OrdellRobbie - Kommentare
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Alle Kommentare von OrdellRobbie
En ce moment:
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#1 Pulp Fiction
#2 Carrie (1976)
#3 Jackie Brown
#4 Prinzessin Mononoke
#5 Persona
#6 2001: Odyssee im Weltraum
#7 Blue Velvet
#8 Vertigo
#9 La Jetée
#10 Rosemary's Baby
To make it simpler: https://www.moviepilot.de/liste/mes-films-preferes-meine-lieblingsfilme-ordellrobbie
Les sentiers de la gloire - Wege des Ruhms.
Inmitten der kühlen Inszenierung, den akkuraten Schlachtszenen und den erhabenen Bildern strikt komponierter Versuchsanordnungen liegt eine tiefe Menschlichkeit Kubricks:
Drei Soldaten müssen sich wegen Befehlsverweigerung vor dem Kriegsgericht verantworten, obwohl der Angriff ihren sicheren Tod bedeutet hätte. Ihre Exekution steht kurz bevor.
PATHS OF GLORY (1957) ist ein ergreifendes Antikriegs-Dokument, das seine ethischen Motive klar herausstellt und somit noch heute als ein Plädoyer gelten darf; gegen Militarismus und gegen willkürliche Herrschaftsstrukturen. Selten hat sich ein Kriegsfilm so deutlich positioniert - zusammen mit dem schonungslosen Realismus aus Elem Klimows IDI I SMOTRI (1985) sind das wahre Schätze des Genres. Wertvoll und mit deutlicher Anklage.
[editiert Februar 2020]
Science Fiction meets Paranoia-Thriller. John Frankenheimers SECONDS ist eine unheimlich beängstigende Zukunftsvision, die das Genre bereits weit vorausgreift; eine geheime Organisation ermöglicht ein zweites Leben mit neuer Identität dank plastischer Chirurgie - doch nicht alles verläuft wie geplant im fremden Körper (siehe Rock Hudson!) ...
Herausstechend sind vor allem die ungewöhnlichen Blickwinkel und die verzerrte Bildsprache des Director of Photography, James Wong Howe, die wie ein Sog der Leinwand wirken. Ebenso genial transportiert Jerry Goldsmith die Bedrohung durch schrille Orgel-Kompositionen. Befremdlich-beängstigende Dystopie und unterschätzte Perle.
Es ist die vielleicht surrealste Szene im gesamten Film : Hotelbesitzerin Liza (Catriona "Katherine" MacColl) fährt eine lange Strecke geradeaus am Highway. Der Himmel ist tiefblau und die Straße öffnet sich - durch parallele Bildachsen - scheinbar ins Unendliche; kein einziges Auto ist in Sicht, nur die schier grenzenlose Weite. Fulci suggeriert das Bild eines Traums, einer unwirklichen Ästhetik. Ist Liza schon im "Jenseits" (L'ALDILÀ) angekommen? Die Unmittelbarkeit dieser höchst herausstechenden Szenerie verstärkt sich nur noch, als sie vor einer blinden Frau (Cinzia Monreale) mit Schäferhund halten muss: "I've been looking for you...", teilt diese ihr mit. Der (Alp-)Traum ist komplett.
Ähnlich zu Dario Argentos Inferno (1980), wird dieser Fulci immer wieder für seine anti-narrativen, surrealen Qualitäten hervorgehoben, wobei vor allem die Set Pieces in Erinnerung bleiben. Neben oben genannter Szene ist das v.a. auch das grandiose ikonische Ende, das - dem Originaltitel »E tu vivrai nel terrore! L'aldilà« entsprechend - keine Hoffnungen mehr bereithält. Definitiv einer der denkwürdigsten closing scenes des gesamten italienischen Genrekinos.
In beinahe teilnahmsloser Distanz zeichnet Cuaróns neuester Spielfilm ROMA das Bild einer gut situierten Mittelstandsfamilie und seiner Haushälterin (Yalitza Aparicio) im Mexiko-Stadt der 70er. In breit komponiertem S/W gehalten, verschreibt er sich einer naturalistischen Darstellung der Verhältnisse. Die Kamera streicht vorbei an Massenaufmärschen, Bränden, gewalttätigen Protesten - und sie erscheint geradezu regungslos, harmonisch unvoreingenommen als stiller Beobachter. Es sind Bilder als Erinnerungsstücke einer vergangenen Zeit, in der man lange verharrt. Andererseits benennt Cuarón aber auch die emotionalen Konflikte seiner Leidensfigur, der mixtekischen Minderheit. Bewegend, realistisch und voller Leinwandpoesie.
