SmooliEntertainment - Kommentare

Alle Kommentare von SmooliEntertainment

  • Schöne Liste! Platz 5 und Plätze 8-10 kenne ich aber leider noch nicht. Darf ich fragen, wo du Spione gesehen hast? Ich hab irgendwie im großen, weiten Netz nichts gefunden...

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      Die technische Perfektion passe nicht zu einem Gruselfilm. Der Graf Orlok sei viel zu hell ausgeleuchtet. Der sieht ja genau aus, wie die übrigen Personen im Film, er sei ja überhaupt nicht gruselig.
      Das sind nur ein paar der Dinge, die Murnau sich damals von seinen Kritikern anhören musste. Deutlich werden hierbei zwei Dinge. Erstens, dass die Kritiker spektakulär die Essenz des Films verpasst haben. Zweitens, dass Murnau seiner Zeit um Längen voraus war.

      Es hat seinen Grund, dass Orlok hell ausgeleuchtet ist. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Und der Schatten, dieser grandiose Schatten in NOSFERATU, der zeigt, dass nicht ein einziger Mensch, nicht ein einziges Lebewesen ohne Fehler, ohne Probleme, ohne eine dunkle Seite existiert. Orlok ist ein Ungeheuer, aber lediglich für die anderen Figuren im Film. Für mich ist er der tragischste Charakter. Er bekommt meinen Mitleid. Denn er ist ein Mann, der Bedürfnisse hat. Er ist ein Mann, der weiß, was es heißt, einsam zu sein. Der weiß, was Zärtlichkeit und Verlangen ist und der letztendlich seinem Wesen gegenüber machtlos ist. Seine böse Seite, die andere zu spüren bekommen, richtet sich letztendlich am meisten Schaden bei ihm selbst an. Ohne, dass er etwas dagegen tun könnte. Mitten im Film zeigt ein Professor, wie eine fleischfressende Pflanze eine Fliege vernascht. „Wie ein Vampir, nicht?“ fragt er in die Runde. Für mich ähnelt Orlok jedoch eher der Fliege als der Pflanze. Er ist schuldlos gefangen, er erliegt seinen Trieben. Könnte er anders, würde er es machen. Aber er kann nicht und so bleibt er der ewig Fremde, der Andere, der Freak, der Ungebetene, das Ungeheuer.
      Besser kann man die Vampir-Thematik nicht nutzen und Murnau schafft es neben all seinen Tricks und beeindruckenden Tricks und Bildern, das Herz so richtig zu berühren. Mehr kann ein Stummfilm nicht leisten.

      Und verdammt, Graf Orlok sieht wohl gruselig aus!

      _Smooli

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      • Ich finde, die eine Stelle könnte man durchaus bei allen Kommentaren zu schlechten Filmen einflechten.
        "Ich bin zwischendurch auf Klo gegangen... Das war ganz interessant." :D

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        • Seiner Rolle in Kingsman steh ich noch ein wenig skeptisch gegenüber, aber genug bekomme ich vom Bad Motherfucker eigentlich eh nie. :)

          • Ich hab noch nicht einen Malick-Film gesehen und höre immer nur von beiden Extremen. Entweder total pseudo-intelligent und einfach nur prätentios oder die reinste Offenbarung in Filmform. Ich bin gespannt. :)

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              _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

              STATION XXII: JERSEY BOYS

              Wie vielleicht bekannt ist, bin ich leidenschaftlicher Musiker und Musikfan und versuche so viel zu hören, wie möglich. So viel zu lernen, wie möglich und so viel zu spielen, wie möglich. Es gibt sehr wenig Musik, die mir nicht gefällt. Meistens finde ich in jeder Stilrichtung irgendwas, was mir zusagt und meine Füße zum Wackeln bringt. Deshalb habe ich mich begierig auf die Musikfilme des Eastwood gestürzt, der ein ebenso großer Fan wie ich zu sein scheint.

              Leider aber kann ich JERSEY BOYS keine durchschnittliche Wertung geben. Die Musik ist zwar mehr als große Klasse (auch wenn ich die Four Seasons vorher nicht auf dem Radar hatte), aber das hier ist keine Dokumentation, kein Konzertfilm, sondern ein Drama, das den Werdegang der vier Musiker zeigt.
              Und da gibt es mehrere Probleme. Zum ersten wäre da die Geschichte, die anfangs nicht fesseln kann und einen dann auch später größtenteils kalt lässt. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, wird am Ende des gnadenlos zu lang geratenen Filmes auch deutlich, dass die Geschichte nicht wirklich erzählenswert ist. Zum zweiten ist die Inszenierung von Eastwood ungewohnt kaltherzig. In den schlimmsten Momenten wirkt der Film hingerotzt. Mit Leidenschaft war der Herr offenbar nicht bei der Arbeit. Der Film erzählt nichts Neues, kann keine Akzente setzen, vergreift sich im Ton, wirkt stets außer Atem.
              Zum dritten wäre da etwas, was Soulreaver in seinem Kommentar schon angesprochen hat. Auf dem Papier könnte der Film von Marty Scorsese stammen, so sehr ähneln sich die Leidens-Erfolgs-Geschichten der Italo-Amerikaner in den Filmen. Das wäre an sich wohl kein Problem, ist es aber doch, weil der Stil der Geschichte überhaupt gar nicht zu Eastwood passen mag. So entstehen einige befremdliche Momente.

