Pyro 91 - Kommentare
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Alle Kommentare von Pyro 91
"Amarcord" umfasst ein Jahr im Leben einer italienischen Kleinstadt mit all ihren bunt schillernden Figuren und deren Macken und Eigenheiten. Fellini blickt auf seine Jugend an der Schwelle zum Erwachsenwerden zurück und präsentiert uns seine Erinnerungen meist humorvoll, oft sentimental, leicht surreal, aber stets mit Liebe zu seinen Figuren. Die episodenhaften, scheinbar wahllosen Einblicke in das Leben dieser kauzigen Leute offenbaren das große Menschenverständnis des italienischen Meisterregisseurs und ein wehmütiges Verlangen nach der Vergangenheit, deren Aufleben doch inzwischen nur noch durch hervorstechende und prägende Erinnerungen möglich ist. Zunächst fest verankert im Kopf über die Jahrzehnte, dann unwiderruflich gebannt in einem Film, nimmt es Fellini mit seiner Geschichte wohl nicht so genau, macht damit aber nur deutlich, dass es im Leben nicht um die Details geht, sondern hauptsächlich um die erlebten Gefühle, die unsere bestimmenden Momente begleitet haben.
Nach einer vielversprechenden, durchaus einnehmenden ersten halben Stunde - mit "Blindes Mädchen bekommt Hornhauttransplantation und sieht nun tote Menschen"-Prämisse als netten Twist auf bekannte Geistergeschichten - erweisen sich die Pang-Brüder im weiteren Filmverlauf als ziemlich einfallslose und öde Gruselonkels. Grundsätzlich wird jede Horror-Szene gleich aufgezogen: Ein Brummen auf dem Soundtrack macht sich breit und wird immer lauter, schnelle Kamerabewegungen auf "seltsame" Dinge folgen, Slowmo und Gelbfilter kommen hinzu; schemenhafte Gestalten tauchen auf und verschwinden wieder bis dann Highspeed-Kamerabewegungen und tinnituserzeugender Lärm die jeweilige Szene beenden.
Das Ganze wiederholt sich dann ad finitum.
Sobald es dann endlich auf Spurensuche geht und wir zur Konfliktauflösung schreiten, werden wieder die üblichen Pfade beschritten, bevor es dann im Knallbumm-Finale richtig albern wird.
Ich bin ja eigentlich ein großer Fan von "Slowburn"-Horrorfilmen wie "Rosemarys Baby", "Ringu", "A tale of two sisters" etc. , aber diese Filme bieten mir eine spannende Geschichte; viele unangenehme, schaurige Momente und eine klaustrophobische, einlullende Atmosphäre. "The Eye" hatte für mich nichts dergleichen.
Ähm ja, das war vielleicht ein Film. Mir kam es gerade so vor, als ob ich aus einem zweieinhalbstündigen Schlaf augewacht wäre. Irgendwie war ich erleichtert, als der Film endlich zu Ende war, aber jetzt inzwischen hätte ich doch wieder Lust auf Tarkovskys wunderschöne Bilder. Ich hab ehrlich gesagt noch keine Ahnung, was ich von dem Film halten soll und werde ihn mir nochmal ansehen müssen. Fühl mich gerade, wie aus einer fremden Dimension gerissen...
Eine faszinierende, zeitlose Sezierung von Stars und Sternchen auf der Bühne und im Privaten. Es geht um deren Aufstieg und Fall, den erfüllenden Beifall und die gefürchtete Ablehnung der Menge, die schwierige Gesellschaft, in der sie sich befinden und die daraus resultierende Isolation von der Welt abseits des Theaters.
Sehr schlagfertige Dialoge, die wie aus der Pistole geschossen kommen und ein einmaliges Darstellerensemble - allen voran Bette Davis - machen Mankiewicz´ Klassiker zum einem offenbarenden, feinsinnigen Vergnügen.
Für mich Kurosawas Opus magnum seiner Nicht-Samuraifilme.
Wie er hier Charakterstudie, Gesellschaftskritik und Crimethriller spielend miteinander vereint, ist einfach meisterhaft. Jede Figur bekommt eine Stimme und wird in moralischen Fragen auf die Probe gestellt, wodurch sich eine faszinierende Grauzone zwischen Recht und Unrecht bildet.
Ein kleiner Junge wird entführt und Kurosawa zeigt die Auswirkungen dieser Straftat auf alle Beteiligten. Wir sehen nicht nur den Schmerz und die Angst des leidenden Vaters oder dessen zwiegespaltenen Arbeitgeber, der das Entführungsgeld zahlen soll; nein, wir sehen auch den Täter mit seinen Selbstzweifeln hadern und wie selbstgerecht die Polizei handelt, um ihn am Galgen zu sehen. Die ganze Zeit verschieben und verändern sich unsere Sympathien für die Figuren und als Zuschauer ist man ständig damit beschäftigt, deren unterschiedliche Blickwinkel wahrzunehmen und sich in die Lage der Betroffenen hineinzuversetzen. Solche Filme will ich sehen!
Dass alle Beteiligten, im speziellen Toshiro Mifune und Tatsuya Nakadei, geniale Schauspielleistungen abliefern, versteht sich eigentlich von selbst. Am stärksten ist der Film aber eigentlich immer dann, wenn die Figuren gar nichts sagen und sich nur zueinander im Raum positionieren. Was für ein Mis-en-scene-Himmel!
Während die erste Stunde in der selben Location spielt und mit ihren langen, distanzierten Shots und wenigen Cuts einen Theaterspiel gleicht, wirkt die zweite Hälfte, in der es um die Polizeiarbeit geht, nahezu hyperaktiv. Viele hektische Kamerabewegungen und atmosphärische Außenaufnahmen, geben einem das Gefühl mitten im Geschehen zu sein und den Ermittlern auf Schritt und Tritt zu folgen. Unterbrochen werden diese beiden diametrial-arbeitenden Hälften in der Mitte des Films, wo Kurosawa bei einer Lösegeldübergabe mit einer Handkamera arbeitet und das Ganze in Echtzeit(!) filmt.
Meisterwerk!
Bei aller Liebe zu Kurosawa, aber das war ein Alptraum!
Anstatt seine Kollektion von acht Träumen zu dramatisieren, gibt er hier auf seine alten Tage lieber pathetische, eindimensionale Statements von sich oder psychologisch gesagt: er lässt sein Superego sprechen, anstatt uns tiefer in seinem Unterbewusstsein forschen zu lassen.
Die ersten beiden Träume, in denen ein kleiner Junge auftritt, sind noch sehr interessant und wirken ehrlich und "traumhaft".
Im ersten Segment erzeugt Kurosawa eine märchenhafte Atmosphäre und zeigt den Wald als spirituelle Quelle von Geheimnissen und Verlockungen. Dieser Traum ist der kürzeste von allen und der interessanteste für mich.
Die zweite Vignette ist visuell sehr beeindruckend. Die Farben und die Kostüme haben eine einlullende Wirkung und das Ganze fühlt sich mehr wie ein Tanz oder eine Aufführung an.
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Dann wird es schon etwas anstrengender. Im dritten Segment sehen wir ewig lang ein paar erschöpfte, verzweifelte Männer auf der Suche nach ihrem Lager durch ein verschneites Gebirge wandern. Dann stecken sie im Schnee fest und der Anführer der Gruppe wird von einem verführerischen Todesengel in den Arm genommen, der den Willen des Mannes aber nicht brechen kann und wieder in die Lüfte entschwindet.
Dies sorgt dafür, dass die Männer doch noch ihren Stützpunkt finden. Botschaft: Wenn man nicht aufgibt, kommt man doch ans Ziel.
Das ist weder besonders tiefgründig noch prägnant und kaum die zwanzig Minuten wert, die dafür vergeudet werden.
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Bis auf einen Traum sind die restlichen vier dann soziale Kommentare, in denen Kurosawa darüber predigt, wie schlecht doch der Krieg, der Mensch an sich und unsere technischen Fortschritte sind. Hier ist sowohl Inhalt als auch Präsentation ziemlich banal und nichtssagend.
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Interessant ist dann nur noch der Traum eines jungen Malers, der auf der Suche nach van Gogh ist, der im Film von Martin Scorsese (!) gespielt wird. Hier erfahren wir durch den Künstler etwas über Kurosawas künstlerischen Prozess und Scorseses aufgedrehte, impulsive Art erinnerte mich daran, dass ich ein Mensch bin und mir gerade einen Film anschaue, auch wenn ich an dem Punkt schon im Dämmerschlaf versunken war.
Trotzdem wirkt auch dieser Abschnitt unheimlich leer und mehr wie ein Video, das für ein Museum angefertigt wurde, um Leute für Kunst zu begeistern.
Tja, also insgesamt war das nichts für mich. Die meisten David Lynch-Filme kommen für mich Träumen nahe oder "Achteinhalb" oder "Letztes Jahr in Marienbad" oder "Persona" oder oder oder, aber dieser Film wirkt auf mich wie der misslungene Versuch eine traumähnliche Atmosphäre zu reproduzieren, ohne dabei wirklich etwas zutiefst menschliches oder substanzvolles ausdrücken zu wollen. Eine leere, aber wenigstens recht ansehnliche Hülle eines Films.:(
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Auf den Schock werde ich jetzt erstmal "High and Low" einlegen, um meinen Glauben wieder herzustellen.
SPOILERS!
Mit Daniel Craigs Bond-Debüt können wir unseren Lieblings-MI6-Agenten nun endgültig im 21. Jahrhundert begrüßen. Nachdem vor allem die letzten beiden Brosnan-Filme hauptsächlich aus zehennägelaufrollenden Dialogen und redundanten Actionszenen bestanden, wird es hier wieder deutlich bodenständiger und meine Güte - man ist sogar emotional involviert!xD
Man könnte fast sagen, dass „Casino Royale“ sich zuviel aufbürdet. Das erste Drittel findet seinen Höhepunkt in einem Terroranschlag auf dem Flughafen, während sich der zweite Teil des Films mit dem titelgebenden Ort und einigen...Zwischenfällen dort befasst und die letzte halbe Stunde mutet dann fast schon wie ein Epilog an, der doch ein wenig ausgewälzt wirkt. Trotz alledem kommt dabei aber keine Langweile auf, da Martin Campbell - der schon für „GoldenEye“ verantwortlich war - die Spannung stets aufrechterhalten kann und weiß, dass ein Film ein- und ausatmen muss.
Schon der noir-like Vorspann macht klar, dass es hier wieder back-to-the-roots geht. Schön in schwarz-weiß gehalten, verfolgen wir Bonds brutales Vorgehen, mit dem er sich seinen Doppel-00-Status sichert. Sofort wird einem bewusst, dass hier ein anderer Wind weht. Daniel Craig ertränkt einen Gegner ohne Gnade im Waschbecken und verpasst dem Unbewaffneten gleich mal eine Kugel zwischen die Augen. Das alles geht wunderbar in die Gun-Barell-Sequenz über und funktioniert natürlich auch narrativ sehr gut, da Bond nun offizieller Agent des MI6 ist.
