SmooliEntertainment - Kommentare
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Alle Kommentare von SmooliEntertainment
Tina Fey ist ja eh meine Heldin.
Und wenn die Serie nur halb so lustig wie 30 ROCK wird, bin ich dabei. :)
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION V: FIREFOX
„Smooli Rastet Aus“ - Teil 3
Mein lieber Schwan, war der beschissen. Und auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich im Laufe des Films und mit zunehmender Ermüdung, dem Schwachsinn zu folgen, anfällig dafür wurde, mich über Kleinigkeiten aufzuregen, versuche ich hier nur die größten Baustellen zu nennen. Sonst sind wir ja morgen noch hier, aber da hab ich schon was Wichtigeres zu tun, als mich über den Film zu ärgern.
Fangen wir mal ganz am äußersten Rande an: Bei der Thematik. Der Film spielt während des Kalten Krieges. Die Sowjets haben ein Superflugzeug gebaut (von Eastwood stets als „Vogel“ bezeichnet, was mit der Zeit wirklich nervt), das in der Lage ist, Gedankenströme des Piloten zu lesen und die über Gedanken gegebenen Befehle direkt auszuführen. An sich schon eine gefährliche Sache, wenn man daran denkt, was für eine Verantwortung dieser Pilot hat. Im Kalten Krieg, wo jede Fingerregung als Angriff gewertet wurde. Zu dieser Zeit wird einem Piloten die Verantwortung aufgehalst, er soll ein so ein Flugzeug fliegen, aber nur an das Abschießen denken, wenn der Befehl erteilt wurde. Wahrscheinlich unwichtig, aber das Gehirn kennt das gedankliche Konzept von „nicht“ nicht. Mein Lieblingsbeispiel: Denke nicht an einen pinken Elefanten. Da ist er auch schon. Nicht auszumachen, wenn der Pilot denken würde: Oh mein Gott, was würde passieren, wenn ich jetzt ans Abschießen denken würde. VERDAMMT!!! Nicht ans Schießen denken! VERDAMMT!!! Und so weiter…
Nun ja. Als Kommentar zum Kalten Krieg hat der Film durch die Bank weg nichts zu sagen. Der Konflikt wird nicht kritisiert, kommentiert oder sonst was. Dass der Krieg herrscht, wird eigentlich nur dadurch deutlich, dass die Amis den Sowjets dieses Flugzeug unbedingt klauen müssen (aber nur eines der beiden) und Eastwood, der amerikanische Tourist am Flughafen mit Fragen durchlöchert wird. Aber dann wird doch beschlossen, dass ihm einfach vertraut wird.
Das war auch noch so eine Sache. Der Film ist nicht nur von vorne bis hinten komplett konstruiert, er ist voll von Lücken und Löchern, Dummheiten und unnötigem Kack. Nach der Einleitung, in der Eastwood kurz überzeugt wird, dieses Abenteuer einzugehen, wird eine halbe Stunde lang versucht, Spannung aufzubauen. Und das mit der immer gleichen Masche. Dreimal hintereinander. Ungelogen. Dass das nicht funktioniert, muss ich wohl nicht erwähnen. Danach wird versucht mit absurden Situationen, die aber leider ernst gemeint sind, noch mehr Spannung aufzubauen. Dass das ebenso in die Hose geht, ist schon wieder fast peinlich. Manche Sachen und Dialoge sind derart bescheuert, dass man wirklich nur noch mit einem Kopfschütteln da sitzt und sich fragt, was zum Teufel der ganze Aufriss soll.
Der Film nimmt sich nämlich viel zu ernst. Wahrscheinlich wegen seiner Thematik und weil Clint damals noch ein wenig unter seiner konservativen und patriotischen Einstellung litt. Seine Inszenierung war vorher schon um Längen besser. Hier schafft er es weder Spannung, noch Atmosphäre oder Relevanz aufzubauen. Stattdessen sind Kamera und Schnitt seltsam unkoordiniert, mit „Flashbacks“ wird versucht, dem Protagonisten eine Geschichte zu verpassen (unnötig zu erwähnen, dass das scheitert) und dann sind auch noch die wenigen Schlägereien derart bekloppt geschnitten und gespielt, dass manche Handlungen und Schläge gar nicht zueinander passen. Das mag zwar eine Kleinigkeit sein, aber es ist dann doch irgendwie nur konsequent, dass selbst sowas verkackt wird.
Und da haben wir über die Musik noch gar nicht gesprochen. Ich bin viel zu faul um nachzugucken, welche taube Flachpfeife für die Filmmusik zuständig war. So einen seelenlos zusammengeschusterten Müll habe ich lange nicht gehört. Da lege ich mich ja lieber neben einen Laubbläser. Wo wir grad bei Geräuschen sind. Nach einiger Zeit machen mich die ewigen Jagdszenen zu Fuß verrückt. Kann man die Geräusche der Schuhe nicht ein wenig leiser machen. Das ist aber eigentlich schon lustig, wie sehr solche Szenen damals aus Schuhen, die anderen Schuhen hinterherrennen, bestanden. Aber das hat für sich ja eigentlich noch Charme.