              Der vierte Musikfilm des Clint Eastwood ist leider der Schwächste. HONKYTONK MAN, BIRD und PIANO BLUES fand ich überdurchschnittlich bis gut. JERSEY BOYS ist eine komische Geburt, die wie weder bestellt noch abgeholt einfach nur im Filmsumpf dümpelt und nicht auf sich aufmerksam machen kann. Da höre ich mir lieber die Alben an, als noch einmal einen Film anzusehen, der die gleiche Laufzeit wie das Großwerk MYSTIC RIVER hat, aber so wenig zu erzählen hat, dass es fast schon lächerlich ist.

              Das sind harte Worte für das Ende einer Reise durch die Regie-Arbeit einer Legende. Ich erlaube mir, ein kleines Fazit zu ziehen.
              Nach vielversprechendem Anfang hat Eastwood einige Filme produziert, die ich unbedingt wieder vergessen möchte, es aber (teilweise) nicht kann. Nachdem der Clint für zwei Jahre Bürgermeister in Camel war, meldete er sich jedoch furios mit BIRD zurück. Ein Film, der für mich der Wendepunkt ist, da er schon Anzeichen des Stils vereinen kann, für den ich die modernen Filme des Eastwood so verehre. Und was für Filme das sind. Allein für ERBARMUNGSLOS, MYSTIC RIVER, MILLION DOLLAR BABY, LETTERS FROM IWO JIMA und GRAN TORINO wird dieser Mann, den ich anfangs respektiert und nun in mein Herz geschlossen habe, von mir wohl nie vergessen werden. Allein für diese Filme werde ich ihm ewig dankbar sein. Diese Filme werde ich in Ehren halten. Möge kommen was wolle.

              PS: Dieses Fazit habe ich geschrieben, bevor ich die Kommentare bzgl. AMERICAN SNIPER gelesen habe. Schluchz...

              _Smooli

              Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/j-edgar/comments/1254260

              Liste zur Reise: http://www.moviepilot.de/liste/smoolis-ranking-clint-eastwood-smoolientertainment

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              • Hat sich der Schauspieler bei Die Entdeckung der Unendlichkeit eigentlich von Austin Powers inspirieren lassen?

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                • 8

                  Ja, das ist es nämlich. IT FOLLOWS macht ungeheuren Spaß. Das fängt ganz am Anfang an, mit der 360°-Einstellung, die schon suggeriert, dass es hier verdammt nochmal keinen Ausweg gibt. Die Kamera bleibt zu jedem Zeitpunkt an dem armen Mädel haften. Da kann sie rennen, so viel sie will. Entrinnen gibt es nicht, nicht vor… vor was eigentlich? Den Gestalten, die man nicht sehen kann, es sei denn, sie sind hinter einem her.

                  Was genau diesen Film so erfrischend macht lässt sich irgendwie schlecht sagen. Es ist einfach das Gesamtpaket, das stimmt. Die wirklich guten Leistungen der Schauspieler (was mich bei einem Horrorfilm überrascht hat), der Oldschool-Grusel, der mit Schatten, Suspense, Dunkelheit, Schocks und dezenten Masken arbeitet. Aber am meisten Spaß machen wahrscheinlich die Regiearbeit von David Robert Mitchell (den Namen merk ich mir) und die Musik, die in der ersten Szene gleich den Hut liftend Bernard Herrmann und PSYCHO grüßt und sonst sehr präsent und sehr laut aber irgendwie auch anders und verstörend ist und gehörig Stimmung macht. Mitchell beweist, dass er gut choreographieren kann, wenn er in langen Kamerabewegungen (immer immer wieder die Drehung um die eigene Achse) mehrere Personen einfängt und es so schafft, die Spannung gehörig in die Höhe zu schießen.

                  Aber genug der Worte. Wenn ihr die Chance habt, diesen Film im Kino zu sehen, ergreift sie. Ich wünsche viel Spaß. Und auch viel Spaß auf dem Heimweg, wenn man sich die Mitmenschen und Passanten dann doch ein-, zweimal genauer anschaut… Entrinnen gibt es nämlich nicht. Nicht vor IT FOLLOWS.

                  _Smooli

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                    _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                    STATION XXI: J. EDGAR

                    John Edgar Hoover, oder: Der Mann, der König war

                    Habe man sich nicht in der Hand, was die Selbstdarstellung angehe, werde man schnell zum Schurken, wird John Edgar Hoover relativ früh im Film gewarnt. Dass die Warnung zwar nicht auf taube Ohren, aber auf einen Mann stößt, der nichts dagegen tun kann, lernt man im weiteren Verlauf.

                    Hoover ist ein Mann, der das Potenzial im Volk erkennt. Potenzial dafür, jedwedem Radikalismus wohlgesinnt zu sein, weil es genug Furcht und Hass in sich vereint. Diese Furcht und diesen Hass nutzt Hoover, um einen radikalen Kampf gegen den Radikalismus entbrennen zu lassen. Er selbst versteht es, diese Furcht zu schüren, bis sie in Hass umschlägt, um das FBI und sich selbst immer weiter nach oben zu bringen.
                    Gegen Ende des Films wird er gefragt, ob es sich um einen Mann, oder eine Institution handele. Beides sei nicht zu trennen, ist seine Antwort. Hoover ist das FBI. Und das FBI ist Hoover. Wie vorher in FLAGS OF OUR FATHERS zeigt Eastwood hier die politische Instrumentalisierung der Gewalt zum Zweck der eigenen Machtsicherung. Und auch nach dem Film macht Hoover den Eindruck, als wäre er dafür geboren worden, in einem Land voller Angst an die Macht zu kommen. Dass das nicht gleichbedeutend damit ist, dass er auch an die Macht kommen sollte, wird ebenso deutlich. Aus der Geschichte lernt man.

