smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • 7
    smartbo 20.12.2023, 10:41 Geändert 21.12.2023, 09:40

    Der Weihnachtsfilm spielt in den 1970er Jahren. Es ist dreißig Jahre her nach der ursprünglichen Geschichte aus dem im Jahr 1983 gedrehten Film „Fröhliche Weihnachten“. Der inzwischen erwachsene Ralphie kehrt als Ralph Parker (Peter Billingsley) mit seiner Frau Sandy (Erinn Hayes), seinem Sohn Mark (River Drosche) und seiner Tochter Julie (Julianna Layne) in sein ehemaliges Haus in der Cleveland Street, in Hohman/ Indiana, zurück, wo seine Mutter (Julie Hagerty) wohnt. Sein Vater ist vor Kurzem gestorben. Ralph hofft, seinen Kindern dort ein schönes und zauberhaftes Weihnachtsfest zu bereiten, so wie er es als Kind erlebt hat, als der Vater noch lebte. In Hohmann trifft er seine Freunde aus seiner Kindheit wieder. Dann beginnen in der Familie die Weihnachtsvorbereitungen und es gibt – wie kann es anders sein- viel Trubel und die typischen Tücken des Alltags. Doch die Vorweihnachtszeit ist auch voller Spannung und Vorfreude auf den Heiligen Abend …

    Der Film ist eine späte Fortsetzung von „Fröhliche Weihnachten“ aus dem Jahr 1983. Ein Film, der damals recht erfolgreich war. Ralphie Parker ist wieder die Hauptfigur und hat sich zu einem erwachsenen Mann mit eigener Familie entwickelt. Die Rolle des Ralph wird, wie in dem Film aus 1983, von Peter Billingsley gespielt. Neben Billingsley kehren viele weitere bekannte Gesichter zurück. Wie sein Vorgängerfilm verzichtet der Film weitgehend auf Sentimentalität und Kitsch, bietet unterhaltsame Situationskomik und ist auch schwarzem Humor nicht abgeneigt. Die spaßige Akzentuierungen sind im Film so gesetzt, dass sich die Erwachsene wie Kinder benehmen und die Kinder, wie Erwachsene. Der Film ist auch satirisch. So ist eine köstliche Satire auf die Sternsinger zu sehen, die als eine lästige Plage präsentiert werden und vor denen man panisch fliehen muss, will man sie loswerden.

    Das zügellose Kaufverhalten und der allgemeine Wahnsinn rund um die Weihnachtszeit werden auf humorige Weise beleuchtet. Selbstverständlich werden in einem Weihnachtsfilm auch Familienprobleme thematisiert. Aber eben nicht übertreiben. Denn alles wird mit Comedy angereichert und es gibt genügend verrücktes Familienchaos, um zu verhindern, dass der Film in aufgezwungene Wohlfühlatmosphäre verfällt. Dabei ist der Kitsch überschaubar. Der Film setzt auf 70er-Jahre-Nostalgie und das gelingt ihm gut: so sieht man die protzigen Ami-Schlitten, bunte Klamotten und die obligatorische Lametta auf dem Weihnachtsbaum.

    Fazit: Man sollte vor der Sichtung schon die kritische Brille ablegen und sich auf den Film einlassen, will man Spaß und Unterhaltung bei der Sichtung haben. Anspruchsvolle Kost oder einen tiefsinnigen Plot darf man hier ohnehin nicht erwarten. Aber der Film hat mich unter dieser Prämisse gut unterhalten. Als Vorweihnachtsfilm ist er für eine Sichtung prima geeignet.

    16
    • 6 .5
      smartbo 17.12.2023, 09:41 Geändert 17.12.2023, 14:03

      Tomas (Viktor Klem) hatte im 1. Weltkrieg eine Nahtoderfahrung. Nach dem Krieg im strengen Winter 1918 landet Tomas, der beruflich Verstorbene fotografiert, in einem Dorf in Ungarn. Dort gibt es ungewöhnlich viele Sterbefälle. Der feindselige Empfang, die mysteriösen Todesfälle und die seltsamen Erscheinungen auf seinen Fotos scheinen Grund genug, das Dorf so schnell wie möglich zu verlassen. Doch stattdessen sucht Tomas zusammen mit der kleine Anna (Fruzsina Hais) nach einer Möglichkeit, die Geister, die das Dorf heimsuchen, zu vertreiben.

      Der Protagonist Tomás ist ein Leichenfotograf, eine grausige Tätigkeit, die in dieser Zeit nicht ungewöhnlich war. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Kindersterblichkeit hoch und ein Foto des verstorbenen Kindes war oft die einzige greifbare und erschwingliche Erinnerung. Auch Erwachsene wurden nach ihrem Tod fotografiert. Manchmal wurde der Verstorbene schlafend dargestellt, im Bett oder im Sarg. Der Leichnam wurde oft aufrecht aufgestellt und bildete so gemeinsam mit den zurückgelassenen Angehörigen ein Bild als Andenken. Ein gutes Beispiel ist das verstörende Foto vom toten, im Bett liegenden Bismarck, das im Sommer 1898 in seinem Haus in Friedrichsruh geschossen wurde.

      Es ist ein guter Film mit einer morbiden Atmosphäre. Natürlich hervorgerufen durch den Beruf des Protagonisten, der in einigen Eröffnungsszenen damit beschäftigt ist, tote Menschen fotogen zu positionieren. Die Atmosphäre ist die Stärke des Films und in jeder Szene fest verankert, und er versteht es, das makabre Ambiente aufrechtzuerhalten.

      „Post Mortem“ ist kein Film in dem Blut fließt und hinter jeder Ecke ein Bösewicht lauert. Er macht es subtil: mit Geräuschen auf dem Dachboden, mit einem bedrohlichen Schatten, mit einer Grimasse im toten Gesicht, mit ängstlichen und besorgten Dorfbewohnern. Und mit einer authentischen Kulisse eines rückständigen Dorfes, dessen abgeschiedene Lage durch die harten Winterbedingungen noch verstärkt wird. Schön und einnehmend sind die schneebedeckten winterlichen Kulissen. Die gute Kameraführung und die passende Musik runden das bedrohliche Bild ab.

      Der lässige Umgang der Dorfbewohner mit der Anwesenheit von Geistern bildet einen seltsamen Kontrast zur bedrohlichen Atmosphäre. So sind die Bewohner nicht überrascht, dass Geister ihr Dorf besuchen. Sie sind nur erstaunt und später ängstlich über die extremen Formen, die dieser Besuch annimmt. Das Pacing ist gemächlich. Zum Ende hin sehen wir allerdings ein überraschend hektisches Finale, das mit einfachen Mitteln präsentiert wird und den Film teilweise sogar in die Richtung des Surrealen und Grotesken treibt. Die Ende-Sequenz passt irgendwie nicht zum Rest des Filmes, es ist eher so etwas wie ein Geisterfilm auf Speed. Das hat mich nicht überzeugt, und deshalb gibt es hier Punkteabzug.

      Fazit: Es ist ein gut inszenierter Grusel-Film im Old-School-Stil, der etwas anders ist und der vor allem mit seinen skurrilen Szenen und der originellen Geschichte auffällt. Nicht schlecht, keineswegs, aber das Filmende mit dem überhasteten und chaotischen Finale hat eine bessere Bewertung vermasselt. Dennoch reicht bei mir für ein solides „Ganz gut“. 

      17
      • 5
        smartbo 13.12.2023, 11:01 Geändert 13.12.2023, 14:17

        Auf der Suche nach nicht alltäglichen, originellen Filmen und Filmen aus Ländern, die noch nicht in meiner Filmauswahl vertreten sind, habe ich diesen chilenischen Stop-Motion Film gefunden. Der Film basiert lose auf der Geschichte der Colonia Dignidad, der 1967 von Paul Schäfer gegründeten Sekte. Ein Deutscher, der wegen Kindesmissbrauchsvorwürfen mit seinen Sektenmitgliedern aus Deutschland nach Chile geflohen ist. Innerhalb der Sekte passierten schreckliche Dinge. Die Mitglieder der Sekte wurden geschlagen, als Arbeitssklaven ausgenutzt, die Kinder misshandelt und vergewaltigt. Die Sekte wurde von dem chilenischen Diktator Pinochet toleriert und zur Inhaftierung und Folterung politischer Gegner genutzt. Die Colonia Dignidad fungierte als Staat im Staate. Sie wurde im Jahr 1997 auflöst.

        Es ist ein geschickt und mit großem Aufwand gemachter Stop-Motion-Film, eine Filmtechnik bei der eine Bewegungen von einzeln fotografierten Objekten dadurch hergestellt wird, indem man sie geringfügig ändert und schnell hintereinander reiht. Damit entsteht die Illusion einer Bewegung. Im Stil eines Märchens und mit Pappmaché schildert „La Casa Lobo“ das Trauma rund um die Colonia Dignidad-Sekte.

        Worum geht es im Film? . Nach den einleitenden Bildern der Kolonie verlässt der Film die Idylle und konzentriert sich auf die Hauptfigur Maria. Ein junges Mädchen, das bestraft wird, weil es in den Augen von Paul Schäfer, dem Führer der Sekte, fahrlässig gehandelt hat: sie vernachlässigt ihre Arbeit, woraufhin drei Schweine entfliehen. Sie flüchtet und landet in einem verwahrlosten Haus, wo sie zwei Schweine findet. Außerhalb des Hauses hört man den großen Wolf , der Maria und den Zuschauer mit seinem gelegentlich bedrohlichen Geheul auf seine Existenz aufmerksam macht und symbolisch als permanente Bedrohung fungiert.

        Der Film vermittelt das allgegenwärtige Gefühl von Verfolgung und Kontrolle. „La Casa Lobo“ lebt hauptsächlich von seinem surrealistischen Ansatz. Dies verleiht dem Film eine verstörende Atmosphäre. In einer märchenhaften Umgebung wird Stop-Motion eingesetzt. Der Betrachter sieht, wie sich die Figuren immer wieder weiterentwickeln. Sie tauchen langsam aus einem Gemälde an der Wand auf oder formieren sich aus Pappmaché. In den Figuren ist immer Bewegung. Jeder kreative Akt und jede Szene, jeder Pinselstrich und jedes Stück Papier, mit dem die Figuren und Dekorationen geschaffen wurden, sind zumindest für einen kurzen Moment zu sehen.

        Die Bilder sind einerseits kreativ und beeindruckend. Andererseits wirken die ständige Bewegungen, die auf dem Bildschirm stattfinden, partiell ziemlich nervig. Auch die Kamera ist während dieses sich wiederholenden Entstehungsprozesses ständig in Bewegung. Das ist sicherlich aufwendig und bewundernswert gemacht, vermittelt aber einen sehr unruhigen Eindruck. Außerdem sieht alles so aus, als wäre es von Kinderhand gemacht. Ästhetisch gesehen nicht gerade beeindruckend. Die kindlichen Zeichnungen an den Wänden, die Fenster und Türen oder ein Bücherregal darstellen, die Pappmaché-Figuren mit strähnigem Haar und Puppenteilen als Gliedmaßen, alles kommt wie ein chaotisches Durcheinander rüber. Dennoch gelingt es dem Film, das Auge des Betrachters zu verführen.

        Die Geschichte, die anfangs in dieser Bewegungswelle prinzipiell noch einer klaren Linie folgt, unterliegt schnell dem Trubel und ist nicht leicht zu verfolgen. Alles ist fließend. Die Konturen von Räumen verwischen, Wände werden zu Leinwänden, auf denen Gedanken und Erfahrungen festgehalten werden. Überall tauchen Gegenstände aus dem Boden auf und bilden neue Darstellungen, die dann wieder zusammenfallen. Ja, es ist ein etwas zu überladener Wahnsinn. Irgendwann weiß man nicht mehr, wo man suchen soll. Der feste Boden wird dem Zuschauer während der Sichtung unter den Füßen weggezogen. Befinden wir uns noch in dem heruntergekommenen Haus oder befinden wir uns nun in der traumatischen Gedankenwelt des Flüchtlingsmädchens Maria? Oder waren wir die ganze Filmlänge dort?

        Fazit: Der Film erhielt im Jahr 2018 auf der Berlinale den Caligari Filmpreis *). Natürlich ist die hier umgesetzte Stop-Motion-Technik künstlerisch und kreativ sehr beeindruckend. Und am Ende kann ich auch dem zustimmen, was uns der Film primär zeigen will: das Leben und die Tortour der unterdrückten und misshandelten Menschen in einer Sekte. Die Analogie zu Pinochets brutaler und blutiger Diktatur ist unverkennbar. Die Mission ist sicherlich erfolgreich, aber mir gefiel die etwas zu hektische und chaotische Art und Weise weniger, die sich insbesondere am Filmende bemerkbar macht. Aus diesem Grund reicht es bei mir nur zu einem „Geht so“.

