shortybuster - Kommentare

Alle Kommentare von shortybuster

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    Grässliche Blockbuster-Verblödung.

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      Hinter der satirischen Darstellung des Unternehmensberatertums, den schlechten Zähnen und der Zottelperücke des Toni Erdmann, hinter den Absurditäten, Nacktszenen und Irritationen, den zähen, unangenehm zerfließenden Dialog- oder besser noch Schweigeszenen steckt im Grunde ein trauriges Vater-Tochter-Drama, in dem sich nicht nur die beiden Personen selbst verloren haben, sondern vor allem auch ihre Beziehung zueinander.

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      • Kulturarbeit ist immer auch ein Stück weit Selbstausbeutung. Vielen Dank für die umfangreiche Aufklärung! Qualität auf MP - muss man auch mal positiv erwähnen.

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          shortybuster: Filmtoast.de 25.04.2017, 11:23 Geändert 25.04.2017, 11:25

          Der mit Abstand schönste Film der jüngeren Kinogeschichte wird seinem großen Titel vollkommen gerecht. Während Einmal-Schriftsteller, Journalist und vor allem Lebemann Jap Gambardella von einer hedonistischen Lust zur nächsten wandert und dazwischen geistreich mit seinen Intellektuellenfreunden daherquatscht, sucht er eigentlich diese große Schönheit, die sein Schöpfer, Regisseur Paolo Sorrentino, mit seinem Film, mit diesen berauschend schönen panoramahaften Rom-Bildern und diesem mal laut pochenden mal gefühlvoll streichelnden, d.h. jede Stimmung gezielt treffenden Score schon längst gefunden hat.
          In unzähligen losen Episoden lässt Sorrentino den überragend stilsicher spielenden Toni Servillo als alten Mann durch die Straßen und Gassen Roms flanieren oder sich schwermütig in Hängematte und Bett räkeln. Einst hatte Jap Gambardella eine zarte Liebesbeziehung und eine Autorenstimme, die ihn zu einem Roman verhalf. Jetzt herrscht statt großer Schönheit vielmehr große Leere und so schweigt gewissermaßen die Stimme der Muße, weswegen Jap keine Bücher mehr schreiben kann. Mit seinem 65. Geburtstag nimmt aber auch die Lust ab, alles mitzumachen, das Alter ist unausweichlich und so wird die neue Lebensmaxime, sich nur noch mit Dingen zu beschäftigen, an denen man Spaß hat. Gleichwohl ist Jap seit seiner Ankunft in Rom als junger Mann immer noch der selbsternannte König der Mondänen.
          Damit ist zugleich aber klar: dieses Leben und dieser Film als Porträt desselben ist reines Feuilleton im obersten Stock des Elfenbeinturms. Denn das Luxusleben von Jap in all seiner Pracht und Opulenz, das geistreiche aber brotlose Sinnieren über Nichtigkeiten im Kreis Gleichgesinnter ist natürlich nicht jedem vorbehalten. Dennoch kreist der Film um doch völlig existenzielle Themen-Tripletten wie Leben, Vergänglichkeit, Tod und Liebe, Beziehung, Sex. Denn letztlich stellt sich immer noch die Frage, wenn schön von scheinen kommt, ist das alles hier nur schöner Schein? Und hat man sich etwa eine ganze Zeit lang nur in Nichtigkeiten verloren? Auch Jap ist ein Suchender, den wir so liebend gerne begleiten, weil wirklich alles das Auge und das Ohr umschmeichelt - und weil sich dieser Film auch erlaubt, ungezwungen humorvoll zu sein, wenn das Leben nun mal so ist.

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            shortybuster: Filmtoast.de 24.04.2017, 13:09 Geändert 24.04.2017, 13:09

            "Die Grauzone" ist eine stark dokumentarisch anmutende Darstellung des Alltags im Vernichtungslager Birkenau im Jahr 1944. Dabei konzentriert sich Regisseur Tim Blake Nelson, der mit diesem Film sein gleichnamiges Bühnenstück adaptiert, auf die Arbeit der Sonderkommandos - jüdische Gefangene, die einige Monate länger mit kleinen Privilegien leben durften und dafür ihre Mitgefangenen in die Gaskammer führen und ihre Leichen danach in den Krematorien verbrennen mussten.

            Nicht nur die historische Thematik ist bleischwer. Die Inszenierung steht dem Gehalt dieses Stoff in Nichts nach und zeigt das Geschehen über weite Schrecken (zumindest der Wirkung nach) unbearbeitet und unkommentiert und eben vor allem ungeschönt durch Musik oder andere lockernde Momente. Dieser spezielle Regiestil, der versucht, sich diesem eigentlich unbeschreiblichen Verbrechen mit einer möglichst authentisch-direkten und unverstellten Darstellung zu nähern, ist gleichermaßen Fluch und Segen dieses letztlich doch Spielfilms (und nicht Dokumentation). Natürlich bewegt sich der Film auf diese Weise weit weg von verkitschten Spielberg'schen Erlösungsfantasien, aber ist zugleich vor allem zu Beginn und über weite Strecken des Mittelteils sperrig, schroff und abweisend dem Zuschauer gegenüber, der ohnehin historisches Wissen und Interesse mitbringen sollte, um sich in diese Tortur einzufinden. Denn so wenig dieser Film erklärt, so selbstverständlich läuft der Alltag ab, der keinen Ausweg und keine wirklichen Hochs kennt. Erst gegen Ende entwickelt sich tatsächlich kurzzeitig so etwas wie eine Geschichte, die sich um die verzweifelten Aufstandsbemühungen der Sonderkommandos dreht. Erst dann entwickeln die einem völlig fremden und fernen Figuren eine Leinwand-Dynamik, die sich erleben statt anschauen lässt.

