Sigmund - Kommentare

Alle Kommentare von Sigmund

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    Das Abstoßende an dieser Reihe ist ihr Konzept, ausgerechnet den wohl intimsten Moment im Leben eines Menschen – seinen Tod – in pornografischer Manier als Gafferobjekt auszustellen.
    Ein medialer Tiefpunkt ohnegleichen.

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    • Das Bittere an Michael Bay und vergleichbaren Filmschaffenden ist weniger ihr "Werk" als vielmehr die Tatsache, dass so viele Menschen ihre zynischen Ergüsse zu erfolgreichen, hochrentablen Produkten machen. Dem schlichten Bay ist dabei nichts vorzuwerfen. Wie viele der ehrbarsten Leute versucht er in seinem Beruf einfach möglichst viel Geld zu verdienen. Die Zuschauer und einzig die Zuschauer sind es bekanntlich, die dafür sorgen, dass sein Business-Konzept so fantastisch aufgeht – und dass Bay und Konsorten auch weiterhin sehr viel Geld in ihre Opern des Stumpfsinns stecken können. Auch für die Zuschauer kein schlechter Deal: So bleiben sie dumm (wie sie es vermutlich seit jeher gewohnt sind) und können sich auch beim nächsten Bay-Spektakel wieder erfolgreich davon ablenken.

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      • Inhaltlich sehr schön, und sprachlich wirklich exquisit!

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        • 7 .5
          über Rocky

          Schöner Klassiker mit einer ebenso einfachen wie genialen Message:
          Wenn du mit vollem Einsatz für etwas kämpfst, dann bist du am Ende ein Gewinner – egal ob du den Ring als Sieger verlässt oder nicht.
          Bei Stallone wird Boxen zur Poesie.

          10
          • 10

            Die Kernaussage von MANHATTAN ist fast schon subversiv. Wenn Woody Allen in seiner Rolle als Isaac Davis zu Beginn sagt: "Das Wichtigste im Leben ist Mut", dann wird sich im Laufe des Films herausstellen, *Spoiler* dass damit gemeint ist, auch dann kein Risiko zu scheuen, wenn man sich mit über 40 in eine Minderjährige verliebt hat.
            Das Schöne an dieser Konstellation ist, dass Davis' Bindungsangst hier ungefähr hundert Mal nachvollziehbarer ist als in handelsüblichen RomComs – denn abgesehen von der meist kurzen Haltbarkeit solcher Beziehungen sind große Altersunterschiede ja auch noch von ganz anderen Vorurteilen belastet... und die Minen der selbsternannten Sittenwächter verfinstern sich.
            Allen selbst ist nicht weniger mutig als seine Hauptfigur wenn er sich in einen Grenzbereich wagt, der von breiten Schichten reflexhaft abgetan wird und einen Künstler auch mal zur Persona non grata machen kann. Dabei ist gerade die Auslotung solcher Grenzbereiche wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass überhaupt etwas von Bedeutung entstehen kann.

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            • 5 .5

              Interessant an ELEGY ist, dass trotz seiner vielen wirklich klugen Momente kaum etwas hängen bleibt. Das mag u.a. daran liegen, dass die visuelle Welt dieses Films durchgehend beliebig wirkt – es gibt keine einprägsamen Motive, keine leinwandfüllenden "Bilder", die den geistigen und seelischen Dynamiken der Figuren eine Gestalt verleihen und sie so erst lebendig machen würden. Sein einziges kraftvolles Bild lässt der Film im Kopf des Zuschauers entstehen, wenn *Spoiler* wir Penelope Cruz' wunderschöne Brüste in dem Wissen sehen, dass sie bald amputiert werden müssen. Dieses Symbol für die Vergänglichkeit äußerlicher Schönheit ist dann auch der stärkste Moment des Dramas, das ansonsten abgehoben und behauptet wirkt – wie eine Idee, die ihren weltlichen Beweis am Ende schuldig bleibt.

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              • 2

                Wenn man sich hierzulande ab und zu auf Filmfestivals herumtreibt, kann man feststellen dass es eine ganze Reihe von deutschen Filmen gibt, die alles andere als übel sind. Dieser hier gehört nicht dazu.
                Gefühlte acht Stunden lang reiht die lose Liebesrevue Ausdrucksloses an Beliebiges, und auch der charismatische Clemens Schick, dem man normalerweise selbst beim Warten auf den Bus gerne zuschaut, bleibt erstaunlich blass. Was ist eigentlich mit dem Kleinen Fernsehspiel passiert, wo es bis vor einiger Zeit doch immer mal wieder was Interessantes zu entdecken gab?

