ThomasCine - Kommentare
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Alle Kommentare von ThomasCine
Das Problem der Serie wird schon nach wenigen Minuten vorgestellt und nach den ersten beiden Folgen ist es sonnenklar: Leider bewegen sich alle Charaktere in einem Klischeerahmen, der es nicht zulässt sich wirklich mit ihnen zu identifizieren oder ihre Emotionen zu spüren. Klar, dies ist eine Mystery Serie deren Handlung sich um die zentrale Frage: "Was ist das für ein Virus?" dreht, aber ohne eine Verbindung zu den Personen sehe ich keinen Grund mich für die Antwort zu interessieren. Denn das Kernmysterium ist schließlich immer nur ein Mechanismus der die Charaktere auf moralische, körperliche (etc.) Weise testen möchte. Wenn die Charaktere dann nur Abziehbilder sind, wird das Mysterium unrelevant.
Wahrlich ein großer Film. Schade das er bei den Awards nicht zu den Frontrunnern gehören wird.
127 Hours und Moon sind meine Favoriten. Gravity ist noch nicht lang genug her um seine Langlebigkeit (abgesehen von der genialen Kamera) einzuschätzen. Ad hoc wäre er mir nicht mehr zu dieser Liste eingefallen.
Frage: Warum zur Hölle musste das deutsche Poster von All is Lost derart merkwürdig "glatt" gebügelt werden?
Mein Blogeintrag zu "Short Term 12" unter dem Titel "Die Macht von Kommunikation":
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/01/10/die-macht-von-kommunikation-short-term-12-2013/
Die Basis jeglichen Zusammenlebens ist Kommunikation. Diese Basis ist für alle Lebensformen gültig. Ein einfacher Austausch von Worten oder Lauten, die Gefühle, Wünsche, Ängste oder auch nur das Wetter beschreiben. Der Inhalt dieses Austausches ist nicht immer wichtig. Viel wichtiger als ein hochwertiger Kontext oder ein forderndes Gespräch ist, dass Kommunikation auf gleicher Augenhöhe stattfindet. Nur dann kann das Zusammenleben die Macht der Kommunikation ausnutzen und bewahren. In seinem Film „Short Term 12“ (2013) argumentiert Destin Cretton auf ansprechende Weise ebendieses Konzept.
„Short Term 12“ beginnt mit einem ganz normalen Arbeitstag des Paares Grace (Brie Larson) und Mason (John Gallagher Jr.). Beide arbeiten in einer Pflegeeinrichtung für Jugendliche, wo sie sich kennengelernt haben. Der Film ist hier eine Schilderung der Ereignisse, die sowohl Grace, als auch Mason in ihren verschiedenen Position erleben. Als junges Paar sehen sie sich mit überraschenden Beziehungsproblemen konfrontiert. Als Pfleger von mit Problemen belasteten Jugendlichen erfahren sie den Wert ihrer Arbeit. Als Menschen mit einer einzigartigen Vergangenheit erleben die Beiden, dass ihr eigenes (verdrängtes) Leben sie stets einholen wird. Diese Rollen sind sehr verschieden und vielschichtig, doch das zusammenhängende Element all ihrer Probleme, so erkennt Cretton, ist die Wichtigkeit der Kommunikation.
Kommunikation, dass ist in „Short Term 12“ nichts Abstraktes. Es ist die einfache Handlung, der einfache Weg auf dem sich Menschen bewegen und einander anvertrauen. Die Schönheit des Filmes liegt in der Art und Weise mit der sich die Charaktere begegnen. Hier passiert alles auf Augenhöhe und Menschen gehen miteinander um, nicht um jemanden zu steuern, sondern um die Anderen zu verstehen. Destin Cretton entwaffnet den Zuschauer mit seiner Ehrlichkeit und der Ehrlichkeit, die er seinen Charakteren entgegenbringt. Diese sind keine Klischeefiguren, sondern aus dem Leben gegriffene Menschen. Die Kommunikation im Film symbolisiert den geglückten Versuch Crettons einen Dialog mit dem Zuschauer einzugehen. In dieser Beziehung befolgt der Regisseur die gleichen Merkmale wie seine Charaktere. Wie sich Grace neben die Bewohner der Einrichtung setzt, setzt Cretton den fertigen Film vor das Publikum und öffnet seine Handlung einladend. Auf dieser Grundlage ist es ein Leichtes sich mit den Emotionen der Personen zu identifizieren.
