Punsha - Kommentare
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Alle Kommentare von Punsha
Stell dir vor, es ist Star Wars ...
... und keiner geht hin.
Dick Laurent is dead.
:(
Eine Überspitzung der Gegenwart: Ein multinationales Berlin mitten in einer (scheinbar) femininen Leistungsgesellschaft, die immer noch auf männlichen Fundament fußt. Da können noch so viele Führungsriegen mit Frauen besetzt sein, der Oberboss in London ist immer noch ein bärtiger Anzugträger, der das Heft in der Hand hat und die um seine Gunst rankenden Damen unter ihm sich gegenseitig (und buchstäblich) zerficken lässt. Am Ende geht es eben immer noch darum, wer die Schönste im ganzen Land ist. Oder die Bösartigste.
Ob das Script nun ein satirischer Kommentar moderne Gesellschaftsentwicklungen (wohl eher nicht, wer De Palma kennt) oder aber eines der Misogynsten der letzten Jahre (wohl eher schon), ist mir ausnahmsweise komplett egal. Dieser seichte Erotik-Thriller im deutschen TV-Look ist ganz im Sinne von RAISING CAIN, MISSION TO MARS oder FEMME FATALE passabler Trash, dessen Unterhaltungswert davon abhängig ist, wie gering die Erwartungshaltung sein kann und wie viele ulkige Selbstzitate De Palmas man erkennt. Gerade Rachel McAdams wirkt zuerst unheimlich fehlbesetzt, macht später aber in ihrer Bösartigkeit einfach nur Spaß. Überhaupt scheint De Palma, und das ist beachtlich für den alten Herren, an nackter Haut nicht weiter interessiert zu sein. Stattdessen beobachtet er die Frauen genüsslich bei ihrem Cagefight. Und ich sitze da, genieße gewissenlos und lasse das heute mal andere ernst nehmen.
Als ob De Palma selbst sein CASUALTIES OF WAR-Missverständnis rückblickend mit Reue betrachtet, erzählt er in REDACTED eine sehr ähnliche Geschichte, kehrt sie aber auf formeller Ebene, und das ist eine willkommene Überraschung, ins Gegenteil um. Statt Spannung und Thrill zu inszenieren oder sklavisch einer Dramaturgie zu folgen, hangelt De Palma sich oberflächlich an realen Geschehnissen entlang, filmt dokumentarisch mit Handkamera und fügt der Handlung tatsächliche wie fiktive Reportagen und Videos bei. Sean Penn und Michael J. Fox machen Platz für Patrick Carroll und Rob Devaney (Ja, genau... wer?). Das Ziel einer für sensible Thematiken unerlässlichen Annäherung einer (nie wirklich gegebenen) Objektivität, erreicht dieser Film exzellent. Und das ist in Anbetracht des beteiligten Regisseurs wirklich erstaunlich.
♥♥♥
"Look how wonderful nature is."
Entgegen herkömmliche Interpretationsversuche, Professor Abronsius (Jack MacGowran), seiner Zeit weit voraus, möchte sich gemeinsam mit seinem Schüler Alfred (Roman Polanski) vergebens (weil ohne Unterstützung der Dorfbewohner/des Proletariats) gegen die Aristokratie auflehnen, wage ich den zaghaften Versuch einer Sichtweise, die Polanskis Biografie vehement mit einbezieht. Der transsilvanische Mikrokosmos beschreibt in THE FEARLESS VAMPIRE KILLERS hintergründig und schemenhaft den Aufstieg des Dritten Reiches und die Weltherrschaftsfantasien seines Führers (hier: Graf von Krolock). Eine Gesellschaftsspaltung hat hier bereits stattgefunden, die Situation legt Ghetto-Erlebnisse nahe: Die mit jiddischen Akzent sprechenden (geht in der Synchro verloren) Dorfbewohner, allen voran der jüdische Gastwirt Shagal leben unterdrückt und in ständiger Angst und Verleugnung gegenüber dem Bösen, das gut situiert in einem großen Schloss haust und dessen Machthaber hin und wieder ins Dorf kommen, um auf Menschenjagd zu gehen. Der folgende Kampf der zwei Helden gegen das Böse ist einzig ein oberflächlicher Trugschluss. Polanski interessiert vielmehr das Normale (Mensch) oder Unnormale (Vampir) menschlicher Hüllen, ironisiert die Protagonisten auf ihrer scheinbar guten Mission, das Unnatürliche auszulöschen sowie die Machthaber, die einen Homosexuellen in ihren Reihen haben und demaskiert die herrschsüchtgie Obrigkeit als das, was sie im gesamtirdischen Kontext immer war und sein wird: Ein Außenseiter.