Und das Drehbuch. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, zu schreiben. Ein Buchstabendreher und der ganze Satz ist uriniert. Manche Sätze sind so stumpf, dass es einfach nur in den Ohren schmerzt. Wenn man 100 Leute fragt, was Merkmale von Actionfilmen aus den 80ern wären, kommt irgendwann mit Sicherheit die Antwort: „Oneliner.“ Gibt es hier vereinzelt, sitzen aber nicht. Nie nicht. Die anderen Dialoge sind eigentlich komplett zum Weghören. Beispiel gefällig? Mir egal, dass ihr „NEIN!“ schreit. Mir egal, was ich euch damit antue.
Clint: „Könnt ihr dasunddas für mich machen?“
Grottenolm: „Nee, das ist unmöglich. Wieso brauchst du das denn?“
Clint: „Ich brauch das.“
Grottenolm: „Achso, kein Problem.“
Wow…
Auch schön, nachdem Eastwood in einer unnötigen Szene einen sowjetischen Soldaten niederschlägt, seufzt er, Selbsthass sprüht ihm aus allen Poren.
„Du hast mir doch eigentlich gar nichts getan.“
Gesagt, vergessen.
Wenn ihr Bock auf einen guten Actioner aus den 80ern habt, dann meidet FIREFOX. Es gibt 100 bessere Actionfilme aus den 80ern. Es gibt wahrscheinlich 100 bessere Actionfilme aus den 80ern mit Fliegerthematik. Es gibt wahrscheinlich 100 bessere Actionfilme aus den 80ern mit Fliegerthematik und U-Booten und Leuten, die nach ihrem Ausweis gefragt werden, obwohl sie gerade auf der Toilette sitzen und rausschmeißen, was keine Miete zahlt. Ernsthaft, das passiert hier. Und das völlig humorlos.
Auch wenn ich gerade erst angefangen habe, mich aufzuregen, höre ich jetzt auf. Keine Lust mehr. Außerdem muss man anerkennen, dass die Flugszenen damals bestimmt der Hit waren. Bei einem Budget von 21 Mio. Dollar sind nämlich ganze 20 Mio. für Tricktechnik aufgebraucht worden. Und die Flugsequenzen dauern addiert vielleicht gerade mal 30 Minuten. Die restlichen 90 Minuten passiert aber auch irgendwas. Mit Menschen und Dunkelheit und so… Außerdem musste ich an zwei Stellen sogar lachen. Und als ob mich das noch nicht glücklich genug machen würde, muss ich gestehen, dass die Witze sogar von den Machern intendiert waren. Hurra.
Ganz ehrlich: Diese zwei Stunden sind absolute Zeitverschwendung. Weder spannend, noch lustig, noch spannend. Einfach dumm, schlecht inszeniert und unerträglich bedeutungslos.
Bitte, lieber Leser, sieh dies als Warnung an. Meide diesen Film. Er wird dir nichts als Leid bescheren. Und das kann doch wirklich nicht der Zweck eines Films sein, dessen Hauptaugenmerk auf Unterhaltung liegt. Diesen Film würde ich nicht einmal mit Trinkspiel nochmal ansehen.
Eigentlich habe ich dem Film 2 Punkte gegeben, aber wenn ich jetzt noch einmal drüber nachdenke, hat er die 1 eigentlich schon verdient. Also schnell nachgebessert.
Mit diesem Kommentar habe ich mir wahrscheinlich mehr Gedanken über den Film gemacht, als die Verantwortlichen während Prä-, Post-, und der eigentlichen Produktion.
Nächste Station: HONKYTONK MAN
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/der-mann-der-niemals-aufgibt/comments/1241926
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Zu den anderen Ausrastern: http://www.moviepilot.de/liste/smooli-rastet-aus-smoolientertainment
Die Filme des Herrn Sono wandern auf meiner Watch-Liste immer weiter nach oben... Scheint ein Mann mit Gespür und Vision zu sein.
Ein vom Staat ausgesuchtes Kinoprogramm finde ich gruselig.
Ich habe gehört, in Frankreich gibt es einen gewissen Prozentsatz an französischen Filmen, der in den Kinos laufen soll.
Andererseits wenn man das auf Deutschland anwendet: Vielleicht wäre es hilfreich. Gute deutsche Filme gibt es ja durchaus, um die wird aber selten Wirbel gemacht und die Kinoauswertung ist oft ein schlechter Scherz. Das könnte so natürlich geändert werden.
Letzten Endes ist das aber ein seeeehr zweischneidiges Schwert.
Was hat der Film denn jetzt zu bieten?
