SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
[...] Der Prinz wird wiederum von Jason Patric übernommen, dessen Karriere einem Bauchklatscher vom 10-Meter-Brett gleichkommt. Patric aber scheint durchaus Bock zu haben, anders als John Cusack, Großmeister der Ausdruckslosigkeit, der sich seit Jahren vor Unlust wie sediert durch die C-Produktionen lamentiert. Jedenfalls ist Patric immerhin dazu in der Lage, seine Schmalspurvariation eines Bryan-Mills-Verschnitts einen Hauch von Profil zu schenken, welches auch die spärlich gesäten Action-Einschübe solide überbrückt. [...] „The Prince – Only God Forgives“ beschwört selbstredend abgewetzte Vergeltungstropen, ohne dem Geist des Genres Respekt zollen zu können, hat da den öden Fiesling, der in der Vergangenheit einen herben emotionalen Kinnhaken verpasst bekommen hat und unseren Protagonisten, inzwischen Vater, der jenes situative Dilemma unbeabsichtigt zu verantworten hat. [...] Frei von jeder individuelle Bildsprache, dafür mit Lens Flares (wow!), wird ohne Energie und Vision das restaurative Lied vom rachsüchtigen Vater bis zum letzten Akkord durchgezogen. [...]
[...] „Crossbones“ aber ist vor allem eine Serie, die ubiquitärer Trägheit erliegt. Während Tom Lowe (Richard Coyle) von der königlichen Flagge dazu beauftragt wird, Blackbeard (John Malkovich) verdeckt in seinem Domizil, die idyllische Karibikinsel New Providence, aufzuspähen und aus dem Weg zu räumen, verschränken sich dem Haupthandlungsstrang unzählige narrative Nebensächlichkeiten, die nicht nur eigens jeden dramaturgischen Ertrag infrage stellen, sondern auch den eigentlichen Topos, das Aufeinandertreffen zweier Männer, zweier Feinde, die doch gewisse Sympathien füreinander hegen, kontinuierlich verwässert. Da können sich noch so viele finstere Gesellen vor der Kameralinse in Stellung rücken und mit aschfahlem Gebiss den nächsten Gegenschlag ankündigen, der die effiziente Streitmacht der Navy in die Knie zwingen soll – Im Endeffekt passiert rein gar nichts und elendig in die Länge gezogene Dialogsequenzen drehen sich wie ein Kreisel besinnungslos um die eigene Achse. [....]
[...] Alle Figuren hier scheinen als milchige Gefäße durch die Welt zu streifen, sie zu durchschauen würde konzentriertes Interesse an ihren Schicksalen einfordern, Atom Egoyan lässt sie hingegen als bloße Repräsentanten eines Ausdrucks, einer Kategorie fungieren, nie aber zu den Gefühlen stehen, die sie gerade im Moment, im Hier und Jetzt, erschüttern. [...] Synonym dafür steht auch Mychael Dannas musikalische Untermalung, die sich gerne auf mechanisches Grollen bezieht, zentrifugal wird die im Raum schwebenden Marter an die äußersten Ränder des Bildschirmes gedrückt, weil Atom Egoyan nicht dazu bereit ist, diese zu zentralisieren. [...] Mikas Kamera ist da passenderweise auch die Kamera von Egoyan, sein Drang zum Aufzeichnen und Konservieren spiegelt sich in dem mit mehlierter Haarpracht agierenden Antagonisten. Zum Porträt der erschlagenden Gefühlsballungen der Eltern aber ist Egoyan nicht in der Lage und fährt nicht nur reelle Befindlichkeit folgerichtig gegen die Wand, sondern inszeniert auch einen der ineffektivsten Genre-Filme der letzten Jahre.