            So krönt "Die Grauzone" seine starken Anlaufschwierigkeiten letztlich doch mit einem gewollt sterilen wie gleichermaßen zermürbenden Finale und zeigt dabei zu keiner Zeit nach Sympathie ringende Charaktere im absoluten Ausnahmezustand im Kampf um die letzten Funken Menschlichkeit.

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              shortybuster: Filmtoast.de 24.04.2017, 11:46 Geändert 24.04.2017, 18:16

              Mirjam Ungers gleichnamige Filmadaption von Christine Nöstlingers autobiographischem Erfolgsroman "Maikäfer flieg" erzählt die Geschichte der neunjährigen Christine, die im April 1945 das Ende des Krieges mit dem Einfall der Russen im zerbombten Wien erleben muss.

              "Maikäfer flieg", der ungewöhnliche Titel geht zurück auf ein deutsches Kinderlied, das den Film auch akustisch rahmt, liegt ein bekanntes Konzept zugrunde: Kinderwelt vs. Erwachsenenwelt als kindlich unbekümmertes Erleben in Zeiten großer menschlicher Abgründe und Gräueltaten - in diesem Fall der zweite Weltkrieg, die Niederlage der Nazis und der Einmarsch der russischen Besatzer.

              Große Kinderaugen schauen neugierig in die Welt und so ist den Machern für dieses Vorhaben eine glückliche Neuentdeckung gelungen, denn mit der eher durch Zufall gecasteten Zita Gaier, die durch ihren schon gecasteten Bruder die Chance zum Vorsprechen bekam, gewinnt der Film ein nachhaltig tragendes Gesicht. Die Kamera liebt sie und wagt sich daher immer nah an ihr Gesicht heran, um ihre weit geöffneten rehbraunen Augen einzufangen, die sich jeder noch so brenzligen Situation aufgeschlossen stellen.

              Und so geht es in diesem Film allgemein um das Sehen und um die aus dem Gesehenen gezogenen Schlüsse - denn was ich sehe, z.B. ein Mann in Uniform, wird für den einen als Feind, für den anderen womöglich als Freund bewertet. So muss die Nazi-Uniform des Vaters, der aus dem aussichtslosen Krieg verwundet desertiert ist, verbrannt und seine auffällige Granatsplitterwunde als Tuberkulose-Krankheit ausgegeben werden. Und wenn die kleine Christine mehrmals nach bunten Christbaumkugeln greift und durch sie hindurchsieht, dann lässt sie dadurch Freund und Feind, Trümmer und Schutt, Elend und Leid zu einer schwammigen untrennbaren Einheit werden.

              Damit ist die Thematik des Films offenkundig: Zwar spüren auch die Kinder im Film die angespannte, unwohle Stimmung vor dem erwarteten Einmarsch der Russen (besonders als der Nachbar seine beiden Hunde erschießt und mit seinem tragbaren Hab und Gut davonfährt), aber gerade Christine schaut gewissermaßen durch die Uniform, sieht den Menschen dahinter und gewinnt so mit dem vom eigenen Regiment ausgesonderten Cohn einen echten Freund russischer Herkunft. Im Endeffekt muss jeder für sich selbst mit der Besatzung auf seine Weise umgehen: Während Christines Mutter ihre Kinder wie eine Löwin von den Fremden fernhält, der Vater ihnen bestmöglich aus dem Weg geht, wirft sich eine befreundete Mutter dem Kommandanten bereitwillig an die Brust. Lediglich Christine geht den Mittelweg eines abwartenden und stillen Beobachters, der seine Sympathien nach einer Weile aber doch klar verteilt und dabei nicht auf Nationalitäten achtet.

              "Maikäfer flieg" ist vor allem in der ersten Dreiviertelstunde ein bedrückendes Zeitzeugnis, dass die beklemmende Angst vor der russischen Streitmacht wirkungsvoll einfängt. Mit zunehmender Spielzeit und Zusammenleben zwischen Österreichern und Russen im Besatzungshaus entpuppt sich der Film aber doch als zu schematisch und gutmalerisch, um erwachsene Zuschauer über die volle Spielzeit packen zu können. Es ist vor allem der charmanten Hauptdarstellerin und der auch musikalisch liebevollen, nie verkitschten und um Klischeevermeidung bemühten Inszenierung zu verdanken, dass "Maikäfer flieg" letztlich passabel auf dem schmalen Grat zwischen schwerem Kinderfilm und leicht oberflächlichem Erwachsenenfilm balanciert.

