RoosterCogburn - Kommentare
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Alle Kommentare von RoosterCogburn
Vor einem ¼ Jahrhundert hat mir die von Michael Ritchie inszenierte Komödie besser gefallen - soweit ich das rückblickend im Sinn habe. Damals haben mir seine Filme aus irgendeinem Grund mehr zugesagt ( "Fletch lives", "Auf der Suche nach dem goldenen Kind" ). Vielleicht wusste man es auch nicht besser. Heute springt mir die Belanglosigkeit und Banalität dieser Produktion ( "Cops & Robbersons" ) mehr ins Gesicht als sie es zuvor je getan hätte.
Eigentlich ist der Cast gut gewählt um eine überspitzte Comedy zu transportieren. Nur haben viele Gags ihre Zeit nicht überlebt. Allein die von Dianne Wiest verkörperte Mutterrolle überzeugt gar nicht mehr als Persiflage, wie ursprünglich angedacht. Auf mich wirkt Mrs Robberson nur nervig. Der gute Robert Davi macht den Eindruck eines wandelnden Klischees - quasi wie eigentlich immer. Die Figurenkonstellation ist weit weg von dem, was sich im weitesten Sinne als originell zusammenfassen lässt. Überhaupt der Ansatz, wie es zur Observation der Polizisten kommt, macht auf mich einen unglaublich konstruierten Eindruck.
Zu gewollt. Zu nervig. Total unlustig.
Bei einer versuchten Neusichtung nach 40 Minuten abgeschaltet.
Der kontroverse Schreiberling Fred (Seth Rogen) hat aus Integritätsgründen seinen Job geschmissen. Ausgerechnet seine frühere Babysitterin und einstiger Schwarm bietet ihm neue Arbeit. Allerdings ist Charlotte (Charlize Theron) inzwischen US-Außenministerin und will von ihrem Amt zurück treten um als Präsidentin zu kandidieren.
Die RomCom bietet für mich eine gute Ausgangsposition. Die Story wartet auf mit einer Umkehrung der Geschlechterstereotypen, Anspielungen auf den aktuellen Politzirkus, zwei wahnsinnig gut funktionieren Hauptdarstellern und Charme. Selbst Seth Rogen bleibt mit seinem typischen Spiel eher zurückhaltend und ergänzt sich gut mit dem restlichen Cast. Sogar wenn Alexander Skarsgård den kanadischen Premierminister Justin Trudeau aufs Korn nehmen darf, kommt das an.
Mein Fazit: Konventionell, ja. Aber gelungen.
Vor 30 Jahren dienten "Doc" (Steve Carell) Sal (Bryan Cranston) und Richard (Laurence Fishburne) gemeinsam als Marines in Vietnam. Im Jahr 2003 treffen sie sich wieder um gemeinsame Erinnerungen aufleben zu lassen und weil "Doc" Hilfe brauch. Sein Sohn wurde im Irak getötet und er verzichtet auf eine Beisetzung auf dem Arlington Cemetery. Seine Kameraden sollen ihm begleiten bei der letzten Reise seines Sohnes - nach New Hampshire, nach Hause.
"Last Flag Flying" lässt sich als Quasi-Fortsetzung von "The Last Detail" verstehen (dt. Titel Das letzte Kommando). Allerdings ist ein Vorwissen um Hal Ashbys Film keine Voraussetzung. Linklater leistet hier phänomenale Arbeit als Schauspielerregisseur, der seine Darstellerriege zu einer fantastischen, charaktergetriebenen Arbeit anleitet. Es ist für mich eine helle Freude den Schauspielern dabei zuzusehen, wie ihnen den Raum gegeben wird, ihre Figuren derart zu entwickeln, so dass der Darsteller dahinter verblasst und dem Zuschauer nur der Charakter präsentiert wird.
Leider versinkt Inhalt, Aussage und Stellungnahme des Filmes in den gewählten Konventionen des Roadmovie. Man traut sich zu wenig, bleibt manchmal lieber an der Oberfläche und lenkt den Zuschauer gelegentlich lieber ab. "Last Flag Flying" entpuppt sich als eine Art Referendum über das Erbe der Kriege in Vietnam und im Irak und über den Geist – und die Lügen –, der sie vereint. Die Hölle des Krieges wird symbolisiert durch den Tod eines der Soldatenkollegen der Männer in Vietnam, der zu Unrecht gelitten hat – und sie konnten nichts tun, weil sie alle das Morphium genommen hatten, das als Schmerzmittel verwendet werden sollte - womit sie ihren eigenen Schmerz ertränkten.
Worum geht's in "Bumblebee"? Wenn man den Plot kurz in Worte fassen will: "Herbie goes Transformers". Die Story spielt dann noch Ende der 80er - weil die 80er Jahre momentan total im Trend sind. Spätestens seit "Stranger Things". Und um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, immerhin spielen mit den Transformers nicht nur Jungs, ist die Hauptfigur weiblichen Geschlechts. Formelhafter als das ist kaum möglich!!!
Aber abgesehen davon, ist der Spin-Off für das Zielpublikum ganz gut geeignet und nicht so martialistisch geraten wie die Original Reihe. Die Coming-of-Age Story liegt klar im Fokus des Filmes, Bumblebee ist quasi der ungewöhnliche Buddy von Charlie und die Transformer-Kollegen wurden zu Randfiguren degradiert, die mit dem eigentlichen Geschehen nix zu tun haben.
Fazit: Berechenbarer Disney Film, der nicht von Disney stammt, nach Reißbrettschema.