Schließlich kommt der Film zu einer klaren Aussage über den Wert sozialer Arbeit. Grace und Mason sind die wahren Superhelden des Kinos. Sie haben keine besonderen Kräfte, kommen nicht aus einer anderen Galaxie und sie verstecken sich auch nicht unter einer Maske. Ganz im Gegenteil. Die beiden Hauptpersonen sind Menschen, die der Zuschauer kennt. Vielleicht aus dem Alltag, aber vielleicht auch nur aus den Tagträumen über das Zusammenleben von Menschen. Alle Personen sind in ihrer Emotionalität derart aufgebrochen, dass die Leinwand von ihrer Warmherzigkeit überschwemmt wird. Diese Verbindung verdankt der Film neben dem einfühlsamen Drehbuch vor allem den schauspielerischen Leistungen des gesamten Casts. Mitunter finden sich in „Short Term 12“ Kinderdarsteller, die in ihren Rollen berühren können wie in nicht vielen weiteren Filmen.
„Short Term 12“ ist kein waghalsiger Film. Destin Cretton gelingt ein besonnenes Werk, dass mit seiner entwaffnenden Ehrlichkeit zu punkten vermag. Die zentrale Erkenntnis ist nichts Neues, aber selten wird sie derart treffend formuliert. Die Macht des Redens und die Macht der Kommunikation liegt uns jeden Tag aufs Neue zu Füßen. Erst wenn diese Kraft genutzt wird knüpfen wir Freundschaften und gesunde Beziehungen. „Short Term 12“ ist nicht fern in einer anderen Galaxie. Er ist ein Film als Bildnis des Lebens: Humorvoll, dramatisch, traurig, bewegend und in jeder Sekunde unterhaltsam.
Woody Allen wieder interessanter. Erstklassige Schauspieler in allen Rollen machen sein Dialogfeuerwerk lebendig. Doch all dies ist nur Fassade, die die Traurigkeit und Verzweiflung des Hauptcharakters (und vieler Nebencharaktere) kaschiert aber nie verbergen kann. Hervorzuheben ist der Zynismus, den der Film erreicht da der Zuschauer stets weiß was eigentlich passiert und nicht nur was die Charaktere sich vorgaukeln. Jasmine selbst ist dabei etwa wie von einem anderen Stern, was eine emotionale Verbindung zu ihrer Person schwierig macht. Insgesamt eine klasse Charakterstudie, die kurzweilig ist, aber unter Umständen bei Manchen nachwirken sollte.
Ein bekanntes Thema durchschnittlich aufbereitet und damit ein Film, den es eigentlich nicht geben sollte. Jeder weiß, dass Orte wie Seaworld nicht existieren sollten und jeder weiß, dass es diese Unfälle gibt.
Der Stil des Filmes reiht in bekannter Weise einen Zeugen neben den Nächsten auf, doch in ihren Aussagen unterscheiden sie sich nicht. Unterm Strich eine Art Lehrfilm, der mehr als Erinnerung funktioniert. In dieser Erinnerungsfunktion weiß er kurzweilig zu berühren.
HBO Tribute to a Friend - James Gandolfini:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjmF9fcrybg&feature=youtu.be
Mein Blogpost zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2014/01/05/traumen-mit-ben-the-secret-life-of-walter-mitty-2013/
Wie viele andere Menschen im Filmgeschäft hat auch Ben Stiller mehrere Gesichter. Auf der einen Seite gibt es Stiller als Schauspieler, dann als Regisseur und schließlich auch Stiller, den Autor. Besonders interessant und sehenswert werden seine Projekte, wenn er Regie führt und auf dieser Basis weitere Funktionen übernimmt. In „Reality Bites“ (1994) hat er so eine Generation definiert, mit „Zoolander“ (2001) eine rabenschwarze Komödie verfasst und in „Tropic Thunder“ (2007) intelligent die Filmindustrie parodiert. All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie einen gewissen Grat an Risiko besitzen. Sein neuestes Werk „The Secret Life of Walter Mitty“ (2013) macht sich diese Risikobereitschaft zu einem zentralen Thema. In dieser Hinsicht erscheint es selbstverständlich, dass Stiller selbst die Hauptrolle spielt und sich in ihr dirigiert.
