SoulReaver - Kommentare
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Alle Kommentare von SoulReaver
»Happiness is something I know nothing about.«
Hat man die merkliche, aber keinesfalls moderige Staubschicht der nostalgischen Fassade von Alfred Hitchcocks „Rebecca“ entfernt und die temporäreren Längen zu Beginn überwunden, entfaltet sich die werkgetreue Adaption der literarischen Vorlage von Daphne du Mauriers als psychologisches Charakter-Drama, in dem der Tod die erste Geige spielt und das essentielle Element der gepeinigten Beziehungskonstellation zwischen Maxim de Winter (Laurence Olivier) und Mrs. de Winter (Joan Fontaine) darstellt, deren volatile Ehe von Maxims erster Frau Rebecca permanent aus dem Reich der Toten kontrolliert wird. Und genau dieser Aspekt macht „Rebecca“ so - im wahrsten Sinne des Wortes – unheimlich und interessant, eben das er seine gesamte Kraft aus einer Person zieht, die im Film zu keiner Sekunde die Bildfläche betritt, ihre Anwesenheit dafür aber im Verlauf der Geschichte umso deutlicher spürbar wird.
Dass die Atmosphäre eine derartig dichte Wirkung entfacht, liegt natürlich auch an der brillanten Kulisse des schaurigen Manderlay-Schlosses, wie gemacht für einen Haunted House-Streifen à la Robert Wise, welches „Rebecca“ diesen unverkennbar morbiden Charme mit romantischen Märchenanleihen schenkt und George Barnes' Gespür für Räumlichkeiten konsequent ausreizen kann. „Rebecca“ bleibt vordergründig allerdings ein isoliertes Melodrama über Schein und Sein, über Wahrheit, Lüge, Täuschung und Verlust, während die fokussierte Frage um den wahren Grund des Todes von Rebecca einem düsteren Mosaik aus zersplitterter Verdrängung und lakonischer Abneigung gleicht, einem subtilen Spiel aus gedämmten Licht und markanten Schatten. Für Hitchcock also ein mehr als gelungenes Hollywood-Debüt, auch wenn die Erinnerungen an die Drehtage nicht gänzlich von erfreulicher Natur für ihn waren, denn hier musste sich der zukünftige Master of Suspense der Macht und Humorlosigkeit des Produnzenten David O. Selznick noch geschlagen geben, ein großartiger Klassiker ist dennoch entstanden, obgleich der künstlerischen Diskrepanzen.
Hätte bei Allen eher mit "Whatever Works" und seiner "irgendwie passt es halt"-Mentalität gerechnet deinerseits gerechnet. Polanski fehlt aber auch noch, auch wenn er nicht zu deinen Lieblingen zählt, aber der Mann hat auch keine Aussetzer, stimmt's? (Pass bloß auf was du jetzt sagst :D)
»Have you ever stopped to think that a family should be the most wonderful thing in the world and that this family's just gone to pieces?«
»Im Schatten des Zweifels« entwurzelt das sortierte Familienleben der idyllischen Kleinstadt und schildert die familiäre Kohäsion als brüchige Struktur, als fehlerhaftes Ordnungsprinzip, in dem Gefahren von außen nur unter einem unbekannten Licht aus der Ferne erstrahlen dürfen, während sich die Bedrohung unscheinbar in den inneren Kreis geschlichen hat und daraufhin langsam an den spitzen Klippen des systematischen Apparats zerschellt. Dreh- und Angelpunkt dieses Dramas ist der beliebte und ebenso charismatische Onkel Charlie, der seine Familie im stillen Nest Santa Rosa besucht und für seine Nichte Charlie endlich die Abwechslung verheißt, die sie in der fortwährenden Tristesse vermissen musste. In Onkel Charlie schlummert allerdings ein Geheimnis, welches den Zerfall des lückenlosen Familienbildes darstellt und Stück für Stück in sich zerfallen lassen könnte. Das nebulöse Mysterium um Onkel Charlie ist für den Zuschauer nicht von großer Bedeutung, weder Hitchcock, noch das Drehbuch legen Wert auf das Entschlüsseln der dunklen Wahrheit. Der Interessenschwerpunkt dieses Charakter-Dramas liegt auf der Enthüllung der anderen Familienmitglieder in Bezug auf Onkel Charlie und die Reaktionen im innerfamiliären Bund. Der humane Dualismus – immer zwischen Zu- und Abneigung pendelnd – lässt die reflektierte Frage aufkommen, ob wirklich die Möglichkeit besteht, die Familie als Ort der Zuflucht zu sehen, ob es einen Zusammenhalt gibt oder ob Familie immer ein Zwang sein wird – Viele Einzelstücke ergeben nun mal nicht immer etwas Ganzes. »Im Schatten des Zweifels« arbeitet durchgehend mit Sympathie und Antipathie, vom geliebten Onkel bis zum Feind in den eigenen Reihen, der seine umschwärmte Fassade durch mimische Andeutungen eigenständig zerbröckeln lässt. Hitchcocks Film ist dabei - mal wieder – eine formidable Menage aus wohldefinierter (Charakter-)Studie und dem charakteristischen Suspense, mit leichter Ironie verbunden, und doch bleibt es letzten Endes eine meisterhafte Geschichte über den individuellen Verlust der Unschuld.
»Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm'.«
»Der siebente Kontinent« lässt sich als zutiefst nihilistisches Protokoll einer usuellen Familie der sozialen Mittelschicht verstehen. Ihr Alltag ist längst der maschinellen Monotonie gewichen und jeder herkömmliche Handgriff, jede wiederholte Geste, gleicht einem lieblosen Trott. Das Gefühl der Lebensfreude wurde durch die gesellschaftliche Entfremdung ersetzt und normale Dinge wie das Abtrocknen des Geschirrs oder das Decken des Essenstisches sind in diesem familiären Kreis nur noch ein stummer Schrei nach Revision – Aussichten auf Erfüllung sind nicht mehr vorhanden. Michael Haneke dokumentiert in seiner elliptischen Narration die gängigen Abläufe der dreiköpfigen Familie und legt keinen Wert darauf, den Zuschauer mit Antworten zu füttern, sondern bündelt die gesamte Kraft seiner nüchternen Inszenierung in die konstant anhaltende Wirkung des dritten Kapitels und evoziert dabei eine physische Härte, die bis weit über die Schmerzgrenze hinausschießt. In »Der siebente Kontinent« gehen Zerstörungswut und Befreiungsakt Hand in Hand, die Metaphorik des seelischen Todes spült aus der zerschlagenen Aquarium und das Meer, der Strand, der Horizont und das Gebirge leiten die Reise zum siebenten Kontinent ein. Hanekes Werk ist in seiner quälenden Art gerade deshalb so bitter, weil das präzise Porträt des Familienbildes in keinem festen Land verankert wurde, die Grundlage ist von universeller Natur und dabei nie vollends zu entziffern. Wir erkennen uns in manchen Augenblicken wieder und diese Selbsterkenntnis beißt sich ins Fleisch, vor allem dann, wenn man sie daraufhin mit aller Macht verdrängen möchte.
Und diesen Song werde wohl ich nie wieder unbefangen im Radio hören können: http://bit.ly/138XL2
De Funés <3
»It's over. You're finished.«
David Cronenberg war schon immer ein humanistischer Filmemacher, selbst wenn er sich den verschiedensten Ausrichtungen von menschlichen Abgründen annahm, blickte durch seine Inszenierungskünste nie ein gewisses Maß an Misanthropie hervor, sondern er ist und bleibt ein Regisseur, der sich mit Anomalitäten auseinandersetz, anstatt sie eingleisig zu verdammen. Auch wenn es in „Dead Zone“ nicht um pathologische Devianzen à la „Crash“ geht, so zeigt sich hier in voller Blüte, mit welch sensibler Emotionalität sich David Cronenberg einem adaptierten Charakter annehmen kann, um ihm ein tieftrauriges Psychogramm zu widmen. Wer ekelerregenden Body-Horror erwartet, der ist hier Ausnahmsweise an der falschen Adresse, denn im kinematographischen Martyrium von Johnny (Introvertiert und zerbrechlich: Christopher Walker – Alles Gute zum 70. Geburtstag an dieser Stelle!) liegt die Konzentration auf dem psychischen Zerfall des Protagonisten und nicht auf dem physischen Grauen, dabei immer begleitet von Mark Irwins mit grauer Melancholie durchwanderten Fotografien.