        * Mit dem Caligari Filmpreis wird jährlich ein besonders stilistischer und innovativer Film auf der Berlinale ausgezeichnet. Namensgeber ist der deutsche Filmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari.“

        16
        • 7
          smartbo 10.12.2023, 10:55 Geändert 10.12.2023, 17:15

          Charlie (Brendan Fraser) ist Englischlehrer und lebt zurückgezogen. Er leidet an krankhafter Fettleibigkeit und isst sich langsam zu Tode. Der Titel bezieht sich natürlich auf den schwergewichtigen Protagonisten. Er ist aber mit sich selbst im Reinen, verfällt die meiste Zeit in Depressionen und Fatalismus. Dennoch versucht er, die Beziehungen zu seiner entfremdeten Teenager-Tochter Ellie (Sadie Sink) zu verbessern. Doch schaffen es die beiden, das schwierige Vater-Tochter-Verhältnis zu kitten?

          Charlie wiegt 270 Kilogramm, leidet an Völlerei und lebt in einem dunklen Haus, von dem aus er Online-Unterricht gibt. Seine Schüler sehen ihn nicht, da er seine Kamera ausgeschaltet hat, weil er sich schämt. Ohne Rollator kann er sich kaum bewegen. Anhaltende Anfälle von Atemnot deuten auf einen unmittelbar bevorstehenden Tod hin. Eine Reihe von Charakteren, die damit in Verbindung stehen, warum seine Abwärtsspirale begonnen hat, besuchen ihn von Zeit zu Zeit.

          Im ungewohnten 4:3-Format gedreht, setzt der Film zu Beginn seine starken Akzente und baut im Verlauf darauf auf. Gleich am Anfang wird Charlies Einsamkeit akzentuiert dargestellt und der Zuschauer wird mit einem selbstzerstörerischen Anfall von Völlerei und Charlies Verzweiflung konfrontiert. All das passiert in diesem bedrückend engen Rahmen, der mit schwach beleuchteten Bildern gefüllt ist, die effektiv eine düstere Atmosphäre hervorrufen. Der Film spielt in Charlies Wohnung und diese wenigen Quadratmeter Wohnfläche unterstreichen die Botschaft, dass Charlie ein bedrückendes Dasein führt.

          Das Melodrama basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Samuel D. Hunter. Die Aufführung ist daher bühnenhaft. Und das bedeutet, es gibt viele Dialoge. Neben Literarischem gibt es auch religiös akzentuierte Gespräche. Der desillusionierte Charlie wird gelegentlich von dem fröhlichen Evangelisten Thomas (Ty Simpkins) besucht, der ihn auf den Weg zum Gott drängen will. Das bringt nicht viel, außer dass Charlie sich noch mehr seiner eigenen Philosophie anschließt, die besagt, dass jeder seines Glückes Schmied und jeder für sein Untergang selbst verantwortlich ist. Er sieht sich selbst im metaphorischen Sinne als den Wal aus dem Roman Moby Dick, der ständig gegen die Menschen um ihn herum anzukämpfen hat, die versuchen ihn einzufangen. Ob es sich um einen Evangelisten oder die befreundete Krankenschwester Liz (Hong Chau) oder sogar um seine eigene Tochter handelt, Charlie weist alle guten Absichten, ihm zu helfen, rigoros zurück und wälzt sich lieber in seiner eigenen Ohnmacht, Trauer und Selbstzerstörung.

          Brendan Fraser spielt den Charlie wahrlich brillant. Er verleiht Charlie ein gewisses Maß an Emotionalität, die der Film als Ganzes aufgrund der Handlung nur wenig hervorrufen kann. Und auch die Dialoge, die eigentlich recht oberflächlich sind, tun dies nicht. Nein, die emotionale und menschliche Akzentuierung kommt von dem vorzüglichen Schauspiel Frasers, dem es beeindruckend gelingt, tief in die Gefühlswelt seiner Figur einzutauchen. Das Schauspiel in den Nebenrollen ist allerdings weniger überzeugend. Insbesondere Ellie, seine Tochter, und Mary (Samantha Morton), seine Ex-Frau, werden zu gezwungen und zu karikiert dargestellt. Das tut aber meiner insgesamt guten Einschätzung keinen Abbruch.

          Fazit: „The Whale“ ist ein anspruchsvoller Film und inhaltlich nicht gerade eine leicht Kost. Ein Film, der in der Kategorie Arthouse-Drama gut aufgehoben ist, ohne es negativ zu meinen. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Wer Action, eine raffinierte Handlung oder Spannung sucht, der ist hier fehl am Platz. Brendan Fraser liefert die Rolle seines Lebens und schildert beeindruckend die emotionale Talfahrt, in welcher der gescheiterte Charlie gefangen ist. Er trägt im Alleingang den Film. Die Geschichte selbst ist nicht gerade der Hit. Unter dem Strich ist es aber ein beeindruckender und durchaus fesselnder Film, der aus meiner Sicht die Wertung sehenswert absolut verdient.
          .

          19
          • 10
            smartbo 09.12.2023, 11:49 Geändert 09.12.2023, 11:56

            Filmtipp von mir: "Angel Heart" läuft am Sonntag, 10.12.2023, um 21:55 auf Arte. Einer von meinen Lieblingsfilmen. Top Film und absolut sehenswert.

            20
            • 5
              smartbo 05.12.2023, 10:33 Geändert 05.12.2023, 15:50

              Der Film beruht auf wahren Begebenheiten und auf dem Sachbuch „Killers of the Flower Moon: „The Osage Murders and the Birth of the FBI“ von David Brann. Zum besseren Verständnis stelle ich nachfolgend einen kurzen Abriss der historischen Geschehnisse voran. Aufgebaut ist die Handlung des Filmes auf dem Hintergrund der Ermordung von Indianern des Osage-Stammes im Osage-County, Oklahoma, in den 1920er Jahren. Das FBI wurde daraufhin mit den Ermittlungen beauftragt. Es ging dabei ums Geld, viel Geld. In den 1890er Jahren wurde im Osage-Territorium Öl entdeckt. Als der Ölmarkt in den 1920er Jahren boomte, wurden die Osage-Indianer so reich, dass sie kurzzeitig als die reichsten Menschen der Welt galten. Jeder Bewohner der Gegend erhielt das Anrecht auf Lizenzgebühren für die Ölförderung. Der Reichtum führte bei den Osage-Indianern allerdings zum Alkoholismus, Verfall der Sitten und der Traditionen, Gewaltverbrechen untereinander. Das viele Geld führte auch dazu, dass die weiße Bevölkerung Amerikas in die Gegend strömte, um auch etwas von dem Kuchen abzubekommen. Die Männer versuchten oft, die Osage-Frauen zu heiraten, um die gleichen Anrechte zu erhalten, wie die Indianer. In dieser Zeit ist es zu Betrügereien und Morden an den Osage-Indianern gekommen.

              Worum geht es im Film ? Einer der Männer, die auf der Suche nach Arbeit in die Gegend ziehen, ist der Kriegsveteran Ernest Burkhart, gespielt von Leonardo DiCaprio. Burkhart ist der Neffe von William K. Hale (Robert de Niro). Hale gibt sich als Freund des Osage Stammes aus und hat großen Einfluss innerhalb des Osage-Territoriums. Und er verdient viel Geld mit dem Osage-Stamm. Er spielt einen scheinbar freundlichen Mann, dem es gelingt, immer mehr Geld zu machen. Es ist bizarr zu sehen, womit er durchkommt. Zu Beginn des Films ermutigt Hale seinen Neffen Ernest, Molly Kyle (Lily Gladstone), ein Vollblutmitglied der Osage, zu heiraten, der viel Geld zusteht.

              Was den Rest der Geschichte betrifft, möchte ich nicht zu viel verraten, aber eines schon mal vorweg: der Film hat mich nicht überzeugt. Was primär auffällt, ist, dass die Geschichte endlos ausdehnt wurde, bis sie allmählich hauchdünn wird und nur noch Langeweile ausstrahlt. Aber anscheinend spielt es heute keine Rolle mehr, wenn die Hauptrollen mit großen Namen besetzt sind. Große Namen reichen mir aber für eine gute Wertung nicht aus. Da muss schon mehr kommen, und der Film bietet eben aus meier Sicht für eine gute Einschätzung halt zu wenig.

              Es ist noch nicht einmal die 3 ½ stündige Überlänge des Filmes, die ich kritisiere. Für mich ist die Laufzeit eigentlich nicht der Punkt. Es passiert ja immer etwas und es bleibt interessant genug. Inhaltlich habe ich auch nichts zu kritisieren. Dennoch fehlt es einfach an fesselnden Momenten. Jedes Mal ist man voller Hoffnung, dass es jetzt richtig spannend wird. Aber es kommt kaum etwas.

              Die emotionalen Akzentuierungen sind im Hinblick auf das Potential, das die Geschichte liefert, ebenfalls nicht vollständig ausgeschöpft. So werden beispielsweise mehrere Morde an Figuren begangen, die kaum oder gar keine Zeit auf der Leinwand hatten, so dass man keine Bindung zu ihnen aufbauen konnte. Die Morde wirken einfach nicht interessant genug, vielmehr wie in einem Dokumentarfilm als etwas ganz Normales. Das ist etwas, das eine gewisse Distanz zum Handlungsverlauf erzeugt. Hinzu kommt, dass die Charaktere der Protagonisten Burkhart und Hale, gespielt von Leonardo DiCaprio und Robert De Niro, klischeehaft und viel zu überzeichnet sind. Dass sie auf dem Hintergrund der Geschichte als Standard-Bösewichte dargestellt werden, ist mir zu einfach.

              Kommen wir zu den Hauptprotagonisten. Was sofort auffällt, ist DiCaprios überzeichnete Mimik. Er spielt ja den bösen, später von Gewissensbissen geplagten Mann und hat dementsprechend nur einen Gesichtsausdruck: fast die gesamte Zeit sieht der Zuschauer sein besorgt dreinblickendes aufgedunsenes Gesicht, stirnrunzelnd und mit herabhängenden Mundwinkeln. Es ist eine meines Erachtens überflüssige und phasenweise gar komisch wirkende Maskerade Für mich hat Leonardo DiCaprio seine Figur wenig authentisch dargestellt. So ist z.B. nicht klar, ob er nun seine Frau liebt oder nicht. Leo ist zweifellos ein super Schauspieler, klar, aber so wie er diese Rolle spielt, hat mir nicht gefallen. Ich denke, dass mit DiCaprio die Rolle nicht optimal besetzt ist. Er hätte besser den FBI-Agenten spielen sollen und Jesse Plemons, der den FBI-Agenten darstellt, den zwielichtigen Burkhart.

              Das gleiche gilt für Robert De Niro: ebenfalls ein absolut guter Schauspieler, aber seine Leistung hat mich nicht überzeugt. Er stellt klischeehaft die überzeichnete und überdrehte Karikatur eines hinterhältigen Bösewichts dar, die partiell wie eine Parodie wirkt. In diesem Film ist er längst nicht mehr der top Schauspieler, der mich mit seinem Schauspiel immer zu beeindrucken wusste. Ich denke, dass ein Daniel Day-Lewis z.B. (genial als gieriger Bösewicht in „There will be blood“) diese Rolle ohne plakativer Überspitzung besser gemeistert hätte.

              Auf der positiven Seite, was den Cast anbetrifft, sehe ich Lily Gladstone als Mollie Burkhart, die aus meiner Sicht im gesamten Film den größten Eindruck hinterlässt. Dass sie fast die Hälfte des Filmes krankheitshalber nur im Bett verbringt, ist eine reine Verschwendung ihres Schauspieltalentes. Ihre Rolle hätte besser und umfangreicher ausgearbeitet werden sollen. Überzeugend fand ich ebenso Jesse Plemons in der Rolle des FBI-Agenten, der -wie wir es von ihm gewohnt sind - eine gute und authentische Performance liefert.

