SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
[...] Die Anwärter jedenfalls werden von nun an rund um die Uhr erniedrigt. Ob es sich dabei um körperliche Gewalt handelt oder um das permanente Aufzeigen, in der Nahrungskette ganz unten zu stehen. Dabei veranschaulicht Burning Sands, dass diese hierarchischen Machtstrukturen vor allem auf Komplexen basieren: Dem Zwang, die eigenen Minderwertigkeitsgefühle zu kanalisieren, um über sich und seine Eltern zu triumphieren. Der Zwang der Selbstbestätigung aber wird von Gerard McMurray erst viel zu spät hinterfragt. Der sklavische Erhalt von Traditionen sieht sich in Burning Sands zuerst einmal bestätigt, weil der Fortschritt, so das Mantra des Films, im Kampf liegt. Bis ein ehrlicher Widerstandsgedanke allerdings Bahn brechen kann, ist die Eskalation schon vorprogrammiert. Burning Sands geht den einfachen Weg, überzeugt durch gute Schauspielleistungen, aber vergisst im informalen Diskurs die Konzentration. [...]
Unnachgiebig, wie das durchgeschwungene Holz eines Baseballschlägers. Und dieser Schwung schlägt nicht nur auf seine Charaktere ein, sondern auch auf den Zuschauer, der unmittelbarer Teil dieses emotionalen Paukenschlags wird. Denzel Washington führt ein Ensemble an, welches sich bis zuletzt aufopferungsvoll in ihre von Ambivalenzen bestimmten Charaktere wirft. Da werden (zwischen-)menschliche Intensitäten freigelegt, die sich, wie Troy Maxon in die Seele seiner Familie, bis in das eigene Fleisch graben. Fences geht permanent auf Tuchfühlung mit seinen Hauptakteuren, erzählt mit merklicher Lebensweisheit von Familie, vom alltäglichen Kampf, über die Runden zu kommen, von Selbsthass, Selbsterhaltung und Selbstbestimmung. Von Stolz, Zurückweisung, Dankbarkeit, der Wechselwirkung zwischen Zuneigung und Abhängigkeitsqual sowie der Unmöglichkeit, dem Schatten seiner Eltern vollständig zu entwachsen. Nur was weh tut, ist wahr. Wenn schon abgefilmtes Theater, dann bitte so. Ein kraftstrotzendes Erlebnis.
[...] Ein stahlharter Mann überzeugt gleich zu Anfang durch die authentische Wiedergabe eines Amerikas, welches durch die Große Depression mehr als überdeutlich in eine existentielle Krise gestürzt ist. Die entvölkerten Lagerhallen und Industriekomplexe, die leeren Straßen, das von Gesindel bevölkerte Hafengebiet: Walter Hill benötigt nur wenige dieser urbanen Impressionen, um daraus ein greifbares Lokal- und Zeitkolorit zu destillieren. Chaney ist einer der Männer, die sich nicht gegen die stetig wachsende Kriminalität dieser Ära wehren können – stattdessen passt er sich diesen Umständen an und hält sich durch illegale Boxkämpfe über Wasser. Walter Hill bleibt dem schmucklosen Klima des historischen Kontextes auch in den Kämpfen treu: Hier gibt es nur rohe Gewalt, Körper, die aufeinanderprallen, weil die Brutalität das einzige Mittel geworden ist, um in dieser Welt zu bestehen. [...]
[...] Little Buddha verbleibt über seine üppige Laufzeit von 140 Minuten durchweg dem verklärenden Status eines gefälligen Bilderbogens treu. Die Aufnahmen in Seattle sind steril und von einem plump-dominanten Blaufilter überstülpt, das historische Indien hingegen erstrahlt, wie auch das heutige Bhutan, farbtrunken im märchenhaften Glanz. Natürlich hat diese idiotensichere Farbdramaturgie Methode, ist Little Buddha als mythenbehangene Vorspiegelung der Statuten einer Weltreligion darauf versessen, den im Buddhismus unbewanderten Zuschauer zu missionieren: Bernardo Bertolucci leistet hier Überzeugungsarbeit, aber vollbringt es zu keiner Zeit, der buddhistischen Lehrtradition Tiefe zu verleihen respektive Ambivalenzen abzuringen. Stattdessen verhaftet sich der Film tumben Glückskeksweisheiten und bleibt, wie auch das Süßgebäck, vor allem eine hohle Angelegenheit. Mögen die Breitwandbilder zum Teil wirklich imposant erscheinen, ist Little Buddha letztlich nicht mehr als ein artifizieller Bekehrungsversuch. [...]