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                • 9 .5

                  Private Filmgeschichtchen, Folge 5:
                  Mit 16 "lebte" ich in einem bayerischen Dorf, wo ein Großteil der Bewohner dem Klischee entsprechend nie über den eigenen Tellerrand blickte. Wenn irgendwo die Eltern ausgeflogen waren, machte man es sich u.a. bei "Videosessions" gemütlich und schaute normalerweise den letzten Mist. Einmal aber, wir waren zu viert (zwei Mädels, zwei Milchbärte), stand UHRWERK ORANGE auf dem Programm – wahrscheinlich weil der Film damals ab 18 war. Als der Abspann beendet war, lag eine Stimmung im Raum, die ich nicht vergessen werde: Das enge Alpenvorland öffnete sich für einen Moment, und wir alle hatten das Gefühl, Zeugen von etwas wirklich Erhabenem geworden zu sein. Wir hatten in die Welt eines großen Erzählers geblickt, die weit mehr zu bieten hatte als die uns täglich umgebende Spießermoral und ihre repressiven Simpelwahrheiten. Hier tat sich ein Kosmos auf, der so vielschichtig war, dass selbst ein brutaler Gewalttäter in seiner monströsen Lust Macht auszuüben, so unschuldig wirken konnte wie ein Kind. Ein Kosmos, der einen ahnen ließ, dass es noch viel zu entdecken gab und – was noch wichtiger war – dass es sich lohnen würde so bald wie irgend möglich auf die große Reise zu gehen.

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                  • 9

                    Für einen Geistesriesen und ein Erkenntnis-Füllhorn wie Woody Allen ein eher schlicht gestrickter Film, der allerdings durch ein paar schauspielerische Kabinettstückchen (mein Favorit: Brody als Dalí) und vor allem sein hinreißend sentimentales Nostalgie-Flair ausgesprochen liebenswert geraten ist.

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                    • 7

                      Manchmal etwas seicht, manchmal etwas sentimental, manchmal etwas albern. Aber insgesamt ein netter Film fürs breite Publikum: kurzweiliger als jede Adam Sandlerei (außer PUNCH DRUNK LOVE), humorvoller als alle Ben Stiller Vehikel (außer THE ROYAL TENENBAUMS) und berührender als Julia Roberts' gesammelte Werke (vielleicht mal abgesehen von ERIN BROCKOVICH). Wegen seiner französischen Herkunft wird LES PETITS MOUCHOIRS manchmal in die Arthouse-Ecke geschoben, ist aber angenehmer Mainstream ohne Verdummungsgefahr.

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                      • Ich war immer überracht, wie sehr der Film polarisiert. Trotz seiner maximal liebevollen Ausstattung, seinem Phantasie-Ensemble und seiner erlesenen Musikwahl gilt er oft als kühl, wenn nicht gar abweisend. Das kann ich nur insoweit nachvollziehen, als dass die meisten Figuren ihre Emotionen nicht offen mimisch vor sich hertragen (aber wer tut das schon). Ihr Handeln, auch im Detail, spricht allerdings Bände über ihren jeweiligen Seelenzustand, und der rührt mich irgendwie. Ein bisschen muss man schon mitdenken um die skurrileren Motive zu begreifen – aber das ist doch zur Abwechslung auch mal ganz schön.

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                        • 7

                          Trotz seiner tollen Grundidee ist MELINDA & MELINDA für mich einer der schwächsten Woody Allen Filme – denn weder die komische noch die tragische Seite seiner gebeutelten Hauptfigur gerät wirklich überzeugend. Natürlich muss man wegen der schönen Genre-Reflexion auf einiges an Konstruiertheit gefasst sein – überraschend aber, wie uninspiriert (trotz Musen-Auflauf: Mitchell/Sevigny/Peet) der Altmeister diesmal erzählt. Denn so hübsch die naheliegende Erkenntnis ist, dass Komik und Tragik meist nicht viel trennt – so richtig auf ihre Kosten kommen hier weder die Freunde intellektueller Metaebenen noch die Freunde von starken Geschichten. Zu schnell geht dem Genrespiel die Puste aus, zu blass auch die Liebeswirrungen der Protagonisten.
                          Aber so ist das nunmal bei schwierigen Experimenten: sie können schiefgehen – was immer noch besser ist, als es gar nicht erst zu versuchen.