Die von Daniel Kleinman gestaltete Titelsequenz arbeitet hervorragend mit dem Casino-Motiv und visualisiert Bond und seine Gegner u.a. mit Spielkarten und Pokerchips. Bei „You know my name“, gesungen von Chris Cornell, macht sich David Arnolds Beteiligung stark bemerkbar und der Song rockt einfach nur gut ab. Glamourös, modern, mitreißend - einfach top!
Am erfreulichsten war aber für mich, dass man sich jetzt einig war, wie James Bond nun eigentlich auftreten und dargestellt werden sollte.
Daniel Craig kann alles spielen und zeigt wie Sean Connery eine draufgängerische, körperliche Präsenz und mischt sie mit der „brutale Sau"-Attitüde von Timothy Daltons Bond.
Craig erschafft mit seiner Darstellung einen modernen Bond, der zu gleichen Teilen Agent, Womanizer, soziales Chamäleon, Auftragskiller und obendrein noch ein menschliches Wesen ist! Im Detail:
Die verloren gegangene Spionagearbeit - sie ist wieder da! Bond spürt Passwörter auf und nutzt Videoaufzeichnungen und Codes, um die Handlanger seiner Gegner zu enttarnen und aufzuspüren. Im Gegensatz zum letzten Brosnan-Bond - wo dieser auf gut Glück ans Ziel gelangte - können wir hier sogar Bonds Fährte folgen und verstehen seine Gedankengänge. Nicht, dass wir es hier mit einem komplexen Plot zu tun hätten, das nicht, aber es ist solide aufgebaut und eine Sache führt recht nachvollziehbar zur nächsten.
Gleichzeitig ist Bond aber ein ruheloser, konfrontativer Draufgänger mit soziopathischen Zügen, der nichts gegen eine gute Schlägerei hat und will, dass seine Feinde ein schreckliches Schicksal erleiden. Gleich am Anfang, als er jemanden verfolgt, rennt er im wahrsten Sinn des Wortes Wände ein. Ein wenig später, als ihn einer der Hotelgäste mit einem Angestellten verwechselt und ihn bittet dessen Wagen einzuparken, lässt er das Gefährt einfach gegen ein anderes wämsen und macht sich aus den Staub.xD Es scheint ihm eine diebische Freude zu machen. Auch beim Kräftemessen mit Mittelsmann Dimitrios schnappt er ihn zunächst sein Auto beim Pokern weg, schläft mit seiner Frau und ermordet ihn in schließlich in einer Kunstgalerie. Zudem jagt er am Flughafen einen Typen in die Luft und grinst danach so breit, als ob er high wäre.xD
Craigs Bond ist zudem unzerstörbar. Selbst Gift und Seilhiebe auf die Eier bringen ihn nicht zur Kapitulation. Als Le Chiffre Bond in die Folterkammer bringt, gibt es allerdings einen besonders starken Moment, in dem Bond wirklich Angst empfindet, weil er nicht weiß, was als nächstes passieren wird. Besonders pervers erscheint dann die Szene, in der Bond Le Chiffre immer mehr provoziert, bis dieser ihn noch ein paar Schläge voll auf die Nüsse verpasst. Bond schreit danach wie verrückt und lacht wie ein Wahnsinniger. Ein fast schon surrealer Moment und insgesamt wohl eine der gefährlichsten und brenzligsten Situationen in der kompletten Reihe.
Wenn es allerdings darum geht sich in sozialen Situationen freundlich und charmant zu geben, fügt Craig sich auch wunderbar ein. Ober er nun am Pokerspiel teilnimmt, mit der Rezeptionsdame flirtet oder bei M auf Gegenliebe stößt, wenn er in ihre Wohnung einbricht.xD
Judy Denchs Rolle und die Art Hassliebe-Beziehung zwischen ihr und ihren Agenten, wird weiterhin ausgebaut und funktioniert ziemlich gut.
Sie ermahnt Bond des öfteren, er solle die Situation „leidenschaftlos“ beurteilen und nicht mit persönlichen Gefühlen an die Sache herangehen. Bond macht die Bermerkung, dass er in ihren Augen wohl „halb Mönch, halb Auftragskiller“ sein sollte und das fasst die Erwartungshaltung des MI6 an ihre Agenten eigentlich recht gut zusammen. Vielleicht liegt es nur an Judy Dench, aber nachdem Dimitrios Frau ermordet wurde, sah es so aus, als ob sie Mitleid für Bond empfinden würde und kurz ihre Fassade fallen lässt. Auch nach Bonds Kündigung und Vespers Ermordung scheint sie ihn zurückhaben zu wollen und zwar einfach nur, weil sie etwas für ihn übrig hat. Ob das so intendiert war, weiß ich nicht, aber Judy Dench gibt ihrer Rolle, die im Grunde nur aus Expositionsupdates besteht, doch eine kleine, emotionale Dimension mehr.
Ansonsten ist natürlich auffällig, dass es in diesem „Reboot“ keine Moneypenny und keinen Q gibt. Dafür taucht Felix Leiter auf, der Bond beim „Casino Royale“-Poker finanziell unterstützt.
Ich muss auch sagen, dass alberne Gadgets hier völlig fehl am Platz wären. Das Einzige, was Bond mit auf dem Weg bekommt, ist ein Chip, mit dem man ihn orten kann. Diesen bekommt er von einem Aushilfs-Q, der anscheinend Sprechverbot hat und keinerlei Emotionen zeigen darf. Ja gut, irgendwo musste Eon halt sparen. xD Oder vermittelt das MI6 jetzt schon Jobangebote an Taub(?)stumme?
Kommen wir nun zum interessantesten Thema: Bond und die Frauen.
Als Bond Dimitrios Frau Solange (sic!) verführt (ultrascharf: Catarina Morino) sehen wir den üblichen 007-Charme am Werk, aber diesmal - und vielleicht liegt das auch nur an den „schlagfertigen“ Zeilenaufsagen aus „Stirb an einem anderen Tag“ - wirkt es viel überzeugender und spontaner.
Solange ist angepisst, weil sie mit einem Arschloch zusammen ist und schon taucht Bond auf und bringt sie zum Lachen. Ich mag den „Einmal um den Block“-Gag und mir gefällt wie schlitzohrig Craig sich dabei verhält. Selbst die Vorspielszenen stören mich nicht, weil wir nicht wie beim guten, alten Pierce Brosnan dabei zusehen müssen, wie sich ein Endvierziger abrackert, während er dabei seltsame Grimassen schneidet.
Wie ich schon erwähnte, stirbt Solange und in jedem anderen Bond-Film wäre das eigentlich nicht weiter von Relevanz, da Sex mit Bond in vielen Fällen gleichzeitig Tod bedeutet. Diese chauvinistischen Darstellungen sind in den letzten zehn, elf Filmen stark entschärft worden, aber in den früheren Bond-Filmen war das der goldene Standard. xD Hier hat es allerdings mehr Relevanz, da Bond es in diesem Film zweimal versäumt eine Frau zu retten, für deren Schicksal er sich verantwortlich macht.
Das tragische Element jedoch ist Bonds Beziehung zu Vesper Lynd. Seit „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ wurde einer romantischen Beziehung in einem Bond-Film nicht mehr so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dass Vesper von der unglaublichen, wunderschönen Eva Green gespielt wird, ist sicher auch nicht verkehrt. Doch dessen ungeachtet, nimmt der Film sich auch Zeit, die Beziehung der beiden wachsen zu lassen. Das fängt schon damit an, dass sie sich beim ersten Treffen gegenseitig psychoanalysieren, was erstaunlich gut gespielt und geschrieben ist.
Vesper tritt selbstbewusst auf und lässt sich auf Bonds Macho-Spielchen gar nicht ein. Erst nachdem sie mitbekommen hat, wie brutal und gnadenlos Bond sein kann und wie viel Blut an seinen Händen klebt, wird ihr bewusst auf was sie sich da eingelassen hat. In einer durchaus berührenden Szene unter der Dusche, tröstet Bond sie und saugt ihr das Blut vom Finger. Als ob er damit sagen will: „Ich habe einen Blutdurst und reinige dich von meinem Taten. Ich kann das Blut meiner Feinde trinken, weil ich ein badassiger Badass bin.“xD
Hm ja, hat mich dann doch etwas gewundert, dass diese Szene so in einem Bond-Film war. Wirkte schon etwas abstoßend.
Umso mehr Bond sich ihr dann öffnet, umso interessanter wird der Film. Der „Casino Royale“-Teil ist ohnehin das Herzstück des Films, denn hier sehen wir einen Bond, der sogar Fehler zugibt und ihr sein Leben schuldig ist.
Im vollen Wissen, dass man sich einen Bond-Film ansieht, sind die nachfolgenden romantischen Szenen natürlich mit Vorsicht zu genießen. Als Bond schließlich seinen Dienst quittiert und daran denkt mit Vesper um die Welt zu reisen, wollte ich schon gar nicht mehr zusehen, wie das Schicksal seinen Lauf nimmt.
Es schwingt am Ende viel Traurigkeit mit, wenn Vesper Selbstmord begeht und Bond es nicht geschafft hat, sie zu retten.
Dass das Ende eines Bond-Films mich nochmal berühren würde, hätte ich ja wirklich nicht gedacht. Klar, wir haben es hier nicht mit einem tiefgründigen Drama zu tun, aber eine emotionale Filmerfahrung - außer Gelächter oder „Yeah, geil“-Ausrufe - mit einem Bond-Film zu verbinden - gerade weil "Casino Royale" trotzdem die typischen Bond-Elemente aufweist - halte ich schon für eine starke Leistung.
Um mal kurz auf den Bösewicht einzugehen.
Mads Mikkelsen kommt zur Tür ein, strahlt sofort eine faszinierende, unangenehme Präsenz aus und macht von dem Zeitpunkt an, jede Szene mit ihm zum Highlight.
Warum ist Le Chiffre eigentlich so ein cooler Bösewicht? Er hat ein bluttränendes Auge, braucht seinen Asthma-Inhalator und ist als Mathegenie und ein Börsespekulant bekannt. Orginell? Ja. Gefährlich? Hm, geht so.
Was ihn aus der langen Riege von Bond-Bösewichten hervorhebt und warum ich mich sechs Jahren nachdem ich den Film gesehen habe, immer noch an ihn erinnern konnte, liegt allein daran, dass er sich wie ein echter Mensch anfühlt.
Und das ist der Triumph von „Casino Royale“: Bond, Vesper, Le Chiffre - alle wirken sie lebendig und menschlich.
Le Chiffre spekuliert mit den Geldern von Terrorgruppen und will u.a. ein Prototyp-Flugzeug in die Luft jagen, um immensen Gewinn zu machen. Doch dann kommt Bond ihn in die Quere und verdirbt ihm alles. Dadurch ist er gezwungen ein Poker-Tournier zu veranstalten, um das verlorene Geld wieder einzuspielen.
