SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    SoulReaver: FILMSTARTS.de 14.12.2014, 20:47 Geändert 14.12.2014, 22:38

    [...] Viel schlimmer ist es aber, wie sich „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ permanent damit brüstet, für die Gleichberechtigung der Frau einzustehen und ihr angeblich die Chance zu ermöglichen versucht, sich von gesellschaftlichen Stigmata zu emanzipieren. Steven Brill aber scheint in seiner (eigentlich ehrenwerten) Intention nicht verstanden zu haben, dass Feminismus Sexismus kategorisch ausschließt. Denkbar schnell kippt „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ zurück in Verhaltensmuster des abgedroschenen Komödie-Murks, der allmonatlich in das Kino kommt, und wirft sich gar sklavisch dem konventionellen wie konservativen Status quo eines solchen zu Füßen. [...] Dass „Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern“ nicht gänzlich durchrasselt, liegt an der in ein enges gelbes Kleid gehüllten Elizabeth Banks, die Spielfreude suggeriert, wo eigentlich keine existent sein kann.

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      SoulReaver: FILMSTARTS.de 13.12.2014, 19:25 Geändert 14.12.2014, 13:09

      [...] Fuqua trägt seinen Hauptdarsteller auf den Schultern, er stilisiert ihn zu einem sadistisch-taktierenden Übermenschen. Seine Verwundbarkeit kommt einer reinen Behauptung gleich, fast ist es so, als würde der Rächer nur deswegen bluten, um seinen Gegnern den Glauben zu schenken, noch im Spiel zu sein. Spätestens wenn er im ruppigen Finale aus dem Schatten der Baumarktregale schreitet und im ästhetisch prasselnden Regen der Sprinkleranlage die Nagelpistole fetzen lässt, erreicht dieses Abfeiern einen recht unangenehmen Höhepunkt. „The Equalizer“ krankt ein Stück weit an seinem reaktionären Habitus, er hinterfragt nichts, sondern befürwortet schlichtweg, als straighter Action-Thriller jedoch überzeugt Antoine Fuquas neuster Streich fraglos. Er ist halt einfach ein talentierter Regisseur und Denzel Washington ein großartiger Schauspieler.

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        SoulReaver: FILMSTARTS.de 12.12.2014, 20:22 Geändert 15.12.2014, 17:09

        Nur wenige Wimpernschläge verstreichen, bis die Leinwand in Flammen steht. „Der Hobbit 3: Die Schlacht der fünf Heere“ packt uns direkt am Schopf und gemahnt noch einmal zurück an das Ende von „Der Hobbit: Smaugs Einöde“, welcher mit einem hundsgemeinen Cliffhanger in den Abspann führte: Die megalomanische Feuerschlange Smaug stürzte sich goldbedeckt von den Klippen des Einsamen Berges und schwor grausame Rache an den Menschen – Jenen Unschuldigen, die ihren Lebenstag in der Seestadt Esgaroth fristen. Es mag vielleicht etwas harsch anmuten, entspricht jedoch der Wahrheit: Bereits die ersten 20 Minuten, nämlich die, in denen Smaug die Stadt im Feuersturm zerlegt und inmitten der lodernden Ruine von Bard (Luke Evans) herausgefordert wird, kristallisieren sich zum Höhepunkt des Trilogie-Abschlusses. Warum das so ist? Ganz einfach: In diesem Kapitel von „Der Hobbit 3: Die Schlacht der fünf Heere“ schleicht sich ein Gefühl von emotionaler Fallhöhe in das Geschehen; es gibt etwas zu verlieren, stringent kredenzt, ohne narrative Rotation, ein beinahe unlösbares Katastrophenszenario spielt sich vor den aufgerissenen Augen des Publikums ab.