[...] Genau diese Augenblicke sind es, in denen „Wenn Du krepierst – lebe ich!“ seine Zuschauerschaft nach Strich und Faden manipuliert. Da flammt plötzlich ein Gedanke von tiefer Zweisamkeit auf, die äußerlich etwas entfremdet scheint, im Inneren aber doch noch wie eng umschlungen daherkommt. Denkste! Diese Exploitation-Flics dienen natürlich auch immer ganz wunderbar dazu, das Publikum herauszufordern, persönliche Geschmacks- und Toleranzgrenzen zu reflektieren. [...] „Wenn Du krepierst – lebe ich!“ setzt in den letzten zwanzig Minuten zum große Finale an und bäumt sich zum wahren Zynismus-Manifest auf, dem nichts mehr heilig zu sein scheint. Die gesellschaftspolitische Note ist zwar eindeutig, die Jugendkriminalität wird ins Visier genommen, so wie Walters Frau zu Anfang beim Jagen in sein Fadenkreuz gerät, doch mit einem solch deftigen Maß an Boshaftigkeit wäre wohl nicht zu rechnen gewesen – Und das macht „Wie Du krepierst – lebe ich!“ letzten Endes auch so famos. Er hat noch den sadistischen Mut, seine Geschichte ohne Limit zu entfalten und bis zum ungemein garstigen Schlussakkord durchzupeitschen.
[...] Der Roman selbst war als gesellschaftskritische Parabel justiert, in denen die Täter ein repräsentatives Profil aufbringen durften, in dem an ihrem Beispiel veranschaulicht wurde, wie Straftaten und Delikte durch Wohlstand verschleiert werden. [...] In der filmischen Übersetzung ist von diesem erschütternden Aspekt wenig bis gar nichts übriggeblieben. „Schändung – Die Fasanentöter“ geht sogar so weit, dass er das Porträtieren einer gesellschaftlichen Kluft gnadenlos trivialisiert, in dem er sich weniger um Kohärenz, als um die Düsternis seiner Fotografien schert. [...] Dass es in diesen nordischen Kriminalgeschichten nicht zimperlich zugehen wird, ist wenig überraschend, so wird auch „Schändung – Die Fasanentöter“ mit Sex- und Gewaltszenen gestreckt. Allerdings ist der Einsatz jener Sequenzen im Kontext der auf das banale Minimum seiner Möglichkeiten heruntergebrochene Handlung ein biederer Wink mit dem Zaunpfahl. [...]
[...] „The Specialist“ scheitert keinesfalls daran, einzig und allein stereotypisierte Rollenmodelle zu bedienen. Vielmehr ist es so, dass „The Specialist“ nie aus dem Tritt gelangt und seine mit Pyrotechnik aufgeblasenen Action-Sequenzen furchtbar hilflos in eine merkwürdig schwülstiges Sülzgurke von Film integriert. Stallone und Stone hauchen schmachtend in den Telefonhörer und Kameramann Jeffrey L. Kimball grast die ehemalige Sexbombe Hollywoods repetitiv von den Beinen über die Nippel hin zu den Lippen ab. [...] „The Specialist“ will nämlich auch mit erotischer Komponente gefallen, lässt, wenn John Barrys Komposition mal Auszeit hat, die typische „Erst tanzen, dann bumsen“-Sambamukke im Hintergrund rodeln und hat dann auch noch eine Sexszene im Repertoire, die den salbungsvollen Eros des Zuschauers gnadenlos im Keim erstickt respektive ersticken würde, wäre das Ganze nicht so hölzern aufgezogen. In manchen Szenen fehlt nur noch der Weichzeichenfilter und der Soft-Porno wäre in Wege geleitet. [...] Zwischen Stallone und Stone soll es gewaltig knistern, es reichte aber maximal zum monotonen Grillenzirpen. Einzig James Woods hat gemerkt, dass hier eh nichts zu holen ist, gibt befreit Vollgas und changiert zwischen cholerisch und bekloppt nach Belieben umher.