Wir sehen in einer Zwischenpause, wie er selbst bedroht wird und wie ihm seine ungeduligen Investoren im Genick sitzen. Das macht seine Gift- und Folteraktion viel dringlicher und charakterorientierter. Dadurch hat er wirklich einen Grund Bond zu töten und er legt keine Larifari-Haltung an den Tag wie die meisten Bond-Bösewichte, die ihn lieber fünf Mal entkommen lassen, nur um am Ende dann kurz und schmerzhaft abgemurkst zu werden.
Außerdem kommt noch hinzu, dass Bond durch einen Misserfolg beim Tournier mit dem Geld von England quasi aktiv in Terroraktionen investieren würde.
Insgesamt sorgt das für viel mehr Spannung zwischen den Figuren, weil die Motivationen klar sind und welche Konsequenzen folgen würden.
Der Schattenmann Mr. White, der der Repräsentant eines internationalen Netzwerks von Terrorgruppen ist, nimmt dabei nur eine kleine Rolle im Film ein, aber zumindest war er bereits am Anfang zu sehen und es war klar, dass Le Chiffre nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist.
Wenn Bond dann schließlich vor Mr. Whites Haus auftaucht und ihn badassig ins Bein schießt, dann wissen wir Bond ist zurück und er wird die Suche nach der Terrorvereinigung aufnehmen. Damit macht der Film allerdings ein Versprechen, dass „Ein Quantum Trost“ meiner Erinnerung nach, nicht einlösen konnte. Aber mal sehen...
Nach Ende des Films ist mir erst klar geworden, wie wenig Action es eigentlich zu bestaunen gab. Ein Gedanke, der mir sicher nicht nach „Stirb an einem anderen Tag“ gekommen wäre.xD
Doch die Actionszenen in „Casino Royale“ sind im Grunde genommen alle dazu da, um den Plot voranzutreiben und nicht umgekehrt.
Die spektakuläre Verfolgungsjagd am Anfang über ein Baugerüst in schwindelerregenden Höhen sorgt sofort dafür, dass man gepackt und in die Handlung geworfen wird. Wenn Daniel Craig mit vollem Karacho gegen ein Metallgerüst wämst, dann spürt man das! Keine cartoonartigen Effekte vermindern hier den Spaß oder sorgen dafür, dass man mental bereits aus der Szene draußen ist.
Genauso verhält es sich auch mit dem Faustkampf auf dem Flughafen. Es geht dreckig, hart und brutal zu. Ebenso lassen sich die Szenen im „Casino Royale“ beschreiben, in denen es in den Pausen heiß hergeht. Der Kampf im Treppenhaus hat mich in gewisser Weise an „Stirb Langsam“ erinnert, wo McClane einen Terroristen beim Treppensturz das Genick bricht.
Beeindruckend anzusehen ist auch, wie oft sich Bonds Wagen überschlagt, nachdem er Vesper auf der Straße ausgewichen ist. Einfach nur verdammt cool.
Die einzige Knallbummpeng-Szene, die mir überflüssig vorkam, war der Showdown im sinkenden Haus. Für mich hätte es volkommen gereicht, wenn Bond dort angekommen wäre und die Bösewicht hätte sich gerade aus dem Staub gemacht. Nun hätte sich Bond entscheiden müssen, ob er diese gleich verfolgen oder ob er lieber Vesper retten will. Die kleinen Planlos-Ballereien haben mich dann am Ende wirklich nicht mehr interessiert und der Abschluss von Bond und Vespers Story hätte eigentlich im Vordergrund stehen müssen.
Die letzte Szene mit Mr. White wiederum war natürlich klasse und nicht unnötig:
„Bond. James Bond.“
Ein Film über die Macht der Musik und deren transzendente Wirkung auf uns menschliche Wesen. Darsteller, die wirken wie von der Straßen "aufgegabelt" und mit viel Leidenschaft und Herzblut vorgetragene Songs sorgen für ein mitreißendes, melancholisches Filmerlebnis. Wunderbar.
Was für ein Epos! Über 2 1/2 Stunden voller wunderschöner Bilder. Kurosawa geht auf seine alten Tag noch mal richtig ab (mit 75!) und liefert eine mittelalterliche, shakespearische Tragödie über Machtmissbrauch, Verrat, Ehre und Stolz, in Form eines wunderschönen Samurai-Schlachtengemäldes ab. Unbedingt ansehen!
Intrigen- und wendungsreiches Familiendrama, das mich von der ersten Minute an in seinem Bann gezogen und am Ende mit dem Gefühl entlassen hat, dass ich einfach mal wieder eine richtig gute Geschichte erzählt bekommen habe. Bei Kurosawa entsteht Epik nämlich durch vielschichtige Charaktere, mitreißende Konflikte und zutiefst menschliche Themen wie Gier, Rache, Liebe, Vertrauen, Hass und Zusammenhalt. Mehr gibt´s eigentlich nicht zu sagen, denn wir haben hier einen Film vor uns, der hauptsächlich aus Szenen besteht, in der zigaretterauchende und anzugtragende Männer in abgeschlossenen Räumen hocken und dabei Pläne schmieden, wie sie sich gegenseitig am besten übers Ohr hauen können. Dass dabei keine Langeweile aufkommt, spricht für die wunderbaren Darsteller, Kurosawas Regie und die auf den Punkt ausgearbeiteten Dialoge. Ein Hochgenuß!
SPOILER
Kurosawa liefert mit diesem Meisterwerk einen charakterorientierten, tragischen Crime-Noir-Film ab und siedelt seine Geschichte wieder einmal im truppenbesetzten Nachkriegsjapan an.
Diesmal geht es um den Rookie-Polizisten Murakami - gespielt vom großartigen, jungen Toshiro Mifune - der gerade aus dem Krieg gekommen ist und dem eines Tages im Dienst seine Pistole gestohlen wird. Der Dieb, der ebenfalls Soldat war, nutzt dessen Waffe um Menschen auszurauben und zu töten. Wegen seiner Schuldgefühle und seines Tatendrangs wird Murakami vom seinem Vorgesetzten der Fall zugeteilt. Unterstützung bekommt er von einem alten, erfahrenen Kollegen namens Sato, der von Takashi Shimura mit der nötigen Gelassenheit und Weltgewandtheit verkörpert wird.
Die Entwicklung der Beziehung der beiden ist nicht nur aus schauspielerischer Sicht ein absoluter Hochgenuß, nein, Kurosawa zeigt auch geschickt den Kontrast zwischen Satos abgeklärten Zynismus und Murakamis einfühlsamen Idealismus. Murakami kann die Beweggründe des Täters nachvollziehen, denn dieser zeigt ihm, welchen Weg er selbst hätte einschlägen können, nachdem der Krieg zu Ende war. Mehrere Male im Film wird sogar deutlich, dass die, die kriminell handeln momentan sehr viel besser leben als diejenigen, die sich für einen Hungerlohn abrackern. Selbst der hochangesehene Sato hat Probleme damit seine Familie zu ernähren und kann dem eingeladenen Murakami bei sich daheim nicht viel zum Essen anbieten.
Doch für Sato steht die Sache fest: Verbrecher sind böse und richten Schaden an. Er kann sich nicht mehr mit Murakamis Plädoyer für die Beweggründe des Täters identifizieren, denn er hat schon zu viel gesehen und erlebt.
Wenn sich die beiden Kriegsveteranen Murakami und der Dieb im Finale schließlich gegenüberstehen und einen wilden Todeskampf austragen, während im Hintergrund Kinder ausgelassen durch die Landschaft ziehen und Lieder singen, offenbart sich für den Täter ein Leben voller verpasster Chancen und falscher Entscheidungen.
Meisterhaft schafft es Kurosawa, dass wir die Motive des Mörders nachvollziehen können und seine tragische Identitätswahl begreifen, ohne dessen kriminelle Vergehen gutheißen zu müssen.
Beide Männer - geprägt vom Krieg - gingen ihrer Wege. Einer entschloss sich ein rechtschaffener Bürger zu werden, der andere wurde zum Dieb und Mörder. Inwiefern der Krieg zu der Entwicklung der beiden beigetragen hat, wird offengelassen, doch die Lebensbedingungen im Lande sorgten dafür, dass der Wunsch ein komfortables Leben zu führen, nicht unbedingt durch Rechtschaffenheit und Gesetzeshörigkeit zu erfüllen war.
Ich habe auch auf einem rein visuellen Level selten einen so authentischen und "eingelebten" Film wie diesen hier gesehen.
Es ist heiß, verdammt heiß in Japan und auch das schlägt sich auf das Gemüt der Leute nieder. Ständig fächern sich die Leute Luft zu, nehmen Ventilatoren in Beschlag und die meisten tragen Tücher mit sich rum, um sich den Schweiß aus dem Gesicht oder den Nacken zu entfernen. Speziell in den klaustrophobischen Verhörszenen wünschte ich mir kein Geruchsfernsehen und war froh in einem klimatisierten Zimmer sitzen zu können.
Als dann am Schluss endlich der Regen kam, wirkte das nicht nur befreiend für die Figuren, sondern auch für mich.
Ein tieferen gesellschaftlichen Einblick, weiß aber der Anfang zu bieten, wo wir Murakami erstmal eine halbe Stunde dabei zusehen, wie er undercover nach seiner Waffe sucht. Er kämpft sich durch alle sozialen Millieus, durchstreift Straßen, Gassen, Märkte, Läden, Nachtclubs und ist sogar zu Schiff und mit dem Bus unterwegs.
Davon mal abgesehen, dass es urkomisch ist Toshiro Mifune dabei zuzusehen, wie er immer missmutiger durch die Gegend spaziert, versäumt Kurosawa es auch nicht feine humorvolle Momente durchscheinen zu lassen. So versucht Murakami z.B. zunächst den Waffendealer zu finden, doch jeder sagt ihm, dass er zu auffällig ist und sich nicht erfolgreich unters Volk mischen kann. Ironischerweise wird er dann letztendlich vom Waffendealer selbst angesprochen, als er draußen genervt schlafen will und kleidungstechnisch volkommen herunterkommen ist. xD
Oder beim Finale - im spannendsten Moment - will Sato Murakami übers Telefon den Aufenthaltsort des Mörders mitteilen, doch er als er anruft nimmt nur ein schwerhöriger alter Mann ab, der ihn nicht richtig versteht und damit fast die ganze Operation in den Sand setzt. Köstlich!xD
Ja, ich bin begeistert! Ein rundes Ding.
Hm, schöne Liste. Ich glaube aber, dass Cronenbergs Kommentar über M. Night eher scherzhaft gemeint war. So in-your-face ist der eigentlich nicht in Interviews. xD Aber was er über Nolan gesagt hat, glaube ich schon eher: http://www.digitalspy.co.uk/movies/news/a399862/david-cronenberg-christopher-nolans-batman-movies-are-boring.html
"Christopher Nolan´s Batman movies are boring."xD
Starkes, charakterzentriertes Nachkriegsdrama, das auch das gemeinsame Kurosawa-Spielfilmdebüt von einem energiegeladen, unwiderstehlichen Toshiro Mifune und einem stets meisterhaft aufspielenden Takashi Shimura darstellt.
