Pyro 91 - Kommentare
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Alle Kommentare von Pyro 91
Jegliche Lobeshymnen sind berechtigt. Wirklich so großartig und subversiv wie alle sagen. Weiß nicht, was ich dem noch hinzufügen könnte.
Für einen "Star Wars"-Film fehlen mir hier die fantasievollen, magischen Welten und liebenswerten Charaktere, für einen Kriegsfilm die nötige Grittiness und Brutalität. Dadurch bewegt sich "Rogue One" für mich zwischen zwei grundverschiedenen Welten, die sich hier einfach nicht vereinbaren lassen, um ein durchgängig packendes und gelungenes Filmerlebnis abzuliefern.
Die erste Stunde wurde noch gut von Mads Mikkelsens einnehmenden Schauspiel getragen, dessen Beziehung zu seiner Filmtochter ein starker Motivator für sie und die einzige emotionale Bindung für mich zum Filmgeschehen war. Die restliche Rebellentruppe war eindimensional und deren Ableben wurde von mir nur mit einem Schulterzucken hingenommen.
Speziell Forest Whittakers Figur scheint mir Opfer auf dem Schneidetisch geworden zu sein, bekommen wir doch kein Gespür dafür, wie dessen Schüler-Lehrer-Beziehung mit Jyn ausgesehen hat und was für Strapazen er schon hinter sich hatte - mit Ausnahme natürlich seines zusammengeflickten Äußeren, welches aber wohl kaum als Ersatz für fehlende Charakterzüge dienen kann. Vor seinem Tod verkündete er noch einmal, dass er jetzt nicht mehr wegrennen werde, was auf mich keinerlei Eindruck gemacht hat, da wir nicht wissen, wovor er in seiner Vergangenheit geflüchtet ist und was er nun wilkommen heißt. Doch sich sinnlos zu opfern soll scheinbar berührend und heroisch auf den Zuschauer wirken. Gähn!
Der übliche Fan-Service war reine Ablenkung (C3PO und R2D2), unnötig (CGI-Tarkin/Lea) oder peinlich (Darth Vader). Wenn Vader auf einmal anfängt flotte Sprüche zu klopfen und wir es cool finden sollen, wenn er einen Gang voller Rebellen abschlachtet, wird einem klar wie wenig die Verantwortlichen diese ikonische Figur verstanden haben.
Spätestens ab der Hälfte der Laufzeit schlich sich bei mir Langweile ein, vermieden es die Drehbuchauotren Weitz & Gilroy doch ihre Charaktere weiter auszubauen und die Story dramaturgisch aufregend zu gestalten. Wieso wurde bspw. von Jyns Seite nie wieder erwähnt, dass die Rebellen indirekt für den Tod ihres Vaters verantwortlich sind? Dies hätte doch in der Diskussion mit den anderen Rebellenanführern reichlich Öl ins Feuer gegossen und Jyns Solo-Mission noch viel mehr dramatisches Gewicht gegeben. Auch Captain Cassians Gesinnungswandel, der darin resultiert, dass er nun doch noch einmal in die Schlacht zehen möchte, ging recht unmotiviert und lieblos vonstatten.
Das große Finale mit X-Wings, Sternzerstörern etc. war optisch natürlich eine Wucht, doch da ich zu diesem Zeitpunkt schon total desinteressant an den Figuren war, konnte mich das ganze Spektakel leider gar nicht mehr abholen. Da muss irgendwo ein Knopf gedrückt, eine Tür aufgemacht, ein Schutzschild zerstört werden, Hindernisse tauchen einfach aus dem Nichts aus und wir wissen nicht, was auf dem Spiel steht, wenn jetzt genau die eine Sache funktionieren oder fehlschlagen sollte. Die meisten Figuren, mit Ausnahme von Captain Cassian und Jyn, sind nur mit generischen Actionballereien beschäftigt und beißen recht schnell aufeinanderfolgend ins Gras. Natürlich hätte es auch gereicht, wenn nur einige davon gestorben wären und andere eventuell eingesperrt oder auf die Seite des Imperiums übergetreten wären, aber das war den Veranwortlichen wohl nicht edgy genug. Schließlich will man den Kinosaal nach einem "Star Wars"-Film mit einem depressiven Gefühl verlassen, Spaß und Abenteuerfeeling sind nun anscheinend verboten.
Was das Finale für mich gerettet hätte, wäre wenn das Ganze im Geiste von "Oceans Eleven" aufgezogen gewesen wäre und jeder von Jyns Rebellen eine gewisse Aufgabe ausführen hätte müssen. Vor dem Angriff hätten wir nochmal eine Szene haben können, in der Jyn die einzelnen Schritte runterbricht und uns dadurch verständlich macht, was passieren muss, damit dieser "Heist" erfolgreich wird. Suspense generiert sich ja gerade dadurch, dass wir wollen, dass eine bestimmte Sache passiert und wenn eben gerade diese Ausführung auf dem Spiel steht, rutscht uns das Herz in die Hose: Wir bangen, verzweifeln und atmen - letztendlich - wieder auf. Doch in "Rogue One" wird einfach nur wild drauflosgeballert und die Rebellen haben diverse wahllose Aufgaben zu erfüllen, ohne dass sich ein handlungstechnischer Fortschritt oder eine dramatische Steigerung bemerkbar machen.
Zudem nimmt das frühe Auftauchen der restlichen Rebellentruppe jegliche Spannung aus dem Geschehen. Warum tauchen sie nicht erst gegen Ende auf, wenn das Ende von Jyns Rebellen naht und alles auf der Kippe steht?
Isoliert gesehen sind die Szenen mit Jyn im Diskettenraum wohl noch am spannendsten, da sie eine gewisse dramatische Fallhöhe (höhöhö) besitzen. Ihre Kletteraktion war für mich der einzig mitreißende Höhepunkt des Finales und ich war besorgt um sie, als Krennic auftauchte und ihr das Leben zur Hölle machte.
Apropo Krennic: Für mich war er die einzige vollends realisierte und glaubwürdige Figur des ganzen Films. Seine Motivation war nachvollziehbar und wurde im Laufe des Films immer ausformulierter, seine opportunistische und machthungrige Persönlichkeit wurde durch die Entscheidungen, die er trifft, nach und nach offenbart und Ben Mendelsohn spielt seinen Part herrlich schleimig, eiskalt und doch mit einer gewissen Höflichkeit (siehe Opening mit Jyns Vater). Schon traurig, wenn der Bösewicht den Helden den Rang abläuft und dabei wesentlich spannender und dynamischer ist. Auch mit seinem Ableben wurde wieder viel dramatisches Potential verschwendet, denn immerhin ist er der Mann, der für den Tod von Jyns Eltern verantwortlich ist. Doch die beiden tragen nur ein nichtssagenden 08/15- Showdown miteinander aus, bevor Cassian dann - nach seiner bemühten Wiederauferstehung von den Toten - den Tag rettet.
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Letztendlich kann man sich "Rogue One" durchaus mal ansehen und sich von dem Action-Gedöns bespaßen lassen. Ich kann mir jedoch schwer vorstellen, nochmal die Lust zu haben zwei weitere Stunden mit diesen holzschnittartigen, trüben Tassen zu verbringen. Auch wenn "The Force Awakens" zu Recht für seinen abgekupferten Plot kritisiert wurde, hab ich Rey, Fin und Kylo Ren damals gleich ins Herz geschlossen und freue mich unheimlich auf neue Abenteuer mit ihnen. Im Endeffekt läuft meine emotionale Bindung ans Geschehen immer wieder auf gut geschriebene Figuren hinaus. Ich lege ich Wert auf Charaktere, die ich supersympathisch oder auch total abstoßend und deshalb faszinierend finde, nur eines dürfen sie nicht sein: langweilig. Und das ist für mich das Hauptroblem von diesem Film.
Kann den Hype überhaupt nicht nachvollziehen. Die Referenzen und Tribute an Filme der 80er sind nicht mehr als das und erinnern nur daran, dass wir das alles doch schonmal besser gesehen haben. Der Plot bietet fast keine Überraschungen, da schon früh klar ist, was abgeht und Abenteuer-Feeling wollte bei mir mit den Kids auch nicht recht aufkommen, gleichwohl die Kinderschausspieler mir gut gefallen haben. Dazu noch dieses stetige Overacting von Winona Ryder, die in jeder Szene am Rad dreht und uns die selbe Emotion wieder und wieder verkauft. Die hätte sich mal ein Beispiel an Grace Zabriskie in "Twin Peaks" nehmen sollen. Als Sarah Palmer vom Tod ihrer Tochter erfährt, hat sie einen extrem starken und erinnerungswürdigen Zusammenbruch und spielt uns nicht Folge für Folge immer wieder diesselbe Hysterie vor. Der einzige, der mir in der Darstellerriege der Erwachsenen gefiel, war David Harbour, der seiner recht klischeehaft angelegten Rolle als Bad Cop mit lässigen Sarkasmus und Draufgängertum noch einiges mehr abgewinnen konnte. Auf Antagonistenseite hat Matthew Modine für mich völlig versagt. Was für ein blasser, inkompententer Bösewicht.
Bedrohung wollte sich für mich auch zu keiner Zeit einstellen, sah das CGI-Monster (warum keine praktischen Effekte?) doch extrem lächerlich aus und blieb komplett generisch. Was hatte es für eine Backstory, warum verhielt es sich so, was war das Endgame dieser Kreatur? Wir werden es nie erfahren. Und die upside down-Welt war extrem einfallslos gestaltet. Spätestens als im Finale dann die "Alien"-Eier aufgetaucht sind, war für mich der Ofen komplett aus und ich fragte mich, ob mir die Duffer-Brüder hier auch nur eine originelle Idee präsentieren würden, anstatt nur bereits gute Sachen abzukupfern und wieder aufzuwärmen.
Viele Figurenmotivationen machen auch oft keinen Sinn bspw. als der Sherriff erneut das Forschungslabor aufsucht, obwohl er dort zuvor schon von Modines Männer geschnappt wurde. Was war bitte der Sinn dahinter, sich dort wieder gefangen nehmen zu lassen? Naja.
Die Musikuntermalung war hingegen klasse, obwohl man mit Bowie und Joy Division natürlich nie was falsch machen kann.
Eine zweite Staffel brauch ich nicht.
Gerade die erste Episode gesehen. Bin schon ziemlich gehookt muss ich sagen! Es hat jetzt doch einige Zeit gedauert, bis ich mich an die Serie rangetraut habe, aber letztendlich war´s dann doch nicht so sperrig wie ich gedacht hatte. Solange man aufmerksam bei der Sache ist, kann man allem problemlos folgen. Es gibt zwar eine Flut an Namen, Departments etc. , doch die Darsteller und deren Dynamik miteinander gefallen mir jetzt schon. Vor allem Dominic West als McNulty hab ich gleich ins Herz geschlossen.
Finde es auch gut, dass wir von den Gesetzlosen genauso viel sehen wie von den Gesetzeshütern. Fühlt sich momentan so an, als ob man einen richtig guten Roman lesen würde. Nein, ich bin wirklich begeistert!
Die achte Staffel von "Dexter" zu kritisieren, verkommt angesichts ihrer offensichtlich zur Schau gestellten Fehler und tiefsitzenden, bereits staffelübergreifenden Problemen zu einer Pflichtübung, die mich einfach nur ermüdet und frustriert zurücklässt.
Während ich mir jede schmerzhafte Episode dieser Staffel ansah, schwirrten mir ständig die selben Fragen im Kopf herum:
- Was soll das?
- Warum langweilt mich das alles so sehr?
- Wieso begnügen sich die Autoren mit gerade dieser (mangelhaften) Ausführung einer Idee?
- Ist den Beteiligten bewusst, dass es sich hierbei um die letzte Staffel der Serie handelt?
- Wer zum Teufel winkt diese Drehbücher durch?
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Die Schwachpunkte dieser Staffel sind mannigfaltig und beginnen eigentlich schon ab Minute 1.
Nachdem LaGuerta im Staffelfinale davor erschossen wurde, entschieden sich die Autoren dafür, die unmittelbaren Folgen von Debs Blutat zu überspringen und setzen mit der Geschichte erst sechs Monate später wieder an. Wir sollen mal wieder annehmen, dass sich Dexter und Debra wie immer eine dämliche Erklärung haben einfallen lassen, die dafür gesorgt hat, dass jeder glaubt, Estrada hätte Maria erschossen. Aber gut, geschenkt.
Das größere Probleme liegt darin, dass Dexter scheinbar gar keine Verantwortung für den Tod einer Unschuldigen tragen will und emotional gar nicht davon betroffen ist. Wir sehen wie er seinen Sohn - der scheinbar im letzten halben Jahr gleich um ein paar Jahre gealtert ist - beim Fussball trainiert, fleißig Verbrecher umbringt und Topmodels in seinem Apartment verführt. Business as usual.
Sein einziges Problem: Deb will - verständlicherweise - nicht mehr mit ihm reden und ihn aus ihrem Leben haben. Ich war vollkommen auf ihrer Seite. Doch die Autoren überschätzen hier unsere Sympathie für Dexter und wir sollen ihn als den Leidtragenden sehen, obwohl er doch über all die Jahre systematisch das Leben jener zerstört hat, die ihm am nächsten stehen.
Speziell im Hinblick auf das Serienende: Was hat Dexter der Welt denn so Wertvolles hinterlassen? Er hat so viele Menschen getötet, wie kaum ein Serienkiller vor ihm; den Tod zweier unschuldiger Polizisten verursacht; Menschen getötet, die gar nicht seinem Code entsprachen; dafür gesorgt, dass Astor und Cody beide Elternteile verlieren; Harrison mit einer verrückten Giftmörderin zurückgelassen; Deb wie ein Opferlamm für seine Taten büßen lassen und generell jeden bei Miami Metro 24/7 angelogen und die Arbeit seiner eigenen Abteilung stets komprimitiert. Aber ich nehme an, das alles ist okay, denn Dexter ist ein Superheld wie Batman, der eine schwere Bürde zu tragen hat und dessen Dienste an der Menschheit eben auch zahlreiche Opfer fordert. Man möchte brechen, angesichts solch einer pathetischen Heldenverehrung, welche Dexter von seiner Schuld reinwaschen soll und uns ständig verdeutlicht, dass wir nur den Dingen oder Menschen Bedeutung beimessen sollen, die auch für Dexter relevant sind.
Denn die achte Staffel, wie keine andere zuvor, macht klar, dass es im Dexter-Universum keine Figuren mit eigenen Motiven, Antrieben, Meinungen, Persönlichkeiten gibt, denn alle müssen sich genau so verhalten wie es der Plot eben zur gegebenen Zeit braucht. All die Fässer, die die Serie aufgemacht hat - Kann Dexter Gefühle empfinden? Kann er ein Ehemann und Vater sein? Kann er einen Freund haben? - können mit der Antwort: Egal, Hauptsache die Serie kann noch ein paar Staffeln laufen, geschlossen werden.
Dies wird vor allem durch die zentrale Entscheidung der Autoren deutlich, dass Dexter mit Hannah und Harrison als Happy Family ein neues Leben in Argentinien anfangen soll.
Hannah taucht auf und plötzlich wird Dexter klar, wie sehr er sie vermisst hat – obwohl er darüber bis dato kein Wort verloren hat – und seine Liebe zu ihr soll nun den Dark Passenger für immer vertreiben und ihn aufhören lassen zu morden. Ach, wie süß!
Doch die Autoren machen uns zu keiner Zeit klar, warum denn nun Hannahs Liebe gerade so besonders sein soll und Dexter dazu zwingt seine Serienkillerschürze an den Nagel zu hängen. Warum konnte nicht Harrys Liebe, die sich dadurch äußerte, dass er Dexter adoptierte und ihm ein Zuhause gab, sowie alles in seiner Macht stehende tat, um ihn ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, dazu bringen mit den Morden aufzuhören? Oder Ritas Liebe und die ihrer Kinder, die Dexter als Familienmitglied akzeptierten und ihn ermöglichten eine liebende Gemeinschaft um sich zu haben? Oder Harrison, der wie Dexter im Blut seiner Mutter saß und dennoch darüber hinwegkam ohne dadurch ein Trauma zu erleiden? Oder Lumen, die Dexters dunkle Seite kannte und selbst eine Mörderin war? Oder, und diese Person war für Dexter schon immer die wichtigste in seinem Leben: Debra. Selbst als sie erfuhr, dass er ein Serienkiller ist, konnte sie irgendwann darüber hinwegsehen und ihn so akzeptieren wie er ist. Sie liebte ihn immer noch und dass obwohl sie sich aus moralischer Sicht am anderen Ende des Spektrums befindet.
Aber nein, es musste Hannah sein und dass obwohl Dexter sich Ende der letzten Staffel GEGEN sie und FÜR Deb entschieden hat, als er sie verhaften ließ. Was hat sich nun in der Zwischenzeit geändert? Richtig, gar nichts. Dennoch wollen uns die Autoren weismachen, dass die Liebe der beiden so unglaublich hell erstrahlt, indem sie uns klischeehafte, schnulzige Dialoge aufzwingen, über die sogar die Drehbuchautoren von „Verbotene Liebe“ lachen würden und uns eine dreiminütige Sexszene zeigen, damit wir „la passion“ der beiden auch spüren können. Was für eine Verarsche!
Und warum sollen wir so stark mit Hannah sympathisieren? Debra ist eine der beliebtesten Figuren der Serie und sie wäre wegen Hannah fast gestorben. Und doch sollen wir die Giftmischerin einfach guten Willens als die perfekte Frau für die Dexter betrachten. Aber das ist kein Problem, denn schließlich ist von der Hannah aus Staffel 7, die verführerisch, mysteriös und unabhängig war, gar nichts mehr übrig. Stattdessen ist sie nun die Jungfrau in Nöten, sitzt Zuhause, kocht und stimmt Dexter eifrig in allem zu, was er so von sich gibt. WTF? Was ist nur aus ihrem Charakter geworden? Und als Dexter scheinbar tot ist, wischt sie sich nur eine Träne weg und geht mit Harrison Eis essen? Unfassbar. Wer zum Teufel winkt diese Skripts durch?
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Anstatt sich z.B. die Haare zu färben und in unauffälligen Klamotten rumzurennen, da sie ja vom FBI gesucht wird, ist sie immer top gestylt und trägt die auffälligsten Farben, die den genau gegenteiligen Effekt erzeugen, denn sie eigentlich haben will. Als Dexter sie verstecken muss, packt er sie auch nicht in irgendein Billigmotel, in dem niemand Fragen stellt, sondern quartiert sie bei Deb ein, da die beiden ja bekanntlich Busenfreundinnen sind und Debs Strandhaus, das wohl zu fünfzig Prozent aus Fenstern besteht, besonders guten Schutz bieten wird. Seufz.
Anscheinend ist es für eine gesuchte Frau auch total leicht mit einem Kind, das ihr nicht gehört, ins Flugzeug zu steigen ohne dass es irgendjemanden interessiert, selbst wenn ihr Wanted-Foto jeden Tag im Fernsehen läuft. Das Ganze ist einfach zu blöd, um es auch nur annähernd in Worten fassen zu können. Nichts was die Figuren tun, ergibt irgendeinen Sinn und ihre Welt hat mit der unsrigen nichts mehr zutun.
Was das Ganze noch schlimmer macht ist, dass sogar Deb nicht vom Fleischwolf verschont wird, sondern wieder und wieder durchgedreht wird. Am Anfang der Staffel haben wir noch eine recht gute Verbindung zu ihr, denn sie bewegte sich immer mehr Richtung Abgrund und ihre Schuld über LaGuertas Tod sitzt tief. Schließlich will sie gestehen. Das misslingt und sorgt dafür, dass sie sich und Dexter umbringen will. Und hier begehen die Autoren, den vielleicht größter Fehler der Staffel. Nach ein paar pseudo-tiefgründigen Gesprächen mit Vogel ist Deb auf einmal aus ihrem Tief entkommen und hat wenig Interesse daran Dexters Verhalten noch länger zu hinterfragen und auf ihrer Schuld über LaGuertas Tod zu beharren. Das ist aus vielen Gründen problematisch.
Es ist schon schwer zu glauben, dass Deb sich Vogel so einfach öffnen und einer Therapie zustimmen würde. Dass sie aber plötzlich keinerlei Interesse mehr daran hat, ihre Tat zu gestehen, nachdem sie innerlich so darunter gelitten hat, ist noch unglaubwürdiger. Wäre Debs Genesung über mehrere Episoden gezeigt worden, würde ich es den Autoren vielleicht abkaufen können, doch hier wurde alles im Schweinsgalopp in einer Folge abgehandelt und ad acta gelegt. Dies hat dafür gesorgt, dass ich meine emotionale Bindung zu Deb, den moralischen Kompass der Serie, verloren habe. Von da an konnte ich mich immer weniger in den Geschehnisse hineinversetzen und habe so gut wie alle Figuren mit absoluter Gleichgültigkeit betrachtet.
