RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

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    RoosterCogburn 28.04.2019, 18:45 Geändert 28.04.2019, 19:29

    "Leaving Neverland" ist als Dokumentation extrem einseitig, anklagend und differenziert nie. Die Doku als solches lässt sich nach gut einer ¾ Stunde einordnen. Das Problem, sie bleibt so. Beide Teile. Über volle vier Stunden.

    Nicht die weitgehend bekannte Thematik geht mir gegen den Strich oder das es sich um Michael Jackson handelt (was mir herzlich egal ist), sondern auf welche Weise dem Zuschauer das alles präsentiert wird. Während der gesamten Zeit gibt es keine Stimmen aus dem Off, keinen Sprecher, der einem sagt, wo man gerade in der Story ist oder wie man das Gehörte einzuordnen hat. Lediglich die Gesprächsszenerien wechseln sich ab mit Archivaufnahmen von Jacksons Neverland-Ranch, Musikvideos, Liveauftritten, einer Pepsi-Werbung, Interviewschnipseln und privaten Fotos.
    Die Art der Aufzeichnung wirkt so nüchtern, als würde man einem Polizeibericht beiwohnen – nur dass hier die Umgebung besser ausgeleuchtet ist. Aber wer gibt einem das Recht, so genau die Geschehnisse erfahren zu dürfen? Sollten Opfer nicht geschützt werden? Ist es nicht so, dass sich nun in der Öffentlichkeit entweder darüber aufgeregt wird, dass Michael Jackson nicht zu Lebzeiten verurteilt wurde oder aber darüber, dass sein Name in den Dreck gezogen wird, ohne dass er sich wehren könnte?

    Nun sagen die einen, das die Behauptungen der Zwei im Film glaubwürdig sind. Andere sagen das Gegenteil. Will ich mir darüber noch Gedanken machen, da der Mann nicht mehr unter den Lebenden weilt? Interessanter ist doch der Umstand, das manche Leute zu einem differenziellen Blickwinkel sich ausser Stande sehen. Da wird vor dem Fernsehsender Pro7 gegen die deutsche Ausstrahlung demonstriert und gepöbelt: "Wenn Sie diese Doku ausstrahlen, schauen wir nie wieder Pro7." Kein Witz. Ich habe mich schon gefragt ob die Figuren vom Sender selber aufgestellt worden sind. Als PR Gag. Die Dokumentation ist dieses ganze Tohuwabohu gar nicht wert. Und um ehrlich zu sein, die Zeit ist es auch nicht.

    Das MJ schwer einen an der Waffel hatte, ist unbestritten. Der baute sich sein eigenes Disneyland, in dem er mit einem halben Zoo wohnte. Sein Haus hatte ein Kino, um sein Bett fuhr eine XXL Spielzeugbahn und er verbrachte seine Freizeit mit Minderjährigen, die auch bei ihm daheim übernachten durften. Zusätzlich zeigte er sich in der Öffentlichkeit nie mit dem weiblichen Geschlecht und machte keinerlei Anstalten, das er an erwachsenen Frauen interessiert sei. Erst als die ersten Gerüchte damals in der Presse aufkamen, sah man ihn mit Damenbekanntschaften. Allerdings wirkte das auf mich immer sehr gestellt.

    Ob die in der Doku abgefilmten Aussagen, die teilweise sehr explizit sind, wirklich zutreffen weiß ich nicht. Aber ich bin in der Lage zwischen Mensch und Künstler zu trennen. Wenn ich das nicht könnte, dürfte ich mir sehr viele Filme nicht ansehen. Kevin Spacey wäre tabu (-> sexueller Missbrauch), weitere bestätigte Missbrauchsvorwürfe gegen Produzent Chris Savino, Filmproduzent David Guillod, Regisseur James Toback; "Mr. Sulu" George Takei (-> sexuelle Belästigung), Ben Affleck (-> sexuelle Belästigung), unbestätigte Belästigungsvorwürfe gegen Dustin Hoffman, Richard Dreyfuss und Regisseur Brat Rattner. Abgesehen davon, was ist mit Klaus Kinski oder Mel Gibson? Wenn man Unterschiede macht, wo macht man die? Ist es okay, das Alan Delon seine fragwürdige politische Ansicht publiziert? Teile ich die, wenn ich seine Filme mag? Kann ich Tom Cruise Engagement für seine Sekte verachten und trotzdem seine Filme schauen? Quentin Tarantino gab sich bezüglich Harvey Weinstein als Mitwisser zu erkennen und entschuldigte sich öffentlich. Verurteile ich ihn auf ewig? Darf ich jetzt "Pulp Fiction" nicht mehr gut finden?

    In der Pflicht sehe ich die jeweiligen Arbeitgeber und Kollegen. Vor allem die große schweigende Mehrheit, die nur zugesehen hat. Die gab es auch im Neverland. Denn MJ war kein Einzeltäter. Das immense Personal der Ranch war ja nicht komplett blöd. - Wir sind alle fehlbar. Ich will mit dieser Aussage nichts beschönigen. Missbrauch ist immer etwas schreckliches und Opfern sollten wir helfen. Nur trägt meiner Meinung nach die Doku nicht zur Aufklärung bei. Sie bedient perfide voyeuristische Gelüste, anstatt zu Courage aufzurufen.

    Hier bekommen Opfer sexueller Gewalt Hilfe: www.weisser-ring.de, beim anonymen und kostenlosen Kinder- und Jugendtelefon 0800 - 111 0 333 oder unter www.nummergegenkummer.de und www.dunkelziffer.de

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    • über MCU

      Zur groben Orientierung für die Besucherzahlen in dieser Liste:
      Bohemian Rhapsody (2018) 3.498.212 Besucher
      Baywatch (2017) 1.974.212 Besucher
      Spectre (2015) 7.089.386 Besucher
      Monsieur Claude und seine Töchter (2014) 3.934.164 Besucher
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      Solo - A Star Wars Story (2018) 1.364.352 Besucher
      Star Wars - Die letzten Jedi (2017) 5.905.609 Besucher
      Rogue One - A Star Wars Story (2016) 3.994.275 Besucher
      Star Wars - Das Erwachen der Macht (2015) 9.060.311 Besucher
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      Deadpool (2016) 2.738.176 Besucher
      Zoomania (2016) 3.845.119 Besucher
      Fifty Shades of Grey (2015) 4.420.128 Besucher
      Fifty Shades of Grey 2 (2017) 3.456.858 Besucher
      Fifty Shades of Grey 3 (2018) 3.007.602 Besucher

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        Grundsätzlich mag ich die Idee der Neuinterpretation. Die Geschichte "Berlin Alexanderplatz" wird aus den 1920er Jahren in die Gegenwart und die afrikanische Community verlegt. Aus der Hauptfigur, dem frisch entlassenen Franz Biberkopf, wird hier der Flüchtling Francis aus Guinea. Ob das Konzept aufgeht, wird sich zeigen ...