„Walter Mitty“ besitzt einen klassischen Ausgangspunkt für eine Handlung, die so alt ist wie Geschichten alt sind. Der titelgebende Charakter arbeitet in dem Fotolabor des Life-Magazins, welches im Begriff ist sich gänzlich dem digitalen Zeitalter anzupassen. Die letzte gedruckte Ausgabe soll erscheinen und der berühmte Fotograf Sean O’Connell (Sean Penn) hat ein besonderes Foto eingesendet, welches für die Titelseite benutzt werden soll. Walter, der verantwortlich für dieses Foto ist kann es nicht finden und sieht sich mit seiner Entlassung konfrontiert. Durch das Fehlen des Negativs ist jedoch nicht nur Walters Stelle gefährdet, sondern auch die seiner angebeteten Kollegin Cheryl Melhoff (Kristen Wiig). Diese motiviert Walter seine Tagträume mehr und mehr Realität werden zu lassen und sich auf die abenteuerliche Suche nach Sean zu machen.
Ben Stiller beginnt seinen Film sehr ruhig. Die ersten Szenen sind dabei fast vollständig in Stille getaucht und nur vereinzelt reißen Geräusche das Leben von Walter auf. Zunächst wirken die Tagträume Walters beinahe unplaziert in der ruhigen Erzählung, doch gerade diese leichte Rhytmusstörung macht sich später bezahlt. „Walter Mitty“ weist in dieser Beziehung einen gekonnt balancierten Erzählbogen auf, der es schafft alle Noten perfekt zu treffen. So ziehen sich viele Elemente, unter anderem das Motto des Life-Magazins, wie ein roter Faden durch den Film und werden vollständig auserzählt und abgerundet. In diesen Elementen liegen mehrere Wahrheiten von Stillers Können. Zum Einen wird deutlich, dass es diese kleinen Details sind auf die es ankommt. Denn es sind die Details die einen Film wie aus einem Guss erscheinen lassen. Zum Anderen ist es die Blendung verschiedener Genremotive, die Stiller außerordentlich gut gelingt. „Walter Mitty“ lässt sich nie vollständig in ein Genre einordnen und dies macht der Film zu einer seiner großen Stärken. Die Vielfalt der Motive gleicht der Vielfalt der Emotionen und in letzter Konsequenz so auch dem Leben.
„The Secret Life of Walter Mitty“ besticht durch viele kleine kreative und innovative Ideen, die einen zusammenhängenden Kosmos bilden. Oftmals werden Nachrichten oder Tagebucheinträge dem Zuschauer visuell auf der Leinwand gezeigt. In Bezug auf Walters Tagebuch baut die Visualisierung eine stärkere Verbindung zwischen dem Zuschauer und dem Helden des Films auf. Weiterhin findet Stiller eine Flughafenszene, die es auf diese Art wohl noch nie in einem Film gegeben hat. Zunächst irritierend entpuppt sie sich als denkwürdig und durchleuchtet die Person Walter Mitty nicht nur sprichwörtlich. Ohne auf die finanzielle Seite Hollywoods und seiner hoch budgetierten Großproduktionen einzugehen, ist es schön einen Film zu sehen der sein fast noch moderates 90 Million Dollar Budget positiv ausschöpft. In „Walter Mitty“ ist das Abenteuer real und die Schauplätze die Walter besucht sind es auch. Dies spiegelt sich auf der Leinwand wieder und verstärkt so die gefühlvollen Auswirkungen des Filmes. Filmemachen ist hier kein computergesteuertes Animieren, sondern ein visuell begeisterndes Erlebnis. Schließlich sind es die Schauspieler, die ihre Charaktere zum Leben erwecken. Souverän versinkt Ben Stiller in seinem eigenen Charakter und lässt den Zuschauer wirklich Walter Mitty sehen und nicht den Schauspieler Ben Stiller. Dieses Verschwinden gelingt auch den anderen Schauspielern perfekt. Hervorzuheben ist Sean Penn, der seine enigmatische Leinwandpräsenz in der Rolle des eigenwilligen Fotografen großartig ausspielen kann.