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                shortybuster: Filmtoast.de 22.04.2017, 12:48 Geändert 22.04.2017, 12:51

                "[...] zu bemüht!" - Ausbilder (Christof Wackernagel)

                Obwohl Regisseur und Autor Christian Zübert sich lange gegen eine Fortsetzung wehrte und die Geschichte von Kai und Stefan auf stetes Drängen ihrer Leinwand-Mimen zunächst nur als Beweis für die Unmöglichkeit einer Fortsetzung weiterschrieb, steht nun letztlich doch eine von allen Beteiligten als sinnvolle Weiterführung bewertete Fortsetzung zu Buche.
                Dabei festigt sich bereits während der Sichtung der Eindruck, dass dieser Versuch der Anknüpfung an einen Szene-Kultfilm schlichtweg zu bemüht daherkommt - mit selbigen Worten wies der Polizei-Ausbilder im ersten Teil seine Rekruten daraufhin, dass man als verdeckter Ermittler sein Dope nicht mit den Worten "Das Zeug kickt besser als Mehmet Scholl" anpreisen sollte, weil es "zu bemüht" klinge und dadurch verdächtig sei.
                Denn was kann Lommbock ähnlich wie der diesjährige Trainspotting 2 aufgrund der vorangeschrittenen Lebensjahre nur sein? Eine zumindest zarte Weiterentwicklung, Reifung oder Veränderung, die natürlich nicht nur durch die eigene innere Veränderung der Figuren, sondern auch durch die Änderung des Zeitgeistes und gesellschaftlicher Strömungen bedingt ist.
                Erhebt man an Lommbock diesen berechtigten, weil logischen und sinnvollen Anspruch, so wird man bereits nach wenigen Minuten mit forciertem Gegenwind enttäuscht. Denn als wäre nie Zeit vergangen, steht Stefan mit Premium-Pizza inklusive Dope unter spürhundsicherer Salami am Flughafen und holt den Dubai-Exilanten Stefan ab, der nach Sichtung des Premiuminhalts der Teigware sofort in altbekannte und nochmal übersteigerte Paranoia verfällt.
                Die Fortsetzung nimmt sich seinen Vorgänger weitestgehend als formale Blaupause und füllt so die alten Muster und Schemata weitestgehend unselbstständig nur mit neuen Inhalten auf. Mehmet und Erika Eleniak waren gestern, jetzt sind es Diskussionen über Aliens und das veränderte Sexualverhalten durch youporn. Die Musik ist immer noch ein bemühtes Feel-Something-Gedudel, das aber damals ähnlich wie bei American Pie treffsicher das Lebensgefühl der Heranwachsenden akustisierte. Eine Entwicklung ist vor allem bei Kai kaum zu erkennen, darüber können biographische Weiterdichtungen und eine präzise eingerichtete Designerwohnung nicht hinwegtäuschen - und auch Stefan ist blitzkuriert und wandert erneut durch Würzburg als willfährige Marionette des "kleinen Ich-bin-nie-zufrieden-Mannes", dass es vor allem gegen Ende ein Graus ist, einen "Fourtysomething" so labil und verunsichert zu sehen.
                Auch die beiden Hauptdarsteller können nicht verbergen, dass sie wahnsinnigen Spaß daran hatten, wieder in ihre alten Rollen zu schlüpfen, aber die Unschuld und Jugendlichkeit des Erstlings ist in ihren Gesichtern verschwunden und so schwanken die Dialoge und die wieder mal episodenhaft verknüpften Geschehnisse deutlich zu spektriert zwischen peinlich und lustig-kool wie zu besten Zeiten.

                Alles in allem ist "Lommbock" damit ein unentschlossener Hybrid aus Fortsetzung und rebootartigem Fan-Pleaser, der deutlich zu wenig Mut beweist, schlichtweg notwendige Entwicklungen und Veränderungen glaubhaft in den Kosmos einzuschreiben. Es ist nicht mehr 2001 und Kiffen keine verschrobene Subkultur mehr. Natürlich macht "Lommbock" im guten Mittelteil immer noch jedem gehörig Spaß, der auf Fingerschnipsen "Lammbock"-Zitate so sicher wie das eigene Geburtsdatum aufsagen kann und am liebsten den ganzen Tag mit Stefan und Kai in der Pizzeria hängen würde, aber die Rahmung des Geschehens extern sowie intern mit Exposition und Schluss macht "Lommbock" zu einer nur soliden deutschen Komödie, bei der die Protagonisten viel weniger menschlich sein dürfen als vor allem clownhaft sein sollen.

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                  shortybuster: Filmtoast.de 21.04.2017, 16:17 Geändert 22.04.2017, 15:10

                  Solide, überwiegend unterhaltsame Low-Budget-Verwurstung unzähliger Suspense- und Horror-Elemente, die letztlich doch nur zerfahrenes Stückwerk bleibt. Trotz solider Schauspieler, einer zumindest ungemütlichen Grundstimmung und ausbleibender Jahrmarktserschrecker ist "The Canal" nie wirklich packend respektive gruselig. Der lang erwartete Enthüllungstwist im Finale wird so penibel angepeilt, dass der müde, übermäßig zweckdienliche Mittelteil zu altbackenem Geistertanz verkommt, der keinem einheitlichen Rhythmus, sondern dem beliebigen Einfallsreichtum des Regisseurs zu folgen scheint.
                  Auch ein Twist macht noch keinen guten Film - vor allem dann nicht, wenn der Film so engmaschig konzipiert ist, dass die Optionen denkbar überschaubar sind.

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                    shortybuster: Filmtoast.de 21.04.2017, 16:02 Geändert 21.04.2017, 16:03

                    Weitestgehend temporeiche Wiederverwurstung des beliebten Stoffes um den heißen Draht zwischen Täter und Opfer bzw. Helfer und Opfer.