Was den Ganzen aber noch die Krone aufsetzt ist zweifellos Debs fehlendes Rückgrat, dass sich in den nächsten Episoden besonders bemerkbar macht. Oh, Hannah soll bei mir wohnen? Ja, whatever. Ich soll ihren nicht vergifteten Salat essen? Klar, gerne. Was Hannah, ich soll dich verschonen wegen Dexter? Stimmt, das hast du recht. Ich soll meine komplette Existenz riskieren und dich schützen? Klar, wieso nicht? Ich sollte meine eigenständiges Denken und Handeln aufgegeben und mich lieber fragen, was Dexter gefallen würde, schließlich ist er ja der Mittelpunkt des Universums!
Zwei Worte: Schmerzhaft und peinlich.
Einen so großartigen Charakter wie Debra Morgan an die Wand zu fahren ist schon eine Meisterleistung, war sie doch – abgesehen von Dexter – immer die spannendste und unterhaltsamste Figur der Serie und konnte u.a. sogar zur Ehrenrettung von Staffel 6 schreiten, die ohne ihr Zutun zweifellos unerträglich gewesen wäre.
Doch scheinbar hielt irgendwer es für eine gute Idee, Debra sterben zu lassen und zwar auf die dämlichste und unbefriedigendste Art und Weise. Seufz. Allein schon wie das Ganze vonstatten geht, ist wieder einmal zum Haare raufen. Dexter hat Saxon schon auf dem Todestisch, entschließt sich aber dann ganz plötzlich, dass er ihn ja gar nicht mehr töten möchte, obwohl seine EINZIGE Motivation in den letzten Folgen war, dass er noch nicht nach Argentinien aufbrechen könne, weil er Saxon unbedingt noch umbringen muss. Also: Schnell Saxon gefesselt auf den Stuhl zurücklassen, zusammen mit ca. zwanzig scharfen Messern, damit dieser von dem wohl dämlichsten Deputy Marshal aller Zeiten befreit werden kann, um Deb anschließend noch eine Kugel zu verpassen. Head → Desk.
Aber dann ist es noch nicht einmal die Kugel von Saxon, die Deb tötet, sondern eine unvorhersehbare Komplikation in Form eines Blutgerinnsels. WTF? Und so soll nun Debra „fucking“ Morgan draufgehen? Was für ein schlechter Witz. Und ich bin mir sicher, dass es ihr gefallen würde im Ozean versenkt zu werden, gleich neben all den Leichen die Dexter über die Jahre dort gedroppt hat. Und wieso nimmt Dexter ihren letzten Wunsch gar nicht ernst: „Be fucking happy“? Stattdessen fährt er in den Tornado und hofft dabei den Löffel abzugeben.
Es sei denn, er wollte dadurch seinen Tod vortäuschen, was aber definitiv ein neues Level an Idiotie seitens der Autoren aufzeigen würde.
Die ganze Staffel ist extrem schlampig geschrieben und durch mein fehlendes emotionales Investment in die Figuren, sind mir die extrem hanebüchenen und intelligenzverachtenden Szenarien nur noch mehr ins Auge gestochen. Man müsste diese Staffel eigentlich immer mit Klemmbrett in der Hand in Angriff neben, kommt doch keine Episode ohne irgendwelche absurde Szenen oder Dialoge aus, die keinen Sinn ergeben.
Hier seien nur mal drei genannt: Zach wird von Saxon angegriffen. Dexter findet Haare, Blut und einen Fingerabdruck von Zach unter einem Tisch in Zachs Zimmer, die er zu irgendeinem Zeitpunkt dort platziert hat. Wie zum Geier soll das denn gehen? Zach wird von einem blutrünstigen Killer attackiert, reißt sich mal eben noch ein paar Haare aus, schmierte sein Blut drauf und klebt dann anschließend das Ganze mit einem wohlplatzierten Fingerabdruck unter seinen Tisch oder wie? Ich hab gebrüllt vor Lachen.
Laut Vogel hat Zach aber mit kühler, rationaler Beherrschtheit gehandelt , was uns wenig später bestätigt wird, als wir ein Video davonsehen, in dem Saxon Zach angreift und dieser wie am Spieß schreit. Ich hab mich gekugelt.
Ein anderes Szenario ergab sich, als Dexter Saxon in einem Diner beschattet und sich direkt (!) vor die durchsichtige Scheibe stellt, hineinsieht und Saxon beobachtet. Wow, kann ich da nur sagen. Wenn ich mich recht erinnere, trug Dexter dazu auch noch ein azurblaues Hemd, um auch ja nicht aufzufallen. Hm, vielleicht habe ich „Dexter“ ja all die Jahre missverstanden? Ich erwartete ein Crime-Drama und bekam stattdessen Comedy?
Die dritte Szene, bei der ich mir nicht sicher war, was ich denken sollte, spielte sich ab, als Dexter nach Dr. Vogels Ermordung sicherstellen will, dass die Polizei beim Durchforsten ihrer Akten keinerlei Verbindungen zu ihm knüpfen kann. Als macht er sich ans Werk, um alle Beweise aus ihrem Büro zu entfernen...und trägt keine Handschuhe, womit er wohl ca. 1000 Fingerabdrücke hinterlässt. Seriously?
Die Liste könnt ewig so weitergeführt werden. Um fair zu bleiben, muss ich natürlich sagen, dass alle „Dexter“-Staffeln diese Art von albernen Szenen beinhalten, der Unterschied ist hier nur, dass ich in der Vergangenheit meistens emotional in die Geschehnisse involviert war und mich solche vermeintlichen Schwächen wenig interessiert haben. Nur, wenn ich mich zu Tode langweile fallen mir solche Dinge eben negativ auf.
Was treibt denn eigentlich Miami Metro dieses Jahr?
Angel spornt Quinn dazu an seinen Lieutenant-Test zu machen, gibt ihm die Stellung nach bestandener Prüfung aber trotzdem nicht. Stattdessen wählt er Angie Miller dafür aus! Wie, die kennt ihr nicht? Na, ihr wisst schon die schwarze Lady, die immer im Hintergrund stand und manchmal flotte Sprüche riss. Nach ihrer Beförderung ist sie komischerweise gar nicht mehr zu sehen. Selbstverständlich war dieser Nebenhandlungsstrang, bei dem es darum ging, dass Angel sich zwischen Quinn und ihr entscheiden musste, nervenzerfetzend spannend! Wie? Was sagt ihr? Nach 6 Episoden hatte das Ganze keinerlei Relevanz mehr? Oh...
Na, aber Masukas zunehmende Screentime war doch sicherlich integral für den Plot und zeigte uns endlich seine bahnbrechende und all die Jahre vernachlässigte Charakterentwicklung, nicht wahr? Oh, er hat eine Tochter! Die vielleicht klaut! Nein doch nicht. Die nicht aufhört Gras zu rauchen! Oh, sie hört auf? Wie bitte? Masukas Arc ist damit zu Ende? Wow, ich fühl mich ihm jetzt viel näher.
Hey cool, Matthews ist wieder im Dienst! Hm, Moment mal, wollte er nicht nur noch ein halbes Jahr arbeiten und dann in Pension gehen? Scheinbar nicht. Naja, wen interessiert´s?
Wollte Angel nicht ein Restaurant führen? Ach so stimmt, wegen LaGuertas Tod musste er natürlich wieder in den Dienst zurückkehren. Klar, macht Sinn, schließlich wollte er ja wegen des Tod eines Polizisten weg von der Force und mit dem Elend nichts mehr zutun haben. Deswegen entschließt er sich jetzt also wieder zurückzukommen...Moment mal, was?
Quinn will wieder mit Debra zusammenkommen und bewahrt deshalb ihren Verlobungsring drei (!) Jahre in seinem Schreibtisch auf. Ganz schön seltsam! Mir hat Quinns und Debras Beziehung eigentlich immer recht gut gefallen, aber deren wiederaufgenommene Romanze kam total aus dem Nichts.
LaGuerta ist jetzt eine Bank. No comment.
Man muss sich das mal vorstellen: Das ist die letzte Staffel der Serie und wir verschwenden Screentime für Nebenfiguren, die rein gar nichts mit dem Hauptplot zu tun haben, geschweige denn irgendetwas von Relevanz machen.
Der Einbettung von Dr. Evelyn Vogel in den Dexter-Mythos habe ich übrigens nichts entgegenzusetzen. Charlotte Rampling spielt ihre Rolle mit ruhiger Autorität und kühler Distanziertheit und ihre Szenen mit Michael C. Hall waren das kleine Highlight dieser recht vergessenswerten Staffel.
Ihr ganze Motivation macht im Bezug auf ihren Sohn Sinn (Psychopathen brauchen einen Code), ist aber dramaturgisch so spannungsarm erzählt, das einen dabei die Füße einschlafen. Hat wirklich jemand gedacht, dass A. J. Yates der Gehirnchirurg ist? Hat sich irgendjemand für seine Mummy-Issues interessiert? Nein, denn sein Auftreten und seine Dialoge mit Vogel kommen ganz tief aus der Mottenkiste „Psychopathenklischees der 90er“ und langweilten mich direkt ins Koma.
Dass Harrys Code nun quasi rückwirkend geändert wurde und auf der Arbeit von Dr. Vogel basiert, hat mich ehrlich gesagt nicht gestört, da ich mich eigentlich schon immer gefragt habe, woher Harry das pädagogische Fachwissen erlernte, um mit Dexter so geduldig und konsequent umzugehen. Es scheint daher nicht weithergeholt, dass er sich dafür ein wenig Hilfe ins Haus geholt hat.
Oliver Saxon selbst hat als Bösewicht durchaus einige spaßige Moment gehabt, auch wenn er für mich eigentlich nur im Finale einen Bruchteil seines ganzen Potential zeigen konnte. Die Szene, in der er bspw. einem Jungen die Zunge rausschneidet, der anschließend blutend in den E.R. stolpert und somit alle von Saxon ablenkt, fand ich ziemlich nice. Seine Mutter-Sohn-Szenen mit Dr. Vogel waren für Staffel 8-Verhältnisse auch einigermaßen spannend und mir gefiel wie furchtlos und eiskalt er uns präsentiert wurde. Sein Charakter hätte allerdings davon profitiert, wenn er viel früher eingeführt worden wäre und man sich das ganze Mysterium um den Gehirnchirurg gespart hätte. Man hätte Dexter somit mit einem eiskalten Serienkiller konfrontieren können, der nicht lange fackelt und – Endgame-würdig - ein wahres Blutbad hinterlässt. Vielleicht nicht einmal eine besondere Motivation hat, außer dass er Dexter dafür hasst, die Behandlung von Dr. Vogel bekommen zu haben, die eigentlich ihm zugestanden hätte. Es hätten ruhig auch einige Figuren sterben können; anstatt Cassie, die uns total egal ist, hätte lieber Jamie abtreten können. Dies hätte viel mehr dramatisches Gewicht gehabt und Angel, Quinn und Deb wären viel stärker ins Geschehen involviert gewesen. Dexter hätte in Saxon das sehen können, was er eventuell geworden wäre, hätte er in den letzten 8 Jahren nicht all die Erfahrungen mit Menschen, die ihm Nahe gestanden haben, gemacht, seinen Zwang zu töten hinterfragt und Leute eingeweiht, die ihn dafür akzeptierten. Gerade weil wir uns am Ende befinden, hätten die Autoren nochmal richtig die Sau rauslassen können, anstatt auf Nummer sicher zu gehen und uns eine träge, konventionelle Staffel abzuliefern. Doch zu keiner Zeit machte sich erzählerisch eine Endzeitstimmung bemerkbar. Würde man das Ende etwas abändern, würde einer neunten Staffel nichts im Wege stehen.
Es ist auch nicht so, dass den Autoren an Ideen mangelt, denn davon hat diese achte Staffel genug, um 3,4 weitere Staffeln zu füllen. Es läuft einfach immer wieder auf die selbe mangelhafte Ausführung dieser Ideen hinaus.
Denn: Dexter soll den jungen Zach anlernen, ihm den Code beibringen und somit sein spiritueller Vater werden? Super Idee! Doch Zach wird eingeführt, Dexter beschäftigt sich kaum mit ihm, will ihn daraufhin töten, dann doch wieder nicht, wenig später ist Zach tot. Emotionale Reaktion meinerseits: Keine. Wir haben kaum Zeit mit dieser Figur verbracht.
Debra versucht ihr Glück als Private Investigator und bandelt mir ihrem Chef an. Auch keine schlechte Idee! Deb könnte bei ihrer Arbeit ihr traumatisches Erlebnis verarbeiten und irgendwie Frieden damit schließen. Eventuell einen Mann kennenlernen, den sie ihr Geheimnis anvertrauen kann. Was macht die Serie? Die Fälle die Deb behandelt sind öde (Elways Schwester beschatten), werden nicht aufgelöst (Wo zum Teufel sind die Juwelen?) oder werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten (Deb tötet El Sapo, Folgen für sie?). Zudem ist Elways ein schleimiger, jähzorniger Widerling und komplett uninteressant.
Angel findet Laguertas Akten über den Bay Harbour Butcher. Wird Angel die Ermittlungen vielleicht fortführen? Leider nicht, er schmeißt die Akten lieber weg. Seufz.
Dexter und Hannah müssen mit einem Flugzeug aus dem Land flüchten ohne geschnappt zu werden. Also wie man solche eine Vorlage nicht verwandeln kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Man stelle sich nur mal vor: Dexter muss einen Flieger erwischen und ihm werden 1000 Hindernissen in den Weg geworfen. Die Uhr läuft, die Polizei kommt ihnen immer näher. Das wäre doch „Dexter“ at its best! Wie kann das nicht einer der absoluten Spannungshöhepunkt dieser letzten zwölf Folgen sein? Selbst hier erleben wir die absolute Vergeigung.
Gab es in dieser Staffel – die letzte Episode mal ausgeklammert – irgendwelche Momente, in denen wir uns um Dexters Wohlergehen gesorgt haben und annahmen, er würde aus dieser brenzligen Situation nicht mehr herauskommen? Ich würde laut und deutlich „Nein“ sagen und das ist das größte Problem. Denn „Dexter“ hat immer am besten funktioniert, wenn unsere Hauptfigur von allen Seiten mit Pulverfässern beworfen wurde und ihnen geschickt ausweichen musste, siehe Staffel 2 oder die zweite Hälfte der vierten Staffel. Aber aus mir völlig unverständlichen Gründen, entschieden sich die Autoren dagegen und gewährten Dexter einen gemütlichen Abschied, bei dem die meiste Zeit gar nichts auf den Spiel steht und niemand ihm auf den Fersen ist. Wieso?
Dexters Entscheidung nun als Holzfäller zu leben, kommt auch total aus dem Nichts. Motiviert dadurch, dass er für jeden, der ihm Nahe steht eine Gefahr darstellt und er diesen Leuten keinen Schmerz mehr zufügen will, lässt er Harrison alleine mit der unberechenbaren Hannah von dannen ziehen- anstatt mit Jamie und Batista, die mir weitaus warmherziger und familienfreundlicher vorkommen- und raubt somit Astor und Cody auch noch ihren Stiefbruder und lässt sie total unwissend zurück. Seine plötzliche Entscheidung mit Hannah nach Argentinien zu gehen und dadurch Deb zurückzulassen, war für mich auch total unglaubwürdig, konnte er es am Anfang der Staffel doch kaum verkraften, das sie nicht mehr mit ihm redete und Teil seines Lebens war. Und wie hat Dexter sich denn das Leben in einem anderen Land vorgestellt? Wollte er komplett damit aufhören Leute zu töten? Selbst vor seiner Quasi-Epiphanie, in der er feststellte, dass er Saxon gar nicht mehr töten möchte, weil Hannahs Liebe eine so reinigende Wirkung auf seine Seele hatte, fand keinerlei Diskussion darüber statt, wie Dexter sein Hobby nun zukünftig ausleben will.
Der letzte Shot der Serie möchte betont ambivalent und intelligent sein und doch haben wir nun noch weniger einer Vorstellung davon, wie es um Dexters Charakter steht. Ist er jetzt im Exil, um für seine Taten zu büßen? Killt er jetzt doch wieder Leute in abgelegenen Orten, wo niemand etwas davon erfährt? Vermisst er seinen Sohn und Hannah? Will er sie wieder aufsuchen?
Scott Buck kann machen, was er will, er ist eben kein David Chase, der sich sein abruptes Ende der Sopranos über die Jahre durch feine Charakterentwicklung und Respekt für den Zuschauer verdient hat.
Letztendlich kann ich festhalten, dass die achte Staffel nicht gut ist, geschweige denn ein zufriedenstellender Abschluss der Serie ist. Besser als Staffel 6 ist sie allerdings allemal, da sie auf viel interessantere Art scheitert und wenigstens genug spannende Ideen in petto hat, die leider nur mangelhaft umgesetzt werden. „Dexter“ bleibt somit ein frustrierendes Serienerlebnis, da die Serie zeitweise enorme Höhen erreicht, andererseits aber auch wieder mit einfältigen Plots, deren Maschinerie man manchmal besonders laut ächzen und krachen hört, für Ermüdung und Desinteresse sorgt. Sehenswert finde ich die Serie aber trotzdem, vereint sie doch einige Höhepunkt der Fernsehgeschichte sowie den absoluten Bodensatz an Material, das einfach hinten und vorne nicht funktioniert. Durch meine intensivere Auseinandersetzung, speziell mit Dexter und seinen Handeln, habe ich zudem wieder einiges über Charakterentwicklung, Spannungsaufbau und Zuschauersympathie für Antihelden gelernt. Es hat also doch irgendwie Spaß gemacht!
Season-Ranking:
1.) Season 1 – 8/10
2.) Season 4 – 7,5/10
3.) Season 2 – 7,5/10
4.) Season 7 – 6,5/10
5.) Season 5 – 6,5/10
6.) Season 3 – 5,5/10
7.) Season 8 --- 4/10
8.) Season 6 --- 3/10
So, und jetzt brauch ich wie Dexter auch meine Therapiesessions und zwar in Form einer weiteren Sichtung von „True Detective“. Das wird eine Erholung sein.^^
Die siebte Staffel von Dexter legt in den ersten fünf bis sechs Folgen ein Mordstempo vor, strauchelt dann in der Mitte ihres Laufs und fällt in den letzten drei Episoden leider nochmal so richtig auf die Schnauze.
Ist diese Staffel besser als die vorherige? Ja. Und doch hinterlässt sie mich mit einem faden Nachgeschmack. Aber kommen wir zum Positiven.
Die ersten fünf Folgen entwickeln sich genauso wie ich mir das gewünscht habe: Debra entarnt Dexter und ist über seine Freizeitbeschäftigung als andere als begeistert. Endlich wird Dexter mal jemand gegenübergestellt, der sein scheinheiliges Verhalten hinterfragt und unterbinden will. In diesem Fall ist es auch noch jemand, der Dexter so Nahe steht wie niemand sonst. Speziell die erste Hälfte der Staffel brilliert mit starken Charakterdrama, einer pechschwarzen Atmosphäre (Torture-Labyrinth von Speltzer!), einem Bösewicht, der im Gegenzug zu Jammerlappen Travis keine Gefangenen macht und ein Miami Metro-Plot, der mit Dexter und dem Big Bad des Jahres sogar eng verknüpft ist. Wow! Es ist schon schwer zu glauben, dass Staffel 6 und 7 unter dem selben Showrunner liefen, könnte der qualitative Unterschied doch kaum größer sein. Eine derartige Intensität und Dringlichkeit wie sie die Serie hier von Beginn an vermittelt, haben wir seit der Trinity-Season nicht mehr erlebt. Michael C. Hall und Jennifer Carpenter sind daran nicht unbeteiligt, dürfen sie doch endlich wieder aus ihrem lethargischen Standby-Modus aufwachen und sich gegenseitig an die Wand spielen. Ich war begeistert! Mit Hannah wurde dann auch noch ein unberechenbares Element eingeführt, das Dexter zusätzlich noch belastete und Spannung für die Zukunft versprach.
Doch nach etwa sechs Episoden ging so langsam die Luft aus dem Ballon. Big Bad Sirko wandert in den Knast und auf einmal weicht die ganze Spannung aus der Serie. Debra scheint Dexters Hobby inzwischen nicht mehr so hart zu treffen und ermahnt ihn nur immer wieder, dass das was, er tut, nicht gut ist. Plot-Device-Charakter Sal Price taucht auf und langweilt ohne Ende, da von Anfang an klar ist, dass er nur Mittel zum Zweck ist, um das Hannah-Drama zwischen Dexter und Deb noch mehr aufzuheizen. Nebenbei führt LaGuerta die wohl am langsamsten voranschreitende Ermittlung ever und puzzelt sich den Bay Harbour Butcher-Fall nur zusammen, wenn wir ihr gerade zuschauen. Später zieht sie auch noch Matthews hinzu, was wegen seiner launigen Sprüche sehr unterhaltsam ist ("I heard about people fucking their brains out, Maria but God Almighty!), aber nur wieder unterstreicht wie albern es ist, dass dieser Fall erst jetzt wieder aufgerollt wird. Als ob die Jahre dazwischen nur Lückenfüller waren, was natürlich hinsichtlich der Endgame-Natur der zweiten Staffel auch total Sinn macht.