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          RoosterCogburn 17.04.2019, 14:39 Geändert 17.04.2019, 14:40

          Töröö!
          Endlich bekommt der berühmte Dickhäuter seinen eigenen Live-Action Movie. Juhuuu. Da freuen wir uns wie Bolle. Und unser Lieblingselefant bekommt mit Jürgen Kluckert seine gewohnte Stimme.
          In der Besetzung gibt es keine Überraschungen. Friedrich von Thun als Zoodirektor Herr Tierlieb, Liane Forestieri als Karla Kolumna, Dieter Hallervorden als Ex-Agent Walter Weiß, Uwe Ochsenknecht als korrupter Bürgermeister und Heike Makatsch als Zora Zack.

          Was mich beim Anblick des Trailers hingegen überraschte https://youtu.be/bUB3_u3PRjw wie scheiße all das in diesen wenigen Bildern bereits aussieht. Die Farbpalette (die bestimmt so gewollt ist), das Licht, die bescheuerten Kostüme ... aber vor allem der am Computer entstandene Benjamin Blümchen. Ich erwarte keine Königsklasse im Stile Industrial Light & Magic, Weta Digital oder SPI. Aber selbst die Cartoonfigur Casimir, der freundliche Geist sah in dem über 20 Jahre alten Kinofilm "Casper" besser aus und wurde ansprechender umgesetzt.

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            In einer nicht näher definierten Zukunft einer alternativen Realität bietet die Agentur "Mindscape" Mitarbeiter an, die in Erinnerungen von Menschen eindringen um Probleme lösen zu können. Memory Detective John Washington (Mark Strong), der gerade sein eigenes Trauma bewältigen muss, wird beauftragt sich um die Titelheldin zu kümmern, die gerade in den Hungerstreik getreten ist. Was nun erfolgt ist eine Kombination zwischen Therapie Sitzung, bei der man als Zuschauer aufmerksam Mäuschen spielt, und Detektivstory. Denn was das Mädchen offenbart, soll den Zuschauer ins Grübeln geraten lassen.

            ANNA ist in erster Linie ein spanisch US-amerikanischer Mystery-Thriller mit vorwiegend britischer Besetzung. Finanziell sind bei diesem Regiedebüt auch britische und französische Gelder geflossen. Jaume Collet-Serra („Unknown Identity„, „Non-Stop„) hat ihn mitproduziert. Doch ich meine zu spüren, das sich Jorge Dorado von früheren Weggefährten (Pedro Almodóvar und Guillermo del Toro) hat beeinflussen lassen. Das sorgt dem Spaß beim Katz-und-Maus Spiel jedoch keinen Abbruch.

            Das Storykonstrukt ist bekannt. Die Befragte erzählt von ihren Wahrnehmungen und Erinnerungen. Der Ermittler muss durch geschicktes Nachfragen und logisches Schlussfolgern in Erfahrung bringen, ob die Aussagen der Wahrheit entsprechen. Jorge Dorado versucht bei ANNA diesen Plot zu modernisieren, indem der Ermittler zusammen mit der Befragten die Erinnerungen gemeinsam durchlebt. Das schmeckt ein bisschen danach als hätte Agatha Christie eine Inception Detektivgeschichte als Light Version geschrieben. Natürlich werden dem Erinnerungs-Detektiv einige Steine in den Weg gelegt. Der aufmerksame Zuschauer ist beim kombinieren bestimmt schneller als er. Das macht mir jedoch wenig aus. Denn hier darf die ewige zweite Geige Mark Strong endlich mal ganz vorne sitzen. Und auch Tarissa Farmiga überzeugte mich hier (bekannt aus American Horror Story; S1, S3 und S8). Kameraführung und Schnitt gefällt ebenfalls.

            Des Marshals Fazit: Der gering budgetierte Film ist handwerklich gut inszeniert, besitzt teilweise Suspense und zwei charismatische Hauptdarsteller. Das Ende ist etwas larifari. Unterm Strich jedoch gelungene B-Film Unterhaltung mit Noir Touch.

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              RoosterCogburn 09.04.2019, 13:55 Geändert 09.04.2019, 13:58

              Wir befinden uns im postfaschistischen Spanien im Jahr 1980. Obwohl Franco längst nicht mehr unter den Lebenden weilt, schien er noch immer lebendig zu sein. Das Land galt als demokratisch, doch die Menschen waren zu jener noch immer verunsichert. Es herrschte das Gesetz des Schweigens und sollte eine Weile dauern, bis das Land anfing, die dunkle Vergangenheit aufzuarbeiten.

              Mit vielschichtig politischen Untertönen wird mir eine spannende Detektivgeschichte präsentiert, bei der zwei minderjährige Mädchen, brutal verstümmelt, tot in den Wassergräben des Marschlandes aufgefunden worden sind. Auf der Jagd nach dem unbekannten Täter, der sich später als Serienmörder entpuppt, bekommen zwei unterschiedliche Polizisten Probleme mit korrupten Vorgesetzten, inkompetenten Polizisten und passiven Dorfbewohnern, deren mangelnde Kooperationsbereitschaft sie zur Verzweiflung bringt.

