SmooliEntertainment - Kommentare

Alle Kommentare von SmooliEntertainment

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    Ach doch, der war jetzt mal genau richtig für mich. Inmitten dieser Wintersdepression, diesem nicht enden wollenden grauen Wetter, dieser Kälte. Dieses Frühlingsgefühl habe ich fast greifbar. Ich weiß, wie es sich anfühlt, aber „künstlich“ aufrufen kann es ich nicht. Aber bald ist es ja wieder so weit. Und bis dahin ist es schön, wenn es Menschen wie Billy Wilder gibt, die mit einem Film wie diesem ins Schwarze treffen.

    „Italy is not a country. It’s an emotion.“
    Wilder zelebriert die Drehorte in Italien. Er zelebriert die das Hotel, das Wasser, das Wetter, die Einwohner, die Kultur. Und das mit einem Kultur-Clash vom Feinsten. Jack Lemmon ist schließlich ein amerikanisches Arbeitstier, das zwar von seinem Vater übernimmt, aber nicht faul und ohne Initiative lebt. Und so trifft er und später auch Landsmänner auf die etwas verträumte, im besten Fall aber lebensphile Einwohnerschaft, die Mittagspause von 12 bis 16 Uhr haben.
    Auffallend ist hier, wie gefühlvoll Wilder die Kulturen aufeinandertreffen lässt. Die Amerikaner regen sich über die Italiener auf und kriegen dabei den Spiegel vor die Nase gehalten. Die Italiener kommen insgesamt besser weg, dennoch kommentiert Wilder auch hier ein paar Angelegenheiten. Selbst Mussolini kommt noch einmal zum Vorschein. Natürlich Wilder-typisch locker-luftig-leicht.

    Angesichts dessen kann man verstehen, wieso der Film in Amerika nicht der große Erfolg war. Und AVANTI! ist auch bei Weitem nicht Wilders bester Film. Aber er schafft das oben genannte Zitat auf den Film zu übertragen. Der Film atmet nämlich förmlich die gutmütige Lebensart, die hier dargestellt wird. Freiheit, Optimismus und persönliche Nähe. Und damit trifft der Film bei mir auf einen Nerv, den ich mal wieder gebraucht habe. Ein schönes Erlebnis mit einem tollen Lemmon und hach, einem richtig schönen Italien.

    https://www.youtube.com/watch?v=GWJytcGiSJg

    _Smooli

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      _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

      STATION XI: MITTERNACHT IM GARTEN VON GUT UND BÖSE

      Die Ähnlichkeiten zwischen Kevin Spaceys Charakter James Williams und dem von John F. Fitzgerald erdachten Charakter Jay Gatsby kommen nicht von ungefähr. Williams schmeißt große Partys und nennt seinen Freund John Kelso (Cusack) regelmäßig „sport“. Williams ist ein Kunstsammler und Lebemann, der in der Kleinstadt Savannah zur High Society gehört, über die Kelso zunächst für eine New Yorker Zeitung berichten soll. Nach einer Weile ist Kelso so interessiert, dass er einen Roman über die Geschichten schreiben möchte. Doch dann wird Williams des Mordes beschuldigt und MITTERNACHT IM GARTEN VON GUT UND BÖSE (dem Friedhof) schlägt neue Wege ein.

      Dass der Film die guten und bösen Seiten, die in jedem Menschen stecken, untersucht, wird dabei schon im Vorspann deutlich, anhand einer Skulptur, zu der wir auch am Ende wieder zurückkehren. Was beeinflusst die beiden gegensätzlichen Seiten in uns? Was bedingt sie? Was bringt sie zum Vorschein?
      Eine eindeutige Antwort findet auch dieser Film nicht. Er gibt jedoch Ansätze preis. Einer ist das Umfeld. Menschen werden von ihrem Umfeld geprägt. Kelso, der Journalist auf New York, schaltet eine Kassette ein, die Sirenen, Hupen, generell Verkehrsgeräusche aus einer Großstadt abspielt, damit er überhaupt einschlafen kann. Kontrastprogramm zu Savannah.

      Bald schon macht sich Clint Eastwood daran, sich mit der inzestuösen, korrupten und seltsam programmierten Gesellschaft der Kleinstadt auseinanderzusetzen. Ich würde gerne sagen, er würde sie sezieren, aber das schafft er leider nicht. Er könnte viel präziser sein, bleibt aber stets vage. In den schlimmsten Szenen rutscht er sogar aus und zeigt bloß plakative Klischees, was die Szenerie im Extremfall wie eine frühe Version von DIE FRAUEN VON STEPFORD wirken lässt.
      In den besten Szenen allerdings wird der Konflikt deutlich, der der Ausgangspunkt des Films ist und sich in der Figur von Cusack finden lässt. Wie soll er mit seinem Wissen umgehen? Er ist Journalist. Er verdient also damit Geld, Fragen zu beantworten. Fragen der anderen Menschen. Aber was ist mit seinen Fragen? Die kann er nicht beantworten. Wie geht man mit Wissen um, das man nicht möchte? Ist Wissen mehr Fluch als Segen und Nichtwissen mehr Segen als Fluch?

      Es fällt mir sehr schwer, den Film einem Genre zuzuordnen. Für einen Gerichtsfilm sind die betreffenden Szenen zu verstreut, wirken letztendlich zu unbedeutend. Für einen Gesellschaftskommentar ist es alles zu vage. Die Subtilität, die eigentlich eine Stärke sein kann, ist hier vielleicht sogar zu stark vertreten, sodass am Ende ein sehr vages Gefühl zurückbleibt.
      Was dem Film allerdings dabei hilft, über die Laufzeit von 150 Minuten, die auch ein paar Längen aufzuweisen hat, zu kommen, sind die wunderbaren Schauspieler. Es macht tierischen Spaß dem jungen Jude Law, John Cusack und Kevin Spacey (den ich verehre) zuzugucken.