[...] „Ruinen“ verschwendet keine Zeit damit, seine Figuren charakterlich mühsam zu etablieren – Natürlich einzig zugunsten der narrativen Eigendynamik. Unsere Protagonisten werden über schroffe Schlagworte hergeleitet, vom Studenten zum Blondchen, was aber keinesfalls negativ konnotiert werden muss, sondern Teil der Romanstraffung ist und erst recht zum reduzierten Survival-Trip führt. „Ruinen“ ist nicht sinnstiftend, ihn voller Gram zum 'Totalausfall' zu verklären, hat sich der flapsige Öko-Terror von Carter Smith, in dem die wuchernden Pflanzen des Tempels ihrer naturwidrigen (Menschen-)Fleischeslust frönen, aber nicht verdient. [...]
Es ist ein tradierter Umstand: Vier Freunde, Samstag Abend, Don's Plum. Dieses Mal soll weibliche Gesellschaft zugegen sein und alle schaffen sie es auch, eine Dame mit ins Diner zu bringen. Alle, bis auf Derek (Leonardo DiCaprio). Was folgt, sind endlos-sinnbefreite Gespräche über Anhalter, Oralverkehr, Autosexualität und Steven Spielbergs Muschi, die nahtlos durch den Raum mäandern. Jeder glaubt, sein Leben im Griff zu haben, alle sind sie von sich überzeugt, besonders Derek, der in seiner selbstgerechten Überheblichkeit den dicken Macho markiert. Seine augenscheinliche Coolness aber ist nur Attitüde, ein Schutzmechanismus, der die Leute davon abhalten soll, ihm womöglich zu nahe zu treten. Und hat man sich erst mal durch all die dialogische Redundanz gewühlt, wird „Don's Plum“ in einigen Augenblicken entzückend sensibel, zeigt die Rat- und Rastlosigkeit junger Menschen, die gerade erst die Pubertät hinter sich gelassen haben und plötzlich dazu gezwungen sind, Verantwortung zu übernehmen – Für sich und für andere. Am Ende aber gilt nur eine Sache: Auf seinen Ängsten muss man herumkauen, um sie herunterschlucken zu können. Ein wahres Wort.
[...] „Baymax – Riesiges Robowabohu“ verbreitet Kurzweil, weil er das wandelnde Marshmallow Baymax sowohl als unglaublich sicher-süßliche Gagmaschine in die sentimentale Geschichte integriert hat, aber eben auch als moralischen Stabilisator vorstellt. Er ist der elementare Kitt, der alles zusammenhält, alles fußt auf der unausweichlichen Abhängigkeit seiner Präsenz, so gut wie jeder Lacher geht auf seine Kosten und doch erzählt „Baymax – Riesiges Robowabohu“ nur eine formelhafte, oftmals in ihren Zuspitzungen erzwungene Geschichte, so absehbar wie (über-)sättigend an goldiger Putzigkeit. Gestalterisch allerdings, und das kann ihm keiner nehmen, ist „Baymax – Riesiges Robowabohu“ ein Meisterwerk.
[...] Die Hybridisierung von (Nordstaaten-)Western, Survival-Horror und zynischer Humoreske hätte schnell in ein tonales Ungleichgewicht umschlagen und „Ravenous – Friss oder stirb“ zum losen Flickenteppich verdammen können, der zwar gute Ideen besitzt, diese aber zu keiner Zeit unter einen Hut bekommen vermag. Antonia Bird aber setzt in ihrer Inszenierung auf Stimmung und Atmosphäre und ist weit weniger auf einen reißerischen Fluchtpunkt angewiesen, als man es beim Lesen der Synopsis wohl vermutet hätte. „Ravenous – Friss oder stirb“ ist der Kampf zweier Männer, die ihrem Schicksal als Wendingo nicht entrinnen konnten, die sich aber darin differenzieren, inwiefern sie dieser Existenz nun nachgehen wollen oder die Charakterstärke dahingehend festigen, dem Potenz verleihenden Menschenfleisch zu entsagen. Dabei verkommt „Ravenous – Friss oder stirb“ gleichwohl zur nach Genre-Maßstäben ausgerichteten Reflexion über Ethik und den Überlebensdrang respektive Selbsterhaltungstrieb. [...]
