SmooliEntertainment - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+20 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+18 Kommentare
-
Die GlaskuppelDie Glaskuppel ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Léonie Vincent und Johan Hedenberg.+13 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning187 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina154 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines128 Vormerkungen
Alle Kommentare von SmooliEntertainment
12 Jahre lang hat sich der Vater nicht blicken lassen. 12 Jahre. Das mag für den einen oder anderen Menschen nicht allzu viel sein, aber für Andrej ist es das ganze Leben. Für Iwan mehr als das ganze Leben. Der einzige Anhaltspunkt, den er von seinem Vater hat, ist ein altes Foto. Und dann kommt er wieder und tut, als wäre er nie weg gewesen. Die Mutter genau so. Von Freude keine Spur. Es scheint eher eine gewisse ängstliche Unruhe in ihr zu wühlen. Lieber zustimmen, lieber nichts sagen, lieber weggucken.
12 Jahre lang war der Vater nicht bei seiner Familie und nun kommt er zu ihnen nach Hause und möchte mit seinen Söhnen ein paar Tage verbringen. Der Film erzählt von diesen Tagen und der Reise, die die drei Männer antreten.
Das Ziel der Reise ist eine einsame, offensichtlich unbewohnte Insel. Absolute Isolation. Zivilisation gibt es keine. Keine Gesetze, keine Moral? Stattdessen Anarchie. Pessimistisch gesagt: Er gibt nur Leben und Tod. Optimistisch gesagt: Es gibt Freiheit. Aber ist das so?
Gibt es die Freiheit in unserem Leben? Wird man, wenn man sich denn als frei bezeichnen sollte, nicht letzten Endes doch vor allem von der Zeit in Schranken gehalten? Die Zeit, die einem in den Händen zu zerrinnen scheint, wie Wasser? Wasser ist generell beinahe omnipräsent in THE RETURN. Ganz am Anfang ist es zu sehen. Im Abspann ist es zu hören. Mal weich, mal wild. Umfassend, tragend, verschlingend und unkontrollierbar. Und doch scheint es sich in seinem ewigen Kreislauf der Zeit zu widersetzen.
Andrej Zvyagintsev nutzt diese Reise, diesen steten Wechsel von Situationen und Standorten geschickt, um auch den steten Wechsel im Inneren der beiden Söhne darzustellen. Der Vater möchte seine Söhne zu aufrichtigen und harten Männern machen. Der große Sohn akzeptiert das, verehrt seinen Vater und folgt ihm, wenn auch erst langsam. Der kleine Sohn dagegen wehrt sich, ist misstrauisch. Liebe und Respekt, Angst und Hass werden hier gegenüber gestellt und abgewogen.
Interessant ist dabei, dass der Regisseur Angst und Hass nicht blind verteufelt. Angst kann uns stärken. Hass kann uns stärken. Dennoch macht er deutlich, dass diese Stärkung immer bloß einem Individuum, das diese Emotionen verspürt, helfen kann. Für eine Gruppe dagegen sind sie tödlich. Im Vergleich dazu wird deutlich, dass Liebe und Respekt viel besser funktionieren. Bei Individuen und in einer Gruppe. Ivan hört auf seinen Bruder, weil er ihn kennt, respektiert und mag. Er hört auf seinen Bruder, auch als dieser die bestimmende Art des Vaters zu übernehmen beginnt. Seinem Vater dagegen folgt er niemals, weil er ihn noch nicht kennt, noch nicht mag. Vermissen tut er ihn trotzdem. Und damit liebt er die Rolle seines Vaters. Nur noch nicht den Menschen, der sie ausfüllt.
_Smooli
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XVII: FLAGS OF OUR FATHERS
„It’s hard enough to be called a hero for saving someone’s life. But for poling a flag!?“
Nachdem Clint Eastwood mit HEARTBREAK RIDGE in den 80ern einen „Kriegsfilm“ abgeliefert hat, der meiner Ansicht nach nicht nur eine flache Frechheit, sondern auch und vor allem gefährlich verharmlosend war, versucht er es hier erneut. Und ich muss sagen, der Anfang war mehr als gelungen. Dennoch ist der Film letztendlich schluderig und eine Enttäuschung, weil nicht nur viel mehr drin gewesen wäre, sondern auch viel mehr erreicht werden wollte… Nur gelungen ist es eben nicht.
„So much for no man left behind.“
Dennoch zum Anfang (in etwa die erste Stunde): Die Szenen im Krieg sind mehr als atmosphärisch inszeniert. Die Tonkulisse ist teilweise richtiggehend bedrückend. Überall wird rumgeballert und verreckt. Zudem umkreist Eastwood anfangs einen Soldaten. Ist er ein Opfer? Ein Held? Wir wissen es nicht, es gelingt uns nicht Genaueres zu greifen.
In einer Szene im Krieg sieht man zwei amerikanische Soldaten und einen Japaner. Ein Amerikaner ist verletzt, der andere will ihm helfen, als sie von besagtem Japaner angegriffen werden. Der gesunde Amerikaner verletzt den Japaner, sodass dieser direkt neben dem verletzten Amerikaner liegt und röchelt. Beide liegen auf der Schwelle zum Tod. Und doch ist nicht nur ihre grundeigene Einstellung grundverschieden, es zeigt sich hier für mich auch die Absurdität des Krieges. Denn diese beiden Menschen unterscheiden sich nicht. Wer entscheidet, dass der eine stirbt, während dem anderen geholfen wird? Ist das gerecht? Existiert so etwas in dieser Situation? Nehmen Menschen, die am Krieg teilnehmen nicht fast schon eine gottgleiche Position ein, wenn sie über andere Menschen richten (bzw. sie richten), als wäre es das normalste auf der Welt?
