Pyro 91 - Kommentare

Alle Kommentare von Pyro 91

  • Einer meiner Lieblingssregisseure, der mich seit Jahren schon mit seinen intelligenten, provokanten, gedankenanregenden, faszinierenden, ekligen, komplexen und doch zutiefst menschlichen Filmen unterhält, feiert seinen 70. Geburtstag ? Dann wünsche ihm alles Gute! Möge die Welt noch lange von der Intelligenz und Unberechenbarkeit dieses Mannes profitieren! ;)

    3
    • 6 .5

      SPOILER

      Nachdem uns Timothy Dalton leider nur für zwei Auftritte zur Verfügung stand, war es nun mal wieder Zeit für einen Darstellerwechsel!
      Schon bevor ich mir "Goldeneye" zu Gemüte führte, dachte ich darüber nach, was Pierce Brosnan der Reihe Neues hinzufügen könnte.
      Wir hatten bis dato Sean Connery als Ur-Chauvi-Bond; Lazenby als verliebten Ehemann, der den Dienst quittieren wollte, Moore als (zweitklassigen) Sprücheklopfer und Dalton als brutale, aber mitfühlende Sau. Ich war daher gespannt, welche Richtung die Produzenten mit dem Bond-Charakter nun einschlagen würden.

      Der Film beginnt recht awesome mit einem Sprung in die Tiefe und der Infiltration einer geheimen Basis. Brosnan bleibt im Schatten und wir sehen sein Gesicht erst, als er einem Typen beim Kacken eine auf die Zwölf gibt. Tja, nicht unbedingt die stilvollste Einführung, aber ganz in Ordnung.
      Zudem lernen wir Agent 006 und General Ourumov kennen, es wird ein wenig rumgeballert (wobei 006 scheinbar den Löffel abgibt) und Bond entkommt im großen Stil durch einen waghalsigen Stunt, der jeglichen Realitätsanspruch vermissen lässt und klaumaukige Höhen und Tiefen durchläuft. Großartig!
      Zwar ist das alles recht offensichtlich getrickst, aber die Idee allein ist schon absurd-genial und in einem Film über einen fiktiven Superspion kann man schon mal ein Auge zudrücken.

      Die Titelsequenz wurde diesmal von Daniel Kleinman gestaltet, der das schwere Erbe von Maurice Binder antreten musste und uns eine höchst symbolhafte und erinnerungswürdige Melange aus starken Bildern präsentiert, die sogar Bezug zur Handlung haben und den Zeitsprung von sieben Jahren überbrücken (Janus-Kopf, Zerstörung von sowjetischen Symbolen).
      Tina Turner singt den Titelsong "Goldeneye", der für mich mit der Zeit zwar gewachsen ist, aber doch leicht vergessenswert ist. Es hat einfach schon so viele passende, großartige Bond-Song gegeben (vor allem die von Bassey), sodass dieser hier ist zwar okay ist, aber nicht wirklich heraussticht.

      Was mir als erstes auffiel, war die seltsame Struktur der Handlung. Es dauert fast eine Dreiviertelstunde bis Bond seinen Auftrag bekommt und bis dahin nehmen die Handlangerin des Bösewichts, der Sub-Bösewicht und das Bond-Girl die meiste Screentime ein. Zwar kann man seine Zeit deutlich schlechter verbringen, als der wunderbaren Famke Janssen dabei zuzusehen, wie sie Männer beim Sex zwischen ihren Waden zerquetscht oder der scharfen Izabella Scorupco, wie sie der Explosion der Satellitenstation enkommt und Erstklässlerratespiele mit Alan Cumming macht, aber dennoch, als Einführung für den neuen Bonddarsteller ist seine sporadische Absenz eher suboptimal. Es ist ein zweischneidiges Schwert, da mir die Idee gefällt, dass Bond durch reinen Zufall auf ein gefährliches Vorhaben stößt und der Sache in guter, alter Spionmanier auf den Grund geht, aber irgendwie ist das alles recht dünn.
      Denn sobald Bond seinen Auftrag bekommt, dauert es nicht mehr lange bis sein alter, totgeglaubter Kollege in einem „Ich steh hoch oben auf der Gehaltsliste deswegen tauch ich nochmal auf"- Twist wieder erscheint. Sobald das erste Treffen der beiden zu Ende ist, geht es dann schon langsam, aber sicher aufs Finale zu.
      Es fühlt sich nur so an, als hätte man zwischen der Eröffnungsszene und der „Enthüllung“ ein Haufen Screentime zu füllen gehabt.

      Das ist allerdings weniger schlimm, denn „Goldeneye“ bietet ein starkes Darsteller-Ensemble, das mit großem Eifer bei der Sache ist.
      Famke Janssen stiehlt jede Szene, in der sie zu sehen und begeistert durch ihr sexy Auftreten und ihre brutale, männerverschlingende Art. Zunächst scheint sie eine May Day-Kopie zu sein („Im Angesicht des Todes“), aber man muss eine Bösewichts-Handlangerin einfach lieben, die beim niedermetzeln von Unschuldigen fast einen Orgasmus bekommt. Ihre Todesszene bleibt dabei stark in Erinnerung und wirkt wie die Zähmung einer wilden Bestie.
      Gottfried John als linkischer, doppelzüngiger General Ourumov, gibt seiner Rolle den nötigen Ernst und spielt seine Bewunderung für Bond recht subtil und unauffällig. Ansonsten gibt er sich als politischer Opportunist, der durchaus kurzen Prozess machen kann und beharrlich seine Ziele verfolgt. Als Gegner für Bond ist er eher „angenehm“, da er anscheinend lieber dabei zusieht, wie sich 007 aus schwierigen Situationen befreit, anstatt ihn zur Strecke zu bringen. Trotzdem macht es einfach Spaß ihm zuzusehen.
      In kleineren Rollen triumphieren Joe Don Baker und Robbie Coltraine als launige, sarkastische Kontakmänner, die aus ihrer kurzen Screentime viel Humor und neckische Spielereien mit Bond herausholen. Ersterer wirkt allerdings auch etwas fehl am Platz und wäre als CIA-Agent Jack Wade nicht nötig gewesen, aber was soll´s.
      Weiterhin dürfen wir Samantha Bond als neue Moneypenny und Judy Dench als neue/r (?) M begrüßen sowie dem standhaften Desmond Llewyn als Q nach wie vor huldigen. Erstere weist James Bond stark in die Schranken und ist im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nicht mehr die Mittdreißigerin, die auf ihren Held mit „Oh, James“ auf den Lippen wartet, sondern sie macht klar, dass mit ihr nichts läuft, auch wenn sie gern mit Bond flirtet.
      Judi Dench als M ist eine großartige Neubesetzung und bringt einen interessanten Geschlechterkonflikt in der MI6-Hierachie zum Vorschein. Einmal nennt sie Bond sogar „einen sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier“ und beschwört ihn, dass sie kein Problem damit hätte, ihn für England in den Tod zu schicken.
      Der Film geht ansonsten mit seinen selbstreferentiellen und -ironischen Anspielungen zu ausuferend um. So weisen z.B. Robbie Coltranes und Sean Beans Figuren auf Bonds Angewohnheiten und Markenzeichen hin, was vermutlich als Fan-Service gedacht war, aber praktisch keinen Mehrwert hat, da der Film alle genannten Klischees natürlich wieder erfüllt. Jeder, der die Bond-Reihe bis dato verfolgt hat, weiß wie der Bond-Charakter funktioniert und jeder, der mit „Goldeneye“ sein erstes Bond-Erlebnis hat, kommt von selber dahinter. Die Gags wirken daher recht inkonsequent und bemüht witzig.
      Es ist dagegen legitim, Bonds Agentenstatus mit Ms weiblichen Führungsposten in Kontrast zu setzen, weil es den Bond-Charakter mehr in den Mittelpunkt rückt, anstatt nur alberne Anspielungen zu machen.

      Kommen wir nun zu Mr. Remington Steele.
      Pierice Brosnan bringt die charmante, humorvolle Art eines Roger Moores mit und kombiniert sie mit der Brutalität und Dringlichkeit eines Timothy Dalton und der natürlichen physischen Anziehungskraft eines Sean Connery. Er wirkt dadurch wie eine Mischung aus bereits bekannten Bond-Variationen und ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, was ich von ihm halten soll. Seine - von mir bereits erwähnte - Einführung hat mir nicht allzu sehr zugesagt. Zunächst wollte man ihm im Dunkeln lassen und mysteriös einführen, doch dann entschied man sich für eine Attack auf dem Klo mit einem flotten Spruch.
      Wenn wir uns dagegen die anderen Bond-Etablierungsszenen anschauen, wie Connery beim Pokern, Moore im Bett mit einer hübschen Lady, Dalton unterwegs auf einer Trainingsmission oder Lazenby als mysteriöser Verfolger, dann scheint es so, als hätte man nicht gewusst, wie man mit Bond nun umgehen soll.
      Ich meine Brosnan macht seine Sache gut, aber für mich wirkt er so, als würde er eine Bond-Karikatur spielen, anstatt die Figur selbst zu sein. Vielleicht wächst er mit seinen nächsten Filmen noch in die Rolle und vielleicht sorgen die vielen selbstironischen Anspielungen bei mir dafür, dass sich das Ganze noch artifizieller anfühlt, aber bisher bin ich nicht allzu begeistert von ihm. Das hört sich das schlimmer an als es ist, ich finde ihn nur einfach grundsolide.

      Seltsam ist auch, wie stark „Goldeneye“ die Rolle der Natalya Simonova als starken Frauencharakter in den Vordergrund stellt. Teilweise wirkt auch das etwas gekünstelt, vor allem wenn sie Bond ständig anmacht oder begeistert ist, dass er sie als gleichwertigen Partner anerkennt.
      Es ist ja nicht so, dass es in der Vergangenheit keine starken Bond-Girls gegeben hätte. Diese Entchauvinsierung reicht ja schon bis „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ zurück und ist seit „Der Spion, der mich liebte“ eigentlich Standard (auch wenn es zwischendrin mal wieder Rückfälle gab).
      Doch im Endeffekt ist das kein großer Schwachpunkt , da Natalya als kämpferisch und impulsiv eingeführt wird und es schon einige spaßige Momente zwischen ihr und Bond gibt. Passt schon.

      Sehr erfreulich fand ich Sean Bean als Agent 006 oder Alec Trevelyan, der quasi Bonds schwarzes Ebenbild darstellt und wegen seiner Geldgier und Rachewünsche auf die dunkle Seite der Macht gewechselt ist. Wenn er dann mal auftaucht, dominiert er das Geschehen und überzeugt als eiskalter Misterkerl, dessen Plan eine charmante Schlichtheit hat. Ein großes Highlight ist sicherlich der Stand-Off im Zugabteil, wo er Bond mit Natalyas Tod droht und beide in die Luft jagen will.
      Es gibt nicht allzu viele Actionsszenen im Film, aber der Endkampf zwischen Bond und Alec ist wohl der beste seit, naja „Lizenz zum Töten“. Nach all den MG-Ballereien, einer Panzerverfolgungsjagd, ein paar explodierenden Riesensatelliten, gibt es am Schluss wieder einen Mann gegen Mann-Kampf, der sich gewaschen hat. Martin Campbell setzt wie im Großteil des Films auf realistische, bodenständige Ausseinandersetzungen und dadurch spürt man den Schmerz, die zunehmende Müdigkeit und Agressivität der Kontrahenten.
      Hervorragend!
      Dass Alec dann noch von seiner erfolgsversprechenden Waffe fällt und anschließend davon zermatscht wird, ist nur die Kirsche auf dem Kuchen.