              In seiner Dramaturgie ebenso dynamisch wie im Fluss der Erzählung unaufgeregt. Fotografiert in warmen, erdigen Tönen, fühlt sich die schwüle Hitze Andalusiens greifbar nah an. Die zentralen Darsteller glänzen durch überzeugendes Understatement. In stimmungsvollen Bildern widmet sich der Whodunnit-Krimi der Vergangenheitsbewältigung ebenso aufmerksam wie dem Kriminalfall. Die Atmosphäre dieses spanischen Neo Noir scheint dabei förmlich in das eigene Wohnzimmer zu kriechen.

              Der Marshal ist überzeugt: Auch wenn dem Film leider der eingangs gut eingeführte Subplot im letzten Drittel in den Fingern zerrinnt, lohnt sich das einschalten für bekennende Liebhaber klassischer Kriminalstoffe.

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                RoosterCogburn 06.04.2019, 15:42 Geändert 06.04.2019, 15:49

                Verwechselt den spanisch-italienischen Western "Der Mann aus Virginia" bitte nicht mit dem Gary Cooper Klassiker, der denselben deutschen Titel besitzt. Bevor der Italiener Michele Lupo mit "Sie nannten ihn Mücke" den ersten von fünf Bud Spencer Solo-Filmen inszenieren sollte, drehte er seinen letzten Spaghetti-Western. Die goldene Ära hatten die europäischen Westernfilme bereits hinter sich gelassen.

                Als symbolische Analogie zur Nachkriegszeit spielt die Handlung kurz nach dem Bürgerkrieg. Dieser hat seine Spuren hinterlassen. Für die Kriegsrückkehrer ist die Anpassung an das normale Leben schwer. Der ehemalige Stuntman Guiliano Gemma spielt den Veteranen Virginia als Sinnbild einer verfehlten Ideologie (warum wird ein Südstaatler im Original California genannt?). Er greift nach dem Krieg nochmal zur Waffe und macht sich auf die Jagd um eine Frau aus den Fängen von Gaunern zu befreien. Michele Lupo hat bei seinen Darstellern eine ganze Latte von Spaghetti-Prominenz aufgefahren, die allesamt ihre Sache gut machen. Als Kopfgeldjäger tritt zudem Kartoffeldrücker Raimund Harmstorf auf (er ist ebenfalls unter Regisseur Lupo in zwei der erwähnten "Buddy Filme" zu sehen).

                Für einen Genrefilm präsentiert sich der Film ungewöhnlich dramatisch, desillusioniert und pseudo-bedeutungsschwer. Freunde des Italo-Western werden feststellen, das Regisseur Lupo sich von der traditionellen Inszenierung entfernt und viel mehr einen Spätwestern einfing. Stilistisch erinnert sein Film mich an Eastwoods "Der Texaner" (1976). Der ungewöhnliche Score aus orchestralem Kitsch mit
                Progressiv-Rock Elementen, empfand ich als nervig. Die kleine Beziehungskiste in der Story wirkte zudem dröge und unpassend.

                Der Marshal meint: Formal durchaus interessant, jedoch nicht originell. Vor allem das Setting konnte mich oftmals bei der Stange halten. Inhaltlich zu einfach gestrickt und voll bekannter Versatzstücke. Daher nicht weiter erwähnenswert.

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                  RoosterCogburn 01.04.2019, 22:59 Geändert 01.04.2019, 23:02

                  Inspiriert durch eine frühe Zusammenarbeit zwischen Alan Moore und Dave Gibbons, die Köpfe hinter dem Comic Watchmen, nahm Nacho Vigalondo die genial einfache Sci-Fi-Prämisse und schrieb ein großartig konstruiertes Drehbuch, das den Zuschauer zusammen mit dem Protagonisten Héctor in eine Zeitschleife wirft. Dabei fesselt mich die Story schnell, wofür Regisseur Nacho Vigalondo mit einfachen, aber effektiven Einsatz von Kamera und Ton sorgt.
                  Für seinen tragischen Held Héctor gibt es kein zurück. So sehr er sich anstrengt seinem Schicksal zu entfliehen, umso mehr erkennt er (und ich als Zuschauer) das sein Treiben für das Gegenteil sorgt.

                  Mit geringem Budget, wenigen Effekten und einen sehr kleinen Cast überzeugt mich die spanische Produktion durch ihre ausgeklügelte, originelle Erzählung und ihrem ganz eigenen schwarzen Humor. Wem “Predestination” (2014), “Looper” (2012) und “Und täglich grüßt das Murmeltier” (1993) gefiel, dem könnte auch dieser Film zusagen. Lohnt sich!

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                    Das berühmte Abenteuer um den Waisen Timm, der sein Lachen an den Baron mit der eindeutigen Namensgebung verkauft, besitzt in dieser Neuverfilmung ein fantasievolles Produktionsdesign und einen starken Cast. Andreas Dresen hat altbewährte Mitstreiter besetzt wie Steffi Kühnert, Milan Peschel und Axel Prahl. In weiteren Gastauftritten geben sich die Ehre Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt und in einem Cameo sogar Tommi Ohrner. Das klingt soweit alles erstmal nicht schlecht.

                    Auch wenn u.a. aus Schwester Agatha wieder Kreschimir wurde (dargestellt von Charly Hübner) und man das Geschehen, wie im Roman, wieder in die 30er versetzte (oder vielmehr eine märchenhafte Alternative davon), so wurde der Plot stark gerafft. Auffällig ist es daran, das Timms Tortur keine 4 Jahre andauert und die Weltreise wegfällt. An sich nicht schlimm, wenn man das dramaturgisch bedingt kürzt. Was bei mir jedoch sauer aufgestoßen ist, das man den Stoff eindeutig kindgerechter zugeschnitten hat als er ist. Das fällt zum Beispiel daran auf, das aus dem Gehilfen des Baron Lefuet (im Buch Signor Grandizzi) hier zwei tölpelhafte Dämonen würden, die zeitweise in Mäuse verwandelt werden. Ausgerechnet Axel Prahl und der bereits vom Krebs gekennzeichnete Andreas Schmidt spielen in diesen undankbaren Rollen die Handlanger des Teufels. Dann versucht man auch noch Komik daraus zu ziehen, in dem einer von beiden R2D2 imitiert und ständig Kauderwelsch plappert. Ein weiteres Beispiel ist die Sozialkritik der Vorlage, die in Dresens Adaption nicht mehr als ein misslungener Versuch ist und sich u.a. als peinliche Animationssequenz präsentiert.

