ThomasCine - Kommentare

Alle Kommentare von ThomasCine

  • Irgendwann mal in "Skins" gesehen und damals für einen intensiven Jungschauspieler gehalten. Scheint dieses Jahr mit dem Jolie Regiefilm "Unbroken" wohl ziemlich durchzubrechen.

    1
    • 8

      Mein Blogeintrag zum Film: http://thomasschroers.wordpress.com/2014/07/02/no-turning-back-2013/

      In einem Filmgeschäft, dass immer größer und teurer wird, kommt „No Turning Back“ mit grandioser Einfachheit daher. Fernab üblicher Wege ist dies ein Film, der sich etwas traut. Viel traut um genau zu sein. Dabei liegt die Innovation vor allem in einem Rückbezug auf die Dinge, die in Filmen entscheidend sind. Ein stringentes Drehbuch. Eine visuelle Umsetzung, die den Inhalt unterstreicht und natürlich die Performance der Schauspieler. Mit „No Turning Back“, der den Originaltitel „Locke“ trägt, ist Steven Knight ein tolles Stück Kino gelungen, dass in seiner Art eben dieses Kino genau ins Herz trifft.

      Es ist Abend geworden und Ivan Locke (Tom Hardy) beendet seinen Arbeitstag auf einer Großbaustelle in England. Er setzt sich in sein Auto und fährt. 85 Minuten beobachtet der Zuschauer wie Locke in seinem Auto sitzt und sein Leben vor sich zerbrechen sieht. Die einzige Kommunikation mit der Außenwelt findet über die Freisprechanlage des Autos statt. Weitere Schauspieler außer Tom Hardy sehen wir nicht.

      Eingangs als Kino in Reinform beschrieben ist „No Turning Back“ in mancher Hinsicht auch ein Theaterstück. Die Bühne ist in ihrer Dimension klar definiert. Der Blick nach vorne stellt die Zukunft des Hauptcharakters dar. Der Blick in den Rückspiegel eine Vergangenheit, die ihn in seinen Entscheidungen beeinflusst. Auch die Zuversicht eine Geschichte fast ausschließlich über Dialoge zu präsentieren kommt dem Theater sehr nahe. Einleuchtenderweise hat Steven Knight in der Produktion des Filmes die Entscheidung getroffen, dass wie in einer Theateraufführung stets der gesamte Film chronologisch gedreht werden soll. Dieser Prozess wurde über den Zeitraum von einer Woche wiederholt und ergab genügend Material für den fertigen Film.

      Dieser Film ist nun eine Charakterstudie, die dabei auf den ausgesprochen gut auftretenden Tom Hardy zurückgreifen kann. Hardy ist der Kern des Filmes und es gelingt ihm mühelos, alleine die Leinwand zu beherrschen. In vielen Momenten bringt er eine großartige Intensität mit, die den Zuschauer fesselt und bewegt. Ivan Locke dagegen ist auf den ersten Blick ein ganz normaler Mensch. Seine Probleme sind uns nicht fremd, sondern basieren auf Problemwurzeln, die wir kennen. Ivan will das richtige Tun und in dieser Absicht liegt eine universelle Emotion, die uns zur Identifikation einlädt. Genau genommen ist Ivan aus diesem Grund zwar ein Charakter in der Handlung des Filmes, aber über die Leinwand hinaus keine definierte Person. Knight bündelt in seinem Hauptcharakter Probleme und Nöte, die einfach zu verstehen sind und aus diesem Grund einen eindringlichen Sog entwickeln. Dieser Sog ist die Spannung des Filmes. Eine Spannung, die einzig auf dem Gefühlsaustausch zwischen Ivan Locke und seinen Zuschauern basiert.

      „No Turning Back“ spielt in seiner Form und Ausführung mit einem großartigen Kontrast. Auf der einen Seite ist der gesamte Film ein Konstrukt, welches klein und in sich geschlossen scheint. Auf der anderen Seite bespricht das Werk universelle Themen und Emotionen. Es ist dieser Kontrast, der ein Merkmal guten Kinos ist. In erzählten Handlungen betrachtet das Kino einen Mikrokosmos, der von Themen handelt, die über diesen Kosmos hinaus interessant sind. Aus diesem Grund schauen wir Filme. Weil wir verstehen wollen. Weil wir mit Emotionen konfrontiert werden wollen, die uns inspirieren oder fordern. Wenn Tom Hardy dann weiterfährt und aus unserem Blickfeld verschwindet und die Kamera in die Luft emporsteigt und eine größere Welt zeigt, dann ist klar, dass Ivan ein Teil einer größeren Welt geworden ist. Einer Welt in der wir leben und sich eine Geschichte wie die Ivans in jedem anderen Auto auf der Straße abspielen kann.

      4
      • Das große Entdeckung in der Craig Ära sind meiner Meinung nach die vielschichtigen Drehbücher, von daher finde ich es super, dass da auch gerne nochmal redigiert wird. Die Qualität muss stimmen!