                    Ich bin ein wenig erleichtert, dass der Film nicht zu einem bloßen Schulterklopfen verkommt. Dass Hoover nicht als Legende verewigt wird. Er wird hinterfragt. Gerüchte werden aufgegriffen. Eastwood liefert seinen Kommentar ab. Zu einem Mann, dessen Leben die Hölle war. Und dank dem das Leben vieler Menschen zur Hölle wurde. Ein Mann, der mir äußerst unsympathisch ist, der Macht vor Geld sieht und der nicht erkennt, dass er das wichtigste im Leben vergessen hat. Das eigene Glück.

                    Clint Eastwood springt zwischen verschiedenen Ebenen, die gleichermaßen die Person in jungen und älteren Jahren ausleuchtet. Leider ist dieser Ebenenwechsel nicht wirklich elegant geworden, sodass der Film insgesamt einen etwas holprigen, unfertigen und unwohlen Eindruck hinterlässt. Zudem fehlt die Spannung, die Eastwood durch seine Ruhe sonst aufbauen kann, hier völlig. Getragen wird man eigentlich zum Großteil von den Hauptdarstellern Leonardo DiCaprio (der wirklich niemandem mehr irgendwas beweisen muss) und Armie Hammer, den ich eigentlich nicht mag, der mir hier aber ganz gut gefällt. Auf der anderen Seiten bietet der Film noch Naomi Watts und Dame Judi Dench, die beide wirklich derart verschenkt sind, dass ich morgen schon keine Szene mehr kenne, in denen die mitgespielt haben.

                    Das ist schade, weil es den Inhalt, der im Übrigen eher angedeutet wird, irgendwie unwichtiger erscheinen lässt. Nein, der ganz große Wurf ist dieser Film sicherlich nicht. Inszenatorisch zu unausgewogen, verstolpert. Spannung vermisst man eigentlich auch immer und, was vielleicht am Schlimmsten ist: ich mag die Hauptfigur nicht. Ich mochte sie vorher nicht, ich mochte sie währenddessen nicht und ich mag sie immer noch nicht. Der Film hat meinen Eindruck von J. EDGAR nicht ein bisschen verändert. Und was soll so ein Biopic dann?

                    Nächste und vorerst letzte Station: JERSEY BOYS

                    _Smooli

                    Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/gran-torino/comments/1253581
                    Letzte Station: http://www.moviepilot.de/movies/jersey-boys--2/comments/1254659

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                      „Liebe ist so stark wie der Tod.“

                      Zwei Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, inszeniert Fritz Lang einen Film, in dem der Tod, eine ziellose Figur, die nirgends zuhause zu sein scheint, in eine kleine Stadt kommt, sich von allen anderen abgrenzt. Dann nimmt er einen jungen Mann mit sich. Als die Witwe zu ihm geht und ihren Mann zurückverlangt, sagt er, sie könne ihn wiederhaben, wenn sie eines von drei Menschenleben retten könnte. Sie versucht es.

                      Der Tod ist hier aber nicht der Bösewicht. Weit gefehlt. Der Tod ist eine bemitleidenswerte Figur, jemand ohne zuhause. Jemand, der, egal wo er hinkommt, mit Hass und Argwohn betrachtet wird. Nicht nur in diesem Zusammenhang untersucht Lang Misstrauen und Vorurteile, die gegenüber Neuen geschürt werden. Der Tod ist nämlich nur jemand, der einen Befehl ausführt. Einen Befehl von Gott. Ihm gefällt seine Aufgabe selbst nicht, aber er hat keine Wahl - und bekommt dafür die Bestrafung aller Menschen. Zwei Jahre nach dem Krieg, in dem Soldaten die Strafe dafür gezahlt haben, was die hohen Politiker der Länder so angezettelt haben. Die, die zwangsweise Befehle von oben ausführen, sind die, die für die Befehle gehasst werden. Und so ist der Tod seiner Arbeit überdrüssig, zwei Jahre nachdem unzählbare Massen ihr Leben verloren haben. Er ist der Arbeit nicht nur überdrüssig, er scheint auch die Menschen nicht mehr zu verstehen. Mit ihrer Uneinigkeit, ihrer Gewalt, ihrem blinden Hass und reaktionären Verhalten. Deshalb ist er gutmütig, als die Ehefrau zu ihm kommt und aus reinster Liebe handelt. Das hat er vermisst und das bringt ihn dazu, ihr weitere Chancen zu geben. Lang behandelt weiter also auch Liebe und Solidarität.

