smartbo - Kommentare
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Alle Kommentare von smartbo
Der Astronaut Mills (Adam Driver) landet nach einem Absturz auf einem mysteriösen Planeten. Mills findet heraus, dass es sich um die prähistorische Erde handelt und er 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit gereist ist. Er ist dort in Begleitung des kleinen Mädchens Koa (Ariana Greenblatt). Ihre neue Umgebung erweist sich als äußerst gefährlich, denn sie treffen auf angriffslustige Dinosaurier. Der Kampf ums Überleben beginnt ..
Scott Beck und Bryan Woods, die Drehbuchautoren und Regisseure des Filmes, sind hauptsächlich in den Genres Horror und Science-Fiction tätig. Sicherlich wird jeder schon von dem guten Film „A Quiet Place“ (2018) gehört haben, für den sie das Drehbuch geschrieben haben. Die Erwartungen an den Film „65“, waren bei mir daher hoch. Allerdings hat er mich enttäuscht.
Die Erkenntnis, dass es sich um die Erde vor 65 Millionen Jahren handelt, könnte eigentlich im Laufe des Filmes als ein überraschende Wendung verwendet werden, aber dieser Kniff wird schon nach wenigen Minuten verraten. Eine vertane Chance, wie ich finde. Naja, dann wird es wohl andere Überraschungen im Film geben, denkt man als Zuschauer. Dieser Erwartung wird allerdings nur mäßig erfüllt, denn der Handlungsverlauf ist ziemlich zäh, eintönig und bietet nichts Überraschendes. Der Film ist eher einschläfernd. Ab und zu wird man von einer schönen Szene überrascht, aber solche Szenen sind eher selten. In die Handlung kommt kaum Schwung, und die Action ist eher spärlich und mittelmäßig.
Die Charakterzeichnung ist unzureichend. Man fragt sich ständig wer ist eigentlich Mills, woher stammt er, wie hat er vor dem Crash gelebt. Ebenso ergeben die beiden kleinen Mädchen, die Tochter von Mills und seine Begleiterin Koa, ziemlich charakterlose Figuren. Und auch die CGI-Effekte, die in zahlreichen Kommentaren, so gut abschneiden, sehe ich ehe etwas kritischer. Hier und da sehen sie gut aus, aber es gibt Szenen, in denen man deutlich erkennen kann, dass sie aus dem Computer kommen. Sie sind nicht schlecht und durchaus solide. Aber besser als in dem 30 Jahre alten Jurassic Park sind die Dinos auch nicht.
Die schauspielerische Performance von Adam Driver ist nicht gerade herausragend, aber in jedem Fall okay. Da gibt es nichts zu meckern. Pluspunkte sammelt der Film bei den gelungenen Kulissen, der bedrohlichen Atmosphäre und der schönen, einnehmenden Optik.
Fazit: im gesamten Film gibt es nichts Neues oder Innovatives. Der Mangel an Originalität fällt auf. Irgendwann, Irgendwo, irgendwie hat man alles schon x-mal gesehen. Ach nee, und das schon wieder, ist mir mehrmals während der Sichtung rausgerutscht. Trotz der sicherlich gelungenen atmosphärischen Kulisse der Erde vor 65 Millionen Jahren und der durchaus überzeugenden schauspielerischen Performance von Adam Driver ist „65“ ist für mich eine Enttäuschung. Schade, ich habe mehr erwartet.
Dr. Markway (Richard Johnson) plant, ein altes Haus in dem es spuken soll, für seine Forschungen zu Geistererscheinungen zu nutzen. Deshalb bittet er eine Gruppe sorgfältig ausgewählter Personen, in das berüchtigte Hill House zu kommen. Berüchtigt, weil das 90 Jahre alte Haus eine Geschichte voller Skandale, Selbstmorde und Wahnsinn ist. Nur zwei der Personen tauchen auf, Eleanor (Julie Harris) und Theo (Claire Bloom). Ziel ist es, dass die Damen gemeinsam mit Dr. Markway und Luke (Russ Tamblyn), dem Neffen des Besitzers des Hill Houses, einige Tage im Haus übernachten, um herauszufinden, ob es dort wirklich spukt. Die Antwort lässt jedoch nicht lange auf sich warten...
Der in schwarz/weiß gedrehter Old-School-Spukhaus-Film ist 60 Jahre alt und macht einen ganz guten Eindruck. Das liegt aber nicht an allen möglichen Spezialeffekten, denn vor 60 Jahren gab es sie einfach nicht. Nein, das Paradoxe an dem Film ist, dass man Angst vor dem hat, was man nicht sieht. Kein Blut, keine Monster, der Film basiert ausschließlich auf der Kraft der Suggestion. Unter anderem durch den effektiven Einsatz von Toneffekten und unkonventioneller Kameraführung gelingt es dem Film, eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Besonders gelungen sind die halluzinatorischen Bilder auf einer Wendeltreppe. Und eben das ist die Stärke des Filmes: der Film setzt weniger auf Horror- oder Gruselelemente, sondern viel mehr auf finstere Atmosphäre, die man in so manchem heutigen Horrorfilm vermisst. Und auch die Kulisse, ein verlassenes Landhaus, das eine eigene düstere Ausstrahlung zu haben scheint, trägt wesentlich dazu bei.
Ich sehe aber auch einige Kritikpunkte. Die Handlung ist meines Erachtens nicht ganz sauber ausgearbeitet. Das gilt vor allem für die Frage, ob es wirklich im Haus spukt oder ob die Gruselerscheinungen psychisch bedingt sind. Was mir ebenfalls nicht ganz gefallen hat, ist das theatralische Schauspiel der Protagonisten. Insbesondere Julie Harris in der Rolle der Eleonor kommt ziemlich nervig rüber und fällt mit ihrem überzeichneten Overacting auf. Einen Schwachpunkt stellen auch die Dialoge dar, die etwas hölzern wirken. In den 60er Jahren mögen sie ganz gut funktioniert haben, aber heute wirken sie ziemlich gestelzt. Bei meiner Punktewertung fallen diese Kritikpunkte jedoch kaum ins Gewicht, denn so wurden halt die Filme in den 1960er-Jahren gedreht.
Fazit: Es ist kein typischer Horrorfilm. Er gehört mit seiner subtil gruseligen Atmosphäre eher in das Subgenre „Geister/Spukhaus“. Trotz meiner Kritik ist es für mich keineswegs ein schlechter Film. Habe mich nicht gelangweilt. Dank der starken düsteren Atmosphäre, den gut funktionierenden Wendungen, der großartigen Kulisse und der vorzüglichen Kamera erreicht der Film trotz seines betagten Alters bei mir ein solides „sehenswert“.
In dieser US-amerikanischen Survival-Reality-Serie müssen zehn voneinander isolierte Kandidaten so lange wie möglich in der Wildnis überleben. Der Kandidat, der am längsten bleibt, hat gewonnen. Der Gewinner erhält einen Preis von 500.000 US-Dollar. Ab der 7. Staffel wurde der Preis auf 1 Million Dollar erhöht. In den einzelnen Staffeln sind jeweils verschieden Orte zu sehen, darunter Vancouver Island, British Columbia, Patagonien, Mongolei, Nord-Kanada usw. Die Ausrüstung, die man mitnehmen kann, ist auf zehn Gegenstände begrenzt. Ganz allein in einem rauen, gefährlichen und wilden Gebiet müssen die Teilnehmer jagen, für Wasser und Nahrung sorgen, Schutzbehausungen bauen, Raubtiere abwehren und ihre Erlebnisse selbst filmen. Es ist die ultimative Prüfung des menschlichen Willens, und die meisten geben schon nach einer kurzen Zeit trotz des verlockend hohen Gewinns auf.
Ich schaue mir zwischendurch immer wieder mal gerne eine Folge der Serie an. Sie ist nicht so reißerisch und überkonstruiert, wie viele andere Survival-Filme, z.B. die von Bear Grylls. Mit dem und vielen anderen Survival-Protagonisten kann ich nichts anfangen: sie wirken auf mich aufgesetzt, gestellt, unecht und unehrlich. In den meisten Survival-Serien ist immer ein Kameramann dabei, der alles filmt. Das hat dann aber nichts mit Überlebenskampf zu tun, sondern wird zu einer Farce, wie ich finde.
Gut finde ich aus der Survival-Szene den Briten Ed Stafford, der bescheiden auftritt, nicht wie ein hartgesottener Kerl wirkt, und der atemraubende Abenteuer gemeistert hat. So hat er 60 Tage lang auf einer kleinen abgelegenen Insel des Fidschi-Archipels ohne jegliche Ausrüstung überlebt. Er hat absolut nichts dabei gehabt, wurde nackt ausgesetzt und hatte lediglich die Kameraausrüstung dabei, damit er sich selbst filmen konnte. Tolle Leistung. (siehe dazu mein Kommentar zu der Serie „Ed-Staffort - Das nackte Überleben“) https://www.moviepilot.de/serie/ed-stafford-das-nackte-ueberleben/kritik
Den meisten Kandidaten bereitete die Isolation, die Einsamkeit und die Trennung von ihren Familien große Probleme. Viele fanden die ungewohnte Stille regelrecht unerträglich. Das ist hart, und man muss damit umgehen können, um die Herausforderung zu meistern. Die meisten fangen an zu grübeln und verfallen in den Kampf mit dem eigenen Kopf. Deshalb ist in allen Survival-Abenteuern vor allem eines wichtig: die mentale Verfassung, die eine zentrale Rolle spielt. Man kann alle Survival-Skills perfekt beherrschen, es nützt aber nichts, wenn man mental instabil ist. Darauf kommt es an. Das ist etwas, was bei uns verweichlichten Westlern großteils verloren gegangen ist. Wir haben ja alles und es ist kein Problem, es uns zu besorgen. Diese enorme Hürde aus der Komfortzone hinein in die wilde Natur muss man erstmal meistern. Es ist gar nicht so einfach.
Fazit: Für mich ist „Alone“ neben den Ed-Stafford-Filmen eine wirklich sehenswerte Survival-Serie. Evident wird vor allem in der Serie, wie weit wir uns Menschen von der Natur entfernt haben und wie wichtig Naturschutz sowie der sorgsame Umgang mit ihren Ressourcen sind. Die Sichtung bereitet mir immer wieder Spaß, es ist spannend, und man lernt ja immer noch dazu. Ich kann die Serie allen, die eine gewisse Affinität für Survival-Filme haben, wärmstens empfehlen.
Die fünfköpfige Familie Freeling lebt in einem neu errichteten Vorort in Orange County in Kalifornien. Eines Tages scheint sich in ihrem Haus ein seltsames Phänomen zu ereignen. Das friedliche Leben der Familie Freeling wird durch Geister gestört. Anfangs wirken die Geister noch freundlich. Doch dann werden sie gemein und beginnen, die Familie zu terrorisieren.
Es ist ein Spielberg-Film, was man auch deutlich sieht. Steven Spielberg hat das Drehbuch für den Film geschrieben, er hat ihn produziert und hat auch sicherlich bei der Inszenierung, die bei dem Regisseur Tobe Hooper lag, ein Wörtchen mitzureden gehabt. In allen Aspekten strahlt der Film die Charakterzüge von Steven Spielberg aus. In einigen Szenen lassen sich deutliche Parallelen zu Spielbergs „ET“ ziehen, dem Film, den er im selben Jahr wie Poltergeist drehte.
