smartbo - Kommentare
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Alle Kommentare von smartbo
Wir sind in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Lily Houghton (Emily Blunt) heuert den Flussschiff-Kapitän Frank Wolff (Dwayne Johnson) an, um zusammen mit ihrem Bruder (Jack Whitehall) im Dschungel des Amazonasgebietes einen geheimnisvollen Baum zu finden, der Heilkräfte besitzen soll. Während ihrer Suche sehen sie sich nicht nur mit Gefahren im Dschungel konfrontiert, sondern auch mit Tatsache, dass sie nicht die Einzigen sind, die den Baum finden wollen …
„Jungle Cruise“ ist ein Abenteuerfilm, der sich von vielen Filmen, insbesondere aber von dem Indiana-Jones-Zyklus inspirieren lässt. Die Parallelen in den Charakteren sind unübersehbar und auch in den Handlungssträngen lassen sich Ähnlichkeiten finden. Die Geschichte ist mittelmäßig, halt nichts Spektakuläres oder Aufregendes. Wirklich innovativ ist diese Produktion wahrlich nicht, dennoch ist „Jungle Cruise“ ein insgesamt durchaus akzeptabler Film.
Der Film hat ein hohes Tempo und schafft es, Neugier zu wecken, indem er permanent neue Wendungen in die Geschichte einbringt, die immer seltsamer und mysteriöser werden. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die digitale Animation, die zum Einsatz kommt, ist im Großen und Ganzen gelungen. Die Actionszenen sind gut und werden von den Protagonisten mit einem unterkühlten Unterton kommentiert. Emily Blunt spielt ihre Rolle routiniert gut. Dwayne Johnson, der Ex-Wrestler, ist hingegen nicht der beste Schauspieler, macht dies aber wett mit seiner sympathischen Ausstrahlung.
Die beiden Protagonisten spielen klischeehafte, lustige und überzeichnete Charaktere. Blunt ist die eigenwillige Wissenschaftlerin. Typisch für die heutigen Disney-Produktionen, ist sie die taffe Boss-Lady, perfekt, selbstbewusst, frei von jeglichen Unsicherheiten oder gar Fehlern, die sich in der männerdominierenden Welt durchsetzt und allen Männern überlegen ist. Johnson ist der coole, harte Skipper des Bootes. Die ambivalente Kombination der Charaktere funktioniert gut und die Streitigkeiten unter ihnen führen zu belustigenden Szenen.
Die Nebenrollen von Jesse Plemons als der verrückte deutscher Nazi-Prinz Joachim und Jack Whitehall als Reisegefährte des Blunt/Johnson-Gespannes sind ebenfalls krass überzeichnet und sollen im Film die dumpfen Männer darstellen, um die weibliche Protagonistin Lily umso mehr als Heldin erstrahlen zu lassen. Diese Akzentuierung, die sich offensichtlich dem derzeitigen Bosslady-Narrativ anbiedert, hat mich aber nicht gestört, denn das kennt man ja von den meisten Disney-Filmen schon zu genüge. Und es ist ja so plump und überzeichnet inszeniert, dass man sich darüber nur noch amüsieren kann. Ohnehin hat und hatte dieser Aspekt keinen Einfluss auf meine Wertung.
Fazit: „Jungle Cruise“ ist nicht gerade hochwertig oder anspruchsvoll, aber es ist auf dem Hintergrund der schönen Kulissen und einer durchaus humorigen Atmosphäre eine ganz gut gemachte, simple und lustige Unterhaltung. Emily Blunt spielt ihre Rolle routiniert gut und auch Dwayne Johnson ist trotz seines wenig überzeugenden Schauspiels ein Gewinn. Unter dem Strich ein Film bei dem ich mich nicht gelangweilt habe. Bei der Punktewertung ist es ein „Ganz gut“ geworden, allerdings habe ich zwischen einer 5 und 6 geschwankt, und am Ende eine knappe und wohlwollende 6 vergeben.
Fünf Städte, fünf Taxifahrer, fünf Geschichten, die in einer Nacht spielen. Der Film beginnt bei Sonnenuntergang in Los Angeles geht weiter durch New York City, Paris und Rom und endet bei Sonnenaufgang in Helsinki. Jede Stadt hat ihren eigenen Fahrer und ihre Kunden, jeder mit seiner eigenen Geschichte.
„Night on Earth“ ist ein Episodenfilm, der an fünf Schauplätzen spielt. Der Zuschauer wird in eine nächtliche Taxifahrt durch fünf Großstädte mitgenommen , bei der es zu besonderen und kuriosen Begegnungen kommt. Ein Film voller derbem, ironischem und ungekünsteltem Humor. Die porträtierten Taxifahrer sind sehr unterschiedlich, ebenso wie die Fahrgäste, mit denen der Taxifahrer während der Fahrt ins Gespräch kommt. Die Gespräche werden alle in der jeweiligen Landessprache geführt, um die Authentizität zu wahren. Die späte Stunde, die besonderen Charaktere und die spezifische Atmosphäre, die in jeder Stadt anders ist, sorgen für lustige und skurrile aber auch nachdenkliche Momente. Momente, in denen sich der Taxifahrer und ihre Kunden gegenseitig beeinflussen.
Jim Jarmusch, der Regisseur, versammelt in „Night on Earth“ bemerkenswerte Charaktere, deren Interaktionen mit viel Gespür für interkulturelle Akzente mit kraftvollen Bildern - untermalt von der melancholischen Musik- unterhaltsam und tiefgründig eingefangen werden. In den Taxis entsteht eine Art „Beziehung“ zwischen Menschen mit unterschiedlichem gesellschaftlichen und soziokulturellen Hintergrund und plötzlich krachen die Vorurteile und viele Klischees während der Unterredung ein und die voreingenommenen Gräben, die die Menschen trennen, werden geschlossen.
Die Handlung hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen. Der große Makel des Filmes ist, dass er keine zusammenhängende Handlung bietet. Ebenso einen roten Faden oder etwas, was die Handlungen in den einzelnen Episoden verbindet, gibt es nicht. Das hat mir gefehlt, was sich sicherlich negativ auf die Wertung auswirkt. Nicht gefallen hat mir ebenso im Film der Teil, der in Rom spielt. Ich meine nicht die Geschichte. Der Makel heißt Roberto Benigni, der sein Taxi durch die Straßen der ewigen Stadt manövriert und albern und overacted mit seinem unendlichen Redefluss nicht aufhört. Es war der Abschnitt, bei dem ich irgendwann dachte: Oh je, jetzt reicht es! Ich habe den Film aber tapfer bis zum Ende weitergeschaut.
Fazit: „Night on Earth“ ist ein Mix aus Komödie und Drama, in dem der verbale und visuelle Humor, der sich in den unterschiedlichen Begegnungen und Geschichten präsentiert, im Vordergrund steht. Es ist sicherlich ein sehr spezieller Film, der nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Bei mir hat er einen eher mittelmäßigen Eindruck hinterlassen, was primär an der für mich wenig einnehmenden Handlung und an dem episodenhaften Aufbau des Filmes liegt. Da gibt es bessere Filme von Jarmusch z.B. „Ghost Dog – Der Weg des Samurai“ oder „Dead Man“ (Kommentierung von mir folgt), die ich als sehenswert empfehlen kann. Zu einer generellen Empfehlung reicht es bei diesem hier nicht aus. Der Film dürfte wahrscheinlich eher etwas für eingefleischte Jarmusch-Fans sei.
* Der Film ist im Original mit deutschen Untertiteln bis 31.10.2023 auf Arte verfügbar.
Süddeutschland, 1940. Der Halbwaise Ernst Lossa (Ivo Pietzcker) ist 13 Jahre alt und gilt als schwer erziehbar. Der Sohn eines Handlungsreisenden ist nicht dumm, aber es fällt ihm sehr schwer, sich in normale soziale Strukturen zu integrieren. Da er schon aus verschiedenen Erziehungsanstalten rausgeworfen wurde, wird er nunmehr in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen untergebracht sind. Sie steht unter der Leitung von Direktor Dr. Veithausen (Sebastian Koch), der seine Einrichtung wie ein Gefängnis führt. Schnell wird Ernst klar, dass hier etwas nicht stimmt. Immer wieder sterben „unerwünschte“ Patienten, für die Nazis zum Schutz der „arischen Rasse“ …
Der Massenmord an körperlich und psychisch behinderten Menschen in der Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands hat meines Erachtens in Filmen zu wenig Beachtung gefunden. Dieser Film widmet sich dem Thema Euthanasie in der Nazi-Zeit und ist ein Historiendrama, das ohne Übertreibungen und dummen Nazi-Klischees tiefen Eindruck hinterlässt. „Nebel im August“ ist ein fesselnder, zutiefst bewegender und schockierender Film.
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und ist angelehnt an das Buch von Robert Domes. Der Film begleitet den 13-jährigen Ernst Lossa während seines Aufenthalts in der Klinik für Behinderte. Eigentlich gehört er nicht dorthin. Er ist nicht krank. Ernst ist ein kluger Junge und merkt schnell, dass Patienten ohne ersichtlichen Grund verschwinden. Er wird als schwieriger, aber guter Junge dargestellt, der seinen Gefährten mit den bescheidenen Möglichkeiten, die ihm geboten werden, hilft und sich der unbarmherzigen Bürokratie widersetzt. Ein Junge mit einem großen Herz.
Mit dieser Akzentuierung ist es aber keineswegs ein kitschiger Film, der im Hollywood-Stil jegliche Realität aus den Augen verliert. Nein, überhaupt nicht. Auch wenn manchmal Hoffnungsschimmer sichtbar ist, verliert der Film niemals die trostlose Atmosphäre, die dadurch geprägt ist, dass das Euthanasieprogramm auf einer perfekt geölten Tötungsmaschinerie basiert. Eine Maschinerie, die gut läuft, weil die Menschen, die sie antreibt, dies mit tödlicher Effizienz tun. Eine Maschinerie, die den Tod bringt, weil immer wieder jemand am Schreibtisch mit einem Federstrich entscheidet, wer für die Nazis für das Gedeihen der Volksgemeinschaft von Wert ist und wer nicht.
Im Film sind herausragend ausgearbeitete Charaktere zu sehen. Nehmen wir zum Beispiel die Figur Dr.Veithausen, den Leiter der Klinik. Abgesehen davon, dass er ein ehrgeizige Verfechter des Todessystems ist, der rücksichtslose Entscheidungen trifft und die von oben erteilten Befehle kaltblütig ausführt, ist er anderseits väterlich besorgt um das Schicksal seiner Patienten. Er zeigt ein seltsam ambivalentes Verhalten. Es ist unvorhersehbar. Die menschlichen Züge, die er partiell zeigt, werden aber durch die Verkündung einer tödlichen Diagnose, die das Schicksal eines Patienten besiegelt, plötzlich zerstört. Er ist schwer zu fassen und dieser Aspekt ist in seinem zutiefst widersprüchlichen Charakter gut ausgearbeitet. Was positiv zu werten ist, ist die Tatsache, dass er keineswegs klischeehaft als ein Bösewicht gezeigt wird, sondern wie ein ganz normaler Mensch, der partiell durchaus sympathisch wirken kann. Das macht ihn aber so unberechenbar, authentisch und unter dem Strich nicht weniger böse.
Eine Lichtgestalt unter dem Personal der Klinik ist die Schwester Sophia, überzeugend gespielt von Fritzi Haberlandt. Sie versucht den kranken Kindern zu helfen. Gegen die Tötungsmaschinerie Hitlers ist sie jedoch schlussendlich machtlos. Es ist interessant, die einzelnen Figuren in ihrem innerlich gespaltenen und ambivalenten Verhalten zu beobachten. Reue und Scham gibt es unter dem Personal, ja, aber letztendlich ordnen sie sich alle dem Regime der Klinik unter und gehorchen. Und dann gibt es da natürlich auch Charaktere, die einfach nur skrupellos sind. So sehen wir in der empathielosen Krankenschwester Edith Kiefer, die vorzüglich von Henriette Confurius dargestellt wird, einen wahren kaltherzigen Todesengel. Alle Charaktere werden im Film von guten Darstellern verkörpert.
Der Film verzichtet auf große Gesten und starke Akzente. Er macht die Hauptfigur Ernst Lossa nicht zu einem Helden und präsentiert den Direktor Dr.Veithausen keineswegs als einen scheußlichen Übeltäter. Die Kamera nimmt im Film die Rolle des leisen und nachdenklichen Beobachters ein. Der Film verzichtet auch auf intensive Farben und untermalt Ereignisse nur gelegentlich mit stimmungsvoller Musik. Aber gerade dadurch, dass er zu keinem Zeitpunkt gewollt nach Sensation oder Emotionalität sucht, ist Ernst Lossas Geschichte eine solch glaubwürdig schockierende, abstoßende und bewegende Geschichte. Das macht den Film so verstörend authentisch. Die Inszenierung diese schwierigen Themas gelingt dem Regisseur Kai Wessel vorzüglich.
