RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    In unserer Gegenwart erzählt der Vampir Louis de Pointe du Lac (Jacob Anderson "Game of Thrones") einem renommierten Journalisten (Eric Bogosian) seine Lebensgeschichte und davon, wie er zum Vampir wurde. - Romantisch, morbide und düster. Irgendwo angesiedelt zwischen Hedonismus und Misanthropie. Dass diese Adaption definitiv zeigt, was im Film und im Roman nur ein Subtext war, kann ich ihm nicht vorhalten. Denn Filme sind auch immer ein Spiegelbild ihrer Zeit. Heutzutage muss die homoerotische Beziehung zwischen den Vampiren nicht mehr nur angedeutet werden. Das gleiche gilt für die Hautfarbe von Louis.

    Aber andere wichtige Aspekte gehen im Vergleich zur Kinoverfilmung verloren. Zum Beispiel die Symbolik, die subversiven Andeutungen und die gut geschriebenen Figuren. Am meisten hat mir die Metamorphose von Claudia mißfallen. Ursprünglich eine verdammte Figur, gesperrt in den Körper eines Kindes, die niemals zur Frau werden darf. In der Serie wird dieses Problem nicht erfasst, weil die Darstellerin bereits volljährig ist.

    Anne Rice erwarb 2016 die Rechte an ihren Büchern von Warner Bros. zurück und gab die Entwicklung einer TV-Serie bekannt. Das Universum von Anne Rice ist komplex und laut AMC gehört die inzwischen erschienende TV-Serie „Mayfair Witches" ebenso in dieses Universum wie die kommende Serie „Vampire Chronicles“. Die Post-Produktion zur zweiten Staffel von „Interview With the Vampire“ ist in vollem Gange.

    04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩
    #horroctober2023

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    • 7

      James Wan ist bekannt als Co-Creator und Produzent der Torture Porn Reihe “Saw” und des Supernatural Horror Franchise “Insidious”. Unter anderem auch als Director des Vigilante Thriller "Death Sentence” und der Comic-Adaption “Aquaman”. Oder als Writer der Fantasy-Videospiel-Adaption “Mortal Kombat" (2021) und des Supernatural Horror “Lights Out”.

      Eine der größten Stärken von Autor und Regisseur James Wan ist es, dass er die Ansprüche jener Zielgruppe, die er mit seinen Filmen bedient, ganz genau kennt und diese trotzdem nicht einfach nur bedient, sondern zu jedem Zeitpunkt sein Bestes gibt. Im ersten Drittel spult Wan routiniert das große Haunted-House-Einmaleins ab. Im zweiten Drittel lässt er das Haunted-House-Kino weitestgehend hinter sich, um in einer Verbeugung vor Dario Argento und Mario Brava als abgefahrene Giallo-Hommage zu gipfeln. Auf erzählerischer Ebene rücken Versatzstücke des Giallos in den Mittelpunkt, vor allem die Ermittlungen zweier Cops. Sowie die extreme Fokussierung auf die Farben blau und rot macht sich bemerkbar. Im finalen Part lässt James Wan den Wahnsinn komplett von der Leine und macht den Rest des Filmes für sein Zielpublikum wahlweise unzugänglich oder aber zur Wundertüte. Ein Film von einem Horrorfan für Horrorfans.

      Fazit: Nicht nur für eingefleischte Fans des Regisseurs genau die richtige Kost. Ein „Must See“ für den #horroctober
      07 - ★★★★★★★✩✩✩

      Randinfo: Nachdem 1979 und 2004 jeweils ein TV-Zweiteiler erschienen ist, soll im Jahr 2024 die erste Kinoadaption von Stephen Kings “Salem’s Lot” herauskommen. Geschrieben und produziert von James Wan.

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        Die Hauptrolle durfte eine etwa 20-jährige(?), unbekannte Darstellerin übernehmen, die bei ein paar Fernsehserien mal durchs Bild gehuscht ist. Ihre Film-Mutter wurde von einer Schauspielerin dargestellt, deren Popularität von einer 25 Jahre alten Seifenoper herrührt und einer Darstellung als Krankenschwester in einer zehn Jahre alten BBC Serie. Ich konnte nix über das Budget finden. Aber wer so wenig bezüglich Darsteller ausgibt … tja. Der wird wahrscheinlich auch keines im Budget haben.

        Das kann nur eine unabhängige(sic!) Produktion sein. Keine Ahnung wie Asa Butterfield, Robert Englund und Eddie Marsan da hineingestolpert sind. Vielleicht haben die drei ein Herz für Debütanten? Oder sie haben die Saalwette bei “Wetten, dass…” verloren?! Wahrscheinlich hat irgendjemand bereits bei der Vorproduktion gemerkt “Fuck, wenn wir diesen Kinderkram verkaufen wollen, brauchen wir noch anständige Namen als Zugpferd.” Selbst die kleinste abendfüllende Filmproduktion ist ein gehöriges logistisches Projekt. “Choose or Die” macht auf mich den Eindruck, dass sich die Filmemacher dessen nicht bewusst waren. Der Netflix-Release über ein verfluchtes Videospiel ist zum Gähnen langweilig. Noch während ich diesen Text schreibe, muss ich krampfhaft darüber nachdenken, welche Aspekte ich positiv hervorheben kann …

        Fazit: Naja, wirklich geärgert habe ich mich nicht, aber eine höhere Bewertung verdient diese schnarchige Gurke nicht. Beim Zuschauen ist mir klar geworden, dass einige Filmemacher länger üben sollten. Die Visualität sah zum Teil recht ansprechend aus. Falls sich aus dem Vertrieb hierher jemand verirrt oder sogar der Filmemacher selbst, abschließend ein Hinweis.

        Liebes Netflix-Team (DE), Dear Toby Meakins
        Ein funktionierender Film, in diesem Fall ein Horror Movie, benötigt keine Realitätsnähe. Aber er ist wünschenswerter Weise plausibel (kein Muss!), sollte seine Figuren glaubwürdig verkaufen (damit wir mit ihnen mitfiebern) und die Story muss(!) einen dramatischen Handlungsbogen aufbauen. Sonst pennt der Zuschauer weg.

        #horroctober2023
        02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩

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        • 7

          „The Social Dilemma“ beleuchtet die Schattenseiten von Facebook & Co. und versucht, die Funktionsweisen und Gefahren zu ergründen. Eine Mischung aus Dokumentarfilm und Spielhandlung über Social Media, deren gesellschaftliche Folgen und die Frage, ob und wie stark soziale Netzwerke dazu beitragen, Einfluss auf uns, unser Denken und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt ausüben. Der Film ist nicht herausragend umgesetzt worden. Unnötig schnelle Schnitte und ein gewollt dramatischer Sound schüren Emotionen und überwältigen das Publikum. Gespielte Szenen und eine düstere Voodoo-Metapher sollen die Manipulation aufzeigen, der ein gewöhnlicher Jugendlicher im Bann seiner persönlichen Bubble unterliegt.

          Zwar kommt die Doku etwas „laut“ daher. Aber es gelingt der Produktion gut, wie man versucht, die Menschen möglichst lang und oft vor den Bildschirm zu bringen und stellt dabei eine ganze Reihe von Zusammenhängen dar. Wir beschäftigen uns zu wenig damit, was soziale Medien wirklich sind und welche Ziele sie verfolgen. Wie gelingt es, dass manche Menschen wie Süchtige kaum von ihrem Smartphone lassen können? Um dies zu erklären, greift der Film auf inszenierte, fiktive Szenen zurück. Leider setzt die Doku auf Dampfhammer statt Differenzierung. Die Doku zeigt, wie menschliche Schwächen ausgenutzt werden – für Geschäftsinteressen der Technologie-Konzerne. Was die Firmenlenker wie Zuckerberg letztendlich antreibt, wird in der Doku allerdings nicht beleuchtet. Ein Manko des Films.