Ich höre irgendwie immer nur, was der nicht hat.
Das klingt gut. :)
Und die Schauspielerliste ist auch nicht zu verachten. Die Nennung von Espinosa hingegen war eher ein Dämpfer. Ich bleibe gespannt...
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION IV: DER MANN, DER NIEMALS AUFGIBT
Hätte der Mann mal früher aufgegeben. Dann wäre der Film, der mit 100 Minuten eh schon kein Schinken ist, um einiges schlanker und mit Glück auch spannender geworden. Andererseits, wieso sollte Clint den Film dann machen?
Das Wort, das DER MANN, DER NIEMALS AUFGIBT wohl am besten beschreibt, ist: aufgewärmt. Der „Actionthriller“, in dem man Clint dabei zuschauen kann, wie er eine Zeugin aus einem Gefängnis in Vegas nach irgendwoanders zum Gericht bringen soll, ist nämlich herzlich unspannend.
Anfangs wirkte es noch so, als würde wenigstens Eastwoods Regie punktgenau und auf den Punkt sein, aber der Eindruck hat sich auch nach etwa einer halben Stunde eingestellt. Ab da dominieren nämlich absolute Dummheiten, nervtötende Dialoge und langgezogene Actionsequenzen, die so übertrieben sind, dass sie schon wieder lustig wären, wenn das alles nicht so bierernst gemeint wäre.
Und das Gespür für Komik, das Eastwood in diesen ersten dreißig Minuten noch zeigt, verschwindet auch vollkommen. Wäre ja schön und gut, wenn der Film von lustig auf spannend umschwenken würde, aber das hat nicht geklappt.
Die Spannung wird eigentlich dadurch zerstört, dass Eastwood versucht eben jene mit allen Mitteln zu erreichen. Man hört den Film förmlich ächzen, so sehr versucht er es, ohne es je zu schaffen. Bestes Beispiel ist dafür wohl leider auch noch das Finale. Es soll dramatisch sein, ist aber zäh, in die Länge gezogen, langweilig, dumm, übertrieben, absurd, … Eigentlich zum Wegschauen.
Während es in den ersten magischen (so scheint es, nachdem man den Rest erleben musste) dreißig Minuten noch Spaß macht dem Duo Eastwood/ Locke zuzugucken und -hören, werden die beiden mit der Zeit einfach nur anstrengend. Mitgefühl oder Identifikation mit den Charakteren? Ist nicht. Charakterzeichnung generell? Pf. Dass der Polizist ein selbstzweifelnder, hasserfüllter Alki ist, wird dem Zuschauer damit klargemacht, dass in der Exposition eine Alkohol-Flasche aus seinem Auto fällt. Danach ist das aber auch schon wieder vergessen. Charaktere haben nur ihren Namen und sonst nichts.
Aber doch manchmal (wieder einmal ungefähr in den ersten dreißig Minuten) kommen ernstere Töne an die Oberfläche. Momente, in denen man, wenn man danach sucht, kritische Gedanken gegenüber Vorurteilen und Chauvinismus finden kann. Diese Momente dauern jedoch ungefähr so lange, wie das Schreiben dieses Satzes. Und danach? Wieder der alte Mist. Die Absurditäten und Hirnlosigkeiten schaffen es dann auch noch mit Bravour, eben jene ernsteren Momente schnell ins Vergessen zu schubsen. Ist ja eigentlich auch egal. Die Zeit wird lieber darauf verschwendet, viiiiiiel zu lange Actionsequenzen zu inszenieren, die aber nicht den Stoff für diese Zeit bieten. Actionsequenzen werden so totgeritten, dass es eine fragwürdige Freude ist.
DER MANN, DER NIEMALS AUFGIBT, ist, obwohl Eastwood hier und da durchblitzen lässt, dass er durchaus was kann, total langweilig, dumm, ab und zu ein bisschen unterhaltsam und dumm. Die Geschichte gibt nicht viel her, noch weniger wird aus ihr gemacht. Spannung gibt es nicht. Humor ist anfangs da, verschwindet dann komplett und wird ermüdenden Action-Szenen geopfert. Letzten Endes wirkt das alles wie ein gut gemeinter Abklatsch. Wovon? Vermag ich nicht zu sagen.
Mit Belustigung erfüllt es mich jedoch, dass der nächste Film dieser Reihe noch mehr Spott und Häme ertragen muss. Selten hatte ich so einen Spaß beim Kommentieren.
Nächste Station: FIREFOX (die alte Seegurke)
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/der-texaner/comments/1241199
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Großartig! :)
Hab die Granate neulich erst angeguckt. Ich fürchte, unter den Filmen mit dieser Thematik ist SUNSET BOULEVARD die einsame Spitze und wird nie wieder zu toppen sein...
"Child Labour Laws apparently don't apply to Richard Linklater." :D
Schade, dass Cumberbitches nicht mehr der gebräuchliche Name ist...