Natürlich, und das unterstreicht nur Polanskis Liebe zum Film, möchte der polnische Regisseur seine Filme stets als Unterhaltung verstanden wissen. Das tollpatschige Duo aus dem sensiblen, warmen Alfred und dem störrischen, kühlen Professor reicht schon beinahe zur Unterhaltung, die romantische Annäherung Ersterem zur wunderschönen Sarah (Sharon Tate) ist ehrlich, Herz erwärmend und im realen Kontext zerbrechend zugleich, wenn der wirkliche Horror unbeabsichtigt an die Stelle des Filmischen tritt.
Doch was ist eigentlich mit dem filmischen Horror? Der ist in THE FEARLESS VAMPIRE KILLERS kaum existent und kommt am deutlichsten noch durch Krzysztof Komedas schaurig-schönen Score hervor. Doch der Film ist weder als Horror noch als Satire, sondern als einfache Komödie oder Märchen ohne Happy End zu verstehen. Denn auch hier kehrt Polanski die Konventionen um: Wo der herkömmliche Horrorfilm sein Publikum aus einer friedlichen Welt für eine kurze Zeit hinein in eine Gespenstige entführt, entlässt er die Zuschauer aus seinem Film erst mit dem Gedanken an das erloschene Gute und die Welt des Bösen.
Nachdem schon MISSION: IMPOSSIBLE viele fast schon vergessene Talente De Palmas wieder an die Oberfläche brachte, scheint er mit SNAKE EYES endlich sein zu Hause (wieder)gefunden zu haben. Und das sind weder Komödien noch Western noch Gangsterdramen, das ist der klassische Thriller ohne Botschaft, ohne unnötig komplexe Charaktere, stattdessen mit einem Nicolas Cage im Hawaiihemd unterm Jackett (instant 8) der wiedermal komplett abdrehen darf. Inmitten von Betrug, Korruption und falscher Berichterstattung sucht er die Antwort einer von De Palmas grundlegendsten Filmemacher-Fragen: Wie viel Wahrheit steckt noch in der Kamera?
Ganz nach Kurosawas RASHOMON erfolgt die Auflösung des Kriminalfalls anhand verschiedener mal mehr, mal weniger zuverlässiger Blickwinkel, die die philosophische Tragweite der Vorlage nie gerecht werden. Aber warum auch? Schuster de Palma bleibt bei seinen Leisten und liefert exzellente Unterhaltung für Auge und Körper. Die erste viertel Stunde ist ein einziger, cineastischer Orgasmus, der Rest genüssliches Nachspiel.