        4
        • ThomasCine 23.06.2014, 13:53 Geändert 06.06.2015, 14:43

          Nachdem ich nun auch Ethan Hawkes Romane lesen konnte ist dies mein Blogeintrag zum geschriebenen Werk von Ethan Hawke:
          http://thomasschroers.wordpress.com/2014/06/23/geschriebenes-von-ethan-hawke/

          Es ist nicht immer vorteilhaft nach einem gemeinsamen Nenner für das Werk eines Künstlers zu suchen. Im schlimmsten Fall führt eine derartige Suche ins Nichts und die große Idee, die gefunden werden sollte bleibt aus. Nicht so ist dies bei Ethan Hawke und den Arbeiten, die ihn als Ihren Autor zählen. In der Filmwelt hat er hauptsächlich an den Drehbüchern zu den Filmen „Before Sunrise“, „Before Sunset“ und „Before Midnight“ gearbeitet. Einer Filmreihe, die über 18 Jahre eine Liebesgeschichte erzählt. Schaut man sich diese Filme an und setzt sie in Bezug zu Hawkes Romanen „Hin und Weg“ (und der dazugehörigen hawkschen Filmadaption) und „Aschermittwoch“, so wird schnell deutlich, dass hier der gleiche Künstler am Werk ist. Natürlich hat er die Drehbücher zur „Before“ Reihe nicht alleine, sondern mit dem grandiosen Richard Linklater und der nicht weniger guten Julie Delpy geschrieben, doch es scheint ganz so, als könnte in diesen Filmen und Romanen nicht nur der Künstler Ethan Hawke, sondern auch der Mensch Ethan Hawke gefunden werden.

          Mit einem Blick wird eine offensichtliche inhaltliche Parallele aller fünf Werke offenbar. Sowohl die Filme, als auch die Bücher beinhalten eine Frau und einen Mann, die eine Liebesbeziehung miteinander führen. Auf diese Art sind alle fünf Werke der Dynamik einer solchen Beziehung ausgesetzt und besitzen diese Dynamik auch als Grundmauer. Nimmt man es oberflächlich, dann könnte man sagen, dass die genannten Werke den gleichen Inhalt erzählen. Diese Vermutung kann mit Sicherheit unterstützt werden, doch die Gleichheit des Inhalts ist nicht abwertend zu bewerten. Vielmehr ergibt sich durch das Zusammenspiel der einzelnen Werke ein Gesamtbild und eine vielschichtige Betrachtung verschiedener Themen, die Ethan Hawke besonders zu interessieren scheinen.

          Klar und deutlich lassen sich diese Themen zu zwei großen Feldern zusammenfügen. Auf der einen Seite entsteht so das Thema Leben und auf der Anderen das Thema Mensch. Hawke ist stets daran interessiert diese Themen zu erforschen. Sein Schreiben kennzeichnet sich hierbei durch eine philosophische Qualität, die Bedeutungen entlarven möchte. Genauer gesagt stellen sich Hawkes Geschichten und Charaktere durchgehend die Fragen: Was bedeutet das Leben? Was bedeutet das Mensch sein? Hawke vollbringt dabei das Kunststück seine Worte zu einem ehrlichen Blickwinkel zu verdichten. Seine Worte fühlen sich real an und dies lässt die Charaktere lebendig werden. Oft fühlen sich seine Romane an wie eine Bühnenvorstellung, die der Forscher Hawke veranstaltet. Metaphorisch gesehen zieht er derart den Vorhang vor dem Leben weg und begibt sich auf die Reise, das Leben, die Liebe und die Menschen zu entlarven.

          Genau dieser Forscherdrang ist es auch, der die Geschichten emotional für einen Leser oder Zuschauer verfügbar macht. Die Fragen und Themen, die bearbeitet werden sind schlichtweg umfassend interessant. Es sind Fragen, die wir uns stellen und Probleme, die wir genauso durchlaufen wie die Charaktere. So erzählt „Hin und Weg“ von William und Sarah, deren Liebesgeschichte von der ersten bis zur letzten Seite des Romans jegliche verfügbaren Stadien durchläuft. Stadien, die wir kennen. „Aschermittwoch“ ist in dieser Hinsicht beinahe eine Fortsetzung zu Hawkes Erstling, da sein zweiter Roman das Spielfeld der Beziehung um die Ehe erweitert. Hier präsentiert er dem Leser Cindy und Jimmy und es scheint beinahe so, als wären diese beiden eine merkwürdige, ältere Version von William und Sarah. Schließlich begleitet der Zuschauer in den „Before“ Filmen Celine und Jesse, die sich von einer stürmischen Romanze, über 18 Jahre zu einem Ehepaar entwickeln.

          Gemeinsam haben diese Werke die Konzentration des Autors auf den Menschen. In dieser Konzentration werden Liebe, Trauer, Freude und Hass gezeigt. Gefühle sind zentral für die Charaktere und für den Urheber der Werke, denn es sind diese Gefühle, die in den Geschichten den Menschen zum Menschen machen. Mit scharfsinnigem Sprachgefühl und intelligenten Dialogen bringt Hawke diesen zentralen Kern der menschlichen Existenz zum Vorschein und regt so das Gespür für eigene Gefühle und Gefühle anderer Menschen an. In diesem Verständnis des Menschen liegt der Zugang zu seinen Werken. Weitere Einflüsse, wie Zeit, Ort oder Familie, die den Charakteren zu schaffen machen, stoßen direkt auf diesen Kern an. Das Publikum kennt dieses Phänomen sehr schnell aus seinem eigenen Leben.

          Ethan Hawke präsentiert also eine Art Urform des Lebens. Einen Rückbezug auf die Aspekte im Leben, die wirklich wichtig erscheinen. Niemals rücken weltliche Geschehnisse, wie politische Ereignisse, in die erzählten Gefühlsleben vor. Mit dieser Ausblendung jeglichen Zeitgeschehens erklärt sich schnell, dass Dinge kommen und gehen, aber die menschlichen Gefühle die einzige Konstante sind, selbst wenn sie sich verändern. Jesse und Celine sind hier das Paradebeispiel, da ihre Geschichte die längste erzählte Zeit besitzt. Diese Konstante erzählt Hawke mit Freude und Leichtigkeit in Dialog und Sprache. Mögen die Dialoge hier und da überidealistisch wirken, so liegt dies an der romantisierten Grundeinstellung der Werke. In Hawkes Schreiben findet sich ein Fest der Wörter und damit ein Fest des Lebens. Des Lebens in seinen unzähligen Formen und Gefühlen. Gefühlen, die von den Seiten und Leinwänden springen und die Menschen berühren. Eine solche Leistung kann nur jemand vollbringen, der seine eigenen Gefühle investiert. Jemand wie Ethan Hawke, der Künstler und der Mensch.