          Damit schadet man dem Anliegen der Doku. Einige Kernaussagen sind verkürzt dargestellt. Als Erklärung präsentiert der Film Handys und Social Media. Dass immer mehr Familien verschuldet sind, viele Eltern keine Krankenversicherung besitzen und bereits Kinder Angst vor der Zukunft haben, bleibt außen vor. Regisseur Jeff Orlowski spricht in seinem Dokumentarfilm vom Dilemma der sozialen Medien. Geht es nach ihm, sind die Nutzer Versuchskaninchen in einem Großexperiment. Statt Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, stellt Orlowski Milliarden Menschen als "Laborratten" dar, die den Manipulationen der Tech-Konzerne willenlos ausgeliefert seien. Echte Lösungsansätze bleiben außen vor und positive Entwicklungen wurden nicht erwähnt, Solche Ungenauigkeiten sind ärgerlich, weil die Doku gleichzeitig vieles richtig macht.

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          • 7

            “Die Katze” ist Dominik Grafs erst zweite Regiearbeit für die große Leinwand. Über die Jahrzehnte seines Schaffens hat Graf einerseits Kompromisse gemacht, andererseits zu überraschen gewusst. Dies ist eine solche Überraschung. Ein Banküberfall, eine Geiselnahme, eine sich hinziehende Belagerung durch die Polizei lassen Erinnerungen an Sidney Lumets Hundstage aufkommen. Aber die Charaktere hier stehen in völlig anderer Beziehung zueinander. Die Figurenzeichnung ist eindrücklich und die gemeinsam vorangetriebene Entwicklung in ihren Motiven glaubwürdig. Allerdings inspirierte Graf offenbar nicht nur das US-amerikanische Kino (Michael Mann), auch Einflüsse des französischen Neo-Noir sind erkennbar (Alain Corneau und Jean-Pierre Melville). Mit seinem urbanen und kompromisslosen Thriller lieferte Graf kein Imitat, sondern bietet einen ebenbürtigen Genrebeitrag. Gedreht wurde 1987 hauptsächlich in München und Düsseldorf. Graf war sich bewusst, dass die Inszenierung, die ihm vorschwebte, damals zu aufwändig war für eine Fernsehproduktion. Der damals 49-jährige Götz George übernahm die Rolle des Strippenziehers mit einer dynamischen und überzeugenden Leistung, während Gudrun Landgrebe die Rolle der “Femme Fatale” darstellte. Abgesehen vom angespannten und aufgewühlten Joachim Kemmer, bot vor allem Heinz Hoenig eine eindringliche Performance.

            Übrigens, ich bekomme einen kleinen Schauer wenn ich sehe wie Dominik Graf die Geiselnahme inszenierte und ich in Details Vergleiche zum Gladbeck-Geiseldrama entdecke, dass die Bundesrepublik 1988 erschütterte. Nur sieben Monate nach dem westdeutschen Kinostart.

            Fazit: Immer noch sehenswertes deutsches Kino.
            07 - ★★★★★★★✩✩✩
            #dominikgraf #neonoir

            FunFact:
            Der im April 2000 verstorbene Joachim Kemmer, der den Einsatzleiter darstellt, war damals vor allem durch seine Fernsehrollen bekannt. Heute kennen Filmfreunde ihn als Synchronstimme. U.a. für Humphrey Bogart, Richard Pryor, Marty Feldman und einige bekannte Disney-Figuren wie die Krabbe Sebastian (Arielle, ‘89), der Kerzenständer Lumiére (Die Schöne und das Biest, ‘91) und Dschafar (Aladdin, ‘92).

            Info für Scheiben-Freunde:
            Wurde der Film vorher nur geschnitten und zensiert auf den Markt gebracht, ist er innerhalb der DVD-Edition der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 2010 nochmals erschienen. Das Besondere, der Film wurde neu vom 35mm-Master abgetastet und das Bildformat von 4:3 auf 1,85:1 korrigiert, als auch ungeschnitten veröffentlicht.

            Pressestimmen:
            “Die Katze” ist insofern kein gewöhnlicher Thriller, als kaum einmal davor im deutschen Kino so aufwändig die zunehmende Technisierung der polizeilichen Arbeit (und der kriminellen Handlung) in den Blick genommen wurde. Von Beginn an geht es darum, wer den besseren Überblick hat. Die Zuschauer nehmen fast durchweg die Perspektive der Verbrecher ein, denn Probek ist die zwiespältige Identifikationsfigur des Films: ein Mann, der gleichermaßen schlau und stark ist, der alles bedacht hat und die Figuren ausspielt wie Karten in einem Pokerspiel, bei dem er sich von Beginn an das beste Blatt gesichert hat. (FAZ)

            Dominik Graf ist vom Filmemachen (und Filmesehen) besessen, aber nie geht's bei ihm um das singuläre Werk, das Meisterwerk, sondern auf ein Immer-weiter, das das "Event-Gewese" meidet. Termite art, so hat Manny Farber das genannt, der größte amerikanische Film- und Kunsttheoretiker, die Kunst der amerikanischen Genremeister Sam Fuller und Don Siegel, Howard Hawks und Raoul Walsh, die "immer vorwärts geht und ihre eigenen Begrenzungen frisst und, wie denn nicht, auf ihrem Weg nichts lässt als die Reste ihrer gierigen, geschäftigen, unordentlichen Aktivität". (SZ zum 70ten des Regisseurs)

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              RoosterCogburn 19.09.2023, 23:36 Geändert 19.09.2023, 23:55

              Die Dokumentation „Der Tinder-Schwindler“ vom Team von „Don’t F**k with Cats“ zeichnet nach, wie sich Cecilie mit anderen Frauen zusammentat und die Identität eines Betrügers aufdeckte. Mit Luxus und Privatjets lockte der angebliche Milliardär Simon Leviev zahlreiche Frauen bei Tinder an, um sie mit Romance Scam übers Ohr zu hauen. Er soll mehrere Frauen dazu gebracht haben, ihm Hunderttausende Euro zu geben. Er bat um das Geld, weil er in Gefahr sei und das Geld brauche, um sein Leben zu schützen. Diese Machenschaften und die Aufdeckung des Mannes stehen im Mittelpunkt.

              Meinung
              Ich bin mir nicht sicher, welches Verhalten mich mehr schockierte. Die Dreistigkeit mit der Leviev vorging oder die Gutgläubigkeit der Frauen, die ihm so verfallen waren, dass sie selbst die bizarrsten Lügen noch glaubten. Die Frauen gaben ihm ihre Ersparnisse und stürzten sich in Schulden. Die Aufzeichnungen lassen mich nachdenklich zurück. Was muss passieren, damit eine Person so verzweifelt wird? Wie viel sind wir bereit, für eine vermeintliche Liebe zu geben? Natürlich ist es einfacher, aus der Distanz zu urteilen und zu verurteilen. Außerdem kann eine Liebe – oder zumindest die Illusion derselben – selbst die intelligentesten Menschen zu Idioten machen. Allerdings leben True Crime Dokus wie diese, von der Emotionalität und dem Spektakel. Nicht von einem rationalen Blickwinkel, der erläutert und Fakten revidiert. Das bemerkte ich hier schon daran, das nur die Opfer vor der Kamera zu Wort kommen. Kein Dritter Beobachter (Journalist, Strafverfolgung, Psychologe) gibt seinen Senf dazu. Die Perspektive gerät dadurch einseitig und drückt zum Teil stark auf die Tränendrüse.