Es gibt Frauen, die sind so schön, so zart, dass man denkt, man könne sie nicht berühren, man würde sie beschmutzen, wenn man seine eigene, beharrte, bakterielle Haut, unter der es an Fleisch, Blut und Exkrementen brodelt an das beinahe schon plastisch-vollkommene Gegenüber reibt. Carole (Catherine Deneuve) in REPULSION ist eine solche Frau. Unschuldig, unberührt und engelsgleich, leicht wie eine Feder geht sie gedankenverloren durch ihren Alltag, immer in ihrer eigenen Welt, in ihrem Geist verschwunden und gefangen. Es ist diese Reinheit, die Polanski in seinem Film gegen das Verdorbene, das Schmutzige, das Sexuelle einen aussichtslosen Kampf kämpfen lässt; die friedliche Abgeschiedenheit der Wohnung (die Seele) gegen die äußeren Unruhestifter wie soziale Verantwortung und Konvention. Natürlich aber kommentiert der Regisseur das Geschehen zu keinem Zeitpunkt, REPULSION ist in erster Linie immer noch ein surrealer Horrorfilm ohne Botschaft, sein neuer Surrealismus ist, auch trotz Traumsequenz und Bunuel-Zitats zu Beginn, keiner, der Traum und Realität gegenüberstellt, sondern einer, der die subjektive Wahn- wie Alltagswahrnehmung seiner Hauptfigur nach außen kehrt und für den Zuschauer real erfahrbar macht.
Und immer wieder findet Polanski dafür aufregende Bilder: Seien es die Risse im Ornament, der Tierkadaver, die grapschenden Hände aus der Wand: Sie alle dokumentieren den seelischen Zerfall eines Opfers einer das soziale Leben dominierenden Männlichkeit, das sich gegen das unaufhaltsame Eindringen alles Maskulinem zu verteidigen versucht. Beinahe wirkt der Film an Symbolen und Motiven gar überladen, wechselt sich ab mit Subtilem (Fötusmetapher) und Plakativem (Nonnen) und ist vielleicht deshalb nicht Polanskis reifster Film, dafür aber ein hochinteressantes und komplexes Frühwerk, das hohe Maßstäbe setzte.
Der Versuch einen modernen John-Ford-Film zu erschaffen, wo doch John Ford (inhaltlich) bereits genug Staub angesetzt hat. Mit reichlich Western-Elementen versehen, konzentriert sich De Palma in seiner banalen Gut-gegen-Böse-Story auf die schematische Stilisierung seiner vier Helden: Am langweiligsten noch im Versuch, den Anführer der Saubermänner (Kevin Costner) als liebenden Familienvater zu schablonisieren, am reißerischsten und dennoch am interessanten sicher in seinem berühmten Panzerkreuzer-Potemkin-Zitat. Dass die Viererbande im Kampf gegen das Böse jedes Mittel legalisiert, wird zur absoluten Irrelevanz - klar, sie sind ja die Guten, sie lieben Kinder, und nicht die Bösen, sie töten Kinder. Und so wird erfolgreich verhindert, dass der Zuschauer Fragen stellt, der Film stellt ohnehin keine und scheint lediglich aus nostalgischen und formal-ästhetischen Gründen zu existieren. Ein Film also, der schon Staub angesetzt hat, bevor er das erste Mal über die Leinwand lief.
Dass Brian De Palmas SCARFACE von nicht Wenigen missverstanden wird, dafür kann der Film nichts. Nichtsdestotrotz überrascht diese Tatsache, sie ist geradezu unverständlich, entfernen sich doch alle Beteiligten dieses Werks noch deutlicher (fast schon zu deutlich) von Ikonenbildung und feuchten Gangsterhöschen als ein Scorsese es je tat und präsentieren eine der abscheulichsten Figuren der Filmgeschichte. Sie als "cool" zu bezeichnen, wäre lediglich ein sehr besorgniserregendes Zeugnis des Rezipienten. Nein, Tony Montana ist gar einer der vielschichtigeren Charaktere des Gangsteruniversums, aus dessen hier und da hervorblitzendem Schmerz SCARFACE seine Stärken zieht, denn auch er ist das Opfer einer menschlichen Tragödie, die bereits begann, bevor er sich in den Staaten nach oben tötete und die schließlich mit einem krankhaften Familienkomplex endete. Andererseits, und das ist sicher Meckern auf hohem Niveau, traut Oliver Stone mit seinem Drehbuch dem Zuschauer zu wenig zu und verleiht, gemeinsam mit einem komplett von der Leine gelassenen Al Pacino, dem grenzenlos (männlichen) Streben nach Macht einen beinahe schon plakativen Charakter.