Johnny wacht nach fünf Jahren Koma in einem Trümmerhaufen auf: Seine Freundin hat einen neuen Mann, seine Arbeit ist weg und dazu besitzt er nun die Fähigkeit, in die Vergangenheit und Zukunft von Menschen zu blicken und diese auch maßgeblich zu beeinflussen. Diese Gabe wird zum Fluch, jeder Blick in die dazugehörige Todeszone raubt Johnny lebenserhaltende Kraft, die Gesellschaft will ihn zum Aushängeschild der Übersinnlichkeit missbrauchen und seine mehrfach gestrafte Seele taumelt ihrem tragischen Untergang entgegen. Und auch wenn „Dead Zone“ zeitweilen etwas Oberflächlich mit seiner tiefgreifenden Thematik der Bestimmung und Selbsterkenntnis umgeht, ist Cronenberg hier wieder mal exzellentes, genreunspezifisches und reflektiertes (Charakter-)Kino gelungen, welches gerade durch seinen untypischen Stil verdeutlicht, dass Cronenberg eben keinesfalls – weder formal noch informal – in einem bestimmten (Sub-)Genre festgefahren zu sein scheint. Nur eines ist in Bezug auf seine Person in jedem Fall sicher: Es geht dem Kanadier immer ohne Vorurteile um den Menschen.
Thomas Vinterberg kann es immer noch; auch wenn „Die Jagd“ dann doch nicht ganz die intensive Klasse seines Meisterstückes „Das Fest“ erreicht, beweist der Däne erneut, mit welcher Vehemenz er seine eingeschworene Prämisse entfalten kann, um den Zuschauer mit einem brisanten, aktuellen und ebenso schwierigen Thema zu konfrontieren, dabei aber ohne Mühe – obgleich des schwerwiegenden Inhalts rundum Kindesmissbrauch – durchgehend zu unterhalten, ihn dennoch nie für dumm zu verkaufen oder die subjektive Intention einer prätentiös anmaßenden Effekthascherei unterzuordnen. „Die Jagd“ baut natürlich ab der Minute der stockenden Behauptung der kleinen Klara auf seinen eruptiven Höhepunkt hin, bedient sich hin und wieder klassischen Klischees – die hier allerdings in keiner Weise negativ oder dilettantisch erscheinen – und konzentriert sich auf seinen Protagonisten Lucas (großartig: Mads Mikkelsen), der durch eine unpräzise Aussage eines Kindes nun zum Opfer seines gesellschaftlichen Umfelds wird, welches durch klare Schwarz-Weiß-Zeichnungen seitens Vinterberg augenscheinlich keine (Charakter-)Grauzonen zugesprochen bekommt, dadurch aber genau den Schritt ermöglicht, der den Zuschauer zur Eigeninitiative zwingt und den auferlegten Tellerrand (Der natürlich um einiges weitsichtiger ist, als er auf den ersten Blick erscheint) auf eigene Faust zu verlassen. Wenn am Ende in angenehmer Runde wieder zusammen gelacht und gesungen wird, dann ist das nur oberflächliche Maskierung, Lucas wird immer der Mensch bleiben, der er in Wahrheit nie war. So muss packendes Erwachsenenkino aus Europa aussehen.
[...] Die zwischenzeitigen Angriffe auf die Lachmuskeln misslingen durchgehend, wenn „Kiss the Coach“ dann im nächsten Moment aber eine rührselige Schwere heraufbeschwören möchte und den Eindruck erweckt, als würde Muccino sich plötzlich für einen europäischen Arthouse-Beziehungsanalytiker halten, was natürlich nicht im Ansatz stimmt, einfach weil der Mann nur überzogene Gefühlsmanipulationen beherrscht, aber nie durch seriöse Gefühle bis zum Zuschauer vordringt, dann wird es so richtig blamabel und der Eindruck, dass „Kiss the Coach“ nicht nur unausgewogen, sondern auch ein missratenes Desaster ohne jede Daseinsberechtigung ist, bestätigt sich in vollem Ausmaß. [...]