        Ist die glühende Chose mit dem Drachen erst einmal abgehandelt (und lässt damit auch die charismatischste Figur der „Hobbit“-Reihe fallen, Bilbo ist ja eh nur Staffage), flacht auch „Der Hobbit 3: Die Schlacht der fünf Heere“ kontinuierlich ab. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Trilogie, dass der jeweilige Film niemals wie aus einem formvollendeten Guss daherkommt, sondern episodisch zersplittert wirkt und einzig über gelegentliche Höhepunkte funktioniert, niemals aber als betörend-suggestives Gesamtwerk. In der Kinoversion von „Der Hobbit 3: Die Schlacht der fünf Heere“ intensiviert sich dieser Eindruck nachhaltig: Ein aus charakterdefinierter Perspektive ansprechender Punkt schwebt in seiner schwerwiegenden Entwicklung über allen Köpfen, findet in dieser Fassung aber eigentlich gar nicht statt: Thorin Eichenschild (Richard Armitage) nämlich wird von der 'Drachenkrankheit' in Besitz genommen und ergießt sich in Allmachtsphantasien: Das Gold hat sich tief hinab in seine eigentlich gutmütige Seele gebohrt. An dieser Stelle könnte der auf DVD und Blu-ray erscheinende Extended Cut womöglich Aufschluss geben, im Kinosessel bleibt dieses signifikante Segment ein laues Lüftchen.

        Die große Schlacht, in denen sich Menschen, Zwerge, Elben und Orks gegenüberstehen, hat dann ihren Reiz, wenn die Kamera über ihren unzähligen Köpfen schwebt und empor in die Vogelperspektive steigt: Die Heere sind von einem epochalen Ausmaß bestückt. Dass sich die epische Vision der Vorlage (und des Regisseurs) nicht in den Illustrationen spiegeln vermag, liegt in seiner schieren Künstlichkeit begraben. „Der Hobbit 3: Die Schlacht der fünf Heere“ lässt die Hochleistungscomputer Überschichten buckeln, doch zahlt sich dieser vehemente Einsatz hinter dem Flachbildschirm nicht sonderlich aus. Die – dann und wann im Ansatz vernehmbare - Magie wird von unglaublich artifiziellen Set Pieces übertüncht, da mögen sich gigantische Würmer aus den Bergwänden winden und riesige Oger Mauern mit dem Kopf voraus einreißen, all diesen Elementen fehlt der plastische Gegenpart, der den übertechnisierten Grad des Szenarios ein Stück weit kaschiert wie neutralisiert. Dass einem die „Helden“ nicht ans Herzen wachsen konnten, kulminiert im Finale für den Zuschauer dann eben auch in einer befremdlichen Belanglosigkeit: Mittelerde ist ein kalter Ort geworden.

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          [...] Alec Guinness zeigt wiederholt, dass er nicht nur ein Meister der Verwandlung war, sondern auch, dass er, trotz all der äußerlichen Überzeichnung, der verkniffene Blick, das sich aus dem Mund schälende Gebiss, die buckelige Physiognomie, nie Gefahr laufen würde, zur infantilen Lachnummer zu verkommen. Seine Performance ist ungeheuer pointiert, jede Geste trifft ins Schwarze, jedes Wort erhält erst durch ihn den vollkommenen Feinschliff. Auch „Ladykillers“ darf sich glücklicherweise als 'zeitlos' titulieren lassen, das Timing ist blendend, das Ensemble (darunter noch Peter Sellers, Cecil Parker, Herbert Lom, Danny Green und die rüstige Katie Johnson) spielfreudig und wunderbar zusammengetragen, während das Drehbuch des temporeichen Lustspiels kontinuierlich an Biss gewinnt und den Konflikt zwischen Betulichkeit und Delinquenz abermals potenziert wie (nicht zuletzt durch Tristram Carys orchestrales Arrangement) ironisiert.

