Sonse - Kommentare
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Alle Kommentare von Sonse
Billions ist eine Hahnenkampf-Serie mit guten Drehbüchern und einem tollen Ensemble, in deren Zentrum das Duell zwischen District Attorney & Eliot-Spitzer-Verschnitt Chuck Rhoades (Paul Giamatti) und dem Hedgefund-Superstar Bobby Axelrod (Damian Lewis) steht. Die Schlacht verkompliziert Wendy Rhoades (Don-Draper-Dumper: Maggie Siff), Ehefrau des Anwalts, die wiederum seit vielen Jahren für Axelrod arbeitet. Interessenkonflikt? Aber so richtig! Amüsant ist beim Billions-Schauen außerdem die Selbstbeobachtung: Schlägt man sich auf eine der beiden problematischen Seiten - und wenn ja, welche? Und was sagt das über einen aus? Ich war bisher nahezu durchweg Team Chuck. Und ihr? :)
Sehenswerte Le Carré-Verfilmung, die an einigen Stellen etwas zu sehr mit Ian Fleming flirtet. So empfiehlt sich Tom Hiddleston als nächster Bond. Während Hollander und Zwei-Meter-Grace-Kelly Debicki etwas zu flache Figuren abbekommen haben, sind Colman und Laurie die klaren Stand-Outs. Die einzige gemeinsame Szene der beiden ist auch das Highlight der ansonsten leider misslungen letzten Episode, die eine viel zu runde und unschlüssige Auflösung präsentiert.
Heute entdeckt, dass diese fantastische Doku, die schöner erzählen kann als die meisten Drehbuchautoren, endlich verfügbar ist! Juheee!
Dass überdies ein Film über ein überlanges, immer teurer werdendes, und von viel Seufzen, Streit und Tränen geplagten Großbauprojekts wie die Renovierung des Amsterdamer Rijksmuseums nun erst sehr spät als Import, nur auf DVD und natürlich maßlos überteuert zu beziehen ist, während der Online-Händler meiner nicht vorhandenen Auswahl auch noch eben jene, von mir hier oben vor über einem Jahr formulierte, Inhaltsangabe für sein Angebot dreist kopiert hat... - ja, das trifft den charmanten Humor dieser Dokumentation ganz vortrefflich. Ganz klar. Ich muss sie haben. Shut up, and take my money!
Gone Girl ohne Psychopathen! "Doctor Foster" ist klasse und zum Glück keine Ärzteserie, trotz des blöden Titels, sondern ein BBC-Drama in fünf Episoden (es soll allerdings eine Staffel 2 geben) über eine implodierende Ehe. Hauptdarstellerin Suranne Jones ("I'm a wolf tonight") ist super, insbesondere in Folge 1und 5 (die Dinnerszene!). Ich bin über die Serie vor kurzem auch nur zufällig bei meinem jüngsten Bertie-Binging ♥ gestolpert. Empfehlung!
Höchst unterhaltsames Buddy-Cop-Movie, das durchaus noch etwas mehr zu bieten hat als die Faultiere im Trailer. Zootopia aka Zootropolis aka Zoomania hat überdies ganz viel Message und meint's gut. Dafür eine grinsend-sympathisierende 7.5, mehr ist jedoch definitiv nicht drin. Dafür gibt's zu viele Popkultur-Referenzen (wenn auch nicht so schlimm gehandhabt wie in den meisten Dreamworks-Animation-Filmen), die den Film in wenigen Jahren ungemein altern lassen werden. Und schließlich ist eben die positiv gemeinte Botschaft des Films viel zu schnell problematisch, wenn man über die Analogien und Anthropomorphismen nachdenkt. Ein Glück also ist der Film flott erzählt und kurz.
Ohne Kim Bodnia war ich doch ein wenig skeptisch, mochte ich doch gerade das Zusammenspiel des ungleichen Teams in den beiden Staffeln zuvor. Aber Sofia Helin kann das auch allein bzw. bekommt mit Thure Lindhardt einen neuen Partner und beide können schön gemeinsam kaputt sein beim Killer-Aufspüren. Funktioniert! Darf gerne weitergehen.