[...] Die konventionellen Sehgewohnheiten werden erstickt, eine Handlung gibt es im eigentlichen Sinne nicht, musikalische Manipulationen sind ebenfalls nicht von Nöten, genau wie die narrative Dramaturgie letztlich der Ungewissheit der Lage unterliegt und der Zuschauer – genau wie die beiden Protagonisten – gänzlich dem Moment ausgeliefert werden. Die Allegorie der Wüste besitzt existenziellen Wert, als Sinnbild für das Seelenleben von David und Katia, und wird fernab jeder dokumentarischen Schönheit festgehalten. Kälte und Leere regieren, während Dumont en passant dem amerikanischen Endloskonsum eine kritische Bemerkung hinterlässt. In jeder Einstellung wird hier die unterschwellige Bedrohung reflektiert, alles kann hier passieren, nur um in Augenblicken der oberflächlichen Stille dann in ihrer ganzen Härter zuzuschlagen. [...]
Wie wäre es denn noch mit "Paradies: Liebe"? Als unerreichbare Sehnsucht, in die Richtung irgendwie. :)
Niemand würde sich im Nachhinein wundern, wenn „Shootout“ sofort im Filmregal neben Ostblockproduktionen mit Wiederkäuermentalität à la Jean-Claude van Damme und Steven Seagal gelandet wäre, auch wenn Walter Hills Rache-Thriller dann doch eine Stufe über der unsäglichen Direct-to-DVD-Ware steht. Ein guter Film ist dem Buddy-Movie-Urgestein hier dennoch nicht gelungen, was vor allem am desolat zusammengeschusterten Drehbuch liegt. Der Vorwurf von fehlendem Tiefgang ist ungerechtfertigt, das sich die Schema-F-Story aber viel zu oft vollkommen stotterig von einem Punkt zum anderen bewegen und den temporeichen 80s-Drall vermissen lässt, ist schon ein wesentlicher Hemmfaktor. Als mittelprächtiges Fragment der gegenwärtigen Reinkarnation von Sylvester Stallones-Action-Image kann man „Shootout“ gerade so akzeptieren, denn der inzwischen 66-jährige Raufbold besitzt immer noch genügend Charisma, um den Zuschauer bei Laune zu halten, was man von den Antagonisten nicht sagen kann, die agieren hier wirklich so holzig wie Marionetten. Die Off-Kommentare Stallones wirken zwar oftmals deplatziert und verleihen ihm nicht die selbstironische Coolness, die sich die Verantwortlichen im Vorfeld gewünscht haben, genau wie die Action-Szenen gerne mal unübersichtlich geschnitten wurden, für zwischendurch ist „Shootout“ aber sicher geeignet, auch wenn der Film keine Zweitsichtung verdient hat.
[...] Apatows Spagat zwischen komischen Augenblicken und ernsten, reflektierten Momenten, geschieht mit routinierter Präzision. Und auch wenn der Film mit seinen gut 130 Minuten etwas zu lang geraten ist und nicht selten an eine Sitcom erinnert, gerade weil einige Ausführungen doch unnötig weit ausholen, bringt „Immer Ärger mit 40“ endlich wieder genau den erzählerischen Pepp und die zwischenmenschlichen Wahrheiten mit ins Kino, die man in diesem Genre viel zu lange vermissen musste. Die schönsten Szenen in einem Apatow-Film sind jedoch immer die, wenn man das Gefühl zugesprochen bekommt, dass die Charaktere hier wirklich so sein dürfen, wie sie sein wollen und ihnen vor allem keine Grenzen vorgegeben wurden, dabei erscheint Vulgäres aber nie geschmacklos, sondern passt mal wieder genau in das familiäre Bild.
Sam Raimi wurde nun endgültig durch den Fleischwolf der gierigen Traumfabrik gedreht und die repräsentable Handschrift des eigentlich vor liebenswürdiger Kreativität strotzenden Regisseurs ist der unseligen Stagnation gewichen. Sind die ersten 15 Minuten in nostalgischem Schwarz-Weiß verflogen und James Franco in Oz angekommen, hat der Film seinen Schauwertebonus bereits nach weiteren 5 Minuten verspielt und die charakterlose CGI-Flora und Fauna zeigt ihr wahres Gesicht, ohne detaillierte Besonderheiten entfaltet, ohne überwältigende Schönheit gezeichnet, dafür dirigiert von artifizieller wie monotoner Seelenlosigkeit. Die Ideenarmut des Drehbuches ist verheerend, Raimi ackert dabei mit gebundenen Händen und stößt endgültig an die ihm auferlegten künstlerischen Grenzen. „Die fantastische Welt von Oz“ fehlen der dramaturgische wie narrative Pepp, der eigenwillige Charme und letztlich auch der Mut, um es einmal zu schaffen, über den Tellerrand hinauszublicken, aber die abgedroschenen Entwicklungen zum Gutmenschen haben sich in der Vergangenheit eben bezahlt gemacht, und wer braucht schon Mut, wenn er beliebte Gesichter wie James Franco, Zach Braff oder Mila Kunis zur Verfügung hat. Das versprochene magische Märchen-Feeling kommt bei dem mehr als misslungenen Oz-Prequel zu keiner Zeit auf, dafür darf man in angeödetem Takt mit aufgerissenem Mund gerne laut Gähnen.
