ThomasCine - Kommentare
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Alle Kommentare von ThomasCine
Stabilpositronisiert!
Cate oder Judi. Amy war gut in einem schlechten Film. Bullock brauchte schauspielerisch nicht viel leisten. Zu Streep brauch man nichts mehr sagen.
Wo sind eigentlich Julie Delpy und Brie Larson? Stimmt einen Tag vorher bei den Spirits.
Und weiter gehts mit fiesen Noah Postern. Darüber hat Aronofsky offensichtlich keinen Final Cut
Vieles stinkt, manches schmeckt. Don Cheadle macht es genießbar.
"The Wire" gibts schon. Heißt "Drug War" von Johnnie To ;)
Mein Blogeintrag zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/02/16/offen-fur-eine-identitatskrise-robocop-2014/
Es gibt ihn doch noch. Den großen Hollywoodblockbuster mit einem richtigen Thema. Ein Film, der nicht nur handelt, sondern von etwas bestimmtem handelt. In dem Wahn der Studios immer wieder Fortsetzungen und Neuauflagen zu drehen ist es ein skurriler Zufall, dass gerade dieser bemerkenswerte Film ein Remake ist. „Robocop“ im Jahre 1987 von dem Niederländer Paul Verhoeven veröffentlicht heißt 2014 immernoch „Robocop“, aber wurde diesmal von dem brasilianischen Regisseur José Padilha gedreht. Während der erste Film zu seiner Zeit mit der Altersbeschränkung kämpfen musste (in Deutschland war er sogar eine lange Zeit indiziert), muss sich der neue mit dem langen Schatten des Originals auseinandersetzen. Einem Schatten von dem er sich klar entfernt, denn schnell stellt sich die Erkenntnis ein, dass dieser Film keine Kopie sein wird. Padilhas „Robocop“ ist sein eigener Film und drückt nicht nur dem Thema Robocop, sondern auch unserer Zeit, einen eigenen Stempel auf.
In der sprichwörtlich gewordenen nahen Zukunft, im Jahre 2028, ist Detroit ein Sumpf des Verbrechens geworden. Alex Murphy (Joel Kinnaman ) ist ein Polizist, der sich gegen das Verbrechen auflehnt und dafür einen bitteren Preis bezahlen muss. Nachdem er lebensgefährlich verletzt wird gerät sein Körper in die Hände des Großkonzerns OmniCorp, der Roboter herstellt. Diese sehen in ihm eine Chance ihre Produkte menschlicher zu gestalten und einen Mensch in dem Inneren einer Maschine zu platzieren.
Schon in dieser Ausgangssituation wird der gravierende Unterschied zwischen dem Original und der Neuinterpretation deutlich. Bei José Padilha stirbt Murphy, der etwas hölzern und austauschbar von Kinnaman gespielt wird, nicht. Dieses Detail gibt dem Film wortwörtlich ein Herz und ruft philosophische Grundfragen auf den Plan, die mehr als nur einen Denkanstoß zu geben im Stande sind. Zentral steht dort: Was ist ein Mensch?
Im Folgenden lotet der Film immer wieder verschiedene Perspektiven auf diese Kernfrage aus. Auf dieser Reise liefert er uns indes keine konkreten Antworten. Wichtiger als diese sind dem Werk die Fragen , die sich der Zuschauer nach dem Film stellt und die Gespräche die daraus resultieren. Wie in einem wissenschaftlichen Versuch werden Murphy verschiedene menschliche Attribute geraubt und man möchte den beaufsichtigenden Wissenschaftler fragen hören: „Na, bist du noch Mensch?“
Das Hauptmotiv des Filmes ist in dieser Hinsicht der Körper. Murphys Körper ist zu weiten Teilen verschwunden und ersetzt, doch verschwindet damit auch seine Menschlichkeit. Definiert er sich vielleicht eher über sein Herz? Oder den Verstand? Leicht verächtlich fragt eine Angestellte der Firma OmniCorp in Bezug auf Murphys Zustand und was ihn definiert: Etwa seine Seele? Während nur noch Murphys Kopf verfügbar ist wird auch eine weitere Denkrichtung angeschoben. Wäre unsere Definition von menschlichen Attributen anders, wenn unsere Augen in den Knien säßen? Nicht nur wörtlich würde sich dadurch unsere Perspektive ändern, sondern auch im übertragenen Sinne. Wäre der Kopf dann immernoch das Epizentrum der Menschlichkeit in unserem Leben?
Mit all diesen Fragen und Gedanken sehen sich auch die Charaktere in „Robocop“ konfrontiert. Padilhas Werk geht dabei von der Identitätsfrage zur Identitätsaktzeptanz über. Wie aktzeptieren wir uns selbst? Wie wollen wir uns selbst verändern? Als Murphy seinen wirklichen Zustand das erste Mal im Spiegel sieht kann er das Bild nicht aktzeptieren. Diese Szene ist auf filmischer Ebene schlicht genial und fasst den philosophischen Kontext der Handlung perfekt zusammen. Trotz einer Menge Action ist dies auch die brutalste Szene im Film. Die Brutalität des Originalfilms wäre hier fehl am Platz und würde vermutlich sogar von der schlichten Konsequenz dieser Kernszene ablenken. Nach dieser ersten abstoßenden Reaktion wird Murphy (leider etwas schnell) von seinem Arzt Dr. Norton (Gary Oldman) vom Gegenteil überzeugt. In einem nächsten Schritt wird ihm seine verbliebene, vermeintliche Menschlichkeit genommen. Schließlich fährt dieser Teil seines Selbst wieder hoch. Dieser Entwicklungsprozess zeigt die verschiedenen Stufen und Perspektiven einer Identitätskrise.