              Fazit: Der Film hat ja zahlreiche hervorragende Kritiken erhalten und wird derzeit ganz ordentlich gehypt. Die Geschichte ist inhaltlich gut. Imponierend sind ebenfalls die aufwendigen Kulissen. Den positiven Wertungen kann ich mich aber gänzlich nicht anschließen. Kurz und bündig: die Geschichte ist zu monoton gestrickt, es ist zu langweilig, zu schwerfällig, es wird nie spannend. Die Charaktere der Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Robert De Niro werden zu klischeehaft und zu überzeichnet präsentiert. Meister Scorsese hat ja in seinen früheren Werken, wie z.B, in „Good Fellas“, zu Genüge bewiesen, dass er es kann. Bei diesem Film hapert es aber. Eine schlechte Wertung wäre jedoch anderseits nicht angemessen. Ja, die erste Stunde ist eigentlich die beste, man ist gespannt, voller Neugier und hofft auf einen kurzweiligen Film. Dann aber zerfällt alles und man sieht daraufhin bis zum Ende einer langweilig und eintönig erzählten Geschichte zu. Alles in allem reicht es aus meiner Sicht daher nur zu einem „geht so“. Mehr ist trotz der großen Namen bei mir nicht drin.

              23
              • 8

                Den Film habe ich zum wiederholten Mal geschaut und die ursprüngliche Kommentierung neu verfasst.

                *** Der Kommentar enthält leichte SPOILER ***

                Wir sind im Mittelalter im Jahr 1327. Der Franziskanermönch William von Baskerville (Sean Connery) und sein Schüler, der Novize Adson (Christian Slater), besuchen ein Benediktinerkloster in den italienischen Apenninen. Dort ereignen sich mysteriöse und grausame Morde. Obwohl William offiziell zu einer theologischen Debatte eingeladen wird, wird er vom Abt gebeten, Licht auf die finsteren Ereignisse zu werfen. William entdeckt bald, dass die Bibliothek des Klosters eine wichtige Rolle in dem Geschehen spielt und insbesondere ein mysteriöses griechisches Buch von Aristoteles …

                Dem Film gelingt es gut, den theologischen Hintergrund der Geschichte , in eine verständliche Form zu bringen. Themen, die damals viel Aufsehen erregten und über die es innerhalb der christlichen Welt keine Einigkeit gab, wechseln sich ab, mal geraten sie in den Vorder- und mal in den Hintergrund. So werden Themen wie Armut, Häresie, Inquisition und der wahre Glaube explizit beleuchtet. Sie schafften ein großartiges Hintergrundbild, das die gespannte Atmosphäre, die zwischen den verschiedenen Klosterorden und den Mönchen herrscht, gut einfängt.

                Von zentraler Bedeutung im Film ist ein verschollenes Werk von Aristoteles, das sich mit der Komödie beschäftigt. In diesem Werk betrachtete Aristoteles das Lachen zusätzlich zu Dingen wie Traurigkeit und Angst als ein Mittel zur emotionalen Reinigung. In diesem Zusammenhang spekulierten die Mönche ernsthaft darüber, ob Jesus jemals gelacht hat. Das wirkt aus heutiger Sicht ziemlich banal, aber in der damaligen Zeit und im Kontext zu der Handlung, waren solche Fragen unter den Geistlichen wichtig.

                Zentrale Rolle im Film spielt ein greiser, blinder und strenger Mönch namens Jorge de Burgos , gespielt von Feodor Chaliapin Jr., der mit seinen apokalyptischen Horrorvisionen seinen Mitbrüdern und dem Zuschauer Unbehagen einflößt. Jorge ist davon überzeugt, dass Angst und Glaube immer untrennbar miteinander verbunden sein müssen und das Buch von Aristoteles über das Lachen, das sich in der Bibliothek befindet, gefährlich sei, weil es die Angst beseitigt und somit die Existenz der Kirche gefährdet.

                Die Abtei bildet eine exzellente Kulisse *, die perfekt zum Plot passt: dicke Wände, hohe Gewölbe, eine prächtige Bibliothek mit einem gigantischen Treppensystem, spartanisch eingerichtete Zimmer. Der Innenraum wird nur spärlich mit flackernden Kerzen beleuchtet. Die trübe Sicht hat eine besonders düstere Wirkung. Optisch ist der Film ein wahrer Hingucker. Die Mönche, die in dieser ausgezeichnet inszenierten Umgebung zu sehen sind, sind fast ausnahmslos weltfremd und vermitteln den Eindruck von eigentümlichen, urigen und skurrilen Gestalten. Schauspielerisch weiß der Film fast ausnahmslos zu überzeugen, wobei insbesondere Sean Connery in der Rolle des William, Ron Perlman als der schwachsinnige Salvatore und F.Murray Abraham in der Rolle des Inquisitors Bernardo Gui besonders zu gefallen wissen.

                Fazit: „Der Name der Rose“ ist ein atmosphärisch dichter und spannender Thriller, der dem Zuschauer in kleinen Häppchen auch philosophische und theologische Fragestellungen präsentiert. Meiner Meinung nach ist es ein sehr starker Film, der meisterhaft inszeniert wurde und eine grandiose Kulisse sowie eine großartige Besetzung bietet. Der film ist sicherlich nicht nur für Fans des Mittelalters einer Empfehlung wert.

                * Die Innenaufnahmen des Filmes fanden im Kloster Eberbach ( in der Nähe von Wiesbaden) statt.

                19
                • 6

                  Der Wilde Westen wurde Ende des 19. Jahrhunderts großteils schon besiedelt. In New York entstehen die ersten Wolkenkratzer. Die Eisenbahn verbindet den riesigen Kontinent und das Land blüht auf. Die Ära der Gesetzlosigkeit ist aber nicht vorbei. Vor allem nicht im Norden. In dem abgelegenen Gebiet, in dem der Klondike-Goldrausch herrscht, gilt immer noch das Gesetz des Stärkeren. Schließlich ist Washington weit weg.

                  Der korrupte Sheriff und Richter Gannon, perfekt zwielichtig und bösartig gespielt von John McIntire, beherrscht die Stadt. Eine prima Kulisse für einen einsamen Cowboy wie Jeff Webster, ebenfalls gut gespielt von James Steward, der ein Einzelgänger ist und sich nur um seine eigenen Interessen kümmert. Dabei gerät er in Konflikt mit Gannon. An seiner Seite kämpft das Plappermaul Ben Tatum (Walter Brennan) und Hilfe bekommt er von der Salonbesitzerin, Ronda Castle (Ruth Roman), die sich in den stoischen Jeff verliebt. Das Ergebnis ist eine gelungene Geschichte, die auf schlammigen Straßen, in rauen Saloons und in sehenswerten Berglandschaften spielt …

                  Es ist eine ungewöhnliche Rolle von James Stewart. Er spielt nicht den sympathischen und pathetischen Helden, sondern einen, der moralischen Grundsätzen längst entsagt hat. Er ist gierig und nur um sein eigenes Wohlergehen besorgt. Selbst seinem treuen Begleiter Ben macht er mehrfach unmissverständlich klar, dass er ihn rauswirft, wenn er ihm nichts mehr nützt und er ihm zur Last wird. Jeff ist ein ambivalenter Held. „Ich brauche keine anderen Leute. Ich brauche keine Hilfe. Ich kann auf mich aufpassen.“ Er ist ein Antiheld, der viel von sich selbst in seinem Feind Gannon wiedererkennt. Der Film spielt in der eisigen und bergigen Landschaft. So kalt und unberechenbar wie die Landschaft, wägt Jeff seine Vorteile ab, ohne sich um die anderen zu kümmern. Doch am Ende zeigt er, dass er auch Verantwortung übernehmen kann.

                  Es ist ein etwas anderer Western, weil er nicht auf schmalzigem Heldenepos aufgebaut ist, sondern den Protagonisten mit Ecken und Kanten und auch von der dunklen Seite zeigt. Auch die Kulissen sind für ein Western ungewohnt: er spielt nicht im sonnigem südlichen USA, sondern in der rauen Landschaft an der Grenze zwischen USA und Kanada. Aber ansonsten ist alles da, was ein Western braucht: Bösewichte, die Guten, Ungerechtigkeiten, Schießeisen, Rindertracks, Pferde, weite Landschaften, Saloons und natürlich auch eine Frau, die sich in den Protagonisten verliebt.

                  Fazit: Im dem Western stechen insbesondere die prima Optik, die schönen Landschaftsaufnahmen sowie der etwas anderer Charakter des Protagonisten hervor. Er ist der Antiheld, der kaum Sympathie und Pathos ausstrahlt, wie in den meisten Westernfilmen. Die Geschichte ist einfach, aber sicherlich nicht schlecht und durchaus unterhaltsam. Es ist nicht der beste Western, aber er bietet Spaß und für eine einmalige Sichtung ist er in jedem Fall empfehlenswert.

                  21
                  • 9
                    smartbo 26.11.2023, 10:45 Geändert 27.11.2023, 15:05

                    Die Zauberkünstler Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) sind Rivalen schon seit der Zeit, als sie noch das Handwerk des Zauberers lernten. Um das Jahr 1900 sind beide versierte Illusionisten und ihre Rivalität hat bedrohliche Ausmaße angenommen. Sogar so große, dass alles und jeder im Umfeld der Erzrivalen in Gefahr ist …

                    Von dem alten Illusionisten Johne Cutter (Michael Caine) erfährt der Zuschauer schon am Anfang, wie die Kunst des Zauberns funktioniert:
                    Jeder gute Zaubertrick besteht aus drei Akten. 1) Der erste Akt heißt „Das Thema“: der Zauberer zeigt dem Publikum etwas ganz Gewöhnliches, z.B. einen Vogel. 2) Der zweite Akt wird „Der Effekt“ genannt: der Zauberer lässt aus der gewöhnlichen Sache etwas Besonderes werden. Also der Vogel verschwindet. Das Publikum ist verwirrt und sucht nach einer Erklärung. 3) Der dritte Akt „Das Prestige“ ist der schwierigste Teil: das ist der krönende Akt voller Überraschungen und Erstaunen, in dem man etwas Außergewöhnliches, Schockierendes sieht, z.B. der Vogel taucht wieder auf.

                    Und genauso ist der Film aufgebaut, denn die Handlung läuft nach diesen Regeln ab. Der Film bietet eine spannende Geschichte über die beiden konkurrierenden Illusionisten. Er bietet auch einen schönen Einblick in die Welt der Magie, die in alten, illustren Theatern in London spielt. Besonders stimmungsvoll sind die einnehmenden nostalgischen Kulissen, die Kostümierung und die Ausstattung, die authentisch die viktorianische Zeit widerspiegeln.

                    Der Pacing ist temporeich, der Erzählstil nicht-chronologisch und die Geschichte entpuppt sich schon rasch als ein imposantes und kompliziertes Rätsel. Ein Rätsel, das sehr komplex ist und schwer durchschaubar. Bei Angier und Borden dreht sich alles um Illusionismus. Alles andere, was das Leben zu bieten hat, z. B. die Liebe, ist zweitrangig. In ihrem Kampf, den anderen mit Magie zu übertreffen, überschreiten Angier und Borden ethische Grenzen. Es geht um viel, und der zu zahlende Preis ist hoch. Wie hoch, das verrät das wahrlich überraschende und kaum vorgehsehbare Ende.

                    Mit „The Prestige- Die Meister der Magie“ inszenierte Christopher Nolan einen absolut guten Film. Der Plot ist spannend, im positiven Sinne diffizil, mysteriös. Die Hauptrollen werden großartig von Hugh Jackman und Christian Bale gespielt. Mit Jackman und Bale verfügt der Film über zwei top Schauspieler, die mit ihren Rollen die innere Zerrissenheit und Besessenheit der Protagonisten grandios zum Ausdruck bringen. Bale als Borden, ist der Zauberer ohne Charisma, einfach strukturiert und etwas schwer einzuschätzen. Jackman als Angier ist der Showman, der stets fein gekleidete Gentleman. Und auch Scarlett Johansson weiß in ihrer Rolle als Geliebte zweifellos zu gefallen. Doch Michael Caine, der die Rolle des klugen und bescheidenen Cutters spielt und für alle Zauberer arbeitet, stiehlt allen die Show. Er liefert eine wahrlich imponierende schauspielerische Leistung.

                    Fazit: es ist ein sehr guter Film mit einer komplexen Handlung. Einer der wenigen Filme, die man sich am selben Abend zweimal hintereinander ansehen kann und jedes Mal -im positiven Sinne- ein anderes Seherlebnis hat. Wahrlich imponierend sind die authentischen Kulissen, die super Inszenierung von Christopher Nolan, das überwältigende Filmende und die beeindruckende schauspielerische Leistung der Protagonisten. Ein Film aus der Kategorie „herausragend“, den man bedenkenlos empfehlen kann. Top. Beide Daumen hoch.