"White Dog" (dt. Alternativtitel Der weiße Hund von Beverly Hills) wirkt auf mich, aus heutiger Sicht, teilweise recht behäbig und das Storytelling manchmal etwas plump. Doch unterm Strich funktioniert die Rassismus-Parabel immer noch. Da kann ich Fullers inszenatorischen Stil als gestrig akzeptieren. Fuller entstammt einer Generation von Filmemachern, die derartige Themen nicht besonders feinfühlig behandelt haben oder ein besonderes Gespür für Figurenentwicklung besaßen. IMHO fühlt sich deshalb "White Dog" streckenweise naiv, plakativ und etwas formelhaft an.
Doch seine Art wirkt und kommt bei mir an. Die Story von der geschundenen Seele in Form eines Schäferhundes, der eben NICHT grundsätzlich böse ist bzw aggressiv und gefährlich auf die Welt gekommen ist, wird packend an den Mann gebracht. Es wird glaubhaft wiedergegeben, das der Hund zu diesem Killer dressiert worden ist. Fuller bleibt bei seinem Film angenehm unaufgeregt und macht den Zuschauer oft zum Beobachter. Nur in gut ausgewählten Szenen rennt der Hund geifernd in Zeitlupe auf den Zuschauer zu. Die Effekthascherei bleibt aus. Sein Gefühl für Timing und Perspektive hebt den Film hervor.
48 Jahre nach dem Original und 19 Jahre nach dem Reboot, soll es nun Zeit für ein weiteres Abenteuer mit John Shaft sein. Wurde im Reboot das Zepter vom Onkel an den Neffen weitergereicht, wird es in der Netflix Produktion vom besagten Neffen an den Sohn weitergereicht. Den Vater bzw Shaft's Neffe stellt erneut Samuel L. Jackson dar. Seinen Sohn "J.J." verkörpert Jessie T. Usher. Den "Ur"-Shaft spielt wieder Richard Roundtree (in einer Gastrolle).
Die Voraussetzungen für einen weiteren Shaft Film waren nicht schlecht. Leider wurde ich bitter enttäuscht. Das Konfliktpotential zwischen Vater und Sohn verpufft völlig in der Luft. Die Gags verflachen zusehends. Die Story ist langweilig, vorhersehbar und wird völlig belanglos erzählt. Allein die Darsteller sorgen dafür, dass dieses schwache Filmerlebnis nicht zum Ärgernis für mich wurde.
Gott bricht seinen Urlaub ab. Er hat diese Nase voll, die "Krönung seiner Schöpfung" hat sich enttäuschend entwickelt. Er will die Welt säubern und von vorne anfangen. Drei seiner Engel wollen ihm von diesem Vorhaben abhalten. Es gibt unter den Menschen immer noch die wirklich währe Liebe, weshalb es sich lohnen würde die Menschheit zu erhalten. Gott bittet um ein Beispiel und gibt 14 Tage Zeit, damit die Auserwählten sich begegnen und verlieben können.
Die Wahl fällt auf eine einfältige Blondine und eine grinsende Föhnfrisur, die beide aussehen als hätten sie im Fimmusical "Grease" mitgewirkt. Um den Engeln ihr Vorhaben zu erschweren, schickt die Hölle Oliver Reed vorbei, der sich immer wieder einmischt. Beispielsweise werden durch vor- und zurück spulen des Filmes, Geschehnisse innerhalb der Handlung ungeschehen gemacht (hui wie originell und lustig 😒).
Auf schmerzhafte Weise präsentiert man dem Zuschauer eine grenzdebile Fantasy-Komödie, die randvoll mit platten Gags, miesen Slapstick und unlustigen Witzen gefüllt ist. Die Kamera und der Schnitt befinden sich maximal auf dem damaligen Fernsehniveau. Formal erscheint mir das alles wie ein groß angelegter B-Film. 👎
M. Night Shyamalan setzt mit "Glass" seinen Filmen "Unbreakable" und "Split" einen ziemlich unterdurchschnittlichen Abschluss den beide Filme nicht gebraucht hätten und so nicht verdient haben. Wie in "Unbreakable" lässt man Mr. Glass denselben Plan verfolgen. Er will beweisen das Superhelden existieren. Leider fügt Shyamalan den Vorgänger Filmen kaum Mehrwert hinzu und bietet dem Genre wenig neues. Die drei Hauptfiguren agieren kaum gemeinsam vor der Kamera, der Film erscheint dadurch episodenhaft. Die Dialoge sind oft hölzern und den Charakteren fehlt es an emotionaler Tiefe.
Fazit: Die Wartezeit auf diesen Abschluss hat sich nicht gelohnt.
Das Drehbuch schrieb Jane Goldman, die sich seit ihrer Arbeit an "Der Sternwanderer" einen Namen im Filmbiz erarbeitet hat. Unter anderem bekannt als Scriptwriter für die Comic-Adaption "Kick-Ass", für "Die Insel der besonderen Kinder" oder erneut mit Matthew Vaughn für "Kingsman: The Secret Service", ist sie besonders bekannt geworden für ihr Mitwirken an "X-Men: First Class" und "X-Men: Days of Future Past". Und mir ging es hier ähnlich wie bei "Die Frau in Schwarz" (auch ein Drehbuch von ihr). Ich konnte förmlich spüren, das in der Produktion eine gute Geschichte versteckt war. Da war etwas, das regelrecht pulsierte und hinaus wollte. Doch leider hat die Inszenierung es der Story verwehrt.