Zentral ist hier eine Trainingssequenz. Murphy soll seinen neuen Körper auf die Probe stellen und muss sich deshalb durch eine Lagerhalle voller stählerner Gegner kämpfen. Was der Charakter Alex Murphy jedoch nicht weiß ist, dass die Wissenschaftler und OmniCorp Chefs seinen freien Willen in einem chirurgischen Eingriff vermindert haben. Während Robocop beinahe ballettartig zu jazziger Musik tanzend die Gegner zur Strecke bringt, lautet Nortons Kommentar: „Alex denkt er ist eine Maschine, aber eigentlicht denkt die Maschine, dass sie Alex ist.“ In ihrer Grausamkeit erschafft diese Sequenz einen großen metaphorischen Zusammenhang zu der Welt in der wir uns befinden. Symbolisch steht Murphy dort für einen unterdrückten Körper (sprich: ein gefangenes Volk), welches von Technik beherrscht wird. Die Identitätsfindung geschieht dabei über die Technik, die sich um uns befindet und in Murphys Fall mit ihm verschmilzt. Während Facebook Personen erschaffen werden, definiert sich diese Welt über die Kommentare in einem Forum und nicht über die Aussagen in der realen Welt, welche vermutlich anders wären. Die Verlockungen der Technik sind dabei offenbar. Murphy ist in seiner eisernen Rüstung genauso unverwundbar, wie sich das Individuum im Internet fühlen kann. Konsequenzen sind in der virtuellen Welt schließlich niemals so hart wie in der Realität.
Dieses Motiv der Manipulation wird weiter durch den militärischen Hintergrund der Geschichte verstärkt. Ganz explizit spricht Padilha das Drohnenproblem und den Überwachungsstaat an. Schnell wie Robocops Motorrad kommen hier Ethikfragen auf die Leinwand. Ist ein Vertrauen in Maschinen und deren Entscheidungsfähigkeit positiv? Ist es gefährlich? Gibt es dieses Vertrauen nicht schon in der Zeit 14 Jahre vor der Handlung des Filmes? Repräsentiert durch den TV-Moderator Pat Novak (Samuel L. Jackson) findet sich auch Manipulation durch Medien in Padilhas Film ein. Immer wieder wird seine Sendung eingespielt und in seinen Kommentaren findet sich der Zynismus der Handlung. Zwei Stunden voller zweifelhafter Szenen und Handlungen kulminieren in zwei tiefgreifenden Statements. Tom Pope (Jay Baruchel), ein Mitarbeiter von OmniCorp, sagt als er sich gegen Ende von Robocop bedroht sieht: „Ich bin nur vom Marketing.“ Das Statement scheint natürlich lustig und der Kinosaal lacht erleichtert auf, doch die darunter liegende Botschaft ist eindeutig. Marketing zieht die Fäden. Marketing ist der Strippenzieher, denn auch Robocop ist zunächst nur ein Marketingprojekt. Alles ist mittlerweile Marketing geworden und die Manipulation durch diese Firmenabteilungen findet permanent statt.
Das finale und zweite Statement ist jedoch noch wichtiger. Mit den Augen direkt aus der Leinwand auf den Zuschauer gerichtet und damit die vierte Dimension durchbrechend, erklärt der berühmte Schauspieler Samuel L. Jackson, das Amerika das großartigste Land der Welt ist. Ob der Thematik des Filmes und der zuvorgesehenen Handlungen stellt das Werk hier Patriotismus auf den Kopf. Zynisch züngelnd entlarvt es den Charakter Pat Novak und die Problematik der Manipulation. Wer als Zuschauer die finalen Worte Novaks wirklich glaubt, der sieht nur die Oberfläche und bei dem, der nur die Oberfläche sieht sind die Grenzen zwischen Mensch und Roboter schon verschwunden. José Padilha gelingt aus diesem Grund ein wichtiger Film. Es ist nicht der Film, den sich die Masse gewünscht hat, aber mit Sicherheit ist es derjenige, den viele dringend brauchen. „Robocop“ bringt Denkanstöße in unsere Köpfe, die uns ein Stück näher an das Begreifen unserer Welt bringen. Der Zuschauer muss dabei nur offen sein. Offen für eine Identitätskrise. Offen für nachdenkliche Themen. Offen für diesen Film.
Leider macht American Hustle mit dem Zuschauer genau das was auch die Figuren im Film machen. Am Ende ist man betrogen, denn hier ist wahrlich alles nur Schein und Oberfläche ohne ein Herz hinter der Fassade. Immenses Potential wird verschwendet und einzig Christian Bale weiß seine Sache sehr gut zu machen. Einzelne Sequenzen lassen Größe erahnen, doch die Summe ist deutlich kleiner als die Größe dieser Einzelteile.