      Fazit: Tja, ein recht solides Bond-Outing für Brosnan. Nicht mehr, nicht weniger.

      4
      • 8 .5

        Spoiler!
        -

        Immer wenn dieser Film zu Ende geht, habe ich das Bedürfnis meine Wohnung zu verlassen, unter Leute zu gehen und vielleicht erst mal einen Schluck Tee zu drinken, um wieder runterzukommen.
        Polanski weiß, wie man Paranoia und Zweifel im Zuschauer sät und er macht uns zu seinem Komplizen. Wir sympathisieren mit der Hauptfigur und doch sehen wir manchmal aus neutraler Erzählerperspektive, dass Trelkovsky (von Polanski selbst gespielt) Dinge sieht, die eigentlich gar nicht da sind.
        Wiederholt werden Spiegel und dunkle Gänge gezeigt, die scheinbar etwas enthüllen wollen, aber eigentlich nur dazu sind, um den Zuschauer noch paranoider zu machen.
        Viele Szenen haben Alptraumqualität und ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur an sie denke. Wiederholt sehen wir z.B., dass Trelkovsky nachts seine Nachbarn von seinem Fenster aus beobachtet, wie diese bewegungslos und stumm in dem Raum stehen, wo das Geimeinschaftsklo ist.
        Später geht Tralkovsky auch dort hin, um sich umzusehen, blickt zu seiner Wohnung hinüber und sieht sich selbst am Fenster stehen. Wieder angekommen in seinem Apartment, wirft er erneut einen Blick aus dem Fenster und sieht die Frau aus dem Krankenhaus im Gemeinschaftsklo, die sich ihre Bandagen vom Kopf abwickelt und einen irren Blick enthüllt.
        Ein anderer WTF-Moment war der, wo Trelkovsky aus dem Fenster blickt und seinen (Frauen)-kopf wiederholt hoch und runter fliegen sieht.
        Zu erwähnen sind sicher auch noch alle Momente, in denen wir Trelkovsky in Frauenkleidern und Make-up im Gesicht im Dunkeln sitzen sehen, ein paar Wortfetzen vor sich hinmurmelnd. Einfach nur verstörend.
        Überhaupt mutet die Eröffnungsszene schon gruselig und unangenehm an, mit dieser jazzigen, verdammnisankündigen Musik und der langen Kamerafahrt über das abgeschmackte, unheimliche Mietshaus, wodurch wir einige Bewohner, die aus den Fenster sehen, schemenhaft erkennen können.
        Nicht zu vergessen das große Finale mit dem zweifachen Fenstersprung und der Szene im Krankenhaus, die den Kreis wieder schließt.

        Als Psychothriller funktioniert "Der Mieter" daher hervorragend, da das langsame (aber nicht langweilige!) Erzähltempo eine glaubwürdige Realität etabliert, die dann im Laufe der Handlung immer mehr auf den Kopf und in Frage gestellt wird.
        Es war auch eine gute Entscheidung von Herrn Polanski sich selbst zu casten. Er mag zwar nicht der beste Schauspieler sein, aber für diese Rolle liefert er eine erinnerungswürdige Performance ab, die fasziniert und anziehend als auch abstoßend wirkt. Und wer könnte besser geeignet sein, einen gejagten, gesellschaftsfürchtigen Mann zu spielen, als er selbst?
        In der letzten halbe Stunde erreicht Polanski Abschluss der Mietertrilogie dann eine Intensität, wie ich sie selten erlebt habe.
        Filme, in denen Leute ihren Verstand verlieren und nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können, machen mir immer am meisten Angst, da damit Kontrollverlust und Verwundbarkeit einhergeht. Wenn ein Axtmörder vor der Tür steht, dann ist die Angst wenigstens greifbar und möglich zu eliminieren. Bei einer gestörten Wahrnehmung hingegen, ist man verloren und kann nicht mal sich selbst trauen.

        4
        • 8

          Sorgsam erzähltes und berührendes Nackriegsdrama, in dem sich Kurosawa der Angst und Paranoia vor einem weiteren atomaren Anschlag widmet. In den Mittelpunkt der Geschichte rückt er einen alten Mann, fabelhaft gespielt von einem fast zur Unkenntlichkeit verkleideten, gerade mal 35 Jahre alten Toshiro Mifune, der daran denkt mit seiner Familie nach Brasilien auszuwandern.
          Dadurch entwickeln sich Konflikte innerhalb seiner Familie, die ihm Egoismus, Paranoia und Entwurzelung vorwirft und eine Schlichtungsstelle hinzuzieht, um den Vater entmundigen zu lassen. In dieser Institution befindet sich jedoch ein Zahnarzt (souverän: Takashi Shimura), der den alten Mann und seine Sorgen versteht. Dieser plädiert für mehr Verständnis und Mitgefühl und verkörpert damit in gewisser Weise das kolletive Unterbewusstsein der Japaner zu dieser Zeit, da er zwar nicht angsterfüllt auf den Tod wartet, aber sich auch nicht volkommen in Sicherheit wiegen kann. Er hängt in der Luft, sieht sich einem Zwiespalt ausgesetzt.
          Zusammenfassend kann man sagen, dass der Film sich mit der Frage beschäftigt, wie Angst unser Leben bestimmt. Wie sie unsere Interaktionen mit anderen Menschen vergiftet, unsere Wahrnehmung "schwärzt" und uns so stark überwältigen kann, dass wir unseren negativen, auslaugenden Gedanken verfallen und dadurch vergessen am Leben teilzunehmen.
          Oft ist die Angst, dass etwas geschehen könnte, schlimmer als das eigentliche Ereignis. Doch wie verhält es sich bei einer nicht beinflussbaren, unerwartet zuschlagenden Gefahr, bei der es schon zu spät ist, wenn man weiß, dass sie eingetreten ist?

          • 3 .5

            Ich konnte dieser Shakespeare-Adaption leider kaum etwas abgewinnen. Das Ganze war für mich eine unglaublich zähe Angelegenheit und mehrere Mal wäre ich fast eingenickt.
            Manche Szenen sind einfach unglaublich lang und ereignislos und doch - aus irgendeinen Grund - lässt Kurosawa die Kamera immer weiter laufen. Als Beispiel sei nur der Anfang genannt, wo sich die beiden Soldaten im Nebel verlaufen. Es wird einem bereits nach einer halben Minute klar, dass die beiden nicht mehr wissen, wie sie aus der Suppe rauskommen und doch müssen wir zusehen wie sie x-mal hin- und herreiten. Oder die Beerdigungszeremonie, bei der wir drei Minuten lang den Soldaten dabei zusehen, wie sie ernst vor sich hinschreiten. Das mag von meiner Seite vielleicht übertrieben klingen, aber auch drei Minuten sind verdammt lang, vor allem bei so einer vorhersehbaren und uninvolvierenden Handlung. Ich habe kein Problem damit, wenn ein Film sich Zeit lässt, aber es muss auch einen Grund dafür geben. In einem meiner Lieblingsfilme "Vertigo" werden die Szenen, in denen James Stewart Kim Novak verfolgt, dafür genutzt, um eine traumähnliche Atmosphäre aufzubauen und Stewarts zunehmende Obsession mit dieser Frau zu verdeutlichen.
            Hier weiß ich wirklich nicht, warum alles so dermaßen schneckenartig voranschreitet, sogar im Kontext seiner Zeit betrachtet (50er).
            Doch was mir am meisten am Film fehlt ist: Psychologie.
            Kurosawas "Macbeth"-Verfilmung mangelt es an emotionaler Tiefe, die dringend nötig ist um bei einer Tragödie wie dieser Mitleid zu empfinden und sich vor den Konsequenzen der Taten der Hauptfigur zu fürchten. So wie der Film jetzt konzipiert ist, geht es um einen abergläubischen, ehrgeizigen Samurai, der seinen König killt, selbst ein schlechter König wird und am Ende sein Fett wegbekommt, indem er von seinem eigenen Leuten gestürtzt wird.
            Das ist okay, aber der von Toshiro Mifune gespielte Washizu, lässt für mich jede Art von Identifikation vermissen. Das kommt daher, dass er und seine Frau auf mich nicht wie normale Menschen, sondern eher wie Leute wirken, die ein Theater spielen und dabei einen bestimmten Typ und eine bestimmte emotionale Haltung verkörpern. Ich war mir jederzeit bewusst gerade einen Film zu sehen und konnte in die Handlung gar nicht eintauchen. Verloren hat mich der Film dann aber endgültig, als Washizu dem König auf Beharren seiner Frau umbringt und anderen Leuten die Schuld dafür in die Schuhe schiebt. Zuvor haben wir nur eine freundschaftliche Szene zwischen ihm und seinen Gefährten gesehen, doch das reicht mir nicht, um irgendeine Art Beziehung zu ihm als Charakter aufzubauen. Er ist mir einfach nur herzlich egal.
            Das Problem ist, dass ich mir nur dachte, was dieser Mann eigentlich für ein Mistkerl ist und das ich nie so handeln würde, während ich mir bei vielen, guten Tragödien immer denke: Genau! DAS würde ich jetzt auch tun.
            In "Throne of blood" nehme ich somit automatisch Abstand von der Figur und anstatt das ich mitleide, mitfühle und mit ihm die Konsequenzen seiner Taten ausbade, starre ich von oben auf ihn herab, aus moralischer Überlegenheit.
            Es tut mir weh das zu sagen, aber auch Toshiro Mifune überzeugt mich nicht. In "Yojimbo" und "Die sieben Samurai" war er sehr charismatisch und räudig, hier wirkt er schlafwandlerisch und erwacht scheinbar nur am Ende, als er seine große Ansprache hält.
            Auch seine Frau, gespielt von Isuzu Yamada, ist komplett uninteressant und gibt mir überhaupt nichts. Subtiles Schauspiel in allen Ehren, aber die Frau macht ja wirklich nur das Nötigste.

            Es gibt einige gute Momente im Film, wie der Geist im Wald, dessen Hütte auf einmal verschwindet und den Samuraikriegern dahinter nur einen Berg von Totenschädeln enthüllt. Oder der Aufmarsch der Armee, der sehr imposant eingefangen wurde. Oder der Schuss durch den Hals mit einem Pfeil, tricktechnisch sehr interessant. Oder der "wandelnde" Wald, beeindruckend und mystisch.
            Das sind für mich die einzigen Momente, in denen der Film zum Leben erwacht. Alles andere ist so furchtbar statisch, theaterhaft und distanzierend stylisiert. Klar, es ist immer noch Kurosawa hinter der Kamera und er fängt die schönsten Bilder ein, doch das reicht mir nicht, wenn eine Geschichte wie diese so enorm uninvolvierend ist.
            Ich würde den Film wohl nur mit vorgehaltener Waffe nochmal ansehen.

