Sonse - Kommentare
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Alle Kommentare von Sonse
"You mustn't be afraid to dream of a bulletproof van, darling."
Der Typ aus "Shutter Island" hat schon wieder ein Familienproblem. Dieses Mal heißt er Dom Cobb... Und jetzt noch mal alle gemeinsam und ganz laut im Chor: Dom Cobb.
Diesmal geht's um Ideenverpflanzung per Traumflüsterung. Wie gut das funktioniert, weiß jeder, der schon mal versucht hat seinen Eltern ein Tonband unters Kopfkissen zu schmuggeln, das ihnen im Schlaf einen fixen Gedanken geben sollte wie "Mein Kind braucht mehr Taschengeld. Mein Kind..." Na gut, es ist doch einen Funken komplizierter in "Inception".
Nolan hat's wieder geschafft, dass ich seinen Film mag und hat für mich dadurch eine erstaunlich weiße Weste. Nolan hat's auch wieder geschafft nach "The Dark Knight" einen weiteren umhypten Sommerblockbuster zu schaffen, dem größtmöglicher Konsens gelingt, so dass nur seine fanatischen Fanboys gegen ihn sprechen, indem sie keine alternative Meinung zulassen die Abseits purer, kritikloser Anbetung formuliert ist. Das ist bedauerlich, denn eigentlich will man dieser Art Film doch seinen Erfolg gönnen. Ist doch toll, dass Zuschauer auch in Massen einen Hollywood-Film feiern können, der sie nicht für dumm verkauft, für den ich nicht drei Sätze, sondern doch rund fünfzehn Minuten benötige um ihn verständlich einem anderen Menschen zu erzählen und zu erklären. Schön auch einen Film zu sehen, der mit seinen Bildern bedeutend mehr beeindruckt als jeder Film für den ich bisher so eine Plastik-"Sonnenbrille" aufsetzen musste.
"Inception" ist richtig gut. Nolan finde ich außerhalb des Batman-Franchises ohnehin interessanter, aber was ich gestern abend gesehen habe kommt für mich in keinem Moment an "The Prestige" heran. Der Zauberer-Film macht für mich viel mehr richtig als Nolans neuer.
Schöne Ideen hat "Inception", fast schon ein wenig zu viel: Die Behandlung von Zeit auf den verschiedenen Traumebenen, die Totems, der physikalische Einfluß der letzten vorangehenden Ebene auf die jetzige, die aggressive Reaktion des Träumers auf vermutetes falsches Spiel, die Grenzen der Traumwelt, die Imitation von Personen im Traum... Liebend gerne hätte ich mehr davon gesehen, aber leider konnte das alles nur angerissen werden, da der Film versucht drei Dinge zu erzählen, während er besser daran getan hätte sich auf zwei zu konzentrieren.
Der notwendige Aspekt ist die Erklärung der Welt, also der Existenz, den Zweck und die Anwendung einschließlicher aller Regeln von "Inception". So etwas gelingt nur selten elegant, aber ich war zufrieden. Insgesamt ist es recht leicht dem Film zu folgen, denn Nolan verlangt zwar ein wenig Mitdenken, aber sein Drehbuch ist letztlich doch unaufhörlich am erklären. Nachdem mir ein Charakter zum vermutlich fünften Mal sagte, dass diejenigen in den tieferen Ebenen mehr Zeit haben als jene weiter oben, war ich doch kurz versucht zu rufen: "Ich hab's kapiert, das brauchst du mir nicht noch x-mal erklären!" Das Aufstellen großflächiger Informationsschilder nahm mir also ein wenig den Spaß, da wäre auch weniger mehr gewesen.
Überhaupt habe ich mir den Film zerebraler gewünscht, herausfordernder für den Zuschauer, aber auch was den Handlungsverlauf anbelangt. Wie viel mehr hätte ich es genossen, wenn der Heist den letzten Funken Geschick unserer erfahrenen Traumtrickser erfordert hätte, im vorgaukeln von Realitäten und jonglieren mit der freien Radikalen, dem Opfer, im Plan. Wenn die Gefahr viel größer gewesen wäre, das Opfer käme womöglich dahinter. Leider war jemand der Ansicht das Drehbuch benötige um massenkompatibel zu sein ganz viele Schusswechsel. "Very American. Fire enough bullets and hope to hit the target." Ich fand die Menschen, die einen als Fremdkörper identifizieren, anstarren, anrempeln und stetig unfreundlicher werden bedeutend spannender und bedrohlicher, als diese flink als Hirneinbruchssicherungssystem rechtfertigte bewaffnete, gesichtslose Schergen, die permanent und dafür nahezu erfolglos auf unsere Helden ballern, damit diese beschäftigt sind, ohne von ihrem Heist an sich wirklich angestrengt zu werden.
Die beiden weiteren Plotfäden sind Dum Kopps private Geschichte und der Heist. Welchen man davon wegschneidet, um den anderen weiterzuspinnen ist sicher Ansichtssache. Ich selbst hätte die "battling inner demons"-Story DiCaprios gekappt. Zwar ist diese das Einzige, was der Film wirklich lange im Unklaren lässt und vom Zuschauer mehr verlangt als aufmerksames folgen der Handlung, doch kam sie eben gleichzeitig zu kurz um bei mir irgendeine emotionale Bindung an die Charaktere zu schaffen. Und ohne diese, verzichte ich auf deren Probleme gerne. Da habe ich lieber einen elaborierteren Mind-Heist mit ausreichendem Einsatz der ganzen Ideen dieser Welt, der über bloße Exposition hinausgeht. Da lerne ich lieber mein mit hervorragenden Schauspielern besetztes Team besser kennen und reduziere sie nicht nur auf ihre reine Funktion innerhalb des Heists.
Ja, ich finde in "The Prestige" webt Nolan eleganter, intelligenter, effizienter, tiefsinniger, dramatischer und herausfordernder seine Geschichte. Dennoch ist "Inception" wunderbares Kino und besteht (wenn für mich auch knapp) die Hawkssche These "A good movie is three good scenes and no bad scenes". Zwei Szenen finde ich nicht nur gut, sondern großartig und würde sie mir gerne erneut ansehen: Ariadnes kreativer Ausflug in die Traumarchitektur mit ihrer Stadtfalterei, und natürlich die zweite gravitationslose Ebene mit Arthur und den schwebenden Schläfern. Als dritte gute Szene würde ich mir vermutlich einen der Kicker auswählen oder die Anfangssequenz rund um Saitos Teppich. Zwei Augen zu drücke ich bei der dritten Ebene und ihrem undefinierbaren Kuddelmuddel im Schnee, das sonst durchaus das Prädikat "bad" verdient hätte. Da ist man schon endlich mal an dem Punkt angelangt, wo eine grenzenlose, realitätssprengende Traumwelt im Sinne der Handlung möglich wäre, da muss man sich mit dieser langweiligen Festung im kanadischen Schnee herumschlagen... Da träume ich mir dann doch lieber selbst etwas zusammen, und wenn sie so gut sind wie der Alex aus "Dreamscape", dann können sie meiner REM-Phase auch ganz ohne magischem Verkabelungskoffer beiwohnen. Herzlich eingeladen sind sie, Mr. Nolan.
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Weil ich eure bereits vorhandenen 18 Antworten auf meinen Vormerk-Kommentar ungern löschen möchte, und um hier keinen zu verwirren, lasse ich diesen ersten Vorfreu-Kommentar, mal hier am Ende stehen stehen:
"Erwarte zwar nichts wirklich Großes, aber ich freue mich schon sehr...
... nach Wochen endlich mal wieder einen wirklichen Grund zu haben ins Kino zu gehen.
Die Durststrecke der letzten Wochen war wirklich lang und die Blockbuster dieses Jahr bisher alle mau."
Wie schon drüben bei den schlechtesten Remakes geschrieben:
"The Departed" hier raus und in diese Worst Remakes-Liste. Das ist zwar ein wirklich guter Film, aber ein grottiges Remake. Das geht.
"Minority Report" finde ich einen unterschätzten Spielberg, aber bei mir siegt "A Few Good Men". Für den hatte ich schon immer einen soft spot, vielleicht weil Sorkin das Skript geschrieben hat? Und Cruise finde ich darin auch ganz okay.
"You can't handle the truth!"
Unerreicht schlecht und glücklicherweise auch weitgehend unbekannt (so soll es bleiben!) ist das Remake des tollen Donen-Klassikers "Charade": "The Truth About Charlie" (2002) - ein Schandfleck in den Filmografien von J. Demme, Newton, Wahlberg, Robbins...
Für diskutabel halte ich auch einen Platz von "The Departed" in dieser Liste. Richtig gelesen. Das ist zwar ein wirklich guter Film, aber ein grottiges Remake. Das geht.
Hannibal. Wo sind meine Elefanten?
"Ah, but a man's reach should exceed his grasp, or what's a heaven for?"
Unbeschreiblich genial, unglaublich verrückt und unsäglich lustig ist der Film für Träumer: "Gizmo!".
Eine Hommage an den menschlichen Erfindungsgeist, bei dem Genie, Irrsinn und Wahnsinn, Triumph und Misserfolg immer ganz nah beieinander liegen.