Sehr gut! Jetzt nur noch Trailer und gewisse Poster ignorieren!
Mein Blogeintrag zur Serie: http://thomasschroers.wordpress.com/2014/02/09/rectify-uberleben-2013/
Die größte Chance, die eine Fernsehserie gegenüber einem Spielfilm besitzt ist, dass sie es dem Zuschauer erlaubt mit der Geschichte zu leben. Eine Geschichte entfaltet sich über Stunden und auch die kleinen Momente eines Lebens können gezeigt werden. Der Zuschauer hat in diesem Medium mehr Zeit eine Beziehung zu dem gezeigten Material aufzubauen. Für viele Zuschauer werden Serien auf diese Weise zu Begleitern des Alltags und sie selbst zu einem stummen Begleiter der Charaktere. Es ist diese Bandbreite des Mediums, welche es so spannend macht. Hier müssen Geschichten nicht gekürzt werden, sondern können sich ruhig entfalten und das über Jahre. „Rectify“ ist eine Fernsehserie, die diese Maßstäbe erfüllt. Sie zeigt Ausschnitte eines Lebens und bebildert dabei in jeder Folge einen Tag dieses Lebens.
Der zentrale Charakter der Serie ist Daniel Holden (Aden Young). 19 lange Jahre hat er in Georgia in einer Todeszelle gesessen, bis ein neuer DNA Beweis seine Schuld zu widerlegen scheint. „Rectify“ beginnt an dem Morgen, an dem Holden auf freien Fuß gesetzt wird. Seine Familie macht sich auf den Weg ihn abzuholen und er bereitet sich auf seine Freilassung vor. In den sechs Folgen der ersten Staffel beobachtet man ihn bei seinen vorsichtigen, ersten Schritten mit denen er sein neugewonnenes Leben beginnt. Stets schwanken seine Erlebnisse dabei zwischen melancholischen, surrealen, humorvollen oder traurigen Tönen.
Aufgrund der Ausgangssituation bringt „Rectify“ einen Hauptcharakter mit sich, der stets ein Fremdkörper ist. Es ist ein Wagnis dem Zuschauern eine Person mitzugeben, die in allen Momenten scheinbar fehl am Platz ist und sich in den Wenigsten wirklich zurecht finden kann. Doch dieser Kniff spricht für den Mut der Serienschöpfer und dafür werden sie belohnt. Die Odyssee des Daniel Holden ist emotional greifbar. Zurückzuführen ist dies auf die Ambition der Serie. So scheint sie zu keinem großen Statement oder einer Kritik an irgendwelchen Systemen kommen zu wollen. Vielmehr möchte sie nur bei ihren lebendigen Charakteren bleiben und diese in verschiedenen Situationen ausspielen. Das Szenario der Serie mutet wie ein Versuchslabor an, denn durchweg werden Menschen gezeigt, die in einer Umgebung funktionieren müssen. Das Gefägnis ist die erste dieser Umgebungen, denn hier liegt der Startpunkt der Geschichte. Immer wieder werden eindrucksvolle Rückblicke in Daniels Haft gezeigt. Logischerweise wird dieser Teil der Geschichte nur aus Daniels Perspektive erzählt, denn von allen handelnden Personen ist er der Einzige, der sie durchlebt hat. Merkwürdig kontrastiert „Rectify“ mit dieser Umgebung die Schritte Daniels in der freien Welt, welche die zweite Umgebung darstellt. Oftmals stehen sich die Unsicherheit des freien Daniels und die Gewissheit und der Humor des Gefägnis gegenüber. Doch so sehr hier Kontraste gezeigt werden, so entstehen auch Gemeinsamkeiten. Bewebungsabläufe der beiden Orte schmelzen genauso ineinander, wie die Beklommenheit, die Daniel spürt. Sogar die einfach gehaltenen Charaktere im Gefängnis (ein Freund, ein „Feind“) werden in manchen Familienangehörigen wieder geweckt.
Doch die freie Welt wird auch aus der Perspektive der Familienangehörigen erlebt. Grundverschiedene Charaktere nehmen Daniel auf unterschiedliche Weise in der Familie auf und besitzen dabei meist auch unterschiedliche Absichten. All diese Figuren haben ihre eigenen Blickwinkel und Beziehungen, die ihre gemeinsame Umgebung real werden lässt. Schließlich gibt es noch die Umgebung der Kleinstadt in der die Holdens leben. Scheinbar Unbeteiligte reagieren auf spezielle Art und Weise auf den heimkehrenden Daniel und schaffen in seiner Umgebung eine beinahe unberechenbare Atmosphäre. Jeder hat eine andere Beziehung zu Daniels Geschichte. Sie alle kreisen um ihn und es macht „Rectify“ sichtlich Freude, die verschiedenen Seiten auszuloten. Kleine Handlungsstränge machen dies in Form von Menschen aus der Politik oder Bekannten aus Daniels Vergangenheit. Die großen, familiären Stränge machen dies mit der Schwester/Bruder Beziehung, die in vielerlei Hinsicht eine Liebesgeschichte darstellt. Auch die Verbindungen zwischen Mutter und Sohn, den Stiefbrüdern oder dem Stiefvater und seinem Sohn wird thematisiert. Gemeinsam haben diese Fäden zwei Dinge. Auf der einen Seite den allgegenwärtigen Daniel und auf der anderen Seite eine bemerkenswerte Konkretisierung. Die Charaktere sind im Grunde Archetypen, doch hier finden die Schöpfer eine Realität in der diese Figuren verwurzelt sind. Diese Realität macht sie zu lebendigen Charakteren.