Wenn am Ende des Filmes die letzte Ausgabe des Magazins gedruckt ist, dann wird schnell klar, dass sich das Risiko gelohnt hat. Die Mühen waren es wert und Walter, der gewagt hat wird belohnt. Dieser Kern ist nicht neu, aber „The Secret Life of Walter Mitty“ ist eine zugängliche Erinnerung, dass ein Wagnis nie vergebens ist. Walter lernt immer mehr, dass seine Tagträume zwar eine Flucht darstellen, aber diese Flucht kein Ziel hat. Erst als er beginnt seine Träume wahr werden zu lassen, ermöglicht ihm sein Handeln ein erfülltes Leben. Auf diese Weise erkennt Walter Mitty die große Schönheit, denn er entdeckt sie in den wahrgewordenen Träumen seines Lebens. In seiner Quintessenz findet Walter so zu sich selbst und der Film zu dem was das Kino im Allgemeinen ausmacht. All dies ist Film. Es ist Leben. Es ist Ben Stiller. Es sind wir. Es ist nicht lokal, sondern global. Es ist Traum und es ist Realität. Es ist lustig und es ist traurig. Es ist ein Abenteuer. Es ist Kino.
Bzgl Connery sollte man anmerken, dass sein Ruhestand nicht ganz freiwillig ist. Immer wieder gibt es da Nachrichten, dass er an Alzeihmer erkrankt ist und unter anderem Michael Caine und Nick Nolte haben schon mehrfach über ihre Sorge um "den Schotten" gesprochen. Er hat zwar auch einmal gesagt, dass er keine Nebenrollen spielen will, aber das scheint nur die Hälfte der Wahrheit zu sein.
Überzeugende Darstellung einer wahren Begebenheit. In seinen stärksten Szenen schafft es der Film einen ungekannten Grad an Intensität zu entfesseln, der die Wirren und Anstrengungen des Krieges mit Kraft auf die Leinwand bringt. In schwächeren Szenen wird übermäßig patriotisch gestorben. Doch auch wenn es einige (wenige) dieser Szenen und Dialoge gibt, so möchte der Film nicht mehr sein als ein Bericht der vier Menschen, die an jenem Tag eine Mission ausführen mussten. Die brüderliche Beziehung der Seals mag für Manche zu einem Klischee verkommen, doch es ist ein Klischee welches auf Wahrheit beruht. In dieser Hinischt ist es sinnvoll weiter als die vermeintlichen Klischees zu schaune und "Lone Survivor" schafft dies.
Großartige Darsteller (Emile Hirsch und Ben Foster sind atemberaubend) gepaart mit einer großartigen Kamera und Bildgewalt, machen diesen Film zu einem sehenswerten Film.
Diejenigen die hier von vorn herein die totale Propaganda sehen oder eine glorifizierte Darstellung erkennen wollen, distanzieren sich auf diese Weise von der emotionalen Wahrheit hinter den Einzelschicksalen.
Man kann die Videos mögen oder nicht. Ich persönlich finde sie gut und oft gibt es interessante Denkanstöße. Über den Menschen der sie vorträgt muss ich da nicht mehr urteilen.
Zum Video: Der erste Platz ist vollkommen richtig so gewählt. Es ist wahrlich eine bedauernswerte Entwicklung, die der deutsche Film über sich ergehen lässt. Das schlimmste daran ist wohl, dass das deutsche Publikum Schweiger und Schweighöfer und co. immer wieder aufs Neue in ihrem Vorgehen bestätigt und nicht erkennt was für einen Mist sie unterstützen.
Ein Meisterwerk und einer der Filme des Jahres 2013.
Mein Blogeintrag zum Film:
http://thomasschroers.wordpress.com/2013/12/29/la-grande-bellezza-die-grose-schonheit-2013/
Vielleicht hat das Kino bessere Möglichkeiten, der Vergänglichkeit zu entkommen als das Leben. Das Kino kann sterben, aber die Bilder, die auf die Leinwand gebannt wurden können es nicht. In ihrer reinen Form leben sie weiter. Nicht nur in DVD Hüllen oder Retrospektiven, sondern vor allem in den Köpfen der Zuschauer. In dem Moment des Auftreffens eines filmischen Meisterwerks auf einen aufmerksamen Zuschauer existiert stets das Potential einen magischen Augenblick zu schaffen. In diesem Augenblick erfüllt das Kino seine Bestimmung und der Zuschauer erkennt sich selbst in der Größe des Filmes. Es sind diese kleinen Momente in denen die Kraft des Kinos unendlich wird und die Vergänglichkeit aller Dinge zurückgelassen werden kann. Paolo Sorrentino schafft mit seinem Film „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ (2013) ein Werk, das unvergesslich ist. Nach dem Sehen manifestiert er sich in unseren Köpfe und berührt uns immer wieder.
