RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 12.06.2018, 21:51 Geändert 13.06.2018, 19:59
    über Mars

    Bei Filmen über Weltraumfahrt gehöre ich eigentlich zu den ersten, die Hurra schreien, doch die Serie 'Mars' (2016) gibt eher Anlass zum Kopfschütteln. Es geht schon damit los, dass sich der Pionier und erklärte Marsmission-Fanatiker Elon Musk in Real-Einblendungen breit macht und seine Träume über die Marslandung zum besten gibt - als ob das in dem angesetzten Zeithorizont bis 2033 Realität wird und wir irgendwann auch noch den Mars besiedeln.

    Doch das ist eher fehlgeleiteter Enthusiasmus, der lediglich davon lebt, der erste zu sein, die Landung überhaupt zu schaffen und im Glücksfall die Menschen lebend zurückzubringen (dass die danach wegen der langen Zeit in hochenergetischer kosmischer Strahlung vermutlich alle an Krebs sterben werden, ist wohl nebensächlich). Nichts anderes, außer einem politischen Wettrennen, steckte schon hinter der Mondlandung. Etwas machen, nur weil man es kann und es dabei riskant erscheint? Für den Nervenkitzel? Dafür eine Geldsumme ausgeben, die dem Staatshaushalt einer mittleren Industrienation entspricht? Was es der Menschheit bringen soll, eine Erkundungsbasis auf einem lebensfeindlichen, eiskalten Wüstenplaneten zu betreiben, der bereits heute mit tausendmal günstigeren, langlebigen Robotor-Laborfahrzeugen erforscht wird, erfährt man nicht. Und der Vergleich mit den großen Segelschiff-Entdeckern seit dem 15.Jh. hinkt gewaltig: wir sind schon längst auf dem Mars, fotographieren, bohren, messen, analysieren, haben jede interessante Ecke per Satellit mit einer Auflösung von 30 cm(!) belegt.

    Doch was wäre ein Film über die Marslandung, wenn sie fiktiv nicht tatsächlich stattfinden würde? Das nimmt den Löwenanteil ein: eine Crew ist 2033 unterwegs zum Mars und will landen - es geht natürlich alles schief, aber man schlägt sich trotzdem "irgendwie" durch........ leider ist das so hanebüchen konstruiert, nur um billig etwas Dramatik zu schüren, dass es überhaupt keinen Spass macht. Nichts, aber auch gar nichts von dem Gezeigten trägt die Faszination dieses so proklamierten grössten Abenteuers aller Zeiten in sich. Stattdessen wird man mit einer zähen, einfallslosen Depri-Handlung gelangweilt, die mit Dramaturgie von der Stange spannend wirken will, aber nur das Gegenteil erreicht.

    Das beste an 'Mars' ist der Titelsong von Nick Cave & Warren Ellis (https://www.youtube.com/watch?v=qCUsIV6Nk-E) - der hat etwas von The Doors und suggeriert die Unheimlichkeit dieser Wagnis, doch sobald die Dialoge einsetzen, hat man das Gefühl, dass sämtliche Raketentriebwerke abgeschaltet werden......

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    • 7
      RoboMaus 12.06.2018, 06:17 Geändert 12.06.2018, 06:45
      über Gleason

      Die selbst-dokumentierte Geschichte des Footballstars Steve Gleason, dem 2011 ALS diagnostiziert wurde (wie bei S. Hawking). Man wird Zeuge des unaufhaltsamen Verfalls seines Körpers, was ihn zunächst in den Rollstuhl bringt und zuletzt, bereits nach drei Jahren, an dauerhafte künstliche Beatmung und Ernährung. Damit ist prinzipiell ein langes Leben möglich, wie es auch bei Hawking der Fall war. Aber zu welchem Preis?

      Gleason zeigt unerschütterlichen Willen, setzt seine Popularität ein und gründet eine Stiftung, um anderen ALS-Patienten zu helfen, die weniger Geld haben, denn die Versicherungen bezahlen nur das allernötigste. Sein Sohn, der 2010 geboren wurde, gibt ihm den Mut, sein Dahinvegetieren und die ständige Verschlechterung seines Zustandes mental abzufangen. Seine Frau opfert sich für ihn auf......

      Die Doku 'Gleason' (2016) lässt einen nicht kalt, ist aber auch nicht so gemacht, dass sie übertrieben Anteilnahme heischen würde. Man hat recht genau die Balance aus neutraler Berichterstattung und den emotionalen Reaktionen Gleasons und seines Umfeldes getroffen, wobei sein aufgeweckter, kleiner Sohn eine große Rolle spielt. Es erscheint beinahe unglaublich, wie jemand in dieser Situtation die Hoffnung und den Humor nicht verlieren kann, und man bekommt den Eindruck, dass hier eine Art Top-Cut angesetzt wurde - die wirklich belastenden, herunterziehenden Szenen, die aus dem Ringen mit dem unaufhörlichen Verfall und dem Tod vor Augen entstehen müssen, werden nicht gezeigt. Ist das gut so? Ich denke schon - man muss nicht alles schonungslos dargestellt bekommen, um zu wissen oder zu ahnen, was hier abläuft. Der Film vermittelt es auch so.

      So schafft er dennoch ein positives Bild, gibt u.a. denen Hoffnung, die ähnlich betroffen sind. Gleason sagt am Ende (sinngemäß), dass er erst in den letzten Jahren das Richtige bzw. etwas Sinnvolles getan hat.
      Hut ab.

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      • 2
        RoboMaus 11.06.2018, 20:51 Geändert 11.06.2018, 22:41

        "Komödie"
        "Nicolas Cage"
        "2016"

        Komödie? Wie oft müsste man auf knapp 90 min lachen, um einen Film als Komödie einzustufen? Unabhängig von den Antworten aller, die wohl ein großes Spektrum erzeugen würden, lässt sich das doch auf einen Nenner bringen: wenn es nicht einen Lacher gibt, ist es auch keine wahrgenommene Komödie. Genau das trifft auf 'Army of One' zu, womit dieser Film zu einem weiteren Zeugnis der bemerkenswerten Selbst-Demontage eines großartigen Schauspielers mutiert.