Da hab ich nach Being John Malkovich und Eternal Sunshine of the Spotless Mind viele Jahre immer gedacht, dass nur Spike Jonze und Michel Gondry ohne Kaufman nicht so interessant sind - zu wunderlich sentimental oder zu abgehoben verspielt - muss ich das spätestens nach "Anomalisa" auch umkehren. Kaufmans im Kern relativ ähnliche, verzweifelt-existenziellen Geschichten brauchen solche Filmemacher wie Jonze und Gondry. Sie brauchen sich gegenseitig. Sie verleihen seinen Drehbüchern die Magie und er ihren Filmen die Tiefe.
Ich möchte bitte ein Spin-Off oder am besten eine ganze Serie über Baum (Steve Carrell) und sein Team (Jeremy Strong, Rafe Spall und Hamish Linklater) aka "the world's angriest hedge fund", aber bitte auch unbedingt aus McKays und Randolphs Tastaturen. Wie diese vier Figuren von ihrem hervorragenden Drehbuch vorgestellt werden (http://www.paramountguilds.com/pdf/the-big-short.pdf, S. 23ff.), ist vermutlich mein Highlight in diesem an großartigen Szenen reichen Film, vor dem ich allein schon deswegen voller Ehrerbietung bin, gelingt es ihm doch ein staubtrockenes Thema zugleich unheimlich unterhaltsam, augenzwinkernd und einigermaßen aufschlussreich und mit Gewissen zu erzählen, und mich dabei sogar für eine Art Episodenfilm (das Genre mag ich gar nicht) zu begeistern. Nicht mal Pitt nervt, sondern macht einen guten Job, obwohl er sich in seinem eigenen Film wieder mal als moralische Instanz besetzt. Extrem gelungen: AAA. Was auch immer das wert ist.
Wo Kirby Dick drauf steht, ist auch Kirby Dick und damit "Michael Moore light" drin. Mit seinen Biografie-Dokus lief es vor 15-20 Jahren vermutlich nicht so gut und nach dem Erfolg von Moore, entdeckte Dick den Agit-Prop für sich.
Was bei einem kruden Angriff auf die MPAA mit "This Film is not yet rated" noch ganz amüsant und aufschlussreich ist, ist bei härteren Themen deutlich schwieriger zu akzeptieren. Vergewaltigungen und Vergewaltigungsvorwürfe - hier an US-Unis - verlangen da doch eine akribische Recherche und Darstellungsform, die so unangreifbar wie nur möglich sein muss, umso mehr wenn auch noch Partei ergriffen wird.
Der empörte Aufschrei des Films, dass Opfer von Vergewaltigungen kaum Hilfe seitens der Uni, sondern oft gar das Gegenteil davon, zu erwarten haben, ist ein verständlicher. Die dahinter stehenden Strukturen aus Studentenverbindungen, College-Sport und Uni-Politik und -Finanzierung der spannendste Aspekt der Problematik, der mir zu kurz kommt.
So erschütternd die Berichte der Opfer hier auch sind, die heikle Art der Präsentation, die vor allem auf größtmögliche Aufmerksamkeit abzielt, hilft nur bedingt weiter. Form und Inhalt sind einfach nicht ganz stimmig. Darum bleibt "The Hunting Ground" für mich zwiespältig und ich hätte lieber gesehen, was Alex Gibney aus der Thematik gemacht hätte.
Ordentliche Darsteller und eine spannende Inszenierung... als Zombiefilm (!) ... machen aus „No Escape“ (aus dem namenlosen Kambodscha) unterm Strich einen ärgerlichen Cocktail aus Actionsurvival und rassistischer Fremdenpanik. Wem eine ähnlich hanebüchene Xenophobie in „Taken“ allerdings schon nicht störte, kann ruhig hier auch einen Blick riskieren. Denn spannend isser schon, insbesondere der im Trailer bereits angeteaserte Kinder-Weitwurf in bester Sophie's Choice-Manier.
Noch keinen Kommentar für "Making a Murderer"!? Also diese neue True-Crime-Serie auf Netflix, die klammheimlich zum Star Wars-Start online ging, müsst ihr sehen! Seit "Serial" und "The Jinx" ist die True-Crime-Doku als Unterhaltungsformat "in" und diese Dokumentation eines wahren Falls ist vielleicht sogar der erschütterndste Beitrag bisher. Zum Inhalt möchte ich gar nichts sagen. Lest am besten vorab nichts über "Making a Murderer" und habt sehr viel Zeit, wenn ihr mit den zehn einstündigen Episoden beginnt, weil ihr vermutlich alle am Stück schauen werdet.