Schließlich liegt der Fokus der Serie auch nicht auf der Antwort zu der Schuldfrage Daniels. Nach der ersten Staffel könnte man sogar sagen, dass eine Antwort nichts wirklich ändern würde. Den großen Zusammenhang von „Rectify“ stellt der Umgang mit Menschen dar. Dieser Umgang wird durchweg reflektiert und durch die Reflektionen beginnt der Zuschauer zu denken. Nicht nur über Freiheit und Schuld. Vielmehr über das Gefühl im Alltag fremd zu sein. Im Leben und in unserer Mitte gibt es diese Fremdkörper auch. Manchmal stellen sich diese Gefühle bei uns selbst ein, doch meist schauen wir nur auf andere Menschen, die fremd erscheinen. Jeden Tag prallen diese verschiedenen Eigenschaften um uns herum aufeinander. „Rectify“ zeigt, dass ein Tag aus sehr vielen kleinen Momenten besteht, die alle ihre Wertigkeit besitzen. Wie wir uns innerhalb dieser verhalten sollten sagt uns die Serie nicht. Doch sie stellt ein Szenario dar, welches über verschiedenste Verhaltensweisen und Perspektiven nachdenkt. Wäre sie ein Anleitung für einen besseren zwischenmenschlichen Umgang, dann wäre das Nachdenken bestimmt kein falscher Ausgangspunkt.
Nein zu 3D und auch Nein zu dem neuen Poster. Trotz solcher Neuigkeiten immernoch Aronofsky und Hoffnung.
Sehr gut McConaughey. Bleib auf der guten Spur und auf dem guten Erzählstoff!
Kleiner Schönheitsfehler im Text: Auch Magic Mike war schon Teil der Reise zu Arthouse und Indiefilmen. Zumindest unter Indie fällt er definitiv.
Mein Blogeintrag zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/01/31/12-years-a-slave-2013-steve-mcqueen/
Quentin Tarantinos Film “Django Unchained” (2012) und Steve McQueens “12 Years a Slave” wurden an den gleichen Schauplätzen gedreht. Tatsächlich beschäftigen sie sich mit dem gleichen Thema, jedoch auf grundverschiedene Arten. Als sich die beiden Künstler zufällig während ihrer Dreharbeiten begegneten sagte Tarantino: „I’d hope there could be more than one film about slavery.“ Nun, einige Zeit später ist „12 Years“ mehrfach für den Oscar nominiert, genau wie es „Django“ war. Man möchte behaupten, dass Tarantinos Hoffnung wahr geworden ist. Einmal mehr ist es die Vielseitigkeit des Kinos, die die Betrachtung eines Themas von verschiedenen Seiten möglich macht.
„12 Years a Slave“ erzählt die wahre Geschichte des freien Mannes Solomon Northup (Chiwetel Eijofor), der in New York lebt und verschleppt wird. Nachdem er mit dem Schiff aus seiner Heimat weggebracht worden ist, wird er verkauft und versklavt. In den darauffolgenden, titelgebenden zwölf Jahren wird er zum Eigentum verschiedener Plantagenbesitzer.
Ein Film wie dieser kann nur emotionale Auswirkungen haben, wenn sich der Zuschauer in die Hauptfigur versetzen kann. Um dieses Kunststück zu schaffen verwendet McQueen in seinem Film eine subjektive Perspektive. Stets wird die Handlung aus der Sicht seines Hauptcharakters erzählt. Auf diese Art durchlebt der Zuschauer Solomons Odyssee durchgehend mit dem Wissen, welches auch der Charakter im Film besitzt. Die subjektive Persepektive erlaubt es eine Geschichte nach und nach zu erzählen und gemeinsam mit der handelnden Person Dinge zu erfahren und kennenzulernen. Aus dieser Perspektive werden die Greultaten der geschichtlichen Zeit erzählt. Solomon beobachtet viel und durch sein Schicksal ist er ein passiv angelegter Charakter. In dieser Hinsicht ist dies ein stiller Film, denn die Handlung wird hier verstärkt von der Bildsprache getragen. Steve McQueen, der vor seiner Filmkarriere als Video – und Fotokünstler arbeitete, zeigt hier seine größte Stärke. Viele Momente besitzen eine eindringliche Visualität, die stets die Geschichte und Erzählung in sich trägt. Symbolisch filmt er Solomon in erster Gefangenschaft derart, dass der Zuschauer nicht die Verankerung der fesselnden Ketten sieht. Es ist ein Spiel mit Licht und Schatten, welches die Undurchsichtigkeit seiner Lage verdeutlicht. Ebenfalls vorhanden in diesem Bild ist die ungeklärte Lage Amerikas, denn der Bürgerkrieg steht noch bevor. Weiterhin verbrennt Solomon während seiner Gefangenschaft ein Stück Papier, an welches er zuvor eine erneute Hoffnung auf Freiheit gehängt hatte. McQueen lässt die Papierschnipsel verglimmen, bis die Leinwand in schwarze Dunkelheit getränkt ist. Solomon verabschiedet sich so vom Licht und es ist offenbar, dass er zu diesem Zeitpunkt weiter in sein Schicksal, in die Dunkelheit seines Lebens, abtaucht. Schließlich spielt der Regisseur mit Kontrasten. Der eigentlichen Handlung werden immer wieder Naturbilder gegenüber gestellt. Diese Bilder geben dem Geschehen Raum zu atmen und sich in den Köpfen des Zuschauers auszubreiten. Unfreiwillig, aber vielleicht doch absichtlich, stoßen sie folgende Frage an: Liegt es in der Natur (des Menschen) diese Greultaten zu tun?