      Letzten Endes ist der Film ein wenig unausgeglichen. Starke Szenen gibt es (vor allem zum Ende hin), schwache Szenen gibt es (vor allem in der Mitte). Für ein großes Publikum war der Film sicherlich nicht gedacht und dafür ist er auch nicht geeignet, mit seiner übertriebenen Subtilität, die für mich hier nicht richtig aufgeht, vor allem im Bezug auf den exzessiven und extrovertierten Lebensstil in der Kleinstadt Savannah. Die besten Szenen jedoch schaffen es, etwas in meinem Kopf anzustoßen. Und das kann nie schaden.

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      _Smooli

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        • Ein paar Momente waren lustig und ein paar Mal hatte ich das Gefühl, als hätte MacFarlane sich viel zu sehr auf seine Reputation als Aneck-Humor-Vertreter verlassen, sodass es manchmal wie gewollt, aber nicht gekonnt rüberkam.
          Ob ich den Film sehen werde steht noch in den Sternen. Nach dem schwachen Million Ways To Die In The West lässt mich die Neuigkeit relativ kalt...

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          • Axel Hacke zu einer Debatte über derartige Begriffe und politische Korrektheit:
            "Da sehe ich, entschuldigen Sie, für die Sprache schwarz."

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              _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

              STATION X: DIE BRÜCKEN AM FLUSS

              Mit DIE BRÜCKEN AM FLUSS entfernt Eastwood sich zum ersten Mal von seinem altbekannten Muster und traut sich an ein neues Gebiet. Er verlässt Filme, die voll von Männern, Gewalt, Zynismus, Action, etc sind und erkundet den Bereich der Romanze. Das ist lobenswert und erfreulich, da es zeigt, dass er mehr drauf hat, als bloße Action zu inszenieren.

              Die hinterbliebenen Kinder, die erwachsen sind und ihre Mutter kürzlich verloren haben, sollen ihren letzten Wunsch erfüllen und sie verbrennen und ihre Asche über einer Brücke verstreuen. Wieso, erfahren sie, nachdem sie Tagebücher ihrer Mutter lesen. Offenbar hatte ihre Mutter ein Geheimnis. Einen geheimen Liebhaber. Das ist der Rahmen der Geschichte. Der Kern ist dann die Darstellung eben jenes Geheimnisses.

              Wenn ich ehrlich bin, hab ich mich tierisch gefreut, als ich gelesen habe, dass Meryl Streep die Hauptrolle spielt. Streep hat mich nämlich noch nie enttäuscht. Auch hier ist ihre Leistung wieder einmal unantastbar. Da gibt es nur ein kleines Problem. Ihre Leinwanddominanz ist dahingehend ein wenig kontraproduktiv, dass sie Clint Eastwood (der den geheimnisvollen Fotografen Robert spielt) derart gnadenlos an die Wand spielt, dass man gar nicht wirklich Sympathie für seinen Charakter aufbauen kann. Man fragt sich also, was sie überhaupt mit ihm anfangen will.
              Streep spielt eine italienische Einwanderin, die ihre alten Träume begraben hat, die in ihrer Ehe als Hausfrau funktioniert (quasi auf Klatschen/ Räuspern des Mannes) und die sich damit abgefunden hat, dass sie eine „simple Frau“ ist. Robert zeigt ihr, dass dem nicht so ist.
              „Die alten Träume sind gute Träume.“ sagt er.

              Der Kniff, die Geschichte aus Francescas Sicht zu erzählen, ist eine gute und interessante Idee, schützt jedoch gleichermaßen nicht vor Längen, sondern provoziert sie geradezu. Der Konflikt, in dem sie steckt, wird zwar über die Dialoge deutlich, nicht aber wirklich durch die Inszenierung. Die ist ruhig und angenehm (Eastwood scheint sich langsam aber sicher einzupendeln), schafft es jedoch nicht immer und durchgehend das Knistern zwischen Streep und Eastwood fühlbar zu machen. Es lässt sich zwar erahnen und ist in den expliziten Szenen auch vorhanden, aber die leisen Untertöne fehlen geradezu vollständig. Die Musik zeigt das auch deutlich, die entweder nicht vorhanden ist, oder viel zu viel des Guten ist, indem sie einem die Geigen um die Ohren schleudert.

              Das Drehbuch wurde von Richard LaGravanese verfasst, der ein paar Jahre früher auch für KÖNIG DER FISCHER von Terry Gilliam verantwortlich war. Wie in dem Film geht es auch hier um Freundschaft, Liebe, Vergebung und dem Finden der eigenen Persönlichkeit. DIE BRÜCKEN AM FLUSS besteht eigentlich nur auf Dia-, bzw. Monologen, die jedoch zu häufig die Oberfläche bearbeiten und zu selten tiefer gehen. Das finde ich schade.

              So bleibt der Film ein netter Film mit einer großartigen Hauptdarstellerin, der jedoch unter einigen Längen leidet und hier und da zu offensiv versucht, die Gefühle der Zuschauer zu manipulieren. Dadurch, und weil Eastwood nicht annähernd an Streeps Niveau kommt, wird das Band zwischen Film und Zuschauer ein wenig locker gespannt. Nicht schlecht, aber auch kein Überwerk.

              Nächste Station: MITTERNACHT IM GARTEN VON GUT UND BÖSE

              _Smooli

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                • Hätte mich auch gewundert, wenn Harvey gesagt hätte: "Quentin hat das Ende umgeschrieben aber es ist nicht halb so gut wie das ursprüngliche Ende. Eigentlich kann man den ganzen Film in die Tonne kloppen."

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                  • Hab Entourage geguckt, ich weiß wie Bob Saget wirklich drauf ist.

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                      _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                      STATION IX: ERBARMUNGSLOS

                      Der Schauspieler Clint Eastwood wurde mit einem (bis drei) Western weltberühmt. 28 Jahre nach seinem ersten Auftritt in einem Poncho drehte er einen Western, der dem Regisseur Clint Eastwood die Aufmerksamkeit der ganzen Welt brachte. Dass der Kreis sich damit geschlossen hat ist nicht nur dem Zuschauer deutlich geworden, auch Eastwood hat gesagt, dass ERBARMUNGSLOS sein letzter Western gewesen sein soll. Aus Angst vor Unoriginalität und Repetition. Allein das ist in dieser Filmwelt, der offenbar wenig peinlich ist, schon einmal verdammt viel Anerkennung wert.