          2
          • or (The unexpected virtue of Ignorance).

            Sehr gespannt!

            • 9

              https://www.youtube.com/watch?v=xIxMMv_LD5Q

              Super Trailer. Super Vorfreude. Super Inarritu. Super lange hin. 15.1.15.

              3
              • Definitv gemerkt! Super Casting. Immer schön zu sehen, wenn Ethan Hawke sich für solche Projekte entscheidet.

                • 7 .5
                  über Enemy

                  Mein Blogeintrag zum Film: http://thomasschroers.wordpress.com/2014/06/11/ratsel-mit-hintergrund-enemy-2013/

                  Ein Rätsel funktioniert nur, wenn es auch eine Lösung für es gibt. Genauer gesagt: Ein Rätsel funktioniert nur, wenn etwas hinter ihm steckt. Es muss einen Grund für seine Existenz geben. Oft sehen wir Filme, die am Ende offenbaren, dass sie uns nur getäuscht haben. Es gab keinen emotionalen Hintergrund und das Rätsel war nur eine Fassade, die aufgebaut wurde um über eine Leere hinwegzutäuschen. Glücklicherweise gibt es auch immer wieder Filme, die uns Rätsel aufgeben und mit einer Erkenntnis belohnen. „Enemy“ ist ein solcher Film. Denis Villeneuve ist mit diesem Film eine Charakterstudie der besonderen Art gelungen, die sowohl inhaltlich, als auch optisch viel zu bieten hat.

                  Adaptiert von José Saramagos Roman „Der Doppelgänger“ zeigt „Enemy“ im Grunde eine einfache Geschichte. Eines Tages sieht Adam (Jake Gyllenhaal) seinen exakten Doppelgänger in einem Film. Vollkommen fasziniert beginnt er diesen Mann ausfindig zu machen und begibt sich dabei wortwörtlich in ein verzwicktes Spinnennetz.

                  Nach dieser kurzen Inhaltsangabe ist bei weitem nicht klar, was denn nun die Handlung des Filmes sein wird. Erwartungen werden geweckt und entwickelt. Vielleicht hat auch jemand eine Trailervorschau gesehen (in diesem Fall möchte davon abgeraten sein). Doch es sind diese Erwartungen, mit denen das Werk permanent spielt. An seiner Oberfläche täuscht der Film über seine gesamte Spieldauer etwas vor, was er eigentlich nicht ist, aber irgendwie dann doch schon. Gekonnt spielt Villeneuve hier mit Elementen des Kriminal oder Thrillergenre. Menschen warten auf Motorräder gestützt. Bedrohliche Musik tönt aus den Lautsprechern, während wir Charakteren durch die Straßen folgen. Immer wieder versetzt Villeneuve uns in eingespielte Thrillermotive, die jedoch in „Enemy“ im Sande verlaufen. Szenen werden entgegen der Erwartungen aufgelöst. Spannung verschwindet und doch es bleibt etwas zurück, was uns nicht aufatmen lässt. Dieses etwas ist die Tatsache, dass wir sehr schnell fühlen können, dass es hier nicht um Spannungsmotive geht, sondern um einen einzigen Charakter und die Entscheidungen, die er treffen muss.

                  So kann „Enemy“ niemals nur vordergründig gesehen werden. Vielmehr ist dieser Film ein bebilderter Geisteszustand. Ein Geisteszustand, der in zwei verschiedene Richtungen zu pendeln vermag. Entweder in den Bereich der Ordnung oder in den des Chaos. Wie bei allen Geisteszuständen gibt es auch in diesem Film Aspekte, die real und wirklich sind und andere, die surreal als Bilder und Symbole dastehen. Über weite Strecken ist aus diesem Grund die Dynamik, dass ein Schauspieler zwei sich gleichende Charaktere verkörpert vollkommen real und damit Wirklichkeit. Erst die unwirklichen Elemente des Filmes zeigen dem Zuschauer, dass es mehr gibt. Das die Wirklichkeit eine Andere ist und das diese wirkliche Wirklichkeit nur auf surreale Bilder zurückgreifen kann. Es ist schwierig an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten, doch es ist notwendig tiefer in die Kernfrage nach Ordnung oder Chaos einzutauchen. Das hervorstechende Element der Bebilderung des Filmes ist die Anwesenheit des Spinnenmotivs. Schon zu Beginn begegnen wir dem Bild einer Spinne, die auf dem besten Weg ist von einer Schuhsohle zerdrückt, ja unterdrückt zu werden. Regisseur Villeneuve zeigt uns an dieser Stelle noch nicht, wie sie sich entwickeln wird, doch er konfrontiert uns durchweg mit ihrem Motiv. Hochhäuser und Stromkabel orientieren sich dabei genauso netzartig, wie zersplitterte Fensterscheiben. Immer und immer wieder greift „Enemy“ das Motiv auf. Ein Motiv, dass den Gedanken des Chaos ebenso symbolisiert, wie den der Ordnung. Zu Anfang des Filmes steht auf der Leinwand geschrieben, dass Chaos genau wie Ordnung ist, nur undefiniert. Ist eine Spinne also vielleicht beides? Zwei Seiten der gleichen Medaille? Oder ist dort noch mehr, steht das Motiv vielleicht für etwas drittes?