[...] Die Endaussage von „God Bless America“ ist dann genauso katastrophal am Thema vorbei, wie auch der gesamte Film in seinem faschistischen wie infantilen Auftritt. Wo das psychopathische Verhalten des Paares durchgehend legitimiert wird, siegt dann die Sinnlosigkeit des Blutvergießens. Und weiter? Rein gar nichts weiter. Wir sind eben Opfer unserer Zeit und müssen damit leben, dass wir von sämtlichen Talkshows und anderen Schwachsinn in unseren Grundfesten erschüttert und gerichtet werden, denn eine andere Hilfestellung scheint es nicht zu geben und die Wurzel allen Übels werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen. Ist klar. Umschalten und den Sender wechseln wäre vielleicht auch mal machbar. Krawall, der uns am Ende nicht weiterbringt, genau der regiert und offenbart, das „God Bless America“ in jeglicher Hinsicht vollkommen unbrauchbar ist, ob nun als zynische Rachephantasie oder als kritische Zeitgeistsatire.
»Sometimes truth defies reason.«
Der nebulöse Rosengarten als Ruhestätte von religiös motivierten Geheimnissen, Fragmente zerrütteter Unschuld, eingescharrt in leeren Gräbern. Die verlorene Jugend als Sinnbild für Gottes Willen, für Bestimmung, Bestrafung und Erlösung. Inmitten von antiquarischem B-Movie-Flair und dabei vollkommen humorlos, ohne Augenzwinkern und luftigen Seitenhieb in seiner Inszenierung, folgen ein Vater und seine zwei Söhne dem apodiktischen Auftrag der göttlichen Instanz. Berührungen eröffnen da ein Bild des Grauens, ein Blick in die dämonischen Abgründe. Wahnsinn oder Schicksalsfügung? Christlicher Fundamentalismus oder wesenseigene Berufung? Atmosphärisch immer auf einer konstanten Höhe verlagert, die Daumenschrauben aber im Rhythmus einer unaufdringlichen Klimaxparade anziehend, weiß „Dämonisch“ den Zuschauer konsequent an der kurzen Leine zu halten. Kein Vexierspiel, doch der Schuss zündet schlussendlich mit doppelter Wirkung und der rationale Betrachter schüttelt den Kopf, redet von verstrahlten Illusionen, während die Katholiken verärgert den Zeigefinger erheben und der gottesfürchtige Fanatiker in heimlicher Zustimmung nickt und auf sein erleuchtendes Zeichen wartet. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, fernab von jedem Realismus ist „Dämonisch“ ganz sicher nicht, vor allem wenn wir an die Red States der Vereinigten Staaten denken. Waco war 1993 nur ein enthülltes Bruchstück von dem, was in dem von (Irr-)Glauben verdrehten Menschen vorgehen kann.