Wir wollten doch schon immer fliegen (und wenn's nur auf die Nase ist), mit Technik unser Leben vereinfachen und Antworten auf Fragen finden, die noch nie jemand gestellt hat?
Wer braucht nicht sprechende Standuhren, eine Badekappe für den Vollbart, ein Schusswaffen-Armreif und ein Laufband für den Hund?
"The idea for the film came to me when I realized that preceding every giant leap mankind takes forward, are three steps backwards."
Howard Smith, der in Sachen Medien alles gemacht zu haben scheint, was das 20. Jahrhundert hergab, hat für diesen Film in allerlei bestimmt ganz staubigen Archiven gewühlt und die tollsten Aufnahmen von 1903 bis in die 1950er ausgegraben und zu dieser durchweg unterhaltsamen Dokumentation thematisch zusammengestellt. Für jene Clips ohne Ton engagierte er Lippenleser, deren Erkenntnisse dann von Schauspielern eingesprochen wurden, zusätzlich zum angenehmen und sporadisch eingesetzten Erzählerkommentar. Alles echt, man mag's kaum glauben.
Jackass meets Harold Lloyd, Jackie Chan und Daniel Düsentrieb. So humor- wie liebevoll kompiliert die Doku alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen, teilweise vermutlich aus alten Wochenschauen mit einem übrigens ganz hervorragend ausgewähltem oder teils eigens komponiertem Soundtrack - meine Lieblingstitel und -passagen "Let it Go", "Benjamin Lee", "The Stunt Runner", "Eureka" und Pachelbels "Kanon in D-Dur" am Ende.
Ob exzentrische Erfinder oder waghalsige Stuntmen (der Ausschnitt mit Arnim Dahl und John Ciampa ist wohl bekannter als der Film selbst), ich kam aus dem Lachen kaum raus und war doch schlicht berührt von so viel Enthusiasmus.
Nichts ist so seltsam wie die Menschen und ich werde mir beim nächsten misanthropischen Anfall einfach wieder "Gizmo!" anschauen, der einem wahrlich mit einem erhebenden Gefühl zurücklässt, um wieder Freude an meiner hoffnungslos bizarren Spezies zu haben.
"The fact that he was $4,99 was his special feature." Hehe...
Darla Anderson ist nett. :)
Ich habe übrigens bei uns im Forum vor geraumer Zeit ein lange Liste hörenswerter Film-Podcasts gepostet, die jeder gerne ergänzen kann:
http://www.moviepilot.de/forums/film-forum/threads/film-podcasts?page=1
Besonders deutschsprachige Film-Podcasts fehlen da noch.
Harmloses, weitgehend witzloses Komödchen, angereichert mit den üblichen Farrelly-Zoten, welches wie schon unzählige Filme vor ihm, einen guten, alten Film durch die Hollywood-Remake-Recyclingpresse zwängt.
Mit Elaine Mays Original von 1972 hat der Film die Prämisse und einige Szenen zwischen den Hochzeitsreisenden gemein. Das alte "Heartbreak Kid" war ebenfalls ein schmerzhaftes Erlebnis. Dies jedoch im positiven Sinn, handelt es sich doch um einen unbequemen, bitteren Film, schon beinahe eine Satire, der so gut wie kein Mitgefühl für seinen "Helden" zulässt und in dem die Angebetete ebenso kein wirklich nettes Mädel ist. Es ging nicht darum eine süße, liebenswerte Komödie mit Happy End, vor allem nicht zugunsten der Hauptfigur, zu zeigen, was offenbar das Ziel des weichgespülten Remakes ist.
Die deutsche Filmtitel-Mafia kennt keine Gnade!
Was hier wie die (zu meinem Bedauern fiktive) weibliche Antwort auf die dümmlich-albernen Sexklamotten der Siebziger klingt, ist eine bittere, rabenschwarze Tragikomödie mit dem Originaltitel "The Heartbreak Kid" (1972) aus der Feder Neil Simons. Während das grauenvolle Remake mit Ben Stiller (2007) im Original den alten Titel behielt, wollte man sich wohl hierzulande nicht lumpen lassen. Doch trotz großem Bemühen kann "Nach 7 Tagen - Ausgeflittert" die bodenlose Tiefe des deutschen "Original"titels "Pferdewechsel in der Hochzeitsnacht" nicht annähernd erreichen.
Auf seiner Hochzeitsreise lernt Lenny eine reiche, hübsche, blonde Eisprinzessin kennen, steigt ihr hinter her, löst seine kurzlebige Ehe, um wiederum seine vermeintliche Miss Perfect zu ehelichen...
"The Heartbreak Kid" ist ein außerordentlich unbequemer Film. Die Sorte, die ich für ihre Konsequenz bewundere, jedoch niemals richtig gern haben kann. Zu sagenhaft herzlos, oberflächlich und verantwortungslos in seinem narzisstischen Egoismus ist der eigentlich armselige Held (ganz hervorragend in dieser schwierigen Rolle: Charles Grodin), den wir in jeder Szene des Films begleiten. Das ist beabsichtigt und mutig. Welche Filme trauen sich das schon? Noch dazu solche die eigentlich unter dem Label "Romantische Komödie" allzu hastig einsortiert werden.
Elaine Mays Tochter, Jeannie Berlin, sorgt als einfache, sensible, jüdische Ehefrau mit reihenweise Ticks für die einfachsten Lacher, vor allem zu Beginn, und wird - da macht man es sich etwas zu leicht - zunehmend "unattraktiver" für Lenny. Dass diese beiden überhaupt je meinten sie würden zusammenpassen, ist leider so unglaubwürdig wie die Vorstellung, dass die lieblose Kelly (eine ganz junge Cybill Shepherd), "Shiksa-Göttin" von Lennys Träumen, jemals ihn ehelichen würde, außer vielleicht um ihren Vater (gut: Eddie Albert) zu ärgern.
Shiksa? Lenny heiratet zunächst in einer Synagoge, dann in einer Kirche. Neil Simon spielt hier offensichlich auch mit den Befindlichkeiten und Stereotypen im Verhältnis von Juden und WASPs in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts.
Der daraus geschöpfte Humor gleicht die schmerzhaften und traurigen Momente für mich allerdings nicht aus.
Der Film wird von Minute zu Minute düsterer bis zu einem offenen Ende, das einem mit dem Gefühl zurücklässt, dass Lenny unglücklich bleiben wird, weil er sich selbst nicht kennt, nicht lernt, nicht versteht, weshalb er schon wieder unzufrieden ist und man ihm nur ein "Grow up, kid" zurufen möchte.
"The Heartbreak Kid" ist als unangenehmer, unbekannterer, kleiner Bruder von "The Graduate" durchaus sehenswert.
Unterschätzt. Verschwendet. Richtig gut. Charles Grodin.
Es ist überaus bedauerlich, dass dieser Schauspieler durchweg unterschätzt blieb und zu seiner aktiven Zeit nur in kleinen Rollen und mehrheitlich lumpigen Filmchen verschwendet wurde. Der nette Doktor in "Rosemary's Baby", der bescheidene Kumpel aus "Dave", welcher Einsparpotenziale im Regierungshaushalt findet, der eine Typ aus dem Jessica Lange-"King Kong"... Am bekanntesten ist er dem Mainstream-Publikum vermutlich als Vater in den Ludwig van Bernhardiner-Filmen. Traurig.
Grodin mit seinem oft verklemmt oder zurückhaltend wirkenden Versicherungsvertretergesicht hat einen wunderbar trockenen Humor. Mit diesem stiehlt er in "Midnight Run" (1988) keinem geringeren als Robert DeNiro die Show. Seine wohl beste und schwierigste Rolle war die des armselig-grausamen Ehemanns in "The Heartbreak Kid" (1972).
Heute schreibt er Bücher, sein letztes trägt den Titel: "How I Got To Be Whoever It Is I Am".
"Midnight Run" zählt völlig zu recht zu den Buddy Movie-Klassikern. Nicht weil er vor zwanzig Jahren das Genre neu erfand, sondern da Martin Brests Film die alte Formel des seltsamen Paars, das widerwillig in außergewöhnliche Situationen geworfen und sich am Ende doch miteinander anfreundet, so hervorragend anwendete.
Die Story entspricht dem üblichen Script-Roboter-Standard: Ein Kopfgeldjäger soll einen flüchtigen Buchhalter, den ebenfalls das FBI und die Mafia suchen, einfangen und quer durch die USA transportieren.
Doch die beiden Hauptdarsteller erheben den Stoff zum Evergreen. Spätestens in diesem Film zeigt De Niro sein Händchen für Komödien und wird doch von Charles Grodin überstrahlt, der jede Szene stiehlt.
Kind: "You don't look like a criminal."
Duke (Grodin): "I'm a white-collar criminal."
Sieht bisher ja eher schlecht aus für Mr. Grumpy...