Kleine Schwächen gibt es noch im Erzähfluß, aber ansonsten offenbart der japanische Meisterregisseur einen tiefen und schonungslosen Einblick in die Welten zweier jähzorniger und hitzköpfiger Zeitgenossen, die aufeinander prallen:
Der eine jung, der andere alt. Der eine reich, der andere arm. Der eine Chef einer Bande, der andere ein Hausarzt. An der Flasche: Beide.
Sehr interessante und wichtige Liste! Irgendwer muss sich ja für die alten Klassiker einsetzen! ;) Natürlich hat jeder seine eigene Meinung und es muss bei jeden Film nicht "klick machen" (kann mit "Salo" z.B. ganz wenig anfangen), aber die niedrigen Bewertungen für z.B. die Fellini oder Kurosawa-Filme lassen schon auf eine "Schwarzweiß-Filme sind doof" oder "Mann ey keine Action"-Haltung schließen. Ich fänd es nur schade, wenn sich jemand diese Filme entgehen lassen würde, nur weil die Community-Bewertungen so verherrend sind.
Einfach eine richtige geile Komödie! Landet mindestens einmal im Jahr bei mir im Player. Gut, meistens sind dann Freunde und Bier mit im Spiel, aber was soll´s! xD
So viele Highlights:
- Matt Damon als Rocksänger ("Scotty doesn´t know!")
- Der schwule Italiener im Zug: "Mi scusi, scusi". (Der Schauspieler ist der Brüller)
- Club Vandersexxx mit Lucy Lawless als Domina
- Die völlig over-the-top Fußball-Hooligans von Manchester United.
- Den Typ, der den Robo-Tanz macht und dafür einen Tritt in die Eier bekommt.
- Der FKK-Strand, wo nur nackte Männer rumlaufen.
- Der kleine Hund mit einer abgetrennten Hand im Mund, im düsteren, brutalen Bratislava.
- Das Abfackeln der Papstmütze
- Der kleine Hitler-Junge in Deutschland
- Sex im Beichtstuhl
- Bruder und Schwester machen auf Drogen miteinander rum. usw.
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Die Story ist natürlich total Banane. Mal im Ernst, ein halbes Jahr (oder länger) wurden miteinander E-Mails ausgetauscht, aber Scotty wusste nicht, dass sein Brieffreund eine Frau war?xD
Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich die Autoren bewusst waren, dass die enorm klischeehafte Darstellung aller bereisten Länder - zumindest für mich - so over the top ist, dass das Ganze schon fast als Satire durchgehen könnte. Naja, aber so viel Kompetenz will ich den Beteiligten jetzt auch nicht zutrauen.xD
Der Film hat schon seinen eigenen Charme und unterhält ganz vortrefflich. Gegen Ende lässt der Spaß ein wenig nach, weil es darum geht die abgehalfterte Liebesgeschichte abzuschließen, aber naja whatever...xD
Die Darsteller sind auch recht unverbraucht und Michelle Trachtenberg fand ich schon in "Buffy" recht süß.
SPOILERS
In der Gunbarrel-Sequenz zu Beginn wird dem Zuschauer gleich mal eine CGI-Kugel mitten ins Gesicht geschossen und man könnte dies schon als schlechtes Omen deuten, was den restlichen Effekt-Overkill des Films angeht.
Doch ich sage es gleich im Voraus: Ich fand den Film ganz okay.
Über den 20. Bond-Film hört man ja allerlei Schauergeschichten und er wird auch gern mal als der schlechteste Teil der Reihe bezeichnet. Ich kann dem nicht zustimmen, denn für mich ist "Stirb an einem anderen Tag" der "Moonraker" des 21. Jahrhunderts und somit eine echte Edeltrashperle.
Nachdem das gesagt werden musste, lege ich gleich mal los!
Das erste Grinsen entlockte mir bereits die "Surfing USA... äh Nordkorea"-Aktion, die begleitet von ominöser und finsterer Musikuntermalung äußerst albern und vom Ton her unstimmig wirkte.
Dennoch macht sich ein unangenehme Stimmung breit, als ob bald etwas Schreckliches passieren würde und große Gefahr droht. Die Szenen auf der Militärbasis sind auch recht spannend inszeniert und ich habe mich wirklich um Bonds Wohlergehen gesorgt. Wenn ein Bond-Film bei mir schon mal diese Reaktion auslösen kann, dann macht der Regisseur bereits irgendwas richtig.
Die anschließende Hovercraft-Verfolgungsjagd ist dann auch mal verdammt cool und läßt keine Wünsche offen, was spektakuläre und mitreißende Openings angeht. Der entsättigte und apokalyptische Look, der die Pre-Creditsequenz dominiert und im krassen Kontrast zum restlichen Film steht, war auch sehr einnehmend und ich dachte mir: Wow, die haben sich ja mal wieder entschlossen einen düsteren und kreativen Bond zu machen.
Tja, falsch gedacht, nach Bonds Gefangenschaft inklusive Folter (zu sehen in der verstörenden Titelsequenz, bei der mir ehrlich gesagt Madonnas Trash-Dance-Pop die meiste Angst bereitete) entschloss man sich doch wieder den traditionellen Weg zu gehen und Bond zum Actionhelden ohne Tiefe zu degradieren. Der realistische Ansatz zu Beginn wirkt deshalb so befremdlich, weil er sich schlecht mit dem Rest des Films vereinbaren lässt, der entweder aus albernen und überdrehten Actionszenen oder sinnentleerten Geplauder besteht.
Man würde meinen, dass 14 Monate Folter einen Menschen drastisch verändern würden, doch sobald Bond seinen Robinson Cruseo-Look abgelegt hat, ist er wieder ganz der Alte und ready for action. Das Ganze ist wieder mal verschwendetes Potential, aber ein Bond, der sich durch zu viel Leid und Entmenschlichung zum agressiven, wilden Tier entwickel hätte, wäre aus emotionaler Sicht natürlich ein viel zu involvierendes Dilemma und im Kontext der Reihe zu mutig und neuartig gewesen. Das muss selbstverständlich um jeden Preis vermieden werden! Natürliche erwartete ich mir von einem Bond-Film keinen tieferen Sinn oder komplexe Figuren und Konflikte (sonst hätte ich mit dem Moore-Filmen ja gar keinen Spaß), aber „Stirb an einem anderen Tag“ versucht wie „Die Welt ist nicht genug“ den Bond-Charakter mehr Tiefe zu geben und ihn menschlicher darzustellen, aber dann steht für die Beteiligten doch wieder der Spaß -meistens die nächste Actionsszene - im Vordergrund und die Charaktere werden vernachlässigt.
„Stirb an einem anderen Tag“ stimmt den Zuschauer auf einen düsteren, brutalen Bond-Film ein, aber verliert das Interesse an dieser Herangehensweise bereits nach zwanzig Minuten. Im Prinzip wäre die ganze Folterei also nicht nötig gewesen und Bond hätte nach der Hoovercraft-Verfolgungsjagd entkommen können. Ich meine, warum nicht? Es gibt immer noch einen Verräter im MI6, der den Blutdiamanten-Deal versaut hat und der Konflikt zwischen Bond und M wird ohnehin nicht weiterbehandelt. Ob Bond nun alleine loszieht oder im Namen seiner Majestät, ist hier absolut irrelevant. Im Gegensatz zu „Lizenz zum Töten“ wo Bond außerhalb seiner Befugnisse handelt, weil er seinen Freund rächen will, wodruch uns veranschaulicht wird, wie weit er gehen wird; wissen wir hier, dass Bond keine Informationen unter Folter weitergegeben und sich die Geschichte nicht ausgedacht hat. Der Konflikt zwischen ihm und M ist also hauptsächlich Ballast und sobald seine Ehre wieder hergestellt ist, geht es halt weiter wie zuvor: „Bond, hier ist ihr Auftrag. Schlafen sie mit schönen Frauen, fahren sie schnell und jagen sie möglichst viel in die Luft. Wir sehen uns dann bei unserem nächsten Gespräch, wo ich ihnen erneut klar machen werde, wie entbehrlich sie für England sind.“
Richtig albern wird der Film aber erst, wenn Jinx auftaucht. Sie steigt aus den Wasser und sieht dabei ziemlich gut aus. Doch leider fängt sie an zu reden und alles ist verloren. Sie und Bond kennen sich keine zwei Minuten, aber hüpfen sofort miteinander in die Federn. Zuvor gilt es allerdings Verführungsdialoge aus der Hölle zu ertragen, die offenbar von Leuten geschrieben wurden, die „Bist du ein Engel?“ für einen passablen Anmachspruch halten. Ich hätte auch gut und gerne drauf verzichten können, 007 beim Sex zu beobachten. Was sollte das denn? Bonds Sexualpraktiken waren doch immer der eigenen Fantasie überlassen, aber hier müssen wir den guten, alten Pierce Brosnan dabei beobachten, wie er sich abrackert und schmerzhafte Grimassen zieht. Naja, das Niveau pendelte sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon auf einem Samstagnacht-Erotic-Crimethriller ein.
Es wirkt einfach so lieblos dahingezimmert. Zwischen Bond und Jinx herrscht keinerlei Chemie und deren Zusammenarbeit gründet sich auf ihren einminütigen, haarsträubenden Smalltalk, gefolgt von einer wilden Nacht voller Sex. Es ist fast so, als ob die Autoren hier Punkte verbinden mit den Figuren spielen. Hauptsache es entsteht irgendeine Art von Beziehung, so wackelig und konstruiert diese auch sein muss.
Wenn ich gut gelaunt wäre, könnte ich Jinx gerade noch so als weiblicher Bond durchgehen lassen. Sie ist oberflächlich, attraktiv und weiß sich zu wehren. Aber selbst die Autoren spielen mit dieser Idee nicht und somit wäre das nur verschwendete Liebesmüh.
Herrlich geht es dann weiter, als Bond einen Unschuldigen niederschlägt, um auf die Insel mit der Schönheitsklinik zu kommen. Der Mann wurde zuvor als Widerling eingeführt, der sich einen Kellner gegenüber respektlos benommen hat, da ist es natürlich nur fair, dass Bond ihm eine richtige Abreibung verpasst. James Bond - der Rächer der Wehrlosen.
Auf der Insel findet 007 dann Zao vor, der verdammt badassig aussieht und eine recht coole Kampfszene in die Wege leitet. Als Handlanger unterscheidet er sich stark von anderen, auch wenn man sich fragt, warum niemand ihm die Diamanten aus dem Gesicht nimmt. Tja, manche Leute haben Narben, Zao hat teure Akne im Gesicht. Jeder wie er will.