Dass das viktorianische London einen morbiden Reiz auslösen kann, ist unbestritten. Liebhaber von Filmen wie "Mord an der Themse" (1979) oder "From Hell" (2001) sind IMHO hier grundsätzlich gut aufgehoben. Wie in den genannten Beispielen so auch hier, werden historische Tatsachen weitgehend ignoriert, doch das muss dem Spaß nicht im Wege stehen. Für mich ist es hier der Erzählstil, der das was er wiedergibt quasi relativiert.
Manche behaupten bestimmt, das wäre doppelbödig und besitze eine Meta-Ebene. Aber ich habe wenig Freude daran, wenn das was (sinnbildlich) in Stein gemeißelt wird, zehn Minuten später aufgehoben werden muss. Im Laufe des Filmes vernachlässigt man die narrativen Zusammenhänge. Dialoge werden auf Stichworte für die folgende Szene reduziert und man opfert jegliche Ambivalenz. Als wenn jemand, zu Gunsten von Dynamik und einer kürzeren Spieldauer, das Drehbuch mehrfach um einige Szenen gestrichen hat. Ob das so war oder nicht, wissen effektiv die Beteiligten. Ich kann nur mutmaßen.
#horroctober
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Mein Fazit: Mäßig budgetierter Gothic Thrill mit einem gut aufgelegten Bill Nighy, einer opulent ausgestatteten Düsternis und einem gewissen Schauerfaktor. Karl Marx schaut auch vorbei. Halloween Empfehlung für Krimifreunde!
3 von 5 Kürbisse 🎃🎃🎃
Die Veröffentlichung über den weitreichenden Hintergrund der sogenannten »Panama Papers« ist erst 3 ½ Jahre her. Obwohl sich der Whistleblower damals bereits 2015 an die Süddeutsche Zeitung wandte, brauchte es fast ein Jahr um die ungeheuere Datenmenge, die von 1977 bis in die Gegenwart reichte, zu sortieren und zusammen mit dem WDR und dem NDR weitere Recherchen zu veranlassen. Anschließend koordinierte ein Zusammenschluss von Journalisten eine gleichzeitige globale Veröffentlichung in 76 Ländern.
https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/panama-papers/panama-papers-ein-netz-fuer-geheime-vermoegen/story/23395037
Diese Fakten interessiert Steven Soderbergh in seiner Aufarbeitung nicht. Er präsentiert seinen Zuschauern eine anfänglich amüsante Satire, mit gewissen Anflügen von Zynismus, vor dem Hintergrund von "aktuellen Geheimnissen". So kann man es nämlich auch nennen, wenn das Ermittlungsverfahren in diversen Ländern noch immer anhält.
Er KANN also keine abschließende, befriedigende Story zu Mossack und Fonseca liefern. Also widmet er sich im Plot den von ihnen gegründeten Briefkastenfirmen und Trusts. Und begeht bei seiner Erzählung einen Fehler nach dem anderen. So wird der Genuss für mich wahrlich zur Herkulesaufgabe. Soderbergh macht es mir diesmal nicht einfach. Es ist der erhobene Zeigefinger, sein ausufernder Ehrgeiz, die übermäßig didaktische wie suggestive Erzählstruktur und untermalt wird all das von einer Kapiteleinleitung sowie einer Durchbrechung der vierten Wand. Wahrscheinlich witzig gemeint, schmeckt es tonal manchmal eher nach Lehrfilmen für Kinder. Betont wird das durch Oldman und Banderas, die als Piggeldy und Frederick, die Finanzwelt erklären. Anstatt tatsächlich journalistische Fakten oder über die Tätigkeiten des Whistleblower ein Wort zu verlieren, hielt man andere Fragen für wichtiger.
»Was ist Geld?«, »Was ist eine Offshore Firma? Wie und wo kann ich die eröffnen?« oder auch mal philosophischer »Wenn Steuerhinterziehung illegal ist, warum nicht Steuervermeidung?« Und ganz in diesem Sinne meine ich einen der beiden zu hören wie er antwortet:
„Nichts leichter als das, komm mit.“ Daraufhin setzen sich die beiden in Bewegung. Frederick stellt Piggeldys Geduld zunächst durch einen langen Weg auf die Probe. Dann versucht Frederick mit mehr oder weniger großem Erfolg, Piggeldys Frage und seine Nachfragen zu beantworten. Abschließend sagt Freiheitsstatue Meryl Streep: „Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause“.
Ende
Eine Frau um die 40 (Uschi Glas) muss ertragen, wie ihr zehn Jahre älterer Ehemann (Helmut Fischer) in die Midlife Crisis stürzt und er sich mit Hilfe des Münchner Nachtleben wieder besinnt. Währenddessen wird seine Frau von einem jüngeren Mann umgarnt (Gottschalk).
Plot und Inszenierung wirkt wie zusammengeschustert aus »Peter Steiners Theaterstadl« und »Zwei Münchner in Hamburg«, mit einer Dosis Humor von »Die Supernasen«. Unterstützt wird der letzte Eindruck durch denselben Regisseur, durch die typischen Gastauftritte (in diesem Fall Hans Werner Olm, Ottfried Fischer, Kurt Felix und Mike Krüger) und natürlich auch durch Thomas Gottschalk, der wieder mal als frischer Jüngling verkauft wird, obwohl er bereits Anfang/Mitte 30 sein muss. Aber das ist eh eine Marotte beim Film, das alte weisse Männer grundsätzlich jünger und attraktiver verkauft werden als die Realität. Das wurde schon in Hollywood vorgelebt und das hat man sich abgeguckt. Auch der Fischer Helmut, kurz vor dem Rentenalter, wurde für diese Produktion verjüngt. Naja, 's halt der "Monaco Franze" und a Lebemann - hat man damals bestimmt gemeint.