Der amerikanische Journalist Gregory Moore (Jean Sorel) liegt im Wachkoma, wird aber fälschlicherweise für tot erklärt. In Gedanken versucht er das Verschwinden seiner Freundin Mira (Barbara Bach) zu rekonstruieren, bevor es für ihn zu spät wird ...
Selten wurde Prag in all seiner bedrohlichen Grundstimmung so schön eingefangen wie in MALASTRANA. Atmosphärisch vergleichbar mit Nicolas Roegs "Don't Look Now", der im nicht minder mystischen Venedig spielt. Ein überwältigender Score von Ennio Morricone macht daraus pure Faszination. Ungewöhnlich blutarm, dafür umso beklemmender inszeniert, bricht Aldo Lado im grandiosen Finale endgültig mit den Vorgaben des Giallo (fantastico). Stichwort: Herzklopfen. Auch beim Betrachter.
"The world is so different in the daylight. In the dark, your fantasies get so out of hand. But in the daylight everything falls back into place again."
Am Anfang steht ein waghalsiges Autorennen, ein Unfall und eine einzige Überlebende: Mary. Von nun an leidet sie an Gedächtnisschwund über die geschehenen Ereignisse. Als Kirchenorganistin reist sie nach Salt Lake City, wobei sie ständig eine gespenstische Gestalt verfolgt ...
In stilvolles S/W gekleidet, lädt Herk Harveys CARNIVAL OF SOULS zum Gruseln ein. Er greift bereits eine Fülle an Motiven des späteren surrealen Kinos auf : die Identitätskrise, die Vermischung von Traum und Wirklichkeit, eine beklemmende Bildfolge und wiederkehrende Déjà-Vus. George A. Romero ("Night of the Living Dead") und David Lynch ("Lost Highway") wurden stark von der visuell unheimlichen Stimmung inspiriert.
In allen Belangen schockierendes Terror-Kino: Rücksichtslos, zynisch und beklemmend. Auf dem Weg in die Stadt der Engel strandet die Famile Carter in der menschenleeren Wüste Nevadas, abgeschnitten von der Zivilisation. Hier wartet schon eine vernachlässigte Gruppe von Aussätzigen auf sie ...
Wes Craven stellt eine amerikanische Familie einer verrohten, marginalisierten Minderheit gegenüber. THE HILLS HAVE EYES (1977) ist somit auch ein bitterer Klassenkampf über Fremdenfeindlichkeit und Patriotismus. Exploitation, die reflektiert amerikanische Gegenwart verhandelt. Noch heute enorm verstörend. Alexandre Ajas Remake frönt da eher seinen Splatterszenen; eine wenig sensible Aktualisierung, die jeglicher subtilen Botschaft abträglich erscheint.
Sur-réalisme: Das Kino als befreites Rätsel. Jenseits jeder Deutung. Sich selbst erschaffend.
Maya Deren und Alexander Hammid vermitteln in MESHES OF THE AFTERNOON Gefühle der Angst, Depression und Paranoia mit Motiven, die sich zyklisch wiederholen ; ein Messer, eine Blume, ein rätselhafter Schlüssel und Spiegelungen aller Art. Sie selbst ist eingeschlossen in ihrem Apartment, sie halluziniert, sie träumt vom Tod. Es sind diese "Schlingen" (meshes) eines belanglosen Nachmittages, die für die Protagonistin zum Verhängnis werden. Verschiedenste technische Tricks (Jump Cuts, Slow Motion, Dutch Angle) irritieren und lassen die zunehmende Desorientierung spürbar machen. Form, Rhythmus und Körpersprache nehmen eine gesonderte Rolle ein - auf diese Weise erreicht der Kurzfilm eine eigene Deutungswirklichkeit.
Die Reporterin Grace Collier (Jennifer Salt) beobachtet im gegenüber liegenden Wohnhaus einen bestialischen Mord, begangen vom Model Danielle (Margot Kidder). Als die Polizei ankommt, ist die Leiche verschwunden. Weitere Nachforschungen zeigen, dass Danielle von ihrem siamesischen Zwilling Dominique getrennt wurde …
De Palmas barocker Arthouse-Thriller kennt Momente des Banalen und schieren Wahnsinns. Suspense-Sequenzen im erzählökonomischen, intelligenten Split Screen, körniges 16mm-Material markiert das Reich des Unterbewusstseins und trashiges Reality-TV entlarvt die Komplizenschaft des Zuschauers. Sisters manipuliert den Zuschauer, zwingt seinen Voyeurismus auf und schafft so bizarre Pulp-Unterhaltung. Verweise auf Hitchcock (speziell »Psycho« ist auf der Handlungsebene 1:1 übernommen) und Michael Powell sind allgegenwärtig. Der überdrehte Score von Bernard Herrmann ist das krönende crescendo. Wenn im gloriosen Epilog der Privatdetektiv einer Couch bis nach Kanada folgt, erinnert das an Bunuel‘sche Grotesken. De Palmas zynischer Gestus steht ganz im Geiste des New Hollywood: wir blicken auf die absurde Szenerie mitsamt angeleinter Kuh, doch wir werden nicht Herr über sie.