Fazit: Der Film ist ein klares Statement gegen das Vergessen über das düstere Thema der Euthanasie im 3. Reich und die Verbrechen der Nazis. Es ist ein ungeschönter und fesselnder Film und ein Plädoyer für Toleranz, Menschlichkeit und Mitgefühl. Ein Film, der zutiefst bewegend ist, und noch sehr lange Zeit nachwirkt und nicht loslässt. „Nebel im August“ ist aus meiner Sicht einer der stärksten deutschen Filme und einer Empfehlung absolut wert. Nach langer, langer Zeit ein Film, der von mir mit einem „Herausragend“ gewertet und mit einem Herzchen gewürdigt wird.
Der Pariser Chirurg Dr. Rasanoff (Pierre Brasseur) will nach einem Autounfall das entstellte Gesicht seiner Tochter Christiane (Édith Scob) wiederherstellen. Zusammen mit seiner Assistentin Louise (Alida Vall) entführt er junge Frauen, tötet sie und schneidet ihnen Stücke aus dem Gesicht, um seiner verstümmelten Tochter ihre Schönheit wiederzugeben. Seine Tochter ahnt Anfangs nichts von den grauenhaften Verbrechen …
Die Geschichte klingt nicht sehr kompliziert. Ein verrückter sadistischer Professor entführt junge Frauen, um mit ihren Hautstücken an seiner Tochter Hauttransplantationen durchzuführen. Es ist sicherlich düster, aber auch unkompliziert. Inhaltlich bietet die Geschichte nicht viel. Der Horrorfilm zeichnet sich aber nicht durch seine Geschichte aus, sondern durch seine vorzügliche Inszenierung und seine düstere Atmosphäre. Im Film wird sehr wenig gesprochen. Oft wird nur das Nötigste gesagt. Lange Zeiträume vergehen, ohne dass geredet wird. Manchmal wirkt der Film wie ein Stummfilm. Unterstützt wird diese finstere Stimmung durch die schönen Schwarz-Weiß-Bilder. Die musikalische Untermalung gleicht einer albernen Kirmesmusik, die allerdings sehr unheilvoll und furchteinflößend wirkt.
Die Charaktere sind nicht sehr ausdrucksstark. Der verrückte Professor ist jemand mit einem immer besorgten Blick, der abgesehen davon, dass er keine emotionale Ausstrahlung hat, den Eindruck eines Wahnsinnigen vermittelt. Sehr einfach, aber durchaus effektiv. Den ganzen Film brütet der Mann teuflische Absichten aus. Neben dem verrückten Wissenschaftler ist der verstümmelten Tochter eine wichtige Rolle vorbehalten. Der Verlust ihres Gesichts und die Ereignisse mit den entführten Frauen haben sie nicht unberührt gelassen. Sie trägt eine porzellanartige Maske. Ausdruckslos bewegt sie sich durch den Film. Ihr Erscheinen wird von Tragödie und Unbehagen begleitet. Zwei Figuren, die die düstere Atmosphäre des Films stark prägen. Beeindruckend ist sicherlich ebenso das dramatische Finale.
Die Kamera fängt das Geschehen ruhig und kühl ein, setzt stark auf Schatten-Effekte, Kontraste und ungewöhnliche Perspektiven, um noch mehr Atmosphäre zu schaffen, anstatt sich emsig und blutrünstig in die Charaktere oder die einzelnen Szenen zu stürzen. Viele Ereignisse und Szenen entfalten sich ohne weitere Erklärung. Das Meiste bleibt der Wahrnehmung des Betrachters überlassen.
Fazit: Eine grauenhafte Geschichte, die irgendwo zwischen Horror und Grusel angesiedelt ist und bis heute noch nichts von ihrer verstörenden und schauderhaften Wirkung verloren hat, auch wenn sich die Sehgewohnheiten seitdem stark geändert haben. Positiv werte ich, dass trotz der morbiden Handlung von einem erhobenen belehrenden Zeigefinger nichts zu sehen ist. Die moralische Wertung überlässt der Film dem Zuschauer. Primär sind es die gute Inszenierung und die gelungene finstere Atmosphäre, die den bizarren und originellen Film auszeichnen. Kein Überflieger, aber eines Blickes wert ist der französischer Horrorfilm sicherlich.
P.S.: Der Film wird im deutschsprachigen Raum partiell unter dem Titel „Augen ohne Gesicht“ und teilweise auch unter dem französischen Originaltitel „Les Yeux sans visage“ geführt.
Der junge Spieler John (John C. Reilly) sitzt abgebrannt mit gesunkenem Kopf und verschränkten Armen auf dem Bürgersteig am Eingang eines Cafes. Er wird von dem älteren, gut gekleideten Sydney (Philip Baker Hall) mitgenommen. Sydney ist auch Zocker und kennt sich in den Spielcasinos gut aus. Er bietet John an, ihn durch Renos (Stadt in Nevada) Casinos zu begleiten. Sie werden gute Freunde, und Sydney bringt John einige Tricks des Glücksspiels bei. Über Sydney lernt John die Kellnerin Clementine (Gwyneth Paltrow ) kennen, und von da an nimmt sein Leben eine unerwartete Wendung. In das folgende Geschehen ist auch Jimmi (Samuel L. Jackson), Sicherheitsbeauftragter im Casino, verwickelt, der ein Geheimnis preisgibt, was dazu führt, dass die Ereignisse noch bedrohlicher werden …
Wer sich Filme des Regisseurs Paul Thomas Anderson anschauen möchte, der sollte wissen, dass der Handlungsverlauf in seinen Filmen recht zäh ist. So ist es auch hier in diesem Film. Das klingt nach Langeweile, ist es aber nicht. PTA versteht es vorzüglich eine gehörige Prise Spannung und Neugier in die Atmosphäre zu streuen, so dass von eintönigen Film keine Rede sein kann. Das Besondere an seinen Filmen sind aber zweifelsohne die gut ausgearbeiteten, eigentümlichen Charaktere, die dem Film eine spezielle Note verleihen. In „Last Exit Reno“ spielt Philip Baker Hall einen alternden erfahrenen Spieler. Neben ihm sehen wir John C. Reilly, der den einfachen und vom Pech verfolgten John darstellt. Weitere bemerkenswerte Rollen sind: Gwyneth Paltrow als die Gelegenheitsprostituierte Clementine, Samuel L. Jackson als der etwas undurchsichtige Jimmy und in einer Nebenrolle Philip Seymour Hoffman als der durchgeknallte Würfelspieler.
Der Erzählstil ist großartig. Der Anfang ist langsam, aber dann geht es etwas flotter zur Sache. Die Dialoge sind gut und erzeugen Neugier. Die Charakterstruktur der Figuren ist deutlich gezeichnet. Sydney verhält sich ruhig und bedächtig. So wie er spricht, passt es zu seinem selbstbewussten Auftreten. John spricht mit einer Stimme, die einige Oktaven höher ist. Die Art, wie er sich gibt, ist oft fragend und fast kindlich. Er ist eine einfache und leichtgläubige Seele ohne viel Initiative, die leicht zu manipulieren und schnell zu enttäuschen ist. Aber auch die Figuren Clementine und Jimmy, die in den Nebenrollen zu sehen sind, sind in der Geschichte gut ausgearbeitet und besitzen Tiefe.
Vier markante Charaktere am Rande der Gesellschaft. Die Atmosphäre im Film ist kühl und entspannt. Die Geschichte, die sich unter dieser coolen Fassade abspielt, ist voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Dabei geht die Geschichte keine allzu großen Nebenwege ein, sondern behält den Fokus auf den schillernden Charakteren. Der Film nutzt die atmosphärische Sensibilität der Orte stark aus. Auffallend sind vor allem die grelle, mehrfarbige Beleuchtung in den Casinos und die sterilen Hotelzimmer. Prima Orte, die die Geschichte und die Charakteren dabei unterstützen, eine düstere, wehmütige und melancholische Stimmung zu schaffen. Die Kamera leistet bei all dem hervorragende Arbeit und hat eine einnehmende Präsenz.
Fazit: Kein typischer Hollywoodfilm mit den üblichen Klischees und Standards. Nicht der Beste von Paul Thomas Anderson, es war ja sein erster Film, und die Geschichte ist eigentlich recht einfach. Mir haben seine späteren Filme „There will be Blood“, „The Master“ und „Der seidene Faden“ besser gefallen. Aber es ist unter dem Strich ein sehenswerter Film, dessen gute Qualität primär von der starken Atmosphäre, zu der Atmosphäre passenden Kulissen und den exzellent ausgearbeiteten Charakteren getragen wird. Hinzu kommt das gute Schauspiel der Darsteller. Alles in allem, ein Film der aus meiner Sicht sicherlich einer Empfehlung wert ist.
Der Chirurg Benjamin McKenna (James Stewart) macht mit seiner Frau Josephine (Doris Day) und ihren gemeinsamen Sohn Hank (Christopher Olsen) Urlaub in Marokko. Im Bus, auf dem Weg nach Marrakesch, kommen sie mit dem Franzosen Louis Bernard (Daniel Gélin) ins Gespräch. Am nächsten Tag treffen sie Bernard auf dem Markt wieder, doch der Mann hat ein Messer im Rücken. Kurz bevor er stirbt, gelingt es ihm, McKenna ein paar Worte zuzuflüstern. Die Familie wird damit versehentlich in eine internationale Verschwörung verwickelt und gerät plötzlich in ein Netz aus Intrigen und Mord …
Der Meister der Suspense , Alfred Hitchcock, hat im Laufe seiner Karriere zwei Versionen von „Der Mann, der zuviel wusste“ inszeniert. 934 erschien die erste Version, auch die „englische Version“ genannt, und 1956 drehte er diesen Film neu. Dieser wird auch als „amerikanische Version“ bezeichnet. Beide Filme erzählen die gleiche Handlung. Der Film baut in gewohnter Hitchcock'scher Manier kontinuierlich Spannung auf. Spannung, die natürlich auch bestmöglich aufgebaut werden muss. Hitchcock beschreitet diesen Weg bis zu dem Höhepunkt vortrefflich. Hier und da sind die Szenen vielleicht etwas verkrampft, aber die fesselnden Momente bleiben auf einem gleich hohen Niveau.
Die Handlung wird geschildert aus der Perspektive des einfachen Mannes, der in Situationen gerät, die er nicht wollte, aber dennoch entschlossen ist, der Sache auf den Grund zu gehen. Eine typische Formel von Hitchcock, die er oft in seinen Filmen verwendete, die aber -wie auch in diesem Film- gut funktioniert. Als Zuschauer weiß man viel mehr als McKenna selbst, aber die Geschichte ist trotzdem spannend und der Ausgang des Filmes unvorhersehbar.
Der Film ist ein unterhaltsamer Thriller mit guten Dialogen, viel Spannung und einer gut dosierten Portion Humor. Es gibt wenige Hitchcock-Filme, in denen Musik eine so große Rolle spielt, wie in diesem hier. Ab der ersten Szene werden die Bilder – nach meiner Recherche in Marrakesch, Marokko, gedreht - von Musik untermalt. Das bekannteste Lied aus dem Film ist „Que Sera, Sera“, das Doris Day einen Welthit bescherte und das 1957 als bester Song mit einem Oscar geehrt wurde.
*** Interessantes:
Der Sohn von Doris Day, Terry Melcher, war erfolgreich als Musikproduzent tätig und hatte -vor den tragischen Morden- Kontakte zu Charles Manson, der recht musikalisch war und sich Hoffnung machte auf eine Karriere als Sänger. Melcher produzierte u.a. die Band The Byrds mit ihren Welthit Mr. Tambourine Man. Manson hauste damals mit seinen Family-Mitgliedern in LA in der Villa von Dennis Wilson, dem Schlagzeuger der weltberühmten Band The Beach Boys. Die Beach Boys veröffentlichten seinerzeit einen Song von Manson und gaben als Komponisten und Texter Dennis Wilson an. Das verärgerte Manson. Als dann noch Terry Melcher nach einer Probeaufnahme mit Manson es ablehnte, ein Album mit ihm zu produzieren und Dennis Wilson Manson wegen Diebstahl verprügelte und ihn aus seinem Haus rauswarf, begann Manson seinen blutigen Feldzug gegen die Gesellschaft, um sich an der Elite zu rächen, die ihm -wie er glaubte- den ihm zustehenden Ruhm verweigerte. Ob dies allerdings tatsächlich der Grund für die blutigen Morde an u.a. Sharon Tate war, sei mal dahingestellt. Es ist reine Spekulation, wie Vieles, das über den Fall Manson bis heute noch verbreitet wird. Dazu gibt es eine sehr gute Dokumentation, die diese Zusammenhänge detailliert und fesselnd schildert: „Charles Manson: der Dämon von Hollywood“.