Ich bin andererseits natürlich froh, dass jemand Dexter auf die Spur kommt, denn nur ein gestresster und panischer Dexter sorgt für Spannung und Nervenkitzel. Und doch empfand ich Marias Konfrontation mit Dexter nicht sonderlich spannend, weil die Serie ihn immer wieder zu leicht vom Haken lässt. Ein gutes Beispiel ist die Verhörszene im Staffelfinale, in der LaGuerta Dexter einige sehr unangenehme Fragen stellt. Doch dieses Kräftemessen endet frühzeitig, da die Angestellten bei Miami Metro geschlossen hinter Dexter stehen und Marias Verdächtigungen nichtmal ansatzweise ernstnehmen. Das nicht einer (!) von ihnen wenigstens mal ins Grübeln kommt, lässt alle Beteiligten extrem dumm aussehen, insbesondere Angel, dem der "Suizid" des Barkeepers am Anfang der Staffel sofort verdächtig vorkommt und wenige Episoden später gleich begreift, dass Quinn bei Georges Tod gelogen haben muss. Doch bei Dexter scheint er auf beiden Augen blind zu sein. Und wo zum Teufel war Quinn in der Szene? Er wäre sofort auf LaGuertas Verdächtigungen angesprungen, da er doch nur zwei Jahre zuvor seine eigenen Ermittlungen gegen Dexter führte, wo Maria ihn sogar höchstpersönlich geraten hatte, diese abzubrechen. Tja, wieder eine Chance vertan. Und wieso durfte die Vernehmung nicht länger dauern? Andere Serien hätten Dexters Zwangslage bis aufs Letzte ausgekostet und die Daumenschrauben immer härter angezogen. Doch die Autoren von "Dexter" halten das anscheinend nicht für nötig, lieber darf unser Held nach zwei Minuten wieder gehen und sich wichtigeren Problemen widmen. Gähn!
Selbst den Höhepunkt am Ende, als Debra LaGuerta erschiesst, fand ich unheimlich konstruiert und brachte mich nur zum Kopfschütteln. Um dieses Ende zu akzeptieren, müssen wir den Charakteren wieder jegliches logisches Denken absprechen und Effekthascherei wohlüberlegten Charakterentwicklungen vorziehen. Es macht absolut keinen Sinn, dass La Guerta sich ohne Rückendeckung mit Estrada in diesem Container treffen will. Es macht noch weniger Sinn, dass sie Debra zwingt, sich zwischen ihr und ihrem Bruder zu entscheiden ("Put him down!" WTF?). Genauso wenig habe ich der Serie abgekauft, dass Debra für Dexter nun zur Mörderin wurde. Der Idee an sich bin ich nicht abgeneigt, aber ich finde diese Staffel hat diese enorme Charakterwendung nicht ausreichend vorbereitet. Ja, Debra nimmt Pillen wegen ihrer Angstzustände und ja, manchmal wäre sie bei manchen Kriminellen nicht abgeneigt, wenn Dexter seinen Dienst tun würde, aber ihre Vorgesetze zu erschiessen, speziell wenn es gar nicht nötig gewesen wäre, kann ich wirklich nur schwer nachvollziehen. Dies stellt die Serie natürlich wieder vor das Problem, dass nun wieder niemand hinter Dexter her ist und ihm gefährlich werden könnte. Ich muss aber sagen, dass ich inzwischen erschöpft davon bin, etwas zu fordern, dass die Serie wahrscheinlich ohnehin nicht mehr einlösen wird. Und zwar, dass Dexter wirklich mal Dinge erleben wird, die ihn nachhaltig prägen und er über seinen Superheldenstatus, den die Autoren ihn gegeben haben, hinausswächst. Es ist mir egal, was aus ihm wird, den die Autoren haben für mich die Glaubwürdigkeit und den psychlogische Tiefgang der Figur inzwischen komplett an die Wand gefahren. Als er sich gegen Ende dazu entschliesst zu Morden wie er will, da er nicht mehr vom Code und Dark Passenger abhängig ist, hätte es mich nicht weniger interessieren können, da Dexter schon einige Male Unschuldige umgebracht hat und nicht weiter darüber nachgedacht hat.
Mich interessiert viel mehr wie Deb nun mit diesem enschneidenden Ereignis umgehen wird, aber da die Serie ja "Dexter" heißt, nehme ich einfach mal schwer an, dass ihr Trauma in der nächsten Staffel nur nebenbei abgehakt wird und es wiedermal nur darum geht, dass Dexter irgendeinen Serienkiller schnappen muss und darüber monologisiert und philosophiert, ob er jemals jemandem Nahe sein kann oder ob ein Monster wie er einfach dazu verdammt ist, alleine durch´s Leben zu schreiten. Es langweilt... und zwar extrem. Deswegen war ich auch nicht davon angetan, als er und Hannah eine Beziehung miteinander anfingen, da wir diese "Hm, vielleicht kann ich ja ihr/ihm vertrauen und eine erfolgreiche Beziehung mit dieser Person haben"-Dynamik inzwischen x-mal gesehen haben und es doch immer wieder gleich endet. (Zumindest für´s erste, Hannah scheint ja wieder auf freien Fuß zu sein). Dexter redet viel davon, dass er bei Hannah endlich der sein kann, der ist und sich endlich verstanden fühlt usw. Doch es war für mich einfach nur eine Qual die Szenen der beiden mitanzusehen, auch wenn MCH und Yvonne Strahovosky ziemliche starke Chemie miteinander haben. Ich bin einfach nur müde von Dexters Liebesleben und auch wenn er gedanklich versucht mir klar zu machen, warum es mit Hannah nun ganz anders als mit all den anderen Damen zuvor ist, so läuft deren Romanze doch wie aus dem Soap-Bilderbuch ab. Und das sogar noch vor dem Auftritt von Hannahs Arschlochvater, dessen Bösartigkeit schon parodiehafte Züge annimmt, so dass wir uns umgehend wünschen, dass Dexter ihn endlich den Garaus macht.
Na gut, kommen wir mal zu etwas Erfreulichem: Ray Stevenson. Isaak Sirko ist ein unheimlich starker Bösewicht, der beste seit Arthur Mitchel und eine wahre Bereicherung für die Serie. Jede Szene, in der er Sirko und Dexter einfach nur miteinander geredet haben war Gold wert, speziell ihr Dialog in der Schwulenbar, wo Sirko enthüllt, dass er den ganzen Rachefeldzug nur wegen seines ermordeten Liebhabers gestartet hat. Hier wurde mir Sirko so sympathisch, dass ich hoffte, er würde die Staffel überleben. Es ist schon erstaunlich wie die Autoren es hier schaffen einen mehrdimensionalen, spannenden Bad Guy zu kreeieren, der schon beinahe "Breaking Bad"-artig die Sympathieskala rauf und runterläuft, während sie es für gewöhnlich nicht schaffen, das Gleiche mit Dexter zu machen. Leider stirbt Sirko auch frühzeitig und seine Abwesenheit macht sich in den letzten drei Episoden extrem stark bemerkbar. Hannahs Vater, der Phantom Arsonist, Estrada - sie sind kein guter Antagonistenersatz für einen Schauspieler wie Stevenson, der jede Szene mühelos dominiert und dem Zuschauer echte Emotionen entlocken kann.
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Was gab´s sonst noch? Quinn verliebt sich in eine Stripperin. Naja, ich bin zumindest froh, dass Nadia nicht als dumm und hinterhältig dargestellt wurde, sondern gleich von Anfang an alle Karten auf den Tisch gelegt hat, da sie erpresst wurde. Aber kann Desmond Harrington nicht irgendwie mehr zutun bekommen als das?
Louise und Mike sind gestorben? Um letzteren tat es mir Leid und mir gefiel auch wie sein Tod Angel dazu bewegt hat, über seine Polizeikarrie nachzudenken und ein Restaurant zu eröffnen. Aus dem Hackerboy werde ich aber nicht schlau. Schon letzte Staffel war mir nicht klar, was diese Figur eigentlich soll. Und auch jetzt hinterlässt sie bei mir nur ein Fragezeichen. Einerseits ist er der schüchterne Nerd, der nicht glauben kann, dass er Angels Schwester abgekriegt, dann sehen wir wieder wie er Videos von sich und einer Nutte macht, während sie ihm ihre Dienste erweist. Dann wiederum schickt er Dexter die ITK-Hand, scheint aber dann doch nicht über seine Vergangenheit Bescheid zu wissen? Keine Ahnung, was das soll.
Ich lege jetzt mal eine kleine Pause ein. Die achte Staffel scheint sich ja qualitätiv in der Nähe der sechsten anzusiedeln und dafür habe ich jetzt wirklich keinen Nerv.
Oh. Mein. Gott.
Ich hatte ja schon viel Schlechtes über die sechste Staffel von „Dexter“ gehört, aber ich dachte die Leute würden nur wieder übertreiben und der Qualitätsabfall wäre im Vergleich zur vorherigen Staffel nicht so hoch. Tja, da lag ich wohl falsch, denn was die Autoren einem hier für ein Schmierentheater auftischen, spottet wirklich jeder Beschreibung. Um dieser Staffel, die ein heiloses Durcheinander ist und schon beim Darübernachdenken für Ermüdung sorgt, Tribut zu zollen, habe ich mir nach jeder Episode ein paar Notizen gemacht und sie hier kurz & bündig – halbwegs chronologisch - aufgelistet, um damit in etwa meine zermürbende Seherfahrung wiederzugeben. (Kleine Änderungen wurden nachträglich gemacht, damit das Ganze etwas kohärenter ist und weil ich EINIGES noch kommentieren musste).
Enjoy:
- Staffelpremiere: Was zum Teufel ist aus dem Ton der Serie geworden? Schau ich hier eine schrullige Sitcom über Miami Metro? Inwiefern lässt sich das mit den ernsten, bedeutungschwanger- vorgetragenen Dialogen über Glauben vereinbaren?
- Warum ist Dexter auf einmal wesentlich schlauer als alle anderen? Seine Kollegen sehen die offensichtliche Blutspur zu den Heuschrecken am Tatort nicht? Dexter schon.
Wie bitte? Dexter kommt einen Serienkiller – der inzwischen im Altenheim wohnt– mit einer einfachen Online-Suche auf die Schliche, während die Polzei 20 (!) Jahre erfolglos nach ihm gesucht hat. Dexter ist ein Superheld geworden, ohne Frage. Und das sind nur zwei Beispiele aus hunderten.
- Die Doomsdays-Killer langweilen schon bei ihrem ersten Auftritt. Die Art ihrer Morde ist kreativ (7 Schlangen, 4 Horsemen, Heuschrecken, Hure von Babylon, Schüssel voller Blut), doch Colin Hanks und Edward James Olmos spielen ihre Rolle so eindimensional, dass einem sofort das Gesicht einschläft. Ersterer sieht aus, als ob er jeden Moment heulen würde und Olmos gibt nur religiös-fanatische Monologe von sich, die man schon tauend Mal gehört hat. Zwei fähige Schauspieler stecken in einem schlechten Skript fest.
- Seit wann sind Angel und Quinn zum Buddy Cop-Comedyduo geworden? Sie rauchen Gras, gehen in den Stripclub und besaufen sich. Naja, ich vermute das ist besser als den beiden erneut eine lahme Soap-Storyline zu geben. Passt schon, die Darsteller haben ihren Spaß damit.
- Warum ist Angels Schwester auf einmal da? Und wieso kommt ihr Konflikt mit Debra volkommen aus dem Nichts? Hat sie auch eine Persönlichkeit oder ist sie nur Eye-Candy?
- Debras Storyline als Lieutenant: Das Einzige, das für mich über die ganze Staffel hinweg funktioniert hat. Ich liebe Jennifer Carpenter inzwischen in der Rolle und mir gefällt wie Debra in diese schwierige Situation geworfen wird und sich durchkämpfen muss. Es sagt schon einiges aus, wenn ich ihre Szenen, denen mit Dexter vorziehe. Obwohl Michael C. Hall natürlich immer noch brilliant ist, war Dexters Storyline zum ersten Mal in der Serie echt ziemlich langweilig. Das muss man erstmal schaffen.
- Brother Sams Geschichte darüber wie sein Vater ihn ausgenutzt hat, war großartig. Mos Def hat zudem ausgzeichnete Chemie mit MCH. Vielleicht starb Brother Sam frühzeitig, damit wir nicht wieder die selbe Dynamik zwischen Dexter und einem Gaststar hatten, wie in den 5 Staffeln davor, aber trotzdem: Schade drum.
- Masuka braucht auch irgendwas zu tun, also müssen nicht ein, sondern zwei Praktikanten her. Klar, Masuka ist immer wieder toller Comic-Relief, aber mehr Screentime als nötig, braucht er wirklich nicht...
- Anderson: Wow, ein kompetenter Cop in der Serie...der nichts zu tun hat.
- Dexters Morde sind zu Beginn der Staffel wohl nur noch als Hobby neben seiner Vaterschaft anzusehen und aus irgendeinem Grund sollen wir unheimlich viel mit Harrison sympathisieren. Sorry, kleine Kinder sind nunmal keine interessanten Charaktere, von daher: I don´t care.
- der Gellar-Twist ist schon von Beginn an offensichtlich: die Kellnerin sieht Olmos im Cafe überhaupt nicht an und selbst dann nicht als sie anscheinend von ihm gefesselt wurde und der Zuschauer denken soll, er, nicht Travis, wäre der Täter. Facepalm!
- Die LaGuerta/Angel-Romanze war für´n Arsch. Ihre Scheidung: Offscreen. Zwar interessieren mich die beiden nicht, aber die Figuren einfach so zwischen den Staffel zu entzweien, zeigt wie wichtig den Autoren diese Beziehung war.
- Dexter arbeitet jetzt mit Eingeweiden und Leichen? War er nicht der Blutexperte? Ach stimmt er ist ja jetzt der „Rockstar“ von Miami Metro.
- Sam ist wesentlich interessanter als Gellar und Travis. Ein ehemaliger Krimineller und Mörder, der nun bekehrt wurde und anderen Straftätern mit seinem Glauben an Gott helfen will? Hört sich interessant an! Und für Dexters Code ein Dilemma, da er nicht abstreiten kann, dass dieser Mann Gutes tut.
- Die Geller und Travis-Szenen werden im Laufe der Staffel immer langweiliger. Travis jammert rum, dass er etwas nicht tun will und Gellar bleibt beharrlich auf seiner „Aber Gott will´s doch so“-Ansicht hängen. Wir sehen ständig die selbe Dynamik, ohne jegliche Variation.
- Die erste Hälfte der Staffel fühlt sich endlos an. Was? Erst sechs Folgen vorbei? Jesus fucking Christ.
- Dexters Voiceover-Kommentare in dieser Staffel sind – Entschuldigung - unter aller Sau. Es wird wirklich alles erklärt. Alles. Selbst das, was er gerade offensichtlich vor unseren Augen tut.
- Als Travis von Dexter im Auto geschnappt wird, tötet ihn Dexter nicht. Wieso ? Travis behauptet er sei unschuldig, ja, aber wann hat Dexter das jemals interessiert? Wie viele Leute hatte er schon in seiner Gewalt, die ihm geschwören haben, dass sie nichts getan hätten? Doch nie hat Dexter eine Ausnahme gemacht und sie verschont. Aber jetzt macht er das einfach mal, weil es halt der Plot so braucht.
- Quinn schläft mit einer Frau, die in den Doomsdays-Fall verwickelt ist und wahrscheinlich immer noch in Gellar verliebt ist. Er hat nichts aus dem Debakel mit Trinitys Tochter gelernt. Gar nichts. Genau solche Sachen sind es die, die Figuren so schwach erscheinen lassen. Als ob sie nie eine Vergangenheit gehabt hätten.
- Lächerlicher Plot: Unterlagen von Gellar liegen einfach in einer Kiste rum, die mit „Gellar“ beschriftet ist. Und Dexter muss die ausgeschnittenen Zahlen, die an den Tatorten hinterlassen wurden, mit den passenden Lücken aus der gefundenen Bibel vergleichen. Seriously? War das nicht total offensichtlich, dass diese ausgeschnitten worden sind? Aber stimmt schon, vielleicht lieber nochmal nen Labortest machen, damit wir uns ganz sicher sein können. Das hätte gerade noch gefehlt. Head → Desk.
- Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Travis, dieses weinerliche halbe Hemd, der Big Bad der sechsten Staffel sein soll? WTF? Neben ihm sieht der Skinner wie Trinity aus, ganz im Ernst.
- Der schwache „Gellar lebt noch“-Twist hindert Edward James Olmos auch daran seinen Charakter etwas Profil zu verleihen, da er nur eine monotone Monologe-aufsagende Stimme in Travis´ Kopf ist. Es geht keinerlei Bedrohung von ihm aus.
- Dexter ist geschockt wegen Brother Sams Erschießung und durchläuft einige extreme Emotionen: Sehr unglaubwürdig, die beiden kannten sich noch gar nicht so gut. Damit diese narrative Schwäche aber ausgebügelt werden soll, taucht dafür extra nochmal Ghost-Harry auf und bescheinigt uns: Nein nein, Dexter kümmert es wirklich was mit Sam passiert ist, habt ihr gehört? Klar, klingt komisch ist aber so. Er kennt ihn zwar erst fünf Minuten, aber glaubt mir, Dexter fühlt sich deswegen echt nicht gut.
Seufz. Wenn wir gesehen hätten wie sich die Beziehung der beiden über die Staffel hinweg entwickelt hätte, wäre Sams Tod bestimmt emotional geworden, aber so? Nach all den Leuten, denen Dexter über die Jahre nahe gekommen ist: Lila, Miguel, Trinity, Brian etc. soll er nun gerade durch Brother Sam, den er erst ein paar Folgen kennt, in eine Glaubenskrise geworfen werden. Don´t buy it. Außerdem: Dexter ist die letzte Person, die Sam vor seinen Tod sehen will? Das macht uns nur klar, dass auch Sam anscheinend ein Charakter ist, der gar keine Vergangenheit hat und nur mal wieder das tut, was der Plot will: Nämlich Dexter helfen und dann den Löffel abgeben.
- Nach über der Hälfte der Staffel hatte ich keinen Bock mehr auf das Ganze, genau wie Dexter, dem das Doomsdays-Killer-Duo total am Arsch vorbei geht. Die Ermittlungen von Miami Metro in diesem Fall sind spannungsarm, denn sie bekommen eh nichts gebacken. Es muss ja immer Dexter sein, der sich den neuesten Serienkiller zuerst schnappt. Das heißt: Der Zuschauer muss warten bis Dexter etwas tut.
- Nick erschoß Brother Sam: Who cares? Sollte das schockierend sein?
- Dexter tötet Nick, weil der sich wie ein klischeehafter Bösewicht verhält und über Sams Tod lacht, weil er ohne Strafe davon gekommen ist. Was wäre wenn er vor Dexter für den Mord Reue gezeigt hätte ? Wie wäre Dexter damit umgegangen? Ach Moment, das wäre ja ein viel zu interessantes Dilemma, streicht diese Idee!
- Dexters Bruder kommt zurück. Warum? Damit Harrys Code in Frage gestellt wird? Gut. Aber warum jetzt und nicht schon vor drei Staffeln? Warum ist Brian Moser nicht mehr düster und creepy, sondern ein nerviger Sprücheklopfer?
- Das verstehen die Autoren unter Dexter goes dark: Ne schnelle Nummer im Laden schieben, Nick killen, was er ohnehin getan hätte und jemanden anderen aus Selbstverteidigung töten: Wow, also jetzt geht’s ja richtig ab! Facepalm.
- Am Ende wieder alles gut: Brian ist weg und Ghost-Harry kommt zurück, denn wir können keine Charakterentwicklung haben, die länger als 5 Minuten dauert. Wieso konnte Dexter nicht mal einen Tag Patrick Bateman sein? Warum darf Dexter nichtmal so richtig ausflippen ? Achso, die Serie muss ja noch ein paar Staffel laufen, deswegen darf Dexter sich auf keinen Fall in eine schwierige Richtung entwickeln, die das Endgame einleiten könnte.