                  Es ist die zweite Zusammenarbeit zwischen Jake Gyllenhaal und Denis Villeneuve und nach „Prisoners“ ist auch diese geglückt. Gyllenhaal festigt mit seiner beeindruckenden Arbeit einmal mehr seine Vielseitigkeit und Schauspielkunst. Mühelos trägt er auch „Enemy“. Zusätzlich hervorzuheben ist die eindringliche Kamera. Die Bilder sind eigenartig grell und doch irgendwie zurückhaltend und matt. Die Kamera bewegt sich voller Suggestion durch den Film und erschafft dadurch stets eine Atmosphäre, die leicht aus dem Rahmen zu fallen scheint. Diese Atmosphäre greift den Zuschauer durchweg auf, um ihn zuletzt mit offenem Mund zu entlassen.

                  So ist „Enemy“ auch ein Film über Angst. Angst, die unterdrückt werden soll und dann doch bleibt. Sich wiederfindet sowohl im Chaos, aber vor allem auch in der Ordnung. „Enemy“ ist dabei als Versuchsexperiment aufgebaut. Gnadenlos stellt der Film seinen Hauptcharakter auf die Probe und versucht so eine Antwort für sein Problem zu finden. Chaos oder Ordnung? Ist es ein definiertes Leben, welches ich führen möchte? Muss das Leben definiert werden? Wie steht es mit meinen Verlangen? Muss ich vor diesen Verlangen Angst haben? Zu guter Letzt kommt der Film „Enemy“ zu einer deutlichen Antwort. Die Entscheidung ist für Adam schon gefallen, doch durch eine Manifestation der Angst erkennen wir, dass eine Entscheidung nie vollkommen ist. Die Angst vor dem Verlangen bleibt stets vorhanden. Denn das Verlangen lauert und zischt und rollt sich in uns zusammen. Die einzige Möglichkeit der Ruhe bietet die Akzeptanz. Welche Entscheidung wir auch treffen, es gibt unendlich viele andere Möglichkeiten die wir hätten wählen können. Manchmal werden wir diese Möglichkeiten herbeisehnen und oft werden wir sie uns dringlich wünschen. Doch mit dem Akzeptieren dieser Lage finden wir in den Momenten, die wir gewählt haben das Glücklichsein, das uns gebührt.

                  5
                  • Auf keinen Fall Blake Lively, die hat zu wenig Ausstrahlung.
                    Amber Heard vielleicht eher. Anhand des obigen Bildes könnte das durchaus Potential haben, aber nunja.

                    Persönlich wünsche Ich mir gerne ein weiteres Bond Girl der Marke Eva Green asl Vesper Lynd. Ein solches könnte wohl sowohl Blake als auch Amber nicht darstellen.

                    • 8 .5

                      Mein Blogartikel zum Film: http://thomasschroers.wordpress.com/2014/06/02/zeitlos-harakiri-1962/

                      Wie kann dieser Film derart aktuell sein? Die größte Errungenschaft von Kunst ist es den Test der Zeit zu bestehen. Viele Filme verschwinden in den Tiefen der Vergessenheit, doch wahre Kunst ist nicht vergänglich. Wahre Kunst hält diesem Sog stand und transzendiert den Lauf der Zeit. Meist findet in solcher Kunst eine Verschränkung von Form und Inhalt statt, die in Ihrem Zusammenspiel zeitlos bleibt. „Harakiri“ des japanischen Regisseurs Masaki Kobayashi aus dem Jahre 1962 stellt einen solchen Fall von Kunst dar. Es ist wahrlich eine Schande, dass dieser Film in keiner ansprechenden deutschen DVD Version aufbereitet worden ist. Nötig wäre es bei den universellen Themen, die er beschreibt definitiv.

                      „Harakiri“ erzählt die Geschichte des älteren Samurais Tsugumo (Tatsuya Nakadai). Dieser kommt verarmt und ohne Meister an den Hof eines edlen Clans, um einen Platz für einen ehrbaren, rituellen Selbstmord zu erbitten. Der Fürst des Clans wittert in Tsugumo jedoch einen Betrüger, der seiner Absicht gar nicht nachkommen möchte, sondern nur Geld erbetteln will. Dieser beteuert dagegen weiterhin seinen Todeswunsch und verspricht diesem nachzukommen, nachdem er den versammelten Samurai die Geschichte erzählt hat, die ihn an den Hof geführt hat.

                      Im Grunde ist die Geschichte des Filmes eine Einfache. Die Besonderheit stammt somit mehr von der Art und Weise des Vortrags. Während sich das Geschehen auf der Leinwand entwickelt, verdreht der Regisseur geschickt die Perspektive des Zuschauers um ihm das Kernproblem darzustellen. Zunächst stellt sich der Zuschauer die logischen Fragen, die sich aus der Grundsituation bilden. Wer ist Tsugumo? Was für eine Institution ist der Clan? Welche Zusammenhänge kann es zwischen Clan und Samurai geben? Diese Fragen sind es auch, die im Laufe des Filmes Spannung erzeugen. Kobayashi schiebt eine klare Beantwortung lange vor sich her und erschafft ein Rätselspiel für den Zuschauer. „Harakiri“ ist dabei getragen von einem meisterhaften Drehbuch und Dialogen die präzise und universell zugleich sind.