                    19
                    • 4 .5
                      smartbo 23.11.2023, 13:09 Geändert 23.11.2023, 15:51
                      über Krabat

                      Otfried Preußler schrieb 1971 das Kinderbuch „Krabat“, auf dem die Geschichte beruht. Krabat (David Kross) wird Diener des Meisters (Christian Redl) der schwarzen Mühle. Zusammen mit elf weiteren Bediensteten erlernt er nicht nur das Müllerhandwerk, sondern auch die schwarzen Künste. Darunter ist Tonda (Daniel Brühl), mit dem er sich anfreundet. Langsam aber sicher wird Krabat klar, dass schwarze Magie große Opfer erfordert. Als er sich verliebt, beschließt er wegzulaufen, doch der Müller hat nicht die Absicht, Krabat gehen zu lassen.

                      Trotz der vielen magischen Momente, der schönen schneebedeckten Landschaftsaufnahmen und der beeindruckenden Kulissen kann der Film nicht überzeugen. Das liegt vor allem an der mangelnden Entwicklung der Charaktere und der wenig überzeugenden Inszenierung. Insbesondere geht es mir um Krabats persönlicher Entwicklung und wie er zu den wichtigen Entscheidungen kommt, die er treffen muss. Über die anderen Kameraden erfährt man fast nichts, wodurch alles künstlich wirkt. Weil die Umsetzung nicht gut ist, kommt der Film nie so richtig in Fahrt und wird trotz aller Versuche auch nie richtig spannend. Auch die Dramaturgie kann nicht überzeugen, obwohl sie in der Geschichte selbst reichlich vorhanden ist. Die winterlichen schneebedeckten Naturaufnahmen und die alten Dörfer hinterlassen einen großartigen Eindruck. Was ebenfalls gut ankommt, ist die authentische Location der alten Mühle, in der sich hauptsächlich die Handlung abspielt.

                      Das Schauspiel von David Kross in der Rolle des Krabat ist mittelmäßig und kaum überzeugend. Daniel Brühls Leistung als Tonda ist hingegen aus meiner Sicht prima. Gut gefallen haben mir ebenso der Sound, die prima Optik und die düstere Atmosphäre. In diesen Kriterien gelingt es dem Film, Pluspunkte einzufahren.

                      Fazit: ich mag solche Filme mit dem Schwerpunkt "Dark Fantasy" eigentlich ganz gerne. Dieser hier hat mir allerdings weniger gut gefallen. Wegen der Komplexität der Geschichte hätte man aus meiner Sicht besser eine Mini-Serie drehen sollen. Spezialeffekte sind ja bei dieser Handlung gar nicht nötig, und man hätte genügend Zeit, die Charaktere und ihre allmähliche Entwicklung besser auszuarbeiten, insbesondere die von Krabat. Mit einer Neuinszenierung bestünde darüber hinaus auch die Chance, der Handlung Spannung zu verleihen, etwas, was ich im Film ebenfalls vermisst habe. Denn Potential hat Preußlers Geschichte auf jeden Fall.

                      18
                      • smartbo 21.11.2023, 15:13 Geändert 21.11.2023, 18:23

                        Danke Euch für die tolle Aktion. 👍

                        BESTER FILM
                        ---------------------------------------------------------
                        * Snowpiercer /Südkorea/Tschechien · 2013
                        * Interstellar /Großbritannien/USA · 2014
                        * Der goldene Handschuh /Deutschland/Frankreich · 2019
                        * Joker / USA/Kanada · 2019
                        * Train to Busan /Südkorea · 2016
                        * Nebel im August /Österreich/Deutschland · 2016
                        * Die Jagd /Dänemark · 2012
                        * The Autopsy of Jane Doe /Großbritannien · 2016
                        * Brimstone /Niederlande/Frankreich · 2016
                        * Der Schacht /Spanien · 2019

                        BESTE ANIMATION
                        ---------------------------------------------------------
                        * Coco /USA · 2017
                        * Die rote Schildkröte /Frankreich, Japan · 2016
                        * Loving Vincent /GB/Polen · 2017
                        * Der Mohnblumenberg /Japan · 2011

                        BESTE SERIE
                        ---------------------------------------------------------
                        * Breaking Bad /USA 2008-2013
                        * Game of Thrones /USA 2011
                        * The Assassination of Gianni Versage /USA 2018
                        * Love/Hate /Irland 2010
                        * Narcos /USA 2015

                        BESTER SCHAUSPIELER
                        ---------------------------------------------------------
                        * Tom Hardy (Warrior)
                        * Joaquin Phoenix (Joker)
                        * Daniel Day Lewis (Der seidene Faden)
                        * Darren Criss (The Assassination of Gianni Versage)
                        * Benicio del Toro (Sicario)

                        BESTE SCHAUSPIELERIN
                        ---------------------------------------------------------
                        * Dakota Fanning (Brimstone)
                        * Natalie Portman (Black Swan)
                        * Noomi Rapace (What Happened to Monday?)
                        * Tilda Swinton (Snowpiercer)
                        * Emily Blunt (A quite Place)

                        BESTER SOUNDTRACK
                        ---------------------------------------------------------
                        * Interstellar (Hans Zimmer)
                        * The Dark Knight Rises (Hans Zimmer)
                        * Breaking Bad (Dave Porter)
                        * Joker (Hildur Gudnadottir)
                        * Sicario (Johann Johannsson)

                        26
                        • 6 .5
                          smartbo 19.11.2023, 10:47 Geändert 19.11.2023, 23:17

                          Das Leben und Werk von J. Robert Oppenheimer, der als erster die Atombombe entwickelt hat, ist Gegenstand von Christopher Nolans Spielfilm. Die Handlung ist extrem komplex und bringt beim Zuschauen alle Gehirnzellen auf Trab. Um die Erwartungen in die richtige Richtung zu lenken: " Oppenheimer" ist mit Dialogen überladen, hat ein mörderisches Tempo und eine schier endlose Reihe von Charakteren, die von Top-Schauspielern gespielt werden. Es ist sehr viel, was da auf den Zuschauer herabprasselt, und das alles muss während der üppigen dreistündigen Laufzeit verdaut werden. Das brachte mich sogar dazu, dass ich mir während der Sichtung im Kino Notizen machte. Mit einer fesselnden Handlung, Spannung und Action, wie in Nolans Batman-Trilogie, kann der Film nicht dienen. Es ist ein Spielfilm, klar, aber Ähnlichkeiten mit einer trockenen Biografie, die fast schon historisch-dokumentarischen Charakter hat, sind unübersehbar. Dies schon mal vorweg.

                          Worum geht es ? Der Wissenschaftler J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) leitet das streng geheime Manhattan-Projekt für die Entwicklung und Zündung der Atombombe in Los Alamos in der trostlosen Wüste von New Mexico. General Leslie Groves (Matt Damon) begleiten ihn bei seiner Arbeit. Oppenheimer ist mit Katherine (Emily Blunt) verheiratet, hat aber eine Affäre mit Jean Tatlock (Florence Pugh), die in der Kommunistischen Partei aktiv tätig ist. Die Regierung hält es für die Interessen der amerikanischen Sicherheit für bedenklich. Oppenheimer ist letztlich für die Erfindung der Atombombe verantwortlich. Am 16. Juli 1945 wurde die Atombombe in Los Alamos erfolgreich gezündet. Am 6. August 1945 wurde sie am gleichen Tag auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Das führte zum Tod von schätzungsweise 100.000 - 150.000 Zivilisten.

                          Der Film ist in mehrere Handlungsstränge unterteilt. Wir sehen auf der ersten Ebene Oppenheimer, wie er sich als junger Student in Cambridge von Kollegen wie Albert Einstein (Tom Conti) und Nils Bohr (Kenneth Branagh) inspirieren ließ. Schnell stellt sich heraus, dass sich der junge Wissenschaftler mehr für die Theorie als für die Praxis interessiert. Er beschäftigt sich mit der Quantenmechanik, einem damals noch unerforschten Zweig der Physik. Er trifft sich in Deutschland mit dem Physiker Heisenberg, der von Mathias Schweighöfer gespielt wird. Im weiteren Verlauf wird seiner Arbeit in Los Alamos im Rahmen des Manhattan-Projekts geschildert.

                          Parallel dazu sehen wir auf einer zweiten Zeitebene eine Flut von Fragen, die ein älterer Oppenheimer erhält, weil das FBI einen Hinweis hinsichtlich seiner politischen Ausrichtung erhalten hat. Diese Szenen spielen in der McCarthy-Ära. Dem Physiker werden kommunistische Gesinnungen vorgeworfen, weil er aufgrund seiner extremen Ansichten eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt.

                          Der dritter, in schwarzweiß gedrehter Handlungsstrang, betrifft die Senatsanhörung im Jahr 1959. Der schwer zu erkennende Robert Downey Jr. spielt Lewis Strauss, den damaligen Mitglied der US-amerikanischen Atom-Energie-Kommission, der sich seinerzeit für den Bau der Wasserstoffbombe eingesetzt hatte und Oppenheimer, der dagegen war, als Spion der Sowjetunion diffamierte. Vor einem Senatsausschuss muss Strauss nunmehr bei einer Befragung seine Eignung als Wirtschaftsminister im Kabinett von Präsident Eisenhower nachweisen. Dabei wird er mit für ihn unangenehmen Fragen konfrontiert, die seine zurückliegende Zusammenarbeit mit Oppenheimer betreffen.

                          Erst in der letzten Stunde wird klar, wie diese Dinge miteinander zusammenhängen. Ein gewisses Wissen über die McCarthy-Ära und seine Jagd auf vermeintliche Kommunisten ist hierbei sehr nützlich. Der Film bietet wenig bis gar keinen Kontext dazu und konzentriert sich ausschließlich auf seine Figuren. Oppenheimer und seine Kollegen vertreten die hoffnungsvolle, aber naive Haltung, dass Kriege mit der Detonation der Atombombe der Vergangenheit angehören werden. In Wirklichkeit hat der theoretische Physiker ein Monster erschaffen und die Tür zum Kalten Krieg geöffnet. Der Film erfordert viel Sitzfleisch bei dem man ständig einen klaren Kopf behalten muss, ansonsten verliert man den roten Faden. Er füttert den Zuschauer so sehr mit allerlei Details, dass alleine dies schon einen zweiten Blick rechtfertigt. Um die Zusammenhänge im Film besser nachvollziehen zu können, ist die Dokumentation „To End All War: Oppenheimer & The Atomic Bomb“ sehr hilfreich, in der auch Nolan zu Wort kommt.

                          Der Film schildert den Weg zu der ersten Kernwaffenexplosion, den das US-Militär Trinity-Test nannte. Kriegspräsident Truman (eine Nebenrolle von Gary Oldman) nannte es das größte Experiment der Wissenschaft. Gekonnt erweckt der Film den Eindruck, als würden wir zum ersten Mal etwas darüber erfahren. Erst später wurde Oppenheimer klar, was er getan hatte. Nach dem Krieg wollte er die Entwicklung der Wasserstoffbombe, den Nachfolger der ersten Atombombe, verhindern. (siehe weiter oben Abschnitt 5 meines Kommentars).

                          Die Hauptdarsteller Cillian Murphy und Downey Jr. leisten einen super Job. Top Schauspiel. Sie haben nicht nur die meiste Leinwandzeit, sondern hinterlassen auch den nachhaltigsten Eindruck. Das, was man dem Film vorwerfen kann, ist, dass er dem Zuschauer so viele Einrücke, so viele Dialoge und so viel Figuren vermittelt, aber die Emotionen etwas zu kurz kommen. Schade z.B., dass die weiblichen Charaktere und ihre Probleme, zu wenig beleuchtet werden. Beispielsweise Oppenheimers Frau Kitty: ihre Beziehung zu ihrem Mann, ihren Kindern und der Flasche werden angesprochen, aber nicht näher geschildert. Oder die brillante Psychiaterin Jean Tatlock: ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wie ihr Lebensweg war, wie ihre politischen Ansichten waren und (*Spoiler*) was genau zu ihren frühen Tod führte. Hat das US-Militär den Mord an ihr begangen? (*Spoiler Ende*)

                          Fazit: Der Film ist eine komplexe Mischung aus historischer Biografie, Drama und Politthriller. Es erfordert ständige Aufmerksamkeit, dem film zu folgen. Und es ist sicherlich schwer, auf Anhieb alles im Detail zu verstehen. Es sind im Prinzip drei Filme in einem, bei denen drei Stunden fast zu kurz sind. Von fesselnden Momenten oder Spannung im Film kann keine Rede sein. Und auch die emotionalen Aspekte kommen meines Erachtens zu kurz. Sicherlich kein Meisterwerk von Nolan, aber der Film ist primär wegen der aufwendigen Inszenierung, den beeindruckenden Kulissen, der authentischen Wiedergabe der historischen Ereignisse und des super Schauspiels der Darsteller sicherlich nicht schlecht. Zu einer sehr guten Wertung reicht es aber bei mir nicht aus.  