              Nachtrag
              Wirklich büßen musste Hayut nie für seine Taten. Er wurde 2019 verhaftet und wegen Betrugs, Diebstahls und Fälschung angeklagt. Dann verbrachte er fünf Monate im Gefängnis und wurde im Mai 2020 wieder entlassen. Kurz nach der Veröffentlichung dieser Produktion bei Netflix, im Februar 2022, hat Shimon Hayut ein zweiteiliges Interview veröffentlicht, das "seine Seite der Geschichte erzählt". Natürlich streitet er jede Schuld ab, die Darstellung von Netflix sei falsch und er sei nicht "dieses Monster".
              Kate Konlin behauptete ein Jahr später, 2023, dass sie von Simon Leviev emotional missbraucht wurde. Allerdings gab sie im Februar 2022 zu Protokoll, dass sie nicht glaube, dass Simon Leviev Frauen geschadet und sie um Geld betrogen hätte. Sie sagte über die Anschuldigungen gegen ihren damaligen Freund und die Frauen, die ihn beschuldigten: “Mein Gott, wie kann man nur so eine Fake Story erfinden?”
              https://www.spiegel.de/panorama/leute/simon-leviev-tinder-schwindler-ex-freundin-kate-konlin-spricht-von-emotionalem-missbrauch-a-882a148d-3ac4-4a49-91e2-dfd074e25667

              Mein Fazit: Richtig viel Substanz hat der Dokumentarfilm nicht. Stattdessen sind die Macher darauf aus, das Publikum durch ein Wechselbad der Gefühle zu jagen.

              04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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                RoosterCogburn 19.09.2023, 21:52 Geändert 19.09.2023, 23:45

                HBOs Dokumentarfilm „Fake Famous “ zeigt, wie es möglich ist, die Social-Media-Wirtschaft zu manipulieren, um ein berühmter Online-„Influencer“ zu werden. Nick Biltons interessanter, wenn auch uneinheitlicher Dokumentarfilm untersucht das Streben nach einer besonderen Art von Ruhm. Indem er sich auf etwas einlässt, das er ein „soziales Experiment“ nennt. Er veröffentlicht einen Casting-Aufruf „Willst du berühmt sein?“. Aus den Tausenden von Bewerbern, wählt er drei aus und macht sie zu Instagram-Influencern. Mit Hilfe von gefälschten Social-Media-Followern (Bot-Followern) und gekauften Likes, Fotomotiven an scheinbar luxuriösen Orten, die in Wirklichkeit jedoch genauso Fake waren wie seine Influencer, und eben solchen inszenierten Storys, generierte er auch reale Follower. Bilton erzählt, dass die meisten Influencer ihren Aufstieg an die Spitze der Social-Media-Pyramide, durch den Kauf von Followern beschleunigt haben, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern.

                „Fake Famous“ zeigt, dass es auch eine mühsame Arbeit sein kann, ein Influencer zu sein. In einer amüsanten Sequenz führt uns Bilton hinter die Kulissen eines Fotoshootings. die in kurzer Zeit an einem einzigen Ort aufgenommen worden sind. Hier ahmt ein hochgehaltener Toilettensitz ein Flugzeugfenster nach, der Champagner ist Apfelsaft, die Schokolade sind in Schokopulver getunkte Butterstücke und das mit Rosenblütenblättern angereicherte Spa-Becken ist ein Plastik-Kinderbecken.

                Fazit: Nichts davon ist besonders überraschend. Aber „Fake Famous“ besteht darauf den Zuschauer an der Hand zu führen. Gelegentlich mit dem Tonfall eines Erklärbärs.

                06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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                  RoosterCogburn 12.09.2023, 18:13 Geändert 12.09.2023, 18:17

                  Die Skriptarbeit von Richard Wenk ist bekannt durch “Jack Reacher 2”, “The Expendables 2” und “The Mechanic”. Mit “The Equalizer” bekomme ich genau das, was ich von ihm erwarte. Unter der Regie von Antoine Fuqua arbeiten das Team Wenk und Washington, nach den ersten beiden der Reihe und “The Magnificent Seven” (2016), nun erneut am finalen Kapitel zusammen. Leider muss ich sagen, das ich diesmal ein wenig enttäuscht bin.

                  Den Plot hat man schon in so vielen Filmen gesehen. Ein Fremder kommt in die Stadt, fühlt sich wohl und geradezu heimisch. Dann legt er sich mit den örtlichen Gangstern an, wobei “Der Fremde” natürlich schneller und cleverer ist in Bezug auf Waffen & Co. Als erstes wird dem kriminellen Dorf-Pancho gezeigt, wo der Hase die Möhren versteckt. Der weint sich entweder bei seinem Vorgesetzten aus oder wird gleich ins Jenseits befördert. So oder so tauchen dann die Bandenmitglieder auf, bis endlich dem Orts-Mafiosi dem Garaus gemacht wird. Hat man schon in vielen Gangster-Streifen, Actionfilmen und vor allem Western so oder ähnlich gesehen. Gerade Walter Hill traf mit sehr ähnlich gelagerten Filmen wie “Ausgelöscht” (1987), “Strassen in Flammen” (1984) und “Last Man Standing” (1996) in diese Kerbe. Auch wenn Hill sich bereits damals durch klassische Western-Themen inspirieren ließ, klappte das doch origineller als bei “The Equalizer 3”.

                  McCalls drittes Leinwand-Abenteuer variiert das Setting und versprüht somit La Dolce Vita. Für meinen Geschmack, viel zu ausführlich. Nach einem interessanten Vorspann verbringt er über eine dreiviertel Stunde, um uns die italienische Lebensart nahe zu bringen. Für die Handlung oder die Figuren ist das nicht förderlich. Eher überflüssig. Nachdem die Hälfte der Filmlaufzeit dann rum ist, beginnt allmählich “Roberto” mit seinem Rachefeldzug. Schließlich will der gute Mann in Italien in Rente gehen. Da kann sich die Camorra hier nicht breit machen und muss vertrieben werden. Unterstützung bekommt er seitens der Regierung diesmal von Emma Collins (dargestellt von Dakota Fanning). Wie sich zum Schluss herausstellt, handelt es sich dabei um die Tochter von Susan und Brian Plummer (Melissa Leo, Bill Pullman), die wir aus den beiden Vorgänger Filmen kennen.

                  Fazit: Teil 1 und 2 waren spannender, mitreißender und einfach cooler. Im dritten gehen mir unzählige Nebenfiguren am Arsch vorbei. Sehr viel ist stark vorhersehbar. Die Action ist zwar drastischer, aber nicht unbedingt besser in Szene gesetzt. Denzel Washington ist immer noch ein großartiger Darsteller, der mich eine ziemlich laue Fortsetzung mehr Punkte entlocken lässt. Ohne die Beteiligten Antoine Fuqua und Denzel Washington wäre der Film wahrscheinlich eine 4 oder 5.

                  06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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                  • RoosterCogburn 09.09.2023, 17:18 Geändert 09.09.2023, 17:19

                    Falls jemand Interesse hat? Ich biete DVD-Filme zum Tausch auf Vertrauensbasis an. Es geht mir nicht um Profit.

                    Ich suche Filme, die ich noch nicht kenne oder endlich einmal wieder sehen möchte. 😁 Da ich keine Abspielmöglichkeit für Blu-Ray mehr habe, bin ich nur an DVDs oder VHS interessiert (wenn das Band abspielbar und okay ist). Sofern die Bild- und Tonqualität in Ordnung ist, muss es nicht unbedingt gekauftes Material sein.