Einspruch zu Day, Frage Zwo:
Die meiste Zeit über, in der man "die beiden" in den Ausschnitten sieht und von der "wunderschönen Stadt" gesprochen wird, sieht man hundertprozentig Salzburg im Hintergrund - und das ist keine der Antwortmöglichkeiten? *räusper*
Gefällt mir. Die Hochgeschwindigkeitsdialoge klingen schon völlig nach Sorkin, wenn alle jetzt nur noch dabei durch Gänge laufen könnten... ;)
Das ist mir dann doch mal wieder einen extra Kommentar wert:
Wer schon immer mal Kevin mit Sir Paul McCartney zu "Hey Jude" über die Bühne zappeln sehen wollte:
http://www.youtube.com/watch?v=A_JHO1wJR2k
Man hört die beiden leider kaum (da miese Handyaufnahme), ist aber trotzdem lustig. :)
Gewidmet haben sie es übrigens Dame Judi Dench.
Das Konzert fand als Old Vic-Fundraiser Ende letzter Woche statt.
Mehr dazu hier:
http://www.thisislondon.co.uk/showbiz/article-23852009-beatlemania-in-battersea-as-spacey-sings-with-his-idol-paul-mccartney.do
Diesen Film habe ich eben zwangsläufig von meinem "Surrogate" kommentieren lassen:
http://www.moviepilot.de/users/sonse-mp
(siehe unten)
Noch fünf Jahre, dann haben wir endlich Hoverboards!
"Back to the Future" feierte vergangenes Wochenende seinen 25. Geburtstag.
Da gratuliere ich doch hiermit ganz herzlich!
"Roads? Where we're going, we don't need roads."
Die Geschichte der Klarsfelds ist wunderbarer Filmstoff - von der Kanzler-Ohrfeige hin zur Jagd nach NS-Kriegsverbrechern.
Der französische Fernsehfilm "La Traque" konzentriert sich darauf, wie das deutsch-französische Paar Klaus Barbie, ehemaliger Gestapo-Chef in Lyon, in Bolivien aufspürte und ihn nach Frankreich vor ein Gericht brachte.
Leider handelt es sich um eine recht schwache, dröge, trotz versuchtem Hektik-Editing zähe, und noch dazu schlecht gespielte Umsetzung der Geschichte, bei der sich u.a. Franka Potente und Hanns Zischler wahrlich nicht mit Ruhm bekleckern. Wirklich schade.
Spart euch den Film und lest lieber dieses gute Interview mit Beate Klarsfeld (März 2010) auf fr-online:
http://preview.tinyurl.com/37gxbvo
"Am Revers trägt sie ein kleines rotes Abzeichen, es ist der Officier de la Légion d'Honneur, der zweite Rang in der Ehrenlegion. Beate Klarsfeld wurde von drei französischen Präsidenten ausgezeichnet, von Mitterrand, Chirac und Sarkozy; in Israel erhielt sie die Tapferkeitsmedaille. Jedes Kind kennt in Frankreich die Klarsfelds, nicht wegen einer Ohrfeige, sondern wegen ihres Kampfes um die Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbrechen.
In Deutschland wird sie ignoriert. Noch unter der rot-grünen Bundesregierung wurde sie für den Bundesverdienstorden vorgeschlagen - und abgelehnt. Einen neuerlichen Versuch der Linken-Bundestagsfraktion lehnte Außenminister Guido Westerwelle, zuständig für im Ausland lebende Bürger, in dieser Woche ab - ohne Gründe für seine Entscheidung anzugeben. Für die einzige Deutsche, die je dagegen gekämpft hat, dass ein NSDAP-Mitglied zum Kanzler ernannt wird, gibt es: nichts. Nicht einmal Blumen.
[…]
'Ja, ich warte. Aber der Bundespräsident ist ein CDU-Mann, dem fällt das natürlich schwer. In Deutschland gibt es noch immer den Reflex, das Positive, also das Suchen und Finden der NS-Verbrecher, mit dem vermeintlich Negativen zu verrechnen, also der Ohrfeige gegen Kiesinger. Ich muss wohl noch auf den nächsten SPD-Bundespräsidenten warten.'"
Also "Mamma Mia" ist sicher nicht die passende Vergleichsrolle von Streep für Thatcher. Da denke ich schon eher an Sister Aloysius in "Doubt" oder Ethel Rosenberg in "Angels in America" für die Iron Lady.
Das sieht doch schon mal ganz nett aus und die Seite kannte ich auch noch gar nicht.
Wird's noch mehr solcher Link-Tipps geben? Würde mich freuen.
Französisches Kino im Original gibt's in "Mayence" dank napoleonischen Erbe (so zumindest meine Vermutung) recht reichlich. :)
Aus gegebenem Anlass zitiere ich einfach mal Toby Ziegler (Richard Schiff) und Will Bailey (Joshua Malina) aus "The West Wing", nachdem ihnen mit "Bingo Bob" Russell mal wieder ein 08/15-Kandidat für das Vize-Präsidentenamt aufgezwungen wurde, für den sie nun eine Lobeshymne schreiben sollen (aus "Han", V-4):
Toby Ziegler: "In a triumph of the middling, a nod to mediocrity, and with gorge rising, it gives me great nausea to announce Robert Russell - Bingo Bob, himself - as your new Vice President."
Will Bailey: "This lapdog of the mining interests is as dull as he is unremarkable..."
Toby Ziegler: "...as lackluster as he is soporific. This reversion to the mean..."
Will Bailey: "...this rebuke to the exemplary..."
Toby Ziegler: "...gives hope to the millions unfavored by the exceptional... Bob Russell: not the worst, not the best, just what we're stuck with."
:)
My fellow moviepilots,
heute spreche ich zu euch, weil ich vor kurzem meine Komplettbox von "The West Wing" durchgeschaut habe und die Zeit reif für meinen ultimativen West Wing-Kommentar ist.
In einer Zeit (von 1999 bis 2006), in der im Weißen Haus getroffene Entscheidungen weltweit für Unmut sorgten, gab es eine Serie, die allen Hoffnung machte. Hoffnung, dass eine US Administration aus solchen guten, fähigen und schlauen Köpfen wie hier bestehen könnte. Bei allem Zynismus gibt einem diese Utopie ein wenig Glauben an die Regierung zurück - oder um es mit Margret Mead zu sagen, deren Zitat in der Serie fällt und quasi zum Motto wurde: "Never doubt that a small group of committed people can change the world. Indeed, it's the only thing that ever has."
"The West Wing" ist mit ihren sieben Staffeln und 26 Emmys zweifellos eine der besten US-Serien. Wen wundert es da noch, dass die NBC-Serie niemals ins deutsche Free-TV gelangte?
Aaron Sorkin kam die Idee zur Serie nachdem er Mitte der 90er das Skript zu "The American President" geschrieben hatte. Zunächst wollte sie keiner, denn "Wer mag schon diese Politbürokraten sehen?" Aha.
Was ist ein Anwalt am Meeresboden? Ein guter Anfang! Und wie viele verdammte Anwaltsserien gibt es?
"The West Wing" wurde also ein Erfolg.
Dabei war ich überrascht wie wenig sensationsheischend die Serie vor allem zu Beginn ist. Wenn man sich überlegt, dass in anderen Filmen und Serien fast täglich die Welt oder noch schlimmer die USA unterzugehen droht, sobald das Weiße Haus eine Rolle spielt (Extrembeispiel "24"), ist die relative Unaufgeregtheit der Themen hier oft erstaunlich. Zwar wird immer wieder ein "heißes Eisen" angefasst, aber eher alltägliche Problemchen beim Regieren spielen keine geringere Rolle, ob es darum geht ein neues Steuergesetz durchzudrücken oder einen Vorsitzenden fürs Federal Reserve zu finden.
Sorkin betonte, dass ihm das Unterhalten der Zuschauer wichtiger ist, als ihnen seine politischen Ansichten darzulegen, was besonders der knuffige Humor der ersten Staffeln bezeugt. Allerdings ist seine politische Ausrichtung doch mehr als deutlich und es wundert nicht, dass die Show den Konservativen nicht so passte, zeigt sie doch quasi einen feuchten Demokraten-Traum einer Regierung. Gleichzeitig haben die Produzenten natürlich recht, wenn sie sagen, man müsse in diesem Fall für eine Seite Partei ergreifen, wenn man nicht völlig unrealistisch sein möchte. Und "The West Wing" strebte durchaus nach Realismus und bediente sich zahlreicher Berater aus dem Weißen Haus, unter anderem Ex-Press Secretary Dee Dee Myers und anderen Namen vor allem aus der Clinton Administration, weshalb die Schnittmenge mit dieser sicherlich nicht rein zufällig groß ist.
Das erstklassige Ensemble, auf das ich später noch ausführlicher eingehen möchte, verkörpert den Humor und das Drama von "The West Wing" in seinen Rollen ganz hervorragend. Denn was braucht eine gute Serie vor allem? Gute Drehbücher mit spannenden Charakteren und wunderbare Schauspieler, die sie zum Leben erwecken. Auf dass der Zuschauer, einmal in den Sog der Serie geraten, sich ihr nicht mehr entziehen kann. Denn "The West Wing" ist wie Martin Sheen gerne betont hat, irgendwie auch eine "Family Show". Er sei als Präsident die Mutter und sein Stab seine Kinder oder wie er ihnen in der vierten Episode gleich zu Anfang sagt: "You guys are like family. You've always been there for me. You've always been loyal, honest, hard-working good people, and I love you all very much, and I don't say that often enough."