                      Noch mehr Anerkennung verdient aber auch der Film an sich. Eastwood führt uns in eine Welt, für die der Begriff Pessimismus nicht mehr ausreicht. Die Figuren sind hart, rau, vom Leben gezeichnet. Was das Leben für sie überhaupt ist? Weiß wohl keiner der Charaktere. Wahrscheinlich nur eine Aneinanderreihung von Tagen. Tage, die von Gewalt gezeichnet sind. Tatsächlich gibt es wenn überhaupt nur eine Handvoll Doll, ähm, Szenen, in denen weder Gewalt zu sehen ist, noch von ihr gesprochen wird. Ist Gewalt zu sehen, kann man sich sicher sein, dass sie zu mehr Gewalt führen wird. Statt Mäßigung folgt die exzessive Steigerung ins Extreme. Das ist nicht nur ein Teufelskreis, das ist eine Teufelsspirale, die sich immer weiter zuspitzt, obwohl die Handlungen und der Hass immer extremer werden. Die Folge kann da nur eine Explosion aus Gewalt und Menschenverachtung sein. Eine so starke Explosion, dass sie einen Menschen die letzten Jahre vergessen lässt, als hätten sie nie existiert.

                      ERBARMUNGSLOS ist eine großartige Gewalt-Reflexion. Gene Hackmans Charakter versucht mit Gewalt gegen Gewalt vorzugehen. Was zum Scheitern verurteilt ist. Clint Eastwoods Charakter andererseits verübt Gewalt wegen Gewalt. Was zum Scheitern verurteilt ist. Was die Charaktere nicht vollends verstehen. Sondern nur ein Stück weit, was sie dann auch schulternzuckend hinnehmen. So macht es auch perfekten Sinn, dass Eastwoods und Hackmans Charakter den gleichen Namen haben.
                      Erst dachte ich, der Filmtitel beziehe sich auf das Vorgehen, das Will und seine Freunde Ned und Kid planen und durchführen. Je weiter die Laufzeit voranschritt, desto deutlicher war es jedoch. Erbarmungslos ist nicht wirklich ihr Vorhaben (Ned zeigt’s), sondern das Schicksal, das all diese Charaktere ereilt. Allen voran das von William.

                      Clint Eastwood schafft mit seiner Regie das Kunststück, dem Westerngenre gleichermaßen zu huldigen, wie es zu demontieren. Auch wenn der Film u.a. Sergio Leone gewidmet ist: Close-Ups oder gar italienische Einstellungen sucht mach vergebens. Eastwood möchte sich seinen Figuren nicht nähern. Sie sind ihm zuwider. Unter anderen Umständen könnte man sie vielleicht mögen, aber nicht in dieser Welt. Eine Welt, die nicht ihre Figuren formt, sondern eine Welt, die von diesen Figuren definiert wird. So wirkt es fast schon wie ein vergessener Traum, wenn Ned und William durch ein goldenes Getreidefeld reiten und von alten Zeiten plaudern.
                      Clint schafft es endlich seinen Szenen eine innere Ruhe zu verleihen, die eine abartig hohe Spannung verleiten und die ich in seinen vorigen Filmen so vermisst habe. Zudem macht er nicht den gleichen Fehler, den er in HEARTBREAK RIDGE begangen hat und macht nicht Halt bei der Unterhaltung. Er schaut ins tiefste Innere seiner Charaktere, breitet es offen vor dem Zuschauer aus und zeigt dennoch wenig Mitleid. Die Charaktere haben es sich schließlich selbst zuzuschreiben.

                      Gene Hackman, den ich vorher nie wirklich mochte, zeigt hier eine richtig gute Darbietung als Sheriff Little Bill, der in seiner verqueren Logik die Welt zu einem besseren Ort macht. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr Filme mit ihm. Außerdem positiv auffallend ist die Länge des Films, an der ich wirklich nichts auszusetzen habe (was bei mir irgendwie selten ist). Zudem können die meisten Szenen ein nahezu perfektes Timing aufweisen, was darin resultiert, dass man sich als Zuschauer gar nicht sattsehen kann und einen wunderbaren Fluss in den Bildern findet und ihm schließlich erliegt.
                      Und nicht zuletzt natürlich der Meister himself. Clint Eastwoods Darbietung ist sicherlich nicht durchweg unanfechtbar, aber zum Ende hin ist er so hervorragend, dass sogar ich bei seinem letzten Satz verdammt nochmal Angst vor ihm hatte.
                      Ich glaube nicht, dass ich schon mal ein so düster-dreckiges und hasserfülltes Ende eines Western gesehen habe.

                      Martin Scorsese sagte, dass es keinen Sinn machen würde, nach diesem Film jemals noch einen Western zu drehen. Ich glaube, ich weiß, was er damit meint. Nicht, dass dieser Film der beste Western ist, der je gedreht wurde und niemals übertroffen werde könnte. Ich glaube Marty denkt daran, dass der Italo-Western das logische Pendant zum amerikanischen Heimatfilm-Western war und ERBARMUNGSLOS nun all die losen Punkte des Italo- und des amerikanischen Westerns aufsammelt und zu einem Ende bringt. Er schließt den Kreis. Thematisch und stilistisch. Die Figuren erinnern eher an den Spaghetti-Western (ein wirklich rassistischer Begriff, wenn ich so darüber nachdenke). Die Stilistik an den amerikanischen Western. Eastwood benutzt, verändert, verdreht und vereint.