                      Es ist beeindruckend, wenn man sich die Schaffensperiode der 20er und 30er Jahre anschaut, in der Fritz Lang Film um Film veröffentlicht hat und jedes Mal etwas Bedeutendes und Tolles erschafft. Lang zeigt Gespür für Komposition und Timing und so ist es fast schon verwundernd, wie flüssig und anregend dieser Film geworden ist. Ein Film, der neben all dem Leid auch die Schönheit des Lebens gefühlvoll und interessant zu zeigen vermag. Und so hat der Film ein äußerst interessantes Ende, das als traurig und fröhlich gleichermaßen beurteilt werden kann. Klar einordnen lässt es sich hier nicht. Aber was ist das Leben denn anderes, als ein vages Unterfangen und ein stetes Hin und Her?

                      _Smooli

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                        • "Charlie Harper ist tot."
                          (meanwhile... Quoten sinken...)
                          "Spaß."

                          Die Serie hat ihren Zenit (der nicht einmal allzu hoch war) schon vor Jahren überschritten... Da hilft nur Notschlachtung. Ob mit Sheen oder mitohne ist dann auch egal.

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                            _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                            Für Schlopsi

                            Fangen wir an mit einer kleinen Denkaufgabe. Woran denkst du, werte Leserin, werter Leser, als erstes, wenn ich folgenden Namen sage: Clint Eastwood. An einen Film? Eventuell gar an diesen hier? Ich denke, dass sehr vielen das Folgende in den Sinn kommt: Italo-Western. Der Fremde. Dirty Harry. Das hat ihn groß gemacht und damit wollte er seine Schauspielerkarriere beenden. Eine Rolle, die nicht viel spricht. Die innerlich von Hass und Antipathie zerfressen ist. Die etwas lernt und dann ihren Hass für etwas Gutes anwenden kann. Manchmal. Im Laufe der Jahre hat es durchaus Kritik gehagelt, weil Eastwood diese Rollen verkörpert hat. Dass Rolle nicht gleich Schauspieler ist, wurde dabei schnell vergessen. Dann, im Jahre 2008 veröffentlicht Clint Eastwood, mein lieber Clint Eastwood, einen Film, in der er nicht nur diese Rolle ein weiteres und letztes Mal verkörpert, sondern auch gleichzeitig diese Rolle kommentiert.

                            STATION XX: GRAN TORINO

                            Zunächst muss ich sagen, dass dies leider nicht der Überfilm in Eastwood Regie-Karriere ist. Ich habe gehofft, viel erwartet und wurde enttäuscht. Dennoch hat der Film einige interessante Aspekte zu bieten. (Und noch ist nicht aller Tage Abend, wie Majestix sagen würde. Heißt: Ich werde den Film noch einige Male mehr schauen, die Wertung ist also nicht endgültig. Oh, Funfact: Asterisque ist französisch für Sternchen (also wie die Fußnote). Weil Asterix klein ist und alles weiß.)

                            Da wäre einmal der Ort, in dem der Film spielt. Detroit. Man sieht nicht viel von der Stadt, es handelt sich wohl um einen Vorstadtbezirk. Aber das, was man sieht, ist verdammt hässlich. Detroit war lange Zeit eine erfolgreiche und große Stadt. Henry Ford hat eben nicht nur die Fließbandproduktion groß gemacht, sondern auch der Stadt Wohlstand gebracht. Dann, ja dann kam die Globalisierung und zack, konnte man auf einmal Mitsubishi, Nissan, VW, BMW auf amerikanischen Straßen sehen (ja, die Werbung war kostenlos). Walt, der für ein halbes Jahrhundert für Ford gearbeitet hat (und wahrscheinlich seinen Job verlor, eben wegen der Globalisierung) sieht das natürlich missbilligend. Das erklärt auch im besten Maße seine Ausländerfeindlichkeit. Er ist nämlich ausländerfeindlich. Und da möchte ich nochmal an seinen Namen erinnern, der wohl unter den amerikanischsten Namen der Amerikaner rangiert: Walter Kowalski. Na dann na sdorowje. Der Gran Torino an sich, ist dabei ein Relikt aus alter Zeit. Ein Wagen, den Walt pflegt wie sonst nichts (außer seinen Rasen vielleicht). Der Wagen symbolisiert einen alten Wert. Und Walt beharrt auf alten Werten. Dass das allerdings selten bis gar nicht fortschrittlich ist, zeigt der Film zu genüge. Wer nicht fortschrittlich lebt, bleibt auf der Strecke, versauert, kann nicht glücklich sein.

                            Ich könnte jetzt noch einiges über Leben, Tod, Rassismus, Vorurteile und Toleranz (seien wir mal ehrlich: das sind doch die Pfeiler des Lebens in den USA. Einem Land, das nur aus Einwanderern besteht) schreiben, was dieser Film auch alles behandelt. Aber was ich an diesem Film interessanter finde, als seine eigentlichen Themen, ist seine Bedeutung in Eastwoods Karriere. Denn wie gesagt, ist GRAN TORINO eine Zusammenfassung, ein Schlussstrich, ein letzter Kommentar.

                            Dass Clint Eastwood durchaus willens ist, dazuzulernen, zeigt sich hier dabei deutlich wie fast nie. Und ich muss sagen: Seine Lernkurve als Regisseur von seinem ersten Film SADISTICO bis GRAN TORINO ist mehr als gigantisch. Hier jedoch, wird Eastwood persönlich. Er beurteilt seine „Erst schießen, dann fragen“-Charaktere. Liebevoll, mit einem Lächeln. Wissend, dass die Charaktere, so dunkel sie auch wirken mögen, ein gutes Herz hatten und sich selbst treu blieben. In dieser Hinsicht ist dieser Film großartig und funktioniert von vorne bis hinten.