                    Wie im sehr ähnlichen "Final Call" besteht der fast gleichnamige Streifen von Brad Anderson aus einer schnell geschnittenen kurzweiligen Verbal-Schnitzeljagd, die zwischen Notruf-Telefonistin Halle Berry und Kofferraum-Entführungsopfer Abigail Breslin geführt wird. Nach einer unerwartet ernsthaften Einführung der Hauptperson(en), die trotz bereits einsetzender Unglaubwürdigkeiten mit einer starken Halle Berry punktet, folgt im Mittelteil das große Handlungsblendwerk, das ebenso haarsträubend unlogisch und unglaubwürdig wie kurzweilig und unterhaltsam ausfällt.
                    Als kurzweiliger Nägelkauer wäre "The Call" bis hierhin absolut tauglich, würde das Tempo im schrecklich klischeehaften, übermäßig erklärfreudigen Finale (im typischen filmamerikanischen Stile) nicht unerwartet zugunsten eines abgründig gemeinten, aber armselig kirmeshaften Psychoterrors zurückgedreht.
                    Im Endeffekt begnügt sich "The Call" zu Unrecht nicht mit dem Dasein eines straighten und einfach unterhaltenden Genrefilms und verzettelt sich lieber durch größere Ambitionen im Mischmasch gut klingender aber schlecht zusammen passender Inszenierungsteile.

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                      shortybuster: Filmtoast.de 20.04.2017, 11:28 Geändert 20.04.2017, 11:36

                      "Und ich dachte, du würdest mich ewig lieben".

                      Das gefestigte sorglose Leben von Philosophielehrerin Nathalie scheint sich plötzlich aufzulösen und im Rinnstein zu verschwinden, als sich ihr Mann zu einer Affäre bekennt und ihre quengelnde Mutter in ein Heim eingewiesen werden muss. Und natürlich bleibt auch ihre berufliche Laufbahn nicht ganz ohne Knick, denn ihre Lehrbuchreihe soll aufgrund nicht mehr zeitgemäßer Gestaltung und inhaltlicher Schwere eingestellt werden.
                      Es wäre nun ein leichtes, dem Zuschauer ein trübes Melodrama zu zeigen - eine Frau verlassen von allem am Boden ihrer Existenz -, aber Nathalie gönnt sich immer nur wenige Augenblicke zum Tränenvergießen. Isabelle Huppert krallt sich in ihre Figur und trägt sie mit atemberaubender Präsenz in jeder Szene auch wieder ein Stückchen weiter durchs Leben. Denn bei genauerer Betrachtung war Nathalie nie so frei wie jetzt (wo doch auch die Kinder schon aus dem Haus sind)...

                      Die französische Regisseurin Mia Hansen-Love hat einen Film über Vergänglichkeit, das Älterwerden und die Not des Neuanfangens gedreht. Zwar betreibt der Film viel Namedropping und zitiert sich quer durch die philosophischen Denker - dennoch ist dieser Film keine Ode an die Kraft der Philosophie, die dementsprechend hier auch keine Antworten (auf brennende Lebensfragen) liefern soll und grundsätzlich kann (wer von der Philosophie primär Antworten verlangt, ist ohnehin mit ihr falsch beraten). Wohl diskutieren Schüler und Studenten darüber, wie radikal ihre Gedanken wirklich sein müssen, um sich von alten Strukturen zu befreien, aber wenn dies wie hier in einer behüteten Wohlstandsschicht im grünen, sonnendurchfluteten Paris und einem entlegenen französischen Landstrich geschieht, dann ist das doch nur intellektuelles Geplänkel. So wundert es auch nicht, dass der Film in Feuilletons mit Lob gepudert wird.

                      Abseits großer Worte ist "L'avenir" eben vor allem eine alles überstrahlende One-Woman-Show Isabelle Hupperts, die von Hansen-Love dokumentarisch anmutend begleitet wird. Die Kamera folgt Nathalie und nicht umgekehrt, jene fängt jeden schmerzhaften Augenblick von dieser ein, aber wahrt dennoch eine deutliche Distanz. Dazu kommen zunächst seltsam anmutende Schnitte, die emotionale Momente durchschneiden und runterkürzen wie das Arztskalpell ein wucherndes Geschwür. Hansen-Love versetzt ihren Film dadurch, dass sie berührende Momente nie in die Länge zieht, in eine ständige Bewegung, die das Geschehen um die Protagonistin am Rande der Hektik immer weiter vorantreibt. "L'avenir" ist dadurch nie ein schwülstiger Betroffenheitsfilm, sondern ein überwiegend still ausgetragener und letztlich positiver Kampf gegen die Schicksalsschläge und Widrigkeiten des Lebens. Denn so wie sich Hupperts Gesichtszüge nach der ehebrüchigen Offenbarung ihres Mannes kurz erschlaffen und dann wieder unnachgiebig festigen, so drängt auch der Schnitt jeden Nackenschlag Nathalies aus dem Bild und setzt eine neue Szene mit neuen Ereignissen in Gang. Damit sagen uns Huppert und Hansen-Love schlichtweg: "The show must gon on" bzw. "Das Leben geht weiter".
                      Wie, das beantwortet der Film nicht mehr wirklich, aber hier schließt sich wiederum der Kreis zur Philosophie, in der es auch überhaupt erst einmal nur um das Bewusstwerden und -sein von Problemen geht.