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            Zur Klarstellung: Nicolas Cage ist hier ebenso wenig letzter Tempelritter, wie er letzter Mohikaner ist. Dafür sind er und Regisseur Dominic Sena wieder vereint. Welch Freudentag! Für Sena soll „Der letzte Tempelritter“ so etwas wie eine Hommage an Ingmar Bergmans „Das siebente Siegel“ darstellen. Das hat aber selbst unser Nico nicht so wirklich verstanden und eine weitaus passendere Bezeichnung für den Film gewählt: Is'n Horrorfilm. Ein mieser, wohlgemerkt. Mit zerzauster Mähne streifen Cage, der bekanntermaßen Gas gibt, und ein grummeliger Ron Perlman als desertierte Kreuzritter durch die kargen Tage des Spätmittelalters. Die Pest grassiert und Blutvergießen im Namen des Herrn macht auch keinen Spaß mehr, deswegen transportieren die beiden Recken ein der Hexerei bezichtigtes Mädel in ein abgelegenes Kloster, wo ihre Schuld „überprüft“ (Steine in die Taschen und ab in den See) werden soll. Doppelmoral, Juheirassa! Es ist beinahe schon wieder liebenswert, wie sich dieser rigorose Fantasy-Trash um stringente Ernsthaftigkeit bemüht. Ein Kampf gegen Windmühlen. Hier geht alles drunter und drüber, maddeliger Hokuspokus in Reinkultur. Erwartungen: Erfüllt.

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              SoulReaver: FILMSTARTS.de 10.12.2014, 19:53 Geändert 10.12.2014, 19:59

              Wenn das Justizsystem mal wieder versagt, muss sich eben die Organisation im Schatten um die Drecksarbeit kümmern. Blöd nur, wenn diese anschließend auch noch Anforderungen stellt. Und wer muss es mal wieder ausbaden? Natürlich unser Nicolas. Erst wird seine Frau (gespielt von January Jones, schau einer an) übel zugerichtet und weil er sich in seiner tiefen Bestürzung auf das Angebot von Simon (Guy Pearce, yes!), Kopf des ominösen Verbunds, einlässt, verlangt dieser wenig später von unserem Nico, dass er als Rechnungsausgleich ebenfalls einen Mord begehen soll. Damit kann man doch arbeiten, oder? Und „Pakt der Rache“ ist gar nicht mal sooo verkehrt – Man könnte ihn beinahe schon als 'solide' Mahlzeit für den hohlen Zahn durchgehen lassen. Roger Donaldson ist eben auch ein durchaus begabter Handwerker und hält dort (dann und wann) eine gewisse Grundspannung aufrecht, wo das Drehbuch längst in abstrusen Plotentwicklungen badet. Die saubere, ja, klinische TV-Ästhetik stößt allerdings heftig ab und Nicolas Cage, dieses Mal ohne verklebte Zottel, dafür mit gepflegtem Bärtchen unterwegs, bewahrt leider durchweg Contenance. Geht trotzdem irgendwie klar, das Ganze.

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                SoulReaver: FILMSTARTS.de 10.12.2014, 11:19 Geändert 10.12.2014, 11:20

                DTV-Zeremonienmeister Nicolas Cage schlurft krummbuckelig mit nachtschwarzer Fettfrise durch die thailändischen Touristenbroschüren, erkennt sich selbst in Kinderaugen wieder, mutiert zum bleichen Mentor und verliert sein Herz dumpfbackig grinsend an eine taubstumme Apothekerin. Ach so, zwischendurch wird in „Bangkok Dangerous“ auch etwas geballert, hier und da, alibimäßig im trägen eigentlich-bin-ich-ein-Kind-der-90s-Modus, tut aber nichts zur Sache, der Fokus liegt so oder so auf der famosen Peinlichkeit von Perücke, die unser lieber Nico da durch die steril-schrillen Sets der fernöstlichen Metropole bugsiert. Und wenn sich das große Menscheln dann nicht aus der auf zwei Ausdrücke (gelangweilt und traurig-gelangweilt) fixierten Jammervisage Cages abzulesen lässt, springt das bedeutungsschwangere Voice-Over ein und labert alles konsequent in die Leichenstarre. Eine richtige Nullnummer haben sich die Pangs mit der zweiten Auflage ihres eigenen Stoffes hier geleistet. Gratulation.