                      Mit ERBARMUNGSLOS hat es endlich geklappt. Ich musste bis zur neunten Station warten, aber es hat geklappt. Eastwood zeigt die Klasse, die ihn in den 2000ern so auszeichnet und vom Rest abhebt. Clint kann aus seinen Fehlern lernen. Verdient Anerkennung. Clint kann einem Genre, das ihn weltberühmt gemacht hat, sogar noch etwas beibringen. Verdient Anerkennung. Und dann wäre da ja noch die eingangs erwähnte Tatsache, dass er weiß, wann gut ist. Verdient noch mehr Anerkennung. ERBARMUNGSLOS ist Clints erstes Meisterwerk.

                      Nächste Station: DIE BRÜCKEN AM FLUSS

                      _Smooli

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                      Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/die-bruecken-am-flu/comments/1246500

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                      • Zum Verflixten 7. Jahr: Ich muss auch gestehen, dass ich ein wenig enttäuscht war von der Kleid-Szene. Aber was den Film für mich so stark gemacht hat, war Tom Ewell. Seine Mimik, Gestik, Dia- und Monologe waren einfach köstlich. :D

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                          Die FRAU OHNE GEWISSEN ist selbstverständlich die femme fatale, die blonde Schönheit, die wir kennenlernen, als sie bloß ein Handtuch trägt. Die Frau, die nachts in Walters Wohnung auftaucht und von ihm Dinge verlangt, die andere nicht laut aussprechen mögen. Von Nutzen sind dabei ihre Reize. Die Kosten andererseits sind das seelische und körperliche Wohl mehrerer Menschen.

                          Billy Wilder, durch diesen Film endgültig für mich zu einem der Besten aufgestiegen, setzt den Ort der Handlung gleich am Anfang überaus genial fest. Los Angeles, steht auf einem Schild, das von Blitzen erhellt wird, die jedoch nicht wirkliche Blitze sind, sondern von einer Baustelle herrühren. Damit umschifft er nicht nur ein Klischee, nein, er erzählt auch etwas. Nicht nur die Menschen sind kaputt. Die Stadt ist es. Die Umwelt. Die Umwelt ist es, die aus den Menschen, die so leicht zu beeinflussen sind, was Mrs. Dietrichson beweist, Täter macht. Das nicht einmal bewusst; es ist einfach der natürliche Gang. Walter hätte ein ganz normales amerikanisches Leben geführt, wären da nicht die Menschen um hin herum und seine Wünsche gewesen, die ebenfalls von der Außenwelt geschaffen und geprägt wurden. Diese Menschen und Wünsche, die ihn in einen Strudel aus Neig, Gier und Ignoranz reißen.

                          Wenn man genau hinschaut, findet man hier tatsächlich einige Szenen, die zutiefst beeindrucken in ihrer dunklen Schlichtheit aber auch immensen Wirkung. Wir fühlen nämlich mit den Figuren, auch wenn wir ihnen hinterherschreien wollen, sie sollen Acht geben. Aufpassen, dass sie nicht in die falsche Richtung laufen. Dabei macht uns der Film bewusst, dass wir gar nicht wissen, was die falsche Richtung überhaupt ist. Dass wir sie nicht sehen würden, wenn sie direkt vor uns läge. Weil sie uns vorgaukelt, der richtige Pfad zu sein. Kann es falsch sein, etwas zu tun, was eine kurzweilige aber erfüllende Wirkung hat, egal, wie die weiteren Konsequenzen aussehen? Ist das eigene Wohl nicht doch irgendwie am wichtigsten?

                          Wilder weiß, dass seine Figuren kaputt sind, dass sie falsche Entscheidungen treffen. Er weiß es und lässt sie auch damit nicht davonkommen. Aber er hat auch Mitleid mit ihnen. Weil er weiß, dass die Figuren nur das Produkt ihrer Umwelt sind. Figuren, die es nicht besser wissen können, weil sich niemand die Zeit nimmt, es ihnen zu erklären. Billy Wilder hingegen nimmt sich die Zeit und erklärt es seinen Zuschauern. Und schafft so in all der äußerlich vorherrschenden Hässlichkeit und Kälte eine seltsame Wärme, die sich in der letzten Szene des Filmes entfaltet und einen auch danach erst einmal nicht mehr loslässt.

                          _Smooli

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                            Die Kinder singen von einem schwarzen Mann, der vorbeikommt und sie holt. Fröhlich, heiter, ausgelassen. Kinder eben. Was sie da eigentlich sagen, wissen sie nicht. Sie wissen nicht von der Gefahr. Sie spielen mit dem Feuer, ohne sich etwas dabei zu denken. Deshalb verstehen sie auch nicht, warum die Mama ihnen das Lied immer wieder verbietet. Etwas später spielt ein Mädchen mit ihrem Ball. Sie schmeißt ihn immer wieder gegen eine Lithfass-Säule auf der etwas über einen Mörder steht. Auch das weiß das Kind nicht. Sie spielt. Wieso auch nicht, sie weiß ja schließlich nicht, dass es Schlimmes auf der Welt gibt. Wieso sollte es das auch geben?

                            Fritz Lang, ein absoluter Meister seines Fachs, teilt seinen Film in verschiedene Phasen ein. Zuerst sehen wir den unmittelbaren Opfern zu - den Kindern und dem Täter. Danach folgen wir den Familien, Freunden, Bekannten und der gesamten Gesellschaft an sich, die sich vereint und eine Art Bürgerwehr bildet, die Selbstjustiz als einzigen Ausweg sieht. Die ehemaligen Opfer werden hier zu Tätern. Und der ehemalige Täter zum Opfer.
                            Angst, Hass, Paranoia. Schon bald fordern die Bürger absolute Überwachung und Kontrolle. Jeder Verdächtige ist vogelfrei. Und wird man erst einmal verdächtigt, ist man gebrandmarkt. Deutlich zu sehen ist, wie die Menschen, die jene strenge Durchsetzung fordern, als schwarze Männer dargestellt werden. Sind sie besser? Sind sie gut? Begehen sie nicht auch Verbrechen der Freiheitsberaubung? Ist es gerecht, dass für die Suche eines Menschen das Leben vieler (zu Unrecht) eingeschränkt wird?
                            Der Regisseur stellt große Fragen und spricht wichtige gesellschaftlich relevante Themen an. Und als wäre das nichts, fädelt er noch einen weiteren Themenkomplex ein: die Rolle der Medien. Die Zeitungen informieren über den Täter. Wenn es in der Zeitung steht, muss es ja wahr sein. Aber informiert sie lediglich? Kontrolliert sie nicht auch? Wirkt sie beruhigend oder aufhetztend?
                            Spätestens am Ende, wenn sich die Menschen versammeln und die Gesellschaft vollkommen durcheinander ist und man weiß, dass niemand, nicht ein Mensch, der an der Sitzung teilnimmt, unschuldig ist. Aber „das gehört nicht hier her“. Man ist schließlich dabei über die Sünden des anderen zu richten. Da stellen sich weitere Fragen. Verwehrt eine schlechte Tat das Recht auf Gerechtigkeit und das Leben? Das fragt sich die Bevölkerung hier gar nicht. Sie sind auch nicht an der Version des Täters/ Opfers interessiert. Sie ignorieren seine Worte. Verhalten sich herablassend. Wie eine wilde Meute. Also noch einmal: Informieren die Medien bloß?