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                        TCM-Optik trifft Wrong-Turn-Thematik - so abgegriffen und billig wie dieser selbst erdachte Cover-Werbespruch klingt, so abgegriffen und billig ist dieser Film. In verwaschener schwammig-milchiger Pseudo-70er-Optik werden unsympathische, schlecht gespielte Twentysomethings durch den Wald gescheucht und wahlweise mal ausgeknockt mal aufgeschlitzt. "Das hat man tausend Mal so oder so ähnlich schon gesehen" ist und sollte nicht per se ein Totschlagargument sein - hier allerdings fehlen eigenständige Ideen völlig und das, was eben schon tausend Mal verfilmt wurde, ist erschreckend dürftig und völlig kunstlos produziert.
                        Wenn sich die Charaktere bereits zu Beginn vehement in Zickereien verlieren, dann fehlt jegliche Möglichkeit, sich auf die Figuren und ihren Überlebenskampf emotional einzulassen - und nur so kann diese simple Schlachtplatte doch funktionieren! An allen Ecken sind die Fehler so deutlich und zahlreich, dass sich bereits nach einer knappen halben Stunde nur noch die Frage stellt: Warum sollte ich mir das noch weiter antun?

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                            shortybuster: Filmtoast.de 18.04.2017, 12:12 Geändert 18.04.2017, 12:13

                            "Die Indianer von Cleveland" ist eine charmante Sportkomödie im Ausgang der 80er Jahre, die mit Rene Russo, Charlie Sheen oder Wesley Snipes auch hinreichend gut besetzt ist. Aufbauend auf einer genretypisch erbsengroßen Ausgangsidee entwickelt sich trotz einiger kleiner schrulliger Momente abseits des Platzes doch ein ernster Sportfilm mit Herzschlagfinale und überschäumenden Emotionen auf dem Baseballfeld.
                            Ein Film, der in erster Linie vor allem seicht unterhalten will und im Fahrwasser dezenter Komik dann doch dem üblichen Sportpathos frönt, dem man sich nur schwer entziehen kann.

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                              shortybuster: Filmtoast.de 11.04.2017, 15:47 Geändert 11.04.2017, 15:51

                              Bootcamps für ungezogene Jugendliche sind in Amerika gängige Realität, um mit militärischem Drill nachzuholen, was die Eltern versäumt oder nicht so ganz hinbekommen haben. Mit "Coldwater" widmet sich Regie-Neuling Vincent Grashaw diesem Phänomen der zwanghaften Umerziehung abseits juveniler Strafanstalten und gibt damit trotz schmalem Budget ein bemerkenswertes Statement ab, das durchaus aufrütteln soll und kann.

                              Mit schnellen und gezielten Griffen wird Brad Flunders eines Morgens unter Tränen seiner Mutter aus dem eigenen Bett gerissen, in einen Van verfrachtet und in den Bergen abseits der Zivilisation in ein Camp mit Gleichaltrigen gebracht. Unter Führung eines ehemaligen Colonels werden die Jugendlichen durch das Drillpersonal vor allem körperlich bis an ihre Grenzen gefordert. Wer darüber hinaus noch Kraft hat, aufzubegehren, wird in eine Isolationszelle verfrachtet und erhält eine gepfefferte "Sonderbehandlung".

                              Was "Coldwater" maßgeblich auszeichnet, ist nicht so sehr seine Thematik - jeder, der schon mal bei N24 reingezappt hat und dort eine Dokumentation über Bootcamps sah, hat schnell verstanden, wie es dort zugeht. "Die strengsten Eltern der Welt" sind dagegen nur die sehr gemäßigte deutsche Variante mit ähnlicher Zielsetzung. Nein - der Film umschifft größtenteils die gängigen Erwartungen und Klischees, indem er keine reine Tragödie der Ungerechtigkeit erzählt. Weder sind alle Personen des "Staff" schlichtweg böse noch alle Häftlinge gut bzw. reine bedauernswerte Opfer, sondern sie alle begehen nun mal gute und schlechte Handlungen. So entschlüsselt sich auch die Vita des Protagonisten über kürzere und längere Rückblenden als Mosaik von zugefügtem und erlittenem Leid, die einen wunderbar echten weil graustufigen Menschen offenbaren. Dementsprechend entwickelt sich auch der Plot, versucht er doch in der Kürze seiner Spielzeit vielschichtiger zu sein und nicht über gängige Antagonismen nur ein seifiges unaufhaltsames Abrutschen in Aufbegehren, Gegengewalt und Eskalation abzubilden.

                              Budgetbedingte Schwächen wie überwiegend mittelmäßige bis schwache Schauspieler, eine TV-ähnliche Glanzoptik und ein minimalistisches Setting sind im Endeffekt zu verschmerzen, wenn dafür ein bis zum Schluss stimmiges, phasenweise cleveres Drehbuch geliefert wird. Denn was nach einem leidlich unentschlossenen Mittelteil schließlich durch eine großartige non-chronologische Erzählweise aus Zeitsprung, Rückgriff und Vorgriff offenbart wird, ist eine minutiöse Verkettung aus Gewalt und Gegengewalt, die gleichermaßen berührt wie erschreckt und einen wuchtigen, punktgenauen Abschluss mit der finalen Texttafel findet.

                              Ein sehenswerter Debütfilm!

