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Alle Kommentare von shortybuster
https://www.youtube.com/watch?v=A0cWhbK9ni8
Shane Black führt in "The Nice Guys" einen bärtigen Ryan Gosling mit einem pummeligen Russell Crowe zusammen und heraus kommen die etwas anderen Detektive - eine humoristische Buddy-"Cop"-Revue, die sich über einen krude erzählten und im Endeffekt nur mäßig spannenden Plot von Szene zu Szene hangelt und dabei Dialogwitz für Dialogwitz mit leichtem Hang zum Slapstick abbrennt.
Das ist größtenteils tatsächlich ein Grund zum Schmunzeln, auch wenn einige Pointen an einem vorbeifliegen wie eine schlecht zugeworfene Knarre im Feuergefecht. Gosling und Crowe merkt man an, dass sie eigentlich vom ernsteren Fach kommen und nicht immer das rechte Timing und den passenden Gesichtsausdruck für die Pointen finden.
"The Nice Guys" will unbedingt komisch, lässig, stylisch und am besten auch noch kriminalistisch durchdacht sein. Einiges davon geht auf, dennoch wirkt der Film an einigen Stellen zu bemüht - um eben wirklich lässig zu sein. Das 70er Setting mit entsprechender Musik ist zumindest ein charmantes Schmankerl, das das Geschehen in ein ästhetisches Gewand hüllt.
Das Setting ist sehr schön. Aber der Film scheint ein einziges abgestandenes Horrorklischee-Fest zu sein.
Mit "Trumbo" verfilmt Komödienspezialist Jay Roach ein spannendes Kapitel der amerikanischen (Film-)Geschichte. Der widerborstige Drehbuchautor Dalton Trumbo war bekennender Kommunist - in Zeiten des Zweiten Weltkrieges war das kommunistische Russland noch Gefechtspartner der Amerikaner, nach Ende und mit Beginn des kalten Krieges wurde jenes Land und seine politische Gesinnung zum Erzfeind. Die "rote Angst" ging erneut um in den USA - eine Angst, die in antikommunistische Hysterie ausuferte und durch das Aufspüren, Überführen und Verurteilen von linksgesonnenen Mitbürgern gebändigt und beruhigt werden sollte.
Auch in Hollywood fand man schnell schuldige Filmschaffende, die, bekannt unter dem Namen "Hollywood Ten", angeklagt wurden und sich zu ihrer Haltung bekennen sollten. Der wohlhabende und gefeierte Dalton Trumbo fiel daraufhin in Ungnade, wurde gar 11 Monate eingesperrt und erkämpfte sich mühsam wieder einen ausreichenden Lebensstandard für sich und seine Familie. Unter diversen Pseudonyme schrieb er weiter Drehbücher, bis der Widerstand schließlich bröckelte und ihm späte Auszeichnungen zuteil wurden.
Zwei Stunden Zeit nimmt sich Roach für diesen filmhistorisch interessanten Stoff, der gespickt ist mit weiteren Personen Hollywoods wie John Wayne oder Kirk Douglas. Voll und ganz verlassen kann sich der Regisseur auf Bryan Cranston, der das Biopic insgesamt zu einem sehenswerten Schauspielstück werden lässt und dafür zu Recht eine Oscarnominierung erhielt. Sein Trumbo ist frech, giftig und scharfzüngig, dabei dennoch ein wenig untersetzt, gekrümmt und schwächlich. Keine Kämpfernatur auf physische Weise, aber ein fester Fels im Geiste.
Positiv wie negativ ist "Trumbo" ein leichtfüßiges und größtenteils unterhaltsames Biopic. Zwar ist es eine Lust, den sturen Titelhelden gegen die Autoritäten kämpfen zu sehen, wie er sie immer wieder mit allen Mitteln untergräbt und ihre Weisungen nicht akzeptiert, aber hinter der verbissenen, durch Medikamente aufgeputschten Fassade scheint nie wirklich der Privatmensch Dalton Trumbo auf. Zu selten zeigt der Film uns das Innere seines Protagonisten, selten wirklich Emotionen, z.B. im Beisein seiner Familie und in der berührenden Schlussrede. Ebenso ist das Kommunismusverständnis "Alles wird mit allen geteilt - besonders wenn jemand nichts hat" doch zu oberflächlich und einfach geraten. Genauso wie die Gegner diese Gesinnung schlichtweg kompromisslos ablehnen. Damit wird tatsächlich eine spannende politische Diskussion umschifft, um stattdessen eine eher typische Heldengeschichte zu erzählen, wie sie die Oscars lieben. Frei nach dem Motto: Es war nicht immer leicht (in unserem Land), aber es ist natürlich gut gegangen.
Im Endeffekt will "Trumbo" also lieber schnörkellos erzählen, ein wenig anrühren, ein wenig begeistern, oftmals zum Schmunzeln bringen, anstatt eine psychologisch, politisch und zeitgeschichtlich tiefere Analyse zu geben. So entsteht ein etwas instabiles Gemisch aus Popcornkino und Feuilletonfilm, das trotz seiner politischen Dimension zu unpolitisch und schönmalerisch geraten ist.
Ich kann nur vor dem Trailer warnen. Der gibt einem wie so oft das Gefühl, dass man den Film schon gesehen und die Story schon durchlebt hat.
"Manchester by the Sea" ist ein kunstloses Trübsal, das, wie es sich für ein waschechtes Drama im Arbeitermilieu gehört, in Boston beginnt, wo Lee Chandler sich als Mädchen für alles um unterschiedliche Probleme im Haushalt kümmert. Dass dieser dröge, zuweilen abstoßende Job natürlich auch nicht immer mit den dankbarsten Menschen einhergeht, ist hier natürlich ebenso gegeben wie die miese Bezahlung, die Lee in einem Kellerloch mit Oberlicht hausen lässt. Der Frust sitzt tiefer als so mancher reiche Schnösel in seinem Luxussportwagen und so prügelt Lee gerne mal im Pub auf den nächstbesten Kneipengänger ein.