Des Weiteren rechnet FLAGS OF OUR FATHERS in seiner ersten Stunde gehörig mit dem politischen Apparat ab, der hinter dem Kriegsgeschehen steht. Wird doch die berühmte Fotografie der Amerikaner, die die rot-weiß gestreifte Flagge mit den Sternchen hissen, benutzt, um allerhand Werbung für den Krieg zu machen. Jeder, der teilnimmt ist ein Held. Für das Land zu sterben ist der ehrenvollste Tod überhaupt. Eastwood kritisiert die Instrumentalisierung, Wahrheitsverdrehung und die Kriegspropaganda der Politiker auf’s Schärfste, in dem die Politiker Krieg, Tod und Elend für Geld, Profit und eigene Macht verwenden. Dass diese Politiker dann auch noch Desinteresse am Soldaten, also dem Leidtragenden des Krieges, zeigen, offenbart die tiefgreifende Kritik auf die Politiker, die gute Mine zum bösen Spiel veranstalten und falsche Wahrheiten mit teuflischem Lächeln verkaufen.
Und als wäre das noch nicht genug, inszeniert Eastwood die Kriegsszenen sowie auch die Feiern und Gala-Abende, auf denen die „heldenhaften“ Überlebenden für den Krieg werben sollen, bravourös. Letztere Szenen erinnern in ihrer Wirkung schon ein bisschen an die Szene in Marty Scorseses AVIATOR, in der DiCaprios Charakter Howard Hughes zu seiner übergroßen Film-Premiere geht und von den Fotografen nahezu zerdrückt wird. Die Blitze der Kameras sprechen da für sich. Letztendlich sind Fotos auch nur Lügen und stehen niemals für die ganze Wahrheit. Sondern für die Wahrheit einer Millisekunde. Und was zählt eine Millisekunde in einer Kriegs-Offensive, die über einen Monat geht? Reichlich wenig.
Aber wie gesagt, ich rede hier nur ungefähr von der ersten Stunde. Dann haben wir noch eine weitere Stunde vor uns. Und mit der schießt sich Eastwood derart selbst ins Knie, dass ich mich wundere, was diesem Altmeister da durch den Kopf gegangen sein muss.
Einerseits wären einem die Charaktere nämlich zu keiner Zeit nähergebracht, sodass wir lediglich Figuren zuschauen. Identifikation oder gar Anteilnahme bleibt dem Zuschauer komplett verwehrt. Zudem sind diese Figuren verblendete Soldaten, die den Befehlen ihrer Vorgesetzten folgen. Im Kriegsgeschehen sehe ich das als gegeben an. Aber in den Szenen mit den Politikern hebelt das die komplette Kritik des Films irgendwie aus. Es wirkt so, als wäre der Film von einem anderen Regisseur übernommen worden, der überhaupt keine Ahnung vom Kern der Geschichte hat und sich der Kritik der ersten Stunde gar nicht bewusst ist. So eine Kehrtwende sieht man selten. Zudem schleicht sich der Film gegen Ende dann doch in das bewährte und irgendwie blöde Kriegsfilm-Schema. „Die Armee ist toll. Die Kameradschaft auch. Ach, so schlimm war’s doch gar nicht.“ Unnötig, so eine Beschönigung am Ende dann doch einzufädeln. Unnötig und ein altbekannter Fehler, den ich von Eastwood nicht erwartet hätte.
Zudem gibt es das Problem, dass einem die letzten 20 Minuten, die das spätere Leben der Soldaten zeigen, herzlich egal sind, weil einem die Charaktere in den vergangenen 100 Minuten ja zu keinem Moment nähergebracht wurden. So entstehen dann am Ende Längen, die vor allem auffallen, weil der Rest des Films doch relativ gut gerutscht ist.
Dazu verkommt eine weitere Tatsache fast schon zur Kleinigkeit. Nämlich sind ein paar blutige Momente des Films derart unglücklich verzettelt, dass die Gewalt des Krieges nicht als Schrecken, sondern als Schauwert vermittelt werden. Auch etwas, was ich nicht von Eastwood erwartet hätte.
Letzten Endes ist FLAGS OF OUR FATHERS ein Film, der super anfängt und deshalb ganz viel verspricht - und letzten Endes nichts wirklich einhält. Das ist bitter und hinterlässt keinen guten Eindruck. Eastwood stolpert über seine eigenen Vorhaben und (zugegebenermaßen riesigen) gesteckten Ziele. Und so ist dieser Film nicht der erhoffte grandiose und erwachsene Eastwood-Kommentar zum Krieg. Aber vielleicht ist dieser ja nicht weit. Der nächste Eastwood-Kriegsfilm steht schließlich schon in den Startlöchern und ist ein Pendant zu diesem Film.
Nächste Station: LETTERS FROM IWO JIMA
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/million-dollar-baby-2/comments/1250879
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/letters-from-iwo-jima/comments/1252186
Ich weiß nicht, was ich da grad gesehen habe. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal sehen werde. Ich weiß nicht, ob… Aber ich weiß, dass. Dass der Film am guten Geschmack vorbeirennt und eben jenem dabei genüsslich in die Magengegend tritt. Und dass ich da eben etwas Großes begutachten durfte.