                            Aber dann wäre da ja noch die Ebene, die weniger meta ist. Und diese Ebene, diese Geschichte, die das Äußere der Geschichte erzählt, die konnte mich nicht so mitreißen, wie ich es erhofft hätte. Sicherlich war es ein spannender, interessanter, hervorragend gespielter Film, der auch wichtige Themen anspricht und behandelt. Aber der Funke wollte nicht überspringen. Da wurde ich Opfer meiner zu hohen Erwartungen.

                            Aber dennoch werde ich den Film noch einige Male gucken. Allein der Parabel auf Eastwoods Schauspiel-Karriere wegen. Die nämlich hat mich zutiefst beeindruckt. Die ist wirklich, wahrhaftig und würdig. Würdig, die Schauspiel-Karriere einer der Größten zu beenden. Eine der Größten, die heute noch leben. Und für mich einer der Größten, die es je gab. Clint Eastwood, Ladies and Gentlemen.

                            Nächste Station: J. EDGAR

                            _Smooli

                            Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/der-fremde-sohn/comments/1252858
                            Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/j-edgar/comments/1254260

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                            • Würden die Lizzy Caplan zeichnen müssten die nicht allzu viel ändern. :)

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                                „Smooli Rastet Aus“ - Teil 4

                                Damit der Text besser rutscht: https://www.youtube.com/watch?v=CedVxOZ6xAA

                                Ich gebe zu, meine Erwartungen an den Film waren nicht positiver Natur. Ich hab mir gedacht, dass der Film schlecht werden würde. Vielleicht habe ich auch mit einem Auge auf GREEN LANTERN als potenziellen Ausraster geschielt. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht so richtig sauer bin, wie ich es war, als THE CAPTIVE mich mit seiner rotzfrechen Inkompetenz völlig aus den Schuhen gekloppt hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich gnädig war und dem Film eine bessere Bewertung gegeben habe. Trotzdem ist der Film für einige kleine und viele große Aufreger gut. Der Film macht es sich nämlich selber schwer. Und die Probleme ziehen sich durch alle erdenklichen Bereiche.