„La Grande Bellezza“ beginnt mit einem rauschenden Fest. Es ist der 65. Geburtstag des Schriftstellers und Journalisten Jep Gambardella (Toni Sevillo), den er zusammen mit Freunden aus Roms Oberschicht auf dem Dach eines Hochhauses feiert. Die Party ist exzessiv und dauert bis in die Morgenstunden an. Später wird klar, dass Jep diesen Lebensstil schon seit langer Zeit pflegt. Sich von einer Feier zur nächsten bewegt und all dem Guten im Leben frönt. Doch mit jener Geburtstagsfeier und einer Nachricht aus seiner Vergangenheit beginnen sich die Zweifel in ihm zu mehren. Er beginnt Dinge zu hinterfragen und die Perspektiven auf sein Leben zu verschieben.
In seinem Kern ist „La Grande Bellezza“ gar nicht so verschieden von einem anderen Film des Jahres 2013. Auch „Spring Breakers“ von Harmony Korine hat auf seine Weise das Leben und einen Lebensstil hinterfragt. Korine findet hinter seinen schillernden Fassaden eine gähnende Leere. Sorrentino ist in dieser Hinsicht optimistischer. Die Suche nach der großen Schönheit ist getragen von exquisiten Momenten der Schwerelosigkeit. Immer wieder wird Jep Gambardella von anderen Personen gefragt warum er nach seinem ersten Buch nie ein Zweites geschrieben hat. Zunächst kann er diese Frage nicht beantworten, doch in einem Moment von Klarheit erkennt er, dass sein Leben nur eine Hülle ist. Er erkennt, dass sich hinter dieser Hülle nichts verbirgt und das sein Leben nicht beschreibenswert ist. Sorrentino stellt dem Zuschauer und seiner Handlung einige dieser Fragen. Was ist die große Schönheit? Was liegt hinter all diesen Momenten? Was liegt hinter all den Fassaden? Was bleibt, wenn wir einen Blick zurück werfen? Was macht das Leben lebenswert? Gambardella hat Schwierigkeiten Antworten auf diese Fragen zu finden. Er ist gefangen in seinem Leben, doch in Augenblicken tiefer Melancholie verspürt er eine Sehnsucht nach den Antworten.
Paolo Sorrentino gibt uns manche dieser Antworten klar und deutlich. In dieser Hinsicht ist „La Grande Bellezza“ kein versteckter Film. Der plakative Exzess der Dekadenz wird schnell als Fassade enttarnt. Das schnelle Leben der römischen High Society ist nur eine glamuröse Oberfläche, die ihre Protagonisten verschluckt. Dank der einzigartigen Schönheit Roms und der kulturellen Monumente, die sich durch den Film ziehen fällt es Sorrentino leicht das Bild einer leeren Gesellschaft zu zeichnen. Gekonnt kontrastiert er die verschiedenen Bilderstürme und verankert in seiner Bildsprache den zentralen, emotionalen Konflikt Jep Gambardellas. Der wiederum spürt seine Vergänglichkeit und auch die seiner Freunde. Er ist gerührt von einem normalen Ehepaar, von der Präsenz einer Heiligen und von den Erinnerungen die sein Leben verdrängt hat. Sein Glück liegt in der Vergangenheit, bevor er in das mondäne Leben Roms eingetaucht war. Dort liegt die reale Welt und eine Wirklichkeit, die sein Leben besonders macht.
Ein Blick auf die filmischen Mittel, die Paolo Sorrentino einsetzt, erklärt die Größe des Filmes. In einem hypnotischen Sog aus Bildern und Musik bringt der Regisseur dem Zuschauer seine Handlung und die Stadt Rom näher. Die Bildsprache ist ruhig und abgeklärt und findet in jeder Kameraeinstellung Schönheit. Musikalisch kontrasitiert Sorrentino sinnbildlich für die erzählte Handlung sakrale Stücke mit profanen Partygeräuschen. Diese Mischung wirkt sich stark auf den Film aus und ebenso intensiv beim Zuschauer nach. Schließlich lässt Sorrentino Toni Servillo die Hauptrolle spielen. Servillo besitzt ein aus Stein gemeißeltes Gesicht, einen Charakterkopf, der für die Kamera gemacht ist. Gerade in einer Handlung die mit der Realität hinter Fassaden spielt ist Servillos markantes Gesicht ein großes Bild. Mühelos schaltet er zwischen den verschiedenen Aspekten seines Lebens hin und her. Unvergessen ist dabei seine Mimik und sein eindringliches Schauspiel. Es ist schlicht umwerfend diese Emotionen und diesen Menschen zu erleben.