[...] Das lässt natürlich auf ein wahres Debakel schließen - und der allgemeine Rezeptionskanon bemüht sich auch offenkundig darum, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen als einen furchtbaren Film in Erinnerung zu behalten. Dass Stephen Norringtons vierte Regiearbeit nicht gelungen ist, steht außer Frage, allerdings scheitert das Crossover-Spektakel immerhin kurzweilig. Wo dieses alternative Universum kurz vor der Jahrtausendwende zu Beginn noch mit einigen gelungenen Cyber-Punk-Anleihen aufwartet und eine Gruppendynamik im Resonanzraums des literarischen Heldentrupps durchaus existent scheint, verliert sich das ohnehin reichlich löchrige Narrativ zusehends im Lärm des einfallslosen, akzeptabel bis miserabel getricksten Actiongewitters. Die Eleganz der Ära jedenfalls findet zu keiner Zeit ihre erzählerische Entsprechung, vielmehr ist das Instrumentalisieren der Ikonen der Weltliteratur ein grobschlächtiges Unterfangen, welches sich ungezwungener als überbordender Unsinn hätte begreifen müssen. [...]
[...] Nathalie bemüht sich um Contenance, dass sie ihr Leben jedoch vollkommen umstrukturieren muss, steht außer Frage. Erneut brilliert Isabelle Huppert in der Rolle einer Frau, die dort um Fassung ringt, wo eigentlich nur der Zusammenbruch warten kann. Dabei gehört auch dieser Kampf um Gefasstheit zum narrativen Programm des Films: Mia Hansen-Løve ist keine Filmemacherin, die sich auf große, theatralische Gesten einlässt. Das Gefühlsgelände, welches Zukunftsängste, Einsamkeit und Enttäuschung ausmacht, durchwatet Nathalie niemals mit der Aussicht, Affekte irgendwann im erlösenden Exzess zu freizulegen. Alles was kommt ist ein Film der Andeutung, der Beobachtung, der Zurückhaltung. Und womöglich ist dieses Verfahren auch eines der Probleme, die den Zuschauer zu oft vom Geschehen isolieren, bevor endlich eine einsame Träne die Wange von Huppert hinunterrinnen darf. [...]
[...] Die Beziehung zwischen Kit und Port lässt sich wohl am ehesten als zwischenmenschliche Baustelle beschreiben. Die zehn gemeinsamen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, die Luft scheint von unausgesprochenen Konflikten geladen, das Gemüt krisengebeutelt. Himmel über der Wüste formuliert die Flucht ins nordafrikanische Tanger dabei als Rettungsversuch: Nicht nur, um die Ehe zu retten, sondern auch, um sich selbst zu retten. Irgendwie. Wenn die Kamera von Vittorio Storaro das ewige Landschaftspanorama der Sahara voller Sinnlichkeit erkundet, eröffnet sich indes eine Projektionsfläche, die ohne Zweifel den Seelenraum aller Beteiligten eröffnet, aber nach eigenem Ermessen des Zuschauers ausgefüllt werden darf. Das Wechselspiel aus Erschöpfung, Verführung, Abhängigkeit und Hingabe entfesselt eine fieberhafte, spirituelle Reise ins Ich und eine Meditation über die Möglichkeit, sich selbst zu verlieren, um sich finden zu können. [...]