Doch statt den typischen Film im Sumpf der Arbeiterstadt Boston mit Ben Affleck in der Hauptrolle zu drehen, geht Autorenfilmer Kenneth Lonergan noch einen Schritt weiter und lässt stattdessen Afflecks kleinen Bruder Casey nach Manchester by the Sea reisen - einem noch abgehangeneren Küstendörfchen, wo die Frauen zuhause bei den Kindern bleiben und die Männer auf See fahren, um sich neben ein paar Bier auch ein paar Fische in den Käscher reinzustellen. Drogenkrank, herzkrank, krankrank - abseits der unbekümmerten Jugend ist das ernste Leben der Erwachsenen bierernst.
Nichtsdestotrotz berappelt sich dieser Streifen mit einer unerwartet frühzeitigen Enthüllung des tragischen Schicksals der Hauptfigur und lässt so den zunächst kopfschüttelnden Zuschauer - nach einer unerträglich klischeehaften, schlecht gespielten und kraftlosen ersten halben und sich bessernden zweiten halben Stunde - für den Rest der (natürlich überlangen Spielzeit) zum verständnisvolle(re)n Begleiter von Lee Chandler werden. Ein Drama wächst mit der Intensität der Schicksale ihrer Figuren und so ist auch das Leid der Hauptfigur (ob selbstverschuldet oder nicht sei hier nicht verraten) ein echter Magenwringer, der vieles rückwirkend und auch vorwirkend erklärt und in sein Recht setzt.
Wie Lonergan diesen durchaus berührenden Stoff inszeniert, das ist dann wohl der größte Reinfall, von dem sich der Film kaum erholen kann. Die Bedeutung eines guten Scores für ein Drama ist wohl offensichtlich, dieser Film scheint es nicht zu wissen. Natürlich ist da ein wenig Gefidel zur Reizung der Tränendüsen, dazu kommt noch ein wiederkehrender, einfach gehaltener Chorgesang, aber das wars dann auch. Dezent könnte man meinen - und ja, das wird sicherlich auch die Absicht seines Machers gewesen sein -, mit Blick auf die gesamte Inszenierung ist das aber einfach alles ästhetisch anspruchslos. Ebenso besitzen Kameraführung und die eingefangenen Bilder nie wirklich poetische Kraft. Es ist offensichtlich, dass Lonergan die gleichermaßen beschauliche wie verlorene Stimmung in Manchester durch ausgiebige Aufnahmen der See, der Boote und der Möwen darstellen will - originell erscheint das aber nie und es wirkt eben vor allem einfach abgefilmt!
Einfach abgefilmt - darin liegt die Hauptschwäche des Films, der sich zu jeder Zeit anfühlt, als würde man über den Zaun im Garten lugen und die nackte Realität der Nachbarsfamilie vorgeführt bekommen. Das mag handwerklich gekonnte und detaillierte Mimesis sein - ein kunstvoller Film ist es nicht. Ebenso ist beispielsweise die Verkörperung einer historischen Figur in einem Biopic mehr Handwerk als wirkliche Kunst.
Es sind letztlich einige gute (aber nicht herausragende) Schauspielleistungen, die sich echt anfühlende Charaktere zum Leben erwecken, das Vermeiden von allzu kitschigen emotionalen Klimaxen sowie das Auslassen von all zu einfachen Lösungen und Antworten auf die dargestellten Probleme, die "Manchester by the Sea" zu einem passablen Drama (ohne spürbare Lust nach Wiedersehen) machen.
Der überraschend klägliche CGI-Abschluss einer ansonsten überdurchschnittlichen Dystopie-Saga für Teenager. Grau in grau, teilweise lustlos, verloren in schwermütigen, aber schematischen Dialogen, überraschungsarm bis zum Schluss, aber vor allem eins: unepisch und eines großen Finales unwürdig. Unterkühlte Emotionen bei den Figuren, unterkühlte Emotionen bei den Zuschauern, die nicht mehr mitgerissen werden können.
Der zweite Teil des letzten Panem-Films setzt dem Kampf zwischen den verarmten, unterjochten Distrikten und dem im Luxus schwelgenden Kapitol ein schnörkelloses und ideenarmes Ende, ohne den offensichtlich stattfindenden Krieg (die Ruinen könnten Geschichten erzählen) auch tatsächlich darzustellen. Allein deswegen ist "Mockingjay Teil 2" schon kein bombastischer Action-Reißer, sondern ein unentschlossenes, zögerliches und - beide Teile des dritten Films zusammengenommen- zu geschwätziges Drama, das mit seiner dosierten Action zu kalkuliert wirkt, um ausgelassen genießbar zu sein.
Bereits mit der ersten Viertelstunde wird noch einmal offenkundig, was geschehen muss in diesem Krieg, und es folgt die übliche Geschichte über schmerzhaften Verlust gemixt mit Kampf und Wille bis zum Schluss - eine Geschichte, die die eklatante Spielzeit von über zwei Stunden nie wirklich rechtfertigen kann und pikanterweise in der Schlussphase doch noch gehetzt wirkt.
**Leichter Spoiler zum Ende**
Zu allem Übel verkommt auch noch das Ende zum verkitschten Ideal der Biedermeier-Epoche und greift damit in die schlimmste Klischeekiste. Nicht, dass solch ein Ende per se zu belächeln wäre, aber die Figuren, ihre Charakterisierung, ihre Erlebnisse und Entwicklungen werden kurzerhand über Bord geworfen.