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                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 09.12.2014, 17:00 Geändert 09.12.2014, 18:20

                  [...] Sicher kommt auch „Ruhet in Frieden – A Walk Among The Tombstones“ nicht ohne Fehler aus, allein der von Brian Bradley gespielte Sidekick TJ besitzt keinerlei dramaturgisches Potenzial und missfällt eher als vorlauter Klotz der Narration. Scott Frank setzt in seiner detektivischen Kriminalarbeit aber auf die bedachten Mittel der alten Schule und lässt Liam Neeson mit grüblerischer Mine durch das triste Stadtporträt streichen, kombinieren, antizipieren, herantasten und den bestialischen Tatbestand im Dialog durch perspektivische Variabilität entschlüsseln. Die Stilblüten des Film Noir sind präsent, New York ist ein verlottertes, nihilistisches Pflaster kurz vor dem Millennium. Kurz bevor die Sonne vielleicht zum letzten Mal untergehen wird, versucht Matt Scudder seine Weste noch einmal reinzuwaschen.

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                    SoulReaver: FILMSTARTS.de 09.12.2014, 11:53 Geändert 09.12.2014, 13:25

                    [...] Erst bewegt sich Sidney (Alec Guinness) nur als grauer Niemand silhouettenhaft im Schatten, später erstrahlt er im weißen Anzug, doch die Welt ist noch nicht bereit für diese Veränderung. [...] Die auf soziologischem Fundament errichtete Wirtschaftskritik von „Der Mann im weißen Anzug“ meint es gut in ihrer Aussage, verkommt in der tonalen Unentschlossenheit aber zur naiv-volatilen Angelegenheit. Wohin das Ganze steuern soll, wird nie ersichtlich, was sich auch am Spiel von Alec Guinness abzeichnet, der leider zwischen den Stühlen sitzt. [...]

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                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 08.12.2014, 19:56 Geändert 08.12.2014, 19:56

                      [...] In „Adel verpflichtet“ war er noch in acht verschiedenen (Neben-)Rollen zu sehen, in „Einmal Millionär sein“ darf sich Alec Guinness ganz dem peniblen Kleinbürger Henry Holland hingeben. Guinness schlüpft hier in die Figur eines Jedermanns, der wie alle anderen Namenlosen dem gleichen Traum verfallen ist: Einmal Millionär sein. [...] Wie es das Schicksal aber so will, geht die Sache nicht ganz so reibungslos ab und Charles Crichton, dem wir auch „Ein Fisch namens Wanda“ zu verdanken haben, stilisiert „Einmal Millionär sein“ glatt zur spritzigen Parodie auf den klassischen Heist-Movie. Guinness und Holloway harmonieren blendend und dürfen sich den Sympathien des Zuschauers sichern sein, während wilde Verfolungsjagden über Stock und Stein das narrative Tempo wiederholt anziehen.

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                        [...] Manche würden ihn fälschlicherweise als 'angestaubt' beschreiben, in Wahrheit ist „Adel verpflichtet“ einfach ungemein stilvolles Kino. [...] Interessant ist es auch heutiger Sicht zu beobachten, wie „Adel verpflichtet“ niemals zynische Regionen auszutesten versucht, sondern einem ungemein ironischen Tonus die Treue schwört. Unter diesem Aspekt wird auch deutlich, auf welch ausgefeilter Drehbucharbeit „Adel verpflichtet“ doch basiert. Dass es sich nicht allein um einen würdevollen Spaß mit schwarzhumoriger Prägung handelt, sondern „Adel verpflichtet“ auch als herrliche Reflexion der zugeknöpften Befindlichkeit des Adels im viktorianischen Zeitalters funktioniert, wird in der hervorragend vorbereiteten Schlusspointe sichtbar, mit der nicht nur die Erwartungshaltung des Zuschauers torpediert wird, auch der seine Morde mit unerhörter Selbstverständlichkeit kommentierende Dennis Price muss mit verdatterter Miene feststellen, dass sein Triumph wohl doch nicht ganz so schillernd ausgefallen ist, wie er es noch wenige Sekunden vorher glauben wollte.