ANTICHRIST ist ein Film voller Fragezeichen. Ein Film, der als wahres Werk von künstlerischem Charakter erkennbar ist. Lars von Trier hat seine Abgründe erforscht. Nicht das Ende der Abgründe, nicht den Anfang oder das Ende seiner Seele, ja der menschlichen Seele. Sondern nur Teile, Abschnitte sozusagen, die eben so endlos scheinen, wie das Universum an sich. Aber Lars von Trier geht es gar nicht um das Universum und den Platz oder der Rolle der Erde in jenem, sondern um die Rolle und den Platz des Menschen auf der Erde und um die Rolle und den Platz des Individuums in einer Gesellschaft. Antworten werden nicht formuliert. Es wird nur aufgezeigt. Hier sind wir, hier kommen wir her, aber muss das so sein? Beeinflusst uns das heute noch?
Sie hat Angst vor Eden. Sie hat Angst vor der Erlösung. Vor dem Guten. Weil es das Unbekannte ist. Gibt es überhaupt das Gute für den Menschen? Ist das vorgesehen, dass uns Gutes widerfährt? Ist das etwas, worauf man hoffen kann und worüber man sich Gedanken machen sollte? Der Mensch ist ein so grundauf negatives Wesen. Heute ist das Wetter schön, aber in vier Tagen soll es wieder regnen. Mir ginge es gut, wenn ich nicht immer schlecht gelaunt wäre. Der Mensch ist darauf gepolt, zu meckern. So sehr, dass Sie das Glück ihres Lebens mit Absicht zerstört. Quälend langsam. Bis auch dieses Glück schließlich stirbt. Und Sie sich für einen Moment vielleicht sogar ein wenig freut.
Freut Sie sich, dass Sie es los ist? Es zu verlassen fällt ihr wenigstens nicht schwer. Anders als ein Reh, das sich nicht von seiner Totgeburt trennen kann. Stattdessen bleibt es zwangsweise damit verbunden. Sowieso wird die Frage im Film mehrmals aufgeworfen, inwiefern der Mensch noch ein Teil der Natur ist. Hat er sich nicht längst abgekapselt? Nicht erhoben, sondern in eine eigene Nische verschanzt? Der Mensch ist es, der im ständigen Konflikt mit sich selbst lebt. Der die Vernichtung der eigenen Spezies in Kauf nimmt, gar anstrebt.
Ist der Mensch nicht selbst schuld? Warum schiebt er immer jegliche Verantwortung von sich weg? Die Natur ist Satans Kirche. Die Natur ist schuldig. Die Natur ist schuldig. Die Natur ist eben hässlich. Vielleicht ist das. Lars von Trier zeigt genug Verbindungen auf, die zwischen der Natur und dem Menschen stehen. Trotzdem scheint sich der Mensch dagegen zu wehren. Aber ist es so schlimm? Dass wir auch nur eine kurze, kleine Nebenrolle in der Geschichte der Erde spielen? Nicht unbedingt. Zeit kann man nicht ändern. Wichtig ist doch nur, wie man sie nutzt. Und Sie und Er verbringen sie damit, Negatives über Negatives zu stapeln. Hass, Neid, Sucht und Lust Überhand nehmen zu lassen. Zum Antichristen zu werden. Beziehungsweise der Antichrist zu bleiben.
_Smooli
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XVI: MILLION DOLLAR BABY
Der Abspann fängt an. Ich sitze da und starre auf den dunklen Bildschirm mit weißer Schrift. Ich sehe die Schrift, aber erkenne ich sie? Ich kaue auf meiner Unterlippe und drücke meinen linken Zeigefinger in die Delle direkt über meinem Kinn. Wie ich es immer öfter mache, wenn ich nachdenke. Und ich denke nach, über wichtige Fragen. Lebenswichtige Fragen. Denke ich wirklich nach? Oder ist mein Kopf leer? Ich weiß es nicht. Ich bin in einem tranceartigen Zustand. Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts. Und wenn ich was wüsste, was würde das schon ändern?
Den obigen Absatz habe ich vor zwei Stunden geschrieben. Dann habe ich gegessen. Jetzt genieße ich einen Wein und beende den Kommentar (ich bin ein wenig beschwipst, also bitte seht über kleinere sprachliche Fehler hinweg). Ehrlich gesagt war ich vor zwei Stunden überfordert, jetzt habe ich meine Gedanken etwas sortiert.
Der zweite Film von Clint Eastwood, für den er den Oscar für den besten Film und die beste Regie gewann. Zurecht? Ich finde, dieser hier ist nicht sein bester Film, aber verdammt dich dran. Dieser Film wurde nur ein Jahr nach dem Meisterwerk MYSTIC RIVER veröffentlicht. Abgedreht in 37 Tagen. Das. Ist. Abgefahren. In so wenigen Tagen einen so großen, grandiosen Film im Kasten zu haben… Das muss man auch erst einmal hinbekommen.
„She grew up knowing one thing: She was trash.“
Marty Scorsese, den ich ziemlich oft im Zusammenhang mit Eastwoods Filmen zu erwähnen scheine, drehte 1980 einen Film, WIE EIN WILDER STIER nämlich, der die Gewalt im Boxring als Erweiterung der häuslichen Gewalt zeigte. Ähnlich nähert sich Eastwood dem Boxsport. Maggie ist eine Kämpferin. War sie von Geburt an. Sie kämpft, um am Leben zu bleiben. Sie kämpft im Leben gegen das Leben und für das Leben. Sie hat einen Traum. Ein Traum, den vielleicht niemand anderes nachvollziehen kann, der für sie aber alles bedeutet. Sie kämpft, um diesen Traum zu erreichen und geht dabei über die menschlichen Kräfte hinaus. Sie macht länger, als der Körper kann. Sie bleibt dran. Das zeigt, dass der Boxsport (mit dem ich persönlich nie besonders viel anfangen konnte, weil ich eine Memme bin) an sich viel eher das Leben darstellt, als jeder andere Sport. Boxen ist ehrlich. Aber bis wann macht es Sinn, im Ring zu bleiben? Ist das Aufgeben wirklich keine Option? Sollte es das nicht lieber sein?