Fazit: kurzum: „Der Mann, der zu viel wusste“ ist ein typischer Hitchcock, ein Klassiker und von Anfang bis zum Ende ein unterhaltsamer Thriller, der absolut sehenswert ist.
Nick (Adam Sandler) und Audrey (Jennifer Aniston), ein New Yorker Polizist und eine Friseurin, machen zusammen Urlaub in Europa, um ihre Ehe wieder aufleben zu lassen. Ihr Reiseplan ändert sich in letzter Minute, als sie vom wohlhabenden Charles Cavendish (Luke Evans) zu einer Party auf der Jacht seines Onkels Malcolm Quince (Terence Stamp) eingeladen werden. Quince wird jedoch ermordet und Nick und Audrey gelten als Hauptverdächtige. Von nun an gehen die beiden auf die Suche nach dem wahren Täter …
Murder Mystery ist keine gute Komödie. Anstatt die Merkmale eines Krimis konsequent zu nutzen, um sie wunderbar und gründlich auszuarbeiten, besteht der Film hauptsächlich aus flachen und nervigen Witzen und Situationen. Adam Sandler und Jennifer Aniston machen kaum mehr, als wild durch den Film zu rennen und nach Hinweisen zu suchen oder zu versuchen, einer gefährlichen Situation zu entkommen. Das alles ist höchst hektisch, aber alles andere als besonders humorvoll. Der Handlungsverlauf ist aber temporeich, so dass der an sich nervige Film eigentlich nicht wirklich langweilig wirkt. Es passiert immer etwas. Es ist aber nicht aufregend und kaum lustig. Immerhin gibt es etwas Action, die der Handlung etwas Leben einhaucht.
„Murder Mystery“ ist ein Film, der leicht vorhersehbar ist. Die Charaktere machen genau das, was man erwartet und erzeugen genau die lustigen Situationen, die man erwartet. Sehr selten gibt es einen überraschenden Moment. Abgesehen von einem Mangel an Humor leidet der Film eben auch unter einem Mangel an Überraschungen. Der Film ist farblos, bleibt fast immer im Rahmen der Erwartungen und überrascht einfach nicht. Aus dieser Perspektive gesehen ist Murder Mystery eigentlich wieder ein bisschen langweilig. Positiv hervorzuheben ist, dass sich der Film aufgrund des hohen Tempos gut aussitzen lässt, aber das ist natürlich kein wirkliches Kompliment.
Fazit: schwach, kein guter Film. Hier in Rheinland sagt man dazu kurz und bündig: son Driss. Es ist weder ein Krimi, noch eine Komödie. Der Film ist langatmig und nervig, durchsetzt mit infantilen Dialogen. Ein Film, den man 3 Minuten nach dem Ende schon wieder vergessen hat. Das sagt eigentlich schon alles.
Als die prominente Kunstgaleristin Susan Hoff (Brooke Shields) die neueste Arbeit des New Yorker Fotografen Leon Kaufman (Bradley Cooper) unter die Lupe nimmt, schlägt sie vor, die etwas dunklere Seite von New York City als Studienobjekt zu nehmen und die Ergebnisse in ihrem Kunstzentrum auszustellen. Glücklich, endlich die richtige Richtung gewählt zu haben, die Erfolg verspricht, führt ihn seine obsessive Aufmerksamkeit für das Dunkle in der Gesellschaft auf die Spur des Serienmörders Mahogany (Vinnie Jones), des U-Bahn-Schlächters, der nachts U-Bahn-Pendler angreift und schließlich abschlachtet. Mit seiner unbändigen Faszination für Mahoganyi begibt er sich immer weiter in eine morbide und blutige Welt hinein und reißt dabei versehentlich seine Freundin Maya (Leslie Bibb) mit ins Verderben …
Ein großer Teil des Films ist von drastischer Gewalt und viel Blut geprägt. Er bietet kein Old-School-Gore, sondern Computer-Gore. An sich sieht es sehr gut aus, ist aber so exzessiv und übertrieben ausgeführt, dass die Effekte eher cartoonhaft wirken. Vielleicht ist mir der Cartoon-Charakter der blutigen Szenen deshalb aufgefallen, weil die Charaktere, die von den Blutorgien betroffen sind, unbekannt und unsympathisch sind. Meist sind es kurze Auftritte von Passanten, die namenlos bleiben, indem sie schnell dem Killer zum Opfer fallen. Es besteht keine emotionale Verbindung zu den Opfern. Die Mordorgien wirken daher recht klinisch.
Es ist ein guter Film, aber kein Film mit vielschichtiger Struktur, komplizierter Handlung oder Komplexität in den Charakteren. Die Geschichte ist trotzdem spannend und es gibt genug visuelle Action, die den Blick des Zuschauers auf den Bildschirm fesselt. Der Mörder wird von Vinnie Jones gespielt. Er macht zwar im Film den Eindruck eines spießigen Oberbuchhalters, aber wahrscheinlich deswegen wirkt seine Rolle so skurril bedrohlich und morbide. Tolles Schauspiel: stoisch, mit kalten Augen, erschreckend ruhig und nonverbal präsent. Sehr geschickt im Umgang mit Metzgerwerkzeugen. Ein wahrlich gruseliger und beeindruckender Charakter. Aber auch Bradley Cooper, der den Leon darstellt, macht ebenfalls einen tollen Job, und sorgt dafür, dass man sich als Zuschauer um sein Schicksal sorgt und mit ihm mitfiebert. Das gleiche gilt für seine Freundin Maya.
Fazit: Kein Überfliege, der in die Filmgeschichte als Blockbuster eingehen wird. „Midnight Meat Train“ ist aber ein gut inszenierter und mit Mysteryelementen angereicherter Slasher-Film. Grafisch sieht alles großartig aus und man versprüht selbst bis in die Knochen die bedrohliche und morbide Atmosphäre, die der Horrorfilm ausstrahlt. Er ist vielleicht etwas zu lang, aber die sehr gut inszenierte Action mit den abscheulichen Mordszenen machen das wieder wett.
Danke @pischti für das leckere Hackfleisch, gemischt (Weiblein und Männlein plus die 1001 "Geschlächter" 😁 , die es neuerdings laut dem woken Bubble und per Dekret der Legislative geben soll), gut für Buletten, aber auch für Frikadellen bestens geeignet. 😅
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Wir sind in Japan im Jahr 1944. Hiroo Onoda (Yuya Endo), Mitte Zwanzig, wird vom Geheimdienst ausgebildet und erhält dort eine Kopfwäsche, die auf der unverbrüchlichen Loyalität zu der japanischen Nation beruht. Komme, was es wolle. Er wird danach auf die Lubang-Inseln auf den Philippinen versetzt, wo amerikanische Soldaten landen sollen. Während er auf die japanische Armee wartet, beginnt Onoda zusammen mit paar Kameraden einen Guerillakrieg gegen die Amerikaner. Doch nach dem Kriegsende wird er vergessen und er versteckt sich 30 Jahre, halt 10000 Nächte, auf der Insel. Er selbst glaubt nach 30 Jahren im Jahr 1974 immer noch, er sei im Zweiten Weltkrieg. Er kann einfach nicht glauben, dass der Krieg vorbei ist, obwohl dies ganz offensichtlich der Fall ist. Er ist zu stolz, um zuzugeben, dass er falsch liegt, und kann nur von seinem „Anführer“ überzeugt werden. Eine wahrlich surreale Geschichte, in der die Realität die Fiktion bei Weite m übertrifft.
Die erste halbe Stunde des Films hat mich nicht wirklich gepackt und ich fand sie teilweise etwas chaotisch. Je weiter der Film jedoch voranschreitet und man die Charaktere kennenlernt, desto mehr zieht der Film den Zuschauer in seinen Bann. Der Film bleibt trotz der großen Zeitsprünge und paar Längen faszinierend. Technisch ist er sehr gut gemacht. Als Zuschauer sieht man staunend zu, wie Onoda und später mit seinem einzigen, übriggebliebenen Begleiter ihre Tage verbringen. Wenig später ist er allein und setzt seine „Kampfbereitschaft“ fort, ohne einen einzigen feindlichen Soldaten zu sehen. Gelungen fand ich die letzte Aufnahme am Ende des Filmes, als er dem Studenten gegenüber sitzt, der ihn gesucht hat, und sein Gesicht so viel zu sagen hat, er selbst aber schweigt. Ja, die sture Loyalität für das japanische Imperium ist regelrecht sichtbar. Das kann man nicht wirklich als normal bezeichnen.
Ein paar kritische Worte hinsichtlich der Authentizität habe ich jedoch. So wird im Film nicht thematisiert, dass er und seine Mitkämpfer bei ihren Raubzügen philippinische Bauern töteten, um an Nahrung zu kommen. Was etwas unglaubwürdig ist, dass Onoda nach 30 Jahren immer noch die Originaluniform getragen haben soll. Es ist absurd, dass er so lange in diesem Outfit herumlaufen konnte. Und: wie glaubwürdig ist es, dass Onoda nicht die ganze Zeit wusste, dass Japan besiegt war? Hat er es wirklich nicht geglaubt, konnte er es nicht akzeptieren, war er einer ideologischen Gehirnwäsche so stark unterworfen oder einem abenteuerlichen Kriegstreiben verfallen? Wenn man allerdings den Film als das sieht, was er ist, nämlich partiell auch eine Fiktion, die sich viele Freiheiten in der Erzählung nimmt , dann kann man mit diesen Holprigkeiten gut leben. Meinen insgesamt guten Eindruck vom Film und auch meine Punktewertung haben sie jedenfalls nicht geschmälert.
Fazit: Ein Film, der unterhält und es versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Er ist etwas zu lang. Man hätte diesen Film um eine halbe Stunde kürzen können. Alles in allem jedoch eine gelungene Inszenierung einer wahrlich bizarren Geschichte. Meine Empfehlung.
*** Der Film ist bis zum 29.8.2023 auf Arte in der Mediathek verfügbar.
Suzie (Marlene Burow) lebt 1989 mit ihrem Vater Klaus und ihrer Schwester Kerstin in Ostberlin. Sie wird von der Schule verwiesen, weil sie mit verbotener Literatur erwischt wurde. Zur Strafe wird sie zu Arbeit in einer Fabrik eingesetzt. Auf dem Weg zur Arbeit wird sie von einem Modefotografen „Coyote“ (David Schütte) fotografiert. Als sie später in dem Modemagazin Sibylle auf ihr Foto stößt, versucht sie, eine Karriere als Model aufzubauen, um dem Joch des ostdeutschen Alltags zu entkommen …
Wer an die DDR denkt, denkt nicht sofort an Mode oder Haute Couture. Das Bild der DDR ist nicht gerade schön: grau, gleichförmig und unattraktiv sind eher Begriffe, die zutreffen. Umso überraschender ist es, dass es in derselben DDR das Modemagazin Sybille gibt, das sich mit Schönheit beschäftigt und elegante Kleidung aus Ostdeutschland zeigt. Rund um das Magazin (zumindest im Film) gibt es eine Gemeinschaft von Freigeistern, die auf diese Weise, abseits des tristen Alltags, viel Spaß haben. Solange es natürlich geht.
Die Zeitschrift existierte tatsächlich. Sie gab es ab 1956 und zeigte ein Modebild, das mit der sozialistischen Realität nichts zu tun hatte. Regisseurin und Autorin Aelrun Goette, die in dem Magazin einst selbst als Fotoobjekt abgebildet wurde, erzählt die Geschichte von Suzie. Es ist eine Geschichte über unerwartete Chancen, zerplatzende Träume, erste Liebe und den Drang nach Freiheit. Alles schön, aber nicht sehr spektakulär. Der Film schildert ein Coming-of-Age, das sich recht gut im Voraus erahnen lässt. Der Film ist bemüht, sich anders zu geben, indem er die unbekannten Ecken des sozialistischen Alltags beleuchtet. Aber ganz frei von den gängigen DDR-Klischees ist er dann doch nicht. Leider erfährt man nicht viel über das Magazin. Den redaktionellen Prozessen, der Entstehung der Modekollektionen und der gesellschaftlichen Stellung des Magazins, wird kaum Beachtung geschenkt. So hätte man z.B. das schwierige Verhältnis zu den Staatsorganen noch besser beleuchten können. Das Magazin ist nur ein interessanter Hintergrund, vor dem Suzies Erwachsenwerden geschildet wird.