                      Wie viele andere Samurai Filme hat auch Kobayashis Werk das Wesen des Samurais zum Thema. Dieses Wesen wird jedoch auf eine harte Probe gestellt und in seinem Kern sowohl negativ, als auch positiv charakterisiert. Es entwickelt sich dabei ein dualer Ehrbegriff. Auf der einen Seite zeigt der Film ein System, welches diesen Ehrbegriff als Fassade für seinen Status Quo benutzt. Hier ist ganz klar, dass die wahren Tugenden schon lange vergessen sind. Es geht nur darum, dass System aufrecht zu erhalten und eine nach außen hin saubere Fassade aufzubauen. In dieser Konstellation aus System und Individuum findet sich ein Grund für die Aktualität des Filmes. Kobayashi übt mit dieser Aufstellung Kritik an Politik und falscher Ideologie. In der Interpretation des Filmes, kann dieser so schnell als Satire auf unsere heutige Zeit empfunden werden. Schließlich wird die Auseinandersetzung in der Handlung des Filmes über die Steuerung des Nachrichtenfluss und der Medien beendet. Kobayashi zeigt Systeme, die sich selbst schützen. Die eine Fassade nach außen projizieren und nur selten eine Offenheit zeigen, die Wahrheit preisgibt. Gemeinsam mit Tsugumo entlarvt Kobayashi die Wahrheit eines Systems.

                      Tsugumo ist das Individuum in dieser Konstellation. Er steht (oder sitzt vielmehr) wortwörtlich einem System gegenüber und vertritt die andere Seite des Samuraikodex. Tsugumo ist ein Charakter, der durch seine Selbsterkenntnis zur Souveränität gekommen ist. Eine Teilung des Wortes Selbsterkenntnis zeigt, dass es hier darum geht das eigene Selbst zu erkennen. Tsugumo tut dies, indem er zu seinen Fehlern steht. Er besitzt Stärke und Offenheit und den Wunsch die Fassade des Systems zu enttarnen. Während er in der Handlung die Augen der Clanmitglieder ihr eigenes System stoßen möchte, so bricht er für den Zuschauer hier vielmehr die vierte Dimension. Tsugumo und damit Kobayashi möchte dem Zuschauer etwas zeigen. Als der Zuschauer dies erkennt ist der Perspektivwechsel bereits vollzogen. Von einem neutralen Punkt wanderte diese Perspektive zu dem misstrauischen Blickwinkel des Clans und weiter zu der aufgeklärten Sichtweise Tsugumos.

                      Trotz dieser Wandlung obsiegt am Ende das System, doch dies vermittelt dem Zuschauer eine größere Wahrheit. Das System wird weiterbestehen, doch der Zuschauer als Komplize des Individuums kennt nun die Wahrheit. Die Charaktere im Film gehen in die gleiche Welt zurück, doch der Zuschauer ist es, der seine Welt nicht mehr mit den gleichen Augen sehen kann. Er ist zum Nachdenken aufgefordert worden. Ein Nachdenken, welches zu den Fassaden und Oberflächen unserer Welt führt. Welches die Weite des Internets durchquert und sich auf unseren Gesichtern manifestiert. Denn schlussendlich kreieren auch wir eine Fassade. Wenn wir unsere Kleidung auswählen. Wenn wir an einen bestimmten Gott glauben und an einen Anderen nicht. Wenn wir ein Buch lesen, oder einen Artikel schreiben. Kobayashis Film zeigt dies auch heute noch mit seinen meisterhaft komponierten Bildern und der zeitlosen Handlung. Der Ausweg besteht bei Kobayashi im Individuum. Einem Individuum das kritisch reflektiert und sich selbst erkennt. Diese Erkenntnis, Offenheit und Stärke ist entscheidend, denn was andere heute trifft, mag schon morgen unser eigenes Schicksal sein.

                      5
                      • Wunderbarer Film! Ruhig und zurückgenommen, doch dabei berührend und erstklassig geschauspielert. Frei von Seifenoper, eine ehrliche Liebesgeschichte.

                        1
                        • Und das Poster von Mickey Rourke erst!!

                          Eva Green ist einfach traumhaft. Als Schauspielerin. Als Frau und als Institution, die jedes Projekt aufwertet. Sehr löblich, dass sie dieses Jahr derart durchstarten darf.

                          • Deakins ist auch einer meiner persönlichen Favoriten. Besonders liebe ich seine Arbeit für "Jesse James". Ein Mann bei dem es keine Enttäuschungen gibt.
                            Hoffentlich wird er noch Einiges von ihm sehen :)

                            2
                              • 8

                                Dieser Film ist das Leben selbst. Ist das Träumen selbst. Ist die reine Liebe. Ist Freundschaft selbst. Ist vollendeter Film und vollendete Kunst. Er zeigt uns alles was es gibt. Bis auf die Knochen zieht sich dieses Werk vor uns aus und zeigt schonungslos was ist und was sein kann. Zeigt was wir brauchen und was wir wollen. Die Träume der Einen sind die Realitäten der Anderen. Am Ende fühle ich mich zunächst leer. Doch dann ist da ein Schimmer ein Kleiner. Ich fühle das dieser Film kein Film gegen etwas ist, sondern vielmehr für etwas. Für die Freundschaft. Für die Liebe. Für das Träumen. Für das Leben. Für mich.

                                3
                                • Eine echte Schauspielerin, die ich mir gut hätte vorstellen könnte. Konnte man sich bei einem Blick auf ihren Terminplan aber schon denken, dass das nur ein Gerücht bleibt. Eine Staffel true detective würde da bis nächstes jahr wohl kaum mehr reinpassen

                                  • 8
                                    über Zulu

                                    Mein Blogartikel zum Film: http://thomasschroers.wordpress.com/2014/05/18/zusammen-leben-zulu-2013/

                                    Eine gute Buchverfilmung adaptiert nicht die Geschichte der Vorlage. Der Wechsel von Medium zu Medium wird durch die grundverschiedenen Charakteristiken der beiden Welten stets erschwert. In dieser Hinsicht darf es nicht der Anspruch einer guten Buchverfilmung sein, die Gesamthandlung in allen Zügen wiederzugeben. Vielmehr ist eine gelungene Adaption ein neuartiges Werk. Dieses neue Werk löst sich von seiner Vorlage ab, aber bleibt stets dessen Essenz gewahr. „Zulu“ ist ein Roman des französischen Autors Caryl Ferey. Nun ist „Zulu“ unter gleichem Namen auch ein Film geworden und Regisseur und Drehbuchautor Jérôme Salle hat es geschafft nicht nur die Handlung des Romans zu transportieren, sondern vor allem den Kern der Erzählung.