                    Schaut in die Liste und schreibt mich bei Interesse an. Teilen erwünscht! Die Liste wird noch weiter aufgefüllt. Das ist erstmal für den Anfang.

                    https://www.moviepilot.de/liste/ich-biete-zum-tausch-an-roostercogburn

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                    • RoosterCogburn 03.09.2023, 10:48 Geändert 03.09.2023, 10:49

                      ‚Mit einem TV-Special wollte Regisseur George Lucas das Warten auf den nächsten "Star Wars"-Film überbrücken. Es wurde eine der grottigsten Sendungen aller Zeiten.“ Christian Neeb, 2015 für den Spiegel. 😂 Amüsant geschrieben. https://www.spiegel.de/geschichte/star-wars-holiday-special-der-alptraum-des-george-lucas-a-1067641.html

                      "Die Geschichte vom treuen Wookiee" (The Story of the Faithful Wookiee) ist ein animierter Kurzfilm, der als Teil des Holiday Specials ausgestrahlt wurde. Anders als der Rest des Holiday Specials wurde er positiv aufgenommen und deshalb wieder veröffentlicht. Der Kurzfilm stellt Boba Fett das erste Mal vor und zwar in einem positiven Licht. Zu finden bei Disney+

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                        Wie konnte Wirecard Milliardengewinne erfinden und die Bilanzen fälschen? Unter https://www.ft.com/wirecard sind die jahrelangen Recherchen der britischen "Financial Times" aufgelistet, die seit 2015 immer wieder über Hinweise auf Tricksereien, undurchsichtige Geldströme und mögliche Bilanzfälschungen berichteten. Wirecard nannte das "falsche und irreführende Behauptungen" oder "ungenaue, irreführende und diffamierende" Medienberichte.

                        Es war eine dieser Erfolgsgeschichten, wie es sie eigentlich nur noch im Silicon Valley gibt. Aber Wirecard war eine Firma aus der Nähe von München, und womöglich liegt darin der Grund, warum nicht genau hingesehen worden ist, weder von der deutschen Finanzaufsicht noch von der Bundesregierung. Die Staatsanwaltschaft spricht von „gewerbsmäßigem Bandenbetrug“. Zu einem Betrug gehören immer zwei, der Betrüger und der Betrogene.

                        Bereits acht Monate nach der Wirecard-Insolvenz legte UFA-Fiction ein Dokudrama über den Absturz des einstigen Börsenlieblings vor. Die Hauptfiguren dieser Produktion sind die Betrüger: der „Felix Krull der Finanzmärkte“ und ehemalige Vorstandschef der insolventen Wirecard AG, Dr. Markus Braun (Christoph Maria Herbst) und seine rechte Hand, der hedonistische Jan Marsalek. Im Kern werden nur die letzten Wochen vor dem großen Knall der Wirecard-Insolvenz erzählt, im Sommer 2020. Eine dramaturgisch kluge Selbstbeschränkung auf jene Phase, in der sich die Spirale des Wahnsinns am schnellsten dreht. Außerdem setzt der dokumentarische Anteil viel Wissen voraus. Wer die Berichterstattung 2020 nicht verfolgt hat, wird Schwierigkeiten haben, der Handlung folgen zu können.

                        Entstanden ist ein Dokudrama mit Spielszenen und teils exklusiven Interviews. Berichte und Erfahrungen von Personen, die sich nicht vor der Kamera äußern wollten, wurden für die Story fiktionalisiert. Manche Interviewpartner dürften zumindest dem geneigten Publikum arg vertraut vorkommen, etwa Fahmi Quadir, die glamouröseste aller Aktienhändler:innen, die erfolgreich gegen Wirecard wettete. Dass Braun-Nachfolger James Freis und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing auftreten, ist gewiss etwas Besonderes.

                        Der Marshal meint: Wer sich aktuell für den Wirecard-Prozess interessiert, die angestrebte Freilassung um Markus Braun und die Aussetzung des Verfahrens, für den bringt diese Produktion keinen Mehrwert. Für Quereinsteiger halte ich die Produktion nicht geeignet, weil sie Vorwissen voraussetzt. Am besten kann das zusätzliche Hintergrundmaterial als Ergänzung dienen. Unglücklicherweise ist das Dokudrama nichts von Bestand.

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                          RoosterCogburn 29.08.2023, 13:28 Geändert 29.08.2023, 14:51

                          Der Titel macht wenig Geheimnisse, um was es geht. Vier Frauen, zu Beginn der Serie etwa Mitte Dreißig, lernen sich bei einer Mutter-Kind-Gruppe kennen. Manche sind erneut Mutter geworden, manche zum ersten Mal. Nach dem Mutterschaftsurlaub ist es an der Zeit, ins Arbeitsleben zurückzukehren.

                          Die PR-Managerin Kate (Catherine Reitman) kann es kaum erwarten und stürzt sich freudig zurück in ihren Job. Multitasking-fähig pumpt sie im Büro ihre Muttermilch ab, während sie gleichzeitig Anrufe beantwortet. Klar, kein Problem!
                          Die selbstständige Therapeutin Anne (Dani Kind), Kates beste Freundin, ist kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes wieder schwanger. Sie fragt sich, ob sie wirklich noch ein drittes Kind möchte. Ist eine Abtreibung moralisch legitim? Diese Frage beschäftigt sie vor allem zu Beginn der Serie. In späteren Staffeln gerät sie mit ihrer pubertierenden Tochter Alice mehrfach aneinander.
                          Die durchgeknallte Immobilienmaklerin Frankie (Juno Rinaldi) lebt zusammen mit einer Frau, mit der sie eine gemeinsame Tochter hat. Wenige Monate nach der Geburt leidet Frankie an Depressionen und flüchtet immer wieder vor der Realität,
                          Die biestige Jenny (Jessalyn Wanlim) hingegen will am liebsten Zuhause bei ihrem Baby bleiben, muss aber wieder arbeiten gehen. Sie versucht, ihren Mann davon zu überzeugen, dass sie länger als vereinbart in Elternzeit bleiben kann. Er wiederum möchte aber selbst zu Hause bleiben
                          In der fünften Staffel stößt die toughe Verlegerin Solane (Enuka Okuma) dazu. Sie wird Frankie ablösen, die die Serie verlässt. Sie wird durch eine Samenspende in der sechsten Staffel schwanger und bringt einen ganz neuen Aspekt in die Serie.

                          „Workin‘ Moms“ stammt von der Hauptdarstellerin Catherine Reitman und ihrem Mann Philip Sternberg. Die beiden spielen auch in der Serie ein Paar. Die Idee für die Serie hatten sie nach der Geburt ihres eigenen Kindes. Im Gegensatz zu “Desperate Housewives” geht es aber nicht um den Tratsch in der Nachbarschaft, sondern um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das ist an manchen Stellen zwar überspitzt, aber dennoch äußerst unterhaltsam und sehenswert in Szene gesetzt. Catherine Reitman geht es um die Frauen, die sich mit den Realitäten der Mutterschaft des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen müssen.
                          In der Besetzung gibt es einen netten Einfall. Ivan Reitmans Tochter Catherine hat als ihren Vater in der Serie Dan Aykroyd als Gastdarsteller in der ersten und der letzten Staffel.

                          Wer die von bösen Dialogen überzogenen Fronten und Kriegsschauplätze zusammenzählt, die sich hier für die Mütter auftun wie der abgrundtiefe Schlund einer Monstermama, will beten, das sei alles nicht realistisch. Wie leicht es ihnen ihre Männer machen, ist dagegen weniger zu glauben. Annes Mann, der vom dritten Kind erfährt, obwohl sie sich auf „two and through“, also zwei und fertig, geeinigt hatten, bricht darüber in Liebesschwüre aus. Er sei der geborene „Grower“, der geborene Erzeuger. Auch Kates Mann reagiert viel zu gelassen. Die Damen haben perfekte Männer, tolle Jobs, große Autos und riesige Egos. Zumindest zu Beginn der Serie. Später wird das noch relativiert. Da ticken gelegentlich auch mal die Männer aus.