Ich sehe überhaupt kein Problem darin, diesen Film oder die früheren Teile anzuschauen und zu genießen - also zumindest im Bezug auf den Regisseur. Die Creepers-Filme sind allerdings trotzdem belangloser Schund.
Einst als Fake-Trailer im Zuge des Grindhouse-Double-Features von Rodriguez und Tarantino entstanden, wurde aus "Machte" recht schnell ein richtiger Spielfilm. Die Rolle des stets grimmig schauenden und erbarmungslos mordenden Mexikaners war Danny Trejo natürlich auf den Leib geschrieben, auch wenn der in die Jahre gekommene Mime kaum noch die körperliche Fitness für deftige Actionszenen aufweisen kann.
In den Händen eines zweit- oder drittklassigen Regisseurs und Produktionsteams wäre "Machete" dann sicherlich auch zu einem lachhaften Schundfilm verkommen. Mit Rodriguez als Regisseur, der mit seiner Band auch den Score beisteuerte, ist aber ein in allen Belangen hochwertiger Streifen entstanden, der tatsächlich eine durchdachte Story, gute Darsteller und eine Menge blutiger Actionszenen anzubieten hat. Der körnige, farbintensive Grindhouselook ist natürlich geblieben und sorgt nicht nur für eigenwilligen Charme, sondern kaschiert glücklicherweise auch ein wenig den zu deutlichen CGI-Einsatz in den blutigen Actionsequenzen.
Dass die Geschichte um politische Intrige, Wählermanipulierung und wissenschaftliche Interessen gar eine gewisse Ernsthaftigkeit und realhistorische Brisanz besitzt (die gerade wieder in der Mauerbau-Idee Trumps aufkeimt), kommt dem Film sogar maßgeblich zu gute - eine Zwecknarration zur Aneinanderreihung möglichst vieler möglichst blutiger Gewaltszenen hätte frühzeitig zur Ermüdung geführt und im Ganzen einen unnötig nihilistischen und blödsinnigen Gewaltreigen erschaffen.
Nichtsdestotrotz punktet "Machete" in erster Linie vor allem durch den furchtlosen Einsatz des namensgebenden Schneidewerkzeugs, das Danny Trejo schier allmächtig in unzähligen Gegnern versenkt. Ein Hang für exzessive Gewaltdarstellung sollte jeder Zuschauer mit im Gepäck führen. Ebenso ist trotz einer gewissen Plot-Substanz natürlich so gut wie alles maßlos überzogen und voll von Karikaturen mit der Absicht, derbe Unterhaltung für Erwachsene zu liefern.
Letztendlich hat Robert Rodriguez damit alle Fan-Erwartungen und -hoffnungen erfüllt und seine Kurzfilmidee angemessen auf Spielfilmlänge ausgewalzt. In den Grenzen eines kompromisslosen und überzogenen Action-Reißers funktioniert "Machete" dementsprechend gut - mehr kann und will der Film schließlich auch nicht sein.
"The Resurrected" ist die Verfilmung von H. P. Lovecrafts "The Case of Charles Dexter Ward". Dass sich über die Jahre einige Regisseure für einen Horrorfilm an Geschichten des Autors bedient haben, ist bekannt - wenig ist davon wirklich gelungen. Auch im vorliegenden Fall ist die Diskrepanz zwischen Budget und eigentlicher Idee das Hauptmanko, an dem der Film krankt. Zwar lässt man auf Seiten der Effekte wieder mal die Puppen tanzen, aber die Geschichte und ihre Inszenierung versinken im Nirvana abgeschmackter Standardkost.
Miese Schauspieler (Ausnahme: Chris Sarandon) durchleben einen abgestandenen Detektiv-Plot, der in seinem Spannungsbogen so bekannt ist, dass der Film sich zügig zu Beginn schon Überlängen einhandelt, die er im tosenden Finale nicht mehr wettmachen kann. In banalen, teils lose zusammengeschusterten Dialogen wird mühsam ein Rätsel gelüftet, dass sich wohl kaum als große Kinnladenenthüllung feiern lassen darf. Wenn dazu ein Regisseur mit Handkamera herumwatschelt und in unbeleuchteten Katakomben mit Taschenlampe filmt, dann hat das sowohl Intensität und Flair als auch Stümpertum an sich, denn der Zuschauer kann schlichtweg nichts richtig erkennen.
Dennoch zeigt "The Resurrected" im letzten Drittel (sowie zwischendurch immer mal wieder) seine Stärken, wenn es darum geht, das Abgründige und Morbide aus dem Kopf und der Feder des H.P. Lovecraft in ansprechenden Szenen zu visualisieren. Mit liebevollem Händchen für handgemachte Effekte erwachen die sehenswert deformierten Untoten zum Leben und sorgen für ein gruseliges Survivalfest, das nur der Vorbote ist auf dem Weg zur finalen Konfrontation mit Charles Dexter Ward, den Chris Sarandon zunächst als grimmig-durchtriebenen Ehemann darstellt, bis er ihn auch süffisant overacted.
All die Zutaten sind da, die auch die Barker-Verfilmungen wie die ersten beiden Hellraiser zu echten Perlen des Horrorgenres werden ließen. Dennoch wird "The Resurrected" durch ein grottenschlechtes Drehbuch und schwache Figuren über weite Strecken ausgebremst und bleibt lediglich für Horror-Fans der 80er und frühen 90er ein halbwegs interessantes Filmchen, das einen Blick wert ist.