Wie bei nahezu allen Serien habe ich über eine Staffel gebraucht, um mich wirklich auf diese Serie einzulassen. Ich muss immer erstmal alle ein wenig kennen lernen, meine Lieblinge unter den Charakteren finden, um von den einzelnen Geschichten auch wirklich in den Bann gezogen zu werden. Bei "The West Wing" waren für mich zuallererst gerade die Sorkinschen Markenzeichen der Serie eine Hürde, die ich nehmen musste: Die sogenannten "Walk and Talks", sowie die in Höchstgeschwindigkeit vorgetragenen Dialoge - beides meist in Kombination auftretend. So sehr ich es liebe brillant geschriebenen Austausch zwischen zwei oder mehreren intelligenten Figuren zu lauschen, hier war es mir anfangs fast zu viel. Beispiel: Zwei Figuren gehen sehr schnell in einem Take durch unzählige Gänge - des damals angeblich größten zusammenhängenden Sets - und unterhalten sich dabei geistreich in einem ungeheuren Tempo, dass sie in einer Minute gefühlte zehn Seiten Drehbuch runterrattern. Ich saß da, versuchte zu folgen und vergaß selbst dabei das, was ich in Gedanken den Figuren zurief: "Hey, atmen nicht vergessen! Holt doch mal Luft!" So anstrengend das zunächst auch war, so toll ist es, sobald man gelernt hat Sorkins perfekt komponierten Wortgefechten zu folgen, selbst wenn seine Stücke oftmals nur "Prestissimo con moto" zu kennen scheinen.
Eine wahre Zäsur stellt daher der Abgang Aaron Sorkins (und des Regisseurs und Produzenten Thomas Schlamme) nach der vierten Staffel dar, der bis dahin jede Folge geschrieben hatte und die Serie auf ein Niveau brachte, das sie in ihren letzten drei Staffeln nicht mehr erreichen konnte. Erwartungsgemäß knarzt es mächtig im West Wing-Gebälk während der fünften Staffel. Walk and Talks werden zunehmend seltener, das Tempo der Serie wird moderater, die Comedy tritt weiter hinter das Drama zurück und die Themen werden größer und stärker breitgetreten: "The West Wing" entwickelte sich zunehmend von einer spielerischen dialog-gesteuerten Serie, zu einer, die vorwiegend von ihrer Story bestimmt wird. So fängt sich "The West Wing" in den letzten beiden Staffeln wieder. Das Format funktionierte auch ohne Sorkin noch gut, vor allem dank seines wundervollen Ensembles.
DIE CHARAKTERE
Ich beginne natürlich ganz subjektiv mit meinen Lieblingen. Meine persönliche Top 4 in dieser Reihenfolge:
1. Claudia Jean Cregg,
oder wie sie eigentlich von allen genannt wird (ich brülle hier mit der Pressemeute im Chor mit, vor die sie immer tritt): C.J.! C.J.! C.J.!
Sie ist die perfekte Pressesprecherin und Allison Janney anbetungswürdig. Warum zur Hölle kann diese Schauspielerin keine großen Filmrollen bekommen und wird in lauter Kleinkram verschenkt? In "The West Wing" etabliert sie C.J. so, dass sie neben Josh Lyman und dem Präsidenten zur wichtigsten Figur der Serie wurde. Sobald sich "The West Wing" in seltenen Fällen mal auf einen Charakter konzentriert, ist es fast immer C.J., wie z.B. in "The Long Goodbye" (4x13). Schlagfertig, stark und witzig rettet sie den Laden, wenn jemand im Weißen Haus Mist gebaut hat und dies droht zur großen Story in der Presse zu werden. Sämtliche Versuche sie zu ersetzen, enden von Josh bis Toby immer katastrophal, einzig Will Bailey am Schluss schlägt sich passabel. Darum bedauere ich auch immer noch ein wenig C.J.s Beförderung in der sechsten Staffel zum Chief of Staff. C.J. ist die Beste!
2. Danny Concannon.
Der zweite Platz hat in diesem Fall unweigerlich mit dem ersten zu tun. Denn Danny ist der einzige Sekundärcharakter, den ich in meine Top 4 lasse, weil ich ihn gemeinsam mit C.J. so klasse finde. Er ist Korrespondent für die Washington Post mit Pulitzer, recht gut befreundet mit dem Stab, aber auch oft der erste, der die unangenehmen Storys ausgräbt und damit zum Problem wird. Vor allem jedoch hat er gleich von Beginn an einen außerordentlichen C.J. Crush und gräbt und gräbt und gräbt... lange Zeit relativ vergeblich, da im Gegensatz zu ihm C.J. ein professionelles Problem mit einer Press Secretary-Reporter-Beziehung hat. Diese On-/Off-Romanze zwischen den beiden finde ich einfach unwiderstehlich, der C.J/Danny-Banter ist noch besser als jener von Josh und Donna, Favoriten der meisten "Wingnuts" (West Wing-Fans). Er schenkt ihr aufgrund eines Misverständnisses Goldfisch Gail in 1x09, deren Goldfischglas zu einer Art unauffälligem Running Gag bis zum Ende der Serie wird, in dem die Produzenten immer eine thematisch gerade passende Deko ins Glas stellen. Timothy Busfield spielt Danny außerordentlich knuffig, ernst, witzig und mit einer Engelsgeduld gesegnet was C.J. anbelangt ("Dignity is not my forte"). Er kann alles, was er ausdrücken möchte in ein simples "Okay" legen. Dannys kurzes "Okay" eignet sich sogar zu einem West Wing Drinking Game, so oft fällt es, wenn man mal darauf achtet. Bedauerlicherweise ist er oft viel zu lange abwesend und taucht manchmal erst nach ein bis zwei Staffeln Pause wieder auf. Ein Glück hatten die Schreiber ein Einsehen und holten ihn in der letzten Staffel zu einem Happy End nach sieben Jahren zurück. C.J.s andere Männer passten nicht, und Gott bewahre, sie hätten die doofe Bodyguard-Story in der dritten Staffel noch weiter ausgebaut.
Ich will ein CJ-Danny-Spin-Off, am besten mit dem Titel "Holding Hands on the Way Down"!
3. Toby Ziegler
nenne ich immer "the sad puppy". Er ist der kontemplative Typ, der als Communications Director unter anderem fürs Schreiben der Reden zuständig ist. Toby ist eng mit CJ befreundet, neben Sam Seaborn der größte Idealist der Administration und derjenige im Stab, der dem Präsidenten intellektuell das Wasser reichen kann - und sich dessen auch voll bewusst ist. Toby ist der Typ, der mitten in der Nacht aufwacht und weiß wie der Sozialstaat zu retten ist, dafür aber kein Lob erntet; derjenige, der Rechtschreibfehler in der Verfassung findet und zählt; der, dessen Kinder seine Ex-Frau zwar zur Welt bringt, mit dem sie aber nicht zusammenleben will, weil sie seine Traurigkeit nicht aushalten kann. Toby ist eine von Richard Schiff ganz wunderbar gespielte, sehr persönlich wirkende Figur, deren Tragik ihren Höhepunkt in der letzten Staffel erreicht, als er das Weiße Haus verlassen muss - aus Gründen, die die Fans und Schiff heute oft noch als "Character Assassination" betrachten. Diese ganze Plotline war unnötig, aber es konnte wirklich nur Toby sein. Oder wie es Präsident Bartlet schön ausdrückt: "Is it possible to be astonished and, yet at the same time, not surprised?"
4. Josh Lyman -
Die coole Sau. Josh mauserte sich schnell zu einer der wichtigsten Figuren im Ensemble. Er ist der Deputy Chief of Staff und wird in den letzten zwei Staffeln einen ganz eigenen dominanten Handlungsstrang aufmachen und bestimmen, indem er die Santos-Präsidentschaftskampagne leitet. Bradley Whitford hatte ich bisher noch nie auf meinem Schirm, aber er ist klasse und hat Spacey-ähnliche Gesichtszüge mit diesen Lachfalten, die ich so gern mag. Dass das Studio die Besetzung durch Sorkin mit ihm nicht mochte und ihm mangelnden Sex-Appeal attestierte, zeigt mir einmal mehr, dass diese Leute einfach keinen Geschmack haben. Welch Überraschung also, dass Josh zum Liebling der Fans wurde und Schönling Rob Lowe sich als nicht annähernd so interessant erwies. Josh ist einer der Pragmatiker im Stab, etwas hitzköpfig, manchmal taktlos, arrogant, dafür aber mit gutem politischen Instinkt und reichlich Charme (In 6x05: Toby: "How do you get women? Smart and funny. Right?" Josh: "Plus, I've got that, you know, boyish thing") gesegnet. Seine Assistentin Donna sollte ursprünglich nur im Pilot auftauchen, doch man erkannte die Chemie sofort und es wart eine weitere unterschwellige Liebesgeschichte geboren, die sich vermutlich den Fans zu liebe, in der letzten Staffel doch noch erfüllte. Seltsam eigentlich, dass ich gerade diese Liebesgeschichten in "The West Wing" gerne mag, gehen mir diese Plotlines doch an anderer Stelle meist auf den Wecker. Doch diese Serie schafft es irgendwie das Thema wohl dosiert in die Handlung einzuweben, ohne dass es sich zu gewollt anfühlt. Außerdem sind die Beziehungen hier oftmals zum Scheitern verurteilt und schwierig sind sie alle - kein Spoiler: Es gibt keine Massenhochzeiten am Ende, nicht mal eine einzige in der ganzen Serie - oh halt, doch, eine, aber eine sehr unbedeutende.