                          Fazit: Die halbstündige Dramedy lohnt sich. Gut konsumierbar. Oftmals überzogen und trotzdem witzig. Solider Bingewatch-Faktor. Für alle, die auch über andere Dinge lachen können als den üblichen Sitcom-Kram.

                          Staffel 1 und 2 erhielten Emmy Nominierungen.
                          Wertung bei IMDb 7,8/10
                          Zuschauerwertung bei rottentomatoes.com 77%

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                            Der Film adaptiert die 160-seitige Autobiografie über John Grogans Leben mit dem „frechsten Hund der Welt“, den Labrador Marley. Erschütternd belanglos, aber ungeheuer clever, wird von einem netten Pärchen erzählt, das 13 Jahre von einem ungezogenen Hund durchs Leben begleitet wird. Viele werden auf einen großen dramatischen Konflikt warten, auf einen Höhepunkt. Einen Hinweis darauf, was diese Geschichte so besonders macht. Doch da kommt nichts. Es werden nur die Szenen einer zutiefst gewöhnlichen Ehe aneinander gereiht. Ein dramaturgisches Konzept gibt es nicht. Bis zum manipulativen Finale. Niemand, der jemals einen Hund lieb gewonnen hat, wird davon unberührt bleiben.

                            "Ein Hund hat keine Verwendung für schicke Autos, große Häuser oder Designer-Klamotten. Ein klatschnaßer Stock reicht ihm völlig. Einen Hund interessiert es nicht, ob du reich bist oder arm, klever oder dumm, pfiffig oder doof. Wenn du ihm dein Herz schenkst, schenkt er dir seins. Von wie vielen Menschen kann man das behaupten? Wie viele Menschen können einem das Gefühl geben, selten, echt und besonders zu sein?! Wie viele Menschen können einem das Gefühl geben, außergewöhnlich zu sein?"

                            😃🥲😭

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                              RoosterCogburn 22.08.2023, 08:01 Geändert 22.08.2023, 08:07

                              Die vierteilige Dokumentation „We need to talk about Cosby“ thematisiert die Karriere von Bill Cosby und die Vorwürfe gegen den Comedian und Schauspieler. Sie schildert den kometenhaften Aufstieg und den tiefen Fall des "All American Dad". Dabei wird Leben und Karriere aufgearbeitet und sich schließlich auf seinen Absturz konzentriert, die Prozesse und die Konsequenzen. Zu Wort kommen dabei Comedians, die ihn erlebten und sich von ihm inspiriert fühlten. Journalisten, die Cosbys Fall begleiteten und Opfer seiner mutmaßlichen Handlungen. Die Doku beleuchtet immer wieder Ambivalenzen im Leben des Entertainers. Zwei Seiten hingen bei Cosby immer wieder zusammen: das Gute, Emanzipatorische, Helfende einerseits und das Manipulative, Ausbeutende andererseits.

                              Ende der 60er Jahre ist Bill Cosby einer der ersten Afroamerikaner, die auch bei einem überwiegend weißen Publikum Erfolg haben. In der Serie „I Spy“ (deutscher Serientitel: Tennisschläger und Kanonen) ist er der erste schwarze US-Fernsehschauspieler in einer Hauptrolle. In den 1970er-Jahren feilt Bill Cosby an seinem Ruf als moralische Autorität und fordert dazu auf, sagt 'Nein zu Drogen’. Dass Cosby mutmaßlich selbst Frauen betäubt, um sie sexuell zu missbrauchen, kommt erst Jahrzehnte später ans Licht.

                              1984 krempelt "The Cosby Show" nicht nur die Medienlandschaft, sondern auch die US-Gesellschaft um - und Cosby gilt alsbald als "America´s Dad". Der popkulturelle Einfluss der Show ebnete weiteren Sendungen wie „Der Prinz von Bel-Air“ den Weg, in denen es um das Leben und die Erfahrungen von Afroamerikanern geht. Für die Community wird „America’s Dad“ zum Vorbild. Seinen Ruhm, seinen Reichtum und seine damit verbundene Macht nutzt er jedoch mutmaßlich, um sich an unzählige jungen Frauen zu vergehen. Die Doku-Serie macht deutlich, dass die Trennung von Künstler und Mensch schwierig sein kann. Subjektiv betrachtet, könnte ich mir mit dem heutigen Wissen die Sitcom „The Cosby Show“ nicht mehr „unschuldig“ ansehen.

                              2014 sorgte Komiker Burress für einen Dammbruch, als er Cosby als Vergewaltiger bezeichnete und dessen mutmaßliche Opfer erstmals Gehör fanden. Die Doku thematisiert die vorgeworfenen Vergewaltigungen. Dabei werden Dinge deutlich, die man früher übersehen hat. In alten Aufnahmen spricht er über das angebliche Aphrodisiakum und Betäubungsmittel “Spanische Fliege”, das er selbst Frauen in den Drink gab. Wirklich gelungen ist die Doku dann, wenn sie eine mögliche Antwort liefert, weshalb derlei Dinge nicht gesehen wurden. Die „größere These“ der Doku ist die der „Rape Culture“. - Nach zwei Prozessen landete Bill Cosby im Gefängnis. Bis er 2021 unerwartet freigelassen wurde.

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                                RoosterCogburn 16.08.2023, 20:41 Geändert 16.08.2023, 23:06

                                In dieser rein fiktiven Story begeben sich zwei Frauen, ohne äußere Einwirkung, in Gefahr. Die Gefahrenquelle wird von den naiven Frauen komplett falsch eingeschätzt. Somit gerät der geplante Ausflug zum Überlebenskampf. Dieselbe Voraussetzung wie bei “47 Meters Down” (2017). Nur spielt die Handlung nicht im Wasser. Stattdessen erklimmen die Protagonisten einen stillgelegten 600 Meter hohen Fernsehturm. Die beiden Mittzwanziger spielen Grace Caroline Currey (“Shazam!” 1+2) und Virginia Gardner (“Marvel's Runaways”), die hier zu einem Übermaß an Theatralik genötigt wurden. Der Survivalthriller folgt dem Climbing-Trend auf YouTube, ohne dabei Thrill zu vermitteln. Mit nervig-nervös agierenden Hauptdarstellerinnen, die in ihren Rollen Klischees erfüllen und fragwürdige Entscheidungen treffen.

                                Der Marshal zieht seinen Fazit: Für Akrophobiker:innen sind die Aufnahmen bestimmt nervenzerreißend. Für cineastisch angehauchte Filmfreunde und -freundinnen mag es ein kurzweiliger Klischee-Spaß sein. Mich konnte die Produktion nicht überzeugen. “127 Hours” (2010) oder “Free Solo” (2018) sind für mich weit sehenswertere Vertreter für Adrenalin-Junkies.

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                                  RoosterCogburn 08.08.2023, 15:28 Geändert 08.08.2023, 16:02

                                  Nachdem ich mich noch sehr gut an das spanische Original erinnere ["Anrufer unbekannt" (2015) 6/10] , an die deutsche Neuverfilmung ["Steig. Nicht. Aus" (2018) 4/10] und das südkoreanische Remake, den ich abbrach ["Hard Hit" (2021) nicht bewertet] , möchte ich das US-Remake nicht sehen.

                                  Der Plot und die Grundprämisse gibt für mich nicht so viel her als das es sich lohnt, dieselbe Handlung erneut zu sehen. Wenn es ein dialogstarkes Drehbuch wäre oder man dem Figurenhintergrund etwas neues abgewinnen würde. Nein, es sind nur an die Länder angepasste Varianten, die sich um einen in die Enge getriebenen Mann drehen. Die amerikanisch-französische Ausgabe wird da nicht anders sein.