Letztendlich ist das Gebalze peinlich mit anzusehen, mies geschauspielert und die Inszenierung von Fernsehshow-Regisseur Pröttel plump. Beim Gedanken daran, das mehr als 380 Tausend Kinotickets in Westdeutschland dafür gelöst wurden, schauderts mir.
Die komödiantische Leichtigkeit und nebensächliche Inhaltlichkeit lässt immer wieder an den frühen Redford aus “Butch Cassidy and the Sundance Kid" oder "The Sting" erinnern.
Ein notorischer Bankräuber, dessen grösste Waffe sein Charme war, steht im Mittelpunkt dieses Abgesang an eine Kino-Ära. Damit meine ich nicht Redford alleine. David Lowery inszenierte eine fiktionale Geschichte, das auf einer wahren Begebenheit beruht, als eine Verbeugung an eine vergangene Leinwand Epoche. Er bannt ebenso kontrastreich wie grobkörnig auf 16 mm eine faszinierende Story, die mich, durch die Erzählform und die angewandte Technik, in die Zeit zurück versetzt in der sie spielt.
Fazit: Sollte dies Redfords letzter Leinwandauftritt bleiben (was inzwischen bezweifelt werden darf), so hat er eine gute Wahl getroffen.
Das Wiedersehen von rund ein Dutzend BB Charakteren macht Spaß. Allerdings ist das Endprodukt der pure Fanservice. So eine Art Bonusmaterial für diejenigen, die sich früher die »Fan Edition« zugelegt haben. Effektiv fühlt sich "El Camino" an wie zwei Folgen einer erfolgreichen Serie, die man wegen Handlungsarmut aus der letzten Season gestrichen hatte. Eine echte Bereicherung darf man nicht erwarten. Stilistisch bleibt man jedoch der Serie treu.
Doch für mich wurde das Sehvergnügen ein wenig von den Umständen getrübt, das die Handlung direkt an das BB Finale anschließt und ignoriert das alle Beteiligten sichtbar gealtert sind. Paradebeispiel Todd (Jesse Plemons) sieht aus als hätte er - quasi von einem Tag zum anderen - 40 Pfund zugelegt und Jesse Pinkman (Aaron Paul) kann man den Mittzwanziger beim besten Willen nicht mehr abnehmen.
Fazit: Als Fernsehfilm nach Feierabend für Serienfans, finde ich den okay. Mehr nicht.
»Ghostbusters 2020 wird voraussichtlich am 10. Juli nächsten Jahres von Sony Pictures in den USA veröffentlicht.«
Da warte ich doch gerne und halte es wie die kommende Fortsetzung: ich werde dieses Reboot weiterhin ignorieren!
Leander Haußmann ist eine adäquate Adaption des Romans »Am kürzeren Ende der Sonnenallee« gelungen. Im Mikrokosmos der Sonnenallee wird das Leben des 17-jährigen Micha bestimmt durch die unmittelbare Nähe der Berliner Mauer, seine Familie und seinen Schwarm "die unglaubliche Miriam". Mit persiflierenden Witz, mit Ulk und Albernheiten versucht man in einem ähnlich erzählerischen Ton wie die Vorlage, vor allem die guten Wahrnehmungen von einst zu lobpreisen und die schlechten unter den Teppich zu kehren. Wobei in der filmischen Umsetzung die Verballhornung soweit geht, das die Realität bzw das geschichtliche Wissen des Zuschauers, komplett ausgeblendet werden.
Von gewissen Dingen darf man sich hier nicht den Spaß vermiesen lassen, wie etwa das die komplette Clique fünf bis zehn Jahre zu alt ist für die Rolle eines 17 bis 18 jährigen Teenies (abgesehen von der Miriam-Darstellerin), das die Überspitzungen nicht mit dem Wissen um die Realität gleichzusetzen sind und das Haußmann (was sich erst an Hand späterer Arbeiten erweisen wird) eine sehr "spezielle" Sicht besitzt Literatur umzusetzen (➡ Herr Lehmann, Warum Männer nicht zuhören ... , Kabale und Liebe, Das Pubertier).
An anderer Stelle (bei mp) habe ich mich schon darüber geäußert, das ich mich nicht gerade als Fan von Leander Haußmann bezeichne und ich ihn als Regisseur im deutschsprachigen Raum für komplett überbewertet halte. Im Alter von vierzig gab er sein Kinospielfilmdebüt mit diesem deutsch-deutschen Märchen. "Sonnenallee" wurde vor zwanzig Jahren von mehr als 2,6 Mill Zuschauern in deutschen Kinos besucht. Bis heute gehört die Produktion zu den wenigen unter Haußmanns Regie, bei denen sich das einschalten lohnt.
Fazit: Ihm gelang eine ironische Hommage an die Diktatur die sich Demokratie nannte; an die Deutschen, die sich zwischen Ostsee und Karl-Marx-Stadt frei fühlten; an die Einigkeit, das Recht und die Freiheit.
"Freundschaft, Genossen." ✊
Kino das einen mitreißt, fesselt und begeistert ist im Sinne der Erfindung richtig. Film sollte emotional berühren. Banalität bekommen wir von der Industrie schon genug vorgesetzt.