        Abseits vom trashartigen Inhalt wird hier lediglich versucht, auf das allseits bekannte Overacting von Cage zu setzen und damit Humor zu er-setzen. Das mag bei manchen sogar funktionieren, wie man an einigen 7-8 Punkte-Bewertungen sehen kann, was mich für diesen Cage trotz der vielen Verrisse motiviert hat (man ist als eingefleischter Filmfan doch so einiges gewohnt). Leider hat das nicht funktioniert, sondern sich schon in der ersten Minute (!) als ätzendes, unerträgliches Generve präsentiert, das mich beinahe vom Sofa geworfen hätte.

        2 Punkte nur, weil es eben Cage ist und kaum einer so im Overacting überzeugt wie er - sonst wären es 0,5. Wenn er doch nur wieder eine Rolle hätte, die das gezielt und passend einsetzt, und nicht wie hier als de facto einziges Stilmittel: ein Breitschwert zum Rundumschlag auf die Nerven des unbedarften Zuschauers.

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        • 5 .5
          RoboMaus 11.06.2018, 18:31 Geändert 11.06.2018, 21:35

          Das waren noch Zeiten, als Rockdiva & Schauspielerin Cher der größere Hollywood-Star war als Liam Neeson und Dennis Quaid, die in 'Suspect' (1987) in frühen Rollen zu sehen sind. Alle machen ihre Sache sehr gut, und die Story ist interessant, aber irgendjemand hätte schreiben sollen, dass dieser "Thriller" ein Neo-Noirfilm ist - dann wäre ich ganz anders herangegangen.

          Leider ist das für meinen Geschmack viel zu träge vorgetragen - wem langsames Tempo bei magerem Inhalt und zähem Handlungsfortschritt nichts ausmacht, mag mit 'Suspect' glücklich werden. Tatsächlich ist das so dünn, dass die MP-Beschreibung den Inhalt beinahe bis zum Ende zusammenkratzen muss, um auf ein paar Zeilen zu kommen. Doch das wirkt nicht einmal gespoilert, denn darauf kommt es nicht an. Ganz klar ist das ein Fall von "Style over Substance", und das auch noch auf volle zwei Stunden gezogen. Manche Szenen werden dazu minutenlang ausgewalzt, um die typische Noir-Atmosphäre zu kreieren.

          Für Noir-Fans vielleicht ein Fest, oder wem 'Chinatown' (1974) gefällt, doch weniger geeignet für Zeitgenossen, die empfindlich auf Langatmigkeit reagieren.

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            RoboMaus 11.06.2018, 13:29 Geändert 11.06.2018, 20:08

            "Wer A sagt, muss auch B sagen" - das klingt im Umkehrschluss für einen Filmfan so wie "wer 'Once' (2006) gesehen hat und gut findet, muss auch 'The Swell Season' (2011) sehen". 'Once' bewegte als irischer Überraschungserfolg 2007 die Gemüter und spielte mit einem Budget von nur 150.000 $ sagenhafte 23 Mio.$ ein. Es ist die Story des Straßenmusikers, gespielt von Glen Hansard, der erfolglos durch sein Leben dümpelt, bis er eine Pianistin trifft (Markéta Irglová), mit der er sich zusammenschließt - endlich finden sie Gehör und starten durch..... Beide sind echte Musiker und erhielten für den Filmsong 'Falling Slowly' einen Oscar - überreicht 2008 von John Travolta. The sky was the limit.

            2009 brachten sie ein Album heraus und gingen auf Tour, was in 'The Swell Season' mit diversen Auftritten, doch vielmehr mit dem Privatleben und unzähligen Statements der beiden beleuchtet wird.

            Schon als der Film 2011 herauskam, waren Hansard & Irglová musikalisch kaum mehr als eine Eintagsfliege - so sehr ich ihren Auftritt in 'Once' mochte. Ihr Hit 'Falling Slowly' passt sehr gut in die Stimmung des Films und mag damit verdient den Oscar abgeräumt haben, ist aber für sich allein gesehen nichts Besonderes, zumindest nicht für meine Ohren. Das gilt auch für die meistens Songs, die man in 'The Swell Season' zu hören bekommt, obwohl einige ausdrucksstarke Auftritte v.a. von Hansard dabei sind. Leider werden die Songs oft nur kurz angespielt, um von Statements & Real Life-Situationen unterbrochen zu werden - this sucks.

            In dem Stil wäre das als Doku einer Superstar-Truppe wie den Rolling Stones oder Iron Maiden o.k., aber Hansard & Irglová sind dafür doch drei Nummern zu klein. Entsprechend langweilt das, außer man ist treuer Fan der beiden. Da ich das nicht bin und mich deren persönliche Ansichten und ihr Schicksal nicht im Geringsten interessieren, musste es die Vorlauftaste richten, um wenigsten die Auftritte zu sehen, die jedoch höchstens ein Viertel der Screentime einnehmen.

            Offensichtlich bin ich nicht der einzige, der so denkt, und so kam es, wie es kommen musste: so gut wie niemand wollte 'The Swell Season' im Kino sehen (nur 10.000 $ eingespielt). Die beiden haben sich schon vorher getrennt und werden wohl nur für 'Once' in Erinnerung bleiben.

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            • 8 .5
              RoboMaus 10.06.2018, 15:20 Geändert 10.06.2018, 18:46

              So wunderbar simples, humorvolles und herzerfülltes Kino muss es auch geben: ein genialer Walter Matthau als der geniale Albert Einstein Mitte der 50er Jahre, dessen Nichte (Meg Ryan) mit einem arroganten Akademiker verlobt ist - doch da erscheint der Automechaniker Tim Robbins, der sich stante pede in Ryan verliebt. Weil Robbins für Einstein genau der richtige ist, hebt ihn Einstein mit seinen Physikerfreunden auf das Parkett der großen Wissenschaft, um Ryan zu beeindrucken.....

              Einerseits eine typische RomCom, andererseits eine großartige Komödie mit satirischen Zügen um die Art, wie Wissenschaft "gemacht" wird. Letztendlich zählen auch hier gute Beziehungen mindestens so viel wie ein intelligenter Geist, und man wenn von Einstein, Gödel & Co. Rückendeckung zu einer scheinbar bahnbrechenden Idee erhält, kann durchaus auch der Präsident der Vereinigten Staaten vorsprechen. Dazu ist die Plotidee, mit der sich Einstein am Ende aus der Affäre zieht, wirklich überzeugend.