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                          [...] Den Autounfall, den Pierre erleiden wird, inszeniert Sautet in destruierender Poesie. Der repetitive Einbau der stilisierten Karambolage stärkt die metaphorische Basis im Hintergrund: Wer sein Schicksal kontrollieren will, dessen Existenz gerät zwangsläufig aus den Fugen. „Die Dinge des Lebens“ definiert sich daher auch als mit plastischem Herzschmerz präsentierte Parabel über die Vergänglichkeit unseres Seins, über die Wandelbar- und Wechselseitigkeit einst so intim entflammter Gefühlen, für die es keine Worte zu geben scheint. Akzentuiert vom immerzu brillanten Michel Piccoli und einer sich nach neuen Ufern umsehenden Romy Schneider, wird „Die Dinge des Lebens“ vor allem zu einem Film von universellen Tragfähigkeit.

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                            [...] Kevin Costner zeigt in der Hauptrolle des General Manager Sonny mal wieder, dass er durchaus noch in der Lage ist, strauchelnde Charakter mit Kämpferherz angemessen zu verkörpern. „Draft Day“ ist auch keinesfalls ein schlechter Film, das Problem wird nur sein, dass er nicht an seiner Umsetzung, die ist souverän, sondern unserer kulturellen Prägung scheitert.

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                              SoulReaver: FILMSTARTS.de 04.12.2014, 14:44 Geändert 08.12.2014, 19:30

                              Los Angeles, urbanes Sammelbecken für fleddernde Aasgeier und lauernde Hyänen. In ihren Reihe streunert auch Lou Bloom herum, der sich die Nächte nicht mehr länger als Hehler für einen Hungerlohn um die Ohren schlagen möchte, sondern zu Höherem berufen scheint. Und nachdem er einmal in Berührung damit gekommen, wie sich aus dem Ablichten von Verkehrsunfällen, Raubzügen, Mord und Totschlag Profit schlagen lässt, geht alles Schlag auf Schlag: Mit dem Camcorder als Waffe und die Amoral als Katalysator, geht es auf die Jagd. Blutig muss es nicht sein, aber drastisch. „Nightcrawler“ ist ein von garstig-geschliffenen Dialogsequenzen dominiertes Systemporträt der verrohten Mechanismen des Medienkosmos und dem alles dirigierenden Kapitalismus: Angebot und Nachfrage entscheiden. Wenn die Konsumenten dann auch noch richtig Angst ob der verstörenden Aufnahmen bekommen, geht die Rechnung komplett auf. Dieser von Jake Gyllenhaal fiebrig-getrieben und mit diabolischen Grinsen auf den Lippen verkörperte Lou Bloom ist die Personifizierung jener zeitgeistigen Entfremdung von Gewissen und Ethik; ein Illusionist, Manipulator, Karrierist, Autodidakt, Imitator und auch ein Quell der Inspiration, der nicht kommuniziert, sondern mit einstudierten Worthülsen auf sein Gegenüber einredet. Im Westen nichts Neues, und doch ein nachdrückliches, (leider) durch und durch realitätsnahes Erlebnis.

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                                SoulReaver: FILMSTARTS.de 04.12.2014, 10:25 Geändert 04.12.2014, 18:44

                                [...] Der Zombie-Film eignet sich nun mal hervorragend dazu, als Projektionsfläche für die Ängste einer jeden Generation zu dienen: Vietnam-Traumata, nukleare Vernichtung, Kalter Krieg und natürlich der Zerfall familiärer Kernstrukturen. [...] „Doc of the Dead“ unterbreitet dem Zombie-Enthusiasten nichts Neues, wenn er von wilden Theorien, den Einfluss von Videospielen auf unsere Filmwahrnehmung und der politischen Botschaft innerhalb der Zombie-Kultur berichtet, doch er unterhält, lässt bekannte Gesichter mit Leidenschaft zum Thema schwadronieren und schafft es sogar, aus sexualtherapeutischer Sicht den Zombie-Film für hochinteressant zu erklären. Ein Herz für diese gottlosen Kreaturen muss man einfach haben, dafür sind sie, auch wenn man es manchmal nicht glauben möchte, einfach zu vielfältig.