                            M ist 84 Jahre alt und immer noch so aktuell und bedeutend, dass es einerseits ein Genuss, andererseits ein wenig gruselig ist. Ein Film mit einer so universalen Aussage, dass man Fritz Lang nur als Visionär bezeichnen kann. Ein unfassbar guter, ja, ich sage es, ein vollkommener Film.

                            _Smooli

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                              über Bird

                              _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                              STATION VIII: BIRD

                              „This Picture Is Dedicated To Musicians Everywhere“ liest man, bevor der Abspann in das Bild gerollt kommt. Da fühl ich mich natürlich angesprochen und das hinterlässt einen schönen Eindruck, der die zweieinhalbstündige Geschichte, die ich vorher verfolgt habe, richtig abrundet.

                              Der Film widmet sich dem Leben des Charlie „Bird“ Parker, ein berühmter Saxophonist, der das Jazz-Genre prägte und zu früh von dieser Erde gegangen ist.
                              „Der Vogel der Zeit fliegt nur eine kurze Zeit - und dennoch breitet er seine Schwingen aus.“ heißt es relativ am Anfang des Films. Was der Satz alles bedeuten kann, wird einem erst klar, wenn man den Film verdaut hat und sich das Gesprochene noch einmal vergegenwärtigt. Ein Zitat, das sich auf so viele Aspekte anwenden lässt. Der größte dabei ist sicherlich das Leben selbst. Eastwood ist sich dessen bewusst und inszeniert hier ein langes, aber nie langweiliges Charakterdrama vom Feinsten, das nicht nur Liebe zur Musik, Charlie Parker und dem Leben ausdrückt, sondern sie geradezu versprüht. Für mich die bis jetzt beste Regieleistung dieser Reise. Es scheint Eastwood zu bekommen, nicht selbst im Film aufzutreten. Außerdem von Vorteil ist, dass der Film als absolute Herzensangelegenheit Clints anzusehen ist, geht er mit diesem Film doch weit ab vom Mainstream der 80er Jahre.
                              BIRD ist dabei weniger ein Biopic, als mehr eine Ehrerbietung im Gewand einer Tragödie. Funktionieren tut das wirklich gut. Charlie Parker ist ein Mann, der ebenso viel Talent, wie Fehler in sich vereint und letztendlich letzteres überwiegen lässt. Die Welt ist eine Bühne. Und Bird ist ihr Spieler. Und was für einer. Parker wird manchmal auch abseits seiner Auftritte so beleuchtet, als stünde er auf der Bühne und gebe ein Solo zum Besten. Ich möchte mich bei Eastwood bedanken, dass er viele Filmminuten der reinen Musik schenkt, ohne vorschnell wegzugucken. Inmitten all der brachialen 80er-Filme ist das geradezu eine Offenbarung.

                              Forest Whitaker (ausgezeichnet in Cannes) mimt einen Mann, der Frauen und Familie in seinem Leben nur eine untergeordnete Stellung gibt, was daran deutlich wird, dass er Frauen stets über die Musik kennenlernen zu scheint und mit ihnen selten über anderes redet. Wie er selbst dazu steht, sieht man in seinen letzten Minuten und jeder mag selbst entscheiden, wie er/ sie das sieht.

                              BIRD ist ein richtig guter Mix aus Musikfilm und Stimmungskino von Clint Eastwood, was nicht nur richtig schöne Musik, tolle Kameraarbeit und tolle Schauspieler vereint, sondern auch für mich die bis hier hin beste Regiearbeit von Eastwood markiert. Ein Film über ein Leben, das der Musik gewidmet wurde, was Segen und Fluch zugleich sein kann. Für Bird mag es zeitweise ein Fluch gewesen sein, für alle anderen ist es zu jeder Zeit ein Segen. Und dafür muss man ihm danken.

                              Nächste Station: ERBARMUNGSLOS

                              _Smooli

                              Vorherige Station: http://www.moviepilot.de/movies/heartbreak-ridge/comments/1244186
                              Nächste Station: http://www.moviepilot.de/movies/erbarmungslos/comments/1245751

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                              • Kobbi? Hallo!?
                                https://www.youtube.com/watch?v=2ot_katYYiU

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                                  Ein moderner Horrorfilm, der im Zeichen der Alten Schule konzipiert und inszeniert wurde und mich allein deshalb schon auf seine Seite gezogen hat. Ich mag das halt. Ein Haus, ein paar Menschen, um die wir bangen und ein paar Menschen oder Geschehnisse, die unsere lieben Menschen bedrohen. Das und der Mut zur Ruhe reichen schon aus, um einen guten Gruselfilm entstehen zu lassen. Ruhe finde ich nämlich bedeutend unheimlicher als Szenen, die mir Jump Scare um Jump Scare ins Gesicht schlagen. Da stumpft man irgendwann ab, die Ruhe dagegen hält einen gefangen. Man möchte sie abschütteln, man möchte sich von ihr befreien, ihre langen, knochigen, spitzen Finger und ihren festen harten Griff von der Schulter wischen. Aber man kann es nicht. Und wenn man es macht, ist sie ein paar Sekunden später wieder da. Bis man aufgibt.