            4
            • 7 .5

              In den ersten zwei Dritteln funktioniert Kurosawas gesellschaftskritisches Drama über einen alten Mann, der mit einer tödlichen Krankheit diagnostiziert wird und sich nun fragt, ob er sein Leben wirklich gelebt hat, wirklich gut.
              Takashi Shimura, einer der Dauerangestellten unseres "sensei", brilliert in seiner Rolle als langweiliger, emotional verschlossener Durchschnittsbürger und hat die Sympathien des Zuschauers schnell auf seiner Seite. Manchmal mochte man einfach nur ins Bild steigen und dem armen, einsamen Mann eine Umarmung spendieren, vor alllem da Watanbe keine menschliche, familiäre Stütze im Leben hat, mit der er seine Krankheit teilen könnte.
              Seine Frau ist seit zwanzig Jahren tot und von seinem Sohn - dessen Frau hauptsächlich auf das Erbe wartet - hat er sich schon lange entfremdet. Dafür hat Watanbe Auszeichnungen bekommen, weil er jeden Tag in der Arbeit erscheinen ist und seinen Job immer ohne Beschwerden erledigt hat. Doch als er erfährt, dass seine Lebenszeit bald abgelaufen ist, stellt er fest, dass er die ganze Zeit nicht wirklich gelebt habt.
              Die prägnanteste Szene - die mich zu Tränen gerührt hat - war die, in der wir sehen, wie Watanbe nach Hause kommt und nicht weiß, was er mit sich anfangen soll. Er schreit stumm nach seinem Sohn, immer wieder in Gedanken und erinnert sich an vergangene, überfordernde Momente, die er mit ihm erlebt hat. Dann hört er seinen Sohn rufen und will die Treppe zu ihm hinauf rennen, doch dieser befiehlt ihm nur unten die Haustür abzuschließen. Enttäuscht geht Watanbe zu Bett und Kurosawa richtet die Kamera auf seine Auszeichnungen, die nutzlos und höhnisch an der Wand hängen. Watanbe zieht sich die Decke über den Kopf und weint sich in den Schlaf.

              Er verbringt die nächste Tage mit einem gescheiterten Autor und einer jungen, ihm unterstellten Mitarbeiterin. Beide können ihn zeitweise von seinem unabänderlichen Schicksal ablenken, doch letztendlich muss er feststellen, dass er tun kann was er will - der Tod wird kommen.
              Schließlich erinnert er sich an ein altes Projekt, das den Bau eines Kinderspielplatzes betraf, welches er einmal als Chef der Bürgerbeschwerdestelle abgestempelt und einfach ohne Erfolgsaussichten an andere Ämter weitergeleitet hat. Jetzt will er jedoch alles daran setzen, um das Projekt auf die Reihe zu bekommen, damit er vor seinem Abtreten noch etwas Sinnvolles getan hat.

              Doch gleich nachdem er für das Projekt kämpfen will, beginnt schon die nächste Szene, in der wir uns bereits auf seiner Beerdigung befinden. Es folgt ein furchtbarer langer Epilog, in dem die Anwesenden über ihn schimpfen, ihn loben und dann zu dem Schluss kommen, dass er eigentlich ein toller Kerl gewesen ist und sie selber mehr in ihren Leben tun sollten, als vor dem Schreibtisch zu hocken und so wenig wie möglich zu tun. Gelegentlich gibt es dann Flashbacks, welche sich mit den großen Anstrengungen von Watanbe befassen und zeigen, wie schwer es war das Projekt zu finanzieren, zu Führungsleuten vorzudringen und mit Entmutigung durch die eigenen Kollegen zu leben.
              Dieser Teil des Films nimmt locker 40 Minuten ein und ist für mich nicht allzu interessant. Ich kann mir denken, dass Kurosawa hier etwas Neues ausprobieren wollte, indem er bei Watanbes Tod ansetzt und nun aufzeigt wie unterschiedlich die Leute auf der Beerdigung über ihn denken und wie leicht sich doch das Bild, das man über einen Menschen hat, ändern kann, doch es fühlt sich nur so seltsam nach "12 Angry Men" an (wenn ich mich nicht irre sind sogar zwöf Manner im Raum xD).
              Mein Interesse an den Anwesenden (eigentlich nur Stereotypen) hielt sich stark in Grenzen und während der Film in seinen ersten zwei Drittel eine wunderbar emotionale und dabei keineswegs kitschige Geschichte erzählt, reißt einen nun diese endlose Trauerfeier aus dem Geschehen und lenkte (ironischerweise) von der Hauptfigur ab.
              Ich weiß es zu schätzen, dass Kurosawa hier etwas mit Struktur des Films experimentiert, aber ich kann ehrlich gesagt keinen Mehrwert in dieser unchronologischen Erzählreihenfolge erkennen. Man hätte Watanbes Geschichte auch wie zuvor weiter erzählen können.
              Wir hätten seine Interaktionen mit den Büroleuten, Bürgermeister etc. gesehen, die dann auf seiner Beerdigung erschienen wären und hätten mitbekommen, wie unterschiedlich er von ihnen aufgenommen und angesehen wird.
              Denn eigentlich sind die Flashbacks verdammt gut. Hervorstechen tut dabei - natürlich - Watanbes Tod auf der Schaukel. Wunderbar inszeniert, mit fallendem Schnee im Hintergrund und einem Lied auf Watanbes Lippen. Sehr berührend, melancholisch und letztendlich auch konsequent. Kurosawa weidet sich nicht am Tod seiner Hauptfigur, denn er blendet schon davor ab und zeigt uns damit: Wenn du tot bist, dann bist du tot und die Welt dreht sich trotzdem weiter.
              Eigentlich wäre das schon fast ein Pluspunkt für die unchronologische Erzählweise, allerdings nur weil das "Watanbe ist tot"-Flashback mitten in die Diskussion der Anwesenden geschnitten wird.
              Dadurch stellt der Film die Frage: Was geschieht nach unserem Tod? Wie reden die Leute über uns? Was werden wir für ein Ansehen haben? Wie haben wir die Leute, um uns beeinflusst? Haben wir jemanden inspiriert, erzürnt, beeindruckt?
              In der letzten Szene sehen wir einen Mitarbeiter von Watanbe, der sich auf der Trauerfeier für ihn einsetzte, wie er sich im Büro darüber aufregt, dass die Versprechungen vom Vorabend - bezüglich Veränderung und Sinnfindung - anscheinend bereits nicht mehr gelten und alles wieder seinen gewohnten Gang geht.
              Dann - später am Tag - geht er spazieren, hält plötzlich an und blickt über den fertiggestellten Spielplatz, auf dem Kinder fröhlich herumtoben.
              Ein Lächeln formt sich auf seinem Gesicht. Watanbes Einsatz war doch nicht umsonst.

              Mein Eindruck vom Film ist überwiegend positiv, aber die letzten vierzig Minuten sind teilweise echt zäh. In gewisser Weise ist es interessant, wie alle Personen auf der Trauerfeier zunächst ihren Standpunkt klar machen, sich dann immer mehr angegriffen fühlen, wütend und betrunken werden und so ihr Gewissen erleichtern wolllen.
              Doch ab einem bestimmten Punkt lenkte es mich vom emotionalen Kern des Ganzen ab und viele gefühlvolle Szenen (in den Flashbacks) verpufften dann in ihrer Wirkung.

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              • 3

                Skandalfilmchen sind schon was schönes. Man bereitet sich darauf vor, völlig aus den Socken gehauen zu werden, also eine filmische Grenzenerfahrung zu machen und sitzt dadurch in leicht angespannter Pose vor dem Fernseher. Vielleicht informiert man sich zuvor noch etwas über den Inhalt, damit man nicht völlig auf den falschen Fuß erwischt wird und neugierig freut man sich dann auf die anstehende Filmsichtung.
                Nun, ich habe jetzt seit Tagen versucht ein Review zu diesen seltsamen Machwerk zu schreiben, das ausdrücken könnte, wie über den Inhalt denke und wie mich der Film beeinflusst hat.
                Natürlich fand ich den Inhalt abstoßend. Natürlich ist Faschismus böse. Natürlich ist Machtmissbrauch schlecht. Ja, und weiter?
                Pasolini ergötzt sich an seinen klinischen, abstoßenden Sexszenen, suhlt sich förmlich in Exkrementen und zeigt am Ende entrückt Folterszenen, die auch gut und gerne aus einem Exploitationfilm sein könnten.
                Das ist alles ziemlich unterhaltsam (ein besseres Wort fällt mir nicht ein), aber geben tut mir das alles absolut nichts. Nachdem der Film zu Ende war, ging ich ins Bett und schlief wie ein Baby.
                Ich hatte nicht das Gefühl eine starke Parabel über Machtmissbrauch oder Faschismus gesehen zu haben, denn der Film erforscht die Wurzel dieses gesellschaftlichen, politischen Übels zu keinem Zeitpunkt.
                Es gibt Filme, die tief bohren und uns einen Spiegel vorhalten, der die Hässlichkeit im Menschen offenbart, doch „Salo“ ist einfach nur widerwärtig und hat mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden nichts zu erzählen.
                Für seine Zeit (1975) mag der Film sicherlich bahnbrechend und provokant gewesen sein (und das ist er heute auch noch) und diesen Status kann er auch nicht verlieren, aber darüber hinaus konnte ich mit diesem Film gar nichts anfangen.
                Ich hätte mir gewünscht, dass „Salo“ mich wütender gemacht hätte. Mich erzürnt, aufgewühlt und zum Nachdenken gebracht hätte. Doch alles was ich während des Films empfand, war Ekel oder Langeweile und danach hatte das gerade Gesehene keinerlei Nachwirkung mehr auf mich.

                3
                • 9

                  So, hatte heute doch noch die Chance den Film im Kino zu sehen und das sogar im O-Ton!

                  Ich kann nur sagen: PTA unleashed!

                  Hat dieser seinen epischen "There will be blood" noch in das Kostüm einer "Rise and Fall"-Geschichte gesteckt (sage ich jetzt ganz wertungsfrei) ist "The Master" reines Darstellerkino, das nur von seinen Figuren vorangetrieben wird.
                  Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman liefern elektrisierende und geniale Performances ab, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe. Beide dürfen die volle Palette ihres Könnens demonstrieren und zeitweise saß ich nur in voller Bewunderung und mit offenem Mund da.
                  Beide Charaktere strahlen eine Faszination aus, der ich mir nur schwer entziehen konnte. PTA weißt wie man Unsympathen menschlich macht, indem er uns die seelischen Abgründe seiner Figuren offenbart und wir uns in gewisser Weise in ihnen wiederfinden.

                  Ich hatte jetzt gerne Lust über den Film zu schreiben, um die charakterlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Leads herauszuarbeiten und einige bestimmte Szenen genauer unter die Lupe zu nehmen, aber ich hab das Gefühl der Film muss sich erst mal setzten.

                  Auf jeden Fall bin ich gerade so enthusiastisch aus dem Kino gekommen, dass ich auf den Weg nach Hause am liebsten vor mir hergesprungen wäre. xD

                  Vorab 9 Punkte. Ich kann es gar nicht erwarten, bis der Film auf DVD/Blu-ray erscheint!

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                  • 8

                    Keine Ahnung was da abging. xD

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                    • 8 .5

                      SPOILER!
                      Die Gun-Barell-Sequenz kündigt es schon unheilbringend und erfrischend düster an: Dieser Bond wird anders!
                      Zunächst verbringen wir ein wenig Zeit mit James Bond und Felix Leiter, was enorm wichtig ist um den Motor der Handlung in Schwung zu bringen und David Hedison und Timothy Dalton überzeugen auf ganzer Linie als gute Freunde, die sich schon lange kennen und bereits die ein oder andere Mission miteinander bestritten haben.
                      Bond auf einer Hochzeit zu sehen, speziell als Felix "bester Mann" und sich ehrlich für jemanden zu freuen, war auf jeden Fall ein guter Weg, um ihn menschlicher darzustellen und uns bei seiner Racheaktion mitfiebern zu lassen.
                      In der Eröffnungsszene lernen wir außerdem Bösewicht Sanchez kennen, der von Robert Davi mit unterschwelliger Bedrohlichkeit und viel Charisma verkörpert wird. Eine wahnsinnig gute Performance liefert er ab und spielt einen der besten Bösewichte, den die Reihe bisher gesehen hat. Doch dazu später mehr.
                      Nach einem recht spektakulären Vorab-Sieg über den Drogenbaron, bei dem Bond "fischen geht", endet die Eröffnungsszene damit, dass Bond und Leiter doch noch per Fallschirmsprung auf der Hochzeit erscheinen.