- BTW: Seit wann hat Dexter so viel Interesse an Gelegenheitssex? Zuerst der Blowjob beim Klassentreffen und jetzt ein schneller Bums im Laden. Er reißt Frauen mit dem Spruch auf: „Meine Mutter wurde vor meinen Augen umgebracht.“ Seriously? In allen Staffel zuvor, egal ob mit Rita, Lumen oder Lila, war Sex für Dexter immer eine zutiefst intime, persönliche Angelegenheit, die auch stark damit verknüpft war, wie offen und verletzlich er mit diesen Frauen sein konnte und dass sie ihn so akzeptierten, wie er war. Doch Dexter muss jetzt anscheinend betont cool sein und alle Frauen wie magisch anziehen.
- LaGuerta taucht eigentlich nur immer mal wieder für ne Minute auf, um sich wie die größte Bitch zu verhalten. Das ist keine Beschwerde meinerseits.
- Deb erzählt Dexter, wo Trinity – der Mörder seiner Frau - sich aufhält, wundert sich aber dann, wo er sich die nächsten 5 Tage herumtreibt? Hm, mal scharf nachdenken, vielleicht dort, wo der Mörder seiner Frau ist?
- Wenigstens wird klar, warum Arthurs Familie Dexter damals nicht verraten hat. Das war für mich noch die wichtigste Information, die von Jonahs Seite kam: Sie haben die ganze Sache als Familie besprochen und sind sich einig darüber gewesen, dass Dexter sie nur schützen wollte. Deshalb haben sie der Polizei nichts gesagt. Gut, damit wäre diese Lücke auch gefüllt.
- Travis hat Probleme mit seinen Dark Passenger genau wie Dexter: Wow, wie deep. I see what you did there. So subtil wie ein Messer in die Brust.
- Als Travis Schwester stirbt, kommt ein klein wenig Spannung in die Sache, doch die Art wie ihr Tod erzählt wurde, ist dramaturgisch total platt. Völlig spannungsfrei wird das Tableau gezeigt, in dem wir ihre Leiche vorfinden. Null Atmosphäre, es passiert einfach. Später in der Folge als Travis dann davon erfährt, sind wir kein bisschen geschockt, da wir es ja schon Ewigkeiten vor ihm erfahren haben.
- Wie genau ist eigentlich Louises Charakter zu verstehen? Erst wird er als nerdiger Alleskönner eingeführt, für den das Hacken seine zweite Natur ist, dann hat er eine unglaubwürdige Beziehung mit Angels Schwester und schließlich schickt er Dexter die Prothesenhand des Ice Truck-Killers, weil dieser sein Videospiel kritisiert hat. Oh the humanity! Kommt da noch was? Weiß Louise von Dex´Vergangenheit?
- Nach Folge 8 war ich wieder bereit aufzugeben, da die Autoren uns immer noch weißmachen wollen, dass Dexter auf der Jagd nach einem Mensch aus Fleisch und Blut ist: Peinlich.
- Die Gellar-Travis-Beziehung funkioniert auch nicht, weil der Machtkampf der beiden nur innerlich stattfindet, was aus dramatugischer Sicht langweilig ist.
- Dexter und Debra geraten in Konflikt. Halbwegs interessante Entwicklung. Die Therapiesessions von Debra waren richtig gutes Material für ihre Charakterentwicklung und ich bin einer „Romanze“ zwischen Dexter und ihr eigentlich nicht abgeneigt. Es kommt nur darauf an, wie sie geschrieben wird.
- Dexter als Serienkiller-Fanboy glaubt nicht daran, dass eine höhere Macht Travis leiten könnte und zieht dies nicht einmal in Erwägung. Soll das ein schlechter Witz sein? Es hat schon Fälle gegeben, wo Serienkiller behauptet haben, dass ihr Hund sie zum Töten verleitet hat. Die Annahme, dass Travis´alter Mentor ihn aus dem Grab heraus noch Befehle gibt, scheint dann doch nicht zu weit hergeholt, oder?
- „Get Gellar“: Wohl die langweiligste, enttäuschendste Folge ever, da wir wissen, dass Gellar nicht existiert, also wo bleibt die Spannung? Dieser Twist hätte vielleicht Stoff für eine Folge hergegeben. Sogar „Criminal Minds“, eine Serie, die ich nicht sonderlich mag, ist sich der Intelligenz und Seherfahrung des Zuschauers bewusst und enthüllt solche Twists schon nach dem ersten Akt, um in die Psyche des jeweiliger Figur einzudringen oder aber spätestens am Ende der jeweiligen Standalone-Episode. Diese Folge von „Dexter“ anzusehen war einfach nur schmerzhaft und peinlich. Und Dexter erklärt uns auch noch, was da gerade passiert, als er Gellar in der Gefriertruhe findet. Meine Fresse! Und der Score will uns weismachen, dass wir hier die größte Enthüllung aller Zeiten sehen. Facepalm.
- Ich denke ein großes Problem dieser Staffel ist auch, dass das Glaubensthema so stark im Vordergrund steht und uns ständig um die Ohren gehauen wird. „Dexter“ ist einfach keine Serie, der eine besonders nuancierte, subtile Abhandlung von Themen liegt. Die ganze Staffel lange hören wir über Glauben, Erlösung, Vergegbung usw., doch diese Themenkomplexe ergeben zusammen keine Einheit, kumulieren sich nicht, um etwas konrektes und tiefgründiges über Dexters spirituelles Erwachen auszusagen. Was soll denn letztendlich Dexter überwältigende, markerschütternde Einsicht zu diesem Thema sein? Glaube ist gut, außer wenn er für etwas schlechtes benutzt wird?
- „Get Gellar“ zum zweiten: Dexter will Travis erlösen ohne jeglichen Beweis für seine Unschuld? Wie bitte? Dexter kann nicht eins und eins zusammenzählen und schlussfolgern, dass Casey am selben Ort starb, den er zuvor mit Travis aufgesucht hat? Ja, was wird Travis denn gemacht haben, während Dexter für 5 Minuten im Fahrstuhl feststeckte? Und Dexter vertraut Travis einfach, weil dieser Junge ja geistig total gesund ist. Wieso? Und warum will Travis überhaupt nichts über Dexter wissen, warum er z.B. das tut, was er tut ?
- Matthews ist in dem Mordfall verstrickt, wo eine junge Frau an einer Überdosis gestorben ist? Wie überraschend. Wer sollte es den sonst sein?
- Travis legt sich noch mehr eindimensionale Killer-Freunde zu. Hurra. Aber Moment mal, wie interessant wäre diese Staffel wohl gewesen, wenn Travis als charismatischer Leader seine Anhänger schon früh um sich geschart hätte und uns schon von Anfang an klar wäre, dass Gellar nicht exisitert? Wenn Travis alle nur angelogen und diese Menschen Gellar nie zu Gesicht bekommen hätten?
Wie würde Dexter eigentlich damit umgehen, jemanden zu töten, der geistesgestört ist? Warum wurde das im Zusammenhang mit Travis nicht erwähnt?
- In der Zeitspanne von einer Episode wird Travis auf einmal ein begeisterter, fanatischer Killer, der einer Frau kaltblütige die Kehle durchschneidet. Davor war ein weinerlicher Angsthase. Kauf ich den Autoren nicht ab.
- Travis hat eine Diskussion mit Gellar, in der er dem Zuschauer nochmal alles erklärt, was gerade eben enthüllt wurde und damit er Dexter entkommen kann, der ganz verdattert zuschaut. Lahm.
- Das relgiöse Paar, das Travis für sich gewinnt wird total klischeehaft dargestellt. Deren Verhalten enstpricht komplett dem von religiosen Fanatikern: Blind gehorsam, schwach, hörig, mordlüstern etc.
- Als Angel von Travis festgehalten wurde und der Gasangriff bei Metro stattfinden sollte, regte sich ein wenig Interesse bei mir. Leider wird das Ganze in 15 Minuten wieder abgehakt und relativ konsequenzlos aufgelöst.
- In den vorherigen Staffeln wollte ich, dass Dexter den Big Bad tötet, weil ich Angst um seine Familie hatte und dass Dexter enttarnte werden könnte. Doch hier wünsche ich mir nur, dass er Travis tötet, damit die Staffel endlich vorbei ist.
- Die Szene, in der Matthews Deb damit konfrontiert, dass sie ihn verraten hätte, war wieder einmal zum Haareraufen. Kommt es ihm wirklich nicht in den Sinn, dass womöglich La Guerta – die Frau, die ihm schonmal erpresst hat, damit sie beruflich aufsteigen kann – verantwortlich dafür sein könnte? Es macht natürlich schon von vornherein keinen Sinn, dass er ihr überhaupt von seinem kleinen Dilemma erzählt hat, angesichts der konfliktreichen Beziehung der beiden in der Vergangenheit, seiner persönlichen Beziehung zu Debs Vater und der Tatsache, dass er Deb den Lieutenant-Job ja quasi auf den Silbertablett serviert hat. Warum ist er nicht sofort zu Deb mit seinem Problem gegangen? Dann wäre uns dieses billige Drama erspart geblieben. Seufz.
- Warum schickt Dexter eine Videonachricht an Travis und tätigt mit seinem eigenen Handy einen 911-Anruf wegen des Giftgases? Was ist denn aus „Don´t get caught!“ geworden?
- Trinity lässt Rita in der Badewanne ausbluten. Travis isst Cornflakes in Dex´Apartment: ´Nough said. Impotenter Bösewicht ist impotent.
- Travis entführt Harrison: Wow, was für eine Spannung! Als ob die Serie die Eier hätte ein kleines Kind ernsthaft zu gefährden. Bei Trinity hätte ich mir in dem Fall eventuell Sorgen gemacht, aber doch nicht hier in dieser konsequenzlosen Bespaßungszone, auch als Staffel 6 bekannt.
- Dexter rettet letztendlich die Geiselnahme-Aktion von Travis, in dem er ihm vorspielt, er betäube sich mit seiner eigenen Nadel. Es war aber anscheinend nur ein Placebo. Warum sollte Dexter solch eine Nadel dabei haben? Das macht doch gar keinen Sinn. Naja, wahrscheinlich hat er vorher das Drehbuch gelesen. Facepalm.
- In der letzten Folge findet Miami Metro auf einmal alles heraus. Sie interpretieren Gemälde, entschlüsseln Clues und handeln rational. Der Grund: Das Serienfinale hat begonnen und der Plot muss jetzt abgeschlossen werden.
- Ich war ja gespannt, wie Dexter sich wieder rauswinden würde, als Travis sein Gesicht auf eine Gemälde gemalt hatte, das sich am Tatort befindet. Die Antwort: Auf die hanebüchenste Art und Weise, indem alle beim Tatort drauf warten, dass der Blood Spatter-Analyst den Ort des Geschehens als erster betritt, was diesen natürlich genug Gelegenheit bietet seine Spuren zu verwischen. Die Autoren versuchen erst gar nicht mehr spannende und intelligente Lösungen für Dexter schwierige Probleme zu finden, stattdessen verhalten sich alle um ihn herum einfach nicht wie sie selbst oder komplett debil.
- The same procedure as every year: LaGuerta ist eigentlich doch ganz verständnisvoll, was Debra und ihre Arbeit angeht, aber nur weil sich diese Staffel wieder dem Ende zuneigt. Sonst benimmt sie sich wie eine manipulative Schlampe. Das ist wohl der Running Gag der Serie: Einmal im Jahr verhält sich die heilige Maria wie ein empathischer Mensch, sonst fällt sie jeden in den Rücken nur um die Karriereleiter hochzusteigen. Gähn!
- Debra ertappt Dexter auf frischer Tat. Da saß ich nichts ahnend auf dem Sofa und konnte kaum die Augen offenhalten, als sich plötzlich diese letzte Szene vor mir abspielte. Zum ersten Mal in dieser Staffel, war ich ernsthaft aufgeregt und geflasht! Endlich geht es vorwärts! Natürlich hätte diese Szene auch genauso am Ende der 5. Staffel stattfinden können, was uns diese erbärmliche Farce erspart hätte, aber na gut. Eine vielversprechende Entwicklung, bei der in der nächsten Staffel hoffentlich endlich alle Karten auf den Tisch gelegt werden. Ich kann diesen Fortschritt gar nicht erwarten, trat diese Staffel doch in allen Belangen auf der Stelle. Mit Ausahme von Debs Beförderung könnte man diese Staffel überspringen und man würde nichts verpassen.
- Denn Dexter lernt weiterhin nichts aus seinen Taten und alles bleibt für ihn ohne Konsequenzen. Anders als Walter White fühlt Dexter kaum Reue für das, was er tut. Fragt sich, ob es das alles überhaupt wert ist.
Was ist eigentlich Dexters Ziel, mit der Ausnahme seine Abhängigkeit dem Töten gegenüber zu frönen? Was will er erreichen? Gibt es irgendein Endergebnis, auf das er hinarbeitet? Möchte er vielleicht doch ein empfindsamer Mensch werden und auf irgendeine Art seinen Drang zum Töten ablegen? Was wünscht er sich für seinen Sohn, seine Schwester?
Ich habe das Gefühl, dass Dexter einfach der unbestrittene Superheld geworden ist, der morden darf, was das Zeug hält und über all den anderen Menschen steht, speziell denen, die schon mal ein Menschenleben ausgelöscht haben. Er selbst ist über jeden Zweifel erhaben und darf tun und lassen was er will. Sicher, ab und zu sterben Leute wegen ihm, aber nach einer Folge Gewissenbisse, ist wieder alles beim Alten, selbst nach Ritas Tod, die ihm nach Debra, am meisten am Herz lag. Das ist alles wenig einnehmend und langweilt ohne Ende. Jetzt durch diese Enthüllung am Ende, haben die Autoren die Chance Dexter mit Debra jemandem gegenüberzustellen, der seine Morde hinterfragt und so zumindest wenigstens eine moralische Bandbreite gewährleistet, die die Serie dringend benötigt.
Heute mach ich´s mal kurz und stichpunktartig:
- Staffelpremiere „My Bad“: Tolle Aufarbeitung von Ritas Tod; Dexter on edge war faszinierend, geniale Schauspielleistung von Michael C. Hall; Episode war wunderbar düster und schön charakterfokusiert. Eine der besten der Serie.
- Julia Stiles: Beeindruckende Performance von der Dame, habe ihre Figur sehr gemocht und oft mitgelitten. Die langsam Annäherung zwischen ihr und Dexter war das Highlight der Staffel. Ihr Abschied war gut geschrieben, aber überhastet und sorgte dafür, dass wiedermal der Reset-Knopf gedrückt wurde und Dexters Geheimnis niemand kennt. Insgesamt wurde der Tod von Rita durch ihre Anwesenheit und durch Dexters „Hilfe“ bei ihrem Problem aber schön aufgearbeitet. Daumen hoch!
- Viele spannende, halsbrecherische Aktionen: Dexter verfolgt ein Opfer, das in Plastik gewickelt ist, während Deb nur wenige Meter von ihm entfernt ist; Dexer und Lumen töten zusammen und Deb & Quinn stehen nebenan vor der Haustür; Dexter und Robocop ringen miteinander während Quinn draussen vor dem Van steht usw. Schön zu sehen, dass die Autoren mit diesen irren, „Dexter“-typischen Szenen ein wenig Spaß hatten.
- Debs starke emotionale Involviertheit im „Barell Girls“-Fall, die dafür gesorgt hat, dass sie Dexter und Lumen nicht enttarnt. Ich bin einerseits froh, dass die Autoren hier die ganze Staffel über Vorarbeit geleistet haben, um Debras Entkommenlassen der Vigilantes zu rechtfertigen, aber natürlich merkt man diesem Moment – Lumen und Dexter hinter dem Plastikvorhang – an, dass er nur eine Verzögerungstaktik ist, damit die Serie eben noch ein paar Staffeln laufen kann.
- Jennifer Carpenter hat schon seit Staffel 4 beträchtliche an Bildschirmpräsenz gewonnen und auch in dieser Staffel hab ich Debra fucking Morgan gerne zugesehen.
- Die generelle Grundhandlung mit den Barrell-Girls. Ziemlich spannend aufgezogen, auch wenn ich mir wünschte, dass Jordan und seine Anhänger - mit Ausnahme von Boyd – nicht so eindimensional böse dargestellt worden wären. Von Boyd Fowler hätte ich ehrlich gesagt gerne noch mehr gesehen. Ein recht wachsamer, schnell handelnder Typ, der tagsüber tote Tiere aufsammelt, Selbsthilfe-CDs von seinem Mentor hört und bei nacht dafür zuständig ist, missbrauchte Frauen zu töten und in Fassern zu versenken? Hört sich für mich schonmal interessanter an als der Kopf der Gang. Speaking of...
- Jordan Chase oder besser gesagt Johnny Lee Miller: Hat mich als Bad Guy leider gar nicht beeindruckt. Tauchte viel zu spät in der Handlung auf und war für mich so farblos, dass ich mich kaum noch an ihn erinnern kann. Auch seine interessante Backstory mit Emily hätte noch viel deutlicher ausformuliert werden sollen, da sie der Grund für sein ganzes Handeln im Jetzt ist. War sie nun ihm unterworfen oder hatte sie ihn auch auf eine gewisse Art in der Hand? War Jordan noch Jungfrau, weil er immer nur „zusah“? Warum trug er ihr Blut mit sich herum, auf eine Art, damit jeder es sehen konnte? Ist das nicht ein wenig...verdächtig?
- „An-hell“ und die heilige Maria: Ähm, langweilig? Jedwer Kommentar erübrigt sich bei diesem Pairing. Melodramatischer Daily-Soap-Quatsch.
- Der Sante Muerte-Fall. Hat sich für mich nach Zeitverschwendung angefühlt. Klar, er sorgt für ein paar Spannungen zwischen Deb, LaGuerta und Angel, welche aber auch wieder schnell vergessen sind, denn im Finale ist wieder alles okay und alle haben sich lieb. Und wieso wurde der zweite Bruder nie geschnappt bzw. dieser Fall weiterverfolgt? Und wie oft soll Debra und der Zuschauer LaGuerta noch für ein Arschloch halten, nur um dann festzustellen, dass sie ihr eigentlich doch nur helfen wollte und keine andere Wahl hatte. Gähn.
- Quinn und Robocop spionieren Dexter nach. Ich fand gut, dass Quinns steigendes Misstrauen gegenüber Dexter weitergesponnen wurde und er den Kyle Butler-Fall angenommen hat, auch wenn er sich unheimlich viel Zeit lässt eindeutigen Hinweisen nachzugehen, sowie logische Schlusserfolgen zu ziehen. Am Ende der Staffel sieht es allerdings so aus, als würde er nun alles wieder fallenlassen, weil Dexter ihn durch den Bluttest den Arsch gerettet hat. Das ist enttäuschend und ich nehme an in Staffel 6 wird Quinn gar kein Interesse mehr an Dexter haben, da er ja nun glücklich mit Deb zusammen ist und sie nicht verärgern will. Die hat übrigens auch keine Interesse mehr daran in Dexters Vergangenheit zu forschen, seitdem sie weiß, dass Brian Moser Dexters Bruder ist. Auch wieder eine bequeme Lösung für die Autoren.
- Quinn ist mir von Debs bisherigen Boyfriends noch der liebste. Die beiden Darsteller haben einigermaßen Chemie und es gibt genug Reibungsfläche zwischen den Figuren mit ihrem Hund und Katz-Verhalten.
- Vielleicht ein wenig sinnlos, das noch zu erwähnen, aber: Dexters Voiceover und Ghost Harry-Expositionen sind immer noch ein Match made in hell.
- Die Konsistenz der Staffel. Die meisten Episoden waren auf einen Level, es gab keine Ausfälle mehr wie in vorherigen Staffeln. Grundsätzlich durchweg gute Episoden, leider aber auch wenig herrausrragende.
- Dexters finale Erkenntnis, dass niemand ihm für das Monster, das er ist, akzeptieren kann, ist im Prinzip die selbe Einsicht, die er schon unzählige Male und vor allem am Ende der vierten Staffel als thematischen Schlusspunkt hatte. Inwiefern hat Dexter sich also in dieser Staffel verändert? Gut, er hatte nun eine Partnerin, die ihm bei Morden geholfen und mit ihm eine romantische Beziehung hatte. Also Lumen= Miguel + Lila? Wurde, was Dexter angeht, hier eine Geschichte erzählt, die wir so noch nicht kannten? Nein. War die Geschichte trotzdem gut erzählt? Ja, mit Abstrichen. Will ich diese Dynamik nochmal erzählt bekommen? Nein. Wird es trotzdem so sein? Ich denke schon.
- Fazit: Grundsolide Staffel, die mich aber kaum in Begeisterungsstürme versetzen wird. Letztendlich war sie aber dann doch besser, als ich sie nach der ersten Sichtung in Erinnerung hatte.