                                Die Schauspieler haben ihren Namen durch die Bank weg nicht verdient. Schießbudenfiguren wäre vielleicht besser. Holzköppe. Schnarchpflaumen. All das, aber keine Schauspieler. Mark Strong, wieso? Tim Robbins, wieso? Sind die Zeiten so schlecht? Blake Lively, pf. Ryan Reynolds, … . Der einzige, der noch eine halbwegs gute Figur macht, ist Peter Sarsgaard. Aber das auch nur in den ersten 30 Minuten. Danach rutscht er ab in diesen Sumpf aus Szenen und Dialogen, die nicht einmal mehr unterste Schublade sind. Irgendwas weiter unten. Wenn die unterste Schubladen einen doppelten Boden hätte und darin ein Haufen Fäkalien liegen würde, dann kämen wir der Sache schon näher. Reynolds hat (wie immer) nur einen Blick drauf. Wie beschreibe ich ihn am besten… hmm, mal sehen. Also seine Augen sind immerhin geöffnet. Immerhin er scheint von seinem Kostüm angetan zu sein. Übrigens, das Kostüm. „Die Maske erscheint, wenn das Schützen deiner Identität von Nöten ist.“ … Dafür ist die Maske ziemlich winzig. Die verdeckt doch nur seine blöden Augenbrauen. In einer Szene geht er „maskiert“ zu seiner Jugendliebe. Eine Frau, die ihn jeden Tag sieht. Und sie erkennt ihn nicht. Frisur ist die gleiche. Das ganze Gesicht von Reynolds ist einfach nur einprägsam. Und sie kennt ihn seit Jahrzehnten. Und SIE ERKENNT IHN WIRKLICH NICHT!!! Dann aber nach einer Weile schon. Na immerhin. „Woran hast du mich erkannt?“ fragt Ryan. Alter. „Glaubst du, ich erkenne dich nicht, nur weil deine (beschissenen) Wangenknochen abgedeckt sind?" Danke, Blake, danke.
                                Und seinen Ring bekommt Reynolds auch nicht ab. Vielleicht mit ein bisschen Spucke…?
                                Weiter geht es mit den Dia- und Monologe. Die sind nämlich zur Abwechslung nur schlechter. Von Anfang an. Sätze, die mir die Schamesröte ins Gesicht schießen. Sie triefen, sie sind schleimig, erbärmlich. Und noch schlechter werden sie vorgetragen. „Nimm den Ring…. große Ehre… Verantwortung.“ Das ist ein direktes Zitat, ich habe da nichts ausgespart. Und das eine der Szenen, die am ehesten berühren. Aber das reicht dem Film nicht, nein. Neinneinnein. Wir sind ja hier nicht beim Ponyhof. Keine drei Minuten später nämlich, wiederholt Reynolds nochmal genau dieses Zitat, als er seinem Freund (von dem wir nur wissen, dass er sein Freund ist, weil er es selbst erwähnt… erinnert ein wenig an „Oh, hi Mark.“) von dem dubiosen Treffen erzählt. Damit auch der letzte Vollpfosten versteht, dass es eine große Ehre und … Verantwortung ist, den Ring zu bekommen. Es ist nämlich eine große Ehre und Verantwortung, wenn man den Ring bekommt. Nur, damit das auch jeder hier versteht. Und dann, wenn ich denke, dass die Dialoge ihren grottigen Tiefpunkt erreicht haben, hält irgendjemand seine egale Visage ins Bild, haut mir in die Fresse und sagt irgendwas so dummes, dass ich mir selber auch nochmal eine reinhaue, nur um die letzten Sätze zu vergessen. Hat IRGENDJEMAND das Script gelesen, bevor es zum Dreh ging?! Hallo!?
                                Und damit, liebe Leserin, lieber Leser, sind wir leider noch nicht bei der bodenlosen und beschämenden Dreistigkeit angelangt, die Martin Campbell, seines Zeichens Regisseur, so verzapft hat. Kein Gespür für Timing. Kein Gespür für Humor oder Stil. Kein Gespür für irgendwas, dafür dümmste Klischees über noch dümmere Klischees. Manchmal wirkt der Film mit seinen lachhaften Motiven und Elementen gar wie der Erstversuch eines Schülers. Das weiß ich, weil ich da selbst einmal war. Als ich 13 war. Wirklich, Mr. Campbell? Darauf kleisterst du deinen Namen? Auf so einen Rotz? Rückblenden, die Geschehnisse noch einmal zeigen, die ungelogen sechs Minuten her sind. Das ist das visuelle Pendant zu Reynolds großer Ehre und … Verantwortung (die dramatische Pause ist sehr wichtig!). Und dabei rede ich nicht von kleinen Rückblenden, die etwas anreißen und somit im Hirn des Zuschauers etwas anstoßen, sodass er sich erinnert. Nein, ausführliche Rückblenden, die die Szene quasi in Echtzeit nochmal einbaut. So bekommt man die 120 Minuten auch voll.
                                „Das Leben ist nicht schwarz und weiß. Kinder sehen das vielleicht so, aber WIR SIND KEINE KINDER MEEEEHR!“ schreit Blake Lively ihren heutigen Gatten an. Und wenn sie das schon sagt, wenn das ein Satz in diesem Scheißfilm ist, wieso nimmt sich das keiner der Macher zu Herzen? Wieso ist der Film voll von Schwarzweiß-Malerei? Ganz einfach, weil keiner der Beteiligten sich auch nur einen Furz für diesen Film interessiert. Das merkt man von Sekunde 1 bis zum lächerlich dämlichen Abspann. Ich hab während des Schauens wirklich überlegt, ob Campbell, der immerhin den tollen 007 - CASINO ROYALE gedreht hat, das hier alles wirklich ernst meint. Und dann lese ich bei Wikipedia, dass er verkündet hat, eine Lantern-Trilogie wäre eine wirkliche Option. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Der fand das also echt gut, was er da abgeliefert hat?
                                Nun muss ich auch noch ein, zwei Worte zur Musik verlieren. Lieblos. Gefühllos. Stillos. Lächerlich. Die Musik soll rocken, sie soll Spaß machen, stattdessen beschämt sie. Einen einzigen Song habe ich gefunden, der mir gefällt (oben verlinkt). Den kannte ich aber vorher schon und das hat irgendwie richtig komisch geschmeckt, als ich ihn im Film gehört habe. Der Song ist aber auch nur im Hintergrund zu hören. Wahrscheinlich weil offensichtliche Qualität den Film aus seinem Beschissenheits-Rythmus gebracht hätte.
                                Und wann ist der Song zu hören? Nach 75 Minuten, kurz bevor die alte Laterne zum ersten Mal die Menschen rettet. 75 Minuten braucht der Film dafür. Und dann ist es nicht einmal die erhoffte tolle Szene mit Herzklopfen und Spaß. Nein, es ist die Szene, die deutlich macht, dass Lantern der mit Abstand lächerlichste Held mit den mit Abstand lächerlichsten Fähigkeiten ist. Dabei ist der Ring doch eine so große Ehre und … Verantwortung.

                                _Smooli

                                Zu den anderen Ausrastern: http://www.moviepilot.de/liste/smooli-rastet-aus-smoolientertainment

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                                      _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                                      STATION XIX: DER FREMDE SOHN

                                      „Women weren’t allowed to vote until the 1920s. You can’t call America a democracy if the whole sex of women can’t vote. Women were basically their husbands property. For example, their name was Mrs. Fred Johnson. Not even Lori Johnson. Just Mrs. Fred Jonson. Until a couple of years ago it was perfectly fine for a man to beat the shit out of his wife. At least nowadays, it gets frowned upon. That is about what we do about a man hitting his wife.“