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                                shortybuster: Filmtoast.de 09.04.2017, 19:55 Geändert 09.04.2017, 20:02

                                "A Bigger Splash", das Remake des End-60er Streifens "Swimmingpool" mit Romy Schneider, ist ein eskapistischer Urlaubsfilm, der zum ausgiebigen Sonnenbaden auf der italienischen Vulkaninsel Pantelleria einlädt. Wäre da nicht diese gleichermaßen wortwörtliche und bildliche Schlange, die sich ins Paradies von Pärchen Marianne (Tilda Swinton) und Paul (Matthias Schoenaerts) eingeschlichen hat. Denn eigentlich will sie, Rockdiva, die ihre Stimme vorübergehend verloren hat, mit ihm, Dokumentarfilmer, der ein Jahr zuvor suizidale Absichten hegte, einmal richtig ausspannen und fernab von allem hemmungslos der Liebe fröhnen. Doch es naht der personifizierte Dionysos Harry Hawkes (Ralph Fiennes) mit seiner neu entdeckten Tochter Penelope (Dakota Johnson) und es entwickelt sich ein vierköpfiges Spannungsgefecht unter der schönen verschwitzten Oberfläche. Denn plötzlich schlafen Ex- und Neu-Liebhaber Mariannes unter einem Dach und als wäre es nicht genug, gesellt sich noch ein hedonistischer Teenager dazu.

                                Luca Guadagnino taucht den Sonnenreigen um sexuelle Anziehung in betörend schöne Bilder, die jederzeit umgarnen und vereinnahmen. Mit überwiegend großartigen Einstellungen wie den eingefangenen Reflexionen einer großen Sonnenbrille bannt er so die prickelnde Atmosphäre aus Lust, Neid und Begehren auf Film. Als würde es Guadagnino intuitiv spüren, trifft er immer genau die Gesichter, die gerade ihre eiserne Persona aufbrechen lassen und mit kleinen Regungen Hinweise auf ihr brodelndes Inneres geben. So kaschiert der Regisseur handwerklich zu weiten Teilen das erzählerisch doch recht biedere Handlungskonstrukt: Der alte Liebhaber hat den neuen Liebhaber empfohlen, doch jetzt will er seine ehemalige Angebetete zurück. Dass diese abgegriffene Geschichte dann noch durch einige kurze Flashbacks überdeutlich erklärt werden muss, lässt das Drehbuch umso platter erscheinen. Dagegen ist zumindest der Einstieg mit drei leisen kurzen Sequenzen ein Musterbeispiel für eine gute Exposition.

                                Letztlich ist "A Bigger Splash" über Genre-Kategorisierungen schwer zu verkaufen, da so überwiegend ungebührliche Erwartungen geweckt werden: Kriminalfilm? Naja. Thriller? Auch nicht wirklich. Drama? Durchaus. In erster Linie ist dieser Film eine sehenswerte One-Man-Show Ralph Fiennes' als hedonistisches HB-Männchen, hinter dem alle zurückstehen. Vor allem Matthias Schoenaerts verlegt sich gemäß seiner schwächlichen Figurenvita auf ein zurückhaltendes Minenspiel. Das heraufziehende Unheil ist schnell spürbar, aber Guadagnino ist zu keinem Zeitpunkt an einer peinlichen oder zumindest offenherzig überschäumenden Schlammschlacht interessiert. Geradezu seltsam ruhig, leise und verschlafen gestaltet sich der Schlussteil. Zusammen mit einem fragwürdigen Kommentar zu den Bootflüchtlingen versandet der Streifen schließlich doch in halbgarer Durchschnittskost.

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                                  shortybuster: Filmtoast.de 09.04.2017, 18:36 Geändert 09.04.2017, 18:37

                                  S. Craig Zahlers "Bone Tomahawk" ist ein beeindruckender Debütfilm, der mit einer positiv effektarmen Inszenierung und einem konsequent durchdachten Plot das bestmögliche aus seinem schmalen Budget herausholt. Natürlich kommt dem Regieneuling dabei der hochwertige Cast zugute, denn die vierköpfige Protagonistengruppe ist mit Russell, Jenkins, Wilson und Fox ungewöhnlich stark besetzt. Dennoch: Zahler räumt seinen Figuren so viel Zeit ein, dass sie einem nach und nach ans Herz wachsen und schickt sie erst dann im vermeintlich späten Finale in die Hölle. Und so fließt in diesem Film gekonnt gottverlassene Western-Einöde mit teuflischer Horrorhöhle in eins. Gesetzlos und brutal, aber dennoch mit einem Auge fürs Humoristische.

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                                    shortybuster: Filmtoast.de 09.04.2017, 14:41 Geändert 09.04.2017, 14:42

                                    Thomas Vinterbergs Verdienste hervorzuheben, ist ein leichtes. Denn nicht viele Regisseure dringen so tief ins Zwischenmenschliche ein und porträtieren dabei so detailgenau Seelenlandschaften als faszinierende und vor allem fragile Entitäten, die im Kontakt mit anderen vielfältig in Schwingung geraten und dadurch gestärkt oder schlimmstenfalls zerborsten werden.

                                    In "Die Kommune" arbeitet Vinterberg dieses Mal auch eigene Erfahrung mit ein, insofern er selbst seine Kindheit in einer Kommune verlebte. Mit einem großartigen und namhaften dänischen Ensemble erwacht die Leinwand-Kommune zum Leben. Doch bereits bei ihrer Gründung und Entstehung fällt Vinterberg, wie auch im späteren Verlauf, einigen Klischees und Stumpfsinnigkeiten anheim. Denn abgesehen vom vorherrschenden Zeitgeist der 70er lässt sich nie wirklich erkennen, warum sich diese Gemeinschaft findet, warum sie funktionieren und vor allem harmonieren sollte. Dies ist aber durchaus auch Aufgabe des Films, um den Zuschauer auf das sich entfaltende melodramatische Treiben einzustimmen. Eine gewisse biographisch zu begründende Verklärung der Kommune scheint insofern immer wieder auf und lässt diesen neuen Film des Regisseurs doch zuweilen ungewohnt oberflächlich und unkritisch dastehen.