"You've seen one too many movies" - "Now Sid, don't you blame the movies. Movies don't create psychos. Movies make psychos more creative!".
Wes Craven hat die Zeichen der Zeit verstanden. In seinem "Nightmare on Elm Street" lehnten sich geplagte Teenager gegen elterliche Autorität auf, um einem Traummonster zu entfliehen. In SCREAM wird eine weitere Dimension bewusst gebrochen: die zwischen Werk und Rezipient. Seine selbst-ironische Variation klassischer Horrorklischees ist ein perfektes Beispiel für (post-)modernes Erzählen, ein Kino der Verweise und Stilbrüche, in dem sich jeder seiner Charaktere der Illusion bewusst ist: Das ist "wie im Film" und "nur ein Film". Gleichzeitig lassen wir uns als Zuschauer verführen von dieser Neuzusammensetzung, weil sie charmant und fintenreich gespinnt ist, also niemals langweilig wird.
Hitchcock-Spannung auf höchstem Niveau. Polanski entfacht im GHOSTWRITER einen Polit-Thriller erster Klasse - voller Paranoia und Ungewissheit. Meisterlich in Szene gesetzt mit einer bedrohlich schönen Kulisse (Nordsee, Sylt, Berlin). Der finale Akt kommt einem klassischen Dénouement gleich und beweist das Talent des Regisseurs, seine Zuschauer bewusst in die Irre zu führen. Seit "The Pianist" die eindrucksvollste Offenbarung Polańskis, überhäuft mit internationalen Filmpreisen.
Das Stendhal-Syndrom ist für Argento ein ideales Handlungssujet: Die Kunst selbst wird zum Verhängnis für die Polizistin Anna Manni (Asia Argento), als sie anfangs die Florentiner Uffizien besichtigt. Mystische Bilder der italienischen Renaissance besitzen eine unheimliche Sogkraft. Die Heldin durchläuft dann ein psychosexuelles Trauma und eine äußerliche (Charakter-)Transformation. Thomas Kretschmann spielt den barbarischen Antagonisten, welcher völlig demaskiert sein wahres Gesicht entblößt, er degradiert seine Opfer und ruft maskuline Seiten in der Fahnderin hervor. "You look like a boy", wird sie beschuldigt. Fazit : Argento spielt gekonnt mit sexueller Identität, Rollenbildern und der Projektion gewalttätiger Erfahrungen ...
Ursprünglich als "The Babysitter Murderers" konzipiert, änderte Regisseur John Carpenter das Low-Budget-Projekt in HALLOWEEN um. Der schlichte Titel hält, was er verspricht : Im ausführlichen Prolog wird die idyllische Vorstadt Haddonfield in Illinois präsentiert. In der Halloweennacht 1978 wiederholt sich ein Zyklus des Grauens: der maskierte Michael Myers ersticht und erwürgt nacheinander feiernde Teenager. Mit dem bereits in 'Psycho' etablierten Voyeurismus, generiert durch die subjektive Kameraperspektive, sprengt Carpenter das schützende Zuhause in minimalistischer Atmosphäre. Diese Urangst kombiniert er geschickt mit amerikanischer Folklore, den 'urban legends', tief verankerte Schreckgeschichten des kollektiven Gedächtnis. An einer Psychologisierung seines ikonischen Killers ist Carpenter nicht interessiert, er ist nunmal durch und durch böse, ein unmenschliches Wesen, phantomhaft skizziert. HALLOWEEN verband erstmals alle typischen Merkmale des Slasher-Genres und wurde bis tief in die 80er zitiert bzw. rezipiert (Friday the 13th, Nightmare on Elm Street).
Michèle (Isabelle Huppert) wird zu Hause von einem maskierten Mann überfallen und vergewaltigt. Statt die Polizei einzuschalten, lebt sie ihr Leben im Stillen weiter und bewaffnet sich ...