In den ersten 90 Minuten ist der Film ein Sportfilm. Ich möchte beinahe sagen „wie jeder andere“, aber das käme diesem Film nicht gerecht. Der Film ist in diesen 90 Minuten ein grandios ausbalancierter Mix aus Spaß und Spannung. Tiefgang ist auch vorhanden, mag man denken, aber dann hat man ja noch 40 Minuten vor sich und in diesen 40 Minuten bekommt man die volle Ladung. Ich möchte nicht sagen, was passiert (falls jemand diesen Film noch nicht kennen sollte), aber ich kann wohl sagen, dass dieser Film gegen Ende verdammt nochmal viele (Gewissens-)Fragen aufwirft, die mich dazu gebracht haben, den ersten Absatz zu schreiben. Moral und Recht werden derart über den Haufen geworfen, dass ich nicht mehr weiß, wo unten und oben ist.
Eastwood führt das fort, was er in MYSTIC RIVER so perfektioniert hat. Diese erhabene Ruhe, die ich in den Kommentaren vorher so oft erwähnt habe (sogar häufiger als Marty) und die Eastwoods besten Filme so ausmachen. Diese erhabene Ruhe, die sich aufzustauen scheint, bis die Spannung nicht mehr auszuhalten ist.
In vorigen Filmen habe ich bemängelt, dass die Szenen ohne Eastwood (falls er denn Regie und Hauptrolle ausgefüllt haben sollte) am souveränsten schienen. Hier ist dem nicht so. Der Film ist eine grandiose Einheit. Leistungsschwankungen existieren nicht. Von vorne bis hinten ist MILLION DOLLAR BABY ein Werk auf verdammt hohem Niveau. Und ich muss gestehen, je länger ich Clint Eastwood hier als Frankie zuschaue desto mehr Respekt und Liebe verspüre ich für diesen Mann, diesen Meister, dieses Genie.
Außerdem unbedingt zu erwähnen sind die Schauspieler, die hier, egal wie klein ihre Rolle auch sein mag, einen richtig gut Job machen. Ich schätze, das ist der Eastwood-Effekt. Wenn man für einen so großen Regisseur arbeiten darf, spielt man sich den Leib aus der Seele. Und so überzeugen neben Hilary Swank, die wirklich super ist, auch Morgan Freeman, Anthony Macke und Jay Baruchel, die kleinere Rollen haben und natürlich auch die Legende Clint Eastwood.
Ganz ehrlich: Ich habe diesen Film lange ignoriert, weil ich nicht „schon wieder einen alten blöden Sportfilm“ gucken wollte. Meine Güte, habe ich mich getäuscht. Auf dem Papier mag dieser Film zwar wie ein normaler Sportfilm aussehen, zwischen den Zeilen ist er aber so viel mehr.
MILLION DOLLAR BABY ist verdammt großes Kino. Ein Film, der mir zudem verdammt noch mal an die Nieren geht. Verdammt nochmal ans Herz. Und mir verdammt noch mal auf mein verdammtes emotionales Gleichgewicht drückt. Selten habe ich einen dunklen, ruhigen Abspann so sehr gebraucht wie hier. Zum Nachdenken. Oder war mein Kopf leer? Ich weiß es nicht. Ich war in einem tranceartigen Zustand. Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts. Und wenn ich was wüsste, was würde das ändern?
Nächste Station: FLAGS OF OUR FATHERS
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/piano-blues-and-beyond/comments/1250238
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/flags-of-our-fathers/comments/1251551
Wrights Arbeit war bis jetzt immer einen Blick wert. :)
Kommentar Nummer 401 (Ich weiß… Mist.) wird eine Verbeugung vor einem Mann, der für mich die schwierige Kunst des Humors nicht nur spielend leicht meistert, sondern sie wie kein anderer prägt.
Verehrter Herr von Bülow oder Loriot, wenn Sie mögen,
ich habe Sie kennengelernt, als ich gerade einmal 10 Jahre alt war. Meine Eltern haben eine umfassende DVD-Box gekauft und wir haben uns ein paar Ihrer Sketche angeguckt. Zuerst sah ich Sie auf diesem wunderbaren grünen Sofa, einige Sekunden später als Herr Blömann, der darauf besteht, dass seine Lieblingsfarbe grau, aber nicht so grau, sondern ins bräunliche, sei. Eine Art braun-grau mit grün. Ein grünlich-blaues Braunrotgrau. Als Kind fand ich das witzig. Das detailreiche Ausmaß Ihres Humors war mir da noch gar nicht wirklich bewusst. Erst mit den Jahren und vielen, vielen Sichtungen Ihrer Arbeit fielen mir immer wieder kleine und größere Dinge auf, die mein Verständnis für Komik verändert haben, die mich zum Lachen brachten und durch die ich Sie in mein Herz schloss.
Für mich sind Sie der einzige Mensch/ Komiker/ Filmemacher, der mit Charles Chaplin in einem Atemzug genannt werden darf. Und Charles Chaplin ist der einzige, der mit Ihnen in einem Atemzug genannt werden darf.