Jinx taucht auch wieder dort auf und legt einen spektakulären Abgang hin, als sie sich rückwarts von einer Klippe stürzt. Oh, sagte ich spektakulär? Ich meinte, cartoonartig und entgegen aller physischen Gesetze. Hier sind grauenhafte Effekte im Spiel.
Um den lahmen Plot dann endlich in die Gänge zu bekommen, findet Bond ganz zufällig Diamanten, die mit den Inititalen GG versehen sind. Ja ne, is klar.
Um fair zu sein, die Diamanten sind die selben, um die es bei dem Austausch am Anfang des Films ging. Somit macht es Sinn, dass Bond sich die Sache mal genauer ansieht. Und hey bis zu diesem Punkt waren es immerhin 45 Minuten voller solider Spionagearbeit.
Dann bei Gustav Gans äh Graves angekommen, wird es erst mal wieder Zeit für eine kleine Actionsszene. Zuvor hat Madonna noch einen Cameo als SM-Fechtlehrerin, der gnädigerweise schnell vorbei ist.
Dann geht´s ab: GG gegen JB. Ich muss sagen, was Fechtszenen angeht, ist diese ziemlich gut. Beide werden mit der Zeit müder, agressiver und die Stuntarbeit ist hervorragend! Respekt!
Da Bond dann wieder im Einsatz ist, wird es Zeit für die gefürchteten Gadgets. Ich mag den neuen Q, aber er hat einfach nicht diese „enttäuschte Vater"-Haltung, die Desmond Llewelyn so liebenswert und urkomisch gemacht hat. John Cleese gibt aber sein bestes, keine Frage.
Schließlich erhält Bond sein unsichtbares Auto und ich habe damit gar kein Problem. Das Teil ist einfach nur verdammt cool! Wieso Bond so etwas braucht, weiß ich nicht, schließlich kann es nicht geräuschlos herumfahren und zum Anschleichen ist so ein Wagen auch nicht gerade das Ideale. Q hat wohl vorgesehen, dass Bond damit im Eispalast rumkurven würde.
Der Ring der Panzerglas zerstören kann, ist auch noch recht praktisch und für einen der besten Momente in der zweiten Hälfte verantwortlich.
Angekommen im protzigen, aber langweiligen Eispalast finden wir uns in der Dialoghölle mit Halle Berry und Pierce Brosnan wieder. Wieder werden flache und bemüht flirtende Worte ausgetauscht, die mich in ihrer Schlechtigkeit zum Loslachen gebracht haben.
In einem unerwarteten, vom Sofa werfenden Twist erfahren wir schließlich, dass Zao mit Gustav Graves zusammenarbeitet. Wow, DAS hätte ich nie erwartet!
Einfach nur herrlich, wie das Ganze inszeniert ist: Ein Mann mit runtergezogener Kapuze besucht GG und es wird schließlich enthüllt, dass darunter niemand Geringeres als Zao ist! OMFG!
Während man sich von diesem Schock erst mal erholen muss, kommt bereits die nächste Enthüllung zu Tage. GG ist der verlorene Sohn, den Bond dachte getötet zu haben! In klassischer Blofeld-Klon-Manier hat sich dieser genetisch verändern lassen und wurde binnen 14 Monaten zu einem hoch angesehenen, steinreichen Mann. Respekt! Aber wen wundert´s, der Mann schläft ja auch nie.
Ich muss sagen, auch dieses Konzept stört mich nicht. Es ist albern, auf genau die richtige Art und erinnert an die Bond-Film der 70er.
Dann geht der Spaß erst richtig los: Jinx wird entführt und Bond will sie retten! Aus mir unbekannten Gründen, weiß Bond sofort, dass er durch ein Loch im Eis genau dort herauskommen wird, wo Jinx gefangengehalten wird. Hm... okay.
Es folgt eine wilde Laser-Kampfszene, in der jeder normale Mensch nach zwei Sekunden in tausende Teile zersäbelt worden wäre, doch Bond kann nebenbei noch ausweichen und seinem Feind ordentlich aufs Maul geben. Somit rettet er Jinx und der gequälte Zuschauer wird wieder gezwungen deren „schlagfertiges“ Geplänkel mitanzuhören.
Bond wird letztendlich doch von Graves geschnappt und dieser spricht davon, dass er sich nach Bond modelliert hat, doch alles was ich sehen, ist ein verzogener, weinerlicher Kindskopf, der Daddy-Issues hat. Wenn Alec Trevelyan aus „GoldenEye" davon spricht, wie ähnlich er und Bond sich doch sind, dann wirkt das schon überzeugender, hier ist es melodramatischer Quark.
Gustav Graves kann als Bösewicht wirklich kaum überzeugen und wird vom arschcoolen Zao sowieso ständig überschattet. Dass GG bei seiner ersten Konfrontation mit Bond gleich mal in einem Springbrunnen baden ging, hilft sicher auch nicht besonders.
In einem twistigen Twist, der alle Twists der Twist-Filmgeschichte in den Schatten stellt, erfahren wir schließlich, dass Miranda Frost (sexy: Rosamund Pike) diejenige war die Bond verraten hat. Wow, unglaublich, ich dachte es wäre Q gewesen. Auch M kam mir ziemlich verdächtig vor.
Es ist wohl keine gute Idee, eine „Wer ist der Verrräter?“-Situation zu präsentieren, wenn sich die Anzahl der Verdächtigen auf eins beläuft.
Um noch mehr Ice-Action in die Wege zu leiten, hat GG nach Bonds Flucht diesmal vor, ihm mit seinen Weltraumlaser zu grillen. Tja, die Effekte vom Laser sehen grottig aus und außerdem denke ich, dass es falsch war die Power des Lasers jetzt schon zeigen. Wir sahen bereits eine Präsentation der Strahlkraft auf GGs Party, aber im Einsatz sollten wir das Ding erst im Finale sehen, wenn er damit die Militärzone den Erdboden gleichmacht. In einem Film ohne großartige Überraschungen, wäre das definitiv nicht das Schlechteste gewesen.
Und meine Güte, was sind das für hundsmiserable Effekte als Bond auf CGI-Eisschollen Wellen reitet, denen man die Pixel förmlich ansieht? Nie war der Ausdruck „wie in einem Videospiel“ so treffend.
Ich hab allerdings dann Tränen gelacht, als Bond irgendwo im Nirgendwo gestrandet war und plötzlich ein Typ auf einem Jetski auftaucht, damit Bond diesen klauen und wieder zum Eispalast zurückfahren kann.
Von dort aus liefert sich Bond dann eine ziemliche coole, wenn auch viel zu lange und fragwürdig editierte Verfolgungsjagd mit Zao. Beide fahren mit ihren Autos zunächst auf dem Eis herum und beballern sich mit Rakten und MGs, doch dann entschliessen sich beide - sehr zum meinem Missfallen - wieder zum Eispalast zurückzukehren.
Dort findet Zao schließlich sein Ende und nimmt somit leider auch das letzte bisschen Spannung mit ins Grab. Von einem Kronleuchter erschlagen zu werden, ist jetzt auch nicht unbedingt so cool, wie es sich anhört. Man hätte ihn ruhig noch bis zum Flugzeug-Showdown leben lassen sollen.
Hm, was geschah danach? Achja, Bond rettete Jinx. Zum zweiten Mal... in der selben Location. Die Kreatitivität der Autoren kennt wirklich keine Grenzen. Aber halt, offenbar doch. Nach den gefühlten 23 Actionsszenen im Eispalast, war es wohl nun langsam doch wieder an der Zeit, wo anders Knallbumm zu veranstalten. Hm schade, ich habe eigentlich noch mit Verfolgungsjagden auf Motorradrädern, Schlittschuhen und Fahrrädern gerechnet, alles auf dem Eis, versteht sich. Tja, man kann nicht alles haben.
Zu guter Letzt enthüllt Badguy Graves schließlich seinen fiesen Plan: Er will mit seinem Weltraumlaser eine Schneise durch die entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea ziehen, damit Truppen aus Nordkorea in Südkorea eindringen und sich die beiden Staaten wieder vereinigen können.
Das Problem bei diesem Plan ist für mich, dass die Gefahr handlungsbedingt erst in den letzten 20 Minuten relevant wird, wodurch einen auch klar wird, wieso so viel Zeit im Eispalast verplempert wurde. Außerdem ist ein „James Bond"-Film wohl kaum dafür geeignet, eine komplizierte politische und soziale Angelegenheit wie diese hier zu tackeln und auch die amerkanische Beteiligung wirkt hier eher seltsam.
Ein unheimlich gelangweilter Michael Madsen spielt quasi Ms Gegenpart und es macht den Eindruck, dass James Bond die Erlaubnis der „wahren" Weltmacht benötigt, um sein Ding durchziehen zu können. Er und Jinx sollen gleichberechtigt sein, aber jeder und sein Hund weiß, dass dem nicht so ist. Es degradiert Bond auf gewisse Weise und verweist zu stark auf unsere Realität.
Gut, zurück zur Handlung.
Jetzt wird es Zeit für den Showdown im Flugzeug. Zu dem Zeitpunkt fielen mir schon fast die Augen zu, da sich das Spannungslevel inzwischen auf einer Folge vom „Großstadtrevier“ eingependelt hatte. War es falsch von mir, dass ich enttäuscht war, als Miranda Frost und nicht Jinx das Zeitliche segnete?
Gleichzeitig liefert Bond sich einen Faustkampf mit Gustav Graves, der inzwischen in einem „Versuch beim Anblick nicht zu lachen“-Anzug steckt. Achja und sein Vater war von seinen Plänen nicht allzu begeistert, deswegen musste er sterben. Blah blah melodramatischer Quark blah blah.
Selbst in seiner Todesszene demonstriert GG noch einmal, warum er ein hundsmiserabler Bond-Bösewicht ist. Er will mit einem Fallschirm flüchten, aber zuvor muss er natürlich noch Smalltalk mit Bond machen und ihm dem Lösegriff direkt unter die Nase halten.
Aber wenigstens hat er für Jinx und Bonds Flucht schon mal gut vorgesorgt, in dem er noch zufällig einen Hubschrauber im Flugzeug mitgenommen hat. Wie praktisch (für die Drehbuchatoren)!
Die letzten Szenen schrauben den Schmerzfaktor auf jeden Fall nochmal ordentlich hoch, wenn wir z.B. sehen wie Monneypenny die VR-Brille ausprobiert, die davor dazu da war, um Bonds Waffenführung zu testen (und sich gut für ein Videospiel eignet), die aber jetzt anscheinend auch für andere Wünsche funktioniert. Ach was weiß ich, wieso rede ich überhaupt noch von Logik?
Der Schlussdialog zwischen Berry und Brosnan toppt dann noch die Schlechtigkeit aller verbalen Interaktionen zwischen den beiden davor. Sexuelle Anspielungen hin und her, hier gibt es diese gar nicht mehr. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Film bei jeder Mann-Frau-Interaktion, die grusligsten Dialoge zu Tage gebracht hat, die ich mir vorstellen kann. Wenigstens war „Stirb an einem anderen Tag“ in der Hinsicht konsistent.