                    Dann wäre da noch die Darstellung von Justus von Dohnányi als Baron. Ehrlich gesagt, erinnert die mich mehr an Grimm'sche Stoffe. So wie ich mir das vorstelle bei Märchen wie “Der Teufel mit den drei goldenen Haaren”. Aber Timm Thaler ist eine Faust'sche Vorlage. Meiner Ansicht nach sollte der Baron dämonenhaft, dunkel, undurchsichtig und mysteriös angelegt werden. So wie ein unnahbar scheinendes Schreckgespenst (auch Kreschimir und Timm sind nicht so doppelbödig geraten wie im Roman). Dresen hat die sowieso nicht sehr komplexen Charaktere noch holzschnittartiger erscheinen lassen, so dass auch das Publikum des Kasperle Theater versteht wer gut und wer böse ist. Leider gingen dafür die interessanten Metaphern des Romans flöten.

                    Fazit: Solide Inszenierung mit verschwenderisch wirkender Ausstattung, beeindruckender Besetzung und erinnert insgesamt mehr an ein Märchen, denn einer Erzählung. Leider sorgen einige Abstriche letztendlich für sehr mittelmäßigen Unterhaltungswert.

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                      RoosterCogburn 31.03.2019, 18:03 Geändert 31.03.2019, 18:06

                      Nach "Fack Ju Göhte 3" die meistbesuchte deutsche Kinoproduktion im Jahr 2017. Mehr als 2,1 Millionen deutsche Kinobesucher. Das sind doppelt soviel verkaufte Tickets als bei Filmen wie beispielsweise "Logan - The Wolverine", "Blade Runner 2049" oder "Kingsman - The Golden Circle". Für eine deutsche Produktion, die dazu zu keinem Franchise gehört, ist das eine anerkenneswerte Leistung. Soviel vorweg.

                      Basierend auf der wahren Geschichte des herzkranken Daniel Meyer, seines "Wunscherfüllers" Lars Amend und ihres Tatsachenroman, wurde der Plot frei adaptiert, die Figuren umbenannt und auf Rosamunde Pilcher Niveau weichgespült. Wie man diesem vorhersehbaren Quark dramaturgisch etwas positives abgewinnen kann, ist mir unbegreiflich. Diese Pseudo-realistisch wirkenden Handlungen der "Lily Schönauer-Fraktion", in denen beispielsweise irgendwo in Cornwall (wahlweise auch Schweden oder Bayern) dieselben deutschen Schauspielnasen in immer wieder denselben Konflikten geworfen werden. Da muss sich etwa die Mutti zwischen Mann und Familie oder ihrer Urlaubsbekanntschaft entscheiden. Oder (wie hier) der gebeutelte Vater muss das verwöhnte Kind auf den rechten Pfad der Tugend lenken. 
                      Tiefe oder eine ausgereifte Figurenzeichnung wird man bei diesen Stoffen ebenso wenig finden, wie eine Konfliktbearbeitung. Die Botschaft ist plakativ. Die Charaktere schal. Die Geschichte wirkt unausgegoren.

                      Diese Schmonzette fühlt sich für mich arg danach an, als hätten Inga Lindström und Uta Danella den "Club der roten Bänder" in "Das Krankenhaus am Rande der Stadt" verlegt. Immerhin konnten einige Schauspieler etwas raus reissen.

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                        RoosterCogburn 24.03.2019, 23:45 Geändert 27.03.2019, 15:45

                        Ein schwarzer Marshalbefehlshaber und Nordstaatler, ein irischer Spieler und Revolverheld, ein legendärer Gewehrschütze aus dem Süden, ein Messerschwingender Chinese, ein bärengleicher Einsiedler und Wildjäger, ein mexikanischer Pistolero und ein schweigsamer Indianer bilden die titelgebenden Sieben.
                        Unter der Regie von Antoine Fuqua wurden für das Remake des Westernklassiker die zwei Filmstars Denzel Washington und Chris Pratt als Zugpferde eingespannt. Und man bekommt von beiden das was man erwarten darf. Darstellerisch bemerkenswert empfand ich jedoch Ethan Hawke als Goodnight Robicheaux, einen legendären Scharfschützen. Seine Performance eines desillusionierten Westmannes, der an der eigenen Legendenbildung verzweifelt, erinnerte mich (im positiven Sinne) an die Doc Holiday Darstellung von Dennis Quaid (Wyatt Earp, 1994) und Val Kilmer (Tombstone, 1993). Abgesehen davon, gefiel mir die Figur des religiösen Wildjäger Jack Horne sehr gut. Was Vincent D'Onofrio aus dieser recht einfachen Rolle rausholt ist eine Wucht. Ebenfalls sei positiv hervor zu heben, Peter Sarsgaard als Gegenspieler Bartholomew Bogue und Haley Bennett als junge Witwe, die die Sieben anheuert.

                        Fuqua kann storytechnisch zwar nicht mit Eigenständigkeit punkten, jedoch bei der Figurenzeichnung sieht das anders aus. Deshalb besitzt das Remake für mich besonders in der ersten Hälfte seine Vorzüge. Dort widmet man sich der Zusammenführung der Charaktere und gibt ihnen Hintergrund. Auch wenn man sich vereinzelt von bekannten Vertretern des Italo-Western inspirieren ließ und Action gegenüber dem Original drastischer ausfällt, ist es ansonsten das, was ein klassischer Western sein muss. Gut gegen Böse. Auf beiden Seiten gibt es Verluste. Aber man weiß wer gewinnt.

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                          COLD PURSUIT erzählt von dem Schneepflugfahrer Nels, gerade als “Bürger des Jahres” ausgezeichnet, der nicht an die Überdosis Heroin glauben will, die sein Sohn genommen haben soll. Als er dahinter steigt, wer im Ort die Verantwortlichen sind, geht er auf die titelgebende “Kalte Verfolgung”.