Die Musik des Filmes wird von dem deutschen Hollywoodkomponisten Hans Zimmer geliefert. Auch in „12 Years a Slave“ wird das Zimmer Dilemma erneut deutlich. Bei dem Hören seiner Stücke schwankt man stets zwischen emotionaler Mitgerissenheit und einer Art Langeweile. Während der großartig bebilderten Überfahrtsszene, untermalt Zimmer das Geschehen mit einem treibenden Rhytmus, der auf die kommende, vollkommen veränderte Welt zustampft. Ein legitimes Mittel, aber mit dem Zimmer Brummen („Wrrruuuuuum!“) konserviert er hier nur seine Erfindung aus dem Soundtrack zu Christopher Nolans „Inception“ (2010). Weiterhin gibt er dem Film ein melodisches Thema, welches immer wieder auftaucht bis es schließlich zum Ende des Films gänzlich eingesetzt wird. Auch hier ist der Ansatz durchaus sinnvoll, doch die Ausführung erinnert an ein zusammengewürfeltes Zimmermedley und vor allem an sein erstklassiges Stück „Journey to the Line“, dass er für Terrence Malicks wunderbaren Film „The Thin Red Line“ (1998) schrieb. Eine weniger plastische Intensität oder ein experimenteller Ansatz hätte McQueens Werk durchaus nicht schaden können. Zeigen tut sich dies in der Verwendung von Gesang in verschiedenen Szenen. In einer dieser Szenen schöpft der Film und sein starker Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor seine vollständige emotionale Kraft aus.
Es ist diese Kraft, welche den Zuschauer mitnimmt und diese Intensität, welche ihn die Geschichte spüren lässt. Der Zuschauer leidet mit dem Hauptdarsteller, doch es gibt keine Reinigung, keine Katharsis. Für Solomon und auch für den Zuschauer kommt die Rettung plötzlich. „12 Years a Slave“ macht die langjährige Erfahrung der Hauptperson spürbar und er gibt sie uns mit. Erst als Solomon auf einem Wagen von seiner Gefangenschaft weggefahren wird, sehen wir sein leicht ergrautes Haar. Erst in diesem Moment geht sein Leben weiter und plötzlich sind 12 Jahre vergangenen ohne das wir es gemerkt haben. Die Tür zu seiner Familie geht auf und die Menschen die dort warten haben sich verändert, sind ihm beinahe unbekannt. Dieser filmische Trick ist es, der den Zuschauer packt. Mit einem Mal wird die Geschichte nocheinmal komplett auf den Punkt gebracht. Das Ende ist in dieser Hinsicht konträr zum Rhytmus des Filmes, doch es funktioniert, denn der Zuschauer wird auf diese Weise aus dem Inneren des Filmes hochgewürgt und in seine Welt ausgespuckt. Eine Welt, die anders aussieht als vor dem Kinobesuch, denn in den vorherigen zwei Stunden wurde die Handlung des Filmes zur Realität.
Unter Umständen mag ich echte Western zu sehr für so einen Film.
Große Erwartungen! Viel Potential :)
Sagt De Niro da wirklich: "Who do you think you are talking to?"
So langsam sollte Marty da mal echt ein Machtwort sprechen, bevor Bobby alle ihre Klassiker verulkt hat!
Sehr interessant. Sieht nach dem down and dirty Drama aus, welches ich mir erhoffe.
Whats not to love? Wahre, witzige Geschichte verpackt in einen kleinen Independentfilm. Erstklassige Performances von den drei Leads und gerade im Originalton machen die Aktzente noch mehr Spaß. Clever verwendet auch die semi dokummentarischen Kommentare von Bewohnern der Stadt. Linklater ist hier auf schwarzhumorigem Terain sehr gut aufgehoben.
Seit dem ersten Hinweis sehnlichst erwartet! Der Trailer sieht wunderbar nach Gilliam und einem Gilliam Fest aus. Hoffentlich wird der Film dann auch irgendwann hier zu sehen sein.