Die Geschichte von Poltergeist beginnt freundlich und harmlos. Im Mittelpunkt steht eine typische amerikanische Familie und die ersten Vorfälle wirken eher komisch als bedrohlich. Doch bald ändert sich die Atmosphäre des Films und die Thriller- und Gruselmomente dominieren zunehmend und werden immer bedrohlicher. Die Spezialeffekte im Film sind einfach, zeigen aber bis heute noch ihre Wirkung. Wenn man bedenkt, dass der Film über 40 Jahre alt ist, funktionieren sie auf jeden Fall ganz gut. Etwas Donner, es ist dunkel und unheimlich still, dann ein paar Szenen im Schlafzimmer mit Angst vor dem Monster im Schrank und unter dem Bett. Es klappt eigentlich immer.
Der Film enthält ein Übermaß an Klischees, aber sie wirken nicht störend. Angereichert wird die Atmosphäre mit gut dosiertem Humor. Die Filmmusik zu Poltergeist ist top und stammt von dem bekannten Komponisten Jerry Goldsmith. Sowohl die Spezial- und die Toneffekte als auch die Filmmusik erhielten 1983 Oscar-Nominierungen. Der Film war Kassenschlager und der Erfolg von Poltergeist führte zu seinen Fortsetzungen: Poltergeist II: „Die andere Seite“ erschien 1986 und Poltergeist III „Die dunkle Seite des Bösen“ 1988. Im Jahr 2015 gab es eine Poltergeist-Neuverfilmung mit dem Filmtitel „Poltergeist“.
Fazit: es gibt mehr zu sehen als einen harmlosen Polstergeist. Im ganzen Haus wird ordentlich gepoltert und gegeistert. Aber es ist kein reiner Horror-Film, er gehört eher in das Subgenre Geisterfilm. Der kultige und atmosphärische 80er-Jahre-Spielberg-Film hat auch nach Jahrzehnten seine Klasse nicht verloren. Er punktet vor allem mit einer guten Geschichte, die spannend erzählt wird. Langeweile ist hier ein Fremdwort. Es ist ein zeitloser und unterhaltsamer Kultfilm, der sich auch heute noch bestens behaupten kann. Einer Empfehlung ist er absolut würdig.
Der Film spielt in der amerikanischen Küstenstadt Scarborough in Maine. Der Immobilienmakler Will Grady, gespielt von Justin Timberlake, entdeckt, dass seine Freundin Summer in einem leeren Haus, das sie beide verkaufen wollten, erstochen wurde. Detective Tom Nichols (Benicio del Toro) wird beauftragt, den Fall gemeinsam mit seinem Partner, Detective Dan Clearly ( Ato Essandoh ), zu untersuchen …
Der Fall gibt Tom Nichols eine zweite Chance, sich als Detektiv zu beweisen. Er ist ein komplexer Charakter. Nachdem ihm in Philadelphia Korruption vorgeworfen wurde, verschafften ihm die Verbindungen seiner Frau einen Platz in der Polizei von Maine, wo er von der örtlichen Polizei herzlich willkommen geheißen wird. Es liegt nun an ihm und seinem Partner Dan Cleary, die kurze, aber schwierige Liste der Verdächtigen abzuarbeiten. Wer ist der Mörder?
Schon am Anfang stehen die Verdächtigen fest. Ist es Will Grady, Summers Partner im Geschäfts- und Liebesleben? Grady gibt nie etwas preis und schafft es, viele Geheimnisse seines Immobilienimperiums geheim zu halten. Natürlich ist auch der böse Ex-Mann dabei, der auf den ersten Blick jemand ist, der vom rechten Weg abgekommen ist. Abgerundet wird das Ensemble typischer Mordverdächtiger durch Eli Philips, der nach einem Schicksalsschlag in seiner eigenen Familie die Gradys verfolgt, weil er ihnen die Schuld dafür gibt.
Der Film nimmt sich viel Zeit, um die Geschichte zu entfalten, und sie wirkt, auch dank des feinen Soundtracks, lange Zeit sehr atmosphärisch. Der Film steigert sich mehrmals in spannungsgeladene Momente. Die Handlung ist fesselnd und entfaltet Neugier. Mit zu vielen Handlungssträngen und teilweise zu wenigen Entwicklungen geraten aber die Ermittlungen manchmal ins Stocken und der Film verlagert seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge: die Installation von Toms neuer Küche, das Tanzen mit seiner Frau und Blödeleien am Arbeitsplatz unter seinen neuen Kollegen. Die Darstellung von Freunde und Trauer innerhalb der amerikanischen Polizei verleiht den Charakteren eine menschliche Note, die in vielen ähnlichen Filmen fehlt. Aber mit zu vielen Nebenpfaden und partiell zu wenig Handlungsentwicklung verliert der Film phasenweise seine charakteristische grüblerische Atmosphäre, was zu Lasten der Wertung geht.
Es ist Benicio del Toro in der Hauptrolle des Ermittlers, der dafür sorgt, den Film während seiner über zweistündigen Laufzeit über Wasser zu halten. Del Toro spielt die Rolle eines abgebrühten Polzisten auf subtile Weise, ohne klischeehaft zu wirken. Ihm ist es zu verdanken, dass „Reptile“ mehr ist als nur ein mitunter uninteressantes Rätsel für den Zuschauer, sondern vielmehr ein gut inszenierter und durchaus fesselnder Film .
Fazit: Kein Überflieger. Dem Film gelingt es jedoch, permanent Neugier zu schüren und dass man die Finger von der Stopp-Taste fernhält. Partiell weicht der Plot von seinem roten Faden ab und verzettelt sich in Nebensächlichkeiten. Ganz besonders wegen der super Leistung von Benicio del Tor ist er jedoch für eine einmalige Sichtung okay. Für den Regisseur Grant Singer, der eigentlich ein Musikvideoregisseurs ist, ist es das Erstlingswerk. Das hat er ganz ordentlich gemeistert, finde ich. Deshalb sollte man nicht allzu kritisch sein, denn Potential dafür, dass er es in der Gesamtbetrachtung unter dem Strich gut kann, hat er in jedem Fall bewiesen.
Doku-Tipp:
Nach längerer Suche habe ich diese sehenswerte Dokumentation über den genialen und sageumwobenen amerikanischen Sci-Fi-Autor Philip K. Dick auf YT gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=e-y23agTyKA
Unzählige Sci-Fi-Blockbuster (Blade Runner, Total Recall, Inception, Matrix, Minority Report usw. ) basieren auf seinen Romanen. Damit hat er maßgeblich die Filmgeschichte beeinflusst. Dick hat in seinen Romanen eine dystopische Zukunft vorausgesagt, die heute partiell verstörend real geworden ist.
Für mich war die Doku, über die ich schon vor 3 Jahren ein Kommentar verfasst habe, eine Zweitsichtung, aber immer noch sehr interessant und fesselnd. Empfehlenswert nicht nur für alle Fans des Sci-Fi-Genres.
Brynn Adams (Kaitlyn Dever) lebt allein in einem großen Haus auf dem Land. Sie ist einsam und hat keine Kontakte. Jeder scheint sie zu hassen. Eine gute Freundin von ihr ist jung gestorben. Das beschäftigt sie und darunter leidet sie. Sie verbringt ihre Tage damit, Kleidung zu nähen und in ihrem Wohnzimmer ein Miniaturdorf zu unterhalten. Eines Abends hört sie seltsame Geräusche und es stellt sich heraus, dass ein Außerirdischer in ihr Haus eingedrungen ist. Von da an entfaltet sich ein Kampf ums Überleben, sowohl körperlich als auch emotional …
Ein guter Home-Invasion -Thriller erfordert nur wenige Worte. Das befolgt der Film ganz gut, denn es werden keine Worte gesprochen. Dank der passablen Inszenierung kommt der Science-Fiction-Horror ohne sie aus. Mit minimalen Mitteln zeichnet er peu a peu ein komplexes und vielschichtiges Porträt der emotional instabilen Brynn, die ihr Zuhause kaum verlassen kann, weil sie aufgrund eines vergangenen Ereignisses in ihrer Gemeinde herabgesetzt und abgelehnt wird. Neben den Horror- und Sci-Fi-Elementen ist die subtile psychologische Einfärbung des Plots unverkennbar, denn eigentlich geht es hier um die Vergangenheitsbewältigung. Schuld, Trauer, Reue, Vergebung sind die zentralen Themen. Gespielt wird Brynn von Kaitlyn Dever, die eine überzeugende Performance bietet.
Der Großteil des Films ist ein klassischer Fall von „Mensch gegen Außerirdische“, wobei Brynn mehrere Male kämpfen muss. Auf Hilfe darf sie nicht zählen, so viel ist klar. Brynn ist in ihrer eigenen geschlossenen Welt auch ein bisschen ein „Alien“, aber erfreulicherweise wird diese Akzentuierung im Film nicht überzeichnet. „No One Will Save You“ ist vor allem ein straffer Film, der sich partiell von anderen Sci-FI-Horror-Filmen, z.B. von Shyamalans „Signs“ oder „Die Körperfresser kommen“, inspirieren lässt.
Dem Film gelingt es, das Beste aus Brynns klaustrophobischer Welt zu machen. Ihr Haus und die Ausstattung werden zu einer Art Überlebensausrüstung, in der jedes Objekt, von der Kühlschranktür, Schreibtisch, Schere bis zum Vorhang, optimal genutzt wird. Der Film ist ausdrucksstark, so dass jeder Monolog und Dialoge überflüssig sind: die intensiven Bilder, angereichert mit starken Licht- und Schatteneffekten und untermalt mit einem brachialen Sounddesig, erzählen die ganze Geschichte.
*** SPOILER Anfang ***
Weniger gut gelungen ist für mich die auflösende Sequenz am Ende des Filmes, die meines Erachtens zu zäh, zu wirr ist, und zu sehr in die Länge gezogen wurde. Besonders missraten für meine Begriffe ist das Schlussbild, in dem Brynn zusammen mit den lachenden, freundlichen Dorfbewohnern fröhlich vereint tanzend zu sehen ist. Ein Bild, das meines Erachtens überhaupt nicht zu der gesamten finsteren Atmosphäre des Filmes passt. Ja, klar, es geht hier um Vergebung für den von ihr begangenen Mord und darum, zu zeigen, dass sie die Vergangenheit verarbeitet hat und für sie am Ende alles glücklich ausging. Aber das kann man dezenter darstellen und vor allem etwas mehr im Einklang mit der bisherigen düsteren Atmosphäre, anstatt eine quietschvergnügte Szene zu präsentieren, die kaum zu dem Horror-Sci-Fi-Ansatz des Filmes passt. Das schmälert meine Wertung.
*** SPOILER Ende ***
Fazit: „No One Will Save You“ ist trotz des holprigen Endes ein durchaus origineller und einfallsreicher Thriller. Der gesamte Film mit seinen gruselig-bösartigen Außerirdischen, dem tiefergehenden, psychologisch determinierten Plot und der düsteren Atmosphäre bietet unter dem Strich ein akzeptierbares Seherlebnis. Für ein solides „Ganz gut“ hat es bei meiner Punktwertung in jedem Fall gereicht.