Fazit: Tja, was kann man nur hierzu noch sagen? Die meiste Zeit ist Brosnans letzes Bond-Abenteuer genau auf die richtig Art spaßig und trashig. Brosnan hat jederzeit seinen Spaß und vor allem in der ersten Hälfte funktioniert der Film bis auf ein paar Kleinigkeiten richtig gut. Ab der Ankunft im Eispalast wird´s schon kritischer, aber die Actionsszenen an sich sich eigentlich schon recht amüsant. Das Problem ist nur, dass es insgesamt zu viel auf einmal ist und durch die cartoonartigen CGI-Effekte und teilweise seltsame Kameraführung schnell ermüdet, während der Plot zu einem totalen Stillstand kommt und keine relevanten Überraschungen mehr auf einen warten. Wenn es dann zum Schluss in die Lüfte geht, steht nichts auf dem Spiel, das einem irgendwie interessieren würde. Ironischerweise war „Moonraker“ in der Hinsicht bodenständiger, da am Ende immerhin das Wohlergehen der gesamten Menschheit auf dem Spiel stand. Hier geht es um und Nord- und Südkorea, aber es besteht keinerlei emotionale Verbindung zu irgendjemandem, der dort lebt.
Es war letztendlich richtig die Reihe zu rebooten, um wieder auf dem Boden zu kommen. Was den Spaßfaktor an „Stirb an einem anderen Tag“ wirklich reduziert, sind die grauenhafte Effekte, welche die Bond-Reihe, die für halsbrecherische Stunts und handgemachte Action bekannt ist, gar nicht nötig hat.
Insgesamt scheiterte Pierce Brosnan als Bond auch an dem Material, mit dem er arbeiten musste. Offenbar wusste keiner, was man mit Bond als Figur machen sollte und wenn doch mal eine interessante Richtung eingeschlagen wurde, wie in seinem letzten beiden Abenteuern, dann war den Beteiligten doch wieder Konventionalität wichtiger als konsequent zu bleiben.
Naja egal, jetzt übernimmt Daniel Craig!
"Moon River, wider than a mile,
I'm crossing you in style some day.
Oh, dream maker, you heart breaker,
wherever you're going I'm going your way.
Two drifters off to see the world.
There's such a lot of world to see.
We're after the same rainbow's end--
waiting 'round the bend,
my huckleberry friend,
Moon River and me."
Wunderbarer Film.♥
Charlie Kaufman präsentiert uns hier eine "Larger than life"-Story, in der die Grenzen von Realität und Fiktion ineinander verschwimmen und wieder ineinander verschwimmen und wieder ineinander verschwimmen, bis der Film schließlich zu Ende ist. Hier hat jeder Statist eine Rolle, Identitäten werden angenommen und gewechselt, Beziehungen werden geknüpft und aufgegeben, Gedanken und Gefühle sind nur Projektionen und letztendlich ist das Leben ohnehin ein nicht zu erfassendes Konstrukt, in dem wir auch wie von Regiehand in sexuelle Abenteuer rutschen, Familien gründen, Leute sterben sehen, uns voneinander entfernen und wieder vereinen, große Dinge erreichen und Misserfolge einstecken müssen und so weiter und sofort.
Das alle findet seinen Platz in Kaufmans hochambitonierten, skurrilen, komplexen, urkomischen als auch zu Tränen rührenden Regiedebüt, das sein emotionales Zentrum durch den großartigen Phillip Seymor-Hofman findet, der den Zuschauer an die Hand nimmt und mit ihm durch das Labyrinth des Lebens wandelt. Großartig!
ACHTUNG SPOILER zur Handlung und zu "Im Geheimdienst ihrer Majestät"!
Bitte weiter gehen, hier gibt es nichts zu sehen!
Wäre die ca. einstündige Eröffnungsszene nicht so spektakulär und mitreißend - wenn auch relativ sinnlos für den Plot in ihrer ausufernden Undisziplinierheit - gäbe es über „Die Welt ist nicht genug" nicht allzu viel Herrausragendes zu berichten. Wir haben es hier mit einem Flickenteppich aus ausufernden Actionszenen, den bemühten Versuch eines psychologisch-angehauchten Dramas und einen vor sich hinstolpernden, müden Thriller zu tun.
Michael Apted nimmt hier nur die dramaturgische und tonliche Fadheit von „GoldenEye“ und versäumt es sie mit der aufregenden Action aus „Der Morgen stirbt nie“ zu mischen.
Es hilft nicht, dass Pierce Brosnan hier den Eindruck vermittelt, als ob er langsam genug von der Reihe hätte. Seine Schauspielleistung hier, könnte man am ehesten als zweckdienlich bezeichnen, da er nicht wirklich etwas Interessantes auf den Tisch bringt. Das Drehbuch verleiht ihm allerdings auch keine ansprechende Charakterisierung, zumal es so scheint, als wollte man mit diesem Bond, „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ anpeilen, der Bonds Liebe zu einer Frau in einer Tragödie enden ließ. Tja, während bei Lazenbys Bond klar wird, wie sehr 007 in seine Tracy verliebt ist, müssen wir es hier einfach glauben, da die Beziehung zwischen Bond und Elektra nicht den Eindruck erweckt, etwas mehr als eine rein sexuelle Beziehung mit Beschützerinstink zu sein. Dass offenbar niemand wirklich Interesse daran hatte, Bond als Menschen mit Gefühlen zu zeigen, macht vor allem die Szene klar, in der Bond Elektra erschießt. Anstatt Bonds Reaktion zu sehen und Spannung aufzubauen, wird dann doch lieber auf die traurige M geschnitten.
Es ist eben nicht leicht beides zu haben. Entweder stellt man Bond als Projektionsfläche für Männerfantasien dar oder man erlaubt es ihm doch eine gefühlvolle Dimension zu haben, um ihm aus seinen Trott herauszubrechen. Eine gelungene Mischung aus beiden findet man in „Im Geheimdienst ihrer Majestät".
Eigentlich noch das Interessanteste, was Bond in diesem Film geschieht, ist eine verletzte Schulter zu haben, die hauptsächlich dann wehtut, wenn es der Plot es gerade braucht. Auch Szenen, wie das Zurechtrücken der Krawatte unter Wasser, schreien nach Selbstparodie und dem Unvermögen der Autoren mit Bond irgendetwas Neues zu machen. Es wird immer klarer, warum es letztendlich Zeit für einen Neustart der Reihe wurde.
Das größte Ärgernis stellt aber zweifellos Denise Richards dar. Ihr Schauspiel kommt einer völligen Arbeitsverweigerung gleich, handlungstechnisch ist sie auch absolut irrelevant (sie tut nichts, was Bond nicht selbst könnte) und saugt mit ihren montonen Zeilenaufsagen und ausdruckslosen Puppengesicht zudem noch das letzte bisschen Dringlichkeit und Spannung aus dem Film. Und wozu der Name „Christmas Jones“? Ach ja, für einen hingebastelten Schlussgang: „I thought Christmas only came once a year.“
Der Gag ist so offensichtlich zusammenfabriziert und ganz klar in der Moore-Ära zuhause, dass es schmerzt. Bei Humor ist es ja immer schwierig zu sagen, warum etwas lustig ist, aber ich hab meine Bond-Sprüche dann doch lieber spontan und zweitklassig wie beim guten, alten Roger Moore.
Dass Christmas Jones allerdings einen Doktortitel in Kernphysik hat und angeblich nicht an Männern interessiert ist, erweist sich natürlich als wunderbarer Klamauk. Ganz klar, dass man bei diesen Vorraussetzungen ständig dumm aus der Wäsche schaut und mit aufreizenden Klamotten durch die Gegend rennt.
Kommen wir nun zu etwas Erfreulicherem: Sophie Marceau.
Sie spielt die falsche Schlange, die Bond und Renard geschickt für ihre Zwecke missbraucht und ausnutzt, wirklich hervorragend. Zudem ist sie der erste weibliche Gegenspieler von Bond und ein (selbstverständlich) attraktiver noch dazu.
Die erste Hälfte, in der sie und Bond sich kennenlernen, hatte wirklich Klasse und die Chemie zwischen den beiden war recht ordentlich. Doch dann kommt der Twist, bei dem sie sich als Drahtzieherin hinter alldem (u.a. den Mord an ihren eigenen Vater) herrausstellt, was nicht wirklich gut getimt oder überraschend war (Kartenspielen im Casino, anyone?). Von da an verliert der Film spürbar das Interesse an ihr und betrachtet sie mit Gleichgültigkeit.
Selbst ihr Tod wird völlig unspektakulär in Szene gesetzt und gleich beseite geschoben, schließlich steht ja noch der „Achja, da war ja noch was“-Showdown mit Renard an. Dieser gestaltet sich als unheimlich langweilig, da Renard durch den Twist zu nichts anderem als Elektras Lakai geworden ist. Dementsprechend wird auch seine Bedrohlichkeit und Wichtigkeit neutralisiert. Und die Art, mit der Bond ihn in die ewigen Jagdgründe schickt, ist äußerst unbefriedigend und macht nicht einmal von Renards fragwürdiger Backstory Gebrauch. Der Gute überlebte nämlich einen Kopfschuss, die Kugel blieb dabei stecken und seit dem Zeitpunkt ist er gegen Schmerz unempfindlich(!). Das Ganze wird auch noch in einer Briefing-Sequenz mit Hilfe eines Hologramms aufgezeigt, wahrscheinlich um den Zuschauer die Arbeit abzunehmen und diesen nicht völlig zu überanstrengen.
Doch die „Kugel im Kopf“ bleibt offensichtlich nur ein Gimmick, um ihn wenigstens etwas Interessantes mit auf den Weg zu geben. Während Bond ihn mit der Harpune, ähm aufgespießt hat, kam mir nur die Idee, wie cool es gewesen wäre, wenn 007 Renard die Kugel mit einem von Qs Gadgets aus dem Kopf gezogen und ihn dadurch getötet hätte.
Lustig wird es allerdings erst, wenn sich der Film an psychologische Phänomene wie das Stockholm-Syndrom heranwagt. Nicht, dass ich im Voraus etwas gegen einen Bond-Filme hätte, der sich diesen Thema annimmt, aber dann muss man wirklich viel komplexer mit Figuren und Story arbeiten. Hier wird es einfach zwischen ein paar Actionszenen in den Raum geworfen, Bond psychologisiert munter vor sich hin und behauptet Elektra und Renards Spiel durchschaut zu haben. Selten so einen befremdlichen Bond-Moment gesehen.
Die Film-Reihe bietet es ja nicht unbedingt an, psychologisch tiefgehend zu werden und wenn Bond dann mal aus emotionalen Gründen handelt, dann sind es klassische Antriebsfedern wie Rache („Lizenz zum Töten“) oder Liebe („Im Geheimdienst ihrer Majestät“). Leicht nachvollziehbare Motive, die für einen Actionfilm genau das Richtige sind.