Mit "Oldboy" ist Chan-wook Park ein vielschichtiges Psychodrama gelungen, das sich nie als bloßes Mitfühldrama in kathartischer Absicht rezipieren lässt. Etwas sperrig und ein wenig überkonstruiert, mal lustig, mal tiefgründig auf existenzielle Fragen zielend, mal erbarmungslos und kalt, mal wehleidig und traurig - ein Wechselbad, das sich über die Dauer von zwei Stunden als mühevolle, Konzentration einfordernde aber lohnende Filmerfahrung präsentiert. Ein Film über "wozu Menschen fähig sind" oder "was aus einer scheinbar kleinen Sache erwachsen kann"; ein Film über Verlust und schmerzende Einsamkeit. Kurzum: ein Film über Menschen am Abgrund. Wenn Kunst uns mehr über uns sagt, wir uns selber näher gebracht werden, dann ist dieser Film Kunst.
Mitte der 2000er, noch fernab von einer gewissen Comic-Verfilmung, lieferte der einstige Troma-Spross James Gunn eine schwarzhumorige Hommage an das Horrorkino der 80er.
"Slither" zitiert sich tatsächlich hemmungslos durch das schrille Jahrzehnt und bedient sich in Sachen Story vor allem bei "Night of the Creeps", sowie in Sachen Effekten und Ästhetik auch bei "From Beyond" und "Society" - Gordon und Yuzna seien gegrüßt!
Damit ist vor allem eins klar: "Slither" ist ein Film für Fans der Originale und zielt im Fahrwasser vergangener Klassiker auf ungezügelten Spaß am Ekligen, Gorigen und Trashigen ab. Ein prügelndes Mutantenreh, eine gigantisch aufgeblähte Brutmutter, zerplatzende Köpfe und zerteilte Körper - die Liebe zum Horror-Blödsinn ist allgegenwärtig und der Film liefert in dieser Hinsicht tatsächlich eine gute Portion gelungener Szenen.
Mit den Stärken von "Slither" gehen allerdings auch die Schwächen nahezu einher. Im Zeitalter von hochauflösende(re)n Bildern, passablen Schauspielern und dezenteren Kostümen wie Frisuren fehlt dieser Hommage die "Freakyness" bzw. der eigenwillige Charme und unfreiwillige Humor der 80er. Humor wird hier vor allem auch über ein Dauerfeuer an stumpfen Onelinern transportiert, hinter denen zu oft eine verkrampfte Bemühtheit aufscheint. Bei aller Freude am Zitieren und dem Spiel mit altbekannten Klischees - "Slither" ist letztlich zu unselbstständig, um richtig zu erfrischen, um einen elektrisiert von der Couch aufspringen zu lassen oder sonstwie in helle Begeisterung zu versetzen.
"Aber war der Gewinn von Moonlight jetzt nicht einfach nur die logische Konsequenz der OscarsSoWhite-Debatten der beiden letzten Jahre? Nein."
Doch natürlich, genau das war er...
"Ich kenne den Film nicht, aber ich habe bisher noch keinen schlechten Eastwood-Film gesehen"
- sagte ich und legte die "Hereafter"-DVD in die PS4 ein. Und es kam so, wie es kommen musste, als hätte ich lautstark verkündet, dass ich kurz vor einem perfekten Spiel stünde - ab da gehts den Bach runter!
Bei "The Hereafter" krankt es nicht nur in einem Bereich, sondern es klappert und krächzt mehr oder weniger im ganzen Gebälk. Wenn drei verschiedene Geschichten in drei verschiedenen Ländern und Erdteilen beginnen, die alle etwas mit dem Thema Tod zu tun haben, dann ist das Gesamtkonzept und die Zielführung des Plots so schnell klar wie in einer 10-minütigen Folge von Disneys "Große Pause".
Während die Spannung über eine Entwicklung der Geschehnisse also merklich absinkt, sie aber für ein Drama zumindest nicht das entscheidende ist, so enttäuscht zugleich aber auch das Fundament: die einzelnen Figuren und ihre missliche Lage.
Das Londoner Brüderpaar mit ihrer drogenkranken Mutter ist zwar ein durchaus trauriges Dreiecksverhältnis, aber dass Marcus und Jason aussehen, als würde sie gerade in Dickens "Oliver Twist" um etwas mehr Suppe bitten, ist dann doch zu viel des Guten - durch die verknappte Spielzeit der drei Geschichten wurde hier wie bei den übrigen Geschichten ordentlich überspitzt und dadurch auch etwas Einfühlungspotential verspielt.
Neben dieser als emotionalem Herzstück geplanten Geschichte gibt es noch die obligatorische Star-Power mit Matt Damon, der ein Medium verkörpert, dass seine Gabe als Fluch statt als Segen empfindet. Bis zum Schluss wehrt sich der Triple-AAA-Schauspieler mit Händen und Füßen gegen eine oberflächliche und hohle Figurenzeichnung, aber spätestens als dieser mit Howards Figur der Melanie als ein hölzernes, dumm-naives Seelchen auch noch schlimmsten Figurenkitsch an die Seite bekommt, schwimmen "Hereafter" die Felle davon. Warum diese Gabe eine so übergroße Bürde darstellt, dass dieser George sich fast völlig in sich selbst verschließt, wird selten wirklich greifbar, dafür fehlt ihr schlichtweg die Tiefe in der Ausarbeitung - natürlich wittert Damons Filmbruder in ihm einen Goldesel und natürlich hat auch der Ursprung der Gabe einen so profanen und genauestens ausgeleuchteten Hintergrund, dass jede aufscheinende Form von Spiritualität, die solch ein Thema schließlich mit sich bringt, harsch im Keim erstickt wird.
"The Hereafter" ist ein aufgrund seiner Spannungsarmut merklich zu langgeratenes Holzschnitt-Drama, das ohne eigene Ideen zwischen seichter Betroffenheit und Dreigroschen-Mystik schippert. Schiffbruch ahoi, Mr. Eastwood!
Wie bei "Voll Normal" z.B., wo die Skyline im Hintergrund ein bemalter Pappaufsteller ist. Als Kind hat mich das nie beschäftigt, ich war mit Lachen beschäftigt.