Lobend erwähnen möchte ich an dieser Stelle:
- Die Sekräterinnen, allen voran die des Präsidenten, Mrs. Landingham (Kathryn Joosten) sowie Debbie Fiderer (Lily Tomlin), und die Chief-of-Staff-Managerin Margaret, wie sie von C.J. wunderbar beschrieben wird: "You’re an odd woman and I’ve never quite understood you. But you are extremely capable and you run this office like a Swiss watch. And you’re tall, which is reassuring."
- The POTUS...Präsident Bartlet, der immer wieder für großartige Momente sorgt und wer Martin Sheen in der Rolle sieht, versteht auch sofort, weshalb das anfängliche Konzept, den Präsidenten nur ganz sporadisch und kurz in der Serie auftreten zu lassen, schnell über den Haufen geworfen wurde.
- Sam Seaborn: Rob Lowes Charakter war auch ausgesprochen sympathisch in seiner idealistischen, loyalen und zugleich schrulligen Leichtigkeit. Diese hatte allerdings zur Konsequenz, dass Sam, wie gesagt ursprünglich als Hauptfigur gedacht, weit weniger Tiefe als seine Kollegen besaß und daher insgesamt uninteressanter war. Dennoch habe ich ihn vermisst, als Rob Lowe die Serie in der vierten Staffel verließ.
- Donna Moss hielt ich zu anfangs nur für Staffage. Das Blondchen eben. Janel Moloney war auch nur als Gastauftritt engagiert, aber sie harmonierte so wunderbar mit Whitford, dass sie blieb und da Donna trotz aller Screwballerei mit Josh sich durchaus noch weiterentwickeln konnte, führte dazu, dass ich sie auch gern habe.
- Chief-of-Staff Leo:
Bartlet: You have a best friend?
Roger: Yes, sir.
Bartlet: Is he smarter than you?
Roger: Yes, sir.
Bartlet: Would you trust him with your life?
Roger: Yes, sir.
Bartlet: That's your chief of staff.
Er hat alle immer geerdet. Schade dass John Spencer das Ende der Serie nicht miterlebte.
- Arnold Vinick (Alan Alda) war als republikanischer Präsidentschaftskandidat in den letzten beiden Staffeln so klasse, dem hätte ich meine Stimme eher gegeben als Santos - und das will was heißen. Gleichzeitig war Vinick in "The Left Wing" aber auch unrealistisch links für einen republikanischen Kandidaten.
Too early gone to Mandyville bzw. von denen hätte ich gerne viel mehr gesehen (exklusive Danny natürlich):
"Mandyville" heißt der Ort, an welchem sich West Wing-Charaktere aufhalten, die einfach ohne Erklärung aus der Show verschwinden und längere Zeit nicht zu sehen sind oder nie wieder auftauchten, wie es nach Season 1 mit "Mandy" Hampton der Fall war.
- Die Anwälte (White House Counsel):
Ainsley Hayes - klasse als Republikanerin, die nachdem sie Sam im TV fertig macht vom Weißen Haus engagiert wird
Lionel Tribbey - leider nur ein Gastauftritt von John Laroquettes aufbrausendem Linksaußen
Oliver Babish - Oliver Platt ist immer toll - punkt.
Joe Quincy - Sorkin-Kumpel Matthew Perry in einem netten Kurzauftritt
- Bruno Gianelli (Ron Silver): Der ultimative Kampagnenmanager, der zuerst Bartlet unterstützt und später Vinick.
- Sheila Brooks: Die Kampagnenmanagerin von Vinick
- Taylor Reid: Jay Mohr gibt den Bill O'Reilly-Verschnitt für zwei Folgen. Ich hätte mir gewünscht, dass C.J. sich häufiger mit ihm anlegt
- Lord John Marbury: exzentrischer Indien-Pakistan-Experte und späterer UK-Botschafter, der sich für schlauer, schöner und einfach besser hält als diese Amerikaner...
Not early enough, d.h. diese Charaktere mochte ich nicht so:
- Amy Gardner: Mary-Louise Parkers Frauenrechtlerin konnte ich nie so recht leiden, egal ob als Freundin von Josh oder Chief of Staff für die First Lady. Amy war definitiv zu oft präsent.
- Will Bailey: Joshua Malina taucht bei Sorkin ja immer gerne irgendwo mal auf. Hier sollte er Rob Lowe ersetzen, was er nur für kurze Zeit tat, um dann später für den VP zu arbeiten. Will ist zwar ein kluges Köpfchen und kriegt immer mal ganz guten Text, aber irgendwie passte dieser Bill Gates für mich nie so recht in die Truppe
- Die Bartlet Sippschaft hat es mir nicht so angetan. FLOTUS bzw. Abbey geht zwar noch, weil sie recht meinungsstark ist, aber die drei Töchter der Bartlets hätte ich nicht näher kennen lernen müssen. Die beiden Älteren sind dankenswerterweise ganz okay und meist abwesend, Nesthäkchen Zoey nervte hingegen. Die war um die 20 Jahre alt und benahm sich/sprach noch immer wie ein kleines Mädchen. Und den Charlie hielt sie von einer wirklichen Charakterentwicklung ab.
DIE STAFFELN
Meine persönliche Staffelhierarchie (ohne Gewähr): 2, 1, 4, 7, 6, 5, 3
Daran lässt sich erkennen, dass mich insgesamt der Abgang von Sorkin nach der vierten Staffel gar nicht mal so gestört hat. Sorkin kam mit der dritten nie so recht klar, und nach einem recht holprigen Start in der fünften Staffel erholte die Serie sich wieder und entwickelte sich weiter, nachdem keiner der Schreiber mehr versuchte Sorkin zu sein und man die Serie zur klassischen Drama-Serie werden ließ sowie ihr mit der Wahl in 6 und 7 einen durchgehenden Arc verpasste, der alles strukturierte.
Staffel 1
Die Serie beginnt etwa Mitte/Ende des ersten Amtsjahres Bartlets, die Regierung ist eher schwach und enttäuschend, und sie haben es schwer sich richtig durchzusetzen. Der Pilot stellt alle wesentlichen Figuren vor und endet raffiniert damit, dass sich alles zum Kennenlernen des Präsidenten ganz am Ende aufbaut, von dem man am Anfang nur hört, er wäre vom Rad gefallen. Sehr schön wie er sich gleich vorstellt, wenn er ins Oval marschiert:
"I am the Lord thy God, thou shalt have no other gods before me."
Alles beginnt mit Sam, der ja als eigentliche Hauptfigur geplant war. Sein kleiner Call-Girl-Plot anfangs ist allerdings sehr schwach und erklärt vielleicht auch warum er sich schnell zum Teil des Ensembles entwickelt und nicht zum einzigen Helden.
Sorkins Humor zeigt sich in "The Crackpots and these Women", wenn der alljährliche "Big Block of Cheese Day" stattfindet, an dem Interessengruppen, denen sonst niemand Gehör schenkt, im Weißen Haus vorsprechen können. Jeder bekommt zu seiner "Freude" quasi einen "Crackpot" zugeteilt: Sam macht ein Ufologe angst und C.J. weigert sich eine knappe Milliarde für Migrationsstraßen für Wölfe auszugeben. Der Titelzusatz "these women" wiederum wirkt reichlich ungelenk steht er doch für eine etwas seltsame Laudatio auf die eigentlich verhältnismäßig gut geschriebenen Frauenfiguren der Serie, die einen fahlen Beigeschmack hat, wenn man bedenkt, dass fast nur C.J. von allen eine wirklich große Rolle spielt...
In dieser Staffel gibt es außerdem so viel C.J. und Danny wie bis ganz zum Ende nicht mehr und in Episode 9 bekommt C.J. von Danny Gail, den Goldfisch. Ihr Goldfisch-Glas auf dem Schreibtisch wurde zu einem Easter Egg für Fans, da man es in vielen Folgen immer mal kurz sieht und es jedes mal mit einer anderen (oft zur Episode passenden) Deko geschmückt ist: ein Weihnachtsbaum, ein Space Shuttle, ein Wecker...
Bei fast allen Serien bin ich keine Freundin der Weihnachtsepisoden, erstaunlicherweise haben gerade diese bei "The West Wing" oft eine besonders hohe Qualität, so auch in der ersten Staffel mit "In Exelsis Deo" (Ep. 10). Am Ende dieser Folge macht sich ebenso bemerkbar wie gut es der Serie gelingt mit Musik umzugehen, etwas das mir ebenfalls häufig missfällt, wird hier mehrheitlich gut gelöst. In diesem Beispiel der schön geschnittene Schluss zu "Little Drummer Boy" mit Toby und Mrs. Landingham auf dem Friedhof und wie sich der Rest des Stabs in im Weißen Haus eine Reihe stellt.