                                    Was nicht heißen soll, "Die Kommune" wäre ein Feel-Good-Movie. Des Dramas Kern im Spannungsfeld zwischen egoistischer Selbstbefriedigung und kompromissbereitem Gruppenzusammenhalt ist durchaus tränenreich. Im Mittelpunkt steht eine Ehe mit heranwachsendem Teenager, die bereits zu Beginn am Ende zu sein scheint. Die Kommune verkommt daher aber eindeutig zu oft zum reinen Spielfeld des Eheclinchs. Denn wenn drei (Ehefrau, Affäre, Ehemann) sich streiten, braucht es strenggenommen eben keine(n) Dritten und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Betroffenen den Widerstand gegen ihre tiefen Verletzungen fahren lassen müssen, um sich am Boden des Trümmerhaufens wieder neu zu formieren. Das ist mitunter herzergreifend, aber dann doch wenig überraschend und ohne neue Erkenntnisse. Zu tief sitzt das Gefühl, dass weder die einzelnen Figuren noch das kriselnde Ehepaar oder das Wesen einer Kommune wirklich elementar und analytisch beleuchtet wurden.

                                    Es mag vor allem an den starken Schauspielern liegen, dass "Die Kommune" nicht floppt.

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                                    • Abweichende Meinungen hinzunehmen kann man natürlich überall lernen :P

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                                        shortybuster: Filmtoast.de 04.04.2017, 11:36 Geändert 05.04.2017, 11:00

                                        Selten in den letzten Jahren war ein Horrorfilm, zumal ein Debütfilm, handwerklich so beeindruckend gefilmt und inszeniert wie "Rigor Mortis" von Juno Mak. In geisterhafter Filter-Optik - als läge auf allem Gezeigten ein sanfter weißer Staub der Vergangenheit - führt uns der Debütant mithilfe seines Protagonisten in einen Hochhausblock, wo Geister Verstorbener, Weiß- und Schwarzmagier und ein Vampir hausen. In bewusst artifiziell stilisierten Bildern wird das digitale Nachbearbeiten zu einem stimmigen ästhetischen Element, dass sogar unnatürlich flüssiges und leicht dahinfliegendes Blut hineinpasst.

                                        Erzählerisch bedient sich Mak allerdings halbherzig einer Krücke. Der neu erscheinende Protagonist dient nur als simples Vehikel, um die Geschichte der Bewohner des Hochhauses in Gang zu setzen, bleibt dabei aber so erschreckend inhaltsleer, dass der Film für den Zuschauer im Grunde auch weite Strecken ohne ihn funktioniert.Diesen Makel ins positive gewendet kann man sagen: Neben dem Protagonisten gibt es schlichtweg genug interessante Figuren, die den Film tragen. Der düstere Schwarzmagier mit körperlichem Leiden, das alte liebevolle Ehepaar, die einsame mittellose Mutter mit ihrem Kind, der erfahrene Weißmagier mit bedrückender Vergangenheit und vielsagendem Blick - sie alle geraten als Bewohner des Hauses miteinander in Kontakt, mal episodenhaft vereinzelt, dann wieder durchmischt.

                                        Dreh- und Angelpunkt des Films ist sein Ideenstoff, der fernöstlichen Geisterglauben und Vampirdarstellung kombiniert und damit zu großen Teilen den unwissenden westlichen Zuschauer vor einige Rätsel stellt. Zwar wird der wesentliche Ablauf der Handlung tatsächlich gegen Ende noch einmal aufgerollt, die Details bleiben aber vage und angenehm interpretativ - wenn man es denn möchte. Zu kraftvoll und berauschend sind die Bilder der Kamera, um sich nicht in Erklärungsansätzen kulturell-mythologischer Phänomene zu verlieren, die das imposant Gezeigte aufschlüsseln und den Zuschauer herausholen aus einem dunklen unbestimmten Tasten in einer fremden Kulturwelt.
                                        "Rigor Mortis" wirkt visuell immer unheimlich gehaltvoll, erzählerisch dafür im besten Sinne nur klassisch und formelhaft - vor allem im Schlussdrittel, wo sich Actioneinlagen mit angestrebtem Kinnladen-Twist vereinen, beraubt sich dieser wunderbar unheimliche, fremdländisch fröstelnde Geister-Vampirfilm seiner großartigen Atmosphäre. Wenn der Rausch mit dem Abspann versiegt, ist dieser Film nicht mehr die große Entdeckung, die er hätte sein können, aber immer noch ein empfehlenswertes Sinnenfest und ein ungemein spannender Ausflug in den Geisterglauben am anderen Ende der Welt.

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                                        • Jetzt möchte ich tatsächlich lieber den Film sehen, der "Ghost in the Shell" dieser Kritik nach hätte sein können.