                                    „Zulu“ ist ein Kriminalthriller, der sich den beiden Ermittlern Ali Sokhela (Forest Whitaker) und Brian Epkeen (Orlando Bloom) widmet. Vor dem Hintergrund der gespaltenen Metropole Kapstadt in Südafrika untersuchen die beiden Polizisten einen Mord an einer jungen Frau. Ihre Suche nach dem Täter führt sie durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten eines Landes, welches brodelnd und fauchend versucht sein eigenes Trauma zu überwinden.

                                    Es ist ein Segen, dass die reiche Charakterzeichnung des Buches auch im Film genauso konsequent angelegt wird. Wie Ferey es in seinem Roman tat, so schafft es Salle aus seinen beiden Hauptpersonen einen Spiegel zu machen. Geschickt verwendet er diesen Spiegel um eine Handlung zu erzählen, die über die reine Thrillerhandlung hinaus geht. Während Epkeen mit persönlichen Rückschlägen und seinem Alltag kämpft, ist es Sokhela der den weit größeren und außergewöhnlicheren Rahmen der Handlung bildet. Trotz, oder gerade deswegen soll an dieser Stelle zunächst ein Blick auf Brian Epkeen geworfen werden.

                                    Epkeen ist dort, wo schon viele Ermittler und Charaktere waren. Er ist geschieden, ein Trinker und entfremdet von Familie und Welt. Die tragische Note dieser Person wird schnell offenbar. Er scheint schließlich genau zu wissen, dass er seine Lage selbst verschuldet hat. Dennoch liegt es nicht in seiner charakterlichen Stärke an Dieser etwas zu ändern. Ganz im Gegensatz dazu versteckt sich Epkeen vor seinen Problemen. Mit seiner Frau hat er gebrochen und längst hat sie eine Beziehung zu einem reichen Zahnarzt begonnen. Sein, aus der Ehe entstandener, Sohn möchte nichts mit ihm zu tun haben. Sein Alltag setzt sich einzig aus den Bausteinen Arbeit, Alkohol und wechselnden, weiblichen Bekanntschaften zusammen. All diese drei „Tätigkeiten“ erlauben ihm zu vergessen und zu verdrängen. Doch so sehr dies eingeschränkt klingt erlaubt es Salles dem Zuschauer mehr in Brian Epkeen zu sehen. In den Rocksongs seines Autoradios spiegelt sich effektiv seine Sehnsucht nach Freiheit. Freiheit von einem Leben, welches er nie so gewollt hat. Schon hier gleicht die Sehnsucht des Charakters der des afrikanischen Kontinents. Hand in Hand mit dieser Parallele zeigt die Person Epkeen auch, dass die Probleme in der erzählten Welt nicht beschränkt sind. Sie finden sich nicht nur in der schwarzen Bevölkerungsgruppe, sondern ebenbürtig auch in der Weißen. Brutal schafft die Handlung als Pendel zwischen zwei Welten in einer Welt kontrastive Bilder von Luxusanwesen und Armenvierteln. Gespielt wird dieser Epkeen von Orlando Bloom, der hier endlich einmal Schauspielern darf. Sein Gesicht ist zerrissen und auch wenn sein Spiel zunächst ein wenig zu gewollt daherkommt, ergibt es am Ende eine gute Leistung.

                                    Ali Sokhela ist weit mehr als ein Charakter. Man könnte sogar sagen, dass Ali nicht einmal eine Person ist. Ali ist ein Thema und dieses Thema ist Südafrika. Das Schicksal eines ganzen Landes, sogar eines Kontinents, vereint sich in diesem Menschen. Seine Geschichte ist die Geschichte Afrikas. Sein Trauma ist das Trauma Afrikas. Der Film beginnt auf diese Weise in der Vergangenheit und zeigt eindringlich in welchem Moment das genannte Trauma gezeugt wurde. Menschen sind gefangen. Feuer brandet. Ein Junge rennt und rennt bis er stolpert. In einem filmisch, perfekt gelösten Übergang werden die laufenden Füße des jungen Ali zu den laufenden Füßen des erwachsenen Ali. Dieser läuft immernoch. Bezeichnenderweise läuft er jedoch auf einem Laufband und somit auf der Stelle. Wahrlich erstklassig findet Salle in dieser Szene ohne Worte den Kern des Charakters und ermöglicht dem Zuschauer so einen einfachen Zugang zur Handlung des Filmes. Ali läuft, doch er bewegt sich nicht. Auch Ali ist ein verdrängender Mensch. Seine Mechanismen des Verdrängens haben ihn zu einem schlaflosen Workaholic gemacht, der emotional vollkommen verschlossen ist. In seinem beruflichen Ehrgeiz verliert sich für ihn seine Vergangenheit und die tiefen Verletzungen, die er in seiner Jugend erleiden musste. Beziehungen zu anderen Menschen führt er kaum. Zu einer Frau hat er eine entfernt romantische Beziehung, doch diese Beziehung ist derart entrückt, dass dies betreffende Szenen in einem Film der einige Gewalt zeigt, zu den brutalsten Sequenzen gehören. An Brian bindet ihn so etwas wie Freundschaft, die im Kern dadurch zu Stande kommt, dass beide geschlagene Männer sind. Männer, die sich aus der Gesellschaft herausgenommen haben und außerhalb sozialer Konventionen existieren. Einzig zu seiner Mutter kann Ali eine annähernd emotionale Verbindung aufbauen. Dort scheint er fast gelöst, doch in mancher Hinsicht wirken Veränderungen zu einem Lächeln in seinem Gesicht wie eine monumentale Anstrengung, die nur unter tiefen Schmerzen vollzogen werden kann. Forest Whitaker spielt Ali ungemein subtil und tief und zeigt in „Zulu“ welch große Schauspielkunst in ihm steckt. Die Vergangenheit lastet auf Ali und Whitaker verändert dahingehend seine gesamte körperliche Haltung. Er tut dies nicht auf radikale Weise, sondern nuanciert und ausgeklügelt. Es sind Szenen, wie jene, die einen Grillabend zeigt, Ali sitzt dort und sein Gesicht zuckt, die dies unterstreichen. Whitaker lässt uns in diesem Zucken seiner Mimik den Schmerz der Last erahnen die auf seinem Charakter liegt. Er lässt uns die emotionale Tiefe sehen und spüren.