Mein Blogeintrag zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/01/24/the-wolf-of-wall-street-2013-martin-scorsese/
Zeitgeschichte in Bilder zu verewigen, dass ist auch eine Aufgabe des Kinos. Martin Scorseses neuester Film „The Wolf of Wall Street“ tut genau dies. Er schafft ein Portrait der Zeit in der wir leben, aber er zwingt es uns nicht auf. Ohne Meinung machen zu wollen erzählt Scorsese eine wahre Geschichte und überlässt dem Zuschauer die Urteilsbildung. Auf diese Weise findet Scorsese mit 71 Jahren erneut zu dem Kino, welches ihn auszeichnet. Ein Kino, das fordert.
In „The Wolf of Wall Street“ geht es um den Mittelständler Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio), der an der Börse das große Geld machen will. Nachdem er zunächst scheitert beginnt er abseits der Wall Street mit Billigpapieren zu handeln. Auf diesem Weg baut er sich einen gewissen Wohlstand auf, der es ihm erlaubt ein Leben des Exzesses zu beginnen. Schließlich wird er zum Mittelpunkt von illegalem Aktienhandel, Korruption und Untersuchungen des FBIs.
„The Wolf of Wall Street“ ist laut, zügellos , brutal, emotional und vieles mehr, aber stets wahrhaftig in Bezug auf seine Charaktere. Zu Beginn stellt sich Jordan Belfort dem Zuschauer vor und er tut dies mit einem kurzen Abriss seines Wohlstandes. Über diesen Wohlstand definiert er seine Identität und er steht auch später im Film zu dieser Identität. Scorsese gelingt es diese Charakterzüge auf Film zu bannen. Er entfesselt einen Bilderrausch, der den Zuschauer von der ersten Sekunde an überfährt, denn der Film kommt aus den Startlöchern wie ein wilder Stier. Das Verlangen nach Geld, Sex und Macht spiegelt sich in diesem Tempo genauso wieder, wie der endlose Drogenrausch, indem sich die Charaktere befinden. Trotz dieser Technik schafft es Scorsese den Wahnsinn immer wieder für ruhigere Szenen zu unterbrechen, die in ihrer Länge einen Gegensatz zum Rest darstellen. Eine erste Pause findet in einer Gesprächsszene zwischen Belfort und Mark Hanna (Matthew McConaughy) statt. Möglicherweise ist es die Schlüsselszene des Films, denn in ihrem Gespräch setzt Hanna seine Identität fest und auch die Zukünftige Belforts. Das improvisatorisch anmutende Schauspiel ist zudem reinstes Komödiengold und findet einen Schlachtruf (mehr ein Summen), der zu einer Art Markenzeichen der Gier wird. Ein Markenzeichen, welches die Zuschauer noch lange nach der letzten Szene mitsummen. In dieser sich abwechselnden Struktur schafft es Scorsese die Form des Filmes dem Inhalt der Geschichte anzupassen. Diese Anpassung ist eine der großen Stärken des Filmes und zieht den Zuschauer in den Sog der bebilderten Welt.
Über weite Strecken ist „The Wolf of Wall Street“ als Komödie angelegt. Die Charaktere veranstalten derart radikale Dinge und der Film gewinnt durch diese losgelösten Handlungen seinen Humor. Es ist ein intelligentes Konzept eine Geschichte, die in ihrem Kern derart ernst ist als Komödie zu verpacken. Der Zuschauer identifiziert sich mit dem Humor und erreicht irgendwann den Punkt an dem die Frage „Darf ich hier noch lachen?“ nicht mehr optional ist. Zu diesem Zeitpunkt ist es jedoch schon zu spät, denn Scorsese hat den Zuschauer in seiner Gewalt und er wird ihn im Folgenden radikal auf den Kopf stellen. Es liegt ebenfalls in Scorseses Regie, dass er nie die Opfer des skrupellosen Treibens der Hauptpersonen zeigt. Er fokussiert sich ganz auf das Erzählen dieser Geschichte und erst wesentlich später beginnt der Zuschauer über Kollateralschäden nachzudenken. Auf dem Weg dorthin findet Scorsese brillante Szenen und Bilder, die seine Geschichte straffen und zur Interpretation einladen. In einer dieser Szenen versucht ein mit Drogen vollgepumpter Jordan Belfort mit seinem Lamorghini nach Hause zu fahren. Der Zuschauer hört seine Stimme, die erzählt, dass er gesund und munter zu Hause angekommen ist und sehr vorsichtig gefahren ist. Am nächsten Morgen jedoch offenbart sich ein vollkommen anderes Bild und Scorsese zeigt die Autofahrt erneut. Diesmal sind es die wahren Ereignisse. Der Charakter Belfort, der ein Symbol der Finanzwelt ist, durchlebt hier ein ungeheures Maß an Kontrollverlust. In dieser Hinsicht steht es nicht fern diese Szene als Sinnbild für eine ganze Branche zu sehen, die ihre Kontrolle verloren hat.