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                          • 10

                            Wenn ich Filme sehe, die so präzise, dicht und konsequent vom Wesentlichen erzählen wie Bressons DAS GELD, dann fällt es mir schwer, mich überhaupt noch für konventionelle Filme zu interessieren. Immer schaler und zeitverschwenderischer erscheinen mir die vergleichsweise austauschbaren Standardfilme, die gut und gerne 99% des Mediums ausmachen.
                            Was Bresson zum Meister erhebt? Er kennt das Leben wirklich, und er hat was zu erzählen. Er kaut nichts vor. Er setzt Intelligenz voraus und eine gewisse Beobachtungsgabe auch beim Zuschauer. Wer unkonzentriert ist – auch nur für einen kurzen Moment – verpasst etwas. Denn jedes Bild, jede Dialogzeile ist hier von Bedeutung. DAS GELD ist nie prätentiös, dafür durchweg tiefgründig. Zum Beispiel kenne ich keinen Film, der so sehr spürbar macht, was Gefängnis und die damit verbundene Entmündigung überhaupt bedeutet. Außerdem gelingt Bresson hier nicht weniger als die verborgenen Wurzeln des (allgegenwärtigen) Zynismus freizulegen.
                            Kurz: Wer in aufrichtiger Menschenkunde Schönheit findet, für den ist dieser Film ein Fest – alle anderen mögen sich im nächsten Multiplex trösten gehen.

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                            • 10

                              Private Filmgeschichtchen, Folge 4:
                              Das bisher einzige Mal in meinem Leben, dass es wegen eines Films beinahe zu Handgreiflichkeiten kam, ereignete sich direkt im Anschluss an einen Kinobesuch von DAS FEST. Der neue Freund einer alten Bekannten grummelte da sinngemäß: er werde nie begreifen, warum man sich solche „Runterzieher“ überhaupt antun müsse – während ich ungefähr fand, gerade eines der großartigsten von Menschenhand jemals geschaffenen Werke gesehen zu haben. Wenige Minuten später musste meine Bekannte körperlich dazwischengehen, denn ihr Typ und ich bellten uns so heftig an, dass sich unsere Nasen fast berührten.
                              Inzwischen ist mir klar geworden, dass nicht wenige Menschen es um jeden Preis vermeiden, sich mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen – und vielleicht funktioniert diese Art zu leben sogar irgendwie. Nur erscheint mir der Ansatz, Traurigkeit, Abgründe oder Schmerz einfach von sich weg zu schieben als der bitterste Runterzieher überhaupt.

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                              • Köhler macht kluges Kino, das sich nicht mit allzu einfachen Antworten auf die Fragen des Lebens begnügt. Ein Hoffnungsträger für die deutsche Kinokultur.

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                                • 7

                                  Ebenso explizites wie bemerkenswert unverkrampftes Selbstfindungsvögeln, das einen seiner vielen Höhepunkte in einem steifschwänzigen Schwulendreier findet, bei dem man sich die amerikanische Nationalhymne buchstäblich in den Hintern bläst. Im Ganzen legt es der Film aber erfreulicherweise weniger auf Provokation an als auf liebenswerte Lustfreundlichkeit – und die ist ja Voraussetzung für so etwas wie Erfüllung im unendlich verzweigten Labyrinth der Leidenschaft.
                                  P.S.: Hätte SHORTBUS trotzdem gerne in einem texanischen Kleinstadtkino gesehen!