Fazit: eine sicherlich nicht alltägliche Story und ein durchaus gelungener Coming-of-Age-Film, der ein gut gespieltes und solides Drama abliefert, das aber etwas mehr Tiefe hätte vertragen können, um es aus der konventionellen, grauen und klischeebehafteten DDR-Atmosphäre herauszuheben. Aus meiner Sicht ist der Film jedoch eines Blickes wert. Für eine einmalige Sichtung ist er sicherlich okay.
Luther Whitney (Clint Eastwood), ein professioneller Dieb und Ex-Häftling, beschließt, das letzte Mal einen großen Coup zu wagen, indem er in die Villa des wohlhabenden Walter Sullivan einbricht, der auf einer mehrtägige Reise auf den Bahamas ist. Als Whitney bemerkt , dass Sullivans Frau unerwartet zu Hause geblieben ist, muss er sich im Schlafzimmer verstecken und wird Zeuge, wie Sullivans Frau ermordet wird. Sein Schock ist umso größer als er erfährt, dass der Geliebte der Getöteten der US-Präsident (Gene Hackman) ist …
Ja, Whitney war dort, wo er hätte nicht sein sollen, und er sah, was er nicht sehen sollte. Und wer würde einem professionellen Dieb und Ex-Häftling glauben? Wer vertraut Luther Whitney, wenn er sagt, er habe gesehen, wie eine Frau ermordet wurde, und dass der Mann, der für ihren Tod verantwortlich ist, der Präsident der Vereinigten Staaten ist? Das ist die Akzentuierung, die sich durch den ganzen Film zieht.
„Absolute Power“ ist kein großangelegtes Spektakel, sondern eine subtile Mischung aus spannender Intrige und feinem Schauspiel. Verantwortlich für diesen subtilen Thriller ist Regisseur, Produzent und Schauspieler Clint Eastwood. Er versteht es vortrefflich, Neugier zu erzeugen und die Geschichte, fesselnd zu schildern. Die Charaktere stehen in diesem Film im Vordergrund. Sie stehen im Vordergrund in den verschiedenen, parallel verlaufenden Handlungssträngen, die sich umkreisen, berühren und überschneiden. Die Geschichte von Machtmissbrauch und politischer Tarnung ist wichtig, aber nicht wichtiger als die Schauspieler. Die Charakterzeichnungen werden in diesem Film ausführlich behandelt. Andere Dinge wie der Action-Aspekt oder das Setting sind eher zweitrangig.
Es ist altes gutes Handwerk. Der Film verfolgt einen unkomplizierten Ansatz. Im erzählerischen Sinne wird ohne viel Schnickschnack ein riesiges Kartenhaus gebaut, von dem im Laufe der Zeit immer wieder Teile zerfallen. Es passt einfach alles sehr gut zusammen. Und es ist spannend, obwohl manchmal etwas vorhersehbar. Die Akzentuierungen sind nicht eindeutig schwarz oder weiß bzw. gut oder böse. Jeder trägt einen Ballast mit sich, der die Folge unmoralischen Verhaltens ist. Trotz dieser realistischen Ausgewogenheit, wird Gene Hackman als Präsident deutlich düsterer als der Rest geschildert. Hackman ist der Bösewicht, mit dem der Zuschauer nicht sympathisiert. Eastwood spielt seine Rolle super: hartnäckig, cool, intelligent, unnachgiebig und individualistisch. Lobenswert sind ebenso die Leistungen von Ed Harris, Scott Glenn und Laura Linney.
Fazit: „Absolute Power“ ist ein spannender Thriller. Wer harte Action erwartet, wird enttäuscht sein. Der Film besticht mit einer guten Inszenierung, mit vielschichtigeren Charakteren als es sonst in einem Thriller üblich ist und mit einer guten Geschichte über Moral, Umgang mit der Macht und Verantwortung. Aus meiner Perspektive einer Sichtung absolut wert.
Liam (Diego Klattenhoff) wacht nach einem Autounfall auf und hat keine Erinnerung daran, wer er ist. Als er sich auf den Weg in die Stadt macht, um Hilfe zu holen, stößt er nur auf Leichen. Sie alle haben seltsame, helle Augen. Zuerst glaubt er, dass ein tödlicher Virus in der Luft schwebt, doch schon bald erfährt er die schreckliche Wahrheit, die eine Kette von Ereignissen auslöst.
*** Spoiler Anfang
Eine originelle Handlung. Ein Mann, der alles in einem bestimmten Umkreis tötet, ohne etwas tun zu müssen . Ohne es überhaupt zu wollen. Er hat keine Erinnerungen an seine Vergangenheit. Er trifft Jane ( Charlotte Sullivan), die seinen unerwünschten Kräften nicht ausgesetzt ist . Sie hat auch keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Gemeinsam ermitteln sie und versuchen, Menschenleben nicht zu gefährden.
*** Spoiler Ende
Wahrlich eine prima Idee, aber reicht sie aus, um einen ganzen Film zu füllen? Ja, jedoch nur partiell. Die Suche der beiden Protagonisten nach der Wahrheit ist gut inszeniert. Das Tempo ist ruhig und eher gemächlich. Die trostlosen Landschaften, in denen der Film spielt und in denen man kilometerweit reisen kann, ohne jemandem zu begegnen, unterstreichen die mystische Atmosphäre und das entspannte Tempo. Diese trostlosen Kulissen erzeugen ein wahrlich unbehagliches Gefühl und verstärken die finstere Stimmung.
Durch spontan auftretende Rückblenden der Protagonisten tauchen im Laufe der Zeit immer mehr Fragmente der Vergangenheit auf. Die Rückblenden versorgen die Protagonisten und den Zuschauer mit Informationen und halten die Spannung aufrecht. Sie beleben den Film. Hier und da sehe ich sogar etwas Humor, der die Stimmung etwas auffrischt. Es scheint also alles gut zu sein. Ja, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bis das ruhige Tempo plötzlich erhöht wird. Mit der erhöhten Geschwindigkeit geht die unheilvolle Atmosphäre aber sofort verloren. Die Handlungsstränge sind gehetzt. Dadurch zündet die emotionale Bombe, die hinter der überraschenden Wendung steckt, nicht richtig.
Der Film hält sich nicht konsequent und überlegt an seine akribischen Rahmenbedingungen, sondern geht eher nachlässig mit der Entwicklung seiner Handlungsstränge um. Die einzelnen Szenen sind nur unzureichend ausgearbeitet, sie enden abrupt. Beispiel: Liam sieht sich von einem Gewehr bedroht und flüchtet in ein See ins Wasser. Plötzlich endet die Szene und wir sehen Liam ganz woanders, trocken, ohne zu erklären, wie er dort hingekommen ist. Der einnehmende und passende Rhythmus ist verschwunden. Zu viele Entwicklungen folgen in zu kurzer Zeit aufeinander. Die Finesse, mit der die Geschichte an den Betrachter herangetragen wurde, geht dabei aus den Augen verloren. Leider.
Fazit: „Radius“ ist ein Film mit einer originellen Prämisse und einer geheimnisvollen Atmosphäre. Das angenehme Tempo wird ca. ½ Stunde vor Schluss hochgefahren, so dass die Handlungsstränge unbefriedigend abgearbeitet werden und die Atmosphäre vermasselt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, bei denen man sich fragt, warum sie so lang sein müssen, hätte ich mir bei diesem Film eine längere Laufzeit gewünscht. Nein, zu einem „Gut“ reicht es aus meiner Sicht nicht aus.
Der Film ist ein Roadmovie, das auf einer wahren Geschichte des 73-jährigen Alvin Straight (Richard Farnsworth) basiert, der sich 1994 mit seinem Rasenmäher-Traktor auf eine sechswöchige Reise von Iowa nach Wisconsin begibt, um seinen kranken Bruder (Harry Dean Stanton) zu besuchen. Die Tatsache, dass es eine halbe Tagesfahrt mit dem Auto ist, macht deutlich, wie wichtig ihm die Reise zu seinem älteren Bruder ist, mit dem er nach einem Streit seit 10 Jahren kein Wort mehr gesprochen hat. Alvin will sich mit seinem Bruder versöhnen. Unterwegs trifft er viele Menschen, von denen jeder seine eigene Geschichte zu erzählen hat ...
Beim Namen David Lynch denkt man meist an Filme mit surrealistischen Bildern, rätselhaften Dialogen und skurrilen Charakteren. Filme, in denen Symbolik, Mysterien und groteske Situationen den Ton bestimmen. Dieser Film hat nichts davon. Die Story ist zwar originell, aber der Film erzählt eine klare Geschichte, eine Geschichte, in deren Fokus die Beleuchtung der Natur des Menschen steht.
Das Tempo des Films ist gemächlich und die Atmosphäre entspannt. Es ist ein wunderbares Tempo, das genügend Raum bietet, die Welt der Hauptfigur Alvin zu erkunden. Es ist auch das perfekte Tempo, damit die Ereignisse, die auf seinem Weg passieren, zu eigenständigen Geschichten werden. Es sind schöne, emotionale Episoden, die nicht besonders aufsehenerregend sind, aber immer dazu beitragen, die Charakterskizze von Alvin Straight zu vervollständigen.
Die Hauptrolle wird brillant von Richard Farnsworth verkörpert. Seine traurigen und melancholischen Gesichtszüge, die feuchten Augen, das ständige Zupfen an seinem weißen Bart, verraten dem Zuschauer viel über seine innere Stimmung. Seine Gesten und sein Auftreten sind ausdrucksvoller als die spärlichen Worte, die er spricht. Prima ist ebenfalls die melancholische musikalische Untermalung, die das im Film dominierende Gefühl verstärkt, dass das Leben nicht ganz einfach zu schultern ist. Schließlich nähren die sonnendurchfluteten Maisfelder, auf denen landwirtschaftliche Maschinen fleißig unterwegs sind, das Gefühl von Freiheit und Unnachgiebigkeit, das Alvin Straights Mission kennzeichnet.
Fazit: Mit „Eine wahre Geschichte - The Straight Story“ beweist David Lynch, dass er nicht nur groteske Fantasien filmisch umsetzen, sondern auch eine einfühlsame Geschichte erzählen kann, ohne den Bezug zu Realität zu verlieren. Der Film ist ein schönes Roadmovie, in dem die Inspiration für das Einfache, das Alltägliche und das Wesentliche im menschlichen Leben im Mittelpunkt stehen.
Alaska, Ende des 19.Jahrhunderts. Die Nachricht von einem Goldfund hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Der Goldrausch hat begonnen. Aber der Weg zu dem Gold ist eine Hölle. Tausende machen sich auf den Weg in die Wildnis. Der Traum vom Reichtum treibt Abenteurer und Glückssucher durch die eisige Natur. Darunter ist der einsame Tramp Charly Chaplin. Er gibt sein Bestes, um der lebensfeindlichen Umwelt zu trotzen. Arm, aber nicht unterzukriegen kämpft Chaplins Tramp auf menschliche Weise ums Überleben. Dort macht er nicht nur mit den Gefahren der Wildnis Bekanntschaft. Er findet in Alaska Freunde und verliebt sich in die Bardame Georgine …
In der Eröffnungsszene des s/w Stummfilmes aus dem Jahr 1925 sehen wir unzählige Goldgräber, die sich mühselig in einer unendlichen Schlange auf dem verschneiten Pass hinaufbewegen. In dieser Szene schildert Chaplin dramatisch die enormen Herausforderungen, vor denen die Goldsucher stehen. In „Goldrausch“ zeigt Chaplin die Goldgräber als harte Einzelgänger, die bereit sind, für einen Goldfund alles zu opfern. Der Tramp ist einer dieser Männer. Aber selbst unter all diesen Einzelgängern ist er immer noch der Außenseiter, weil er so ungeschickt ist. Und gerade das sorgt dafür, dass der Zuschauer sich darüber so amüsieren kann.
Die Stärke dieser Komödie liegt vor allem in der Handschrift des Protagonisten Charly Chaplin. Er gehört zu den bekanntesten und beeindruckendsten Figuren der Kinogeschichte. Es genügte ja, Chaplin in den Mittelpunkt eines Films zu stellen und schon hatte man eine gelungene Komödie. Dabei spielte es keine große Rolle, ob die Geschichte gut aufgebaut war. Diese hier ist ja nicht gerade originell und leicht vorhersehbar. Doch das spielt für die Comic-Qualität überhaupt keine Rolle, denn der Film basiert primär auf der Präsenz von Charlie Chaplin und seiner virtuosen Slapstick.