Herr von Bülow, wenn ich über Ihre Arbeiten nachdenke, wenn mir Zitate in den Sinn kommen oder auch nur die Namen Ihrer ersponnenen Figuren, dann kommt es häufig vor, dass ich Tränen lache. Herr Hallmackenreuther. Herr Müller-Lüdenscheidt oder eben Herr und Frau Blömann. Ich weine vor lachen, wenn ich an den taubtrüben Ginst am Musenhain, dem trübtauben Hain am Musenginst denke. Oder an den Kosakenzipfel. An die kreuzweise verspannten Federmuffen. An die päpstliche Herrenboutique in Wuppertal. An die separaten Waschräume auf einem Campingplatz in Bozen, Sie fette Schnecke. An das Salamo-Bratfett mitmitohne. An den bedeutendsten lebendsten, also noch lebendigen, Vertreter moderner Lyrik. An die Armlehne, die bis hier hin ja wohl beansprucht werden darf. An den Opa, der jetzt seine Platte spielen will. An das Klavier, das Klavier. An den Herr, der zur Zeit kein Skat spielt. An das zweite Futur bei Sonnenaufgang. Und natürlich an meinen Lieblingssatz von Ihnen: „Männer sind… und Frauen auch! Überleg doch mal.“
Ich war tief betroffen, als ich von Ihrem Tod erfahren habe. Ich bin es heute noch. Aber der erste Impuls der Trauer wird sekundenschnell verdrängt. Von einem wohlig-warmen Gefühl. Ich denke daran, wie glücklich Sie mich jedes Mal machen. Jede Sekunde, die ich Ihr Gesicht sehe, Ihre Stimme höre, Ihre Worte lese. Egal, wie schlecht ich mich auch fühlen mag, Ihre Arbeit holt mich aus jedem emotionalen Tief. Ich könnte Ihnen nicht dankbarer sein, ich könnte Sie nicht mehr verehren und respektieren.
Und ich verzweifel grad daran, kein Wort zu finden, dass Ihnen gerecht wird. Lebendig oder nicht, Sie sind der bedeutendste, erste und einzige Vertreter des Welthumors.
Ergebenst,
L.
Vielen Dank, Ichundso! Hat Spaß gemacht und es freut mich sehr, dass die tolle Scarlett für ihre Stimme den Preis bekommen hat. Ich bin immer noch ganz hin und weg.
Bis zum nächsten Mal! (?)
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XV: PIANO BLUES
„The fountain of American music.“
Martin Scorsese und sechs andere Regisseure (u.a. Wim Wender) dokumentieren die Geschichte der Blues-Musik. Herausgekommen sind sieben Dokumentar-Filme, die jeweils ein Kapitel darstellen und sich zu einem 13-stündigen Gesamtwerk vereinen. Clint Eastwood beschäftigte sich mit dem siebten und letzten Kapitel, der Rolle des Klaviers im Blues.
Dafür trifft er sich mit einigen Größen der Instruments zum Interview und fragt sie nach ihren Einflüssen. Zu sehen sind u.a. Dr. John, Pinetop Perkins, Eastwood selbst und der für mich unangefochtene Ray Charles. Die Gespräche werden dabei an passenden Stellen mit Live-Mitschnitten und Archivmaterial ergänzt, sodass sich die Laufzeit letzten Endes wohl in etwa 50/50 in Gespräche und tatsächliche Musik aufteilt. Man mag es ahnen: Das find ich super.
Eastwood geht in seinen Interviews genau so vor, wie ich, wenn ich den Film studiere. Ich schaue, welche Filmemacher mir gefallen oder welche ich interessant finde und finde heraus, von wem sie sich beeinflussen ließen. Für Musikliebhaber und -interessierte ist dies wirklich zu empfehlen. Dennoch ist es glaube ich besser, das Gesamtwerk zu sichten, da man nach PIANO BLUES nicht behaupten kann, Experte zu sein. Viel erfahren über das Genre an sich tut man nicht, sondern eher über die Musiker.
Dass der Film ein Herzensprojekt von Eastwood war, wird von der allerersten Sekunde an deutlich. Er stellt hier eine anderthalb stündige Liebeserklärung an die Blues-Musik auf die Beine, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Film führt mir vor Augen und Ohren, warum ich Ray Charles, Clint und vor allem die Musik liebe. Und so bin ich für 90 Minuten in einem meditativen Zustand und voll innerer Wärme, wenn ich den wirklich großen Musikern zuschauen und -hören darf. Ich höre Menschen zu, für die der Blues die primäre Ausdrucksform ist. Und die Musik lebenserhaltende Organ.
"Ein Klavier! Ein Klavier!"
- "Mutter, wir danken Dir."
Nächste Station: MILLION DOLLAR BABY
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/mystic-river-2/comments/1249322
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/million-dollar-baby-2/comments/1250879
Wunderbar, Chita! Da bekommt man richtig Lust auf den Film, die Aktion und das Leben an sich. :)
Schöne Antworten, Robin. :)
Mit dem Kino teilen wir wohl einen Traum.
Dem Blair Witch Project konnte ich jedoch irgendwie nicht so viel abgewinnen...
Außerdem eine sehr schöne Verbeugung vor Herrn Scott!
http://diedreimuscheln.blogspot.fr/2015/04/review-reporter-des-satans-wenn-nur.html
„I can handle big news and little news. And if there is no news I’ll go out and bite a dog.“
Als Chuck Tatum (richtig stark: Kirk Douglas) das in einem Vorstellungsgespräch bei einer Lokalzeitung sagt, hält man es für einen Witz. Allerdings dauert es nur ein paar Minuten, bis dem Zuschauer von Wilder deutlich gemacht wird, wie wenig Humor in diesem Beruf steckt.