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#16 (Staffel – 2)
P…wie Piratenfilm
Bevor Jack Sparrow sich in seinem nunmehr fünften Leinwandauftritt den Rachegelüsten Salazars sicher sein kann, wäre es kein schlechter Schritt, sich auf die Wurzeln des Piratenfilms zu besinnen und das Werk ins Auge zu fassen, welches Fluch der Karibik (primär den ersten Teil) zu dem gemacht hat, was es ist: Ein turbulentes Hochseeabenteuer voller Ironie und Augenzwinkern. Sicher kann es sich dabei nur um Der rote Korsar handeln, den vermutlich renommiertesten, weil stilprägenden, Beitrag des Genres. Nicht nur ist die Ehrenbezeigung dem wunderbaren Auftritt des vielleicht größten Schauspielers aller Zeiten, Burt Lancaster, geschuldet, der als berühmt-berüchtigter Seeräuber seine artistische Vergangenheit als Trapezkünstler in vollen Zügen ausleben darf: Da wird hüpft und geschwungen, gesprintet und gepurzelt, natürlich immer mit der vollen Breitseite Schalk im Nacken. Robert Siodmak befreit sich indes auch von jedem historischen Anknüpfungspunkt und feuert eine ungezwungene Spaßgranate in die karibischen Gewässer, deren turbulenter Drang nach Kurzweil den unerschütterlichen Klassiker-Status wohl am ehesten nachvollziehbar macht. Und wenn die Kamera dann voller Anmut über die neapolitanische Küstenregion schweift, gibt es, neben Lancasters freiem Oberkörper, noch eine Extraaugenweide zu bestaunen. Launiger Seemannsgarn.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
[...] Den satirischen Impulsen fehlt letzten Endes die offenlegende Schärfe, weil Larry Charles der Ausgangslage zu viel Vertrauen beimisst und sich im nächsten Schritt doch etwas zu affirmativ der verqueren (aber nicht uninteressanten) Figur des Garry Faulkner widmet: Er bereitet ihm eine reibungslose Bühne, anstatt zu hinterfragen, wie dieser Mensch zu dem werden konnte, was er ist – und wie viel Symbolwert seine Person in Bezug auf die (inter-)nationalen Verheerungen inne trägt, die der 11. September hinterlassen hat. Dass Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission trotz seiner unverkennbaren Defizite nicht gänzlich in sich zusammenbricht, liegt ohne Zweifel an der phänomenalen One-Man-Show des Nicolas Cage. Seit seinem legendären Auftritt in Werner Herzogs Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen hat man Cage nicht mehr so entfesselt erleben können. [...]
[...] Wenn sich Andrew Marton aber von den drögen Konflikten zwischen seinen Hauptfiguren losreißt und das Katastrophenszenario in den filmischen Blickpunkt gerät, funktioniert Ein Riss in der Welt durchaus – auch heute noch. Man muss sich, wie auch bei Roland Emmerich, der diesem 60er Jahre Flic mit Sicherheit sehr zugeneigt ist, darauf einstellen, dass es inhaltlich vor allem in eine Richtung geht: In die vollkommen debile. Wissenschaftler, die eine Atombombe zünden, um an den nie versiegenden Energiequell des flüssigen Erdkerns zu gelangen, ist eine Sache. Dass, um den sich stetig ausbreitenden Riss zu stoppen, noch eine Atombombe gezündet wird, ist dann eine Handlung auf dem Infantilitätslevel, auf dem sich auch das schwäbische Spielbergle heimisch fühlt. Tricktechnisch allerdings sorgt Ein Riss in der Welt zuweilen für fesselnde apokalyptische Stimmung. [...]
[...] Dass Paul Verhoeven sich von Brian De Palma hat inspirieren lassen, bedeutet folgerichtig, dass auch Alfred Hitchcock (Das Fenster zum Hof) eines der großen stilistischen Vorbilder von Basic Instinct war. Und tatsächlich wartet der Film mit einer inszenatorischen Eleganz auf, wie man sie in dieser formalen Geschmeidigkeit am ehesten mit dem Master of Suspense in Verbindung bringen möchte. Abseits seiner formalen Qualitäten aber ist es, wie erwähnt, absolut legitim, Basic Instinct zu verachten: Das Frauenbild ist desaströs, die psychologische Komponente reine Behauptung. Wenn sich der manipulative Vexierspielreißer um obsessive Machtstrukturen aber erst einmal entfesselt hat, beschwört Paul Verhoeven eine Sogwirkung herauf, die die durch Zigarettenqualm wankenden Blicke umso einnehmender machen. Ja, Basic Instinct thematisiert nicht nur die Abgründe der Verführung, der Film bestätigt sich in seinen Mitteln auch höchstpersönlich als Meister der Verführung und feiert sich als notgeile Bumssause selbst fortwährend ab. [...]