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                                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 03.12.2014, 11:22 Geändert 03.12.2014, 11:22

                                  [...] Die Zeiten, in denen sich er sich im Close-Up selbstinszenierte, sind endgültig vorbei. „Sag nicht, wer Du bist!“ ist minimalistisch, der Theater-Charakter ist allgegenwärtig vernehmbar, all der Pomp, die grellen Farbspiele und extravaganten inszenatorischen Sperenzchen aus seinen früheren Werken sind fort. Stattdessen herrscht in „Sag nicht, wer Du bist!“ in eigentlich jeder Einstellung eine unterschwellige, latente Gefahr, die nur darauf wartet, endlich auszubrechen und alles in sich zu reißen. [...] Nach und nach hingegen gebiert aus der Angst vor dem Unvorhersehbaren eine gegenseitige Abhängigkeit: Der Konvergenzpunkt im sadomasochistischen Beziehungsgeflecht zwischen Tom und dem vorerst allein über seine Physis definierten Francis. Gerade in der Szene, in der eine Schlägerei zwischen Tom und Francis im Maisfeld zum erotischen Akt erklärt wird, erstrahlt das Motiv des Filmes, wie dem gesamten Schaffen von Xavier Dolan, wieder vor den Augen des Zuschauers: Immer geht es irgendwo um den Kampf, das Verweigern, das Suchen und das Finden der eigenen Identität. [...]

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                                    [...] Man könnte „Life of Crime“ als Ensemblefilm deklarieren, der sich lobenswerterweise erst gar nicht daran versucht, klare Brücken zu „Jackie Brown“ zu schlagen – Diese würden ohnehin in Windeseile zerfallen. [...] „Life of Crime“ ist vor allem das emanzipatorische Porträt einer Frau, die sich endlich aus den Ketten ihrer festgefahrenen Ehe befreit und ihre Stimme dort wiederfindet, wo ihr eigentlich der Mund verboten wird. Dass „Life of Crime“ nun trotz interessanter Aspekte und durchaus guten Schauspielleistungen im oberen Mittelfeld anzusiedeln ist, liegt wohl primär an seiner doch auffälligen Beliebigkeit: Bei Tarantino gab es selbst in der banalen Alltäglichkeit noch eine gar sanfte Poetik zu bekunden, „Life of Crime“ ist dagegen nur sauber gefilmt.

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                                      [...]Heute ist John Carpenter eine sich selbst demontierende Gestalt im Schatten eines großen Namens geworden, im Jahre 1978 hingegen bereits auf der Höhe seines Schaffens residierend, setzte der einstige Meister in seiner Konzeption des Grauens auf fröstelnden wie ikonographischen Suspense: Die Silhouette hinter der Hecke, die Irren im Vorgarten der Nervenheilanstalt, der schwarze Mann verdeckt vom weißen Laken. [...] Michael ist die Personifizierung unseres Unterbewusstsein, die Angst vor den Tiefen in uns selbst – Und denen kann man ja bekanntlich nur entfliehen, wenn man sich selbst ein Ende setzt. Allerdings zeigt sich „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ auch dem damaligen Gestus des Slasher-Films erkenntlich, was bedeutet: Es muss weitaus expliziter zur Sache gehen und die (inzwischen üppig vertretenen) Gewaltspitzen visualisiert werden. [...] Allerdings ist Rosenthals Inszenierungsstil simultan dazu darum bemüht, den nebulösen Geist der Vorlage zu preisen, muss sich im nächsten Schritt aber dem blutgierigen Zeitgeist Anfang der 1980er Jahre geschlagen geben: Die Ebenen beißen sich; es wirkt zeitweise etwas unrhythmisch und in der Taktung leicht unausgegoren. Und doch ist „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ immer noch ein ungemein stimmungsvoller Genre-Streifen. [...]