[...] Und genau das ist „The Descent 2 – Die Jagd geht weiter“ dann auch geworden: Ein enervierendes, uninspiriertes Stück Konfektionsware; ein Abklatsch, dessen Daseinsberechtigung einem finanziellen Kalkül unterliegt und ganz unverschämt die dramaturgischen Eckpfeiler des Originals abgrast, ohne auch nur in Sichtweite zu dessen Brillanz zu gelangen. Zehrte „The Descent – Abgrund des Grauens“ noch von einem psychologischen Unterbau, auf dem sich mit Sarahs Trauma auseinandersetzt wurde und den Abstieg in das labyrinthischen Höhlensystem metaphorisch simultan zum Abstieg in die Untiefen ihres Unterbewusstseins erklärte, steht „The Descent 2 – Die Jagd geht weiter“ diametral zur Gesinnung des Erstlings, ist plump auf den schnellen Effekt forciert und gefällt maximal durch einige finstere Einstellung der Gesteinsschächte, die bis zu einem gewissen Grad ebenfalls vom ersten Teil emuliert wurden. [...]
Als wäre es noch vonnöten, muss an dieser Stelle trotzdem mal eine Lanze für den Mann gebrochen werden (anlässlich seines 51. Geburtstages passt das ja auch ganz gut ins Bild).
Egal, wie scheußlich die Frisur erscheinen mag; egal, wie abgedroschen das Projekt, für das er sein Gesicht mal wieder hergegeben hat und egal, wie überdeutlich der Schuldenabbau auch daherkommen mag: Nicolas ist ein Unikum. Einen wie ihn wird es nie wieder zu bestaunen geben, auch distanziert vom inzwischen entfachten Personenkult. Der Mann hängt sich immer voll rein, gibt alles, bei 100 Prozent ist noch lange nicht Schluss. Ein Vollblutschauspieler, bis zum letzten Atemzug. Und dafür muss man ihn einfach schätzen. Immerhin sind seine Performances nie weniger als eine echte "Erfahrung". Weiter so, bitte.
Falls sich jemand wundert, warum bald 4 Monate nichts mehr zum Thema gekommen ist: Keine Sorge, es geht bald weiter, dann wird die Runde auch im strammen Tempo beendet und wieder neu begonnen. :)
[...] Bruce Willis liefert zweifelsohne einer seiner stärksten Darstellungen ab, weil er nicht stur in eine Richtung gedrängt wird, keine One-Liner rotzen muss und eben auch kein Freifahrtsschein sein Tun abdeckt. Stattdessen sieht man ihn verzweifeln, unheimlich verletzlich und unter die Wange herunterfließenden Tränen bereit dazu, für sein ehemaliges Versagen zu sühnen. [...] Die kitzelnden Geigenstreicher von Alexandre Desplat ziehen sich immer bedrohlicher in die Länge, es wird Nacht in Ventura County und die Gewalt, die in jedem der Charaktere schlummert, bricht mit einem Schlag aus, um gnadenlos zu eskalieren. Jeff Talley mit feuchten Augen mittendrin, nicht sicher, ob er die Lage wieder einrenken kann, eher daran glaubend, dass die Situation ihm wieder einmal entgleiten wird. „Hostage – Entführt“ beweist sich nicht nur als handwerklich exquisiter Thriller, in dem maximal das schmale Licht der Taschenlampe die Dunkelheit zu durchbrechen scheint, sondern auch als heftiger Home-Invasion-Reißer, der zwar ganz spektakulär in einem flammenden Inferno mundet, aber ebenso das Problemgeflecht beider familiärer Parteien reflektiert, in dem er es verdoppelt und von Angesicht zu Angesicht, auf einer Achse immer näher aufeinander zu bewegend, fungieren lässt. [...]