[...] Unverkennbar ist Bernardo Bertoluccis Faszination für fremde Kulturen. Mit aufmerksamem Blick watet der italienische Regisseur durch einen prunkvollen Ballungsraum zeremonieller Zwänge und dokumentiert das Leben eines Menschen, welcher seit jeher von jeder Selbstbestimmtheit entrückt wurde. Puyi wurde in einen goldenen Käfig gesperrt, zum Symbol verdammt und zum Teil einer opulenten Inszenierung, einem festgeschriebenen Ablauf, einer exorbitanten Choreographie erkoren, die erst durch die adoleszente Improvisation des letzten Kaisers ins leise Wanken gerät. Dass sich Bertolucci oftmals mehr für das Ausstaffieren beeindruckend fotografierter Bildwelten interessiert, die seine Begeisterung für das sich im steten Wandel befindende China des 20. Jahrhundert zum Ausdruck bringen, scheint letztlich die logische Konsequenz im Umgang mit der titelgebenden Persönlichkeit: Puyi hatte nie die Möglichkeit, sich individuell zu entwickeln, deswegen blieb er eine entrückte, fremdgesteuerte Hülle, frei von jeder Eigendynamik und der Pflicht verfallen, Kaiser sein zu müssen. [...]
[...] Keine Frage, mit Jamie Foxx (Django Unchained) und Michelle Monaghan (Boston) kann sich Baran bo Odar auf zwei hochkarätige Schauspieler an vorderster Front verlassen. Vor allem die Charakterisierung der von Monaghan verkörperten Jennifer Bryant gefällt durch ihre unbeirrbare Hartnäckigkeit: Eine Frau, die gelernt hat, sich in einem von Männern dominierten Bereich durchzubeißen. Darüber hinaus aber findet man nur wenige Aspekte, die man Sleepless – Eine tödliche Nacht positiv anrechnen möchte. Die verwinkelte Architektur des Casino-Komplex, in dem der Film zum Großteil verortet ist, nutzt bo Odar nicht, um einen atemlosen Wettkampf gegen die Zeit anzustimmen, stattdessen scheint der Regisseur erneut seinen Faible für sterile Oberflächlichkeiten auszuleben. Die schillernden Interieurs glänzen wie Jamie Foxx‘ verspiegelte Sonnenbrille, inhaltlich aber verkommt der Tauschgang ins Schlangennest der Korruption zum antiquierten Malen-nach-Zahlen-Genre-Brei. Frei von jeder Handschrift. Frei von Inspiration. [...]
[...] Ihre Welt ist durch einen privaten Trauerfall aus den Fugen geraten. Alles ist trostlos, gleichgültig, grau. Manchmal aber benötigt es, um den Weg zurück ins Leben zu finden, keinen hoffnungsstiftenden Glücksmoment, sondern eine Reihe unangenehmer Ereignisse. Im Falle von Fremd in der Welt wird ein Hundehaufen im Vorgarten für Ruth zur Initialzündung, um zur Kraft des Aufbegehrens durchzudringen. Hat sich der mit einem Morgenstern bewaffnete Einzelgänger Tony (Elijah Wood, Maniac) in das Geschehen eingemischt, verfolgt Fremd in der Welt nicht nur auf äußerst eigenwillige Art und Weise den Ausbau des detektivischen Narrativs, Macon Blair bleibt, trotz all der tonalen Irregularitäten, die den Film so angenehm unvorhersehbar gestalten, der Glaubwürdigkeit seiner Figuren treu. Das stimmungsvolle Genre-Korsett ist auch Projektionsfläche eines Außenseiterduos, welches endlich bereit ist, um seinen Platz in der Welt zu kämpfen. [...]
[...] Besonders schmerzhaft ist dabei nicht nur zu beobachten, wie der syrische Zivilschutz unermüdlich zu diversen Unglücksstellen rast und einen Leichnam nach dem anderen aus den Schutthaufen entnimmt. Es ist vielmehr der Kontrast, den die Suche nach einem familiären Alltag mit den laufenden Ängsten vor einem neuen Anschlag, einem neuen Bombardement, bildet. Die letzten Männer von Aleppo weiß als dokumentarische Bestandsaufnahme um die Breitenwirkung seiner dargebotenen Krisenimpressionen und verweigert sich folgerichtig jedem Kompromiss: So heldenhaft das Verhalten der Weißhelme auch sein mag, den Krieg in Syrien werden sie durch ihren Edelmut nicht beeinflussen können. Ihr Handeln kann jedoch dazu beitragen, eine mediale Transparenz in Bezug auf die vorherrschenden Verhältnisse zu ermöglichen, um in das kollektive Bewusstsein zu stanzen: Wir kämpfen und sterben, während ihr nur zuseht, Flüchtlingsheime anzündet und Mauern aus dem Boden stampft. [...]