Paul Verhoevens ELLE ist von Anfang bis Ende eine bitterböse Farce. Er wechselt zwischen Erotik-Thriller, Komödie und Horrorfilm. Dabei bleibt die Heldin eine unantastbare Fassade, ein mysteriöser Charakter, der sich nicht einordnen will. Ein Widerstand gegenüber männlicher Autorität, eine selbstzerstörerische Femme fatale. Der Zuschauer ist mit seinen Erwartungen allein gelassen - Verhoeven geht seinen eigenen Weg abseits, unverhüllt und mit schwarzem Humor.
"I've come here to spit on my father's face. Can't say it was a metaphor."
Was ist "natürliche" Schönheit?
Wie beeinflusst sie uns?
In den ersten Einstellungen kreiert Refn das Bild der "schönen Leiche": Tod und Schönheit, zwei Motivgruppen, die immer wieder aufgegriffen werden. Besonders in der hyper-realen Fashionwelt, in der Künstlichkeit der eigentliche Star ist. Im Fall von Jesse (Elle Fanning), einem 16-jährigen angehenden Model, wird das Métier zum Alptraum. In dem radikalen Statement "Beauty isn't everything, it's the only thing" propagiert der dänische Regisseur seinen auf Form und Farbe fixierten Stil bzw. sein ästhetizistisches Leitprogramm »Zuerst war das Bild«; Mannequins als leere Hüllen, elektronische Musik im Blitzlichtgewitter und die Schönheit des toten Körpers. THE NEON DEMON ist sinnlich überwältigendes Kino, ein Refn-Rausch der Oberflächlichkeiten.
In seiner dichten Atmosphäre erinnert Ti Wests Film an Genreklassiker wie 'Rosemary's Baby' oder 'The Exorcist': Eine unschuldige "Babysitterin" (Jocelin Donahue) gerät in den Bann eines satanistischen Kultes. Dies geschieht im Zeichen des Blutmonds, während einer totalen Mondfinsternis. Anfangs schleicht sich ein ungewöhnlicher Minimalismus ein, das "House of the Devil" kann in klaustrophobischen Blickwinkeln inspiziert werden. Wie bei Polanski, hält West alles in der Schwebe, die finstere Ungewissheit projiziert sich auf den Zuschauer. Um die Zeit zu überbrücken, kommen Musik und Tanz zum Einsatz - das Unbehagen hat sich aber bereits eingenistet. HOUSE OF THE DEAD kulminiert schließlich in einem wahrhaftigen Horror-Szenario. Beeindruckendes Revival des 1970er-Stils.
Der Song: https://youtu.be/pIe-Cj071l0
"Der Ghostwriter" hat wieder seine alte Größe demonstriert. <3
Exzellenter Artikel.
Zwei Episoden, zwei Paare, eine Mega-Metropole. Eine geheimnisvolle Drogendealerin mit blonder Perücke (Brigitte Lin) landet nach einem harten Tag in der Bar, trifft auf den liebeskranken Polizisten 223 (Takeshi Kaneshiro). Parallel dazu schwelgt eine Imbissverkäuferin (Faye Wong) im Song 'California Dreamin' ...
Wong Kar-Wais einfühlsame Romanze lebt von seiner drängenden Energie, eine Art Mélange des amerikanischen Erzählkinos mit der französischen Nouvelle Vague. Seine Figuren sind einsame Seelen, die im Menschen- und Lichtermeer Hong-Kongs geradezu untergehen, Außenseiter. Christopher Doyles Kameraführung ist einzigartig, verwackelt und hektisch mit ästhetisch reizvollen Farbspielen. CHUNGKING EXPRESS hat aber auch zahlreiche ruhige Momente, innere Monologe, die zu bezaubern wissen. Das Thema wird gern aufgegriffen, so auch in Sofia Coppolas Lost in Translation (hier befinden sich die Protagonisten in Tokio).
Kenneth Angers LUCIFER RISING (1972) in Worte zu fassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Vom Hollywood-Kitsch bis zur ägyptisch-assyrischen Mythologie ist hier alles vertreten. Ein surrealer Bilderreigen aus multi-color shots, Krokodilen, Tigern, Tempel, Vulkaneruptionen und metallischen Gitarrenriffs komponiert von Bobby Beausoleil - durch Charles Manson in Ungnade gefallene stigmatisierte Musik des "Bösen". Einerseits ist Angers Œuvre esoterisch codiert durch seine Verbindungen zu Magie und Okkultem (Aleister Crowley), andererseits handelt es sich um enorm reiche Mikrokosmen, die den Film als losgelöste Kunstform betrachten - intuitives Sinneskino, cinéma pur.
Das experimentelle Kino der 70er ist reines Spektakel, das über 'lights & sounds' in andere Welten einlädt.