Im direkten Vergleich zur dritten Staffel haben wir es hier mit echtem Qualitätsfernsehen zu tun. Schon von Beginn an hat man den Eindruck, dass die Verantwortlichen genau wissen, wohin die Reise gehen soll und so steuert diese Staffel - mit einigen kleinen Stolpersteinen - selbstbewusst und unerbittlich auf ihren niederschmetternden und brutalen Höhepunkt zu.
Das Casting von John Lithgow als Trinity-Killer erweist sich als echter Glücksgriff. Obwohl er in den ersten Folgen nur wenige Szenen hat, schwebt seine gruselige und gefährliche Präsenz über allen anderen Figuren. Im Gegensatz zum Skinner in Staffel 3, der die meiste Zeit abwesend war und bis auf wenige Moment keinerlei Gefährlichkeit ausstrahlte, sind wir hier gleich zu Beginn von seinem MO fasziniert und fragen uns, was für Ziele dieser Mann denn nun eigentlich verfolgt.
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Nahezu alles, was in der vorherigen Staffel nicht funktioniert hat, wird hier wunderbar entschlackt und man konzentriert sich - größtenteils - wieder auf das Wesentliche. Dies nimmt zu Beginn vielleicht ein wenig zu viel Zeit ein und es dauert wieder ein bisschen bis die Staffel in Schwung kommt, aber wenigstens hat man dabei das Gefühl, dass es dabei vorwärts geht und die Serie nicht auf der Stelle tritt.
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Deb wird endlich Anton - den eifersüchtigen Jammerlappen - los und stürzt sich wieder total in ihre Polizeiarbeit. Eine Debra, die unerbittlich an einem Fall arbeitet und die die ehemaligen Geliebten ihres Vaters ausspioniert, ist genau die Debra, die wir brauchen und die in Staffel 1 & 2 als Figur so gut funktioniert hat. Vorbei sind ihre stinklangweiligen Beziehungstechtelmechtel, jetzt sehen wir endlich wieder ihre akribisch recherchierte, effektive Polizeiarbeit, wunderbar motiviert durch Lundys Tod und integral verbunden mit dem Trinity-Plot. Applaus! So muss das gemacht werden! Keine öden Ermittlungen bei irgendwelchen 08/15-Fällen, die uns sowieso nicht die Bohne interessieren.
Jennifer Carpenter bekommt diesmal auch deutlich stärkes dramatisches Material zu spielen, so beeindruckt z.B. ihr Zusammenbruch am Tatort ("I´m broken") oder die wiederholte Aufarbeitung ihrer Daddy-Issues. Dass die Szenen zwischen ihr und Michael C. Hall wieder einmal den emotionalen Kern der Serie darstellen, versteht sich inzwischen von selbst. Jetzt wird endlich Dexters Originstory von Debra recherchiert und die Geschwister haben als Folge eine hochspannende Konfrontation, bei der Dexter sich wiedermal haarscharf aus der Affäre schauspielert und Unwissenheit vorgibt. Klasse!
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Die Nebenhandlung mit LaGuerta und Angel spendiert einen weiterhin ca. 5 Minuten pro Folge um eine Klopause einzulegen und wiederzukommen, wenn wieder jemand Interessantes auf dem Bildschirm ist. Sicher ist es besser die beiden zusammen in nur eine Plot-Line zu stecken, anstatt dass sie einem seperat langweilen, aber meine Güte, kann man das nicht einfach sein lassen und ihnen keine Geschichte geben, die nichts mit den Ermittlungen zu tun hat? Ein Hauch von Interesse regte sich in mir, als Captain Matthews in die Sache verwickelt worden ist und er ihnen mit ernsten Konsequenzen droht, sollten sie gegen seinen Willen weiterhin eine romantische Beziehung verfolgen. Wäre dieser Brandherd weiter entzündet worden, würde dabei wenigstens mal etwas auf dem Spiel stehen und es gäbe eine dramatische Fallhöhe. Doch wird daraus was gemacht? Nein, das ganz wird im Staffelfinale wieder komplett albern aufgelöst, indem sie ihrer Bestrafung entgehen und sie sich mir nichts, dir nichts, verloben lassen. Naja. Allerdings hat mir die Beziehung der beiden zwei Momente beschert, die ich nicht mehr missen will. Einmal Angels Slapstick-Einlage, wo ein Tisch unter ihm zusammenbricht, weil er und LaGuerta es tags zuvor zu wild darauf getrieben haben und zweitens ihre Vermählung, bei der ein verwirrter Dexter völlig ahnungslos den Trauzeugen gibt und nicht weniger Interesse an der ganzen Sache haben könnte, weil er gedanklich gerade mit 343 anderen Dingen beschäftigt ist. Herrlich!
Aber ingesamt muss ich schon sagen, dass die beiden wirklich das am wenigstens interessante Element der Serie sind. In den letzten drei Folgen, wo sie dann die meiste Zeit nur ermitteln und den Plot vorantreiben, habe ich aber durchaus wieder Spaß an den Figuren. Sie funktionieren nur nicht als dreidimensionale Persönlichkeiten, für deren Probleme wir uns interessieren sollen.
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Im Mittelpunkt des Ganzen steht aber natürlich Dexter und Arthur Mitchells ungewöhnliche Beziehung. Es ist faszinierend zu sehen, wie Dexter Lektionen über Familie, Ehe und die Welt von einem älteren, wesentlich erfahrenen Serienkiller lernt und diese dann in die Tat umsetzt. Dexter hat sich immer nach jemandem gesehnt, der in verstehen und vor allem akzeptieren kann. Wer wäre da besser geeignet, als ein Serienkiller, der anscheinend sein Leben perfekt im Griff hat und weiß wo der Hammer hängt? Höhöhö. ^^
Arthur scheint alles zu haben, wonach Dexter sich sehnt: Ein liebevolles Verhältnis zu Frau und Kindern, ein einladendes Haus; eine Gemeinde, die ihn schätzt und respektiert und scheinbar auch einen Code nach dem er mordet, der zudem dafür gesorgt hat, dass er in der Vergangenheit nicht aufgeflogen ist und unbemerkt seinen "Hobby" nachgehen konnte.
Die Szenen, in denen sich die beiden annähern und Dexter von ihm lernt, sind sehr intelligent aufgezogen, weil sie Dexter als Figur graduell weiterentwickeln und wir gleichzeitig sehen, welche unmittelbaren Auswirkungen sein neu erlangtes Wissen auf sein Leben mit Rita und den Kindern hat.
In der Mitte der Staffel gönnt man sich, was Trinity angeht, allerdings einen kleinen Durchhänger. So gefällt mir bspw. nicht, dass wir eine Folge lang zu sehen müssen wie er sich einen Sarg zurechthobelt und wie Dexter ihn letztendlich von seinem Suizid rettet. Vor allem letzeres wirkt schon arg konstruiert, sowohl storytechnisch, als auch vom Staging der Figuren her.
Aber gut, diese kleinen Mängel werden durch das wohl albtraumhafteste Thanksgivingdinner alller Zeiten wieder wettgemacht.
Meine Güte, was für eine Spannung lag denn da bitte in der Luft! Ich weiß gar nicht, wie ich diese Szenen adaquat beschreiben könnte. Die Angst der Kinder vor Arthur; die Nonchalance seiner Frau, als sie annimt Dexter hätte etwas mit ihrer Tochter, das nervenaufreibendste Football-Spiel des Jahres, das "kindische" Zimmer der Tochter, "Shut up cunt"; Jonah, der seinen Vater konfrontiert und einen Mörder nennt; Dexter, der Arthur mit seinem Gürtel würgt: "I should´ve killed you, when I had the chance", Mutter und Tochter nehmen Arthur in Schutz, Dexters anschließender Ausraster im Auto ("I´m nothing like him!") - all das hat mir so eine unglaubliche Gänsehaut beschert und mich geschockt, überrumpelt und wahnsinnig aufgewühlt! Eine der besten Szenen der gesamten Serie, keine Frage! Vielleicht sogar eine der besten in der Serienwelt!
Das anschließende Katz-und-Maus-Spiel zwischen Dexter und Arthur sorgt dafür, dass einen die letzten drei Folgen keine Zeit zum Atmen lassen. Das ist "Dexter" at its best: Twist um Twist um Twist, Dexter muss 1000 Sachen auf einmal erledigen, die Zeit wird knapp, Miami Metro ist den beiden immer dichter auf den Fersen und alles droht jede Minute aufzufliegen. Kurz: Dies sind die absoluten Sternstunden der Serie und das, was die Autoren mit dem größten Elan schreiben!
Auch der Twist, dass die Reporterin, mit der Quinn eine Beziehung hat, eine weitere Tochter von Arthur ist fand ich gelungen, auch wenn man sich hier über die Details lieber keinen Kopf machen sollte. Aber wenigstens erhält sie dadurch eine größere Daseinsberechtigung, als nur in recht soapig-angelegten Szenen Quinn ihre Möpse zu zeigen und ihn um eine Beziehung anzubetteln. Gegen Ende als wir erfahren, was Arthur auch bei ihr für Schäden verursacht hat, wurde sie interessanter und auch Courtney Fords Schauspiel wurde besser. Leider ist sie danach bald aus der Handlung befördert worden.
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Kommen wir zu Rita. Die Beziehung zwischen ihr und Dexter fand ich in dieser Staffel etwas willkürlich dahingeschrieben. Manchmal hat sie sich durchaus wie ein verständnisvoller, liebevoller Mensch verhalten, aber die meiste Zeit doch eher wie ein stereotypes, nerviges Hausfrauchen. Auch ihre "Affäre" mit Elliot hätte durchaus früher zum Tragen kommen können, angeteasert wurde der Kerl doch schon in der Staffelpremiere. Naja, ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, warum Rita nicht nachvollziehen kann, dass Dexter auch mal seinen Freiraum braucht. Er ist den ganzen Tag unterwegs, kümmert sich abends um die Kinder, was will sie denn noch? Gut, er teilt ihr wenig von seinem Leben mit, aber seit wann ist das was Neues, Ungewöhnliches? Das war doch schon seit Staffel 1 so. Ich bin mir nicht sicher, ob Rita nun so verständnislos geschrieben worden ist, um künstlich Konflikt zu erzeugen oder ob wir annehmen sollen, dass Rita einfach extrem wenig Einfühlvermögen hat.
An sich gefielen mir diese ganzen Dexter als Vorstadtvater-Szenen eher weniger, besonders die Episode "Blinded by light" hat mich stellenweise extrem gelangweilt und mich ein bisschen an den Autoren zweifeln lassen. Warum entschied man sich in dieser Episode für einen "Desperate Housewives"-liken Ton, der für die Serie gar nicht funktioniert?
"Oh, ist das nicht witzig das sich Dexter, der freundliche Killer aus der Nachbarschaft, jetzt in diesem für ihn ungewohnten Setting befindet? Dass er der Nachbarschaftspatrouille entkommen muss, während er eigentlich den Übeltäter schnappen wollte, der Vandalismus betreibt?"
Ne, also damit hatte ich wirklich gar keinen Spaß.
Zurück zu Rita. Gegen Ende hin, hat mich die Serie doch wieder mit ihr versöhnt und auch ihren Tod fand ich stark in Szene gesetzt und berührend. Ich muss natürlich sagen, dass die letzte Szene eine weitaus stärke Wirkung auf mich gehabt hätte, wenn Dexter im Voiceover-Modus das Ganze nicht kommentiert hätte. Einfach extrem unnötig. Jeder der, die Serie kennt, weiß das Dexter selbst im Blut seiner Mutter saß, genau wie Harrison. Warum muss das denn nochmal erklärt werden? Ist das nicht unheimlich offensichtlich? Danach erklärt Dexter auch nochmal, dass er das Problem ist. Dass jeder, der mit ihm in Berührung kommt früher oder später dafür leiden muss. Seufz. Dexters exzessive Voiceovers und das Ausbuchstabieren von Offensichtlichen durch Harrys Geist haben in dieser Staffel öfter zu einer "Well, duh!"-Reaktion meinerseits geführt, weil sie einen ja schon beinahe dazu zwingen, die Serie im Hintergrund laufen zu lassen und als Hörbuch zu betrachten. Sogar "CSI" mutet dem Zuschauer mehr Intelligenz zu.
Aber gut, dass sind eben die üblichen Kritikpunkte und ich werde langsam müde darüber zu reden.
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Was ich zum Schluss noch ansprechen möchte, ist, dass Dexter hier für sein Handeln bzw. Nichthandeln zum ersten Mal riesige Konsequenzen zu spüren bekommt. Konsequenzen, vor denen sich die Staffeln zuvor immer ziemlich stark gedrückt haben.
Als Dexter gegen Ende der zweiten Staffel Doakes eingesperrt hatte, war es an der Zeit für die Serie Farbe zu bekennen. Entweder würde Dexter ihn, einen Unschuldigen, umbringen müssen oder er selbst musste sich der Polizei stellen und in den Knast wandern. Doch die Serie hat den easy way out genommen und Doakes von Lila killen lassen. Dass Dexter nun verantwortlich für den Tod eines Mannes war, dessen Ableben gar nicht in seinen Code passte und er nebenbei noch dessen komplette Reputation zerstört hatte, wurde im Nachhinein überhaupt nicht thematisiert oder hinterfragt. Und da Lila Doakes getötet hatte, war es Dexter nun auch erlaubt sie zu töten. Eine sehr bequeme und erzählerisch schwache Lösung. Das wäre so, als ob Walter White darüber nachdenken würde Crazy-8 zu töten, aber weil Jessys Keller, in dem er ihn gefangen hält, einstürzt, wird ihm diese Entscheidung einfach so abgenommen: Deus Ex Machina.
Doch am Ende der vierten Staffel von "Dexter" muss er für seine Taten zahlen und wir sind hautnah dabei wie er immer wieder seine Chance verstreichen lässt, Arthur zu töten, obwohl sich ihm zahlreiche Gelegenheiten geboten hätten. Hätte er zudem die Polizei nicht auf die falsche Fährte gelockt, wäre Rita noch am Leben gewesen. Doch weil Dexter unbedingt Selbstjustiz üben musste, ist sie das nicht mehr. Das ist ein ziemlich starkes Statement, das die Serie hier setzt und es zeigt, dass Dexter eben kein Superheld ist, der tun und lassen kann, was er möchte, sondern auch Fehler macht und von dem Autoren nicht als moralisch einwandfrei behandelt wird.
Jetzt liegt es an der fünften Staffel diesen konsequent eingeschlagenen Weg zu folgen...
Als ich "Dexter" 2010/2011 entdeckte war für mich die Serie das absolute Nonplusultra. Ein guter Freund hatte sie mir damals ans Herz gelegt und binnen ein paar Wochen hatte ich alle bis dato erschienen vier Staffeln hinter mir. Und ich wollte mehr. Ich wartete gespannt auf die 5. Staffel, doch nachdem ich diese hinter mir hatte, sah die Sache schon wieder ganz anders aus. Ich war enttäuscht von der extremen Mutlosigkeit der Autoren und hatte das Gefühl die Serie würde eigentlich nur noch auf der Stelle treten. Ich hörte auf zu gucken.
Nun, fast sieben Jahre später war ich gespannt, ob mich "Dexter" in seinen ersten Staffeln immer noch so faszinieren und mitreißen würde wie damals mit 19 Jahren. Kurze Antwort: Nein. Nun da ich die besten Serien der TV-Geschichte ("Six Feet Under", "Die Sopranos", "Breaking Bad" etc.) - wie sie allgemein gerne bezeichnet werden - hinter mir habe, fallen mir die erzählerischen Schwächen von "Dexter" schon ziemlich stark auf.
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Ein großes Problem der Serie ist, dass es bei "Dexter" keinen Charakter gibt, der auch nur ansatzweise die Tiefe und Aufmerksamkeit zugestanden bekommt wie die Titelfigur. Dieses Konzept muss nicht schlecht sein, hat es doch bei den Sopranos mit Tony unheimlich gut funktioniert und eine der besten Serienfiguren aller Zeiten hervorgebracht. Der Grund warum dieser Ansatz hier nicht aufgeht, ist, weil die meisten Nebenfiguren bei "Dexter" unheimlich langweilig und in einschläfernde Plots verwickelt sind. Zum zweiten wird Dexter als Charakter an sich viel zu wenig hinterfragt und man hat das Gefühl die Drehbuchautoren finden das, was er da macht, eigentlich schon ziemlich geil.
In der ersten Staffel sind wir uns noch nicht sicher, wie wir Dexter einschätzen sollen, doch schneller als uns lieb ist wird er zum eindeutigen Sympathieträger, was vor allem dem exzessiven Voiceover-Einsatz geschuldet ist, der uns immer wieder in seine recht geschäftige Gedankenwelt hineinzieht. Was dieses Mittel zur Informationsvermittlung angeht, bin ich zwiegespalten. Einerseits ist es witzig, wenn Dexter in seinem Kopf sarkastische Sprüche mit dead pan-Betonung zum Besten gibt und etwas völlig anders zu seinen Mitmenschen sagt, als er denkt, jedoch macht diese erzählerische Krücke auch viele Momente, die keinerlei Kommentar bedürfen, wieder zunichte, wenn Dexter uns bspw. den Plot nochmal erklärt oder offensichtliche Metaphern durchexerziert, die der aufmerksame Zuschauer auch selber hätte aufschnappen können. Dies sorgt dafür, dass man sich oft regelrecht an den Kopf fassen möchte und den Autoren gerne sagen würde, sie sollen diese Szenen auch mal atmen lassen und nicht immer mit belanglosen Geplapper zukleistern. Naja.
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Die andere Frage, die sich mir noch stellt, ist, ob es überhaupt Sinn macht, keinerlei emotionale Distanz zwischen einer Serienkiller-Figur und dem Zuschauer zu haben indem wir permanent in sein Innerestes eingeführt werden. Es ist schon witzig, dass Dexter - ein Serienkiller, der zahlreiche Menschen auf den Gewissen hat, einen unstillbaren Drang nach dem Töten hat und sich selbst als Monster bezeichnet - bei mir nichtmal ansatzweise so ein Wechselbad der Gefühle auslöst wie es bspw. ein Tony Soprano oder Walter White tun. Bei den beiden hat mein Sympathie-Barometer teilweise schon innerhalb nur einer einzigen Folge wie wild ausgeschlagen.
Dennoch habe ich sie aber auf ihrem langen und steinigen Weg immer begleitet und nie das Gefühl gehabt, ich kann nicht verstehen, warum sie so sind, wie sie sind und warum sie sich als Menschen so entwickelt haben. Das liegt daran, dass David Chase und Vince Gilligan ihre Figuren nicht als Helden feiern und verkaufen. Für jeden Moment des Triumphs oder badassigen Verhaltens sehen wir als Ausgleich zahlreiche Szenen, die uns klar machen, was Walter und Tony eigentlich für jämmerliche und schwache Männer sind. Wir sehen sie allein, unbefriedigt mit sich selbst und der Welt, Lebensfreude: Ahoi. Kein Mensch klaren Verstandes würde gerne deren Leben führen.
Bei "Dexter" sieht die Sache wieder anders aus. Er tötet anscheinend nur Verbrecher, die es auch verdient haben zu sterben und man hat sehr selten das Gefühl, dass die Serie sein mörderisches Verhalten hinterfragt und thematisieren möchte, wie abgefuckt das eigentlich ist, was wir da sehen. In Staffel 2 als Sgt. Doakes die Wahrheit über Dexter erfährt, wurde Dexter wenigstens kurzzeitig mal jemand gegenübergestellt, der seinen Code hinterfragt und sein Weltbild ein wenig ins Wanken bringt. Dass diese Figur von diesem Zeitpunkt an nicht mehr lange zu Leben hatte, ist selbstredend.
Nun, das macht "Dexter" natürlich erstmal nicht zu einer schlechten Serie. Solange es um Dexter geht, ist die Serie mitunter recht amüsant, spannend und in manchen Abschnitten sogar unheimlich einnehmend. Sie ist nur leider nicht das subversive Crime-Drama, das sie vielleicht gern sein möchte.
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Um mal etwas mehr auf Staffel 3 einzugehen: Während der erste Hälfte war ich wirklich geneigt die Serie wieder abzubrechen. Die ersten beiden Staffeln war ganz gut, ich hatte meinen Spaß, doch dieses Outing hat meine Geduld schon gewaltig strapaziert. Es ist schon irgendwie unglaublich, wie stark die Qualitätsschwankungen zwischen den Szenen mit Dexter und denen mit den Angestellten von Miami Metro sind.