              Viele sehen 'I.Q.' (1994) nur als 08/15-Komödie, doch wer selbst in diesem akademischen Zirkus steckt oder steckte, mag hier weit besser aufgehoben sein. Zudem, dass dieser Film inhaltlich besticht, ist das v.a. von Matthau sehr stark gespielt, wobei aus dem Humor etliche Lacher sprudeln und auch das Herz nicht zu kurz kommt - für mich genau die richtige Mischung zu ausgezeichneter Unterhaltung.

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              • 4 .5
                RoboMaus 10.06.2018, 12:20 Geändert 10.06.2018, 17:36

                Zum lange hinausgeschobenen 'Boyz'n the Hood' (1991) hatte ich ein Drama erhofft, das unter die Haut geht, bewegt, doch leider läuft es nur auf die intuitiv erahnte handlungsarme Milieu- und Charakterstudie am unteren Rand der schwarzen Gesellschaft in Amerika hinaus. Alles entwickelt sich genau so, wie es schon von Anfang an vorgegeben ist, um die Perspektivlosigkeit der farbigen Jungs aufzuzeigen, die in allen Einzelheiten des Milieus und der Beziehungen seiner stereotypen Charaktere beleuchtet wird. Von einer Story ist kaum etwas zu sehen.

                Gewiss ist das anspruchsvoll und gekonnt von Fishburne, Ice Cube und Gooding Jr. vorgetragen, aber dieser Art von Kino mit ihren zähen, dialoglastigen, vorhersehbaren Plots, in denen ohnehin nur das passiert, was jedem klar ist, der nicht hinter dem Mond lebt, kann ich nur wenig abgewinnen.

                Als Sozialstudie gelungen (für diesen Aspekt die Punkte), doch ansonsten zu zäh, langatmig und narrativ einfallslos.

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                • 5
                  RoboMaus 05.06.2018, 08:43 Geändert 05.06.2018, 22:20

                  Eine bedeutende, zumindest prominente Besetzung in einem unbedeutenden Filmchen: was Jack Nicholson, Michael Caine, J. Lo., und Stephen Dorff in 'Blood & Wine' (1996) abliefern ist durchaus solides Acting, verstaubt aber unter einer altbackenen, biederen, einfallslosen Handlung. Caine und Nicholson bilden ein Gauner-Duo, das eine Diamanten-Kette klaut, die durch Zufall in die Hände von Nicholsons Frau und seines Sohnes kommt. Natürlich wollen die Gauner das gute Stück wiederhaben.......

                  Doch anstatt Spannung zu erzeugen, arbeitet der bis zur Mitte ansprechende Plot nur seine Prämisse ab und begibt sich zu allem Überfluss auch noch in die Aufarbeitung von Familienproblemen. Das gestaltet sich trotz der guten Leistung des Casts zunehmend uninteressant und resultiert in einem vorgeblichen Thriller-Drama, das leider weder thrillt noch bewegt - wohl deshalb hat es hier nur 123 Bewertungen und ist zurecht in der Versenkung verschwunden, trotz Hochkarätern im Cast. Ein Geheimtipp ist 'Blood & Wine' gewiss nicht.

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                  • 5
                    RoboMaus 04.06.2018, 07:33 Geändert 11.06.2018, 11:54

                    So, das war's jetzt - nach sechs Folgen bin ich raus. 'The Crossing' (2018) liegt als Mystery-Dramaserie thematisch auf meiner Wellenlänge und bringt mit Steve Zahn in der Hauptrolle einen Protagonisten, der aus vielen Filmen als Sympathieträger ein positives Bild hat.......

                    .......und es beginnt sehr interessant - Menschen aus einer 180 Jahre entfernten Zukunft landen im Meer vor der Küste Nordamerikas. Die meisten ertrinken dabei, doch ein paar Dutzend werden gerettet und interniert, weil ihre Herkunft ungeklärt ist. Unter ihnen ist auch ein Vertreter einer hochgezüchteten Menschenrasse, die in der Zukunft den Planeten übernommen hat und danach trachtet, alle normalen Menschen auszurotten.

                    Genug Stoff und ein gelungenes Hors d'oeuvre für eine spannende Serie, doch es kommt........ fast nichts. Die nächsten Folgen dümpeln im Wesentlichen um die Verhältnisse im Lager, das für die Überlebenden errichtet wurde, wobei ab und zu etwas Action um den Super-Menschen eingestreut wird (der sich selbst gerettet hat und frei herumläuft). Die Handlung reduziert sich jedoch im Löwenanteil auf die Beziehungen und Animositäten untereinander, wobei Sabotage und Intriegen eine große Rolle spielen.

                    Eine Handlung im Sinne einer Mystery-Serie findet kaum statt - inhaltlich dreht sich die Auseinandersetzung von Zukunfts- und Jetztmenschen ständig im Kreis, wobei der Fortschritt der fünf Folgen nach der Pilotfolge auch bequem in einer einzigen untergebracht werden könnte. Zu allem Überfluss wird in F6 auch noch eine Steve Zahn-Nebenhandlung eingeflochten, worin er als aufrechter Cop gegen korrupte Kollegen antritt. WTF? Was soll so ein deplatziertes Versatzstück aus dem Baukasten für Dramaserien, wo schon die zentrale Handlung nur auf Sparflamme läuft?

                    Schade, nach starkem Beginn leider doch nur einfallsloser Serien-Einheitsbrei - 5 Punkte nur wegen des anfänglich noch guten Eindrucks, ansonsten ist das uninteressant. Nachdem die Serie nun abgesetzt wurde, kann man sich ausmalen, dass die letzten Folgen der ersten Staffel auch nichts mehr retten.

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                    • 3 .5
                      RoboMaus 04.06.2018, 06:52 Geändert 04.06.2018, 07:40

                      Mit Monster-Trash ist es immer so eine Sache: entweder so daneben, dass es schon wieder witzig ist, oder einfach nur dämlich, billig und langweilig. Zu 'Insectula' (2015) habe ich mich von den beiden vor mir geposteten, wohlwollenden Kommentaren hinreißen lassen, doch Humor ist eben etwas sehr individuelles.

                      Lange ist von Monster-Trash kaum etwas zu sehen, stattdessen bekommt man eine hölzern-amateurhaft gespielte, wirre Handlung serviert, die inszenatorisch auch noch auf Arthouse macht, was völlig misslungen ist. Spassfaktor: null, dafür stinklangweilig. Erst allmählich kommt die Riesenmücke in Fahrt und sorgt in der besseren zweiten Hälfte für ein paar trashig-amüsante, gore-haltige Einlagen, aber insgesamt ist das viel zu wenig, um aus diesem Billigst-Streifen gelungene Unterhaltung zu ziehen.