„Tell the Truth“ steht eingerahmt an den Wänden der Redaktion. Eine ältere Dame sagt stolz, sie hätte es selbst gemacht. Chuck tut so, als wäre er beeindruckt. Für ihn gibt es nämlich Wichtigeres, als die Wahrheit. Zum Beispiel sein Ansehen, sein Selbstvertrauen, seine Karriere. Er war bei den größten Zeitungen, wurde jedoch wegen persönlicher Delikte stets gefeuert - und findet sich nun bei einem Käseblatt wieder. Doch schon bald trifft er auf eine Geschichte, die wie dafür geschaffen ist, medial ausgeschlachtet zu werden. Und die Gelegenheit lässt er sich nicht entgehen.
REPORTER DES SATANS ist zwar ein Filmtitel, der viel besser ins Grindhouse-Kino passen würde, aber doch, irgendwie macht das Sinn. Chuck spielt mit dem Leben. Er ist scheinheilig, verlogen und egoistisch. Nicht „Tell the truth“ ist seine Maxime, sondern „This is the way it reads best, this is the way it’s gonna be!“.
Nach einer Weile, denn wie mediale Aufmerksamkeit des Landes ganz und gar in diesem kleinen Ort zugegen ist, entsteht ein eigener Kosmos, eine eigene kleine Welt. Und ihr Zentrum ist Chuck Tatum. Er wird zu einem Interview gebeten. Anstatt Interviewer ist er Interviewter. Seinem Kollegen sagt er, er wolle den netten Herren von der Presse mal einen Besuch abstatten. Da wird klar, dass er schon kein Teil der Presse mehr ist. Er hat sich abgenabelt, weiterentwickelt. Hat eine neue Form angenommen, neue Regeln. Er steht über den Reportern. Reporter schreiben, was passiert ist. Tatum legt fest, was passiert. Er hat sich erhoben und über die Reporter hinweggesetzt. Er ist eine seltsame Erscheinung aus Gott, Rockstar, Richter, Zeuge und Geschworenem. Aber nur solange, und auch das zeigt Wilder gnadenlos brutal, nur so lange, wie die Geschichte von Interesse ist. Sobald die Geschichte abgeschlossen ist, sind auch ihre Erzähler nicht mehr von Bedeutung, sondern wertlos. Wie die Zeitung von gestern, in die Fisch eingewickelt wird. „Would you like to have a 1000-Dollars-Newsman? You can have me for nothing.“
Aber Billy Wilder wäre nicht Billy Wilder, wenn er es dabei belassen würde. Er schaut nämlich nicht nur auf die gierige Medienmaschinerie, sondern auch auf ihr Gegenstück. Die beiden Teile, die wie ineinandergreifende Zahnräder funktionieren und ohne einander nicht existieren könnten. Die Medien und die Menschen. Was begeistert uns so sehr an schlechten Nachrichten? Hören wir gerne von Leid? Liegt es daran, dass wir gerne daran erinnert werden, wie gut wir selbst es doch haben. Ist dieses Verlangen so stark, dass uns das Leid anderer nicht nur egal ist, sondern dass wir es als Unterhaltung benutzen?
„Seh ein Kind in dessen traurigen Augen ne Fliege sitzt
Weiß dass das echt grausam ist, doch scheiße Mann, ich fühle nix
Was ist denn bloß los mit mir, verdammt wie ist das möglich?
Vielleicht hab ich’s schon zu oft gesehen, man sieht’s ja beinah täglich
Doch warum kann mich mittlerweile nicht mal das mehr erschrecken
Wenn irgendwo Menschen an dreckigem Wasser verrecken?“
_Smooli
Da möchte ich dir aber ganz dringend Big Fish ans Herz legen. :)
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XIV: MYSTIC RIVER
Da sind wir also. Bei dem Film, der mich dazu gebracht hat, diese Reihe zu beginnen. MYSTIC RIVER war der erste Film von Eastwood, den ich gesehen habe. Mittlerweile habe ich diesen Film fünfmal gesehen. Für einen Film, der auf dem Papier wohl auch als Whodunit beschrieben werden kann, ist das gar nicht mal übel. Von diesen fünf Sichtungen habe ich mich bei keiner gelangweilt. Im Gegenteil: Die fünfte Sichtung, die ich im Rahmen dieser Reihe tätigte, war die intensivste.
Und das liegt immer wieder und vor allem an Sean Penn. Dieser Film ist die reinste Parade für ihn. Ich mag ihn ja eh, aber verdammt, was er hier abliefert, ist eine Klasse für sich. Nach fünf Sichtungen jagt er mir mit seiner unterdrückt-kraftvollen Darbietung die Gänsehaut über den Rücken, einen Klumpen in den Hals und Tränen in die Augen. Davon muss ich mich erst einmal erholen. Das wird aber nichts, denn schon kommt die nächste Szene.
„I just wanna hug her one more time.“ Und da ist es geschehen, meine Augen brennen, meine Nase kribbelt. Ich blinzle und eine verdammt einsame Träne läuft knapp an meinem Mundwinkel vorbei. Und das liegt einzig und allein an Sean Penn. Musik gibt es in dieser Szene nicht. Keine Streichinstrumente, die auf das Gemüt drücken. Keine Kamerabewegung. Einfach nur ein Mann, der im statischen Bild zu sehen ist. Ein Mann und seine Gefühle. Jedes Mal erwischt mich diese Szene kalt, aber erst jetzt, beim fünften Mal, muss ich tatsächlich weinen. MYSTIC RIVER wird nie schwächer, sondern stärker. Dieser Film ist ein Wunder. Und das liegt nicht nur an Sean Penn.