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                                  • 9
                                    über Amadeus

                                    Ich glaube es gibt keinen Film, der die Sehnsucht des Menschen, genial oder wenigstens herausragend zu sein, so eindringlich offenbart wie AMADEUS.
                                    Sich dem Wunderkind durch die Augen des vergleichsweise mediokren Salieri anzunähern, dem im Laufe seiner persönlichen Begegnungen mit Mozart keine Demütigung erspart bleibt, ist eine kontrastreiche Spiegelperspektive, in die sich angesichts eines solchen Übertalents wahrscheinlich so ziemlich jeder schmerzlich hineinversetzen kann.
                                    Forman erzählt dermaßen leinwandwirksam und burlesk von Mozarts singulärer Gabe, dass man – wie so oft im ganz großen Kino – selbst angesteckt wird von der süßen Illusion, vielleicht einen ähnlichen Zauber irgendwo in sich zu tragen. Wie aber leider genauso oft im großen Kino geht es dem tschechischen Meisterregisseur hier weit mehr um die Faszination und Strahlkraft als um eine wahrhaftige Geschichte zum Thema Genie – und dessen hohen Preis, auszehrenden Fleiß und triefenden Schweiß.
                                    Dennoch fiel es mir selten so leicht wie hier, Mythen und Klischees vorbehaltlos zu goutieren. Forman's, Abraham's und Hulce's Kunst der erzählerischen Verführung ist nämlich so vollendet und süß wie eine Mozartkugel.

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                                    • 9

                                      The Lost Weekend ist neben all seinen inszenatorischen und schauspielerischen Qualitäten auch so etwas wie die perfekte Drehbuchschule. Wer sich in die Handwerkskunst des Geschichtenerzählens mal so richtig hineinpfriemeln will, hat hier das ultimative Anschauungsmaterial: Von der brillanten Anfangsszene an ist jede noch so kleine Handlung motiviert und hat Fluss, sämtliche erzählerischen Motive sind virtuos miteinander verflochten, lebendig und verdichtet, die meisten davon obendrein in kraftvolle Bilder übersetzt. Wenn man Wilders grandioser Suchtstudie etwas vorwerfen wollte, dann höchstens, dass sie durch all die Präzision gelegentlich ins Schematische tendiert. Aber das wäre angesichts der überschaubaren Konkurrenz auf diesem Gebiet ein Meckern auf sehr hohem Niveau.

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                                      • Wenn es Michael Bay nicht gäbe, wäre die Welt wahrscheinlich nicht viel ärmer, dafür aber vielleicht ein klitzekleines, wirklich nur ganz winziges, Stückchen weniger dumm...

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                                        • 4

                                          Die Umsetzung dieser an sich nicht uninteressanten Mutter-Tochter-Variante ist so ideenarm und flach wie ihr Filmplakat. Nach seinem erstaunlichen Debüt HIERANKL und den gelungenen Nachfolgern WINTERREISE und DIE ZWEITE FRAU scheint es unerklärlich, wie dem hochtalentierten Hans Steinbichler ein so blasses und über weite Strecken seifiges Melodram passieren konnte. Trotz Top-Ensemble bis in die kleinsten Rollen fehlt es an glaubhaften Momenten, alles wirkt wie hinter Glas. Keine Überraschungen, viel Genre-Durchschnittskost. Wie weggeblasen auch Steinbichlers sonst so nuancierte Dialogarbeit. Und dann noch diese Musik! Gesichtslose Schicksalsstreicher und beliebige Pianoplänkeleien. Nein, so bitte nicht.
                                          Lieber Hans Steinbichler, nehmen Sie sich doch eine Auszeit und besinnen sich auf ihre fraglos vorhandenen Qualitäten. Dann war das (B)LAUE VOM HIMMEL vielleicht nur ein Ausrutscher.

                                          • 8 .5
                                            über Casino

                                            Aus der Reihe "Private Filmgeschichtchen", Folge 3:
                                            Als ich 1996 am Tag des Kinostarts von CASINO in einem Münchner Kino saß, war meine Vorfreude auf den neuen Scorsese nach monatelangem Daraufhinfiebern so groß, dass mir bei den ersten Bildern des Films – genauer gesagt schon beim Universal-Studiovorspann – ein paar Tränen die Wangen hinunterkullerten (und das einem harten Hund wie mir!).
                                            Erfreulicherweise konnte der Film die astronomischen Erwartungen weitgehend erfüllen. Zwar wirkte nach GOOD FELLAS manches wie ein Déjà-vu, aber eine Reihe liebevoller Kabinettstückchen wie der erste Augenkontakt zwischen DeNiro und Stone, gefolgt von den haarsträubendsten Ehe-Scharmützeln seit WHO'S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF, machten die Gangsterklischees allemal wett.
                                            Auch heute, gut 15 Jahre später, ist mir bei Scorsese wieder zum Heulen zumute – leider aber aus einem ganz anderen Grund: Seine frühere Lebendigkeit und Inspiration scheint endgültig den Konventionen und dem Schielen nach Großpublikumsgefälligkeit gewichen. Ähnlich wie bei George Lucas, Francis Ford Coppola oder Wolfgang Petersen könnte man meinen, der Mann habe seine Körperhülle irgendwann einem Primaten überlassen, der sie seitdem benutzt um Flachsinn zu produzieren.
                                            Für mich wirklich einer der traurigsten Niedergänge. Wo sind nur Scorseses große Momente geblieben? Die letzten davon hatte er meiner Ansicht nach in CASINO.