                      Für Subgenre-Fans ist das vielleicht einen Blick wert, aber erwarten sollte man hier nichts. Z.Z. auf prime, falls sich jemand dafür interessiert.

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                      • 4 .5
                        RoboMaus 03.06.2018, 17:43 Geändert 09.06.2018, 20:54

                        'Inhale' (2010) widmet sich dem illegalen Beschaffen einer Lunge für die sterbenskranke Tochter mittels Organhandel in Mexiko, wo das Leben vieler bekanntlich nur den Wert seiner Organe hat. Der Film lebt zuvorderst von seinem moralischen Ansatz und dem Gewissenskonflikt des aufrechten amerikanischen Anwalts (Sam Shepard), der sich aus Verzweiflung in die Illegalität begibt, angetrieben von der noch verzweifelteren Diane Kruger alias seine Frau.......

                        Darüber hinaus ist das recht vorhersehbar und klischeehaft aufgebaut - Shepard läuft natürlich bei den üblen Mexikanern auf, indem er in den dunkelsten Ecken nachforscht, wo kein Mensch hingeht, der noch halbwegs bei Verstand ist - auch nicht, um einen Organtransplant-Doktor zu finden. Einfach weil die Wahrscheinlichkeit, als Gringo von dort nie zurückzukommen viel höher ist, als wirklich das Organ für die Tochter zu finden.

                        Zudem, dass Shepards Odyssee in Mexiko überkonstruiert wirkt und kaum einen Sinn ergibt, ist sie auch nicht spannend, sondern eher zum Kopfschütteln:
                        (Shepard, als er endlich jemanden trifft und einen Deal aushandelt):
                        "Kann ich Ihnen vertrauen?"
                        Immerhin - beinahe ein Lacher.

                        ....und dann der noch (Shepard): "Ich zahle 50.000 zusätzlich - ich weiß, damit können Sie vielen Patienten helfen".
                        Tatsächlich - ein Lacher.

                        Mehr als der Anspruch und die gute Absicht ist hier nicht zu erkennen - alles andere ist zu plump und einfallslos, um zu überzeugen und die Botschaft zu untermauern, wie schlimm der Organhandel und das Ausbeuten der Nachbarn hinter dem Grenzzaun ist.

                        'Inhale' spielte in den USA sagenhafte 4115 $ ein. Bei uns ist er gar nicht erst angelaufen.......

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                        • 6 .5

                          Vier Möchtegern-Altrocker, die Laune machen: John Travolta, W.H. Macy, Tim Allen und Martin Lawrence wollen es noch einmal wissen, ziehen sich die schwarzen Lederjacken an, schwingen sich auf ihre Motorräder und gehen auf Tour. Natürlich lassen sie keine Kalamität aus und verärgern zu allem Überfluss den üblen Rockergang-Leader Ray Liotta......

                          Hier passen die Rollen wie die Faust auf's Auge und die Songs zu den Situationen, optisch versüßt von Schnuckelchen Marisa Tomei. Die Komik-Ideen wandeln zwischen witzig und albernem Klamauk, bringen aber genug Lacher für gelungene Unterhaltung - vor allem die Eingangsszene von W.H. Macy finde ich zum Brüllen. 'Born to be Wild' (2007) dürfte mit ein paar Gläsern Bier besser kommen - die Wiederauflage ist nur eine Frage der Zeit.....

                          .....bis dahin 6,5 Kinnhaken für die Jungs mit dem Herz am rechten Fleck.

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                          • 8
                            RoboMaus 03.06.2018, 08:04 Geändert 03.06.2018, 19:08

                            Die Welt der Dinosaurier erfreut sich ungebrochener Faszination - in der französischen Doku 'Les mondes perdus' (2016) geht es jedoch weniger um die (Kino-)zugkräftigen Riesenechsen, als um die Tiere, die mit ihnen lebten oder zu ihrer Zeit entstanden und es als Tiergruppe bis in unsere heutigen Wälder geschafft haben: Vögel, Säugetiere, (Riesen-)Insekten. Dabei ist der deutsche Titel wieder einmal irreführend: es geht gerade nicht um Auslöschung, sondern um ihre Entstehung und das Überleben (sowie die Gründe dafür), nachdem vor 66 Mio. Jahren das Zusammenspiel von Asteroideneinschlag und Extremvulkanismus die Dinosaurier und andere Tiergruppen auslöschte.

                            'Les mondes perdus' ist als abendfüllender Dreiteiler angelegt, der neueste, perfekt erhaltene Funde und Erkenntnisse vorlegt, welche die Sicht auf die Welt der Dinosauerier in den letzten 20 Jahren radikal verändert haben. Das betrifft nicht nur die angesprochenen Tiergruppen, sondern auch die Dinos selbst. Tatsächlich hatten die meisten von ihnen ein Feder- oder Daunenkleid, vor allem in gemäßigten Klimazonen - 'Jurassic Park' (1993) ist längst überholt. Da überrascht es kaum, dass sich die Vögel zur Jura-Zeit vor etwa 160 Mio. Jahren aus einer Gruppe kleiner Dinosaurier entwickelten, bei denen die Federn an den Armen zu Schwingen wurden. All das lässt sich inzwischen zuverlässig aus dem Fossilbeleg ablesen, wobei die spektakulärsten Funde aus China kommen. Das betrifft auch die Säugetiere, die jedoch nicht aus Dinosauriern hervorgingen, sondern aus einer älteren Tiergruppe, die das größte Massensterben der Erde vor 250 Mio. Jahren überlebte. In der dritten Folge werden atemberaubende, metergroße Rieseninsekten beleuchtet, die vor über 300 Mio. Jahren entstehen konnten, weil der Sauerstoffanteil der Atmosphäre bei 35 % lag (heute: 21 %) - die wurden sozusagen im Flug beatmet.

                            Natürlich lässt man die Fossilien per Animation auch auferstehen, was für eine TV-Produktion auf erstaunlich hohem Niveau ist und sich hinter ähnlichen BBC-Produktionen nicht verstecken muss. Eine Doku, die sich jeder anschauen sollte, der sein Weltbild zu dieser faszinierenden Epoche unseres Planeten erweitern oder geraderücken möchte.