In "He Shall, from Time to Time..." Hören wir das erste Mal von der MS-Erkrankung des Präsidenten, einem Thema das von nun an bis zum Ende der Serie immer wieder eine Rolle spielen wird, vor allem in der nächsten Staffel.
Eine meiner Lieblingsepisoden ist "Celestial Navigation", in der Josh übermütig C.J. aufgrund ihrer Wurzelbehandlung vor der Presse vertritt, nichts ahnend welcher Front ein Pressesprecher gegenüber steht, und auf glorreiche Weise dabei versagt.
Die Staffel endet in "What Kind of Day Has it Been" (einem Titel, den Sorkin immer für eine Abschlussepisode seiner Serien wählt) mit dem zweitbesten Cliffhanger der Serie, einem Attentat in der Öffentlichkeit, bei dem der Zuschauer nicht weiß, ob und wenn ja, wen es erwischt haben könnte...
Staffel 2
Die unerreicht beste Staffel von "The West Wing" umfasst einen Zeitraum vom zweiten bis zur Mitte des dritten Amtsjahrs Bartlets. Die Administration ist mächtiger als zuvor und kann "ordentlich durchregieren". Sorkin baut vor allem am Anfang Flashbacks ein, die für uns kurz die Wahlkampagne von Bartlet umreißen, und wie die Figuren dorthin gelangt sind, wo wir sie jetzt sehen, und die MS-Geschichte dominiert in der letzten Hälfte der Staffel.
Der zweiteilige Season Opener "In the Shadow of the Two Gunmen" behandelt die unmittelbaren Folgen des Attentats. Zwei Folgen, die ich ebenfalls gerne mag sind "In this White House" und "And It's Surely to Their Credit", in welchen Ainsley Hayes, eine republikanische Anwältin, zunächst Sam in einer Fernsehshow fertig macht, um danach von Bartlet sehr zum Missfallen seines Stabs angestellt zu werden. Leider tauchte sie nach diesen Folgen nur noch kurz auf.
Erneut eine tolle Xmas-Folge: In "Noël" spricht Josh mit einem Psychiater über die Folgen des Attentats und Yo-Yo-Ma spielt Bachs Prélude der Suite I für Violoncello Solo.
In "Somebody's Going to Emergency, Somebody's Going to Jail" ist erneut "Big Block of Cheese Day" und C.J. gibt "The Jackal" oder wie Sam es sagt: "If you haven't seen CJ do The Jackal, then you haven't seen Shakespeare the way it's meant to be done."
"The Stackhouse Filibuster" ist ein Fan-Favorit, ebenso wie "17 People", eine ausgesprochen gute Toby-Episode. Er erfährt als siebzehnte Person von Bartlets MS-Erkrankung und knüpft ihn sich verärgert und fassungslos vor. Keiner als Toby würde es sich trauen, sich so mit dem Präsidenten anzulegen.
In der vorletzten Episode verlässt leider Mrs. Landingham den Cast, die Erinnerung an sie, sie war Bartlets Lehrerin und in gewisser Weise eine große Schwester für ihn, beeinflusst seine Entscheidung bezüglicher einer Wiederwahl in der letzten Folge der Staffel entscheidend:
"Look at you. You're a boy king. You're a foot smarter than the smartest kid
in the class. You're blessed with inspiration. You must know this by now. You must have sensed it. Look, if you think we're wrong... if you think Mr. Hopkins should honestly get paid more than Mrs. Chadwick, then I respect that. But if you think we're right and you won't speak up because you can't be bothered, then God, Jed, I don't even want to know you."
"Two Cathedrals" wird völlig zu recht als das beste Staffelfinale und als eine, wenn nicht die beste West Wing-Episode gesehen. Ihr langsamer Aufbau zum intensiven Schluss ist Sorkin Galore. Auf Mrs. Landinghams Beerdigung bittet Katholik Bartlet in der Kathedrale kurz allein gelassen zu werden und verflucht Gott, stylisch auf Lateinisch:
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"BARTLET
[tired] You're a son of a bitch, you know that?
He slowly walks up the center aisle.
BARTLET
She bought her first new car and you hit her with a drunk driver. What, was that supposed to be funny? "You can't conceive, nor can I, the appalling strangeness of the mercy of God," says Graham Greene. I don't know who's ass he was kissing there 'cause I think you're just vindictive. What was Josh Lyman? A warning shot? That was my son. What did I ever do to yours but praise his glory and praise his name? There's a tropical storm that's gaining speed and power. They say we haven't had a storm this bad since you took out that tender ship of mine in the north Atlantic last year... 68 crew. You know what a tender ship does? Fixes the other ships. Doesn't even carry guns. Just goes around, fixes the other ships and delivers that mail. That's all it can do. [angry] Gratias tibi ago, domine. Yes, I lied. It was a sin. [holds out arms] I've committed many sins. Have I displeased you, you feckless thug? 3.8 million new jobs, that wasn't good? Bailed out Mexico, increased foreign trade, 30 million new acres of land for conservation, put Mendoza on the bench, we're not fighting a war, I've raised three children...
He ascends the stairs to the Inner Sanctuary.
BARTLET
[pleading] That's not enough to buy me out of the doghouse? Haec credam a deo pio? A deo iusto? A deo scito?
He stops at the top of the stairs and extends his arms.
BARTLET
Cruciatus in crucem! Tuus in terra servus nuntius fui officium perfeci. [angry] Cruciatus in crucem. [waves dismissively] Eas in crucem!
Bartlet turns away in anger. He descends to the lower sanctuary and lights a cigarette. He takes a single puff, drops the butt to the floor, and grinds it defiantly with his shoe. He looks back at the altar.
BARTLET
[betrayed] You get Hoynes!
Bartlet holds back tears as he walks down the aisle."
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Will Bartlet nun erneut antreten? Keiner weiß es und er überlegt selbst hin und her. Seine Epiphanie hat er als der nahende Sturm ins Oval Office peitscht. Zu "Brothers in Arms" von den Dire Straits marschiert er klatschnass zur Pressekonferenz, schreitet ans Podium, keiner weiß was nun kommen wird, und er nimmt auch gleich die Frage an, die er nicht sofort beantworten sollte:
"REPORTER
Can you tell us right now if you'll be seeking a second term?
Charlie, C.J., Josh and Sam, Donna and Margaret, and Toby all watch. Leo turns away from the monitor.
LEO
Watch this...
In the midst of thunder and lightning, they are all waiting, watching, as Bartlet slides his hands off the podium, puts them in his pockets, looks away and smiles.
DISSOLVE TO: END TITLES.
FADE TO BLACK.
THE END"
Einfach toll.
Staffel 3
Sorkins erste beide Staffeln stehen wirklich ganz weit oben, mit der dritten jedoch Sorkinisms (Dialoge, Walk and Talk, Humor) in Takt kann ich auch nach wiederholtem schauen nicht so recht warm werden. Sie beginnt mit Bartlets Kandidatur zur Wiederwahl und spannt vom Rest des dritten Amtsjahrs ins vierte Jahr. Dabei sind unter anderem der Wahlkampf sowie der Untersuchungsausschuss, in dem Bartlet und seinem Stab Wahlbetrug vorgeworfen wird, weil man die MS-Erkrankung verheimlichte - was Ende der letzten Staffel bekannt gemacht wurde. Ein weiterer Handlungsstrang, das hat Sorkin zugegeben, kam aufgrund von 9/11 hinzu, die Anschlagspläne des Verteidigungsministers (und Terroristen laut Pentagon) von Qumar. Dies hatte zur Folge, dass Sorkin keinen roten Faden fand und alles nicht so recht zueinander passen wollte. Entsprechend fällt es mir auch sehr schwer hier bestimmte Episoden zu nennen und positiv herauszustellen, es fehlen mir wirklich die Highlights.
Die dritte Staffel sollte zur Herbst-Season 2001 beginnen und erhielt im Zuge von 9/11 eine Spezialepisode, die schnell geschrieben, gedreht und zuerst ausgestrahlt wurde. Am Anfang von "Isaac und Ishmael" spricht der Cast direkt zum Zuschauer und erklärt warum jetzt etwas in Bezug zu den Anschlägen folgen wird, das völlig losgelöst von der eigentlichen Handlung sei, die erst in der nächsten Woche regulär weiterginge. Innerlich stöhnte ich etwas auf und hatte auch keine Lust auf eine 9/11-Episode, zusammen mit, so vermutete ich, irgendwelchem pathetischen Gewäsch... Doch Sorkin überraschte mich positiv.
In der Episode wird eine Gruppe Schüler durchs Weiße Haus geführt, als dieses "gecrasht" wird, aufgrund einer den Figuren nicht bekannten Bedrohung. Diese kommt zustande, da ein Mitarbeiter arabischer Herkunft mit einem Terroristen verwechselt wird, was in einer Nebenhandlung erzählt wird. Einige Mitglieder des Stabs schauen bei den "gefangenen" Schülern vorbei und beantworten deren Fragen zu Themen, die alle 9/11 tangieren: Ängste, Rachegefühle, Unverständnis, Rassismus usw. Das ist alles so didaktisch wie es klingt und doch fand ich "Isaac und Ishmael", ausgestrahlt Anfang Oktober, erstaunlich gemäßigt, vernünftig und klug. Ein erhobener Zeigefinger, der wohl einfach notwendig war.