                                    Schließlich wird das Motiv des Laufens in die Wüste transportiert und einmal mehr aufgenommen. Es scheint als kann die Handlung eines solchen Filmes nur in einer Wüste eine Befreiung erlangen. Im Moment des Betretens des Motives Wüste gibt es keine Geheimnisse mehr. Die Wüste ist ein Ort an dem es kein Versteck mehr gibt. Nicht für die Charaktere und auch nicht mehr für den Zuschauer. Hier muss jedes Sandkorn konfrontiert werden. Für Ali und Brian gibt es in der Wüste Namibias keinen Ausweg mehr. Sie müssen sich Ihren Gefühlen stellen. Alles muss irgendwann konfrontiert werden. Jedes Verdrängen oder Verstecken kann nicht ewig anhalten. Der Zuschauer hat nun keine Wahl mehr. Er muss sich die großen Fragen stellen. Erst dann kann es einen Moment des Trostes geben.

                                    In „Zulu“ ist dieser Moment des Trostes ein Moment der Einsicht. Dieser Moment steht symbolisch am Ende des Filmes. Es wird nach dem Todeszeitpunkt eines Menschen gefragt, doch eigentlich meint die Frage mehr als diesen Menschen. Sie meint den Punkt an dem so Vieles passiert ist. Den Punkt an dem schreckliche Taten getan wurden. Der Film antwortet auf diese Frage: „Schon vor einiger Zeit. Ich hatte es eine lange Zeit vor mir aufgeschoben.“ Es ist dieser letztgenannte Satz, der die schmerzhafte Wahrheit Afrikas zeigt. Es ist die Konfrontation des Traumas, welche schon lange aufgeschoben wurde. Eine Konfrontation, die stattfinden muss, damit eine wahre Wendung möglich ist. Während die Handlungsebene auf diese Weise den Moment des Trostes findet, bleibt das tieferliegende Problem ungelöst. Das Enddatum für dieses Problem wird nicht offenbart. Jeder kann diese Thematik verstehen. Sie ist nicht an Afrika gebunden. Deutschland kennt sie genauso sehr. Menschen kennen sie. Du genauso wie Ich. Das Trauma ist verständlich, weil jeder es kennt. Jeder kennt Probleme, die schon lange nagen, aber aufgeschoben werden. Ob es Große oder Kleine sind ist zunächst nicht relevant, doch natürlich rücken die Großen unsere egoistischen Kleinen in eine bessere Perspektive. Auch das macht „Zulu“ deutlich. Wir können verstehen. Wenn wir auf den Klang der Worte hören und auf Alis Gesicht sehen, dann können wir verstehen. Dann ist klar, dass wir sogar verstehen müssen, denn „wir haben beschlossen, dass wir alle zusammen leben.“

                                    • Kann bitte mal irgendwer möglichst bald alle Filme von diesem wunderbaren Schauspieler in einer Collectors Dvd Box veröffentlichen? Oder zumindest in einer Box? Oder als Einzeldvds? Oder als Download? Oder...

                                      2
                                      • 5
                                        • Großartig. Alles was aus dem Hause Sorrentino kommt muss sowieso gesehen werden.

                                          • 7 .5

                                            http://thomasschroers.wordpress.com/2014/05/04/der-idealistische-charlie-countryman/

                                            „Charlie Countryman“, ein Film der zuvor „The Necessary Death of Charlie Countryman“ und im deutschen Vertrieb „Lang Lebe Charlie Countryman“ heißt, ist ein ungewöhnlicher Film. Diese Ungewöhnlichkeit lässt sich einzig und allein auf die Tatsache zurückführen, dass „Charlie Countryman“ sich nicht zurück nimmt. Das ist seine große Stärke. Selten sieht man einen Film, der sich in keinster Weise beschränkt. Fredrik Bonds Debutfilm ist so ein Film und das ist gut. Sein Film ist 108 Minuten lang und überbordend, faszinierend, verträumt, verliebt, mit Elementen aus verschiedensten Genres vollgepumpt und stets auf einem großen Pendel zwischen Tempo und Langsamkeit. Vor allem ist er in jeder Faser idealistisch und auch dieser Idealismus ist nicht zurückgenommen, sondern konsequent und vollständig durch den Film gezogen. Dies mag nicht immer cohärent erscheinen oder Sinn ergeben und lässt den Zuschauer nach einer ersten Sichtung tatsächlich auch etwas unschlüssig zurück. Trotzdem verlässt der Film nicht den Kopf des Zuschauers und entfaltet seine eigentümlichen Charme derart immer weiter.