Bei Betrachtung der technischen Seite des Filmes fallen verschiedene Aspekte ins Auge. Das Schauspiel des gesamten Ensembles ist stets groß und großartig. Besonders DiCaprio stellt alle Facetten seines Charakters intensiv dar und gibt sicherlich eine der besten Leistungen seiner Karriere. Das wahre Lob in Bezug auf das Schauspiel gebührt jedoch dem Drehbuch und der Geschichte selbst. Der Film besitzt Szenen, die plakativ sind, die laut und groß sind und den Schauspielern viele Extreme zu spielen geben. Es ist also kein subtiles Schauspiel, sondern ein Hammerschlagen, welches zu der extremen Geschichte passt. Ein Film der von der Bewegung von Geld und Menschen und unglaublichem Tempo handelt benötig auch eine Kamera die diese Bewegungen einfangen kann. „The Wolf of Wall Street“ kann in dieser Abteilung dem Inhalt gerecht werden. Typisch für Scorsese ist auch der Musikeinsatz, kombiniert er doch über 60 verschiedene Songs manchmal mit und manchmal gegen die Bilder auf der Leinwand. Hier ist ein Meister seines Faches am Werk.
Den großen Bogen und den großen Inhalt des Filmes garniert Scorsese schon von Beginn an. Er bringt den Zuschauer in eine Art persönlichen Dialog mit Belford und streut immer wieder Parallelen zu unserem Innersten ein. Wir sind schließlich auch Teil des Geschehens und haben die gleichen Verlangen wie der „Held“ des Filmes. Scorsese weiß das und weitet die Identitätssuche auf uns aus. Man möchte meinen das es ein zynisches Ende ist, doch in seinem Kern ist es nur ein Ende, welches die Realität abbildet. Belford verdient heute mit Motivationsseminaren tausende von Dollars und so dreht sich die Welt weiter. Stellvertretend für seine einstige Branche überwindet er seine Krise und geht danach wieder über zu seinem Alltagsgeschäft. Denn er ist der Schwindler, der endloses Selbstvertrauen besitzt und dieses Selbstvertrauen ist seine größte Anleihe. Für ihn, wie für die Finanzbranche haben die Krisen nichts geändert und alles läuft weiter in den gleichen Bahnen. Das letzte Bild ist dann nur der stärkste Hammerschlag, der den spitzen Nagel endgültig in unseren Köpfen verankert. Denn wir alle Wohnen dem Film bei und wir alle haben hier und da die gleichen Verlangen wie Belford. Aber sind das wirklich die Ideale die uns motivieren sollten?
Ein elegisches Kampfkunstballett bei dem fast jeder Schlag sitzt. Getragen von den beiden wunderbaren, atemberaubenden Hauptdarstellern entwirft Wong Kar Wai eine epische Geschichte. Die schiere Brandbeite der Handlung ist auch das einzige Problem des Filmes. Denn auf eine Art wirkt er zu kurz um coherent zu sein. Die Verbindungen sind daher nicht immer klar und auch die Texteinblendungen tragen nicht zum emotionalen Fluss des Filmes bei. Die Verbindung zur (Liebes-)geschichte ist dadurch geschwächt. Nichtsdetotrotz sind viele Szenen reinste Magie. Magie die durch die Welt des Filmes und die Musik getragen wird, denn oft wirkt diese Welt wie aus einer anderen Zeit. So ist es die melancholische letzte halbe Stunde, die zum Stärksten des Filmes und vielleicht auch des Kinos gehört. Ich wäre dieser Geschichte gerne noch länger und intensiver gefolgt.
Meiner Meinung nach unterschätzt, aber auf lange Sicht mit Sicherheit ein Nischenliebling. Schade das ein wenig Potential verschenkt wurde.
Mein Blogpost zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/01/20/alles-ist-nicht-verloren-all-is-lost-2013/
J. C. Chandor stellt mit „All is Lost“ seinen neuen Film als Drehbuchautor und Regisseur vor. Es ist ein unorthodoxer Film, der ohne Dialoge und mit nur einem Schauspieler auskommt. Solch einen Film auf die Leinwand zu bringen erfordert heutezutage ein gewisses Maß an Einsatz und Mut, denn eigentlich gibt es derart gewagte Produktionen nur selten. In dieser Hinsicht grenzt „All is Lost“ sich schon formal von anderen Filmen ab. Auch Chandor grenzt sich mit diesem Werk von seinem vorherigen Film „Margin Call“ (2011) ab. Dieser oscarnominierte Film über die Finanzkrise war gefüllt mit einer mächtigen Anzahl von Charakteren und ein sich windender, züngelnder Dialogstreifen. Mit „All is Lost“ zeigt er eindrucksvoll seine Vielseitigkeit.
Der Film beginnt mit einer Einstellung, die den Horizont betrachtet, an dem sich der endlose Himmel und das endlose Meer vereinigen. Auf diesen fernen Horizont steuert ein einsamer Segler (Robert Redford) zu, bis das Undenkbare passiert und sein Schiff von einem Frachtcontainer gerammt wird. Ab diesem Moment wendet sich sein Glück und der klassische Kampf ums Überleben beginnt.