                          20
                          • 6
                            smartbo 31.10.2023, 10:31 Geändert 31.10.2023, 12:15

                            *** Happy Halloween Euch allen, und hier mein Kommentar zu einem Halloween-Film ***

                            Boston im Jahr 1689. Der Hexenmeister Warlock (Julian Sands) wird zum Tode verurteilt, entkommt aber auf magische Weise durch ein Zyklon in die Zukunft in das Jahr 1989er. Warlock ist auf der Suche nach den drei Teilen der Teufelsbibel, mit welcher der Teufel die ganze Welt vernichten kann. Hexenjäger Giles Redferne ( Richard E. Grant) und Kassandra (Lori Singer), die als Kellnerin arbeitet, verfolgen ihn, um das zu verhindern. Es geht um viel, denn die Welt steht vor dem Untergang. Der Untertitel des Filmes sagt alles: „Es kommt aus der Vergangenheit, die Zukunft zu zerstören“ …

                            Warlock vereint Fantasy-Elemente mit einer leichten Horror-Atmosphäre. Wenn von Horror die Rede ist, dann sind damit keine blutigen Slasher-Szenen gemeint. Lediglich die Atmosphäre ist vom dezenten Horror geprägt. Es ist düster, unheimlich und bedrohlich. Aber primär dominieren hier vor allem Fantasy-Elemente, und im Fokus steht die Verfolgungsjagd.

                            Die Geschichte ist ziemlich einfach und hat wenig Tiefgang: eine Zeitreise führt in das Jahr 1989 zu einer Hexenjagd im ländlichen Amerika. Ein Hexenjäger macht Jagd auf eine männliche Hexe. Was folgt, ist ein recht unterhaltsames Katz-und-Maus-Spiel, das durchaus spannend ist. Das Pacing ist gemäßigt, aber es ist immer genug los, um eine gute Unterhaltung zu servieren. Damit die Spannung nicht zu ernst ausfällt, gönnt sich der Film ab und zu eine Prise Humor. Der Humor ist originell, denn er basiert hauptsächlich auf den Unterschieden zwischen der Welt des späten 17. Jahrhunderts und der Welt von 1989. Als Kassandra z.B. mit dem Auto unterwegs ist, wird sie von Redferne, der auf dem Beifahrersitz sitzt, aufgefordert, die Kutsche anzuhalten. Und als er sich in Kassandras Wohnung aufhält und Wasser sucht, fragt er nach dem Brunnen. Ja, nicht die Brüller, aber die humoristischen Einlagen sind sicherlich auch nicht schlecht.

                            Julian Sands spielt den gruseligen Bösewicht Warlock, und leistet hervorragende Arbeit. Sands' Gegner ist der Hexenjäger Redferne, der von Richard E. Grant überzeugend dargestellt wird. Ja und auch an der Leistung von Lori Singer als Kassandra gibt es nichts auszusetzen. Leider sind die Spezialeffekte nicht so gut, so dass die Action etwas hölzern und mager rüberkommt. Der Film versprüht einen gewissen nostalgischen 80er-Jahre-Charme, der mir ganz gut gefiel. In der Gesamtbetrachtung kann hier von Langeweile keine Rede sein.

                            Fazit: ein überragendes Werk aus der Hexenküche ist der Film sicherlich nicht. Bis heute genießt er aber einen legendären Ruf, und gerade jetzt zu Halloween gibt vor allem in den USA es zahlreichen Warlock-Verkleidungen zu sehen. Der 80er-Jahre-Flair, die leicht verdauliche Geschichte und die gut ausgearbeiteten Charaktere machen den netten Low-Budget-Film zu einem unterhaltsamen Seherlebnis. Die Sichtung hat mir Spaß bereitet. Einer Empfehlung für eine einmalige Sichtung zwischendurch ist der Film wert.

                            18
                            • 7 .5
                              smartbo 29.10.2023, 10:23 Geändert 29.10.2023, 16:04

                              Es sind 50 Jahre her, als im Jahr 1974 der Film (ORIGINALTITEL: THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE) in die Kinos kam. Viele Besucher waren damals geschockt, als sie den Film zum ersten Mal sahen. Dies führte dazu, dass er in mehreren Ländern verboten wurde. Natürlich löste dieses Verbot Neugier aus und war im Prinzip das beste Marketing, das sich der Low-Budget-Film hätte wünschen können. Die Verbote haben dem Film paradoxerweise sehr gut getan, denn bis heute noch hat er einen legendären Ruf als einer der härtesten Horror-Filme aller Zeiten. Den Film habe ich lange Zeit liegen lassen, weil es eigentlich nicht meine Kragenweite ist. Am Ende war ich doch positiv überrascht, denn er hat besser abgeschnitten, als ich es ursprünglich angenommen hatte. Noch ein Wort zu dem Filmtitel: den deutschen Filmtitel „Blutgericht in Texas“ finde ich missraten, und kaum einer kennt ihn. Man hätte es bei dem englischen Originaltitel „The Texas Chain Saw Massacre“ belassen sollen, mit dem die meisten auch etwas anfangen können.

                              *** Der Kommentar enthält leichte SPOILER ***

                              Worum geht es im Film ? Eine Gruppe von fünf Freunden unternimmt einen Roadtrip durch die schwüle texanische Landschaft. Es sind Sally (Marilyn Burns), ihr behinderter Bruder Franklin (Paul A. Partain), Jerry (Allen Danziger), Pam (Teri McMinn) und Kirk (William Vail). Bald entdecken sie, dass die Mentalität der Menschen auf dem Land eine ganz andere ist als in der Großstadt. Auf ihrer Reise kommen sie zu einem Bauernhof, auf dem eine geistesgestörte Kannibalenfamilie lebt. Sie zielen auf unschuldige Passanten ab. Einer nach dem anderen fallen die Jugendlichen in die Hände eines riesigen Kerls mit einer Kettensäge namens Leatherface (Gunnar Hansen). Kann jemand diesen Albtraum überleben?

                              Schon die Einführung ist bedrohlich. Das seltsame Verhalten und die bizarre Erscheinung eines Anhalters mit seinen Schlachthofgeschichten lassen drohendes Unheil vermuten, vor allem, wenn er sowohl ein Messer als auch ein Rasiermesser schwingt und damit nicht nur sich selbst, sondern auch einen der Jugendlichen vorsätzlich verletzt. Als die jungen Leute sodann im Haus der Massenmörder ankommen, nehmen die Ereignisse fatale Ausmaße an.

                              Leatherface führt eiskalt und gekonnt seine Axt und Kettensäge und metzelt mit seiner Kettensäge auf grausame und rücksichtslose Weise. Was hier auffällt, ist der Mangel an Dramatik und deren Ausarbeitung: von einem Moment auf den anderen erledigt Leatherface eiskalt seine Opfer, ohne Vorwarnung. Und exakt diese Herangehensweise, gepaart mit einer gelungenen Kameraführung und einem grimmigen Sound, sorgen für die gruseligen Horrorszenen. Und erst nach einigen Sekunden begreift man als Zuschauer, was für grausame Szenen sich da abspielen.

                              Ich versuchte während der Sichtung mir vorzustellen, wie sich die Menschen im Jahr 1974 gefühlt haben müssen, als sie den Film gesehen haben. Heute gibt es ja ganz andere Horrorkaliber. Mörder in Filmen waren ja damals nicht neu, aber die Art und Weise, wie der Film sie präsentierte, war es. Der Horror in dem Film war völlig anders, als man es gewohnt war. Bei den Opfern handelt es sich um junge Menschen, die Opfer eines schrecklichen Verbrechens wurden. Ungeschminkt kommen brutale Szene hinzu. Dann ist da noch dieser gruselige und nervenaufreibende Soundtrack.

                              Als Zuschauer wird man mit einem Gesamtpaket des Wahnsinns konfrontiert. Der Film versteht es vorzüglich, was er darstellen soll und was nicht. Durch den geschickten Einsatz von Suggestionen werden einige Szenen in der Vorstellung des Zuschauers um ein Vielfaches schlimmer, als sie tatsächlich sind. Der Zuschauer sieht im Film ein furchterregendes Massaker, obwohl im Film kaum Blut fließt. Das ist die Machart des Horrors aus „Blutgericht in Texas“, einem Low-Budget-Horror, der bis heute noch seine Wirkung nicht verloren hat und immer noch beeindruckt.

                              Fazit: Wenn man die Handlung isoliert von den übrigen Kriterien bewerten sollte, dann fällt das Urteil verheerend aus: schlecht, stupide, partiell infantil und makaber. Und auch die Schauspieler sind nicht die besten. Allerdings gelingt es der Inszenierung mit äußerst spärlichen Mitteln eine wahrlich starke, verstörende und morbide Atmosphäre zu schaffen, etwas was man in den heutigen Horrorfilmen vermisst. Die Kinematographie und Kameraarbeit sind top. Deshalb ist dieser Klassiker zurecht als einer der besten Horrorfilme aller Zeiten in die Filmgeschichte eingegangen. Was für ein Albtraum. Kurz gesagt: wird nicht jedermanns Geschmack sein, aber für alle, die sich den Film ansehen, ist der Film eine Achterbahnfahrt an beängstigenden Gefühlen und verstörenden Szenen, die auch nach der Sichtung kein Ende findet.

                              18
                              • 4 .5
                                smartbo 26.10.2023, 11:19 Geändert 26.10.2023, 11:24

                                Der Astronaut Mills (Adam Driver) landet nach einem Absturz auf einem mysteriösen Planeten. Mills findet heraus, dass es sich um die prähistorische Erde handelt und er 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit gereist ist. Er ist dort in Begleitung des kleinen Mädchens Koa (Ariana Greenblatt). Ihre neue Umgebung erweist sich als äußerst gefährlich, denn sie treffen auf angriffslustige Dinosaurier. Der Kampf ums Überleben beginnt ..

                                Scott Beck und Bryan Woods, die Drehbuchautoren und Regisseure des Filmes, sind hauptsächlich in den Genres Horror und Science-Fiction tätig. Sicherlich wird jeder schon von dem guten Film „A Quiet Place“ (2018) gehört haben, für den sie das Drehbuch geschrieben haben. Die Erwartungen an den Film „65“, waren bei mir daher hoch. Allerdings hat er mich enttäuscht.

                                Die Erkenntnis, dass es sich um die Erde vor 65 Millionen Jahren handelt, könnte eigentlich im Laufe des Filmes als ein überraschende Wendung verwendet werden, aber dieser Kniff wird schon nach wenigen Minuten verraten. Eine vertane Chance, wie ich finde. Naja, dann wird es wohl andere Überraschungen im Film geben, denkt man als Zuschauer. Dieser Erwartung wird allerdings nur mäßig erfüllt, denn der Handlungsverlauf ist ziemlich zäh, eintönig und bietet nichts Überraschendes. Der Film ist eher einschläfernd. Ab und zu wird man von einer schönen Szene überrascht, aber solche Szenen sind eher selten. In die Handlung kommt kaum Schwung, und die Action ist eher spärlich und mittelmäßig.

                                Die Charakterzeichnung ist unzureichend. Man fragt sich ständig wer ist eigentlich Mills, woher stammt er, wie hat er vor dem Crash gelebt. Ebenso ergeben die beiden kleinen Mädchen, die Tochter von Mills und seine Begleiterin Koa, ziemlich charakterlose Figuren. Und auch die CGI-Effekte, die in zahlreichen Kommentaren, so gut abschneiden, sehe ich ehe etwas kritischer. Hier und da sehen sie gut aus, aber es gibt Szenen, in denen man deutlich erkennen kann, dass sie aus dem Computer kommen. Sie sind nicht schlecht und durchaus solide. Aber besser als in dem 30 Jahre alten Jurassic Park sind die Dinos auch nicht.