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                              RoboMaus 02.06.2018, 12:23 Geändert 06.06.2018, 07:07

                              "Ist 'was passiert?" fragte meine Mitseherin, nachdem sie von ihrem kurzen Besuch des Wasser-Closetts zurückkam. Diese Frage konnte eigentlich nur rhetorisch sein, denn Handlungsfortschritt und Tempo von 'Blade Runner 2049' (2017) sind derart träge, dass selbst eine längere Sitzung an besagtem Ort kaum zu einer substantiellen Gefährdung des Verständnisses führen kann.

                              Das kam nicht unerwartet, nach allem was zu diesem Film zu lesen und zu hören war. Im Grunde hatte ich keine Erwartungen an diese Pflichtübung für einen SF-Fan, der mitreden will, außer dass sich das formell nicht wesentlich vom Vorgänger von 1982 unterscheiden wird. Genauso ist es auch: nach interessantem Beginn, der tatsächlich eine düstere SF-Story mit Potential eröffnet und Appetit auf mehr macht, dünnt die Handlung immer mehr aus und verliert sich im Cyberpunk-Geflimmer von Hologrammen und Neonbeleuchtung, natürlich standesgemäß im Regen, aber auch (wer hätte das gedacht?) im Schneegestöber.

                              Dabei ist die Story nicht schlecht, erfreulicherweise inhaltlich vielfältiger als im Vorgänger, schreitet aber ebenso unerträglich zäh voran und kommt phasenweise ganz zum Stillstand. Dafür wird der geneigte Zuschauer mit Nebenschauplätzen bedient, zuvorderst einer K.I.-Hologrammpartnerin von Ryan Gosling, die sich durch ein Upgrade sogar materialisieren kann. Da steht einer erfüllten Beziehung nichts mehr im Wege, außer zu wenig Screentime, denn zweidreiviertel Stunden sind dafür doch hinten und vorne nicht ausreichend...... *Ironie off*.

                              Natürlich darf in solch einer Atmosphäre auch das durchweg langsame Reden mit gedämpfter Stimme nicht fehlen, ungefähr so, als ob die Beteiligten jeden Tag mit einem Wahnsinns-Kater aufstehen, noch mieser drauf sind als im Normalzustand und seit zwei Wochen ihren Psychiater nicht mehr gesehen haben. Ein wahrlich verheerendes Stilmittel, denn es unterhöhlte meinen Vorsatz nicht einzuschlafen. Leider ist es dann kurz vor der Mitte doch passiert, so dass ich den Rest am nächsten Morgen nachholte - zum Glück ist Wochenende.....

                              Auf seine Art ist 'Blade Runner 2049' stark gemacht, sozusagen die Quintessenz des Cyberpunk, optisch herausragend. Doch weshalb muss die durchaus interessante Handlung so derart zäh, durchgehend quasi wie in Zeitlupe ablaufen, wobei das unnötigerweise auch noch auf massive Überlänge gezogen wird? Eine Stunde weniger, vor allem von diesem K.I.-Beziehungsgeblubber, und weniger Schlaftabletten-Dialoge hätten auch für Filmfans ohne die nötige Elefantenhaut, wie mich, aus diesem Streifen ein sehenswertes Filmerlebnis machen können. Oder sind eindreiviertel Stunden zu kurz für einen ansprechenden SF-Film?

                              So überwiegt leider der Eindruck von verschenktem Potential und auf weite Strecken unangenehmer Langatmigkeit, was 'Blade Runner 2049' trotz unbestreitbarer Qualitäten auf ein "geht gerade so" herabsenkt.

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                                RoboMaus 02.06.2018, 09:15 Geändert 02.06.2018, 16:26
                                über Es

                                Die Macher von 'Es' (2017) um Andy Muschietti haben es tatsächlich geschafft, eine würdige Version von Stephen Kings Horror-Klassiker auferstehen zu lassen. Das hätte ich nicht gedacht. Dabei ist es nicht so wichtig, wie nahe sich die Umsetzung an die Buchvorlage hält (wobei kritisiert wird, dass sie zu weit entfernt sei), sondern dass die Atmosphäre und das Bedrohungsszenario auf den Zuschauer übertragen werden. Mehr braucht es zumindest für mich nicht, und genau hier überzeugt dieser Film, worin er um Längen besser ist als die TV-Version von 1990.

                                ....und machen wir uns nichts vor. Das Buch ist derart suggestiv geschrieben, dass es permanente Spannung und den Horror aus der Phantasie des Lesers kondensiert, womit es einen ungeheuren Sog entwickelt. Das ist filmisch überhaupt nicht umzusetzen - ergo spielt es auch keine Rolle, wie weit die Umsetzung inhaltlich vom Buch entfernt ist, solange die Story in ihren Grundzügen erhalten bleibt.

                                Im Grunde laufen hier zwei Genres nebenher: das Coming-of Age einer Gruppe Jung-Teens, die im Verlauf von vier auf sieben Mitglieder anwächst und womit konsequent auf die Botschaft zugesteuert wird: nur zusammen sind wir stark, und nur so können wir sowohl die Mobber als auch den dämonischen Clown besiegen. Darin eingewoben sind die Aktionen des Dämonen, der alle 27 Jahre den Ort heimsucht und sich bevorzugt Kinder greift, von deren Angst er lebt. Das erzeugt eine starke, wohlgesetzte Horrorkomponente mit schön gruseligen Effekten, schon deren erster keinen Zweifel daran lässt, dass dieser Dämon keine halben Sachen macht.

                                Das Crossover ist zwar gelungen, hätte aber für meinen Geschmack mehr Horror anstelle von Coming-of-Age vertragen können. Als störend empfinde ich vor allem dieses trendmäßige Extrem-Mobbing mit z.T. schwerer Körperverletzung, das heutzutage in fast jedem Film über Kinder und Jugenliche anzutreffen ist und nichts weiter als pseudo-dramaturgieschürende Sozial-Stereotypie ist. Hier wurde Kings Vorlage wirklich zu weit überdehnt.

                                Doch das ist Jammern auf hohem Niveau: insgesamt ist 'Es' ein absorbierender Film, der trotz zweieinviertel Stunden Laufzeit kaum Längen aufweist, ausgezeichnet unterhält und stellenweise auch ordentlich gruselt.