Ich habe leider keinen triftigen Grund gefunden im Text, warum TWD die Zombiethematik als Serie erst so richtig entfalten kann. Der nicht endende Überlebenskampf wird durch serielles Erzählen dargestellt - ja ok, aber dafür 6 (und mehr) Staffeln? Seh ich nicht. Der wahre Schrecken ist der Mensch? Ist altbekannt. Ebenso, dass es schwierige Entscheidungen gibt, die man treffen muss.
Noch schlimmer scheint es mir um eine Rechtfertigung der FTWD-Serie als ganzes zu stehen...
Hab ich ne falsche Wahrnehmung oder gibts fast nur Blogbeiträge zu TWD, zumindest auf der Startseite?
George wusste bereits, dass das kein allzu guter Tag werden würde. Denn nachdem er bis in die Nacht hinein mit seiner Rockband noch ein Konzert gespielt hatte, musste er bereits um 5 Uhr morgens wieder aus den Federn, um zwei Stunden später das Fleisch für die Küche des "Sans Asylum", einer Anstalt für psychisch kranke Gewaltverbrecher, in Augenschein zu nehmen. Als schließlich einige Stunden später auch seine Bandgenossen in der Anstaltsküche eintrudeln, wo George zusammen mit ihnen regelmäßig das Essen für die Insassen zubereitet, fällt der Strom und damit das gesamte Sicherheitssystem der Heilanstalt aus - und Georges Tag wird noch um ein vielfaches schlechter als zunächst angenommen...
Der Videoclip-Regisseur Alexandre Courtes präsentiert mit "The Incident" aka "Asylum Blackout" seinen ersten richtigen Film. Für diesen trennt sich Courtes bewusst von einer zu erwartenden Videoclip-Ästhetik und präsentiert wenig verspielte, farblich blasse und geradezu trockene Bilder, die die im Jahr 1989 spielende Handlung leicht angestaubt, aber nicht altbacken aussehen lassen.
Mit ruhiger, unaufgeregter Hand und distanzierten Perspektiven lässt der Regisseur die Räumlichkeiten der Anstalt auf der Mattscheibe des Heimkinos angenehm plastisch werden. Lange Gänge und große Säle werden zum gärenden Hort einer Vielzahl an potentiellen Gefahren. Kleine, verschlossene Büros spenden mit ihren rechteckig angeordneten Wänden Schutz und lassen die vom Wahnsinn und von Wahnsinnigen verfolgten Protagonisten kurzzeitig aufatmen. Immer wieder wird en detail deutlich, dass Courtes ein scharfes Auge für stimmungs- und wirkungsvolle Einstellungen besitzt , die den Nervenkitzel in die Knochen kriechen lassen.
Daher ist es eben nicht die Inszenierung, die "The Incident" zu einem schwach ausreichenden Film verkommen lässt. Es ist offenkundig das an vielen Stellen mangelhafte Drehbuch, welches zwar nicht von Courtes stammt, aber dem er nach eigener Aussage fast blind gefolgt ist. So wird aus einer großartigen Ausgangsidee (Stromausfall in einer Irrenanstalt) a) viel zu wenig und kaum Erinnerungswürdiges gemacht und b) das aus der Idee Gemachte dem Zuschauer auch noch erschreckend unglaubwürdig verkauft.
Diese haarsträubende Unglaubwürdigkeit reicht von Details wie funktionierenden Telefonen hin zu größeren Zusammenhängen wie einer grundlos überforderten Notrufstelle und eines in allen Belangen lachhaften Sicherheitssystems. Regelmäßige Horrorfilmschauer müssen wahrlich einen dicken Hals haben, bei dem was sie an Unfug und Unglaubwürdigkeiten schlucken müssen. Bei "The Incident" ist selbst das gewohnte Maß aber nochmal deutlich überschritten worden.
"The Incident" ist im Grunde ein Mahnmal verschenkten Potentials. Mehr Budget, mehr Drehzeit, mehr Mut beim Regisseur, die eklatanten Schwächen des Drehbuchs eigenständig auszubessern und dieser Terrorfilm wäre am Ende ein grimmig-rücksichtsloser Nackenbrecher wie der im Grunde recht ähnliche "Green Room" geworden. Diesem verzeiht man nämlich viel eher seine Schwächen, weil er es im Gegensatz zu "The Incident" zum einen versteht, die zu Beginn geduldig eingeführte Gruppe und die in ihr herrschende Dynamik immer im Auge zu behalten und zum anderen die Prämisse aussichtslosen Überlebenskampfes mit unheimlicher Wucht und Schmerz auf und vor der Leinwand auszuerzählen. Eine solche Wucht fehlt hier leider zu oft und ist an nur einer Hand von Szenen abzuzählen - immerhin gehört das harte und düstere Finale zu diesen wenigen überzeugenden Momenten dazu.
Hype hin oder her...sei's drum. "Stranger Things" ist natürlich nicht die neue Serienrevolution, an der niemand vorbeikommt. Das muss sie aber auch nicht.
"Stranger Things" ist hemmungslos zurückblickendes 80s-Enjoyment in Serienform gegossen. Die vielen Vorlagen und Vorbilder sind natürlich zu jeder Zeit übergroß zu erkennen - und wer dennoch auf dem Schlauch steht, bekommt in den Kinderzimmern noch entsprechende Filmplakate geliefert, die alte Klassiker des Horrorgenres zeigen.
Ebenso ist diese Serie auch inhaltlich wenig überraschend und mixt vielmehr altbekanntes noch einmal neu zusammen. Etwas böswillig könnte man natürlich monieren, dass hier nicht mehr als reine "Mimesis" entsteht um seiner selbst willen. Es fehlt letztlich ein intelligenter Kniff oder Twist, der diese Serie zu mehr macht als einem Nostalgie-Trip. Insofern muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er diese charmante und kompetent inszenierte Reise mitgehen will oder gähnend aus- bzw. umschaltet.