                                Die schauspielerische Performance von Adam Driver ist nicht gerade herausragend, aber in jedem Fall okay. Da gibt es nichts zu meckern. Pluspunkte sammelt der Film bei den gelungenen Kulissen, der bedrohlichen Atmosphäre und der schönen, einnehmenden Optik.

                                Fazit: im gesamten Film gibt es nichts Neues oder Innovatives. Der Mangel an Originalität fällt auf. Irgendwann, Irgendwo, irgendwie hat man alles schon x-mal gesehen. Ach nee, und das schon wieder, ist mir mehrmals während der Sichtung rausgerutscht. Trotz der sicherlich gelungenen atmosphärischen Kulisse der Erde vor 65 Millionen Jahren und der durchaus überzeugenden schauspielerischen Performance von Adam Driver ist „65“ ist für mich eine Enttäuschung. Schade, ich habe mehr erwartet.

                                22
                                • 7
                                  smartbo 22.10.2023, 09:09 Geändert 22.10.2023, 09:32

                                  Dr. Markway (Richard Johnson) plant, ein altes Haus in dem es spuken soll, für seine Forschungen zu Geistererscheinungen zu nutzen. Deshalb bittet er eine Gruppe sorgfältig ausgewählter Personen, in das berüchtigte Hill House zu kommen. Berüchtigt, weil das 90 Jahre alte Haus eine Geschichte voller Skandale, Selbstmorde und Wahnsinn ist. Nur zwei der Personen tauchen auf, Eleanor (Julie Harris) und Theo (Claire Bloom). Ziel ist es, dass die Damen gemeinsam mit Dr. Markway und Luke (Russ Tamblyn), dem Neffen des Besitzers des Hill Houses, einige Tage im Haus übernachten, um herauszufinden, ob es dort wirklich spukt. Die Antwort lässt jedoch nicht lange auf sich warten...

                                  Der in schwarz/weiß gedrehter Old-School-Spukhaus-Film ist 60 Jahre alt und macht einen ganz guten Eindruck. Das liegt aber nicht an allen möglichen Spezialeffekten, denn vor 60 Jahren gab es sie einfach nicht. Nein, das Paradoxe an dem Film ist, dass man Angst vor dem hat, was man nicht sieht. Kein Blut, keine Monster, der Film basiert ausschließlich auf der Kraft der Suggestion. Unter anderem durch den effektiven Einsatz von Toneffekten und unkonventioneller Kameraführung gelingt es dem Film, eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Besonders gelungen sind die halluzinatorischen Bilder auf einer Wendeltreppe. Und eben das ist die Stärke des Filmes: der Film setzt weniger auf Horror- oder Gruselelemente, sondern viel mehr auf finstere Atmosphäre, die man in so manchem heutigen Horrorfilm vermisst. Und auch die Kulisse, ein verlassenes Landhaus, das eine eigene düstere Ausstrahlung zu haben scheint, trägt wesentlich dazu bei.

                                  Ich sehe aber auch einige Kritikpunkte. Die Handlung ist meines Erachtens nicht ganz sauber ausgearbeitet. Das gilt vor allem für die Frage, ob es wirklich im Haus spukt oder ob die Gruselerscheinungen psychisch bedingt sind. Was mir ebenfalls nicht ganz gefallen hat, ist das theatralische Schauspiel der Protagonisten. Insbesondere Julie Harris in der Rolle der Eleonor kommt ziemlich nervig rüber und fällt mit ihrem überzeichneten Overacting auf. Einen Schwachpunkt stellen auch die Dialoge dar, die etwas hölzern wirken. In den 60er Jahren mögen sie ganz gut funktioniert haben, aber heute wirken sie ziemlich gestelzt. Bei meiner Punktewertung fallen diese Kritikpunkte jedoch kaum ins Gewicht, denn so wurden halt die Filme in den 1960er-Jahren gedreht.

                                  Fazit: Es ist kein typischer Horrorfilm. Er gehört mit seiner subtil gruseligen Atmosphäre eher in das Subgenre „Geister/Spukhaus“. Trotz meiner Kritik ist es für mich keineswegs ein schlechter Film. Habe mich nicht gelangweilt. Dank der starken düsteren Atmosphäre, den gut funktionierenden Wendungen, der großartigen Kulisse und der vorzüglichen Kamera erreicht der Film trotz seines betagten Alters bei mir ein solides „sehenswert“.

                                  21
                                  • 7 .5
                                    smartbo 18.10.2023, 10:51 Geändert 18.10.2023, 18:58
                                    über Alone

                                    In dieser US-amerikanischen Survival-Reality-Serie müssen zehn voneinander isolierte Kandidaten so lange wie möglich in der Wildnis überleben. Der Kandidat, der am längsten bleibt, hat gewonnen. Der Gewinner erhält einen Preis von 500.000 US-Dollar. Ab der 7. Staffel wurde der Preis auf 1 Million Dollar erhöht. In den einzelnen Staffeln sind jeweils verschieden Orte zu sehen, darunter Vancouver Island, British Columbia, Patagonien, Mongolei, Nord-Kanada usw. Die Ausrüstung, die man mitnehmen kann, ist auf zehn Gegenstände begrenzt. Ganz allein in einem rauen, gefährlichen und wilden Gebiet müssen die Teilnehmer jagen, für Wasser und Nahrung sorgen, Schutzbehausungen bauen, Raubtiere abwehren und ihre Erlebnisse selbst filmen. Es ist die ultimative Prüfung des menschlichen Willens, und die meisten geben schon nach einer kurzen Zeit trotz des verlockend hohen Gewinns auf.

                                    Ich schaue mir zwischendurch immer wieder mal gerne eine Folge der Serie an. Sie ist nicht so reißerisch und überkonstruiert, wie viele andere Survival-Filme, z.B. die von Bear Grylls. Mit dem und vielen anderen Survival-Protagonisten kann ich nichts anfangen: sie wirken auf mich aufgesetzt, gestellt, unecht und unehrlich. In den meisten Survival-Serien ist immer ein Kameramann dabei, der alles filmt. Das hat dann aber nichts mit Überlebenskampf zu tun, sondern wird zu einer Farce, wie ich finde.

                                    Gut finde ich aus der Survival-Szene den Briten Ed Stafford, der bescheiden auftritt, nicht wie ein hartgesottener Kerl wirkt, und der atemraubende Abenteuer gemeistert hat. So hat er 60 Tage lang auf einer kleinen abgelegenen Insel des Fidschi-Archipels ohne jegliche Ausrüstung überlebt. Er hat absolut nichts dabei gehabt, wurde nackt ausgesetzt und hatte lediglich die Kameraausrüstung dabei, damit er sich selbst filmen konnte. Tolle Leistung. (siehe dazu mein Kommentar zu der Serie „Ed-Staffort - Das nackte Überleben“) https://www.moviepilot.de/serie/ed-stafford-das-nackte-ueberleben/kritik

                                    Den meisten Kandidaten bereitete die Isolation, die Einsamkeit und die Trennung von ihren Familien große Probleme. Viele fanden die ungewohnte Stille regelrecht unerträglich. Das ist hart, und man muss damit umgehen können, um die Herausforderung zu meistern. Die meisten fangen an zu grübeln und verfallen in den Kampf mit dem eigenen Kopf. Deshalb ist in allen Survival-Abenteuern vor allem eines wichtig: die mentale Verfassung, die eine zentrale Rolle spielt. Man kann alle Survival-Skills perfekt beherrschen, es nützt aber nichts, wenn man mental instabil ist. Darauf kommt es an. Das ist etwas, was bei uns verweichlichten Westlern großteils verloren gegangen ist. Wir haben ja alles und es ist kein Problem, es uns zu besorgen. Diese enorme Hürde aus der Komfortzone hinein in die wilde Natur muss man erstmal meistern. Es ist gar nicht so einfach.

                                    Fazit: Für mich ist „Alone“ neben den Ed-Stafford-Filmen eine wirklich sehenswerte Survival-Serie. Evident wird vor allem in der Serie, wie weit wir uns Menschen von der Natur entfernt haben und wie wichtig Naturschutz sowie der sorgsame Umgang mit ihren Ressourcen sind. Die Sichtung bereitet mir immer wieder Spaß, es ist spannend, und man lernt ja immer noch dazu. Ich kann die Serie allen, die eine gewisse Affinität für Survival-Filme haben, wärmstens empfehlen.

                                    18
                                    • 7
                                      smartbo 15.10.2023, 09:12 Geändert 15.10.2023, 16:50

                                      Die fünfköpfige Familie Freeling lebt in einem neu errichteten Vorort in Orange County in Kalifornien. Eines Tages scheint sich in ihrem Haus ein seltsames Phänomen zu ereignen. Das friedliche Leben der Familie Freeling wird durch Geister gestört. Anfangs wirken die Geister noch freundlich. Doch dann werden sie gemein und beginnen, die Familie zu terrorisieren.

                                      Es ist ein Spielberg-Film, was man auch deutlich sieht. Steven Spielberg hat das Drehbuch für den Film geschrieben, er hat ihn produziert und hat auch sicherlich bei der Inszenierung, die bei dem Regisseur Tobe Hooper lag, ein Wörtchen mitzureden gehabt. In allen Aspekten strahlt der Film die Charakterzüge von Steven Spielberg aus. In einigen Szenen lassen sich deutliche Parallelen zu Spielbergs „ET“ ziehen, dem Film, den er im selben Jahr wie Poltergeist drehte.

                                      Die Geschichte von Poltergeist beginnt freundlich und harmlos. Im Mittelpunkt steht eine typische amerikanische Familie und die ersten Vorfälle wirken eher komisch als bedrohlich. Doch bald ändert sich die Atmosphäre des Films und die Thriller- und Gruselmomente dominieren zunehmend und werden immer bedrohlicher. Die Spezialeffekte im Film sind einfach, zeigen aber bis heute noch ihre Wirkung. Wenn man bedenkt, dass der Film über 40 Jahre alt ist, funktionieren sie auf jeden Fall ganz gut. Etwas Donner, es ist dunkel und unheimlich still, dann ein paar Szenen im Schlafzimmer mit Angst vor dem Monster im Schrank und unter dem Bett. Es klappt eigentlich immer.

                                      Der Film enthält ein Übermaß an Klischees, aber sie wirken nicht störend. Angereichert wird die Atmosphäre mit gut dosiertem Humor. Die Filmmusik zu Poltergeist ist top und stammt von dem bekannten Komponisten Jerry Goldsmith. Sowohl die Spezial- und die Toneffekte als auch die Filmmusik erhielten 1983 Oscar-Nominierungen. Der Film war Kassenschlager und der Erfolg von Poltergeist führte zu seinen Fortsetzungen: Poltergeist II: „Die andere Seite“ erschien 1986 und Poltergeist III „Die dunkle Seite des Bösen“ 1988. Im Jahr 2015 gab es eine Poltergeist-Neuverfilmung mit dem Filmtitel „Poltergeist“.

                                      Fazit: es gibt mehr zu sehen als einen harmlosen Polstergeist. Im ganzen Haus wird ordentlich gepoltert und gegeistert. Aber es ist kein reiner Horror-Film, er gehört eher in das Subgenre Geisterfilm. Der kultige und atmosphärische 80er-Jahre-Spielberg-Film hat auch nach Jahrzehnten seine Klasse nicht verloren. Er punktet vor allem mit einer guten Geschichte, die spannend erzählt wird. Langeweile ist hier ein Fremdwort. Es ist ein zeitloser und unterhaltsamer Kultfilm, der sich auch heute noch bestens behaupten kann. Einer Empfehlung ist er absolut würdig.

                                      21
                                      • 6
                                        smartbo 11.10.2023, 11:00 Geändert 11.10.2023, 15:28
                                        über Reptile

                                        Der Film spielt in der amerikanischen Küstenstadt Scarborough in Maine. Der Immobilienmakler Will Grady, gespielt von Justin Timberlake, entdeckt, dass seine Freundin Summer in einem leeren Haus, das sie beide verkaufen wollten, erstochen wurde. Detective Tom Nichols (Benicio del Toro) wird beauftragt, den Fall gemeinsam mit seinem Partner, Detective Dan Clearly ( Ato Essandoh ), zu untersuchen …

                                        Der Fall gibt Tom Nichols eine zweite Chance, sich als Detektiv zu beweisen. Er ist ein komplexer Charakter. Nachdem ihm in Philadelphia Korruption vorgeworfen wurde, verschafften ihm die Verbindungen seiner Frau einen Platz in der Polizei von Maine, wo er von der örtlichen Polizei herzlich willkommen geheißen wird. Es liegt nun an ihm und seinem Partner Dan Cleary, die kurze, aber schwierige Liste der Verdächtigen abzuarbeiten. Wer ist der Mörder?