Nur soviel: ♥ Dean Strang und Jerry Buting ♥
Wie kann man "Macbeth" verfilmen und an "Lady Macbeth", die wichtigste und interessanteste Figur dieses Stücks, so uninteressiert sein, dass sie zur relativ schwachen und beinahe langweiligen Nebenfigur degradiert wird?
Davon unabhängig will ich keine anmutige, zurückhaltende und feine Dame sehen. Erst recht, wenn die Herren um sie herum, wie es hier der Fall ist, quasi Dreck-Tattoos tragen, grandios vernarbt und gefühlt andauernd am bluten sind, ob all der korrumpierenden Machtkämpfe. Verdammt noch mal, in ihrem wichtigsten Monolog, mit dem sie hier auch eingeführt wird, sagt sie's doch: "Unsex me here, and fill me from the crown to the toe top full of direst cruelty!" Lady Macbeth darf ruhig auch ein wenig over the top sein und in ihrem Machstreben wie ihr Umfeld quasi "nature red in tooth and claw". Soll heißen, ich will sie schreien, kämpfen und flennen sehen. Jedenfalls wirkte Cotillard in Kurzels Film irrealer als die Weird Sisters, als müsse sie in fünf Minuten gleich noch in der nächsten Cinderella-Verfilmung mitwirken.
So eine richtig dolle "Macbeth"-Verfilmung gibt's bisher leider immer noch nicht. Kurzels ist leider auch nicht gelungen und insgesamt eine "mixed bag". Er hat ein paar schöne Einfälle und gute Darsteller, vor allem in den Nebenrollen (Thewlis! Considine! Harris!), nur haben die Macbeths keine richtige Chemie. Mal weiß das Geschehen zu fesseln, mal wirkt es völlig monoton. Die künstliche Bildsprache hat mir gefallen, dennoch habe ich mich über manche Kameraeinstellungen so gewundert wie über den Schnitt oder den eklatantesten CGI-Fehler, der mir seit Great Gatsby ins Auge gehopst ist: Bevor Duncan und Macbeth erstmals direkt miteinander sprechen, laufen in einer langen Totalen rund 20 Männer hintereinander durch die Steinlandschaft. Da wurden aber wohl fünf oder so digital ineinander kopiert, weil in der Mitte des Bilds (!) plötzlich welche verschwinden und gebrochen daneben wieder auftauchen, als würden sie durch ein Dimensionsportal schreiten. Schlampig. Irritierend. Jemand kann ja mal schauen, ob das später in der HE-Fassung korrigiert wird.
Das war wirklich eine andere Zeit! Dabei ist die wahre Geschichte, die hier erzählt wird, gerade mal erst 50 Jahre alt. Sie fühlt sich jedoch so an, als seien es 100 Jahre. So fernab unserer Realität ist heute eine 20 Jahre andauernde Brieffreundschaft zwischen einer eigenwilligen New Yorkerin mit einer Leidenschaft für antiquarische Bücher und eines Angestellten eines winzigen Londoner Second Hand Book Shops, der allein es vermag ihre Bücherwünsche zu erfüllen.
Sie schickt ihre speziellen Wünsche nach bestimmten Ausgaben, der Buchladen in der 84 Charing Cross Road (so der Originaltitel) ihr wiederum, was davon aufzutreiben ist inkl. Rechnung und sie bezahlt per fünf Dollarschein im Briefumschlag. Der Austausch zwischen ihr und Frank weitet sich bald aus, so dass ihr irgendwann auch die anderen Angestellten des Ladens und ihre Familien heimlich Briefe schreiben und sie allen Essen aus Dänemark bestellt und eine Dose Fleisch im verstockten London quasi Partystimmung aufkommen lässt. Zu gerne würde sie London besuchen, kann es sich jedoch all die Jahre über nicht leisten und so bleibt es bei Briefen und Päckchen.
Heute wirkt das alles so irreal, man mag kaum glauben, dass es sich um einen echten Briefwechsel handelt, den Helene Hanff, die New Yorkerin, in ihrem Buch festgehalten hat. Mel Brooks schenkte seiner Frau Anne Bancroft die Filmrechte an 84 Charing Cross Road und produzierte Mitte der 80er diesen hier so unbekannten Film mit ihr und Anthony Hopkins in den Hauptrollen.