„La Grande Bellezza“ ist ein zutiefst romantischer Film. Er spielt stets mit den Kontrasten des Lebens und lässt sie auf romantische Weise vor den Augen des Zuschauers entstehen. In seiner Aufgabe als Journalist besucht Jep Gambardella eine Ausstellung, in der unzählige Momente des Lebens präsentiert werden. Sorrentino argumentiert auf diese Weise, dass unser Sinn gar nicht versteckt ist. Er befindet sich in jedem Moment, den wir aktiv leben. In jedem Moment, in dem wir die lauten Geräusche zurückfahren und für wahre Gespräche offen sind. Dann sind die Oberflächen unseres Lebens nicht nur ein Trick um die Leere zu verbergen und wir betrügen uns nicht mehr selbst. Vergänglich sind wir trotzdem, doch die große Schönheit, mag sie noch so kontrastreich sein, kann jegliche Grenzen aufheben.
Schaut man sich die Top Ten an, dann spricht das Bände. 5 Fortzsetzungen und ein verkorkstes deutsches Machwerk. Beide Listen gleichen zu weiten Teilen einem Trauerspiel, lasst die Geigen klingen.
"© Wild Bunche"
Ein Film, der sich in bekannten Gewässern bewegt, diese aber recht schlüssig zusammenfügen kann. Gute Schauspielerleistungen an allen Ecken und Enden, können nicht vollständig über den klischeebehafteten Handlungsverlauf hinweg täuschen. Pluspunkte definitiv für die Art und Weise wie mit dem Thema umgegangen wird. Die Definition von Sexsucht in diesem Film scheint doch um einiges sinnvoller als jene in "Don Jon".
Insgesamt zufriedenstellend, wenn auch unausgeglichen.
Unverfrorene MGM Bengels!
Auch wenn ich kein Verfechter des deutschen Kinos bin finde ich es sehr schade, dass "Die andere Heimat" nicht in der Liste ist. Der ist ohne Zweifel ein Testament dafür, dass es geht wenn fähige Leute involviert sind und ist ein Meisterwerk.
Ein Film des skurrilen Humor, der deshalb funktioniert, weil sich alle Charaktere furchtbar ernst nehmen. Dadurch entlarvt sich ihre ganze Verrücktheit und die ihrer Situation. Todd Berger schreibt hier wunderbare Dialoge und setzt Musik ein die wohl kaum passender sein könnte. Klare Empfehlung für Freunde des Abstrusen.
"Now remember, when things look bad and it looks like you#re not gonna make it, then you gotta get mean. I mean plumb, mad-dog mean. Cause if you lose your head and you give up then you neither live nor win. That's just the way it is."
"Get ready, little lady. Hell is coming to breakfast."
"When I get to likin someone, they ain't around long"
"I notice when you get to dislikin someone they ain't around for long neither."
"Are you gonna pull those pistols or whistle Dixie?"
"And I'm saying that men can live together without butchering one another."
"There's another old saying, Senator: Don't piss down my back and tell me it's raining."
"Dyin' ain't much of a livin', boy."
"I reckon so. I guess we all died a little in that damn war."
"I came here to die with you, or to live with you."
Enough said.
Herzerwärmende romantische Komödie, die funktioniert weil ihr Witz nicht aufgesetzt wirkt, sondern ehrlich daher kommt. Ehrlich sind auch die Dialoge und Emotionen der Charaktere. Die konstruierte Handlung ist dabei nicht negativ, sondern kommt in ihrer Art frisch daher. "Genug gesagt" hat das Potential ein Film zu sein, der bei mehrfachem Sehen, vor allem in verschiedenen Alters/Lebensstadien anders wirken kann, da er das Leben kommentiert.
Schauspielerisch erstklassig ist es der vorletzte Film von James Gandolfini. Er macht hier etwas für seine schauspielerische Laufbahn ungekanntes, was den Verlust noch schwerer macht. Ein Award für Jim als "Bester Nebendarsteller" wäre wünschenswert.
"Phoenix ging solchen Großproduktionen zuletzt aus dem Weg." Das sollte er auch weiterhin tun, funktioniert doch super.
Sehr merkwürdige Liste und auch ein merkwürdiges Thema. Einerseits würde ich inhaltlich bei manchen nicht zustimmen und andererseits macht das Konzept mir Probleme. Ein Film soll also das abliefern was der Trailer aussagt? Ein Film ist nicht gelungen, wenn er die Erwartungen die im Trailer geweckt werden nicht erfüllt, sondern andere Erwartungen?