[...] Dass das Drehbuch mit altertümlichen Motiven des Horror-Films hantiert, ist da weit weniger verwerflich, als man es zu Anfang vermuten möchte, betreibt der Film doch nicht nur bloßen Plagiieren namhafter Vorbilder, er zollt ihnen viel Respekt und versucht, all die Ingredienzien für sich zu gewinnen, um sie in einem stimmungsvollen Ganzen recyceln zu können. Da wird das familiäre Gefüge, errichtet auf standhaften Fundamenten des unabdinglichen Zusammenhalts, von innen heraus zerstört. [...] Der Skopus der Inszenierung dringt dabei bis tief in eine überraschende Konsequenz vor, die gerade dadurch effizient erscheint, weil die Charakterzeichnung nicht abgehoben, sondern greifbar ausgefallen ist. [...] So wie Esther die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung manipuliert, so tut es auch die Narration von „Orphan – Das Waisenkind“, die eine altbekannte Methodik zu imitieren scheint, die inhärenten Klischees des Genres nicht abgeneigt ist, aber auch keine Ausflüchte sucht, keinen sicheren, diplomatischen Weg. [...] Der Hort der Zuflucht ist einem Limbus des Terrors gewichen, aber kann es nach all dem Schrecken überhaupt noch einen Neuanfang geben?
[...] Diese Situation, diese vollständige Abhängigkeit von der Technik und fremden Händen, impliziert eine Auseinandersetzung mit einer Todesangst des Menschen: Die Gefangenschaft auf engstem Raume. Regisseur John Erick Dowdle, der zuvor das „[Rec]“-Remake„Quarantäne“ verbrochen hat, gelingt es zu Beginn auch in einem durchaus erkennbaren Ausmaß, die klaustrophobische Grundlage in einen gruppendynamischen Zustand der Aporie zu transferieren: Ruhe bewahren oder Eigeninitiative beweisen? [...] Die dämmerige Stimmung wird nach diesem Moment zunehmend aufgebrochen, um das „Wer ist denn nun der Leibhaftige?“-Rätselraten zur (alt-)testamentarischen Botschaft aufzustocken: Sünder müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden! Dass es in „Devil“ mit einer höheren Präsenz zugehen wird, wird im Opening bereits unterstrichen, wenn die amerikanische Metropole auf dem Kopf stehend abgegrast wird. Seine Erhebung von der metaphysischen Bedrohung zur materialisierten Inkarnation aber bleibt ohne Ertrag, artikuliert sich „Devil“ doch etwas zu hölzern in seiner schablonierten „Saw“-Philosophie. Da ist dann eher schmunzeln denn gruseln angesagt.
Durch seine massenmediale Aufbereitung ging der haarsträubende Fall der „West Memphis Three“ unlängst um die Welt: Drei Kinder werden tot aus einem Tümpel gezogen und weil es sich so schön anbietet, werden drei Jugendliche für schuldig gesprochen (alle lebenslänglich, einer zum Tode durch die Giftspritze verurteilt), denen man gemeinhin einen Hang zum Okkulten nachsagt. Außerdem: Heavy Metal steht immer in Relation mit dem absolut Bösen! Fertig ist die Kiste, Hauptsache man konnte schnell einige Sündenböcke sicherstellen. Atom Egoyan versucht sich mit „Devil's Knot“ jenem Justiz- und Polizeidebakel nicht auf klassischen Whodunit-Pfaden anzunähern, sondern den Zuschauer dazu zu animieren, ständig Zweifel zu hegen, anstatt dem Drang nach einheitlichen Antworten und obskuren Bestätigungen zu erliegen. Eine interessante Herangehensweise, ein Plädoyer an die Skepsis, sozusagen. Gegen Ende aber verrät „Devil's Knot“ seine Intention zusehends, zwingt den Zuschauer immer offenkundiger, endlich Stellung zu beziehen und gibt ihm dann ordentlich Texttafeln zu fressen. Na lecker. Wer allerdings durchweg gefällt ist Colin Firth, der den Privatdetektiv nicht als stereotypen Beißer mit instinktiver Spürnase gibt, sondern eher als geborenen Grübler; dem geht es nicht darum, die Jugendlichen zu entlasten, sondern darum, dass man doch vielleicht einfach mal mit offenen Augen an Beweise heranzutreten.