                      Das hat Charme!

                      Mit der Titelgestaltung von "Licence to kill" fällt nun auch der Vorhang für Maurice Binder, der seit "Feuerball" alle Sequenzen designt hat. Schade, aber ich bin mal gespannt, wie es damit in den nächsten Filmen bestellt sein wird.
                      Der Titelsong "Licence to kill" ist okay, hat bei mir aber keinen Ohrwurm ausgelöst, wie so viele andere Bond-Songs. Da fehlt wohl einfach die John Barry-Beteiligung. Die Filmmusik von Michael Kamen gefiel mir recht gut, mehr kann ich darüber aber auch nicht sagen. Sie war nicht störend oder deplaziert, sondern passte zum Geschehen.

                      Als Zeichen der Freundschaft und Zuneigung bekommt Bond dann von seinem Freund Felix und dessen Frau Donna ein Feuerzeug geschenkt (Lighter vom Leiter, get it?). Kudos an die Schauspieler, dass diese Szene so herzlich und natürlich rüberkommt, denn das sorgt dafür, dass es einen später auch interessant, wenn es Bonds Freunden an den Kragen geht.
                      Ein Moment, den ich auch noch sehr schön gespielt fand, war der, als Donna Bond die Frage stellt, ob er nicht demnächst auch heiraten will. Timothy Daltons Gesicht zeigt kurz Schmerz und Trauer und wir erinnern uns an das, was Bond an seinem Hochzeitstag passiert ist.
                      "Lizenz zum Töten" weist nur daraufhin, dass Bond einmal verheiratet war und so wie die Szene von allen Beteiligten gespielt wird, können wir im Kontext dieses Films nur vermuten, dass Bonds Frau auf irgendeine tragische Weise gestorben ist. Wenn wir allerdings "Im Geheimdienst ihrer Majestät" im Hinterkopf behalten, ist das Ganze natürlich noch schwärzer, da Leiter dann genau wie Bond seine Ehefrau an seinem Hochzeitstag verloren hätte.
                      Doch auch ohne dieses Zusatzwissen macht es Sinn, dass Bond seinen schwer verletzten Freund und dessen tote Frau rächen möchte. Und by the way, was zum Teufel war das denn für eine derbe Szene, in der Sanchez Leiter von den Haien bearbeiten lässt. Zweifellos eine der brutalsten Szenen in der Bond-Franchise, da man sogar Leiters angeknabberten Beinstumpf im blutigen Wasser sieht. Und dann wird auch noch angedeutet (naja das wäre noch subtil ausgedrückt), dass Sanchez und seine Leute Donna ein schönes "Honeymooooooon" bereitet hätten. Echt derb!

                      Sobald dann die Nabelschnur durchtrennt wird und Bond allein los zieht, geht der Spaß erst richtig los. Hier haben wir einen James Bond ohne Mission, mit nur einem Ziel vor Augen: Rache an Sanchez.
                      Wenn Bond zuvor in eine Forschungsstation einbricht und einen Sicherheitsmann an Maden (?) verfüttern ("Bon appetite" ), einen Mann durchbrutzeln und den Verräter von der Polizei in das Haifischenbecken fallen lässt, dann wissen wir, dass dies kein humorvoller, leichtfüßiger Trip wird. Hier zeigt sich warum Timothy Dalton die perfekte Wahl für einen brutale Sau-Bond ist. Allein seine kalten Augen und sein ruppiges Auftreten, machen es mir unmöglich, mir Roger Moore oder Sean Connery dabei vorzustellen, wie sie das tun, was er hier tut.
                      Interessant ist, wie ruhelos und motiviert Bond hier vorgeht und doch einige wichtige Operationen, die von anderen Parteien geführt werden, in den Sand setzt, weil er nur seine zu erfüllende Vendetta im Sinn hat. Zwischendrin fragte ich mich schon, was Bond eigentlich für ein Typ ist. Er schmeichelt sich bei Sanchez ein, streut Misstrauen unter seinen Leuten und lässt damit dessen komplette Organisation hochgehen. Er führt eine systematische Zerstörung von Sanchez´ organisierten Verbrechen herbei und sorgt dafür, dass jeder Beteiligte am Ende draufgeht.
                      Das ist vielleicht der erste Bond-Film, der 007s asoziales Verhalten etwas mehr in den Vordergrund rückt. Die Filme waren im Grunde schon immer eine chauvinistische Männerfantasie, manchmal mehr, manchmal weniger. Der Appeal liegt eigentlich darin, dass man als (wahrscheinlich) überwiegend männlicher Zuschauer, gerne die Dinge tun würde, die Bond so tut. Niemand möchte wirklich Bonds Charakter haben, aber viele würden gerne zu exotischen Locations reisen, mit hübschen Frauen schlafen, die Welt retten, hochtechnologisches Spielzeugen haben etc.
                      Hier zeigt sich Bond als Tötungsmaschine, als manipulierende, kaltblütige Tötungsmaschine. Im Grunde sehen wir diesen Bond in jedem Teil der Reihe, doch hier sorgt der realistischere Ansatz und sein Drang nach Selbstjustiz dafür, dass es einem mehr bewusst wird. Dadurch offenbart sich ein ganz neuer Aspekt des Bond-Charakters. Er handelt hier nicht mehr im Dienste seiner Majestät, er ist nun der rachsüchtige Einzelkämpfer. Er muss keinen Bösewicht stoppen, der eine Weltvernichtungswaffe hat, nein, er will "nur" einen gut organisierten Drogenring zerschlagen.

                      Natürlich ist Bond hier nicht komplett schwarz gezeichnet, denn dafür ist die Reihe doch noch an gewisse Normen gebunden. Im Kontrast zu seinem kaltblütigen Verhalten sehen wir dafür, wie gut er mit Q und den Bond-Girls umgeht.
                      Vor allem Qs große Rolle hat mich gefreut! Mann kann nie genug Desmond Llewyn oder Q haben, vor allem wenn er guten Comic-Relief liefert, indem er sich über Bond ärgert oder neue Gadgets vorbeibringt. In diesen Film muss er sich sogar ein Schlafzimmer mit Bond teilen. Herrlich!
                      Pam Bouvier (Carey Lowell) erweist sich als tolle Partnerin für Bond und beweist durch schnelles Handeln und Ex-Piloten-Erfahrung, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat. Zudem retten sich die beiden des Öfteren den Arsch und haben recht spaßige Wortgefechte. In gewisser erinnert sie mich an Holly Goodhead aus "Moonraker", die auch eine ähnliche Rolle hatte.
                      Ihre kleine Rängelei mit Lupe, die von der scharfen Talisa Soto verkörpert wird, ist auch amüsant und wird vom Drehbuch nicht übermäßig hochgespielt. Lupe selbst, erweist sich als nützliche Informantin für Bond und es braucht nicht viel Erklärung, warum sie von Sanchez loskommen will. Ausgepeitscht und wie ein Objekt gehalten zu werden, sind Gründe genug. Sie ist nicht die beste Schauspielerin, aber das fällt nicht weiter auf.

                      Das wahre Juwel von "Lizenz zum Töten" ist allerdings der geniale Robert Davi. Jede Szene zwischen ihm und Dalton ist Hochspannung pur, dank dem genialen Spiel der beiden.
                      Was diesen Bösewicht über viele andere der Bond-Reihe hebt, ist seine ruhige, aber raubtierhafte Präsenz. Er spielt seine Figur sehr nuanciert und wenn er dem Raum betritt, merkt man förmlich wie alle vor Respekt und Angst den Atem anhalten.
                      Sanchez ist einerseits ein erfolgreicher Geschäftsmann, der die Leute, die zum ihm halten reich belohnt und Loyalität sehr schätzt, aber andererseits eine sadistische Ader zeigt und eine No Nonsense-Einstellung vertritt.
                      Eigentlich ist jede Szene mit ihm Gold, aber am besten gefiel mir die die, in der er sich zum ersten Mal mit Bond trifft und ihm "big cojones" bescheingt. Zum anderen wäre da der Zwischenfall in der Druckkammer, wo er seinen Mitarbeiter des Diebstahls beschuldigt und ihn darauf den Kopf platzen lässt. Oder zum Ende als er badassig einen Mitarbeiter mit dem Gabelstapler aufspießt oder auf Bond mit einer Machete losgeht.
                      Zudem ist es Davi groß anzurechnen, dass mir Sanchez etwas leid tat, als Bond ihn betrügt und sich so sein Vertrauen erschleicht. Sanchez ist fast wie Hans Gruber aus "Die Hard". Charismatisch, faszinierend und auch wenn er gemeingefährliche Ziele hat, muss man die Leitung solch einer Organisation und die Intelligenz, die dahinter stecken muss, doch zu würdigen wissen.

                      Es ist nicht unerheblich, dass Davi in seiner Schurkenrolle überzeugt, schließlich verbringt der Film einen Großteil der Handlung damit, ihn bei der Interaktion mit Geschäftsleuten und Handlangern zu zeigen und seine Mitarbeiter genauer vorzustellen. Das alles ist zwecklos, wenn hinter dem Ganzen kein badassiger Typ steckt.
                      Ich hatte schon Angst, dass sein Tod möglicherweise unterwältigend sein würde, aber nein, auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Nachdem er gegen Bond zunächst Mano-o-Mano auf einen fahrenden Öltanker gekämpft hat und ihn schließlich mit einer Machete attackieren will, lockt Bond ihn damit, ihm zu erklären, wieso er hinter ihm her war. Dann zeigt er ihm sein Geschenk von Felix und Donna und setzt ihn in Flammen, wodurch dieser grausam und schmerzhaft zu Tode kommt. Schön!
                      Von seinen Handlangern sticht vor allem Dario- gespielt von Benicio Del Toro - hervor, mit dem er eine Art Vater-Sohn-Beziehung zu haben scheint. Dieser erweist sich als echter Szenendieb und erhöht den brutale Sau-Counter des Films.
                      Auch Milton Krest (souverän: Anthony Zerbe) bleibt einem als schmierig und heruntergekommen in Erinnerung.

                      Was die finalen zwanzig Minuten so groß macht, ist der Verzicht auf viele große Actionsszenen zuvor. Es gibt bis dahin nur ein paar Schlägereien (in der Bar, auf dem Dach), Schießereien und eine spektakuläre Fluchtaktion, bei der Bond von einer ganzen Truppe (!) unter Wasser angegriffen wird, anschließend Wasserski fährt und mit dem Drogengeld und dem Flugzeug abhaut.
                      Doch das Finale macht den Actionmangel wieder volkommen wett, da die Zeit davor effektiv genutzt wurde, um genug Spannung zwischen den Figuren aufzubauen und sich das Ganze durch Bonds Enttarnung konsequent und organisch entwickelt hat.
                      Die Verfolgungsjagd beinhaltet dann vier riesige Öltanker, ein paar Kleinwagen und einen Hubschrauber. Sehr mitreißend inszeniert von John Glen und mit der Bond-Theme-Untermalung ein wahrer Hochgenuss!
                      Der Stunt, bei dem Bond einer Rakete ausweicht, indem er seinen Öltanker auf die Seite kippen lässt, hat mich laut loslachen lassen. Genau die richtige Mischung zwischen albern und verdammt badassig.
                      Was realistische Action angeht, kann man auf diesen Film wehmütig zurückblicken, wenn man sich den CGI-Schrott von heute ansieht. Hier hat man wirklich das Gefühl, dass Leute zu Schaden kommen, wenn Wagen ineinander rammen; man zuckt zusammen, wenn Bond an einem der Öltanker hängt und seine Fußspitzen den Asphalt berühren; von den kernigen Explosionen gar nicht zu sprechen.