                                  THE STRANGERS ist ein solcher Film. Der sich Zeit nimmt (obwohl er nicht einmal 80 Minuten lang ist) und sich das auch leisten kann. Während der blöde Anfang einem klarmachen möchte, dass man gleich einem wahren Ereignis beiwohnt, macht man sich nämlich innerlich darauf gefasst, dass das Haus nicht Sicherheit, sondern Tod bedeutet. Und so ist man als Zuschauer sofort aufmerksam, wenn die Handlung dort ankommt. Wenn die Fremden dann nach einiger Zeit zum ersten Mal maskiert auftauchen, sieht man sie wahrscheinlich nicht einmal. Der Film packt den Zuschauer nicht beim Kopf, reißt ihn an den Bildschirm und schreit ihn an: „GUCK MAL DA HINTEN IN DER ECKE!“ Er lässt Spielraum und baut Minute für Minute Spannungsbaustein über Spannungsbaustein, bis am Ende alles übereinanderkracht und Chaos entsteht.

                                  Regisseur und Drehbuchautor Bryan Bertino verfällt dabei zu keiner Zeit den gängigen Splatter-Reizen. Stattdessen bleibt er ruhig, sachte, vertraut der Tatsache, dass das Unbekannte immer mit Furcht verbunden ist und schafft es sogar, in all dem Terror einen Kommentar einzubauen. Wenn nämlich die Einbrecher ihre Taten damit begründen, dass Liv Tyler und Scott Speermann (die beide wirklich nichts erwähnenswertes leisten) „gerade zuhause“ gewesen wären, wird die Willkür offenbart. Zudem lässt Bertino seine Hauptdarstellerin drei Töne auf einem Klavier spielen. In völliger Ruhe. Das Klavier, das, vielleicht sogar unbestritten, zum wichtigsten Instrument der Musikgeschichte zählt. Das Klavier, das die schönsten Melodien und Lieder hervorbringt. Das Klavier, das einem, wenn Tyler diese Töne spielt, ins Fleisch zu schneiden scheint, so erschreckend kalt, kratzig und unangenehm kommen einem die Geräusche vor. Die im Haus verteilten Rosenblätter verlieren ihre Positionen im Haus zunehmend und werden durch Blutflecken und blutige Messerklingen verdrängt.

                                  Bertino zeigt uns, dass es Schönes und Hässliches in dieser Welt gibt. Das mag zunächst wenig überraschend und ein wenig beruhigend sein, aber er mahnt auch, dass das Hässliche dazu neigt, das Schöne zu überschatten. Es unkenntlich zu machen. Vielleicht zeichnet es sich ja genau dadurch aus. Vielleicht gibt es weder gute noch schlechte Taten und Dinge, sondern einfach nur solche, die andere überschatten und solche, die sich überschatten lassen. Dann wäre es an der Gesellschaft, das zu ändern. Die überschattenden Dinge beiseitezuschieben und den Dingen, die sonst keinen Platz an der Sonne bekämen, mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

                                  _Smooli

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                                    _Reise durch das Werk des Clint Eastwood

                                    STATION VII: HEARTBREAK RIDGE

                                    „Welches College haben Sie besucht?“ - „Heartbreak Ridge.“

                                    Für seinen Einsatz im titelgebenden Gefecht hat Clints Charakter die Medal of Honor bekommen, was aber allen anderen mehr bedeuten zu scheint, als ihm selbst. Eastwood spielt zwar einmal mehr den chauvinistischen Patrioten, das Erlebte verdrängen kann er wohl trotzdem nicht.
                                    Der Vorspann macht es deutlich: Kriegsgeschehen wird zunächst mit Marschmusik, dann mit lebhafter Country-Musik unterlegt, was deutlich macht, dass es bei all den Irren und Wirren des Krieges letztendlich Soldaten auch einfach nur Menschen sind. Das gezeigte Kriegsgeschehen zeigt dabei zudem zum Großteil nur das Abfeuern von Waffen, die Folgen daraus werden ignoriert. Man kann eben nicht nachfühlen, was man mit dem Knicken des Zeigefingers alles anrichten kann.

                                    Diese interessante Eingangssequenz wird gefolgt von der Einführung von Eastwoods Charakter. Zynisch, gewaltbereit, stolz. Der Anfang macht mächtig Spaß. Die Dialoge sind lustig und es passiert genug, dass man gerne gewillt ist, dranzubleiben. Auch Eastwoods Inszenierung kann man loben, nach HONKYTONK MAN, der schon solide war, führt Eastwood seinen Weg hier fort und ist auf dem besten Wege, zu seiner heute bekannten Stärke zu gelangen. So gibt es Einstellungen, die wirklich mehr sagen, als tausend Worte und Eastwoods Charakter als den einsamsten Menschen dieser Welt darstellen. So wirkt das alles gewissermaßen durchdacht und stark. Und das obwohl der Film, wenn man darüber nachdenkt, auch ohne Frage in einem Grindhouse-Kino laufen könnte. Aber wie gesagt, Spaß ist dabei.

                                    Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Ab dann geht nämlich die Luft raus. Und das Finale, der Kriegseinsatz, kommt leider ein paar Minuten zu spät. Die zu lange Laufzeit von 130 Minuten hätte man locker um eine Viertelstunde kürzen müssen. Sonderlich unfertiger hätte der Film auch dann nicht gewirkt. Man hätte also guten Gewissens ein paar Szenen streichen können.
                                    Was aber für mich der größte Aspekt für meine leicht negative Wertung ist, ist folgender. Der Film verkauft Krieg als ein Abenteuer. Drill oder gar der Krieg an sich werden nicht wirklich kommentiert, geschweige denn kritisiert, sondern als legitimes Mittel zum Zweck verkauft. Nachdem ich bei BAND OF BROTHERS neulich gesehen habe, wie es funktionieren kann, wirkt das hier geradezu verherrlichend, bzw. realitätsverleugnend. Hier geht es weder um Sinn/ Unsinn des Krieges, noch um Nutzen/ Kosten solcher Aktionen, noch um die Männer, die ihr Leben auf’s Spiel setzen. Namen gibt es unter den Soldaten nicht. Alle heißen Marine und haben sich auch so auszuweisen. Das bläut Clints Charakter allen mehrmals ein.
                                    Dass das Abenteuer Krieg dann nicht einmal sonderlich spannend, spektakulär oder präzise inszeniert ist, rundet das alles nur noch ab.