                                        Schon am Anfang stehen die Verdächtigen fest. Ist es Will Grady, Summers Partner im Geschäfts- und Liebesleben? Grady gibt nie etwas preis und schafft es, viele Geheimnisse seines Immobilienimperiums geheim zu halten. Natürlich ist auch der böse Ex-Mann dabei, der auf den ersten Blick jemand ist, der vom rechten Weg abgekommen ist. Abgerundet wird das Ensemble typischer Mordverdächtiger durch Eli Philips, der nach einem Schicksalsschlag in seiner eigenen Familie die Gradys verfolgt, weil er ihnen die Schuld dafür gibt.

                                        Der Film nimmt sich viel Zeit, um die Geschichte zu entfalten, und sie wirkt, auch dank des feinen Soundtracks, lange Zeit sehr atmosphärisch. Der Film steigert sich mehrmals in spannungsgeladene Momente. Die Handlung ist fesselnd und entfaltet Neugier. Mit zu vielen Handlungssträngen und teilweise zu wenigen Entwicklungen geraten aber die Ermittlungen manchmal ins Stocken und der Film verlagert seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge: die Installation von Toms neuer Küche, das Tanzen mit seiner Frau und Blödeleien am Arbeitsplatz unter seinen neuen Kollegen. Die Darstellung von Freunde und Trauer innerhalb der amerikanischen Polizei verleiht den Charakteren eine menschliche Note, die in vielen ähnlichen Filmen fehlt. Aber mit zu vielen Nebenpfaden und partiell zu wenig Handlungsentwicklung verliert der Film phasenweise seine charakteristische grüblerische Atmosphäre, was zu Lasten der Wertung geht.

                                        Es ist Benicio del Toro in der Hauptrolle des Ermittlers, der dafür sorgt, den Film während seiner über zweistündigen Laufzeit über Wasser zu halten. Del Toro spielt die Rolle eines abgebrühten Polzisten auf subtile Weise, ohne klischeehaft zu wirken. Ihm ist es zu verdanken, dass „Reptile“ mehr ist als nur ein mitunter uninteressantes Rätsel für den Zuschauer, sondern vielmehr ein gut inszenierter und durchaus fesselnder Film .

                                        Fazit: Kein Überflieger. Dem Film gelingt es jedoch, permanent Neugier zu schüren und dass man die Finger von der Stopp-Taste fernhält. Partiell weicht der Plot von seinem roten Faden ab und verzettelt sich in Nebensächlichkeiten. Ganz besonders wegen der super Leistung von Benicio del Tor ist er jedoch für eine einmalige Sichtung okay. Für den Regisseur Grant Singer, der eigentlich ein Musikvideoregisseurs ist, ist es das Erstlingswerk. Das hat er ganz ordentlich gemeistert, finde ich. Deshalb sollte man nicht allzu kritisch sein, denn Potential dafür, dass er es in der Gesamtbetrachtung unter dem Strich gut kann, hat er in jedem Fall bewiesen.

                                        20
                                        • 8 .5
                                          smartbo 08.10.2023, 20:55 Geändert 08.10.2023, 20:58

                                          Doku-Tipp:

                                          Nach längerer Suche habe ich diese sehenswerte Dokumentation über den genialen und sageumwobenen amerikanischen Sci-Fi-Autor Philip K. Dick auf YT gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=e-y23agTyKA

                                          Unzählige Sci-Fi-Blockbuster (Blade Runner, Total Recall, Inception, Matrix, Minority Report usw. ) basieren auf seinen Romanen. Damit hat er maßgeblich die Filmgeschichte beeinflusst. Dick hat in seinen Romanen eine dystopische Zukunft vorausgesagt, die heute partiell verstörend real geworden ist.

                                          Für mich war die Doku, über die ich schon vor 3 Jahren ein Kommentar verfasst habe, eine Zweitsichtung, aber immer noch sehr interessant und fesselnd. Empfehlenswert nicht nur für alle Fans des Sci-Fi-Genres.

                                          18
                                          • 6 .5
                                            smartbo 08.10.2023, 09:29 Geändert 08.10.2023, 14:48

                                            Brynn Adams (Kaitlyn Dever) lebt allein in einem großen Haus auf dem Land. Sie ist einsam und hat keine Kontakte. Jeder scheint sie zu hassen. Eine gute Freundin von ihr ist jung gestorben. Das beschäftigt sie und darunter leidet sie. Sie verbringt ihre Tage damit, Kleidung zu nähen und in ihrem Wohnzimmer ein Miniaturdorf zu unterhalten. Eines Abends hört sie seltsame Geräusche und es stellt sich heraus, dass ein Außerirdischer in ihr Haus eingedrungen ist. Von da an entfaltet sich ein Kampf ums Überleben, sowohl körperlich als auch emotional …

                                            Ein guter Home-Invasion -Thriller erfordert nur wenige Worte. Das befolgt der Film ganz gut, denn es werden keine Worte gesprochen. Dank der passablen Inszenierung kommt der Science-Fiction-Horror ohne sie aus. Mit minimalen Mitteln zeichnet er peu a peu ein komplexes und vielschichtiges Porträt der emotional instabilen Brynn, die ihr Zuhause kaum verlassen kann, weil sie aufgrund eines vergangenen Ereignisses in ihrer Gemeinde herabgesetzt und abgelehnt wird. Neben den Horror- und Sci-Fi-Elementen ist die subtile psychologische Einfärbung des Plots unverkennbar, denn eigentlich geht es hier um die Vergangenheitsbewältigung. Schuld, Trauer, Reue, Vergebung sind die zentralen Themen. Gespielt wird Brynn von Kaitlyn Dever, die eine überzeugende Performance bietet.

                                            Der Großteil des Films ist ein klassischer Fall von „Mensch gegen Außerirdische“, wobei Brynn mehrere Male kämpfen muss. Auf Hilfe darf sie nicht zählen, so viel ist klar. Brynn ist in ihrer eigenen geschlossenen Welt auch ein bisschen ein „Alien“, aber erfreulicherweise wird diese Akzentuierung im Film nicht überzeichnet. „No One Will Save You“ ist vor allem ein straffer Film, der sich partiell von anderen Sci-FI-Horror-Filmen, z.B. von Shyamalans „Signs“ oder „Die Körperfresser kommen“, inspirieren lässt.

                                            Dem Film gelingt es, das Beste aus Brynns klaustrophobischer Welt zu machen. Ihr Haus und die Ausstattung werden zu einer Art Überlebensausrüstung, in der jedes Objekt, von der Kühlschranktür, Schreibtisch, Schere bis zum Vorhang, optimal genutzt wird. Der Film ist ausdrucksstark, so dass jeder Monolog und Dialoge überflüssig sind: die intensiven Bilder, angereichert mit starken Licht- und Schatteneffekten und untermalt mit einem brachialen Sounddesig, erzählen die ganze Geschichte.

                                            *** SPOILER Anfang ***

                                            Weniger gut gelungen ist für mich die auflösende Sequenz am Ende des Filmes, die meines Erachtens zu zäh, zu wirr ist, und zu sehr in die Länge gezogen wurde. Besonders missraten für meine Begriffe ist das Schlussbild, in dem Brynn zusammen mit den lachenden, freundlichen Dorfbewohnern fröhlich vereint tanzend zu sehen ist. Ein Bild, das meines Erachtens überhaupt nicht zu der gesamten finsteren Atmosphäre des Filmes passt. Ja, klar, es geht hier um Vergebung für den von ihr begangenen Mord und darum, zu zeigen, dass sie die Vergangenheit verarbeitet hat und für sie am Ende alles glücklich ausging. Aber das kann man dezenter darstellen und vor allem etwas mehr im Einklang mit der bisherigen düsteren Atmosphäre, anstatt eine quietschvergnügte Szene zu präsentieren, die kaum zu dem Horror-Sci-Fi-Ansatz des Filmes passt. Das schmälert meine Wertung.

                                            *** SPOILER Ende ***

                                            Fazit: „No One Will Save You“ ist trotz des holprigen Endes ein durchaus origineller und einfallsreicher Thriller. Der gesamte Film mit seinen gruselig-bösartigen Außerirdischen, dem tiefergehenden, psychologisch determinierten Plot und der düsteren Atmosphäre bietet unter dem Strich ein akzeptierbares Seherlebnis. Für ein solides „Ganz gut“ hat es bei meiner Punktwertung in jedem Fall gereicht.

                                            21
                                            • 8 .5
                                              smartbo 01.10.2023, 09:44 Geändert 01.10.2023, 13:35

                                              Der Film spielt in den USA im Jahr 1998. James Keene (Targon Egerton) ist ein junger Mann, der alles zu haben scheint. Er ist schlau, kann gut reden und hat Talent als Footballspieler, aber er ist nicht gut genug für den nächsten Schritt in Richtung Profikarriere. Er nutzt seine Talente, um ein kleines Drogengeschäft aufzubauen. Als er verhaftet wird, wird er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

                                              Im Gefängnis wird Keene vom FBI angesprochen, das ihm die Möglichkeit bietet, verdeckt in einem der strengsten Gefängnisse der USA tätig zu werden, um der Verbüßung seiner Strafe zu entgehen. Seine Mission: sich mit Larry Hall (Paul Walter Hauser) anzufreunden, einem Mann, der verdächtigt wird, junge Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet zu haben. Hall wartet auf eine Berufung und es besteht die Möglichkeit, dass er freigelassen wird, da das FBI keine schlüssigen Beweise finden konnte. Keene muss also schnell Informationen über die Orte beschaffen, an denen Hall seine Opfer begraben hat. Es sieht nach einer unmöglichen Aufgabe aus, schon allein deshalb, weil Hall ein schwer fassbarer Charakter ist, der einer Art mentalem Minenfeld gleicht …

                                              Die Serie, im Original Black Bird betitelt, basiert auf wahren Begebenheiten. Es ist eine sechsteilige Dramaserie, die zwar eine sparsame, aber dennoch äußerst spannende Handlung mit zahlreichen großartigen Szenen zu bieten hat. Doch der Erfolg der Mini-Serie liegt primär an den beiden Hauptrollen, einem ungleichen Duo, das unter Hochspannung in eine Art Schachspiel auf Leben und Tod verwickelt ist. Die Höhepunkte der Serie sind die Gespräche zwischen Keene und Hall, in denen Keene vorsichtig versucht, die Wahrheit aus Hall herauszubekommen. Aber es ist schwieriger als gedacht, denn Hall scheint ein komplexer und schwer durchschaubarer Charakter zu sein.

                                              Jimmy Keene wird von Taron Egerton gespielt, der im Vergleich zu der Rolle des jungen Elton John, die er in Rocketman spielte, kaum wiederzuerkennen ist . Vor allem in den Eröffnungsfolgen scheint er eine enorme Energie und Selbstbewusstsein auszustrahlen, die als Arroganz rüberkommt. Doch die Fassade schwindet allmählich, weil die Lage für Keene immer ernster wird. Er spielt seine Rolle überzeugend, und Egerton beweist, dass er ein durchaus vielseitiger Schauspieler ist.

                                              Doch es ist vor allem Paul Walter Hauser (eigentlich ein Komiker) als mutmaßlicher Serienkiller Larry Hall, der dafür sorgt, dass jede Szene etwas Unvorhersehbares hat und die Serie zu einem wahren fesselnden Erlebnis wird. Seine Neugier, seine ständig forschenden Augen und seine bemerkenswert hohe, unsichere Stimme, die unter die Haut geht, machen ihn zu einem faszinierenden Monster, das perfekt in die Rolle passt. Es ist Paul Walter Hauser in der Rolle des Psychopathen Larry Hall, der mit seinem hervorragenden Schauspiel fast im Alleingang die ganze Serie trägt. Eine wahrlich herausragende Performance.

                                              Die Handlung fängt gemächlich an, mündet aber rasch in eine packende Geschichte. Die in den Handlungsverlauf eingebauten Rückblenden geben einen Einblick in die traurige Kindheit der Protagonisten. Das Drama spielt sich primär innerhalb und partiell auch außerhalb der Gefängnismauern ab, wobei Greg Kinnaer und Sepideh Moafi zwei FBI-Agenten spielen, die gegen die Zeit anrennen, um Beweise zu finden, die verhindern, dass Hall freigelassen wird. „In with the Devil“ war auch die letzte starke Rolle von Ray Liotta, der hier Keenes sterbenden Vater spielt. Das Schlussbild der Serie besteht aus zwei Fotos des echten Jimmy Keene und des echten Larry Hall. Ein wahrlich gelungener Abschluss einer kurzweiligen Serie.