Aber er ist über nur sieben Generationen mit einem Sklavenhändler verwandt!? Hängt ihn!
"Wo ist das Ersatzbaby?"
- "Das muss irgendwer verlegt haben, Sir."
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION III: DER TEXANER
Mit seinem gerade mal vierten Film wäre Clint Eastwood beinahe gelungen, den ganz großen Wurf zu tätigen. Ursprünglich sollte er lediglich Hauptdarsteller sein. Als jedoch der Drehbuchautor und Regisseur während der Dreharbeiten gefeuert wurde, ersetzte ihn natürlich niemand anderes als Clint. Etwas, was seither von irgendeiner Gilde in Amerika verboten wurde. Eine Regel, die als Eastwood Rule bekannt wurde. Hat doch auch was. Was das allerdings nicht hat, ist Bezug zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte. Also zurück zum Geschehen.
Wieso der ganz große Wurf? Erstens lässt Eastwood hier durchblicken, dass er durchaus inszenieren und in die Tiefe gehen kann. Dass das Westerngenre seit Jahren vertrautes Gebiet für ihn war, ist sicherlich dienlich gewesen. Aber dennoch: DER TEXANER hätte wirklich viel zu sagen, wenn die letzten Schritte zur Vollendung nicht fehlen würde. Der Film behandelt Einsamkeit, Gerechtigkeit, Vergebung, Identität und vor allem die Freiheit, die man hat oder eben auch nicht hat, wenn man nicht in der Wildnis, nicht in der Zivilisation, sondern irgendwie dazwischen lebt. Denn wenn jeder frei ist, ist auch jeder vogelfrei. Ja, Eastwood kann was vor und hinter der Kamera. Dass die Szenen, in denen er nicht zu sehen ist, mit am flüssigsten wirken, soll mir nicht zum letzten Mal bei seinen Filmen auffallen.
„Sunshine, sunflowers and sunsabitches.“
Später in seinem letzten und vielleicht auch besten Western sind die Italo-Einflüsse eher auf die Thematik beschränkt und weniger auf Technik. Hier dagegen gibt es, vor allem im Finale, italienische Einstellungen, die wohl am offensichtlichsten zeigen, wo Eastwoods Wurzeln sind.
Gleichzeitig Hauptdarsteller und Regisseur zu sein (vor allem bei einem so großen Werk) verdient Respekt, da es Mut und auch ein gesundes Selbstvertrauen erfordert, allerdings auch überfordern kann. Das ist hier besonders deutlich, wenn Eastwood sich Ende des zweiten Drittels mit all den Strängen, die er in der Hand hat und zu Ende erzählen möchte, dann doch verzettelt. Er baut viel auf und kommt dann in eine Situation, in der er es nicht mehr schafft, alles flüssig und ordentlich zu Ende zu erzählen. Dennoch schafft er es zum Großteil eine Atmosphäre aufzubauen und sie zu halten. Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden sind hier und da ein paar Längen zu orten, die jedoch durch die guten Momente aufgewogen und überragt werden.
DER TEXANER zeigt, dass Eastwood was kann. Wenn man diesen Western mit ERBARMUNGSLOS vergleicht, fällt einem aber auch die enorme Lernkurve auf, die Eastwood noch beschreiten wird. Und das macht Laune auf mehr.
Nächste Station: DER MANN, DER NIEMALS AUFGIBT
_Smooli
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Falls der hier in die Kinos kommt, dann wahrscheinlich auch nur gekürzt oder? Schade wäre das.
Wäre das nicht so verdammt lächerlich, könnte ich mich darüber aufregen.
Chastain verdient wirklich jedes Lob der Welt. Ich konnte A MOST VIOLENT YEAR schon gucken. Ein sehr ruhiger und interessanter Film mit einer wirklich guten Jessica Chastain.
Eine Frau, die auf dem besten Weg ist, sich im Olymp festzusetzen.
Ja, vielleicht wird sie mal die Stellung einnehmen, die Streep (zurecht) genießt.
Wenn über Tarantino gesprochen wird, hört man Vieles ganz oft. Zum Beispiel, dass er die besten Filme überhaupt macht. Oder auch nicht. Man hört, dass seine Filme in den 90ern viel besser als seine neueren Werke seien. PULP FICTION und RESERVOIR DOGS. Seine Gangsterfilme eben. Ein Film fällt dabei oft unter den Tisch. Dieser hier.
„You shot her?!“ - „Yeah, she was totally messing with my nerves, man.“ - „And you couldn’t just hit her?“ - „Maybe, but… man.“
Dieser Film hier wird wahrscheinlich nie aus dem Schatten seines Vorgängers heraustreten können und vielleicht ist das auch gar nicht nötig, aber mehr Anerkennung hat er auf jeden Fall verdient. Das beginnt schon mit der Eröffnungssequenz, die alles aus dem Konzept der Eröffnungssequenz rausholt, was man nur rausholen kann. Sie erzählt einem wahnsinnig viel über die Protagonistin. Sie stimmt perfekt auf den Film ein. Sie ist in ihrer Schlichtheit grandios und überrascht mit einem umso größeren Effekt auf den Zuschauer.