[...] Die Übriggebliebenen machen da nur große Augen und wir als Zuschauer wären gerne genauso verwirrt ob des plötzlichen Auflösens Unzähliger, wäre „Left Behind“ nur kein so durch und durch angestrengt-kalkuliertes Stück, das all seine etwaigen Spannungsfelder mit plakativen Bibelreferenzen codieren muss. [...] Der große Manitu scheint die Spreu vom Weizen getrennt zu haben und all diejenigen, die nicht gläubig ihren Alltag bewerkstelligt haben, müssen nun auf der Erde kauern, die zum Finale in einem apokalyptischen Glimmen fotografiert wird. Und ja, „Left Behind“ wäre wirklich ein ärgerliches Unterfangen, dürfte man sich nicht über die – mit Verlaub – rigorose Dummheit des Geschehens amüsieren. Irgendwo zwischen parodistischer Farce und dilettantischer Endzeitvision, die etwas zu sehr in den Ideologietopf getaucht wurde, zeigt sich „Left Behind“ treu-doof bereit dazu, dem Affen in seiner dialogischen Inkompetenz Zucker zu geben und den unfreiwilligen Unernst der Präsentation maßgeblich zu schüren. [...]
Eine Zumutung – Und was für eine! „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“ ist tatsächlich von allen guten Geistern verlassen, das war bei dem Regieduo Mark Neveldine und Brian Taylor zu erwarten. Dass man sich aber so herzlich wenig um einen Quäntchen Kohärenz schert, ist schon kurios. Damit fährt „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“ allerdings auch verdammt gut: Als knacklustige Ostblock-Produktion hätte es dieser hirnverbrannte Trashbastard nie und nimmer ins Kino schaffen dürfen, nichts stimmt hier, gar nichts. Nicolas Cage dreht pausenlos am Rad, absolut paralysierend, gesteht dem Rider damit endlich eine deutlich coolere, komplett losgelöste Präsenz zu und darf in einigen sensationellen Set Pieces (der infernalische Schaufelradbagger!!!) aufzeigen, wo der Elefant Wasser lässt. Unter dröhnendem E-Gitarren-Geschräbbel wird hier dem hypertrophe Irrsinn gefrönt, anstatt einer künstlerischen Vision zu folgen, basiert „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“ auf einer losen Akkumulation von wirren Einfällen. Herrlich, wie hier alles nach Lust und Laune drunter und drüber geht, Teil 1 hat offensichtlich eh niemand gesehen. Schade ist nur, dass man ab und an dann doch versucht, irgendwie eine Story reinzubringen, obwohl es nichts zu erzählen gibt, das bremst den subversive Überschwang. Dennoch: Filmischer Pfeifenwichs, wie es ihn in dieser Größendimension öfter geben sollte.