Die Talsohle ist durchschritten!
Was sich mit "The Visit" bereits andeutete, wird mit "Split" 2 Jahre später nun eindrucksvoll bestätigt: M. Night Shyamalan ist zurück! Nach dem in allen Belangen unterirdischen "After Earth" stürzte der einst so gefeierte Regisseur in Ungnade und wurde quasi vom Hofe Hollywoods verjagt. Fernab vom Scheinwerferlicht der großen Öffentlichkeit drückte Shyamalan den Reset-Knopf und besann sich mit deutlich kleinerem Budget offensichtlich auf seine eigenen Stärken. Ob nun wieder so ein Meisterwerk wie "The Sixth Sense" entstehen könnte, ist dennoch eine unpassende, weil vergangenheitsbehaftete Erwartungshaltung.
Mit "Split" zeigt Shyamalan erneut sein Interesse am Übersinnlichen und Übernatürlichen, das sich in unsere durch Vernunft aufgebaute und erschlossene "heile" Welt einschleicht und uns in unseren Grundfesten verunsichert und verstört. Ob es dabei um eine aus dem Menschen oder anderen Lebensformen der Erde heraus erwachsende neue Kraft geht, die quasi eine evolutionäre, die Grenzen verschiebende Weiterentwicklung darstellt, oder ob es sich stattdessen um eine fremde von außerhalb hinzukommende Macht handelt, ist dabei nicht das entscheidende.
Im Falle des hochgradig schizophrenen Antagonisten Kevin ist es zum einen die psychische Erkrankung an sich, die jeden Betrachter nachhaltig verstört, der sich mit dieser Krankheit noch nie näher befasst hat geschweige denn sie einmal real erlebt hat. Zum anderen wird diese als "Dissoziative Identitätsstörung" (DIS) bezeichnete Krankheit von Shyamalan in "Split" ins Fantastische weiterentwickelt und als eine geradezu übernatürliche Gabe dargestellt, die nach Aussage von Kevins Therapeutin zu einer echten Überlegenheit innerhalb der eigenen Spezies führt. Diesen Vorteil bebildert Shyamalan im späteren Verlauf des Films konkret als die Ankunft einer 24. Persönlichkeit, die ganz anders als die ohnehin schon 23 verschiedenen anderen Persönlichkeiten in Kevin ist und ihm ganz neue, ungeahnte Möglichkeiten gibt.
Zurück zu den Anfängen hieß für Shyamalan auch, auf unbekannte, aber dafür frische Gesichter zu setzen bzw. setzen zu müssen. Mit "Split" setzt sich diese Besetzungsnot teilweise fort und sorgt für Highlights (Anya Taylor-Joy, Betty Buckley) und Ausfälle (Haley Richardson, Jessica Sula) gleichermaßen. Allerdings bedurfte es für die Rolle des psychisch kranken Kevin eines Edelmimen, um diese Figur nicht zu einem Karnevalsauftritt in de' Bütt verkommen zu lassen. James McAvoy, der zusammen mit Amy Adams anscheinend immer noch ein völlig unverdientes Dasein als "Held(in) aus der zweiten Reihe" fristet, spielt nach "Drecksau" wieder mal am Rande des Overactings und völligen Wahnsinns. Er ist das offensichtliche Herzstück von "Split", auf das sich Shyamalan in jeder Sekunde seines Films vollkommen verlassen kann. Seine Darstellung allein (aber auch im Zusammenspiel mit der charmanten Betty Buckley) ist die Kinokarte wert.
Das zweite Highlight neben dieser darstellerischen Meisterleistung ist dann natürlich dem Regisseur selbst zu verdanken, der mit seinem Inszenierungsstil nüchterne, authentisch wirkende Alltagsbilder erzeugt, die den Zuschauer im Dunkel des Kinosaals erst einmal sanft willkommen heißen...nur um ihn dann schrittweise das gruseln und fürchten zu lehren. Ohne mit einer wackligen Handkamera wie ein folgsamer Hund an den Figuren zu kleben, schafft Shyamalan dennoch mit seinen Bildern eine Eindringlichkeit und Präsenz, die einen für die Länge des Films regelrecht verschlingt. Dabei scheut er sich nicht, die Gesichter seiner Mimen ganz nah heranzuholen, um dem Zuschauer jede noch so kleine Regung und Bewegung zu zeigen. Ein weit aufgerissener Mund steht in Horrorfilmen oft für die bereits hereingebrochene Panik - Shyamalan zeigt uns mit der Kamera gewissermaßen den dynamischen Weg dorthin, bis letztlich eine klar definierte Emotion das Gesicht bekleidet. Zudem gibt er Rätsel auf, ob einzelne Figuren in gewissen Szenen gerade nur etwas vortäuschen und sich durch ihre Mimik womöglich verraten.
Was Shyamalan allgemein seit seiner Rückbesinnung wieder verstärkt auszeichnet, ist die bereits angeklungene Dekonstruktion einer "heilen" Welt. Seine Filme umweht eine nur metaphorisch zu fassende eisige Kälte, gerade wenn sich die Bedrohung unerwartet offenbart und dabei so selbstverständlich und zielgerichtet daherkommt wie ein Postwagen zur Mittagszeit. Das Urvertrauen des Zuschauers, der diese Filmwelt aufgrund ihrer Ähnlichkeit so leichtfertig und wohlwollend mit der eigenen Realität gleichsetzte, wird zerrüttet und sukzessive zersetzt. Im Endeffekt ist es dieses eisige Gefühl, für das man dem Regisseur die ebenso klar zu benennenden Schwächen im Drehbuch und einige andere Eigenwilligkeiten verzeihen sollte.