Obwohl der Film viel Komik enthält, haben einige Szenen einen ernsten Kern. Der perfekt getimte und choreografierte Slapstick sorgt nicht nur für Lacher, sondern zeigt auch die Paranoia, Klaustrophobie und Verzweiflung, die unter den Goldgräbern herrscht. Goldgräber, die unter harten Bedingungen stets ums Überleben kämpfen. So gesehen hat eine urkomische Szene, in der man Chaplin sieht, wie er den eigenen Schuh isst oder eine humorvolle Szene, in der ein hungernder Goldsucher Chaplin mit einem riesigen Huhn verwechselt, mehr als nur komische Wirkung. Ein wahrlich gelungener Balanceakt zwischen Komödie und Tragik. Die Ideen und die Umsetzung sind beeindruckend. Und es ist ja nicht nur die ausgezeichnete Komik, die den Film ausmacht. Darüber hinaus blickt Chaplin im Film ebenso kritisch und ernsthaft auf die gesellschaftlichen Werte wie Materialismus, Gier und den unerschütterlichen amerikanischen Way of Life.
Wissenswertes: sonderbar ist, dass der ganzen Film in Kaliforniern gedreht wurde. Dort ließ Chaplin eine ganze Goldgräberstadt bauen, was mit enormen Kosten verbunden war. Gedreht wurden mehrere Kilometer Filmmaterial, von dem nur ein kleiner Teil für den Film verwendet wurde. Technische Hilfsmittel, wie CGI gab es ja nicht. Alles war mit solider Handwerksarbeit verbunden. Die Dreharbeiten dauerten über ein Jahr lang. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn der Film Goldrausch wurde ein großer Publikumserfolg
Fazit: einer von Chaplin-Klassikern, der bis heute noch gute Laune verbreitet. Chaplin ist im Film wieder mal in Hochform und präsentiert einen bis heute noch zeitlosen Humor. Für Filmfreunde, die nicht nur auf Mainstream oder Blockbuster stehen, und auch mal was anderes aus der Filmgeschichte sehen möchten, ist der Film sicherlich einer Empfehlung wert .
*** Der Kommentar enthält leichte SPOILER ***
Wir sind in den USA im Jahr 1939 und Anfang der 1940er Jahre. Der mittelloser Stan Carlisle (Bradley Cooper ) ist arbeitslos und hat als Handlanger einen Job auf einem Jahrmarkt übernommen, auf dem skurrile Attraktionen und Kuriositäten dargeboten werden. Eine Welt der Akrobaten, Künstler und Hellseher. Dort lernt er die Wahrsagerin Zeena (Toni Collette) und Molly (Rooney Mara) kennen, in die er sich verliebt. Von der Wahrsagerin und ihrem Ehegatten erlernt Carlisle die Kunst der Magie. Nach einer Weile kehrt er dem Jahrmarkt den Rücken, und tritt zusammen mit Molly in den Cabarets der US-Städte als Magier auf. Als er eines Abends nach der Vorstellung die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) trifft, nimmt sein Leben eine ungeahnte Wendung …
Auffallend ist die extrem lange Laufzeit des Filmes. Er dauert nicht weniger als 150 Minuten. Offenbar folgt der Regisseur des Filmes, Guillermo des Toro, dem aktuellen Trend, dem Publikum viel zu lange Filme zu bieten. Das bedeutet in diesem konkreten Fall, dass zahlreiche Handlungen im Film ohne triftigen Grund enorm gedehnt wurden. Der Effekt ist tatsächlich, dass der Fokus auf das Wesentliche manchmal getrübt wird. Der Film zeichnet optisch eine wunderbare Welt, die abwechselnd bezaubernd und dann abstoßend ist. Er spielt in einer gut inszenierten Welt voller Glitzer und Glamour und an Orten voller Dreck und Dunkelheit. „Nightmare Alley“ ist ein Film der Widersprüche und Fassaden.
Der Film wird zwar als Thriller präsentiert, ist aber aus meiner Sicht viel mehr ein psychologisches Drama über einen Mann, der sich in seinen Träumen, Erwartungen und falschem Ehrgeiz verfängt. Die Inszenierung, die Charaktere und die Geschichte schaffen eine unruhige und bedrohliche Atmosphäre, in der niemand sein wahres Gesicht zeigt. Was dem Film gut gelingt, ist, einen Handlungsablauf zu erzeugen, der dafür sorgt, dass der Zuschauer permanent bemüht ist, die wahren Gesichter hinter den Fassaden zu enthüllen.
Der Film lässt sich grob in zwei Teile splitten. Der erster Teil schildert einnehmend die Jahrmarktswelt mit all ihren skurrilen Charakteren und ist sehr unterhaltsam. Als Stan Carlie den Jahrmarkt verlässt, sinkt der Film etwas in seiner Qualität ein und es beginnt sozusagen der zweite Teil. Stellenweise ist er immer noch schön atmosphärisch, aber sicherlich kommt er qualitativ an den Jahrmarktsteil nicht heran. Optisch ist alles sehr schön, mit einer Reihe netter Charaktere, aber der Schwerpunkt der Handlung hat sich im weiteren Handlungsverlauf etwas verschoben, weil er mehr auf die Krimi-Effekte setzt, wodurch der Eindruck entsteht, als wären dies zwei Filme in einem.
Die anfänglich präsentierte schöne Rummelatmosphäre ist weg und an ihre Stelle tritt die Glitzerwelt. Merkwürdig unpassend fand ich das theatralisch anmutende Schauspiel von Cate Blanchet in der Rolle der Psychiaterin Lilit Ritter, die ihren Auftritt im zweiten Teil hat und die kühl-distanzierte Femme Fatale spielt. Offenbar hat sie den Overacting-Modus eingeschaltet. Ich hätte anstelle von Cate Blanchet lieber Toni Collette gesehen, die es zweifellos besser gemeistert hätte, die sich aber mit der mageren Rolle der Wahrsagerin begnügen muss.
Fazit: Alles in allem ist es ein durchaus passabler Film, aber sicher kein Meisterwerk. Er punktet mit seiner schönen Optik, einem überzeugenden Setting, aufwendiger Ausstattung und einer einnehmend authentischen Atmosphäre. Er ist aber zu lang. Eine Kürzung auf 1 ½ Stunden hätte dem Film sicherlich gutgetan. So bleibt es nicht aus, dass es einige Längen gibt. Aufregend fand ich den Film nicht, und schon gar nicht, dass er ein Thriller oder Krimi sein soll, wie es einige Beschreibungen vermitteln möchten. Dann schon eher ein Drama. Für eine einmalige Sichtung, ohne dass man es als Zeitverschwendung empfindet, reicht es jedoch insgesamt aus meiner Sicht aus.
„Biking Borders“ erzählt die Geschichte der Freunde Nono und Max aus Berlin. Alles beginnt mit einer gemeinsamen Weltreise, bei der sie unter anderem Guatemala besuchen. Dort müssen sie eine ergreifende Erfahrung machen: jedes fünfte Kind geht aus Geld- und Infrastrukturmangel nicht zur Schule. Das muss sich ändern, dachten sich die beiden. Schließlich sollte Bildung nicht durch die Grenzen, in denen wir leben, eingeschränkt werden. Eine wahrlich super Idee. Aus dieser Frustration heraus entwickelten Nono und Maximilian den Plan, eine Spendenaktion zu starten. Gegen Geldspenden über die soziale Medien würden die Freunde mit dem Fahrrad (!) von Berlin nach Peking fahren. Mit den Spenden soll dann eine Schule in Guatemala errichtet werden. Anfangs sind sie etwas ängstlich und skeptisch. „Ich bin noch nie mehr als 50 km mit dem Fahrrad gefahren“, heißt es. Rückblickend erweist sich die Radtour als das größte Abenteuer ihres Lebens. Aber primär geht es den beiden um den sozialen Gedanken, das Geld für die Schule zusammenzubekommen und den Kindern die Möglichkeit für Bildung zu geben.
Auf ihrer sage und schreibe 15.000 Kilometer langen Reise erfahren sie die unterschiedlichsten Abenteuer und Erlebnisse. Unterwegs verändert sich nicht nur die Landschaft drastisch: von verschlungenen Waldwegen zu geschäftigen, verkehrsreichen asiatischen Städten. Aber auch das Wetter ändert sich dramatisch und macht den beiden zu schaffen. Man sieht wie sie sich im Schneesturm vorwärtskämpfen und dann wieder bei angenehmen Temperaturen in einem See baden.
*** Leichte Spoiler ****
Und dann sind da noch all die freundlichen Menschen, denen sie auf ihrer Reise begegnen. Durch Zwischenstopps und den Kontakt zu Einheimischen entstehen besondere menschliche Begegnungen. Ihre Reise ist von herzerwärmenden Ereignissen und Gesprächen geprägt. Aber auch von den Rückschlägen, Trauer, Krankheiten, Freude, Melancholie und Humor. Schließlich ist auch die Männerfreundschaft, die sich auf ihrer Reise trotz der vielen Probleme bewährt hat, beachtenswert. Am Ziel in Peking angekommen stellen sie glücklich fest, dass sie weit, weit mehr als die ursprünglich angestrebten 50.000 Euro für die Schule in Guatemala eingenommen haben, so dass noch mehr Schulen auf der Welt gebaut werden konnten.
*** Spoiler Ende ***
Fazit: „Biking Borders“ ist ein schöner Feel-Good-Film, der von einer super Idee gekrönt ist. Er hat eine positive Botschaft: obwohl auf dieser Welt vieles schief geht, und es unzählige Probleme gibt, vor denen man nicht die Augen verschließen darf, gibt es auch vieles, worauf man stolz sein kann und worüber man sich freuen kann. Eine schöne und unterhaltsame Dokumentation, die ich als sehenswert empfehlen kann. Für den kleinen Snack zwischendurch bestens geeignet.
Wir sind in Hollywood in den 1920er Jahren. Die Filmbranche befindet sich im Wandel vom Stummfilm zum Tonfilm. „Babylon“ folgt dem Aufstieg und Fall mehrerer Personen, darunter dem Filmstar Jack Conrad (Brad Pitt) oder dem aufstrebenden Sternchen Nellie LaRoy (Margot Robbie). Es ist die Zeit der grassierenden Dekadenz und der Verderbtheit in der Filmbranche. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Manny Torres (Diego Calva) , Sohn mexikanischer Einwanderer, der durch die Handlung führt und von einer Karriere in Hollywood träumt …
Der Film reist in die Vergangenheit zurück und zeigt das Hollywood der 1920er Jahre. Die Ära, in der der Stummfilm vorherrscht, der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm jedoch unmittelbar bevorsteht. Der Film beginnt mit einer beeindruckenden Eröffnung und einem schillernden Auftakt, der den Zuschauer zusammen mit der frivolen Figur Nellie LaRoy auf eine dekadente, orgiastische Party entführt. Ein Spektakel aus Farbe und Klang. Eine audiovisuell wahrlich gelungene Vorstellung.
Prima inszeniert ist auch, wie in diesem Wirbel aus Farben und Klängen ein subtil gleitender Verfall zu spüren ist, der ganz offensichtlich ist, der aber lieber weggetanzt, weggeschnüffelt und weggetrunken werden möchte. Augen zu und durch, heißt das Motto. Man lebt in einer Märchenwelt und die Endlichkeit einer Zeit wird eher mit ausschweifenden Partys und überheblicher Lässigkeit überdeckt. Die Entwicklung vom Stummfilm zum Tonfilm verläuft parallel zu den Entwicklungen im Leben der Figuren. Hollywood ist in diesem Film für manche ein Ort, an dem Träume wahr werden. Für andere ist es ein unmenschlicher Ort, der keine Vergebung kennt. Ein Ort, der Menschen ohne jegliches Mitgefühl verachtet und ausstößt. Ein Ort, an dem verblasster Ruhm wieder erblüht und ein Ort, an dem junge Talente die Illusion haben, dass ihre erfolgreichen Tage niemals vergehen werden. Alles ist möglich.
Ein eindrucksvolles Schauspielensemble prägt die Dekadenz, den Erfolg und den Niedergang. Brad Pitt ist in einer großartigen Rolle als betrunkener Filmstar zu sehen, der immer noch Ansehen genießt. Margot Robbie spielt vortrefflich das aufstrebende energiegeladene Sternchen. Sidney Palmer (Jovan Adepo) ist der virtuose schwarze Jazz-Musiker, der für Furore sorgt, aber wie die meisten Figuren in "Babylon" dennoch Demütigungen ertragen muss. Es ist immer ein Preis zu zahlen, um berühmt zu werden und zu bleiben. Dieser Preis ist sehr hoch und zerfrisst innerlich.