                                            Das Drehbuch von Matt Drake beginnt dort wo schon viele Geschichten angefangen oder auch aufgehört haben. Charlie Countryman (Shia Labeouf) verliert seine Mutter, die unheilbar im Krankenhaus liegt, an den Tod. Er ist am Boden zerstört und fasst, nach einer eigenwilligen Begegnung, den Entschluss von Chicago nach Bukarest zu fliegen. Es gibt keinen besonderen Grund für diese Reise, doch ihm reicht die vage Eingebung, dass er sie absolvieren muss. Kaum in Bukarest angekommen trifft er die geheimnisvolle Gabi (Evan Rachel Wood – Kaum wiederzuerkennen und gewohnt überzeugend). Diese Begegnung beginnt zumindest für einen der beiden Charaktere mit Liebe auf den ersten Blick. Doch es gibt Gefahr und die nähert sich schneller als Charlie es ahnt. Im Laufe des Filmes wird er gewaltsam mit Gabis Ex-Ehemann Nigel (Mads Mikkelsen – eindringlich, tragisch, vielschichtig) und einem düsteren Ganoven namens Darko (Til Schweiger – Hölzern und im Grunde überflüssig) konfrontiert.

                                            Beobachtet der Zuschauer die Geschichte, so kommt er nicht umhin ihre Ungebundenheit zu bemerken. Da Bond in seinem Werk Elemente aus Gangster und Fantasyfilm mit einer Coming of Age Geschichte paart, die sich über weite Strecken als Liebesfilm entfaltet, ist die Handlung stets unberechenbar. Spannung durch Verwirrung könnte man behaupten, doch vielmehr ist es Spannung durch Erzählen. Ein Erzählen, welches seine Geschichte ohne zu Zögern entfaltet. Diese Ungebundenheit des Filmes verkommt jedoch nicht zum Selbstzweck. Vielmehr ist sie eine formelle Manifestation der Charakterstudie, die die Filmemacher mit „Charlie Countryman“ anfertigen. Den Charakter Charlies zu ergründen ist das Ziel, welches nie aus den Augen verloren wird.

                                            Charlie, der überzeugend und vielschichtig von Shia Labeouf gespielt wird, ist schließlich genau wie der Film selbst. In seinem Denken und in seinen Gefühlen lässt er keinen Widerspruch zu. Er ist konsequent. Auf diese Art ist er konsequent verliebt und bereit den Weg dieser Liebe bis zu seinem notwendigen Ende zu gehen. Wenn er die nächtlichen Straßen Bukarests entlang läuft, dann läuft er nicht. Er sprintet mit jeder Faser seines Körpers pulsierend und hetzt in diesen Szenen mit jeglicher Kraft die er aufbringen kann nach vorne. Charlie gibt immer 100 Prozent. Sowohl mit seinem Körper, als auch mit seinem Geist und den verbundenen Gefühlen. In dieser Hinsicht vertraut er seiner Intuition und seinen Träumen. Seine ganze Reise basiert auf diesen Träumen und er gibt sich den Raum groß zu träumen und sich nicht für seine Vorstellungen zu entschuldigen. Charlie ist Idealist und Charlie ist Träumer. Diese beiden Eigenschaften ermöglichen es ihm jederzeit alles zu tun und jegliche Handlungen mit vollständigem Einsatz zu vollziehen. Der Film folgt diesen Maximen und erzählt so eine Geschichte über sich selbst.

                                            Das Ende ist dann nur eine konsquente Fortführung dieser Motive. Das Genre übergreifende Potpurri schwingt sich dort einmal mehr zu einer überbordenden, idealistischen Liebeserkärung an das Träumen und die Liebe selbst auf. Damit trifft es den Kern des Kinos und schafft ein Manifest für das Kino selbst. Das Kino. Ein Ort des Träumens, ein Ort schneller Entscheidungen. Teilweise verrückt, doch mit greifbaren Gefühlen. Das Kino, welches mit „Charlie Countryman“ surreale Momente schafft. Momente, die absurd sind und doch ihren Platz haben. Ein Kino, in dem Liebe möglich ist und Idealismus gelebt wird. In dem es die Liebe wert ist alles zu tun. Schneller zu laufen. Weiter zu springen. Mehr zu geben. Alles zu geben. Seinem Herzen zu folgen und nicht den Konventionen. Weil es sich lohnt. Weil es nur so gehen kann. Weil es nur so gehen sollte.

                                            1
                                            • Interessant Interessant. Western, Mads Mikkelsen, Eva Green (Die ist ja nun endlich überall zu finden). Das ist schon ganz fesch.

                                              • In der IMDB ist seit langer Zeit eine Verfilmung des Buches "Pompeji" von Robert Harris gelistet. Erst als Serie nun als "Project in Development". Wenn diese großartige Vorlage wirklich als Serie produziert werden sollte, dann wäre ich sehr interessiert. Gleiches gilt für die Harris Bücher über Cicero. Der Stoff würde dann viel mehr in Richtung der zu Unrecht abgesetzten Serie "Rom" gehen.

                                                Mit den comichafteren Verfilmungen (300, Spartacus Serie, vielleicht auch der Johnson Hercules) dieser Epochen kann ich weniger anfangen. Die realistischere Darstellung finde ich um einiges interessanter.

                                                • Damals quasi alleine im kleinsten Saal des Multiplex um die Ecke gesehen und eine der besten Kinoerfahrungen gehabt. In den letzten 6 Jahren noch mehrere Male auf DVD gesehen und stets wieder gefesselt gewesen. Paul Thomas Anderson seit jeher geliebt. Bei der Oscarverleihung damals ausnahmsweise gegen die Coens aufbegehrt.
                                                  Groß und Großartig!

                                                  2
                                                  • Das ist mal ein Promotion Video! Gefällt mir gut, das Mr. Crowe sich als Regisseur versucht.

                                                    1