Doch zunächst zum Postiven. Dexters Vaterwerdung und anstehende Hochzeit, das Erweitern seiner Komfortzone, in dem er wieder jemanden in sein Leben lässt, seine Freundschaft mit Miguel, sein Katz-und-Maus-Spiel mit ihm - all das funktionierte wirklich großartig für mich. Ich war nur kein Fan vom Camilla-Subplot, in dem eine "alte" Freundin von Dexter den Löffel abgibt und von ihm das letzte Mal einen perfekten Kuchen will. Stinklangweilige und vor allem laaaaanggezogene Gespräche am Krankenbett? Nein, danke. Die Idee dahinter ist jedoch interessant: Wie geht Dexter damit um, wenn jemand von ihm ermordet werden WILL? Leider ist das ganz unheimlich öde aufgezogen. Wenn ich jemand jammern hören will, besuche ich meine Oma zum Kaffeeklatsch.^^
Nun gut, dessen ungeachtet, gefiel mir wie sich die "Freundschaft" zwischen Dexter und Miguel entwickelt hat. Die Serie lässt sich für diese Entwicklung viel Zeit und das sorgt für einen großartigen Payoff am Ende, wenn Dexter sich mit ihm entzweit und letztendlich wieder von ihm "verabschieden" muss. Die Szene, in der Dexter zum ersten Mal mit seinem Freund gemeinsam mordet, ist zudem ein wahres Highlight der Serie: verstörend, pervers, ein Schlag in die Magengrube. Auch hier wäre wieder das Potential da gewesen, uns hinterfragen zu lassen, warum wir eigentlich mit diesem Serienkiller sympathisieren, der jemand anderen auch noch zur Selbstjustiz anstiftet. Leider passiert das nicht.
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Was der dritten Staffel für mich fast das Genick gebrochen hätte, war für mich alles, was nicht mit Dexter zutun hatte. Egal ob Angel, Masuka, Quinn, Anton, LaGuerta - alle stehen sie auf der "Äh ja, also diese Figuren müssen ja auch irgendwas zutun haben"-Liste und beinahe jeder Szenenbeginn mit ihnen wurde von mir mit einem lauten Seuzfer quittiert. Man merkt wirklich, dass die Autoren an diesen Figuren keinerlei Interesse haben und lieber wieder einen neuen Dexter-Monolog, die nächste halsbrecherische Gefahrensituation oder pseudo-tiefsinnige Gedankenmasturbation von Ghost-Harry über Gute und Böse schreiben möchten. Apropo Ghost-Harry: Not a fan. Zusätzlich zu Dexters Voice-Over-Exposition muss jetzt auch noch sein toter Adoptivvater sein Unterbewusstsein spielen und alles erdenkliche ausbuchstabieren. Es wäre ja auch zu viel verlangt dem Zuschauer ein wenig eigenständiges Denken zuzugestehen. Nein nein, das können wir nicht haben.
Der ganze Skinner-Plot lässt sich auch so zusammenfasssen: zzzzzZZZZZzzzz. Hier gibt es nichts zum Miträseln, keine cleveren Twists und alle beteiligten Personen in diesem Mordfall sind so eindimensional und langweilig geschrieben, dass es einen einfach nur noch ermüdet zurücklässt. Als Beispiel sie nur Yuki Amado genannt, ein weiblicher Officer, der Deb das Leben schwermacht, aus so ziemlich gar keinen Grund. Aber hey, wir brauchen Drama, also was ist einfacher, als einen Charakteren mit dem wir sympathisieren, auf jemand stoßen zu lassen, der sich einfach nur daneben benimmt, was wiederum für mehr Sympathie für unsere Identifkationsfigur sorgt. Gähn!
Oder was war bitte mit Angel los? Er führt eine total soap-artige Beziehung mit einem weiblichen Cop und die beiden geben Dialoge zum Besten, die auch aus "Verbotene Liebe" stammen könnten. WTF?
Oder Anton. Ein Musiker, der ohne Ende Girls abschleppt und manchmal auch mal lässig nen Joint durchzieht, ist nach einem One-Night-Stand mit Deb plötzlich so in sie verknallt, dass er ne ernste Beziehung mit ihr möchte. Seriously? Jede Szenen mit den beiden war absolut unansehbar.
Neben Dexter sind eigentlich nur Deb und Miguel akzeptable Charaktere (und Masuka, wenn er im Hintergrund agiert und perverse Sprüche reißt). Deb ist scheinbar die einzige bei Miami Metro, die etwas zu Stande bekommt d.h. Fälle löst und dementsprechend freuen wir uns auch mit ihr, wenn sie am Ende nochmal ihre Beförderung bekommt. Alle Szenen zwischen Michael C. Hall und Jennifer Carpenter sind ohnehin erste Sahne und die Geschwisterdynamik der beiden Figuren kommt mir sehr lebensnahe und glaubwürdig vor. Auch Jimmy Smitts als Miguel Prado ist eine wunderbar realisierte Figur und jede Szene zwischen Dexter und ihm sprüht förmlich voller geheimer Agenden und Motivationen. Hier gibt es sogar Subtext.^^ Wir sehen wie sich kennenlernen, ihre Freundschaft vertiefen, sich anlügen und betrügen und letztendlich volkommen entzweien. Deren stetig wechselnde Dynamik ist ganz klar die Ehrenrettung dieser Staffel.
Es scheint wirklich so, als ob Dexter auch immer eng in die Ermittlungen von Miami Metro miteingebunden werden muss, damit die Serie auch funktioniert. Deswegen waren die ersten beiden Staffeln auch deutlich besser. Beim Ice Truck-Killer-Plot in der ersten Staffel erfuhr Dexter durch seine Kollegen immer wieder Informationen über diesen mysteriösen Serienkiller, der ihn persönlich Botschaften hinterließ und Dexter musste allen anderen gegen Ende immer einen Schritt voraus sein, um seine eigene Identität und die seines Bruders beschützen zu können. Und in Runde 2? Ja, da war Dexter selbst im Fadenkreuz. Doakes und Lundy waren ihm immer auf den Fersen und nur ein paar Schritte hinter ihm. Dadurch befand sich die Spannung stets auf einem konstant hohen Level und wir fragten uns immer und immer wieder wie Dexter seinen Kopf jetzt noch aus der Schlinge ziehen wird. Jeder Mitarbeiter von Miami Metro ermittelte gegen Dexter. Und der Clou? Sogar Dexter musste zeitweise gegen sich selbst ermitteln. Dies wäre eigentlich der perfekte Ansatz für die letzte Staffel gewesen. Es zeigt auch, dass es völlig daneben war eine Geschichte über einen Serienkiller über 8 (!) Staffeln auszuwälzen, wenn es prinzipiell einen klar abgesteckten Rahmen gibt, in dem sich die Figur bewegen kann. Jeder der Dexters Geheimnis weiß, muss über kurz oder lang aus der Serie verschwinden oder getötet werden. Zumindestens in den ersten fünf Staffeln - mehr habe ich nicht gesehen - nutzt sich dieses Konzept schon gewaltig ab.
Aber gut: Wie sieht´s in Staffel 3 aus? Hier haben wir genauso viel Interesse am Skinner wie Dexter. Soll heißen: Gar keins. Erst in den letzten Folgen wird er für Dexter auf einmal gefährlich und relevant. Dies geschieht einfach viel zu spät und Dexter letzter Showdown mit ihm ist leider auch nur generisch wie nochmal was und wirkt wie ein Abhaken auf der Checkliste.
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Die vierte Staffel werde ich mir auf jeden Fall noch ansehen. Ich kann mich erinnern, dass ich die damals noch sehr gut fand. Vor allem freue ich mich auf John Lithgow, der als Trinity-Killer einen wunderbaren Antagonisten abgeben wird und Dexters strange Beziehung mit ihm. Ich meine mich auch noch an zahlreiche WTF-Momente zu erinnern, die mich ziemlich schockiert und begeistert zurückgelassen haben. Leider erinnere ich mich auch an Angel und LaGuertas boring as fuck-Affäre und Quinns Seifenoper mit der Reporterin. Naja, mal sehen.
In der zweiten Staffel erlebt "Bates Motel" einen Quantensprung an Qualität. Die letzten 3-4 Folgen musst ich direkt binge-watchen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Im Gegensatz zur ersten Staffel, die, was den Ton und das Storytelling anbelangte, keine einheitliche Linie für die Serie fand und stellenweise stark mäanderte, merkt man hier gleich im Staffelauftakt, dass Carlton Cuse und Kerry Ehrin in den nächsten 10 Folgen große Dinge mit uns vorhaben.
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Sicher, die Nebenhandlungen wirken immer noch wie Fremdkörper und verlaufen sich bis zum Staffelfinale des Öfteren im Nichts. Manche Enthüllungen wie etwa die spannende Idee, dass der Kopf der Drogenorganisation eine Frau ist, kommen überraschend daher und versprechen eine interessante Dynamik, doch leider wird daraus nichts gemacht und wenn sie dann im Staffelfinale erschossen wird, offenbart sich eigentlich nur wie wenig sie zur Gesamthandlung beigetragen hat und wie viel Potential die Autoren hier verschenkt haben. Das ganz Weed-Business wirkt ohnehin stark von "Breaking Bad" inspiriert: Dylan, der in den Familienszenen ein spannender Charakter ist, bleibt in der Nebenhandlung nur ein offensichtlicher Jesse Pinkmann-Verschnitt; geheime Treffen werden irgendwo im Nirgendwo abgehalten ohne auch nur den Hauch von der Spannung und Intensität zu haben, die Vince Gilligan und Co. so selbstverständlich heraufbeschwören konnten und die verfeindeten Kartellbosse haben mit Gus Fring so viel zu tun, wie "A haunted House" mit Intelligenz und Feinsinn. Vielleicht bin ich hier einfach zu sehr von Walter Whites epischer Story verwöhnt, aber mir macht es inzwischen wirklich keinen Spaß mehr Serien anzuschauen, in der die Bösewichte nicht mindestens genauso intelligent oder nachvollziehbar motiviert sind,wie unsere Sympathieträger, unsere Helden. Auf eine generische Art sind die Szenen, die sich mit dem Drogenplot beschäftigten zweckdienlich und einwandfrei gefilmt, aber wie sagt man so schön: They leave a lot to be desired.
Auch Nebencharaktere wie Emma bekommen wenig Aufmerksamkeit und sind einfach nur da, auch wenn man sagen muss, dass die Serie dies in den letzten Episoden selbstkritisch aufgreift, indem sie Olivia Cookes Figur bemängeln lässt wie ausgeschlossen sie sich von allem fühlt. Auch Normas Love-Interest George könnte nicht langweiliger sein und verhält sich wie der klassische, besitzergreifende Nice Guy, der keine Eier in der Hose hat.
Nicola Peltz´Ausstieg aus der Serie – Zeit für „Transformers“-Kloppereien – kommt zwar abrupt und wenig glaubwürdig daher, doch ihre letzte mörderische Tat lässt eine Kettenreaktion vom Stapel, die sich gewaschen hat. Hier hat man das beste aus ihrer limitieren Screentime herausgeholt.
Nicht zu vergessen: Kenny Johnson als Normas Bruder Caleb, der mit seinem brutalen Kurzauftritt einen starken Eindruck hinterlässt und dessen Rückkehr wünschenswert wäre.
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Eine der größten Stärken dieser Staffel ist zweifelsohne die komplexere Darstellung der Stadt White Pine Bay und ihrer Bewohner. In der ersten Staffel hatte man ja den Eindruck, dass hier nur Vergewaltiger, Menschenhändler, Kleinkriminelle, Mörder und andere Übeltäter wohnen. Jetzt sehen wir auch mal normale Leute, die im Supermarket, beim Theater oder auf der Stadt arbeiten. Dies macht die Welt von „Bates Motel“ viel greifbarer und glaubwürdiger. Das Problem zuvor war ja, dass Norma und Normans kriminelle Taten und abgedrehte Verhaltensweisen in keinem spürbaren Kontrast und überzeugenden Kontext zu ihrer Umgebung standen, denn wenn hinter jeder Ecke ein Verrückter lauert, fällt die quasi-inzestuöse Beziehung zwischen Mutter und Sohn und deren Schandtaten nicht weiter ins Gewicht.
Gerade diese Beziehung ist es aber dann auch, die die Serie über jeden Zweifel erhaben werden lässt. Zum ersten Mal wird der Existenzgrund für eine Prequel-Erzählung deutlich gemacht, in dem wir sehen wie die co-abhängige Beziehung zwischen Norma und Norman in seinen psychlogischen Feinheiten funktioniert. Norman, der treu ergebene, fürsorgliche Sohn hat scheinbar endlose Empathie für die Leiden seiner Mutter und kann nicht mehr zwischen der von ihr erlebten Gefühlen und seinen eigenen unterscheiden. Seine Identifikation mit der Mutterfigur führt soweit, dass er gern ihre Schlachten schlagen würde, sich verletzt fühlt wenn sie von anderen angegriffen wird und komplett eins mit ihr sein will, um ihr noch näher zu stehen.
Und Norma – aus falscher Sorge um ihren Sohn – verstärkt sein Trauma und seine Blackout-Episoden noch, indem sie ihm einredet, dass alles, was er in diesem Zuständen tut, nicht seiner Verantwortung unterliegt und sich nicht wirklich so zugetragen hat. Hier sehen wir die wahre Tragik der Geschichte: Norma denkt sie würde ihren Sohn schützen, aber sie sorgt nur dafür, dass er immer mehr seine eigene Identität verliert und die Stimme von ihr in seinem Kopf immer lauter wird, sodass sie bald alles übertönt, was noch von Normans eigenen Gedanken und Gefühlen übrig ist.
Vera Farmiga und Freddie Highmore leisten hier mal wieder außerordentliche Arbeit und jede Szenen mit den beiden ist manchmal ein kleines, meistens aber ein großes Highlight jeder Episode, ganz egal, was sich sonst noch in der Handlung tut. Vor allem Farmiga ist eine Naturgewalt und schafft es wirklich jeden anderen Schauspieler in ihren Orbit zu ziehen und dadurch jede Szene mühelos zu dominieren. Gebt dieser Frau jeden Preis, den es gibt!
Die Mutter-Sohn-Beziehung funktioniert nur wegen der grandiosen Chemie der beiden so gut und schwankt ständig zwischen unangenehm-creepy und knisterndernd-erotisch. Solange sich die Serie um die Familiendynamik zwischen Norma, Norman und Dylan dreht und Sheriff Romero – low key Intensität von Nestor Carbonell – ab und zu mit ihnen interagiert, befindet sie sich auf sicheren Hafen. Alles andere ist dagegen ist dagegen nur vergessenswertes Beiwerk. Natürlich macht es Sinn, dass die Geschichte der Bates-Familie vor dem Hintergrund einer korrupten, kriminellen Stadt stattfindet, aber warum können denn diese Nebenhandlungen, die das thematische Fundament bilden, nichtmal ansatzweise mit der Haupthandlung mithalten? Man bräuchte nur ein wenig mehr Intelligenz und Feinsinn im Storytelling, spannendere Bad Guys und Nebenhandlungen, die die Mainstory einfach viel mehr tangieren – nicht nur wenn es auf den Showdown zuläuft - und das Problem wäre gelöst.
Dennoch: Alles in allem ein Riesenschritt nach vorne. Staffel 3 kann kommen!
Jetzt habe ich mir doch allen Ernstes die gesamte erste Staffel dieser Serie angeschaut. Holy shit! Was ist das denn für ein wildes Potpurri aus unterhaltsamen Camp, seichten Teeniedrama, reißerischer, wenn auch zeitweise effektiver Horrorshow und dünnbödiger, psychologischer Charakterstudie, die nach dem Malen nach Zahlen-Prinzip funktioniert.
Zuallerst würde mich ja interessieren, warum die Serie in der Jetzt-Zeit angesiedelt wurde und nicht in den 40er-Jahren. Es ist doch glaubwürdiger, dass Norman Bates - wie wir ihn kennen und lieben - zu dem wurde, der er ist, weil er abgeschieden aufgewachsen ist und seine Zeit hauptsächlich alleine oder mit seiner Mutter verbracht hat. Doch hier sehen wir ihn mit I-Phone in der Hand und Laptop aufm Schoß, die hübschen Mädels seiner Schule stehen auf ihn und einen Bruder hat er auch noch, dem er seine schrecklichen Geheimnisse anvertrauen kann. WTF? Dazu kommt noch, dass in der Zeitperiode, in der Hitchcocks Meisterwerk spielte, die eigene Sexualität noch viel mehr unterdrückt werden musste, was nur eine der explosiven Zutaten war, die dafür sorgte, dass der Psycho-Cocktail bei Norman Bates so richtig reinknallte. Auch dieses Element fällt hier leider unter den Tisch und stattdessen fahren wir die "Meine Mutter glaubt nicht, dass andere Mädchen mich lieben können"- Schiene und Norman lässt sich von seiner Mutter beherrschen, weil er ihr Liebling ist. Irgendwie wollen sich diese Puzzlestücke einfach nicht zu einem überzeugenden Psychogramm zusammensetzen. Man könnte ja annehmen Norman hätte Probleme mit seiner Sexualität, weil er und seine Mutter ein zu intimes Verhältnis pflegen, aber falsch gedacht! Schon nach wenigen Folgen schläft Norman mit dem heißesten Mädchen der Schule und hat keinerlei Probleme damit zu "performen". Auf der anderen Seite wird er uns aber wieder als totaler Aussenseiter und Weirdo präsentiert, der im Gespräch mit den meisten Leuten mal so gar nichts zu sagen hat und ihnen nur brav zustimmt, anstatt eine eigene Meinung zu haben. Wo ist denn da der Appeal? Wollte man der Serie hier einen parodiehaften Charakter gönnen, indem das heiße Girl mal den Freak verführt und dafür ihren Jock-Boyfriend stehen lässt?
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Schon nach der ersten Folge setzte für mich Verwirrung ein. Norman und Norma sind keine zwei Minuten im Haus eingezogen und schon steht der vorherige Hausbesitzer bei ihnen auf der Matte, der alles andere als begeistert darüber ist, dass die beiden jetzt sein Motel übernehmen. Noch in der selben Nacht taucht er auf, bricht ein, vergewaltigt Norma und wird schließlich von den beiden getötet, vor der Polizei versteckt und anschließend bei einer gemütlichen Bootsfahrt im Mondlicht in den Fluß gedroppt. Was zum Teufel? xD Wir kennen die Figuren noch gar nicht, das Setting und der Ton der Serie wurde noch nicht etabliert und schon liegt die erste bzw. zweite Leiche (Rückblende mitgezählt) vor unseren Füßen.
Und diese Art von überraschenden und reißerischen Wendungen gibt es in den nächsten Folgen zu Hauf. Einerseits ist das natürlich von Vorteil, da dadurch theoretisch alles in der Serie passieren könnte, was ja durchaus Spannung verspricht, nur leider kommen viele dieser Twists and Turns ohne dramatisches Gewicht daher und sind oft schon in der nächsten Episode nicht mehr handlungsrelevant. Die zweite Folge legt, was diesen Aspekt angeht, auch gleich richtig vor: Zwei Männer werden verbrannt, der eine sogar öffentlich auf dem Markplatz hingerichtet und nebenbei läuft noch ein Nebenplot mit asiatischen Sexsklavinnen, die in der Stadt in irgendeinem Kellerloch gehalten werden. Während man sich "Bates Motel" anguckt, fragt man sich eigentlich permanent, ob in dieser Stadt auch normale Menschen leben oder ob es nur Kriminelle gibt, die Drogengeschäfte machen und Leuten killen - Old Testament-Style.
Man bekommt nie wirklich ein Gefühl dafür, ob das Setting nun ernstgemeint ist oder wir uns in einer erhöhten Realität befinden, wo Dinge wie Vergewaltigungen und Morde eben einfach passieren und zum guten Ton der Stadt gehören. Dies wird vor allem beim Tod von Deputy Shelby deutlich, der eine Affäre mit Norma einging und selbst eine Sexsklavin in seinem Keller untergebracht hatte. Wir erfahren nie, warum er sich daran beteiligt hat und als die Asiatin letztendlich vor ihm fliehen kann, hören wir nur in der nächsten Folge von seinem Kollegen, dass sie anscheinend von ihm im Wald erschossen wurde. Das heißt, das Ganze geschieht offscreen und wir hören es nur aus zweiter Hand. Wow, sag ich dann nur. Es ist ja schon gewagt ein ernstes Thema wie Menschenhandel in so einem albernen Quatsch unterzubringen, aber die Leidtragende dann so mir nichts, dir nichts einfach aus der Handlung zu befördern, zeugt schon von schlechten Geschmack.
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Alles an "Bates Motel" wirkt so verdammt beliebig. Da wird Bad Guy Shelby am Ende der sechsten Folge umgebracht und schon steht der nächste Bösewicht vor der Tür. Jere Burns (Jesse Pinkmanns Therapeut aus "Breaking Bad") taucht auf und stellt sich als Mr. Abernathy vor, alternativ hätte er aber auch "Hi, I´m the new bad guy" sagen können. Er schüchtert Norman immer wieder ein bisschen ein, wirft ihre creepy Blicke zu und als die Zeit reif für das Finale ist, will er auf einmal von ihr Plot-Device-Money, weil er sonst ihre Söhne und sie umbringen wird. Davor fällt darüber natürlich kein Wort, aber weil die Staffel sich jetzt dem Ende neigt, brauchen wir halt irgendeinen Klimax, der künstlich Spannung geniert. Schnarch.