                          Liam Neeson-Fans bekommen hier einerseits die nötige Action präsentiert, andererseits kombiniert man dies mit schwarzhumoriger Komik. Inwieweit das norwegische Original “Einer nach dem anderen” sich vom US-Remake unterscheidet, kann ich nicht beurteilen. Doch wer wie ich, nur die Neuverfilmung kennt, kann damit durchaus kurzweilige Freude erleben.

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                            Wir befinden uns in der Bundesrepublik Deutschland. Im Westen der frühen 80er hatte der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Monopol Stellung. Die Privaten existierten noch nicht. Die entsprechende Gesetzeslage dazu wurde übrigens zwei Jahre nach Filmstart geändert. Mike und Tommy betreiben einen illegalen Schwarzsender in ihrer Wohnung, von dem sie einmal in der Woche senden.
                            Ohne jetzt Technik, Reichweite und Wahrscheinlichkeit zu hinterfragen, nehme ich als Zuschauer hin, das die Sendung in ganz München (und scheinbar darüber hinaus) beliebt ist und gehört wird. Da sich der Bayerische Rundfunk auf den Schlips getreten fühlt, beschließt Mike Schwester Irmgard (Evelyn Hamann) den Schwarzsender mobil zu machen. Von nun an wird aus einem Van gesendet.

                            Die Grundidee zum Film hatte, laut Produzent Spiehs, die junge Désirée Nosbusch. Allerdings wurde das Script komplett auf die männlichen Rollen zugeschnitten, die weibliche gestrichen und man bedient sich zusätzlich ungeniert bei Billy Wilders “Manche mögen's heiß”, inklusive Dialog-Wiederverwertung.
                            Das interessanteste sind tatsächlich die Radioshows. Durch sie bekommt man eine Light Version davon, wie Gottschalk von den späten 70ern bis in die frühe 80er im Radio moderierte und was der BR als kontrovers empfand. Unterstützung bekommt er dabei von Blödelbarde Mike Krüger.

                            Der Rest ist platt, uninspiriert und müde zusammen geschustert. Besonders Gunther Philipp und Ralf Wolter unterstreichen bei mir das Gefühl, es handelt sich um einen Klamauk aus den 60ern.

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                              Aufgrund "künstlerischer Differenzen" zwischen Stan Laurel und ihrem langjährigen Produzenten Hal Roach, wechselte das Komikerduo zu 20th Century Fox. Das die Arbeit hier anders funktionierte, wird dem eingefleischten Laurel & Hardy Fan schnell deutlich.
                              Die Leichtigkeit der Improvisationen unter Roach fehlen hier gänzlich. Die naive Kindlichkeit des Humors wirkt gestelzt. Viele Gags sahen offenbar auf dem Papier besser aus. Schuld an der Misere ist, das bei diesem Film das Komikergespann erstmalig zu 100Prozent nach Drehbuch arbeitet und zusätzlich selbst keinerlei Einfluss auf das Script hatte.
                              Der Auftakt der Spätphase stellt gleichzeitig einen filmischen Tiefpunkt der Laurel & Hardy Langfilme dar.

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                                RoosterCogburn 17.03.2019, 19:04 Geändert 17.03.2019, 19:06

                                Generell sollte man RomComs nicht grundsätzlich verteufeln, nur weil sie mitunter das Leben nicht ganz so repräsentieren, wie es für die meisten Zuschauer abläuft. Doch wenn man sich in der breiten Masse eines Genres abheben möchte, sollte man nicht nur mit Wasser kochen.
                                Zu Beginn erscheint der Plot und vor allem die Protagonistin Natalie, mir als Zuschauer aus der Seele zu sprechen. Sie zeigt auf, das Happy Ends in Filmen in der Regel das sind, was sie vorgeben: fiktiv. Wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, ist Natalie ein gebeuteltes Kind. So hat sie in ihrer Kindheit viel zu früh eingebläut bekommen, wie es in der Realität mit der Liebe funktioniert.
                                All das ist ein wirklich schöner und teilweise lustiger Ansatz für eine RomCom mit parodistischen Zügen. Leider verpuffen sämtliche Ansätze in der Mitte des Filmes. Nur damit man den Schwenk macht und sämtliche Klischees, die vorher verteufelt worden sind, bis ins Mark abfeiert. Zum Schluss gibt's dann noch ne Musical-Nummer als Sahnehäubchen.

                                Was hier an Blumen, Tüll und rosa Filter serviert wird, ist auch für RomCom Gucker schwer zu ertragen. Aber Hardcore Fans gibt's ja überall.

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                                  RoosterCogburn 17.03.2019, 16:49 Geändert 17.03.2019, 19:10

                                  Die sogenannte Doku über "Der Mann, der Carlo Pedersoli war" ist viel mehr eine Huldigung aus der Sicht zweier Fans. Aber eine schöne!

                                  Für zwei Hardcore Anhänger der Spencer/Hill Filme ist es das größte den titelgebenden Filmhelden kennen zu lernen. Nach einigen Umwegen bei diesem Versuch, machen sie sich auf einen Road Trip um ihr Ziel dennoch zu erreichen. Dabei kommt der ein oder andere Weggefährte des bekannten Duos zur Sprache. Wie etwa Riccardo Pizzuti, der Stuntman der in vielen Filmen von den beiden was auf die Omme bekommt.
                                  Statt der althergebrachten Wissensdoku wird hier stilistisch ein weiteres Abenteuer in bekannter Tradition erzählt. Wobei Erzählungen über und Erlebnisse mit Bud Spencer quasi als Informationsquelle dienen. Auch Rainer Brandt kommt hier zu Wort und gibt einen Einblick darüber, wie wichtig seine Arbeit für den Erfolg der Filme im deutschsprachigen Raum gewesen ist. Als Erzähler hört man aus dem Off übrigens Thomas Danneberg, der die Filmfigur Terence quasi als alternative gealterte Identität zum besten gibt.