                                    Der Film wurde in etwa zeitgleich mit PLATOON oder FULL METAL JACKET veröffentlicht und geht ganz einfach zu Recht zwischen diesen großen Namen unter, weil hier Verherrlichung aufgrund von Desinteresse regiert. Das ist nicht mehr als schade zu bezeichnen, das ist eigentlich eine Frechheit.
                                    Kann man wohl der politischen Gesinnung Eastwoods in die Schuhe schieben. Dieser Kritikpunkt überschattet für mich ganz deutlich den Spaß, den ich anfangs noch hatte. Wer einen spaßigen Abenteuerfilm drehen will, sollte diesen vielleicht nicht vor einem Kriegshintergrund spielen lassen.

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                                    _Smooli

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                                        „In diesen Film werden Sie Ihre Freunde und Bekannte hineinschicken. Aber bitte, verraten Sie ihnen nicht den Schluss. Bringen Sie sie nicht um die erregende Spannung der letzten Minuten in ZEUGIN DER ANKLAGE.“ hört man eine Stimme sagen, sobald der Abspann anfängt. Na gut, mach ich nicht.

                                        Da sitzt er. Sir Wilfried Roberts. Kürzlich erlitt er einen Herzanfall. Alkohol, Zigarren, Stress. Von all dem soll er sich fernhalten, es sei gefärhlich. Und jetzt sitzt er im Gerichtssaal, ist Verteidiger in einem Mord(s)prozess und verteidigt was das Zeug hält, Zigarren hat er da schon lange geraucht und Alkohol ist auch nicht in weiter Ferne. Aber was macht er, wenn er nicht verteidigt? Er hört zu, starrt in die Leere vor sich und spielt mit seinem Monokel, das an einem Band um seinen Hals hängt und sich schnell dreht. Es scheint ein Tick des Sir Roberts zu sein, denn man sieht ihn einige Male, wie er mit dem runden Glas beschäftigt ist. Anfangs wird gar von einem Monokel-Test gesprochen, den der Angeklagte übrigens zweifellos besteht. Was das für Ausmaße hat, würde ich gerne schreiben, aber der nette Herr im Abspann hat ja gesagt, dass ich das lassen soll. Und er hat sogar bitte gesagt, also sind mir hier die Finger gebunden.

                                        Billy Wilder nimmt sich einmal mehr ein Element und setzt es nicht nur zum perfekten Moment sondern auch auf eine grandiose Art und Weise in Szene. Vor allem bei einem Gerichtsdrama wie diesem hier, wenn die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß, Schuldig und Unschuldig, Recht und Unrecht, Lüge und Wahrheit nicht nur verwischen, sondern geradezu durcheinander gewürfelt werden, ist das sich ständig drehende Monokel nicht nur ein Anhaltspunkt für den Zuschauer, sondern erzählt uns auch etwas über das Innenleben des Sir Roberts.

                                        Aber das, was diese kleine runde Sehhilfe für mich am interessantesten macht, ist die Tatsache, dass sie sich dreht. Wilder zeigt dadurch, dass all das, Schuld, Recht, Moral, Liebe, Vertrauen, Sym- und Antipathie, ganz einfach Ansichtssache ist.

                                        _Smooli

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                                          • Den Gesetzesentwurf halte ich ebenfalls für unsinnig, bin aber Nichtraucher. Nur weil eine Filmfigur raucht durchbricht sie ja nicht die vierte Wand und sagt: "Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erhebliche Freude zu."
                                            Und was wäre Hans Landa ohne seine Pfeife?

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                                            • Das war wohl Findet Nemo. Meine erste Frage danach an meinen Papa:
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                                                STATION VI: HONKYTONK MAN

                                                Mit unter 100 Bewertungen kann man HONKYTONK MAN wohl mit Recht zu einem eher unbekannteren Film in Eastwoods Filmographie zählen. Das ist schade, aber auch verständlich, da er vor allem ab dem Jahre 2000 einige große Filme veröffentlicht hat. Dennoch lohnt es sich durchaus, diesem kleinen Film eine Chance zu geben.

                                                „We weren’t land chasers, we were dream chasers.“

                                                Es reichen die ersten paar Sekunden, um den minimalistischen Stil in Eastwoods Regie auszumachen. Für mich unterstützt das sehr gut die Geschichte, die in diesem Road-Movie erzählt wird.
                                                Red ist ein mittelerfolgreicher Countrysänger, der sich mit seinem Neffen nach Tennessee aufmachen möchte, um ein Konzert in einem großen Theater ergattern zu können. Auf dem Weg machen sie Halt in ein paar Honkytonks (Bars) wo Red ein paar Auftritte hat, bevor sie weiterreisen. Red schert sich dabei weniger um Gesetz, lässt seinen Neffen trinken, fahren, kauft ihm sogar eine Prostituierte und klaut Hühner. All das wird jedoch nicht wirklich verherrlicht, oder kritisiert, sondern ganz einfach gezeigt. Der Neffe (Whit) sieht zum ersten Mal die Welt außerhalb des Hofes seiner Eltern. Er lernt das Leben außerhalb seiner hütenden und konservativen Familie kennen. Das mag zwar nicht immer legal und unanfechtbar sein, aber dafür ist es ehrlich. Auf den Punkt. Geradeheraus.
                                                Ein Road-Movie kennzeichnet sich dadurch aus, dass die Reise als eine Art Metapher gesehen werden kann. Und so wird die Reise der Männer zu einem Trip voller Hoffnung, Träumen und der Suche nach Freiheit. Hierbei macht der Film deutlich, dass Freiheit nicht durch Geld, sondern durch Zusammenhalt und Vertrauen erlangt werden kann und dass die Vergangenheit eines Menschen diesen genau so charakterisiert, wie seine Träume und Wünsche.