Dass THE BOSS OF IT ALL keinesfalls ernst genommen werden will, erzählt Lars von Trier höchstselbst bereits im Intro - eine schelmische Aussage, denn obwohl der Film ebenso als groteske Komödie funktioniert, kann von Trier es nicht lassen uns in seinem (fast) Kammerspiel auf die angenehm lockerste und unprätentiöseste Art und Weise wiedermal etwas über uns Menschen zu erzählen. Wie die bloße Dienstbezeichnung den Blickwinkel Dritter verändert, wie masochistisch das natürliche Bedürfnis nach Anonymität ist, wie Eitelkeit manchmal stärker als ein bisschen Menschlichkeit ist - wie absurd wir doch eigentlich sind.
Ob der Ausbruch aus der Monotonie von staubigen Büros und farblosen Anzügen hinein in das blühende Leben so der Lächerlichkeit preisgegeben werden muss, sei mal dahingestellt. De Palma verfehlt hier sicher ein Stück weit seine eigentliche Intention, doch hat GET TO KNOW YOUR RABBIT sein Herz eindeutig am rechten Fleck und funktioniert als grotesker Klamauk einfach prächtig. Vielleicht abgesehen von der obligatorischen Busenschau mit der untypischste De-Palma-Film.
Vietnam, Pornokino, politischer Laie und dennoch ein Hang zum Terrorismus: Martin Scorsese und sein Autor Paul Schrader wurden zweifelsohne für die Erschaffung von Travis Bickle von DePalmas Jon Rubin inspiriert, und das ist nicht einmal unbedingt eine Notiz am Rande. HI, MOM! ist weniger ein Spielfilm als ein wildes Sinnieren über die Funktion(en) und den Wahrheitsgehalt der Kamera, und trotzdem ist es eben auch ein Robert-de-Niro-Film, der hier bereits mit seiner Figur ein (zukünftiges) filmgeschichtliches Fundament legte.
Irgendwie passt es, dass mit Bryan Singer der Regisseur der ersten beiden X-Men-Teile nun die Zügel wieder in die Hand nimmt, wo doch die Zeitreise-Story in DAYS OF FUTURE PAST viele Gelegenheiten bildet, die alte Crew um Jackman, Berry, McKellen und nicht zuletzt Patrick Stewart wieder vor der Leinwand zu versammeln. Und ehrlich gesagt, erschien es mir so, als ob Singer an gar nichts anderem interessiert gewesen sei. Die zugegeben ausgelutschte Zeitreise-Thematik wird komplett vernachlässigt (und überhaupt erinnert der Film eher an "Inception" als an jegliche Time-Travel-Filme), ausnahmslos jede in Vaughns FIRST CLASS entworfene Figur (das gilt auch oder besonders für den jungen Erik Lehnsherr und Charles Xavier) wurde auf Autopilot geschaltet und stattdessen wird wiedermal versucht, Wolverine künstlich ins Zentrum zu schieben, wo doch mittlerweile wirklich alles über ihn erzählt wurde. Das mag zwar dann immer noch für einen soliden Franchise-Beitrag reichen, doch in Anbetracht dessen, dass es sich hierbei jedoch schon um den Fünften handelt (die Wolverine-Ableger nicht mal mitgezählt), kommt bei mir nicht viel mehr als ein leises Gähnen rum. Fans, die da sagen, es würde sich hierbei um den besten Teil der X-Men-Reihe handeln, wurden vermutlich einfach von der Nostalgie-Peitsche am Ende so hart getroffen, dass sie vergessen haben, wie nichtig der Film eigentlich ist. Ich weiß auch gar nicht mehr, um was es ging. Irgendwas mit Zeitreisen.