Das liegt auch am Drehbuch. Ein Drehbuch, dass es schafft sehr sehr viel in relativ wenig Zeit zu verpacken. Als Krimi funktioniert der Film. Die 130 Minuten sind zwar relativ ruhig, aber verdammt spannend, und auch nach mehrmaligem Sehen, nimmt das Werk mich gefangen. Als Charakterdrama funktioniert der Film großartig. Die Charaktere, die von Penn, Robbins, Bacon, Harden und Linney dargestellt werden, haben genug Platz. Am Ende kennt man jeden von ihnen. Man versteht sie, man weiß, wie ihre Zukunft aussieht. Und obwohl es anders aussehen mag, mir macht das Ende immer Mut. Da Eastwood es aber schafft, Krimi und Charakterdrama grandios zu vereinen, entsteht etwas ganz anderes. MYSTIC RIVER ist eine Naturgewalt.
Und das liegt auch daran, dass ich nach der fünften Sichtung noch neue Elemente entdeckt habe. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, ich habe den Film erst jetzt vollends verstanden. Ich konnte zwar vorher folgen, jedoch hielt ich das Ende nie für positiv. Jetzt aber schon. Das ist selten, sehr selten, aber zeigt die Klasse des Films. Das passiert, wenn man Themen wie Moral, Freundschaft, Rache und Vertrauen in die sehr fähigen Hände des Clint Eastwood gibt.
Dieser Film ist für mich der Inbegriff des Eastwood-Stils. Diese Ruhe, die jedoch eine Macht und Erhabenheit ausstrahlt. Eine Erhabenheit, die Geheimnisse zu verbergen scheint… Und damit genau wie der Fluss ist. Der Mystic River. Deshalb war und bleibt Eastwood der perfekte Mann für diesen Film.
Ich sage es nochmal: Inszenatorisch ist der Film die reinste Offenbarung. Dieser Film wird immer großartig bleiben, egal, wie oft ich ihn noch sehen werde. MYSTIC RIVER ist ein Erlebnis, das ich mit nichts vergleichen kann. Ein Erlebnis, das entsteht, wenn jeder, der an der Produktion mitmacht, der Beste in seinem Bereich ist. Ein Film, der der Inbegriff der Perfektion ist.
Nächste Station: PIANO BLUES
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/space-cowboys-2/comments/1248715
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/piano-blues-and-beyond/comments/1250238
http://img2.wikia.nocookie.net/__cb20131206201308/sonicfanon/images/4/47/3221507-2307282-55860_jj_jameson_laughing_meme_1.jpg
Interessante Herangehensweise. :)
Aber es wundert mich ein wenig, dass Scarface nicht dabei ist. Oder hab ich Tony bloß übersehen?
Ich schätze Austin Powers: Goldständer.
Den Film würde ich für kein Geld der Welt hergeben. Nicht einmal für
http://www.quickmeme.com/img/76/762195e1666497074ede151e0cbeb39738a411d967572cbbe24b90cf8db6011f.jpg
Großartig, Alex! :D
Meinen Glückwunsch. :)
Jetzt mal ehrlich, weiß jemand, wo man solche Poster am besten kaufen kann?
Mein lieber Schwan, darauf hab ich richtig Bock! Allein das Poster ist köstlich...
EVERYBODY!!!
https://www.youtube.com/watch?v=6M6samPEMpM
Da simma dabei.
Allerdings hoffe ich, dass der Film besser wird als Magic in the Moonlight.
Natürlich will er das...
Andererseits kann man einfach nicht vergessen, dass es wenig andere Regisseure gibt, die sich selbst aktiv derart grandios in die Bedeutungslosigkeit geritten haben. Muss man das bedauern oder anerkennen?
Und das sage ich, obwohl mir Unbreakable vergleichsweise gut gefallen hat...
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XIII: SPACE COWBOYS
Der erste Eastwood-Film des neuen Jahrtausends. Das Jahrtausend, auf das ich in den vorigen Kommentaren immer mit Hoffnung geblickt habe. Und dann startet Eastwood mit einem Film, dem man wohl perfekt den Stempel „Unterhaltungsfilm“ raufkloppen kann. Aber leider auch mit einem Film, den ich als undankbar empfinde. Weil es mir irgendwie schwer fällt, einen tollen Kommentar zu einem Film, dem ich eine mittelmäßige Wertung gebe, zu verfassen. Aber ich versuch es, soviel schulde ich Herrn Eastwood.
SPACE COWBOYS lebt einzig und allein von seiner Synopsis und den Hauptdarstellern. Es ist halt einfach verdammt cool, den Rentnern im All zuzuschauen. Und auch auf dem Boden. Wenn sie beweisen, dass sie nicht wirklich alt geworden sind. (Allein der Gedanke an den Seh-Test zaubert meine Mundwinkel nach oben.) Was mir jedoch auch aufgefallen ist: Der Film unterhält und ist in keinster Weise überraschend oder gar fordernd, aber er ist auch nicht verachtend, wie es manche Blockbuster es sich heutzutage zum unbewussten Ziel zu machen scheinen. Niemand wird hier angegriffen, niemand wird ausgebeutet. Eastwood beweist mit seiner Regie eindeutig Klasse. Und das Gespann um ihn, bestehend aus Jones, Garner und Sutherland, macht Spaß. Und das war wahrscheinlich auch das einzige Ziel des Films. Okay, Ziel erreicht. Aber ist das genug? Ich bin mir da unsicher.