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                                            • 4 .5

                                              Musterbeispiel für eine verhunzte Buchadaption. Während King in seiner Vorlage in vielerlei Hinsicht zur Hochform aufläuft – dort ist die Qualität der Mythologie ebenso meisterlich wie ihre tiefenpsychologische Fundiertheit und poetische Ausdruckskraft – vermasselt die Filmversion so gut wie alles, was in ihren Aufgabenbereich fällt: Vor allem die plumpe TV-Kameraarbeit und die talentlos-trashige Auf-die-Fresse-Inszenierung bleiben in schmerzlichster Erinnerung – angesichts einer Geschichte, die einst so tiefsinnig und zwingend erdacht wurde, dass ihr Potenzial trotz aller filmischen Stümperei hier und da noch durchscheint.
                                              Nicht auszudenken, was ein guter Regisseur aus diesem Stoff hätte machen können...

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                                              • Der italienische Film ist in einer betrüblichen Hinsicht vergleichbar mit dem deutschen Film: Beide Filmländer zählten ehemals zu den großen – beide haben in den letzten Jahrzehnten aber auffallend wenige, seltene Glanzlichter hervorgebracht...
                                                (...und dennoch würde ich BROT UND TULPEN nicht einmal unter die besten 1000 zählen, selbst wenn ich so viele gesehen hätte.)

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                                                • 9

                                                  Aus der Reihe „private Filmgeschichtchen“, Folge 2:
                                                  Letztens stehe ich in der Videothek neben einer 15-jährigen, die einen Mitarbeiter fragt, ob er einen guten Teeniefilm für sie hat. Der schlägt ihr RAUS AUS AMAL vor, sie guckt sich das Cover an, telefoniert kurz mit einer Freundin und entscheidet sich dann für HAROLD UND KUMAR.
                                                  Ich denke mir noch: Oh nein, jetzt gucken die Mädels diesen belanglosen Klamauk – dabei hätten sie RAM haben können, einen der feinsten Jugendfilme überhaupt! Mit lebensechten Figuren, einer mal witzigen, mal bitteren, immer mitreißenden, ebenso charmanten wie berührenden Geschichte und einer Menge treffender Beobachtungen zum was draus lernen.
                                                  Aber wie es aussieht, haben die beiden sich nun mal anders entschieden und werden vielleicht nie erfahren, was ihnen entgangen ist... da ruft der Typ in der Videothek die Kleine beim Weggehen zurück und gibt ihr tatsächlich RAM noch umsonst mit dazu.
                                                  Faire Aktion! Denn das kostet ihn trotz Mitarbeiterrabatt 50 Cent aus eigener Tasche (und besonders hübsch war die junge Dame offengesagt auch nicht).
                                                  Der Bursche ist jedenfalls ein Held und verdient in der Kategorie „Selbstloser Einsatz für die Verbreitung guter Filme“ einen funkelnden Preis.

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                                                  • 9

                                                    Solondz' Frühwerk wirkt nicht immer ausgereift – und doch ist seine Meisterschaft schon offenbar. Unvergesslich die babyspeckige Brillenschlange Dawn Wiener als Opfer mitleidloser Ausgrenzung, in der Schule wie auch zu Hause. Ihr Umfeld aus Konformismus (Schule), Falschheit (Mutter), Berechnung (Ballerina-Schwester), Pragmatismus (Nerd-Bruder) und Gleichgültigkeit (Vater) zeichnet Solondz mit bitterstem Humor als grimmiges Sittenbild des amerikanischen Kleinbürgertums – Ähnlichkeiten mit universellen Phänomenen leider nicht ausgeschlossen...

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