Erneut eröffnet danach eine Doppelfolge ("Manchester") die reguläre Season, in der vermutlich C.J.s fieser Fehler bei einem Briefing noch das interessanteste ist. "Dead Irish Writers" (Ep. 15) und "The U.S. Poet Laureate" mag ich noch recht gern und gegen Ende wird auch Staffel drei besser, aber so richtig kann mich diese einfach nicht überzeugen.
Ganz nett, aber auch bei weitem nicht so interessant wie erhofft ist eine weitere Spezialepisode dieser Staffel, das sogenannte "Documentary Special" (Ep. 18), in dem reale ehemalige Präsidenten und Stabsmitglieder des Weißen Hauses interviewt werden, von Bill Clinton bis Henry Kissinger oder David Gergen - und auch einige Vorbilder für die fiktionalen Charaktere auftreten wie eben Dee Dee Myers (C.J.).
Schließlich führt diese Staffel noch eine von mir eher ungeliebte Figur, die Frauenrechtlerin Amy Gardner (Mary-Louise Parker) ein, die von nun an leider bis Season 7 immer wieder auftauchen wird. Ihrer Geschichte mit Josh kann ich nichts abgewinnen und auch sonst nervt ihr Charakter leider mehr als alle anderen - obwohl ich da wohl in der Minderheit bin.
Und gegen Ende bekommt C.J. auch noch diesen völlig abgeschmackten "Bodyguard"-Plot aufgedrückt. Sie erhält einige ernstzunehmende Drohmails und bekommt vom Secret Service einen Leibwächter zur Seite gestellt. Mark Harmon ist ja ganz nett und C.J. tut mir bei dem Ende auch sehr leid, aber verdammt, wo ist Danny, wenn man ihn braucht? Es hätte in "Posse Comitatus", dem Staffelfinale, aber noch weit schlimmer kommen können, in dem sich der Leibwächter für seinen Schützling heroisch opfert, wenigstens blieb mir das erspart und seine Figur wird zwar tragisch, aber doch simpel herausgeschrieben. "Hallelujah" - wie Jeff Buckley den Leonard Cohen-Klassiker hier am Ende schmettert.
Staffel 4
Die vierte Season, wenn sie auch kaum die Genialität der ersten beiden erreicht, ist ganz klar eine Rückkehr zu alter Form. Sie spannt vom Ende der ersten Amtsperiode Bartlets zum Beginn seiner zweiten, da man seine Wiederwahl weise nicht als Klimax oder Cliffhanger am Ende nutzt, sondern schon recht früh mit "Election Night" in Episode 7, mit einem klaren Sieg Bartlets abhandelt. Mein vermutlich liebster Season Opener ist die Doppelfolge hier: "20 Hours in America", in welcher u.a. Josh, Toby und Donna vom Wahltross in der amerikanischen Pampa vergessen und zurückgelassen werden, und wie sie gemeinsam auf eigene Faust ihren Weg zurück nach Washington finden. Highlights der witzigen zwei Episoden: "I am Toby Ziegler, I work at the White House" und "We changed time zones!?!!!"
Eine wichtige Entwicklung dieser Staffel ist, dass Rob Lowe und damit Sam Seaborn die Serie verlässt, um als aussichtsloser Kandidat für einen Senatssitz zu kandidieren. Ersetzt wird er mehr schlecht als recht durch Joshua Malinas "Will Bailey", der zunächst den Redenschreiber-Job übernimmt, sich aber nie so richtig einfügen will in die Truppe. Sorkin bereitet den Wechsel über mehrere Folgen vor und Episode 17 ist dann Sams letzter richtiger Auftritt als Castmitglied. Erst ganz am Ende der siebten und letzten Staffel wird er kurz wieder auftauchen.
A propos Auftauchen, in "Holy Night" (Ep. 11) kehrt nach langer, langer Zeit endlich Danny auf sehr knuffige Weise zurück (Ho-Ho-Ho!), nur um dann C.J. und der Administration damit auf den Wecker zu fallen, dass er durchschaut zu haben meint, dass die US Regierung Shareef, den Verteidigungsminister Qumars, nach dessen Staatsbesuch in den USA, in einer Nacht und Nebelaktion um die Ecke gebracht hat. Recht hat er natürlich, denn genau das wurde am Ende von Staffel 3 beschlossen und durchgeführt.
Eine für "The West Wing" außergewöhnliche, aber dafür dennoch recht ordentliche Episode ist "The Long Goodbye", in der C.J. ganz allein im Fokus steht. Sie fährt für ein Klassentreffen nach Hause und um bei ihrem an Alzheimer erkrankten Vater nach dem rechten zusehen. Bis auf den irgendwie unnötigen Auftritt Matthew Modines ist das sogar ganz gut, obwohl man das White House vermisst.
Die letzten vier Episoden dieser Staffel gehören ebenfalls wieder zu den besten Folgen aus Sorkins Feder. "Evidence of Things Not Seen" (Ep. 20) ist eine schöne, runde Episode und führt den leider viel zu kurz auftretenden Joe Quincy (Matthew Perry, der in Könner-Händen wie jenen seines Kumpels Sorkin, richtig gut sein kann) als Associate Counsel ein. Er deckt in "Life on Mars" (Ep. 21) an seinem ersten Arbeitstag gleich einen Sexskandal des Vizepräsidenten Hoynes auf, der diesen zu Fall bringen wird. In "Commencement" (Ep. 22) wird Zoey, die Tochter des Präsidenten entführt, aber der traurige Höhepunkt ist eigentlich wie Tobys hochschwangere Ex-Frau ihn ablehnt. Im Finale "Twenty Five" kommt die Shareef-Story heraus, geht aber relativ unter, denn schließlich nutzt Bartlet das 25th Amendment, weil er sich nicht im Stande sieht aufgrund seiner entführten Tochter rationale Entscheidungen zu treffen, um temporär sein Amt abzugeben. Normalerweise wird der Vize zum Präsidenten, da jedoch Hoynes aufgrund des Skandals gezwungen war zurückzutreten, ist der Posten vakant und der höchste Job geht an den aktuellen "Speaker of the House" (Vertreter des Repräsentantenhauses), in diesem Fall an den Republikaner Glen Allen Walker (sehr gut: John Goodman).
Staffel 5
Die fünfte Staffel gilt in Fankreisen als die unbeliebteste und schwächste. Die Schwäche hängt mit dem Abgang Sorkins als Schreiber zusammen. Denn man merkt richtig, dass sich nicht eine einzige Person für die fünfte Staffel Gedanken gemacht hat, was wichtige rote Fäden und Schwerpunkte sein könnten. Stattdessen, so scheint es mir, haben unzählige Personen mal ihr Glück versucht und die Episode geschrieben, die sie schon immer mal sehen wollten.
Natürlich beginnt die Staffel dort, wo die letzte aufgehört hat, allerdings erscheint die erste Folge (bezeichnenderweise keine Doppelfolge) "7A WF 83429" wie ein Pflichtprogramm. Husch, husch, wird Zoey gefunden und Bartlet wieder zurück auf den Chefsessel befördert - nicht gleich in der ersten Episode, aber es wirkt dennoch so. Auch das Ende mit Donna in Gaza dieser Staffel will nicht so recht passen, ist aber wenigstens ganz aufwendig gemacht und führt zu einem wichtigen Abschnitt der nächsten Staffel, ebenso wie die Besetzung des Vize-Präsidenten Amts mit "Bingo Bob" Russell, bei dem sogleich Will Bailey anheuert.
"Access" , obwohl C.J. im Mittelpunkt steht, ist ein völlig misslungenes Experiment und sicher eine der schlechtesten Episoden, passt dieses Doku-Format, eine TV-Crew begleitet sie an einem normalen Tag, leider so überhaupt nicht zu "The West Wing".
Nichtdestotrotz habe ich noch einen "soft spot" für diese Staffel, da sie trotz allgemeinem Tiefpunkt einige einzelne Episoden hervorgebracht hat, die ganz hervorragend sind und für mich zu den besten der Serie zählen. Allen voran "Shutdown" (Ep. 8), in der sich Bartlet und der neue republikanische Speaker of the House (wunderbar: Steve Culp) einen Kleinkrieg um das Federal Budget liefern, sowie "The Supremes" (Ep. 17), in welcher Josh alle Hebel in Bewegung setzt um Glenn Close als erste Frau auf den wichtigsten Stuhl im Supreme Court zu bekommen: "I love her. I love her mind. I love her shoes..." Allerdings ist sie flammend liberal, beängstigend schlau und hatte mal eine Abtreibung und durchschaut sofort, dass sie nur da ist um allen politischen Gegnern Angst zu machen, und es ja doch nur - wie immer - ein profilloser 08/15-Kandidat wird, der bloß niemanden verschreckt. Doch Josh findet eine Möglichkeit... Diese beiden Episoden kann ich mir immer wieder anschauen. Ebenfalls noch zu meinen Lieblingen dieser Staffel zähle ich "Han" (Ep. 4), in der ein nordkoreanischer Pianist überlaufen möchte, und "Slow Day News" (Ep. 12), in welcher Toby das Sozialsystem rettet.