Akins Adaption von Heinz Strunks Roman ist ein düsterer, grausamer, mitunter ekliger Film. Ein Bildnis über gescheiterte Existenzen, das auch in der Gegenwart spielen könnte. Ein Porträt über einen Mann, dem es egal war ob er besoffen die Zeit totschlägt oder Frauen. Ein Schauermärchen zwischen den trostlosen Besuchern des "Handschuhs" und der seelischen Abartigkeit Honkas. Gekrönt von der famosen Darstellung des jungen Jonas Dassler.
Fazit: Neben "Nur eine Frau" war das bislang DIE beste deutsche Filmproduktion des Kinojahres 2019.
Die Essenz liegt hier für mich, und das ist aus deutscher Sicht nachvollziehbar, in dem Wunsch ein geteiltes Land wieder zu einigen. Mittels einer dramatischen Handlung legt Filmemacher Chan-wook Park darauf seinen Fingerzeig, ohne den Moralapostel zu spielen. Für mich funktioniert die Handlung deshalb besser als so manches Bewältigungsdrama über die DDR, dass sich berufen fühlt ähnliches zu thematisieren.
Die Story spielt vor knapp zwei Jahrzehnten, kurz bevor die Fronten zwischen Nord- und Südkorea entspannt wurden, inmitten der vier Kilometer breiten entmilitarisierten Zone. Das heißt, der Landsmann auf der anderen Seite galt als politischer Feind (deshalb der DDR Vergleich). Es galt Schußbefehl bei Verstoß gegen die Grenzauflagen. Sowohl von außen als als auch von innen. Vor diesem ebenso absurden wie realen Hintergrund spielt die fiktive Parabel über den Wunsch nach Freiheit und einem geeinigten Volk. Als es zu einem Zwischenfall kommt, soll geklärt werden warum ein südkoreanischer Sergeant zwei nordkoreanische Soldaten erschossen hat. Mittels Flashbacks erzählt Park eine emotionale und fesselnde Geschichte.
Mit koreanischen Stars wie Sang Kang-ho (Snowpiercer, The Host) und Lee Byun-hun (Die glorreichen Sieben, I Saw The Devil) inszenierte Chan-wook Park (Old Boy) zurückgenommen und distanziert ein menschliches Gleichnis über die nachvollziehbare Sehnsucht nach Besserung.
Während der Zierpflanzenzüchter Earl herumstolziert und sich feiern lässt, wartet woanders seine Tochter Iris (gespielt von Eastwoods leiblicher Tochter Alison Eastwood) von ihrem Vater vergebens zum Altar geführt zu werden. Nach diesem unverzeihlichen Vorfall hält zum Grandpa nur noch die Enkelin (Taissa Farmiga, bekannt aus AHS Season 1, 3 und 8). Auch Großmutter Mary (Dianne Wiest) hält nichts von ihrem geschiedenen Mann, der ihrer Meinung nach für seine Arbeit lebte, anstatt für seine Familie da zu sein. Zur selben Erkenntnis kommt man als Zuschauer auch sehr schnell. Nur die Figur Earl brauch dazu den kompletten Film.
Im Kern hat Eastwood ein Familiendrama um einen selbstverliebten Gockel und Workaholic gedreht, der am Ende seines Lebens nichts mehr hat, außer die Anerkennung seiner Kollegen und seine Auszeichnungen. Seine Familie will von ihm nix mehr wissen. Seine angeblichen Freunde sind im Prinzip nur Menschen, die er aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit kannte. Seine Finanzen sind den Bach runter. Um nun noch irgendwas zu reißen, verschafft er sich Einnahmen auf illegalem Wege um die anstehende Insolvenz abzuwenden. Er wird eher zufällig Drogenkurier und transportiert immer größere Kokainlieferungen im Alleingang mit seinem Truck. Er fährt über die Highways quer durch Illinois für ein paar unbekannte "mexikanische Bohnenfresser". Und lange wirkt es so als begreife Earl nicht wirklich, was er da macht. Ich habe mich gefragt, ob er senil ist, gar schon demenz oder einfach nur naiv?! Doch ihm ist bewusst das es um etwas illegales geht. Gerade der deutliche Hinweis "Was du fährst, geht dich nichts an", lässt jeden normal denkenden Menschen aufmerksam werden. Spätestens nach der Bezahlung, wenn er seine zweite Fahrt antritt, kann sich Earl ausmalen was er transportiert. (Deshalb ist die MP-Inhaltsangabe Bullshit)
Als Eastwoods Karriere begann, galt das Breitbildformat Cinemascope noch als technische Neuerung. Er hat mehr als 42 Hauptrollen gespielt, 37 Filme inszeniert und vier Oscars gewonnen. Ihn in seinem biblischen Alter vor und hinter Kamera erleben zu dürfen, ist für mich als Filmfan grundsätzlich sehenswert. Doch mit "The Mule" bekam ich nicht das, was ich mir aufgrund der realen Vorlage erhofft hatte. Letztendlich hat Earl mit dem echten "El Tata" nur gemein, das beide im sehr hohen Alter für das mexikanische Drogenkartell das Maultier spielten und erwischt worden sind. Aber Eastwoods Film hat soviel Thrill wie die Artikel über den realen Leo Sharp. Trotz Mitwirkender wie Laurence Fishburne, Andy Garcia, Michael Peña und Bradley Cooper habe ich "The Mule" als die altersmilde Beweihräucherung einer Kinolegende erlebt, dessen Protagonist das letzte Jahrhundert und sich selbst lobpreist.