Sehr empfehlenswerte Serie!
Ja gut, sofern das wirklich an Rings liegt, kann ich da nur ein gehässiges "ha ha" a la Nelson zu sagen...Das ist Paramount einfach selbst schuld.
"Berberian Sound Studio" ist eine Ode an das, was in Filmen unverzichtbar, also sozusagen immer da ist und trotzdem kaum bewusst wahrgenommen wird: die Soundeffekte. Dementsprechend widmet sich der Film dem Handwerk des Sounddesigns in der Postproduktion, unter welches alle akustischen Elemente außer die Filmmusik fallen.
Doch anstatt sich wie üblich auf die Wirkung der Klänge auf den Zuschauer zu konzentrieren, geht es in "Berberian Sound Studio" vielmehr um die Rückwirkung auf den Sounddesigner selbst. So ist der Protagonist Gilderoy eigentlich ein friedliebender, gleichmütiger Tontechniker für Naturdokumentation, der aber zu Beginn des Films nach Italien reißt und dort damit konfrontiert wird, dass er einen blutigen Giallo nachvertonen soll. Visuelle Gewalt soll akustisch begleitet werden.
In einem Strudel aus visueller Leinwand-Gewalt, eigens erzeugter Akustik für diese Gräueltaten und den real stattfindenden Mätzchen und Tiraden des herrisch-aggressiven Produzenten verliert Gilderoy zunehmend seinen Verstand. Die klare Unterscheidung von Realität und Traum bzw. Fiktion wird zunehmend schwieriger und droht den Protagonisten zu verschlingen. Toby Jones spielt diese Figur zwar gut und glaubhaft, aber auch etwas arg bieder und muttersöhnchenhaft. Gilderoys Strategie, in diesen menschlich kalten Studios seine Arbeit wie gewohnt durchzuziehen, verkommt bald zur Farce.
Regie-Neuling Peter Strickland erzeugt in seinem zweiten Film eine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die sich über das kalte technische Design, die Sprachkonflikte zwischen Englisch und Italienisch und die Irrungen und Wirrungen im zerstrittenen Produktionsteam manifestiert. Leider fehlen "Berberian Sound Studio" gerade im letzten Drittel aber auch die memorablen Höhepunkte, in denen die gewollte Subtilität der psychischen Beeinflussung durch die Akustik einmal durch gleichsam echte Konflikte an der Oberfläche quasi eruptiv zum Vorschein kommt. Nicht ohne Grund ist der Film mit einer FSK 12 Freigabe erschienen, da der Film sich sehr stark in Gilderoy vergräbt und den Zuschauer damit ganz an diese schwache und fremdelnde Person bindet, ohne einmal einen Versuch zu starten, die spürbaren Fesseln aufzureißen.
Kurzum: "Berberian Sound Studio" kommt zwar mit einer interessanten Grundidee daher, verpasst es jedoch diese im Finale auch wirkungsvoll zur Eruption zu bringen. So bleibt ein sehr ruhiger, oftmals langweiliger und kaum voranschreitender Film, der zwar stringent in den Abgrund steuert, aber auch wenig bemerkenswert ausläuft.
Der vierte Neuaufguss des legendären "Hellraiser" von Clive Barker ist weit entfernt von der einstigen Qualität, die die Reihe zu Beginn noch auszeichnete. Im Grunde war spätestens nach Teil 2 die Luft vollkommen raus, fand man doch keinen stimmigen Ansatz mehr, die Hölle und deren Abgesandte, die Zenobiten, in ihrer verstörenden Abgründigkeit und sadistischen Morbidität und Fleischeslust glanzvoll zu inszenieren. Der einst so berüchtigte Titel wurde für immer weitere Billigproduktionen regelrecht missbraucht. Das Ergebnis ist bekannt.
Nichtsdestotrotz ist "Hellraiser: Inferno" - hat man sich erstmal vom Anspruch freigemacht, hier nochmal etwas Großes zu erwarten, ein solide inszenierter wie gespielter Mystery-Thriller, der den Antihelden Detective Joseph Throne auf seiner Suche nach einem sadistischen Serienkiller begleitet. Die Handlung bleibt dabei lange Zeit geradlinig und stringent, ködert nur äußerst selten mit Elementen, die gewissermaßen die DNA der Reihe ausmachen, und gleitet insofern auch erst spät in deutlich verstörendere und verwirrendere Gefilde ab.
Scott Derrickson, den man heutzutage im Horrorbereich durchaus als Namen im Kopf präsent hat, inszenierte seinen damals erst zweiten Langspieler durchaus gekonnt. Auffällig sind in erster Linie die intensiven Farbfilter, die die Traum- und Fantasiewelten, in die der Detective zu rutschen scheint, deutlich von der Realität abheben. Allerdings ist Hellraiser: Inferno aufgrund seines geringen Budgets wirklich keine Augenweide. Die Settings vermitteln stark den Eindruck eines TV-Films und erinnern entfernt auch an die heutzutage doch gut produzierten Crime-Serien, die zuhauf auf verschiedenen Sendern ausgestrahlt werden. Tatsächlich war "Inferno" der erste Direct-To-Ableger nach dem vom Produktionsteam versaubeutelten Vorgänger "Bloodline".
Letztendlich ist Hellraiser: Inferno schlichtweg zu wenig "Hellraiser". Näher am Film ist man mit der Denkweise, dass hier, ähnlich wie zuletzt bei 10 Cloverfield Lane, ein Film mit Hellraiser-DNA umgeschrieben wurde. Was den Film trotz alledem in einem gesunden Mittelmaß hält, sind die verhandelten Themen um Schuld und Sühne und verdrängte Traumata. Selbsterkenntnis wird zum obersten Gebot und, wie für die Reihe üblich, ist dies ein äußerst schmerzhafter Vorgang. Auch wenn die Zenobiten doch arg wenig Auftritte haben, so sind sie doch in ihrer Bedeutung nah am Original. Sie sind Richter aus der Hölle, bereit ihrer Rolle als exekutiver Arm auszuüben.