                      Was ich am Ende etwas befremdlich finde ist, wie gut Felix Leiter schon wieder drauf ist. Wie lange soll sich eigentlich Bonds Racheaktion hingezogen haben? Können eigentlich nur ein paar Tage gewesen sein.
                      Auf jeden Fall ruft Bond ihn am Ende an und Felix freut sich schon drauf mit Bond wieder angeln zu gehen. War der Gute vielleicht enorm mit Drogen vollgepumpt und hat keine Ahnung mehr, was er da von sich gibt?
                      Naja, es ist wohl die typische "Ende gut, alles gut"-Haltung, die die Bond-Filme nunmal so mit sich bringen. Stört mich aber nicht weiter, ich bleib einfach bei meiner Drogen-Behauptung!

                      Fazit: Timothy Daltons zweiter und - leider - letzter Bond, überzeugt durch seine starken Darsteller, seinen neuen Ansatz für den Bond-Charakter; seine wenigen, aber dafür spektakulären, ausgezeichnet choreographierten Actionszenen, seinen bis dato besten und glaubhaftesten Bösewicht, seine scharfen Bond-Girls und seine bodenständige, mitreißende Inszenierung.

                      8
                      • 9

                        Ein Verbrechen geschieht, vier Leute schildern ihre Sicht der Dinge, doch wer von ihnen sagt die Wahrheit? Gibt es so etwas wie eine objektive Wahrheit überhaupt? Inwiefern beeinflussen Stolz, Vorurteile, Motive und Ziele unsere Wahrnehmung? Wie viele kleine, aber vielleicht enorm wichtige Details gehen bei der Überlieferung von Informationen von Mensch zu Mensch verloren? Verändern sich unsere Erinnerungen im Laufe der Zeit, d.h. verzerren, extremisieren oder rationalisieren wir unsere unsprüngliche Version der Geschehnisse?

                        Volkommen klar ist, dass Herr Kurosawa die Filmwelt hiermit wieder enorm bereichert hat. Ein Film, der ein Ereignis aus verschiedenen Perspektiven erzählt und den Zuschauer quasi als Geschworenen und Richter gleichermaßen einsetzt? Sicher, warum nicht?
                        Was "Rashomon" so enorm involvierend macht ist, dass wir als Zuschauer genauso unserer subjektiven Wahrnehmung unterliegen, wie jede andere Figur im Film. Wir sammeln Beweise, verwerfen diese wieder, glauben die Wahrheit erkannt zu haben und müssen doch feststellen, dass die Puzzlestücke nicht wirklich zusammenpassen. Man zweifelt an der Richtigkeit der Geschehnisse, hat Tendenzen in die eine oder andere Richtung und doch bleibt einem nur die eigene Interpretation der Dinge, die nicht zwingend wahr sein muss.
                        In gewisser Weise führt uns Kurosawa hier auch die manipulative Kraft des Kinos vor. In jeder Erzählung erscheinen uns die Figuren in einem anderen Licht. So wirkt z.B. die Frau des Samurai aus der Sicht des Banditen unterwürfig und untreu, aus der des Holzfällers fast schon mutig und herausfordernd. Dadurch erwägen wir nicht nur einen anderen Ablauf der Ereignisse, nein, auch die Sympathien, die wir den Filmfiguren entgegenbringen, ändern sich schlagartig.
                        Warum schauen wir überhaupt Filme? Wir wollen emotional, geistig oder unterbewusst angesprochen werden und lassen uns eine Geschichte auftischen, deren Erzählung in den Händen des Regisseur liegt, der nach Lust und Laune unsere Knöpfe drücken kann, um eine Reaktion hervorzurufen.

                        Im Fall von "Rashomon" manipuliert uns Kurosawa nach Belieben und hinterlässt uns mit der Botschaft, dass den Menschen nicht zu trauen ist und sie zwar vorgeben gut und edel zu sein, aber wir nicht in sie hineinschauen können.
                        So bleibt das Ende recht zwiespältig und auch wenn wir den Charakteren im Film nicht trauen können, ziert in der letzten Einstellung doch ein heller Sonnenstrahl den Himmel, wo zuvor nur strömender Regen herunterkam.
                        Ja, es gibt noch Hoffnung.

                        9
                        • 7 .5

                          Rein oberflächlich betrachtet geht es um eine jahrhundertalte, cowboyhuttragende Mumie namens Bubba Ho-Tep, die wieder zum Leben erwacht ist und nun Leuten aus den Altersheim die Seele aus dem Arsch saugt, um sich am Leben zu erhalten. Wer könnte in dem Fall besser geeignet sein dieses Monster aufzuhalten, als ein alterender Elvis Presley (Bruce Campbell) und ein schwarzer JFK (Ossie Davies), die all ihren Mut zusammenkratzen, um Jagd auf das Monster machen?

                          Doch "Bubba Ho-Tep" nimmt sich auch Zeit für seine Figuren und so erleben wir einen Elvis, der voller Sehnsucht auf seine Vergangenheit blickt und enttäuscht ist, wie sein Leben sich so entwickelt hat. Wie viele andere landete er im Altenheim, vergessen von der Allgemeinheit und hauptsächlich darauf bedacht sein Körperfunktionen unter Kontrolle zu behalten. Mit der Ankunft der Mumie und der Freundschaft zu JFK, findet er schließlich wieder einen Sinn im Leben und hat die Chance einmal ein Held zu sein.
                          Es schwingt ein Hauch von Melancholie mit, wenn wir sehen wie Elvis sein Leben betrachtet und über die Vergangenheit lamentiert: "Where'd my youth go? Why didn't fame hold off old age and death? Why the hell did I leave the fame in the first place and do I want it back, and could I have it back? And if I could, would it make any damned difference?".
                          Das deprimiernde Altenheim-Setting trägt auch einen Teil dazu bei und es steckt doch viel Wahrheit hinter, wenn Elvis den Verlust des eigenen Willens und Sinn im Leben beklagt.
                          Auch der schwarze JFK wird von allen für verrückt gehalten, doch er kommt der Mumie historisch auf die Schliche und entwirft einen Plan die Gefahr zu stoppen. Ossie Davies hat dabei die meisten Lacher auf seiner Seite, da er seine Figur mit so viel Würde und Ernst spielt und dabei total alberne Dinge sagt.

                          Davon mal abgesehen ist "Bubba Ho-Tep" ziemlich lustig:
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                          Elvis: "What do I really have left in life but this place? It ain't much of a home, but it's all I got. Well, goddamnit. I'll be damned if I let some foreign, graffiti writin', soul suckin', son of a bitch in an oversized cowboy hat and boots take my friend's souls and shit 'em down the visitors toilet!"
                          -

                          Elvis: "The revealing of her panties was neither intentional or non-intentional, she just didn't give a damn. She was so sentimental on me that she didn't mind that I got a bird's eye view of her love nest. I felt my pecker flutter once, like a pigeon havin' a heart attack, then lay back down and remain limp and still. Of course, these days even a flutter was kinda reassurin'."
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                          JFK (zeigt Elvis seinen Schub voller Süßigkeiten): "Let´s get decadent."
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                          Elvis: "Shit, Bubba Ho-tep comes out of that creek bed, he's going to come out hungry and pissed. When I try to stop him he's going to shove this paint can up my ass and he's going to shove me and that wheelchair up Jack's ass."
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                          Bubba Ho-Tep (auf ägyptisch): "Eat the dog dick of Anubis, you ass-wipe!"

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                          Elvis: "Jack wait. Marilyn. Come on, Marilyn Monroe? How was she in the sack?"
                          JFK: "That is classified information! Top Secret! But between you and me... Wow!"

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                          JFK (findet ägyptische Schriften an der Scheisshauswand): "Now this top line translates into, "Pharoah gobbles donkey goobers," and the bottom line, "Cleopatra does the nasty.""
                          xD

                          Was für ein kleiner, abgedrehter und wunderbarer Film mit einer Jahrhundertperformance von Bruce Campbell als Elvis Presley! Von solchen brauchen wir mehr!

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                          • 9

                            Charlie Chaplins nahezu perfekte Melange aus ideenreicher Slapstick-Komödie, beißenden und immer noch erschreckend aktuellen Sozialkommentar und tief berührender Liebesgeschichte.
                            Die Chemie zwischen ihm und Paulette Goddard ist für mich einfach herzerwärmend und die beiden könnten gut und gerne mein liebstes romantisches Pärchen in der Filmgeschichte sein. Besonders sticht dabei die Szene hervor, in der sie notgedrungen in ein altes, zusammenfallendes Haus ziehen, was ihnen aber nichts ausmacht, weil sie sich einfach nur freuen wieder zusammen zu sein.
                            Überhaupt ist die Endszene wohl eine der schönsten, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Zwei arbeitslose, aber freie Menschen gehen Hand in Hand, auf der Straße des Lebens einen neuen Sonnenaufgang entgegen, voller Hoffnung auf die Zukunft. Chaplin scheint damit auf die Freiheit des Menschen hinweisen zu wollen, an den Individualisten, der sich nicht im System verlieren und seinen eigenen Weg gehen soll. Der Tramp war zuvor ein Fabrikarbeiter, nun steht er wieder ohne Job da, doch er gibt nicht auf. Er braucht Abwechslung im Leben und keine Eintönigkeit. Leben an sich reicht ihm schon und wenn er dieses Leben mit einem geliebten Menschen teilen kann, ist er noch glücklicher darüber.

                            "Buck up - Never say die. We'll get along."

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                            • 8 .5

                              SPOILER!
                              Was für ein kleines, nervenzerfetzendes Thriller-Juwel war das denn?
                              Sam Raimi konzentriert sich hier hauptsächlich auf seine Figuren und spielt sie psychologisch gegeneinander aus, schafft Sympathien und entzieht sie wieder und stellt den Zuschauer oft die Frage, wie weit er in dieser Situation gehen würde.
                              Obwohl sich alle Charaktere, allen voran Bill Paxtons Hank, zunehmend hinterlistiger und egoistischer verhalten, nimmt man sie dennoch als Menschen war, die in eine Situation geschlittert sind, die zunächst vielversprechend und optimal erschien, doch die menschliche Natur dabei außen vor gelassen hat.
                              Besonders hervorsticht hier Billy Bob Thorntons Figur, die eigentlich nur glücklich sein will, aber geistig leicht neben der Spur steht und mit der Situation schwer umgehen kann.

                              Das Ende ist auch noch bitterböse und verkauft eine Binsenweisheit wie "Geld ist die Wurzel allen Übels" doch auf eine Weise, die prägnant und konsequent ist. Es gibt sogar noch eine kleine Ambivalenz in der Verhörszene, die die Sache noch tragischer und "schwärzer" machen würde.
                              Wunderbar Herr Raimi!