Ein recht sprunghaft erzählter Film, der die narrativen Schwerpunkte Hochzeit, Hirschjagd, Vietnam, Heimkehr und Rettung nur sehr unausgegoren unter einen Hut zu bringen vermag. Da ist am Schneidetisch sicher nicht alles nach Plan gelaufen. Ansonsten ist das vor allem sehr intensives Schauspielkino mit Russisch Roulette als klugen Aufhänger, das den ausschließlich masochistischen Akt des Krieges, dessen Individuen einem rein zufälligen Schicksal ausgeliefert sind, stichhaltig auf den Punkt bringt. Das Ende aber geht ganz unabhängig seiner Intention in die völlig falsche Richtung, stellt es doch wieder dieses unsäglich öde Nationendenken plakativ und plump in den Vordergrund, anstatt im Moment der Trauer einfach anzuerkennen, dass es wichtigere Dinge gibt, als Amerika und seine Politik.
Es ist ein Jammer. STALKER müht sich ein Film zu sein - ein Film, der viel Richtiges und Gutes zu sagen hat, der mit seinen Publikum über den Sinn des Lebens sinnieren und das weltliche und menschliche Naturell fühlbar machen will.
Doch Tarkowskis Film bleibt nicht mehr als ein abstraktes Gedankenspiel, das Setting verliert schnell seinen Zauber und seine Figuren gehen nie über den Status als Marionetten hinaus. Viel wird erzählt, doch die (zugegeben) schönen Bilder sprechen viel zu selten. Das entzückende, lebensbejahende Ende kann leider nur andeuten, wie gut der Film hätte sein können.
Unfassbar langweiliger Käse vom Moviepilot-Hipster Ti West, der von einigen scheinbar nur dafür abgefeiert wird, dass er statt der vollen Palette lediglich die Hälfte aller Horror-Klischees unreflektiert bedient. Dass das derselbe Regisseur vom noch so starken THE HOUSE OF THE DEVIL gewesen sein soll, erkennt man auch nur noch am altmodischen Setting. Klar soll das straighter Horror aus der Mottenkiste sein, richtig Oldschool und artsy gefilmt, letztendlich ist THE INNKEEPERS jedoch nichts weiter als derselbe Quark wie sonst - mit schönerer Verpackung.
Danny Boyle scheint den x-ten Schuss nicht gehört zu haben, dass Twist-O-Ramas inzwischen komplett ihren Spin verloren haben. TRANCE ist mittelmäßig gespielt, bebildert und inszeniert, und wird bis hin zum peinlich humorlosen und unreflektierten Finale, dem sich alles unterordnet, einfach nur träge runter erzählt. Kaltes Kino ist das, angereichert mit seelenlosen Schachfiguren hinter durchsichtigen, aber undurchdringbaren Glasfassaden. Kino zum Abgewöhnen.
Leider ziemlich schlecht gealtertes Bauerntheater, das beinahe ausschließlich von der Idee lebt, ausnahmsweise die Sympathien den von ignoranten und autoritären Vorstadt-Eltern umgebenen Teenagern einzuräumen.
THE BLAIR WITCH PROJECT ist nicht nur die Geburt des Found-Footage-Horrorfilms im Mainstream-Kino; der Film ist auch eine Bekräftigung des Genres an sich: Der Horror hat seinen Ursprung in Mythen und Schauergeschichten, in Dingen, die sich die Leute vor dem Kamin oder am Lagerfeuer erzählen, die jedoch niemand wirklich zu Gesicht bekommt. Mit der Erfindung der Kamera aber wurden die Dinge sichtbar: Manchmal abscheulich, blutig, Ekel erregend, manchmal harmlos oder gar nicht existent. Der Schrecken verlor seine Maske. Diese drei Jugendlichen aber ziehen in den Wald, um den Schrecken zu dokumentieren, den niemand sieht. Und tatsächlich sieht ihn niemand, und trotzdem ist es Furcht erregend. Und wie! THE BLAIR WITCH PROJECT zeigt wieder, dass man, trotz all des Fortschritts, nicht viel mehr braucht, als eine spannend erzählte Schauergeschichte, um Gänsehaut zu verbreiten.