Der Film spielt in den USA im Jahr 1998. James Keene (Targon Egerton) ist ein junger Mann, der alles zu haben scheint. Er ist schlau, kann gut reden und hat Talent als Footballspieler, aber er ist nicht gut genug für den nächsten Schritt in Richtung Profikarriere. Er nutzt seine Talente, um ein kleines Drogengeschäft aufzubauen. Als er verhaftet wird, wird er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Gefängnis wird Keene vom FBI angesprochen, das ihm die Möglichkeit bietet, verdeckt in einem der strengsten Gefängnisse der USA tätig zu werden, um der Verbüßung seiner Strafe zu entgehen. Seine Mission: sich mit Larry Hall (Paul Walter Hauser) anzufreunden, einem Mann, der verdächtigt wird, junge Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet zu haben. Hall wartet auf eine Berufung und es besteht die Möglichkeit, dass er freigelassen wird, da das FBI keine schlüssigen Beweise finden konnte. Keene muss also schnell Informationen über die Orte beschaffen, an denen Hall seine Opfer begraben hat. Es sieht nach einer unmöglichen Aufgabe aus, schon allein deshalb, weil Hall ein schwer fassbarer Charakter ist, der einer Art mentalem Minenfeld gleicht …
Die Serie, im Original Black Bird betitelt, basiert auf wahren Begebenheiten. Es ist eine sechsteilige Dramaserie, die zwar eine sparsame, aber dennoch äußerst spannende Handlung mit zahlreichen großartigen Szenen zu bieten hat. Doch der Erfolg der Mini-Serie liegt primär an den beiden Hauptrollen, einem ungleichen Duo, das unter Hochspannung in eine Art Schachspiel auf Leben und Tod verwickelt ist. Die Höhepunkte der Serie sind die Gespräche zwischen Keene und Hall, in denen Keene vorsichtig versucht, die Wahrheit aus Hall herauszubekommen. Aber es ist schwieriger als gedacht, denn Hall scheint ein komplexer und schwer durchschaubarer Charakter zu sein.
Jimmy Keene wird von Taron Egerton gespielt, der im Vergleich zu der Rolle des jungen Elton John, die er in Rocketman spielte, kaum wiederzuerkennen ist . Vor allem in den Eröffnungsfolgen scheint er eine enorme Energie und Selbstbewusstsein auszustrahlen, die als Arroganz rüberkommt. Doch die Fassade schwindet allmählich, weil die Lage für Keene immer ernster wird. Er spielt seine Rolle überzeugend, und Egerton beweist, dass er ein durchaus vielseitiger Schauspieler ist.
Doch es ist vor allem Paul Walter Hauser (eigentlich ein Komiker) als mutmaßlicher Serienkiller Larry Hall, der dafür sorgt, dass jede Szene etwas Unvorhersehbares hat und die Serie zu einem wahren fesselnden Erlebnis wird. Seine Neugier, seine ständig forschenden Augen und seine bemerkenswert hohe, unsichere Stimme, die unter die Haut geht, machen ihn zu einem faszinierenden Monster, das perfekt in die Rolle passt. Es ist Paul Walter Hauser in der Rolle des Psychopathen Larry Hall, der mit seinem hervorragenden Schauspiel fast im Alleingang die ganze Serie trägt. Eine wahrlich herausragende Performance.
Die Handlung fängt gemächlich an, mündet aber rasch in eine packende Geschichte. Die in den Handlungsverlauf eingebauten Rückblenden geben einen Einblick in die traurige Kindheit der Protagonisten. Das Drama spielt sich primär innerhalb und partiell auch außerhalb der Gefängnismauern ab, wobei Greg Kinnaer und Sepideh Moafi zwei FBI-Agenten spielen, die gegen die Zeit anrennen, um Beweise zu finden, die verhindern, dass Hall freigelassen wird. „In with the Devil“ war auch die letzte starke Rolle von Ray Liotta, der hier Keenes sterbenden Vater spielt. Das Schlussbild der Serie besteht aus zwei Fotos des echten Jimmy Keene und des echten Larry Hall. Ein wahrlich gelungener Abschluss einer kurzweiligen Serie.
Fazit: die Serie ist ein starker Burner mit einer hervorragenden Besetzung und einer top Inszenierung, die ein fesselndes Seherlebnis bietet. Dank der düsteren und bedrückenden Atmosphäre, der exzellenten Charakterzeichnung, der starken Dialoge und des exzellenten Schauspiels ist dieses rohe Drama keine Minute langweilig. Top. Für mich eine leider verkannte Serien-Perle und ein Geheimtipp. Meine Empfehlung.
*** Der Kommentar enthält leichte Spoiler ***
Bill Blake (Johnny Depp) reist 1876 in den Westen in die Kleinstadt Machine, um dort als Buchhalter zu arbeiten, und muss dann feststellen, dass er unerwünscht ist. Als er versehentlich den Sohn eines mächtigen Fabrikanten bei einer Schießerei tötet, ist er sofort ein Gesetzloser, der von einer Gruppe Kopfgeldjäger verfolgt wird. Er selbst ist verwundet und wird von einem Indianer namens Nobody unterstützt, der ihn aufgrund seines Namens mit dem englischen Dichter William Blake verwechselt. Zusammen mit Nobody flüchtet Blake vor zwei psychopathischen Verfolgern durch wilden Westen …
Der Schwarz-Weiß-Film hat eine wunderbar deprimierende, düstere und dichte Atmosphäre zu bieten. Untermalt wird sie mit einer melancholischen Musik von Neil Young, die die finstere Stimmung noch weiter verstärkt. Der Film ist eine traurige Geschichte, die, was das Genre angeht, eine Mischung aus Western und Roadmovie ist. Das Pacing ist gemächlich, die Schnitte sind gut gesetzt und die Kamera hat einen ruhigen Rhythmus.
Die Eröffnungsszenen, die in einem Zug spielen, gehören zu den stärksten im Film. In diesen Szenen wird der Zuschauer mit einer sich verändernden Welt konfrontiert. Der gepflegte und anständige Buchhalter Blake, der von seiner Heimatstadt Cleveland zur Endstation Machine reist, staunt und wirkt unsicher. Bilder von rauen Landschaften, von geplünderten Planwagen und sinnlos auf Büffel schießenden Cowboys ziehen am Fenster des Zugabteils vorbei. Die Reise endet in Machine. Ein dreckiges Loch, in dem weder Gott noch das Gesetz das Sagen haben. Was für ein trostloses Elend. Und es bleibt nicht bei der düsteren Stadt Machine. Blake flieht aus dem Kaff und zieht weiter nach Westen. Die Menschen, denen er in der Wildnis begegnet, werden immer seltsamer und prägen immer mehr und weiter die Wahrnehmung der Realität.
Johnny Depp ist anfangs der naive Buchhalter. Im Laufe des Films erfährt er eine Veränderung. Seine Augen werden immer schmaler und kälter. Sein Gesicht wird immer blasser und gezeichneter. Er legt seine Naivität ab. Blake ist eine faszinierende Figur. Und er ist nicht der einzige faszinierende Charakter. Viele Charaktere und bekannte Namen sind zu sehen. So z.B. Robert Mitchum in seiner letzten Filmrolle als der rüde Fabrikchef Dickinson, Iggy Pop als verweichlichter Trapper, Lance Henriksen als psychopathische Killer und natürlich Gary Farmer in der Rolle des indianischen Begleiters Nobody. Der Cast ist prima besetzt.
Die Dialoge sind spirituell und partiell urkomisch absurd und stehen im krassen Kontrast zu der finsteren Stimmung des Films. Die Witze sind jedoch oft so übertrieben, dass es nicht mehr lustig ist, es sei denn, man denkt, der ganze Film sei eine Farce. Das drückt aus meiner Sicht die Wertung des Filmes. Diese Stimmungsaufheller tun dem Film aber anderseits ganz gut. Sie verhindern, dass der Plot komplett in einem schwarzen Loch versinkt.
Fazit: es ist kein alltäglicher Film, er ist schon sehr originell und speziell. Fulminante Action, durchgehende witzige Unterhaltung, knisternde Spannung wird man hier vergebens suchen. Der Film wird daher sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein. Eine generelle Empfehlung ist bei allen Jarmusch-Filmen ohnehin problematisch. Bin kein eingefleischter Jarmusch-Fan, aber mir hat dieser Film jedoch in der Gesamtbetrachtung recht gut gefallen, so dass es für ein solides „ganz gut“ ausgereicht hat. Ja, und für Jim-Jarmusch-Fans ist der Streifen zweifelsohne ein Must-See.
* Der Film ist bis zum 30.11.2023 auf Arte verfügbar
Der Polizist Johnson (Sean Connery) ist seit 20 Jahren bei der Polizei. In dieser Zeit hat er in zahlreichen Morden, Vergewaltigungen und anderen Verbrechen ermittelt. All die Jahre hat er es geschafft, seine Wut und Aggression zu unterdrücken. Doch als er einen Mann verhört, der verdächtigt wird, junge Mädchen misshandelt zu haben, bricht etwas in ihm zusammen und er verliert die Kontrolle. Johnson beginnt, den Mann während des Verhörs heftig zu attackieren …
Der Grund dafür, dass Sean Connery die Hauptrolle in diesem Film übernahm, war, dass er wegen des Mitwirkens in zahlreichen Bond-Filmen unbedingt sein Heldenimage ablegen wollte. Und das gelingt ihm hier vortrefflich. Noch bevor der Film so richtig in Fahrt kommt und der Zuschauer keine Ahnung hat, worum es geht, wird schon in den Anfangsszenen klar, dass Connery in diesem Film nicht den coolen Helden spielt. Seine Rolle meistert er herausragend, um das schon mal vorwegzunehmen.
Der Film folgt einem nicht-chronologischen Erzählstil und beginnt tatsächlich mit dem Ende und zeichnet dann die Geschichte nach. Dies geschieht in Form von Rückblenden und durch Dialoge. Auf diese Weise entsteht ein beeindruckender Film, bei dem die Identität des Täters nicht verschleiert wird und der Plot sich aufgrund dessen hauptsächlich auf das Motiv konzentrieren kann. Das ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Denn einer der größten Spannungsfaktoren in einem Thriller ist ja die Suche nach dem Täter. Diesen aufregenden Faktor gibt es aber in diesem Film nicht. Das muss sich aber nicht unbedingt negativ auf die Spannung auswirken. Der Film ist definitiv nicht langweilig. Die Eröffnungsszene wirft viele Fragen auf, die man als Zuschauer gerne beantwortet hätte. Der Weg zu diesen Antworten ist lang und spannend.
Der Film basiert auf einem Theaterstück, was deutlich durch den kammerartigen Stil sichtbar ist. Die Action hält sich in Grenzen. Es gibt viele Dialoge. Zu sehen sind Szenen, die nicht nur aufgrund des engen Raums, in dem sie stattfinden, bedrückend wirken, sondern auch aufgrund des bissigen und aggressiven Tons der Dialoge. Alle Dialoge sind Gefechte. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich Johnson in einem Polizeiverhör befindet oder ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten führt. Jeder Dialog ist eine heftige Konfrontation. Connery spielt eine interessante Figur, einen Mann, der kämpft. Einen Mann, der sich in einem tiefen emotionalen Tal befindet. Einen Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Seine unter die Haut gehende Wut und Frustration sind in den Konfrontationen mit seiner Umwelt deutlich sichtbar. Connery spielt seine Rolle hervorragend.