Soundtrack: https://youtu.be/oHvpCPhQZ_o
“The car crash is a fertilizing rather than a destructive event, a liberation of sexual energy, mediating the sexuality of those who have died with an intensity that’s impossible in any other form.”
David Cronenbergs radikal niederschmetternder CRASH erzählt von einer Gruppe junger Erwachsener (u. a. Holly Hunter), die durch die Grenzerfahrung mit dem Tod sexuelle Erregung erfährt. In kühl durchkomponierten, tranceartigen Bildern folgt er diesem (selbst-)zerstörerischen Trieb in einer entfremdeten, abgestumpften Welt: Sex als Suchtmittel, Sex als reine Stimulation, Sex als neue Erfindung im 20. Jh. Es ist, als wäre das Statussymbol Auto mit seiner kulturellen Signifikanz gänzlich mit dem Menschen verschmolzen. Metall & Fleisch. Und nichts kann diese sehnliche Vereinigung im finalen Crash stören. Howard Shores pessimistischer Klangteppich begleitet durch diese seltsam verzerrte Odyssee. Was bleibt am Ende? eine endlose emotionale Leere, das Warten auf den letzten Kick. “Maybe the next time ...”
Cronenbergs pessimistischster und auch ästhetisch stärkster Film, eine mehr als würdige Adaption von J. G. Ballards Skandalroman.
Das frisch verheiratete Paar Miguel Vargas (Charlton Heston) und Susan (Janet Leigh) sind zu Besuch in Mexiko. Gleich zu Beginn werden sie Zeugen einer Autoexplosion. Mike, selbst Rauschgiftfahnder, versucht zu ermitteln - stößt aber auf den korrupten Polizisten Hank Quinlan (Orson Welles), der durch seine "Intuition" den Schuldigen bereits zu kennen glaubt.
Orson Welles' TOUCH OF EVIL gilt gemeinhin als das Ende des klassischen Film Noir: das Spiel mit Licht und Schatten, eine dynamische Kameraführung (Russell Metty), die über die mexikanische Architektur schwebt und zwielichtige Charaktere versprechen eine unheimliche Atmosphäre. Die Invasion in Susan's Motelzimmer hat geradezu expressive Wirkung und erinnert unweigerlich an Murnau oder Lang. In einer Nebenrolle ist die graziöse Marlene Dietrich als Tanya zu sehen. Ein fulminanter Abgesang der goldenen Hollywood-Ära.
"I'm not prude, I'm just highly selective"
Tatsächlich handelt es sich bei CLUELESS um eine Karikatur des High-School-Films, der seine wohlbekannten Mechanismen und Klischees bedient und bewusst mitdenkt. Cher (Alicia Silverstone) entspricht hierbei dem Valley-Girl-Mythos voll Ahnungslosigkeit und Indifferenz. Konsumismus und materieller Luxus stehen natürlich an vorderster Stelle. Das Spiel mit Rollenbildern macht aus der oberflächlichen Komödie eine intelligente, ja selbstreflexive Satire. Amy Heckerlings scharfsinniges Drehbuch verleiht Austens "Emma" den modernen Look und ein zeitgemäßes Ambiente. Mehr braucht man sich nicht zu wünschen.
Auch die penetrant eingesetzte Popmusik kann HONIG IM KOPF nicht retten - die Charaktere leben in einer überbeleuchteten Scheinwelt, der perfekten Wohnung und Opa leidet an Demenz. Til Schweiger möchte alles: ein sentimentales Road-Movie, ein Drama, eine hippe Komödie. Alles schön gesellschaftskonform und massentauglich. Das "Hässliche" wird bewusst totgeschwiegen. Eine eigenartige Auffassung von Realismus.
O to see without my eyes ...
Luca Guadagnino huldigt mit dieser aus dem Leben gegriffenen Erzählung sein Heimatland Italien: Blühende Wiesen, gleißender Sonnenschein, mediterrane Landschaften und Früchte. In dieser lebensbejahenden natürlichen Umgebung entwickelt sich eine starke Freundschaft und Liebe zwischen Elio (Timothée Chalamet) und Oliver (Armie Hammer). Neben einer emotionalen Befreiung, der Verleitung durch Gefühle, erkennt CALL ME BY YOUR NAME auch den Tiefpunkt der Liebe - in all ihrer schmerzlichen Aufrichtigkeit und Wucht. Chalamet und Hammer ergänzen sich charakterlich hervorragend in dieser sinnlichen Sinnsuche und Orientierungslust, eine selten echte Liebeserklärung.