ENEMY hat eine Idee, nicht mehr. Der Film ist wie ein leerer Raum, den zu füllen allein dem Zuschauer obliegt; der an prätentiösen Andeutungen ebenso spart wie daran, seine Figuren übermäßig zu psychologisieren - und das macht ihn so angenehm sehenswert. Ein Style-over-Substance-Thriller der besten Sorte.
Würde man über SICARIO eine Gender-Diskussion führen, wäre der Film eine einzige Zumutung. Mit Emily Blunt in der Hauptrolle als erfahrener Teil eines SWAT-Teams schreit das neuste Werk des Kanadiers Villeneuve nach einer starken Frauenrolle. Doch am Ende steht das komplette Gegenteil, nämlich das physische wie psychische Versagen einer ambitionierten Frau in der Welt der ganz hohen Tiere, der Super-Machos, der "Wölfe".
Auch wenn der Film technisch und Villeneuve-typisch wiedermal in der ersten Liga spielt, gutes Spannungskino bietet und bis auf die hintersten Sitzreihen Paranoia verbreitet, bekommt man nichtsdestotrotz den Eindruck mit einer Routine-Arbeit konfrontiert zu sein: Viel Bass, viele Vogelperspektiven, hier und da eine künstlerisch ambitionierte Einstellung, die weniger Aussagekraft hat, als es den Anschein hat. Das Bild Villeneuves als Fincher für Arme manifestiert sich zunehmend. Daher ist es gut möglich, dass SICARIO vor zwanzig Jahren Kritiker und Publikum in Jubelstürme versetzt hätte, heute ist er jedoch als Fincher-Ripoff mit feudalen Geschlechterstrukturen nicht mehr als nur ein laues Lüftchen.
Im unzumutbaren zweiten Teil der Geschichte um Barry Lyndon rückt die Frechheit und Gerissenheit Barrys in den Hintergrund. Der Weg in den Adel ist geschafft, nun zählt es die Position zu halten. Dass dies bei dieser offensichtlichen Rise-and-Fall-Story nicht gelingt, ist sicher keine Überraschung. Das eigentlich Furchtbare jedoch ist, dass Barrys Fall nicht aufgrund unglücklicher Schicksalsschläge und Zufälle oder der Falschheit der Reichen und Mächtigen geschieht. Kubrick verwandelt ihn von einem frechen und gerissenen Burschen in einen dummen Tölpel - lüstern und gierig, unfähig Kinder zu erziehen, unwissend was Anstand heißt. Barry bringt nicht nur viele Leben gehörig durcheinander (und seine Frau an den Rand des Selbstmords), er wird zum Krebsgeschwür der Aristokratie. Es scheint fast so, als ob "die da unten" bei "denen da oben" nichts zu suchen haben und besser am Bodensatz der Gesellschaft bleiben sollten. Das mag zwar nicht die Intention Kubricks gewesen sein, aber ein paar inhaltlich haarsträubende Töne sind für mich kaum von der Hand zu weisen.
Andrew Haigh wäre mMn noch eine treffende Erweiterung.
Allenfalls jene, die die Heute Show als revolutionäres TV-Format erachten und Jan Böhmermann für den Messias der deutschen Fernsehlandschaft halten, könnten Dietrich Brüggemanns satirischen Rundumschlag etwas abgewinnen. Aber auch selbst das wäre eine gewagte These. HEIL ist insgesamt zu plump, um witzig zu sein, zu überdreht, um ihn zu verdrängen und zu trashig, um ernst genommen zu werden.