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                                    RoosterCogburn 16.03.2019, 19:19 Geändert 16.03.2019, 19:21

                                    Seit der letzten Season ist es nochmal deutlich geworden, das Hauptfigur Cullen Bohannon unter allen Umständen weiter verfolgt wird, während die titelgebende Stadt "Hell on Wheels" verlassen wurde. Wer bis hier die Serie verfolgt hat weiß, das Cullen eine Mormonin geheiratet hat und sich ihrer Glaubensgemeinschaft angeschlossen hat. Zu Beginn der 4ten Season erwartet sie das gemeinsame Kind. Was kommt ist irgendwie erwartbar. Schließlich ist Hauptfigur Cullen aus anderen Holz geschnitzt. Er hält es in seiner neuen Umgebung nicht lange aus. Mit seiner neuen Familie schließt er sich wieder Hell on Wheels an. Natürlich kommt die Mormonin nicht mit dieser rauen Welt zurecht. Die üblichen Reibereien entstehen. Und dem interkontinentalen Bahnwettlauf gewinnt man kaum neue interessante Seiten ab. Einzig das die gegnerische Partei im Wettbewerb, in dieser Season einen grösseren Part bekommt, ist ein neuer Punkt der gefällt.
                                    Season 4 habe ich innerhalb der Serie als die schwächste empfunden. Mir haben gewisse Handlungsentscheidungen nicht wirklich gefallen. Das natürlich etwas sehr subjektives, aber irgendwie finde ich es schade, das der Ausgangspunkt der ersten Staffel überhaupt keine Rolle mehr spielt und sich nicht weiter entwickelt. Sicher, seit dem Ereignissen sind Jahre vergangen. Aber die Hauptfigur war zu Beginn total verbittert, weil seine komplette Familie getötet worden ist. Jetzt hat er eine neue und die alte spielt keine Rolle? Naja ... Überhaupt, das man der neuen Beziehung mit einem relativ neuen Charakter und den dazugehörigen Problemen so viel Raum gibt, hat mir nicht wirklich zugesagt.

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                                      RoosterCogburn 12.03.2019, 13:29 Geändert 12.03.2019, 13:34

                                      Das Nonsens-Duo aus „Die Stiefbrüder“ und „Ricky Bobby – König der Rennfahrer“, Will Ferrell und John C. Reilly, zeigt hier das was man von ihnen kennt. Niveaulosen Quatsch im Quadrat. Das wäre an und für sich gar nichts verwerfliches, wenn es denn irgendwann mal lustig wäre. Aber Etan Cohen (nicht zu verwechseln mit Ethan Coen) hat sich mit seiner zweiten Regiearbeit und der Doppelbelastung als Autor wohl zuviel zugemutet. Kein Gag sitzt, die Parodie als solche ist ein Reinfall und darstellerisch lädt die peinliche Gurke zum Fremdschämen ein. Besonders auffällig wird das bei Will Ferrell als Will Ferrell im viktorianischen London. An keiner Stelle geht er auf den Stoff oder die Figur Sherlock Holmes ein, um daraus den Witz einer Persiflage zu ziehen. Das ganze könnte auch heißen "Starsky & Hutch tun so als wären sie Holmes und Watson". John C. Reilly spielt übrigens nicht nur den Stichwortgeber Watson, er ist auch für Ferrell einer. Soll heißen die Darstellung der beiden wirkt extrem beliebig.

                                      Richtig mies wird es als man versucht, wenn schon nicht Holmes parodiert wird, andere Holmes Darstellungen durch den Kakao zuziehen (wie die von Robert Downey jr). Und dieses Vorhaben geht voll nach hinten los. Wer über Holmes lachen möchte, dem rate ich zu "Without a Clue".

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                                        Ich muss zugeben, das mich diesmal M. Night Shyamalan angenehm überraschen konnte. Allein der Ansatz, das er hier einen Antagonisten mit multipler Persönlichkeitsstörung in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, gefällt. James McAvoy spielt einen Mann in dessen Kopf 24 Persönlichkeiten hausen. Allerdings erfährt man dies nur durch die Handlung. Tatsächlich stellt McAvoy acht der 24 im Film dar. Das macht er jedoch in jeder Hinsicht überzeugend. Selten wurde overacting so treffend eingesetzt wie hier.

                                        Der Streifen beginnt als mysteriöser Entführungsthriller und baut in der ersten Hälfte eine immense Atmosphäre auf. Unterstrichen wird das von den therapeutischen Sitzungen zwischen McAvoy und die für “Cats” mit dem Tony Award ausgezeichnete Betty Buckley. Die gekidnappten Opfer verkommen leider schnell als Mittel zum Zweck und haben wenig Möglichkeiten um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben.

                                        Selbst für die Figur Casey gilt das. Obwohl das doppeldeutige Hinterfragen bezüglich der Gewaltopfer dazu einlädt, mehr aus der Rolle zu holen. Stattdessen wirkt die Verbindung zum Geschehen im Film “Unbreakable” gezwungen und konstruiert. Wahrscheinlich wäre Shyamalan mit einem handfesten alleinstehenden Psychothriller besser gefahren.

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                                        • Netflix hält derzeit schon einige Konzerte bereit. Von Barbra Streisand, KYGO über Lady Gaga (super!), Metallica (!!!) bis zu Springsteen. Ich hoffe da kommt kommt noch mehr ...

                                          Gestern Abend hatte wir uns Taylor Swift gegeben. In Europa gab sie leider nur sechs Konzerte. Das zweistündige Konzert wurde beim letzten U.S. Tourstop im AT&T Stadium in Dallas aufgenommen und fängt die gigantische Produktion mit tollen Bildern ein. Besonders gelungen ist die Abwechslung zwischen verruchtem Pop-Bombast und ruhigen Einlagen. Dazu gibt es eine monumentale Bühne, eine tolle Band und Tänzer/innen, perfekter Schnitt und natürlich eine fantastische Taylor Swift.

                                          Mit ihrer fünften Konzerttournee hat die junge Sängerin allein in Nordamerika $ 180 Millionen von 33 Terminen eingespielt. Kein Wunder, das sie zu den fünf umsatzstärksten Sängerinnen aller Zeiten zählt (inflationsbereinigt). Andererseits musste man vor 20 Jahren auch nicht zwingend dreistellige Summen ausgeben um seine Pop-Helden live sehen zu können.