Eine echte zusammenhängende Geschichte gibt es leider nicht. Ein Manko, das sich bei mir auf die Wertung negativ niederschlägt. Der Film ist ein Mosaik aus Schnappschüssen und Sprüngen von einer Figur zu anderen, von einer Party zu anderen und von einem Filmset zum anderen. Es ist eine Mischung aus Eindrücken und Handlungssträngen. Lediglich Manny Torres, der durch die Handlung führt, stellt im weitesten Sinne so etwas wie einen roten Faden dar. Der Rückblick auf das alte Hollywood der 1920er Jahre, treffend als das antike und dekadente Babylon bezeichnet, ist eine Erzählung vom Chaos, den Exzessen und den markanten Protagonisten, die das Kino geschaffen haben.
Fazit: Von der Kritik wird der pompöse Film partiell als „episches Wunderwerk“ bezeichnet, und hier auf MP hat er zahlreiche Höchstwertungen erhalten. Einschätzung, der ich mich ohne Weiteres nicht anschließen kann. Nun, wie sehe ich in der Zusammenfassung den Film? Die Wertung fällt aus meiner Perspektive recht differenziert aus. Es ist ein origineller Film, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack entsprechen dürfte und auch kein Film für das breite Publikum ist. „Babylon“ bietet primär einen audiovisuellen Rausch und großartige Schauspieler, die den Film tragen. Der Film ist wild, dreckig und außergewöhnlich inszeniert. Der Plot ist keine leichte Kost, und ihm drei Stunden lang zu folgen, ist recht mühsam. Während der Sichtung war ich hin- und hergerissen, aber mit 3 Stunden Spieldauer ist der Film einfach zu lang und großteils zu langatmig. Es ist sicherlich ein gewagter und sehr spezieller Film, für den die Kategorisierung als Entertainment unzutreffend wäre und insofern sicherlich nicht für jeden zu empfehlen. Schlecht ist er jedoch nicht, und für eine einmalige Sichtung war er für mich okay. Unter dem Strich, nach Abwägung aller Plus- und Minuspunkte, ist es letztendlich ein mageres „Geht so“ geworden und für ein „Gut“ oder eine höhere Punktwertung hat es bei mir nicht gereicht.
Im Jahr 1946 bereitete das italienische Volk seinem Königshaus Savoyen ein Ende. Nach einem Referendum wurde die Monarchie abgeschafft und Italien eine Republik. Die Royals mussten danach im Exil leben, wobei es den männlichen Angehörigen des Königshauses verboten war, sich in Italien aufzuhalten. Erst im März 2002 durfte die königliche Familie nach Italien zurückkehren. Besonders schwer hat es Prinz Vittorio Emanuele getroffen, der als Thronfolger Anspruch auf den Königsthron in Italien hatte. Er wurde streng mit der Maxime erzogen, dass er besser ist als alle anderen. Mit der Zeit entwickelte er offenbar einen Groll auf seine Landsleute, die ihn nicht respektieren.
Die Situation geriet 1978 außer Kontrolle, als eine Gruppe italienischer Urlauber auf einer Insel vor Korsika ein Schlauchboot stahl, ohne zu wissen, dass es Vittorio gehörte. Bewaffnet ging er los, um die Leute zur Rede zu stellen. Dabei feuerte er mit seiner Waffe, zur Abschreckung, wie er behauptete. Der deutsche Student Dirk Hamer wurde tödlich verletzt. Vittorio bekundete zunächst sein Leid und Bedauern, doch als ihm eine saftige Gefängnisstrafe bevorstand, tat er alles, um nicht ins Gefängnis zu kommen. Im Mittelpunkt der Dokumentation steht hauptsächlich Dirks Schwester Birgit und ihr Kampf für Gerechtigkeit.
Die 3-teilige italienische True-Crime-Doku lässt beide Parteien zu Wort kommen. Die Freundesgruppe der italienischen Urlauber erzählt, wie ihr Urlaub durch einen bewaffneten und wütenden Prinzen völlig aus dem Ruder lief. Und Vittorio stellt sich selbst als Opfer der lauten und respektlosen Touristen dar. Dadurch hört man zwei völlig unterschiedliche Zeugenaussagen und das macht es am Anfang schwierig, der Geschichte zu folgen. Allerdings kann man recht früh erkennen, dass der Prinz unredlich ist.
Doch wie unglaubwürdig Vittorio ist, wird erst in den späteren Folgen deutlich. Und weil die Serienmacher ihn nicht ausreichend mit seinen Lügen konfrontieren, hört man in den meisten Szenen, in denen er zu Wort kommt, einem Fiesling zu, der nur Unsinn redet. Ob allerdings Birgit immer die Wahrheit sagt, ist auch zweifelhaft. So behauptet sie, dass sie die Ehefrau von Vittorio, Marina, bei ihrem Spaziergang durch London, bei dem es zu Handgreiflichkeiten gekommen ist, nur zufällig getroffen hatte. Schwer zu glauben. Aber die Serie versteht es, die Geschichten in den richtigen Kontext zu stellen und primär klarzumachen, wie Vittorio seine Macht nutzte, um frei zu bleiben.
Zu sehen gibt es einen Mix aus aktuellen Interviews und historischen Bildern. Die Story entpuppt sich im Handlungsverlauf als eine viel größere, als nur die, die von dem tödlichen Unfall handelt, bei dem Dirk Hamer ums Leben kam. Vittorio ist ein raffinierter Intrigant, der noch viel mehr auf dem Kerbholz hat. Eine Serie über seine Skandale wäre wahrscheinlich besser gewesen. Sie erzählt die Geschichte klar, ohne jedoch viel Spannung zu erzeugen. Die Macher lassen die Fakten für sich sprechen und auch wenn das eine gute Entscheidung ist, bleibt vieles unausgesprochen und zahlreiche brisante Themen werden nur kurz angeschnitten. Beispielsweise Vittorios enge Beziehungen zu dem Schah von Persien und seine Verstrickung in Waffengeschäfte. Etwas kritischere Fragen hätten die Serie besser machen können.
Fazit: Die Serie ist nicht langweilig, sie bietet aber anderseits kaum Spannung und auch keine neuen Erkenntnisse. Es ist halt eine solide Verfilmung einer wahren Tragödie. Alle wichtigen Fakten werden erzählt und alle Beteiligten kommen zu Wort. Die Geschichte ist interessant, aber ihr Potential wurde gänzlich nicht ausgeschöpft. Dennoch ist die Dokumentation durchaus eines Blickes wert, und für ein „gut“ hat es bei mir gereicht.
Scott Lang (Paul Ruud) alias Ant-Man enthüllt seine persönliche Geschichte in einem Buch, das ihm ungeahnten Ruhm einbringt. Er lebt glücklich zusammen mit seiner Partnerin Hope van Dyne (Evangeline Lilly), die Wasp aus dem Filmtitel. Ihm, seiner Partnerin, den Eltern seiner Partnerin (Michelle Pfeiffer, Michael Douglas) und seiner Tochter Cassie (Kathryn Newton) scheint es gut zu gehen. Das kann natürlich nicht lange anhalten. Denn dann passiert ein schrecklicher Unfall als seine Tochter Cassie ein Portal in eine andere Dimension namens Quantumania öffnet und die fünf in diese fremde Welt verschlungen werden. Dort treffen sie auf den zeitreisenden Bösewicht Kang den Eroberer (Jonathan Majors), der im Quantenreich sein Unwesen treibt …
Die mysteriöse Welt des Quantenreichs ist mit einer Vielzahl origineller Kreaturen übersät. Tentakel, schneckenartige Spezies, riesige Amöben, Quallen, Roboter usw. sind zu sehen. Der Hauptschauplatz des Films ist eine sehr farbenfrohe Fantasiewelt, in die der Zuschauer im Film entführt wird. Es erinnerte mich manchmal ein wenig an die Fantasiewelten, die man oft in Science-Fiction-Filmen der 50er und 60er Jahre antrifft, z.B. in „2071: Mutan-Bestien gegen Roboter“. Doch wo diese Filme durch ein einfaches und ungeschliffenes Erscheinungsbild beeindrucken, das einen gewissen Charme und Liebe zur Kunst versprüht, ist das bei diesem Film nicht der Fall. Der Film wirkt klinisch, glatt, digital und erschafft eine sterile und ferne Welt. Eine computergenerierte Welt, mit der man als Zuschauer keinerlei Verbindung hat.
Die dürftige Geschichte und die flachen Charaktere fallen rasch ins Auge. Bei der Handlung fragt man sich, worum geht es hier eigentlich. Viel Aufhebens um nichts. Bösewicht Kang ist ein Antagonist, der nicht gerade kreativ und fantasievoll gestaltet ist. Jonathan Majors spielt seine Rolle allerdings recht gut. Schade, dass so wenig aus dieser Figur gemacht wird. Er ist ein klischeehafter Bösewicht und kein bisschen innovativ arrangiert. Er passt ja prima in die dünne Geschichte, die nur die Adjektive „Gut“ und „Böse“ zulässt. Es ist klar, dass Kang böse ist. Ebenso klar ist, dass Ant-Man und seine Unterstützer zu den guten Menschen gehören.
Die Actionszenen sind wenig kreativ und eine humorvolle Wirkung ist kaum bis gar nicht zu erkennen, weil sie weit überzogen ist und deshalb ins Leere läuft. Die Actionsequenzen lösten bei mir kaum mehr als ein Schulterzucken aus. Alles ist viel zu bombastisch, viel zu glatt und zu sehr gewollt. Es gibt keine Spontaneität oder Kreativität. Die schauspielerische Leistung der Protagonisten ist nicht die beste, und auf mich machten die Darsteller den Eindruck, als ob ihnen ihre Rollen keinen Spaß machen würden. Hinzu kommt, dass die Geschichte mit unzähligen Charakteren vollgestopft wurde, so dass es während der Sichtung nicht ganz einfach ist, Überblick zu behalten.
Fazit: Der Science Fiction-Film stellt eine für die heutige Zeit typische Kombination aus einer mageren Handlung, flachen Charakteren, einer mit gelungenen CGI-Effekten konstruierten farbenfrohen Welt und visuell einer super Optik. Die beiden letzten Aspekte sollen halt die filmischen Defizite kaschieren. Man muss das Marvel-Genre schon mögen, um den Film gut zu finden. Sicherlich gibt es Filmfans, die ihn wesentlich besser sehen und höher bewertet haben. Das ist ja okay. Ansonsten, wenn man mit Marvel nichts anfangen kann, wird man es nicht leicht haben, Gefallen an dem Film zu finden.
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John T. Chance (John Wayne) ist Sheriff in der texanischen Stadt Rio Bravo und muss sich mit allerlei Schurken auseinandersetzen, die seine Stadt unsicher machen. Eines Tages verhaftet er Joe Burdette (Claude Akins), der des Mordes beschuldigt wird. Sheriff Chance ist froh, ihn hinter Gittern zu haben. Er wird dort sitzen bleiben, bis ein US-Marshall kommen und ihn abholen kann. Doch Joes Bruder, der wohlhabende Nathan Burdette (John Russell), will es nicht so weit kommen lassen und versucht, zusammen mit einer Vielzahl schießwütiger Cowboys seinen Bruder aus dem Gefängnis zu befreien. Chance hat selbst nur wenige Männer, die ihm helfen können. Auf seiner Seite stehen der Trunkenbold Dude (Dean Martin), der junge Revolverheld Colorado (Ricky Nelson) und der alte Stumpy (Walter Brennan). Die Vier müssen also eine wichtige Entscheidung treffen: Werden sie den Mörder gehen lassen oder werden sie sich mit den Cowboys anlegen, um Joe Burdette der Justiz zu übergeben ?
Natürlich gibt es auch hier in diesem Western zahlreiche Schießereien, von denen die letzte besonders cool ist. Aber die Akzente, die der Western primär setzt, kommen hauptsächlich von der ruhigen und dennoch spannungsgeladenen Atmosphäre in Kombination mit einer Reihe interessanter Figuren. Vor allem die gut ausgearbeiteten Charaktere sorgen dafür, dass keinerlei Langeweile aufkommt. Ich hatte jedenfalls keine Probleme damit, die 140 Minuten, die der Film dauert, ohne Pause zu sichten. Nun, schauen wir uns doch die Schauspieler und die Charaktere, die sie verkörpern, näher an.