[...] Amadeus ist eine nach wie vor entdeckungdwürdige Geschichte des ausprägten Wahnsinns. Salieris krankhafte, von Intrigen befleckte Missgunst auf der einen Seite, Mozarts nonkonformistischer, übersprudelnder Drang, großartig zu sein und von der Gesellschaft auch als der Großartigste anerkannt zu werden. Der auf dem Papier anmutenden Schlichtheit dieser Konstellation wird durch eine profunde Palette an Emotionen entgegengewirkt, die Milos Forman so wahrhaftig, so vital und so temperamentvoll über die gesamte Laufzeit entfesselt, dass es den formidablen Schauspielern eine freudige Selbstverständlichkeit gewesen sein muss, zu absoluten Höchstleistungen aufzufahren. Eine mitreißende Seherfahrung ist das, die als prunkvoller Barockbilderbogen die Augen strahlen lässt, inhaltlich aber durch die kluge Reflexion über das Wesen der Kunst (ihre Vergänglichkeit respektive Überzeitlichkeit) den Intellekt stimuliert und durch seine aufmerksame Charakterorientierung die Herzen erfüllt. Eine Blüte der Erleuchtung. [...]
[...] Moonlight begibt sich auf eine, mit 100 Minuten beinahe schon etwas zu knapp bemessene, Suche nach einer Möglichkeit, sein wahres Ich zu verwirklichen. Eine Suche, endlich anzukommen, ohne sich ständig maskieren zu müssen. Chiron wird in einen von Barry Jenkins feinsinnig decodierten Lernprozess involviert, im Zuge dessen er nicht nur verstehen muss, dass das Leben einen häufig zu Unsicherheiten zwingt und an den Rand der Zerbrechlichkeit führt, sondern, um der metaphorischen Taktung des Filmes treu zu bleiben: Auch ein Vogel mit gebrochenem Flügel wird sich irgendwann wieder in den Himmel hinaufschwingen können. Jenkins ist dabei nicht darum bemüht, harmonische Zugeständnisse zwischen Chiron und dem Zuschauer zu evozieren, Moonlight widerspricht einfachen Lösungen, gewinnt dadurch aber erst seine poetische Intimität, die so unverstellt und wirklichkeitsnah in den Augenblick hineinfällt. [...]
[...] Die schöpferische Sprengkraft, mit der sich Sydney Pollack diesem vielfältigen Sujet hätte annehmen sollen, bleibt allerdings auf der Strecke, weil der eigentlich hochbegabte Regisseur keinerlei Gespür für Kontextualisierungen aufweist. Dem von kolonialer Ausbeutung tief erschütterten Kontinent begegnet er anhaltend auf Distanz und kratzt höchstens an der Oberfläche des von Sorgen gebeutelten Gemüts der Ureinwohner. Die seelischen Nöte der Hauptdarstellerin, die der Erfüllung in der Liebe zu Denys nacheifert, genau dadurch aber an der Verwirklichung einer ewigwährenden Leidenschaft scheitert, bleiben Behauptung, weil es Jenseits von Afrika aufgrund seiner sprunghaften Narration tunlichst vermeidet, den Figuren eine grundierte Eigendynamik zu verleihen: Die emotionale Fallhöhe bleibt im Verborgenen, denn dem Band, welches der Regisseur zwischen Film und Zuschauer knüpfen sollte, fehlt über die 160-minütige Laufzeit jede unvermittelte Dringlichkeit. [...]