Die Idee an sich, finde ich eigentlich interessant und aufgrund der Thematik hätten Elektra und Renard auch ein erinnerungswürdiges, merkwürdiges Bösewichtduo abgeben können, aber dann hätte man sich den albernen Twist vielleicht schenken soll und beide Figuren von Anfang an aufbauen sollen.
Naja was soll´s.
Begeben wir uns mal zu den Nebendarstellern.
Da der Film nämlich noch nicht aufgeblasen genug ist, wird zusätzlich noch M mit ins Geschehen gezogen und von Elektra entführt. Der Grund dafür ist, dass M Elektras Vater geraten hat, nicht so leicht auf Renards Lösegeldforderungen einzugehen, um seine Tochter wieder zu bekommen. Äh, okay.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was M hier in diesem Plot zu suchen hat, außer der wunderbaren Judy Dench mehr Screentime zu geben und eine persönlichere Verbindung zu Elektra zu schaffen. In erster Linie muss man aber dafür in Kauf nehmen, dass M, die Leiterin (!) des MI6´s, sich einfach zu Elektra begibt, begleitet von etwa fünf Mann und eiskalt in eine Falle tappt. Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Naja, wenigstens darf sie dann noch für einen halben Tag in der Zelle sitzen und betreten schauen, wenn Bond am Ende Elektra erschießt. Ja, das hat sich wirklich rentiert.
Mit dem Wissen, dass Desmond Llewellyn kurze Zeit nach dem Film leider gestorben ist, schwingt bei seiner Abschiedsszene, bei der er im Boden versinkt, doch ein Gefühl von Traurigkeit mit. Die Q-Szenen waren für mich in jedem Bond-Film immer ein Comedy-Highlight und ich hätte Llewellyn stundenlang zuschauen können, wie er sich über Bonds Mätzchen ärgert oder genervt den Kopf schüttelt. Somit ist nun auch der letzte Mann der Ur-Crew aus dem Spiel und muss ersetzt werden.
Die Stelle tritt nun John Cleese an und ich bin nicht allzu begeistert. Der Mann ist ein guter Schauspieler und witzig, keine Frage, aber seine Slapstick-Routinen scheinen gar nicht zu einem fähigen Wissenschafs- oder Ingenieurgelehrten zu passen. Er wirkt einfach wie ein Standup-Comedian, der einfach mal für einen kurzen „R"-Sketch vorbeigeschaut hat.
Zum zweiten und letzten Mal legt Robbie Coltrane seinen Auftritt als schmieriger Valentin Nochwas hin und wie immer ist es eine große Freude ihn schauspielern zu sehen. Er hellt den Bildschirm mit seiner Spielfreude und seinen Humor jedes mal beträchtlich auf. Auch sein kleiner Mini-Arc, in dem er Bond zum Schluss nochmal seinen Respekt erweist, nachdem er ihn zuvor betrogen hatte, gefiel mir gut und gab seinem Charakter ein nettes Finish.
Was den Film auch noch einigermaßen erträglich macht, sind die Actionszenen. Die Eröffnungssequenz ist wie ein kleiner Film für sich und hebt das Niveau für folgende Knall-Bumm-Peng-Szenen in schwindelerregende Höhen. Leider kommt danach auch nichts mehr an diesen Power-Start heran. Wir haben eine Ski-Hatz, die recht spaßig ist, aber innerhalb der Reihe schon x-mal besser realisiert wurde („In tödlicher Mission“, „Im Angesicht des Todes“, „Der Spion, der mich liebte“); eine Bombenentschärfung, die volkommen unspannend ist und durch Dr. Jones Beteiligung nur noch uninvolvierender wird; eine Untergrund-Ballerelei mit einigen halsbrecherischen, coolen Ideen (Bond schießt sich mit den Aufzug in die Höhe, springt durch schließende Stahltüren), aber auch viel Planlos-Action, die zum Gähnen einlädt; eine völlig überflüssige Helicopter mit „Kettensägenanhänger"-Aktion, die mit unheimlich lethargischen Tempo voranschreitet und den Film völlig ausbremst und ein U-Boot-Finale, das nicht nur wegen Renards Laikai-Status völlig uninteressant ist, sondern auch noch darin erinnert, mit welcher Leichtigkeit Bond ihn bei deren ersten Zusammentreffen vermöbelt hat. Nicht die beste Vorrassetzung, um Spannung zu erzeugen und die Endkonfrontation mit ihm zu einer Herausforderung zu machen.
Eine gute Sache war dabei allerdings noch Bonds Tauchaktion, bei der er unheimlich lange unter Wassser bleiben und dabei durch verschiedene Eingänge schwimmen musste. Das war´s aber dann auch.
Sonstiges:
- Der Theme-Song war schon bedeutend besser als „Tommorow never dies“. „The world is not enugh“ hört sich wieder mehr nach einem klassischen Bassey-Bondsong an: Schleichend und sexy.
- Die Titelsequenz war recht einfallslos und öde: Also eine gute Einstimmung auf den Film.
- Ich frag mich immer noch, warum wir ursprünglich mit Elektra sympathisieren sollten. Sie baut eine Pipeline in Aserbaidschan und wir sehen dabei, wie arme Bauern mit Waffen bedroht werden. Ähm... okay.
Ich bin mir sicher, dass irgendwo in diesem Film ein ziemlich guter Bond-Streifen steckt, aber in jetztigem Zustand wirkt „Die Welt ist nicht genug“ nicht nur so, als ob drei Autoren daran gearbeitet hätten, sondern auch abwechselnd am Drehbuch geschrieben wurde, ohne eine gewisse Kohärenz zu bewahren. Zudem wollte man anscheinend etwas Neues ausprobieren und Bonds Gefühle zu einer Frau mehr in den Mittelpunkt stellen, doch um auf Nummer sicher zu gehen, wurde doch so viel Action wie möglich eingefügt, vermutlich aus Angst, dass das Publikum sich langweilen würde.
So ist Brosnans vorletztes Abenteuer schon eine Enttäuschung, aber zumindest kann man nicht sagen, dass die Autoren nicht etwas anderes ausprobieren wollten, auch wenn sie letztendlich daran gescheitert sind. Es ist seltsam, aber Bond-Filme scheinen dafür gemacht zu sein, einfach nie unter den Durchschnitt zu versinken und selbst mit vielen Schwächen sind sie meistens doch schwer unterhaltsam (obwohl ich "Quantum Trost(los)" als miserabel in Erinnerung habe).
"The difficulty with the picture is that I couldn't make up my mind who it was about. Had I made it from her [Alma's] point of view it would have been very interesting. But, no, I made it the wrong way. After it was finished, I tried to turn it over to her; we even reshot some scenes, but it was too late. To see a man who is already mad become crazier is boring. What would have been interesting would have been to see an absolutely sane woman go crazy because she loves the madman she married. She enters his world of unreality, and that infects her. Suddenly, she finds out that she is lost. I understood this only when the picture was finished."
– Ingmar Bergman (1971)
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Ich kann den Mann eigentlich nur zustimmen. Das selbe Problem habe ich auch mit "Shining". Jack Torrance und seine Familie sind mir herzlich egal und daher habe ich keine emotionale Bindung zum Geschehen. Und auch hier kümmert es mich kein bisschen, wenn ein Mann, der schon von Beginn an einen durchgedrehten Eindruck macht, eben noch ein wenig mehr durchdreht.
Aber es ist nicht alles verloren. So kann ich natürlich Sven Nykvist apokalyptischen, deprimierenden Bilder etwas abgewinnen und zumindest geistig konnten mich die verschiedenen Realitäten durchaus anregen. Auch Max von Sydow und Ingrid Thulin liefern sehr starke Performances ab und zeigen glaubwürdig den Zusammenbruch ihrer Figuren. Am Ende des Tages brauche ich aber natürlich eine emotionale Bindung zum Geschehen, egal auf welche Weise. Hier haben mir nur die surrealen Bilder auf einem rein visuellen Level imponiert. Tja, schade...
Zunächst mal: Das ist mein 500. Film! Yeah! *freutsich*...*grillenzirpen*. Okay, das war´s.
Ausgestattet mit einem recht hohen Bodycount von 12 bzw. 13 Personen, funktioniert Mario Bavas höchst einflussreicher Giallo, vor allem über das, was sich unter der Oberfläche abspielt.
Denn nach dem Mord in der Eröffnungsszene dauert es nicht lange bis das "Bay" seine Fühler ausstreckt und den korrupten und geldgierigen Leuten zeigt, dass sie sich nicht mit Mutter Natur anlegen sollten und ihre schlimmen Taten büßen müssen.
Von diesem Zeitpunkt an, richten sich alle Beteiligten dann mehr oder weniger selbst zugrunde. Letztendlich gipfelt das Ganze wunderbar in einer genialen Schlusspointe, in der sich sich die Insel von seinen Altlasten reinigt und einen Neustart mit Kleinkindern wagt, die im Einklang mit der Natur leben und diese nicht "beschmutzen".
Besonders stark ist auch die Insel-Atmosphäre, die den Eindruck vermittelt, dass die Schauplätze realistisch und eingelebt sind. Auch die Splatter-Effekte sind im Anbetracht des Erscheinungsjahres und Budgets erste Sahne und als Gore-Fan kommt man sicher auf seine Kosten.
Was den Film anzukreiden wäre, sind die recht eindimensionalen Figuren und die komplizierten Beziehungen zwischen allen Beteiligten, die oft recht lose und zweckdienlich rüberkommen. Umso mehr freut man sich dann, wenn alle abgemurkst werden, um ihnen nicht länger beim Reden zuhören zu müssen. Schade nur, dass ein nicht unerheblicher Teil damit zugebracht wird, Durchschnittsschauspielern dabei zuzuhören, wie sie alberne Zeilen aufsagen. Aber wenn die rote Soße spritzt, dann schlägt das Herz höher, keine Frage!
Ich bin gerade mal wieder dabei die Serie zu sehen und bin bereits bei Staffel 5 angelangt. Die Charaktere aus "Buffy" kommen den Begriff "Serienfreunde" wirklich am nächsten. Jedes Mal wenn die Serie zu Ende geht, muss ich erneut Abschied von den Figuren nehmen und bin danach für ein paar Wochen nicht mehr fähig mir etwas anderes anzusehen. Sowas hatte ich bisher nur bei "Twin Peaks" und "Six Feet Under" und spricht für die großartigen Charaktere, die Joss Whedon und Co. hier kreeirt haben. Und auch bei diesen Durchlauf muss ich mich beherrschen nur ein, zwei Folgen pro Tag zu sehen, weil ich mich sonst danach wieder ärgere, wie schnell es doch vorbei war.
Ich liebe diese Serie!