John Wayne spielt seine Rolle als Sheriff gewohnt gut. Für seine Kameraden, die an seiner Seite kämpfen, und die Einwohner der Stadt ist er so etwas wie eine Vaterfigur und Autorität. Er ist wie ein hartnäckiger „Chef“, der streng ist, aber liebevoll über die Stadtbewohner wacht. Die Art und Weise, wie er Dude hilft, sein Alkoholproblem zu überwinden, indem er ihn nicht verurteilt, oder wie er Stumpy buchstäblich immer wieder humorig in die Schranken weist oder wie er seine Zuneigung zu der hübschen und geheimnisvollen Feathers etwas distanziert zum Ausdruck bringt, prägt seine Rolle, die er vorzüglich meistert.
Wir sehen außerdem im Film den Sänger und Schauspieler Dean Martin, der den Alkoholiker spielt und Waynes Charakter im Kampf gegen den Rancher und seine Männer unterstützt. Auch er spielt seine Rolle hervorragend und ist kaum wiederzuerkennen als der Betrunkene, der nach und nach immer mehr zu sich selbst zu finden scheint. Die Chemie zwischen Wayne und Martin stimmt und die beiden Männer liefern ein wahrlich gelungenes Schauspiel.
In einer weiteren Rolle ist Ricky Nelson als Colorado zu sehen. Nun, den habe ich nicht gekannt und erst durch Recherchen erfahren, dass er in den 1950er und 1960er Jahren in USA ein sehr erfolgreicher Sänger und Teenieidol war. Den meisten ist sicherlich sein Hit „Helo Mary-Lou“ bekannt. Als Schauspieler überzeugt er jedoch weniger und seine Leistung gehört zu den schwächsten im Film. Angie Dickinson als die junge hübsche Feathers spielt ebenso wenig überzeugen. Hinzu kommt, dass die Chemie zwischen Wayne und ihr ist etwas schwach ausgeprägt, so dass ihre Romanze nicht wirklich glaubwürdig wirkt. Den Humor im Film liefert die Figur Stumpy, dargestellt von Walter Brennan, der seine Rolle prima spielt. Er sorgt mit seinen humorigen Szenen für die dringend benötigte Leichtigkeit zwischen all den ernsten Gesprächen. Seine Rolle ist eine der besten im Film.
Was mir besonders positiv auffiel, ist die gelungene musikalische Untermalung, die den Handlungsablauf in diesen guten Western vorzüglich begleitet und die ohnehin schon beeindruckende Atmosphäre kraftvoll verstärkt. Wenn von Musik die Rede ist, dann denkt man natürlich an Dean Martin, einer der größten Entertainer in den 1950er und 1960er Jahren. Bis weit in den Film hinein ist er hauptsächlich ein verschwitzter und ungepflegter Betrunkener. Doch kurz vor dem Showdown singt er auf einer Pritsche liegend in dieser ungewöhnlichen Umgebung eines Westerns, auf der Gitarre begleitet von Ricky Nelson, den weltberühmten Song „Purple light“. Es dient wohl den Männern als eine Art Entspannung, bevor sie sich auf eine Konfrontation mit ungewissem Ausgang einlassen. Ich fand diese Szene und den Song sehr beeindruckend.
Fazit: ein guter Western, der zwar eine einfache Geschichte bietet, aber mit den exzellent ausgearbeiteten Charakteren, einer einnehmenden Westernatmosphäre, den authentischen Westernkulissen, dem passend dosieren Humor und der guten Filmmusik alles wieder mehr als wett macht. Für mich ist der Western ein sehenswertes Filmerlebnis. Auf IMDb schneidet er mit einer satten 8 ab, hier auf MP mit einer 7,4, was für einen alten Western absolut beachbeachtlich ist. Auf jeden Fall macht Rio Bravo viel Spaß und ist trotz seines Alters absolut einer Sichtung wert.
London 1969 im Stadtteil Camden. Zwei arbeitslose Schauspieler, Withnail (Richard E.Grant) und Marwood (Paul Mccgann), spleenige Säufer und Drogenkonsumenten, psychotische Irre, beschließen, ihre verwahrloste Londoner Wohnung und den stinkenden, mit Lebensmittelresten versifftem Abwasch in der Küche, für einen Urlaub auf dem englischen Land im Cottage von Withnails Onkel Monty zu verlassen. Doch als sie dort ankommen, regnet es ununterbrochen, es gibt nichts zu essen, das Landhaus ist verfallen und ihre Fähigkeiten, den Alltag zu bewältigen, erweisen sich als etwas unterentwickelt. Die Dinge werden nicht besser, als unerwartet der schwule Onkel Monty (Richard Griffiths) vorbeikommt und ein unerwünschtes Interesse an Marwood zeigt …
Selten einen Film gesehen, bei dem ich vor der Sichtung so skeptisch war, ob er mir gefallen würde. Der Plot klingt ja so albern, und ich war schon nach zehn Minuten kurz davor, die Stopptaste zu betätigen. Doch irgendwie haben mich die kaputte und witzige Atmosphäre und die skurrilen Protagonisten dazu verleitet weiterzuschauen. Ich habe es nicht bereut, denn in der Gesamteinschätzung sah ich am Ende eine lustige und sehenswerte Komödie.
Prima Sound leitet den Film ein. „A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum und dann nicht das melancholische Original, sondern eine coole, jazzige Interpretation. In einer schäbigen Wohnung treffen wir in Camden/London Marwood (eben das I aus dem Filmtitel) und Withnail, die dort gemeinsam hausen. Zwei arbeitslose Schauspieler, die viel von sich selbst halten, in Selbstmitleid schwelgen, über die Ungerechtigkeiten in der Welt lamentieren, weil die Außenwelt ihre hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten nicht würdigt. Unerhört !
Sie verhalten sich pedantisch und philosophieren selbstgefällig über das Leben, obwohl sie ihr eigenes Leben noch nicht einmal ansatzweise in den Griff bekommen. Und so halten sie es für eine gute Alternative, lieber die verwahrloste Wohnung fluchtartig zu verlassen, anstatt sie aufzuräumen und sauberzumachen. Doch Marwood scheint etwas bedächtiger zu sein, denn ab und zu hat er lichte Momente. Während Withnail hauptsächlich ein exzentrischer und selbstzerstörerischer Mensch ist, der ständig vom Alkohol- und Drogennebel umgeben ist, versucht Marwood immer noch, bisweilen nüchtern zu bleiben, den Sinn des Lebens zu erkennen und etwas für seine Karriere zu tun.
Was die Genrezuordnung angeht, ist der Film ein Mix aus den Elementen Drama, englischer Humor, Buddy-Freundschaft, 1960er Jahre, Alkohol/Drogenkonsum, Arbeitslosigkeit, Armut, Perspektivlosigkeit, Independent-Produktion. Die Protagonisten sind besonders abgedrehte Typen. Die Dialoge und Wortspiele sind witzig. Sie verhalten sich pseudointellektuell, hochmütig und sind etwas nervig, erzeugen aber gleichzeitig Mitleid, weil ihr trost- und perspektivloses Leben von Ängsten und Neurosen geplagt wird. Richard E. Grant und Paul McGann spielen diese bedauernswerten Charaktere hervorragend. Besonders gut hat mir das Schauspiel von Richard E.Grant als Whithnail gefallen. In einer Nebenrolle spielt Richard Griffiths Withnails schwulen Onkel Monty, dessen übertriebene und urkomische Rolle bestens zu den witzig geschilderten Ängsten und Neurosen von „Withnail & I“ passt. Eine prima Rolle.
Einen kleinen Wermutstropfen sehe ich allerdings: es gibt Passagen im Film, die nach meinem Geschmack die humoreske Akzentuierung übertreiben und für mich zu albern wirken. Das schmälert etwas meine Wertung, meiner insgesamt positiven Einschätzung tut dies jedoch keinen Abbruch.
Fazit: Man sollte dieses Genre schon mögen, um den Film gut zu finden. Wer aber den ähnlich gelagerten Film "Trainspotting" mag, dem dürfte der hier auch gefallen. „Trainspotting“ ist aber besser, auch wenn „Withnail & I“ ein absolut sehenswerter Film ist. Das zeigt auch die Umfrage der englischen Tageszeitung Guardian unter Filmkritikern und Regisseuren nach dem besten britischen Film der letzten 25 Jahre im Jahr 2009: „Withnail & I“ belegte den 2. Platz hinter „Trainspotting“.
* Der Film ist derzeit auf Arte verfügbar.
Im Film geht es um Rachel (Teresa Palmer) und Anthony (Steven Cree), die in New York leben. Sie erleiden einen schweren Schicksalsschlag, als Nathan, eines von den Zwillingskindern bei einem Autounfall ums Leben kommt. Um diesen Verlust zu verarbeiten, beschließt das Paar, alle Brücken hinter sich zu lassen und mit dem verbliebenen Zwillingssohn Elliot (Tristan Rugieri) ein neues Leben im einem abgelegenem Haus im Norden Finnlands zu beginnen. Elliot zeigt seit dem tödlichen Unfall zunehmend auffällige Verhaltensweisen. Gelingt es den Eltern und vor allem Rachel, die im Mittelpunkt der Handlung steht und besonders unter dem Verlust ihres Kindes leidet, die Familientragödie zu verarbeiten ?
„The Twin“ weckt während der Sichtung permanent Erinnerungen an andere Filme. Die seltsamen Dorfbewohner erinnern an „Midsommar“, während das trauernde Paar (gebrochene Mutter und ein eher apathischer Vater) an „Hereditary“ anspielt. Das absonderliche Kind erinnert an „Das Omen“. Der Film ist sehr bemüht, eine bedrückend und durchgehend düstere Atmosphäre zu erzeugen, was aber vollumfänglich nicht gelingt. Wirklich gruselig wird es kaum, da der Film langsam ist und erst im Finale so richtig Fahrt aufnimmt. Dann hat man aber schon über anderthalb Stunden lang dem Film zugeschaut. Einige Kameraeinstellungen sorgen zwischendurch für ein visuelles Spektakel. Was aber zu bemängelt ist, sind die zu schnellen Schnitte und dass der Film sich zu wenig Zeit nimmt, die Szenen gründlich auszuarbeiten. Der Soundtrack ist allerdings überdurchschnittlich gut, und ebenfalls die Bilder bieten eine durchaus beeindruckende Optik.
Die Schauspieler sind nicht schlecht, und insbesondere Tereza Palmer als Rachel weiß zu gefallen. Die Kulissen sind ebenso okay. Der Film liefert durchaus einige positive Eindrücke. Aber so richtig lebendig wird er jedoch nur bedingt. „The Twin“ ist eine Abfolge von Klischees: die Dorftrottel, heidnische Rituale und verborgene Familienvergangenheiten. Und über diese abgedroschenen Genre-Tricks geht der Film nicht großartig hinaus. Den Reiz eines Gruselfilmes entfaltet der Film vergleichsweise nur mäßig. Und von einer Klassifizierung als Horrorfilm ist er meilenweit entfernt. Auf der positiven Seite wären ein paar gut platzierte „Red Herrings“ zu erwähnen, die gekonnt den Zuschauer in die Irre führen. Dazu zählt auch das gute Finale mit einer gelungenen Wendung.
Fazit: Habe während der Sichtung manchmal gezweifelt, ob ich den Film durchstehen würde. Neugier auf den Ausgang der Story war bei mir jedoch trotz der geschilderten Einschränkungen da, und je nach Erwartungshaltung kann er auch durchaus Gefallen finden und wertungsseitig besser abschneiden. Bei mir kommt er jedoch nach Abwägung aller Pro- und Contrapunkte über ein mageres „geht so“ nicht hinaus.
Wir sind in Island. Fusi, ein Außenseiter, gespielt von Gunnar Jonsson, ist 43 und wohnt noch zu Hause bei seiner Mutter. Er hatte noch nie eine Freundin, Freunde hat er keine. Sein Alltag ist von Routine geprägt. Als seine Mutter ihn überreden konnte, einen Tanzkurs zu belegen, lernt er dort die quirlige Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) kennen, die sein Junggesellenleben komplett auf den Kopf stellt …
Fusi ist ein einsamer Sonderling. Er verbringt seine Freizeit damit, Schlachten aus dem Zweiten Weltkrieg nachzustellen. In seiner Arbeit am Flughafen wird er gemobbt. Da er übergewichtig ist, wird er als Virgin Mountain genannt Das Bild von Fusi bei der Arbeit am Flughafen ist vielsagend. Er ist für das Be- und Entladen der Koffer der Reisenden zuständig. Er selbst ist aber noch nie gereist. Bei seiner Arbeit trägt er einen riesigen Gehörschutz, der ihn auch akustisch von der Außenwelt abschirmt. Jeder Kontakt mit einer anderen Person stresst ihn. Das Leben macht Fusi keinen Spaß.