Der Film als solcher ist doch das eigentliche Werk, nicht der Trailer. Der ist nur ein nettes Werbefilmchen.
In der Tribeca Talks Directors Series gab es dieses Jahr ein ganz besonderes Schmankerl. Clint Eastwood im Gespräch mit Darren Aronofsky. Wer das nicht guckt ist selber Schuld, denn allein die Art und Weise wie Eastwood mit 83 Lenzen auf seinem Stuhl kippelt ist köstlich:
http://new.livestream.com/TribecaFilm/events/2048983/videos/17498345
Mein Blogeintrag zum Film von Ari Folman:
http://thomasschroers.wordpress.com/2013/12/22/menschlichkeit-the-congress-2013/
„The Congress“ ist ein Film, der den Zeitgeist trifft und doch zeitlos ist. Basierend auf dem Roman von Stanislaw Lem inszeniert der israelische Regisseur Ari Folman seinen Film sowohl in realen Bildern, als auch in animierten Sequenzen. Nach „Waltz with Bashir“ (2008) ist dies sein zweiter Film, der als Kommentar zu realen Ereignissen verstanden werden kann. Während Folman jedoch in „Bashir“ über seine Zeit im Libanon Krieg nachdachte, schaut er in seinem neuen Film auf unsere jetzige Zeit und in die Zukunft. Hinter der wörtlichen Handlung verbergen sich auf diese Weise Gedanken zur Zukunft des Films, dem digitalen Zeitalter und dem oft gegenwärtigen Thema der Bewusstseinsveränderung mit Hilfe von chemischen Präperaten. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit lassen sich alle drei Themen auf folgende Frage zurückführen: Reicht es uns nicht mehr menschlich zu sein?
Betrachtet man die Handlungsebene, dann erlebt der Zuschauer die Geschichte eine mittelalten Schauspieleren namens Robin Wright (Robin Wright), die zwischen ihrere Karriere und ihrer Familie durch den Alltag balanciert. Von allen Seiten wird an sie herangetragen, dass ihre große Zeit vorbei ist und das sie in der Vergangenheit einige falsche Entscheidungen getroffen hat. Aus diesem Grund bekommt sie von einem Studioboss, der ihren Stern als erloschen einstuft, ein letztes Angebot. Sie solle doch bitte ihren gesamten Körper und alles was sie auszeichnet einem Scan unterziehen, der ihre ganze Person in einem Computerchip abspeichert. Dieser Computerchip würde als digitale Vorlage für ihre zukünftigen Rollen dienen. Dies würde ihr erlauben nie wieder vor eine Kamera zu treten. Weiterhin gibt er ihr zu verstehen, dass sie auf der Leinwand mit Hilfe der Technik auch nicht mehr altern könne. Robin Wright entscheidet sich nach einigem Ringen den Vertrag zu unterschreiben und löst damit ungeahnte Folgen aus.
Ari Folman präsentiert uns ein Filmgeschäft, welches beängstigende Züge trägt. Dabei befestigt er seine weitreichende Geschichte durch einen geschickten Kniff in der Realität. Robin Wright spielt in „The Congress“ sich selbst oder besser eine Version von sich selbst. Der Film als kulturelles Medium ist dabei auf dem Weg aus der Tür. Es kommt nicht mehr auf die Details an, sondern nur noch auf beschränkte Kriterien. Das große Studio Miramount hat sich zu einer Firma entwickelt, die sich für visionär hält und das Filmemachen umkrempelt. Schauspieler müssen nicht mehr vor die Kamera treten, sie existieren digital und können jeder Zeit abgerufen werden. Filme werden vollständig am Computer erstellt. Ein Schauspieler kann durch seinen digitalen Chip jegliche Rollen spielen, ohne dabei eine Wahl zu haben wen er darstellt. Der Vertrag den Robin Wright unterschreibt sieht zwar Ausnahmen vor, doch gerade diese Möglichkeit Entscheidungen nicht treffen zu müssen soll für sie attraktiv erscheinen. Miramount hält dies für die Zukunft des Films, doch das Produkt welches sie erschaffen hat nicht mehr viel mit Film zu tun. In einer Szene machen sich zwei Charaktere darüber lustig, dass in einem dieser „neuen“ Filme ein Programmierfehler steckt. Der Film erscheint dadurch entstellt, doch die Zielgruppe wird es nicht kümmern, denn ihnen wird der sprichwörtliche Einheitsbrei serviert, auf den sich die Fantasie des Publikums in Folmans Vision beschränkt hat.