[...] Deveraux ist die Antithese des archetypischen Actionhelden und stimmt mit den Figuren, die im Gefecht nicht nur ihre Profession, sondern auch ihren Seelenfrieden finden, nur hinsichtlich der Effizienz seiner Kampffertigkeiten überein. Wenn sich Van Damme im Finale durch ein von Kameramann Peter Hyams sensationell gefilmtes Stiernackenkommando prügelt, dann wird die Lebensmüdigkeit dieser Figur zum Ausdruck gebracht: Deveraux muss töten, nicht weil es seine Schmerzen in Zukunft lindern könnte, sondern weil es ihn davon ablenkt, sich mit seiner Menschlichkeit auseinander zu setzen. [...] Deveraux tritt den schwerbewaffneten Hundertschaften in den Eingeweiden des nunmehr zerfallenen Industriekomplexes nicht aus eigener Überzeugung entgegen, er ist ein Sklave des Programms – und er benötigt das Programm, um sich selbst als Hülle, als wandelnder Toter, erhalten zu bleiben. Der Funken Bewusstsein, der nach wie vor in Deveraux schlummert, würde ihm nur vor Augen halten, dass es im Töten niemals eine Chance auf Erlösung gibt. Und daher rührt die alles dominierende Traurigkeit, durch die sich Universal Soldier: Regeneration artikuliert: Wir sehen den Schatten eines Menschen, der alles dafür gibt, ein Schatten zu bleiben, weil abseits der eigens forcierten Entmenschlichung Erinnerungen, Emotionen und der freie Wille lauern, die ihm die Verweigerung seiner Existenz, und damit auch das Fühlen und aktive Erleben, unmöglich machen. Doch das Leben findet einen Weg, auch wenn er noch davor wegrennt. [...]
[...] Into the Forest ist ein Dokument des sozialen Miteinanders im Ausnahmezustand. Immer wieder müssen sich die beiden Frauen gegenseitig neuen Mut zusprechen, schließlich ist noch nicht alles verloren, sie haben immer noch sich. Die forciert weibliche Perspektive, die die Narration in Into the Forest einnimmt, entfesselt dabei die wohl interessantesten Impulse: Männer sind Randerscheinungen, der Kosmos, auf den sich das Geschehen eingegrenzt, bietet nur Raum für zwei Personen. Zwei Schwestern. Zwei Überlebende, die das Weitermachen nicht nur als Euphemismus für das Herauszögern des sicheren Todes definieren wollen. Dass sich Into the Forest etwas zu bemüht in seinen Indie-Gepflogenheiten vergräbt und dadurch der ein oder anderen (Genre-)Konvention Auftrieb verleiht, verwässert die sinnbringenden Anlagen es Films zuweilen merklich. Abträgliche Redundanzen und aufrechte Intimität gehen Hand in Hand. [...]
[...] Besonders beeindruckend gestaltet sich in Mein Leben als Zucchini der Umstand, mit welchem Feingefühl Claude Barras auf das Seelenleben seiner Hauptfiguren eingeht und dabei sowohl mit der abfälligen Wahrnehmung betreuter Erziehungseinrichtung aufräumt, wie auch das genreinhärente Stigma zerschlägt, welches in überheblicher Selbstgerechtigkeit verlauten lässt, dass Zeichentrick- und Animationsfilme ausschließlich für Kinder bestimmt seien. Mein Leben als Zucchini ist dafür das beste Beispiel, überzeugt dieser doch durch seine Lebensklugheit im Umgang mit Charakteren, die ihren Platz in der Gesellschaft noch finden müssen, findet aber simultan dazu auch als Initationsgeschichte Anklang bei einem jüngeren Publikum, in dem er Bedürfnisse und Sehnsüchte behandelt, die genau in dieser Lebensphase von Belang sind. Tatsächlich ist Mein Leben als Zucchini weitaus einfühlsamer und aufgeklärter, als es so manch selbsternannter Menschenkenner von Arthaus-Regisseur von sich behaupten darf. [...]
[...] Es bereitet Julien Duvivier erkennbare Freunde, geachtete Schauspieler wie Alain Delon, Michel Simon, Louis de Funès, Fernandel, Lino Ventura, Danielle Darrieux und Charles Aznavour zu Schachfiguren innerhalb seines teuflischen Vergnügens zu erklären. Zynischer Moderator des Geschehens und kommentierender Kitt zwischen den einzelnen Episoden ist dabei der Teufel höchstpersönlich, der dem Zuschauer voller Stolz entgegenhält, so manches Unglück zusammengebraut zu haben. Obgleich man sich an der Starpower, mit der Der Teufel und die zehn Gebote aufwartet, selbstredend nicht sattsehen kann, fehlt dem Narrativ augenfällig jedwede Dringlichkeit. Mal ergeht sich das Szenario in bunten Spitzen, mal beruft es sich auf eine lebenswirkliche Schwere, und dennoch muss sich Der Teufel und die zehn Gebote letztlich eingestehen, über die viel zu langen 120 Minuten zuvorderst behäbig von einem Kapitel zum nächsten zu plätschern. [...]