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                                • Wie soll man denn sonst einem Dino wirkungsvoll ins Auge treten?
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                                    RoboMaus 01.06.2018, 15:33 Geändert 02.06.2018, 09:46

                                    'Seraphim Falls' (2006) erweckt schon nach 10 Minuten eine deutliche Assoziation: hier also fand A.G. Iñárritu seine Anregung für 'The Revenant' (2015). De facto ist es das gleiche Verfolgungsszenario eines Schwerverletzten durch den Schnee, ähnlich langatmig inszeniert. Zwar hat Iñárritu das mit der Wucht und Intensität seiner Inszenierung gesteigert, doch inhaltlich ist es grob dasselbe: Pierce Brosnan hat etwas getan und wird dafür von Liam Neeson verfolgt, der ihn unbedingt lebend haben will - auch einen eisigen Wasserfall stürzt Brosnan hinunter.....

                                    Im ersten Drittel ist das noch interessant und fährt die Spannung früh hoch, zieht sich dann aber immer mehr in die Länge und fängt schon zur Mitte an zu langweilen. Naturgemäß ist die karge Handlung solcher Filme sehr eindimensional - mehr als ein paar Leute, die sich durch den Wald und danach die Prärie bewegen, während der vordere versucht die anderen auf Abstand zu halten, passiert hier nicht. Das kann nur funktionieren, wenn der Verfolgte mit unerwarteten Finten aufwartet, durch gute Ideen Spannung generiert wird, oder ein Twist die ganze Sache dreht. Doch derlei Abwechslung bringt der Film zu selten - stattdessen darf man den Lagebesprechungen von Neesons Truppe und sonstigen Gesprächen lauschen....

                                    Stark besetzt und gut gespielt, aber inhaltlich einfallslos und nicht spannend.

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                                      RoboMaus 31.05.2018, 18:39 Geändert 31.05.2018, 21:43

                                      Ein Film der Coen-Brüder mit Tom Hanks in der Hauptrolle - beinahe ein Widerspruch, sind doch Hanks' sonstige Komödien eher simpel angelegt und weit entfernt vom hintersinnigen, speziellen Humor der Coens. Doch in 'The Ladykillers' (2004) funktioniert die Symbiose erstaunlich gut.

                                      Hanks spielt den überkandidelten Gentleman-Gauner mit Bravour, nie um eine eloquente Ausrede verlegen. Mit seiner bunt zusammengewürfelten Truppe mietet er sich bei einer resoluten Hausbesitzerin ein, um vom Keller einen Tunnel zum Tresorraum eines Casinos graben zu lassen.....

                                      Bei vielen Coen-Fans fällt dieses Remake des Brit-Klassikers von 1955 mehr oder weniger durch, aber genau darin liegt wohl die Chance für Filmfans wie mich, die mit den meisten Coen-Werken nur wenig anfangen können. Der Plot ist eher konventionell gehalten, wobei der Humor meinem entgegenkommt - die Grundvoraussetzung für eine gelungene Komödie. Dazu kommt neben Hanks eine sehr starke Irma Hall als Vermieterin, die die Zügel in der Hand hält und sich zum Leidwesen der Gauner nur schwer übertölpeln lässt. Damit sorgt sie für manche Kalamität und Lacher.

                                      'The Ladykillers' ist zwar kein typischer Coen-Film, trägt aber ihre ureigenen Züge in abgeschwächter Form. Für mich genau die richtige Coen-Dosis - mehr muss es nicht sein, um sehenswerte Unterhaltung zu ernten, wo man es am wenigsten erwartet.

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                                        RoboMaus 31.05.2018, 10:21 Geändert 01.06.2018, 07:42

                                        'R.E.D.' (2010) dürfte der einzige Film sein, der heute noch keine 8 Jahre auf dem Markt ist und den ich schon dreimal gesehen habe. Ja, ich weiß - andere schaffen das in drei Tagen im Kino, aber bei mir muss etwas Abstand zwischen den Sichtungen liegen, sonst lässt das Filmerlebnis zu schnell nach. Immerhin - selten schaue ich einen Film zweimal direkt hintereinander an, wenn er mich wirklich gepackt hat, aber dann ist lange Pause.......

                                        Für mich bietet 'R.E.D.' die richtige Mischung aus Agentenfilm und -Komödie: starke Situationskomik mit Gags, die sitzen und von gelungener Mimik begleitet sind (wobei es Malkovich doch ein wenig übertreibt); dazu eine aberwitzige Handlung, die aber nicht zu abgedreht ist und sogar etwas Spannung generiert, abgerundet von wohlgesetzter Action, worin es ordentlich rummst.

                                        .....und natürlich ist der Cast erste Sahne mit Willis, Malkovich, Freeman, Mirren, Cox, Urban & Dreyfuss - alles exzellente, verdiente Schauspieler, die sichtlich Spass an der Sache haben und auch beim Zuschauer für Laune sorgen.

                                        Wie schön, dass es Filme gibt, die man sich immer wieder anschauen kann, ohne dass es langweilig wird :)

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                                          RoboMaus 30.05.2018, 17:00 Geändert 30.05.2018, 22:27

                                          Ein Drama von Steven Spielberg im historischen Ambiente - da geht von Haus aus nichts unter zweieinhalb Stunden....... Wir sind in den Südstaaten zu Beginn des 20. Jh. in der schwarzen Gesellschaft, die in vielen anderen Südstaaten-Dramen das Opfer weißer Gewalt und Repression wird. In 'Die Farbe lila' (1985) geht es jedoch um die Gewalt und Willkür gegen Frauen innerhalb dieser Gesellschaft: Vergewaltigung der eigenen Tochter, Verkauf der resultierenden Babys, Zwangsverheiraten an einen alten Sack - das volle Programm, das einem schon in der ersten halben Stunde den Rest geben kann.

                                          Auch in der Folge, als das zwangsverheiratete Mädchen Celie älter und von Whoopi Goldberg in ihrem ersten Spielfilm verkörpert wird, bleibt es bei der familiären Milieubeleuchtung, die sich in typischer Spielberg-Manier langgezogen über den Zuschauer ergießt. Weiter geht es mit Erniedrigung und Ausbeutung......