Staffel 6
Mit der sechsten Staffel findet man nach der vorangegangenen Übergangsstaffel, zu neuer Form und gibt auf Sorkin zu sein und verlagert das Gewicht aufs klassisch dramatische, was sich anders anfühlt, jedoch auch zu "The West Wing" passt.
Am Anfang widmet man sich den Folgen des Zwischenfalls in Gaza und "The Birnam Wood" (Ep. 2) würde ich neben der letzten Episode als die beste dieser Staffel bezeichnen. Der Titel spielt auf "Macbeth" an ("Macbeth shall never vanquish'd be until Great Birnam wood to high Dunsinane hill shall come against him") und ist damit entsprechend angenehm vergeistigt, wie in bester Sorkin Titel-Tradition. Hier versucht sich Bartlet an Friedensgespächen zwischen Israelis und Palästinensern, und ich finde die Episode umreißt den Konflikt und den verfahrene Dauerzustand sehr treffend. Außerdem hat sie mit Leos Herzinfarkt ein äußerst dramatisches Ende. John Spencer wurde damit zunächst etwas herausgeschrieben, um sich selbst gesundheitlich zu erholen.
In Konsequenz wird C.J. seine Nachfolgerin als Chief of Staff. Das erscheint zunächst willkürlich und irritierend, aber wenn Bartlet einen der verbliebenen Drei (Toby, Josh und C.J.) gewählt hätte, dann wirklich sie. Sie landet im kalten Wasser und muss sich erstmal einarbeiten. Das ist gut und schön, aber sie war eben die perfekte Press Secretary und man vermisst ihre Briefings von nun an, obwohl Tobys Versuche sehenswert sind.
Die wichtigste Entwicklung ist jedoch die langsame Verschiebung des Gewichts vom Weißen Haus weg, hin zur Frage nach Bartlets Nachfolge. Josh verlässt seinen Job, weil er "seinen Kandidaten gefunden hat", den Kongressabgeordneten Santos (Jimmy - I kid you not - Smits). Denn es laufen die Primaries und die Demokraten haben bisher die Wahl zwischen Pest und Cholera: Bingo-Bob oder Hoynes. Keiner hätte auch nur den Hauch einer Chance gegen den republikanischen Kandidaten, Senator Vinick (Alan - ganz große Klasse - Alda), der seine Vorwahlen mit links gewinnt.
So alterniert die Serie zwischen Weißen Haus-Stories und dem Campaign Trail der Kandidaten, was sich in der siebten Staffel fortsetzen wird. Im sehr guten Staffelfinale "2162 Votes" kommt es zum Showdown auf der Convention der Democtrats und zu Kampfabstimmungen, weil man sich bis zum Schluss nicht auf einen Kandidaten einigen kann, bis es dann doch Santos macht - und Josh Leo als dessen Vizekandidaten benennt. So endet diese Staffel rund und versöhnlich ohne Cliffhanger und gibt gleich das Muster für die siebte Staffel vor.
Staffel 7
Die White House-Storyline befasste sich am Ende der vorangegangenen Staffel mit dem sogenannten "Shuttle Leak". Die Astronauten eines Space Shuttles drohen zu sterben, rettet man sie nicht mit einem bisher geheimen militärischen Shuttle. Jemand versucht diese Entscheidung vorwegzunehmen und gibt die Info über die Existenz eines solchen Schiffs an die Presse weiter. Dabei muss es sich um jemanden von ganz oben handeln. Als dieser stellt sich am Anfang der Staffel Toby heraus, obwohl teilweise auch angedeutet wird, er decke jemand anderen, das wird jedoch nie aufgelöst. Er muss das Weiße Haus verlassen und sieht sich einer üblen Klage gegenüber. Während diese Geschichte vor allem das letzte Bartlet-Jahr dominiert, läuft der Präsidentschaftswahlkampf Santos vs. Vinick auch Hochtouren.
Lange war unbekannt, wie die Serie enden würde, wer gewinnen sollte, auch die West Wing-Macher waren sich nicht einig und das machte es damit spannend für die Zuschauer. Es gab Umfragen, wen die Zuschauer eher wählen würden etc.
In diesem Zusammenhang ist die Spezialepisode dieser Staffel ganz besonders spannend und wirklich mal was neues: "The Debate" (Ep. 7) besteht nur aus einem "Fernseh-Duell", wie es bei uns heißt, zwischen Santos und Vinick, das live in zwei "Vorstellungen" (einmal für die East- und einmal für die West-Coast) vor echtem Publikum aufgeführt und ausgestrahlt wurde. Auf der DVD findet sich die West Coast-Fassung. Das ist wirklich klasse gemacht. Und hier sieht man richtig den Unterschied zwischen einem TV-Darsteller und einem Theatermann. Jimmy Smits schlägt sich zwar wacker, man merkt ihm seine Unsicherheit jedoch an, was Text und unmittelbare Publikumsreaktionen annbelangt. Alan Alda hingegen blüht richtig auf und ihm macht die Improvisation erforderliche Bühnensituation sichtlich Spaß. Kein Wunder also, dass eigentlich Vinick für die Zuschauer das Duell gewann, es aber als etwa gleich stark in "The West Wing" verkauft wurde. Denn angeblich hatte man sich mittlerweile für einen Präsidenten Santos entschieden, und nun war es, so scheint es zumindest, notwendig Vinick durch eine Katastrophe, einen Unfall eines Reaktors, den er mal gepriesen hatte, Einhalt zu gebieten, damit ein Santos-Sieg realistisch erscheinen konnte.
Natürlich wird es dennoch denkbar knapp in der Doppelfolge "Election Day" (Ep. 16 und 17), und nach dem Gewinn Santos' sowie Leos Tod (John Spencer war bereits einige Wochen vorher verstorben), wurden die Fans wenigstens durch ein angeblich heiß ersehntes Donna und Josh-Happy End versöhnt.
In der ersten Folge wiederum -juhu- wurde mir immerhin der Ausblick auf ein C.J./Danny-Happy End gegeben. Denn "The Ticket" beginnt mit einer kurzen Sequenz, drei Jahre in der Zukunft, in der sich einige der wichtigsten Figuren wiedertreffen. Das ist quasi ein vorweggenommener Epilog, der von der Serie nie eingeholt werden wird und ich bin froh, dass es ihn gibt. So richtig taucht Danny, erneut nach gut zwei Staffeln Abwesenheit erst in "Internal Displacement" (Ep. 11) wieder auf, nur um von C.J. auf später vetröstet zu werden. Aber darin gibt's dann eine sehr schön formulierte Liebeserklärung, der auch C.J., obwohl sie gleich wieder wegspringt um einen Krieg in Asien zu verhindern, doch nicht widerstehen kann: "So, if I'm going to jump off the cliff and you're going to get pushed off the cliff, why don't we hold hands on the way down?" Dennoch benötigt sie den letzten Schubser von Toby in "Institutional Memory" (Ep. 21).
Die Staffel und damit auch die Serie endet in "Tomorrow" mit der Amtseinführung von Santos, der Vinick zum Secretary of State macht. Josh, der sich als neuer Chief of Staff Sam als Deputy zurück ins Boot holt und sich mit Donna in den überfälligen Urlaub aufmacht. Bartlets letzte Amtshandlung ist eine Begnadigung Tobys.
Ursprünglich zog man in Erwägung die Serie mit der Santos Administration fortzuführen, doch die Quoten waren einfach nicht mehr das Wahre, außerdem wollte nach John Spencers Tod keiner mehr so recht und damit fand "The West Wing" dennoch ein rundes Ende.
Abschließend möchte ich "The West Wing" wirklich jedem ans Herz legen, der Wert auf Dialoge legt und hin und wieder Lust auf Politik hat, besonders wenn man sich für das System der USA interessiert. Tolle Serie mit einem klasse Ensemble, die im Original in den Sorkinschen Staffeln allerdings sehr, sehr gute Englischkenntnisse voraussetzt um mitzukommen und diese Dialoge auch zu genießen. Die DVD-Box gab es vor kurzem enorm günstig in Großbritannien.
Bartlet würde nun sagen:
"What's next?"
Seit "Visiting Uwe" weiß ich, dass Boll in einer ganz anderen Ecke von Mainz wohnt als ich. ;)
Hier gibt's übrigens auch ein gutes langes Interview mit Boll (Englisch):
http://creativescreenwritingmagazine.blogspot.com/2008/05/dr-uwe-boll-postal-q.html
Eben ins Forum geschrieben, aber vielleicht hat ja auch hier einer einen wertvollen Tipp:
Ich weiß überhaupt nicht was ich bei diesem Frankreich-Südafrika-Spiel tippen soll?
Gewinnen die Südafrikaner 20:0, weil die Franzosen sich schmollend in den Mittelkreis setzen, nachdem sie Domenech in einem Rasch ausgehobenen Loch in der Trainerzone vergraben haben? Oder gewinnen die Franzosen 10:0, weil sie so sauer sind, dass sie die Südafrikaner alle vom Platz holzen?