Kurosawas Quasi-Sequel zu "Yojimbo - Der Leibwächter" erweist sich intrigenreicher, poetischer Samurai-Actionfilm angereichert mit einer Prise Humor und geschultert mit der üblichen Leichtigkeit von einem großartigen Toshiro Mifune. Einige Plotelemente wurden zwar aus "Die sieben Samurai" und "Yojimbo" übernommen, doch dieses Mal konzentriert man sich stärker auf die Ambivalenz der Hauptfigur und zeigt die Sinnlosigkeit des Kampfes, die Schwierigkeit der Führerschaft und rückt die weiblichen Figuren als naturverbundende, harmonierhaltende Wesen mehr in den Vordergrund.
Denn während die Männer ihren nächsten Angriff planen, sich in den Kampf stürzen und Intrigen spinnen, plädieren die Frauen an einigen Stellen für eine friedlichere Lösung und erfreuen sich an den kleinen, natürlichen Dingen des Lebens, die ohne Machtausübung und Zerstörung zu genießen sind.
Kurosawa-light.
SPOILERS
Nach dem letzten Bond-Abenteuer "Goldeneye", bin ich doch etwas nostalgisch geworden und habe an die fabelhafte Zeit gedacht, die ich mit den Moore-Bonds hatte: Albernheiten am laufenden Bond äh Band, skurrile und urige Figuren; Actionsszenen, die entweder spektakulär oder erfrischend unsinnig waren und zweitklassige Oneliner von einem schlitzohrigen Bond-Darsteller. Ja ja, die guten, alten Zeiten.
Während Timothy Dalton dann durch sein starkes, vielschichtiges Schauspiel begeistern konnte und man mit "Lizenz zum Töten" konsequent einen knallharten, gnadenlosen Bond gezeigt hatte, der es einen sogar erlaubte, die eigene Sympathie zur Figur in Frage zu stellen, blieb bei Pierce Brosnans ersten Bond-Outing nur ein solider Spionage-Actionthriller übrig, der anscheinend vergessen hatte, auch mal über sich selbst lachen zu können. Die Oneliner saßen noch nicht richtig und die selbstironischen und -referentiellen Gags schienen zu bemüht. Dadurch blieb mir nichts anderes übrig als „Goldeneye“ als ernsten, bodenständigen Agententhriller zu betrachten, der dadurch leider nur passabel wirkte.
„Der Morgen stirbt nie“ macht in dieser Hinsicht wieder mehr richtig als sein Vorgänger. Pierce Brosnan wirkt hier deutlich selbstsicherer als im letzten Film und überzeugt als charmanter Womanizer, erwachsenes Kind und zielorientierter Macher.
Zwar ergibt das alles zusammen keine besonders spannende Neuausrichtung des Bond-Charakters, aber zumindest merkt man mit wie viel Elan und Energie Pierce Brosnan bei der Sache ist.
Ihm zur Seite gestellt wird Wai Lin (sexy: Michelle Yeoh), die den Titel „Bond-Girl“ eigentlich gar nicht verdient hat. Vielmehr wirkt sie derart unabhängig und durchsetzungsfähig, dass Bond kaum noch Schritt halten kann und aufpassen muss, nicht zu ihrem Girl gemacht zu werden. Beide liefern sich spaßige Wortgefechte und arbeiten als Team bei Lande, Wasser und Luft hervorragend zusammen. Besondere Momente teilen sich die beiden auf einem Motorrad, worauf sich zunächst darüber gestritten wird, wer fahren darf; bei einer gemeinsamen Tauchaktion, die in einer Katastrophe endet oder bei einem Unterwasserkuss, wo Bond Wai Lin mit seinen Atem am Leben erhält. Die Vereinigung am Ende fühlt sich von beiden Seiten verdient an und nicht erzwungen wie in einigen anderen Bond-Filmen, die nach der „Bösewicht fliegt hoch - Hose muss runter“-Formel funktionieren.
An der Bad Guy-Front kämpft diesmal Elliot Carver (amüsant: Jonathan Pryce), flankiert von Götz Otto, im Film auch Mr. Stamper genannt.
In Anbetracht des Erscheinungsjahres (1997) war die Idee eines größenwahnsinnigen Medienmorguls, der Schreckensmeldungen und dramatische Schlagzeilen selbst verursachen kann, sicher erschreckend, obgleich auch diese deprimierende Vorstellung in der heutigen hochtechnologisierten und schnelllebigen Zeit, umso mehr zutreffend und alamierend ist.
Viel Sinn macht Carvers Plan eigentlich nicht. Schlägt man nämlich die Zeitung auf, werden auf dem Titelblatt nur dramatische und provokante Schlagzeilen zu finden sein, ohne jemandes diabolisches Zutun. Inwiefern er sich dadurch einen großen Gewinn erhofft, nicht zuletzt für seine abenteurlich-teuren Operationen, die gewiss Millionen, wenn nicht sogar Milliarden verschlingen, ist mir nicht ganz klar. Zwar könnte man sagen, er wolle sich ja nur groß in Szene setzen, um für immer im chinesischen Fernsehen zu sehen sein, aber das scheint mir dennoch etwas zu aufwändig. Außerdem ist er schon ein alter Sack. Naja.
Mir gefällt Jonathan Pryce in der Bösewichtrolle, die er hauptsächlich durch größenwahnnsige Ansprachen und das Delegieren von Untergebenen auszufüllen vermag, eher mittelprächtig. Er strahlt kaum Bedrohung aus und der Sadist in mir wünscht sich fast, er hätte eines der Folterinstrumente ein wenig an Bond ausprobiert, nur damit er etwas mehr hassenswerter und angsteinflößender rübergekommen wäre. Er ist in Ordnung, nicht zuletzt weil er einige flotte Sprüche auf Lager hat und fast bis zum Ende gewitzt und intelligent vorgeht, aber das Problem ist, dass selbst Mr. Stamper bei mir keinen großen Eindruck hinterlässt, was die Bösewichte insgesamt ein wenig zahnlos wirken lässt.
Mr. Stamper wirkt wie eine Mischung aus Beißer, was seine Physis angeht und Necros in Anbetracht seiner Nationalität. Zwei herrausstechende Handlager, die diesen hier alt und normal aussehen lassen. Klar, im Endkampf langt Stamper auch mal ordentlich hin, aber davon abgesehen, hätte Carver genauso gut einen Durchschnittstypen als Commander einstellen können.
Bond-Filme kann man meistens gut anhand ihrer Bösewicht beurteilen, da diese (im Normalfall) die einzigen Leute im Bond-Universum sind, die ihm Schwierigkeiten bereiten und sein Fantasyleben erschweren. Es ist spaßig einen Bond dabei zu zuzusehen, wie er Frauen verführt, Leute abknallt, Gadgets ausprobiert etc. doch ohne einen interessanten Gegenspieler, der Bond ein wenig ins Schwitzen bringt, hat man nach spätestens einer Stunde die Nase voll davon. Dieser hier setzt Bond ständiger unter Druck und stellt ihn Ultimaten, wodurch die Spannung aufrecht erhalten bleibt.
Spaßige Nebendarsteller sind natürlich ein Plus und auch „Der Morgen stirb nie“ bietet eine Handvoll gelungener Gaststars.
Die immer gern gesehene Teri Hatcher spielt Carvers Frau, die sich wieder mit Bond einlässt, was sie letztendlich mit ihren Leben bezahlen muss. Tja, die gute hat leider nicht viel Screentime, aber sie ist wie immer hinreißend.
Erfreulich war Ricky Jay als Ricky Jay und Joe Don Baker als Robert Wade, der wieder nichts zur Handlung beitrug (?).
Judy Dench bringt als M mehr Emotionen und Schwung ins Geschehen, wenn es darum geht mit Bond mitzufiebern oder ihre Führungsposition als Frau mit schlagkräftigen Sprüchen zu untermauern.
Auch Samantha Bond als Moneypenny flirtet wieder herrlich mit Bond, auch wenn sie den sexy Haarschnitt von „Goldeneye“ vermissen lässt.
Zu erwähnen ist sicherlich auch Colin Salmon, als erster schwarzer MI6-Mitarbeiter und Commander (?). Seltsam, dass es dafür 18. Filme gebraucht hat, aber besser spät als nie.
Last but not least natürlich: Desmond Llewelyn. Er hat wieder mal die lustigste Szene im ganzen Film, als er Bond das ferngesteuerte Auto vorführt und von seinen kindischen Spielchen genervt ist. Inzwischen hat Llewewyn schon ordentlich Falten im Gesicht, geht und spricht langsamer, aber das macht gar nichts. Q-Szenen sind immer ein Highlight!
Was den Film für mich wirklich unterhaltsam macht, sind seine starken Actionsszenen.
„Der Morgen stirbt nie“ fängt mit einem spektakulären Jet-Diebstahl mit anschließender Verfolgung an und haut im Mittelteil mit dem Einbruch im Safe, dem ferngesteuerten Auto und der Motorradhatz so richtig auf den Putz. Das Finale ist zeitweise zu sehr auf Knall-Bumm-Peng-Standard-Action getrimmt, rettet sich aber durch Bond und Lins Zusammenarbeit und deren jeweilige Badassness.
Speziell der finale Kampf zwischen Bond und Mr. Stamper ist wieder mal recht brutal, bodenständig und man spürt jeden Schlag der Kontrahenten. Gefiel!
Auch Lins Doppel-MG-Aktionen sind ein wahrer Augenschmaus und machen ordentlich Laune!
Sonstiges:
- Die Title-Sequenz ist recht ansehlich geworden. Vor allem die durchsichtigen Frauenkörper, die aus Bits und Bytes entsteigen.
- „Tommorow never dies“ gefällt mir als Titelsong nicht besonders. Ich kann Sherly Crows jammernde Stimme zwar ertragen, aber nicht gutheißen. Ich will Bassey wieder.
- Der Doktor, der offenbar Mr. Stamper in der Folterkunst trainiert hat, wäre als grusliger Handlanger eigentlich genau richtig gewesen.
- Tolle Filmmusik von David Arnolds. Romantisch, spannend und atmosphärisch.
Fazit: Pierce Brosnans zweiter Einsatz überzeugt durch ein liebenswertes, scharfes Bond-Girl, herrliche abgedreht Actionsszenen, einen spaßigen, wenn auch unterentwickelten Bösewicht und tolle Schauspielleistungen im Haupt- und Nebencast.
Ein enorme Steigerung - besonders was den Spaßfaktor angeht - zu "Goldeneye".
Charlie Chaplins urkomische Hitler und NS-Satire, die manchmal sogar ergreifend traurige Töne anschlägt (Stürmung der Judenviertel, Hitlers größenwahnsinnige Welteroberungspläne) und in den letzten fünf Minuten mit einer immer noch aktuellen, humanistischen Botschaft endet, begeistert zudem durch Chaplins Doppelrolle als Führer und jüdischer Friseur, deren Auftreten nicht unterschiedlicher sein könnte. Vor allem in Anbetracht des Erscheinungsjahres (1940!) ein mutiger Film von einem mutigen Filmemacher und Künstler!