Ehrlich gesagt könnte ich seitenweise über JACKIE BROWN schwafeln. Aber es ist gleich Mitternacht und ich brauch meinen Schönheitsschlaf. Gut aussehen muss zwar nur, wer sonst nichts kann, aber, verdammt, ich kann halt sonst nichts. Also gehe ich nur auf ein paar Elemente ein, die mir besonders am Herzen liegen.
Da wäre zum ersten die augenscheinliche Hommage, die dieser Film darstellt. Eine Hommage an das leider ausgestorbene Blaxploitation-Kino, dem ich sehr verfallen bin. Ich mag die Stimmung, die Musik, die Geschichten und diese „So und dann poppen die jetzt hier einfach kurz“-Mentalität, die diese Filme so kindlich-naiv aber auch irgendwie sympathisch wirken lassen. Jedoch geht Tarantino einen Schritt weiter und macht damit das richtig, was sein guter Freund Robert Rodriguez vor allem bei MACHETE KILLS in den Sand gesetzt hat: Tarantino übernimmt nicht blind, er schafft mit seinem Film einen eigenständigen Kosmos. Eine Hommage, ja, aber nur das? Nein, Tarantino ändert Kernelemente des Blaxploitation-Kinos ab. Blaxploitation-Filme waren nämlich zunächst männerdominiert. Frauen (u.a. natürlich Pam Grier) kamen dann auch, jedoch nur, weil Männer keine Brüste hatten. In diesem Genre nutzten die Frauen nämlich ihr verführerischen Qualitäten, um die Bösen zu überlisten. Jackie Brown hingegen nutzt ihren Verstand. Damit zeigt Tarantino seine Liebe für das Subgenre der 70er, erkennt aber auch an, dass es sich dabei um ein zeitgebundenes und mittlerweile altbackenes Konzept handelt.
Zusätzlich ist der Film die reinste Liebeserklärung an Schauspielerin Pam Grier. In jeder Einstellung sieht man Tarantinos Gefühle. Und wenn sie in ihrer Wohnung die Delfonics anschmeißt und die „I would give my heart and soul to you“ trällern, weiß man sofort, an wen die Worte gerichtet sind.
Außerdem handelt es sich bei JACKIE BROWN um Tarantinos wärmsten Film. Von vorne bis hinten fühlt man sich nicht nur in guten Händen, man möchte sich förmlich in die Aura das Films schmiegen und die Wärme aufnehmen, die er ausstrahlt. Das liegt nicht nur an der Inszenierung, die viel mit Close-Ups, langen Einstellungen und weichen Überblendungen arbeitet, sondern auch und vor allem an dem Soundtrack, der einer meiner liebsten ist. Nach PULP FICTION erschafft QT mal wieder einen Film, der ein Lebensgefühl ausstrahlt. Deshalb verzichte ich darauf, viel über Schauspieler und technische Aspekte zu schreiben. Denn das, was diesen Film für mich groß macht, kann ich nicht sehen, kann ich nicht in Gedanken fassen und aufschreiben. Ich kann es nur fühlen.
JACKIE BROWN ist dieser Film, der so oft übergangen und doch schmerzlich vermisst wird. Würde Tarantino diesen Film nächstes Jahr veröffentlichen, würden sich all die verbeugen, die seine alten Filme besser fanden. Dieser Film ist nämlich die Quintessenz des Gangster-Kinos von Quentin Tarantino.
_Smooli
Kein 50 Shades Of Grey? :O
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION II: EIN FREMDER OHNE NAMEN
Eastwoods erste Regie-Arbeit SADISTICO war nicht nur ein unterhaltsamer und spannender Krimi, sondern zeigte auch deutlich, wo die Wurzeln des Regisseurs zu finden sind: Im Western. Der dritte Film, der unter der Inszenierung von Eastwood entstanden ist, ist nun sein erster „reiner“ Western und beschreibt perfekt die Rolle, die die Legende in diesem Film ausfüllen wird. EIN FREMDER OHNE NAMEN.
Neu ist das für Eastwood nicht, aber bewährt. Nur 10 Jahre, nachdem er unter der führenden Hand von Sergio Leone zum ersten Mal einen namenlosen Fremden gespielt hat, also quasi einen Fremden ohne Namen, reitet er wieder in eine Stadt und wird schließlich von der Bevölkerung gebraucht. Dass er bleibt hat jedoch nichts Altruistisches an sich. Der Fremde namens … hat nämlich eigene Motive und entpuppt sich zudem nicht nur als wortkarg, sondern auch als misanthropisch gesinnt. So weit, so bekannt, so gut(?). Mit der Zeit zeigt sich, dass die Geschichte nicht die gewisse Vielschichtigkeit besitzt, die eine FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR so reizend werden lässt.