Nicht nur durch den Auftritt der echten Robin Wright wird „The Congress“ zu einer schaurigen Zukunftsvision des Filmemachens. Die Idee der computergenerierten Bilder ist schließlich nicht mehr fikitiv. Sie geschieht überall und gerade in den großen, von Massen gesehenen Hollywoodblockbustern greift sie immer mehr über. In „Avatar“ (Regie: James Cameron, 2008) oder „Der Hobbit“ (Regie: Peter Jackson, 2012,2013) werden nicht nur ganze Welten erschaffen, sondern auch Charaktere, die menschliche Emotionen verkörpern sollen. „The Congress“ hinterfragt dieses Konzept auf intelligente Weise, indem er zweifelt ob diese Bilder wirklich repräsentativ sein können und ob Schauspieler entbehrlich sind. Reicht es dem heutigen Publikum nicht mehr menschliche Menschen zu sehen? Möchte es sich mit etwas anderem auf der Leinwand identifizieren, dass durch artifiziell programmierte Emotionen eine Verbindung zum Zuschauer aufbauen möchte?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich Ari Folmans Werk auch mit dem digitalen Zeitalter. Miramount entwickelt sich in „The Congress“ von einem Filmstudio zu einer Firma, die für alle Menschen zugängliche alternative Realitäten schafft. Dort kann der normale Bürger sein altes Leben hinter sich lassen und zu Elvis Presley, Tom Cruise oder fiktiven Helden werden. Die Sache hat nur einen Haken. Einmal in dieser visionären Welt gelandet gibt es keinen Weg zurück. Das reale Leben wird zurück gelassen. Die Probleme, die im realen Leben entstehen können, die jeder Mensch in sich trägt und konfrontieren muss, verschwinden. „The Congress“ wundert sich, ob eine solche Realität erstrebenswert ist. Robin Wright stolpert quer durch diese alternative Wirklichkeit, vor allem weil ihr menschlicher Kompass nicht mehr vorhanden ist. Das digitale Zeitalter macht die Existenz dieser Wirklichkeiten möglich. Es lockt mir der Möglichkeit der totalen Veränderung, vielleicht sogar mit dem totalen Vergessen unseres befristeten Lebens. In Ari Folmans Werk lässt das digitale Zeitalter in Form von Miramount Robin Wright keine Wahl mehr, kein Entkommen. Auf diese Art konfrontiert „The Congress“ den Zuschauer mit einer Welt in der es in dieser Hinsicht keine eigene Entscheidung mehr gibt.
Miramount gibt seinen Kunden die Möglichkeit durch eine chemische Pille das Bewusstsein zu einer neuen Welt zu öffnen. Durch diese Droge wird eine uneingeschränkte Veränderung der menschlichen Persönlichkeit vorgenommen. Der Mensch wendet sich von seinen Emotionen ab, er will sie verdrängen und sich das Leben einfacher machen. Gefühle werden nicht mehr erlebt, sondern durch Präperate verschleiert. Sie werden artifiziell neu erzeugt und in Gang gesetzt. Folmans Kommentar in Bezug auf dieses allgegenwärtige Thema ist nicht versteckt, aber er ist auch nicht aufdringlich wertend. „The Congress“ erlaubt sich lediglich eine Frage zu stellen und eine Situation zu entlarven. Reicht es den Menschen im Film nicht mehr menschlich zu sein? Die Firma Miramount macht aus dieser Frage Geld, denn sie bietet all denen, deren Antwort verneinend ausfällt eine Lösung.
„The Congress“ ist ein kritischer Film. Ari Folman macht dem Zuschauer seine Gedanken zugänglich, indem er eine Handlung schafft die sie tragen kann. Eine Handlung, die das Einzelschicksal einer Frau und ihres Sohnes erzählt und durch diese emotionale Erzählung den großen Bogen zum Zuschauer schlägt. Den Bogen zum Innersten der Menschen. Zu dem was die Menschen ausmacht und sie bewegt. Hoffentlich auch zu dem, was ihnen reicht.
Die Parallele zu "The Wire" findet der Film nicht nur in seinem Hauptdarsteller. Ein Film als Abbild der Realität. Schonungslos und traurig, wie das Leben leider manchmal ist. Daher ist "Fruitvale Station" großes, weil wichtiges Kino, dass überall verstanden werden kann.