Das ist nun alles nicht sehr spannend, dafür jedoch unheimlich charmant und rührend. Außerdem - und da passt zumindest der deutsche Titel - überlässt der Film es wirklich dem Zuschauer, wie viel dieser 'zwischen den Zeilen' und aus den Gesichtern der Darsteller an Freundschaft, Liebe, Freude und Traurigkeit nun tatsächlich lesen mag.
High-Concept-Movie für alle, die jene albern-perfiden Low-Budget-Kammer-Mindgames à la Cube oder Exam mögen: 50 Menschen finden sich in einem Kreis wieder und entdecken nach und nach, dass sie sich weder bewegen noch berühren dürfen und die (Mehrheits-)Wahl haben, wer von ihnen es verdient weiterzuleben, weil mindestens alle zwei Minuten jemand sterben wird. Klingt nach billigem Schlock, ist aber doch deutlich interessanter und smarter.
Dem Film gelingt es erstaunlich gut mit so vielen Figuren zu jonglieren, die Spannung aufrechtzuerhalten und humanistische Fragen aufzuwerfen und Debatten zu provozieren. An manchen stellen wird's leider etwas unübersichtlich und nicht sofort nachvollziehbar was eben passiert ist und das Drehbuch erzwingt für manche Figuren eine unrealistisch lange Existenz im Film, um gewisses Konfliktpotenzial aufrechtzuerhalten. Sei's drum, Circle hatte fast die volle Laufzeit über meine Aufmerksamkeit.
Good Stuff aus Österreich! Grotesk, tiefschwarz, fies und ein geniales Ende!
Mein Favorit ist vermutlich dieser verstrahlt-glückliche Dialog:
• Alfred!
- Silke!
• Ich heiß eigentlich Waltraud.
- Das ist ja schrecklich.
• Ja, und ich bin lesbisch.
- Geil!
• Der Bus?
- Egal. Bleiben wir hier und schauen, ob wir uns trotz Missbildungen noch lieben.
Der Beginn einer pragmatischen Liebesgeschichte und dieser kurzen, frechen und relativ erwachsenen Sitcom mit zwei sympathischen Hauptfiguren:
Rob: Did you just say "pregnant"?
Sharon: I want to build a time machine out of your fucking carcass, go back and make it un-happen!
"The Affair" hängt in der Mitte der ersten Staffel etwas durch, droht gelegentlich in Soap-Regionen abzudriften und das Krimielement ist vor allen Dingen ein reines Mittel zum Zweck, doch der Pilot ist ausgezeichnet und ich mochte insbesondere das toll genutzte Rashomon-Device der unzuverlässigen Erzähler und unterschiedlichen Perspektiven, die mehr über den jeweiligen Erzähler selbst verraten, als was wirklich geschehen ist. Ich fand's auch positiv wie die Serie nach einigen Folgen die Struktur aufbricht, bevor es langweilt, springt und weitschweifige wie wunderbar subtil platzierte Bezüge und Symbole unterschiedlicher Geschichten zueinander platziert. Außerdem schreitet sie fest voran und gibt dem Zuschauer mit jeder Episode weitere Entwicklungen und neue Informationen. Das emotionale Zentrum und der Grund warum "The Affair" funktioniert sind jedoch ihre grandiosen Hauptdarsteller, die vor allem in den zahlreichen intimen Two-Hander-Liebes- und Zerfleischungsszenen alle durch die Bank hervorragend sind. Außerdem ist Fiona Apples Titelsong wunderbar.
Diese Dokumentation von Matthew Heineman ist für ihre Kamerarbeit vollkommen zurecht ausgezeichnet worden. Der Zugang, den die Filmemacher hatten, und ihre Bilder sind das, was "Cartel Land" sehenswert macht.
Primär geht es hier jedoch keinesfalls um den Drogenkrieg an der amerikanisch-mexikanischen Grenze, sondern um die AutoDefensas in Michoacán im Südwesten Mexikos. Eine schwer bewaffnete Bürgerwehr, ihren charismatischen Anführer "El Doctor" (Typ Omar Sharif) und deren Kampf gegen die Caballeros Templarios und andere Kartelle, welche die Region in fester Hand haben und gegen die der Staat nicht ausreichend vorzugehen scheint.