Kurzum: Das wenige, was dem Zuschauer von Hellraiser geboten wird, ist doch recht gut durchdachte Kost. Mit ein wenig Geduld für zähe Ermittlungen im Mittelteil ist das Finale eine ordentlich befriedigende Angelegenheit. Ob es dazu alle diese Twists gebraucht hätte, wahrscheinlich nicht! Ein Film sollte nie intelligenter scheinen wollen, als er tatsächlich ist.
Double Feature #1
Der Teufel kommt näher – Donald Dungeon, Big_Kahuna und shortybuster auf den Spuren des Satans!
Die drei Moviepiloten präsentieren ihr erstes gemeinsames Double Feature – d.h. zuerst wird ein Thema vereinbart, dann werden zwei passende Filme angeschaut und rezensiert. Dieses Mal lautet das Thema: Okkultismus – die Filme sind „Rosemarys Baby“ und „Hexensabbat“.
Während die 80er Jahre im Horrorbereich vor allem DAS Jahrzehnt des Slashers waren, hatten sich die 70er in erster Linie dem Okkultismus verschrieben. In einer Zeit der wachsenden gesellschaftlichen Emanzipation von der Kirche waren religiöse Themen im Horrorbereich zwar immer noch ein Tabu – aber ein Tabu, das schon öffentlich angezweifelt und gezielt gebrochen wurde. So wird das abstrakte Böse in den Horrorfilmen der 70er vor allem als Gegensatz zur Kirche und Gott gedacht und dargestellt. Religiöse Symbole und Riten werden missbraucht, besudelt und entweiht. Der Antichrist, dessen Ankunft auf der Erde von Sekten im Verborgenen vorbereit wird, wird zum personifizierten Bösen, zum prototypischen Schreckgespenst, das die alten ausgedienten Machtstrukturen des Klerus auslöscht. Mit ihm und durch ihn soll eine neue Herrschaft auf der Erde mit neuer Zeitrechnung entstehen. Das Jahr 1 ist nah...
„Is God dead?“ fragte das Time Magazine auf der Titelseite einer Ausgabe von 1966. Während der dazugehörige Artikel allerdings keineswegs eine Absage an den allmächtigen Schöpfer erteilte (was das Fragezeichen im Grunde bereits andeutet), so scheint Roman Polanski diese Frage zwei Jahre später mit „Rosemarys Baby“ zu bejahen. Die Kirche ist doch eine einzige Heuchelei, heißt es dort, wenn man sich schließlich nur mal den Papst ansieht, wie er in Schmuck und Juwelen gehüllt ist.
Doch zum Anfang: Polanski adaptiert hier eigenständig die gleichnamige Romanvorlage von Ira Levin. Von Beginn heftet er sich mit seiner Kamera regelrecht an die Fersen von Rosemary, die mit ihrem Mann Guy eine neue Wohnung im Bramford Haus in New York bezieht – und das den Unkenrufen eines Freundes über mysteriöse Ereignisse in diesem Haus zum Trotz.
Was folgt, ist ein zutiefst subtiles Psychodrama, das Polanski bis zum Schluss so detailliert und ohne Hektik, ohne knallige Showeffekte und ohne blökende Posaunen und Trompeten inszeniert. Zwar ist aus heutiger Sicht und mit der Erfahrung vieler Horrorfilme schnell zu erkennen, was für ein Theater hier aufgetischt wird und in welche Richtung es erzählt wird, aber welche Akteure mit welchen Motiven auf die Bretter geschickt worden sind – das lässt uns Polanski nur häppchenweise erfahren, da er uns in die subjektive Wahrnehmung von Rose hineinzwingt, mit der wir fortan als verschworene Einheit operieren müssen. Nie wird dabei ein fertiges Bild serviert. Polanskis Szenen bleiben wie Puzzlestücke zum Zusammenbauen ausgelegt.
„Sie feiern Hexensabbat und wollen mein Baby“
„Ja, zumindest scheint es so.“
Die Spannung von „Rosemarys Baby“ liegt daher nur scheinbar im effektvoll-lautstarken Horrorbereich (und das kriegt der Film gelegentlich in beleidigten Kritiken auch zu spüren), sondern in all dem, was nicht oder erst sehr spät gesagt, was nur angedeutet wird. Je früher der Zuschauer einsteigt, das sprichwörtliche „im Busch sein“ zu bemerken und die Zeichen zu deuten, desto eher wächst in ihm und zusammen mit Rosemary die Bedrohung – desto eher beginnt der Wahnsinn jenseits von Rationalität und Erklärbarkeit zu wachsen. Während Polanski an der sichtbaren Oberfläche, am sprichwörtlichen „schönen Schein“ keine Veränderungen vornimmt, uns gleichsam normale Alltagsszenen eines Ehepaars und freundliche, lachende Menschen zeigt, kriecht der Grusel durch die zunehmend spürbare Janusköpfigkeit der Charaktere in die Glieder und rüttelt am heilen Welt- und Menschenverständnis des Zusehenden. Das Abfallen von Sicherheit, von Kontrolle und Verständnis für die Vorgänge und mithin von einer Art von Urvertrauen schockt tief und nachhaltig.
Als Rosemary dann gegen Ende selbst jene Ausgabe des Time Magazines im Wartezimmer von Dr. Hill in den Händen hält, ist die dort gestellte Frage für sie bereits klar und deutlich beantwortet. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, wie es in einem bekannten Kirchenlied heißt, ist sie ganz sicher nicht mehr...