Fazit: kraftvolles, psychologisches Drama, das einnehmend, düster und deprimierend zugleich ist. Die schauspielerische Leistung ist auf hohem Niveau, vor allem Connery spielt eine seiner besten Rollen seiner Karriere. Die Geschichte überzeugt vielleicht nicht in allen Aspekten und auch Dialoglastigkeit mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, aber dank der guten Inszenierung beeindruckt der Film und versteht es, den Zuschauer zu fesseln. Meines Erachtens eine leider vergessene Filmperle aus den 1970er Jahren und ein Film, der eines Blickes absolut wert ist.
„The Act of Killing“ ist ein Dokumentarfilm über den Völkermord, der in Indonesien in den 1960er Jahren während des Staatsstreichs und der Herrschaft des Präsidenten Haji Mohamed Suharto begangen wurde. Aber dieser Film ist viel mehr als das. Er beleuchtet den Völkermord an schätzungsweise 500.000 Menschen aus der Sicht der Männer, die diese Morde begangen haben. Die Filmemacher von „The Act of Killing“ schildern dies nicht mit langweiligen Interviews, sondern indem sie die Mörder ihre Taten und Umstände zum Zeitpunkt der Morde darstellen lassen. Es ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte Indonesiens, über das die Opfer und ihre Nachfahren bis heute noch nicht zu erzählen wagen, weil die Täter ungeschoren davonkamen und der Massenmord mit Billigung des Staates nie aufgearbeitet wurde.
Nach dem Militärputsch im Jahr 1965 rechnete Suharto mit seinen Gegnern ab. In weniger als einem Jahr hat er -wie erwähnt- mehrere hunderttausende mutmaßliche Kommunisten, ethnischen Chinesen und Intellektuelle getötet. Die Killer in den Todesschwadronen, die diese Morde verübten, waren vor dem Putsch Kleingangster. So auch die Hauptfigur in diesem Dokumentarfilm, Anwar. In den 1960er Jahren verkauften Anwar und seine Freunde Kinokarten auf dem Schwarzmarkt und stellten sich vor, Helden wie in den Filmen zu sein, die sie auf der Leinwand sahen.
Nach Suhartos Putsch wurde Anwar mit seinen Todesschwadronen zum gefürchteten Henker seiner Stadt. Anwar und seine Kompagnons wurden nie strafrechtlich verfolgt. Nein. Vielmehr werden Anwar und seine Freunde von vielen ihrer Landsleute bis heute gefeiert und leben als lokale Helden, die immer noch gefürchtet sind. Als sie gebeten wurden, sich selbst in einem Film zu spielen, konnten sie es kaum abwarten, die Morde nachzustellen. Die Szenen in der Doku sind so absurd und surreal, dass sie manchmal sogar ins Komische münden. Wahrlich skurril und unwirklich.
Die einzigartige Inszenierung von „The Act of Killing“ garantiert ein bizarres Seherlebnis. Aber was noch wichtiger ist: die Doku zeigt, wie solche Taten begangen werden konnten. Sie zeigt auch, wie es dazu kommen konnte, dass diese brutalen Verbrecher frei herumlaufen konnten, ohne dass sie belangt wurden. Der Film schildert auf erschreckende Weise, wie der Akt des Tötens funktioniert. Klar wird, wie falsch eine Gesellschaft mit solchen Verbrechen umgeht. Die Doku offenbart auf eine verstörende Weise ebenso, dass brutale Gewalt nicht nur fiktiv in Filmen gezeigt wird, sondern dass sie auch um ein vielfaches schlimmer schmerzhafte Realitäten sein kann.
Fazit: „The Act of Killing“ erzählt die Geschichte eines Völkermords aus der Sicht der Täter. Indem sie ihre eigenen Handlungen in einem Film nachspielen, ist dieser Film ein historisches Dokument und ein einzigartiges, verstörendes und surreales Erlebnis, das noch lange nach der Sichtung nachwirkt. Die Doku zeigt, wie kurz im realen Leben der Weg von einem erschütternden Alptraum zur brutalen Realität sein kann. Von meiner Seite aus eine absolute Empfehlung.
* Die Doku stand bei mir lange Zeit in der Vormerkung. @Kenduskeag hat mich mit seinem starken Kommentar (siehe unterhalb meines Kommis) auf die knallharte und fesselnde Dokumentation nochmals aufmerksam gemacht. Danke dafür.
Wir sind in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Lily Houghton (Emily Blunt) heuert den Flussschiff-Kapitän Frank Wolff (Dwayne Johnson) an, um zusammen mit ihrem Bruder (Jack Whitehall) im Dschungel des Amazonasgebietes einen geheimnisvollen Baum zu finden, der Heilkräfte besitzen soll. Während ihrer Suche sehen sie sich nicht nur mit Gefahren im Dschungel konfrontiert, sondern auch mit Tatsache, dass sie nicht die Einzigen sind, die den Baum finden wollen …
„Jungle Cruise“ ist ein Abenteuerfilm, der sich von vielen Filmen, insbesondere aber von dem Indiana-Jones-Zyklus inspirieren lässt. Die Parallelen in den Charakteren sind unübersehbar und auch in den Handlungssträngen lassen sich Ähnlichkeiten finden. Die Geschichte ist mittelmäßig, halt nichts Spektakuläres oder Aufregendes. Wirklich innovativ ist diese Produktion wahrlich nicht, dennoch ist „Jungle Cruise“ ein insgesamt durchaus akzeptabler Film.
Der Film hat ein hohes Tempo und schafft es, Neugier zu wecken, indem er permanent neue Wendungen in die Geschichte einbringt, die immer seltsamer und mysteriöser werden. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die digitale Animation, die zum Einsatz kommt, ist im Großen und Ganzen gelungen. Die Actionszenen sind gut und werden von den Protagonisten mit einem unterkühlten Unterton kommentiert. Emily Blunt spielt ihre Rolle routiniert gut. Dwayne Johnson, der Ex-Wrestler, ist hingegen nicht der beste Schauspieler, macht dies aber wett mit seiner sympathischen Ausstrahlung.
Die beiden Protagonisten spielen klischeehafte, lustige und überzeichnete Charaktere. Blunt ist die eigenwillige Wissenschaftlerin. Typisch für die heutigen Disney-Produktionen, ist sie die taffe Boss-Lady, perfekt, selbstbewusst, frei von jeglichen Unsicherheiten oder gar Fehlern, die sich in der männerdominierenden Welt durchsetzt und allen Männern überlegen ist. Johnson ist der coole, harte Skipper des Bootes. Die ambivalente Kombination der Charaktere funktioniert gut und die Streitigkeiten unter ihnen führen zu belustigenden Szenen.
Die Nebenrollen von Jesse Plemons als der verrückte deutscher Nazi-Prinz Joachim und Jack Whitehall als Reisegefährte des Blunt/Johnson-Gespannes sind ebenfalls krass überzeichnet und sollen im Film die dumpfen Männer darstellen, um die weibliche Protagonistin Lily umso mehr als Heldin erstrahlen zu lassen. Diese Akzentuierung, die sich offensichtlich dem derzeitigen Bosslady-Narrativ anbiedert, hat mich aber nicht gestört, denn das kennt man ja von den meisten Disney-Filmen schon zu genüge. Und es ist ja so plump und überzeichnet inszeniert, dass man sich darüber nur noch amüsieren kann. Ohnehin hat und hatte dieser Aspekt keinen Einfluss auf meine Wertung.
Fazit: „Jungle Cruise“ ist nicht gerade hochwertig oder anspruchsvoll, aber es ist auf dem Hintergrund der schönen Kulissen und einer durchaus humorigen Atmosphäre eine ganz gut gemachte, simple und lustige Unterhaltung. Emily Blunt spielt ihre Rolle routiniert gut und auch Dwayne Johnson ist trotz seines wenig überzeugenden Schauspiels ein Gewinn. Unter dem Strich ein Film bei dem ich mich nicht gelangweilt habe. Bei der Punktewertung ist es ein „Ganz gut“ geworden, allerdings habe ich zwischen einer 5 und 6 geschwankt, und am Ende eine knappe und wohlwollende 6 vergeben.
Fünf Städte, fünf Taxifahrer, fünf Geschichten, die in einer Nacht spielen. Der Film beginnt bei Sonnenuntergang in Los Angeles geht weiter durch New York City, Paris und Rom und endet bei Sonnenaufgang in Helsinki. Jede Stadt hat ihren eigenen Fahrer und ihre Kunden, jeder mit seiner eigenen Geschichte.
„Night on Earth“ ist ein Episodenfilm, der an fünf Schauplätzen spielt. Der Zuschauer wird in eine nächtliche Taxifahrt durch fünf Großstädte mitgenommen , bei der es zu besonderen und kuriosen Begegnungen kommt. Ein Film voller derbem, ironischem und ungekünsteltem Humor. Die porträtierten Taxifahrer sind sehr unterschiedlich, ebenso wie die Fahrgäste, mit denen der Taxifahrer während der Fahrt ins Gespräch kommt. Die Gespräche werden alle in der jeweiligen Landessprache geführt, um die Authentizität zu wahren. Die späte Stunde, die besonderen Charaktere und die spezifische Atmosphäre, die in jeder Stadt anders ist, sorgen für lustige und skurrile aber auch nachdenkliche Momente. Momente, in denen sich der Taxifahrer und ihre Kunden gegenseitig beeinflussen.
Jim Jarmusch, der Regisseur, versammelt in „Night on Earth“ bemerkenswerte Charaktere, deren Interaktionen mit viel Gespür für interkulturelle Akzente mit kraftvollen Bildern - untermalt von der melancholischen Musik- unterhaltsam und tiefgründig eingefangen werden. In den Taxis entsteht eine Art „Beziehung“ zwischen Menschen mit unterschiedlichem gesellschaftlichen und soziokulturellen Hintergrund und plötzlich krachen die Vorurteile und viele Klischees während der Unterredung ein und die voreingenommenen Gräben, die die Menschen trennen, werden geschlossen.
Die Handlung hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen. Der große Makel des Filmes ist, dass er keine zusammenhängende Handlung bietet. Ebenso einen roten Faden oder etwas, was die Handlungen in den einzelnen Episoden verbindet, gibt es nicht. Das hat mir gefehlt, was sich sicherlich negativ auf die Wertung auswirkt. Nicht gefallen hat mir ebenso im Film der Teil, der in Rom spielt. Ich meine nicht die Geschichte. Der Makel heißt Roberto Benigni, der sein Taxi durch die Straßen der ewigen Stadt manövriert und albern und overacted mit seinem unendlichen Redefluss nicht aufhört. Es war der Abschnitt, bei dem ich irgendwann dachte: Oh je, jetzt reicht es! Ich habe den Film aber tapfer bis zum Ende weitergeschaut.
Fazit: „Night on Earth“ ist ein Mix aus Komödie und Drama, in dem der verbale und visuelle Humor, der sich in den unterschiedlichen Begegnungen und Geschichten präsentiert, im Vordergrund steht. Es ist sicherlich ein sehr spezieller Film, der nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Bei mir hat er einen eher mittelmäßigen Eindruck hinterlassen, was primär an der für mich wenig einnehmenden Handlung und an dem episodenhaften Aufbau des Filmes liegt. Da gibt es bessere Filme von Jarmusch z.B. „Ghost Dog – Der Weg des Samurai“ oder „Dead Man“ (Kommentierung von mir folgt), die ich als sehenswert empfehlen kann. Zu einer generellen Empfehlung reicht es bei diesem hier nicht aus. Der Film dürfte wahrscheinlich eher etwas für eingefleischte Jarmusch-Fans sei.