Ich musste mir eingestehen: Die Eröffnungssequenz, in der man den Namenlosen, der auch noch fremd ist, sieht, wie er sich zu Pferde einer kleinen Stadt inmitten der Wüste nähert, versprühte von Anfang ein wohliges Gefühl. Sie vermittelt gleichermaßen Hoffnung und den herannahenden Konflikt, den es in der Stadt unweigerlich geben wird. Ist ja schließlich ein Western mit Eastwood. Die Musik tut dabei ihr Übriges. Sie ist interessant und macht ihren Job, wenn sie denn hier und da auftaucht, gut genug, um nicht als austauschbar zu gelten. Kurz gesagt: Man bekommt richtig Lust und Laune auf den Film. Hervorragend.
Zudem fällt auf, dass Eastwoods Regie, die im Erstling an einigen Stellen noch ein wenig übermotiviert daherkam, hier viel ruhiger gestaltet ist. Das kann natürlich mit dem Genre zusammenhängen, aber ich verbuche es als Verbesserung. Positiv ist auch noch, dass Eastwood nicht versucht, aus der Geschichte mehr zu machen, als sie bietet. Epische Breite wird ausgelassen. Dem Himmel sei Dank. Die Geschichte schafft es mit immer neuen Konflikten stets Spannung zu behalten, was die 100 Minuten durchaus spaßig werden lässt. Auch der dreckige Zynismus aus der Italo-Gattung ist hier teilweise auszumachen.
Weshalb aber kommt der Film nicht über den Durchschnitt hinaus?
Das liegt zum Teil am Inhalt. Teilweise wird der Film arg frauenverachtend. Und das nicht etwa bewusst, sondern eher „wie nebenbei“. Da sieht man, dass Eastwoods Regie-Laufbahn eben doch irgendwo noch in den Kinderschuhen steckte. Sein Charakter wird zudem als der männlichste Mann der Männerwelt dargestellt, der mit mehr Mojo als Austin Powers ausgestattet, Frauen vergewaltigen kann, weil diese es (nach dem ersten kleinen Sträuben) auch noch genießen. Eben weil er so ein toller Hecht ist. Da passt die Inszenierung schon wieder hinten und vorne nicht, weil der Film all das ernst zu meinen scheint. Außerdem scheitert das Finale an der überhöhten Selbstdarstellung von Eastwoods Charakter (dem namenlosen Fremden) derart saftig, dass es so richtig gar nicht zum Italo-Western-Antihelden passen mag. Man wünschte sich einen Indiana Jones herbei, der einfach nur kurz seinen Revolver zücken und abdrücken würde.
So ist EIN FREMDER OHNE NAMEN (also Eastwood) ein bunter Mix aus Szenen, die sich sehen lassen können und einem ein schönes und bekanntes Gefühl geben, und Szenen, die einfach lächerlich bis unerträglich sind. Und auch wenn in Eastwoods Schaffen eine Formkurve zu verzeichnen ist, merkt man dem Film hier und da doch noch an, dass da noch einiges ausbaufähig ist.
Nächste Station: DER TEXANER
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/sadistico-wunschkonzert-fuer-einen-toten/comments/1239128
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/der-texaner/comments/1241199
Der Kreis ist ein immer wiederkehrendes Symbol in Billy Wilders Film Noir über einen Mann, der mit mit dem stärksten Gegner kämpfen muss, den ein jeder Mensch nur haben kann: sich selbst. Der Kreis, der nicht nur ganz am Anfang und ganz am Ende den Faden der Geschichte aufnimmt und abschließt, sondern auch mittendrin immer wieder auftaucht und die Handlung unterstützt und ergänzt.
Am deutlichsten ist sein Gebrauch wohl in einer Szene, in der Don (Oscar für Ray Milland) in einer Bar ein paar Whiskey-Shots trinkt. Auf dem Tresen bleiben Ringe aus Whiskey zurück. Als der Barkeeper sie wegwischen will, bittet Ray ihn darum, sie da zu lassen.
„Lassen Sie mir meinen kleinen Teufelskreis.“
Ja, Don ist sich bewusst, dass er ein Problem hat. Er ist sich bewusst, dass er gegen sich selbst kämpft. Aber ändert das was? Ist er dadurch im Vorteil? Oder macht es alles nur noch schlimmer? Weil er eine zerteilte Persönlichkeit ist und nur noch die Hälfte seiner Kraft besitzt? Die dunkle Seite seiner Persönlichkeit scheint stärker zu sein. Unfassbar ist die Energie, die er aufwendet, um seinen Alkohol zu verstecken und zu suchen. Er wird berechnend, hinterlistig, aufbrausend und unehrlich. Die Selbstzerstörung, der er erliegt, steigt exponentiell ins Unermessliche. Woche für Woche. Tag für Tag. Schluck für Schluck. Don selbst beschreibt sein Leben als ein Karussell, das sich dreht und dreht. Die Umwelt verschwimmt, wird undeutlich, unbedeutend. Schneller und immer schneller dreht es sich. Und hört nicht auf. Bis… Bis wann eigentlich? Bis es zum Unfall kommt? Bis die Sicherung durchknallt?