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                                    Aus seiner Entstehungszeit heraus wird die Handlung 15 Jahre in die Zukunft verlegt. Interessant in soweit, weil es laut Handlung im "russischen Sektor" zu Aufständen gekommen ist. Es wird ein pro-russischer Anführer verfolgt. Und es gibt eine Widerstandsbewegung aus der Ukraine. Es kommt zum Bürgerkrieg. Zumindest das wird vielversprechend im Vorspann erklärt. Von US-Truppen wird eine entmilitarisierte Zone eingerichtet. "Demilitarisierung" dient nicht um Frieden herzustellen. Sondern um militärische Waffen und Personal abzubauen.

                                    Roboter und Drohnen gibt es auch schon heute beim Militär. Die Besonderheit im Film ist, die dargestellten Roboter handeln komplett autonom. Und die Drohnen sind so hoch entwickelt, das ihre weit entfernten Piloten reagieren als wenn sie ein Videogame zocken. Lt. Harp ist so ein Drohnenpilot (Damson Idris). Wegen Missachtung eines direkten Befehls wird er an die Front versetzt. Sein neuer Vorgesetzter wird Leo (Anthony Mackie), der ein androider Supersoldat ist. Ein Mix aus "Captain America" und "Terminator". Auf beide Figuren spielt der Film auch mit Dialogen an. Schade nur, dass das Potenzial der Grundidee nicht mal im Ansatz genutzt wird. Man verlässt sich zu sehr auf die Optik. Irgendwie fühlt sich das alles an wie ein TV-Pilot, den man kurzfristig zum Fernsehfilm umgeschrieben hat. Der Anfang setzt darauf, das ich beim zusehen auf die Charaktere neugierig werde. Dann lässt man schnell alles im Sande verlaufen. Zugunsten von durchschnittlicher Action im Comic-Stil und einer dünnen Story. Da hätte man die Laufzeit locker um zwanzig Minuten kürzen können.

                                    Fazit: Irgendwann, obwohl man der Produktion gute Karten gegeben hat, verspielt der Film sein Blatt. Und wenn er die Hosen runter lässt, ist hier nur "Captain America" außer Kontrolle. That's it.

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                                      RoosterCogburn 04.08.2023, 15:30 Geändert 04.08.2023, 15:40

                                      "Dune" war die erste Miniserie des Sci-Fi Channel (der später in Syfy unbenannt wurde). Die auffälligsten Anpassungen - Die Hauptfigur Paul Atreides wird erst im erwachsenden Alter seine Rolle als Auserwählter einnehmen. Während in Lynchs Version 1984 die Aspekte um Baron Harkonnen hervor gehoben wurde, hat man seine Bedeutung hier wieder gemäß der Vorlage angeglichen. Allerdings erfindet die Miniserie eine umfangreiche Nebenhandlung für Prinzessin Irulan. Was Frank Herbert subtil oder gar nicht erklärt hatte, wurde hier direkter dargestellt. Größtes Negativ-Merkmal, wenn man Romane ungeschickt in ein Drehbuch presst: es funktioniert vieles in der erzählenden Literatur, aber nicht on screen. Diese Adaption ist ein Parade-Beispiel dafür.

                                      Die Besetzung von Alec Newman als Paul Atreiders ist nicht gut gewählt. Vor allem aus heutiger Sicht, wenn man die Glanzleistung von Timothée Chalamet mit diesem billigen Machwerk vergleicht. Der Cast ist sowieso teilweise sehr merkwürdig ausgewählt worden. Während Herzog Leto Atreides mit William Hurt angemessen besetzt wurde, spielte den Fremenführer Stilgar tatsächlich Uwe Ochsenknecht (in der aktuellen Version von Javier Bardem dargestellt). Außerdem verschlechtert sich das technische Niveau des Dreiteilers sichtlich. Nach einem passablen Einstieg (bezüglich F/X) findet viel Gesabbel vor gemalten Sanddünen statt. Inszenatorisch und dramaturgisch ist hier nicht viel los. Entweder die trashige Fassung von Lynch oder die herausragende Adaption von Denis Villeneuve. Allerdings muss der geneigte Zuschauer noch auf Part 2 warten.

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                                        Während Dr. Henry Jones, jr. in den ersten drei Filmen zwischen 36 und 39 war und die jeweilige Haupthandlung vor Kriegsbeginn spielte, war er im vierten Leinwand-Abenteuer bereits 58. Er lernte seinen erwachsenen Sohn kennen und heiratete zum Schluss des Filmes Marion Ravenwood (Raiders of the Lost Ark). Eigentlich ein Happy End für unseren geliebten “Indy”.

                                        Nun wird die Wählscheibe des Schicksals neu betätigt und Indiana wird zu Beginn des Hauptplots mit fast 70 in Rente geschickt. Seine Frau ist nicht mehr da. Wie uns die Handlung später verrät, hat die Trauer die beiden entzweit. Ihr Sohn ist in Vietnam gefallen. Dr. Jones, jr. ist inzwischen ein gebrochener Mann ohne Familie, dessen Schüler sein Unterricht völlig egal ist. Diese Welt hat scheinbar keinen Platz mehr für ihn. Dann taucht seine Patentochter auf und stachelt ihn an, mit ihr einen Antikythera-Mechanismus zu suchen. “Indy” fiel einst, zusammen mit ihrem Vater (Toby Jones), die Hälfte des “Ziffernblatt des Archimedes” in die Hände (wird in der Rückblende aus dem Jahr 1944 gezeigt) als die beiden von Nazis verfolgt wurden, während sie die Lanze des Longinus finden wollten (eine Lanze, die angeblich Jesu durchbohrt hat).

                                        25 Jahre später soll nun das Relikt aus seinem Versteck geholt und die andere Hälfte gefunden werden. Allerdings sind nicht nur seine Patentochter Helena und Indy hinter dem Artefakt her, sondern auch eine ganze Truppe von Alt-Nazis. Warum ausgerechnet Nazis, wird nie so richtig klar. Wenn es nur um einen ging, am besten Jürgen Voller (Mads Mikkelsen), der irgendwelche Söldner und Gangster anheuert, dann würde ich nix sagen. Aber 1969 sind lauter Nazis zu sehen. Als der Mechanismus betätigt wird, sind lauter Nazis in Uniform am Flughafen zu sehen, die den berühmten Gruß machen. Finde ich unlogisch.
                                        Mir fiel auf, unter den Nazi-Schergen ist 1944 auch Thomas Kretschmann als SS-Standatenführer zu entdecken, der dann gegen “Indy” auf dem Zug kämpft. 1969 gehören zu Vollers Handlanger Olivier Richters, der 2m18 große Bodybuilder beeindruckt vor allem durch seine Physis, und Boyd Holbrook, bekannt aus der Netflix-Serie “Narcos” und Filmen wie “Predator - Upgrade” oder “Logan - The Wolverine”. Dr. Jones spricht zwar beiläufig ein ums andre Mal über seine Vergangenheit, aber im Wesentlichen sind vergangene Abenteuer und Figuren unwichtig für die Handlung. Aus früheren Filmen treten auch nur zwei Darsteller in Gastauftritten auf. John Rhys-Davies als Sallah (war in Indy 1 und 3 zu sehen) und Karen Allen als Marion Ravenwood (weibliche Hauptrolle in Indy 1 und 4). Aber am meisten habe ich mich über den Auftritt von Antonio Banderas gefreut.