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                                        SoulReaver: FILMSTARTS.de 26.11.2014, 21:22 Geändert 26.11.2014, 22:44
                                        über Harms

                                        [...] Gleich zu Beginn schon stellt „Harms“ die Weichen in eine eindeutige Richtung: Wenn der titelgebende Knacki seinem Zellenkumpanen einen Zahn aus der Wangentasche fischt, um dann in einem Duschraum eine unglaublich brutale Schlägerei auszutragen, die in ihrem Naturalismus an die ikonische Sauna-Sequenz aus David Cronenbergs „Tödliche Versprechen“ gemahnt, dann ist die Marschroute eindeutig fernab des Mainstream-Konsens angesiedelt. [...] Natürlich ist „Harms“ nun nicht die große Filmkunst und die endgültige Erlösung von all den beständigen Unkenrufen, dafür gibt sich das Drehbuch in der Ausarbeitung seiner Klimax um den 100-Millionen-Euro-Raubzug etwas zu verwaschen und übereilt, was sich folgerichtig mit dem Grundanspruch auf Authentizität und Nüchternheit beißt, doch so ruppig und konkret hat man das deutsche Kino wahrscheinlich lange nicht mehr erlebt – Gewiss auch nicht in Maximilian Erlenweins äußerst mäßigen „Stereo“. Nikolai Müllerschön legt Wert auf den dreckigen Ton und das verschafft „Harms“ einen erfrischenden Stallgeruch, den man so manches Mal auch noch zehn Meter gegen den Wind riecht.

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                                          [...] So geht es dann eben mit diesem schnaubend-hysterischen Lara-Croft-Verschnitt und einem ähnlichen charakterlosen Grüppchen hinunter in die Katakomben, in denen schnell deutlich wird, dass sich die unsympathischen Protagonisten nicht nur gegen eine übernatürliche Präsenz zur Wehr setzen müssen, die entweder als grässlicher Schrei aus der Dunkelheit, als kauernde Silhouette im finsteren Winkel oder als polternder Jump-Scare direkt in die Linse fungiert, sondern auch gegen sich selbst. Man merkt es schon und möchte seinen Hut zücken: Hier floriert die schiere Inspiration! [...] Das Knochenlabyrinth wird zum Seelenkäfig, dessen Gitter erst dann ein Entkommen gewähren, wenn man sich mit den Sünden seiner Vergangenheit konfrontiert hat: Nur wer sich seiner selbst stellt, kommt in Berührung mit einer höheren Wahrheit. Es wäre zu viel gesagt, würde man „Katakomben“ anhand dieses Aspekts eines religiösen Dampfhammers bezichtigen, deplatziert, weil es der Geschichte keine neue Ebene respektive Perspektive verleiht, ist es dennoch. Aber „Katakomben“ erstickt sein stimmiges Szenario sowieso recht baldig im Schleudergang der Videokamera, bis man wirklich den Eindruck gewinnt, Paris steht – wie auf dem Poster dargestellt – auf dem Kopf. [...]

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                                            SoulReaver: FILMSTARTS.de 24.11.2014, 16:04 Geändert 24.11.2014, 16:40

                                            [...] Diese Ausgangslage ist natürlich auch eine Konstruktion, die die Ehrlichkeit des Zuschauers einfordert und ihm die gleiche Frage unterbreitet: Welchen Weg würdest DU einschlagen? Im Folgenden wird jedoch eine Kluft zwischen dem Gezeigten wie dem Konsumierenden anwachsen, weil „A Single Shot – Tödlicher Fehler“ weniger eine (selbst-)reflektorische Moralstudie darstellt, denn formalistische Thriller-Kost mit schwerfälligem dramatischen Impact. Natürlich muss diesem John Moon, ein therapiebedürftiger, vorbestrafter Einzelgänger, ein Familiendilemma angedichtet werden, aus dessen Klammergriff er sich doch eigentlich nur befreien möchte. [...] Die klirrend-kalte, beinahe monochrome Farbprägung, sowie die delirierende Musik, die einen markanten Klangteppich der Verzweiflung webt, sorgen angesichts nebelverhangener Wälder für atmosphärische Einzelszenen, der Blick in die geschwundene Americana-Seele jedoch fällt denkbar abgehalftert aus.

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                                              Liebe ist unsere Erlösung. Liebe ist unser Untergang.