Billy Wilder (Oscar für Regie und Drehbuch) verfilmt das „Tagebuch eines Besiegten“. Don weiß, dass er ein Problem hat, redet sich aber ein, es nicht ändern zu können. Vergnügen geht über Vernunft. Moral gibt es nicht. Bedeutung des Lebens und seiner Momente ist eh eine Illusion. Dabei schafft er Bilder, die im Gedächtnis bleiben, die beeindrucken, die man als zeitlos anerkennen muss und Bilder, die immer wieder zu einem Element zurückfinden. Dem Kreis. Der Teufelskreis, der sich letzten Endes, obwohl es der gleiche wie am Anfang ist, doch so anfühlt, als wäre es der Kreis der Wiedergeburt. Man kann einen Kreis eben als unendlich ansehen. Oder auch als ein Symbol, das einem immer wieder einen neuen Anfang gewährt. Eine neue Chance. Das wäre doch schön.
_Smooli
Nach den letzten Filmen von Eastwood habe ich dem Mann zugetraut einen richtig großes, richtig differenziertes und schlaues Kriegsdrama zu drehen. Die ersten Kommentare zu American Sniper fühlen sich da an wie ein Schlag ins Gesicht...
Also von Frühling in den Sommer? Ist das denn sooo schlimm? Die tun so, als würde vom Sommer 2016 gesprochen werden... Die paar Wochen kann man ja wohl aushalten. Und sich die Zeit mit House of Cards oder Game Of Thrones vertreiben. :)
Hier ist zwar noch kein Film verzeichnet, aber die Beschreibung ist schon super. :D
„Don’t you sometimes hate yourself?“ - „Constantly.“
Tina Fey und Amy Poehler haben sich neulich im Monolog der Golden Globe-Verleihung darüber lustig gemacht, dass es Frauen über 40 in Hollywood sehr schwer haben. Schuld ist dabei Hollywood an sich. SUNSET BOULEVARD ist eine Abrechnung. Eine Kritik. Eine Satire. Und das alles im mehr als passenden Mantel des Film Noir. Ein Genre, das ich liebe, weil es von gebrochenen Charakteren besiedelt ist, weil es am Ende eben nicht Friedefreudeeierkuchen ist, weil es sich etwas trauen darf und dem Publikum nicht immer HeileWelt vorspielt.
„You made a rope of words and strangled this business.“
Norma Desmond hat hier jedoch nicht nur mit ihrem Alter zu kämpfen, nein, zudem war sie auch noch Star der Stummfilm-Ära. Ein Star, den jeder, selbst die in Hollywood involvierten, für tot hält. Wilder reißt der „Traumfabrik“ die glitzernde und scheinende Maske vom Haupt und offenbart eine teuflische, lächelnde Fratze.
Loyalität, Vertrauen, Freundschaft, Optimismus, künstlerisches Interesse. All das existiert nicht. Gier, Misstrauen, unendliche Kosten-Nutzen-Analyse. All das bestimmt den Alltag. Wenn du keinen Gewinn mehr abwirfst, wirst du zum Teufel gejagt. Danke für die schöne Zeit und jetzt verpiss dich. Wie der Alltag in Hollywood aussieht, wird hier anhand eines toten Affen gezeigt, der Normas Haustier war. Er stirbt und wird begraben. Der Erzähler spricht von King Kongs Ururenkel. Und wofür ist King Kong bekannt? Er wurde eingeschifft, in Ketten zur Schau gestellt, begafft, ausgenutzt und dann weggeschmissen.
SUNSET BOULEVARD ist wirklich ein Film, der an Zynismus nur schwer zu überbieten ist und das auch gleich in voller Kraft von Anfang an auf den Zuschauer los lässt. Ein toter Drehbuchautor wird in einem Pool gefunden. „No one important, really“ sagt der Erzähler. Er habe ja schließlich nur ein paar B-Movies gemacht. Und das ist nur der Anfang.
Tatsächlich steckt der Film voll von Dialogen, die wirklich zitierwürdig und unfassbar gut sind. Für mich gibt es generell zwei Arten von guten Dialogen. Die Dialoge, die so gut sind, dass sie vollkommen natürlich wirken. Und die Dialoge, die so gut sind, dass ich sie mir als Zitat auf dem Poster vorstellen kann. Dieser Film steckt voll von Dialogen, die ich zur zweiten Kategorie zähle.