Wahnsinn. Mein ganzes Zusprechen die letzten Monate einfach mal konsequent auf den Kopf gestellt. Hach, da fühlt man sich doch endlich verstanden. :D
Liebreizend wie Oma Hildes Krückstock, hinter dem sich Frau Knightley auch gleichzeitig entspannt verstecken könnte, es nur leider viel zu selten tut, um ihre Auftritte auf der großen Leinwand mit ähnlich filigraner Beweglichkeit und Ausdrucksstärke wie die statische Gehhilfe zu bewerkstelligen. In nahezu jeder Rolle ist die Britin unerträglich und mit ihrer markanten wie abstoßenden Society-Schnepfen-Attitüde auch durchgehend ein exorbitanter Dorn im Auge, der beinahe jedes Werk mit ihrer Beteiligung zur Qual macht. Bei keinem Auftritt weiß sie den Zuschauer effektiv um den Finger zu wickeln und die Fähigkeit, ihre femininen Verführungskünste aus dem knochigen Erscheinungsbild zu ziehen, halten seit Anbeginn ihrer Karriere Tiefschlaf auf dem blassen Nullpunkt. In einem Punkt bin ich mir aber dennoch sicher: Mit 10-15 Kilogramm mehr auf den Rippen würde Keira Knightley wahrscheinlich eine attraktive Dame darstellen, was ihr wenigstens eine gewissen Ausstrahlung ermöglichen würde, aber ihre schauspielerische Untauglichkeit natürlich auch nicht wettmacht, denn Talent definiert sich nicht durch – mögliche – Schönheit. Sei mir daher nicht böse, liebe Keira, aber ich kann dich einfach nicht ausstehen und deine Interpretation von Schauspielerei verursacht bei mir anhaltende Kopfschmerzen, da kannst du dich weiterhin verkleiden wie du willst.
[...] Die affektiven Mechanismen von „Rocky“ sind genau da platziert, wo alle Beteiligten sie auch sehen wollten, die Türen waren dementsprechend weit geöffnet und es ist ein leichter Vorgang gewesen, diese Underbog-Ballade mit geöffneten Armen aufzunehmen und die Wirklichkeit für zwei Stunden einfach mal zu vergessen, nur um Rocky am Ende nach seiner Adrian brüllen zu sehen. Wenn die Story einen emotional aber nicht aus den (Box-Hand)Schuhen haut, vor allem wenn das Leben schon für das gewisse Maß an Verbitterung verantwortlich ist, das Träumer und Optimisten zu Pessimisten und Realisten degradiert, dann bleibt am Ende zwar die Anerkennung der wirklich schönen Quintessenz, aber ein Meilenstein mit filmhistorischer Signifikanz wird „Rocky“ für mich nie werden, sondern nur ein guter Unterhaltungsfilm mit pushendem Soundtrack. Nach dem Abspann blieb von „Rocky“ nichts in mir haften, aber damit stehe ich wohl alleine da.
Ennio <3
»I was a teen star. That's disgusting enough.«
Würde jeder Mensch eine individuelle Enzyklopädie besitzen, bei der sich neben jeder wahllosen Erläuterung ein Bild von einer bestimmten Person befinden würde, mit der man ein willkürliches Adjektiv verbindet, dann würde in meinem imaginären Lexikon neben dem Wort »Sympathisch« unweigerlich eine Illustration von John Cusack zu sehen sein. Mir stellt sich in Bezug auf Cusack dann immer wieder die Frage, wie es möglich sein kann, diesen Mann nicht zu mögen und ob es wirklich einen Menschen auf der Welt gibt, der bei einem seiner Auftritte nicht schlagartig ein Lächeln auf die Lippen gezaubert bekommt, und das nur aus dem schlichten Grund, weil er die Bildfläche betreten hat. Natürlich ist so ein leibeigener Sympathiebonus, der bei mir wohl im vollen Ausmaß zugeschlagen hat, kein Qualitätsmerkmal und sagt letztlich auch nichts über die schauspielerischen Fähigkeiten dieses Mannes aus. Und genau da kommen wir auch zur Kehrseite der hinreißenden Medaille, denn im Gegensatz zu seiner symptomatischen Liebenswürdigkeit, gleicht sein bisheriges Schaffen doch eher einer oszillierenden Berg- und das Talfahrt.
Diese qualitative Differenzierung lässt sich allerdings nicht auf die verschiedenen Performances von John Cusack zurückführen, sondern größtenteils auf die mangelhaften Drehbuchvorlagen, oder die inkompetenten Inszenierungen, denen Cusack wiederholt zum Opfer gefallen ist. Was man dennoch ohne Wenn und Aber sagen muss, ist, dass Cusack in schlechten Filmen meist der letzte Anhaltspunkt, der ein Werk noch gerade so in den Bereich der Erträglichkeit drückt und den Zuschauer dann doch vor dem erbarmungslosen Abschalten bewahrt. Seine Darbietungen sind natürlich nicht immer auf dem gleichen Niveau, auch er schlägt hin und wieder über die Stränge und zeigt sich eher desinteressiert, anstatt mit ambitionierter Motivation zu glänzen, aber selbst in diesen Fällen kann man noch irgendwie Gefallen an ihm finden, denn seinen bodenständigen Charme kann er einfach nicht abschütteln.