Der Film ist angereichert mit trockenem Humor und könnte ein romantischer Liebesfilm sein. In einem romantischen Film läuft die Standardhandlung aber normalerweise so ab: ein Mann trifft die Frau seines Lebens, er kämpft um ihre Liebe und es gelingt ihm, ihr Herz zu erobern. Oder auch nicht. In diesem Film ist das etwas anders. Zunächst einmal ist Fusi nicht gerade der attraktive Junggeselle, den eine gewöhnliche romantische Story gerne ins Rampenlicht rückt. Fusi ist dick, hat einen ungepflegten Bart, kleidet sich schmuddelig und sieht nicht gerade sportlich aus. Er ist halt unattraktiv. Der Film schert sich nicht um die fast schon obligatorischen Klischees bezüglich des Handlungsstranges eines Liebesfilmes, der Umstände und des Aussehens der Figuren. Er wählt als seinen Protagonisten einen Mann, der in einem Hollywood-Film höchstens als fetter und lustiger Kumpel fungieren könnte.
Der Film erzählt von einem Menschen, der mit Gleichaltrigen nicht umzugehen weiß. Und natürlich ist die Geschichte so aufgebaut, dass Fusi die Herausforderung annehmen muss, um mit der Welt zu interagieren. Insofern ist es auch ein Coming-of-Age-Film. Fusi entdeckt die Welt und macht einen Schritt vorwärts und einen Schritt zurück. Glückserlebnisse wechseln mit Erlebnissen, die demütigend und enttäuschend sind. Der Film hat eine emotionale Wirkung, was seltsam erscheinen mag, da Fusi selbst kaum Emotionen zeigt. Und dennoch funktioniert der Film auf dieser Ebene ganz gut.
Fazit: nicht der Überflieger, aber ein guter Film, der ganz anders ist als so mancher Liebesfilm und mit viel subtilem Humor zu unterhalten weiß. Die gute Inszenierung garantiert, dass man sich nicht langweilt. Die gelungene skandinavische Atmosphäre und ein gut aufspielender Gunnar Johnsson in der Rolle des Fusi verstärken den positiven Eindruck, den ich vom Film gewonnen habe. In der Gesamteinschätzung aus meiner Perspektive eine gute und gelungene Dramedy.
Im 28. Jahrhundert bilden die Spezialagenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) ein Team, das für Ordnung in den menschlichen Territorien sorgt. Im Auftrag des Verteidigungsministers begeben sich die beiden auf eine Mission in die wundersame Stadt Alpha, eine blühende Metropole, in der sich seit Jahrhunderten Bewohner aus allen Teilen des Universums treffen, um ihr Wissen, ihre Intelligenz und ihre Kulturen auszutauschen. Doch eine dunkle Macht im Zentrum von Alpha bedroht das friedliche Leben der „Stadt der tausend Planeten“. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen Valerian und Laureline diese gefährliche Bedrohung lokalisieren und unschädlich machen, um nicht nur Alpha, sondern die Zukunft des gesamten Universums zu sichern.
Nach der Sichtung des Filmes habe ich mir gut vorstellen können, wie jemand unter dem Einfluss von Psychedelika seine Umwelt wahrnimmt. Diese auf Comics basierende SF-Oper ist eine Kakophonie surrealistischer und grotesker Bilder aus einem riesigen Universum, in dem eine skurrile Truppe von Außerirdischen auftaucht. Und es dauerte wirklich nicht lange, bis mir klar wurde, dass ich nicht mehr wusste, worum es ging. Das ist der Grund, warum mir die hier hinterlassene Inhaltsangabe so viel Mühe bereitete. Mir blieb nur noch übrig, bequem in meinem gemütlichen TV-Sessel zu sitzen und das Spektakel zu bestaunen, das der Regisseur Luc Besson zusammengestellt hatte.
Optisch ist dieser SF-Film wirklich atemberaubend. Die Farben spritzen regelrecht vom Bildschirm und die Ansammlung von grotesken Außerirdischen scheint unendlich zu sein. Bereits in der Eröffnungsszene sieht man, wie im Laufe der Jahre eine Reihe von Delegationen auf der Raumstation Alpha ankommen. Das Spektakel verlagert sich dann auf den Planeten Mül, der von einer friedlichen Zivilisation bevölkert ist, deren Alltag darin besteht, an idyllisch aussehenden Stränden an einem klaren, blauen Meer spazieren zu gehen und magische Sphären von unsichtbaren Mächten zu erschaffen. Das Bild einer sinnlichen außerirdischen Schönheit steht in krassem Kontrast zu der Zerstörung, die dem Planeten droht. Und so geht es von einem virtuellen Markt in einer ausgedörrten Wüste, mit einer Vielzahl von Basaren und Geschäften, die man nur mit Hilfe eines speziellen Helms und Handschuhen sehen und berühren kann, bis hin zu der bizarren Raumstation Alpha. Ein Ort, an dem mehr als unzählige Lebensformen in verschiedenen Territorien zusammenleben, jede mit ihren eigenen spezifischen Eigenschaften und Fachkenntnissen.
Ich kenne die französische Comicserie Valerian nicht, auf der der Film basiert, und aus wie vielen Bänden sie besteht, aber es scheint, als hätte der Film versucht, die gesamte Serie in einen Film zu packen. Die verschiedenen Charaktere und Nebenhandlungen folgen in einem atemberaubenden Tempo aufeinander, so dass man von einer Überraschung in die nächste stürzt. Vielleicht dient dieses Überangebot zusammen mit der sensationellen Grafik dazu, die Aufmerksamkeit von der simplen Handlung abzulenken. Die Geschichte selbst ist nämlich alles andere als beeindruckend. Ich bin kein Experte, was die Valerian- Geschichten angeht. In jedem Fall fand ich sie ziemlich verwirrend. Insofern bleibt die Story trotz des riesigen Budgets enttäuschend minimalistisch. Der Film verstrickt sich in eine völlig wirre, viel zu schnell erzählte Geschichte, bei der man sich fragt, ob die Autoren selbst wussten, worum es geht und ob überhaupt ein Regisseur dabei war. Hinzu kommt, dass es zu viele Nebenhandlungen gibt, die den roten Faden der Haupthandlung stören und offenbar nur als Füllmaterial dienen. Das Ergebnis ist, dass das Ganze unnötig in die Länge gezogen wurde, obwohl es nicht viel zu erzählen gibt.
Der größte Fehler im Film dürfte die Wahl der Schauspieler sein, die die Rollen von Major Valerian und Sergeant Laureline spielen. Wenn die Absicht darin bestand, Comicfiguren zu schaffen, dann ist das dem Film vortrefflich gelungen. Ich fand die Charaktere irritierend infantil, die sicherlich keinen Heldenstatus ausstrahlen. Dane DeHaan und Cara Delevingne wirken wie zwei Teenies, die in eine spannende Erwachsenengeschichte verwickelt sind und das Universum retten. Man hat lange Zeit das Gefühl, einen verkappten Kinderfilm zu sehen. Die Dialoge, die keinen Sinn ergeben, sprechen Bände.
Der Film wirkt wie ein futuristisches Gemälde voller bombastischer Elemente und wie ein Sammelsurium aus Fragmenten anderer grandioser SF-Filme. Man sieht Szenen, die irgendwie bekannt sind. So sind leicht Bilder zu erkennen, die Ähnlichkeit mit „ Star Wars “, "Avatar", "Das fünfte Element" usw. haben. Doch mitreißende Bilder allein reichen nicht aus, um einen Film als gelungen zu bezeichnen. Der Film ist wie ein Vergnügungspark mit einer Fülle von Attraktionen. Schön zu erleben, aber hinterher bleibt ein Gefühl der Enttäuschung zurück, weil man nicht alles in vollen Zügen erleben konnte, da das überwältigende Angebot zu übertrieben war.
Fazit: selten einen Film gesehen in dem die Aspekte Qualität der Optik und Qualität der Geschichte so krass auseinanderliegen. Da ist auf der einen Seite das wirklich beeindruckende Maximum an visueller und akustischer Außendarstellung und auf der anderen Seite die minimalistische Geschichte, die zu wenig Tiefe besitzt und kaum ausgearbeitet ist. Die Gesamtwertung für einen solch gearteten Film fiel mir nicht ganz leicht. Ich denke, dass eine schlechte Benotung zu unfair wäre. Ein "gut" und darüber hinaus hat der Film aber aus meiner Sicht allerdings auch nicht verdient. Am Ende bin ich nach Abwägung aller Pro- und Kontrapunkte zu einem „geht so“ gekommen. Schlussbemerkung: wieder einmal der Beweis dafür, dass ein großes Budget, eine prima Optik, laute Akustik und viel CGI noch längst keinen guten Film ausmachen. Da muss schon meiner Meinung nach mehr kommen
Spanien in den 1980er Jahren. An ihrem Hochzeitstag verliert die schwangere Lola (Milena Smit) das Kind, das sie erwartet hatte. Noch im Krankenhaus wird ihr mitgeteilt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Lola ist untröstlich und wird von Depressionen geplagt. Sie und ihr Mann Adolfo (Jaime Lorente) beschließen daraufhin, aus einem Kloster die sonderbaren Albino-Zwillinge Tin (Carlos González Morollón) und Tina (Anastasia Russo) zu adoptieren, die streng religiös erzogen wurden ...
Der Film offenbart von Anfang an Schwächen. Und man müsste schon viel, sehr viel guten Willens sein, die offensichtlichen Ungereimtheiten zu akzeptieren. Der Grund für ein junges Paar, zwei unbekannte, wirklich merkwürdige Waisenkinder zu adoptieren, war mir völlig unklar. Zwei blasse Kinder mit schneeweißen Haaren? Zwei blasse Kinder, die sich in Einstellung und Verhalten ganz anders und beängstigend verhalten? Außerdem zwei blasse Kinder, die sich ganz offensichtlich in einem Religionswahn befinden, während das junge Paar nichts mit der religiösen Besessenheit anfangen kann? Es ist nicht ganz einfach für den Zuschauer, dies über sich ergehen zu lassen.
Alles beginnt ungewollt komisch. Es ist lustig zu sehen, wie das Paar durch das Waisenhaus läuft, als wären sie in einem Tierheim, um sich ein Tier auszusuchen. Es wirkt alles unglaubwürdig. In Wirklichkeit muss das Adoptionsverfahren sorgfältiger gewesen sein und nicht in Sekundenschnelle erledigt, was sicherlich auch sogar für das unruhige Spanien Anfang der 1980er Jahre gegolten hat, der Ära, in der der Film spielt.
Sobald man dann diesen fragilen Anfang hinter sich gelassen hat und voller Neugier für den Horror bereit ist, zeichnet sich ein ärgerlicher zentraler Punkt ab. Es wird einfach nicht spannend. Tin & Tina ist ein langweiliger Film, der zudem fast zwei Stunden dauert. In diesen zwei Stunden passieren nur eine Handvoll Szenen, die den Zuschauer einnehmen. Das Bedauerliche ist, dass der Großteil der Action außerhalb des Filmes stattfindet. Der Film zeigt nichts und suggeriert viel. Das kann gut funktionieren, aber nur dann, wenn ein Film einen Spannungsbogen hat. Und eben dieser Film ist weit davon entfernt. Hinzu kommen weitere wenig schmeichelhafte Kritikpunkte: die schwach ausgearbeiteten Charaktere; Atmosphäre, die nicht fesselt und eine schauspielerische Performance, die mittelmäßig ist. Originell und gelungen finde ich allerdings die musikalische Untermalung, die aus den verschiedensten Musikgenres zusammengestellt wurde.
Das große Landhaus, in dem die Geschichte spielt, ist eigentlich der perfekte Ort, um Spannung zu erzeugen. Die Residenz bietet hervorragende Möglichkeiten, um gruselige Momente zu erzeugen. Das passiert aber kaum, denn der Film ist einfach furchtbar eintönig. „Tin & Tina“ ist eine Adaption des gleichnamigen Kurzfilms, und in einen Kurzfilm passt die Story wahrscheinlich besser. Es ist jedoch viel zu wenig Substanz vorhanden, um die wirklich dünne Geschichte unverhältnismäßig lang auf zwei Stunden auszudehnen.
Fazit: für mich war die Sichtung verschwendete Zeit. Es ist ein schlecht gespielter und schlecht inszenierter Film mit einer seltsam absurden religiösen Geschichte. Gruselig aussehende Kinder mit albernen Perücken, die wie Karikaturen aussehen, machen noch längst keinen guten Film. Horror? Grusel? Davon habe ich nichts gesehen. Schade, denn eigentlich finde ich die spanischen Filme gut. Aber der gehört sicherlich nicht dazu.