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                                            shortybuster: Filmtoast.de 30.03.2017, 17:12 Geändert 30.03.2017, 17:16

                                            "Der Clou" ist eine charmante Gauner-Komödie mit guter Besetzung und ein paar überraschenden Wendungen im Finale.
                                            Anders als im typischen Heist-Film dient hier der Trickbetrug dazu, den Kontrahenten zur freiwilligen Abgabe seines Vermögens unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu bewegen. Gauner gibt es auch hier natürlich auf beiden Seiten, wenngleich den Hauptfiguren dennoch die Gunst zufliegt, denn die anderen sind natürlich immer noch ein wenig böser.
                                            "Der Clou" ist trotz seiner geleckten und zuweilen aalglatten Hollywood-Manier im Ablauf der Handlung nicht ganz aus der Luft gegriffen, sondern basiert auf dem Buch "The Big Con", in dem David Maurer einige Trickbetrügereien vorstellt, die er von echten Betrügern erklärt bekommen hat. Einer dieser Tricks findet eben auch Anwendung in George R. Hills Spielfilm.
                                            Wie es sich für einen Mainstream-Film gehört, sind auch die Kulissen und Kostüme, die die 30er-Jahre abbilden sollen, äußerst gelungen und sorgen zusammen mit einer in den 70ern wiederentdeckten Ragtime-Komposition für nostalgische Gefühle einer längst vergangenen Zeit.
                                            Trotz all seiner unübersehbaren Stärken kommt "Der Clou" aber nicht ohne Längen und zähe Passagen aus, insofern er einfach zu stringent seine auch bildlich eingeführten Kapitel sukzessive abarbeitet. Das mag in den 70ern noch leichtfüßig und spritzig gewesen sein, aus heutiger Sicht erscheint es doch relativ unspannend, dialogarm und auf die Figürlichkeit der Figuren bezogen hölzern.

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                                              shortybuster: Filmtoast.de 28.03.2017, 09:32 Geändert 28.03.2017, 09:33

                                              Erstklassige Kameraarbeit, prickelnder Score und eine verschneite Berglandschaft - "Winterschläfer", der zweite Film von Regie-Export Tom Tykwer, ist grandios inszeniert und anmutig bebildert. Dazu ein Cast, der gut und harmonisch zusammenspielt, auch wenn die eine oder andere bewusste Überzeichnung der Charaktere nicht ganz glaubhaft gemimt wird (Heino Ferch hat hier seine Probleme als schweigsamer Aufschneider).

                                              Der Plot ist im Grunde eine clever verwobene, dramatische Episodengeschichte, die keine starre Kapiteltrennung erleiden muss, sondern sich angenehm beiläufig ineinander auflöst, indem die auftretenden Figuren im verschneiten Bergdorf immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen und Schauplätzen verhofft und unverhofft aufeinandertreffen. Durch sanfte Überblendungen statt harter Schnitte ergibt sich so ein unaufgeregtes, aber stets dynamisches und lebendiges Beziehungsgeflecht, in dem neben klassischen Beziehungsfragen und -problemen auch Tod und Verlust thematisiert werden.

                                              Wer hat Schuld? Wer verhält sich falsch? Wem sind die Daumen zu drücken? Wer verdient eine Bestrafung? "Winterschläfer" tänzelt um diese quälenden Fragen leichtfüßig herum und nistet sich schließlich in der Grauzone des Lebens ein, in der es gute und schlechte Handlungen gleichermaßen gibt - auch in und durch ein und dieselbe Person.

                                              Bis zum Schluss hält Tykwer seinen Spielfilm in verklärendem Orange konsequent ruhig, unterkühlt und melancholisch verschlossen. Damit ist die Kritik auch fast schon mitgegeben: "Winterschläfer" ist letztlich zu flüchtig und geräuscharm und kann durch seinen doch arg klassischen Beziehungsclinch den einen oder anderen Gähner im Schlussdrittel nicht verhindern.

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                                                shortybuster: Filmtoast.de 23.03.2017, 15:41 Geändert 23.03.2017, 17:55

                                                Horror-Regisseur Joe Dante veranstaltet mit "The 'burbs" ein charmantes 80er-Klamaukfest, das unter der Oberfläche als gut durchdachte, drastisch überspitzte Gesellschaftssatire auf die amerikanische Kleinstadt und ihre Bewohner konzipiert ist. Der gruselige Unterton des Films, der aus den anscheinend morbiden Machenschaften der neuen Nachbarn erwächst, rückt "The 'burbs" dabei nur bedingt in die Nähe eines Horrorfilms. Vielmehr wird hier nur auf bissige Weise das Sprichwort "von den Leichen im Keller" wortwörtlich ausgelegt, um die neurotischen bis paranoiden Anwandlungen der Straßenbewohner auf die karikative Spitze zu treiben - denn: Alles Neue und Andersartige ist stets höchst suspekt!

                                                "The 'burbs" kreist einzig und allein um die Frage, ob die neuen Nachbarn nun durchtriebene Mörder oder doch gesetzestreue, aber zumindest etwas wunderliche Mitbürger sind. Diese starke thematische Beschränkung ist mutig, aber gelingt dennoch über weite Strecken, da die Gags sitzen und selbst der Score dem Film im Dienste der Komik wunderbar zuspielt. Zudem wissen die namhaften Schauspieler um die schrulligen und überdrehten Klischees ihrer Rollen und ziehen dementsprechend spielfreudig vom Leder. So erweckt schließlich nur das Ende mit der einen oder anderen Wendung zu viel einen schalen Beigeschmack - hier wäre weniger nicht nur mehr gewesen, sondern auch inhaltlich stimmiger.

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                                                    ab 23.06.2017 auf DVD erhältlich :)

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