„Mit Legenden ist das so eine Sache. Manchmal werden sie wahr.“, flüstert uns Sam Elliott zu Anfang in einem uuuunheimlich verwegenen Voice Over. Cineastischen Legendenstatus wird „Ghost Rider“ zum Glück niemals tragen, eher den einer richtig schön versemmelten Comic-Chose, mit der sich Nicolas Cage für über 100 Millionen Dollar einen Jugendtraum verwirklichen konnte. Ein nomineller Blockbuster wird ohne Rücksicht und direkt von der Aufblende aus zum überteuerten B-Movie-Dilemma runtergeprügelt und guckt dabei auch noch passend dusselig aus der Wäsche. Hat man wohl selber nicht erwartet, dass dem Ding am Ende derart massige Trashpfunde an der Hüfte kleben. So schlimm ist der mit unsagbar lächerlichen Knalltüten ausgestattete „Ghost Rider“ aber irgendwie doch nicht, dumpfbackig, aber nicht desaströs, zähflüssig, ja, aber niemals ärgerlich. Wes Bentley gibt die dämonische Bleichnase, Nicolas Cage liebt Dokumentation über Brüllaffen und rollt über jede innerseelische Zwistigkeit seiner Figur hinweg und Eva Mendes...steht auch mal vor der Kamera. Ein gar hilflos-aufgeblasener Effektfilm, mit eben grässlich-obsoleten Effekten. Nicht mehr, nicht weniger.
[...] Die Rolle seines Opponenten, jenes Gehörnten, der nicht nur die Silvesterfeier, sondern auch die gesamte irdische Ordnung sabotieren will, wird von einem gar famosen Gabriel Byrne verkörpert. Seine flammende Interpretation des Antichristen ist herrlich, mit glimmender Süffisanz rollt er den von brunftig-sarkastischer Derbheit getriebenen Widersacher ab. [...] „End of Days – Nacht ohne Morgen“ vergreift sich am mythisch überhöhten Kampf von Gut gegen Bösen und extrahiert aus seinem Kontext der alttestamentarischen Theologie eine motivische Erlöser-Allegorie, die symbolgeschwängert jedem religiösen Wirrwarr freudig Zugang gewährt. Peter Hyams aber ist ein zu hervorragender Genre-Filmer, als dass „End of Days – Nacht ohne Morgen“ in seiner inhaltlichen Diffusion wirklich auseinanderbrechen würde. Sein ungemeines audiovisuelles Verständnis verwandelt Manhattan zur alles anderen als habitablen Umgebung und tränkt das Geschehen in ein dringliches Maß an rigoroser Düsternis. [...]
Dieser verschwurbelte Numerologie-Kram ist konspirativer Schwachsinn. Auch wenn Alex Proyas draufsteht. Aber erst mal zu Nico: Gut isser drauf, schön drüber und wenn er seinen trübsinnigen Dackeblick aufsetzt, unterschreiben sich die Adoptionspapiere mal wieder wie von Geisterhand. Ansonsten gibt es nicht viel Positives zu vermelden, „Knowing“ nämlich ist so was von für Tonne, Hilfe. Von kreationistischer Gesinnung angetrieben, bäumt sich „Knowing“ sukzessive zur unausstehlichen Beweihräucherung fundamentalistischer Christen auf, die in den letzten 20 Minuten genüsslich in die Hände klatschen und sich selber feiern dürfen: „Sag ich doch immer!“. Dafür hast du 5 Jahre gebraucht, Alex? Hut ab. Alles ist determiniert, schieb' Dir Deinen freien Willen gepflegt in den Hintern, und wenn Du dazu noch die frevlerische „Shit Happens“-Schiene fährt, wirst Du niemals von affigen Flüstermenschen zum Auserwählten erkoren. Das bedeutet: Kein Lebensbaum zum Umarmen, keine weißen Kaninchen zum Streicheln und keine 10-Jährige zum (neu-)schöpferischen Paarungsakt. Pech. Stop. Was? Egal. „Knowing“ ist reaktionärer Bullshit, verstrahlt bis aufs billige CGI-Gerippe.