* Der Film ist im Original mit deutschen Untertiteln bis 31.10.2023 auf Arte verfügbar.
Süddeutschland, 1940. Der Halbwaise Ernst Lossa (Ivo Pietzcker) ist 13 Jahre alt und gilt als schwer erziehbar. Der Sohn eines Handlungsreisenden ist nicht dumm, aber es fällt ihm sehr schwer, sich in normale soziale Strukturen zu integrieren. Da er schon aus verschiedenen Erziehungsanstalten rausgeworfen wurde, wird er nunmehr in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen untergebracht sind. Sie steht unter der Leitung von Direktor Dr. Veithausen (Sebastian Koch), der seine Einrichtung wie ein Gefängnis führt. Schnell wird Ernst klar, dass hier etwas nicht stimmt. Immer wieder sterben „unerwünschte“ Patienten, für die Nazis zum Schutz der „arischen Rasse“ …
Der Massenmord an körperlich und psychisch behinderten Menschen in der Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands hat meines Erachtens in Filmen zu wenig Beachtung gefunden. Dieser Film widmet sich dem Thema Euthanasie in der Nazi-Zeit und ist ein Historiendrama, das ohne Übertreibungen und dummen Nazi-Klischees tiefen Eindruck hinterlässt. „Nebel im August“ ist ein fesselnder, zutiefst bewegender und schockierender Film.
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und ist angelehnt an das Buch von Robert Domes. Der Film begleitet den 13-jährigen Ernst Lossa während seines Aufenthalts in der Klinik für Behinderte. Eigentlich gehört er nicht dorthin. Er ist nicht krank. Ernst ist ein kluger Junge und merkt schnell, dass Patienten ohne ersichtlichen Grund verschwinden. Er wird als schwieriger, aber guter Junge dargestellt, der seinen Gefährten mit den bescheidenen Möglichkeiten, die ihm geboten werden, hilft und sich der unbarmherzigen Bürokratie widersetzt. Ein Junge mit einem großen Herz.
Mit dieser Akzentuierung ist es aber keineswegs ein kitschiger Film, der im Hollywood-Stil jegliche Realität aus den Augen verliert. Nein, überhaupt nicht. Auch wenn manchmal Hoffnungsschimmer sichtbar ist, verliert der Film niemals die trostlose Atmosphäre, die dadurch geprägt ist, dass das Euthanasieprogramm auf einer perfekt geölten Tötungsmaschinerie basiert. Eine Maschinerie, die gut läuft, weil die Menschen, die sie antreibt, dies mit tödlicher Effizienz tun. Eine Maschinerie, die den Tod bringt, weil immer wieder jemand am Schreibtisch mit einem Federstrich entscheidet, wer für die Nazis für das Gedeihen der Volksgemeinschaft von Wert ist und wer nicht.
Im Film sind herausragend ausgearbeitete Charaktere zu sehen. Nehmen wir zum Beispiel die Figur Dr.Veithausen, den Leiter der Klinik. Abgesehen davon, dass er ein ehrgeizige Verfechter des Todessystems ist, der rücksichtslose Entscheidungen trifft und die von oben erteilten Befehle kaltblütig ausführt, ist er anderseits väterlich besorgt um das Schicksal seiner Patienten. Er zeigt ein seltsam ambivalentes Verhalten. Es ist unvorhersehbar. Die menschlichen Züge, die er partiell zeigt, werden aber durch die Verkündung einer tödlichen Diagnose, die das Schicksal eines Patienten besiegelt, plötzlich zerstört. Er ist schwer zu fassen und dieser Aspekt ist in seinem zutiefst widersprüchlichen Charakter gut ausgearbeitet. Was positiv zu werten ist, ist die Tatsache, dass er keineswegs klischeehaft als ein Bösewicht gezeigt wird, sondern wie ein ganz normaler Mensch, der partiell durchaus sympathisch wirken kann. Das macht ihn aber so unberechenbar, authentisch und unter dem Strich nicht weniger böse.
Eine Lichtgestalt unter dem Personal der Klinik ist die Schwester Sophia, überzeugend gespielt von Fritzi Haberlandt. Sie versucht den kranken Kindern zu helfen. Gegen die Tötungsmaschinerie Hitlers ist sie jedoch schlussendlich machtlos. Es ist interessant, die einzelnen Figuren in ihrem innerlich gespaltenen und ambivalenten Verhalten zu beobachten. Reue und Scham gibt es unter dem Personal, ja, aber letztendlich ordnen sie sich alle dem Regime der Klinik unter und gehorchen. Und dann gibt es da natürlich auch Charaktere, die einfach nur skrupellos sind. So sehen wir in der empathielosen Krankenschwester Edith Kiefer, die vorzüglich von Henriette Confurius dargestellt wird, einen wahren kaltherzigen Todesengel. Alle Charaktere werden im Film von guten Darstellern verkörpert.
Der Film verzichtet auf große Gesten und starke Akzente. Er macht die Hauptfigur Ernst Lossa nicht zu einem Helden und präsentiert den Direktor Dr.Veithausen keineswegs als einen scheußlichen Übeltäter. Die Kamera nimmt im Film die Rolle des leisen und nachdenklichen Beobachters ein. Der Film verzichtet auch auf intensive Farben und untermalt Ereignisse nur gelegentlich mit stimmungsvoller Musik. Aber gerade dadurch, dass er zu keinem Zeitpunkt gewollt nach Sensation oder Emotionalität sucht, ist Ernst Lossas Geschichte eine solch glaubwürdig schockierende, abstoßende und bewegende Geschichte. Das macht den Film so verstörend authentisch. Die Inszenierung diese schwierigen Themas gelingt dem Regisseur Kai Wessel vorzüglich.
Fazit: Der Film ist ein klares Statement gegen das Vergessen über das düstere Thema der Euthanasie im 3. Reich und die Verbrechen der Nazis. Es ist ein ungeschönter und fesselnder Film und ein Plädoyer für Toleranz, Menschlichkeit und Mitgefühl. Ein Film, der zutiefst bewegend ist, und noch sehr lange Zeit nachwirkt und nicht loslässt. „Nebel im August“ ist aus meiner Sicht einer der stärksten deutschen Filme und einer Empfehlung absolut wert. Nach langer, langer Zeit ein Film, der von mir mit einem „Herausragend“ gewertet und mit einem Herzchen gewürdigt wird.
Der Pariser Chirurg Dr. Rasanoff (Pierre Brasseur) will nach einem Autounfall das entstellte Gesicht seiner Tochter Christiane (Édith Scob) wiederherstellen. Zusammen mit seiner Assistentin Louise (Alida Vall) entführt er junge Frauen, tötet sie und schneidet ihnen Stücke aus dem Gesicht, um seiner verstümmelten Tochter ihre Schönheit wiederzugeben. Seine Tochter ahnt Anfangs nichts von den grauenhaften Verbrechen …
Die Geschichte klingt nicht sehr kompliziert. Ein verrückter sadistischer Professor entführt junge Frauen, um mit ihren Hautstücken an seiner Tochter Hauttransplantationen durchzuführen. Es ist sicherlich düster, aber auch unkompliziert. Inhaltlich bietet die Geschichte nicht viel. Der Horrorfilm zeichnet sich aber nicht durch seine Geschichte aus, sondern durch seine vorzügliche Inszenierung und seine düstere Atmosphäre. Im Film wird sehr wenig gesprochen. Oft wird nur das Nötigste gesagt. Lange Zeiträume vergehen, ohne dass geredet wird. Manchmal wirkt der Film wie ein Stummfilm. Unterstützt wird diese finstere Stimmung durch die schönen Schwarz-Weiß-Bilder. Die musikalische Untermalung gleicht einer albernen Kirmesmusik, die allerdings sehr unheilvoll und furchteinflößend wirkt.
Die Charaktere sind nicht sehr ausdrucksstark. Der verrückte Professor ist jemand mit einem immer besorgten Blick, der abgesehen davon, dass er keine emotionale Ausstrahlung hat, den Eindruck eines Wahnsinnigen vermittelt. Sehr einfach, aber durchaus effektiv. Den ganzen Film brütet der Mann teuflische Absichten aus. Neben dem verrückten Wissenschaftler ist der verstümmelten Tochter eine wichtige Rolle vorbehalten. Der Verlust ihres Gesichts und die Ereignisse mit den entführten Frauen haben sie nicht unberührt gelassen. Sie trägt eine porzellanartige Maske. Ausdruckslos bewegt sie sich durch den Film. Ihr Erscheinen wird von Tragödie und Unbehagen begleitet. Zwei Figuren, die die düstere Atmosphäre des Films stark prägen. Beeindruckend ist sicherlich ebenso das dramatische Finale.
Die Kamera fängt das Geschehen ruhig und kühl ein, setzt stark auf Schatten-Effekte, Kontraste und ungewöhnliche Perspektiven, um noch mehr Atmosphäre zu schaffen, anstatt sich emsig und blutrünstig in die Charaktere oder die einzelnen Szenen zu stürzen. Viele Ereignisse und Szenen entfalten sich ohne weitere Erklärung. Das Meiste bleibt der Wahrnehmung des Betrachters überlassen.
Fazit: Eine grauenhafte Geschichte, die irgendwo zwischen Horror und Grusel angesiedelt ist und bis heute noch nichts von ihrer verstörenden und schauderhaften Wirkung verloren hat, auch wenn sich die Sehgewohnheiten seitdem stark geändert haben. Positiv werte ich, dass trotz der morbiden Handlung von einem erhobenen belehrenden Zeigefinger nichts zu sehen ist. Die moralische Wertung überlässt der Film dem Zuschauer. Primär sind es die gute Inszenierung und die gelungene finstere Atmosphäre, die den bizarren und originellen Film auszeichnen. Kein Überflieger, aber eines Blickes wert ist der französischer Horrorfilm sicherlich.
P.S.: Der Film wird im deutschsprachigen Raum partiell unter dem Titel „Augen ohne Gesicht“ und teilweise auch unter dem französischen Originaltitel „Les Yeux sans visage“ geführt.
Der junge Spieler John (John C. Reilly) sitzt abgebrannt mit gesunkenem Kopf und verschränkten Armen auf dem Bürgersteig am Eingang eines Cafes. Er wird von dem älteren, gut gekleideten Sydney (Philip Baker Hall) mitgenommen. Sydney ist auch Zocker und kennt sich in den Spielcasinos gut aus. Er bietet John an, ihn durch Renos (Stadt in Nevada) Casinos zu begleiten. Sie werden gute Freunde, und Sydney bringt John einige Tricks des Glücksspiels bei. Über Sydney lernt John die Kellnerin Clementine (Gwyneth Paltrow ) kennen, und von da an nimmt sein Leben eine unerwartete Wendung. In das folgende Geschehen ist auch Jimmi (Samuel L. Jackson), Sicherheitsbeauftragter im Casino, verwickelt, der ein Geheimnis preisgibt, was dazu führt, dass die Ereignisse noch bedrohlicher werden …
Wer sich Filme des Regisseurs Paul Thomas Anderson anschauen möchte, der sollte wissen, dass der Handlungsverlauf in seinen Filmen recht zäh ist. So ist es auch hier in diesem Film. Das klingt nach Langeweile, ist es aber nicht. PTA versteht es vorzüglich eine gehörige Prise Spannung und Neugier in die Atmosphäre zu streuen, so dass von eintönigen Film keine Rede sein kann. Das Besondere an seinen Filmen sind aber zweifelsohne die gut ausgearbeiteten, eigentümlichen Charaktere, die dem Film eine spezielle Note verleihen. In „Last Exit Reno“ spielt Philip Baker Hall einen alternden erfahrenen Spieler. Neben ihm sehen wir John C. Reilly, der den einfachen und vom Pech verfolgten John darstellt. Weitere bemerkenswerte Rollen sind: Gwyneth Paltrow als die Gelegenheitsprostituierte Clementine, Samuel L. Jackson als der etwas undurchsichtige Jimmy und in einer Nebenrolle Philip Seymour Hoffman als der durchgeknallte Würfelspieler.