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                                                Leider nur Konfektionsware. Keine Frage, Michael Jai White ist ein Biest, dessen reine Physis die Erde erzittern lässt, tragischerweise aber hat Regisseur Ernie Barbarash offensichtlich nicht viel übrig für körperbetontes respektive kinetisches Action-Kino und lässt White entweder flapsig Kopfschüsse verteilen, seine Gegenspieler mit einem saftigen Tritt in die Weichteile ausknocken oder irgendeinen Blech schwafeln. Auch das Setting der brasilianischen Fevales irritiert zuweilen: Zwischen Kinderprostitution, Bandengewalt und Drogenhandel lichtet „Falcon Rising“ diesen Hort der florierenden Kriminalität nicht in abstoßende, düstere Bilder ab, sondern als sonnendurchfluteten Urlaubskatalog, der geradezu dazu einlädt, die Liegen aufs Blechdach zu stellen, um sich dort gepflegt einen Eimer Caipirinha in den Hals zu kippen. Zum Showdown kommt dann wieder etwas Zug rein, die Plansequenzen vermitteln drängenden Impetus und Michael Jai White ist halt Michael Jai White. Das knallt, ordentlich. Allerdings etwas zu spät.

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                                                • 7

                                                  [...] Stattdessen definiert sich „Jagd auf Dillinger“ vielmehr als reißerische, ja, gleichwohl aber ungemein unterhaltsame Gangster-Kiste, in der vor allem Warren Oates sein drahtiges Charisma aufleben lässt und John Dillinger, dem Staatsfeind und Superstar, – nicht nur äußerlich – mit seiner launigen Performance äußerst gerecht wird. [...] Stilistisch sehr dem Western verpflichtet, stimmt John Milius einen Naturalismus an, der gerade in den Gewaltspitzen Peckinpah'sche Dimension erreicht. Dillinger und Purvis befinden sich auf einer Achse, zu Anfang noch an den entgegensetzten Enden, doch von Minute zu Minute näher aneinander rückend, bis das Unumgängliche geschehen muss und das Duell in Gewinner und Verlierer aufgeteilt wird. [...] „Jagd auf Dillinger“ ist ganz und gar straightes Genre-Kino, mit markig-lakonischen Sprüchen („Hände nach oben wie die Obstpflücker!“) und wunderbaren Sets, deren ländliches Profil dazu prädestiniert scheint, um für krachende Schießereien herzuhalten. Reinrassiges, polterndes Männerkino, vom Sack auf die Leinwand, sozusagen.

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                                                    [...] Und hier liegt eines der großen Probleme von „Unsere Mütter, unsere Väter“ begraben: Er zeigt die 20-Jährigen und hält den Krieg als Spaßbremse fest, die den jungen Leuten das Auskosten ihres Lebens verwehrt. Daraus wird noch ein immer befremdlicheres Selbstmitleid resultieren. [...] Es wäre jedenfalls nicht verwunderlich, wenn sich Menschen von heute „Unsere Mütter, unsere Väter“ anschauen und den Film so verstehen, dass wir Deutschen ja damals überhaupt nicht so schlimm gewesen sind, sondern genauso Opfer unter Adolf Hitlers Diktatur. Und wenn „Unsere Mütter, unsere Väter“ diesen Gedanken wirklich verbreiten möchte, dann gleicht das einer vermessenen Frechheit sondergleichen. Man muss sich nach der Sichtung des Filmes und dem nachfolgenden Austausch jedenfalls auf das Totschlagargument vorbereiten, dass „Der Russe auch nicht besser war“ und wir Deutschen „ja nur Befehle befolgt haben“ respektive es „irgendwie versucht haben, moralisch für unsere Taten zu sühnen“. „Unsere Mütter, unsere Väter“ stellt den Zuschauer permanent vor vollendete Tatsachen, ihm liegt es nicht an inneren wie äußeren Entwicklungen, er sieht sich nicht gezwungen, die Thematik von der Wurzel bis zur Knospe abzuklopfen, deswegen verkommt die Antwort auf die Schuldfrage zum Lippenbekenntnisse inmitten unermesslicher wie verklärend-pathetischer Plattitüden und breitgetretener Stereotypen.

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