Oder uns soll übermittelt werden, dass Norman laut Film ja irgendwann mal ein Tier- und Menschenpräperator sein wird. Die Lösung? Die Episode beginnt und ein streunder Hund läuft ihm zu, am Ende der Folge wird dieser vor unseren Augen überfahren. Das macht Norman traurig, deswegen geht er zum Präperator seines Vertrauens, lernt wie er Hundi ausstopfen kann und dekoriert mit dessen Präperat anschließend sein Zimmer. Sein Mutter nimmt das neue Hobby ihres Sohnes gelassen hin. Na dann wäre dieses Element ja abgehakt. Und so geht das in einer Tour!!
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Dabei hat die Serie mit Vera Farmiga und Freddie Highmore doch zwei unglaublich fähige Schauspieler zu verbuchen! Vor allem Erstere kann sehr leicht zwischen wahnsinniger Hexe und liebevoller Mutter wechseln und auch Highmore als Norman Bates bringt die schüchterne und sozial inkompetente Art seiner Figur überzeugend rüber. Wenn man sich auf diese beiden konzentrieren würde, die Marihuana, Sexsklavinnen und Liebesdreieck-Nebenhandlungen streichen würde, könnte man hier durchaus eine spannende Figurendynamik erleben.
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Gut gefiel mir auch Max Thieriot als Dylan, Norman Bruder, der als eine Art Zuschauersurrogat immer wieder kommentiert, wie seltsam sich Norman und Norma verhalten und wie unnatürlich deren intime Beziehung miteinander ist. Leider bekommt er in der Serie fast nichts zu tun, ist nur in der Mitte der Staffel von größerer Bedeutung und verschwindet im Finale sogar mittendrin völlig aus der Handlung. Alles läuft auf einen generischen Showdown zu, in dem alles (oder nichts) auf dem Spiel steht und seine größter Beitrag ist es, Norman schwarze Socken zu leihen, da dieser auf einem Schulball gehen muss und aufgrund seiner nicht vorhandenden schwarzen Socken einen Wutanfall hat. Nein, ich scherze nicht. This is what happens.
Der MVP der Serie ist aber eindeutig Nestor Carbonell als Sheriff Romero, der mit seiner einschüchternden Art und seinen zweifelhaften Verhalten immer wieder für Spannung sorgt und die Aufmerksamkeit des Zuschauers an sich reißt.
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Tja, irgendwie liest sich das alles schon ziemlich unterhaltsam und irgendwie hab ich ja sogar Bock auf Staffel 2, obwohl die Serie für mich ein einziges Fragezeichen bleibt. Zeitweise habe ich mich beim Gucken ganz schön gelangweilt, aber dann wollte ich doch wieder wissen, wie es weitergeht. Ich habe das Gefühl die Serie betreibt wirklich nur minimalistischen Aufwand um den Zuschauer bei Laune zu halten und dafür zu sorgen, dass er beim nächsten Mal wieder reinschaut und doch gab es einige Momente - speziell in den Szenen zwischen Farmiga und Highmore - wo mich die Serie total hatte und ich wie gebannt vorm Laptop saß.
Mal sehen wann ich Bock auf Staffel 2 habe.
Also bis auf den "Tatortreiniger" interessiert mich da gar nichts. Aber gut, habe noch einige Serien zu schauen die Netflix-Originale und bereits verfügbar sind.
"Gottesdienst auf sämtlichen Kanzeln". Hehe, den muss ich mir merken.^^
Von deinen HBO-Serien kenne ich alle bis auf "Deadwood". Kannst du vielleicht ein paar Worte zur Serie sagen? :) Ist sie sehr charakterorientiert, thematisch ansprechend etc. Denn mir geht´s ein bisschen wie dir: Hab auch gedacht, dass mich so schnell keine Serie mehr begeistern wird, da ich alle "großen" Serie schon hinter mir habe. Kürzlich hat mich "Breaking Bad" nochmal aus den Latschen gehauen, aber einige andere Serien, die ich danach angefangen habe, ließen mich einfach nur kalt. Wenn man mal ein gewisses Niveau gewöhnt ist, ist es doch schwer wieder weniger gute Serien zu gucken und zu schätzen.^^
Achja, mir ist aufgefallen, dass du dir "True Detective" noch nicht angesehen hast. Ich sage nur: Pflichtprogramm! :)
Von den drei Teilen, die ich gesehen habe, der bisher beste. Packende Action, ausreichend Tiefgang, ein netter, kleiner Spionageplot, spaßiges Teamwork unter den Agenten, ein großartiger Gegenspieler mit Philip Seymour Hoffman und ein gnadenlos schnelles Erzähltempo. Nur die Auflösung der ganze Geschichte fand ich etwas hanebüchen und übertrieben kitschig. Aber Spaß haben die zwei Stunden auf jeden Fall gemacht!
Wie viele Chancen muss man einer Sitcom geben, um beurteilen zu können, ob sie witzig ist und vielversprechend in ihrer zukünftigen Entwicklung sein wird? Nach drei Folgen "Modern Family", die ich gut ohne einen einzigen Lacher überstande habe, denke ich: Nicht viele. Familiäre Szenarien, stereotype Figuren, vorhersehbare Gags und Pointen sowie ein Cast, der mal so gar keine Chemie miteinander hat, gilt es hier zu ertragen. Wären die Schauspieler - allen voran Ed O´Neill als altes Ekelpaket - nicht so motiviert bei der Sache, würde es sich hier um einen Totalausfall handeln.
Also Leute, ich mach´s heute mal kurz.
Mein Gesichtsausdruck sobald Leute in diesem Film den Mund aufgemacht haben: Thaddäus Tentakel, der von Spongebob genervt ist.
Meine Reaktion bei den Actionszenen: Schallendes Gelächter und Freude.
Ergebnis: Ein Durchschnittsactioner.
Die zweite Staffel gefiel mir deutlich besser als die vorherige. Vielleicht liegt es daran, dass die Rahmenhandlung diesmal klarer abgesteckt ist und nicht mehr so mäandert wie noch in der ersten Staffel von "Better Call Saul"?
Prinzipiell geschieht folgendes: Jimmy McGill lernt aus seiner einengenden Erfahrung mit der Anwaltsfirma und emanzipiert sich auf seine sleazige, wenn auch charmante Art; Kim tut es ihm nach, spielt aber nach ihren eigenen, gesetzestreuen Regeln und Mike legt sich mit seiner gewohnt badassigen Lässigkeit mit einem ganzen Familienclan und dem Kartell an, nur um später herauszufinden, dass er vielleicht selbst im Fadenkreuz eines Unbekannten steht und in Gefahr ist. Währendessen sehen wir wie Jimmy und Chuck sich weiter entfremden und gewillt sind die Reputation des anderen systematisch zu zerstören.
Dies alles bietet weitaus mehr dramatisches Potenzial - was letztendlich auch eingelöst wird - als noch in der ersten Staffel, die noch stark nach ihrer erzählerischen Mitte gesucht hat.
Gekonnt schafft "BCS" den Balanceakt zwischen Gerichtsdrama, Crimestory und Charakerstudie und beeindruckt vor allem durch die zurückgenommene, unaufgeregte Art der Inszenierung. Viele Szenen kommen ganz ohne Dialoge aus und verlassen sich darauf, dass wir dem Geschehen folgen und wiederkehrende Motive deuten können, ohne das Ganze vorgekaut zu bekommen. Wenn bspw. Jimmy Kim schwört, er würde seine neue Kanzlei total legal und ohne Gesetzesbrüche führen und dann innehält, weil er Marcos Ring, den er am kleinen Finger trägt, geistesabwesend berührt, wissen wir, dass er an vergangene schöne Zeiten mit seinem alten Freund denkt, in denen er er selbst sein konnte ohne sich verstellen und einen gewissen Standard entsprechen zu müssen. Gleich darauf ändert Jimmy seine Entscheidung und gibt zu, dass er seine neue Kanzlei auf seine Art führen und nicht zwangsweise nach den üblichen Praktiken handeln wird. Diese Umentscheidung seitens Jimmy können wir total stark in Bob Odenkirks Gesicht ablesen und es bedarf keiner großen Erklärung dafür. Neben ihm brilliert vor allem Rhea Seehorn in dieser Staffel, die deutlich mehr Screentime bekommt als zuvor und als Darstellerin ein extrem ausdrucksstarkes Gesicht hat, obwohl ihre Figur eher kühl handelt und ihre Emotionen selten offen zur Schau stellt. Es ist auch mal erfrischend eine Frauenfigur zu sehen, die vor allem beruflich vorankommen will und ambitioniert ihr Leben in die Hand nimmt, ohne dass es in ihrem Leben - wie so oft in Drama-Serien - ständig um ihre biologische Uhr, Kinder und Heirat gehen muss. Dabei ist Kim aber nicht asexuell gezeichnet oder verantwortlich für peinliche "You go, girl!"-Momente, sondern wird uns als rationale, verantwortungsbewusste, beständige, prinzipientreue Frau präsentiert, die weiß, was sie will und ihre Ziele unerbittlich verfolgt. Fand ich großartig!
Auch die "Breaking Bad"-Figuren, die nach und nach vor allem in Mikes Handlungsstrang auftauchen, werden gut integriert und nicht wegen bloßen Fan-Service verheizt. Wenn überhaupt vertieft es unser Verständnis für z.B. Tuco und Hector Salamancas Handlungen und verleiht ihren Auftritten in der Ursprungsserie nochmal mehr Gewicht. Anscheinend kann Vince Giligan einfach nichts falsch machen. Das Ganze hätte zu einer lieblosen Zurschaustellung von Fanlieblingen werden können, doch stattdessen macht es das gemeinsame Serienuniversum noch geschlossener und spannender.
Her mit der dritten Staffel!!!!
Hab mir nun die erste Staffel zu Gemüte geführt. Nun ja, bisher bin ich noch etwas unterwältigt. Bjarne Mädel macht seine Sache gut und sein Schotty hat Kultcharakter, aber wirklich witzig fand ich das Ganze jetzt nicht. Es war unterhaltsam und die 25 Minuten pro Folge gingen auch recht schnell vorbei, jedoch ist der Reiz unbedingt weitergucken zu müssen nicht vorhanden. Grund dafür könnten die Gastdarsteller sein, die auf mich wenig lustig gewirkt haben und über schlichte Stereotypen oft nicht hinauskommen. Da sich Mädel meistens nur mit einem weiteren Darsteller - der eine Karikatur verkörpert - einen Schlagabtausch liefert, sind die Gags relativ schnell erschöpft und wiederholen sich des Öfteren.
Sobald der Humor etwas schwärzer und deftiger wurde, wie etwa in der letzten Folge "Geschmackssache", wo Schotty u.a. gar nicht nachvollziehen kann, warum sich jemand in eine dicke Frau verlieben sollte, hebte sich die Serie wenigstens etwas von ihren vorhersehbaren und bekannten Gags ab und zeigt ein paar Ecken und Kanten. Auch über Leben und Tod wird ab und zu philosophiert, aber leider findet das nur auf einem höchst oberflächlichen Level statt und ist meines Erachtens auch nicht wirklich erwähnenswert.
Gerade "Ozymandias" gesehen. Was bin ich froh, wenn die Serie zu Ende geht. Mein Herz und meine Nerven machen das echt nicht mehr mit. I mean: Holy Shit! Was für ein Meisterwerk!
So, nach 11 Folgen abgebrochen. Von dieser Serie hatte ich mir deutlich mehr erwartet. Ich war bereits nach fünf Folgen geneigt, dass Ganze sein zu lassen, doch dann kam wieder ein wenig Drive in die Handlung und ich dachte mir, ah jetzt geht´s endlich bergauf. Leider nicht. Denn das wirklich einzig interessante und vielversprechende Element an Bryan Fullers´ Neuauflage unseres Lieblingskannibalen bleibt für mich die Beziehung zwischen Will Graham und Hannibal. Der eine mit scheinbar endloser Empathie, der andere mit gar keiner und doch: Beide brauchen sie einen Freund, jemanden der sie versteht. Leider fußt die Serie nicht auf dieser äußerst spannenden Figurendynamik, denn dafür sind die Charaktere viel zu eindimensional und dienen im Wesentlichen nur dazu den Plot voranzutrieben.
Hugh Dancy ist ein schrecklicher Will Graham. Einen dermaßen charismalosen Schauspieler habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Der Orland Bloom in der Serienlandschaft. Er schlafwandelt sich durch die öden und abgehalfterten Serienkillerplots und spielt Graham entweder total nervös oder erschöpft. Mehr Range gibt´s leider nicht, außer wenn er schreit und austickt, weil er in unnötigen Tathergangsrekonstruktionen in seinen Kopf die Mord noch einmal selber auslebt. Das macht er jede Episode und dient keinen Zweck außer den aufmerksamkeitsschwachen Zuschauer noch mehr Blut und Gore zu zeigen. Mal im Ernst, wir wissen, dass Graham sich total gut in die Mörder hineinfühlen kann und dadurch emotional immer ausgelaugter wird. I get it - warum muss ich das dann jede Folge immer und immer und immer wieder hören und sehen? Kann denn hier nicht einmal etwas subtil geschehen und vor allem etwas natürlicher, organischer? Warum müssen ständig wortreiche Diskussionen mit ernster Miene über die immer gleichen, psychologisch-dünnbödigen Themen geführt werden? Und warum gibt es eigentlich keinen Humor? Anthony Hopkins´ Hannibal war weitaus charmanter und konnte einige kernige Oneliner vom Stapel lassen. Diese finden sich hier übrigens auch wieder, nur - versteht sich - mit bleierner Schwere vorgetragen.
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Schon in den ersten fünf Minuten der Serie hab ich gestöhnt, weil Graham als extrem empfindsamer, intuitiver Superprofiler eingeführt wird, der scheinbar durch Zauberei sofort den Täter psychoanalysieren und beschreiben kann. Kostprobe? Nachdem Will Graham für fünf Minuten am Tatort war: "He has a daughter the same age as the other girls, same hair color, same eye color, same weight. She's an only child. She's leaving home. He can't stand the thought of losing her."
Wie soll ich mich denn mit so einer Figur noch identifzieren können? Bei der die Profilerfähigkeiten wie Superkräfte funktionieren und im Handumdrehen für die nötigen Clues sorgen. Aber das Ganze wäre ja nicht so schlimm, wenn Will Graham wenigstens eine interessante Figur wäre. Aber wir wissen nichts von ihm, außer dass er gerne streunende Hunde mit nach Hause nimmt. Klar, Hannibal psychoanalysiert ihn hier und da ein bisschen, aber selbst dabei geht es nur darum, wie sehr er doch unter seiner Gabe leiden muss und nicht um seine eigentliche Persönlichkeit.
Mads Mikkelsen macht seine Sache zugegebenermaßen gut und verleiht Hannibal eine stets bedrohliche und doch charismatische Art. Immer wenn er tatkräftiger ins Geschehen eingreift, entwickelt die Serie eine ganz andere, wesentlich unterhaltsamere Dynamik. Dies liegt vermutlich darin, dass wir Hannibal noch nie so viel in Action gesehen haben und es Spaß macht ihm dabei zu beobachten, wie er Leute manipuliert und Leichen verschwinden lässt.
Ansonsten ist der restliche Cast eine einzige Flatline. Lawrence Fishburne ist auch mit von der Partie und spielt Jack Crawford, eine recht undankbare Rolle, da er nur immer wieder den Plot erklären und Exposition überbringen darf. Es wird der Versuch unternommen ihn etwas zu humanisieren, da er eine Frau hat, die an Krebs leidet, aber who cares? Auch er bietet keinen Dimensionen und hat mit Graham die exakt selbe Diskussion ca. 345 Mal innerhalb von 11 Folgen. Diese läuft wie folgt ab:
Crawford: "Will, Ich brauche sie für diesen Fall."
Graham: "Ich kann nicht mehr hinsehen, das wird mir zu viel."
Crawford: "Sie können kündigen, wenn sie wollen."
Graham: "Nein, ich rette dadurch Menschenleben, ich kann nicht anders."
Crawford: "Na gut, hier sind die kunstvoll aufbereiteten Leichtenteile und Gedärme, die sie sich ansehen sollten. Tschüüss."
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Das hat mich nach einer gewissen Zeit so sauer gemacht, dass ich nicht anders konnte, als während dieser Szenen meinen Whatsapp-Verlauf zu checken. Es fällt mir ohnehin schwer zu glauben, dass Crawford Graham nicht sofort einweisen hat lassen, wirkte er doch schon in der ersten Folge so dermaßen on edge, das er eigentlich in der Nähe eines Tatorts gar nichts mehr zu suchen haben sollte. Aber whatever. Und auch hier frage ich mich, wie ich mich für eine Figur interessieren soll, die schon von Anfang an als komplett neurotisch, hibbelig und nicht mehr von dieser Welt dargestellt wird und im Verlauf der ersten Staffel nur noch verrückter wird. Wenn wir Will Graham als halbwegs normalen, aufstrebenden Profiler erlebt hätten, der sich langsam in der dunklen Seite der menschlichen Seele verliert, würde mir das Sympathisieren eindeutig leichter fallen.
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Was unterschiedet die Serie denn dann eigentlich großartig von "CSI", "Criminal Minds" und Konsorten, außer dass der visuelle Stil betont artsy und symbolträchtig wirken soll und wir uns immer wieder inhaltsleere Gespräche über Leben, Tod und Gott und die Welt anhören müssen? Auch hier eine kleines Beispiel:
Lecter: “Killing must feel good to God, too. He does it all the time. And are we not created in His image?”
Will: “That depends on who you ask.”
Lecter: “God is terrific. He dropped a church roof on 34 of his worshippers last Wednesday night in Texas while they sang a hymn.”
Will: “Did God feel good about that?”
Lecter: “He felt powerful.”
Äh ja, kein Kommentar.
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Was mich aber am meisten stört, ist wie fortlaufend in Gesprächen erörtert wird, dass diese ganzen Morde für Will kaum zu ertragen sind, während nebenbei immer wieder Leichenteile und Gedärme in die Kamera gehalten werden, damit der ungeduldige Zuschauer auch ja bei Laune gehalten wird. Auch dies nimmt manchmal ausufernde und unfreiwillig komische Züge an, wie etwa in der "Engel"-Folge, in der wir die identischen Verstümmelungen der Leichen locker fünf bis sechs Mal präsentiert bekommen und ein Gespräch über die selbstzerstörerische Wirkung von Wills Profiling sogar durch herabhängende Körperteile gefilmt wird. Das beschreibt die Serie perfekt: Der Blut- und Goregehalt muss stimmen und das Ganze muss in klinische, makellose Bilder gepackt werden. Und die Figurenpsychologie, ach, die spielt sich irgendwo im Hintergrund ab.
Falls es je eine Serie gab, auf der die Bezeichung "style over substance" besser passen würde, dann kenn ich diese noch nicht.
Im Gegensatz zu Andrew Dominiks "Die Ermordung des Jesse James...", der für mich ein absolutes Meisterwerk ist, hat mich dieser Crimethriller eher ernüchtert und mit fragendem Blick zurückgelassen. Nach gut 97 Minuten Laufzeit, welche für diese Geschichte auf jeden Fall angemessen sind, war mir nicht ganz klar, was mir Dominik mit diesem Film eigentlich sagen wollte. Dabei beschäftigt sich der Film weitgehend mit spannenden Themenkomplexen, die eigentlich immer mein Interesse wecken: Dem Hinterfragen von falscher Maskulinität und wie Leute durch ihre destruktiven, fragwürdigen Glaubenssätze ihr Verhalten und Handeln legitimieren können.