In der Tat, dieser Film ist ein Meisterwerk. Ein Film, der sich etwas traut. Der abkommt, von dem ewig gleichen Weg, der „Traumfabrik“ und allein schon deshalb Respekt verdient. Dass er dann auch noch einer der ultimativen selbstkritischen und mutigen Abrechnungen mit Hollywood ist, macht ihn nur noch besser. Ein durch und durch wundersames Werk von Billy Wilder.
Oh und, ähem… Die Community-Wertung von 6,5 ist ein schlechter Scherz.
_Smooli
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
“Take your work seriously, but don't take yourself seriously”
- Clint Eastwood
Vor ein paar Wochen hatte ich Respekt vor Herrn Eastwood. Dann habe ich exzessiv seine Regie-Arbeit durchforstet. Jetzt verehre ich ihn. Es ist selten, dass ein Regisseur eine derartige Lernkurve vorzuweisen hat. Zu sehen vor allem in den 2000ern. Aber fangen wir vorne an:
STATION I: SADISTICO
Clint Eastwoods Regiedebüt kommt für meinen Geschmack ziemlich früh in seiner Karriere. Sein Film SADISTICO kann jedoch nicht nur mit einem bescheuerten deutschem Titel aufwarten, sondern auch mit reichlich Spannung.
„Play Misty For Me“ verlangt eine geheimnisvolle Frauenstimme am Telefon der Radiostation, dessen DJ Dave (Eastwood) ist. Und das Nacht für Nacht. Da Dave ein ziemlicher Macho ist, überzeugt er die Frau natürlich, als er in einer Bar auf sie trifft, die Nacht mit ihm zu verbringen. Seine Freude, denkt man zunächst. Sein Leid, weiß man später. Die Dame kann nämlich nicht genug von ihm bekommen.
Die Inszenierung von Eastwood, auf der natürlich mein Hauptaugenmerk liegen soll, ist erstaunlich gut durchdacht dafür, dass es sich hier um seinen Erstling handelt. Das reicht von den Kamerapositionen bis hin zur Kleidung, die besagte Dame trägt (Gelb ist die Farbe der Eifersucht). Sehr deutlich ist die Prägung, die Eastwood von Großmeister Leone bekommen hat, ob er es wollte oder nicht. Western-Elemente lassen sich hier und da wiederfinden, auch wenn er es meiner Meinung nach mit der italienischen Einstellung wirklich ein bisschen zu gut meinte. Vor allem der Einsatz von Musik ist mir durchaus positiv aufgefallen. So nutzt er diese nämlich sehr geschickt, um das Gefühl des Tages deutlich werden zu lassen, ohne das dies blöd oder zu deutlich manipulativ wirken würde.
Mit Bildkompositionen schafft er es zudem teilweise sehr gut, das Innere der Figuren nach Außen zu kehren, und so dem Zuschauer nahezubringen. Und auch wenn der Film über die 100 Minuten wirklich gut funktioniert, gibt es einige Dinge, die negativ auffallen.
So verlässt sich Eastwood zu sehr auf Altbekanntes und -bewährtes, was zwar Sinn macht, aber eben auch nicht hervorragend sein kann. Wirklich Neues kann er nicht hinzufügen. Und so bleibt es bei Strandspaziergängen und Küssen gegen den Sonnenuntergang. Zudem sind die Einflüsse von anderen Filmemachern sehr deutlich (vor allem Hitchcock). Dass die Gewaltsequenzen schlecht inszeniert seien, kann man jedoch nicht sagen. Sie sind zwar nicht so punktgenau geschnitten wie etwa in PSYCHO, aber doch wirkungsvoll.
Und auch wenn das Suspense die Spannung hochbleiben, kann man hier und da wirklich davon sprechen, dass Eastwood mit der Inszenierung etwas über das Ziel hinausgeschossen ist. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das scheint er auch selber gemerkt zu haben. Seine späteren Werke sind sehr viel ruhiger, dabei jedoch nie müde.
Was jedoch etwas schade ist: Der Film verlässt sich zu sehr auf die spannende Handlung, die sich zwar verdichtet, aber keinerlei Tiefgang fordert oder gibt.
SADISTICO bleibt konstant spannend und verbindet Momente, die nahe an den Bereich der Genialität kommen mit Momenten, die fast schon unnötig und überflüssig sind. Er ist nicht immer auf allerhöchsten Niveau, aber trägt über die perfekt abgemessene Laufzeit und unterhält wirklich gut. Das macht nicht nur Spaß, das macht auch Lust auf mehr von Clint Eastwood.
Nächste Station: EIN FREMDER OHNE NAMEN.
_Smooli
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Ausnahmslos tolle, interessante und anregende Antworten, Martin!
Vor allem mit Herrn Sirk werde ich mich wohl mal näher beschäftigen müssen... :)