                                          Gewiss hängt der Anspruch in Filmen dieser Art sehr hoch und wird von vielen entsprechend honoriert, aber abseits davon fallen vor allem Langatmigkeit und Eindimensionalität auf: eine Story wird nur rudimentär entwickelt, während die ohnehin unmissverständlichen, stereotypen Verhaltensweisen und Beziehungen der Protagonisten auch noch in allen Einzelheiten beleuchtet werden, nur um damit stundenlang ein möglichst düsteres Bild der Verhältnisse zu zeichnen. Wie sehr Spielberg alles andere diesem Punkt unterordnet, merkt man stellenweise auch an den billigen Kulissen (man achte auf die lieblose Verteilung des Kunstschnees in einigen Szenen, die aus einem 50er B-Movie stammen könnte; in seinen SF-Filmen wäre so etwas undenkbar).

                                          Der einzige Lichtblick ist Whoopi, die das unterdrückte und sich schließlich freischwimmende Mädchen herausragend spielt (damals war sie schon 29, sieht aber wirklich aus wie ein älterer Teenager). Allmählich wird sie sich ihrer Werte bewusst und schafft es, den Zuschauer mit ihrer gewinnenden Art zu vereinnahmen - da sind wir aber schon weit in der zweiten Hälfte, wobei Whoopi zu wenig Screentime hat.

                                          Es überwiegt leider "Holzhammer statt Handlung", was Spielberg sehr ähnlich auch im späteren 'Schindlers Liste' (1993) einsetzte. Das mag thematisch überzeugen (Filme gegen häusliche Gewalt, Rassismus und Nazis müssen beinahe schon per Definition sehenswert sein), verdeckt damit aber lediglich die storytechnische Einfallslosigkeit.

                                          Nur wegen Whoopi ist der Eindruck gerade noch ein "geht so", ansonsten wirkt das wie eintönige und tendenziöse Milieu- und Charakterbeleuchtung, deren karger Inhalt unnötig auf Überlänge gestreckt ist.

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                                            RoboMaus 29.05.2018, 16:04 Geändert 29.05.2018, 20:44

                                            Vor etlichen Jahren gesehen, aber ich hatte so gut wie keine Erinnerung, worum es in 'Interview mit einem Vampir' (1994) geht - kein gutes Zeichen, und ein fast sicherer Hinweis auf einen bestenfalls mittelmäßigen Eindruck. Dennoch wollte ich mir dieses mit Pitt, Cruise, Banderas, Slater, Dunst & Newton superstark besetzte Vampir-Drama noch einmal zu Gemüte führen - vielleicht sorgen 4 ½ Jahre MP für einen neuen Blickwinkel?

                                            In der Tat - davor hätte ich die starke Leistung aller Beteiligten wohl weniger gewürdigt: die Darstellerriege überzeugt auf ganzer Linie. Weniger überzeugt hingegen die ausgiebige Charakterbeleuchtung auf Kosten von Handlung - die ganze erste Stunde geht es nur darum, dass Pitt, der vom üblen Cruise zum Vampir gemacht wurde, versucht seine menschlichen Werte zu bewahren. Pitt ernährt sich vom Blut der Ratten, Hühner und Pudel......... sorry, aber mehr als dialoglastige Vampir-Gefühlsduselei kommt damit bei mir nicht an.

                                            Zu diesem Fokus auf das Schicksal und die Gefühle der Vampir-Charaktere, sowie ihr gegenseitiges Auskommen, sind die Dialoge und Auseinandersetzungen häufig übertrieben pathetisch angelegt, etwa wie in Monumentalfilmen der 50er Jahre oder einem Bühnenstück, während die Handlung phasenweise einfriert. Diese Art von Kino ist einfach nicht die meine. Der Film kann nur funktionieren, wenn er Mitgefühl aus dem Schicksal seiner Protagonisten erzeugt. Wenn die einem allerdings egal sind, bzw. es keinen Identifikationspunkt gibt, wird es schnell langweilig.

                                            Inhaltlich uninteressant, doch mit der Top-Leistung der Darsteller insgesamt ein "geht so" - wenigstens nicht bereut :)

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                                              RoboMaus 23.05.2018, 21:24 Geändert 01.06.2018, 08:02

                                              Clint Eastwood schuf in den 2000ern seine größten Werke, die ich alle gesehen habe, doch 'Blood Work' (2002, Regie & Hauptrolle) entzog sich lange meiner Aufmerksamkeit - und wohl auch der vieler anderer. Mit nur 820 Bewertungen auf MP der am wenigsten beachtete Eastwood-Spielfilm dieser Dekade.

                                              Der Grund dürfte wohl sein, dass es sich um einen (very) Old School Kriminalfilm handelt, der seiner Machart und Handlung nach auch aus den 70er-80er Jahren stammen könnte. An 'Blood Work' ist absolut nichts Besonderes: der FBI-Ermittler im Ruhestand (Eastwood) konnte am Ende seiner Laufbahn den üblen Serienkiller nicht fassen, der standesgemäss nach den Morden eine Zahlenfolge für Eastwood hinterließ und mit ihm das typische Psychopathen-Spielchen treibt. Natürlich ist Eastwood auch im Ruhestand noch schlauer als alle anderen Cops zusammen, und das Spiel mit dem Killer geht weiter.......

                                              Also, mal ehrlich: wenn der Film aus den 70ern wäre, könnte man vielleicht sagen, das gab es noch nicht allzuoft, aber in den 2000ern?? Inhaltlich fühlt sich das an wie dutzende Male gesehen, und wie das ausgeht, ist auch schon von Anfang an klar. Dazu kommt der typisch 70er zähe, detailbeleuchtende Handlungsfortschritt, wobei man spätestens nach der Mitte denkt: "jetzt könnte doch endlich etwas passieren"........ und tatsächlich: es gibt eine hanebüchene Schießerei, worin (SPOILER) eine Polizistin, die mit Eastwood unterwegs ist, ohne jeglichen Hinweis auf eine Straftat auf einen fahrenden Wagen feuert, nur weil Eastwood zuerst ballert (SPOILER ENDE). Lieber keine Action, als so etwas erzwungenes.....

                                              Doch es gibt ja noch die 80er mit ihren Buddy Cop-Filmen, woraus mit Jeff Daniels ein Partner für Eastwood entsteht, der sich bezeichnenderweise "Buddy" nennt....... Wenigstens sorgt Daniels für Laune und Abwechslung und wird zum gelungendsten Aspekt in diesem Plot.