Irgendeine größere Botschaft, Moral, Sonstwas habe ich nicht erkennen können (abgesehen von „Alles ist möglich“ (puh, Schleichwerbung um ein Haar verpasst)). Allzu spannend ist der Film auch letzten Endes nicht geworden. Ich habe mich zwar schon bedeutend mehr gelangweilt, als bei diesem Film, aber ich hatte auch schon mehr Spaß. Und jetzt mal die harte Wahrheit: Ohne die vier lieben alten Säcke hätte ich den Film in der Form wahrscheinlich nie beendet. Überraschungen sind Fehlanzeige und wirklich spektakuläre Bilder aus dem All hat der Film auch nicht zu bieten (da hab ich dann doch ein paar Mal an INTERSTELLAR denken müssen…), aber Mensch, ich folge den Herren gerne.
SPACE COWBOYS ist der Inbegriff des harmlosen aber angenehmen Kinos für Zwischendurch. Komplettes Mittelmaß einerseits. Aber nett, unterhaltsam und mit reinigender Wirkung auf der anderen Seite, sodass man mit einem Lächeln zurückblickt. Auch wenn ich den Film nicht unbedingt nochmal sehen müsste…
Aber genug geschwafelt, ich bin schon ein wenig aufgeregt. Die nächste Station nämlich, die wird eine Bank.
Nächste Station: MYSTIC RIVER
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/ein-wahres-verbrechen/comments/1247973
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/mystic-river-2/comments/1249322
Gratulation!
Eindeutig einer der Filmschaffenden, mit denen ich mich unbedingt noch näher beschäftigen muss...
_Reise durch das Werk des Clint Eastwood
STATION XII: EIN WAHRES VERBRECHEN
Relativ schnell wird klar, dass mit dem Titel nicht der Mord an der Kassiererin gemeint ist, sondern die Art, wie die Medien heutzutage arbeiten. Only bad news is good news. Das wahre Verbrechen ist die Manipulation. Die gezielte Richtungsweisung. Die Macht der Medien. Sie gelten als die 4. Gewalt. Die Macht der Regulierung. Aber wer reguliert sie? Das sind Fragen, die der Film anspricht, nein, anhaucht. Damit auch bloß kein Tiefgang entsteht. Kritik bleibt ein Schein. An den Medien und der Todesstrafe.
Beides wird einfach nur instrumentalisiert und pragmatisch genutzt. Lohnen tut sich das nicht.
Ich muss gestehen, dass die Schauspieler durch die Bank weg solide agieren. Clint Eastwood spielt zwar schon wieder seinen älteren, verranzten Alki, der für ein klein bisschen Gerechtigkeit kämpft, aber wieso aufhören, wenn es am schönsten war? James Woods ist großartig als Clints Boss und macht wirklich gute Laune. Die Szenen sind nie über und könnte ich mir auch gerne noch einmal anschauen. Schade, dass es so wenige sind. Und wen es interessiert: Sydney Tamiina Poitier (Jungle Julia aus Death Proof) lässt sich auch blicken. Einer ihrer ersten Rollen, denke ich mal.
Dass Eastwoods Charakter mit guten 60 Jahren noch Anfangzwanzigerinnen umgarnen kann, kann ich noch ignorieren. Ist zwar nicht glaubwürdig und fast schon unfreiwillig komisch, aber… Geschenkt. Was nämlich schmerzt ist, wie verdammt alt dieser Film wirkt. Und ich möchte anmerken, dass er von 1999 ist. Das ist nicht alt, nur weil eine 1 ganz vorne steht. Der Film wirkt wie aus den 70ern. Und das liegt nicht nur an der schrecklichen Musik, die mir wirklich nur negativ aufgefallen ist, sondern auch und vor allem an einigen Stellen der Inszenierung, die im Großen und Ganzen normal wirken mag, aber hin und wieder (vor allem in Flashbacks) verdammt nochmal an Lächerlichkeit grenzt.
Zudem kann man die Hälfte der ersten sechzig Minuten gut und gerne streichen, weil sie eine reine Länge ist. Der Film tritt auf der Stelle und kommt nicht weiter. Bis nach 60 Minuten eine Szene mit James Woods den verlorenen Faden wieder aufhebt und es schwungvoll in die zweite Stunde geht. Die hat zwar auch Längen und wirklich lachhafte Momente (leider ungewollt), aber doch um einiges kurzweiliger ist. Bis das bescheuerte Ende kommt. Der Film ist sich leider selbst der größte Feind, er nimmt sich immer wieder den Wind aus den Segeln. Das gepaart mit der vereinzelten kolossalen Dummheit mündet darin, dass mir die Charaktere und deren Schicksal sowas von egal sind.
Der Film wirkt so, als wäre er an der thematischen Brisanz gar nicht interessiert. Fast schon, als wüsste er gar nicht, dass sie existiert. Das grenzt an Ignoranz.
Während des Schauens habe ich mir Notizen gemacht, die mir beim Schreiben des Kommentars helfen sollten. Ein Stichpunkt ist noch nicht durchgestrichen.
„ein Finale, das an Lächerlichkeit nur schwer zu überbieten ist, mannmannmann“
Das lasse ich so stehen.
Nächste Station: SPACE COWBOYS
_Smooli
Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/mitternacht-im-garten-von-gut-und-boese/comments/1247326
Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/space-cowboys-2/comments/1248715