Zu wenig ist man daran interessiert eine spannende oder dramatische Geschichte zu erzählen. Die fiktionalen Probleme um die Familie sind mir zu seicht inszeniert. Eastwood gibt seiner Figur Earl und der Auseinandersetzung mit dem »Wieso?« nicht genug Tiefe. Am meisten Potential hatte für mich der Konflikt Verfolger/Gejagte zwischen FBI Agenten und Earl. Rückblickend wirkte "The Mule" wie eine Handarbeit, die mit Geduld gestrickt worden ist, aber irgendwie passen die Ärmel nicht zum Pullover und sind unterschiedlich lang. Schön anzusehen, aber kein Highlight.
Die Grundidee des neuen MIB Abenteuers kennt man auch von "Jurassic World". Ein vertrautes Universum wird dem Zuschauer mit komplett neuer Besetzung präsentiert. Prinzipiell das gleiche was Comic-Leser von manch liebgewonnenen Helden kennen. Wenn etwa Hal Jordan von Kyle Rayner als Green Lantern abgelöst wird, die inzwischen fünfte Inkarnation des Ghost Rider auftritt oder aus Altersgründen bzw wegen der Gesundheit, jemand außer Master Bruce das Fledermauskostüm überzieht. Franchise-Fans nehmen fast jede bittere Pille. Die Frage ist nur, ob sie die Pille auch schlucken. Da der offizielle VOD Start von "MIB: International" nur zwei Monate nach dem Kinostart war, kann man sich an einer Hand abzählen, das der Film keinen Erfolg hatte. Dabei ist der Streifen nicht einmal richtig scheiße. Eher viel zu banal, dröge und überfrachtet als das ich ihn bemerkenswert finde.
Die Daseinsberechtigung des Filmes erinnert mich an die Tageszeitung von gestern. Die Witzseite ist nicht doll, aber schön das ich sie gelesen habe. Wenn kein Klopapier vorhanden ist, kann man sich auch den Allerwertesten damit abwischen.
Mit einer extrem simplen, teils abstrusen Geschichte wird dem Zuschauer genau das geboten, was viele sich im Vorfeld erhofft hatten. Wobei "Hobbs & Shaw" ebenso erkennen lässt, wie weit der Franchise sich von dem weg bewegt hat, was 2001 mit "The Fast and the Furious" begann. David Leitch, der bekannte Stuntman und Regisseur (John Wick, Atomic Blonde und Deadpool 2) lässt den Fan nicht im Stich.
Kennen wir schon Autos, die als Fallschirmspringer missbraucht wurden oder mehrere Kilometer einen riesigen Tresor hinter sich her zogen, kommt es hier noch dicker. Gleich mehrere verbundene Wagen, quasi ein kleiner Convoy, versuchen sich daran einen Militär-Hubschrauber zu bezwingen. Das eine Gewicht in der Luft versucht abzuhauen, das andere auf dem Boden runter zu ziehen. Verbunden durch einen der Trucks, auf dem Dwayne Johnson auf der Ladefläche steht und an einem mehrere Zentimeter dicken Kabel zerrt, welches an den Kufen (?!) des Hubschrauber irgendwie gewickelt ist. Ein völlig absurdes Szenario entwickelt sich, das mir aber beim zusehen unheimlich viel Spaß und Laune bereitet hat.
Ebenso wie die gut funktionierende Combo Johnson & Statham, die als Leinwandpaar prädestiniert für weitere Filme erscheinen. Oftmals fühlte ich mich an "Tango & Cash" erinnert. Nicht nur wegen, "Das ist deine Schwester? Du hast 'ne Schwester?". Es waren tatsächlich einzelne Elemente des Plots, die zu dem Klassiker Ähnlichkeiten aufweisen. Dwayne Johnson erschien mir in manchen Prügelszenen als wenn er sich bei Carlo Pedersoli etwas abgeschaut hätte: die typischen Nackenschläge und der Dampfhammer (Schlag von oben mit der Faust). Aber das kann einfach purer Zufall sein und ich assoziiere aufgrund zu viel Spencer Filme in der Jugend. Können die rückwirkend doof machen? Keine Ahnung.
Zumindest fühlte ich mich bei diesem Film unwillkürlich an Kinderzimmertage erinnert als wir mit Matchbox Autos so blödsinnige Stunts gemacht haben, die aus rein physikalischen Gegebenheiten mit echten Autos niemals möglich wären. Und eigentlich sind die letzten vier F&F Movies genau das. Feuchte post-pubertäre Träume von großen Jungs, die Bud Spencer und Sly Stallone klasse finden. Und dank der Rolle des Bösewichts ist auch der Einfluss des MCU auf dieses Franchise spürbar. Idris Elba als "Doc Ock" Variante stirbt sogar den klassischen unblutigen Comic Tod.
Mein Fazit: Ein großartiger Spaß. Abgefahren!
"Sie sieht alles" steht auf dem Filmplakat. So penetrant aufgesetzt wie es da steht, wird es im Film auch gezeichnet. Regisseur Tate Taylor (Girl on the Train, The Help) wagt sich an seinen ersten Horrorfilm, der vielmehr ein Psychothriller ist. Und leider verlässt der Film nicht die üblichen Gepflogenheiten.
Zu sehr hält sich Taylor geradezu sklavisch an die bekannten Konventionen und üblichen Elemente: die Neue an der Schule, die in die Runde der archetypischen jugendlichen Figuren trifft; die schrullige Alte, hinter der natürlich sehr viel mehr steckt als es den Anschein hat; die Rückkehr an den Ort seiner Herkunft, an dem einen die eigene Vergangenheit wieder einholt; der ebenso verärgerte wie besorgte Vater oder das Kinder für die Taten ihrer Eltern büßen sollen - all diese Zutaten werden neu zusammengewürfelt, jedoch nicht originell aufbereitet. Man verlässt sich zu sehr auf die Titelfigur und es ist allein Octavia Spencer, die noch irgendwas aus diesem Film holt. Der Rest ist für mich total 08-15 und erst recht bei diesem Regisseur eine Enttäuschung.