Der Erzählstil ist großartig. Der Anfang ist langsam, aber dann geht es etwas flotter zur Sache. Die Dialoge sind gut und erzeugen Neugier. Die Charakterstruktur der Figuren ist deutlich gezeichnet. Sydney verhält sich ruhig und bedächtig. So wie er spricht, passt es zu seinem selbstbewussten Auftreten. John spricht mit einer Stimme, die einige Oktaven höher ist. Die Art, wie er sich gibt, ist oft fragend und fast kindlich. Er ist eine einfache und leichtgläubige Seele ohne viel Initiative, die leicht zu manipulieren und schnell zu enttäuschen ist. Aber auch die Figuren Clementine und Jimmy, die in den Nebenrollen zu sehen sind, sind in der Geschichte gut ausgearbeitet und besitzen Tiefe.
Vier markante Charaktere am Rande der Gesellschaft. Die Atmosphäre im Film ist kühl und entspannt. Die Geschichte, die sich unter dieser coolen Fassade abspielt, ist voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Dabei geht die Geschichte keine allzu großen Nebenwege ein, sondern behält den Fokus auf den schillernden Charakteren. Der Film nutzt die atmosphärische Sensibilität der Orte stark aus. Auffallend sind vor allem die grelle, mehrfarbige Beleuchtung in den Casinos und die sterilen Hotelzimmer. Prima Orte, die die Geschichte und die Charakteren dabei unterstützen, eine düstere, wehmütige und melancholische Stimmung zu schaffen. Die Kamera leistet bei all dem hervorragende Arbeit und hat eine einnehmende Präsenz.
Fazit: Kein typischer Hollywoodfilm mit den üblichen Klischees und Standards. Nicht der Beste von Paul Thomas Anderson, es war ja sein erster Film, und die Geschichte ist eigentlich recht einfach. Mir haben seine späteren Filme „There will be Blood“, „The Master“ und „Der seidene Faden“ besser gefallen. Aber es ist unter dem Strich ein sehenswerter Film, dessen gute Qualität primär von der starken Atmosphäre, zu der Atmosphäre passenden Kulissen und den exzellent ausgearbeiteten Charakteren getragen wird. Hinzu kommt das gute Schauspiel der Darsteller. Alles in allem, ein Film der aus meiner Sicht sicherlich einer Empfehlung wert ist.
Der Chirurg Benjamin McKenna (James Stewart) macht mit seiner Frau Josephine (Doris Day) und ihren gemeinsamen Sohn Hank (Christopher Olsen) Urlaub in Marokko. Im Bus, auf dem Weg nach Marrakesch, kommen sie mit dem Franzosen Louis Bernard (Daniel Gélin) ins Gespräch. Am nächsten Tag treffen sie Bernard auf dem Markt wieder, doch der Mann hat ein Messer im Rücken. Kurz bevor er stirbt, gelingt es ihm, McKenna ein paar Worte zuzuflüstern. Die Familie wird damit versehentlich in eine internationale Verschwörung verwickelt und gerät plötzlich in ein Netz aus Intrigen und Mord …
Der Meister der Suspense , Alfred Hitchcock, hat im Laufe seiner Karriere zwei Versionen von „Der Mann, der zuviel wusste“ inszeniert. 934 erschien die erste Version, auch die „englische Version“ genannt, und 1956 drehte er diesen Film neu. Dieser wird auch als „amerikanische Version“ bezeichnet. Beide Filme erzählen die gleiche Handlung. Der Film baut in gewohnter Hitchcock'scher Manier kontinuierlich Spannung auf. Spannung, die natürlich auch bestmöglich aufgebaut werden muss. Hitchcock beschreitet diesen Weg bis zu dem Höhepunkt vortrefflich. Hier und da sind die Szenen vielleicht etwas verkrampft, aber die fesselnden Momente bleiben auf einem gleich hohen Niveau.
Die Handlung wird geschildert aus der Perspektive des einfachen Mannes, der in Situationen gerät, die er nicht wollte, aber dennoch entschlossen ist, der Sache auf den Grund zu gehen. Eine typische Formel von Hitchcock, die er oft in seinen Filmen verwendete, die aber -wie auch in diesem Film- gut funktioniert. Als Zuschauer weiß man viel mehr als McKenna selbst, aber die Geschichte ist trotzdem spannend und der Ausgang des Filmes unvorhersehbar.
Der Film ist ein unterhaltsamer Thriller mit guten Dialogen, viel Spannung und einer gut dosierten Portion Humor. Es gibt wenige Hitchcock-Filme, in denen Musik eine so große Rolle spielt, wie in diesem hier. Ab der ersten Szene werden die Bilder – nach meiner Recherche in Marrakesch, Marokko, gedreht - von Musik untermalt. Das bekannteste Lied aus dem Film ist „Que Sera, Sera“, das Doris Day einen Welthit bescherte und das 1957 als bester Song mit einem Oscar geehrt wurde.
*** Interessantes:
Der Sohn von Doris Day, Terry Melcher, war erfolgreich als Musikproduzent tätig und hatte -vor den tragischen Morden- Kontakte zu Charles Manson, der recht musikalisch war und sich Hoffnung machte auf eine Karriere als Sänger. Melcher produzierte u.a. die Band The Byrds mit ihren Welthit Mr. Tambourine Man. Manson hauste damals mit seinen Family-Mitgliedern in LA in der Villa von Dennis Wilson, dem Schlagzeuger der weltberühmten Band The Beach Boys. Die Beach Boys veröffentlichten seinerzeit einen Song von Manson und gaben als Komponisten und Texter Dennis Wilson an. Das verärgerte Manson. Als dann noch Terry Melcher nach einer Probeaufnahme mit Manson es ablehnte, ein Album mit ihm zu produzieren und Dennis Wilson Manson wegen Diebstahl verprügelte und ihn aus seinem Haus rauswarf, begann Manson seinen blutigen Feldzug gegen die Gesellschaft, um sich an der Elite zu rächen, die ihm -wie er glaubte- den ihm zustehenden Ruhm verweigerte. Ob dies allerdings tatsächlich der Grund für die blutigen Morde an u.a. Sharon Tate war, sei mal dahingestellt. Es ist reine Spekulation, wie Vieles, das über den Fall Manson bis heute noch verbreitet wird. Dazu gibt es eine sehr gute Dokumentation, die diese Zusammenhänge detailliert und fesselnd schildert: „Charles Manson: der Dämon von Hollywood“.
Fazit: kurzum: „Der Mann, der zu viel wusste“ ist ein typischer Hitchcock, ein Klassiker und von Anfang bis zum Ende ein unterhaltsamer Thriller, der absolut sehenswert ist.
Nick (Adam Sandler) und Audrey (Jennifer Aniston), ein New Yorker Polizist und eine Friseurin, machen zusammen Urlaub in Europa, um ihre Ehe wieder aufleben zu lassen. Ihr Reiseplan ändert sich in letzter Minute, als sie vom wohlhabenden Charles Cavendish (Luke Evans) zu einer Party auf der Jacht seines Onkels Malcolm Quince (Terence Stamp) eingeladen werden. Quince wird jedoch ermordet und Nick und Audrey gelten als Hauptverdächtige. Von nun an gehen die beiden auf die Suche nach dem wahren Täter …
Murder Mystery ist keine gute Komödie. Anstatt die Merkmale eines Krimis konsequent zu nutzen, um sie wunderbar und gründlich auszuarbeiten, besteht der Film hauptsächlich aus flachen und nervigen Witzen und Situationen. Adam Sandler und Jennifer Aniston machen kaum mehr, als wild durch den Film zu rennen und nach Hinweisen zu suchen oder zu versuchen, einer gefährlichen Situation zu entkommen. Das alles ist höchst hektisch, aber alles andere als besonders humorvoll. Der Handlungsverlauf ist aber temporeich, so dass der an sich nervige Film eigentlich nicht wirklich langweilig wirkt. Es passiert immer etwas. Es ist aber nicht aufregend und kaum lustig. Immerhin gibt es etwas Action, die der Handlung etwas Leben einhaucht.
„Murder Mystery“ ist ein Film, der leicht vorhersehbar ist. Die Charaktere machen genau das, was man erwartet und erzeugen genau die lustigen Situationen, die man erwartet. Sehr selten gibt es einen überraschenden Moment. Abgesehen von einem Mangel an Humor leidet der Film eben auch unter einem Mangel an Überraschungen. Der Film ist farblos, bleibt fast immer im Rahmen der Erwartungen und überrascht einfach nicht. Aus dieser Perspektive gesehen ist Murder Mystery eigentlich wieder ein bisschen langweilig. Positiv hervorzuheben ist, dass sich der Film aufgrund des hohen Tempos gut aussitzen lässt, aber das ist natürlich kein wirkliches Kompliment.
Fazit: schwach, kein guter Film. Hier in Rheinland sagt man dazu kurz und bündig: son Driss. Es ist weder ein Krimi, noch eine Komödie. Der Film ist langatmig und nervig, durchsetzt mit infantilen Dialogen. Ein Film, den man 3 Minuten nach dem Ende schon wieder vergessen hat. Das sagt eigentlich schon alles.
Als die prominente Kunstgaleristin Susan Hoff (Brooke Shields) die neueste Arbeit des New Yorker Fotografen Leon Kaufman (Bradley Cooper) unter die Lupe nimmt, schlägt sie vor, die etwas dunklere Seite von New York City als Studienobjekt zu nehmen und die Ergebnisse in ihrem Kunstzentrum auszustellen. Glücklich, endlich die richtige Richtung gewählt zu haben, die Erfolg verspricht, führt ihn seine obsessive Aufmerksamkeit für das Dunkle in der Gesellschaft auf die Spur des Serienmörders Mahogany (Vinnie Jones), des U-Bahn-Schlächters, der nachts U-Bahn-Pendler angreift und schließlich abschlachtet. Mit seiner unbändigen Faszination für Mahoganyi begibt er sich immer weiter in eine morbide und blutige Welt hinein und reißt dabei versehentlich seine Freundin Maya (Leslie Bibb) mit ins Verderben …
Ein großer Teil des Films ist von drastischer Gewalt und viel Blut geprägt. Er bietet kein Old-School-Gore, sondern Computer-Gore. An sich sieht es sehr gut aus, ist aber so exzessiv und übertrieben ausgeführt, dass die Effekte eher cartoonhaft wirken. Vielleicht ist mir der Cartoon-Charakter der blutigen Szenen deshalb aufgefallen, weil die Charaktere, die von den Blutorgien betroffen sind, unbekannt und unsympathisch sind. Meist sind es kurze Auftritte von Passanten, die namenlos bleiben, indem sie schnell dem Killer zum Opfer fallen. Es besteht keine emotionale Verbindung zu den Opfern. Die Mordorgien wirken daher recht klinisch.