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                                            RoosterCogburn 10.03.2019, 18:54 Geändert 11.03.2019, 01:17

                                            Wohin der Plot wollte und wem der Film sich eigentlich widmen möchte, das habe ich mich nach Beendigung von BOHEMIAN RHAPSODY mehrmals selbst gefragt. Anfänglich widmet man sich mit voller Aufmerksamkeit dem "Paki" Farrokh Bulsara wie er auf die Band Smile trifft. Bestehend aus Tim Staffell (Gesang und Bass), Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Schlagzeug). Dramaturgisch bedingt wird hier einiges abgekürzt und der Mittzwanziger Farrakh wird Leadsänger bei Smile. Für ihn, Brian und Roger ist das ein entscheidender Wendepunkt. Der Film macht nun einen Zeitsprung von fünf Jahren und präsentiert dem Zuschauer bereits die Formation Queen. Wir befinden uns zeitlich nun vor ihrer Namensgebung und vor ihrem ersten Nummer eins Hit.
                                            Suggerierten mir die ersten 40 Minuten noch, es geht um eine Mercury Biographie - immerhin ist er der einzige dessen familiärer und privater Hintergrund vorgestellt wird - tischt man mir nun ein lahmes Biopic einer fantastischen Band auf.

                                            Was mich wirklich am meisten störte, das zugunsten des Erscheinungsbildes des Filmes, die Chronologie der Bandereignisse verändert wurden. Der Film soll 15 Jahre abdecken und ist dabei nichts weiter als eine unreflektierte Beweihräucherung einer Legende. Was nicht passt, wird passend gemacht. So wird „Another One Bites The Dust“ mal eben um zwei Jahre in die Zukunft verlegt, genau wie auch „We Will Rock You“. Im Film trägt Mercury da bereits Szene-Schnauzbart und Scheitel statt Siebziger-Föhnmähne. Die Verkaufspleite des Vollflops „Hot Space“ (1982) wird bewusst verschwiegen. Ein Scheißalbum von Queen an dem jeder der vier seinen Anteil beigetragen hat. Oder das zeitlich vorverlegte Coming-out vor den Eltern und die Versöhnung mit dem Vater. Beides fand laut Aussagen von May, Taylor und Austin sehr viel später statt. Genau wie die Bekanntgabe das Mercury AIDS hatte. Auch wenn es viele Gerüchte gab wurde es kurz vor dem "Innuendo" Album offiziell. Für die Queen Besetzung und für die Öffentlichkeit.

                                            Für mein Empfinden fängt der Film auch das promiskuitive Leben der Kunstfigur Freddie Mercury nicht ansatzweise ein. Er kann dem introvertierten Privatmensch nicht gerecht werden. Denn Freddie Mercury lebte die Regel, das er bewundert werden wollte. Aber über sich selbst reden, das wollte er nicht. Die nachgestellte Pressekonferenz fängt das gut ein - und gehört zu den Highlights im Film. Umso besser wird die extravagante Bühnenfigur Mercury inszeniert. Apropos, ein weiterer Hingucker ist Mike Myers (bekannt als Austin Powers) in der Rolle des einstigen EMI-Labelboss Ray Foster.

                                            Wahnsinnig enttäuschend auf ganzer Ebene, war für mich die Nachstellung des Auftritts beim Live Aid Konzert. Obwohl grundsätzlich die Imitation des Bühnen-Mercury von Rami Malek eine echte Hausnummer ist, die Erinnerungen wach werden lässt. Aber warum hat man sich überhaupt dazu entschlossen genau diesen Auftritt nachzustellen. Einer der als der besten Live-Gigs überhaupt gilt. Schon mal daran gedacht, das Original stattdessen zu zeigen? Hätte man digital remastern können. Jedenfalls besser als Schauspieler vor Greenscreen in Fullplayback und CGI Publikum, das teilweise zu einem verschwommenen Irgendwas wird.

                                            Fazit: Für mich war es bedauerlich, das in zwei Stunden Spieldauer die ewige Suche nach Akzeptanz des Farrokh Bulsara kaum zur Geltung kommt. Stattdessen verkommt der Biopic zur musikalischen Legendenbildung, die wie die drei Affen nichts hinterfragt. Unterm Strich eine ziemlich ausbeuterische Angelegenheit.

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                                              Hemmungsloser Ehrgeiz, außer Kontrolle geratene Gier, erbitterte Eifersucht und ein Medienrausch sind die Zutaten für einen bissig-ironischen Film um die berüchtigtste Figur in der Geschichte des Eiskunstlaufs und vor dem Hintergrund einem der größten Skandale der Eissportgeschichte. Dabei liegt der Fokus der Story auf der Frage: Wie wird ein Champion gemacht? Regisseur Craig Gillespie inszeniert schwarzhumorig ein an für sich dramatisches Porträt um eine Sportlerin, bei dem einem das Lachen im Hals stecken bleiben kann. Oftmals war ich mit mir im Zwiespalt, ob ich mit den Beteiligten lachen soll, sie bedauern oder verteufeln. Bei der emotionalen Achterbahn hat mich am meisten der Sarkasmus der Story angesprochen.

                                              Stilistisch erinnert mich der Film gelegentlich an THE BIG SHORT, soll bedeuten regelmäßiges Durchbrechen der vierten Wand; verweisen auf die fiktive Natur der gezeigten Ereignisse, obwohl man sich zugleich dokumentarischer Elemente bedient; clevere Montage des leicht episodenhaften Geschehen. Dazu ein eloquentes Drehbuch, auch wenn die Dialoge hier weit harscher sind, was dem White Trash Milieu geschuldet ist.

                                              Der Erzählstil der Mockumentary sorgt für eindeutige Distanz zum biographischen Stoff. Die Herangehensweise der Erzählung mit den verschiedenen Subjektivitäten gefällt mir sehr und führt hier zu einem ironischen Ganzen. Zusätzlich macht der Film seine männlichen Charaktere zu Hanswürsten. Dabei ist seine Komik nie billig, im Gegenteil.