Den Horror Liebhaber erwarten keine Jumpscares. Die Hintergrundgeschichte entwickelt nicht die Emotionalität, die sie gerne hätte. Von einer gut gebauten Spannungskurve kann man hier auch nicht reden. Unterm Strich bleibt nur das gelungene letzte Drittel und die Darstellung von Spencer, ansonsten könnte man es mit "Ma" auch lassen.
Vorab zum VOD Release am 3. Sep. '19
Nun habe ich mir das Live-Action Remake doch (mit-)angesehen. Der fertige Kuchen lässt sich sehr einfach aufteilen: das erste Drittel ist ein Bollywood Musical, das 2te Drittel eine Las Vegas Show (die vor allem Will Smith in den Vordergrund stellt) und das letzte ⅓ ein verschwurbeltes Guy-Ritchie-Irgendwas, bei dem der Regisseur sein Können unter Beweis stellen will.
Wirklich auf den Sack geht mir gar nicht mal die glattgebügelte Besetzung, sondern das, was man als die Lösung präsentiert. Die Neuverfilmung "Aladdin" fühlt sich für mich so an als wenn sie nicht nur den Zeichentrickfilm adaptiert hätte, sondern auch das gleichnamige Disney Musical. Genau diese Atmosphäre äußert sich bei den Figuren und ihrer Bedeutung. So ist Rajah nicht mehr der Sidekick im Palast oder Papagei Jago der comic relief des Großwesir Jaffar. Sie sind unwesentliche Randfiguren ohne Bedeutung. Abu hat als einziger diese Metamorphose überlebt.
Allerdings gilt für alle Figuren, und deshalb erkläre ich mir dieses Vorgehen, ihnen fehlt nicht nur der Humor der Vorlage, sie sind gar nicht in der Lage sie mittels Mimik/Gestik zu übertragen. Das anschmiegsame Schnurren einer Katze oder das heuchelnde Dienen des ewigen Begleiters. Das war nicht einmal andeutungsweise vorhanden. Die Bemühung um Realismus steht seiner Herkunft im Weg, dem Cartoon.
Apropos Figurendarstellung: ich habe hier den Verdacht, das man für Jasmin und Aladdin deshalb so Allerwelts-Gesichter genommen hat, damit sich beispielsweise bei nächtlichen CGI Aufnahmen während "A Whole New World" leichter kaschieren lässt, das sowohl der dargestellte Teppich sowie der Ausritt darauf als die Menschen auf ihm, dem Rechner entsprungen sind. Bei vielen dieser Szenerien funkt es bei mir nicht. Das Gesehene besitzt eine unnatürliche Künstlichkeit. Mit solch sonnigen Instagram Hackfressen kann man am Computer zwar wer weiss was veranstalten. Nur Sympathisch werden sie durch die Maschine nicht.
Und sollten sich Bewohner des nahen Ostens eigentlich beleidigt fühlen, das die Prinzessin Jasmin von einer Britin und Aladdin von einem kanadischen Ägypter gespielt wird? Eigentlich nicht. Aber wenn man bedenkt, wie immens groß die indische Filmindustrie ist und Disney dort angeblich nicht fündig geworden ist … naja.
Abschließend gebe ich dem allgemeinen Konsens recht, die Darstellung des Jaffar ist eine bitterliche Enttäuschung. Aber ich frage mich, wen man da besetzen will? Der Trickfilm und seine Figur des Jaffar orientiert sich an "Der Dieb von Bagdad". Dort wurde der Großwesir vom deutschen Schauspieler Conrad Veidt gespielt. Disney wollte beim Casting dem "Whitewashing" Thema aus dem Weg gehen. Und nun schauen wir, ob jemand mit dunklen Augen denselben Kontrast erzeugen kann oder einen ähnlich bösartigen Blick besitzt. Nicht gefunden? Okay. Nehmen wir Darsteller 08-15 aus Kuala Lumpur. Können wir immer noch behaupten "weltweites Casting".
Auf der Haben Seite besitzt der Film mit Massoud und Scott tolle Gesangsstimmen (das sage ich als jemand, der eigentlich keine Musicals mag). Man merkt den Liedern ihre Überarbeitung an. Trotzdem sind es immer noch die Songs von Tim Rice. Dazu gibt es noch einen neuen Song, der die sowieso schon feministisch angelegte Figur, in diese Richtung ausbaut. Empfand ich persönlich völlig unnötig, weil es drangeklebt wirkte.
Der Marshal stöhnt:
Wer schon auf das erste Drittel "Schneekönigin" allergisch reagierte, dem rate ich ab. In den ersten 40 Minuten wird sehr viel gesungen und Bollywood versprüht, ehe Will Smith als blauer Genie endlich ein Feuerwerk abbrennen darf. Leider ist die letzte halbe Stunde für mich eher 1000 CGI's und eine Nacht. Weil mir nur das mittlere Drittel zusagte, gibt es eine sehr bescheidene Benotung.