                                      Wie so häufig findet Louis CK passende Worte. Und passende Worte sind es. Worte, an die ich denken musste, als ich miterlebte, was Christine Collins (wirklich gut dargestellt von Angelina Jolie) in den 20ern in Los Angeles durchgemacht hat. Clint Eastwood zeigt einmal mehr politische Korruption. Politik, in der Machterhalt über Moral, Recht, Ehre und das Wohlergehen anderer Menschen gestellt wird. Das Gesetz zu sein, heißt, über dem Gesetz zu stehen.
                                      Richtig stark und deutlich wird Eastwoods Meinung vor allem auch im Umgang mit Frauen in diesem Film. Wenn Collins etwas sagt, wird es gegen sie verwendet. Wenn sie nichts sagt, wird es gegen sie verwendet. Die Männer nutzen ihr (unbegründete) Machtstellung, um Frauen emotional zu zerlegen. Argumente könnten sexistischer nicht sein. Argumente wogegen? Collins hat etwas verbrochen. Sie ist schuldig. Das Verbrechen ist: Sie hat eine eigene Meinung. Da mag man jetzt denken „Jaja, in den 20ern…“, aber auch auf Moviepilot scheint dies nichts Fremdartiges zu sein. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Außer im Internet. Die eigene Meinung ist es schließlich auch, die Collins zum Verhängnis wird.

                                      Eastwood schafft es beeindruckend, die Ähnlichkeiten zwischen politischer Korruption und geschlechtlicher Unterdrückung aufzuzeigen. Hinter einer lächelnden Fassade steckt der verrottende Inhalt. Das Messer hinter dem Rücken, das Grinsen auf dem Gesicht. Aber das ist Eastwood nicht genug, er schafft es zudem auch noch, den eine Zeitreise anzutreten. Eine, die den Zuschauer 90 Jahre in die Vergangenheit nimmt und uns an Collins Schicksal teilhaben lässt. Die Bilder schaffen ein Gefühl, das sich wohl aus „unvollkommen“ bezeichnen lässt. Rast- und ratlos begeben wir uns auf die Suche. In einer Welt, in der etwas zu fehlen scheint. Wir kommen als Zuschauer der inneren Leere der Angehörigen nahe, weil Clint die Atmosphäre erst blitzschnell aufbaut und dann nicht nur erhalten, sondern auch ausbauen kann.

                                      Dennoch wirkt das Ende des Films ein wenig zu lang, inkonsequent und hin und wieder zu sehr auf die 12. Einige Extraminuten hätten dem Werk hier wohl gut getan, das mit über 2 Stunden schon nicht kurz ist. Dennoch, die Ursprungsfassung war rund drei Stunden lang und ich habe das Gefühl, dass die Version deutlich runder war. So wirkt es ein wenig runtergebröckelt.

                                      DER FREMDE SOHN ist ein Film, der uns weit zurück in die Vergangenheit nimmt. Auf eine Reise, die dem Zuschauer etwas abverlangt, ihm aber auch was gibt. Eastwood zeigt sein Gespür und Jolie Stärke. Eastwood zeigt seine Stärke und Jolie Gespür.

                                      Nächste Station: GRAN TORINO

                                      _Smooli

                                      Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/letters-from-iwo-jima/comments/1252186
                                      Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/gran-torino/comments/1253581

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                                      • Fox halt.
                                        Da ist es beruhigend zu wissen, dass es Männer wie Jon Stewart gibt, der das Blablabla der Moderatoren noch einmal aufbröselt.
                                        https://www.youtube.com/watch?v=b_Bk8TVZ7KU

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                                        • 2,5 für 2001? Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas?

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                                          • Da sind einige Filme dabei, die mich wirklich interessieren. Klingt wirklich gut. :)

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                                                _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                                                STATION XVIII: LETTERS FROM IWO JIMA

                                                Da es sich bei diesem Film um ein Gegenstück zu dem mittelmäßigen FLAGS OF OUR FATHERS handelt, der etwa einen Monat früher in die Kinos gekommen ist, bin ich durchaus der Meinung, dass man beide Filme miteinander vergleichen kann. Zumindest in Maßen.
                                                Tatsächlich hat LETTERS FROM IWO JIMA große Fortschritte zu verzeichnen. Derart groß, dass es fast unmöglich scheint, dass die Filme direkt hintereinander gedreht wurden. Demnach müsste Eastwood ja gewusst haben, was mit dem Vorgängerfilm nicht gestimmt hat. Denn hier macht er vieles richtig, was beim anderen Werk nicht funktioniert hat.

                                                Der Film beginnt im Jahr 2005. Die Insel Iwo Jima wird gezeigt. Sie ist bewuchert, ruhig, schön. Die Luft ist klar, die Natur grün und wild. Nur die Panzer und Maschinengewehre, die man zwischen dem Gestrüpp ausmachen kann, zeugen von einer anderen Zeit. Von einer Zeit, die den reinen Kontrast zur Harmonie der Natur bietet. Schnitt zurück zur Zeit unmittelbar bevor die Amerikaner mit ihren Schiffen, Flugzeugen und Soldaten auf die Küste treffen. Und hier offenbart sich in den ersten Minuten eine Stärke, die der Vorgängerfilm dummerweise umschifft hat. Die Charakterzeichnung. Dieser Film kümmert sich um seine Charaktere. Gibt ihnen Vergangenheit statt Zukunft, Sehnsüchte, eine Stimme und ein Gewissen. Die Figuren sind keine bloßen Schatten. Wir fiebern mit, wir fühlen uns mit ihnen verbunden. Weil sie der Underdog sind und in der japanischen Armee stets mit Unterdrückung umgehen müssen.