[...] The Killing Fields – Schreiendes Land stellt vor allem in bedrückender Fasson unter Beweis, welche Konsequenz der Strudel der Gewalt mit sich bringt und schöpft seine immense Kraft dabei aus der Wirkungslosigkeit, mit der Sydney Schanberg und Dith Pran genau diesen Strudel durchleben (müssen). Ihr Leben ist bestimmt von Angst, Selbstverleugnung, Schuldgefühlen, aber auch unerschütterlicher Verbundenheit, während die akkurat-bedachtsame Inszenierung dem Martyrium der beiden Hauptdarsteller, wie auch dem einer ganzen Nation, mit merklicher Schockstarre begegnet. Der einzig logischen Reaktion. The Killing Fields – Schreiendes Land schlachtet die vorherrschende Lage Kambodschas niemals zugunsten eines reißerischen, tränenheischenden Gestus aus, Roland Joffé bleibt dem (Allzu-)Menschlichen treu, formuliert einfühlsam das Bewusstsein über die Vergeblichkeit des eigenen Handels, die innige Freundschaft zweier Männer, den tiefen Schmerz des eines Landes und die furchtbaren Verfehlungen eines anderen Landes. [...]
[...] Inspiriert durch den auf Tatsachen beruhenden Fall des Süßstoff-Imperium-Erben Joel David Kaplan, der 1971 tatsächlich mittels halsbrecherischem Helikopter-Manöver aus den sadistischen Fängen eines mexikanischen Zuchthauses befreit wurde, erzählt Tom Gries (Nevada Pass) Der Mann ohne Nerven vor allem als routiniert inszeniertes, von prägnanten Italo-Western-Stilismen unterfüttertes Spannungskino, in dem jeder Handgriff auf den großangelegten Gefängnisausbruch ausgelegt ist. Charles Bronson darf sich an vorderster Front natürlich mal wieder voll in seinem Element geben: Als verwegener Problemlöser ist ihm freilich kein Plan zu brenzlig und keine Situation zu kritisch, um nicht doch noch einen flotten Spruch von den Lippen zu fegen, während sich verheiratete Damen hingebungsvoll nach ihm umschauen und der Rest des männlichen Schlages ihm seinen Posten als Alphatier im Bunde ohne Widerworte zugestehen. [...]
Er ging als Soldat nach Frankreich, um gegen die Deutschen zu kämpfen, um kam als Gesetzloser zurück in die Vereinigten Staaten. Zurück nach Boston, zurück in einen neuen Krieg: Einen Krieg um Ruhm, ausgetragen auf den von der irischen und italienischen Mafia besiedelten Straßen. Er, das ist Joe Coughlin, den Ben Affleck solide zwischen Dandy und Melancholiker anlegt. Anhand dieser Worte wird man sich schon denken können: Live By Night erzählt nichts Neues. Muss er ja im Prinzip auch nicht, wenn er das Altbekannte wenigstens mit vitalen Impulsen durchströmt. Das bewerkstelligt Ben Affleck mit seiner vierten Regiearbeit aber nicht. Live By Night ist durch und durch generisches Gangster-Kino, inszenatorisch sicherlich hochwertig, die Kulissen, das Feeling, die Kostüme, das Dekor – in der Summe ergibt das ein absolut stimmungsvolles Zeitkolorit. Narrativ indes stottert Live By Night über 130 Minuten phlegmatisch vor sich hin. Unbedingt Sitzfleisch mitbringen ist also tunlichst angesagt. Die stoffliche Dichte der Vorlage von Dennis Lehane ist höchstens zu erahnen. Immerhin aber glorifiziert Live By Night das Verbrechertum nicht, sondern zeigt auf, dass die Gewalt ein Teufelskreis ist, der irgendwann alles und jeden zerstören wird. Mächtige Männer müssen nicht grausam sein, aber sie sind es.