„All is Lost“ reduziert sich bis zu einem gewissen Maße auf das Minimum und entwickelt dadurch seine Kraft. Der Film weißt nur eine menschliche Person auf und limitiert den verbalen Austausch nahezu vollkommen. Zu Anfang gibt Chandor seinem Charakter eine kurze Ansprache, die simple Gedanken zusammenfasst. Danach bewegt sich sein Film nur in Handlungen vorwärts. Der Zuschauer folgt den Reaktionen des Mannes und betrachtet die Entwicklung der Ereignisse. „All is Lost“ gibt dabei keine Wertung über die Handlung ab und drängt auch (fast) keine metaphorische Bedeutung in die Bilder. Vielmehr lässt er den Zuschauer allein mit den Bildern und es ist dieser ganz individuelle Zuschauer, der irgendeine Bedeutung zuschreiben kann. In seiner Reduktion ist der Film demnach nicht verschlossen. Chandor läd den Zuschauer vielmehr ein den Rahmen des Filmes zu füllen. Im Abspann wird der Segler mit dem Namen „Our Man“ bezeichnet und dieser Name zieht sich durch die Handlung wie ein roter Faden. Nachdem der Zuschauer den Mann eine Weile begleitet hat wird er schließlich wirklich unser Mann, denn wir wünschen uns, dass er gewisse Dinge tun würde und fühlen mit seinen Schmerzen mit. Fragen nach seinen Gedanken oder seiner Familie tauchen auf, aber auch praktische Fragen, die sich mit seinen Taten im Film beschäftigen. Immer ist es der Zuschauer, der sie beantworten darf und auf diese Weise in einen Dialog mit dem Film tritt.
Schließlich ist es nicht irgendein Schauspieler der unseren Mann verkörpern darf, sondern Robert Redford mit 76 Jahren. Redford besitzt von seinem ersten Auftauchen, sogar allein mit seiner Stimme, eine einzigartige Präsenz. Er muss nicht sprechen und er muss auch nicht wirklich handeln, denn allein seine Existenz ist schon genug um den Film zu tragen. Dieses simple Existieren schafft weiteren Raum für den Zuschauer und ermöglicht sowohl Identifikation als auch Projektion. Es sind einfache Handlungen wie das Öffnen von Schubladen oder die denkenden Momente in einer natürlichen Umgebung, die mitfühlen lassen. Stets fragt sich der Zuschauer wie er in solch einer Situation handeln würde und projeziert so seine eigenen Gedanken in den Film. Redford macht all dies möglich mit einer zurückhaltenden und doch eindringlichen Vorstellung, die auch durch die physische Belastung beeindruckt. Eingefangen wird diese Leistung von einer brillanten Kamera, die stets auf unseren Mann fixiert ist und ihn in schier atemberaubenden Sequenzen über und unter Wasser begleitet. Einmal mehr zahlt es sich aus auf unnötige animierte Spielereien zu verzichten und die Aktionen real umzusetzen.
„All is Lost“ ist kein Film, der Kapitalismuskritik oder Kritik an Großmächten üben möchte. Auch wenn aus dem Frachcontainer chinesische Turnschuhe strömen und die großen Schiffe an dem Segler vorbeifahren ohne ihn zu beachten ist es ein anderes Thema, welches den Film interessant macht. Es ist ein Thema das wichtiger ist als Wirtschaftsentwicklungen oder Klassenkämpfe, denn es ist das Urthema der menschlichen Spezies. Das Leben. „All is Lost“ offenbart dieses Thema durch die Betrachtung von unserem Mann, seine Handlungen und dadurch uns selbst. In der Reduktion liegt hier der Schlüssel. Denn nicht nur der Film, sondern auch das Leben wird auf das Wesentliche reduziert. Auf die Momente, die ein Leben ausmachen. Da geht es manchmal drunter und manchmal drüber. Viele Momente werden genossen und andere Momente werden zur Probe. Immer wieder kommen Hindernisse, die überwunden werden. Kleine, aber auch Große. Irgendwann schließlich kommt das Hinderniss, welches nicht mehr überwunden werden kann, aber auch dann ist niemals alles verloren.
Alle Jahre wieder Einheitsbrei! Freuen tut trotzdem Die Jagd, La Grande Bellezza und The Act of Killing. Die Königskategorie hat mit Sicherheit schon schlechtere Filme gesehen, die besten neun Filme sind es aber trotzdem nicht. Der Rest der Nominierten ist wie jedes Jahr: Teils absolut lächerlich (Streep, Bullock, Abdi, Screenplay Dallas Buyers), teils leicht erfreulich (Screenplay Before Midnight, Her, Deakins) und teils offensichtlich (Rest).
Nunja gucken werden wirs ja trotzdem.
PS: Wo ist Redford?
Ich gehe davon aus, dass die Serie ein Happy End bekommt und bis dahin weiter auf der Beziehungsschaukel hin und her schwankt wie bisher und somit die seichte Unterhaltung bleibt, die man an ihr mag. Eine Serie mit starken, düsteren Momenten und großem Unterhaltungswert, aber unterm Strich ein kurzweiliges Erlebnis, dessen Verlust sich nicht nachhaltig bemerkbar machen wird.
Unnötig. Uninteressant. Uninspiriert.
Die besten Geschichten schreibt wohl doch das Leben. Gedanken über Liebe, Leben und Storrytelling von echten Menschen vorgetragen. Die stärksten Momente werden geschaffen, wenn die verschiedenen Perspektiven sich nicht überschneiden, denn dort wird die Einfachheit und die Kompelxität von Geschichten deutlich.