                                                Das ist auch das erste Thema, mit dem sich der Film auseinandersetzt. Autoritätsstrukturen. In beinahe jeder Szene gibt es einen Konflikt zwischen den Gesellschaftsstufen. Soldat, Vorgesetzter, Kaiser. In FLAGS FOR OUR FATHERS war es (mit Einschränkungen) ein Miteinander, hier muss es erst zu solchem werden. Und auch wenn dieser Konflikt mit der Zeit immer weiter in den Hintergrund und unter die Oberfläche rückt, ist er vorhanden.
                                                Weitaus offensichtlicher ist jedoch das zweite Thema. Das der Ehre. Nach dem Zeitsprung in die Vergangenheit sehen wir die japanischen Soldaten, wie sie sich ihre eigenen Schützengräber graben. Hat es was mit Ehre zu tun, wenn man in eine aussichtslose Situation gezwungen wird? Hat Ehre im Krieg was zu suchen? Bis wohin ist Ehre rational? Ist sie das überhaupt? Die Japaner, die im ersten Film noch gesichtslose Tötungsmaschinen waren, die vernichtet werden mussten, sind sie hier mit sich ringende Menschen, die in ihrer Heimat bedroht werden. Gilt Ehre mehr als das eigene Leben? Ist Angst und Furcht ehrlos? Oder Vernunft?
                                                Als eine der japanischen Hauptpersonen die Nachricht seines Kriegseinsatzes bekommt, klopfen ein Mann und eine Frau an seine Tür und lassen verlautbaren:
                                                „Herzlichen Glückwunsch, Ihr Mann wurde einbezogen!“
                                                Es klingt wie ein ehrvolles Todesurteil. Als seine Frau protestieren möchte, schneidet die Frau vor der Tür ihr das Wort ab. Sie solle nicht so egoistisch sein. Sie habe ja immerhin das Glück, einen Erben in sich zu tragen. Na besten Dank.
                                                In weiteren Szenen sieht man einen japanischen Soldaten, der den anderen Soldaten einbläut, dass die Amerikaner gar keine Chance hätten, weil sie sich von Gefühlen leiten ließen. Kurz darauf wird die Basis der Japaner von amerikanischen Flugzeugen zerbombt. Und die Japaner können nur zugucken. Wen interessieren Gefühle, wenn mein Gegner eine Pistole hat und ich eine Gabel? Inwiefern ändert eine solch ungleiche Verteilung der Voraussetzungen den Zusammenhang zwischen Krieg und Ehre?
                                                Ein letztes Beispiel. Einige Soldaten bitten nach einer Weile des Krieges einen Vorgesetzten, ob sie einen ehrenvollen Tod sterben dürften. Er verneint. Weitermachen, obwohl die Lage aussichtslos ist. Die Soldaten ignorieren seine Worte und wählen den ehrenvollen Tod, indem sie sich einzeln Handgranaten an die Brust halten und sich die Innereien rausbomben. Diese Szene ist wegen Eastwoods Ruhe an Intensität und Schrecken fast nicht zu übertreffen und ist vielleicht die deutlichste Kritik an diesen verrosteten Denkweisen. Der Film bringt mich beinahe dazu, daran zu zweifeln, dass Ehre eine positive Eigenschaft ist. Wenn ich ehrlich bin, bin ich mir nicht mehr so sicher.

                                                Der Film scheint zumindest strukturell seinen Vorgängerfilm zu vollenden. Inhaltlich jedoch nicht. LETTERS FROM IWO JIMA berichtigt nicht die Fehler, die FLAGS OF OUR FATHERS gemacht hat und lässt beide so zu einem vollkommenen Gesamtwerk werden. Dafür begeht es aber auch nicht die Fehler, die der Vorgänger begangen hat.
                                                Die Inszenierung von Clint Eastwood ist weitaus stringenter. Die Angriffsszenen sind wie zuvor auch hier verdammt gut inszeniert. Hinzu kommt jedoch, dass mir die Kameraarbeit hier auch richtig gut gefallen hat. Vor allem das Spiel mit Schatten in den Nachtszenen ist hervorragend.
                                                Und wirklich elegant ist auch die Lösung des Überschneidungs-Problems, das zwangsweise auftaucht, wenn man zwei Filme über eine Schlacht filmt. Alles, was im ersten Film zu sehen war, wird hier angerissen und zwar von anderen Blickwinkeln aus. Super.

                                                LETTERS FROM IWO JIMA hat nicht einmal die Hälfte von FLAGS OF OUR FATHERS gekostet. Hat abgesehen von Ken Watanabe niemanden, den ich erkennen würde und kritisiert kein politisches System, sondern „kleinere“ menschliche Themen wie Ehre und Umgang mit Autoritäten. Und versohlt dem Vorgängerfilm damit derart den Hintern, dass man sieht, dass gelungene Kritik an einem kleinen Thema weitaus besser ist als nicht so gelungene Kritik an einem großen.
                                                Ich hab zwei gute Nachrichten. Zuerst das Offensichtliche: Dieser Film ist in allen Belängen besser als sein Vorgänger. Und außerdem: Dieser Film funktioniert auch für sich allein gesehen.

                                                Nächste Station: DER FREMDE SOHN

                                                _Smooli

                                                Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/flags-of-our-fathers/comments/1251551
                                                Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/der-fremde-sohn/comments/1252858

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                                                • Das ist mir so egal, dass ich das nicht einmal mit einem Kommentar würdige.

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