Nun geht es auf zum dritten Leinwand Abenteuer für den cholerischen Gendarm Ludovic Cruchot. Wieder macht er seine Untergebenen Fougasse, Merlot, Tricat und Berlicot zur Schnecke. Während er seinem Vorgesetzten Gerber (Michel Galabru) in den Hintern kriecht. Doch als Ludovic Frau Oberst kennenlernt, trifft ihn der Schlag. Er verguckt sich in die Witwe.
Rundherum wird dem geneigten Zuschauer anspruchsloser Grimassen-Klamauk präsentiert. Das Niveau des Vergnügens bewegt sich, wie immer, auf dem eines Boulevard Stücks. Ein besonderes Bonbon ist in zweiten Hälfte als Cruchot zum Oberpförtner der Gendarmerie ernannt wird. Allein der Test im Vorfeld ist schon klasse. Doch als Obermeier Chruchot vor Ort ist, zeigt er seinen Kollegen wer hier der Oberkellner ist.
Leider gehört diese Neuverfilmung zu jenen, die im Vergleich zur Vorlage keine eigene Ansicht des Stoffes präsentiert. Im Gegenteil. Anstatt uns eine neue Adaption des Romanes zu präsentieren, streicht sie die guten Akzente des Originalfilmes aus den 50ern und hebt die schlechten hervor. Trotz einer überzeugenden Titelbesetzung, bleibt die Erzählung auf der ganzen Linie oberflächlich und kann die Geschichte der Rosemarie Nitribitt nie tiefgreifend wiedergeben. Das reale Drama wird niemals authentisch erzählt, stattdessen erinnert es mich an die oft erzählte Erfolgskarriere "vom Tellerwäscher zum Millionär". Gepaart wird dies mit furchtbar unglaubwürdigen Emotionen einer Herzschmerz Schmonzette.
1958 veröffentlichte Erich Kuby den Fall der Edelhure Rosemarie Nitribitt in seinem Roman. Kurz darauf erfolgte eine Verfilmung von Kubys Roman durch Rolf Thiele mit Nadja Tiller in der Hauptrolle unter dem Titel "Das Mädchen Rosemarie", der ein großer Erfolg wurde. Vier Jahrzehnte später initiierte Eichinger mit dem Kirch-Sender SAT.1 eine Fernsehfilm-Reihe mit dem Titel "German Classics", die Remakes vergangener Kinoerfolge präsentierte. Er selbst inszenierte dabei "Das Mädchen Rosemarie" (weitere Filme "Die Halbstarken", "Charley's Tante" und "Es geschah am hellichten Tag"). Zu den sehenswerten Fernsehfilmen dieser Reihe zählt dieses Remake meiner Ansicht nach nicht. Trotz guter darstellerischer Leistung von Nina Hoss, Matthieu Carrière und Hannelore Elsner.
Der Marshal meint, hier wurde ein Drehbuch schlecht überarbeitet. Die Story verfehlt das Ziel einer Gesellschaftskritik und ihr geht jegliche satirische Note des Originals flöten. Stattdessen setzt man auf unglaubwürdige Gefühlsduselei und das was man, im SAT.1 Rahmen Ende der 90er, als "pompöse Ausstattung' bezeichnete. Wirklich schade, Herr Eichinger. Das ist selbst für die 90er, eine unzeitgemäße glattgebügelte Mär.
In den letzten fünf Jahren bin ich den Film erfolgreich aus dem Weg gegangen. Heute nachmittag gab's ihn im Privatfernsehen und während ich wartete habe ich mitgeschaut (also nicht von Beginn gesehen). In der Rahmenhandlung geht es um die Krankheit von Amandus (Dieter Hallervorden) aus der Sicht seiner Enkelin Tilda (Emma Schweiger). Am Beispiel des Opas werden mir eindrucksvoll die typischen Symptome dargestellt, wie Alzheimer verläuft und welche Auswirkungen es auf Angehörige haben kann.
"Honig im Kopf" tut sich schwer darin, einen einheitlichen Tonfall zu finden. Im Mittelpunkt werden familiäre und konservative Werte propagiert und der Zuschauer mittels theatralischer Dramatik manipuliert. Beispielsweise übertüncht man ernsthafte Probleme mit infantilen Albernheiten und lässt die Mutter, die sich tatsächlich Sorgen macht, als unterkühlte karrieregeile Bitch dastehen. Während Yuppie und Globetrotter Til natürlich der liebevolle und überforderte Sohn ist. Obwohl beide außerhalb der Ehe rumvögeln, wird deutlich wie unterschiedlich Mutti und Vati als Figuren gezeichnet werden. Und Tilda sehnt sich eben nach eingangs erwähnten Werten.
Das Skript weist an einigen Stellen unpassende Wortwitze und Slapstickeinlagen auf. Für eine Schweiger Familienkomödie hantiert man auffallend oft mit schlüpfrigen Sex-Anspielungen. Weshalb das so ist, wird mir zu keiner Sekunde ersichtlich.Insgesamt wirkt auf mich das Gesehene sehr gewollt, ziemlich formelhaft und manipulativ. Originalität, Intelligenz und Witz ist der Produktion fremd.
Und sollte laut Inhaltsangabe Opa und Enkelin nicht gemeinsam nach Venedig abhauen? Nach knapp 1 ½ Stunden ist das immer noch nicht passiert. Stattdessen hat Opa schon beinah die Küche in Brand gesetzt, die fünf Jahre alte Hecke statt um 10 cm gestutzt auf 10 cm gekürzt, den Wagen demoliert und in den Kühlschrank gepullert. Was Deutschland halt so komisch findet … [Bewertung entfällt, weil ich den nicht weiter ansehe. Wir sind stattdessen zum Maschseefest.]