                                              Immerhin generiert der Film eine gewisse Grundspannung und bleibt damit trotz der stereotypen Handlung interessant genug, um ihn zu Ende zu bringen, aber gewiss ist das keiner, den ich mir noch einmal anschaue. Kaum der Rede wert, aber für Retro-Fans von 70er/80er-US-Krimis vielleicht ein Fest.

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                                                RoboMaus 22.05.2018, 06:00 Geändert 22.05.2018, 06:21

                                                Richtig übel: ein amerikanisches Ehepaar überfährt nachts in Mexiko einen Polizisten und kann sich gerade noch über die Grenze retten, bevor die Suchaktion anläuft. Weiterhin geplagt von der Angst entdeckt zu werden, taucht Rutger Hauer auf und biedert sich im Geschäft der beiden als Arbeitskraft an - als sie ihn abblitzen lassen, gibt er indirekt zu verstehen, dass er über Mexiko im Bilde ist......

                                                Der Plot lebt in der Folge nur davon, dass Hauer wie eine Klette an den beiden hängt und sie in die Verzweiflung treibt, wobei er jedesmal eine Schippe drauflegt. Das ist gut gemacht, vor allem über die Dialoge und Hauers Zynismus, womit er den Eindruck erweckt als würde er endlich kooperieren, nur um wieder mit etwas Neuem zu kommen.

                                                Allerdings ist das im Verlauf recht vorhersehbar und mündet in das befürchtete, einfallslose 08/15-Finale. Der Handlung fehlt für das letzte Drittel eine gute Idee oder ein Twist, um sie auf ein dringend benötigtes, neues Gleis zu führen, bietet aber insgesamt gesehen noch ordentliche Unterhaltung. Der unheimlich-widerlich-klebrige Hauer ist auf jeden Fall einen Blick wert.

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                                                  RoboMaus 20.05.2018, 06:53 Geändert 20.05.2018, 10:26

                                                  Rob Reiner schafft es immer wieder, Geschichten auf wunderbar einfühlsame Weise darzustellen, wie z.B. in 'Das Beste kommt zum Schluss' (2007), wofür er neben Jack Nicholson mit Morgan Freeman einen idealen Schauspieler hatte, den er auch für 'The Magic of Belle Isle' (2012) gewinnen konnte.

                                                  Der Film ist wahrhaft magisch mit seiner einnehmenden Melancholie, die mich von Beginn an in den Bann schlug. Es ist die Story des desillusionierten und zurückgezogenen Erfolgsautors, dessen einziger Freund die Whiskeypulle ist und der von einer Nachbarsfamilie mit alleinstehender Mutter und drei Töchtern in das Leben zurückgeholt wird. Gewiss - das Konzept ist nicht neu oder besonders einfallsreich und im Grunde nicht der Rede wert, wobei auch die schleppende Erzählstrukur nicht gerade für Spannung sorgt. Eigentlich dürfte mir dieser Film über seine Form nicht gefallen, und ich hätte ihn sehr wahrscheinlich nie gesehen, wäre da nicht das Gespann Reiner/Freeman, das meinen Instinkt anregte mir einzuflüstern "komm, dem gibst du eine Chance".

                                                  An 'The Magic of Belle Isle' überzeugen im Wesentlichen zwei Dinge: zum einen das grandiose Setting an einem einsamen See, das eine einnehmende Ruhe ausstrahlt und den idealen Rahmen für die Handlung und Dialoge darstellt. Hier wird sich nicht mit hektischen Unterhaltungen gestritten oder mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sondern die Annäherung vollzieht sich mit interessanten Fragen und kindlicher, entwaffnender Naivität, was schnell mein Interesse weckte - dieser Film ist nicht trivial, sondern gleicht einer Wundertüte, aus der immer mehr berührende Inhalte strömen, die den Zuschauer Teil des Geschehens werden lassen, und wozu noch eine gesunde Portion Humor kommt.

                                                  Zum anderen werden Gefühle erzeugt, Melancholie, gepaart mit einem Hauch von zarter, sich entfaltender Liebe, die in nur einem einzigen Kuss kulminiert, der mir wie in keinem Film zuvor Schauer über den Rücken bis in die Zehenspitzen jagte, so dass ich meinte, wie elektrisiert über dem Fernsehsessel zu schweben. Genauso muss es kommen, dass wirklich passiert, wovon man eigentlich nur zu träumen wagt - unerhört berührend von Rob Reiner in Szene gesetzt und von Morgan Freeman und Virginia Madsen getragen.

                                                  Ohne Zweifel konnte mich 'The Magic of Belle Isle' in meinem Inneren erreichen, was zuvorderst in die hohe Bewertung führt. Damit steht oder fällt dieser Film: nur wer die Magie spürt, sich verzaubern und vereinnahmen lässt, wird hier ein Erlebnis haben, das den Tränen freien Lauf lässt.

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                                                    RoboMaus 19.05.2018, 07:32 Geändert 19.05.2018, 22:28

                                                    Der schwächste Film mit Dany Boon, den ich bisher gesehen habe (am bekanntesten ist der französische Komiker wohl aus '...Sch'tis', 2008).

                                                    Boon muss sich mit seiner Beisszangen-Ex-Frau zusammenraufen, um zur Hochzeit der gemeinsamen Tochter nach Griechenland zu kommen. Weil der Vulkanausbruch auf Island den Flugverkehr in Europa lahmgelegt hat, geht es nur auf dem Landweg dorthin. Natürlich geht schief, was nur schiefgehen kann......

                                                    'Eyjafjallajökull' (2013) ist als Road Movie-Komödie konzipiert, die vor allem von dem permanenten, überrissenen Gezanke seiner Protagonisten leben will, nach dem Motto: je mehr sie sich gegenseitig nerven, desto witziger muss es sein - leider ist so etwas überhaupt nicht mein Humor, sondern ätzt eher. Daneben wird noch die Chaos-Schiene bedient, nach dem Motto: je mehr Chaos-Unheil, desto witziger, aber auch das ist meistens zu plump und überzogen. Die Lacher kann man an drei Fingern abzählen.

                                                    Habe das Generve schon nach einem Drittel nicht mehr ertragen, so dass die Vorlauftaste die Tortur abkürzen musste. Wer sich am überdrehten (Anti-)Beziehungsstress anderer erfreuen kann, wird hier voll bedient. Ansonsten: Finger weg.

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