Das klappt auch ziemlich gut, denn jede männliche Figur hier wirkt entweder erbärmlich, abstoßend oder als ob sie ihre Glanzzeit schon längst hinter sich hätte. Frauenrollen werden ausgespart; nur eine Prostituierte taucht auf und diese wird von James Gandolfinis Figur wie ein Gebrauchsgegenstand behandelt. Wenn Frauen dann mal erwähnt werden, geht es nur darum auf sie mit Verachtung hinabzusehen oder es zu bedauern, wie schlecht man mit ihnen umgegangen ist. Am spannendesten ist wohl Brad Pitts Charakter, der sowas wie der Handlanger der Mafia ist und zugibt, dass er Leute generell nur aus großer Entfernung abknallt, da er ihre Angst, ihr Gewinseln und ihr Leiden nicht von nahem ertragen kann. Er gibt sich aber witzigerweise auch als Mann zu verstehen, der Leuten gerne entgegenkommt und ihnen das Leben so leicht wie möglich machen will. Hier ist für mich der Ansatz seines wahren Charakters zu erkennen, der möglicherweise mit dem ganzen Mord und Totschlag nichts zu tun haben will und lieber anders und friedlicher leben möchte. Und doch ist er felsenfest davon überzeugt, dass in dieser Welt nur jeder für sich kämpft und jegliche Emotion unterdrückt werden muss, damit er hart genug sein kann, um mit dieser Tatsache umgehen zu können. Für ihn ist es der blanke Hohn, wenn Obama im Hintergrund auf dem TV oder im Radio etwas von den Vereinigten Staaten, von einem Volk, von einer Gleichheit aller Menschen erzählt. Sein Umfeld, seine Arbeit zeigt ihm etwas anderes und er ist schon aufgrund seiner untergeordneten Rolle bei der Mafia dazu verdammt aus diesem Kreislauf nicht ausbrechen zu können. Denn er tut nicht das, was er gerne tun möchte, sondern ist nur damit beschäftigt die Außenwahrnehmung des Pokerraubs zu manipulieren und diese so zu gestalten wie es die Oberen von ihm verlangen. Es geht nur darum ein gewisses Bild zu kreeiren, damit klar ist, wer hier das Sagen hat und was mit Leuten geschieht, die dem etwas entgegenzusetzen haben. Dies zeigt, dass es keine unterwürfigere Rolle gibt, als ein blind-gehorsamer Mörder zu sein.
Tja, leider wahr das für mich auch schon das einzig interessante am Film. Die Kapitalismus-/Wirtschaftskritik wird einem richtig mit dem Holzhammer serviert und wirft für mich mal so gar keine spannenden Fragen auf. Auch stellt sich mir die Frage warum Dominik sich bei der Erschießung von Ray Liottas Figur dazu entschließt, das ganze hochstilisiert und ihn Zeitlupe zu inszenieren, wodurch die Patronenhülsen "cool" durchs Bild fliegen und das Blut schön langsam in der Gegend herumspritzt. Ich dachte in diesem Film geht es darum diese Bluttaten eben nicht zu glorifizieren? Hier beißt sich Form und Inhalt. Bei dem ganzen vulgären, sinnbefreiten Gangsterdialogen über Wein und Weib wird ja zumindest klar, wie lächerlich und freudlos diese Figuren sind und es wird sich kaum jemand mit ihnen identifzieren wollen. Naja.
Auch den Musikeinsatz fand ich eher ermüdend, da heutzutage doch niemand mehr erstaunt aufblickt, wenn Gräueltaten zu schunkeliger, lieblicher Musik ausgeführt werden. Natürlich kann das immer noch gut funktionieren, aber wenn es wie hier inflationär und thematisch wenig aussagekräftig eingebettet ist, vermittelt es eher Selbstverliebtheit anstatt Style.
Was den ganzen Film wirklich über den Durchschnitt hievt, ist der großartige Cast. Jede Szene mit James fucking Gandolfini ist absolut sehenswert und er schafft es fast, dass einem dieser schleimige, asoziale Hitman sympathisch wird. Besonders im Zusammenspiel mit Brad Pitts eher smoother, "freundlicher" Figur macht es Spaß den beiden zuzusehen und ich konnte mich da gut in deren Dialogen verlieren. Auch Richard Jenkins Auftritt hat mich sehr erfreut, obgleich er nicht wirklich viel zu tun hatte.
Was mich immer noch ein wenig stutzig macht, ist die Struktur des Films. Am Anfang sind wir beim Pokerraub mit den beiden Kleinkriminellen dabei und es macht den Anschein, als ob sie die Hauptfiguren wären, deren Geschichte wir folgen werden. Doch dann nach fünfzehn, zwanzig Minuten verschwinden sie aus der Handlung, tauchen dann nur sporadisch auf, um Platz für Pitt und Gandolfini zu machen und werden am Schluss dann einfach umgenietet. Tja, was soll da die Moral von der Geschicht sein?^^ Das man sich nicht mit den großen Jungs anlegen sollte? Dass sich Verbrechen nicht auszahlt? Tja, recht dünn das Ganze.
Obwohl ich doch ein wenig verwirrt war, was genau ich jetzt aus dem Film ziehen sollte, hat er mich dennoch nicht gelangweilt. Die Darsteller, Dominiks Händchen für einprägsame Bilder, der dreckige Look, der "kleine" Abgesang auf falsche Männlichkeit - all das hat mich bei Laune gehalten. Kann man sich mal ansehen.
Mitten im Film begeht "Insidious" einen Kardinalfehler: Die Handlung hält an, Leute tauchen auf und erklären uns genau, wovor wir uns gruseln sollen und sorgen dafür, dass sich die bis dato ohnehin schon dünne Gruselatmosphäre vollends verabschiedet. Ich werde es einfach nie verstehen, wie man es in einem Horrorfilm für effektiv halten kann, dem Zuschauer die Ungewissheit zu nehmen und ihn stattdessen in Sicherheit zu wiegen, indem man ihm den Geist, den Dämon etc. bis ins kleinste Detail erklärt und anfängt über irgendeinen New Age-Mist - in diesem Fall Astralprojektion - zu quatschen. Was zum Teufel (hehe) soll das?
James Wans Haunted House-Poltergeist-Exorzist-Gruselmär hätte wirklich die eine oder andere Überraschung nötig gehabt - sowohl handlungstechnisch, als auch visuell - um für mich nicht völlig in die "been there, done that"-Kategorie zu fallen. Mal im Ernst, gibt es hier irgendetwas, was der horroraffine Zuschauer noch nicht gesehen hat? Es war überraschend, dass nach einer halben Stunde das Haus gewechselt wurde, ja, aber sonst?
Über die gesamte Laufzeit regierte für mich einfach nur gähnende Langeweile. Das Standardprogramm wird durchgezogen: Oh, da geht die Tür auf. Oh, da ist ein seltsames Geräusch. Oh, da steht wer am Fenster. Das ist mir einfach zu wenig. Wen lockt das heute noch hinter dem Ofen hervor? Zumal die Figuren recht langweilig sind und das Ganze so inszeniert ist wie in 1000 anderen Horrofilmen zuvor.
Aber auch psychologischen Tiefgang sucht man hier vergebens. Mit steigender Laufzeit wird das Ganze einfach immer lauter, wilder und unsubtiler. Das hat für mich sogar so weit geführt, dass ich bei ein paar Stellen, die als gruselig intendiert waren, schallend lachen musste. Case in point, als das Medium sich auf einmal eine Gasmaske aufsetzte und Kontakt zur Geisterwelt aufnahm, geschah Folgendes: Sie fing an zu hyperventilieren, der Tisch wackelte, es donnerte und blitzte im ganzen Zimmer, der im Koma liegende Junge tauchte auf einmal auf und battlete alle mit seinen krassen Wrestlingsmoves weg. An dieser Stelle war ich mir sicher es mit einer Parodie zutun zu haben.
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Selbst tolle Darsteller wie Patrick Wilson oder Rose Byrne, die ich eigentlich bisher in allem mochte, fand ich total unüberzeugend gespielt. Vor allem Ersterer schlafwandelt sich durch den kompletten Film. Enthusiasmus? Spielfreude? Null.
Auch das Auftauchen des Ghostbuster-Trios, welches ohnehin die Handlung ausgebremst hat, fand ich nur leidlich witzig und hat meine Geduld ganz schön strapaziert. Wenn man mal sehen will, wie man solche Figuren richtig schreibt, sollte man sich mal den Original "Poltergeist" ansehen.
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Nicht ein grusliger Moment, nur billige Jumpscares - der ganze Film war für mich eine einzige Flatline ohne Höhen und Tiefen, was mich sehr überraschte, da ich "The Conjuring" und "Deal Silence" von Wan ziemlich gern mochte.
Naja: Better luck next time.
Schon nach den ersten fünf Minuten konnte ich mich zurücklehnen und mich einfach nur in diesen richtigen guten Film fallen lassen. Ich habe Quentin Tarantinos Rache-Epos wohl seit gut sieben Jahre nicht mehr gesehen und war daher gespannt wie ich das Ganze heute wohl aufnehmen würde. Die Antwort: Sehr gut. Man merkt hier ganz deutlich, dass Tarantino mal so richtig ausflippen konnte/wollte und einfach nur - frei von irgenwelchen auferlegten Koventionen und ausgetretenen Pfaden - genau das auf die Leinwand gezaubert hat, was ihm in den Sinn kam und ihm Spaß bescherte. Es gibt hier einfach so viele liebevolle kleine Details - sowie stilistisch, als auch in den Dialogen - das es an eine wahre Freude ist, als Zuschauer dabei zu sein und diesen Exzess mitzufeiern.
Was ich wohl am spannendsten fand, war wie Tarantino hier die Braut charakterisiert und ihren Rachetrip inszeniert hat. Er setzt nicht nur auf coole Momente, sondern zeigt auch wie dreckig und schlecht es der Braut geht, was durch Uma Thurmanns großen Mut zur Hässlichkeit für starkes Mitgefühl beim Zuschauer sorgt und sicherstellt, dass wir uns nicht in dieser kunterbunten - z.T. auch farblosen - Gewaltorgie verlieren.
Am meisten bleibt mir nach diesem Film allerdings O-Ren Ishii´s Orgin-Story im Gedächtnis, in der Tarantino uns einfach - eiskalt - eine fast achtminütige Anime-Szene um die Ohren haut, die in ihrer Gewaltdarstellung nochmal völlig übersteuert und doch ein Gedicht für Augen und Ohren ist. Ich möchte mal einen anderen zeitgenössischen Regisseur sehen, der es mit solcher Leichtigkeit schafft soetwas in seinem Film einzufügen, ohne dass man das Gefühl hätte, jetzt völlig raus zu sein oder das Ganze als gekünstelte visuelle Spielerei abtun zu müssen. Dafür hat Mister Tarantino mad propz verdient!^^
Aber nicht nur visuelles Abwechslungsreichtum ist geboten, sondern auch was den Ton des Films angeht. Nach Ishii´s ultrabrutalem Kindheitserlebnis und ihrer Rekrutierung als Auftragskillerin, reist die Braut nach Japan und führt an einer Bar erstmal ein Gespräch mit ihrem zukünftigen Samuraimeister, wo sie sich wie ein kleines, nervöses Schulmädchen benimmt, weil er ihre mangelhaften Japanischkenntnisse bewundert. Bei Uma Thurmanns Schauspiel hier musste ich schon sehr lachen, aber auf den Boden lag ich erst, als der der Samuraimeister mit seinem Bruder(?) irgendwelche Gespräche über Fisch und Sake führt, was darin endet, dass die beiden immer wütender werden und sich nur noch auf japanisch beschimpfen. Ich weiß nicht wieso, aber gerade nach dem krassen Kapitel über Ishii war dieser Tonwechsel zunächst mal unheimlich erleichternd und zum anderen fand ich den Humor einfach ziemlich köstlich. Auch später als der Samuraimeister eine sehr leidenschaftliche und bewegende Rede auf die Kunst des Schwertes hält und die Braut trotz ihrer fehlenden Sprachkenntnisse scheinbar alles versteht, musste ich laut auflachen.
Auch das Finale im Teehaus ist irgendwie eine Mischung aus Badassery, komikhafter Momente, brutalen Abschlachtens, einnehmender Dramatik, cooler Musikberauschung und grandios choreographierten Fights.
Auch den Schlusspunkt fand ich gut gesetzt, da der Kampf mit Lucy Liu den Film zwar leise, aber dann doch spannend und brutal ausklingen lässt und somit keine bloße Wiederholung dessen war, das davor kam. Auch der Cliffhanger, wenn man ihn so nennen will, macht Laune auf den zweiten Teil und ehrlich gesagt musste ich mich gestern noch beherrschen, den nicht auch noch einzulegen, obwohl es schon spät in der Nacht war. Ich freu mich schon drauf!
Bret Easton Ellis´Buchvorlage war nicht gerade eines meiner liebsten literarischen Werke, da ich während des Lesen eigentlich nur zwei Emotionen empfunden habe: Langweile oder Ekel. Entweder war ich unheimlich angeödet von dem oberflächlichen erste Weltprobleme-Talk und Markendropping oder ich wollte mir einfach nur nen Kotzeimer besorgen, da Ellis die sadistischen Taten von Patrick Bateman immer auf so abstoßende und detailreiche Art beschrieb, dass mir leicht schwindlig wurde. Ich war daher gespannt wie die Verfilmung dieses brisanten Stoffes gehandhabt werden würde und ob ich dieser mehr abgewinnen könnte.
Und es hat funktioniert! Obwohl ich den Film nur ziemlich gut finde, muss ich sagen das mir diese entschlackte und eher auf den Punkt gebrachte Version dieses Stoffes eindeutig mehr zusagt. Denn in erste Linie ist "American Psycho" eine Onemannshow für Christian Bale, der seine emotionlose Figur in kürzester Zeit zum Leben erweckt und in den besten Momenten des Films einfach nur der Wahnsinn in Person ist. Ich finde der Film schafft es besser zu veranschaulichen, dass Bateman hauptsächlich so geworden ist, wie er ist, weil er in dieser kapitalischen, oportunistischen Wall Street-Welt aufgewachsen ist und denkt er könnte sich mit seinem Geld alles und jeden erkaufen. Nur auf Oberflächlichkeiten bedacht, gesteht er Menschen keine tiefere, spirituelle Dimension zu, sondern er betrachtet sie - wie sich selbst - nur als leere Hüllen, die zu keiner Empfindung fähig und nur dazu da sind, um von ihm dominiert und beherrscht zu werden. Hier vereinen sich alle Charakteristika eines klassischen Soziopathen. Und doch merkt er, dass er im Endeffekt mehr will. Er möchte aus seiner - perfekten und glatten - Haut ausbrechen und die Welt mit anderen Augen sehen, doch es scheint so, als ob ihm das - von Natur aus - nicht möglich wäre. Und hier greift die satirische Komponente des Film ganz stark, wenn Bateman bswp. mit seinen Kollegen darüber scherzt, dass Frauen eigentlich nur gut aussehen müssen, um einen tollen Charakter zu haben und hässliche Frauen ihr unattraktives Erscheinungsbild durch Bildung und Intelligenz ausgleichen müssen, um diesen Mangel zu kompensieren. Das erschreckende an solchen Aussagen ist natürlich, dass es auch heute noch viele Männer gibt, die so über Frauen denken. Und dies liegt am eigenen Mangelempfinden, der eigenen empfundenen Wertlosigkeit, wodurch das Verurteilen und Runtersetzen von anderen dazu dient, um sich selbst als "wertiger" zu empfinden. In dem man den anderen einen mentalen Vergleich mit sich selbst und seinen Standards unterzieht und ihn als Verlierer darstellt, hat man dann keine Probleme mehr damit, diesen Menschen zu kontrollieren und bestrafen. Schließlich liegt der Fehler ja in der anderen Person und sie hat es deshalb verdient, schlecht behandelt und "erzogen" zu werden. Und Bateman scheint dieser Meister und Sklave-Dynamik völlig verfallen zu sein, weshalb er sich des öfteren auch ein paar Mädels "einkauft", damit er mit ihnen machen kann, was er will. Sex, Prügel, ihnen seine langweiligen Musikrezensionen (^^) vortragen - sie sind ihm ausgeliefert und er kann sich als der Überherrscher schlechthin inszenieren. Sobald ihm aber echte, unkünstliche Emotionen begegnen, wie bei seinen schwulen Kollegen, der ein Auge auf ihn geworfen hat oder seine Sekretärin, die mit ihm eine ehrliche, gefühlvolle Beziehung will, bricht seine Fassade auf und er fühlt sich unfähig seinen üblichen Gewohnheiten zu frönen und auch diese Leute zu dominieren. Dadurch wird verdeutlicht, dass er es nur schafft, genau die Leute zu unterwerfen, die seinem Charm verfallen und sich dadurch freiwillig in die Opferrolle begeben. Wie zum Beispiel der Obdachlose, den Batemann letztendlich absticht, nachdem er ihm die Illusion vermittelt hat, dass er sich um ihn sorgen würde und ihm eine kleine Spende geben wird. Batmans Modus Operandi gleicht dem eines Pädophilen: Wehrloses Opfer ausfindig machen; Herausfinden, was es für einen Mangel hat und wie dieser gefüllt werden kann, Persönliche Grenzen - egal ob emotional oder körperlich - immer mehr überschreiten und schließlich: Missbrauchen.
Und auch Bateman wirkt nach außen wie ein unheimlich netter Kerl. In Gegenwart des Mordermittlers - ein gut gelaunter Willem Dafoe mit vielschichtigen Schauspiel - ist er überaus zuvorkommend, höflich und um keinen Gefallen verlegen. "Er war ein netter Kerl": Wie oft hat man diese Worte schon im Zusammenhang mit den schlimmsten "Monstern", die die Welt je hervorgebracht hat, verwendet? Hier zeigt sich auch ein großes gesamtgesellschaftliches Problem, da die meisten von uns so erzogen werden, dass wir Menschen, die "nette", scheinbar wahre Worte und Phrasen von sich geben und überzeugend, ja beinahe unwiderstehliches Charisma haben, zu glauben und zu folgen, anstatt auf unser eigenes Herz zu hören, welches im Gespräch mit solchen Menschen normalerweise Alarm schlägt und uns ein Gefühl von Nervösität und Aufregung vermittelt, da wir wissen, dass mit dem, was diese Person sagt oder ausstrahlt, irgendetwas nicht stimmt. Leider lernt man nicht früh genug auf solche Gefühle zu hören und dadurch fällt es gerissenen Politikern, Geschäftsmännern, Gurus, Marketingexperten, Staatsmännern usw. leicht mit unseren Emotionen zu spielen und uns dadurch besonders anfällig für dumme Ideen zu machen. Patrick Bateman verkörpert diese Haltung nahezu perfekt, den man kann die Augen nicht von Christian Bale nehmen, so einvernehmend und überzeugend wie er spielt und wie sinnig alles scheint, was er in seiner illusorischen Realität, die aus Mord, Sex, Essen, Training und Machtspielchen besteht, tut. Nun weil er seine äußere Realität unter Kontrolle hat, heißt es noch lange nicht, dass mit ihm innerlich alles stimmt - ganz im Gegenteil. Und auch hier werden wir verarscht, weil wir häufig lernen, dass es in unserer Gesellschaft nur um Status, Geld, Macht, das Erreichen von Zielen und ums Gewinnen geht und es nicht so relevant ist, was die Person hinter diesen Erfolgen für einen Charakter hat oder über wie viele Leichen sie gehen musste, um der zu werden, der sie nun ist. Ein gefährliches Spiel, denn was dabei herauskommen kann, wenn man diesen sehr engstirnigen, oberflächlichen Blickwinkel einnimmt, sehen wir in erhöhter Form in "American Psycho": Was von außen perfekt aussieht, kann im Kern verdammt hässlich sein.
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Nun, obwohl ich aus dem Film einige interessante Gedanken ziehen konnte, ist er für mich dennoch nicht komplett gelungen. Auch wenn die Gespräche über Belanglosigkeiten und Oberflächliches im Vergleich zum Buch angenehm zurückgefahren wurden, sind es für mich immer noch zu viele und deren Aussage zu repetitiv und unnötig. Um die Natur dieser Gespräche zu illustrieren, sind sie anfänglich noch wichtig, gehen mir aber im Verlauf des Films zunnehmend auf die Nerven und reißen mich raus. Ich habe auch das Gefühl der Film hätte ein wenig mehr "Pepp" vertragen können, da es zwar einige großartige Szenen gibt, die sofort ikonisch sind - eigentliche jede, in der bei laufenden Popmusik gemordert wird, einige Bale-Monologe - aber über weite Strecke verliert sich der (satirische) Biss dieser Einzelszenen zunehmends in der episodenhaften Erzählweise. Ein wenig mehr Gewaldarstelltung hätte vielleicht auch nicht geschadet, was ironisch ist, da mich gerade diese im Buch so abgestoßen hat. In der Romanverlage war Bateman viel sadistischer und hat seine Opfer nicht nur körperlich, sondern auch verbal geqält, was des öfteren noch einen tieferen Einblick in seine Psyche gewährt und sein volkommenes Machtstreben noch mehr betont hat. Aber gut, eine explizite Verfilmung des Buchs würde wohl kein Studio durchwinken und wenn doch, könnte man sich in den ausuferenden Gewaltexzessen verlieren und den Fokus auf Bateman als Charakter vernachlässigen. Von daher, war das schon ordentlich gemacht. Dafür, dass ich Ellis´Roman an einigen Stellen in der Luft zerreißen wollte, hat mich der Film - for better or worse - nicht mit solchen extremen Gefühlen hinterlassen.