                                        Apropos frühere Filme … für mich war die Figur des Nazi-Wissenschaftler Voller eine Anlehnung an den Gestapo Major Toht (Raider of the Lost Ark). Und so wie Indianas Patentochter Helena Shaw angelegt wurde, ist sie ein verjüngtes Spiegelbild von Marion Ravenwood. Ihr junger marokkanischer Freund Teddy erinnerte mich unweigerlich an “Short Round” (... and the Temple of Doom).
                                        Und wenn ich gerade beim Kritisieren bin, obwohl die erste halbe Stunde flott und munter inszeniert worden ist, konnte die angewandte De-Aging-Technik mich nur halbwegs überzeugen. Zum einen fiel mir auf, dass das Gesicht, im direkten Vergleich zu den anderen Darstellern, irgendwie nicht natürlich wirkte und wenn es sich schnell bewegte, hatte ich das Gefühl, dass die normalen Gesichter schärfere Konturen besaßen. Außerdem fiel auf, dass die Aufnahmen möglichst dunkel gehalten worden sind. Kaum direktes Licht. Bei der Actionsequenz auf dem Zug genauso. Und ich würde schwören, dass in der Totalen kein Stuntman drüber gelaufen ist, sondern ein CGI-Indiana. Wenn für die 1944-Sequenz tatsächlich 100 ILM-Mitarbeiter am Werk waren, haben sie nicht nur Ford verjüngt. Auch der Rauch der Lokomotive sah nicht immer wie echter Rauch aus.

                                        Übrigens, Indiana Jones 5 hat 300 Millionen US-Dollar gekostet. Fürs Marketing muss man etwa das doppelte an Kosten draufrechnen. Der Film müsste mindestens 600 Millionen US-Dollar einspielen, um keine Miese zu machen. Offensichtlich hat Disney mit Einnahmen jenseits der 800 Millionen US-Dollar gerechnet. Bislang wurden weltweit 357,4 Millionen US-Dollar eingenommen.

                                        Fazit des Marshals: Leider sehr enttäuschend. Uninspiriert, viele Entwicklungen waren absehbar, wenig Humor, unoriginell, etwa eine halbe Stunde zu lang, misslungene Helden-Dekonstruktion und schon wieder Nazis. Unterm Strich war vieles sehr durchschnittlich und blieb unter dem, was ich von einem Beitrag aus dem Franchise erwarte. Viele Bücher und die TV-Serie sind eindeutig unterhaltsamer als dieses unwürdige “Farewell”.

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                                          RoosterCogburn 30.07.2023, 15:58 Geändert 30.07.2023, 15:59

                                          In zwölf Episoden á 45 Minuten geht es vor allem um US-orientierte Actionfiguren. Neben Lego, Hello Kitty, My Little Pony und Barbie sind die Spielzeuglinien vor allem an Jungs gerichtet. He-Man, G.I. Joe, Transformers, Teenage Mutant Ninja Turtles, Power Rangers, Wrestling Kämpfer, Star Trek und Star Wars. Mir sticht auch ins Auge, wie viele Figuren von Hasbro und Mattel vertrieben worden sind.

                                          Diejenigen, die in den 70ern und 80ern kindliche Erfahrungen mit westlichen Spielzeug gesammelt haben, werden ihre Freude haben. Aber Obacht: Playmobil, fischertechnik, Carrera, Monchichi oder Zauberwürfel werden hier nicht thematisiert. Natürlich wird nicht jedes dieser Themen jeden gleichermaßen interessieren. Es hängt sicherlich auch damit zusammen, womit man als Kind selbst gerne gespielt hat. Weiterhin wird die Dokumentation für all jene sehenswert sein, die inzwischen selbst Elternteil sein könnten und sich das Kind im Inneren bewahrt haben.

                                          Das größte Kompliment, das ich der Serie machen kann: Die einzelnen Folgen sind so informativ und amüsant gestaltet, dass ich mir auch jene gerne ansah, zu denen ich keine nostalgische Verbundenheit spürte.

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                                            RoosterCogburn 26.07.2023, 19:56 Geändert 26.07.2023, 21:01

                                            Genau die richtige Kost für Reality-TV Freunde, die sich gerne Competition Shows anschauen. Diese Show könnte dir gefallen, wenn du vor 30 Jahren gern "American Gladiators" und/oder vor zwanzig "Fort Boyard" gesehen hast. In “Physical: 100” treten einhundert Konkurrentinnen und Konkurrenten mit gut entwickelten körperlichen Eigenschaften in den sieben Quests 0 bis 5 (inkl. Quest 2.5) gegeneinander an. Die Veranstaltung ist wie ein Turnier aufgebaut. Nach jedem Versuch werden Teilnehmer eliminiert, bis nur noch einer übrig bleibt, um die Siegesprämie von 300 Millionen Won zu gewinnen (umgerechnet etwa 212.500,-- EUR). Unter den 100 Teilnehmer/innen finden sich auch einige (zumindest in Südkorea) prominente Namen: Choo Sung-hoon, ehemaliger Judo- und MMA-Kämpfer; Yun Sung-bin, Skeleton-Rennfahrer; Yang Hak-seon, Kunstturnerin; Agent H, UDT-Reservist und Youtuber; Caro, Vloggerin; Shim Eu-ddeum, Pilates-Lehrer und YouTuber; Nam Kyung-jin, Wrestler; Dustin Nippert, professioneller Baseballspieler; Cha Hyun-seung, Tänzerin und Model; Miracle, Model und Tänzer.

                                            Die Quests sind echt nicht ohne. In Quest 3 müssen die Teilnehmer als Team ein 1,5 t Schiff mit Eichenfässer beladen. Auf einer Holzplattform auf Baumstämme im Sand wurde das Schiff (Gesamtgewicht 2 t) von zehn Personen, mit reiner Muskelkraft über Seile, eine Holzrampe hinauf gezogen. Die beste Mannschaft schafft die komplette Quest in weniger als 14 (sic!) Minuten. - Einer der Hauptgründe, warum sich Realityfernsehen für mich nicht richtig anfühlt und ich manchmal reagiere als ob ich heimlich etwas „schmutziges“ mache, ist der fiese Unterton der Produzenten und das hinterhältige Verhalten der Kandidaten. Was aber, wenn alle Beteiligten bei einem Wettbewerb absolut fair zueinander sind? Wenn sie extrem ehrgeizig und gleichzeitig genauso respektvoll auftreten? Wenn sie die Schwächen der anderen nicht ausschlachten, sondern ihre Stärken anerkennen? Wenn alle ein Interesse daran haben, dass kollektive Topleistungen erzielt werden und es dadurch keine Verlierer, sondern nur Gewinner gibt? Genau dieses angenehme Gefühl gibt mir das südkoreanische Format „Physical: 100“. Bei den Zuschauern scheint es anzukommen. Auf IMDb hat die Show eine sehr gute Wertung von 7,7/10.

                                            Mein Fazit: Koreanischer Reality-Junkfood für zwischendurch, das mich manchmal an ein "Squid Game" look-a-like erinnerte. Wer Shows mochte wie "Steve Austin’s Broken Skull Challenge" und "American Ninja Warrior", mag vielleicht das. Weil zu oft Szenen aus verschiedenen Perspektiven wiederholt werden (drei bis viermal direkt hintereinander), ist es für mich ein ums andere Mal, einfach zu nervig. Ging nur mit vorspulen und 'nem kühlen Bier. Die physischen Leistungen sind teilweise wirklich beeindruckend. Andererseits machen mich die bedenklichen Einstellungen zu Fitness, Schönheitsideale und Körperkult vieler Teilnehmer, echt nachdenklich.

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                                              In einigen Szenen darf die 30-jährige Melanie Griffith mit den Kurven und der Stimme einer Südstaaten-Schönheit glänzen. Besonders charmant ist, als sie versucht, ihren eigenen Akzent zu verbessern, um geschäftstauglich zu wirken. Zu beobachten in der Sequenz, als sie sich in der Wohnung ihrer Chefin Katharine breit macht. Als sie dann die E-Mail an Jack Trainer (Harrison Ford) findet, beschließt sie, die Weisheiten der intriganten Katharine Parker (Sigourney Weaver) umzusetzen.
                                              “Two-way street … and you make it happen.”