Lange Zeit wirkt es so, dass der Film regelrecht mit den AutoDefensas, die letztlich trotz allen Muts und teils vielleicht guten Intentionen eben doch nur ein organisierter Mob sind, sympathisiert, denn die Gegenseite und kritische Stimmen kommen kaum zu Wort. Im letzten Drittel kriegt "Cartel Land" aber die Kurve und zeigt die Verstrickungen der Beteiligten auf, die teils gleichzeitig der Bürgerwehr und der Polizei angehören sowie hochrangige Mitglieder von ein bis zwei Drogenkartellen sind. Hier hätte ich gerne mehr erfahren und auch die Drogenkartelle selbst und ihre Strukturen hätten weit ausführlicher, gerne auch etwas didaktischer, behandelt werden sollen.
Stattdessen springt der Film gelegentlich für fünf Minuten zu einer diffusen Selbstjustiz-Truppe ("Arizona Border Recon") auf die amerikanische Seite der Grenze zu Mexiko. Hier passiert eigentlich nichts weiter, als dass ein Mitglied ("Nailer") zu seinen Motiven Stellung nimmt. Die sind zwar auch nicht uninteressant, doch empfinde ich den Vergleich zu den AutoDefensas als eher unpassend. Die selbsternannte US-Grenzpatrouille in Camouflage wirkt nicht so, als ginge es ihr vor allem um die mexikanischen Kartelle, sondern darum illegale Einwanderer generell fernzuhalten. Das Problem der Bevölkerung von Michoacán wirkt wesentlich größer, realer, unmittelbarer und komplexer. Der Vergleich untergräbt das Leiden der Mexikaner unter den Drogenkartellen sowie die Bedeutung der AutoDefensas. Hierauf hätte der reine Fokus von "Cartel Land" liegen sollen.
Wer die drei Episoden von "Residue" auf Netflix schauen möchte, der sollte vorab wissen, dass er sich damit im Prinzip nur auf einen längeren Piloten für eine Serie einlässt, die zumindest bisher nicht verlängert wurde. Das bedeutet, hier wird absolut gar nichts aufgelöst und das ist angesichts der rätselhaften und trägen Erzählung doch etwas unbefriedigend. "Residue" klingt für alle Dystopie-Fans erstmal verlockend: Eine große Explosion im Stadtzentrum einer ungenannten UK-Depri-Metropole der Zukunft, Blade Runner-Touch, Quarantänezone und Regierungsverschwörung, merkwürdige Todesfälle, gruselige Vorkommnisse... Außerdem mit Tonks, Bolton jr. und Jamie Draven, bei dem mir nicht einfallen mag, woher ich den kenne, eigentlich okay besetzt und von den Misfits und Utopia-Machern erdacht... Leider gelingt diesen drei Episoden nur eine bedrückende Atmosphäre und wirklich fantastische Farb- und Bildkompositionen. Das ist zwar auch schon was, aber die Charaktere bleiben in diesen immerhin 120 Minuten komplett flach und Spannung will auch keine aufkommen.
Lief kürzlich nebenher, als ich das TV-Gerät noch nicht abgeschaltet hatte und ziemlich bald saß ich vollkommen unerwartet gefesselt auf der Couch. Verkehrte Welt! Meist läuft das genau andersherum ab. Ja, "Für Elise" ist deutsches Problemkino (Plattenbau, toter Vater, Mutter Alkoholikerin, pleite...) und die junge Elise kratzt als scheinbar einzig erwachsene Figur des Films mit all ihren Talenten und ihrer Vernunft mächtig am Mary Sue-Klischee, aber die Darsteller sind wirklich großartig intensiv - insbesondere Christina Große und Jasna Fritzi Bauer, die ich bisher gar nicht auf dem Schirm hatte. Lohnt sich!
Die südkoreanische Antwort auf "Office Space" (Alles Routine, 1999), nur eben als Horrordrama. Etwas Besseres als den Tod findest du überall bzw. schneller Kündigen mit Won-Chan Hongs "Office": Gesellschaftskritik an moderner Firmenkultur, dem Büro als Hort des Horrors und Brutstätte von Monstern und Mördern. Nichts Neues, aber gut beobachtet und weitgehend stimmig inszeniert, da seien dem Film die einzelnen faulen Jump Scares vergeben. Sung Woong Park ist außerdem super als melancholischer, kluger Inspektor. Der (leider) einzig gute Film, den ich dieses Jahr auf dem Fantasy Filmfest gesehen habe.