Es ist ein guter Film, aber kein Film mit vielschichtiger Struktur, komplizierter Handlung oder Komplexität in den Charakteren. Die Geschichte ist trotzdem spannend und es gibt genug visuelle Action, die den Blick des Zuschauers auf den Bildschirm fesselt. Der Mörder wird von Vinnie Jones gespielt. Er macht zwar im Film den Eindruck eines spießigen Oberbuchhalters, aber wahrscheinlich deswegen wirkt seine Rolle so skurril bedrohlich und morbide. Tolles Schauspiel: stoisch, mit kalten Augen, erschreckend ruhig und nonverbal präsent. Sehr geschickt im Umgang mit Metzgerwerkzeugen. Ein wahrlich gruseliger und beeindruckender Charakter. Aber auch Bradley Cooper, der den Leon darstellt, macht ebenfalls einen tollen Job, und sorgt dafür, dass man sich als Zuschauer um sein Schicksal sorgt und mit ihm mitfiebert. Das gleiche gilt für seine Freundin Maya.
Fazit: Kein Überfliege, der in die Filmgeschichte als Blockbuster eingehen wird. „Midnight Meat Train“ ist aber ein gut inszenierter und mit Mysteryelementen angereicherter Slasher-Film. Grafisch sieht alles großartig aus und man versprüht selbst bis in die Knochen die bedrohliche und morbide Atmosphäre, die der Horrorfilm ausstrahlt. Er ist vielleicht etwas zu lang, aber die sehr gut inszenierte Action mit den abscheulichen Mordszenen machen das wieder wett.
Danke @pischti für das leckere Hackfleisch, gemischt (Weiblein und Männlein plus die 1001 "Geschlächter" 😁 , die es neuerdings laut dem woken Bubble und per Dekret der Legislative geben soll), gut für Buletten, aber auch für Frikadellen bestens geeignet. 😅
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Wir sind in Japan im Jahr 1944. Hiroo Onoda (Yuya Endo), Mitte Zwanzig, wird vom Geheimdienst ausgebildet und erhält dort eine Kopfwäsche, die auf der unverbrüchlichen Loyalität zu der japanischen Nation beruht. Komme, was es wolle. Er wird danach auf die Lubang-Inseln auf den Philippinen versetzt, wo amerikanische Soldaten landen sollen. Während er auf die japanische Armee wartet, beginnt Onoda zusammen mit paar Kameraden einen Guerillakrieg gegen die Amerikaner. Doch nach dem Kriegsende wird er vergessen und er versteckt sich 30 Jahre, halt 10000 Nächte, auf der Insel. Er selbst glaubt nach 30 Jahren im Jahr 1974 immer noch, er sei im Zweiten Weltkrieg. Er kann einfach nicht glauben, dass der Krieg vorbei ist, obwohl dies ganz offensichtlich der Fall ist. Er ist zu stolz, um zuzugeben, dass er falsch liegt, und kann nur von seinem „Anführer“ überzeugt werden. Eine wahrlich surreale Geschichte, in der die Realität die Fiktion bei Weite m übertrifft.
Die erste halbe Stunde des Films hat mich nicht wirklich gepackt und ich fand sie teilweise etwas chaotisch. Je weiter der Film jedoch voranschreitet und man die Charaktere kennenlernt, desto mehr zieht der Film den Zuschauer in seinen Bann. Der Film bleibt trotz der großen Zeitsprünge und paar Längen faszinierend. Technisch ist er sehr gut gemacht. Als Zuschauer sieht man staunend zu, wie Onoda und später mit seinem einzigen, übriggebliebenen Begleiter ihre Tage verbringen. Wenig später ist er allein und setzt seine „Kampfbereitschaft“ fort, ohne einen einzigen feindlichen Soldaten zu sehen. Gelungen fand ich die letzte Aufnahme am Ende des Filmes, als er dem Studenten gegenüber sitzt, der ihn gesucht hat, und sein Gesicht so viel zu sagen hat, er selbst aber schweigt. Ja, die sture Loyalität für das japanische Imperium ist regelrecht sichtbar. Das kann man nicht wirklich als normal bezeichnen.
Ein paar kritische Worte hinsichtlich der Authentizität habe ich jedoch. So wird im Film nicht thematisiert, dass er und seine Mitkämpfer bei ihren Raubzügen philippinische Bauern töteten, um an Nahrung zu kommen. Was etwas unglaubwürdig ist, dass Onoda nach 30 Jahren immer noch die Originaluniform getragen haben soll. Es ist absurd, dass er so lange in diesem Outfit herumlaufen konnte. Und: wie glaubwürdig ist es, dass Onoda nicht die ganze Zeit wusste, dass Japan besiegt war? Hat er es wirklich nicht geglaubt, konnte er es nicht akzeptieren, war er einer ideologischen Gehirnwäsche so stark unterworfen oder einem abenteuerlichen Kriegstreiben verfallen? Wenn man allerdings den Film als das sieht, was er ist, nämlich partiell auch eine Fiktion, die sich viele Freiheiten in der Erzählung nimmt , dann kann man mit diesen Holprigkeiten gut leben. Meinen insgesamt guten Eindruck vom Film und auch meine Punktewertung haben sie jedenfalls nicht geschmälert.
Fazit: Ein Film, der unterhält und es versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Er ist etwas zu lang. Man hätte diesen Film um eine halbe Stunde kürzen können. Alles in allem jedoch eine gelungene Inszenierung einer wahrlich bizarren Geschichte. Meine Empfehlung.
*** Der Film ist bis zum 29.8.2023 auf Arte in der Mediathek verfügbar.
Suzie (Marlene Burow) lebt 1989 mit ihrem Vater Klaus und ihrer Schwester Kerstin in Ostberlin. Sie wird von der Schule verwiesen, weil sie mit verbotener Literatur erwischt wurde. Zur Strafe wird sie zu Arbeit in einer Fabrik eingesetzt. Auf dem Weg zur Arbeit wird sie von einem Modefotografen „Coyote“ (David Schütte) fotografiert. Als sie später in dem Modemagazin Sibylle auf ihr Foto stößt, versucht sie, eine Karriere als Model aufzubauen, um dem Joch des ostdeutschen Alltags zu entkommen …
Wer an die DDR denkt, denkt nicht sofort an Mode oder Haute Couture. Das Bild der DDR ist nicht gerade schön: grau, gleichförmig und unattraktiv sind eher Begriffe, die zutreffen. Umso überraschender ist es, dass es in derselben DDR das Modemagazin Sybille gibt, das sich mit Schönheit beschäftigt und elegante Kleidung aus Ostdeutschland zeigt. Rund um das Magazin (zumindest im Film) gibt es eine Gemeinschaft von Freigeistern, die auf diese Weise, abseits des tristen Alltags, viel Spaß haben. Solange es natürlich geht.
Die Zeitschrift existierte tatsächlich. Sie gab es ab 1956 und zeigte ein Modebild, das mit der sozialistischen Realität nichts zu tun hatte. Regisseurin und Autorin Aelrun Goette, die in dem Magazin einst selbst als Fotoobjekt abgebildet wurde, erzählt die Geschichte von Suzie. Es ist eine Geschichte über unerwartete Chancen, zerplatzende Träume, erste Liebe und den Drang nach Freiheit. Alles schön, aber nicht sehr spektakulär. Der Film schildert ein Coming-of-Age, das sich recht gut im Voraus erahnen lässt. Der Film ist bemüht, sich anders zu geben, indem er die unbekannten Ecken des sozialistischen Alltags beleuchtet. Aber ganz frei von den gängigen DDR-Klischees ist er dann doch nicht. Leider erfährt man nicht viel über das Magazin. Den redaktionellen Prozessen, der Entstehung der Modekollektionen und der gesellschaftlichen Stellung des Magazins, wird kaum Beachtung geschenkt. So hätte man z.B. das schwierige Verhältnis zu den Staatsorganen noch besser beleuchten können. Das Magazin ist nur ein interessanter Hintergrund, vor dem Suzies Erwachsenwerden geschildet wird.
Fazit: eine sicherlich nicht alltägliche Story und ein durchaus gelungener Coming-of-Age-Film, der ein gut gespieltes und solides Drama abliefert, das aber etwas mehr Tiefe hätte vertragen können, um es aus der konventionellen, grauen und klischeebehafteten DDR-Atmosphäre herauszuheben. Aus meiner Sicht ist der Film jedoch eines Blickes wert. Für eine einmalige Sichtung ist er sicherlich okay.
Luther Whitney (Clint Eastwood), ein professioneller Dieb und Ex-Häftling, beschließt, das letzte Mal einen großen Coup zu wagen, indem er in die Villa des wohlhabenden Walter Sullivan einbricht, der auf einer mehrtägige Reise auf den Bahamas ist. Als Whitney bemerkt , dass Sullivans Frau unerwartet zu Hause geblieben ist, muss er sich im Schlafzimmer verstecken und wird Zeuge, wie Sullivans Frau ermordet wird. Sein Schock ist umso größer als er erfährt, dass der Geliebte der Getöteten der US-Präsident (Gene Hackman) ist …
Ja, Whitney war dort, wo er hätte nicht sein sollen, und er sah, was er nicht sehen sollte. Und wer würde einem professionellen Dieb und Ex-Häftling glauben? Wer vertraut Luther Whitney, wenn er sagt, er habe gesehen, wie eine Frau ermordet wurde, und dass der Mann, der für ihren Tod verantwortlich ist, der Präsident der Vereinigten Staaten ist? Das ist die Akzentuierung, die sich durch den ganzen Film zieht.
„Absolute Power“ ist kein großangelegtes Spektakel, sondern eine subtile Mischung aus spannender Intrige und feinem Schauspiel. Verantwortlich für diesen subtilen Thriller ist Regisseur, Produzent und Schauspieler Clint Eastwood. Er versteht es vortrefflich, Neugier zu erzeugen und die Geschichte, fesselnd zu schildern. Die Charaktere stehen in diesem Film im Vordergrund. Sie stehen im Vordergrund in den verschiedenen, parallel verlaufenden Handlungssträngen, die sich umkreisen, berühren und überschneiden. Die Geschichte von Machtmissbrauch und politischer Tarnung ist wichtig, aber nicht wichtiger als die Schauspieler. Die Charakterzeichnungen werden in diesem Film ausführlich behandelt. Andere Dinge wie der Action-Aspekt oder das Setting sind eher zweitrangig.
Es ist altes gutes Handwerk. Der Film verfolgt einen unkomplizierten Ansatz. Im erzählerischen Sinne wird ohne viel Schnickschnack ein riesiges Kartenhaus gebaut, von dem im Laufe der Zeit immer wieder Teile zerfallen. Es passt einfach alles sehr gut zusammen. Und es ist spannend, obwohl manchmal etwas vorhersehbar. Die Akzentuierungen sind nicht eindeutig schwarz oder weiß bzw. gut oder böse. Jeder trägt einen Ballast mit sich, der die Folge unmoralischen Verhaltens ist. Trotz dieser realistischen Ausgewogenheit, wird Gene Hackman als Präsident deutlich düsterer als der Rest geschildert. Hackman ist der Bösewicht, mit dem der Zuschauer nicht sympathisiert. Eastwood spielt seine Rolle super: hartnäckig, cool, intelligent, unnachgiebig und individualistisch. Lobenswert sind ebenso die Leistungen von Ed Harris, Scott Glenn und Laura Linney.