                                              Fazit: die Serie ist ein starker Burner mit einer hervorragenden Besetzung und einer top Inszenierung, die ein fesselndes Seherlebnis bietet. Dank der düsteren und bedrückenden Atmosphäre, der exzellenten Charakterzeichnung, der starken Dialoge und des exzellenten Schauspiels ist dieses rohe Drama keine Minute langweilig. Top. Für mich eine leider verkannte Serien-Perle und ein Geheimtipp. Meine Empfehlung.

                                              16
                                              • 6 .5
                                                smartbo 27.09.2023, 09:50 Geändert 27.09.2023, 10:45

                                                *** Der Kommentar enthält leichte Spoiler ***

                                                Bill Blake (Johnny Depp) reist 1876 in den Westen in die Kleinstadt Machine, um dort als Buchhalter zu arbeiten, und muss dann feststellen, dass er unerwünscht ist. Als er versehentlich den Sohn eines mächtigen Fabrikanten bei einer Schießerei tötet, ist er sofort ein Gesetzloser, der von einer Gruppe Kopfgeldjäger verfolgt wird. Er selbst ist verwundet und wird von einem Indianer namens Nobody unterstützt, der ihn aufgrund seines Namens mit dem englischen Dichter William Blake verwechselt. Zusammen mit Nobody flüchtet Blake vor zwei psychopathischen Verfolgern durch wilden Westen …

                                                Der Schwarz-Weiß-Film hat eine wunderbar deprimierende, düstere und dichte Atmosphäre zu bieten. Untermalt wird sie mit einer melancholischen Musik von Neil Young, die die finstere Stimmung noch weiter verstärkt. Der Film ist eine traurige Geschichte, die, was das Genre angeht, eine Mischung aus Western und Roadmovie ist. Das Pacing ist gemächlich, die Schnitte sind gut gesetzt und die Kamera hat einen ruhigen Rhythmus.

                                                Die Eröffnungsszenen, die in einem Zug spielen, gehören zu den stärksten im Film. In diesen Szenen wird der Zuschauer mit einer sich verändernden Welt konfrontiert. Der gepflegte und anständige Buchhalter Blake, der von seiner Heimatstadt Cleveland zur Endstation Machine reist, staunt und wirkt unsicher. Bilder von rauen Landschaften, von geplünderten Planwagen und sinnlos auf Büffel schießenden Cowboys ziehen am Fenster des Zugabteils vorbei. Die Reise endet in Machine. Ein dreckiges Loch, in dem weder Gott noch das Gesetz das Sagen haben. Was für ein trostloses Elend. Und es bleibt nicht bei der düsteren Stadt Machine. Blake flieht aus dem Kaff und zieht weiter nach Westen. Die Menschen, denen er in der Wildnis begegnet, werden immer seltsamer und prägen immer mehr und weiter die Wahrnehmung der Realität.

                                                Johnny Depp ist anfangs der naive Buchhalter. Im Laufe des Films erfährt er eine Veränderung. Seine Augen werden immer schmaler und kälter. Sein Gesicht wird immer blasser und gezeichneter. Er legt seine Naivität ab. Blake ist eine faszinierende Figur. Und er ist nicht der einzige faszinierende Charakter. Viele Charaktere und bekannte Namen sind zu sehen. So z.B. Robert Mitchum in seiner letzten Filmrolle als der rüde Fabrikchef Dickinson, Iggy Pop als verweichlichter Trapper, Lance Henriksen als psychopathische Killer und natürlich Gary Farmer in der Rolle des indianischen Begleiters Nobody. Der Cast ist prima besetzt.

                                                Die Dialoge sind spirituell und partiell urkomisch absurd und stehen im krassen Kontrast zu der finsteren Stimmung des Films. Die Witze sind jedoch oft so übertrieben, dass es nicht mehr lustig ist, es sei denn, man denkt, der ganze Film sei eine Farce. Das drückt aus meiner Sicht die Wertung des Filmes. Diese Stimmungsaufheller tun dem Film aber anderseits ganz gut. Sie verhindern, dass der Plot komplett in einem schwarzen Loch versinkt.

                                                Fazit: es ist kein alltäglicher Film, er ist schon sehr originell und speziell. Fulminante Action, durchgehende witzige Unterhaltung, knisternde Spannung wird man hier vergebens suchen. Der Film wird daher sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein. Eine generelle Empfehlung ist bei allen Jarmusch-Filmen ohnehin problematisch. Bin kein eingefleischter Jarmusch-Fan, aber mir hat dieser Film jedoch in der Gesamtbetrachtung recht gut gefallen, so dass es für ein solides „ganz gut“ ausgereicht hat. Ja, und für Jim-Jarmusch-Fans ist der Streifen zweifelsohne ein Must-See.

                                                * Der Film ist bis zum 30.11.2023 auf Arte verfügbar

                                                18
                                                • 7
                                                  smartbo 24.09.2023, 10:59 Geändert 24.09.2023, 14:38

                                                  Der Polizist Johnson (Sean Connery) ist seit 20 Jahren bei der Polizei. In dieser Zeit hat er in zahlreichen Morden, Vergewaltigungen und anderen Verbrechen ermittelt. All die Jahre hat er es geschafft, seine Wut und Aggression zu unterdrücken. Doch als er einen Mann verhört, der verdächtigt wird, junge Mädchen misshandelt zu haben, bricht etwas in ihm zusammen und er verliert die Kontrolle. Johnson beginnt, den Mann während des Verhörs heftig zu attackieren …

                                                  Der Grund dafür, dass Sean Connery die Hauptrolle in diesem Film übernahm, war, dass er wegen des Mitwirkens in zahlreichen Bond-Filmen unbedingt sein Heldenimage ablegen wollte. Und das gelingt ihm hier vortrefflich. Noch bevor der Film so richtig in Fahrt kommt und der Zuschauer keine Ahnung hat, worum es geht, wird schon in den Anfangsszenen klar, dass Connery in diesem Film nicht den coolen Helden spielt. Seine Rolle meistert er herausragend, um das schon mal vorwegzunehmen.

                                                  Der Film folgt einem nicht-chronologischen Erzählstil und beginnt tatsächlich mit dem Ende und zeichnet dann die Geschichte nach. Dies geschieht in Form von Rückblenden und durch Dialoge. Auf diese Weise entsteht ein beeindruckender Film, bei dem die Identität des Täters nicht verschleiert wird und der Plot sich aufgrund dessen hauptsächlich auf das Motiv konzentrieren kann. Das ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Denn einer der größten Spannungsfaktoren in einem Thriller ist ja die Suche nach dem Täter. Diesen aufregenden Faktor gibt es aber in diesem Film nicht. Das muss sich aber nicht unbedingt negativ auf die Spannung auswirken. Der Film ist definitiv nicht langweilig. Die Eröffnungsszene wirft viele Fragen auf, die man als Zuschauer gerne beantwortet hätte. Der Weg zu diesen Antworten ist lang und spannend.

                                                  Der Film basiert auf einem Theaterstück, was deutlich durch den kammerartigen Stil sichtbar ist. Die Action hält sich in Grenzen. Es gibt viele Dialoge. Zu sehen sind Szenen, die nicht nur aufgrund des engen Raums, in dem sie stattfinden, bedrückend wirken, sondern auch aufgrund des bissigen und aggressiven Tons der Dialoge. Alle Dialoge sind Gefechte. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich Johnson in einem Polizeiverhör befindet oder ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten führt. Jeder Dialog ist eine heftige Konfrontation. Connery spielt eine interessante Figur, einen Mann, der kämpft. Einen Mann, der sich in einem tiefen emotionalen Tal befindet. Einen Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Seine unter die Haut gehende Wut und Frustration sind in den Konfrontationen mit seiner Umwelt deutlich sichtbar. Connery spielt seine Rolle hervorragend.

                                                  Fazit: kraftvolles, psychologisches Drama, das einnehmend, düster und deprimierend zugleich ist. Die schauspielerische Leistung ist auf hohem Niveau, vor allem Connery spielt eine seiner besten Rollen seiner Karriere. Die Geschichte überzeugt vielleicht nicht in allen Aspekten und auch Dialoglastigkeit mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, aber dank der guten Inszenierung beeindruckt der Film und versteht es, den Zuschauer zu fesseln. Meines Erachtens eine leider vergessene Filmperle aus den 1970er Jahren und ein Film, der eines Blickes absolut wert ist.

                                                  16
                                                  • 8 .5
                                                    smartbo 20.09.2023, 09:48 Geändert 20.09.2023, 13:04

                                                    „The Act of Killing“ ist ein Dokumentarfilm über den Völkermord, der in Indonesien in den 1960er Jahren während des Staatsstreichs und der Herrschaft des Präsidenten Haji Mohamed Suharto begangen wurde. Aber dieser Film ist viel mehr als das. Er beleuchtet den Völkermord an schätzungsweise 500.000 Menschen aus der Sicht der Männer, die diese Morde begangen haben. Die Filmemacher von „The Act of Killing“ schildern dies nicht mit langweiligen Interviews, sondern indem sie die Mörder ihre Taten und Umstände zum Zeitpunkt der Morde darstellen lassen. Es ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte Indonesiens, über das die Opfer und ihre Nachfahren bis heute noch nicht zu erzählen wagen, weil die Täter ungeschoren davonkamen und der Massenmord mit Billigung des Staates nie aufgearbeitet wurde.

                                                    Nach dem Militärputsch im Jahr 1965 rechnete Suharto mit seinen Gegnern ab. In weniger als einem Jahr hat er -wie erwähnt- mehrere hunderttausende mutmaßliche Kommunisten, ethnischen Chinesen und Intellektuelle getötet. Die Killer in den Todesschwadronen, die diese Morde verübten, waren vor dem Putsch Kleingangster. So auch die Hauptfigur in diesem Dokumentarfilm, Anwar. In den 1960er Jahren verkauften Anwar und seine Freunde Kinokarten auf dem Schwarzmarkt und stellten sich vor, Helden wie in den Filmen zu sein, die sie auf der Leinwand sahen.

                                                    Nach Suhartos Putsch wurde Anwar mit seinen Todesschwadronen zum gefürchteten Henker seiner Stadt. Anwar und seine Kompagnons wurden nie strafrechtlich verfolgt. Nein. Vielmehr werden Anwar und seine Freunde von vielen ihrer Landsleute bis heute gefeiert und leben als lokale Helden, die immer noch gefürchtet sind. Als sie gebeten wurden, sich selbst in einem Film zu spielen, konnten sie es kaum abwarten, die Morde nachzustellen. Die Szenen in der Doku sind so absurd und surreal, dass sie manchmal sogar ins Komische münden. Wahrlich skurril und unwirklich.

                                                    Die einzigartige Inszenierung von „The Act of Killing“ garantiert ein bizarres Seherlebnis. Aber was noch wichtiger ist: die Doku zeigt, wie solche Taten begangen werden konnten. Sie zeigt auch, wie es dazu kommen konnte, dass diese brutalen Verbrecher frei herumlaufen konnten, ohne dass sie belangt wurden. Der Film schildert auf erschreckende Weise, wie der Akt des Tötens funktioniert. Klar wird, wie falsch eine Gesellschaft mit solchen Verbrechen umgeht. Die Doku offenbart auf eine verstörende Weise ebenso, dass brutale Gewalt nicht nur fiktiv in Filmen gezeigt wird, sondern dass sie auch um ein vielfaches schlimmer schmerzhafte Realitäten sein kann.

                                                    Fazit: „The Act of Killing“ erzählt die Geschichte eines Völkermords aus der Sicht der Täter. Indem sie ihre eigenen Handlungen in einem Film nachspielen, ist dieser Film ein historisches Dokument und ein einzigartiges, verstörendes und surreales Erlebnis, das noch lange nach der Sichtung nachwirkt. Die Doku zeigt, wie kurz im realen Leben der Weg von einem erschütternden Alptraum zur brutalen Realität sein kann. Von meiner Seite aus eine absolute Empfehlung.

                                                    * Die Doku stand bei mir lange Zeit in der Vormerkung. @Kenduskeag hat mich mit seinem starken Kommentar (siehe unterhalb meines Kommis) auf die knallharte und fesselnde Dokumentation nochmals aufmerksam gemacht. Danke dafür.  

                                                    17