Das Problem seiner Vita ist dann wohl – um alles auf einen kausalen Nenner zu bringen – die durchwachsene Rollenwahl (natürlich auch verknüpft mit der diskutablen Führung bestimmter Personen, die sich viel zu gerne als Regisseure bezeichnen), die den fraglos talentierten Schauspieler in ihm unwürdigen Filmen verschenkt. Diese sich wiederholende Prostitution für manchmal drittklassige Stangenware sollte für einen Künstler seines Kalibers eigentlich gänzlich reizlos sein, denn von einer Kontoebbe kann wohl kaum die Rede sein, auch wenn er seinen Beliebtheitsstatus der 1980er Jahre als verträumtes Teenie-Idol mit dem angenehm-unaufdringlichen Grinsen nicht mehr erreichen konnte.
Böse kann ich dem Akteur aus Illinois trotzdem nicht sein, egal in welchem Ramsch er mitgewirkt hat oder noch mitwirken wird, irgendwie sind er und sein jugendlicher Esprit mir über die Jahre viel zu sehr ans Herz gewachsen und die Verschwendung seiner Person in sämtlichen Direct-to-DVD-Klatsch wird höchstens mit einem zurückhaltenden »Das muss doch nicht sein« etikettiert, ohne jeden Groll in der Stimme, versteht sich. Cusack genießt bei mir wohl Narrenfreiheit, denn für mich ist ein blöder Streifen mit Cusack immer noch besser als gar kein Film mit Cusack, auch wenn er seiner Karriere damit keinen förderlichen Dienst erweist und ihr im Allgemeinen wahrscheinlich mehr schadet, als es mir und ihm lieb sein wird. Was soll's, für die Darstellungen von Rob Gordon und Marty Blank, hat der Gute bei mir eh einen unzerstörbaren Stein im Brett, da kann kommen was will.
[...] Wenn Ennio Morricones meisterhafte Komposition immer wieder erklingt, dabei aber nie den störenden Faktor wie sein ständiger Einsatz in Sergio Leones solidem Italo-Startschuss »Per un pugno di dollari« erreicht, dann ist das auch ein grundlegender Beweis dafür, wem das Genre-Zepter nun in Wahrheit gebührt und wer Atmosphäre erzeugen kann, anstatt sie mit einer dilettantischen Penetranz im Keim zu erdrücken. Der famose Shootout in der Stierkämpferarena bandagiert dann all die Elemente, die man von Corbucci und dem Genre im Allgemeinen bereits lieben gelernt hat und in diesem Moment ist der Meister in »Il mercenario« auf seinem inszenatorischen Gipfel angekommen, zusammen mit der entfalteten Wirkung von Morricones »L'Arena«. Am Ende reicht es dann zwar nicht ganz zum Meisterwerk, dafür ist Corbucci ein verdammt starker und keinesfalls substanzloser Western gelungen.
[...] „Broken City“ treibt im verzichtbaren Fahrwasser von trivialem Einheitsbreit à la „Helden der Nacht“ und „Gesetz der Ehre“. Der Plot besitzt auf dem Papier bereits einen überlangen grauen Bart und jedes einzelne Genre-Partikelchen, welches sich bereits seit Jahren schon als ausgelutscht titulieren darf, wird in diesem Möchtegern-Neo-Noir-Langweiler im Schneckentempo aufgekocht, um den Zuschauer in seiner vorausgegangenen Vermutung schamlos zu bekräftigen: „Broken City“ ist in seiner eindimensionalen Banalität nicht zu überbieten.
[...] So einfühlsam, liebevoll und berührend, wie „Vielleicht lieber morgen“ seine Charaktere behandelt, so einfach ist es auch für den Zuschauer, sich in dieser Geschichte zu verlieren und der Implementierung von gängigen Klischees einfach mal unkritisch in die Augen zu blicken, einfach weil es passt, weil die Rechnung am Ende aufgeht, das unnötige Drücken auf die Tränendrüse vermieden wurde und sich „Vielleicht lieber morgen“ dadurch zu einem echten Jahreshighlight herauskristallisierte.
Wo ist der Swag vom Oli nur geblieben? Qualität kann man so schnell wegkoksen. :(
Katastrophe.