                              6
                              • 8

                                Und wieder ein starker, genreprägender Samurai-Action-Film mit einer Prise Humor und vielen spannenden Szenen. Kurosawa hat´s einfach drauf!
                                Toshiro Mifune spielt darin einen Einzelgänger, der nur mit einem Samuraischwert bewaffnet durch die Gegend zieht und sich zwei rivalisierenden Banden als Leibwächter anbietet, welche er aber gegeneinander - zu seinem finanziellen Vorteil -ausspielt.
                                Dabei kommt er in Schwierigkeiten und muss vielen haarigen Situationen entkommen.
                                Mifune spielt die Rolle als Antiheld so charismatisch und räudig, dass man schon von Anfang von ihm fasziniert ist. Er redet nicht viel, säbelt sich durch seine Gegner, wenn es nötig ist und sitzt ansonsten nur schweigend da und trinkt Sake. Herrlich ist vor allem die Szene, in der er einen Streit zwischen den Banden provoziert, die dann mitten im Dorf wild aufeinander losgehen, während er oben auf dem Aussichtsturm hockt und sich eins ins Fäustchen lacht.
                                Oder als er den Banden entkommen will und sich von einem Chef eben dieser, in einem Sarg aus dem Dorf schmuggeln lässt.

                                Zu erwähnen ist sicherlich auch, dass Sergio Leone den Film drei Jahre später neu verfilmt hat, wodurch "Für eine Handvoll Dollar" enstand. Die ganze Geschichte um den Rechtsstreit kann man online nachlesen, finde ich persönlich ganz interessant.

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                                • 9 .5

                                  Hm, tja, also ein kleines Review wäre nicht schlecht, oder?
                                  Das erweist sich allerdings als schwierig, da ich selten einen Film gesehen habe, bei dem ich das Gefühl hatte, das er auschließlich als reine Projektionsfläche für all die Gedanken, Gefühle und unterbewussten Empfindungen dient, die ich so mit mir durchs Leben schleppe.
                                  Speziell der Konflikt des ältesten Sohns, der hin- und hergerissen zwischen den Erziehungsmethoden seiner Eltern ist, ging mir sehr nahe und viele Szenen, die seine Kindheit zeigen, könnten genauso gut Ausschnitte aus meiner eigenen sein.
                                  Terrence Malick versteht, was es heißt ein Kind zu sein. Wenn wir sehen, wie ein Kind die ersten Schritte macht, mit seinen Geschwistern spielt, neue Buchstaben lernt, die Nähe seiner Mutter benötigt und Respekt und Anerkennung für seinen Vater empfindet, dann sind das zutiefst menschliche Bilder. Sie wirken auf mich nicht klischeehaft, obwohl ich sie wahrscheinlich schon tausend Mal in anderen Filmen gesehen haben. Stattdessen sind sie frisch, lebhaft und vermitteln eine Natürlichkeit, die nur das Leben selbst schreiben kann.
                                  Ich könnte jetzt noch tiefer bohren und genau beschreiben, warum so viele Bilder in diesem Film so viel Aussagekraft für mich haben und wieso ich von Anfang bis Ende nur gebannt auf den Bildschirm gestarrt habe, aber erstens ist mir das zu persönlich und zweitens habe ich überhaupt nicht das Bedürfnis dies zu tun.
                                  "The tree of life" hat mir über zwei Stunden lang philosphische Fragestellungen geliefert, mir Melicks Weltansicht übermittelt und mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt. Was will man mehr von einem Film? Richtig, nichts.
                                  Der "2001 - A Space Odysee" des 21. Jahrhunderts!

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                                  • 8

                                    Inhaltsangabe von moviepilot.de:

                                    Als ein paar Jugendliche auf einem Friedhof aus Versehen einen schlecht gelaunten China-Dämon in Gummi-Ganzkörpermontur zum Leben erwecken und dieser fortan die heimatverbundenen Bewohner des Kuhkaffs Gold Lick, Oregon, terrorisiert, hat Teenager Jeff, der wohl größte existierende Bruce Campbell-Fan, die krass gute Idee, seinen Superstar im Kampf gegen die Kreatur um Hilfe zu bitten. Das Problem: Bruce ist gerade im Dreh zu “Cave Alien 2”, einem weiteren Meilenstein seiner Filmkarriere. Problem Nr. 2: Der hochbegehrte Schauspieler würde einen Teufel tun, bekloppten Fans unter die Arme zu greifen. Also kidnappen die Goldlicker kurzerhand den Hoffnungsträger und schaffen es tatsächlich, Bruce mit Freibier und den heißen Kurven von Jeffs Mama einigermaßen bei Laune zu halten. Bis der bärtige Untote erscheint und unser Held schleunigst die Flucht ergreift.

                                    Also ich habe mich köstlich amüsiert!
                                    Im Gegensatz zu "Man with the screaming brain" ist dieser Film wirklich lustig. Das Drehbuch nimmt Bruce Campbell kein bisschen ernst und er spielt das Ganze auch mit sehr viel Selbstironie. Zudem macht er sich über seine verrückten Fans lustig und erzielt dabei genau die richtige Mischung zwischen fies and durchaus realitätsnah.
                                    Mark Verheidens ("Battlestar Galactica") Skript ist gerade zu vollgepackt mit lustigen Onelinern/Dialogen und albernen Ideen.
                                    Bruce Campbell wird als Figur diesmal genau in den richtigen Kontext gepackt. Genervt von den Dorfleuten, hysterischen Fans und enttäuscht von seiner Filmkarriere, entschließt er sich noch einmal ein Held zu sein und einem Jugendlichen im Kampf gegen einen China-Dämon zur Seite zu stehen.
                                    Der komödiantische Höhepunkt war für mich, als Bruce den China-Dämon mit einem Bruce Campbell-Pappaufsteller in eine Steinhütte locken will, in der er Dynamit versteckt hat, um diese in die Luft zu jagen, wodurch der Dämon begraben werden soll. Der Dämon steht dann vor der Hütte, will den Pappaufsteller köpfen und stoppt plötzlich mitten im Angriff. Dann hört man nur den echten Bruce im Hintergrund: "He´s not buying it."
                                    xD
                                    Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, dann wären es Campbells Regiekünste. Jedes Mal wenn eine Szene anfing, wusste ich genau wie der nächste Shot aussehen wird. Alles wirkt etwas statisch und Made-for-TV, was vor allem in der letzten Kampfszene ein wenig störte. Ein paar interessante Ideen hat der gute Mann schon, aber ansonsten ist das alles recht...ähm zweckdienlich.
                                    Doch das fällt nicht weiter ins Gewicht, da das Drehbuch einfach Spaß macht, die Figuren liebenswert sind und ich mich stetig amüsiert, wenn nicht sogar laut losgelacht habe.

                                    Wer B-Movies, Bruce Campbell, zweitklassigen Witze, Parodien auf Horrorparodien etwas abgewinnen kann, ist hier bestens bedient. xD

                                    Bruce: "You don't know fear, kid. You've never worked with Sam Raimi."
                                    xD

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                                      Sehr kurzweiliges Familiendrama über dominierende Mütter, die große Liebe und die Schwierigkeit des Vater-Seins.
                                      Ach ja, ein paar spaßige Splattereinlagen gibt´s auch noch dazu.

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                                      • 7

                                        Die Eröffnungsszene ist immer entscheidend, um in Bond-Laune zu kommen. Wie sieht diese hier aus?
                                        Gut, verdammt gut!
                                        Hier macht sich bereits Daltons Neuinterpretation der Rolle bemerkbar, weil er seinem Gegner einen Kopfstoß verpasst, was Moore als Bond wahrscheinlich nicht getan hätte. Zudem führt Dalton viele Stunts selbst aus und dies sorgt dafür, dass man näher am Geschehen ist und nicht den Eindruck hat, vieles wäre nur wegen eines gealterten Darstellers aus weiter Entfernung aufgenommen worden, wie es in "Im Angesicht des Todes" des Öfteren der Fall war.
                                        Die "Im Auto ist eine Bombe und wir fliegen von einer Klippe, doch ich zieh den Fallschirm, wodurch ich badassig aus dem Kofferraum entschwinde und meinen Feind jämmerlich in die Luft fliegen lasse"- ähm..Angelegenheit ist einfach nur der Inbegriff von einem coolen Stunt und einer richtig gelungen Bond-Einführung. Cool as hell!

                                        Der Theme Song "The living daylights" blieb mir zuerst gar nicht im Gedächtnis, doch nach paar Stunden summte ich die Melodie plötzlich vor mich hin und inzwischen hab ich wieder einen bösen Ohrwurm davon.
                                        Das liegt zweifellos an Teufelskerl John Barry, der wieder mal tolle Arbeit geleistet hat. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er mich eigentlich noch nie enttäuscht, bis jetzt war jeder seiner Songs klasse.
                                        Leider hat er in diesem Bond seinen letzten "Auftritt" und wird uns danach nicht mehr mit seiner Musik beglücken. Tja, wieder einer weniger vom alten Team. Dafür hat er in diesem Film einen Cameo als Dirigent des Orchesters.

                                        Timothy Dalton meistert in seinem Debüt als neuer Bond die Gratwanderung zwischen ruhelosen, brutalen Einzelgänger und mitfühlenden, beruhigenden Kollegen. Er verhält sich dabei in vielen Dingen anders, als seine Vorgänger:
                                        Er wirkt über den Dingen stehend und ist nicht besonders an zweitklassigen Sprücheklopfen interessiert. Er hält sich selbstverständlich immer noch für den Größten, doch er zeigt weitaus mehr Respekt für seine Vorgesetzen und Q.
                                        Er wirkt wie jemand, der mit Ernst an seine Arbeit geht und Vergnügungen für nett, aber sekundär hält.
                                        Er erledigt er immer noch alles im Alleingang, doch er scheint dankbar für jede Unterstützung zu sein. Man hat das Gefühl er brauche seinen Job, auch wenn er noch so leichtfertig mit einem drohenden Rausschmiss umgeht.
                                        Im Hinblick auf Frauen nimmt er sich zurück und bleibt monogam.
                                        Er scheut sich auch nicht romantische Gefühle zu zeigen, channelt aber auch seine düstere Seite, wenn er mit seinen Feinden in Konflikt gerät. Insgesamt: Dalton lässt Bond wieder menschlich wirken und spielt ihn weniger als Superhelden-Figur.
                                        Deswegen lege ich mich hiermit fest und sage: Timothy Dalton ist der beste Bond-Darsteller. Damit meine ich nicht, dass er mein Lieblings-Bond ist, aber definitiv der hingebungsvollste und talentierste Darsteller, der die Rolle bisher gespielt hat. Kein Wunder, schließlich hat er einen Hintergrund als Theaterschauspieler u.a. in diversen Shakespeare-Stücken und das merkt man sofort! Seine Performance spielt sich auf einen ganz anderen Level ab, als die von Moore und Connery. Ersterer hatte einen natürlichen Sinn für Comedy und letzterer dominierte mehr durch seinen Sexappeal, doch Dalton zeigt uns einen 007, der wieder näher an Ian Flemings Vorlage ist. Einen ruhelosen, finsteren Typen.
                                        Keine Szene zeigt dabei seine schauspielerischen Fähigkeiten besser als die, in der Bonds Kollege getötet wird. Wir sehen so viel Wut und Hass in Daltons Gesicht und er will sich den Mörder schnappen. Doch als er sieht, dass er sich getäuscht hat und nur einen kleinen jungen verfolgt hat, reißt er sich sofort wieder zusammen und maskiert seine Gefühle. Einfach nur groß!