                                              Des Marshals Fazit: Großartige Independent-Dramedy mit zwei fabulös aufspielenden Hauptdarstellerinnen.

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                                                Mit dem Film 10 hab ich einen Streifen hervor gekramt, mit dem ich schon früher meine Probleme hatte. Obwohl ich bekennender Fan von Blake Edwards bin, kann ich dieser Comedy wenig abgewinnen. In erster Linie versaut mir den Genuss hier Dudley Moore. Ehrlich gesagt, finde ich mit ihm gibt es nur zwei gelungene Filme.

                                                Die bekannte, vielfach variierte Geschichte um den Mittvierziger in der Sinnkrise, wurde davor und danach weit besser erzählt. Siehe “Un éléphant ça trompe énormément” (1976), “American Beauty” (1999), “Broken Flowers” (2005). Ich hatte an Edwards (Script, Regie und Produzent) einfach höhere Erwartungen und bin der Überzeugung, das mit der ursprünglich geplanten Besetzung (Peter Sellers) mehr drin gewesen wäre. Selbst mit dem ähnlich gelagerten “Skin Deep” (1989) konnte mich Blake Edwards mehr überzeugen als mit dieser schalen Nummer.
                                                Plot: Ehemann in der Midlife-Crisis will aus seinen Zwängen ausbrechen und erkennt dabei, das seine brave Mutti daheim, das ist was er immer wollte. - Der Film hat zwei unbestreitbare Hingucker. Zuallererst die 25-jährige Bo Derek, die nicht durch Schauspieltalent glänzt, und die geradezu legendäre Bettszene, die Maurice Ravels Boléro in einem anderen Licht erscheinen lässt.
                                                Für Bo Derek besaß gerade dieser Filmauftritt eine besondere Nachhaltigkeit. Sie wurde nicht nur zu einem Sexsymbol der frühen 80er, es beeinflusste auch immens ihre Karriere. Sie wurde in einigen Printmedien Bo Boléro genannt. Einer ihrer Filme, trug den Originaltitel Boléro (dt. Titel: Ekstase). Ihr früherer Ehemann John Derek hat ihren Medienrummel entsprechend ausgebeutet. Im Prinzip wurde sie in den 80ern zur Wichsvorlage für die gerade aussterbenden Bahnhofskinos hochstilisiert.

                                                Abgesehen von diesen zwei Highlights, die zusammen relativ wenig Screentime einnehmen, ist der Film ziemlich beliebig und ich empfinde Dudley Moore in der Hauptrolle als unpassend. Das alles wirkt, wie eine lahme Variante von “Die Frau in rot” (1984). Und der ist nur das Remake einer zeitlosen Komödie.

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                                                  Aus dem Kinderfilm ist schon in der Live-Action Version von Disney eine dunkle Fabel geworden. Die Warner Version zeigt neben der intensiv erzählten Heldenreise, eine Coming-of-age Story und eine Verabschiedung vom Familienfilm. Das ist das große Plus an Serkis’ Umsetzung. Doch genau hier erleidet seine Version in meinen Augen auch ein Defizit. Denn an dieser Stelle ist es der neuen Tonalität nicht gelungen, den Charakteren etwas zu verleihen, das mit der Sympathie oder Herzenswärme aus den bekannten Adaptionen mithalten kann. Während ein Augenmerk darauf gelegt wurde, eine Portion Tugend und Moral zu transportieren, geht eine gute Dosis Herzlichkeit den Bach runter.

                                                  Der Marshal meint: Mag sein das sich MOWGLI näher an die literarische Vorlage hält. Was nützt das, wenn das emotionale Gleichgewicht nicht ausgewogen ist?! Das hatten die Mickymäuse mit ihrer Version einfach besser im Griff und der heutigen Zeit angemessen umgesetzt.

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                                                    Schon mit der Besetzung macht der Film auf ultra-dicke Hose. Ein im Fantasy Genre auffällig erprobter Cast. Ob Jungdarsteller wie Brenton Thwaites (Maleficent, The Giver) und Courtney Eaton (Mad Max: Fury Road) oder Alt-Stars wie Geoffrey Rush (Pirates of the Caribbean) und Rufus Sewell (Dark City, Die Säulen der Erde). Gleiches gilt für die beiden Hauptdarsteller Butler (300), Coster-Waldau (Game of Thrones) und den Regisseur Alex Proyas (I, Robot, Knowing). Man spürt aus jeder Pore der Produktion, die Trittbrettfahrerei der derzeitig angesagten Fantasy Welle.

                                                    Die ägyptischen Götter lassen sich nicht nur von ihrem Volk anbeten und verehren, sie regieren sie und leben gemeinsam mit den Menschen auf der Erde. Osiris (Bryan Brown), der Gott des Nordens, will seinen Sohn Horus (Nikolaj Coster-Waldau) zu seinem Nachfolger als Pharao krönen. Da erscheint Osiris’ Bruder Seth (Gerard Butler) auf der Bildfläche und übt den berühmten Brudermord aus.

                                                    So der Einstieg zu einem überfrachteten CGI-Gewitter, das sich sehr frei der ägyptischen Mythologie bedient. Freunde trashiger Unterhaltung werden ob des stumpfen Resultats die Hände über den Kopf schlagen. Man merkt dem Endprodukt an, das ein Großteil des $140 Mill. Budget der effekthascherische Anstrich der Oberfläche ist. Hier dienen die Figuren tatsächlich ausschließlich ihrer dramaturgischen Funktionalität. Eine Charakterzeichnung findet nicht statt. Allerdings hat diese Investition kaum etwas genützt.

                                                    Die 3D Konvertierung lässt das Endresultat noch künstlicher wirken. Darstellern sieht man teilweise an, das sie vor einer Greenscreen agieren. Sie wirken ausgeprägt isoliert im Vergleich zum sonstigen Geschehen (absolutes No-Go in der heutigen Zeit). Tiefe und Pop-Out Effekte gibt's wenig. So das man sich fragen darf, warum hier überhaupt konvertiert wurde.

                                                    Fazit: Handwerklich und inhaltlich, ein Stimmungskiller. Daumen runter!

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