Eine luftig-leichte Agentenkomödie für den Sommer, deren Plot kaum wahrnehmbar vom schicken Retro-Look, dem hübschen Cast und den Urlaubslocations ablenkt. Guy Ritchie hält sich angenehm zurück. Er lässt seine zwei Agenten lieber einen guten Wein trinken statt sich zu kloppen und sie ausgiebig über Handtaschen, Mode und Familie diskutieren. Dabei handelt er die Action mehrmals schnell per Split-Screen ab. Die Gags funktionieren nicht alle, manchmal bricht Ritchie doch noch mit Unnötigem durch (der Buggy und die Matschschlacht!?), aber der Film bleibt durchweg unterhaltsam. Wer aktuell einen spannenden und wirklich guten Agententhriller sehen möchte, der muss sich "M:I - Rogue Nation" im Kino anschauen, wer's lieber etwas amüsanter und entspannter möchte, der macht mit MUNCLE nichts verkehrt. Klarer Fall von 6.5er-Film, mit Armie Hammer-Bonus wird eine 7/10 draus. Cheers!
Oh, bitte niemals diese Synopsis da oben korrigieren. Aber - just in case - halte ich sie hier mal inklusive aller "Eigenwilligkeiten" fest:
"In einer Postapocalyptischen Zukunft sind die meisten Männer zeugungsunfähig. Als eine von Sam Hell vergewaltigte Frau Schwanger wird wird er gezwungen gegen Straffreiheit möglichst viele Frauen zu Schwängern. Einige werden aber von den Mutierten Froschmenschen gefangengehalten."
Diese Reihe mag ich einfach, selbst wenn #2 auf meiner Hassliste steht. Als Kind habe ich die Serien gesehen und seitdem jeden der Filme im Kino. Der erste von De Palma ist nun auch schon beinahe erschreckende 20 Jahre alt...
Rogue Nation ist durchweg gelungen, alles in Marokko ist super und er hat mit Rebecca Ferguson als Ilsa Faust, She Wolf of Casablanca, die bisher beste Frauenfigur an Bord (was bin ich froh, dass Jessica Chastain keine Lust auf mehrmonatiges Training hatte). Trotzdem habe ich Paula Patton als echtes Teammitglied vermisst und es fehlte mir der absolute Größenwahnsinn und die Eleganz von meinem bisherigen Liebling "Ghost Protocol" (Kreml, alles in Dubai). McQuarrie ist halt einfach nicht so wahnwitzig frech und fancy wie Brad Bird. Gleichzeitig hat er mal einen ordentlichen Bösewicht und ein, für M:I-Verhältnisse, halbwegs kohärentes Drehbuch verfasst, das schön "tight" konstant die Spannung hält, sowie eine Vielzahl schöner Filmzitate enthält. Der nächste Teil kann kommen! Gerne auch wieder mit mehr Teamwork.
Der K2 kostet im Schnitt einem von vier Bergsteigern, die den Gipfel erreichen, das Leben. Das noch immer ungeklärte Unglück am K2 im Jahr 2008 tötete 11 Kletterer an einem Tag. Hier steckt eine spannende Doku eines Bergdramas à la "Touching the Void" drin. Die Aufnahmen sind großartig (wie der spitze Schatten des K2 sich bis ins ferne China erstreckt...), die tragische Geschichte gibt was her, aber wow - ich habe noch nie so einen beinahe Totalausfall von Regie und Schnitt einer Doku gesehen. "The Summit" wäre fokussiert und chronologisch erzählt am besten ausgefallen, leider jedoch springt der Film permanent hin und her, wiederholt Passagen und schmückt das Ganze mit komplett unbedeutenden Nebengeschichten aus, die ungemein verwirren, nichts erklären und jegliche entstandene Spannung tilgen. Noch dazu markieren die Doku-Filmer nicht die (beeindruckend) nachgespielten Szenen und mixen Schauspieler mit echten Talking Heads, was zur allgemeinen Konfusion beiträgt. Schließlich nervt auch die offenkundige Agenda des Regisseurs seinen Landsmann Ger McDonnell als großen Helden zu zeichnen.