                                        Wegen unseres neuen, düsteren Bond, ist auch der Plot entsprechend ernsthaft ausgefallen.
                                        Der bereits fünfzehnte Bond ist vielleicht der erste Kalte-Krieg-Thriller der Reihe, der sich auch wirklich danach anfühlt.
                                        Hier gibt es weniger Albernheiten, dh. keine skurrilen Figuren, kaum übertriebene Gadgets (mit Ausnahme eines Ghettoblasters und den Laserstrahlen und Raketen, die aus Bonds Wagen abgefeuert werden!) und keinen Bösewicht, der auf dem Mord fliegen und die komplette Erde auslöschen will.

                                        Diesmal nimmt sogar das Drehbuch eine höheren Stellenwert ein, weil die Handlung nicht nur schnurgerade abläuft und die üblichen Bond-Klischees auf Autopilot abspielt.
                                        Hier gibt es Wendungen, Überraschungen; Leute, die sich gegenseitig verraten und man weiß bis zum Ende nicht, wie sich die Situation auflösen wird (abgesehen davon, dass Bond alle Baddies umbringt).

                                        Ein Schwachpunkt des Films ist wieder mal die Bösewichtsfrage.
                                        Wir haben hier eine ganze Reihe von zwielichtigen Gestalten, aber keine davon ist erinnerungswürdig und setzt interessante Akzente, um aus der Riege der Bond-Bösewichte herauszustechen.
                                        Nun, in solch einer ernsten Story wäre ein Bösewicht wie Blofeld oder Goldfinger schrecklich unpassend gewesen, aber hier wissen wir nicht bis zum Ende, wer den hier der Big Boss ist und wer nur Spielchen treibt. Zwar tut das der Handlung gut, aber das Gefühl, dass Bond einen richtigen Gegenspieler gebraucht hätte, lässt sich nicht so leicht abschütteln.
                                        Deswegen wurde wohl Brad Whitaker eingeführt, der ein Kriegsnarr ist und quasi der Fadenzieher hinter dem Ganzen sein soll. Doch er wirkt mehr wie ein Witzbold. Zudem hat er wenig Screentime und wirkt losgelöst vom Rest der Handlung. Seine finale Konfrontation mit Bond ist auch antiklimatisch, weil zwischen den beiden keine wirkliche Spannung entstehen konnte.
                                        Der sowjetische General Georgi Koskov hingegen - toll gespielt von Jeroen Krabbe - überzeugt volkommen als rückratloser Seitenwechsler, dessen Motive stets vage und Loyalität immer in Frage gestellt werden muss.
                                        Derjenige, der hier allerdings alle Baddies übertrumpft, ist Andreas Wisniewski als Handlanger Necros. Dieser verkleidet sich als Milchmann und wirft mit explosiven Milchflaschen um sich, bestreitet einen gnadenlosen Kampf mit einem britischen Agenten, in dem gewisse Küchenutensilien verwendet werden und macht Bond - im Höhepunkt des Films - das Leben inner- und außerhalb eines fliegenden Flugzeugs schwer.
                                        Letztere Sequenz ist zweifellos eine der spannendsten der Serie, weil so viele Umstände gegen Bond arbeiten. Zunächst einmal der Zeitdruck durch die Bombe, die bald explodieren wird. Dann der Angriff von Necros und schließlich die Fast-Kollison mit einem Berg. Ganz großes Kino!
                                        Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch John Rhys-Davies als General Pushkin, der seine Rolle vollends auszufüllen weiß und mit Dalton einfach wunderbar zusammenspielt. Jede Szene mit den beiden ist Gold wert.

                                        Kommen wir zum Bond-Girl.
                                        Maryam d´Abo spielt Kara Milovy sehr charmant und liebenswürdig und wie bereits erwähnt, ist sie diesmal die einzige Lady, mit der Bond in die Federn geht (Pre-Credit-Szene ausgenommen).
                                        Sie ist nicht nur ein bloßes Anhängsel, sondern eine Figur, die auch ohne Bond existieren kann und nicht so wirkt, als scheine sie nur für ihn "designt" worden zu sein.
                                        Die Bergabfahrt von Bond und ihr im Cellokasten, gehört zweifellos zu den charmantesten Momenten in der Bond-Reihe. Auch die Verführungsszene, in der Bond von ihr "Pferdehintern" genannt wird, entwickelt sich überraschend natürlich und seit "Im Geheimdienst ihrer Majestät" fühlte sich Romantik im Bond-Universum nicht mehr so "echt" an.
                                        Es ist einfach zu verstehen, warum Bond sich in sie verliebt und Gewissensbisse hat, als er sie anlügen muss. Diese innere Zerissenheit wird von Dalton auch sehr eindringlich und zu Gunsten seiner Figur dargestellt.

                                        Neu hinzugekommen ist noch Caroline Bliss als neue Moneypenny, die mich leider gar nicht überzeugt hat. Ich sah da keinerlei Chemie zwischen ihr und Dalton.
                                        John Terry (der in LOST großartig war) als Felix Leiter ist auch eine Schlaftablette und hat mich in seinen zwei Minuten Screentime maßlos gelangweilt. Aber schön, dass Leiter mal wieder aufgetaucht. Macht auch durchaus Sinn wegen seiner Relevanz in "Lizenz zum Töten", der als nächstes ansteht.

                                        Die meisten Actionsszenen habe ich ja schon erwähnt, mit Ausnahme des Angriffes auf den russischen Stützpunkt. Gerade dieser funktioniert für mich einfach nicht. Alles was Bond im Flugzeug passiert ist großartig, aber der Showdown zu Boden wirkt reichlich uninspiriert.
                                        Überhaupt mutet das letzte Drittel des Films etwas befremdlich an, mit der plötzlichen Afghanistan-Beteiligung, die unheimlich random wirkt. Dass Bond zufällig einen Gefangenen befreit, der zufällig der Anführer von Widerstandskämpfern ist, die Bond zufällig dabei helfen wollen, ein Lager der Russen anzugreifen, ist schon reichlich haarsträubend. In einem albernen Moore-Bond würde ich nicht weiter darauf achten, aber "Im Hauch des Todes" stellt an sich einen anderen Realitätsanspruch und will eine überzeugende Kalter Krieg-Geschichte mit bodenständigen Konflikten erzählen, von daher...
                                        Davon abgesehen wirkt der Angriff auf den Stützpunkt einfach lasch. Da explodiert da mal was und dort mal was und plötzlich sollen wir anscheinend mit den Afghanen sympathisieren, die den russischen Stützpunkt auseinandernehmen, obwohl der Fokus in den ersten zwei Dritteln auf ganz anderen Parteien lag. Die Einführung der Afghanen wirkt deshalb etwas zu bequem, um den Konflikt zu lösen.

                                        Fazit: Ein solider Bond-Film mit dem besten Bond-Darsteller, badassigen Actionsszenen, einen superben Bond-Girl und einen klug konstruierten, wendungsreichen Plot. Im letzten Drittel geht dem Ganzen etwas die Luft aus, trotzdem kann man sich auf den Flugzeug-Showdown freuen und die stets guten, bis ausgezeichneten Schausspielleistungen bewundern.

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                                        • 8

                                          Rührende Slapstick-Comedy-Romanze von und mit Charlie Chaplin.
                                          Dass Chaplin ein herausragender Schauspieler war, erkennt man spätestens in der Schlussszene, als er die Frau, in die er sich verliebt hat, so nervös und unschuldig wie ein Kind ansieht.

                                          Ein Bild, das man sich einrahmen sollte, weil so viel Unausgeprochenes und Berührendes darin steckt.
                                          Seinen Pantomimen-Kunst ist natürlich ebenso großartig und es wurde mir mal wieder bewusst, wie aussdrucksstark Stummfilme doch sind und wie wenig Dialoge man eigentlich braucht, um eine zufriedenstellende, emotionale Geschichte zu erzählen.
                                          Der Film hat aber auch viele Comedy-Szenen zu verzeichnen. Spaßig sind vor allem der Selbstmord des Millionärs, der sich mit einem Strick um den Hals - dessen anderes Ende an einem Stein gebunden ist - ins Wasser werfen will. Chaplins Rettungsversuche sind einfach urkomisch! Die Szene wurde übrigens später in "Dick und Doof in der Fremdenlegion" nachgestellt.
                                          Herrlich ist auch, der Boxkampf, in dem sich der "Tramp" hinter den Ringmeister versteckt oder die Nacht im Nachtclub, wo er eine Schlagerei provoziert und durch die Gegend torkelt.

                                          Aber der emotionale Kern des Ganzen ist wirklich die Beziehung zwischen Chaplin und dem blinden Blümenmädchen, welches von ihm umgarnt und unterstützt wird. Die
                                          Ambiguität der Schlussszene ist wunderbar prägnant, weil sie den Gefühlszustand unseres Helden so treffend und vergänglich einfängt. Ein Moment des Glückes, der Akzeptanz und Ungewissheit, eingefroren in der Zeit.

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                                          • Der groovigste Typ, den es gibt. xD

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                                            • 6 .5

                                              Für Kurosawa-Verhältnisse doch eine kleine Enttäuschung. Klar, man will sich immer noch jeden Shot als Bild an die Wand hängen, die Schauspieler sind großartig (vor allem Toshiro Mifune!) und die Locations versetzen einen direkt ins kriegszerissene, mittelalterliche Japan zurück.
                                              Doch zeitweise zieht sich das Ganze etwas hin, denn die Bedrohung der Mission von außen ist kaum präsent, obwohl unsere Helden ständig um den Feind herumschleichen müssen. Zu inkompetent verhalten sich die Soldaten, die ihnen über den Weg laufen und es fehlt ein größerer Gegenspieler, der Präsenz zeigt.
                                              Die Landstreicher Tahei und Matashichi, die uns als goldgierig und verräterisch präsentiert werden, nehmen zu viel Screentime ein, während die Beziehung zwischen General Rukorota und Prinzessin Yuki nur nebenbei thematisiert wird. Das ist sehr schade, denn Rukorota ist einerseits Yukis Beschützer und nimmt die "großer Bruder"-Rolle ein, doch andererseits scheinen sich zwischen den beiden romantische Gefühle zu entwickeln, die sie aber aufgrund ihrer Klassenunterschiede und ihrer Ehrevorstellungen nicht nachgehen könenn.

                                              Davon hätte ich gerne mehr gesehen, denn zu viele Situationen wiederholen sich, ohne dass die Charaktere eine nennenswerte Entwicklung durchmachen. So wollen Tahei und Matashichi mehrere Male von ihrer Mission flüchten und dem General das Gold klauen, doch dieser rügt sie nur und zieht mit ihnen weiter. Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass sie entweder von ihm weggeschickt werden oder durch irgendeine Tat ihre Loyalität zu ihm beweisen. So wirken sie reichlich rückratlos und spätestens wenn sie darum wetten, wer den die Prinzessin vergewaltigen darf, sind alle Sympathien von meiner Seite verschwunden. Klar, man muss das Ganze im Kontext seiner Zeit betrachten, aber bei den beiden überwiegen eigentlich nur negative Eigenschaften und deswegen werden sie mir mit fortschreitender Laufzeit einfach nur herzlich egal.
                                              Zudem lässt es den General schlecht erscheinen, sich mit ihnen abzugeben. Wenn er jemanden gebraucht hätte, der mit ihm das im Holz versteckte Gold transportieren soll, hätte er dafür bessere Leute ihm Dorf gefunden.
                                              Normalerweise finde ich es öde, nach Logiklöchern in Filmen zu suchen, aber der Film ist für eine recht dünne A nach B-Story zu lang (134 Minuten), weshalb ich viel mehr in Frage stellte.