                                              EGOT-winner Mike Nichols inszenierte mit den damaligen major stars Sigourney Weaver und Harrison Ford die Cinderella-Variante vom ehrgeizigen Mädchen aus der Arbeiterklasse, das aus sich etwas machen will. In ihren Szenen spielt Weaver als heimtückische Bösewichtin stark auf. Herrlich, wenn sie lächelnd heuchelt, demnächst 30 zu werden. Der jungenhafte Charme des Mittvierzigers Ford sprüht noch heute Funken. Die Dialoge sind offenbar für ihn geschliffen worden. Allein wenn unser Aschenputtel das Fest In ihrem Ballkleid betritt (im Film eine Bar) und Prince Charming (Ford) auf sie aufmerksam wird, ist bezaubernd. “You’re the first woman I’ve seen at one of these damn things that dresses like a woman, not like a woman thinks a man would dress if he was a woman.” [Harrison Ford as Jack Trainer]

                                              Unterstützt wird Mike Nichols von seinem Stamm-Editor Sam O’Steen (Who's Afraid of Virginia Woolf, 1966; Chinatown, 1974; Silkwood, 1983) und Kameramann Michael Ballhaus, der noch weitere dreimal mit Regisseur Nichols zusammenarbeiten wird. Für Melanie Griffith bedeutete das RomCom-Drama “Working Girl” der Aufstieg in die A-Liga. Der Aufenthalt währte für sie knapp zehn Jahre. Dann musste sie von den einträglichen Mainstream Movies zu Independent-Produktionen wechseln. Interessant ist auch, wer im Cast noch zu entdecken ist. In Nebenrollen sieht man Alec Baldwin, eine witzige Joan Cusack, Olympia Dukakis, Oliver Platt und den 29-jährigen Kevin Spacey in seiner erst zweiten Filmrolle. Als Belohnung gewann der Film vier Golden Globe Awards plus zwei weitere Nominierungen, einen Academy Award plus fünf weitere Nominierungen, war nominiert für den WGA Award und der Titelsong erhielt einen Grammy. Mein Song ist es nicht. Hört sich an wie poppiger Gospel. Aber der Film macht Spaß und ist sehenswert.

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                                                  RoosterCogburn 20.07.2023, 12:04 Geändert 20.07.2023, 12:04

                                                  Christian Schwochows Film “Je suis Karl” entwirft ein Szenario, in dem eine rechte Bewegung versucht, in Europa gewaltsam die Macht zu ergreifen. Dabei versucht er aufzuzeigen, wie Rechtsextreme in die Mitte der Gesellschaft drängen.

                                                  Im Mittelpunkt steht eine Jugendbewegung, die eine große Ähnlichkeit mit der Identitären Bewegung (IB) besitzt. Eine Gruppierung, die aus der Génération identitaire entstand und mit Popkultur sowie pseudo-toleranten Konzepten hantiert, um ihre rassistische und religiös-diskriminierende Motive durchzusetzen. Sie sprechen der Regierung die Legitimation ab, bekämpfen die Demokratie und rufen zum Widerstand gegen die Obrigkeit auf. Die bekannten eingeübten Sprachcodes, bei denen angeblich keine Fremdenfeindlichkeit und kein Nationalismus ausgeübt wird, gibt es nicht nur bei der AfD. Man versucht anhand eines IB-Synonyms darzustellen, weshalb derartige Bewegungen weder eine liberale noch eine konservative Gruppierung sein können. Der Ansatz ist ehrenwert und die strukturelle Darstellung, soweit für die Dramaturgie erkennbar, ist nachvollziehbar dargestellt.

                                                  Zum Plot: Die Mutter und die Brüder der Teenagerin Maxi kommen bei einem Bombenattentat ums Leben. Sie flüchtet vor den Medien. Ein junger Mann drückt ihr ein Flugblatt des politischen Netzwerks »Re/Generation Europe« in die Hand und lädt sie nach Prag ein. Weil SIE orientierungslos ist und ER ein Verführer und Anführer, verfällt sie natürlich sofort den Parolen der Bewegung. Wahrscheinlich hat sein rechtsextremer Pimmel ihr jegliche Form von eigenständiges Denken aus dem Hirn gevögelt. Nicht das soziale Umfeld, Bildung, Erziehung können zu gesellschaftlicher Orientierung und politischen Prägungen führen. Nein, die Eier des Führers. Der große Plan der neuen Bewegung im Film besitzt ähnlich viel tiefere Logik. (Spoiler!) Was muss man machen, um mit seiner neuen Bewegung eine nationale Revolution anzuzetteln? Der Führer, der vorher mit Müh’ und Not vermarktet wurde, wurde aus den eigenen Reihen umgebracht. Nur damit die selbst inszenierten News darüber viral gehen können.

                                                  Inszenatorisch solide, darstellerisch öde, dramaturgisch und inhaltlich ein mieser Witz. Unterhaltsam oder spannend war der Bockmist nie. Die Punkte erhält der Film für die gelungene Darstellung der jungen rechten Bewegung.

                                                  Fazit: Ein inhaltlich bescheuerter Streifen, der dem Publikum dieses Genre-Filmes nix zutraut. Geschweige denn, eigene Schlüsse zu ziehen. Wer kommt sich beim Anschauen dieser Produktion nicht verarscht vor?

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                                                    RoosterCogburn 17.07.2023, 20:47 Geändert 17.07.2023, 20:58

                                                    Ende der 70er. Ferien in einem US-Sommercamp. Zwischen Angel (Kristy McNichol), die burschikose, kettenrauchende Göre aus der Arbeiterschicht, und Ferris (Tatum O'Neal), das verwöhnte und behütete Kind aus bestem Hause, kommt es ständig zu Reibereien. Aus unterschiedlichen Gründen befürchten beide, von den anderen nicht akzeptiert zu werden, weil sie noch keinerlei sexuelle Erfahrungen haben. Dabei entwickelt sich zwischen den zwei 15-jährigen Jungfrauen ein Wettlauf um «das erste Mal». Auch wenn "Little Darlings" anders vermarktet wurde, handelt es sich nicht um eine stupide, sexualisierte Comedy. Auch wenn man beiden Hauptdarstellerinnen deutlich ansieht, das sie nicht mehr 15 sind. Aber als ich Mitte der 80er diese Art Filme erstmals sah, stand ich auf Tatum und Sophie (Marceau).

                                                    Der Film setzt sich mit der Unsicherheit junger Mädchen auseinander und ihrer erwachenden Sexualität. Allerdings ist das alles im Kontext der Produktionsentstehung zu genießen und zu bewerten. Einige wenige Dinge sind universell, andere - popkulturelle, soziologische und gesellschaftliche - haben sich in den letzten vierzig Jahren grundlegend verändert. Ehrlich gesagt, der Film ist extrem schlecht gealtert. Aber für mich entsteht beim zusehen so ein Retro-Wohlfühl-Gefühl. Und für Filmfans kann der Cast spannend sein. Neben den beiden heranwachsenden Kinderstars sind auch Teenie-Idol Matt Dillon und Armand Assante zu Beginn ihrer Karrieren zu sehen. Als auch Cynthia Nixon, 18 Jahre vor "Sex and the City". Außerdem befinden sich im Original-Soundtrack zeitgenössische Künstler wie Blondie, Supertramp, The Cars, John Lennon und The Bellamy Brothers. Das soll allerdings wegen Lizenzprobleme, bei dem US VHS-Release anders gewesen sein.

                                                    Mein Fazit: Schön das ich noch eine alte Leihkassette in die Finger bekommen habe. Dafür schließe ich gern nochmal meinen ollen Video-Recorder an und wundere mich darüber, das der immer noch funktioniert. Der scheint alles zu überleben.

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