                                                Die Abstriche, die man leider machen muss, setzen sich hauptsächlich durch die Form zusammen und weniger durch den Inhalt, der zwar am Ende hin etwas zu viel des Guten wird, aber im Großen und Ganzen zu überzeugen weiß.
                                                Vor allem nach einer Stunde nämlich, sind hier und da ein paar saftige Längen zu finden. Der Film tritt ein wenig auf der Länge und ist so im Gesamtkonzept wohl in etwa 20 Minuten zu lang. Das ist schade und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Auch dramaturgisch und technisch ist der Film nicht komplett ausgefeilt. Dann fällt eben doch hier und da auf, dass Eastwood noch eine weite Entwicklung vor sich hat. Die Ruhe in der Inszenierung besitzt er zwar, jedoch kennzeichnet sich diese noch nicht durch die Erhabenheit aus, die er sonst seinen Filmen verleihen kann.
                                                Außerdem gibt es doch hin und wieder ein paar Momente, in denen der Minimalismus gefährlich Dilettantismus gleicht, was nicht ärgerlich, aber ein wenig belustigend sein kann. So ist der Schnitt zum Beispiel manchmal wirklich etwas kantig gesetzt.

                                                Letzten Endes ist es jedoch vor allem die Musik, die in diesem Film überzeugt und ihn auch teilweise sehenswert macht. Mir gefallen die musikalischen Stücke, die Eastwood zum Besten gibt wirklich gut. Nur hätte ich mir gewünscht, dass man ihnen mehr Zeit eingeräumt hätte und dafür anderswo gekürzt hätte. Aber das ist nur meine Einstellung, ich kann von Musik nämlich selten genug bekommen, wenn ich erst einmal Blut geleckt habe.
                                                Clint Eastwood beweist in diesem Film, dass er ein Mann mit vielen Talenten ist. Sein Schauspiel ist in Ordnung. Es könnte besser sein, aber das Drehbuch macht ihm da manchmal einen Strich durch die Rechnung, wenn es hier und da hölzern wie ein Floß ist und deshalb nicht so butterweich vorgetragen werden kann. Alles in allem aber nimmt man ihm den impulsiven Musiker mehr als ab. Interessant ist auch zu sehen, dass sein Neffe von seinem leiblichen Sohn dargestellt wird. Ergibt eine interessante Chemie. Mehr von Kyle müsste ich aber jetzt nicht unbedingt sehen. Mehr von Clint aber auf jeden Fall.

                                                Nächste Station: HEARTBREAK RIDGE

                                                _Smooli

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                                                  Wenn ich ganz ehrlich bin, hat der Film mich dann doch etwas überrascht. Ich wusste vorher lediglich, dass Wilder für den Film zuständig war, dass Monroe hier zu ihrem ikonischen U-Bahn-Zugluft-Auftritt kommt und dass Wilder mit dem Film richtig unzufrieden ist und ihn gern noch einmal gedreht hätte.

                                                  Und vor allem Letzteres kann ich nicht nachvollziehen. DAS VERFLIXTE 7. JAHR ist eine ganz großartige Komödie, die den Zuschauer an die Gedanken eines verheirateten Mannes, dessen Frau und Kind in den Urlaub fahren, und einer jungen alleinlebenden Frau heranführt. Dabei werden Stereotypen ebenso bedient, wie hinterfragt und mit einem verschmitzten Lächeln offenbart. Die Dia- und Monologe, die den ganzen Film ausmachen sind Wilder-typisch knackig und auf den Punkt. Der Witz kommt oft daraus, dass der Zuschauer stets schlauer als die Figuren zu sein scheint und deshalb liebevoll auf sie hinunterschaut. Während des Schauens sind mir mehrere spätere Serien/ Filme eingefallen, deren komödiantischen Einflüsse mehr als deutlich hier zu finden sind.

                                                  Wilder mag den Film nicht, weil er ihm zu brav geworden ist. Aber genau dieses Brave ist es für mich, das den Charme und die Natürlichkeit ausmacht. So ist es hier einzig und allein die Versuchung, mit der sich der Film beschäftigt. Und mit dieser kann man sich doch viel eher identifizieren als mit der Tat an sich. Und die Versuchung wird hier personifiziert und wirklich greifbar. Schließlich ist es Marylin Monroe.

                                                  THE SEVEN YEAR ITCH ist ein ganz wunderbarer, kleiner aber feiner Film, der selbstironisch, selbstbewusst und selbstreferenzierend arbeitet und so nicht nur meinen Humor trifft, sondern auch einige überraschende Lacher provozieren kann und eine weitaus bessere Figur macht, als der gängige Komödien-Kram.

                                                  Abschließend möchte ich meinen Helden des deutschen Humor zitieren, der das Sujet des Films für mich perfekt zusammenfasst und mich immer wieder zum Lächeln bringt:
                                                  „Männer sind… Und Frauen auch. Überleg dir das mal.“

                                                  _Smooli

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                                                  • Da hast du aber schon Einiges ertragen müssen, Doctor. Schöne Sammlung!
                                                    Ich hab solchen Leuten anfangs gerne noch lang und breit geantwortet und Punkt für Punkt ihre "Argumentation" zuschossen, aber mittlerweile hat mich da wohl etwas die Geduld verlassen.
                                                    Wenn das Psychogramm in einem Punkt annähernd richtig ist. Dann ist es hoffentlich der, bei dem der User von deinem Schreibstil auf den Körperbau deiner Freundin schließen konnte. :D
                                                    Auf die nächsten 7. (Ich hab eben Das Verflixte 7. Jahr von Wilder geguckt. Das kann kein Zufall sein...)