                                              Doch das hört sich alles schlechter an, als es ist. Für eine 90-minütige Abenteuergeschichte wäre der Film wunderbar gewesen. Doch bei der Länge sieht man bei den Charakteren einfach genauer hin und in dem Fall ging mir zu viel Zeit für die beiden Verräter drauf, die mich mit ihren kindischen Streitereien doch schnell ermüdet haben. Das wäre so ähnlich, als würde man ausschließlich R2D2 und C3PO (die den beiden nachempfunden wurden) über fünf Minuten am Stück zusehen, wie sie ständig über das Selbe streiten (auf unsympathische Weise).

                                              Sobald der Fokus von den beiden genommen wurde und sich der Film auf die Prinzessin und den General konzentrierte, war ich wieder volkommen begeistert. Speziell die Pferdeverfolgungsjagd, in der der General ein paar Leute attackiert, war beeindruckend und mitreißend inszeniert. Auch der Sperrkampf fühlte sich wie "live" dabei an. Ebenso die Massenszenen am Anfang, wo Kurosawa einen Gefangenenaufstand darstellt, in dem locker über 200 Mann beteiligt sind. Einfach nur WOW!
                                              Prinzessin Yukis Erwachsenwerden wurde mit Pathos und kleinen, aber effektiven Gesten erzählt und ich fand sie gleichzeitig bewunderswert und doch ähm.."schwierig".

                                              "Die verborgene Festung" wirkt auf mich wie Kurosawa-light. Thematisch nicht so tiefgehend wie "Die sieben Samurai" oder "Ran" und wenig spannend oder dringlich in der Abfolge seiner Ereignisse. Ich finde man merkt, dass Kurosawa hier einen "leichteren" Film machen wollte, da er - laut ihm selbst- seinem Studio danken wollte, dass sie ihm bei seinen schwierigen Projekten unterstützt haben.
                                              Was ich mir beim Anschauen noch gedacht habe war, dass der Film für Kinder sicher ein passender Einstieg ins Abenteuer-Genre sein könnte. Es gibt keine blutigen Kämpfe oder andere Grausamkeiten und der Ton ist meistens locker-leicht.

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                                              • 6 .5
                                                über Cello

                                                Ein interessanter Puzzle-Film!
                                                Das Regiedebüt von Lee Woo-cheol kommt im Horrorgewand daher, funktioniert aber viel besser als charakterorientierter Psychothriller. Bis zum Ende erscheint vieles befremdlich und random, doch dann fügt sich alles prächtig zusammen. Die Moral der Geschichte ist hart und stimmig.
                                                Abzüge gibt es für den häufigen Cello-Einsatz zur musikalischen Untermalung (ist natürlich stark Geschmackssache) und das Wiederkäuen einiger Horrorelemente, die inzwischen schon x-mal in japanischen Horrorfilmen verwendet wurden.
                                                Sicher kein perfekter Film, aber kompetent gemacht.

                                                Und wer bei dem Cover kein Interesse hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen: http://www.beyondhollywood.com/uploads/2008/07/cello-dvd.jpg
                                                ;)

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                                                • 7 .5
                                                  über Ekel

                                                  Roman Polanskis Psychothriller besticht duch seine bedrückende, klaustrophische Atmosphäre, seine horrormäßigen Momente und seine in sich gekehrte Hauptdarstellerin, die von Catherine Deneuve teilweise hilflos, teilweise psychotisch und dadurch volkommen überzeugend verkörpert wird.
                                                  Ich bin mir bei dem Film allerdings nicht sicher, ob ich mich manchmal gelangweilt habe oder nur die immense Schwere und Leere der Hauptfigur gefühlt habe, die sehr unangenehm war. Teilweise war ich mir da gar nicht so sicher und ich denke, ich muss den Film noch einmal sehen, um mir ein endgültiges Urteil bilden zu können.
                                                  Gut gefallen hat mir vor allem die Ambivalenz in Polanskis Inszenierung, die nicht immer deutlich macht, ob das was wir sehen, sich auch wirklich so zugetragen hat. Insbesondere die "Inzest oder nicht?" - Frage bleibt offen und deswegen werden die Ursachen für Carols geistigen und emotionalen Zusammenbruch auch nicht eindeutig belegt, aber angedeutet.
                                                  Polanski lässt viele Symbole und Metaphern einfließen, um den Verfall seiner Hauptfigur zu visualieren. So sehen wir Carol zunächst wie hypnotisiert über die Straße gehen, bis sie plötzlich stehen bleibt, sich auf eine Bank setzt und einen Riss auf einer Gehwegplatte anstarrt. Dies symbolisiert den Zerfall ihrer äußeren Realität. Zuhause zieht sie sich dann zurück und auch die alten Wänder in ihrer Wohnung brechen immer mehr auseinander, der Ort in dem sie sich am wohlsten fühlt, der quasi ihr Innenleben darstellt. Diese Wohnung wird von Angreifern aufgesucht, die ihr nur Böses wollen und gegen die sie sich verteidigen muss. Doch die Wohnung lässt mit der Zeit auch zu Wünschen übrig, es riecht schlecht, es herrscht ein Durcheinander und des öfteren dringt jemand gewaltsam in sie ein, wodurch Carol versucht den Zugang wieder zu versperren. Sie sorgt auch dafür, dass kein Licht in ihr Apartment dringt. Sie, die so verletzlich und angstvoll ist, will nicht, dass jemand die Wahrheit sieht und ihren kläglichen Zustand enthüllt.

                                                  Das war jetzt mal das Grobste, aber ich bin sicher, dass man beim zweiten Mal noch mehr entdeckt. Es ist wirklich ein Film, der hauptsächlich über seine deprimierende, "das alles führt nirgendwo hin"-Stimmung funktioniert und nur Unterhaltungswert hat, wenn man sich in die Figur einfühlen kann und die langsame Degeneration eines Mensches miterleben will.
                                                  Die Schockeffekte waren echt hart muss ich sagen. Zumal in den ersten vierzig Minuten kaum etwas passiert und dann kommt auf einmal dieser Herzaussetzer mit dem Spiegel. Auch die Hände, die aus den Wänden auf Carol zukommen, haben Albtraumpotenzial.

                                                  Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob es mir nicht doch teilweise zu "leer" war oder ob ich einfach nur zu sehr in die Geschehnisse involviert war, sodass ich das lähmende Dasein der Hauptfigur so stark wahrgenommen habe. Ich denke fast es war letzteres, aber mal sehen wie es bei der nächsten Sichtung aussieht...

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                                                  • 1 .5

                                                    Inhaltsangabe von moviepilot.de:

                                                    William Cole, ein reicher Unternehmer, landet eines Tages auf dem OP-Tisch und bekommt ein Stück Gehirn von Yegor, einem bulgarischen Straßenbettler, eingepflanzt. Die beiden Männer könnten unterschiedlicher nicht sein, aber sie haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie wurden beide von derselben Frau ermordet… Ein ziemlich verrückter Professor hat sie wieder zum Leben erweckt und nun, gemeinsam in einem Körper und Gehirn, sinnen sie auf schreckliche Rache.

                                                    Nun denkt sich natürlich jeder, der die Inhaltsangabe liest, dass es sich hier zweifellos um einen der besten Filme aller Zeiten handeln muss.
                                                    Außerdem führte Bruce Campbell Regie, co-schrieb das Drehbuch und agierte als Schauspieler.

                                                    Aber meine Güte, war der Film langweilig!
                                                    In der ersten Hälfte habe ich nicht einmal gelacht, war aber guter Dinge, dass möglicherweise der Spaß erst losgeht, wenn die angekündigte Gehirn-Kombination stattfinden wird.

                                                    Und ja, nach 40 (!) Minuten - was schon die Hälfte der Laufzeit bedeutet - wird es dann für fünf Minuten wieder interessant und dann gleich wieder boring as hell. Es ist wirklich erstaunlich wie dermaßen schlecht ein Film sein kann. Wie kann ich, der "Army of darkness" unter seinen absoluten Favoriten hat, so dermaßen gelangweilt von Bruce Campbell sein?

                                                    Es gibt gute Filme, es gibt schlechte Filme und dann gibt es schlechte Filme, die so schlecht sind, dass sie schon wieder gut sind. Doch dieser Film ist einfach nur schlecht.
                                                    Zugegeben drei, vier Mal musste ich schon lachen, einmal als Ted Raimi einen Freestyle-Rap vorlegt und sich als DJ versucht.

                                                    Das einzig lustige am Film war Bruce Campbells Körpereinsatz. Er scheut sich nicht sich selbst zu schlagen (wurde allerdings in "Evil dead 2" tausend Mal besser inszeniert), sich mit dem Kopf ins Klo zu tauchen oder sich mit Milch zu begießen. All das hört sich eigentlich recht witzig an, ist es aber nicht.

                                                    Warum Bruce, warum? Warum wolltest du diesen verdammten Film 19 Jahre lang machen und hast dann einen so grauenvollen Rohrkrepierer abgeliefert?
                                                    Ich meine, die erste halbe Stunde allein schon ist sterbenslangweilig, wo ewig mit dem Taxi in Bulgarien rumgefahren wird, vermutlich weil es recht kostengünstig war, dort zu drehen. Wir erfahren, dass Bruce Campbell ein CEO einer großen Drogenfirma ist und das soll anscheinend schon reichen, um ihn lustig zu finden. Leider nicht, denn dafür braucht man einen Kontext, in dem seine Figur lustig ist. Es spielt für den Film nämlich absolut keine Rolle, ob er nun ein Straßenpenner oder der Bürgermeister der Stadt ist.

                                                    Es wird auch nie klar, ob es wir es nun mit einer Sci-Fi-Komödie zu tun haben oder doch mit einer Komödie mit einem Sci-Fi-Twist.
                                                    Oft ist der Film zu langweilig, als dass man ihn als lustig bezeichnen könnte und dann wird wieder Sci-Fi in den Mix geworfen und Szenen, die man zuvor schon in etlichen B-Movies und Horrofilmen gesehen hat, ziehen sich ewig in die Länge und geben nichts Neues her.
                                                    Dann gibt es wieder diese ultradummen Slaptstick- und Comedyszenen, die nicht campy and auch nicht lustig sind.
                                                    Die meisten Witze sterben einen direkt vor den Augen. Okay, wir haben einen Roboter, der den Robotertanz zu Rapmusik vorführt, die von einem Bulgaren aufgelegt wird. Wo ist die Punchline? I don´t get it.

                                                    Überhaupt hat die Frau, die die Morde begangen hat, keinerlei Motiv etwas zu tun und wir erfahren es auch nicht. Warum kann sie Cole nicht einfach umgebracht haben, weil ihr seine Krawatte nicht gefallen hat? Hauptsache irgendetwas, was diese lahme Farce in Schwung bringt.
                                                    Wenn der Film dann auf seinen Klimax zusteuert wird einen plötzlich klar, dass es einen anscheinend interessieren sollte, was mit den Charakteren passiert. Nope, tut es nicht.

                                                    Boah, das war die längsten 84 Minuten meines Lebens! Ich glaube, ich habe mich seit "Transformers 2" nicht mehr so gelangweilt und wollte einfach nur dass der Film zu Ende geht. Ich meine, ein Film in dem Bruce Campbell mit halbrasierten Kopf und frischen OP-Nähten auf dem Haupt, auf einen pinken Scooter durch die Gegend fährt, war nicht lustig? Wie zum Teufel ist das möglich?
                                                    Naja zumindest waren die Schauspieler recht gut und die Effekte waren durchaus ansehbar, aber davon abgesehen war es so LANGWEILIG!

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