Fazit: „Absolute Power“ ist ein spannender Thriller. Wer harte Action erwartet, wird enttäuscht sein. Der Film besticht mit einer guten Inszenierung, mit vielschichtigeren Charakteren als es sonst in einem Thriller üblich ist und mit einer guten Geschichte über Moral, Umgang mit der Macht und Verantwortung. Aus meiner Perspektive einer Sichtung absolut wert.
Liam (Diego Klattenhoff) wacht nach einem Autounfall auf und hat keine Erinnerung daran, wer er ist. Als er sich auf den Weg in die Stadt macht, um Hilfe zu holen, stößt er nur auf Leichen. Sie alle haben seltsame, helle Augen. Zuerst glaubt er, dass ein tödlicher Virus in der Luft schwebt, doch schon bald erfährt er die schreckliche Wahrheit, die eine Kette von Ereignissen auslöst.
*** Spoiler Anfang
Eine originelle Handlung. Ein Mann, der alles in einem bestimmten Umkreis tötet, ohne etwas tun zu müssen . Ohne es überhaupt zu wollen. Er hat keine Erinnerungen an seine Vergangenheit. Er trifft Jane ( Charlotte Sullivan), die seinen unerwünschten Kräften nicht ausgesetzt ist . Sie hat auch keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Gemeinsam ermitteln sie und versuchen, Menschenleben nicht zu gefährden.
*** Spoiler Ende
Wahrlich eine prima Idee, aber reicht sie aus, um einen ganzen Film zu füllen? Ja, jedoch nur partiell. Die Suche der beiden Protagonisten nach der Wahrheit ist gut inszeniert. Das Tempo ist ruhig und eher gemächlich. Die trostlosen Landschaften, in denen der Film spielt und in denen man kilometerweit reisen kann, ohne jemandem zu begegnen, unterstreichen die mystische Atmosphäre und das entspannte Tempo. Diese trostlosen Kulissen erzeugen ein wahrlich unbehagliches Gefühl und verstärken die finstere Stimmung.
Durch spontan auftretende Rückblenden der Protagonisten tauchen im Laufe der Zeit immer mehr Fragmente der Vergangenheit auf. Die Rückblenden versorgen die Protagonisten und den Zuschauer mit Informationen und halten die Spannung aufrecht. Sie beleben den Film. Hier und da sehe ich sogar etwas Humor, der die Stimmung etwas auffrischt. Es scheint also alles gut zu sein. Ja, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bis das ruhige Tempo plötzlich erhöht wird. Mit der erhöhten Geschwindigkeit geht die unheilvolle Atmosphäre aber sofort verloren. Die Handlungsstränge sind gehetzt. Dadurch zündet die emotionale Bombe, die hinter der überraschenden Wendung steckt, nicht richtig.
Der Film hält sich nicht konsequent und überlegt an seine akribischen Rahmenbedingungen, sondern geht eher nachlässig mit der Entwicklung seiner Handlungsstränge um. Die einzelnen Szenen sind nur unzureichend ausgearbeitet, sie enden abrupt. Beispiel: Liam sieht sich von einem Gewehr bedroht und flüchtet in ein See ins Wasser. Plötzlich endet die Szene und wir sehen Liam ganz woanders, trocken, ohne zu erklären, wie er dort hingekommen ist. Der einnehmende und passende Rhythmus ist verschwunden. Zu viele Entwicklungen folgen in zu kurzer Zeit aufeinander. Die Finesse, mit der die Geschichte an den Betrachter herangetragen wurde, geht dabei aus den Augen verloren. Leider.
Fazit: „Radius“ ist ein Film mit einer originellen Prämisse und einer geheimnisvollen Atmosphäre. Das angenehme Tempo wird ca. ½ Stunde vor Schluss hochgefahren, so dass die Handlungsstränge unbefriedigend abgearbeitet werden und die Atmosphäre vermasselt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, bei denen man sich fragt, warum sie so lang sein müssen, hätte ich mir bei diesem Film eine längere Laufzeit gewünscht. Nein, zu einem „Gut“ reicht es aus meiner Sicht nicht aus.
Der Film ist ein Roadmovie, das auf einer wahren Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight (Richard Farnsworth) basiert, der sich 1994 mit seinem Rasenmäher-Traktor auf eine sechswöchige Reise von Iowa nach Wisconsin begibt, um seinen kranken Bruder (Harry Dean Stanton) zu besuchen. Die Tatsache, dass es eine halbe Tagesfahrt mit dem Auto ist, macht deutlich, wie wichtig ihm die Reise zu seinem älteren Bruder ist, mit dem er nach einem Streit seit 10 Jahren kein Wort mehr gesprochen hat. Alvin will sich mit seinem Bruder versöhnen. Unterwegs trifft er viele Menschen, von denen jeder seine eigene Geschichte zu erzählen hat ...
Beim Namen David Lynch denkt man meist an Filme mit surrealistischen Bildern, rätselhaften Dialogen und skurrilen Charakteren. Filme, in denen Symbolik, Mysterien und groteske Situationen den Ton bestimmen. Dieser Film hat nichts davon. Die Story ist zwar originell, aber der Film erzählt eine klare Geschichte, eine Geschichte, in deren Fokus die Beleuchtung der Natur des Menschen steht.
Das Tempo des Films ist gemächlich und die Atmosphäre entspannt. Es ist ein wunderbares Tempo, das genügend Raum bietet, die Welt der Hauptfigur Alvin zu erkunden. Es ist auch das perfekte Tempo, damit die Ereignisse, die auf seinem Weg passieren, zu eigenständigen Geschichten werden. Es sind schöne, emotionale Episoden, die nicht besonders aufsehenerregend sind, aber immer dazu beitragen, die Charakterskizze von Alvin Straight zu vervollständigen.
Die Hauptrolle wird brillant von Richard Farnsworth verkörpert. Seine traurigen und melancholischen Gesichtszüge, die feuchten Augen, das ständige Zupfen an seinem weißen Bart, verraten dem Zuschauer viel über seine innere Stimmung. Seine Gesten und sein Auftreten sind ausdrucksvoller als die spärlichen Worte, die er spricht. Prima ist ebenfalls die melancholische musikalische Untermalung, die das im Film dominierende Gefühl verstärkt, dass das Leben nicht ganz einfach zu schultern ist. Schließlich nähren die sonnendurchfluteten Maisfelder, auf denen landwirtschaftliche Maschinen fleißig unterwegs sind, das Gefühl von Freiheit und Unnachgiebigkeit, das Alvin Straights Mission kennzeichnet.
Fazit: Mit „Eine wahre Geschichte - The Straight Story“ beweist David Lynch, dass er nicht nur groteske Fantasien filmisch umsetzen, sondern auch eine einfühlsame Geschichte erzählen kann, ohne den Bezug zu Realität zu verlieren. Der Film ist ein schönes Roadmovie, in dem die Inspiration für das Einfache, das Alltägliche und das Wesentliche im menschlichen Leben im Mittelpunkt stehen.
Alaska, Ende des 19.Jahrhunderts. Die Nachricht von einem Goldfund hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Der Goldrausch hat begonnen. Aber der Weg zu dem Gold ist eine Hölle. Tausende machen sich auf den Weg in die Wildnis. Der Traum vom Reichtum treibt Abenteurer und Glückssucher durch die eisige Natur. Darunter ist der einsame Tramp Charly Chaplin. Er gibt sein Bestes, um der lebensfeindlichen Umwelt zu trotzen. Arm, aber nicht unterzukriegen kämpft Chaplins Tramp auf menschliche Weise ums Überleben. Dort macht er nicht nur mit den Gefahren der Wildnis Bekanntschaft. Er findet in Alaska Freunde und verliebt sich in die Bardame Georgine …
In der Eröffnungsszene des s/w Stummfilmes aus dem Jahr 1925 sehen wir unzählige Goldgräber, die sich mühselig in einer unendlichen Schlange auf dem verschneiten Pass hinaufbewegen. In dieser Szene schildert Chaplin dramatisch die enormen Herausforderungen, vor denen die Goldsucher stehen. In „Goldrausch“ zeigt Chaplin die Goldgräber als harte Einzelgänger, die bereit sind, für einen Goldfund alles zu opfern. Der Tramp ist einer dieser Männer. Aber selbst unter all diesen Einzelgängern ist er immer noch der Außenseiter, weil er so ungeschickt ist. Und gerade das sorgt dafür, dass der Zuschauer sich darüber so amüsieren kann.
Die Stärke dieser Komödie liegt vor allem in der Handschrift des Protagonisten Charly Chaplin. Er gehört zu den bekanntesten und beeindruckendsten Figuren der Kinogeschichte. Es genügte ja, Chaplin in den Mittelpunkt eines Films zu stellen und schon hatte man eine gelungene Komödie. Dabei spielte es keine große Rolle, ob die Geschichte gut aufgebaut war. Diese hier ist ja nicht gerade originell und leicht vorhersehbar. Doch das spielt für die Comic-Qualität überhaupt keine Rolle, denn der Film basiert primär auf der Präsenz von Charlie Chaplin und seiner virtuosen Slapstick.
Obwohl der Film viel Komik enthält, haben einige Szenen einen ernsten Kern. Der perfekt getimte und choreografierte Slapstick sorgt nicht nur für Lacher, sondern zeigt auch die Paranoia, Klaustrophobie und Verzweiflung, die unter den Goldgräbern herrscht. Goldgräber, die unter harten Bedingungen stets ums Überleben kämpfen. So gesehen hat eine urkomische Szene, in der man Chaplin sieht, wie er den eigenen Schuh isst oder eine humorvolle Szene, in der ein hungernder Goldsucher Chaplin mit einem riesigen Huhn verwechselt, mehr als nur komische Wirkung. Ein wahrlich gelungener Balanceakt zwischen Komödie und Tragik. Die Ideen und die Umsetzung sind beeindruckend. Und es ist ja nicht nur die ausgezeichnete Komik, die den Film ausmacht. Darüber hinaus blickt Chaplin im Film ebenso kritisch und ernsthaft auf die gesellschaftlichen Werte wie Materialismus, Gier und den unerschütterlichen amerikanischen Way of Life.
Wissenswertes: sonderbar ist, dass der ganzen Film in Kaliforniern gedreht wurde. Dort ließ Chaplin eine ganze Goldgräberstadt bauen, was mit enormen Kosten verbunden war. Gedreht wurden mehrere Kilometer Filmmaterial, von dem nur ein kleiner Teil für den Film verwendet wurde. Technische Hilfsmittel, wie CGI gab es ja nicht. Alles war mit solider Handwerksarbeit verbunden. Die Dreharbeiten dauerten über ein Jahr lang. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn der Film Goldrausch wurde ein großer Publikumserfolg
Fazit: einer von Chaplin-Klassikern, der bis heute noch gute Laune verbreitet. Chaplin ist im Film wieder mal in Hochform und präsentiert einen bis heute noch zeitlosen Humor. Für Filmfreunde, die nicht nur auf Mainstream oder Blockbuster stehen, und auch mal was anderes aus der Filmgeschichte sehen möchten, ist der Film sicherlich einer Empfehlung wert .