[...] „Herz aus Stahl“ geht in seiner eingefangenen Brutalität sogar soweit, dass er zuweilen in eine gar exploitative Dimension vordringt, so beherzt hier am laufenden Bahn Körper durch Gewehrsalven und Granateinschläge deformiert werden. [...] Ayer versucht dem Zuschauer zu Anfang noch metaphorisch zu verdeutlichen, dass auch unsere vermeintlichen Helden keine weißen Westen, sondern schlammverkrustete Uniformen tragen; ihre ausgelaugten Gesichter erzählen vom Krieg, von Afrika, Frankreich, Belgien und nun von Deutschland, die vorgeschriebene Heroisierung wird trotzdem nicht umgangen, was der charakterlichen Differenzierung selbstredend schadet. [...] „Herz aus Stahl“ heftet sich weiterhin an die Schulter von Norman, er portiert uns über die Schlachtfelder, inmitten durch Blut, Schmutz, Gedärme und abgetrennte Extremitäten, um mit Wardaddys greifender Hand im Nacken zu realisieren, dass auch er nur ein Zahnrad im kriegerischen Getriebe ist, das auf Knopfdruck zu funktionieren hat, auch wenn es dafür seine persönliche Werte durchkreuzen muss: Recht und Unrecht tun hier nichts mehr zur Sache und jede Sekunde der Stille ist trügerisch, trägt der Wind einen Wimpernschlag später doch schon das Echo marschierender Soldaten mit sich. „Herz aus Stahl“ ist ein grimmiger Film, kein relevanter, vielmehr einer, der zubeißt, wenn man seine Hand nicht schnell genug wegzieht. Vielleicht ist das auch richtig so.
[...] Geht die Lutzi denn ordentlich ab? Nun, wenn das Auto der Juwelendiebe in einen Chemikalien transportierenden LKW-Konvoi rast, entfacht das ein Inferno, welches die damalige Möglichkeiten an Pyrotechnik wohl bis zum Anschlag ausgereizt hat: Enorme Explosionen bersten in krachender Geschwindigkeit los, alles steht unter Feuer, der Bildschirm versinkt in einem einzigen Flammenmeer. In diesen Minuten wartet „Daylight“ tatsächlich mit arretierenden Schauwerten auf; auch später, unterhalb der Tunneldecke, wenn unsere Gruppe nicht nur dem Feuer, sondern auch giftigen Gasen und Unmengen an Wasser ausgeliefert sind, weiß Rob Cohen immer mal wieder vereinzelnd stimmige Augenblicke zu generieren, die die kollektive Panik der Extremsituation gut einfangen – Nicht zuletzt durch die sich ständig auftragende, aber auch gerne attitüdenhaft wirkende Gruppendynamik. [...] Das Setting hätte sich zweifelsohne hervorragend für ein düster-klaustrophobisches Survival-Chaos geeignet, Rob Cohen aber holt aus „Daylight“ nur das Nötigste heraus, ist nicht an psychologischen Prozessen, sondern an transparenten Blockbuster-Formeln interessiert. [...]
[...] Eine gar ikonische Sequenz ist es, wenn sich der Hexenzirkel zur Konferenz in einem Hotel zusammenfindet und ihre wahren Gesichter zum Vorschein kommen. Man mag gar nicht wissen wollen, wie viele Kinder beim Anblick der scheußlichen Fratze der garstigen Oberhexe kreischend unter dem Kinositz verschwunden sind. Die Kamera von Harvey Harrison fängt diesen Moment in irren Schräglagen ein, rast durch die Reihen, dokumentiert und erschrickt im gleichen Augenblick. [...] Danach entspinnt sich aus und um „Hexen hexen“ ein uriges Fantasy-Abenteuer, bei dem es unseren wackeren Kinderhelden Luke auf die Größe eines Mäuserich schrumpft. Zusammen mit seiner Bilderbuchoma heißt es dann, den Hexen den Garaus zu machen, egal was es kosten mag! Die in ihrer Verspieltheit an Danny Elfman erinnernde Komposition von Stanley Myers gibt der Inszenierung immer wieder den fein-fidelen Anstoß, um die Phantastik der kindlichen Perspektive als oberste Priorität im Herzen der Narration beizubehalten. [...]