen, die seine Filme nicht mögen, weil ich mit dieser Schwarzmalerei nun mal nicht viel anfangen kann.
                                                    Gerade bei diesem Thema sollten nach meinem Verständnis eben nur die Fakten beleuchtet werden und positive wie negative Aspekte gleich stark gewichtet werden, damit sich der Zuseher eine eigene Meinung bilden kann. Der Streifen wirkt jedoch eher wie eine Negativ-Propaganda als eine objektive Betrachtung. Mir ist schon klar, dass das bei so einem heiklen Thema nicht immer hundertprozentig möglich ist und wie gesagt kann der Filmemacher gerne seine Stellung beziehen (schließlich ist es ja eine Doku und keine Reportage), nur kann ich persönlich damit nicht viel anfangen.
                                                    Fazit: Ein guter und informativer Dokumentarfilm über ein im westlichen Kulturkreis sehr heikles Thema. Wurde zu Anfang der Spagat zwischen Information und positiver und negativer Reflexion noch geschafft, glitt es später leider in oben beschriebene Schiene ab. Daher meiner Ansicht nach nur bedingt empfehlenswert.